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12. august – 18. september 2010

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Lucerne FestivaL im sommer<br />

<strong>12.</strong> <strong>august</strong> <strong>–</strong> <strong>18.</strong> <strong>september</strong> <strong>2010</strong><br />

Eröffnungskonzert<br />

Donnerstag, <strong>12.</strong> August | <strong>18.</strong>30 Uhr | Konzertsaal<br />

9 Programm und Konzerteinführung<br />

26 Liebesgeschichten<br />

29 English Program Notes<br />

35 Libretto<br />

57 Interpreten | Artists<br />

1


-<br />

Intendant, Gesamtleitung<br />

Michael Haefl iger<br />

Kaufmännische Leitung<br />

Theresa Hoepker<br />

Künstlerisches Büro<br />

Christiane Weber, Leitung, Management LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA |<br />

Katharina Christen, Veranstaltungslogistik | Malte Lohmann, Redaktion |<br />

Mark Sattler, Dramaturgie, Moderne, «composer-in-residence» |<br />

Susanne Stähr, Dramaturgie, Redaktion | Monika Widler, Organisation, Verträge<br />

Education<br />

Katharina Rengger, Leitung, Management LUCERNE FESTIVAL ACADEMY, Children’s Corner |<br />

Dominik Deuber, Organisation, LUCERNE FESTIVAL ACADEMY<br />

Sponsoring & Development<br />

Christine Rhomberg, Leitung, Freundesvereinigungen | Martina Mugglin, Projektassistenz |<br />

Franziska Schälin, Organisation, Sponsoring Services<br />

Presse & Öffentlichkeitsarbeit<br />

Barbara Higgs, Leitung, Pressesprecherin |<br />

Christian Schwarz, Medienbetreuung, Interne Kommunikation<br />

Sales & Marketing<br />

Valérie Grüter, Leitung Sales | Birgit Achatz, Leitung Marketing |<br />

Inés Maloigne, Werbung, Inserate | Andrijana Breitschaft, Kartenverkauf, Grossbestellungen,<br />

Reiseveranstalter, Saalteam | Claudia Cavallari Hemmeter, Administration Freunde<br />

LUCERNE FESTIVAL, American Friends und Japanese Friends | Brigitte Schwerzmann-Keller,<br />

Kartenverkauf, Partner-Aktionen | Susanne Stalder, Kartenverkauf, Luzerner Hotels |<br />

Trudy Stocker, Kartenverkauf, Support | Marcella Tönz Mina, Kartenverkauf, Vorverkaufsstellen,<br />

Children’s Corner | Claudia Zeyer, Kartenverkauf, Backoffi ce Management,<br />

Veranstaltungsbetreuung<br />

Produktion<br />

Basil Rogger, Leitung, Publikationen | Denise Mattich, Desktop | Andrea Mettler, Grafi k<br />

Finanzen<br />

Hans-Peter Marbet, Leitung | Iris Zimmermann, Buchhaltung<br />

IT<br />

Stefan Hofstetter-Schüssler, Leitung | Gisela Sigrist Salzmann, Applikationsbetreuung<br />

Support & Administration<br />

Sandra Boog-Vogel, Administration | Judith Brügger, Assisstentin der Kaufmännischen<br />

Leitung | Patrizia Hort, Assistentin des Intendanten | Christina Zeyer, Empfang,<br />

Administration<br />

Organisation_KP_Sommer_<strong>2010</strong>_re.indd 1 20.07.10 11:41


Sehr verehrte Damen und Herren<br />

Was gleicht der Musik? Sie verdreht<br />

uns den Kopf, bringt uns um den Verstand,<br />

berauscht unsere Sinne, treibt<br />

uns zur Raserei. Aber sie schenkt uns<br />

auch inneren Frieden, Glückseligkeit<br />

und Harmonie, hebt uns hinaus über<br />

unser eigenes Leben, lässt uns glauben<br />

und hoffen, stiftet Sinn und Gemeinschaft.<br />

Was also wäre der Musik<br />

zu vergleichen? Allein die Liebe.<br />

Der Sommer <strong>2010</strong> steht bei LUCERNE<br />

FESTIVAL unter dem unwiderstehlichen<br />

Motto «Eros». Und welche Assoziationen<br />

auch immer sich in Ihrer<br />

Hubert Achermann<br />

Phantasie einstellen mögen <strong>–</strong> Sie liegen<br />

richtig. Tugend und Laster, teufl ische Versuchung und himmlische Verzückung<br />

begegnen Ihnen in der Musik, deren historischer Bogen vom späten<br />

Mittelalter bis in die Jetztzeit reicht und Ihnen alle Arten von Liebe und Leidenschaft<br />

vorstellen wird: Engel und Dämonen, Heilige und Frauenhelden,<br />

Minnesänger und Machos, die unsterbliche Geliebte und die verruchte<br />

Femme fatale. Wir feiern die berühmten Liebespaare der Literatur, aber auch<br />

die grossen Liebenden der Musik wie Robert und Clara Schumann, Richard<br />

Wagner und Mathilde Wesendonck oder Gustav und Alma Mahler. Ihnen haben<br />

wir in unseren Konzertprogrammen eine eigene Portraitreihe gewidmet: die<br />

«Liebesgeschichten».<br />

Wir heissen Sie sehr herzlich willkommen in Luzern und wünschen Ihnen<br />

hinreissende Erlebnisse mit dem höchsten der Gefühle <strong>–</strong> bei LUCERNE<br />

FESTIVAL im Sommer <strong>2010</strong>.<br />

Hubert Achermann Michael Haefl iger<br />

Präsident Intendant<br />

Begruessung_dt_KP_Sommer_<strong>2010</strong>_li.indd 1 20.07.10 11:28<br />

Dear Ladies and Gentlemen:<br />

Can anything compare with music? It<br />

sets our heads spinning, does away<br />

with reason, intoxicates our senses,<br />

and drives us to distraction. Yet it also<br />

gives us inner peace, happiness, and<br />

harmony, lifts us outside our private<br />

lives, allows us to have faith and hope,<br />

and encourages a sense of meaning<br />

and community. What shares these<br />

qualities with music? Only love.<br />

The LUCERNE FESTIVAL in Summer<br />

<strong>2010</strong> is built around the irresistible<br />

theme of “Eros.” And whatever associations<br />

this may conjure in your im-<br />

Michael Haefl iger<br />

agination—all of them are correct.<br />

Virtue and vice, diabolical temptation and heavenly ecstasy are the extremes<br />

you will encounter in the music we have planned. Our programming spans a<br />

wide historical range, from the late Middle Ages right up to the present, and<br />

explores all manner of love and passion: angels and demons, saints and libertines,<br />

minstrels and macho lovers, the Immortal Beloved and the infamous<br />

femme fatale. We celebrate the famous couples who appear in literature as<br />

well as the great lovers from the history of music itself, such as Robert and<br />

Clara Schumann, Richard Wagner and Mathilde Wesendonck, and Gustav<br />

and Alma Mahler.<br />

We wish our guests from all over the world a very warm welcome to Lucerne<br />

and are delighted to be able once again this year to offer dual-language programs—including<br />

notes on the music and artist biographies in English—<br />

to enhance your concert experience. We hope each of you has an enchanted<br />

summer fi lled with this most supreme of feelings—right here at the LUCERNE<br />

FESTIVAL in Summer <strong>2010</strong>.<br />

Hubert Achermann Michael Haefl iger<br />

President Executive and Artistic Director<br />

Begruessung_engl_KP_Sommer_<strong>2010</strong>_re.indd 1 20.07.10 11:29


Programm und Konzerteinführung |<br />

english Program notes<br />

10 Programm<br />

13 Die Handlung<br />

16 «Tromba in B (auf dem Theater)»<br />

Dreimal Fidelio und ein mehrdeutiges Signal<br />

26 Liebesgeschichten<br />

Folge 1: Ludwig van Beethoven und der Wunsch nach der Ehe<br />

29 Beethoven’s Enlightening Love<br />

Love as Dramatic Catalyst<br />

9


10<br />

eröffnungskonzert<br />

Donnerstag, <strong>12.</strong> <strong>august</strong> | <strong>18.</strong>30 uhr<br />

Konzertsaal<br />

Mahler chamber Orchestra<br />

Lucerne FestivaL OrcHestra<br />

arnold schoenberg chor (erwin Ortner Einstudierung)<br />

claudio abbado Dirigent<br />

tatjana Gürbaca Regie<br />

stefan Heyne Bühnenbild<br />

reinhard traub Lichtdesign<br />

Peter Mattei Don Fernando<br />

Falk struckmann Don Pizarro<br />

Jonas Kaufmann Florestan<br />

nina stemme Leonore<br />

christof Fischesser Rocco<br />

rachel Harnisch Marzelline<br />

christoph strehl Jaquino<br />

Juan sebastian acosta Erster Gefangener<br />

Levente Pall Zweiter Gefangener<br />

NESTLÉ AG <strong>–</strong> Resident Sponsor und Tour Sponsor des LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA<br />

Begrüssung<br />

Hubert achermann Präsident LUCERNE FESTIVAL<br />

Grusswort<br />

Didier Burkhalter Bundesrat<br />

Eröffnungsrede: «EROS CENTER MUSIK»<br />

nike Wagner Autorin und Intendantin des Kunstfestes Weimar «pèlerinages»<br />

| Pause<br />

Ludwig van Beethoven (1770<strong>–</strong>1827)<br />

Fidelio op. 72 (1804/05; rev. 1806 und 1814)<br />

Oper in zwei Aufzügen<br />

Textbuch von Joseph Sonnleithner, Stephan von Breuning und Georg<br />

Friedrich Treitschke nach dem Libretto Léonore ou L’Amour conjugal<br />

von Jean-Nicolas Bouilly<br />

Gesprochene Dialoge neu eingerichtet von Tatjana Gürbaca<br />

Halbszenische Aufführung<br />

| Pause nach dem ersten Aufzug<br />

DRS 2 zeichnet das Konzert auf und sendet es am Sonntag, 15. August <strong>2010</strong>, 21.00 Uhr.<br />

Decca schneidet die Aufführung für eine mögliche CD-Produktion mit.<br />

11


Die Handlung<br />

vorgeschichte<br />

Don Pizarro, Gouverneur eines spanischen Staatsgefängnisses, missbraucht<br />

seine Macht, um persönliche Widersacher verschleppen zu lassen und in den<br />

Kerkern gefangenzuhalten. Auch sein gefährlichster Feind, Florestan, liegt<br />

in Ketten, dem Tod näher als dem Leben. Dessen Frau aber, Leonore, hat<br />

sich, als Jüngling verkleidet, unter dem Namen Fidelio Zutritt in das Gefängnis<br />

und eine Anstellung bei Kerkermeister Rocco verschafft <strong>–</strong> in der kühnen<br />

Hoffnung, ihren Mann retten und befreien zu können.<br />

erster aufzug<br />

Jaquino, der Pförtner, umwirbt die Tochter des Kerkermeisters: Marzelline<br />

aber weist ihn verärgert zurück. Sie hat sich längst für einen anderen entschieden,<br />

für Fidelio, den neuen Gehilfen ihres Vaters. Auch Rocco selbst ist<br />

derart eingenommen von dem vortrefflichen jungen Mann, dass er ihm<br />

schon in allernächster Zukunft seine Tochter zur Frau geben will. Im Gegenzug<br />

erbittet Fidelio alias Leonore sein Vertrauen, ihn endlich in die geheimen<br />

Verliesse der Staatsgefangenen begleiten zu dürfen. Rocco erzählt von einem<br />

Inhaftierten, der im Kerker isoliert sei und auf Befehl des Gouverneurs mit<br />

schwindenden Brotrationen dem sicheren Tod überantwortet werde. Schon<br />

trifft Pizarro selbst im Gefängnis ein. Unter den Briefen, die ihm Rocco aushändigt,<br />

findet er ein Schreiben, das ihn vor der unmittelbar bevorstehenden<br />

Inspektion seiner Anstalt durch den Minister Don Fernando warnt. Pizarro<br />

befiehlt einem Hauptmann der Wache, die Ankunft des Ministers<br />

augenblicklich durch ein Trompetensignal zu melden. Dann weiht er den<br />

verstörten Rocco in seine Pläne ein: Gemeinsam würden sie in den Kerker zu<br />

«jenem Mann» hinabsteigen; Rocco solle ein Grab ausheben, er selbst werde<br />

den Gefangenen «aus dem Weg räumen». Leonore, die ahnt, was vor sich<br />

Francisco de Goya, Tagebuchalbum «Nicht alle wissen es»<br />

13


geht, spricht sich Mut zu in dieser scheinbar ausweglosen Lage. Während auf<br />

ihr Bitten die Insassen der leichteren Gefängnisse für eine kurze Gnadenfrist<br />

ins freie Sonnenlicht treten dürfen, erfährt Leonore, dass sie Rocco bei seiner<br />

schaurigen Aufgabe in den unterirdischen Gewölben zur Hand gehen<br />

soll. Pizarro kehrt wutentbrannt zurück, empört über das eigenmächtige<br />

Handeln seines Kerkermeisters, der den Häftlingen diese geringe Erleichterung<br />

zu gönnen wagte.<br />

Zweiter aufzug, erstes Bild<br />

Florestan, an der Mauer festgekettet, beklagt sein zerstörtes Leben, doch er<br />

tröstet sich mit der Gewissheit, seine Pflicht getan zu haben und schuldlos<br />

bestraft zu werden. In einer fiebrigen Vision erblickt er einen Engel in der<br />

Gestalt Leonores, der ihn aus seinem Grab in die Freiheit, ins himmlische<br />

Reich entführt. Rocco und Leonore steigen in das düstere Verliess herab und<br />

beginnen ihr Werk, räumen Trümmergestein von einer Zisterne. Im diffusen<br />

Licht erkennt Leonore bald ihren gesuchten Mann, der seine Wächter um<br />

Hilfe bittet: um eine Nachricht an seine Frau in Sevilla, um einen Tropfen<br />

Wasser wenigstens. Allzu bald jedoch stürzt Pizarro herbei; wie besessen<br />

vom Triumph der Rache gibt er sich seinem Opfer zu erkennen, aber ehe er<br />

mit dem Dolch zustossen kann, wirft sich Leonore schützend vor ihren Mann <strong>–</strong><br />

«Töt erst sein Weib!» <strong>–</strong> und bedroht den Gouverneur mit vorgehaltener Pistole.<br />

Da ertönt die verabredete Trompetenfanfare und signalisiert das Eintreffen<br />

des Ministers. Die Stunde der Befreiung und des Gerichtes bricht an:<br />

Pizarros Attentat ist gescheitert. In namenloser Freude sinkt Florestan in die<br />

Arme seiner Retterin.<br />

Zweiter aufzug, zweites Bild<br />

Der Minister Don Fernando erscheint vor den Gefangenen, um für Gerechtigkeit<br />

zu sorgen und die Willkürherrschaft des Gouverneurs zu beenden. In<br />

Florestan, der gefesselt aus dem Kerker heraufgebracht wird, erkennt er fassungslos<br />

den totgeglaubten Freund, den «Edlen, der für Wahrheit stritt». Leonore<br />

allein gesteht er das Privileg zu, ihren Mann von der Last der Ketten zu<br />

befreien. Pizarro aber wird von der Wache abgeführt. Alle, die Gefangenen<br />

und das herbeigeeilte Volk, preisen die ungeheure Rettungstat: «Wer ein<br />

holdes Weib errungen, / Stimm’ in unsern Jubel ein! / Nie wird es zu hoch<br />

besungen, / Retterin des Gatten sein.»<br />

14<br />

Francisco de Goya, Portrait der Teresa Sureda


«tromba in B (auf dem theater)»<br />

Dreimal Fidelio und ein mehrdeutiges Signal<br />

Fidelio alias Leonore, eine als Mann verkleidete Frau, gibt auf dem Gipfel<br />

sich überkreuzender Emotionen, in der Weissglut von Rettungswillen und<br />

todverachtender Verzweiflung ihre Identität preis. Eine lange, gefährliche<br />

Suche findet ihr Ziel: In einem halb verhungerten Gefangenen erkennt sie<br />

ihren Ehemann Florestan wieder. Auf dessen Todfeind, den mordgierigen<br />

Gefängnisgouverneur Don Pizarro, richtet sie unverhofft die bisher sorgsam<br />

versteckte Pistole. Dieser Augenblick wurde ikonographisch verewigt im<br />

Portrait der singenden Tragödin Wilhelmine Schröder-Devrient <strong>–</strong> mit gestrecktem<br />

rechten Arm und der Waffe nimmt sie den gedachten Schuss gestisch<br />

vorweg, die linke Hand zurückgezogen, schlagbereit zur Faust geballt.<br />

Zwischen den Fronten zu denken: Der vorsichtig abwartende Kerkermeister<br />

Rocco, auf dessen Beihilfe der Mörder rechnet, auf dessen zaghaftes Mitleid<br />

aber auch die Opfer hoffen könnten, schiene die Lage nicht ohnehin hoffnungslos.<br />

Ein Herzschlag-Moment für die an dieser Situation beteiligten vier<br />

Akteure, doch keinen trifft der Schlag. Wenn sie abrupt in ihrem Quartett<br />

innehalten, wird die Unterbrechung nicht vom Geschehen im obskuren Kellerverlies<br />

ausgelöst, sie kommt von aussen, aus einer anderen, helleren Welt<br />

<strong>–</strong> der Glanz eines gänzlich unerwarteten, widersprüchlich fröhlichen Trompetensignals<br />

gibt das zu verstehen. Die «Tromba in B» meldet sich ursprünglich<br />

in H-Dur, dissonant im übermässigen Intervallabstand zur Grundtonart<br />

einsetzend. Erst später hat Beethoven die Trompetenstimme in die vom übrigen<br />

Ensemble vereinbarte Tonalität B-Dur eingemeindet.<br />

Wenige Stunden vorher wurde Pizarro durch eine Depesche gewarnt: Ein<br />

misstrauischer Minister des Königs samt Gefolge sei auf dem Weg von Sevilla<br />

zu dem Staatsgefängnis, das Pizarro unterstellt wurde und dessen Mauern<br />

in der Tat manches Verbrechen versteckt halten. Florestan hatte den Gouverneur<br />

vorher bereits mit einer Untersuchung überraschen und entlarven wol-<br />

len, aber er verschwand, ohne eine Spur zu hinterlassen. Seine Freunde halten<br />

ihn längst für tot. Nur Leonore, unbeirrbar, wollte sich mit dem<br />

Wahrscheinlichen nie abfinden. Der Gouverneur (ausser ihm noch der Ohrenzeuge<br />

Rocco) kann ausgerechnet jetzt, da er vorhat, den gefährlichsten<br />

Zeugen seiner Verbrechen zu beseitigen, die für ihn fatale Bedeutung des<br />

Trompetensignals sehr wohl ermessen; er selbst gab den Befehl zu dieser<br />

Warnung, falls der Wachposten vom Aussichtsturm her die Anzeichen eines<br />

unliebsamen Besuchs erkenne. Die gefürchtete Wendung der Dinge ist eingetreten,<br />

wie zur Bekräftigung wiederholt der Trompeter, inzwischen offenbar<br />

vom Turm herabgestiegen und dem Kerker Florestans näherkommend,<br />

das Signal, und alsbald ist auch der Pförtner Jaquino zur Stelle und bringt<br />

den neuen Sachverhalt auf den eindeutigen Begriff: «Der Herr Minister<br />

kommt an.» Ein Stichwort, das die Sänger des jäh unterbrochenen Quartetts<br />

in die Anfangsformation zurückschnellen, zugleich einem bündigen Abschluss<br />

zueilen lässt. Leonore und Florestan fallen sich, komme was da wolle,<br />

und sei es der Tod, beseligt in die Arme. Pizarro schnaubt ohnmächtig vor<br />

Wut und Rache. Dem Rocco, der nicht weiss, was an diesem Tag gerechter<br />

Vergeltung aus ihm werden soll, schwirrt der Kopf vor Angst.<br />

16 Wilhelmine schröder-Devrient als Fidelio<br />

17


Zwischen Opernhandlung und Liturgie<br />

Für den Philosophen Ernst Bloch galt die Trompetenfanfare, auf der Mitte<br />

zwischen Opernhandlung und Liturgie, als das Gegenstück zur «tuba mirum<br />

spargens sonum» der römischen Totenmesse, zu jener weithin schallenden<br />

Posaune, die den sterblichen Sünder am Tag der Apokalypse vor das Jüngste<br />

Gericht ruft. Ins Irdische und dramaturgisch Vordergründige gewendet,<br />

zeigt die Trompete tatsächlich nicht mehr an als das rettende Eintreffen<br />

eines hohen Staatsbeamten. Bloch, in erweiterter Auslegung, erkannte hinter<br />

dem zwischen Pizarro und seinen Wachsoldaten verabredeten Alarm-<br />

Code das «geheime Ostern», das auch einem «Dies irae» <strong>–</strong> dem vom Requiem-Text<br />

beschworenen Tag des Strafgerichts <strong>–</strong> noch innewohne. Der<br />

Beethoven des Fidelio <strong>–</strong> so Bloch <strong>–</strong> habe nicht bloss Strafe und Rettung, er<br />

habe nicht weniger als «eine Ankunft des Messias» anzukündigen. Den Gatten<br />

Florestan und Leonore, dem erkorenen Opfer eines Verbrechens und seiner<br />

Retterin, stellt sich dieser Dreh- und Angelpunkt einer utopischen Vision<br />

aus unterschiedlichen, ja gegenläufigen Perspektiven dar.<br />

Die Musikwelt ist sich zwar einig, dass Beethoven nur eine einzige Oper geschrieben<br />

hat; doch hat er dem Leonore/Fidelio-Stoff in einem Zeitraum von<br />

zehn Jahren drei Varianten gegeben.<br />

Deren Abweichungen sind, bei aller<br />

Verarbeitung und Modifikation des<br />

identischen Musikmaterials, beträchtlich<br />

genug, um die Auffassung<br />

zu stützen, es handle sich um potentiell<br />

drei Opern, die alle nur demselben<br />

Handlungsgrundriss folgen.<br />

Alle drei Versionen des Werks, 1805,<br />

1806 und 1814 uraufgeführt, stimmen<br />

auf dem kritischen Höhepunkt<br />

der Kerkerszene darin überein, dass<br />

Leonore sich dem Dolch Pizarros entgegenwirft<br />

und die Pistole zieht. Von<br />

ferne, vom Turm her, interveniert die<br />

Trompete. Erstarrung. Kündigt sich<br />

so an, was Verhängnis, was Rettung<br />

sein könnte?<br />

In den ersten beiden Fassungen der<br />

Partitur stürzt Pizarro nach oben ins<br />

Freie, der Kerkermeister Rocco, Leonores<br />

Flehen um Beistand überhörend,<br />

eilt ihm nach. Nur diese beiden<br />

wissen, was das Signal zu bedeuten<br />

hat. Leonore, am Ende ihrer Kräfte,<br />

fällt in Ohnmacht. Der vorsichtige<br />

Rocco nutzt schnell noch die Gelegenheit,<br />

ihre Pistole an sich zu bringen.<br />

Für die Zurückbleibenden unten im<br />

Kellergewölbe scheint alles verloren:<br />

Sollte ausgerechnet im Augenblick<br />

des Wiederfindens das todesmutige<br />

Verkleidungs- und Hasardspiel der<br />

Heldin gescheitert, der letzte Hoffnungsstern<br />

erloschen sein? Überleben<br />

wird allein die für ewig beschwo-<br />

Ludwig van Beethoven<br />

Fidelio op. 72<br />

entstehung: Die Oper liegt in drei<br />

verschiedenen Fassungen vor. Die<br />

erste entstand 1804/05 im Auftrag<br />

des Theaters an der Wien; Anfang<br />

1806 überarbeitete Beethoven das<br />

Werk grundlegend, und von März<br />

bis Mai 1814 folgte eine dritte,<br />

abermals wesentlich umgestaltete<br />

Version.<br />

uraufführung: Die Erstfassung<br />

kam am 21. November 1805 unter<br />

Beethovens Leitung am Theater<br />

an der Wien heraus; dort feierte<br />

auch die Zweitfassung am<br />

29. März 1806 Premiere. Die dritte<br />

Version wurde am 23. Mai 1814<br />

am Kärnt nertortheater in Wien<br />

uraufgeführt; der bereits stark<br />

hör geschädigte Beethoven<br />

dirigierte erneut, «aber Kapellmeis<br />

ter Umlauf lenkte hinter<br />

seinem Rücken alles zum besten»,<br />

wie Librettist Treitschke berichtete.<br />

Bisher eine aufführung bei<br />

Lucerne FestivaL: am 26. August<br />

2004 mit der Staatskapelle Berlin<br />

unter Leitung von Daniel Barenboim.<br />

spieldauer: Erster Aufzug ca. 72<br />

Minuten, Zweiter Aufzug ca. 60<br />

Minuten.<br />

18 Francisco de Goya, Liebendes Paar<br />

19


ene «treue Gattenliebe»: Dieser Gewissheit überlassen sich Leonore und<br />

Florestan in euphorischer Agonie, in der irrigen Erwartung des bevorstehenden<br />

Endes und ihres vermeintlichen Todes <strong>–</strong> eine Szene von ungewöhnlich<br />

monumentalen Ausmassen hatte Beethoven an dieser Stelle zunächst gestaltet.<br />

Der unterirdische Kerker bleibt bis in die letzten Takte der erlösenden<br />

Schlussapotheose Schauplatz der Handlung. Hier kommt es zum Rachesturm<br />

der befreiten Gefangenen, hier findet der Auftritt des Ministers statt,<br />

wird die vom König erlassene Generalamnestie vollzogen und der Bösewicht<br />

abgeführt: Jetzt ist er es, der sich der Gerichtsbarkeit eines Königs unterwerfen<br />

muss. Der leidende Held wird erlöst, die unerschrockene Heroine erfährt<br />

Dank und Huldigung, und der wendige Diplomat Rocco hat für seine zweischneidigen<br />

Verhaltensweisen plausible Erklärungen parat <strong>–</strong> er kommt ungeschoren<br />

davon. Ein Finale ganz anderer Art besiegelt in der Fassung von<br />

1814 den glücklichen Ausgang. Nun werden die Ehegatten die Botschaft der<br />

Trompete gleich richtig verstehen. Die Stunde der Befreiung hat geschlagen,<br />

der Weg führt nach oben, ans Licht des Tages, in die Öffentlichkeit eines gerecht<br />

und harmonisch organisierten Weltgartens.<br />

Die heroische Befreiungstat<br />

Mit den verschiedenen Fassungen änderte sich aber auch der Titel von Beethovens<br />

«drei Opern». 1805 war das Stammpublikum des Komponisten, der Wiener<br />

Adel, vor der Invasion napoleonischer Truppen auf das Land geflohen. Die<br />

erste Fassung des Werkes, die im Theater an der Wien vor einem interesse-<br />

und verständnislosen Publikum französischer Offiziere ein Premierendebakel<br />

hinnehmen musste, sollte nach Beethovens Absichten Leonore heissen. Ihm<br />

ging es um die Identität einer Frauengestalt und ihre beispielgebende Heldentat,<br />

nicht um den (wenn auch zur Strategie gehörigen) Verkleidungstrick, der<br />

an den Namen Fidelio geknüpft ist. Private Sehnsuchtsbilder mag Beethoven<br />

dabei ins Spiel gebracht haben, etwa das beschwörende Credo eines immer<br />

hoffnungsvollen, im bürgerlichen Leben immer wieder enttäuschten Heiratsanwärters,<br />

der da glaubte, das eheliche Glück eines Einzelnen sei der gerechte<br />

Lohn für den heroischen Einzelgänger. Den Titel Leonore hatten aber schon die<br />

kurz vorher entstandenen Opern von Pierre Gaveaux und Ferdinando Paër getragen,<br />

und beide waren mit einem Untertitel ausgestattet <strong>–</strong> «L’Amour conjugale»<br />

oder «L’amore coniugale» <strong>–</strong>, was auf das Hohelied der Gattenliebe vorausweist.<br />

Die Musikdramen von Gaveaux und Paër folgten, im Nachhall der<br />

20 Jan van eyck, Das Verlöbnis der Arnolfini (Detail) Francisco de Goya, aus: Desastres, nr. 72: Die Folgen | Ludwig van Beethoven<br />

21


Französischen Revolution von 1789 und zumal der folgenden eskalierenden<br />

Schreckensherrschaft unter Robespierre, einer gerade grassierenden Mode von<br />

Befreiungsopern. Cherubini mit Les deux Journées («Der Wasserträger») und Johann<br />

Simon Mayr (der sich gleich mit dem Titel L’amore coniugale beschied, ohne<br />

freilich die Gefahr der Verwechslung zu umgehen) haben dieselben aktuellen<br />

Sujets aufgegriffen. Die gleiche Handlungsstrategie und Dramaturgie, dasselbe<br />

Modell der heroischen Befreiungstat, vollbracht durch eine Frau für einen Geliebten,<br />

sollte übrigens noch Bedrˇich Smetana 1868 in seiner Oper Dalibor anwenden,<br />

diesmal böhmisch-patrotisch und provokant anti-habsburgisch umgemünzt<br />

und zu einem waffenklirrend blutigen Finale geführt, das der alten<br />

obligaten Regel des «lieto fine», des glücklichen Endes, vehement widerspricht.<br />

Die in Brüderlichkeit geeinte Menschheit<br />

Das erste, noch auf drei Akte verteilte Textbuch hatte Joseph Sonnleithner für<br />

Beethoven verfasst; das für Gaveaux bestimmte französische Libretto von<br />

Jean-Nicolas Bouilly stand dabei Pate. In Übereinstimmung mit Beethovens<br />

Intentionen lautete der Titel Leonore oder Der Triumph der ehelichen Liebe. Das<br />

Plakat aber, das 1805 in Wien die Premiere ankündigte, wollte Überschneidungen<br />

mit gleichlautenden Werken der Zeit vermeiden und gab der Novität<br />

gegen den erklärten Willen des Komponisten den Namen Fidelio, oder: Die<br />

eheliche Liebe. Für den zweiten Versuch von 1806 nahm Stephan von Breuning<br />

drastische Kürzungen vor. Er komprimierte die Oper auf zwei Aufzüge, aber<br />

auch dieses Mal war dem Projekt wenig Glück beschieden, scheiterte die Initiative<br />

nach der zweiten Aufführung doch an einem Streit zwischen dem<br />

Komponisten und dem Theaterdirektor.<br />

Der Anstoss zu einer abermaligen (und dritten) Umgestaltung war schliesslich<br />

eher dem Zufall zu verdanken. Zumindest bei den drei Wiener Sängern<br />

Ignaz Saal, Karl Friedrich Weinmüller und Johann Michael Vogl muss Leonore<br />

über Jahre nachgewirkt haben. Ihnen stand eine Benefizvorstellung zu, und<br />

sie wünschten sich die Wiederaufnahme der nur scheinbar vergessenen<br />

Oper. Beethoven nahm diese Ermunterung gleich zum Anlass, eine noch immer<br />

offene Rechnung vielleicht endgültig zu begleichen <strong>–</strong> und verlieh dem<br />

Werk jene Gestalt, in der es heute zumeist auf den Bühnen der Welt gespielt<br />

wird. Friedrich Treitschke, Theaterdichter an der Wiener Hofoper, widmete<br />

sich der neuerlichen Arbeit am Libretto <strong>–</strong> und nahm dabei einen zusätzlichen<br />

Bühnenumbau in Kauf. Dem Finale wies er sein eigenes Bild zu: Nach der<br />

erdrückenden Kerkerszene öffnet sich unter freiem Himmel ein Platz, der<br />

weit genug ist, die ganze in Brüderlichkeit geeinte Menschheit symbolisch<br />

zu fassen. Freilich forderte er damit den Einwand heraus, das Schlussbild<br />

setze sich über die Regeln einer Theaterhandlung hinweg, es ziele auf ein<br />

Ende von sinfonischem, oratorienhaftem, ja sakralem Anspruch, verbrämt<br />

allein durch das bühnenhafte Dekor. Hatte Beethoven am Ende schon damals<br />

die weltumspannende Vision im Sinn, die er gut zehn Jahre später in<br />

seiner Neunten Sinfonie umsetzen sollte?<br />

«reste von einem gestrandeten schiff»<br />

Als Beethoven und sein neuer Textdichter Treitschke der Vollendung der dritten<br />

Variation des Fidelio näherkamen, bezeichnete der Komponist diese Partitur<br />

<strong>–</strong> aus nachvollziehbaren Gründen <strong>–</strong> immer noch als sein «Schmerzenskind».<br />

Er nannte «die ganze Sache mit der Oper die mühsamste von der<br />

Welt», sprach von seiner «jetzigen Unzufriedenheit», der er «einige Zufriedenheit<br />

hätte anflicken müssen». Aus einem anderen Brief an seinen letzten<br />

Librettisten spricht immerhin Galgenhumor: «Kurzum, ich versichere Sie,<br />

lieber Tr., diese Oper erwirbt mir die Märtirkrone; hätten Sie nicht sich so<br />

lieb Mühe damit gegeben und so<br />

vorteilhaft alles bearbeitet […], ich<br />

würde mich kaum überwinden können<br />

<strong>–</strong> Sie haben dadurch noch einige<br />

gute Reste von einem gestrandeten<br />

Schiffe gerettet.» Zumindest mit dem<br />

Titel Fidelio, bei dem es jetzt blieb,<br />

hat Beethoven sich aber wohl abgefunden.<br />

22 Friedrich treitschke | stephan von Breuning | Joseph sonnleithner<br />

canaletto, Wien<br />

23


Die Rezeptionsgeschichte teilte Beethovens Skrupel nicht. Das «gestrandete<br />

Schiff» ist längst in den sicheren Hafen des Opernrepertoires eingekehrt: Fidelio<br />

gilt für jeden Intendanten als «feste Bank», als Garant für einen hohen<br />

Publikumszuspruch. Und kaum einer, der diese Oper hört, wird daran zweifeln,<br />

dass es sich hierbei nicht um Beethovens letztes und alleingültiges<br />

Wort in Sachen Oper handeln könnte. Doch vielleicht besteht die Grösse<br />

dieses Komponisten gerade darin, dass er selbst es wagte, diese Frage offenzuhalten.<br />

Mag sein: Der Glanz des Endgültigen (falls es so etwas gibt) sammelt<br />

sich über drei sehr unterschiedlichen Varianten, die sowohl Leonore als<br />

auch Fidelio heissen dürfen.<br />

Karl Dietrich Gräwe<br />

Der autor: Karl Dietrich Gräwe, geb. 1937 in Bielefeld. studium<br />

der Germanistik, Musikgeschichte und theaterwissenschaft.<br />

Dissertation über Ariadne auf Naxos von Hofmannsthal<br />

und strauss. Dramaturg an der Hamburgischen staatsoper,<br />

chefdramaturg an der Deutschen Oper Berlin. rundfunk- und<br />

Fernsehtätigkeit seit 1970. Zahlreiche Beiträge für Zeitungen<br />

und Zeitschriften, Programmhefte, schallplatten und cDs.<br />

Übersetzungen von Opern- und Liedtexten.<br />

24 Francisco de Goya, Licht aus der Dunkelheit<br />

25


26<br />

Liebesgeschichten<br />

Folge 1: Ludwig van Beethoven und<br />

der Wunsch nach der Ehe<br />

Es mag als Ironie der Geschichte erscheinen, dass Ludwig van Beethoven,<br />

der mit seiner Oper Fidelio das Hohelied der Gattenliebe sang, selbst nie verheiratet<br />

war. Dabei war er dem weiblichen Geschlecht durchaus zugetan: «In<br />

Wien war Beethoven, wenigstens solange ich da lebte, immer in Liebesverhältnissen»,<br />

berichtete sein Jugendfreund Franz Gerhard Wegeler. Und sein<br />

früher Biograph und Schüler Ferdinand Ries erklärte, dass Beethoven «Frauenzimmer<br />

sehr gerne sah, besonders schöne jugendliche Gesichter, und gewöhnlich,<br />

wenn wir an einem etwas reizenden Mädchen vorbeigingen, drehte<br />

er sich um, sah es mit seinem Glase nochmals scharf an und lachte oder<br />

grinzte, wenn er sich von mir bemerkt fand. Er war sehr häufig verliebt, aber<br />

meistens von kurzer Dauer.» Mehrmals hat sich Beethoven mit dem Wunsch<br />

nach einer Eheschliessung getragen. Die Sängerin Magdalena Willmann, die<br />

wie Beethoven aus Bonn stammte und nach Wien gezogen war, kam als Erste<br />

in die Verlegenheit eines Heiratsantrags: Sie wies den Komponisten zurück,<br />

«weil er so hässlich war und halb verrückt». Die Gräfin Giulietta Guicciardi<br />

hatte mehr für Beethoven übrig, doch sie knüpfte zugleich zarte Bande zu<br />

dessen Komponistenkollegen Wenzel Robert Gallenberg, den sie im November<br />

1803 heiratete. Beethoven wandte sich stattdessen Giuliettas gerade ver-<br />

Giuletta Guicciardi | Ludwig van Beethoven<br />

witweter Cousine Josephine von<br />

Brunsvik zu: «Beethoven vien très<br />

souvent, il dône des leçons à Pepi: <strong>–</strong><br />

c’est un peu dangereux, je t’avoue»,<br />

heisst es in einem Brief von Josephines<br />

Schwester Charlotte. Über drei<br />

Jahre zog sich die Beziehung hin, die<br />

von der Familie Brunsvik mit Sorge<br />

beargwöhnt wurde: «Sie soll auf der<br />

Hut sein! […] Ihr Herz muss die Kraft<br />

haben, nein zu sagen.» Und so geschah<br />

es schliesslich. Auch Therese<br />

Malfatti, Tochter eines wohlhabenden<br />

Wiener Kaufmanns, blieb für<br />

Beethoven unerreichbar: Er hielt im<br />

Frühjahr 1810 um die Hand der Neunzehnjährigen<br />

an <strong>–</strong> und stiess auf Ablehnung.<br />

«Diese Nachricht stürzte<br />

mich aus den Regionen des Glücks<br />

wieder tief herab», schrieb Beethoven<br />

niedergeschlagen an seinen Freund<br />

Ignaz von Gleichenstein, der ihn im<br />

Hause Malfatti eingeführt hatte.<br />

Bliebe die ominöse «unsterbliche<br />

Geliebte», deren Identität die Musikwissenschaft<br />

lange Zeit vor ein Rätsel<br />

stellte (vgl. «Liebesgeschichten», Folge<br />

18). Wer auch immer sie gewesen<br />

sein mag <strong>–</strong> Indizien sprechen für Antonie<br />

Brentano, die Schwägerin des<br />

Dichters Clemens Brentano, eine<br />

verheiratete Frau und Mutter von<br />

sechs Kindern <strong>–</strong>: Fest steht, dass<br />

auch sie Beethoven das ersehnte<br />

Eheglück nicht bescheren konnte.<br />

Josephine von Brunsvik |<br />

therese Malfatti (sitzend am Klavier)


Beethoven’s enlightening Love<br />

For all its melodramatic trappings, Fidelio’s story of the power of courageous<br />

love to topple a regime based on cruelty and injustice is an archetype that<br />

has only gained in urgency since Beethoven introduced the opera he called<br />

his “child of sorrow.” The walled grimness of its prison setting has remained<br />

distressingly relevant, in ways that continue to shock us: both as metaphor<br />

and literal setting for the condition in which humanity finds itself. Audiences<br />

have long drawn on Fidelio’s moral and emotional capital for sustenance in<br />

troubled times.<br />

Indeed, Fidelio’s various premieres were themselves bookmarked by conditions<br />

of acute political crisis. The first version (titled after the heroine, Leonore)<br />

opened in 1805 while Vienna was under siege by Napoleon’s forces.<br />

After some cuts and a tightening of the dramatic structure, Fidelio (as it was<br />

renamed) came to the stage in its definitive form in 1814—just months away<br />

from the start of the Congress of Vienna, which would inaugurate a new era<br />

of reactionary suppression of civil rights.<br />

Beethoven was, of course, not immune to the economic pressures of life as a<br />

freelance artist, and one of the reasons behind his choice of source material<br />

likely had to do with the commercial popularity of a genre known as the “rescue<br />

opera” that had developed in France in the 1790s in response to the turmoil<br />

unleashed by the French Revolution. Both the moralizing plot line of a<br />

victim being liberated from oppression and certain musical “special effects”<br />

(for example, in the prelude to Florestan’s monolog in Act Two) are rooted in<br />

this genre, which had spread eastward and, as the Revolution died out,<br />

found an audience in Beethoven’s Vienna. (It wasn’t, however, until the 1814<br />

version that Fidelio actually achieved lasting success on the stage.)<br />

The source from which Fidelio was eventually drawn and reworked by<br />

Beethoven’s librettists was Jean-Nicolas Bouilly, who wrote his earlier French<br />

Francisco de Goya, Woman Holding Up Her Dying Lover 29


libretto within the context of this “rescue” genre. Bouilly was alleged to have<br />

based his libretto on a true story of oppression he had witnessed during the<br />

Reign of Terror, but he changed the setting to the less-incendiary one of Seville.<br />

Yet the original idealism of the French Revolution—before its corruption<br />

into the Terror—resonates through Beethoven’s score with triumphant<br />

force. The trademarks of the “rescue opera” pervade not just Fidelio’s plot<br />

line but its musical texture.<br />

Yet Beethoven’s painstaking quest for the right subject for an opera entailed<br />

far more than a consideration of commercial aspects. For all its stilted qualities,<br />

Bouilly’s original libretto was able to fire up the composer’s imagination<br />

with a sense of musical possibilities. Fidelio enabled him to explore how<br />

such abstract, utopian ideals of the Enlightenment as freedom, brotherhood,<br />

and justice could become catalyzed by a specific, dramatic instance of<br />

self-sacrificing spousal love. The intensity with which such love is represented<br />

underscores the lonely reality that it was all too absent from Beethoven’s<br />

own life.<br />

This interplay of abstract concepts and concrete, dramatic reality—the heart<br />

of the opera’s robust appeal—is what moves us to the depths. Fidelio stands<br />

apart as a special case in Beethoven’s career, yet it also represents a compendium<br />

of his most intimately cherished passions. Here, Beethoven’s belief<br />

in music with a moral purpose influences the musical narrative itself. On one<br />

level, Fidelio is part of a continuum drawing on the composer’s mastery of<br />

instrumental music, as the symphonically complex scoring through which he<br />

delineates the drama makes abundantly clear.<br />

We might even hear Fidelio as the overtly operatic counterpart to the dramatic<br />

narrative implicit in Beethoven’s heroic style. The characters and situations<br />

on stage echo a musical rhetoric we know from its abstract manifestations<br />

as Beethoven them developed in sonata form—above all in his<br />

middle-period symphonic works. In their final, triumphantly loving reunion,<br />

Florestan and Leonore express a “nameless” joy characterized by a uniquely<br />

Beethovenian ecstasy of rough-hewn lyricism and rhythmic excitement.<br />

Following the voice Within<br />

After the rousing heroics of the overture (the most compact of the four, which<br />

trace a parallel history of the opera’s convoluted genesis), the operetta-like<br />

character of the opening scene seems to confuse the sense of genre; here,<br />

the atmosphere suggests Singspiel, as in Mozart’s Magic Flute. Isn’t this round<br />

robin of misaligned affections and mistaken identity out of place in the context<br />

of Fidelio’s elevated moral tone—a bizarre melding of the comic and serious?<br />

Suddenly, with the opera’s first quartet (“Mir ist so wunderbar”), an<br />

unexpectedly elevated tone enters in. (Mahler, one of the great Fidelio interpreters,<br />

would draw on precisely this radiance for the “Adagio” of his Fourth<br />

Symphony.) What is behind all these head-spinning shifts in emotional direction?<br />

Typically, Beethoven seems to be up to several things at once here. The jailor<br />

Rocco’s bourgeois pursuit of security, on behalf of his daughter Marzelline, is<br />

the domestic counterpart to the utopian liberation and reunion of spouses<br />

that occurs in the opera’s climax. But it also grounds Fidelio’s central issues in<br />

a way that proves disturbing. These are decent people pursuing their fair<br />

share of happiness, but in the shadow of an abusive prison system. Evil, we<br />

are reminded, is not so easily singled out as an extreme case that can be eliminated;<br />

it infiltrates into ordinary life in insidious ways. Rocco may be satirized,<br />

yet he has principles and limits. At the same time, he lacks the strength<br />

to resist compromising with the power structure in which he operates.<br />

30 Lorenzo Lotto, Portrait of Messer Marsilio and His Wife<br />

31


So in the quartet, these characters from the comic Singspiel, with their subplot<br />

of mistaken gender identity, add another level of polyphony to the epic<br />

struggle of good and evil that is taking place alongside their quite ordinary<br />

concerns. The quartet introduces a change in the atmosphere just as we first<br />

fathom the stakes will become immeasurably higher.<br />

Much of Fidelio can be experienced as Leonore’s progress from a self-absorbed<br />

quest to regain her own privately known love to a consciousness of all<br />

humanity and its interconnectedness. The vehicle for this process of enlightenment<br />

is compassion. Leonore’s progress in compassion will continue in<br />

the climax of Act One, during the moving scene of the Prisoners’ Chorus. It<br />

reaches its epiphany in the apparently hopeless scene in Act Two, when,<br />

faced with an example of extreme cruelty, Leonore resolves to save the unfortunate<br />

prisoner whose identity she doesn’t yet know.<br />

“Unwavering, I will follow the voice within,” sings Leonore in her first-act<br />

aria, an ode to the principle of hope and its “last star.” It’s easy to hear echoes<br />

of the Enlightenment idealism expressed by Kant in a line Beethoven famously<br />

inscribed in his notebook (“The moral law in us, and the starry sky<br />

above us—Kant!!!”), as well as of Schiller’s vision “beyond the starry firmament,”<br />

which he set to music in the Ninth Symphony’s finale.<br />

High noon of Love and Joy<br />

Leonore is indeed the opera’s “guiding angel” of hope: the force of love who<br />

brings its most abstract ideals to life through concrete action. In a paradoxical<br />

way, Florestan, the actual victim of his own political idealism symbolizes<br />

the more private significance Fidelio held for Beethoven. His great scena at the<br />

beginning of Act Two mirrors the extended form of Leonore’s heroic aria<br />

from the previous act. Beethoven seems to suggest that sympathy shapes<br />

their musical expression, separated though they are. Yet Florestan suffers<br />

deeply, cut off from society through a terrible silence. For many listeners, the<br />

painful strains of the first part of his aria have, not surprisingly, suggested a<br />

self-portrait of Beethoven as deafness slowly enveloped him. Around the<br />

same time, not coincidentally, he was composing the relatively unknown<br />

oratorio Christ on the Mount of Olives, which also focuses on a suffering individual<br />

and the agony of isolation.<br />

At the end of his aria, Florestan introduces an ecstatic tone of religious consolation,<br />

going beyond the emphatically political context of the opera’s set-<br />

ting and verging on mania. As a counterpart, Pizarro’s stereotypical villainy<br />

is given fascinating profile by the odd, jarring, violent accents of his music,<br />

in which the tyrant is revealed as being just one step away from a descent<br />

into madness. After some of the darkest, most sepulchral passages in<br />

Beethoven, not only is liberation from unjust imprisonment achieved. There<br />

is also a sense of resurrection from the tomb: Florestan is revived by his<br />

wife’s sacramental offerings of bread and wine.<br />

Pizarro’s planned but fatally delayed perfect moment of revenge (the phrase<br />

he uses in his aria) is thwarted by another “moment”—this one of enlightenment.<br />

Leonore, against all odds, emerges in a triumph with implications beyond<br />

her own original plan, in what is perhaps the score’s most sublime passage:<br />

“O Gott! Welch ein Augenblick!” (“O God! What a moment!”) Here the<br />

private story of reunion expands into the communal rejoicing of the liberated<br />

prisoners. Enlightenment ideals of reason fuse with powerful emotions,<br />

rather than set against them as polar opposite. Similarly, Beethoven’s musical<br />

and dramatic rhetoric suggest a conflation instead of the dichotomy between<br />

“absolute” and “programmatic” modes that would gain traction later<br />

in the century.<br />

Fidelio resolves into a sustained, high<br />

noon of joy: Love enables light to<br />

flood away the darkest moments of<br />

which humanity is capable. But the<br />

intensity of Beethoven’s music, for<br />

all its persuasion of this victory, reminds<br />

us, too, that this is a journey<br />

whose relevance will never fade.<br />

Thomas May<br />

thomas May is Lucerne FestivaL’s english-language<br />

program editor. a writer and<br />

translator based in seattle, he is a regular<br />

con tributor to the program books for such institutions<br />

as the Metropolitan Opera, the san<br />

Francisco symphony, and the cleveland Orchestra,<br />

among many others. His books include<br />

Decoding Wagner and The John Adams Reader.<br />

32 Ludwig van Beethoven<br />

33


Libretto<br />

36 Ludwig van Beethoven: Fidelio<br />

35


Ludwig van Beethoven<br />

Fidelio<br />

Textbuch von Joseph Sonnleithner,<br />

Stephan von Breuning und Georg<br />

Friedrich Treitschke nach dem Libretto<br />

«Léonore ou L’Amour conjugal» von Jean<br />

Nicolas Bouilly<br />

Gesprochene Zwischentexte neu<br />

eingerichtet von Tatjana Gürbaca<br />

Monolog<br />

Leonore: Ich schreibe Dir einen Brief,<br />

der Dich nie erreichen wird. Wem<br />

sonst sollte ich mich anvertrauen?<br />

Niemand kennt mich hier. Niemand<br />

kennt mehr Leonore, die Gattin<br />

Florestans. Niemand kennt mehr<br />

Florestan. Statt Leonore heisst es<br />

jetzt: Fidelio, kluger Junge, Tochtermann.<br />

Statt Florestan: Gefangener,<br />

schwebender Schatten, böser<br />

Untertan. Ich aber nenne Dich «Licht<br />

der Freiheit». Und werde nicht eher<br />

ruhen, als bis dieses Licht uns allen<br />

wieder scheint oder aber wir beide<br />

untergegangen sind im Dunkel<br />

unserer Zeit.<br />

Ouvertüre: Leonore nr. 3<br />

erster auFZuG<br />

Der Hof des Staatsgefängnisses.<br />

nr. 1 Duett<br />

Jaquino<br />

Jetzt, Schätzchen, jetzt sind wir allein;<br />

Wir können vertraulich nun plaudern.<br />

Marzelline<br />

Es wird ja nichts Wichtiges sein;<br />

Ich darf bei der Arbeit nicht zaudern.<br />

Jaquino<br />

Ein Wörtchen, du Trotzige, du!<br />

Marzelline<br />

So sprich nur, ich höre ja zu.<br />

Jaquino<br />

Wenn du mir nicht freundlicher<br />

blickest,<br />

So bring’ ich kein Wörtchen hervor.<br />

Marzelline<br />

Wenn du dich nicht in mich schickest,<br />

Verstopf’ ich mir vollends das Ohr.<br />

Jaquino<br />

Ein Weilchen nur höre mir zu,<br />

Dann lass’ ich dich wieder in Ruh.<br />

Marzelline<br />

So hab’ ich denn nimmermehr Ruh!<br />

So rede, so rede nur zu <strong>–</strong><br />

Jaquino<br />

Ich habe zum Weib dich gewählet;<br />

Verstehst du?<br />

Marzelline<br />

Das ist ja doch klar!<br />

Jaquino<br />

Und wenn mir dein Jawort nicht fehlet;<br />

Was meinst du?<br />

Marzelline<br />

So sind wir ein Paar.<br />

Jaquino<br />

Wir könnten in wenigen Wochen …<br />

Marzelline<br />

Recht schön, du bestimmst schon<br />

die Zeit.<br />

(Man pocht.)<br />

Jaquino<br />

Zum Henker, das ewige Pochen!<br />

Marzelline<br />

So bin ich doch endlich befreit!<br />

Jaquino (für sich)<br />

Da war ich so herrlich im Gang,<br />

Und immer entwischt mir der Fang!<br />

Marzelline (für sich)<br />

Wie macht seine Liebe mir bang,<br />

Wie werden die Stunden mir lang!<br />

(Jaquino öffnet die Pforte, unterdessen<br />

fährt Marzelline fort.)<br />

Ich weiss, dass der Arme sich quälet;<br />

Es tut mir so leid auch um ihn!<br />

Fidelio hab ich gewählet,<br />

Ihn lieben ist süsser Gewinn.<br />

Jaquino (zurückkommend)<br />

Wo war ich? Sie sieht mich nicht an!<br />

Marzelline<br />

Da ist er! Er fängt wieder an!<br />

Jaquino<br />

Wann wirst du das Jawort mir geben?<br />

Es könnte ja heute noch sein.<br />

Marzelline (beiseite)<br />

O weh, er verbittert mein Leben!<br />

(zu ihm)<br />

Jetzt, morgen und immer: nein, nein!<br />

Jaquino<br />

Du bist doch wahrhaftig von Stein;<br />

Kein Wünschen, kein Bitten geht ein.<br />

Marzelline (für sich)<br />

Ich muss ja so hart mit ihm sein,<br />

Er hofft bei dem mindesten Schein.<br />

Jaquino<br />

So wirst du dich nimmer bekehren?<br />

Was meinst du?<br />

Marzelline<br />

Du könntest nun gehen!<br />

Jaquino<br />

Wie <strong>–</strong> dich anzusehn willst du mir<br />

wehren?<br />

Auch das noch?<br />

Marzelline<br />

So bleibe hier stehn!<br />

36 37


Jaquino<br />

Du hast mir so oft doch versprochen …<br />

Marzelline<br />

Versprochen? Nein, das geht zu weit!<br />

(Man pocht.)<br />

Jaquino<br />

Zum Henker das ewige Pochen! <strong>–</strong><br />

Marzelline<br />

So bin ich doch endlich befreit!<br />

Das ist ein willkommener Klang!<br />

Es wurde zu Tode mir bang.<br />

Jaquino<br />

Es ward ihr im Ernste schon bang;<br />

Wer weiss, ob es mir nicht gelang?<br />

Marzelline. (allein) Was kann ich<br />

dafür, dass ich Dich nicht mehr so<br />

gern haben kann wie sonst? Du tust<br />

mir leid <strong>–</strong> aber kann ich es ändern?<br />

Seit Fidelio bei uns ist, ist die Welt<br />

wie verwandelt. Die Mauern scheinen<br />

weiter, der Himmel höher. Ich atme<br />

Freiheit. Versteh’ es doch! Selbst<br />

mein Vater scheint ihn gerne um sich<br />

zu haben, und wenn ich die Zeichen<br />

richtig deute, so könnte bald mein<br />

Glück vollkommen werden.<br />

nr. 2 arie<br />

Marzelline<br />

O wär’ ich schon mit dir vereint,<br />

Und dürfte Mann dich nennen!<br />

Ein Mädchen darf ja, was es meint,<br />

Zur Hälfte nur bekennen!<br />

Doch wenn ich nicht erröten muss<br />

Ob einem warmen Herzenskuss,<br />

Wenn nichts uns stört auf Erden <strong>–</strong><br />

Die Hoffnung schon erfüllt die Brust<br />

Mit unaussprechlich süsser Lust;<br />

Wie glücklich will ich werden!<br />

In Ruhe stiller Häuslichkeit<br />

Erwach ich jeden Morgen,<br />

Wir grüssen uns mit Zärtlichkeit,<br />

Der Fleiss verscheucht die Sorgen.<br />

Und ist die Arbeit abgetan,<br />

Dann schleicht die holde Nacht heran,<br />

Dann ruhn wir von Beschwerden <strong>–</strong><br />

Die Hoffnung schon erfüllt die Brust<br />

Mit unaussprechlich süsser Lust;<br />

Wie glücklich will ich werden!<br />

verschränkte Briefe<br />

Jaquino. Was ist das für eine Welt, in<br />

der wir leben? Ein schönes System<br />

haben wir uns geschaffen: Leben<br />

zwischen Mauern, als seien wir selber<br />

Gefangene. Ewig pocht es an dieses<br />

Tor, doch bisher kam noch keiner, der<br />

uns befreit hätte.<br />

Fidelio. Um mein Ziel zu erreichen,<br />

muss ich alle meine früheren<br />

Prinzipien verraten. Ich täusche die<br />

Menschen, die mich ernähren,<br />

schleiche mich ins Herz Deiner<br />

Peiniger und kaufe selbst die Ketten,<br />

die Dich binden sollen, achte dabei<br />

noch, dass sie nicht zu teuer sind.<br />

Jaquino. Seit Marzelline mich nicht<br />

mehr zu lieben scheint, ist alles noch<br />

schlimmer geworden. Nicht einmal<br />

mehr heiraten will sie mich. An<br />

Fidelios Seite fühle ich mich unsichtbar,<br />

gefangen in meinen Gefühlen.<br />

Rocco. Wenn ich auch nicht weiss, wer<br />

dieser Fidelio ist oder woher er kommt,<br />

so mache ich ihn doch zu meinem<br />

Schwiegersohn. Er ist ein kluger<br />

Junge, scheut keine Mühe und hat in<br />

Gelddingen eine glückliche Hand:<br />

Alles kauft er billiger als ich, selbst<br />

die Ketten für die Gefangenen.<br />

Fidelio. Werde ich Dir eines Tages<br />

noch Dein Grab schaufeln müssen?<br />

Wie gross kann der Schmerz eines<br />

Menschen werden, wie tief seine<br />

Erniedrigung, bevor er zerbricht?<br />

nr. 3 Quartett<br />

Marzelline (für sich)<br />

Mir ist so wunderbar,<br />

Es engt das Herz mir ein;<br />

Er liebt mich, es ist klar,<br />

Ich werde glücklich sein!<br />

Leonore (für sich)<br />

Wie gross ist die Gefahr,<br />

Wie schwach der Hoffnung Schein!<br />

Sie liebt mich, es ist klar.<br />

O namenlose Pein!<br />

Rocco (für sich)<br />

Sie liebt ihn, es ist klar;<br />

Ja, Mädchen, er wird dein!<br />

Ein gutes, junges Paar!<br />

Sie werden glücklich sein!<br />

Jaquino (für sich)<br />

Mir sträubt sich schon das Haar,<br />

Der Vater willigt ein,<br />

Mir wird so wunderbar;<br />

Mir fällt kein Mittel ein!<br />

(Jaquino geht ab.)<br />

Rocco. Marzelline und Fidelio haben<br />

sich offensichtlich recht lieb. Den Tag<br />

nach der Abreise des Gouverneurs<br />

gebe ich sie zusammen! Und was zu<br />

einer guten Haushaltung gehört,<br />

können sie noch von mir lernen.<br />

nr. 4 arie<br />

Rocco<br />

Hat man nicht auch Gold beineben,<br />

Kann man nicht ganz glücklich sein;<br />

Traurig schleppt sich fort das Leben,<br />

Mancher Kummer stellt sich ein.<br />

Doch wenn’s in der Tasche fein<br />

klingelt und rollt,<br />

Da hält man das Schicksal gefangen,<br />

Und Macht und Liebe verschafft das<br />

Gold<br />

Und stillet das kühnste Verlangen.<br />

Das Glück dient wie ein Knecht für<br />

Sold,<br />

Es ist ein schönes Ding, das Gold.<br />

Wenn sich nichts mit nichts<br />

verbindet,<br />

Ist und bleibt die Summe klein;<br />

Wer bei Tisch nur Liebe findet,<br />

Wird nach Tische hungrig sein.<br />

Drum lächle der Zufall euch gnädig<br />

und hold<br />

38 39


Und segne und lenk euer Streben;<br />

Das Liebchen im Arme, im Beutel<br />

das Gold,<br />

So mögt ihr viel Jahre durchleben.<br />

Das Glück dient wie ein Knecht für<br />

Sold,<br />

Es ist ein schönes Ding, das Gold.<br />

Rocco. In den finstersten Gewölben<br />

sitzt ein Gefangener. Niemand darf<br />

ihn sehen, niemand soll von ihm<br />

hören. Ein grosser Verbrecher muss<br />

er sein <strong>–</strong> oder grosse Feinde haben.<br />

Lange kann es übrigens nicht mehr<br />

mit ihm dauern, da ich seit Monaten<br />

vom Gouverneur Befehl habe, seine<br />

Portion täglich zu verkleinern. Jetzt<br />

hat er bereits seit 24 Stunden nichts<br />

mehr gegessen.<br />

Leonore. Jüngst habe ich mich so in<br />

Meister Roccos Gunst geschlichen,<br />

dass er mir versprechen musste, ich<br />

dürfe ihn zu den Staatsgefangenen<br />

begleiten. Ich empörte mich, er<br />

habe offenbar kein Vertrauen zu mir,<br />

heuchelte Sorge um seine Gesundheit,<br />

prahlte mit meiner Kraft und<br />

meinem Mut. Marzelline, ohne zu<br />

ahnen, was sie tat, unterstützte mich<br />

nach Kräften. Nun habe ich wieder<br />

Hoffnung, Dich zu sehen.<br />

nr. 5 terzett<br />

Rocco<br />

Gut, Söhnchen, gut,<br />

Hab’ immer Mut;<br />

Dann wird dir’s auch gelingen,<br />

Das Herz wird hart<br />

Durch Gegenwart<br />

Bei fürchterlichen Dingen.<br />

Leonore (mit Kraft)<br />

Ich habe Mut!<br />

Mit kaltem Blut<br />

Will ich hinab mich wagen;<br />

Für hohen Lohn<br />

Kann Liebe schon<br />

Auch hohe Leiden tragen.<br />

Marzelline (zärtlich)<br />

Dein gutes Herz<br />

Wird manchen Schmerz<br />

In diesen Grüften leiden,<br />

Dann kehrt zurück<br />

Der Liebe Glück<br />

und unnennbare Freuden.<br />

Rocco<br />

Du wirst dein Glück ganz sicher<br />

bauen.<br />

Leonore<br />

Ich hab’ auf Gott und Recht Vertrauen.<br />

Marzelline<br />

Du darfst mir auch ins Auge schauen;<br />

Der Liebe Macht ist auch nicht klein.<br />

Ja, wir werden glücklich sein.<br />

Rocco<br />

Ja, ihr werdet glücklich sein.<br />

Der Gouverneur soll heut erlauben,<br />

Dass du mit mir die Arbeit teilst.<br />

Leonore<br />

Du wirst mir alle Ruhe rauben,<br />

Wenn du bis morgen nur verweilst.<br />

Marzelline<br />

Ja, guter Vater, bitt’ ihn heute;<br />

In kurzem sind wir dann ein Paar.<br />

Rocco<br />

Ich bin ja bald des Grabes Beute,<br />

Ich brauche Hülf’; es ist ja wahr.<br />

Leonore<br />

Wie lang bin ich des Kummers Beute.<br />

Du, Hoffnung, reichst mir Labung dar.<br />

Marzelline<br />

Ach! lieber Vater, was fällt Euch ein!<br />

Lang Freund und Rater müsst Ihr<br />

uns sein!<br />

Rocco<br />

Nur auf der Hut,<br />

Dann geht es gut;<br />

Gestillt wird euer Sehnen.<br />

Gebt euch die Hand<br />

Und schliesst das Band,<br />

In süssen Freudentränen.<br />

Marzelline<br />

O habe Mut!<br />

O welche Glut!<br />

O welch ein tiefes Sehnen!<br />

Ein festes Band<br />

Mit Herz und Hand!<br />

O süsse, süsse Tränen.<br />

Leonore<br />

Ihr seid so gut,<br />

Ihr macht mir Mut,<br />

Gestillt wird bald mein Sehnen.<br />

(für sich)<br />

Ich gab die Hand<br />

Zum süssen Band;<br />

Es kostet bittre Tränen.<br />

Rocco<br />

Der Gouverneur!<br />

nr. 6 Marsch<br />

Pizarro. Was Neues?<br />

Rocco. Nein, Herr!<br />

Pizarro. Was sind das für Papiere?<br />

(öffnet die Papiere und geht sie durch)<br />

Immer Empfehlungen oder Vorwürfe.<br />

(Pizarro hält bei einem Kuvert inne.)<br />

Pizarro.Was seh’ ich? Mich dünkt, ich<br />

kenne diese Schrift!<br />

(Er öffnet das Kuvert.)<br />

Pizarro. (liest) Ich gebe Ihnen Nachricht,<br />

dass der Minister in Erfahrung<br />

gebracht hat, dass die Staatsgefängnisse,<br />

denen Sie vorstehen, mehrere<br />

Opfer willkürlicher Gewalt enthalten.<br />

Er reist morgen ab, um Sie mit einer<br />

Untersuchung zu überraschen.<br />

(Pizarro lässt das Papier sinken.)<br />

Pizarro. Gott, wenn er entdeckte, dass<br />

ich diesen Florestan in Ketten liegen<br />

habe, den er längst tot glaubt! <strong>–</strong> Doch<br />

es gibt ein Mittel! Eine kühne Tat!<br />

nr. 7 arie mit chor<br />

Pizarro<br />

Ha! Welch ein Augenblick!<br />

Die Rache werd’ ich kühlen!<br />

Dich rufet dein Geschick!<br />

In seinem Herzen wühlen,<br />

O Wonne, grosses Glück!<br />

Schon war ich nah, im Staube,<br />

Dem lauten Spott zum Raube,<br />

Dahingestreckt zu sein.<br />

40 41


Nun ist es mir geworden,<br />

Den Mörder selbst zu morden;<br />

In seiner letzten Stunde,<br />

Den Stahl in seiner Wunde:<br />

Ihm noch ins Ohr zu schrein.<br />

Triumph! Der Sieg ist mein!<br />

Soldaten (halblaut unter sich)<br />

Er spricht von Tod und Wunde,<br />

Nun fort auf unsre Runde!<br />

Wacht scharf auf eurer Runde,<br />

Wie wichtig muss es sein!<br />

Pizarro Rocco!<br />

Rocco Herr!<br />

nr. 8 Duett<br />

Pizarro<br />

Jetzt, Alter, hat es Eile!<br />

Dir wird ein Glück zuteile,<br />

Du wirst ein reicher Mann;<br />

(Wirft ihm einen Beutel zu.)<br />

Das geb’ ich nur daran.<br />

Rocco<br />

So sagt doch nur in Eile,<br />

Womit ich dienen kann.<br />

Pizarro<br />

Du bist von kaltem Blute,<br />

Von unverzagtem Mute<br />

Durch langen Dienst geworden.<br />

Rocco<br />

Was soll ich? Redet!<br />

Pizarro<br />

Morden!<br />

Rocco (erschreckt)<br />

Wie?<br />

Pizarro<br />

Höre mich nur an!<br />

Du bebst? <strong>–</strong> Bist du ein Mann?<br />

Wir dürfen gar nicht säumen,<br />

Dem Staate liegt daran,<br />

Den bösen Untertan<br />

Schnell aus dem Weg zu räumen.<br />

Rocco<br />

O Herr!<br />

Pizarro<br />

Du stehst noch an?<br />

(für sich)<br />

Er darf nicht länger leben,<br />

Sonst ist’s um mich geschehn.<br />

Pizarro sollte beben?<br />

Du fällst, ich werde stehn.<br />

Rocco<br />

Die Glieder fühl ich beben,<br />

wie könnt’ ich das bestehn?<br />

Ich nehm ihm nicht das Leben,<br />

Mag, was da will, geschehn.<br />

Nein, Herr, das Leben nehmen,<br />

Das ist nicht meine Pflicht!<br />

Pizarro<br />

Ich will mich selbst bequemen,<br />

Wenn dir’s an Mut gebricht.<br />

Nun eile rasch und munter<br />

zu jenem Mann hinunter <strong>–</strong><br />

Du weisst …<br />

Rocco<br />

… der kaum mehr lebt<br />

Und wie ein Schatten schwebt?<br />

Pizarro (mit Grimm)<br />

Zu dem, zu dem hinab!<br />

Ich wart in kleiner Ferne;<br />

Du gräbst in der Zisterne<br />

Sehr schnell ein Grab.<br />

Rocco<br />

Und dann? <strong>–</strong><br />

Pizarro<br />

Du gibst ein Zeichen;<br />

Dann werd’ ich selbst vermummt<br />

Mich in den Kerker schleichen:<br />

Ein Stoss <strong>–</strong> und er verstummt!<br />

Rocco<br />

Verhungernd in den Ketten,<br />

Ertrug er lange Pein!<br />

Ihn töten, heisst ihn retten,<br />

Der Dolch wird ihn befrein.<br />

Pizarro<br />

Er sterb’ in seinen Ketten,<br />

zu kurz war seine Pein!<br />

Sein Tod nur kann ihn retten,<br />

Dann werd ich ruhig sein.<br />

(Pizarro ab, Rocco folgt ihm.)<br />

nr. 9 rezitativ und arie<br />

Leonore<br />

Abscheulicher, wo eilst du hin?<br />

Was hast du vor in wildem Grimme?<br />

Des Mitleids Ruf, der Menschheit<br />

Stimme <strong>–</strong><br />

(heftig)<br />

Rührt nichts mehr deinen Tigersinn?<br />

Doch toben auch wie Meereswogen<br />

Dir in der Seele Zorn und Wut,<br />

So leuchtet mir ein Farbenbogen,<br />

Der hell auf dunklen Wolken ruht:<br />

Der blickt so still, so friedlich nieder,<br />

Der spiegelt alte Zeiten wider,<br />

Und neu besänftigt wallt mein Blut.<br />

Komm, Hoffnung! Lass den letzten<br />

Stern<br />

Der Müden nicht erbleichen!<br />

Erhell mein Ziel! Sei’s noch so fern <strong>–</strong><br />

Die Liebe wird’s erreichen. <strong>–</strong><br />

Ich folg dem innern Triebe,<br />

Ich wanke nicht,<br />

Mich stärkt die Pflicht<br />

Der treuen Gattenliebe!<br />

O du, für den ich alles trug,<br />

Könnt ich zur Stelle dringen,<br />

Wo Bosheit dich in Fesseln schlug,<br />

Und süssen Trost dir bringen!<br />

Jaquino. Wie Fidelio das wieder<br />

geschafft hat, ist mir ein Rätsel:<br />

Gerade noch war ich im schönsten<br />

Streit mit Marzelline, da fällt ihm<br />

plötzlich ein, das Wetter sei so schön,<br />

man müsse dem Gouverneur einen<br />

Gefallen tun und ihn ehren, indem<br />

man die Gefangenen in den Hof lasse.<br />

Und Rocco, wohlwissend, dass der<br />

Gouverneur dergleichen selbst an<br />

hohen Festtagen nur selten gewährt,<br />

und zitternd vor Angst, kann sich<br />

Fidelios Argumenten dennoch nicht<br />

erwehren. Mir erteilt er den Befehl,<br />

die leichteren Gefängnisse zu öffnen.<br />

42 43


nr. 10 Finale<br />

Gefangene<br />

O welche Lust, in freier Luft<br />

Den Atem leicht zu heben!<br />

Nur hier, nur hier ist Leben,<br />

Der Kerker eine Gruft!<br />

Erster Gefangener<br />

Wir wollen mit Vertrauen<br />

Auf Gottes Hülfe bauen;<br />

Die Hoffnung flüstert sanft mir zu:<br />

Wir werden frei, wir finden Ruh!<br />

Alle anderen<br />

O Himmel! Rettung! Welch ein Glück,<br />

O Freiheit, kehrst du zurück?<br />

Zweiter Gefangener<br />

Sprecht leise <strong>–</strong> haltet euch zurück!<br />

Wir sind belauscht mit Ohr und Blick.<br />

Alle<br />

Sprecht leise <strong>–</strong> haltet euch zurück!<br />

Wir sind belauscht mit Ohr und Blick.<br />

O welche Lust, in freier Luft usw.<br />

rezitativ<br />

Leonore<br />

Nun sprecht, wie ging’s?<br />

Rocco<br />

Recht gut, recht gut!<br />

Zusammen rafft’ ich meinen Mut,<br />

Und trug ihm alles vor,<br />

Und sollst du’s glauben,<br />

Was er zur Antwort mir gab?<br />

Die Heirat, und dass du mir hilfst,<br />

will er erlauben,<br />

Noch heute führ’ ich in den Kerker<br />

dich hinab.<br />

Leonore (ausbrechend)<br />

Noch heute? Noch heute?<br />

O welch ein Glück! O welche Wonne!<br />

Rocco<br />

Ich sehe deine Freude;<br />

Nur noch ein Augenblick,<br />

Dann gehen wir schon beide …<br />

Leonore<br />

Wohin?<br />

Rocco<br />

… zu jenem Mann hinab,<br />

Dem ich seit vielen Wochen<br />

Stets weniger zu essen gab.<br />

Leonore<br />

Ha! Wird er losgesprochen?<br />

Rocco<br />

O nein!<br />

Leonore<br />

So sprich!<br />

Rocco<br />

O nein, o nein!<br />

(geheimnisvoll)<br />

Wir müssen ihn <strong>–</strong> doch wie? <strong>–</strong> befrein,<br />

Er muss in einer Stunde <strong>–</strong><br />

Den Finger auf dem Munde! <strong>–</strong><br />

Von uns begraben sein.<br />

Leonore<br />

So ist er tot?<br />

Rocco<br />

Noch nicht, noch nicht!<br />

Leonore (zurückfahrend)<br />

Ist ihn zu töten deine Pflicht?<br />

Rocco<br />

Nein, guter Junge, zittre nicht,<br />

Zum Morden dingt sich Rocco nicht.<br />

Der Gouverneur kommt selbst hinab <strong>–</strong><br />

Wir beide graben nur das Grab.<br />

Leonore (beiseite)<br />

Vielleicht das Grab des Gatten graben?<br />

Was kann fürchterlicher sein! Was?<br />

Rocco<br />

Wir müssen gleich zum Werke<br />

schreiten,<br />

Du musst helfen, mich begleiten;<br />

Hart ist des Kerkermeisters Brot.<br />

Leonore<br />

Ich folge dir, wär’s in den Tod!<br />

Rocco<br />

In der zerfallenen Zisterne<br />

Bereiten wir die Grube leicht.<br />

Ich tu’ es, glaube mir, nicht gerne;<br />

Auch dir ist schaurig, wie mich<br />

deucht?<br />

Leonore<br />

Ich bin es nur noch nicht gewohnt.<br />

Rocco<br />

Ich hätte gerne dich verschont,<br />

Doch wird es mir allein zu schwer,<br />

Und gar so streng ist unser Herr.<br />

Leonore (für sich)<br />

O welch ein Schmerz!<br />

Rocco (für sich)<br />

Mir scheint, er weine <strong>–</strong><br />

(laut)<br />

Nein, du bleibst hier, ich geh alleine,<br />

Ich geh allein!<br />

Leonore<br />

O nein, o nein!<br />

Ich muss ihn sehn, den Armen sehen,<br />

Und müsst ich selbst zugrunde gehen!<br />

Beide<br />

O säumen wir nun länger nicht!<br />

Wir folgen unsrer strengen Pflicht!<br />

(Jaquino und Marzelline treten hinzu.)<br />

Marzelline<br />

Ach, Vater, Vater, eilt!<br />

Rocco<br />

Was hast du denn?<br />

Jaquino<br />

Nicht länger weilt!<br />

Rocco<br />

Was ist geschehn?<br />

Marzelline<br />

Voll Zorn folgt mir Pizarro nach,<br />

Er drohet, er drohet dir!<br />

Jaquino<br />

Nicht länger weilt!<br />

Rocco<br />

Gemach, gemach!<br />

Leonore<br />

So eilet fort!<br />

Rocco<br />

Nur noch dies Wort:<br />

Sprich, weiss er schon?<br />

44 45


Jaquino<br />

Ja, er weiss es schon.<br />

Marzelline<br />

Der Offizier sagt ihm,<br />

Was wir jetzt den<br />

Gefangenen gewähren.<br />

Rocco<br />

Lasst alle schnell zurücke kehren!<br />

(Jaquino ab.)<br />

Marzelline<br />

Ihr wisst ja, wie er tobet,<br />

Und kennet seine Wut.<br />

Leonore<br />

Wie mir’s im Innern tobet!<br />

Empöret ist mein Blut!<br />

Rocco<br />

Mein Herz hat mich gelobet,<br />

Sei der Tyrann in Wut!<br />

(Marzelline eilt Jaquino nach.)<br />

(Pizarro, zwei Offiziere und Wachen<br />

treten auf )<br />

Pizarro<br />

Verweg’ner Alter! Welche Rechte<br />

Legst du dir frevelnd selber bei?<br />

Und ziemt es dem gedungnen<br />

Knechte,<br />

Zu geben die Gefangnen frei?<br />

Rocco<br />

O Herr!<br />

Pizarro<br />

Wohlan! Wohlan!<br />

Rocco (eine Entschuldigung suchend)<br />

Des Frühlings Kommen,<br />

das heitre, warme Sonnenlicht,<br />

dann <strong>–</strong> habt ihr wohl in acht<br />

genommen,<br />

was sonst zu meinem Vorteil spricht?<br />

Des Königs Namensfest ist heute,<br />

das feiern wir auf solche Art.<br />

(geheim zu Pizarro)<br />

Der unten stirbt, doch lasst die andern<br />

jetzt fröhlich hin und wieder wandern,<br />

für Jenen sei der Zorn gespart.<br />

Pizarro (leise)<br />

So eile, ihm sein Grab zu graben,<br />

hier will ich stille Ruhe haben;<br />

schliess’ die Gefangnen wieder ein,<br />

magst du nie mehr verwegen sein!<br />

(Marzelline und Jaquino kommen wieder<br />

zurück.)<br />

Gefangene<br />

Leb wohl, du warmes Sonnenlicht,<br />

Schnell schwindest du uns wieder!<br />

Schon sinkt die Nacht hernieder,<br />

Aus der so bald kein Morgen bricht.<br />

Marzelline (die Gefangenen betrachtend)<br />

Wie eilten sie zum Sonnenlicht,<br />

Und scheiden traurig wieder!<br />

(für sich)<br />

Die Andern murmeln nieder; <strong>–</strong><br />

Hier wohnt die Lust, die Freude nicht.<br />

Leonore (zu den Gefangenen)<br />

Ihr hört das Wort, drum zögert nicht,<br />

Kehrt in den Kerker wieder!<br />

(für sich)<br />

Angst rinnt durch meine Glieder,<br />

Ereilt den Frevler kein Gericht?<br />

Jaquino (zu den Gefangenen)<br />

Ihr hört das Wort, rum zögert nicht,<br />

Kehrt in den Kerker wieder!<br />

(für sich, Rocco und Leonore betrachtend)<br />

Sie sinnen auf und nieder; <strong>–</strong><br />

Könnt’ ich verstehn, was jeder spricht!<br />

Pizarro<br />

Nun Rocco, zögre länger nicht,<br />

Steig’ in den Kerker nieder!<br />

(leise)<br />

Nicht eher kehrst du wieder<br />

Bis ich vollzogen das Gericht.<br />

Rocco<br />

Nein, Herr, ich zögre länger nicht,<br />

Ich steige eilend nieder!<br />

(für sich)<br />

Mir beben meine Glieder,<br />

O unglückselig harte Pflicht!<br />

(Die Gefangenen gehen in ihre Zellen, die<br />

Leonore und Jaquino verschliessen.)<br />

ZWeiter auFZuG<br />

Ein unterirdischer dunkler Keller<br />

nr. 11 introduktion und arie<br />

Florestan<br />

Gott, welch Dunkel hier!<br />

O grauenvolle Stille!<br />

Öd’ ist es um mich her,<br />

Nichts lebet ausser mir,<br />

O schwere Prüfung!<br />

Doch gerecht ist Gottes Wille!<br />

Ich murre nicht; <strong>–</strong><br />

Das Mass der Leiden steht bei dir!<br />

In des Lebens Frühlingstagen<br />

Ist das Glück von mir geflohn.<br />

Wahrheit wagt’ ich kühn zu sagen,<br />

Und die Ketten sind mein Lohn.<br />

Willig duld ich alle Schmerzen,<br />

Ende schmählich meine Bahn;<br />

Süsser Trost in meinem Herzen:<br />

Meine Pflicht hab ich getan. <strong>–</strong><br />

(in einer an Wahnsinn grenzenden,<br />

jedoch ruhigen Begeisterung)<br />

Und spür’ ich nicht linde, sanft<br />

säuselnde Luft?<br />

Und ist nicht mein Grab mir erhellet?<br />

Ich seh’, wie ein Engel im rosigen Duft<br />

Sich tröstend zur Seite mir stellet,<br />

Ein Engel, Leonoren, der Gattin, so<br />

gleich,<br />

Der führt mich zur Freiheit ins<br />

himmlische Reich.<br />

46 47


nr. 12 Melodram und Duett<br />

Leonore (halblaut)<br />

Wie kalt ist es in diesem unterirdischen<br />

Gewölbe!<br />

Rocco<br />

Das ist natürlich, es ist ja sehr tief!<br />

Leonore<br />

Ich glaubte schon, wir würden den<br />

Eingang gar nicht finden.<br />

Rocco (sich gegen Florestan wendend)<br />

Da ist er.<br />

Leonore<br />

Er scheint ganz ohne Bewegung.<br />

Rocco<br />

Vielleicht ist er tot.<br />

Leonore (schaudernd)<br />

Ihr meint es?<br />

Rocco<br />

Nein, nein, er schläft. <strong>–</strong> Das müssen wir<br />

benutzen und gleich ans Werk gehen.<br />

Wir haben keine Zeit zu verlieren.<br />

Leonore (beiseite)<br />

Es ist unmöglich, seine Züge zu<br />

unterscheiden. Gott steh mir bei,<br />

wenn er es ist!<br />

Rocco<br />

Hier <strong>–</strong> unter diesen Trümmern ist die<br />

Zisterne, von der ich gesagt habe. Wir<br />

brauchen nicht viel zu graben, um an<br />

die Öffnung zu kommen. Gib mir<br />

eine Haue und stelle dich hierher! Du<br />

zitterst? <strong>–</strong> Fürchtest du dich?<br />

Leonore<br />

O nein! Es ist nur so kalt.<br />

Rocco<br />

So mache fort, im Arbeiten wird dir<br />

schon warm werden.<br />

Rocco<br />

Nur hurtig fort, nur frisch gegraben!<br />

Es währt nicht lang; er kommt herein.<br />

Leonore<br />

Ihr sollt ja nicht zu klagen haben;<br />

Ihr sollt gewiss zufrieden sein.<br />

Rocco<br />

Komm, hilf doch diesen Stein mir<br />

heben <strong>–</strong><br />

Hab’ acht, hab’ acht! <strong>–</strong> Er hat Gewicht!<br />

Leonore<br />

Ich helfe schon! <strong>–</strong> Sorgt euch nicht;<br />

Ich will mir alle Mühe geben!<br />

Rocco<br />

Ein wenig noch!<br />

Leonore<br />

Geduld!<br />

Rocco<br />

Er weicht!<br />

Leonore<br />

Nur etwas noch!<br />

Rocco<br />

Es ist nicht leicht!<br />

Rocco<br />

Nur hurtig fort, nur frisch gegraben!<br />

Es währt nicht lang, er kommt herein.<br />

Leonore<br />

Lasst mich nur wieder Kräfte haben!<br />

Wir werden bald zu Ende sein.<br />

Wer du auch seist, ich will dich retten <strong>–</strong><br />

Bei Gott, du sollst kein Opfer sein!<br />

Gewiss, ich löse deine Ketten,<br />

Ich will, du Armer, dich befrein!<br />

Rocco<br />

Was zauderst du in deiner Pflicht?<br />

Leonore<br />

Mein Vater, nein, ich zaudre nicht!<br />

Ihr sollt ja nicht zu klagen haben,<br />

Lasst mich nur wieder Kräfte haben,<br />

Denn mir wird keine Arbeit schwer.<br />

Florestan<br />

Wenn ich denn verdammt bin, so lasst<br />

mich nicht langsam verschmachten.<br />

Leonore (leise)<br />

Gott! Er ist’s!<br />

Rocco (zu Leonore)<br />

Du bist ja ganz in Bewegung.<br />

Leonore<br />

Wer sollt es nicht sein! <strong>–</strong> Ihr selbst,<br />

Meister Rocco <strong>–</strong><br />

Rocco<br />

Es ist wahr <strong>–</strong> der Mensch hat so eine<br />

Stimme <strong>–</strong><br />

Leonore<br />

Ja, sie dringt in die Tiefe des Herzens.<br />

nr. 13 terzett<br />

Florestan<br />

Euch werde Lohn in bessern Welten,<br />

Der Himmel hat euch mir geschickt.<br />

O Dank, ihr habt mich süss erquickt;<br />

Ich kann die Wohltat nicht vergelten!<br />

Rocco (leise zu Leonore)<br />

Ich labt’ ihn gern, den armen Mann,<br />

es ist ja bald um ihn getan.<br />

Ich tu, was meine Pflicht gebeut,<br />

doch hass ich alle Grausamkeit.<br />

Leonore (für sich)<br />

Wie heftig pochet dieses Herz,<br />

es wogt in Freud und scharfem Schmerz!<br />

Die hehre, bange Stunde winkt,<br />

Die Tod mir oder Rettung bringt.<br />

Florestan (für sich)<br />

Bewegt seh’ ich den Jüngling hier,<br />

und Rührung zeigt auch dieser Mann.<br />

O Gott, du sendest Hoffnung mir,<br />

dass ich sie noch gewinnen kann.<br />

Leonore (leise zu Rocco)<br />

Dies Stücken Brot <strong>–</strong> ja, seit zwei Tagen<br />

Trag’ ich es immer schon bei mir.<br />

Rocco<br />

Ich möchte gern, doch sag ich dir,<br />

Das hiesse wirklich zu viel wagen.<br />

Leonore<br />

Ach! Ihr labtet gern den armen Mann.<br />

Rocco<br />

Das geht nicht an. Das geht nicht an.<br />

Leonore<br />

Es ist ja bald um ihn getan.<br />

48 49


Rocco<br />

So sei es <strong>–</strong> ja, du kannst es wagen.<br />

Leonore (in grösster Bewegung Florestan<br />

das Brot reichend)<br />

Da, nimm das Brot, du armer Mann!<br />

Florestan<br />

O Dank dir, Dank!<br />

Euch werde Lohn in bessern Welten,<br />

Der Himmel hat euch mir geschickt.<br />

O Dank, ihr habt mich süss erquickt!<br />

Ich kann die Wohltat nicht vergelten.<br />

Leonore<br />

Der Himmel schicke Rettung dir,<br />

dann wird mir hoher Lohn gewährt.<br />

Rocco<br />

Mich rührte oft dein Leiden hier,<br />

Doch Hilfe war mir streng verwehrt.<br />

(für sich)<br />

Ich labt’ ihn gern, den armen Mann,<br />

Es ist ja bald um ihn getan!<br />

Florestan<br />

O dass ich euch nicht lohnen kann!<br />

Leonore<br />

O mehr, als ich ertragen kann!<br />

(Florestan verschlingt das Stück Brot.)<br />

Pizarro. Ist alles bereit?<br />

Rocco. Ja.<br />

Pizarro. Gut! <strong>–</strong> Der Jüngling soll sich<br />

entfernen!<br />

Rocco (zu Leonore). Geh! Geh, geh!<br />

(Leonore entfernt sich widerstrebend.)<br />

nr. 14 Quartett<br />

Pizarro<br />

Er sterbe!<br />

Doch er soll erst wissen,<br />

Wer ihm sein stolzes Herz zerfleischt.<br />

Der Rache Dunkel sei zerrissen,<br />

Sieh’ her, du hast mich nicht getäuscht!<br />

Pizarro, den du stürzen wolltest,<br />

Pizarro, den du fürchten solltest,<br />

Steht nun als Rächer, hier!<br />

Florestan (gefasst)<br />

Ein Mörder steht vor mir!<br />

Pizarro<br />

Noch einmal ruf’ ich dir,<br />

was du getan, zurück.<br />

Nur noch ein Augenblick, und dieser<br />

Dolch …<br />

Leonore (stürzt mit einem durchdringenden<br />

Geschrei hervor und bedeckt Florestan mit<br />

ihrem Leib)<br />

Zurück!<br />

Florestan<br />

O Gott!<br />

Rocco<br />

Was soll?<br />

Leonore<br />

Durchbohren musst du erst diese Brust,<br />

Der Tod sei dir geschworen für deine<br />

Mörderlust!<br />

Pizarro (schleudert sie fort)<br />

Wahnsinniger!<br />

Rocco (zu Leonore)<br />

Halt ein, halt ein!<br />

Florestan<br />

O Gott, mein Gott!<br />

Pizarro<br />

Er soll bestrafet sein!<br />

Leonore (noch einmal ihren Mann<br />

bedeckend)<br />

Töt’ erst sein Weib!<br />

Pizarro<br />

Sein Weib?<br />

Rocco<br />

Sein Weib?<br />

Florestan<br />

Mein Weib?<br />

Leonore (zu Florestan)<br />

Ja, sieh’ hier Leonoren!<br />

Florestan<br />

Leonore!<br />

Leonore<br />

Ich bin sein Weib, geschworen<br />

Hab’ ich ihm Trost, Verderben dir!<br />

Pizarro (für sich)<br />

Welch’ unerhörter Mut!<br />

Florestan (zu Leonore)<br />

Vor Freude starrt mein Blut!<br />

Rocco<br />

Mir starrt vor Angst mein Blut!<br />

Leonore (für sich)<br />

Ich trotze seiner Wut!<br />

Der Tod sei dir geschworen,<br />

Pizarro.<br />

Soll ich vor einem Weibe beben?<br />

So opfr’ ich beide meinem Grimm.<br />

(dringt wieder auf Florestan und Leonore<br />

ein)<br />

Geteilt hast du mit ihm das Leben,<br />

so teile nun den Tod mit ihm!<br />

Leonore<br />

(zieht hastig eine kleine Pistole aus der<br />

Brust und hält sie Pizarro vor)<br />

Noch einen Laut <strong>–</strong> und du bist tot!<br />

(Man hört die Trompete vom Turm.)<br />

Leonore (hängt an Florestans Hals)<br />

Ach! Du bist gerettet! Grosser Gott!<br />

Florestan<br />

Ach! Ich bin gerettet! Grosser Gott!<br />

Pizarro (betäubt)<br />

Ha! Der Minister! Höll’ und Tod!<br />

Rocco (betäubt)<br />

O was ist das? Gerechter Gott!<br />

Leonore<br />

Es war ein Wunder! Oder muss ich es<br />

einen Fiebertraum nennen? Waren wir<br />

beide schon tot, hingestreckt vom<br />

Dolch des Tyrannen und war das<br />

Ertönen der Fanfare, die das Erscheinen<br />

des Gouverneurs ankündigte, nur noch<br />

eine Phantasie? Die Seele, schon halb<br />

auf dem Weg aus einer zu düsteren<br />

Welt ins ewige Licht, vernimmt noch<br />

einen Nachhall von Hoffnung.<br />

Jaquino Der Minister kommt! Sein<br />

Gefolge steht schon vor dem Tor!<br />

Rocco Der Minister!<br />

50 51


Leonore, Florestan<br />

Es schlägt der Rache Stunde,<br />

Du sollst/ich soll gerettet sein!<br />

Die Liebe wird im Bunde<br />

Mit Mute dich/mich befrein.<br />

Pizarro<br />

Verflucht sei diese Stunde!<br />

Die Heuchler spotten mein.<br />

Verzweiflung wird im Bunde<br />

Mit meiner Rache sein!<br />

Rocco<br />

O fürchterliche Stunde!<br />

O Gott, was wartet mein?<br />

Ich will nicht mehr im Bunde<br />

Mit diesem Wütrich sein.<br />

(Pizarro stürzt fort.)<br />

nr. 15 Duett<br />

Leonore, Florestan<br />

O, namenlose Freude!<br />

Mein Mann an meiner Brust!/an<br />

Leonorens Brust!<br />

Nach unnennbarer Leiden<br />

So übergrosse Lust.<br />

Leonore<br />

Du wieder nun in meinen Armen!<br />

Florestan<br />

O Gott, wie gross ist dein Erbarmen!<br />

Leonore, Florestan<br />

O Dank dir, Gott, für diese Lust!<br />

Mein Mann/Weib an meiner Brust!<br />

Florestan<br />

Du bist’s!<br />

Leonore<br />

Ich bin’s!<br />

Florestan<br />

O himmlisches Entzücken!<br />

Leonore<br />

Du bist’s!<br />

Florestan<br />

Ich bin’s!<br />

Leonore<br />

O himmlisches Entzücken!<br />

Florestan<br />

Leonore!<br />

Leonore<br />

Florestan!<br />

nr. 16 Finale<br />

Volk, Gefangene<br />

Heil sei dem Tag, Heil sei der Stunde,<br />

Die lang ersehnt, doch unvermeint,<br />

Gerechtigkeit mit Huld im Bunde<br />

Vor unsres Grabes Tor erscheint!<br />

Don Fernando<br />

Des besten Königs Wink und Wille<br />

Führt mich zu euch, ihr Armen, her,<br />

Dass ich der Frevel Nacht enthülle,<br />

Die all’ umfangen schwarz und schwer.<br />

Nicht länger knieet sklavisch nieder,<br />

(Die Gefangenen stehen auf.)<br />

Tyrannenstrenge sei mir fern.<br />

Es sucht der Bruder seine Brüder,<br />

Und kann er helfen, hilft er gern.<br />

Rocco<br />

Wohlan, so helfet! Helft den Armen!<br />

Pizarro<br />

Was seh’ ich? Ha!<br />

Rocco (zu Pizarro)<br />

Bewegt es dich?<br />

Pizarro (zu Rocco)<br />

Fort, fort!<br />

Don Fernando (zu Rocco)<br />

Nun rede!<br />

Rocco<br />

All’ Erbarmen vereine diesem Paare<br />

sich.<br />

(Florestan vorführend)<br />

Don Florestan <strong>–</strong><br />

Don Fernando<br />

Der Totgeglaubte, der Edle, der für<br />

Wahrheit stritt?<br />

Rocco<br />

Und Qualen ohne Zahl erlitt!<br />

Don Fernando<br />

Mein Freund, der Totgeglaubte?<br />

Gefesselt, bleich steht er vor mir.<br />

Leonore, Rocco<br />

Ja, Florestan, ihr seht ihn hier.<br />

Rocco (Leonore vorstellend)<br />

Und Leonore <strong>–</strong><br />

Don Fernando<br />

Leonore?<br />

Rocco<br />

Der Frauen Zierde führ’ ich vor, sie<br />

kam hierher …<br />

Pizarro<br />

Zwei Worte sagen …<br />

Don Fernando<br />

Kein Wort!<br />

(zu Rocco)<br />

Sie kam …<br />

Rocco<br />

… dort an mein Tor<br />

Und trat als Knecht in meine Dienste<br />

Und tat so brave, treue Dienste,<br />

Dass ich <strong>–</strong> zum Eidam sie erkor.<br />

Marzelline<br />

O weh mir, was vernimmt mein Ohr!<br />

Rocco<br />

Der Unmensch wollt’ in dieser Stunde<br />

Vollziehn an Florestan den Mord.<br />

Pizarro (in grösster Wut)<br />

Vollziehn! Mit ihm!<br />

Rocco (auf sich und Leonore deutend)<br />

Mit uns im Bunde!<br />

(zu Don Fernando)<br />

Nur Euer Kommen rief ihn fort.<br />

Volk, Gefangene<br />

Bestrafet sei der Bösewicht,<br />

Der Unschuld unterdrückt!<br />

Gerechtigkeit hält zum Gericht<br />

Der Rache Schwerte gezückt.<br />

(Pizarro wird abgeführt.)<br />

Don Fernando (zu Rocco)<br />

Du schlossest auf des Edlen Grab,<br />

Jetzt nimm ihm seine Ketten ab;<br />

Doch halt! <strong>–</strong> Euch, edle Frau, allein,<br />

Euch ziemt es, ganz ihn zu befrein.<br />

Leonore<br />

O Gott, welch ein Augenblick!<br />

52 53


Florestan<br />

O unaussprechlich süsses Glück!<br />

Don Fernando<br />

Gerecht, o Gott, ist dein Gericht!<br />

Marzelline, Rocco<br />

Du prüfest, du verlässt uns nicht!<br />

Alle<br />

O Gott, o welch ein Augenblick!<br />

O unaussprechlich süsses Glück!<br />

Gerecht, o Gott, ist dein Gericht!<br />

Du prüfest, du verlässt uns nicht!<br />

Volk, Gefangene<br />

Wer ein holdes Weib errungen,<br />

Stimm’ in unsern Jubel ein!<br />

Nie wird es zu hoch besungen,<br />

Retterin des Gatten sein.<br />

Florestan<br />

Deine Treu’ erhielt mein Leben,<br />

Tugend schreckt den Bösewicht.<br />

Leonore<br />

Liebe führte mein Bestreben,<br />

Wahre Liebe fürchtet nicht.<br />

Volk, Gefangene<br />

Preist mit hoher Freude Glut,<br />

Leonorens edlen Mut.<br />

Florestan<br />

Wer ein holdes Weib errungen,<br />

Stimm’ in unsern Jubel ein!<br />

Nie wird es zu hoch besungen,<br />

Retterin des Gatten sein.<br />

54<br />

Leonore<br />

Liebend ist es mir gelungen,<br />

Dich aus Ketten zu befrein.<br />

Liebend sei es hoch besungen:<br />

Florestan ist wieder mein!<br />

Leonore, Florestan, Marzelline, Jaquino,<br />

Don Fernando, Rocco<br />

Liebend ist es mir/dir/ihr gelungen,<br />

Dich/mich/ihn aus Ketten zu befrein.<br />

Alle anderen<br />

Nie wird es zu hoch besungen,<br />

Retterin des Gatten sein.


interpreten | artists<br />

58 Mahler Chamber Orchestra<br />

60 LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA<br />

64 Arnold Schoenberg Chor (Einstudierung: Erwin Ortner)<br />

66 Claudio Abbado<br />

68 Tatjana Gürbaca<br />

70 Stefan Heyne<br />

71 Reinhard Traub<br />

72 Peter Mattei<br />

74 Falk Struckmann<br />

76 Jonas Kaufmann<br />

78 Nina Stemme<br />

80 Christof Fischesser<br />

82 Rachel Harnisch<br />

84 Christoph Strehl<br />

57


Das Mahler chamber Orchestra<br />

(MCO) wurde 1997 von ehemaligen<br />

Mitgliedern des Gustav Mahler Jugendorchesters<br />

gegründet. Rund 40<br />

Musikerinnen und Musiker aus 20<br />

Nationen bilden heute den Kern des<br />

frei finanzierten Orchesters, das ein<br />

breites Repertoire aus Oper und Konzert<br />

in den Musikmetropolen der<br />

Welt zur Aufführung bringt. Neben<br />

dem Mitinitiator Claudio Abbado ist es<br />

Daniel Harding, der die Entwicklung<br />

des MCO nachhaltig geprägt hat; seit<br />

2008 amtiert er als Chefdirigent. Den<br />

Durchbruch zum internationalen Renommee<br />

verbuchte das Orchester<br />

bereits 1998 mit seiner Interpretation<br />

des Don Giovanni beim Festival von<br />

Aix-en-Provence, wo in den Folgejahren<br />

unter Leitung von Daniel Harding<br />

alle weiteren grossen Mozart-Opern<br />

herauskamen, aber auch Werke wie<br />

Brittens The Turn of the Screw, Tschaikowskys<br />

Eugen Onegin oder Janáčeks<br />

Aus einem Totenhaus. Seit 1998 ist das<br />

MCO Residenzorchester im italienischen<br />

Ferrara, seit 2009 auch in Nord-<br />

rhein-Westfalen. Dort werden gemeinsam<br />

mit den Konzerthäusern von<br />

Dortmund, Essen und Köln Opernabende,<br />

Konzerte sowie Weiter- und<br />

Ausbildungsprojekte durchgeführt,<br />

gefördert von der Kunststiftung NRW<br />

und dem Land Nordrhein-Westfalen.<br />

In der Saison <strong>2010</strong>/11 ist das MCO in<br />

35 Städten und zwölf verschiedenen<br />

Ländern zu Gast, darunter die Debuts<br />

beim Athen Festival, beim Baltic Sea<br />

Festival Stockholm und in der Philharmonie<br />

Luxemburg. Zu den künstlerischen<br />

Partnern gehören neben<br />

Abbado und Harding auch die Dirigenten<br />

Pierre Boulez, Kent Nagano,<br />

Yannick Nézet-Séguin und Tugan<br />

Sokhiev sowie die Solisten Pierre-<br />

Laurent Aimard, Thomas Quasthoff,<br />

Martha Argerich und Ben Heppner.<br />

Auf dem Plattenmarkt ist das Orchester<br />

mit vierzehn Einspielungen vertreten,<br />

die mit Auszeichnungen wie dem<br />

«Grammy» und dem «Preis der deutschen<br />

Schallplattenkritik» gewürdigt<br />

wurden.<br />

The Mahler Chamber Orchestra<br />

(MCO) was founded in 1997 by former<br />

members of the Gustav Mahler Youth<br />

Orchestra. Approximately 40 musicians<br />

from 20 nations form the core of<br />

this independently financed orchestra,<br />

which performs a wide repertory<br />

of opera and concert works in the musical<br />

capitals of the world. Along with<br />

cofounder Claudio Abbado, Daniel<br />

Harding has had a lasting influence<br />

on the orchestra’s evolution. Since<br />

2008 he has served as chief conductor.<br />

The orchestra had its breakthrough<br />

to international acclaim as<br />

early as 1998 with its interpretation of<br />

Don Giovanni at the Aix-en-Provence<br />

Festival where in following seasons it<br />

also performed in productions of all<br />

the other great Mozart operas under<br />

the baton of Daniel Harding, as well as<br />

of such works as Britten’s The Turn of<br />

the Screw, Tchaikovsky’s Eugene Onegin,<br />

and Janáček’s From the House of the<br />

Dead. Since 1998 the MCO has served<br />

as orchestra-in-residence in Ferrara,<br />

Italy and since 2009 in the state of<br />

North Rhine-Westphalia as well. In<br />

the latter capacity—in conjunction<br />

with the concert halls of Dortmund,<br />

Essen, and Cologne—activities include<br />

opera evenings and concerts as<br />

well as continuing-education programs,<br />

supported by the North Rhine-<br />

Westphalia Art Foundation and the<br />

state of North Rhine-Westphalia. In<br />

the <strong>2010</strong>-11 season, the MCO will<br />

make guest appearances in 35 cities<br />

and in 12 countries, including its debut<br />

at the Athens Festival, at the Baltic<br />

Sea Festival in Stockholm, and at the<br />

Philharmonie in Luxembourg. In addition<br />

to Abbado and Harding, its artistic<br />

partners include the conductors<br />

Pierre Boulez, Kent Nagano, Yannick<br />

Nézet-Séguin, and Tugan Sokhiev, as<br />

well as such soloists as Pierre-Laurent<br />

Aimard, Thomas Quasthoff, Martha<br />

Argerich, and Ben Heppner. The<br />

MCO’s discography of 14 recordings<br />

has been honored with such distinctions<br />

as the Grammy Award and the<br />

German Record Critics’ Award.<br />

Debut bei Lucerne FestivaL am<br />

16. <strong>august</strong> 2003 mit Werken von<br />

Haydn, Kelterborn und schumann<br />

unter der Leitung von Daniel<br />

Harding; seither ist das Orchester<br />

hier jährlich mit eigenen Konzerten<br />

und als «Herzstück» des Lucerne<br />

FestivaL OrcHestra zu erleben.<br />

Lucerne FestivaL debut on <strong>august</strong><br />

16, 2003 in works by Haydn,<br />

Kelterborn, and schumann, with<br />

Daniel Harding conducting; the<br />

Orchestra has since performed<br />

annually in its own concerts and as<br />

the core of the Lucerne FestivaL<br />

OrcHestra.<br />

58 59


Mit der Gründung des Lucerne FestivaL<br />

OrcHestra, das seit 2003 alljährlich<br />

das Programm im Sommer<br />

eröffnet, knüpften Claudio Abbado<br />

und Michael Haefliger an die Geburtsstunde<br />

des Festivals im Jahr 1938<br />

an, als Arturo Toscanini mit dem legendären<br />

«Concert de Gala» Elitemusiker<br />

zu einem einzigartigen Klangkörper<br />

vereinte. Nach diesem Vorbild<br />

treffen in Luzern auch <strong>2010</strong> wieder international<br />

renommierte Solisten zusammen,<br />

um unter der Leitung von<br />

Abbado den Mahler-Zyklus fortzusetzen<br />

und mit Beethovens Fidelio erstmals<br />

auch eine Oper zu erarbeiten. An<br />

den ersten Pulten musizieren dabei<br />

Interpreten wie der Geiger Kolja Blacher,<br />

der Bratschist Wolfram Christ,<br />

die Cellistin Natalia Gutman oder der<br />

Kontrabassist Alois Posch. Das komplette<br />

Leipziger Streichquartett ist<br />

ebenso mit von der Partie wie die Harfenistin<br />

Marie-Pierre Langlamet; und<br />

zu den Bläsern zählen u. a. der Flötist<br />

Jacques Zoon, die Klarinettistin Sabine<br />

Meyer mit ihrem Bläserensemble,<br />

60<br />

der Hornist Bruno Schneider oder der<br />

Trompeter Reinhold Friedrich. Die Basis<br />

des Orchesters wird von den etwa<br />

vierzig Mitgliedern des Mahler Chamber<br />

Orchestra gebildet. Neben den<br />

beiden grossen Orchesterprogrammen,<br />

die das LUCERNE FESTIVAL OR-<br />

CHESTRA gestaltet, präsentieren sich<br />

die Musikerinnen und Musiker ausserdem<br />

in Kammerkonzerten. Die<br />

Auftritte des Orchesters sorgten von<br />

Anbeginn für Furore in der Musikwelt;<br />

viele Aufführungen wurden im Fernsehen<br />

übertragen und sind mittlerweile<br />

auf DVD veröffentlicht worden <strong>–</strong><br />

der Mitschnitt von Mahlers Dritter<br />

Sinfonie wurde im Januar 2009 mit<br />

dem Cannes Classical Award ausgezeichnet.<br />

Gastspiele führten das LU-<br />

CERNE FESTIVAL ORCHESTRA nach<br />

Rom, Tokio, in die New Yorker Carnegie<br />

Hall und zu den BBC Proms, in den<br />

Wiener Musikverein und nach Peking.<br />

Diese Reiseaktivitäten finden im Oktober<br />

<strong>2010</strong> ihre Fortsetzung, wenn<br />

Claudio Abbado und seine Musiker in<br />

Madrid und Paris konzertieren.<br />

When Claudio Abbado and Michael<br />

Haefliger founded the Lucerne FestivaL<br />

OrcHestra, which has opened<br />

the summer season every year since<br />

2003, they were, in a way, harking<br />

back to the birth of the LUCERNE FES-<br />

TIVAL in 1938. At that time, Arturo<br />

Toscanini brought an elite group of<br />

musicians together as a unique ensemble<br />

to play the legendary “Concert<br />

de Gala.” With this model in<br />

mind, internationally renowned soloists<br />

converge once again in <strong>2010</strong>,<br />

under the leadership of Claudio Abbado,<br />

to continue their Mahler cycle<br />

and to undertake their first opera<br />

with Beethoven’s Fidelio. Performing<br />

as principals are such musicians as<br />

violinist Kolja Blacher, violist Wolfram<br />

Christ, cellist Natalia Gutman,<br />

and double bassist Alois Posch. The<br />

entire Leipzig String Quartet as well<br />

as harpist Marie-Pierre Langlamet<br />

are likewise part of the ensemble;<br />

wind players include flutist Jacques<br />

Zoon, clarinetist Sabine Meyer and<br />

her woodwind ensemble, horn player<br />

Bruno Schneider, and trumpeter<br />

Reinhold Friedrich. The core of the<br />

orchestra is drawn from the approximately<br />

forty members of the Mahler<br />

Chamber Orchestra. In addition to<br />

the LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA’s<br />

two major orchestral programs, the<br />

musicians will appear in a number of<br />

chamber concerts. From the very be-<br />

ginning, the orchestra’s performances<br />

have caused a sensation in the<br />

music world: Many have been broadcast<br />

on television and then released<br />

on DVD; in January 2009 their live recording<br />

of Mahler’s Third Symphony<br />

was singled out for the Cannes Classical<br />

Award. The LUCERNE FESTIVAL<br />

ORCHESTRA has made guest appearances<br />

in Rome and Tokyo; at Carnegie<br />

Hall in New York, the BBC Proms,<br />

and the Vienna Musikverein; and in<br />

Beijing. This active itinerary resumes<br />

in October <strong>2010</strong>, when Claudio Abbado<br />

and his musicians will give concerts<br />

in Madrid and Paris.<br />

Das Lucerne FestivaL OrcHestra<br />

ist seit seinen ersten auftritten im<br />

sommer 2003 alljährlich bei<br />

Lucerne FestivaL zu erleben.<br />

the Lucerne FestivaL OrcHestra<br />

has performed each year since<br />

making its Lucerne FestivaL debut<br />

in summer 2003.<br />

61


Mahler chamber Orchestra | Lucerne FestivaL OrcHestra<br />

claudio abbado Chefdirigent<br />

1. violinen<br />

Ahss, Gregory, Konzertmeister<br />

Albracht, Cindy<br />

Andersen, Eoin<br />

Briner, Isabelle<br />

Christ, Raphael<br />

Kunstovny, May<br />

Lee, Lisa<br />

Saulière, Aki<br />

Schied, Geoffroy<br />

Semmler, Henja<br />

Summers, Timothy<br />

Thery, Tristan<br />

2.violinen<br />

Lörstadt, Johannes, Stimmführer<br />

Bernadone, Valentina<br />

Commandeur, Michiel<br />

Heubes, Christian<br />

Holthuis, Paulien<br />

Korneliusen, Mette Tjaerby<br />

Ludvickova, Jana<br />

Peters, Naomi<br />

Tesini, Giacomo<br />

Wozniakowska, Katarzyna<br />

viola<br />

Christ , Wolfram, Soloviola<br />

Hunter, Joel<br />

Jandl, Simone<br />

Linder, Susanne<br />

Puchades Escriba, Josep<br />

Puig Torné, Anna<br />

Razera, Alexandre<br />

Tissot, Delphine<br />

violoncello<br />

Pfiz, Konstantin, Solocello<br />

Bell, Raphael<br />

Blendulf, Daniel<br />

Faludi, Stefan<br />

Ruge, Thomas<br />

Steinaecker, Philipp von<br />

62<br />

Kontrabass<br />

Posch, Alois, Solobass<br />

Hong, Marcello<br />

Khachatryan, Hayk<br />

Marlali, Burak<br />

Stotijn, Rick<br />

Flöte<br />

Tonelli, Chiara<br />

Gallego, Julia<br />

Varoch Estarelles, Francisco, Piccoloflöte<br />

Oboe<br />

Yoshii, Mizuho<br />

Schied, Emma<br />

Klarinette<br />

Carbonare, Alessandro<br />

Bossier, Jaan<br />

Fagott<br />

Santana, Guilhaume<br />

Santi, Chiara<br />

Lohrer, Klaus<br />

Horn<br />

Allegrini, Alessio<br />

Russo, Giuseppe<br />

Iezzi, Geremia<br />

Oetter, Stefan<br />

trompete<br />

Friedrich, Reinhold<br />

Weltzer, Andreas<br />

Baeza, Martin, Ferntrompete<br />

Posaune<br />

Perpinan Sanchis, Daniel<br />

Hampson, Mark<br />

Pauke<br />

Piechotta, Martin<br />

Musikalischer assistent des Dirigenten<br />

Matheuz, Diego


Der 1972 von Erwin Ortner gegründete<br />

arnold schoenberg chor interpretiert<br />

ein Repertoire, das sich von<br />

der Renaissance bis zur Gegenwart<br />

erstreckt und einen besonderen<br />

Schwerpunkt auf die zeitgenössische<br />

Musik setzt. Die Chorsinfonik zählt<br />

ebenso zu seinen Aufgaben wie<br />

A-cappella-Werke oder szenische<br />

Opernproduktionen: So sang das Ensemble<br />

bei Schuberts Fierabras in<br />

Wien sowie bei Messiaens Saint François<br />

d’Assise und Berios Cronaca del luogo<br />

im Rahmen der Salzburger Festspiele.<br />

Auch bei Aufführungen des<br />

Festivals in Aix-en-Provence und am<br />

Theater an der Wien ist der Chor regelmässig<br />

mit von der Partie. Seit<br />

über fünfundzwanzig Jahren besteht<br />

eine enge Zusammenarbeit mit Nikolaus<br />

Harnoncourt, der mit den<br />

Sängerinnen und Sängern zahlreiche<br />

Platten einspielte, darunter Bachs<br />

Matthäus-Passion, die 2002 mit einem<br />

«Grammy» ausgezeichnet wurde,<br />

und Schumanns Das Paradies und die<br />

Peri, das 2009 den «Echo Klassik» er-<br />

hielt. Mit Konzerten ist der Chor regelmässig<br />

in Salzburg, bei den Wiener<br />

Festwochen, bei Wien Modern,<br />

dem Carinthischen Sommer und der<br />

Styriarte in Graz zu erleben. Künstlerischer<br />

Leiter des Arnold Schoenberg<br />

Chores ist bis heute erwin Ortner,<br />

der seine Laufbahn als Wiener Sängerknabe<br />

begann und an der Wiener<br />

Musikhochschule u. a. von Hans Swarowsky<br />

und Hans Gillesberger in den<br />

Fächern Dirigieren und Kirchenmusik<br />

ausgebildet wurde. 1980 wurde er<br />

selbst als Professor für Chorleitung<br />

an das Institut berufen, von 1996 bis<br />

2002 amtierte er als Rektor der nun<br />

zur Universität für Musik umgewandelten<br />

Hochschule. Mit dem Arnold<br />

Schoenberg Chor spielte Erwin Ortner<br />

1996 das gesamte weltliche Chorwerk<br />

von Franz Schubert auf CD ein<br />

und wurde dafür mit dem «Preis der<br />

deutschen Schallplattenkritik», dem<br />

«Diapason d’Or», dem «Prix Caecilia»<br />

und in Japan mit dem «Grand Prize of<br />

the Academy Awards» geehrt.<br />

Founded in 1972 by Erwin Ortner, the<br />

arnold schoenberg choir sings a<br />

repertoire ranging from the Renaissance<br />

to the present, with a particular<br />

focus on contemporary music.<br />

Symphonic choral music and a cappella<br />

works are part of its mandate,<br />

as well as full-scale opera productions.<br />

As examples of the latter, the<br />

ensemble has sung in Schubert’s<br />

Fierabras in Vienna and in Messiaen’s<br />

Saint François d’Assise and Berio’s Cronaca<br />

del luogo at the Salzburg Festival.<br />

The Choir also regularly performs at<br />

the Aix-en-Provence Festival and the<br />

Theater an der Wien. For over 25<br />

years, the Choir has enjoyed a particularly<br />

close relationship with<br />

Nikolaus Harnoncourt, who has conducted<br />

the singers on numerous recordings,<br />

including Bach’s St. Matthew<br />

Passion, which won a Grammy<br />

Award in 2002, and Schumann’s Das<br />

Paradies und die Peri, winner of the<br />

2009 Echo Klassik Award. The Choir<br />

regularly appears at the Salzburg<br />

Festival, the Vienna Festwochen, the<br />

Vienna Modern, the Carinthian Summer<br />

Festival, and the Styriarte Festival<br />

in Graz. erwin Ortner, who has<br />

been the Arnold Schoenberg Chorus’s<br />

artistic director since its founding,<br />

began his career as a singer with<br />

the Vienna Boys’ Choir and studied<br />

conducting and church music at the<br />

Vienna Music School under Hans<br />

Swarowsky and Hans Gillesberger,<br />

among others. In 1980 he himself<br />

was named professor of choral conducting<br />

at the same institution, and<br />

between 1996 and 2002 he served as<br />

dean of the Music School, which subsequently<br />

became the University of<br />

Music. In 1996 Erwin Ortner and the<br />

Arnold Schoenberg Choir recorded<br />

all of Franz Schubert’s secular choral<br />

music on disc, winning the German<br />

Record Critics’ Prize, the Diapason<br />

d’Or, the Prix Caecilia, and Japan’s<br />

Grand Prize of the Academy Awards.<br />

Debut bei Lucerne FestivaL (iMF)<br />

am 23. März 1997 mit Mozarts<br />

Spatzenmesse und Haydns Stabat<br />

mater unter der Leitung von<br />

nikolaus Harnoncourt; zuletzt hier<br />

zu Gast am 21. März <strong>2010</strong> mit<br />

oratorischen Werken von Ludwig<br />

van Beethoven, abermals dirigiert<br />

von Harnoncourt.<br />

Lucerne FestivaL (iMF) debut on<br />

March 23, 1997, singing Mozart’s<br />

Sparrow Mass and Haydn’s Stabat<br />

mater, under the direction of<br />

nikolaus Harnoncourt; most recent<br />

appearance on March 21, <strong>2010</strong>, in<br />

choral works by Ludwig van<br />

Beethoven, conducted once again<br />

by Harnoncourt.<br />

64 65


claudio abbado stammt aus einer<br />

Mailänder Musikerfamilie und studierte<br />

Dirigieren, Klavier und Komposition<br />

am Konservatorium seiner<br />

Heimatstadt. Nach seinem Diplom<br />

setzte er die Ausbildung bei Hans<br />

Swarowsky an der Wiener Musikakademie<br />

fort. 1958 errang er den Koussevitzky-Preis<br />

in Tanglewood, 1963<br />

wurde ihm der Erste Preis beim<br />

Mitropoulos-Wettbewerb in New York<br />

zugesprochen, der ihm eine Assistenz<br />

bei Leonard Bernstein einbrachte.<br />

Herbert von Karajan lud Abbado 1965<br />

zu den Salzburger Festspielen ein, wo<br />

er die Wiener Philharmoniker leitete;<br />

im Jahr darauf debutierte er dann bei<br />

den Berliner Philharmonikern. Von<br />

1968 bis 1986 war Claudio Abbado<br />

Musikdirektor der Mailänder Scala<br />

und profilierte sich dort als Neuerer,<br />

der die zeitgenössische Musik und<br />

das Regietheater förderte und eine<br />

Öffnung des Hauses für breite gesellschaftliche<br />

Schichten bewirkte. Parallel<br />

dazu entfaltete sich Abbados<br />

internationale Karriere: Von 1979 bis<br />

1988 stand er dem London Symphony<br />

Orchestra vor, 1986 wurde er für fünf<br />

Jahre Musikdirektor der Wiener<br />

Staatsoper, 1989 beriefen ihn die Berliner<br />

Philharmoniker an ihre Spitze<br />

und betrauten ihn ab 1994 mit der<br />

Leitung der Osterfestspiele in Salzburg.<br />

Nach seinem Abschied aus Berlin<br />

im Sommer 2002 entstand auf Abbados<br />

Initiative das LUCERNE FESTIVAL<br />

ORCHESTRA, das seit 2003 alljährlich<br />

bei LUCERNE FESTIVAL zu erleben ist.<br />

Die Förderung des musikalischen<br />

Nachwuchses ist ein besonderes Anliegen<br />

von Claudio Abbado: 1978 gehörte<br />

er zu den Begründern des European<br />

Community Youth Orchestra<br />

und wirkte später am Aufbau des<br />

Chamber Orchestra of Europe mit;<br />

1986 rief er das Gustav Mahler Jugendorchester<br />

ins Leben, 2004 folgte die<br />

Gründung des Orchestra Mozart. Zu<br />

den zahlreichen Würdigungen, die<br />

Abbado zuteil wurden, zählen die Verleihung<br />

des Siemens-Musikpreises<br />

(1994) und des «Praemium Imperiale»<br />

(2003).<br />

claudio abbado was born into a<br />

family of musicians in Milan. He<br />

studied piano, conducting, and composition<br />

at the Milan Conservatory.<br />

After completing his degree, he<br />

moved to Vienna, where he studied<br />

under Hans Swarowsky at the Vienna<br />

Music Academy. He won the Koussevitzky<br />

Prize in Tanglewood in 1958<br />

and received the first prize at the Mitropoulos<br />

Competition in New York<br />

in 1963, which earned him the position<br />

of assistant to Leonard Bernstein.<br />

Herbert von Karajan invited<br />

Abbado to the Salzburg Festival in<br />

1965, where he conducted the Vienna<br />

Philharmonic. In the following year,<br />

he made his debut with the Berlin<br />

Philharmonic. From 1968 to 1986,<br />

Abbado was musical director of La<br />

Scala in Milan, where he established<br />

his reputation as an innovator keen<br />

to promote contemporary music and<br />

director’s theater. He is also widely<br />

acclaimed for having opened the<br />

venue to a more-diverse audience.<br />

During his time at La Scala, Abbado’s<br />

international career also flourished.<br />

He was chief conductor of the London<br />

Symphony Orchestra from 1979<br />

to 1988, directed the Vienna State<br />

Opera for five years starting in 1986,<br />

and was appointed by the Berlin Philharmonic<br />

to be its director in 1989. In<br />

1994 the orchestra entrusted Abbado<br />

with leadership of the Salzburg East-<br />

er Festival. After leaving Berlin in<br />

2002, Abbado formed the LUCERNE<br />

FESTIVAL ORCHESTRA, which has<br />

played here every year since 2003.<br />

Encouraging young musical talent is<br />

a cause close to Abbado’s heart. In<br />

1978, he was one of the founders of<br />

the European Community Youth Orchestra<br />

and later helped to set up the<br />

Chamber Orchestra of Europe. In<br />

1986, he launched the Gustav Mahler<br />

Youth Orchestra and, in 2004, the<br />

Orchestra Mozart. Among the distinctions<br />

Abbado has received are<br />

the Siemens Music Prize (1994) and<br />

the Praemium Imperiale (2003).<br />

Debut bei Lucerne FestivaL (iMF)<br />

am 20. <strong>august</strong> 1966 mit dem<br />

schweizerischen Festspielorchester<br />

und Werken von Hindemith,<br />

sibelius und Mendelssohn; zuletzt<br />

leitete abbado am 19. März <strong>2010</strong><br />

die sinfónica de la Juventud<br />

venezolana und dirigierte Werke<br />

von skrjabin, Berg und tschaikowsky.<br />

Lucerne FestivaL (iMF) debut on<br />

<strong>august</strong> 20, 1966, with the swiss<br />

Festival Orchestra, playing pieces<br />

by Hindemith, sibelius, and<br />

Mendelssohn; most recent appearance<br />

on March 19, <strong>2010</strong>, conducting<br />

the sinfónica de la Juventud<br />

venezolana in works of scriabin,<br />

Berg, and tchaikovsky.<br />

66 67


tatjana Gürbaca, die 1973 in Berlin<br />

geboren wurde, studierte Regie an<br />

der Hochschule für Musik «Hanns<br />

Eis ler» in ihrer Heimatstadt. Dabei<br />

belegte sie Kurse bei Ruth Berghaus,<br />

Peter Konwitschny, Willy Decker und<br />

Christine Mielitz. Noch während der<br />

Ausbildung stellte sie sich mit ersten<br />

eigenen Inszenierungen vor: am<br />

Schloss theater Rheinsberg, mit einem<br />

Gastspiel am Berliner Ensemble und<br />

im Saalbau Neukölln. Von 1998 bis<br />

2001 war Tatjana Gürbaca als Regieassistentin<br />

am Opernhaus Graz engagiert<br />

und arbeitete dort u. a. mit Peter<br />

Konwitschny, Martin Kušej, Marc<br />

Günther und Christof Loy zusammen.<br />

Seit 2001 ist sie als freiberufliche Opern-<br />

regisseurin tätig und hat mittlerweile<br />

mehr als dreissig Produktionen auf<br />

die Bühne gebracht. Dabei reicht das<br />

Spektrum von Opern des Barock (Purcells<br />

Dido and Aeneas am Festspielhaus<br />

Baden-Baden) bis zu zeitgenössischen<br />

Musik theaterwerken wie Dallapiccolas<br />

Il prigioniero (Volks oper Wien), Philippe<br />

Hersants Le moine noir (Uraufführung<br />

am Opernhaus Leipzig) und Ligetis Le<br />

Grand Macabre (Bremer Theater). Tatjana<br />

Gürbaca inszenierte an der Deutschen<br />

Oper Berlin (Wagners Der fliegende<br />

Holländer), an der Vlaamse Opera<br />

Antwerpen (Tschaikowskys Mazeppa<br />

und Eugen Onegin), am Staatstheater<br />

Mainz (Donizettis Lucia di Lammermoor,<br />

Massenets Werther und Manon sowie<br />

Smetanas Die verkaufte Braut) und an<br />

der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf<br />

(Strauss’ Salome). Für ihre<br />

Deutung von Puccinis Turandot, die<br />

am Opernhaus Graz entstand, wurde<br />

sie 2001 in der Jahresumfrage des<br />

Magazins Opernwelt als «Beste Nachwuchskünstlerin»<br />

nominiert; ihre Interpretationen<br />

von Così fan tutte am<br />

Luzerner Theater und von Mazeppa am<br />

Berner Theater wurden 2005 bzw.<br />

2006 in der Kategorie «Beste Regie»<br />

vorgeschlagen.<br />

tatjana Gürbaca, who was born in<br />

1973, studied directing at the Hanns<br />

Eisler Music Academy in her native<br />

Berlin. There she took courses with<br />

Ruth Berghaus, Peter Konwitschny,<br />

Willy Decker, and Christine Mielitz.<br />

During her training, she began staging<br />

her own productions at the<br />

Schlosstheater in Rheinsberg and<br />

also directed a guest production at<br />

the Berliner Ensemble and at the<br />

Saalbau Neukölln. From 1998 to 2001,<br />

Tatjana Gürbaca served as directorial<br />

assistant at Graz Opera, where she<br />

collaborated with Peter Konwitschny,<br />

Martin Kušej, Marc Günther, and<br />

Christof Loy, among others. Since<br />

2001 she has been working as a freelance<br />

opera director and has staged<br />

more than 30 productions covering<br />

the operatic spectrum from the baroque<br />

(Purcell’s Dido and Aeneas at the<br />

Festspielhaus in Baden-Baden) to such<br />

contemporary works of music theater<br />

as Dallapiccola’s Il prigioniero (Vienna<br />

Volksoper), Philippe Hersant’s Le<br />

moine noir (world premiere at Leipzig<br />

Opera), and Ligeti’s Le Grand Macabre<br />

(Theater Bremen). Tatjana Gürbaca<br />

has also staged operas for Deutsche<br />

Oper Berlin (Wagner’s Der fliegende<br />

Holländer), Flemish Opera in Antwerp<br />

(Tchaikovsky’s Mazeppa and Eugene<br />

Onegin), the Mainz Staatstheater<br />

(Donizetti’s Lucia di Lammermoor,<br />

Massenet’s Werther and Manon, and<br />

Smetana’s The Bartered Bride), and<br />

Deutsche Oper am Rhein in Düsseldorf<br />

(Strauss’s Salome). Her account of<br />

Puccini’s Turandot, which she staged<br />

at Graz Opera, won her a nomination<br />

as Best New Artist in Opernwelt’s annual<br />

poll; her interpretations of Così<br />

fan tutte at Lucerne Theater and of<br />

Mazeppa at Bern Theater were nominated<br />

for the Best Director category<br />

in 2005 and 2006, respectively.<br />

Mit den Fidelio-aufführungen<br />

debutiert tatjana Gürbaca bei<br />

Lucerne FestivaL.<br />

tatjana Gürbaca makes her<br />

Lucerne FestivaL debut with<br />

the Fidelio performances.<br />

68 69


stefan Heyne, 1965 in Brandenburg/<br />

Havel geboren, studierte Szenografie<br />

an der Kunsthochschule Berlin, zuletzt<br />

als Meisterschüler von Volker Pfüller,<br />

und war Gründungsmitglied der Freien<br />

Kammerspiele Magdeburg, dem ersten<br />

unabhängigen Theater, das in der ehemaligen<br />

DDR nach dem Mauerfall ins<br />

Leben gerufen wurde. Produktionen<br />

mit Dimiter Gotscheff, Karoline Gruber,<br />

Andreas Kriegenburg, Vera Nemirova<br />

und Hermann Schein führten<br />

ihn an die Hamburgische Staatsoper<br />

und das Deutsche Schauspielhaus<br />

Hamburg, das Deutsche Theater, die<br />

Volksbühne und das Maxim Gorki<br />

Theater in Berlin. Das Bühnenbild der<br />

österreichischen Erstaufführung von<br />

Michel Houellebecqs Elementarteilchen<br />

trug Stefan Heyne 2009 eine Nominierung<br />

für den Nestroy-Preis ein. Seit<br />

2006 unterrichtet er im Fachbereich<br />

Bühnenbild an der Technischen Universität<br />

Berlin. Seine fotografischen<br />

Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen<br />

gezeigt und 2008 in dem<br />

Bildband THE NOISE veröffentlicht.<br />

stefan Heyne, who was born in 1965 in<br />

Brandenburg an der Havel, Germany,<br />

studied scenography at the Berlin<br />

Academy of Arts, where he was a student<br />

of Volker Pfüller. He was a founding<br />

member of the Freie Kammerspiele<br />

in Magdeburg, the first independent<br />

theater to emerge in the former GDR<br />

after the fall of the Wall. Through productions<br />

with Dimiter Gotscheff, Karoline<br />

Gruber, Andreas Kriegenburg,<br />

Vera Nemirova, and Hermann Schein,<br />

his work has been seen at the Staatsoper<br />

and the Deutsches Schauspielhaus<br />

in Hamburg and the Deutsches<br />

Theater, the Volksbühne, and the<br />

Maxim Gorki Theater in Berlin. His design<br />

for the Austrian premiere of Michel<br />

Houellebecq’s The Elementary Particles<br />

garnered Heyne a nomination for the<br />

Nestroy Prize in 2009. Since 2006 he<br />

has taught stage design at the Technische<br />

Universität Berlin. His photographic<br />

work has been exhibited in<br />

numerous shows and was published in<br />

2008 in the illustrated book THE NOISE.<br />

reinhard traub wurde zum Graphik-<br />

Designer und zum Berufspiloten ausgebildet,<br />

ehe er als Assistent von<br />

Chenault Spence (1980 bis 1985) zum<br />

Lichtdesign wechselte und anschliessend<br />

zwei Welttourneen mit Sophisticated<br />

Ladies und Carmen Jones gestaltete.<br />

Zur Saison 1992/93 wurde er an die<br />

Bühnen Graz verpflichtet, seit 2006<br />

arbeitet er fest an der Staatsoper<br />

Stuttgart. Als Lichtdesigner war Reinhard<br />

Traub am Opernhaus Zürich, an<br />

der Bayerischen und der Hamburgischen<br />

Staatsoper, am Théâtre Royal de<br />

la Monnaie in Brüssel sowie bei den<br />

Festspielen von Salzburg und Glyndebourne<br />

tätig. Schau spiel pro duk tio nen<br />

führten ihn an das Hamburger Thalia<br />

Theater, an das Wiener Burgtheater<br />

und an die Volksbühne Berlin. Zu seinen<br />

künstlerischen Partnern zählen<br />

Regisseure wie Calixto Bieito, Stephan<br />

Kimmig, Johann Kresnik, Peter Konwitschny,<br />

Martin Kušej und Christof<br />

Loy. Seit Herbst 2001 unterrichtet er<br />

an der Staatlichen Akademie der Bildenden<br />

Künste in Stuttgart.<br />

reinhard traub was trained as a pilot<br />

and a graphic designer before he became<br />

an assistant to Chenault Spence<br />

(1980 to 1985) in the field of lighting<br />

design; he then completed two world<br />

tours with Sophisticated Ladies and Carmen<br />

Jones. In the 1992-93 season he<br />

was engaged by the Graz Theater, and<br />

he has belonged to the permanent<br />

staff of the Staatsoper in Stuttgart<br />

since 2006. Reinhard Traub has been<br />

a lighting designer for Zurich Opera;<br />

for Bavarian and Hamburg Staatsoper;<br />

and for the Théâtre Royal de la<br />

Monnaie in Brussles, as well as at the<br />

Salzburg and Glyndebourne Festivals.<br />

He has been involved in productions<br />

staged by the Thalia Theater in Hamburg,<br />

the Vienna Burgtheater, and the<br />

Volksbühne in Berlin. His artistic partners<br />

have included such directors as<br />

Calixto Bieito, Stephan Kimmig, Johann<br />

Kresnik, Peter Konwitschny,<br />

Martin Kušej, and Christof Loy. Since<br />

fall 2001 he has taught at the Stuttgart<br />

State Academy of Art and Design.<br />

70 71


Der schwedische Bariton Peter Mattei<br />

absolvierte seine Gesangsausbildung<br />

in Stockholm und gab 1990 sein Bühnendebut<br />

am Schlosstheater Drottningholm:<br />

mit der Partie des Nardo in<br />

Mozarts La finta giardiniera. Bald wurde<br />

er an die Königliche Oper Stockholm<br />

verpflichtet, wo er in der Spielzeit<br />

1994/95 erstmals Mozarts Figaro<br />

sang; sein Einstand als Don Giovanni<br />

erfolgte noch in der gleichen Saison<br />

in Göteborg. Mozart und vor allem<br />

die drei Da-Ponte-Opern bilden bis<br />

heute einen Schwerpunkt seiner<br />

künstlerischen Arbeit: Er hat sie u. a.<br />

bei den Festspielen von Aix-en-Provence,<br />

Glyndebourne und Salzburg<br />

interpretiert. Darüber hinaus um-<br />

fasst Matteis Repertoire aber auch<br />

Werke wie Donizettis L’elisir d’amore<br />

(Belcore), Verdis Don Carlo (Posa),<br />

Puccinis La Bohème (Marcello) oder<br />

Tschaikowskys Jeanne d’Arc (Lionel).<br />

An der Mailänder Scala übernahm er<br />

2005 den Wolfram in Wagners Tannhäuser,<br />

bei den Salzburger Festspielen<br />

2007 war er als Tschaikowskys Eugen<br />

Onegin zu erleben. Die Frankfurter<br />

Oper engagierte Peter Mattei in der<br />

darauffolgenden Saison als Titelheld<br />

einer Neuproduktion von Brittens Billy<br />

Budd, die New Yorker Metropolitan<br />

Opera lud ihn zuletzt ein als Rossinis<br />

Barbier und als Šiškov in Janáčeks<br />

Aus einem Totenhaus. Peter Mattei ist<br />

auch ein gefragter Konzertsänger und<br />

arbeitete mit Dirigenten wie Claudio<br />

Abbado, Daniel Barenboim, Riccardo<br />

Chailly, Daniel Harding, Antonio<br />

Pappano, Esa-Pekka Salonen und<br />

Georg Solti zusammen. Aus seiner<br />

Diskographie sei die Einspielung der<br />

Trojaner von Berlioz hervorgehoben,<br />

bei der er als Chorèbe mitwirkte: Die<br />

von Colin Davis dirigierte Aufnahme<br />

erhielt gleich zweimal den «Grammy».<br />

2004 wurde Peter Mattei vom<br />

schwedischen König zum Hofsänger<br />

ernannt.<br />

Swedish baritone Peter Mattei studied<br />

music in Stockholm and made his<br />

stage debut in 1990 at the Drottningholm<br />

Palace Theater singing the role<br />

of Nardo in Mozart’s La finta giardiniera.<br />

He was soon engaged by the<br />

Stockholm Royal Opera, singing his<br />

first Figaro in Mozart’s Nozze in the<br />

1994-95 season; his debut as Don<br />

Giovanni followed at Göteborg during<br />

the same season. Mozart—above<br />

all the three Da Ponte operas—remains<br />

a focus of his artistry to the<br />

present. His interpretations of these<br />

roles have been heard at the Aix-en-<br />

Provence, Glyndebourne, and Salzburg<br />

Festivals, among others. In addition,<br />

Mattei’s repertoire extends to<br />

such works as Donizetti’s L’elisir<br />

d‘amore (Belcore), Verdi’s Don Carlo<br />

(Posa), Puccini’s La Bohème (Marcello),<br />

and Tchaikovsky’s Jeanne d’Arc (Lionel).<br />

At La Scala in Milan, he undertook<br />

Wolfram in Wagner’s Tannhäuser<br />

in 2005, and in 2007 he performed<br />

Tchaikovsky’s Eugene Onegin at the<br />

Salzburg Festival. Frankfurt Opera<br />

engaged Peter Mattei in the ensuing<br />

season as the title hero in a new production<br />

of Britten’s Billy Budd, and<br />

the Metropolitan Opera in New York<br />

recently invited him to appear as<br />

Rossini’s Barber and as Šiškov in<br />

Janáček’s From the House of the Dead.<br />

Peter Mattei is also in demand as a<br />

concert singer and has collaborated<br />

with such conductors as Claudio Abbado,<br />

Daniel Barenboim, Riccardo<br />

Chailly, Daniel Harding, Antonio<br />

Pappano, Esa-Pekka Salonen, and<br />

Georg Solti. His discography includes<br />

an especially notable recording<br />

of Les Troyens of Berlioz, on which<br />

he appears as Chorèbe. Conducted<br />

by Colin Davis, this recording garnered<br />

two Grammy Awards. In 2004<br />

Peter Mattei was named a Swedish<br />

Royal Court Singer.<br />

Mit den Fidelio-aufführungen<br />

debutiert Peter Mattei bei Lucerne<br />

FestivaL.<br />

Peter Mattei makes his Lucerne<br />

FestivaL debut with the Fidelio<br />

performances.<br />

72 73


Falk struckmann, in Heilbronn geboren,<br />

gab sein Operndebut 1985 in<br />

Kiel. Seine zweite Karrierestation<br />

war das Theater Basel, wo er sich wesentliche<br />

Rollen seines Repertoires<br />

erarbeitete. Spätestens seit seinem<br />

Einstand an der Wiener Staatsoper,<br />

der 1991 erfolgte, hat sich Struckmann<br />

als Interpret des dramatischen<br />

Bassbariton-Fachs international etabliert<br />

und ist mit Partien aus deutschen<br />

Opern (Orest, Pizarro, Holländer,<br />

Jochanaan, Telramund, Hans<br />

Sachs oder Wozzeck), aber auch mit<br />

italienischen Werken wie Aida, Otello<br />

und Tosca Gast an den grossen Bühnen<br />

der Welt. Opern- und Konzertengagements<br />

führten ihn an die Staats-<br />

opern von Berlin und München, an<br />

die Mailänder Scala, das Royal Opera<br />

House London, die Chicago Lyric<br />

Opera sowie an die Metropolitan<br />

Opera. New York Die Bayreuther Festspiele<br />

verpflichteten ihn erstmals im<br />

Sommer 1993 als Kurwenal in Tristan<br />

und Isolde. Mit dieser Partie stellte er<br />

sich im Jahr 2000 auch bei den Salzburger<br />

Festspielen vor; dort trat er<br />

zuletzt im Jahr 2008 mit der Titelpartie<br />

in Herzog Blaubarts Burg von Béla<br />

Bartók auf. Als Paraderolle von Falk<br />

Struckmann gilt der Wotan bzw.<br />

Wanderer im Ring des Nibelungen, den<br />

er während der letzten beiden Spielzeiten<br />

bei Neuproduktionen an der<br />

Hamburgischen Staatsoper und der<br />

Opéra National de Paris interpretierte.<br />

Ausserdem war er in jüngster<br />

Zeit als Borromeo in Pfitzners Palestrina<br />

an der Bayerischen Staatsoper<br />

und an der Oper Frankfurt zu erleben.<br />

Zahlreiche seiner Rollenportraits hat<br />

Falk Struckmann auch für die Schallplatte<br />

eingespielt: Hervorgehoben<br />

seien die Aufnahmen der Elektra, des<br />

Lohengrin, des Fidelio, des Fliegenden<br />

Holländers und von Herzog Blaubarts<br />

Burg. Mit den Bayreuther Produktionen<br />

von Tristan, der Götterdämmerung<br />

und Parsifal ist Falk Struckmann auch<br />

auf DVD vertreten. Im Herbst 2007<br />

wurde er zum Österreichischen Kammersänger<br />

ernannt.<br />

Falk struckmann, who was born in<br />

Heilbronn, made his operatic debut<br />

in 1985 in Kiel. The second phase of<br />

his career took him to the Theater<br />

Basel, where he learned the essential<br />

roles of his repertoire. Ever since his<br />

debut at the Vienna Staatsoper in<br />

1991, Struckmann has established an<br />

international reputation for his interpretations<br />

of the dramatic bass-baritone<br />

repertoire. He has appeared on<br />

leading stages around the world not<br />

only in German operatic roles (such<br />

as Orest, Pizarro, the Dutchman, Jochanaan,<br />

Telramund, Hans Sachs,<br />

and Wozzeck), but also in such Italian<br />

operas as Aida, Otello, and Tosca.<br />

His opera and concert engagements<br />

have taken him to the Berlin and the<br />

Munich Staatsoper, La Scala in Milan,<br />

the Royal Opera House in London,<br />

the Chicago Lyric Opera, and the<br />

Metropolitan Opera in New York. The<br />

Bayreuth Festival engaged him for<br />

the first time in the summer of 1993<br />

as Kurwenal in Tristan und Isolde. He<br />

made his Salzburg Festival debut in<br />

2000 with the same role; in 2008 he<br />

appeared there to perform the title<br />

role of Duke Bluebeard’s Castle by Béla<br />

Bartók. One of Falk Struckmann’s<br />

principal roles is that of Wotan/the<br />

Wanderer in Der Ring des Nibelungen,<br />

which he has sung in the last two seasons<br />

in new productions at the Hamburg<br />

Staatsoper and the National<br />

Opera of Paris. In addition, he has recently<br />

appeared as Borromeo in Pfitzner’s<br />

Palestrina at Bavarian Staats oper<br />

and at Frankfurt Opera. Falk Struckmann<br />

has also committed several of<br />

his roles to disc, most notably in recordings<br />

of Elektra, Lohengrin, Fidelio,<br />

Der Fliegende Holländer, and Duke Bluebeard’s<br />

Castle. His appearances in Bayreuth<br />

Festival productions of Tristan,<br />

Götterdämmerung, and Parsifal are likewise<br />

available on DVD. In fall 2007,<br />

Falk Struckmann was named a Kammersänger<br />

of Austria.<br />

Debut bei Lucerne FestivaL am<br />

26. <strong>august</strong> 2004 als Pizarro in einer<br />

konzertanten aufführung des<br />

Fidelio unter Leitung von Daniel<br />

Barenboim; letzter auftritt am<br />

2. <strong>september</strong> 2007 als Wotan im<br />

Rheingold mit den Bamberger<br />

symphonikern und Jonathan nott.<br />

Lucerne FestivaL debut on <strong>august</strong><br />

26, 2004 as Pizarro in a concert<br />

performance of Fidelio under the<br />

baton of Daniel Barenboim; most<br />

recent appearance on <strong>september</strong> 2,<br />

2007 as Wotan in Das Rheingold<br />

with the Bamberg symphony and<br />

Jonathan nott.<br />

74 75


Der gebürtige Münchner Jonas Kaufmann,<br />

der an der Musikhochschule<br />

seiner Heimatstadt ausgebildet wurde<br />

und Meisterkurse bei Hans Hotter,<br />

James King und Josef Metternich<br />

absolvierte, begann seine Laufbahn<br />

1994 am Staatstheater Saarbrücken,<br />

wo er sich zunächst das Repertoire<br />

eines lyrischen Tenors erarbeitete.<br />

Bald wurde er an die grossen Bühnen<br />

verpflichtet: an die Stuttgarter und<br />

die Hamburgische Staatsoper, die<br />

Chicago Lyric Opera, die Opéra National<br />

de Paris und die Salzburger Festspiele.<br />

Seit 2001 ist Jonas Kaufmann<br />

dem Opernhaus Zürich eng verbunden<br />

und gestaltete dort Partien von<br />

Mozart, Schubert (Fierabras) und<br />

Gounod (Faust), aber auch Wagners<br />

Parsifal oder den Florestan in Beethovens<br />

Fidelio. Sein Rollenspektrum<br />

hat Jonas Kaufmann mittlerweile<br />

deutlich erweitert: Er setzt einen<br />

stärkeren Akzent auf das italienische<br />

und französische Fach und widmet<br />

sich auch dramatischen Partien. So<br />

interpretierte er den Alfredo aus Verdis<br />

La traviata u. a. an der Metropolitan<br />

Opera, sang seinen ersten Stolzing<br />

in den Meistersingern beim<br />

Edinburgh Festival, gastierte als Don<br />

José in Carmen am Covent Garden sowie<br />

an der Scala und trat an der Wiener<br />

Staatsoper als Des Grieux in Massenets<br />

Manon auf. Auch die Rollen<br />

des Max im Freischütz, des Cavaradossi<br />

in der Tosca und des Rodolfo in<br />

La Bohème hat er sich erarbeitet; 2009<br />

kamen Massenets Werther und Wagners<br />

Lohengrin hinzu, den Jonas Kaufmann<br />

im Sommer <strong>2010</strong> auch bei den<br />

Bayreuther Festspielen interpretiert.<br />

Aus dem Konzertbereich seien Auftritte<br />

unter Dirigenten wie Claudio<br />

Abbado, Nikolaus Harnoncourt, Simon<br />

Rattle, Christian Thielemann<br />

und Franz Welser-Möst erwähnt. Jonas<br />

Kaufmanns erste Solo-CD mit dem<br />

Titel Romantic Arias (2008) gelangte<br />

auf Anhieb in die Klassikcharts; 2009<br />

folgte eine Einspielung von Schuberts<br />

Schöner Müllerin.<br />

Munich-born Jonas Kaufmann, completed<br />

his formal music studies at his<br />

native city’s School of Music and<br />

then attended master classes with<br />

Hans Hotter, James King, and Josef<br />

Metternich. His career began in 1994<br />

at the Staatstheater in Saarbrücken,<br />

where he went on to learn the lyric<br />

tenor repertoire. Soon he was engaged<br />

by such major venues as the<br />

Stuttgart and Hamburg Staatsoper,<br />

Chicago Lyric Opera, Paris National<br />

Opera, and the Salzburg Festival.<br />

Since 2001 Jonas Kaufmann has had<br />

a close relationship with Zurich Opera,<br />

where he has developed roles by<br />

Mozart, Schubert (Fierabras), and<br />

Gounod (Faust), as well as Wagner’s<br />

Parsifal and Florestan in Beethoven’s<br />

Fidelio. Jonas Kaufmann has meanwhile<br />

expanded his artistic spectrum<br />

considerably, with a strong emphasis<br />

on the Italian and French arena, as<br />

well as a focus on roles for dramatic<br />

tenor. As a result, he has interpreted<br />

Alfredo from Verdi’s La traviata for<br />

the Metropolitan Opera and elsewhere,<br />

sung his first Stolzing in Die<br />

Meistersinger at the Edinburgh Festival,<br />

appeared as Don José in Carmen<br />

at Covent Garden and La Scala, and<br />

performed at the Vienna Staatsoper<br />

as Des Grieux in Massenet’s Manon.<br />

Other roles he has learned include<br />

Max in Der Freischütz, Cavaradossi in<br />

Tosca, and Rodolfo in La Bohème; in<br />

2009 he added Massenet’s Werther<br />

and Wagner’s Lohengrin to his repertoire;<br />

Jonas Kaufmann also sings the<br />

latter this summer at the Bayreuth<br />

Festival. In the concert hall, he has<br />

performed under such conductors as<br />

Claudio Abbado, Nikolaus Harnoncourt,<br />

Simon Rattle, Christian Thielemann,<br />

and Franz Welser-Möst. Jonas<br />

Kaufmann’s first solo CD, titled Romantic<br />

Arias (2008), quickly shot up in<br />

the classical charts; this was followed<br />

in 2009 by a recording of Schubert’s<br />

Die Schöne Müllerin.<br />

Debut bei Lucerne FestivaL am<br />

2. <strong>september</strong> 2004 mit Beethovens<br />

neunter sinfonie; simon rattle<br />

dirigierte die Berliner Philharmoniker;<br />

dasselbe Werk stand auch<br />

bei seinem letzten auftritt am<br />

11. <strong>august</strong> 2007 auf dem Programm,<br />

diesmal mit dem Lucerne FestivaL<br />

OrcHestra unter claudio abbado.<br />

Lucerne FestivaL debut on<br />

<strong>september</strong> 2, 2004 in Beethoven’s<br />

ninth symphony, with simon rattle<br />

conducting the Berlin Philharmonic;<br />

most recent appearance on <strong>august</strong><br />

11, 2007 in the same work, but with<br />

the Lucerne FestivaL OrcHestra<br />

under claudio abbado.<br />

76 77


Die schwedische Sopranistin nina<br />

stemme kam als Chorsängerin mit<br />

der Oper in Kontakt und absolvierte<br />

daraufhin <strong>–</strong> parallel zu ihrem Wirtschaftsstudium<br />

<strong>–</strong> eine Gesangsausbildung<br />

am Opernstudio des Königlichen<br />

Theaters in Stockholm. Ihr<br />

solistisches Debut gab sie als Cherubino<br />

im italienischen Cortona. Nach<br />

Ersten Preisen bei der «Singer of<br />

the World Competition» der BBC und<br />

beim Plácido-Domingo-Wettbewerb<br />

«Operalia» konzertierte sie gemeinsam<br />

mit dem Tenor in Paris und München.<br />

1994 feierte Nina Stemme ihren<br />

Einstand bei den Bayreuther Festspielen<br />

als Freia im Rheingold. Anfangs im<br />

lyrischen Fach beheimatet, erarbei-<br />

tete sie sich nach und nach das dramatischere<br />

Repertoire: So gastierte<br />

sie als Elisabeth im Tannhäuser beim<br />

Savonlinna Festival und war als Senta<br />

im Holländer an der Wiener Staatsoper<br />

und an der Metropolitan Opera zu erleben;<br />

in Lyon gestaltete sie die Marie<br />

im Wozzeck, bei den Salzburger Festspielen<br />

die Nyssia in Zemlinskys Kandaules<br />

und an der Oper Zürich die<br />

Marschallin in Strauss’ Rosenkavalier.<br />

Im Frühjahr 2003 schliesslich übernahm<br />

Nina Stemme beim Glyndebourne<br />

Festival erstmals den Part der<br />

Isolde in Wagners Tristan; daraufhin<br />

wurde sie für diese Rolle auch zu den<br />

Bayreuther Festspielen verpflichtet<br />

(2005/06) und sang die Partie bei<br />

Neuproduktionen in Zürich und am<br />

Londoner Covent Garden. Mit ihren<br />

Rollendebuts als Arabella (Göteborg),<br />

Ariadne (Genf ) und Salome (Barcelona)<br />

erweiterte sie zuletzt ihr Strauss-<br />

Repertoire. Überdies gehört sie als<br />

Sieglinde und Brünnhilde im Siegfried<br />

zum Ensemble der neuen Ring-Produktion<br />

an der Wiener Staatsoper.<br />

Auf CD spielte sie zuletzt den Tristan<br />

unter Leitung von Domingo und die<br />

Vier letzten Lieder von Strauss mit Antonio<br />

Pappano ein. Seit 2006 ist Nina<br />

Stimme Schwedische Hofsängerin;<br />

2008 wurde ihr von König Carl XVI.<br />

Gustaf der Orden «Litteris et Artibus»<br />

verliehen.<br />

Swedish soprano nina stemme<br />

made her entrée into opera as a choral<br />

singer, after which she completed<br />

her vocal training—on a parallel<br />

track with her study of economics—<br />

at the Royal Theater Opera Studio in<br />

Stockholm. She made her debut as<br />

soloist singing Cherubino in Cortona,<br />

Italy. After garnering first prizes<br />

both at the BBC Singer of the World<br />

Competition and at Plácido Domingo’s<br />

Operalia Competition, she partnered<br />

with the renowned tenor in Paris<br />

and Munich. In 1994 Nina Stemme<br />

made her Bayreuth Festival debut as<br />

Freia in Das Rheingold. Originally a<br />

lyric soprano, she gradually built up<br />

her dramatic repertoire and went on<br />

to appear as Elisabeth in Tannhäuser<br />

at the Savonlinna Festival, as Senta in<br />

Der Fliegende Holländer at the Vienna<br />

Staatsoper and at the Metropolitan<br />

Opera, as Marie in Wozzeck at Lyon, at<br />

the Salzburg Festival as Nyssia in<br />

Zemlinsky’s Kandaules, and at Zurich<br />

Opera as the Marschallin in Der<br />

Rosenkavalier. In spring 2003 Nina<br />

Stemme undertook her first Isolde in<br />

Wagner’s Tristan at the Glyndebourne<br />

Festival, after which she was engaged<br />

for the same role at the Bayreuth Festival<br />

(in 2005 and 2006), and she also<br />

sang the part in new productions in<br />

Zurich and at Covent Garden in London.<br />

Her role debuts as Arabella (in<br />

Göteborg), Ariadne (in Geneva), and<br />

Salome (in Barcelona) have recently<br />

expanded her Strauss repertoire.<br />

Moreover, she is part of the Vienna<br />

Staatsoper’s new Ring production, in<br />

which she has sung Sieglinde and the<br />

Siegfried Brünnhilde. She has recorded<br />

Tristan with Domingo and the Four<br />

Last Songs of Strauss under the baton<br />

Antonio Pappano. Since 2006 Nina<br />

Stimme has been a Swedish Royal<br />

Court Singer, and in 2008 King Carl<br />

XVI Gustaf conferred the distinction<br />

of the Royal Medal Litteris et Artibus.<br />

Mit den Fidelio-aufführungen<br />

debutiert nina stemme bei<br />

Lucerne FestivaL.<br />

nina stemme makes her Lucerne<br />

FestivaL debut with the Fidelio<br />

performances.<br />

78 79


Der Bass christof Fischesser, der<br />

aus Wiesbaden stammt, wurde von<br />

Martin Gründler an der Frankfurter<br />

Musikhochschule ausgebildet. Im<br />

Jahr 2000 gewann er den Ersten Preis<br />

beim Bundeswettbewerb für Gesang<br />

in Berlin und wurde sogleich in das<br />

Ensemble des Badischen Staatstheaters<br />

Karlsruhe engagiert. Vier Jahre<br />

später wechselte er dann an die<br />

Deutsche Staatsoper in Berlin. «Unter<br />

den Linden» war Christof Fischesser<br />

seither mit den grossen Partien<br />

seines Fachs zu erleben: als Sarastro<br />

in der Zauberflöte, Escamillo in Carmen<br />

oder Gremin in Eugen Onegin, als Verdis<br />

Banquo und Ramphis und natürlich<br />

als Wagner-Interpret mit König<br />

Marke, Klingsor und dem Landgrafen<br />

im Tannhäuser. 2009 debutierte er an<br />

der Bayerischen Staatsoper, wo er<br />

den König Heinrich in einer Neuproduktion<br />

des Lohengrin gestaltete. An<br />

der Wiener Staatsoper gab er in der<br />

Spielzeit 2009/10 seinen Einstand als<br />

Basilio in Rossinis Barbier, im Juni<br />

<strong>2010</strong> folgte sein erster Auftritt am Royal<br />

Opera House Covent Garden mit<br />

dem Des Grieux in Massenets Manon.<br />

Ausserdem war er bereits als Rocco<br />

in Fidelio am Opernhaus Zürich zu<br />

Gast und sang an den Bühnen von<br />

Rom und Göteborg. Auch als Konzertsänger<br />

ist Christof Fischesser gefragt.<br />

Zu den Höhepunkten seiner<br />

Karriere in diesem Bereich zählt er<br />

drei Beethoven-Projekte: die Neunte<br />

Sinfonie mit Daniel Barenboim und<br />

dem West-Eastern Divan Orchestra,<br />

die Missa Solemnis mit Kent Nagano<br />

und dem Bayerischen Staatsorchester<br />

in München sowie die C-Dur-Messe<br />

mit Fabio Luisi und den Wiener Symphonikern.<br />

Und nicht vergessen sei<br />

natürlich die Aufführung des Mozartschen<br />

Requiems, die Fischesser unter<br />

Leitung von Claudio Abbado mit<br />

dem Mahler Chamber Orchestra bestritten<br />

hat.<br />

Bass christof Fischesser, a native of<br />

Wiesbaden, studied under Martin<br />

Gründler at the Frankfurt Music<br />

School. In 2000 he won first prize in<br />

the National Song Competition in<br />

Berlin and was soon engaged as a<br />

member of the Karslruhe Staatstheater<br />

ensemble. Four years later,<br />

he moved to the Deutsche Staatsoper<br />

in Berlin. Christof Fischesser has<br />

since undertaken the great roles of<br />

his career there, including Sarastro<br />

in Die Zauberflöte, Escamillo in Carmen,<br />

Gremin in Eugene Onegin, Verdi’s<br />

Banquo and Ramfis, and, naturally,<br />

such Wagnerian assignments as King<br />

Marke, Klingsor, and the Landgrave<br />

Herrmann in Tannhäuser. He made his<br />

debut with the Bavarian Staatsoper<br />

in 2009 as King Heinrich in a new<br />

production of Lohengrin. In the 2009-<br />

10 season he made his debut at the<br />

Vienna Staatsoper as Basilio in Rossini’s<br />

Barbiere, followed in June <strong>2010</strong><br />

by his first performance at the Royal<br />

Opera House in Covent Garden as<br />

Des Grieux in Massenet’s Manon. Additionally<br />

he has appeared at the Zurich<br />

Opera as Rocco in Fidelio and has<br />

sung at the opera houses of Rome<br />

and Göteborg. Christof Fischesser is<br />

also in demand as a concert singer.<br />

Career highlights in the concert hall<br />

include three Beethoven projects:<br />

the Ninth Symphony with Daniel<br />

Barenboim and the West-Eastern Di-<br />

van Orchestra, the Missa Solemnis<br />

with Kent Nagano and the Bavarian<br />

State Orchestra in Munich, and the<br />

Mass in C major with Fabio Luisi and<br />

the Vienna Symphony. And not to be<br />

forgotten is the performance of Mozart’s<br />

Requiem in which Fischesser<br />

partnered with the Mahler Chamber<br />

Orchestra under the direction of<br />

Claudio Abbado.<br />

Mit den Fidelio-aufführungen<br />

debutiert christof Fischesser bei<br />

Lucerne FestivaL.<br />

christof Fischesser makes his<br />

Lucerne FestivaL debut with the<br />

Fidelio performances.<br />

80 81


Die Schweizer Sopranistin rachel<br />

Harnisch, die in Brig (Wallis) geboren<br />

wurde, studierte Gesang bei Beata<br />

Heuer-Christen in Freiburg und<br />

ging 1998 aus dem Belvedere-Gesangswettbewerb<br />

in Wien als Preisträgerin<br />

hervor. Erste Engagements<br />

führten sie an das Theater Bern, das<br />

Zürcher Opernhaus und das Grand<br />

Théâtre de Genève. Zu einer Schlüsselrolle<br />

avancierte für sie die Pamina<br />

in der Zauberflöte, mit der sie ihren<br />

Einstand an der Pariser Opéra Bastille,<br />

der Deutschen Oper Berlin und<br />

der Bayerischen Staatsoper feierte;<br />

auch gestaltete sie diese Partie unter<br />

Leitung von Claudio Abbado bei Aufführungen<br />

in Ferrara, Reggio Emilia<br />

und Baden-Baden. Im Jahr 2007 gab<br />

Rachel Harnisch mehrere wichtige<br />

Debuts: So trat sie erstmals beim<br />

Glyndebourne Festival auf (Fiordiligi<br />

in Così fan tutte) und war an der Mailänder<br />

Scala in der Uraufführung von<br />

Fabio Vacchis Teneke zu erleben. In<br />

den letzten beiden Spielzeiten führten<br />

sie Auftritte als Amor in Glucks Orfeo<br />

ed Euridice nach Neapel, als Servilia<br />

(La clemenza di Tito) nach Turin, als<br />

Antonia (Les Contes d’Hoffmann) nach<br />

Genf und als Figaro-Gräfin an die<br />

Semperoper nach Dresden. Im Januar<br />

<strong>2010</strong> sang sie in Bern ihre erste Blanche<br />

in den Dialogues des Carmélites von<br />

Francis Poulenc. Als Konzertsängerin<br />

interpretiert Rachel Harnisch ein<br />

breites Repertoire, das vom Barock<br />

bis zu Luigi Nono reicht; dabei arbeitete<br />

sie mit Claudio Abbado, Nikolaus<br />

Harnoncourt, Philippe Herreweghe,<br />

Christopher Hogwood, Kent<br />

Nagano und Michel Plasson zusammen.<br />

Gemeinsam mit Abbado hat sie<br />

auch zwei CDs eingespielt: Die erste<br />

Aufnahme entstand gemeinsam mit<br />

den Berliner Philharmonikern und<br />

enthält Mozart-Arien, die zweite, erschienen<br />

im Herbst 2009, ist Pergolesis<br />

Stabat mater gewidmet.<br />

Swiss soprano rachel Harnisch was<br />

born in Brig (Wallis) and studied<br />

singing with Beata Heuer-Christen in<br />

Freiburg. In 1998 she emerged as<br />

winner of the Belvedere Song Competition<br />

in Vienna. Initial engagements<br />

brought her to the Theater<br />

Bern, Zurich Opera, and the Grand<br />

Théâtre de Genève. As Pamina in Die<br />

Zauberflöte—one of her key roles—<br />

she made her debut at the Paris<br />

Opéra Bastille, the Deutsche Oper<br />

Berlin, and the Bavarian Staatsoper;<br />

she likewise sang this role under the<br />

baton of Claudio Abbado in performances<br />

in Ferrara, Reggio Emilia, and<br />

Baden-Baden. In 2007 Rachel Harnisch<br />

went on to make several other<br />

important debuts, performing at the<br />

Glyndebourne Festival (as Fiordiligi<br />

in Così fan tutte) and at La Scala in Milan<br />

in the world premiere of Fabio<br />

Vacchi’s Teneke. In the last two seasons,<br />

she has appeared as Amor in<br />

Gluck’s Orfeo ed Euridice in Naples, as<br />

Servilia (La clemenza di Tito) in Turin,<br />

as Antonia (Les Contes d’Hoffmann) in<br />

Geneva, and as the Countess in Figaro<br />

at the Dresden Opera. In Bern in January<br />

<strong>2010</strong> she sang her first Blanche<br />

in Les Dialogues des Carmélites by Francis<br />

Poulenc. As a concert singer, Rachel<br />

Harnisch performs a wide repertoire<br />

ranging from the baroque to Luigi<br />

Nono; she has partnered with Claudio<br />

Abbado, Nikolaus Harnoncourt,<br />

Philippe Herreweghe, Christopher<br />

Hogwood, Kent Nagano, and Michel<br />

Plasson. Under Abbado she has recorded<br />

two CDs. The first is a collection<br />

of Mozart arias with the Berlin<br />

Philharmonic, and the second, which<br />

was released in fall 2009, includes<br />

Pergolesi’s Stabat mater.<br />

Debut bei Lucerne FestivaL am<br />

28. <strong>august</strong> 2003 mit Liedern<br />

von Wolf, Messiaen, schubert und<br />

Holliger. Letzter auftritt am<br />

16. <strong>august</strong> 2006 mit Konzertarien<br />

von Mozart und dem te Deum<br />

von verdi: es spielte das Lucerne<br />

FestivaL OrcHestra, dirigiert<br />

von claudio abbado.<br />

Lucerne FestivaL debut on <strong>august</strong><br />

28, 2003, singing lieder by Wolf,<br />

Messiaen, schubert, and Holliger;<br />

most recent appearance on<br />

<strong>august</strong> 16, 2006, in concert arias<br />

by Mozart and verdi’s te Deum,<br />

with the Lucerne FestivaL<br />

OrcHestra under claudio abbado.<br />

82 83


Der in Lübeck geborene Tenor christoph<br />

strehl lernte das musikalische<br />

Repertoire von Schütz bis Distler als<br />

Knabensopran im Chor des Lübecker<br />

Sing- und Spielkreises kennen. Sein<br />

Gesangsstudium absolvierte er bei<br />

Soto Papoulkas an der Essener Folkwang-Hochschule,<br />

ausserdem nahm<br />

er an Meisterkursen von Norman Shetler<br />

und Josef Metternich teil. Sein<br />

Bühnendebut erfolgte noch während<br />

der Ausbildung an der Kammeroper<br />

Schloss Rheinsberg. Nach ersten Engagements<br />

u. a. am Nationaltheater<br />

Mannheim, wo er sich vor allem das<br />

Mozart-Repertoire erarbeitete, wurde<br />

Strehl 2002 ins Ensemble des Opernhauses<br />

Zürich verpflichtet. Es folgten<br />

Einladungen an die Staatsopern nach<br />

München, Dresden, Hamburg und<br />

Berlin, an die Opéra National de Paris,<br />

das Teatro Malibran in Venedig<br />

und zu den Salzburger Festspielen:<br />

Dort ist Christoph Strehl seit 2003 als<br />

Mozarts Don Ottavio, Belmonte und<br />

Ferrando aufgetreten. Mit der Rolle<br />

des Tamino stellte er sich im Dezember<br />

2006 an der New Yorker Metropolitan<br />

Opera, im September 2007<br />

an der Wiener Staatsoper und im Januar<br />

2008 am Londoner Royal Opera<br />

House vor. Christoph Strehl hat mit<br />

so renommierten Dirigenten wie Claudio<br />

Abbado, William Christie, Nikolaus<br />

Harnoncourt, Marc Minkowski<br />

und Franz Welser-Möst zusammengearbeitet;<br />

als Darsteller prägten ihn<br />

vor allem die Regisseure Jürgen<br />

Flimm, Claus Guth, Stefan Herheim,<br />

Martin Kušej, Nikolaus Lehnhoff und<br />

Christof Loy. Konzertauftritte führten<br />

ihn zur Schubertiade nach Vorarlberg,<br />

zur Styriarte nach Graz, zu den<br />

Wiener Festwochen, nach München,<br />

Madrid und Cleveland. Mit Claudio<br />

Abbados Einspielung der Zauberflöte<br />

ist Christoph Strehl auf dem CD-Markt<br />

präsent; als DVD-Produktionen sind<br />

Mitschnitte von Rameaus Les Indes<br />

galantes, Wagners Meistersingern und<br />

Beethovens Fidelio aus Zürich erschienen.<br />

Tenor christoph strehl was born in<br />

Lübeck, where he first became acquainted<br />

with musical repertoire<br />

from Schütz to Distler as a boy soprano<br />

with the Lübecker Sing- und Spielkreis.<br />

He completed his vocal studies<br />

with Soto Papoulkas at the Folkwang<br />

Academy in Essen, in addition to taking<br />

part in master classes with Norman<br />

Shetler and Josef Metternich. He<br />

made his stage debut while continuing<br />

his education at the Kammeroper<br />

Schloss Rheinsberg. Following initial<br />

engagements at Mannheim’s National<br />

Theater, where above all he learned<br />

the Mozart repertoire, Strehl joined<br />

the Zurich Opera ensemble in 2002.<br />

Invitations to the Munich, Dresden,<br />

Hamburg, and Berlin Staatsoper<br />

houses ensued, as well as to the<br />

National Opera of Paris, the Teatro<br />

Malibran in Venice, and the Salzburg<br />

Festival. Since 2003 Christoph Strehl<br />

has performed at the latter as<br />

Mozart’s Don Ottavio, Belmonte, and<br />

Ferrando. Singing the role of Tamino,<br />

he made his debut at the Metropolitan<br />

Opera in New York in December<br />

2006, at the Vienna Staatsoper in<br />

2007, and at the London Royal Opera<br />

House in January 2008. Christoph<br />

Strehl has partnered with such conductors<br />

as Claudio Abbado, William<br />

Christie, Nikolaus Harnoncourt,<br />

Marc Minkowski, and Franz Welser-<br />

Möst; he has been influenced as a<br />

performer above all by the directors<br />

Jürgen Flimm, Claus Guth, Stefan Herheim,<br />

Martin Kušej, Nikolaus Lehnhoff,<br />

and Christof Loy. His concert<br />

appearances have taken him to the<br />

Schubert Festival in Vorarlberg, the<br />

Styriarte Festival in Graz, and the<br />

Vienna Festwochen, as well as to<br />

Munich, Madrid, and Cleveland.<br />

Christoph Strehl sings on Claudio<br />

Abbado’s recording of Die Zauberflöte<br />

and can be seen on DVD in productions<br />

of Rameau’s Les Indes galantes,<br />

Wagner’s Die Meistersinger and Beethoven’s<br />

Fidelio recorded live at Zurich<br />

Opera.<br />

Mit den Fidelio-aufführungen<br />

debutiert christoph strehl bei<br />

Lucerne FestivaL.<br />

christoph strehl makes his<br />

Lucerne FestivaL debut with the<br />

Fidelio performances.<br />

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Resident Sponsors<br />

Die Erarbeitung inhaltsorientierter Projekte in Zusammenarbeit mit namhaften<br />

Partnern aus der Wirtschaft ist ein besonderes Anliegen von LUCERNE<br />

FESTIVAL. Als «Resident Sponsors» schliessen diese Unternehmen eine längerfristige<br />

Partnerschaft mit dem Festival und unterstützen damit auch die<br />

Entwicklung und Umsetzung individueller künstlerischer Konzepte.<br />

So ermöglicht die Credit Suisse die Orchesterresidenz der Wiener Philharmoniker<br />

in Luzern. Die Credit Suisse Foundation fördert zudem mit zwei alternierend<br />

zu vergebenden Awards den künstlerischen Nachwuchs.<br />

Der ambitionierten Idee eines eigenen Festival-Orchesters hat sich die Nestlé<br />

AG verschrieben und ermöglicht durch ihre Beiträge die jährliche Residenz<br />

des LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA unter Claudio Abbado. Als Tour Sponsor<br />

unterstützt das Unternehmen auch die Auslandsauftritte des Orchesters.<br />

Ein richtungsweisendes Modell der Zusammenarbeit im Bereich Kultursponsoring<br />

ist Roche Commissions: In einer Partnerschaft mit LUCERNE FESTIVAL,<br />

der New Yorker Carnegie Hall und dem Cleveland Orchestra vergibt Roche<br />

regelmässig einen Kompositionsauftrag an einen renommierten zeitgenössischen<br />

Komponisten und ermöglicht die Uraufführung des Werkes <strong>–</strong> im Jahr<br />

<strong>2010</strong> von Toshio Hosokawa <strong>–</strong> in Luzern wie auch dessen Amerika-Premiere in<br />

New York.<br />

Das Engagement der Zürich Versicherungs-Gesellschaft AG konzentriert sich<br />

auf LUCERNE FESTIVAL zu Ostern und im Sommer wie auch auf die Vereinigung<br />

der American Friends of LUCERNE FESTIVAL, welche die Präsenz amerikanischer<br />

Künstler und Orchester in Luzern fördert.<br />

LUCERNE FESTIVAL dankt den «Resident Sponsors» des Sommers <strong>2010</strong> für ihr<br />

aussergewöhnliches Engagement.<br />

Dank_RS_KP_Sommer_<strong>2010</strong>_re.indd 1 20.07.10 11:39


Herausgeber<br />

Stiftung LUCERNE FESTIVAL | Intendant: Michael Haefliger | Hirschmattstrasse 13 |<br />

Postfach | CH-6002 Luzern | t +41 (0)41 226 44 00 | f +41 (0)41 226 44 60 |<br />

www.lucernefestival.ch | info@lucernefestival.ch | © <strong>2010</strong> by LUCERNE FESTIVAL<br />

Redaktion<br />

Inhaltliche Konzeption und Textredaktion: Susanne Stähr | English Language Editor:<br />

Thomas May | Bildredaktion: Annedore Cordes | Redaktionelle Mitarbeit und Lektorat:<br />

Malte Lohmann<br />

Produktion<br />

Produktionsleitung und Koordination: Basil Rogger | Satz: Denise Mattich |<br />

Konzept Corporate Design: Interbrand | Realisation: Kunz Schranz |<br />

Inserate: Inés Maloigne | Druck: UD Print AG<br />

Textnachweise<br />

Die Programmeinführungen von Karl Dietrich Gräwe und Thomas May sind Originalbeiträge<br />

für dieses Programmheft. Susanne Stähr schrieb die Handlung und die Liebesgeschichte.<br />

Bildnachweise<br />

S. 12, 21, 25 und 28: Museo del Prado, Madrid <strong>–</strong> S. 15: National Gallery of Art, Washington <strong>–</strong><br />

S 17 und 21: Wladysław Duleba (Hg.), Beethoven 1770<strong>–</strong>1970 <strong>–</strong> S. 18: Biblioteca Nacional, Madrid <strong>–</strong><br />

S. 20: National Gallery, London <strong>–</strong> S. 22 und 33: Barry Cooper, Das Beethoven-Kompendium,<br />

München 1992 <strong>–</strong> S. 23: Kunsthistorisches Museum, Wien <strong>–</strong> S. 26/27: Harenberg Konzertführer,<br />

Dortmund 1999 | Harry Goldschmidt, Um die Unsterbliche Geliebte, Leipzig 1977 <strong>–</strong><br />

S. 31: Sammlung Hofer, Cambridge (Massachusetts) <strong>–</strong> S. 58: Mahler Chamber Orchestra,<br />

Foto Elisabeth Carecchio <strong>–</strong> S. 64: Arnold Schoenberg Chor, Foto Peter Fischli <strong>–</strong> S. 70: Stefan<br />

Heyne, Foto tatorte.com <strong>–</strong> S. 72: Peter Mattei, Foto Jan-Olav Wedin <strong>–</strong> S. 78: Nina Stemme,<br />

Foto Tanja Niemann <strong>–</strong> S. 80: Christof Fischesser, Foto Mummbächer <strong>–</strong> S. 82: Rachel<br />

Harnisch, Foto Priska Ketterer<br />

Trotz intensiver Recherche ist es uns nicht gelungen, alle Bildrechte abzuklären.<br />

Allfällige Ansprüche sind der Produktionsleitung zu melden.<br />

Official Car Carrier Official Rail Carrier<br />

92<br />

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