Download PDF
Download PDF
Download PDF
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ne Leistung verbunden sind. Das US-amerikanische<br />
Magazin Forbes und nach ihm das deutsche Manager-<br />
Magazin veröffentlichen regelmäßig eine Liste der<br />
Reichsten, bei der selbstverständlich nicht in Frage<br />
steht, dass sich diese Vermögen auf unternehmerische<br />
Leistung gründen. Wie absurd dieser Leistungsbegriff<br />
ist, hat der Wirtschaftsjurist und Publizist Harald<br />
Wozniewskis demonstriert, in dem er die Stundenlöhne<br />
für diese angebliche Unternehmerleistung errechnete.<br />
Eine vielleicht nicht ganz präzise und auch mit vielen<br />
Unbekannten aufgestellte Rechnung, aber sie ist bei<br />
aller Gewagtheit immer noch entlarvend genug für den<br />
absurden Begriff der Unternehmerleistung.<br />
Dass sich die Managerelite Millioneneinkommen zuschanzen<br />
kann, geschieht im Übrigen auch nicht ohne<br />
Einverständnis ihrer „Arbeitgeber“, und wer die<br />
Maßlosigkeit der Manager kritisiert, darf zur Maßlosigkeit<br />
der Milliardäre nicht schweigen. Wobei der Milliarden-Reichtum<br />
eigentlich immer weniger verschwiegen,<br />
sondern sogar zur Schau gestellt und zum Maß aller gesellschaftlichen<br />
Werte erhoben wird. Ohne die Gesellschaftsfähigkeit<br />
der maßlosen Bereicherung ist weder<br />
die Maßlosigkeit der Manager denkbar noch das unverschämte<br />
Bekenntnis des Manager-Magazins zur Gier als<br />
Grundlage der Leistungsgesellschaft.<br />
Fragt man nach den politisch-kulturellen Folgen dieser<br />
schamlosen Bereicherung, dann zeigt sich schnell,<br />
dass die Kehrseite der Parole „Gier ist geil“ folgerichtig<br />
„Geiz ist geil“ heißt. Denn was das Manager-Magazin<br />
als Rückkehr zur Leistungsgesellschaft feiert, ist das<br />
unverhohlene Bekenntnis zur Ellenbogengesellschaft,<br />
in der sich die Gier der Mächtigen mit dem Geiz gegenüber<br />
den Schwächeren verbindet. Diese Parallelität von<br />
Gier und Geiz spiegelt sich denn auch in der Politik<br />
wider. Senkung des Spitzensteuersatzes sowie Verzicht<br />
auf die Vermögenssteuer auf der einen Seite und Senkung<br />
des Arbeitslosengeldes und der Netto-Renten auf<br />
der anderen. Einerseits Amnestie für Steuersünder und<br />
andererseits härtere Sanktionen für Arbeitslose.<br />
Wie wäre es, wenn<br />
Das Recht im Schlaf reich zu werden<br />
Mann könnte glauben, dass das zunehmend unverhohlene<br />
Bekenntnis zur maßlosen Bereicherung Ausdruck<br />
des viel beschworenen kulturellen Wertewandels ist.<br />
Tatsächlich ist der kulturelle Wandel jedoch nur eine<br />
Folgeerscheinung des langsamen, aber tiefen Wandels<br />
in der ökonomischen Wertschöpfung.<br />
Immer größere Teile des Volkseinkommens stammen<br />
nicht mehr unmittelbar aus abhängiger oder unternehmerischer<br />
Erwerbsarbeit, sondern aus Vermögenseinkommen.<br />
Zinsen, Dividenden oder auch Mieteinnahmen<br />
sind gerade für die oberen zehn Prozent<br />
der Gesellschaft eine maßgebliche Einnahmequelle –<br />
unabhängig davon, ob sie nebenbei als leitende Angestellte<br />
tätig sind oder über Einkünfte als Freiberufler<br />
verfügen. Die amtliche Statistik sagt darüber wenig<br />
aus, weil sie in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung<br />
nur die Arbeitnehmereinkommen präzise er-<br />
• die Bezüge der Vorstandsmitglieder bzw. Geschäftsführer<br />
von Kapitalgesellschaften einschließlich<br />
aller Sonderzuwendungen nicht nur in den Geschäftsberichten<br />
der Aktiengesellschaften veröffentlicht,<br />
sondern auch den MitarbeiterInnen des<br />
Unternehmens bekannt gemacht würden?<br />
• die Bundes- und Landesrechnungshöfe verpflichtet<br />
würden, die Bezüge von Vorstandsmitgliedern bzw.<br />
Geschäftsführern von Unternehmen, an denen die<br />
öffentliche Hand beteiligt ist, einem öffentlichen<br />
Ranking zu unterziehen? Dabei müsste die Höhe der<br />
Bezüge mit der Bezahlung ähnlicher Verantwortungen<br />
in Politik und Verwaltung verglichen werden.<br />
• das für die Sozialhilfe geltende Lohnabstandsgebot<br />
auch auf Managergehälter angewandt würde, um<br />
den Leistungswillen und die Motivation der übrigen<br />
Bezieher von Erwerbseinkommen nicht zu beeinträchtigen?<br />
• die Bundesregierung einen jährlichen Bericht über<br />
die Entwicklung und Steuerbelastung der privaten<br />
Vermögen von mehr als 100 Millionen Euro vorlegen<br />
müsste?<br />
fasst, während die Einnahmen aus selbstständiger<br />
Tätigkeit und aus Vermögen zusammengezählt werden,<br />
als würden nur die Selbstständigen auch Vermögenseinkommen<br />
beziehen. Tatsächlich beziehen aber<br />
die meisten Selbstständigen kein höheres Einkommen<br />
als gut bezahlte Angestellte und Beamte, und die<br />
führenden Manager mit Einkommen von mehreren<br />
Hunderttausend Euro werden nicht als Selbstständige,<br />
sondern als unselbstständig Beschäftigte gezählt.<br />
So kommt es, dass selbst Hausierer oder Inhaber einer<br />
Ich-AG als Selbstständige gerechnet werden, während<br />
der angestellte Vorstandsvorsitzende mit einem Jahreseinkommen<br />
von mehreren Hunderttausend Euro als<br />
abhängig Beschäftigter gerechnet wird. Niemand<br />
weiß es genau, aber wahrscheinlich gibt es durch<br />
diese statistische Unschärfe unter den unselbstständig<br />
Beschäftigten bald ebenso viele Eigentumsmil-<br />
Die Bruttoeinkommen der Unselbstständigen haben sich von 1991 bis 2002 nur um rund 31 Prozent erhöht, während<br />
die privaten Geldvermögen im selben Zeitraum um 83 Prozent auf 3.739 Mrd. Euro gestiegen sind. Diese ungleiche<br />
Entwicklung signalisiert, dass immer mehr private Haushalte nicht nur mehr Vermögen, sondern auch mehr Vermögenseinkommen<br />
besitzen. Unterstellt man nämlich, dass dieses gewaltige Geldvermögen vom Sparbuch bis zum rentablen<br />
Aktienfond eine durchschnittliche Rendite von mindestens sechs Prozent abwirft, dann ergaben sich daraus<br />
2002 private Vermögenseinnahmen von 223.8 Mrd. Euro. Oder anders gerechnet: Die Einkommen der deutschen Privathaushalte<br />
stammten 2002 zu 16 Prozent nicht aus eigener Erwerbsarbeit, sondern aus Vermögenserträgen.<br />
11