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Gefordert – ein klima- und umweltschonender Energiemix

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| HY RECHT+NORMUNG ||| | |<br />

Flanschberechnungen nach<br />

EN 1591 <strong>–</strong> Fluch oder Segen<br />

Laut Untersuchungen der in Delft ansässigen TNO versickern jährlich<br />

180 Mio. Euro all<strong>ein</strong> bei den Unternehmen der chemischen Industrie in<br />

den Niederlanden im Boden oder werden in die Luft abgegeben. Gr<strong>und</strong><br />

dafür sind nach Untersuchungen britischer Experten in der Hauptsache<br />

<strong>und</strong>ichte Flansche <strong>–</strong> <strong>ein</strong> durchaus ungeliebtes Thema, das jedoch aufgr<strong>und</strong><br />

des großen wirtschaftlichen Schadens, der nach M<strong>ein</strong>ung von<br />

Fachleuten zum großen Teil vermieden werden könnte, in Zukunft an Bedeutung<br />

gewinnen wird.<br />

D<br />

ies sieht auch Beate Schäferdieck (51) so, die als freie beratende<br />

Ingenieurin seit r<strong>und</strong> 25 Jahren mit der Berechnung<br />

von Flanschen beschäftigt ist. In nationalen <strong>und</strong> internationalen<br />

Gremien hat sie die Umstellung von der nationalen Norm DIN<br />

2505 auf die europäische EN 1591 intensiv begleitet <strong>und</strong> ist heute<br />

„froh, dass wir es geschafft haben, über diese neue Norm die DIN-<br />

Flansche gerettet zu haben. Denn ohne diese neue Norm gäbe es in<br />

Deutschland <strong>und</strong> Europa nur noch ANSI-Flansche.“<br />

Die EN 1591 ist allerdings nur <strong>ein</strong> weiterer Schritt in der Entwicklung<br />

von Flanschdichtungen, deren Anfänge verb<strong>und</strong>en sind mit<br />

der Einrichtung der ersten Wasserleitungen oder <strong>ein</strong>fachen Rohrleitungen.<br />

Es ist anzunehmen, dass die damaligen Dichtungen aus<br />

den damals verfügbaren Werkstoffen bestanden, aus Naturfasern,<br />

aus Geweben, Kork <strong>und</strong> Blei.<br />

Die Industrialisierung brachte auch hier erhebliche Veränderungen,denn<br />

als die ersten Dampfmaschinen aufkamen,waren schon<br />

erheblich wirksamere Dichtungen notwendig.„So entstanden bald<br />

Dichtungsplatten für Flachdichtungen aus naturgummigeb<strong>und</strong>enen<br />

Faserwerkstoffen <strong>und</strong>“, schreiben die Autoren Professor Dr.-Ing.<br />

H<strong>ein</strong>z Müller <strong>und</strong> Dr. Bernhard S. Nau in ihrem Aufsatz Flanschdichtungen:<br />

Bauformen <strong>–</strong> Berechnung, „die Entwicklung von neuen<br />

Werkstoffen <strong>und</strong> Dichtungen für Flansche von Rohren <strong>und</strong> Druckbehältern<br />

ist bis heute nicht beendet.“<br />

TA Luft als besondere Herausforderung<br />

Insbesondere nicht, wenn man die TA Luft 2002 betrachtet, die<br />

insbesondere bei so genannten diffusen Emissionen hohe Anforderungen<br />

stellt. Diese sind durch die schon erreichte Emissionsminderung<br />

stärker in den Fokus gerückt <strong>und</strong> nehmen deshalb in<br />

der TA Luft <strong>ein</strong>en deutlichen Raum <strong>ein</strong>. So heißt es dort, dass<br />

Flanschverbindungen in der Regel nur dann verwendet werden<br />

dürfen, wenn sie verfahrens-, sicherheitstechnisch oder für die<br />

Instandhaltung notwendig sind. Und zusätzlich<br />

wird vermerkt, dass nur technisch dichte<br />

Flanschverbindungen entsprechend der Richtlinie<br />

VDI 2440 zu verwenden sind. Doch was<br />

heißt technisch dicht? „Ziel dieser TA Luft“, so<br />

sagt Edgar Neuhalfen von der TÜV Rh<strong>ein</strong>land<br />

Group, „ist es, dass im Sinne des Vorsorgegr<strong>und</strong>satzes<br />

des B<strong>und</strong>es-Immissionschutzgesetzes<br />

(BImSchG) möglichst wenige Emissionen in die<br />

Atmosphäre abgeleitet werden.“ Das bedeutet, dass neben der<br />

Dichtung auch das Gesamtsystem Flansch-Dichtung-Verschraubung<br />

an Bedeutung gewinnt.<br />

Ein besonderes Augenmerk in diesem Zusammenhang findet in<br />

der TA Luft 2002 die technische Dichtheit in Kombination mit<br />

<strong>ein</strong>er spezifischen Leckagerate nach VDI 2440 bei der Emissionsminderung<br />

in Mineralölraffinerien.Unter Bezug auf den Entwurf<br />

der VDI 2200 (Dichte Flanschverbindungen, Auswahl, Auslegung,<br />

Gestaltung <strong>und</strong> Montage von verschraubten Flanschverbindungen)<br />

vom Juni 2005 heißt es dort: „Die Erfüllung des Anforderungswertes,<br />

d.h. des Leckagekriteriums, bedeutet nicht zwingend,<br />

dass mit dieser entsprechend zertifizierten Dichtung unter allen betrieblichen<br />

Umständen <strong>ein</strong>e Flanschverbindung mit besonders niedriger<br />

Leckagerate erreicht wird. Das ist nur in Verbindung mit <strong>ein</strong>er<br />

fachgerechten Auslegung <strong>und</strong> Montage zu gewährleisten.“<br />

Insbesondere hier wird deutlich,warum die „alte“ DIN 2505 dringend<br />

verändert werden musste <strong>–</strong> auch wenn sie ihre Vorteile hatte.<br />

Vergleicht man die beiden Berechnungsmethoden DIN 2505 <strong>und</strong><br />

EN 1591, fällt zunächst auf, dass die Berechnungstheorie, die<br />

beiden zugr<strong>und</strong>e liegt, durchaus vergleichbar ist: Flanschquerschnitt<br />

bzw. das daraus resultierende Widerstandsmoment werden<br />

betrachtet. Außerdem werden die Kräfte gleich definiert, die<br />

auf die Flanschverbindung <strong>ein</strong>wirken. Ein Vorzug der DIN 2505<br />

ist ihre Einfachheit der Berechnungschritte, während die „neue“<br />

EN 1591 auf den ersten Blick doch recht kompliziert ersch<strong>ein</strong>t<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong>e „von-Hand-Berechnung“ aufgr<strong>und</strong> des aufwendigen<br />

Verfahrens kaum mehr möglich ist.<br />

Allerdings bietet die EN 1591 auf den zweiten Blick erhebliche<br />

Vorteile,die die DIN 2505 nicht enthält.Es wird wie in der TA Luft<br />

gefordert, das Gesamtsystem Flansch-Schraube-Dichtung betrachtet,<br />

wobei dabei allerdings nicht nur die Kriterien der Festigkeitsbetrachtung<br />

zu sehen sind, sondern auch das gesamte Ver-<br />

30 9/2005 ||||| HY6

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