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Rüstungsexporte: Richtig oder Falsch? 3<br />
hin Soldaten zur Stabilisierung politischer Verhältnisse zu schicken, sondern auch Sicherheitsorgane<br />
auszubilden und mit Waffen auszustatten. Dass Deutschland hier ebenfalls<br />
seinen Part spielt, zeigen aktuelle Daten zu deutschen Rüstungsausfuhren. Will man zu<br />
einem qualifizierten, ethisch orientierten Urteil in Sachen Rüstungsexporte gelangen, sind<br />
anstehende Entscheidungen im Licht der zugrunde liegenden moralischen Position zu<br />
prüfen. Diese geht davon aus, dass es sich bei Rüstungsexporten um die Weitergabe von<br />
Mitteln der Gewalt handelt, und legt dafür die gleichen Maßstäbe wie für die Anwendung<br />
von Gewalt an. Als Parameter der Beurteilung dient der Zusammenhang von Frieden,<br />
Sicherheit und Entwicklung. Dabei dienen die „Politischen Grundsätze der Bundesregierung<br />
für konventionelle Rüstungsexporte“ und der EU-Verhaltenskodex für Rüstungsexporte<br />
aus dem Jahr 1998 als Referenz, und zwar in der Absicht, dies Instrument deutscher<br />
und europäischer Politik in ihren Stärken und Schwächen zu bewerten.<br />
Eine ethische Urteilsbildung erleichtert Entscheidungen nicht. Vielmehr ist ihr Mehrwert<br />
darin zu vermuten, dass sie im Umgang mit Zielkonflikten für die Einhaltung einmal<br />
gesetzter normativer Standards sorgt und angesichts der Komplexität der Materie das<br />
Wissen um die Verantwortung für jedwedes Tun schärft. Insofern versteht sich dieser<br />
Report auch als Beitrag zur nahezu verstummten friedensethischen Debatte.<br />
2. Zur aktuellen Lage<br />
Zwei, gegenüber den vorangegangenen Jahrzehnten neue Trends prägen die aktuelle Lage.<br />
Dies ist bei einer ethischen Urteilsbildung zu berücksichtigen. Zum einen haben frühere<br />
Deutungsmuster der Beziehung zwischen Rüstungsexporten, Sicherheit und Entwicklung<br />
an Relevanz verloren. In Zeiten des Kalten Krieges stand der Einfluss der Hochrüstung in<br />
Ost und West auf die Kriegs- und Rüstungsdynamik in übrigen Teilen der Welt im Vordergrund.<br />
Heute richtet sich das Augenmerk auf die armen und die ärmsten Länder und<br />
die Risiken dortiger Gewaltkonflikte, abgesehen von rüstungskontrollpolitischen Problemen,<br />
die die Schwellenländer als Rüstungsproduzenten und -exporteure erzeugen. Zum<br />
anderen gelten die Diffusion von Gewaltpotenzialen, die Ökonomisierung des Kriegsgeschehens<br />
sowie die Notwendigkeit und Chancen militärischer Interventionen in der Absicht<br />
der Friedensicherung und Friedenskonsolidierung als neue Akzente. Daneben lässt<br />
sich eine Umwertung der Rolle von Streitkräften als Instrument feststellen, das staatliche<br />
Gewaltmonopol durchzusetzen und aufrecht zu erhalten. Dies alles beeinflusst die Sicht<br />
auf Rüstungsexporte und soll im Folgenden im Blick auf den weltweiten Rüstungshandel<br />
und das gegenwärtige Kriegsgeschehen skizziert werden.