12. august – 18. september 2010
12. august – 18. september 2010
12. august – 18. september 2010
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Lucerne FestivaL im sommer<br />
<strong>12.</strong> <strong>august</strong> <strong>–</strong> <strong>18.</strong> <strong>september</strong> <strong>2010</strong><br />
Eröffnungskonzert<br />
Donnerstag, <strong>12.</strong> August | <strong>18.</strong>30 Uhr | Konzertsaal<br />
9 Programm und Konzerteinführung<br />
26 Liebesgeschichten<br />
29 English Program Notes<br />
35 Libretto<br />
57 Interpreten | Artists<br />
1
-<br />
Intendant, Gesamtleitung<br />
Michael Haefl iger<br />
Kaufmännische Leitung<br />
Theresa Hoepker<br />
Künstlerisches Büro<br />
Christiane Weber, Leitung, Management LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA |<br />
Katharina Christen, Veranstaltungslogistik | Malte Lohmann, Redaktion |<br />
Mark Sattler, Dramaturgie, Moderne, «composer-in-residence» |<br />
Susanne Stähr, Dramaturgie, Redaktion | Monika Widler, Organisation, Verträge<br />
Education<br />
Katharina Rengger, Leitung, Management LUCERNE FESTIVAL ACADEMY, Children’s Corner |<br />
Dominik Deuber, Organisation, LUCERNE FESTIVAL ACADEMY<br />
Sponsoring & Development<br />
Christine Rhomberg, Leitung, Freundesvereinigungen | Martina Mugglin, Projektassistenz |<br />
Franziska Schälin, Organisation, Sponsoring Services<br />
Presse & Öffentlichkeitsarbeit<br />
Barbara Higgs, Leitung, Pressesprecherin |<br />
Christian Schwarz, Medienbetreuung, Interne Kommunikation<br />
Sales & Marketing<br />
Valérie Grüter, Leitung Sales | Birgit Achatz, Leitung Marketing |<br />
Inés Maloigne, Werbung, Inserate | Andrijana Breitschaft, Kartenverkauf, Grossbestellungen,<br />
Reiseveranstalter, Saalteam | Claudia Cavallari Hemmeter, Administration Freunde<br />
LUCERNE FESTIVAL, American Friends und Japanese Friends | Brigitte Schwerzmann-Keller,<br />
Kartenverkauf, Partner-Aktionen | Susanne Stalder, Kartenverkauf, Luzerner Hotels |<br />
Trudy Stocker, Kartenverkauf, Support | Marcella Tönz Mina, Kartenverkauf, Vorverkaufsstellen,<br />
Children’s Corner | Claudia Zeyer, Kartenverkauf, Backoffi ce Management,<br />
Veranstaltungsbetreuung<br />
Produktion<br />
Basil Rogger, Leitung, Publikationen | Denise Mattich, Desktop | Andrea Mettler, Grafi k<br />
Finanzen<br />
Hans-Peter Marbet, Leitung | Iris Zimmermann, Buchhaltung<br />
IT<br />
Stefan Hofstetter-Schüssler, Leitung | Gisela Sigrist Salzmann, Applikationsbetreuung<br />
Support & Administration<br />
Sandra Boog-Vogel, Administration | Judith Brügger, Assisstentin der Kaufmännischen<br />
Leitung | Patrizia Hort, Assistentin des Intendanten | Christina Zeyer, Empfang,<br />
Administration<br />
Organisation_KP_Sommer_<strong>2010</strong>_re.indd 1 20.07.10 11:41
Sehr verehrte Damen und Herren<br />
Was gleicht der Musik? Sie verdreht<br />
uns den Kopf, bringt uns um den Verstand,<br />
berauscht unsere Sinne, treibt<br />
uns zur Raserei. Aber sie schenkt uns<br />
auch inneren Frieden, Glückseligkeit<br />
und Harmonie, hebt uns hinaus über<br />
unser eigenes Leben, lässt uns glauben<br />
und hoffen, stiftet Sinn und Gemeinschaft.<br />
Was also wäre der Musik<br />
zu vergleichen? Allein die Liebe.<br />
Der Sommer <strong>2010</strong> steht bei LUCERNE<br />
FESTIVAL unter dem unwiderstehlichen<br />
Motto «Eros». Und welche Assoziationen<br />
auch immer sich in Ihrer<br />
Hubert Achermann<br />
Phantasie einstellen mögen <strong>–</strong> Sie liegen<br />
richtig. Tugend und Laster, teufl ische Versuchung und himmlische Verzückung<br />
begegnen Ihnen in der Musik, deren historischer Bogen vom späten<br />
Mittelalter bis in die Jetztzeit reicht und Ihnen alle Arten von Liebe und Leidenschaft<br />
vorstellen wird: Engel und Dämonen, Heilige und Frauenhelden,<br />
Minnesänger und Machos, die unsterbliche Geliebte und die verruchte<br />
Femme fatale. Wir feiern die berühmten Liebespaare der Literatur, aber auch<br />
die grossen Liebenden der Musik wie Robert und Clara Schumann, Richard<br />
Wagner und Mathilde Wesendonck oder Gustav und Alma Mahler. Ihnen haben<br />
wir in unseren Konzertprogrammen eine eigene Portraitreihe gewidmet: die<br />
«Liebesgeschichten».<br />
Wir heissen Sie sehr herzlich willkommen in Luzern und wünschen Ihnen<br />
hinreissende Erlebnisse mit dem höchsten der Gefühle <strong>–</strong> bei LUCERNE<br />
FESTIVAL im Sommer <strong>2010</strong>.<br />
Hubert Achermann Michael Haefl iger<br />
Präsident Intendant<br />
Begruessung_dt_KP_Sommer_<strong>2010</strong>_li.indd 1 20.07.10 11:28<br />
Dear Ladies and Gentlemen:<br />
Can anything compare with music? It<br />
sets our heads spinning, does away<br />
with reason, intoxicates our senses,<br />
and drives us to distraction. Yet it also<br />
gives us inner peace, happiness, and<br />
harmony, lifts us outside our private<br />
lives, allows us to have faith and hope,<br />
and encourages a sense of meaning<br />
and community. What shares these<br />
qualities with music? Only love.<br />
The LUCERNE FESTIVAL in Summer<br />
<strong>2010</strong> is built around the irresistible<br />
theme of “Eros.” And whatever associations<br />
this may conjure in your im-<br />
Michael Haefl iger<br />
agination—all of them are correct.<br />
Virtue and vice, diabolical temptation and heavenly ecstasy are the extremes<br />
you will encounter in the music we have planned. Our programming spans a<br />
wide historical range, from the late Middle Ages right up to the present, and<br />
explores all manner of love and passion: angels and demons, saints and libertines,<br />
minstrels and macho lovers, the Immortal Beloved and the infamous<br />
femme fatale. We celebrate the famous couples who appear in literature as<br />
well as the great lovers from the history of music itself, such as Robert and<br />
Clara Schumann, Richard Wagner and Mathilde Wesendonck, and Gustav<br />
and Alma Mahler.<br />
We wish our guests from all over the world a very warm welcome to Lucerne<br />
and are delighted to be able once again this year to offer dual-language programs—including<br />
notes on the music and artist biographies in English—<br />
to enhance your concert experience. We hope each of you has an enchanted<br />
summer fi lled with this most supreme of feelings—right here at the LUCERNE<br />
FESTIVAL in Summer <strong>2010</strong>.<br />
Hubert Achermann Michael Haefl iger<br />
President Executive and Artistic Director<br />
Begruessung_engl_KP_Sommer_<strong>2010</strong>_re.indd 1 20.07.10 11:29
Programm und Konzerteinführung |<br />
english Program notes<br />
10 Programm<br />
13 Die Handlung<br />
16 «Tromba in B (auf dem Theater)»<br />
Dreimal Fidelio und ein mehrdeutiges Signal<br />
26 Liebesgeschichten<br />
Folge 1: Ludwig van Beethoven und der Wunsch nach der Ehe<br />
29 Beethoven’s Enlightening Love<br />
Love as Dramatic Catalyst<br />
9
10<br />
eröffnungskonzert<br />
Donnerstag, <strong>12.</strong> <strong>august</strong> | <strong>18.</strong>30 uhr<br />
Konzertsaal<br />
Mahler chamber Orchestra<br />
Lucerne FestivaL OrcHestra<br />
arnold schoenberg chor (erwin Ortner Einstudierung)<br />
claudio abbado Dirigent<br />
tatjana Gürbaca Regie<br />
stefan Heyne Bühnenbild<br />
reinhard traub Lichtdesign<br />
Peter Mattei Don Fernando<br />
Falk struckmann Don Pizarro<br />
Jonas Kaufmann Florestan<br />
nina stemme Leonore<br />
christof Fischesser Rocco<br />
rachel Harnisch Marzelline<br />
christoph strehl Jaquino<br />
Juan sebastian acosta Erster Gefangener<br />
Levente Pall Zweiter Gefangener<br />
NESTLÉ AG <strong>–</strong> Resident Sponsor und Tour Sponsor des LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA<br />
Begrüssung<br />
Hubert achermann Präsident LUCERNE FESTIVAL<br />
Grusswort<br />
Didier Burkhalter Bundesrat<br />
Eröffnungsrede: «EROS CENTER MUSIK»<br />
nike Wagner Autorin und Intendantin des Kunstfestes Weimar «pèlerinages»<br />
| Pause<br />
Ludwig van Beethoven (1770<strong>–</strong>1827)<br />
Fidelio op. 72 (1804/05; rev. 1806 und 1814)<br />
Oper in zwei Aufzügen<br />
Textbuch von Joseph Sonnleithner, Stephan von Breuning und Georg<br />
Friedrich Treitschke nach dem Libretto Léonore ou L’Amour conjugal<br />
von Jean-Nicolas Bouilly<br />
Gesprochene Dialoge neu eingerichtet von Tatjana Gürbaca<br />
Halbszenische Aufführung<br />
| Pause nach dem ersten Aufzug<br />
DRS 2 zeichnet das Konzert auf und sendet es am Sonntag, 15. August <strong>2010</strong>, 21.00 Uhr.<br />
Decca schneidet die Aufführung für eine mögliche CD-Produktion mit.<br />
11
Die Handlung<br />
vorgeschichte<br />
Don Pizarro, Gouverneur eines spanischen Staatsgefängnisses, missbraucht<br />
seine Macht, um persönliche Widersacher verschleppen zu lassen und in den<br />
Kerkern gefangenzuhalten. Auch sein gefährlichster Feind, Florestan, liegt<br />
in Ketten, dem Tod näher als dem Leben. Dessen Frau aber, Leonore, hat<br />
sich, als Jüngling verkleidet, unter dem Namen Fidelio Zutritt in das Gefängnis<br />
und eine Anstellung bei Kerkermeister Rocco verschafft <strong>–</strong> in der kühnen<br />
Hoffnung, ihren Mann retten und befreien zu können.<br />
erster aufzug<br />
Jaquino, der Pförtner, umwirbt die Tochter des Kerkermeisters: Marzelline<br />
aber weist ihn verärgert zurück. Sie hat sich längst für einen anderen entschieden,<br />
für Fidelio, den neuen Gehilfen ihres Vaters. Auch Rocco selbst ist<br />
derart eingenommen von dem vortrefflichen jungen Mann, dass er ihm<br />
schon in allernächster Zukunft seine Tochter zur Frau geben will. Im Gegenzug<br />
erbittet Fidelio alias Leonore sein Vertrauen, ihn endlich in die geheimen<br />
Verliesse der Staatsgefangenen begleiten zu dürfen. Rocco erzählt von einem<br />
Inhaftierten, der im Kerker isoliert sei und auf Befehl des Gouverneurs mit<br />
schwindenden Brotrationen dem sicheren Tod überantwortet werde. Schon<br />
trifft Pizarro selbst im Gefängnis ein. Unter den Briefen, die ihm Rocco aushändigt,<br />
findet er ein Schreiben, das ihn vor der unmittelbar bevorstehenden<br />
Inspektion seiner Anstalt durch den Minister Don Fernando warnt. Pizarro<br />
befiehlt einem Hauptmann der Wache, die Ankunft des Ministers<br />
augenblicklich durch ein Trompetensignal zu melden. Dann weiht er den<br />
verstörten Rocco in seine Pläne ein: Gemeinsam würden sie in den Kerker zu<br />
«jenem Mann» hinabsteigen; Rocco solle ein Grab ausheben, er selbst werde<br />
den Gefangenen «aus dem Weg räumen». Leonore, die ahnt, was vor sich<br />
Francisco de Goya, Tagebuchalbum «Nicht alle wissen es»<br />
13
geht, spricht sich Mut zu in dieser scheinbar ausweglosen Lage. Während auf<br />
ihr Bitten die Insassen der leichteren Gefängnisse für eine kurze Gnadenfrist<br />
ins freie Sonnenlicht treten dürfen, erfährt Leonore, dass sie Rocco bei seiner<br />
schaurigen Aufgabe in den unterirdischen Gewölben zur Hand gehen<br />
soll. Pizarro kehrt wutentbrannt zurück, empört über das eigenmächtige<br />
Handeln seines Kerkermeisters, der den Häftlingen diese geringe Erleichterung<br />
zu gönnen wagte.<br />
Zweiter aufzug, erstes Bild<br />
Florestan, an der Mauer festgekettet, beklagt sein zerstörtes Leben, doch er<br />
tröstet sich mit der Gewissheit, seine Pflicht getan zu haben und schuldlos<br />
bestraft zu werden. In einer fiebrigen Vision erblickt er einen Engel in der<br />
Gestalt Leonores, der ihn aus seinem Grab in die Freiheit, ins himmlische<br />
Reich entführt. Rocco und Leonore steigen in das düstere Verliess herab und<br />
beginnen ihr Werk, räumen Trümmergestein von einer Zisterne. Im diffusen<br />
Licht erkennt Leonore bald ihren gesuchten Mann, der seine Wächter um<br />
Hilfe bittet: um eine Nachricht an seine Frau in Sevilla, um einen Tropfen<br />
Wasser wenigstens. Allzu bald jedoch stürzt Pizarro herbei; wie besessen<br />
vom Triumph der Rache gibt er sich seinem Opfer zu erkennen, aber ehe er<br />
mit dem Dolch zustossen kann, wirft sich Leonore schützend vor ihren Mann <strong>–</strong><br />
«Töt erst sein Weib!» <strong>–</strong> und bedroht den Gouverneur mit vorgehaltener Pistole.<br />
Da ertönt die verabredete Trompetenfanfare und signalisiert das Eintreffen<br />
des Ministers. Die Stunde der Befreiung und des Gerichtes bricht an:<br />
Pizarros Attentat ist gescheitert. In namenloser Freude sinkt Florestan in die<br />
Arme seiner Retterin.<br />
Zweiter aufzug, zweites Bild<br />
Der Minister Don Fernando erscheint vor den Gefangenen, um für Gerechtigkeit<br />
zu sorgen und die Willkürherrschaft des Gouverneurs zu beenden. In<br />
Florestan, der gefesselt aus dem Kerker heraufgebracht wird, erkennt er fassungslos<br />
den totgeglaubten Freund, den «Edlen, der für Wahrheit stritt». Leonore<br />
allein gesteht er das Privileg zu, ihren Mann von der Last der Ketten zu<br />
befreien. Pizarro aber wird von der Wache abgeführt. Alle, die Gefangenen<br />
und das herbeigeeilte Volk, preisen die ungeheure Rettungstat: «Wer ein<br />
holdes Weib errungen, / Stimm’ in unsern Jubel ein! / Nie wird es zu hoch<br />
besungen, / Retterin des Gatten sein.»<br />
14<br />
Francisco de Goya, Portrait der Teresa Sureda
«tromba in B (auf dem theater)»<br />
Dreimal Fidelio und ein mehrdeutiges Signal<br />
Fidelio alias Leonore, eine als Mann verkleidete Frau, gibt auf dem Gipfel<br />
sich überkreuzender Emotionen, in der Weissglut von Rettungswillen und<br />
todverachtender Verzweiflung ihre Identität preis. Eine lange, gefährliche<br />
Suche findet ihr Ziel: In einem halb verhungerten Gefangenen erkennt sie<br />
ihren Ehemann Florestan wieder. Auf dessen Todfeind, den mordgierigen<br />
Gefängnisgouverneur Don Pizarro, richtet sie unverhofft die bisher sorgsam<br />
versteckte Pistole. Dieser Augenblick wurde ikonographisch verewigt im<br />
Portrait der singenden Tragödin Wilhelmine Schröder-Devrient <strong>–</strong> mit gestrecktem<br />
rechten Arm und der Waffe nimmt sie den gedachten Schuss gestisch<br />
vorweg, die linke Hand zurückgezogen, schlagbereit zur Faust geballt.<br />
Zwischen den Fronten zu denken: Der vorsichtig abwartende Kerkermeister<br />
Rocco, auf dessen Beihilfe der Mörder rechnet, auf dessen zaghaftes Mitleid<br />
aber auch die Opfer hoffen könnten, schiene die Lage nicht ohnehin hoffnungslos.<br />
Ein Herzschlag-Moment für die an dieser Situation beteiligten vier<br />
Akteure, doch keinen trifft der Schlag. Wenn sie abrupt in ihrem Quartett<br />
innehalten, wird die Unterbrechung nicht vom Geschehen im obskuren Kellerverlies<br />
ausgelöst, sie kommt von aussen, aus einer anderen, helleren Welt<br />
<strong>–</strong> der Glanz eines gänzlich unerwarteten, widersprüchlich fröhlichen Trompetensignals<br />
gibt das zu verstehen. Die «Tromba in B» meldet sich ursprünglich<br />
in H-Dur, dissonant im übermässigen Intervallabstand zur Grundtonart<br />
einsetzend. Erst später hat Beethoven die Trompetenstimme in die vom übrigen<br />
Ensemble vereinbarte Tonalität B-Dur eingemeindet.<br />
Wenige Stunden vorher wurde Pizarro durch eine Depesche gewarnt: Ein<br />
misstrauischer Minister des Königs samt Gefolge sei auf dem Weg von Sevilla<br />
zu dem Staatsgefängnis, das Pizarro unterstellt wurde und dessen Mauern<br />
in der Tat manches Verbrechen versteckt halten. Florestan hatte den Gouverneur<br />
vorher bereits mit einer Untersuchung überraschen und entlarven wol-<br />
len, aber er verschwand, ohne eine Spur zu hinterlassen. Seine Freunde halten<br />
ihn längst für tot. Nur Leonore, unbeirrbar, wollte sich mit dem<br />
Wahrscheinlichen nie abfinden. Der Gouverneur (ausser ihm noch der Ohrenzeuge<br />
Rocco) kann ausgerechnet jetzt, da er vorhat, den gefährlichsten<br />
Zeugen seiner Verbrechen zu beseitigen, die für ihn fatale Bedeutung des<br />
Trompetensignals sehr wohl ermessen; er selbst gab den Befehl zu dieser<br />
Warnung, falls der Wachposten vom Aussichtsturm her die Anzeichen eines<br />
unliebsamen Besuchs erkenne. Die gefürchtete Wendung der Dinge ist eingetreten,<br />
wie zur Bekräftigung wiederholt der Trompeter, inzwischen offenbar<br />
vom Turm herabgestiegen und dem Kerker Florestans näherkommend,<br />
das Signal, und alsbald ist auch der Pförtner Jaquino zur Stelle und bringt<br />
den neuen Sachverhalt auf den eindeutigen Begriff: «Der Herr Minister<br />
kommt an.» Ein Stichwort, das die Sänger des jäh unterbrochenen Quartetts<br />
in die Anfangsformation zurückschnellen, zugleich einem bündigen Abschluss<br />
zueilen lässt. Leonore und Florestan fallen sich, komme was da wolle,<br />
und sei es der Tod, beseligt in die Arme. Pizarro schnaubt ohnmächtig vor<br />
Wut und Rache. Dem Rocco, der nicht weiss, was an diesem Tag gerechter<br />
Vergeltung aus ihm werden soll, schwirrt der Kopf vor Angst.<br />
16 Wilhelmine schröder-Devrient als Fidelio<br />
17
Zwischen Opernhandlung und Liturgie<br />
Für den Philosophen Ernst Bloch galt die Trompetenfanfare, auf der Mitte<br />
zwischen Opernhandlung und Liturgie, als das Gegenstück zur «tuba mirum<br />
spargens sonum» der römischen Totenmesse, zu jener weithin schallenden<br />
Posaune, die den sterblichen Sünder am Tag der Apokalypse vor das Jüngste<br />
Gericht ruft. Ins Irdische und dramaturgisch Vordergründige gewendet,<br />
zeigt die Trompete tatsächlich nicht mehr an als das rettende Eintreffen<br />
eines hohen Staatsbeamten. Bloch, in erweiterter Auslegung, erkannte hinter<br />
dem zwischen Pizarro und seinen Wachsoldaten verabredeten Alarm-<br />
Code das «geheime Ostern», das auch einem «Dies irae» <strong>–</strong> dem vom Requiem-Text<br />
beschworenen Tag des Strafgerichts <strong>–</strong> noch innewohne. Der<br />
Beethoven des Fidelio <strong>–</strong> so Bloch <strong>–</strong> habe nicht bloss Strafe und Rettung, er<br />
habe nicht weniger als «eine Ankunft des Messias» anzukündigen. Den Gatten<br />
Florestan und Leonore, dem erkorenen Opfer eines Verbrechens und seiner<br />
Retterin, stellt sich dieser Dreh- und Angelpunkt einer utopischen Vision<br />
aus unterschiedlichen, ja gegenläufigen Perspektiven dar.<br />
Die Musikwelt ist sich zwar einig, dass Beethoven nur eine einzige Oper geschrieben<br />
hat; doch hat er dem Leonore/Fidelio-Stoff in einem Zeitraum von<br />
zehn Jahren drei Varianten gegeben.<br />
Deren Abweichungen sind, bei aller<br />
Verarbeitung und Modifikation des<br />
identischen Musikmaterials, beträchtlich<br />
genug, um die Auffassung<br />
zu stützen, es handle sich um potentiell<br />
drei Opern, die alle nur demselben<br />
Handlungsgrundriss folgen.<br />
Alle drei Versionen des Werks, 1805,<br />
1806 und 1814 uraufgeführt, stimmen<br />
auf dem kritischen Höhepunkt<br />
der Kerkerszene darin überein, dass<br />
Leonore sich dem Dolch Pizarros entgegenwirft<br />
und die Pistole zieht. Von<br />
ferne, vom Turm her, interveniert die<br />
Trompete. Erstarrung. Kündigt sich<br />
so an, was Verhängnis, was Rettung<br />
sein könnte?<br />
In den ersten beiden Fassungen der<br />
Partitur stürzt Pizarro nach oben ins<br />
Freie, der Kerkermeister Rocco, Leonores<br />
Flehen um Beistand überhörend,<br />
eilt ihm nach. Nur diese beiden<br />
wissen, was das Signal zu bedeuten<br />
hat. Leonore, am Ende ihrer Kräfte,<br />
fällt in Ohnmacht. Der vorsichtige<br />
Rocco nutzt schnell noch die Gelegenheit,<br />
ihre Pistole an sich zu bringen.<br />
Für die Zurückbleibenden unten im<br />
Kellergewölbe scheint alles verloren:<br />
Sollte ausgerechnet im Augenblick<br />
des Wiederfindens das todesmutige<br />
Verkleidungs- und Hasardspiel der<br />
Heldin gescheitert, der letzte Hoffnungsstern<br />
erloschen sein? Überleben<br />
wird allein die für ewig beschwo-<br />
Ludwig van Beethoven<br />
Fidelio op. 72<br />
entstehung: Die Oper liegt in drei<br />
verschiedenen Fassungen vor. Die<br />
erste entstand 1804/05 im Auftrag<br />
des Theaters an der Wien; Anfang<br />
1806 überarbeitete Beethoven das<br />
Werk grundlegend, und von März<br />
bis Mai 1814 folgte eine dritte,<br />
abermals wesentlich umgestaltete<br />
Version.<br />
uraufführung: Die Erstfassung<br />
kam am 21. November 1805 unter<br />
Beethovens Leitung am Theater<br />
an der Wien heraus; dort feierte<br />
auch die Zweitfassung am<br />
29. März 1806 Premiere. Die dritte<br />
Version wurde am 23. Mai 1814<br />
am Kärnt nertortheater in Wien<br />
uraufgeführt; der bereits stark<br />
hör geschädigte Beethoven<br />
dirigierte erneut, «aber Kapellmeis<br />
ter Umlauf lenkte hinter<br />
seinem Rücken alles zum besten»,<br />
wie Librettist Treitschke berichtete.<br />
Bisher eine aufführung bei<br />
Lucerne FestivaL: am 26. August<br />
2004 mit der Staatskapelle Berlin<br />
unter Leitung von Daniel Barenboim.<br />
spieldauer: Erster Aufzug ca. 72<br />
Minuten, Zweiter Aufzug ca. 60<br />
Minuten.<br />
18 Francisco de Goya, Liebendes Paar<br />
19
ene «treue Gattenliebe»: Dieser Gewissheit überlassen sich Leonore und<br />
Florestan in euphorischer Agonie, in der irrigen Erwartung des bevorstehenden<br />
Endes und ihres vermeintlichen Todes <strong>–</strong> eine Szene von ungewöhnlich<br />
monumentalen Ausmassen hatte Beethoven an dieser Stelle zunächst gestaltet.<br />
Der unterirdische Kerker bleibt bis in die letzten Takte der erlösenden<br />
Schlussapotheose Schauplatz der Handlung. Hier kommt es zum Rachesturm<br />
der befreiten Gefangenen, hier findet der Auftritt des Ministers statt,<br />
wird die vom König erlassene Generalamnestie vollzogen und der Bösewicht<br />
abgeführt: Jetzt ist er es, der sich der Gerichtsbarkeit eines Königs unterwerfen<br />
muss. Der leidende Held wird erlöst, die unerschrockene Heroine erfährt<br />
Dank und Huldigung, und der wendige Diplomat Rocco hat für seine zweischneidigen<br />
Verhaltensweisen plausible Erklärungen parat <strong>–</strong> er kommt ungeschoren<br />
davon. Ein Finale ganz anderer Art besiegelt in der Fassung von<br />
1814 den glücklichen Ausgang. Nun werden die Ehegatten die Botschaft der<br />
Trompete gleich richtig verstehen. Die Stunde der Befreiung hat geschlagen,<br />
der Weg führt nach oben, ans Licht des Tages, in die Öffentlichkeit eines gerecht<br />
und harmonisch organisierten Weltgartens.<br />
Die heroische Befreiungstat<br />
Mit den verschiedenen Fassungen änderte sich aber auch der Titel von Beethovens<br />
«drei Opern». 1805 war das Stammpublikum des Komponisten, der Wiener<br />
Adel, vor der Invasion napoleonischer Truppen auf das Land geflohen. Die<br />
erste Fassung des Werkes, die im Theater an der Wien vor einem interesse-<br />
und verständnislosen Publikum französischer Offiziere ein Premierendebakel<br />
hinnehmen musste, sollte nach Beethovens Absichten Leonore heissen. Ihm<br />
ging es um die Identität einer Frauengestalt und ihre beispielgebende Heldentat,<br />
nicht um den (wenn auch zur Strategie gehörigen) Verkleidungstrick, der<br />
an den Namen Fidelio geknüpft ist. Private Sehnsuchtsbilder mag Beethoven<br />
dabei ins Spiel gebracht haben, etwa das beschwörende Credo eines immer<br />
hoffnungsvollen, im bürgerlichen Leben immer wieder enttäuschten Heiratsanwärters,<br />
der da glaubte, das eheliche Glück eines Einzelnen sei der gerechte<br />
Lohn für den heroischen Einzelgänger. Den Titel Leonore hatten aber schon die<br />
kurz vorher entstandenen Opern von Pierre Gaveaux und Ferdinando Paër getragen,<br />
und beide waren mit einem Untertitel ausgestattet <strong>–</strong> «L’Amour conjugale»<br />
oder «L’amore coniugale» <strong>–</strong>, was auf das Hohelied der Gattenliebe vorausweist.<br />
Die Musikdramen von Gaveaux und Paër folgten, im Nachhall der<br />
20 Jan van eyck, Das Verlöbnis der Arnolfini (Detail) Francisco de Goya, aus: Desastres, nr. 72: Die Folgen | Ludwig van Beethoven<br />
21
Französischen Revolution von 1789 und zumal der folgenden eskalierenden<br />
Schreckensherrschaft unter Robespierre, einer gerade grassierenden Mode von<br />
Befreiungsopern. Cherubini mit Les deux Journées («Der Wasserträger») und Johann<br />
Simon Mayr (der sich gleich mit dem Titel L’amore coniugale beschied, ohne<br />
freilich die Gefahr der Verwechslung zu umgehen) haben dieselben aktuellen<br />
Sujets aufgegriffen. Die gleiche Handlungsstrategie und Dramaturgie, dasselbe<br />
Modell der heroischen Befreiungstat, vollbracht durch eine Frau für einen Geliebten,<br />
sollte übrigens noch Bedrˇich Smetana 1868 in seiner Oper Dalibor anwenden,<br />
diesmal böhmisch-patrotisch und provokant anti-habsburgisch umgemünzt<br />
und zu einem waffenklirrend blutigen Finale geführt, das der alten<br />
obligaten Regel des «lieto fine», des glücklichen Endes, vehement widerspricht.<br />
Die in Brüderlichkeit geeinte Menschheit<br />
Das erste, noch auf drei Akte verteilte Textbuch hatte Joseph Sonnleithner für<br />
Beethoven verfasst; das für Gaveaux bestimmte französische Libretto von<br />
Jean-Nicolas Bouilly stand dabei Pate. In Übereinstimmung mit Beethovens<br />
Intentionen lautete der Titel Leonore oder Der Triumph der ehelichen Liebe. Das<br />
Plakat aber, das 1805 in Wien die Premiere ankündigte, wollte Überschneidungen<br />
mit gleichlautenden Werken der Zeit vermeiden und gab der Novität<br />
gegen den erklärten Willen des Komponisten den Namen Fidelio, oder: Die<br />
eheliche Liebe. Für den zweiten Versuch von 1806 nahm Stephan von Breuning<br />
drastische Kürzungen vor. Er komprimierte die Oper auf zwei Aufzüge, aber<br />
auch dieses Mal war dem Projekt wenig Glück beschieden, scheiterte die Initiative<br />
nach der zweiten Aufführung doch an einem Streit zwischen dem<br />
Komponisten und dem Theaterdirektor.<br />
Der Anstoss zu einer abermaligen (und dritten) Umgestaltung war schliesslich<br />
eher dem Zufall zu verdanken. Zumindest bei den drei Wiener Sängern<br />
Ignaz Saal, Karl Friedrich Weinmüller und Johann Michael Vogl muss Leonore<br />
über Jahre nachgewirkt haben. Ihnen stand eine Benefizvorstellung zu, und<br />
sie wünschten sich die Wiederaufnahme der nur scheinbar vergessenen<br />
Oper. Beethoven nahm diese Ermunterung gleich zum Anlass, eine noch immer<br />
offene Rechnung vielleicht endgültig zu begleichen <strong>–</strong> und verlieh dem<br />
Werk jene Gestalt, in der es heute zumeist auf den Bühnen der Welt gespielt<br />
wird. Friedrich Treitschke, Theaterdichter an der Wiener Hofoper, widmete<br />
sich der neuerlichen Arbeit am Libretto <strong>–</strong> und nahm dabei einen zusätzlichen<br />
Bühnenumbau in Kauf. Dem Finale wies er sein eigenes Bild zu: Nach der<br />
erdrückenden Kerkerszene öffnet sich unter freiem Himmel ein Platz, der<br />
weit genug ist, die ganze in Brüderlichkeit geeinte Menschheit symbolisch<br />
zu fassen. Freilich forderte er damit den Einwand heraus, das Schlussbild<br />
setze sich über die Regeln einer Theaterhandlung hinweg, es ziele auf ein<br />
Ende von sinfonischem, oratorienhaftem, ja sakralem Anspruch, verbrämt<br />
allein durch das bühnenhafte Dekor. Hatte Beethoven am Ende schon damals<br />
die weltumspannende Vision im Sinn, die er gut zehn Jahre später in<br />
seiner Neunten Sinfonie umsetzen sollte?<br />
«reste von einem gestrandeten schiff»<br />
Als Beethoven und sein neuer Textdichter Treitschke der Vollendung der dritten<br />
Variation des Fidelio näherkamen, bezeichnete der Komponist diese Partitur<br />
<strong>–</strong> aus nachvollziehbaren Gründen <strong>–</strong> immer noch als sein «Schmerzenskind».<br />
Er nannte «die ganze Sache mit der Oper die mühsamste von der<br />
Welt», sprach von seiner «jetzigen Unzufriedenheit», der er «einige Zufriedenheit<br />
hätte anflicken müssen». Aus einem anderen Brief an seinen letzten<br />
Librettisten spricht immerhin Galgenhumor: «Kurzum, ich versichere Sie,<br />
lieber Tr., diese Oper erwirbt mir die Märtirkrone; hätten Sie nicht sich so<br />
lieb Mühe damit gegeben und so<br />
vorteilhaft alles bearbeitet […], ich<br />
würde mich kaum überwinden können<br />
<strong>–</strong> Sie haben dadurch noch einige<br />
gute Reste von einem gestrandeten<br />
Schiffe gerettet.» Zumindest mit dem<br />
Titel Fidelio, bei dem es jetzt blieb,<br />
hat Beethoven sich aber wohl abgefunden.<br />
22 Friedrich treitschke | stephan von Breuning | Joseph sonnleithner<br />
canaletto, Wien<br />
23
Die Rezeptionsgeschichte teilte Beethovens Skrupel nicht. Das «gestrandete<br />
Schiff» ist längst in den sicheren Hafen des Opernrepertoires eingekehrt: Fidelio<br />
gilt für jeden Intendanten als «feste Bank», als Garant für einen hohen<br />
Publikumszuspruch. Und kaum einer, der diese Oper hört, wird daran zweifeln,<br />
dass es sich hierbei nicht um Beethovens letztes und alleingültiges<br />
Wort in Sachen Oper handeln könnte. Doch vielleicht besteht die Grösse<br />
dieses Komponisten gerade darin, dass er selbst es wagte, diese Frage offenzuhalten.<br />
Mag sein: Der Glanz des Endgültigen (falls es so etwas gibt) sammelt<br />
sich über drei sehr unterschiedlichen Varianten, die sowohl Leonore als<br />
auch Fidelio heissen dürfen.<br />
Karl Dietrich Gräwe<br />
Der autor: Karl Dietrich Gräwe, geb. 1937 in Bielefeld. studium<br />
der Germanistik, Musikgeschichte und theaterwissenschaft.<br />
Dissertation über Ariadne auf Naxos von Hofmannsthal<br />
und strauss. Dramaturg an der Hamburgischen staatsoper,<br />
chefdramaturg an der Deutschen Oper Berlin. rundfunk- und<br />
Fernsehtätigkeit seit 1970. Zahlreiche Beiträge für Zeitungen<br />
und Zeitschriften, Programmhefte, schallplatten und cDs.<br />
Übersetzungen von Opern- und Liedtexten.<br />
24 Francisco de Goya, Licht aus der Dunkelheit<br />
25
26<br />
Liebesgeschichten<br />
Folge 1: Ludwig van Beethoven und<br />
der Wunsch nach der Ehe<br />
Es mag als Ironie der Geschichte erscheinen, dass Ludwig van Beethoven,<br />
der mit seiner Oper Fidelio das Hohelied der Gattenliebe sang, selbst nie verheiratet<br />
war. Dabei war er dem weiblichen Geschlecht durchaus zugetan: «In<br />
Wien war Beethoven, wenigstens solange ich da lebte, immer in Liebesverhältnissen»,<br />
berichtete sein Jugendfreund Franz Gerhard Wegeler. Und sein<br />
früher Biograph und Schüler Ferdinand Ries erklärte, dass Beethoven «Frauenzimmer<br />
sehr gerne sah, besonders schöne jugendliche Gesichter, und gewöhnlich,<br />
wenn wir an einem etwas reizenden Mädchen vorbeigingen, drehte<br />
er sich um, sah es mit seinem Glase nochmals scharf an und lachte oder<br />
grinzte, wenn er sich von mir bemerkt fand. Er war sehr häufig verliebt, aber<br />
meistens von kurzer Dauer.» Mehrmals hat sich Beethoven mit dem Wunsch<br />
nach einer Eheschliessung getragen. Die Sängerin Magdalena Willmann, die<br />
wie Beethoven aus Bonn stammte und nach Wien gezogen war, kam als Erste<br />
in die Verlegenheit eines Heiratsantrags: Sie wies den Komponisten zurück,<br />
«weil er so hässlich war und halb verrückt». Die Gräfin Giulietta Guicciardi<br />
hatte mehr für Beethoven übrig, doch sie knüpfte zugleich zarte Bande zu<br />
dessen Komponistenkollegen Wenzel Robert Gallenberg, den sie im November<br />
1803 heiratete. Beethoven wandte sich stattdessen Giuliettas gerade ver-<br />
Giuletta Guicciardi | Ludwig van Beethoven<br />
witweter Cousine Josephine von<br />
Brunsvik zu: «Beethoven vien très<br />
souvent, il dône des leçons à Pepi: <strong>–</strong><br />
c’est un peu dangereux, je t’avoue»,<br />
heisst es in einem Brief von Josephines<br />
Schwester Charlotte. Über drei<br />
Jahre zog sich die Beziehung hin, die<br />
von der Familie Brunsvik mit Sorge<br />
beargwöhnt wurde: «Sie soll auf der<br />
Hut sein! […] Ihr Herz muss die Kraft<br />
haben, nein zu sagen.» Und so geschah<br />
es schliesslich. Auch Therese<br />
Malfatti, Tochter eines wohlhabenden<br />
Wiener Kaufmanns, blieb für<br />
Beethoven unerreichbar: Er hielt im<br />
Frühjahr 1810 um die Hand der Neunzehnjährigen<br />
an <strong>–</strong> und stiess auf Ablehnung.<br />
«Diese Nachricht stürzte<br />
mich aus den Regionen des Glücks<br />
wieder tief herab», schrieb Beethoven<br />
niedergeschlagen an seinen Freund<br />
Ignaz von Gleichenstein, der ihn im<br />
Hause Malfatti eingeführt hatte.<br />
Bliebe die ominöse «unsterbliche<br />
Geliebte», deren Identität die Musikwissenschaft<br />
lange Zeit vor ein Rätsel<br />
stellte (vgl. «Liebesgeschichten», Folge<br />
18). Wer auch immer sie gewesen<br />
sein mag <strong>–</strong> Indizien sprechen für Antonie<br />
Brentano, die Schwägerin des<br />
Dichters Clemens Brentano, eine<br />
verheiratete Frau und Mutter von<br />
sechs Kindern <strong>–</strong>: Fest steht, dass<br />
auch sie Beethoven das ersehnte<br />
Eheglück nicht bescheren konnte.<br />
Josephine von Brunsvik |<br />
therese Malfatti (sitzend am Klavier)
Beethoven’s enlightening Love<br />
For all its melodramatic trappings, Fidelio’s story of the power of courageous<br />
love to topple a regime based on cruelty and injustice is an archetype that<br />
has only gained in urgency since Beethoven introduced the opera he called<br />
his “child of sorrow.” The walled grimness of its prison setting has remained<br />
distressingly relevant, in ways that continue to shock us: both as metaphor<br />
and literal setting for the condition in which humanity finds itself. Audiences<br />
have long drawn on Fidelio’s moral and emotional capital for sustenance in<br />
troubled times.<br />
Indeed, Fidelio’s various premieres were themselves bookmarked by conditions<br />
of acute political crisis. The first version (titled after the heroine, Leonore)<br />
opened in 1805 while Vienna was under siege by Napoleon’s forces.<br />
After some cuts and a tightening of the dramatic structure, Fidelio (as it was<br />
renamed) came to the stage in its definitive form in 1814—just months away<br />
from the start of the Congress of Vienna, which would inaugurate a new era<br />
of reactionary suppression of civil rights.<br />
Beethoven was, of course, not immune to the economic pressures of life as a<br />
freelance artist, and one of the reasons behind his choice of source material<br />
likely had to do with the commercial popularity of a genre known as the “rescue<br />
opera” that had developed in France in the 1790s in response to the turmoil<br />
unleashed by the French Revolution. Both the moralizing plot line of a<br />
victim being liberated from oppression and certain musical “special effects”<br />
(for example, in the prelude to Florestan’s monolog in Act Two) are rooted in<br />
this genre, which had spread eastward and, as the Revolution died out,<br />
found an audience in Beethoven’s Vienna. (It wasn’t, however, until the 1814<br />
version that Fidelio actually achieved lasting success on the stage.)<br />
The source from which Fidelio was eventually drawn and reworked by<br />
Beethoven’s librettists was Jean-Nicolas Bouilly, who wrote his earlier French<br />
Francisco de Goya, Woman Holding Up Her Dying Lover 29
libretto within the context of this “rescue” genre. Bouilly was alleged to have<br />
based his libretto on a true story of oppression he had witnessed during the<br />
Reign of Terror, but he changed the setting to the less-incendiary one of Seville.<br />
Yet the original idealism of the French Revolution—before its corruption<br />
into the Terror—resonates through Beethoven’s score with triumphant<br />
force. The trademarks of the “rescue opera” pervade not just Fidelio’s plot<br />
line but its musical texture.<br />
Yet Beethoven’s painstaking quest for the right subject for an opera entailed<br />
far more than a consideration of commercial aspects. For all its stilted qualities,<br />
Bouilly’s original libretto was able to fire up the composer’s imagination<br />
with a sense of musical possibilities. Fidelio enabled him to explore how<br />
such abstract, utopian ideals of the Enlightenment as freedom, brotherhood,<br />
and justice could become catalyzed by a specific, dramatic instance of<br />
self-sacrificing spousal love. The intensity with which such love is represented<br />
underscores the lonely reality that it was all too absent from Beethoven’s<br />
own life.<br />
This interplay of abstract concepts and concrete, dramatic reality—the heart<br />
of the opera’s robust appeal—is what moves us to the depths. Fidelio stands<br />
apart as a special case in Beethoven’s career, yet it also represents a compendium<br />
of his most intimately cherished passions. Here, Beethoven’s belief<br />
in music with a moral purpose influences the musical narrative itself. On one<br />
level, Fidelio is part of a continuum drawing on the composer’s mastery of<br />
instrumental music, as the symphonically complex scoring through which he<br />
delineates the drama makes abundantly clear.<br />
We might even hear Fidelio as the overtly operatic counterpart to the dramatic<br />
narrative implicit in Beethoven’s heroic style. The characters and situations<br />
on stage echo a musical rhetoric we know from its abstract manifestations<br />
as Beethoven them developed in sonata form—above all in his<br />
middle-period symphonic works. In their final, triumphantly loving reunion,<br />
Florestan and Leonore express a “nameless” joy characterized by a uniquely<br />
Beethovenian ecstasy of rough-hewn lyricism and rhythmic excitement.<br />
Following the voice Within<br />
After the rousing heroics of the overture (the most compact of the four, which<br />
trace a parallel history of the opera’s convoluted genesis), the operetta-like<br />
character of the opening scene seems to confuse the sense of genre; here,<br />
the atmosphere suggests Singspiel, as in Mozart’s Magic Flute. Isn’t this round<br />
robin of misaligned affections and mistaken identity out of place in the context<br />
of Fidelio’s elevated moral tone—a bizarre melding of the comic and serious?<br />
Suddenly, with the opera’s first quartet (“Mir ist so wunderbar”), an<br />
unexpectedly elevated tone enters in. (Mahler, one of the great Fidelio interpreters,<br />
would draw on precisely this radiance for the “Adagio” of his Fourth<br />
Symphony.) What is behind all these head-spinning shifts in emotional direction?<br />
Typically, Beethoven seems to be up to several things at once here. The jailor<br />
Rocco’s bourgeois pursuit of security, on behalf of his daughter Marzelline, is<br />
the domestic counterpart to the utopian liberation and reunion of spouses<br />
that occurs in the opera’s climax. But it also grounds Fidelio’s central issues in<br />
a way that proves disturbing. These are decent people pursuing their fair<br />
share of happiness, but in the shadow of an abusive prison system. Evil, we<br />
are reminded, is not so easily singled out as an extreme case that can be eliminated;<br />
it infiltrates into ordinary life in insidious ways. Rocco may be satirized,<br />
yet he has principles and limits. At the same time, he lacks the strength<br />
to resist compromising with the power structure in which he operates.<br />
30 Lorenzo Lotto, Portrait of Messer Marsilio and His Wife<br />
31
So in the quartet, these characters from the comic Singspiel, with their subplot<br />
of mistaken gender identity, add another level of polyphony to the epic<br />
struggle of good and evil that is taking place alongside their quite ordinary<br />
concerns. The quartet introduces a change in the atmosphere just as we first<br />
fathom the stakes will become immeasurably higher.<br />
Much of Fidelio can be experienced as Leonore’s progress from a self-absorbed<br />
quest to regain her own privately known love to a consciousness of all<br />
humanity and its interconnectedness. The vehicle for this process of enlightenment<br />
is compassion. Leonore’s progress in compassion will continue in<br />
the climax of Act One, during the moving scene of the Prisoners’ Chorus. It<br />
reaches its epiphany in the apparently hopeless scene in Act Two, when,<br />
faced with an example of extreme cruelty, Leonore resolves to save the unfortunate<br />
prisoner whose identity she doesn’t yet know.<br />
“Unwavering, I will follow the voice within,” sings Leonore in her first-act<br />
aria, an ode to the principle of hope and its “last star.” It’s easy to hear echoes<br />
of the Enlightenment idealism expressed by Kant in a line Beethoven famously<br />
inscribed in his notebook (“The moral law in us, and the starry sky<br />
above us—Kant!!!”), as well as of Schiller’s vision “beyond the starry firmament,”<br />
which he set to music in the Ninth Symphony’s finale.<br />
High noon of Love and Joy<br />
Leonore is indeed the opera’s “guiding angel” of hope: the force of love who<br />
brings its most abstract ideals to life through concrete action. In a paradoxical<br />
way, Florestan, the actual victim of his own political idealism symbolizes<br />
the more private significance Fidelio held for Beethoven. His great scena at the<br />
beginning of Act Two mirrors the extended form of Leonore’s heroic aria<br />
from the previous act. Beethoven seems to suggest that sympathy shapes<br />
their musical expression, separated though they are. Yet Florestan suffers<br />
deeply, cut off from society through a terrible silence. For many listeners, the<br />
painful strains of the first part of his aria have, not surprisingly, suggested a<br />
self-portrait of Beethoven as deafness slowly enveloped him. Around the<br />
same time, not coincidentally, he was composing the relatively unknown<br />
oratorio Christ on the Mount of Olives, which also focuses on a suffering individual<br />
and the agony of isolation.<br />
At the end of his aria, Florestan introduces an ecstatic tone of religious consolation,<br />
going beyond the emphatically political context of the opera’s set-<br />
ting and verging on mania. As a counterpart, Pizarro’s stereotypical villainy<br />
is given fascinating profile by the odd, jarring, violent accents of his music,<br />
in which the tyrant is revealed as being just one step away from a descent<br />
into madness. After some of the darkest, most sepulchral passages in<br />
Beethoven, not only is liberation from unjust imprisonment achieved. There<br />
is also a sense of resurrection from the tomb: Florestan is revived by his<br />
wife’s sacramental offerings of bread and wine.<br />
Pizarro’s planned but fatally delayed perfect moment of revenge (the phrase<br />
he uses in his aria) is thwarted by another “moment”—this one of enlightenment.<br />
Leonore, against all odds, emerges in a triumph with implications beyond<br />
her own original plan, in what is perhaps the score’s most sublime passage:<br />
“O Gott! Welch ein Augenblick!” (“O God! What a moment!”) Here the<br />
private story of reunion expands into the communal rejoicing of the liberated<br />
prisoners. Enlightenment ideals of reason fuse with powerful emotions,<br />
rather than set against them as polar opposite. Similarly, Beethoven’s musical<br />
and dramatic rhetoric suggest a conflation instead of the dichotomy between<br />
“absolute” and “programmatic” modes that would gain traction later<br />
in the century.<br />
Fidelio resolves into a sustained, high<br />
noon of joy: Love enables light to<br />
flood away the darkest moments of<br />
which humanity is capable. But the<br />
intensity of Beethoven’s music, for<br />
all its persuasion of this victory, reminds<br />
us, too, that this is a journey<br />
whose relevance will never fade.<br />
Thomas May<br />
thomas May is Lucerne FestivaL’s english-language<br />
program editor. a writer and<br />
translator based in seattle, he is a regular<br />
con tributor to the program books for such institutions<br />
as the Metropolitan Opera, the san<br />
Francisco symphony, and the cleveland Orchestra,<br />
among many others. His books include<br />
Decoding Wagner and The John Adams Reader.<br />
32 Ludwig van Beethoven<br />
33
Libretto<br />
36 Ludwig van Beethoven: Fidelio<br />
35
Ludwig van Beethoven<br />
Fidelio<br />
Textbuch von Joseph Sonnleithner,<br />
Stephan von Breuning und Georg<br />
Friedrich Treitschke nach dem Libretto<br />
«Léonore ou L’Amour conjugal» von Jean<br />
Nicolas Bouilly<br />
Gesprochene Zwischentexte neu<br />
eingerichtet von Tatjana Gürbaca<br />
Monolog<br />
Leonore: Ich schreibe Dir einen Brief,<br />
der Dich nie erreichen wird. Wem<br />
sonst sollte ich mich anvertrauen?<br />
Niemand kennt mich hier. Niemand<br />
kennt mehr Leonore, die Gattin<br />
Florestans. Niemand kennt mehr<br />
Florestan. Statt Leonore heisst es<br />
jetzt: Fidelio, kluger Junge, Tochtermann.<br />
Statt Florestan: Gefangener,<br />
schwebender Schatten, böser<br />
Untertan. Ich aber nenne Dich «Licht<br />
der Freiheit». Und werde nicht eher<br />
ruhen, als bis dieses Licht uns allen<br />
wieder scheint oder aber wir beide<br />
untergegangen sind im Dunkel<br />
unserer Zeit.<br />
Ouvertüre: Leonore nr. 3<br />
erster auFZuG<br />
Der Hof des Staatsgefängnisses.<br />
nr. 1 Duett<br />
Jaquino<br />
Jetzt, Schätzchen, jetzt sind wir allein;<br />
Wir können vertraulich nun plaudern.<br />
Marzelline<br />
Es wird ja nichts Wichtiges sein;<br />
Ich darf bei der Arbeit nicht zaudern.<br />
Jaquino<br />
Ein Wörtchen, du Trotzige, du!<br />
Marzelline<br />
So sprich nur, ich höre ja zu.<br />
Jaquino<br />
Wenn du mir nicht freundlicher<br />
blickest,<br />
So bring’ ich kein Wörtchen hervor.<br />
Marzelline<br />
Wenn du dich nicht in mich schickest,<br />
Verstopf’ ich mir vollends das Ohr.<br />
Jaquino<br />
Ein Weilchen nur höre mir zu,<br />
Dann lass’ ich dich wieder in Ruh.<br />
Marzelline<br />
So hab’ ich denn nimmermehr Ruh!<br />
So rede, so rede nur zu <strong>–</strong><br />
Jaquino<br />
Ich habe zum Weib dich gewählet;<br />
Verstehst du?<br />
Marzelline<br />
Das ist ja doch klar!<br />
Jaquino<br />
Und wenn mir dein Jawort nicht fehlet;<br />
Was meinst du?<br />
Marzelline<br />
So sind wir ein Paar.<br />
Jaquino<br />
Wir könnten in wenigen Wochen …<br />
Marzelline<br />
Recht schön, du bestimmst schon<br />
die Zeit.<br />
(Man pocht.)<br />
Jaquino<br />
Zum Henker, das ewige Pochen!<br />
Marzelline<br />
So bin ich doch endlich befreit!<br />
Jaquino (für sich)<br />
Da war ich so herrlich im Gang,<br />
Und immer entwischt mir der Fang!<br />
Marzelline (für sich)<br />
Wie macht seine Liebe mir bang,<br />
Wie werden die Stunden mir lang!<br />
(Jaquino öffnet die Pforte, unterdessen<br />
fährt Marzelline fort.)<br />
Ich weiss, dass der Arme sich quälet;<br />
Es tut mir so leid auch um ihn!<br />
Fidelio hab ich gewählet,<br />
Ihn lieben ist süsser Gewinn.<br />
Jaquino (zurückkommend)<br />
Wo war ich? Sie sieht mich nicht an!<br />
Marzelline<br />
Da ist er! Er fängt wieder an!<br />
Jaquino<br />
Wann wirst du das Jawort mir geben?<br />
Es könnte ja heute noch sein.<br />
Marzelline (beiseite)<br />
O weh, er verbittert mein Leben!<br />
(zu ihm)<br />
Jetzt, morgen und immer: nein, nein!<br />
Jaquino<br />
Du bist doch wahrhaftig von Stein;<br />
Kein Wünschen, kein Bitten geht ein.<br />
Marzelline (für sich)<br />
Ich muss ja so hart mit ihm sein,<br />
Er hofft bei dem mindesten Schein.<br />
Jaquino<br />
So wirst du dich nimmer bekehren?<br />
Was meinst du?<br />
Marzelline<br />
Du könntest nun gehen!<br />
Jaquino<br />
Wie <strong>–</strong> dich anzusehn willst du mir<br />
wehren?<br />
Auch das noch?<br />
Marzelline<br />
So bleibe hier stehn!<br />
36 37
Jaquino<br />
Du hast mir so oft doch versprochen …<br />
Marzelline<br />
Versprochen? Nein, das geht zu weit!<br />
(Man pocht.)<br />
Jaquino<br />
Zum Henker das ewige Pochen! <strong>–</strong><br />
Marzelline<br />
So bin ich doch endlich befreit!<br />
Das ist ein willkommener Klang!<br />
Es wurde zu Tode mir bang.<br />
Jaquino<br />
Es ward ihr im Ernste schon bang;<br />
Wer weiss, ob es mir nicht gelang?<br />
Marzelline. (allein) Was kann ich<br />
dafür, dass ich Dich nicht mehr so<br />
gern haben kann wie sonst? Du tust<br />
mir leid <strong>–</strong> aber kann ich es ändern?<br />
Seit Fidelio bei uns ist, ist die Welt<br />
wie verwandelt. Die Mauern scheinen<br />
weiter, der Himmel höher. Ich atme<br />
Freiheit. Versteh’ es doch! Selbst<br />
mein Vater scheint ihn gerne um sich<br />
zu haben, und wenn ich die Zeichen<br />
richtig deute, so könnte bald mein<br />
Glück vollkommen werden.<br />
nr. 2 arie<br />
Marzelline<br />
O wär’ ich schon mit dir vereint,<br />
Und dürfte Mann dich nennen!<br />
Ein Mädchen darf ja, was es meint,<br />
Zur Hälfte nur bekennen!<br />
Doch wenn ich nicht erröten muss<br />
Ob einem warmen Herzenskuss,<br />
Wenn nichts uns stört auf Erden <strong>–</strong><br />
Die Hoffnung schon erfüllt die Brust<br />
Mit unaussprechlich süsser Lust;<br />
Wie glücklich will ich werden!<br />
In Ruhe stiller Häuslichkeit<br />
Erwach ich jeden Morgen,<br />
Wir grüssen uns mit Zärtlichkeit,<br />
Der Fleiss verscheucht die Sorgen.<br />
Und ist die Arbeit abgetan,<br />
Dann schleicht die holde Nacht heran,<br />
Dann ruhn wir von Beschwerden <strong>–</strong><br />
Die Hoffnung schon erfüllt die Brust<br />
Mit unaussprechlich süsser Lust;<br />
Wie glücklich will ich werden!<br />
verschränkte Briefe<br />
Jaquino. Was ist das für eine Welt, in<br />
der wir leben? Ein schönes System<br />
haben wir uns geschaffen: Leben<br />
zwischen Mauern, als seien wir selber<br />
Gefangene. Ewig pocht es an dieses<br />
Tor, doch bisher kam noch keiner, der<br />
uns befreit hätte.<br />
Fidelio. Um mein Ziel zu erreichen,<br />
muss ich alle meine früheren<br />
Prinzipien verraten. Ich täusche die<br />
Menschen, die mich ernähren,<br />
schleiche mich ins Herz Deiner<br />
Peiniger und kaufe selbst die Ketten,<br />
die Dich binden sollen, achte dabei<br />
noch, dass sie nicht zu teuer sind.<br />
Jaquino. Seit Marzelline mich nicht<br />
mehr zu lieben scheint, ist alles noch<br />
schlimmer geworden. Nicht einmal<br />
mehr heiraten will sie mich. An<br />
Fidelios Seite fühle ich mich unsichtbar,<br />
gefangen in meinen Gefühlen.<br />
Rocco. Wenn ich auch nicht weiss, wer<br />
dieser Fidelio ist oder woher er kommt,<br />
so mache ich ihn doch zu meinem<br />
Schwiegersohn. Er ist ein kluger<br />
Junge, scheut keine Mühe und hat in<br />
Gelddingen eine glückliche Hand:<br />
Alles kauft er billiger als ich, selbst<br />
die Ketten für die Gefangenen.<br />
Fidelio. Werde ich Dir eines Tages<br />
noch Dein Grab schaufeln müssen?<br />
Wie gross kann der Schmerz eines<br />
Menschen werden, wie tief seine<br />
Erniedrigung, bevor er zerbricht?<br />
nr. 3 Quartett<br />
Marzelline (für sich)<br />
Mir ist so wunderbar,<br />
Es engt das Herz mir ein;<br />
Er liebt mich, es ist klar,<br />
Ich werde glücklich sein!<br />
Leonore (für sich)<br />
Wie gross ist die Gefahr,<br />
Wie schwach der Hoffnung Schein!<br />
Sie liebt mich, es ist klar.<br />
O namenlose Pein!<br />
Rocco (für sich)<br />
Sie liebt ihn, es ist klar;<br />
Ja, Mädchen, er wird dein!<br />
Ein gutes, junges Paar!<br />
Sie werden glücklich sein!<br />
Jaquino (für sich)<br />
Mir sträubt sich schon das Haar,<br />
Der Vater willigt ein,<br />
Mir wird so wunderbar;<br />
Mir fällt kein Mittel ein!<br />
(Jaquino geht ab.)<br />
Rocco. Marzelline und Fidelio haben<br />
sich offensichtlich recht lieb. Den Tag<br />
nach der Abreise des Gouverneurs<br />
gebe ich sie zusammen! Und was zu<br />
einer guten Haushaltung gehört,<br />
können sie noch von mir lernen.<br />
nr. 4 arie<br />
Rocco<br />
Hat man nicht auch Gold beineben,<br />
Kann man nicht ganz glücklich sein;<br />
Traurig schleppt sich fort das Leben,<br />
Mancher Kummer stellt sich ein.<br />
Doch wenn’s in der Tasche fein<br />
klingelt und rollt,<br />
Da hält man das Schicksal gefangen,<br />
Und Macht und Liebe verschafft das<br />
Gold<br />
Und stillet das kühnste Verlangen.<br />
Das Glück dient wie ein Knecht für<br />
Sold,<br />
Es ist ein schönes Ding, das Gold.<br />
Wenn sich nichts mit nichts<br />
verbindet,<br />
Ist und bleibt die Summe klein;<br />
Wer bei Tisch nur Liebe findet,<br />
Wird nach Tische hungrig sein.<br />
Drum lächle der Zufall euch gnädig<br />
und hold<br />
38 39
Und segne und lenk euer Streben;<br />
Das Liebchen im Arme, im Beutel<br />
das Gold,<br />
So mögt ihr viel Jahre durchleben.<br />
Das Glück dient wie ein Knecht für<br />
Sold,<br />
Es ist ein schönes Ding, das Gold.<br />
Rocco. In den finstersten Gewölben<br />
sitzt ein Gefangener. Niemand darf<br />
ihn sehen, niemand soll von ihm<br />
hören. Ein grosser Verbrecher muss<br />
er sein <strong>–</strong> oder grosse Feinde haben.<br />
Lange kann es übrigens nicht mehr<br />
mit ihm dauern, da ich seit Monaten<br />
vom Gouverneur Befehl habe, seine<br />
Portion täglich zu verkleinern. Jetzt<br />
hat er bereits seit 24 Stunden nichts<br />
mehr gegessen.<br />
Leonore. Jüngst habe ich mich so in<br />
Meister Roccos Gunst geschlichen,<br />
dass er mir versprechen musste, ich<br />
dürfe ihn zu den Staatsgefangenen<br />
begleiten. Ich empörte mich, er<br />
habe offenbar kein Vertrauen zu mir,<br />
heuchelte Sorge um seine Gesundheit,<br />
prahlte mit meiner Kraft und<br />
meinem Mut. Marzelline, ohne zu<br />
ahnen, was sie tat, unterstützte mich<br />
nach Kräften. Nun habe ich wieder<br />
Hoffnung, Dich zu sehen.<br />
nr. 5 terzett<br />
Rocco<br />
Gut, Söhnchen, gut,<br />
Hab’ immer Mut;<br />
Dann wird dir’s auch gelingen,<br />
Das Herz wird hart<br />
Durch Gegenwart<br />
Bei fürchterlichen Dingen.<br />
Leonore (mit Kraft)<br />
Ich habe Mut!<br />
Mit kaltem Blut<br />
Will ich hinab mich wagen;<br />
Für hohen Lohn<br />
Kann Liebe schon<br />
Auch hohe Leiden tragen.<br />
Marzelline (zärtlich)<br />
Dein gutes Herz<br />
Wird manchen Schmerz<br />
In diesen Grüften leiden,<br />
Dann kehrt zurück<br />
Der Liebe Glück<br />
und unnennbare Freuden.<br />
Rocco<br />
Du wirst dein Glück ganz sicher<br />
bauen.<br />
Leonore<br />
Ich hab’ auf Gott und Recht Vertrauen.<br />
Marzelline<br />
Du darfst mir auch ins Auge schauen;<br />
Der Liebe Macht ist auch nicht klein.<br />
Ja, wir werden glücklich sein.<br />
Rocco<br />
Ja, ihr werdet glücklich sein.<br />
Der Gouverneur soll heut erlauben,<br />
Dass du mit mir die Arbeit teilst.<br />
Leonore<br />
Du wirst mir alle Ruhe rauben,<br />
Wenn du bis morgen nur verweilst.<br />
Marzelline<br />
Ja, guter Vater, bitt’ ihn heute;<br />
In kurzem sind wir dann ein Paar.<br />
Rocco<br />
Ich bin ja bald des Grabes Beute,<br />
Ich brauche Hülf’; es ist ja wahr.<br />
Leonore<br />
Wie lang bin ich des Kummers Beute.<br />
Du, Hoffnung, reichst mir Labung dar.<br />
Marzelline<br />
Ach! lieber Vater, was fällt Euch ein!<br />
Lang Freund und Rater müsst Ihr<br />
uns sein!<br />
Rocco<br />
Nur auf der Hut,<br />
Dann geht es gut;<br />
Gestillt wird euer Sehnen.<br />
Gebt euch die Hand<br />
Und schliesst das Band,<br />
In süssen Freudentränen.<br />
Marzelline<br />
O habe Mut!<br />
O welche Glut!<br />
O welch ein tiefes Sehnen!<br />
Ein festes Band<br />
Mit Herz und Hand!<br />
O süsse, süsse Tränen.<br />
Leonore<br />
Ihr seid so gut,<br />
Ihr macht mir Mut,<br />
Gestillt wird bald mein Sehnen.<br />
(für sich)<br />
Ich gab die Hand<br />
Zum süssen Band;<br />
Es kostet bittre Tränen.<br />
Rocco<br />
Der Gouverneur!<br />
nr. 6 Marsch<br />
Pizarro. Was Neues?<br />
Rocco. Nein, Herr!<br />
Pizarro. Was sind das für Papiere?<br />
(öffnet die Papiere und geht sie durch)<br />
Immer Empfehlungen oder Vorwürfe.<br />
(Pizarro hält bei einem Kuvert inne.)<br />
Pizarro.Was seh’ ich? Mich dünkt, ich<br />
kenne diese Schrift!<br />
(Er öffnet das Kuvert.)<br />
Pizarro. (liest) Ich gebe Ihnen Nachricht,<br />
dass der Minister in Erfahrung<br />
gebracht hat, dass die Staatsgefängnisse,<br />
denen Sie vorstehen, mehrere<br />
Opfer willkürlicher Gewalt enthalten.<br />
Er reist morgen ab, um Sie mit einer<br />
Untersuchung zu überraschen.<br />
(Pizarro lässt das Papier sinken.)<br />
Pizarro. Gott, wenn er entdeckte, dass<br />
ich diesen Florestan in Ketten liegen<br />
habe, den er längst tot glaubt! <strong>–</strong> Doch<br />
es gibt ein Mittel! Eine kühne Tat!<br />
nr. 7 arie mit chor<br />
Pizarro<br />
Ha! Welch ein Augenblick!<br />
Die Rache werd’ ich kühlen!<br />
Dich rufet dein Geschick!<br />
In seinem Herzen wühlen,<br />
O Wonne, grosses Glück!<br />
Schon war ich nah, im Staube,<br />
Dem lauten Spott zum Raube,<br />
Dahingestreckt zu sein.<br />
40 41
Nun ist es mir geworden,<br />
Den Mörder selbst zu morden;<br />
In seiner letzten Stunde,<br />
Den Stahl in seiner Wunde:<br />
Ihm noch ins Ohr zu schrein.<br />
Triumph! Der Sieg ist mein!<br />
Soldaten (halblaut unter sich)<br />
Er spricht von Tod und Wunde,<br />
Nun fort auf unsre Runde!<br />
Wacht scharf auf eurer Runde,<br />
Wie wichtig muss es sein!<br />
Pizarro Rocco!<br />
Rocco Herr!<br />
nr. 8 Duett<br />
Pizarro<br />
Jetzt, Alter, hat es Eile!<br />
Dir wird ein Glück zuteile,<br />
Du wirst ein reicher Mann;<br />
(Wirft ihm einen Beutel zu.)<br />
Das geb’ ich nur daran.<br />
Rocco<br />
So sagt doch nur in Eile,<br />
Womit ich dienen kann.<br />
Pizarro<br />
Du bist von kaltem Blute,<br />
Von unverzagtem Mute<br />
Durch langen Dienst geworden.<br />
Rocco<br />
Was soll ich? Redet!<br />
Pizarro<br />
Morden!<br />
Rocco (erschreckt)<br />
Wie?<br />
Pizarro<br />
Höre mich nur an!<br />
Du bebst? <strong>–</strong> Bist du ein Mann?<br />
Wir dürfen gar nicht säumen,<br />
Dem Staate liegt daran,<br />
Den bösen Untertan<br />
Schnell aus dem Weg zu räumen.<br />
Rocco<br />
O Herr!<br />
Pizarro<br />
Du stehst noch an?<br />
(für sich)<br />
Er darf nicht länger leben,<br />
Sonst ist’s um mich geschehn.<br />
Pizarro sollte beben?<br />
Du fällst, ich werde stehn.<br />
Rocco<br />
Die Glieder fühl ich beben,<br />
wie könnt’ ich das bestehn?<br />
Ich nehm ihm nicht das Leben,<br />
Mag, was da will, geschehn.<br />
Nein, Herr, das Leben nehmen,<br />
Das ist nicht meine Pflicht!<br />
Pizarro<br />
Ich will mich selbst bequemen,<br />
Wenn dir’s an Mut gebricht.<br />
Nun eile rasch und munter<br />
zu jenem Mann hinunter <strong>–</strong><br />
Du weisst …<br />
Rocco<br />
… der kaum mehr lebt<br />
Und wie ein Schatten schwebt?<br />
Pizarro (mit Grimm)<br />
Zu dem, zu dem hinab!<br />
Ich wart in kleiner Ferne;<br />
Du gräbst in der Zisterne<br />
Sehr schnell ein Grab.<br />
Rocco<br />
Und dann? <strong>–</strong><br />
Pizarro<br />
Du gibst ein Zeichen;<br />
Dann werd’ ich selbst vermummt<br />
Mich in den Kerker schleichen:<br />
Ein Stoss <strong>–</strong> und er verstummt!<br />
Rocco<br />
Verhungernd in den Ketten,<br />
Ertrug er lange Pein!<br />
Ihn töten, heisst ihn retten,<br />
Der Dolch wird ihn befrein.<br />
Pizarro<br />
Er sterb’ in seinen Ketten,<br />
zu kurz war seine Pein!<br />
Sein Tod nur kann ihn retten,<br />
Dann werd ich ruhig sein.<br />
(Pizarro ab, Rocco folgt ihm.)<br />
nr. 9 rezitativ und arie<br />
Leonore<br />
Abscheulicher, wo eilst du hin?<br />
Was hast du vor in wildem Grimme?<br />
Des Mitleids Ruf, der Menschheit<br />
Stimme <strong>–</strong><br />
(heftig)<br />
Rührt nichts mehr deinen Tigersinn?<br />
Doch toben auch wie Meereswogen<br />
Dir in der Seele Zorn und Wut,<br />
So leuchtet mir ein Farbenbogen,<br />
Der hell auf dunklen Wolken ruht:<br />
Der blickt so still, so friedlich nieder,<br />
Der spiegelt alte Zeiten wider,<br />
Und neu besänftigt wallt mein Blut.<br />
Komm, Hoffnung! Lass den letzten<br />
Stern<br />
Der Müden nicht erbleichen!<br />
Erhell mein Ziel! Sei’s noch so fern <strong>–</strong><br />
Die Liebe wird’s erreichen. <strong>–</strong><br />
Ich folg dem innern Triebe,<br />
Ich wanke nicht,<br />
Mich stärkt die Pflicht<br />
Der treuen Gattenliebe!<br />
O du, für den ich alles trug,<br />
Könnt ich zur Stelle dringen,<br />
Wo Bosheit dich in Fesseln schlug,<br />
Und süssen Trost dir bringen!<br />
Jaquino. Wie Fidelio das wieder<br />
geschafft hat, ist mir ein Rätsel:<br />
Gerade noch war ich im schönsten<br />
Streit mit Marzelline, da fällt ihm<br />
plötzlich ein, das Wetter sei so schön,<br />
man müsse dem Gouverneur einen<br />
Gefallen tun und ihn ehren, indem<br />
man die Gefangenen in den Hof lasse.<br />
Und Rocco, wohlwissend, dass der<br />
Gouverneur dergleichen selbst an<br />
hohen Festtagen nur selten gewährt,<br />
und zitternd vor Angst, kann sich<br />
Fidelios Argumenten dennoch nicht<br />
erwehren. Mir erteilt er den Befehl,<br />
die leichteren Gefängnisse zu öffnen.<br />
42 43
nr. 10 Finale<br />
Gefangene<br />
O welche Lust, in freier Luft<br />
Den Atem leicht zu heben!<br />
Nur hier, nur hier ist Leben,<br />
Der Kerker eine Gruft!<br />
Erster Gefangener<br />
Wir wollen mit Vertrauen<br />
Auf Gottes Hülfe bauen;<br />
Die Hoffnung flüstert sanft mir zu:<br />
Wir werden frei, wir finden Ruh!<br />
Alle anderen<br />
O Himmel! Rettung! Welch ein Glück,<br />
O Freiheit, kehrst du zurück?<br />
Zweiter Gefangener<br />
Sprecht leise <strong>–</strong> haltet euch zurück!<br />
Wir sind belauscht mit Ohr und Blick.<br />
Alle<br />
Sprecht leise <strong>–</strong> haltet euch zurück!<br />
Wir sind belauscht mit Ohr und Blick.<br />
O welche Lust, in freier Luft usw.<br />
rezitativ<br />
Leonore<br />
Nun sprecht, wie ging’s?<br />
Rocco<br />
Recht gut, recht gut!<br />
Zusammen rafft’ ich meinen Mut,<br />
Und trug ihm alles vor,<br />
Und sollst du’s glauben,<br />
Was er zur Antwort mir gab?<br />
Die Heirat, und dass du mir hilfst,<br />
will er erlauben,<br />
Noch heute führ’ ich in den Kerker<br />
dich hinab.<br />
Leonore (ausbrechend)<br />
Noch heute? Noch heute?<br />
O welch ein Glück! O welche Wonne!<br />
Rocco<br />
Ich sehe deine Freude;<br />
Nur noch ein Augenblick,<br />
Dann gehen wir schon beide …<br />
Leonore<br />
Wohin?<br />
Rocco<br />
… zu jenem Mann hinab,<br />
Dem ich seit vielen Wochen<br />
Stets weniger zu essen gab.<br />
Leonore<br />
Ha! Wird er losgesprochen?<br />
Rocco<br />
O nein!<br />
Leonore<br />
So sprich!<br />
Rocco<br />
O nein, o nein!<br />
(geheimnisvoll)<br />
Wir müssen ihn <strong>–</strong> doch wie? <strong>–</strong> befrein,<br />
Er muss in einer Stunde <strong>–</strong><br />
Den Finger auf dem Munde! <strong>–</strong><br />
Von uns begraben sein.<br />
Leonore<br />
So ist er tot?<br />
Rocco<br />
Noch nicht, noch nicht!<br />
Leonore (zurückfahrend)<br />
Ist ihn zu töten deine Pflicht?<br />
Rocco<br />
Nein, guter Junge, zittre nicht,<br />
Zum Morden dingt sich Rocco nicht.<br />
Der Gouverneur kommt selbst hinab <strong>–</strong><br />
Wir beide graben nur das Grab.<br />
Leonore (beiseite)<br />
Vielleicht das Grab des Gatten graben?<br />
Was kann fürchterlicher sein! Was?<br />
Rocco<br />
Wir müssen gleich zum Werke<br />
schreiten,<br />
Du musst helfen, mich begleiten;<br />
Hart ist des Kerkermeisters Brot.<br />
Leonore<br />
Ich folge dir, wär’s in den Tod!<br />
Rocco<br />
In der zerfallenen Zisterne<br />
Bereiten wir die Grube leicht.<br />
Ich tu’ es, glaube mir, nicht gerne;<br />
Auch dir ist schaurig, wie mich<br />
deucht?<br />
Leonore<br />
Ich bin es nur noch nicht gewohnt.<br />
Rocco<br />
Ich hätte gerne dich verschont,<br />
Doch wird es mir allein zu schwer,<br />
Und gar so streng ist unser Herr.<br />
Leonore (für sich)<br />
O welch ein Schmerz!<br />
Rocco (für sich)<br />
Mir scheint, er weine <strong>–</strong><br />
(laut)<br />
Nein, du bleibst hier, ich geh alleine,<br />
Ich geh allein!<br />
Leonore<br />
O nein, o nein!<br />
Ich muss ihn sehn, den Armen sehen,<br />
Und müsst ich selbst zugrunde gehen!<br />
Beide<br />
O säumen wir nun länger nicht!<br />
Wir folgen unsrer strengen Pflicht!<br />
(Jaquino und Marzelline treten hinzu.)<br />
Marzelline<br />
Ach, Vater, Vater, eilt!<br />
Rocco<br />
Was hast du denn?<br />
Jaquino<br />
Nicht länger weilt!<br />
Rocco<br />
Was ist geschehn?<br />
Marzelline<br />
Voll Zorn folgt mir Pizarro nach,<br />
Er drohet, er drohet dir!<br />
Jaquino<br />
Nicht länger weilt!<br />
Rocco<br />
Gemach, gemach!<br />
Leonore<br />
So eilet fort!<br />
Rocco<br />
Nur noch dies Wort:<br />
Sprich, weiss er schon?<br />
44 45
Jaquino<br />
Ja, er weiss es schon.<br />
Marzelline<br />
Der Offizier sagt ihm,<br />
Was wir jetzt den<br />
Gefangenen gewähren.<br />
Rocco<br />
Lasst alle schnell zurücke kehren!<br />
(Jaquino ab.)<br />
Marzelline<br />
Ihr wisst ja, wie er tobet,<br />
Und kennet seine Wut.<br />
Leonore<br />
Wie mir’s im Innern tobet!<br />
Empöret ist mein Blut!<br />
Rocco<br />
Mein Herz hat mich gelobet,<br />
Sei der Tyrann in Wut!<br />
(Marzelline eilt Jaquino nach.)<br />
(Pizarro, zwei Offiziere und Wachen<br />
treten auf )<br />
Pizarro<br />
Verweg’ner Alter! Welche Rechte<br />
Legst du dir frevelnd selber bei?<br />
Und ziemt es dem gedungnen<br />
Knechte,<br />
Zu geben die Gefangnen frei?<br />
Rocco<br />
O Herr!<br />
Pizarro<br />
Wohlan! Wohlan!<br />
Rocco (eine Entschuldigung suchend)<br />
Des Frühlings Kommen,<br />
das heitre, warme Sonnenlicht,<br />
dann <strong>–</strong> habt ihr wohl in acht<br />
genommen,<br />
was sonst zu meinem Vorteil spricht?<br />
Des Königs Namensfest ist heute,<br />
das feiern wir auf solche Art.<br />
(geheim zu Pizarro)<br />
Der unten stirbt, doch lasst die andern<br />
jetzt fröhlich hin und wieder wandern,<br />
für Jenen sei der Zorn gespart.<br />
Pizarro (leise)<br />
So eile, ihm sein Grab zu graben,<br />
hier will ich stille Ruhe haben;<br />
schliess’ die Gefangnen wieder ein,<br />
magst du nie mehr verwegen sein!<br />
(Marzelline und Jaquino kommen wieder<br />
zurück.)<br />
Gefangene<br />
Leb wohl, du warmes Sonnenlicht,<br />
Schnell schwindest du uns wieder!<br />
Schon sinkt die Nacht hernieder,<br />
Aus der so bald kein Morgen bricht.<br />
Marzelline (die Gefangenen betrachtend)<br />
Wie eilten sie zum Sonnenlicht,<br />
Und scheiden traurig wieder!<br />
(für sich)<br />
Die Andern murmeln nieder; <strong>–</strong><br />
Hier wohnt die Lust, die Freude nicht.<br />
Leonore (zu den Gefangenen)<br />
Ihr hört das Wort, drum zögert nicht,<br />
Kehrt in den Kerker wieder!<br />
(für sich)<br />
Angst rinnt durch meine Glieder,<br />
Ereilt den Frevler kein Gericht?<br />
Jaquino (zu den Gefangenen)<br />
Ihr hört das Wort, rum zögert nicht,<br />
Kehrt in den Kerker wieder!<br />
(für sich, Rocco und Leonore betrachtend)<br />
Sie sinnen auf und nieder; <strong>–</strong><br />
Könnt’ ich verstehn, was jeder spricht!<br />
Pizarro<br />
Nun Rocco, zögre länger nicht,<br />
Steig’ in den Kerker nieder!<br />
(leise)<br />
Nicht eher kehrst du wieder<br />
Bis ich vollzogen das Gericht.<br />
Rocco<br />
Nein, Herr, ich zögre länger nicht,<br />
Ich steige eilend nieder!<br />
(für sich)<br />
Mir beben meine Glieder,<br />
O unglückselig harte Pflicht!<br />
(Die Gefangenen gehen in ihre Zellen, die<br />
Leonore und Jaquino verschliessen.)<br />
ZWeiter auFZuG<br />
Ein unterirdischer dunkler Keller<br />
nr. 11 introduktion und arie<br />
Florestan<br />
Gott, welch Dunkel hier!<br />
O grauenvolle Stille!<br />
Öd’ ist es um mich her,<br />
Nichts lebet ausser mir,<br />
O schwere Prüfung!<br />
Doch gerecht ist Gottes Wille!<br />
Ich murre nicht; <strong>–</strong><br />
Das Mass der Leiden steht bei dir!<br />
In des Lebens Frühlingstagen<br />
Ist das Glück von mir geflohn.<br />
Wahrheit wagt’ ich kühn zu sagen,<br />
Und die Ketten sind mein Lohn.<br />
Willig duld ich alle Schmerzen,<br />
Ende schmählich meine Bahn;<br />
Süsser Trost in meinem Herzen:<br />
Meine Pflicht hab ich getan. <strong>–</strong><br />
(in einer an Wahnsinn grenzenden,<br />
jedoch ruhigen Begeisterung)<br />
Und spür’ ich nicht linde, sanft<br />
säuselnde Luft?<br />
Und ist nicht mein Grab mir erhellet?<br />
Ich seh’, wie ein Engel im rosigen Duft<br />
Sich tröstend zur Seite mir stellet,<br />
Ein Engel, Leonoren, der Gattin, so<br />
gleich,<br />
Der führt mich zur Freiheit ins<br />
himmlische Reich.<br />
46 47
nr. 12 Melodram und Duett<br />
Leonore (halblaut)<br />
Wie kalt ist es in diesem unterirdischen<br />
Gewölbe!<br />
Rocco<br />
Das ist natürlich, es ist ja sehr tief!<br />
Leonore<br />
Ich glaubte schon, wir würden den<br />
Eingang gar nicht finden.<br />
Rocco (sich gegen Florestan wendend)<br />
Da ist er.<br />
Leonore<br />
Er scheint ganz ohne Bewegung.<br />
Rocco<br />
Vielleicht ist er tot.<br />
Leonore (schaudernd)<br />
Ihr meint es?<br />
Rocco<br />
Nein, nein, er schläft. <strong>–</strong> Das müssen wir<br />
benutzen und gleich ans Werk gehen.<br />
Wir haben keine Zeit zu verlieren.<br />
Leonore (beiseite)<br />
Es ist unmöglich, seine Züge zu<br />
unterscheiden. Gott steh mir bei,<br />
wenn er es ist!<br />
Rocco<br />
Hier <strong>–</strong> unter diesen Trümmern ist die<br />
Zisterne, von der ich gesagt habe. Wir<br />
brauchen nicht viel zu graben, um an<br />
die Öffnung zu kommen. Gib mir<br />
eine Haue und stelle dich hierher! Du<br />
zitterst? <strong>–</strong> Fürchtest du dich?<br />
Leonore<br />
O nein! Es ist nur so kalt.<br />
Rocco<br />
So mache fort, im Arbeiten wird dir<br />
schon warm werden.<br />
Rocco<br />
Nur hurtig fort, nur frisch gegraben!<br />
Es währt nicht lang; er kommt herein.<br />
Leonore<br />
Ihr sollt ja nicht zu klagen haben;<br />
Ihr sollt gewiss zufrieden sein.<br />
Rocco<br />
Komm, hilf doch diesen Stein mir<br />
heben <strong>–</strong><br />
Hab’ acht, hab’ acht! <strong>–</strong> Er hat Gewicht!<br />
Leonore<br />
Ich helfe schon! <strong>–</strong> Sorgt euch nicht;<br />
Ich will mir alle Mühe geben!<br />
Rocco<br />
Ein wenig noch!<br />
Leonore<br />
Geduld!<br />
Rocco<br />
Er weicht!<br />
Leonore<br />
Nur etwas noch!<br />
Rocco<br />
Es ist nicht leicht!<br />
Rocco<br />
Nur hurtig fort, nur frisch gegraben!<br />
Es währt nicht lang, er kommt herein.<br />
Leonore<br />
Lasst mich nur wieder Kräfte haben!<br />
Wir werden bald zu Ende sein.<br />
Wer du auch seist, ich will dich retten <strong>–</strong><br />
Bei Gott, du sollst kein Opfer sein!<br />
Gewiss, ich löse deine Ketten,<br />
Ich will, du Armer, dich befrein!<br />
Rocco<br />
Was zauderst du in deiner Pflicht?<br />
Leonore<br />
Mein Vater, nein, ich zaudre nicht!<br />
Ihr sollt ja nicht zu klagen haben,<br />
Lasst mich nur wieder Kräfte haben,<br />
Denn mir wird keine Arbeit schwer.<br />
Florestan<br />
Wenn ich denn verdammt bin, so lasst<br />
mich nicht langsam verschmachten.<br />
Leonore (leise)<br />
Gott! Er ist’s!<br />
Rocco (zu Leonore)<br />
Du bist ja ganz in Bewegung.<br />
Leonore<br />
Wer sollt es nicht sein! <strong>–</strong> Ihr selbst,<br />
Meister Rocco <strong>–</strong><br />
Rocco<br />
Es ist wahr <strong>–</strong> der Mensch hat so eine<br />
Stimme <strong>–</strong><br />
Leonore<br />
Ja, sie dringt in die Tiefe des Herzens.<br />
nr. 13 terzett<br />
Florestan<br />
Euch werde Lohn in bessern Welten,<br />
Der Himmel hat euch mir geschickt.<br />
O Dank, ihr habt mich süss erquickt;<br />
Ich kann die Wohltat nicht vergelten!<br />
Rocco (leise zu Leonore)<br />
Ich labt’ ihn gern, den armen Mann,<br />
es ist ja bald um ihn getan.<br />
Ich tu, was meine Pflicht gebeut,<br />
doch hass ich alle Grausamkeit.<br />
Leonore (für sich)<br />
Wie heftig pochet dieses Herz,<br />
es wogt in Freud und scharfem Schmerz!<br />
Die hehre, bange Stunde winkt,<br />
Die Tod mir oder Rettung bringt.<br />
Florestan (für sich)<br />
Bewegt seh’ ich den Jüngling hier,<br />
und Rührung zeigt auch dieser Mann.<br />
O Gott, du sendest Hoffnung mir,<br />
dass ich sie noch gewinnen kann.<br />
Leonore (leise zu Rocco)<br />
Dies Stücken Brot <strong>–</strong> ja, seit zwei Tagen<br />
Trag’ ich es immer schon bei mir.<br />
Rocco<br />
Ich möchte gern, doch sag ich dir,<br />
Das hiesse wirklich zu viel wagen.<br />
Leonore<br />
Ach! Ihr labtet gern den armen Mann.<br />
Rocco<br />
Das geht nicht an. Das geht nicht an.<br />
Leonore<br />
Es ist ja bald um ihn getan.<br />
48 49
Rocco<br />
So sei es <strong>–</strong> ja, du kannst es wagen.<br />
Leonore (in grösster Bewegung Florestan<br />
das Brot reichend)<br />
Da, nimm das Brot, du armer Mann!<br />
Florestan<br />
O Dank dir, Dank!<br />
Euch werde Lohn in bessern Welten,<br />
Der Himmel hat euch mir geschickt.<br />
O Dank, ihr habt mich süss erquickt!<br />
Ich kann die Wohltat nicht vergelten.<br />
Leonore<br />
Der Himmel schicke Rettung dir,<br />
dann wird mir hoher Lohn gewährt.<br />
Rocco<br />
Mich rührte oft dein Leiden hier,<br />
Doch Hilfe war mir streng verwehrt.<br />
(für sich)<br />
Ich labt’ ihn gern, den armen Mann,<br />
Es ist ja bald um ihn getan!<br />
Florestan<br />
O dass ich euch nicht lohnen kann!<br />
Leonore<br />
O mehr, als ich ertragen kann!<br />
(Florestan verschlingt das Stück Brot.)<br />
Pizarro. Ist alles bereit?<br />
Rocco. Ja.<br />
Pizarro. Gut! <strong>–</strong> Der Jüngling soll sich<br />
entfernen!<br />
Rocco (zu Leonore). Geh! Geh, geh!<br />
(Leonore entfernt sich widerstrebend.)<br />
nr. 14 Quartett<br />
Pizarro<br />
Er sterbe!<br />
Doch er soll erst wissen,<br />
Wer ihm sein stolzes Herz zerfleischt.<br />
Der Rache Dunkel sei zerrissen,<br />
Sieh’ her, du hast mich nicht getäuscht!<br />
Pizarro, den du stürzen wolltest,<br />
Pizarro, den du fürchten solltest,<br />
Steht nun als Rächer, hier!<br />
Florestan (gefasst)<br />
Ein Mörder steht vor mir!<br />
Pizarro<br />
Noch einmal ruf’ ich dir,<br />
was du getan, zurück.<br />
Nur noch ein Augenblick, und dieser<br />
Dolch …<br />
Leonore (stürzt mit einem durchdringenden<br />
Geschrei hervor und bedeckt Florestan mit<br />
ihrem Leib)<br />
Zurück!<br />
Florestan<br />
O Gott!<br />
Rocco<br />
Was soll?<br />
Leonore<br />
Durchbohren musst du erst diese Brust,<br />
Der Tod sei dir geschworen für deine<br />
Mörderlust!<br />
Pizarro (schleudert sie fort)<br />
Wahnsinniger!<br />
Rocco (zu Leonore)<br />
Halt ein, halt ein!<br />
Florestan<br />
O Gott, mein Gott!<br />
Pizarro<br />
Er soll bestrafet sein!<br />
Leonore (noch einmal ihren Mann<br />
bedeckend)<br />
Töt’ erst sein Weib!<br />
Pizarro<br />
Sein Weib?<br />
Rocco<br />
Sein Weib?<br />
Florestan<br />
Mein Weib?<br />
Leonore (zu Florestan)<br />
Ja, sieh’ hier Leonoren!<br />
Florestan<br />
Leonore!<br />
Leonore<br />
Ich bin sein Weib, geschworen<br />
Hab’ ich ihm Trost, Verderben dir!<br />
Pizarro (für sich)<br />
Welch’ unerhörter Mut!<br />
Florestan (zu Leonore)<br />
Vor Freude starrt mein Blut!<br />
Rocco<br />
Mir starrt vor Angst mein Blut!<br />
Leonore (für sich)<br />
Ich trotze seiner Wut!<br />
Der Tod sei dir geschworen,<br />
Pizarro.<br />
Soll ich vor einem Weibe beben?<br />
So opfr’ ich beide meinem Grimm.<br />
(dringt wieder auf Florestan und Leonore<br />
ein)<br />
Geteilt hast du mit ihm das Leben,<br />
so teile nun den Tod mit ihm!<br />
Leonore<br />
(zieht hastig eine kleine Pistole aus der<br />
Brust und hält sie Pizarro vor)<br />
Noch einen Laut <strong>–</strong> und du bist tot!<br />
(Man hört die Trompete vom Turm.)<br />
Leonore (hängt an Florestans Hals)<br />
Ach! Du bist gerettet! Grosser Gott!<br />
Florestan<br />
Ach! Ich bin gerettet! Grosser Gott!<br />
Pizarro (betäubt)<br />
Ha! Der Minister! Höll’ und Tod!<br />
Rocco (betäubt)<br />
O was ist das? Gerechter Gott!<br />
Leonore<br />
Es war ein Wunder! Oder muss ich es<br />
einen Fiebertraum nennen? Waren wir<br />
beide schon tot, hingestreckt vom<br />
Dolch des Tyrannen und war das<br />
Ertönen der Fanfare, die das Erscheinen<br />
des Gouverneurs ankündigte, nur noch<br />
eine Phantasie? Die Seele, schon halb<br />
auf dem Weg aus einer zu düsteren<br />
Welt ins ewige Licht, vernimmt noch<br />
einen Nachhall von Hoffnung.<br />
Jaquino Der Minister kommt! Sein<br />
Gefolge steht schon vor dem Tor!<br />
Rocco Der Minister!<br />
50 51
Leonore, Florestan<br />
Es schlägt der Rache Stunde,<br />
Du sollst/ich soll gerettet sein!<br />
Die Liebe wird im Bunde<br />
Mit Mute dich/mich befrein.<br />
Pizarro<br />
Verflucht sei diese Stunde!<br />
Die Heuchler spotten mein.<br />
Verzweiflung wird im Bunde<br />
Mit meiner Rache sein!<br />
Rocco<br />
O fürchterliche Stunde!<br />
O Gott, was wartet mein?<br />
Ich will nicht mehr im Bunde<br />
Mit diesem Wütrich sein.<br />
(Pizarro stürzt fort.)<br />
nr. 15 Duett<br />
Leonore, Florestan<br />
O, namenlose Freude!<br />
Mein Mann an meiner Brust!/an<br />
Leonorens Brust!<br />
Nach unnennbarer Leiden<br />
So übergrosse Lust.<br />
Leonore<br />
Du wieder nun in meinen Armen!<br />
Florestan<br />
O Gott, wie gross ist dein Erbarmen!<br />
Leonore, Florestan<br />
O Dank dir, Gott, für diese Lust!<br />
Mein Mann/Weib an meiner Brust!<br />
Florestan<br />
Du bist’s!<br />
Leonore<br />
Ich bin’s!<br />
Florestan<br />
O himmlisches Entzücken!<br />
Leonore<br />
Du bist’s!<br />
Florestan<br />
Ich bin’s!<br />
Leonore<br />
O himmlisches Entzücken!<br />
Florestan<br />
Leonore!<br />
Leonore<br />
Florestan!<br />
nr. 16 Finale<br />
Volk, Gefangene<br />
Heil sei dem Tag, Heil sei der Stunde,<br />
Die lang ersehnt, doch unvermeint,<br />
Gerechtigkeit mit Huld im Bunde<br />
Vor unsres Grabes Tor erscheint!<br />
Don Fernando<br />
Des besten Königs Wink und Wille<br />
Führt mich zu euch, ihr Armen, her,<br />
Dass ich der Frevel Nacht enthülle,<br />
Die all’ umfangen schwarz und schwer.<br />
Nicht länger knieet sklavisch nieder,<br />
(Die Gefangenen stehen auf.)<br />
Tyrannenstrenge sei mir fern.<br />
Es sucht der Bruder seine Brüder,<br />
Und kann er helfen, hilft er gern.<br />
Rocco<br />
Wohlan, so helfet! Helft den Armen!<br />
Pizarro<br />
Was seh’ ich? Ha!<br />
Rocco (zu Pizarro)<br />
Bewegt es dich?<br />
Pizarro (zu Rocco)<br />
Fort, fort!<br />
Don Fernando (zu Rocco)<br />
Nun rede!<br />
Rocco<br />
All’ Erbarmen vereine diesem Paare<br />
sich.<br />
(Florestan vorführend)<br />
Don Florestan <strong>–</strong><br />
Don Fernando<br />
Der Totgeglaubte, der Edle, der für<br />
Wahrheit stritt?<br />
Rocco<br />
Und Qualen ohne Zahl erlitt!<br />
Don Fernando<br />
Mein Freund, der Totgeglaubte?<br />
Gefesselt, bleich steht er vor mir.<br />
Leonore, Rocco<br />
Ja, Florestan, ihr seht ihn hier.<br />
Rocco (Leonore vorstellend)<br />
Und Leonore <strong>–</strong><br />
Don Fernando<br />
Leonore?<br />
Rocco<br />
Der Frauen Zierde führ’ ich vor, sie<br />
kam hierher …<br />
Pizarro<br />
Zwei Worte sagen …<br />
Don Fernando<br />
Kein Wort!<br />
(zu Rocco)<br />
Sie kam …<br />
Rocco<br />
… dort an mein Tor<br />
Und trat als Knecht in meine Dienste<br />
Und tat so brave, treue Dienste,<br />
Dass ich <strong>–</strong> zum Eidam sie erkor.<br />
Marzelline<br />
O weh mir, was vernimmt mein Ohr!<br />
Rocco<br />
Der Unmensch wollt’ in dieser Stunde<br />
Vollziehn an Florestan den Mord.<br />
Pizarro (in grösster Wut)<br />
Vollziehn! Mit ihm!<br />
Rocco (auf sich und Leonore deutend)<br />
Mit uns im Bunde!<br />
(zu Don Fernando)<br />
Nur Euer Kommen rief ihn fort.<br />
Volk, Gefangene<br />
Bestrafet sei der Bösewicht,<br />
Der Unschuld unterdrückt!<br />
Gerechtigkeit hält zum Gericht<br />
Der Rache Schwerte gezückt.<br />
(Pizarro wird abgeführt.)<br />
Don Fernando (zu Rocco)<br />
Du schlossest auf des Edlen Grab,<br />
Jetzt nimm ihm seine Ketten ab;<br />
Doch halt! <strong>–</strong> Euch, edle Frau, allein,<br />
Euch ziemt es, ganz ihn zu befrein.<br />
Leonore<br />
O Gott, welch ein Augenblick!<br />
52 53
Florestan<br />
O unaussprechlich süsses Glück!<br />
Don Fernando<br />
Gerecht, o Gott, ist dein Gericht!<br />
Marzelline, Rocco<br />
Du prüfest, du verlässt uns nicht!<br />
Alle<br />
O Gott, o welch ein Augenblick!<br />
O unaussprechlich süsses Glück!<br />
Gerecht, o Gott, ist dein Gericht!<br />
Du prüfest, du verlässt uns nicht!<br />
Volk, Gefangene<br />
Wer ein holdes Weib errungen,<br />
Stimm’ in unsern Jubel ein!<br />
Nie wird es zu hoch besungen,<br />
Retterin des Gatten sein.<br />
Florestan<br />
Deine Treu’ erhielt mein Leben,<br />
Tugend schreckt den Bösewicht.<br />
Leonore<br />
Liebe führte mein Bestreben,<br />
Wahre Liebe fürchtet nicht.<br />
Volk, Gefangene<br />
Preist mit hoher Freude Glut,<br />
Leonorens edlen Mut.<br />
Florestan<br />
Wer ein holdes Weib errungen,<br />
Stimm’ in unsern Jubel ein!<br />
Nie wird es zu hoch besungen,<br />
Retterin des Gatten sein.<br />
54<br />
Leonore<br />
Liebend ist es mir gelungen,<br />
Dich aus Ketten zu befrein.<br />
Liebend sei es hoch besungen:<br />
Florestan ist wieder mein!<br />
Leonore, Florestan, Marzelline, Jaquino,<br />
Don Fernando, Rocco<br />
Liebend ist es mir/dir/ihr gelungen,<br />
Dich/mich/ihn aus Ketten zu befrein.<br />
Alle anderen<br />
Nie wird es zu hoch besungen,<br />
Retterin des Gatten sein.
interpreten | artists<br />
58 Mahler Chamber Orchestra<br />
60 LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA<br />
64 Arnold Schoenberg Chor (Einstudierung: Erwin Ortner)<br />
66 Claudio Abbado<br />
68 Tatjana Gürbaca<br />
70 Stefan Heyne<br />
71 Reinhard Traub<br />
72 Peter Mattei<br />
74 Falk Struckmann<br />
76 Jonas Kaufmann<br />
78 Nina Stemme<br />
80 Christof Fischesser<br />
82 Rachel Harnisch<br />
84 Christoph Strehl<br />
57
Das Mahler chamber Orchestra<br />
(MCO) wurde 1997 von ehemaligen<br />
Mitgliedern des Gustav Mahler Jugendorchesters<br />
gegründet. Rund 40<br />
Musikerinnen und Musiker aus 20<br />
Nationen bilden heute den Kern des<br />
frei finanzierten Orchesters, das ein<br />
breites Repertoire aus Oper und Konzert<br />
in den Musikmetropolen der<br />
Welt zur Aufführung bringt. Neben<br />
dem Mitinitiator Claudio Abbado ist es<br />
Daniel Harding, der die Entwicklung<br />
des MCO nachhaltig geprägt hat; seit<br />
2008 amtiert er als Chefdirigent. Den<br />
Durchbruch zum internationalen Renommee<br />
verbuchte das Orchester<br />
bereits 1998 mit seiner Interpretation<br />
des Don Giovanni beim Festival von<br />
Aix-en-Provence, wo in den Folgejahren<br />
unter Leitung von Daniel Harding<br />
alle weiteren grossen Mozart-Opern<br />
herauskamen, aber auch Werke wie<br />
Brittens The Turn of the Screw, Tschaikowskys<br />
Eugen Onegin oder Janáčeks<br />
Aus einem Totenhaus. Seit 1998 ist das<br />
MCO Residenzorchester im italienischen<br />
Ferrara, seit 2009 auch in Nord-<br />
rhein-Westfalen. Dort werden gemeinsam<br />
mit den Konzerthäusern von<br />
Dortmund, Essen und Köln Opernabende,<br />
Konzerte sowie Weiter- und<br />
Ausbildungsprojekte durchgeführt,<br />
gefördert von der Kunststiftung NRW<br />
und dem Land Nordrhein-Westfalen.<br />
In der Saison <strong>2010</strong>/11 ist das MCO in<br />
35 Städten und zwölf verschiedenen<br />
Ländern zu Gast, darunter die Debuts<br />
beim Athen Festival, beim Baltic Sea<br />
Festival Stockholm und in der Philharmonie<br />
Luxemburg. Zu den künstlerischen<br />
Partnern gehören neben<br />
Abbado und Harding auch die Dirigenten<br />
Pierre Boulez, Kent Nagano,<br />
Yannick Nézet-Séguin und Tugan<br />
Sokhiev sowie die Solisten Pierre-<br />
Laurent Aimard, Thomas Quasthoff,<br />
Martha Argerich und Ben Heppner.<br />
Auf dem Plattenmarkt ist das Orchester<br />
mit vierzehn Einspielungen vertreten,<br />
die mit Auszeichnungen wie dem<br />
«Grammy» und dem «Preis der deutschen<br />
Schallplattenkritik» gewürdigt<br />
wurden.<br />
The Mahler Chamber Orchestra<br />
(MCO) was founded in 1997 by former<br />
members of the Gustav Mahler Youth<br />
Orchestra. Approximately 40 musicians<br />
from 20 nations form the core of<br />
this independently financed orchestra,<br />
which performs a wide repertory<br />
of opera and concert works in the musical<br />
capitals of the world. Along with<br />
cofounder Claudio Abbado, Daniel<br />
Harding has had a lasting influence<br />
on the orchestra’s evolution. Since<br />
2008 he has served as chief conductor.<br />
The orchestra had its breakthrough<br />
to international acclaim as<br />
early as 1998 with its interpretation of<br />
Don Giovanni at the Aix-en-Provence<br />
Festival where in following seasons it<br />
also performed in productions of all<br />
the other great Mozart operas under<br />
the baton of Daniel Harding, as well as<br />
of such works as Britten’s The Turn of<br />
the Screw, Tchaikovsky’s Eugene Onegin,<br />
and Janáček’s From the House of the<br />
Dead. Since 1998 the MCO has served<br />
as orchestra-in-residence in Ferrara,<br />
Italy and since 2009 in the state of<br />
North Rhine-Westphalia as well. In<br />
the latter capacity—in conjunction<br />
with the concert halls of Dortmund,<br />
Essen, and Cologne—activities include<br />
opera evenings and concerts as<br />
well as continuing-education programs,<br />
supported by the North Rhine-<br />
Westphalia Art Foundation and the<br />
state of North Rhine-Westphalia. In<br />
the <strong>2010</strong>-11 season, the MCO will<br />
make guest appearances in 35 cities<br />
and in 12 countries, including its debut<br />
at the Athens Festival, at the Baltic<br />
Sea Festival in Stockholm, and at the<br />
Philharmonie in Luxembourg. In addition<br />
to Abbado and Harding, its artistic<br />
partners include the conductors<br />
Pierre Boulez, Kent Nagano, Yannick<br />
Nézet-Séguin, and Tugan Sokhiev, as<br />
well as such soloists as Pierre-Laurent<br />
Aimard, Thomas Quasthoff, Martha<br />
Argerich, and Ben Heppner. The<br />
MCO’s discography of 14 recordings<br />
has been honored with such distinctions<br />
as the Grammy Award and the<br />
German Record Critics’ Award.<br />
Debut bei Lucerne FestivaL am<br />
16. <strong>august</strong> 2003 mit Werken von<br />
Haydn, Kelterborn und schumann<br />
unter der Leitung von Daniel<br />
Harding; seither ist das Orchester<br />
hier jährlich mit eigenen Konzerten<br />
und als «Herzstück» des Lucerne<br />
FestivaL OrcHestra zu erleben.<br />
Lucerne FestivaL debut on <strong>august</strong><br />
16, 2003 in works by Haydn,<br />
Kelterborn, and schumann, with<br />
Daniel Harding conducting; the<br />
Orchestra has since performed<br />
annually in its own concerts and as<br />
the core of the Lucerne FestivaL<br />
OrcHestra.<br />
58 59
Mit der Gründung des Lucerne FestivaL<br />
OrcHestra, das seit 2003 alljährlich<br />
das Programm im Sommer<br />
eröffnet, knüpften Claudio Abbado<br />
und Michael Haefliger an die Geburtsstunde<br />
des Festivals im Jahr 1938<br />
an, als Arturo Toscanini mit dem legendären<br />
«Concert de Gala» Elitemusiker<br />
zu einem einzigartigen Klangkörper<br />
vereinte. Nach diesem Vorbild<br />
treffen in Luzern auch <strong>2010</strong> wieder international<br />
renommierte Solisten zusammen,<br />
um unter der Leitung von<br />
Abbado den Mahler-Zyklus fortzusetzen<br />
und mit Beethovens Fidelio erstmals<br />
auch eine Oper zu erarbeiten. An<br />
den ersten Pulten musizieren dabei<br />
Interpreten wie der Geiger Kolja Blacher,<br />
der Bratschist Wolfram Christ,<br />
die Cellistin Natalia Gutman oder der<br />
Kontrabassist Alois Posch. Das komplette<br />
Leipziger Streichquartett ist<br />
ebenso mit von der Partie wie die Harfenistin<br />
Marie-Pierre Langlamet; und<br />
zu den Bläsern zählen u. a. der Flötist<br />
Jacques Zoon, die Klarinettistin Sabine<br />
Meyer mit ihrem Bläserensemble,<br />
60<br />
der Hornist Bruno Schneider oder der<br />
Trompeter Reinhold Friedrich. Die Basis<br />
des Orchesters wird von den etwa<br />
vierzig Mitgliedern des Mahler Chamber<br />
Orchestra gebildet. Neben den<br />
beiden grossen Orchesterprogrammen,<br />
die das LUCERNE FESTIVAL OR-<br />
CHESTRA gestaltet, präsentieren sich<br />
die Musikerinnen und Musiker ausserdem<br />
in Kammerkonzerten. Die<br />
Auftritte des Orchesters sorgten von<br />
Anbeginn für Furore in der Musikwelt;<br />
viele Aufführungen wurden im Fernsehen<br />
übertragen und sind mittlerweile<br />
auf DVD veröffentlicht worden <strong>–</strong><br />
der Mitschnitt von Mahlers Dritter<br />
Sinfonie wurde im Januar 2009 mit<br />
dem Cannes Classical Award ausgezeichnet.<br />
Gastspiele führten das LU-<br />
CERNE FESTIVAL ORCHESTRA nach<br />
Rom, Tokio, in die New Yorker Carnegie<br />
Hall und zu den BBC Proms, in den<br />
Wiener Musikverein und nach Peking.<br />
Diese Reiseaktivitäten finden im Oktober<br />
<strong>2010</strong> ihre Fortsetzung, wenn<br />
Claudio Abbado und seine Musiker in<br />
Madrid und Paris konzertieren.<br />
When Claudio Abbado and Michael<br />
Haefliger founded the Lucerne FestivaL<br />
OrcHestra, which has opened<br />
the summer season every year since<br />
2003, they were, in a way, harking<br />
back to the birth of the LUCERNE FES-<br />
TIVAL in 1938. At that time, Arturo<br />
Toscanini brought an elite group of<br />
musicians together as a unique ensemble<br />
to play the legendary “Concert<br />
de Gala.” With this model in<br />
mind, internationally renowned soloists<br />
converge once again in <strong>2010</strong>,<br />
under the leadership of Claudio Abbado,<br />
to continue their Mahler cycle<br />
and to undertake their first opera<br />
with Beethoven’s Fidelio. Performing<br />
as principals are such musicians as<br />
violinist Kolja Blacher, violist Wolfram<br />
Christ, cellist Natalia Gutman,<br />
and double bassist Alois Posch. The<br />
entire Leipzig String Quartet as well<br />
as harpist Marie-Pierre Langlamet<br />
are likewise part of the ensemble;<br />
wind players include flutist Jacques<br />
Zoon, clarinetist Sabine Meyer and<br />
her woodwind ensemble, horn player<br />
Bruno Schneider, and trumpeter<br />
Reinhold Friedrich. The core of the<br />
orchestra is drawn from the approximately<br />
forty members of the Mahler<br />
Chamber Orchestra. In addition to<br />
the LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA’s<br />
two major orchestral programs, the<br />
musicians will appear in a number of<br />
chamber concerts. From the very be-<br />
ginning, the orchestra’s performances<br />
have caused a sensation in the<br />
music world: Many have been broadcast<br />
on television and then released<br />
on DVD; in January 2009 their live recording<br />
of Mahler’s Third Symphony<br />
was singled out for the Cannes Classical<br />
Award. The LUCERNE FESTIVAL<br />
ORCHESTRA has made guest appearances<br />
in Rome and Tokyo; at Carnegie<br />
Hall in New York, the BBC Proms,<br />
and the Vienna Musikverein; and in<br />
Beijing. This active itinerary resumes<br />
in October <strong>2010</strong>, when Claudio Abbado<br />
and his musicians will give concerts<br />
in Madrid and Paris.<br />
Das Lucerne FestivaL OrcHestra<br />
ist seit seinen ersten auftritten im<br />
sommer 2003 alljährlich bei<br />
Lucerne FestivaL zu erleben.<br />
the Lucerne FestivaL OrcHestra<br />
has performed each year since<br />
making its Lucerne FestivaL debut<br />
in summer 2003.<br />
61
Mahler chamber Orchestra | Lucerne FestivaL OrcHestra<br />
claudio abbado Chefdirigent<br />
1. violinen<br />
Ahss, Gregory, Konzertmeister<br />
Albracht, Cindy<br />
Andersen, Eoin<br />
Briner, Isabelle<br />
Christ, Raphael<br />
Kunstovny, May<br />
Lee, Lisa<br />
Saulière, Aki<br />
Schied, Geoffroy<br />
Semmler, Henja<br />
Summers, Timothy<br />
Thery, Tristan<br />
2.violinen<br />
Lörstadt, Johannes, Stimmführer<br />
Bernadone, Valentina<br />
Commandeur, Michiel<br />
Heubes, Christian<br />
Holthuis, Paulien<br />
Korneliusen, Mette Tjaerby<br />
Ludvickova, Jana<br />
Peters, Naomi<br />
Tesini, Giacomo<br />
Wozniakowska, Katarzyna<br />
viola<br />
Christ , Wolfram, Soloviola<br />
Hunter, Joel<br />
Jandl, Simone<br />
Linder, Susanne<br />
Puchades Escriba, Josep<br />
Puig Torné, Anna<br />
Razera, Alexandre<br />
Tissot, Delphine<br />
violoncello<br />
Pfiz, Konstantin, Solocello<br />
Bell, Raphael<br />
Blendulf, Daniel<br />
Faludi, Stefan<br />
Ruge, Thomas<br />
Steinaecker, Philipp von<br />
62<br />
Kontrabass<br />
Posch, Alois, Solobass<br />
Hong, Marcello<br />
Khachatryan, Hayk<br />
Marlali, Burak<br />
Stotijn, Rick<br />
Flöte<br />
Tonelli, Chiara<br />
Gallego, Julia<br />
Varoch Estarelles, Francisco, Piccoloflöte<br />
Oboe<br />
Yoshii, Mizuho<br />
Schied, Emma<br />
Klarinette<br />
Carbonare, Alessandro<br />
Bossier, Jaan<br />
Fagott<br />
Santana, Guilhaume<br />
Santi, Chiara<br />
Lohrer, Klaus<br />
Horn<br />
Allegrini, Alessio<br />
Russo, Giuseppe<br />
Iezzi, Geremia<br />
Oetter, Stefan<br />
trompete<br />
Friedrich, Reinhold<br />
Weltzer, Andreas<br />
Baeza, Martin, Ferntrompete<br />
Posaune<br />
Perpinan Sanchis, Daniel<br />
Hampson, Mark<br />
Pauke<br />
Piechotta, Martin<br />
Musikalischer assistent des Dirigenten<br />
Matheuz, Diego
Der 1972 von Erwin Ortner gegründete<br />
arnold schoenberg chor interpretiert<br />
ein Repertoire, das sich von<br />
der Renaissance bis zur Gegenwart<br />
erstreckt und einen besonderen<br />
Schwerpunkt auf die zeitgenössische<br />
Musik setzt. Die Chorsinfonik zählt<br />
ebenso zu seinen Aufgaben wie<br />
A-cappella-Werke oder szenische<br />
Opernproduktionen: So sang das Ensemble<br />
bei Schuberts Fierabras in<br />
Wien sowie bei Messiaens Saint François<br />
d’Assise und Berios Cronaca del luogo<br />
im Rahmen der Salzburger Festspiele.<br />
Auch bei Aufführungen des<br />
Festivals in Aix-en-Provence und am<br />
Theater an der Wien ist der Chor regelmässig<br />
mit von der Partie. Seit<br />
über fünfundzwanzig Jahren besteht<br />
eine enge Zusammenarbeit mit Nikolaus<br />
Harnoncourt, der mit den<br />
Sängerinnen und Sängern zahlreiche<br />
Platten einspielte, darunter Bachs<br />
Matthäus-Passion, die 2002 mit einem<br />
«Grammy» ausgezeichnet wurde,<br />
und Schumanns Das Paradies und die<br />
Peri, das 2009 den «Echo Klassik» er-<br />
hielt. Mit Konzerten ist der Chor regelmässig<br />
in Salzburg, bei den Wiener<br />
Festwochen, bei Wien Modern,<br />
dem Carinthischen Sommer und der<br />
Styriarte in Graz zu erleben. Künstlerischer<br />
Leiter des Arnold Schoenberg<br />
Chores ist bis heute erwin Ortner,<br />
der seine Laufbahn als Wiener Sängerknabe<br />
begann und an der Wiener<br />
Musikhochschule u. a. von Hans Swarowsky<br />
und Hans Gillesberger in den<br />
Fächern Dirigieren und Kirchenmusik<br />
ausgebildet wurde. 1980 wurde er<br />
selbst als Professor für Chorleitung<br />
an das Institut berufen, von 1996 bis<br />
2002 amtierte er als Rektor der nun<br />
zur Universität für Musik umgewandelten<br />
Hochschule. Mit dem Arnold<br />
Schoenberg Chor spielte Erwin Ortner<br />
1996 das gesamte weltliche Chorwerk<br />
von Franz Schubert auf CD ein<br />
und wurde dafür mit dem «Preis der<br />
deutschen Schallplattenkritik», dem<br />
«Diapason d’Or», dem «Prix Caecilia»<br />
und in Japan mit dem «Grand Prize of<br />
the Academy Awards» geehrt.<br />
Founded in 1972 by Erwin Ortner, the<br />
arnold schoenberg choir sings a<br />
repertoire ranging from the Renaissance<br />
to the present, with a particular<br />
focus on contemporary music.<br />
Symphonic choral music and a cappella<br />
works are part of its mandate,<br />
as well as full-scale opera productions.<br />
As examples of the latter, the<br />
ensemble has sung in Schubert’s<br />
Fierabras in Vienna and in Messiaen’s<br />
Saint François d’Assise and Berio’s Cronaca<br />
del luogo at the Salzburg Festival.<br />
The Choir also regularly performs at<br />
the Aix-en-Provence Festival and the<br />
Theater an der Wien. For over 25<br />
years, the Choir has enjoyed a particularly<br />
close relationship with<br />
Nikolaus Harnoncourt, who has conducted<br />
the singers on numerous recordings,<br />
including Bach’s St. Matthew<br />
Passion, which won a Grammy<br />
Award in 2002, and Schumann’s Das<br />
Paradies und die Peri, winner of the<br />
2009 Echo Klassik Award. The Choir<br />
regularly appears at the Salzburg<br />
Festival, the Vienna Festwochen, the<br />
Vienna Modern, the Carinthian Summer<br />
Festival, and the Styriarte Festival<br />
in Graz. erwin Ortner, who has<br />
been the Arnold Schoenberg Chorus’s<br />
artistic director since its founding,<br />
began his career as a singer with<br />
the Vienna Boys’ Choir and studied<br />
conducting and church music at the<br />
Vienna Music School under Hans<br />
Swarowsky and Hans Gillesberger,<br />
among others. In 1980 he himself<br />
was named professor of choral conducting<br />
at the same institution, and<br />
between 1996 and 2002 he served as<br />
dean of the Music School, which subsequently<br />
became the University of<br />
Music. In 1996 Erwin Ortner and the<br />
Arnold Schoenberg Choir recorded<br />
all of Franz Schubert’s secular choral<br />
music on disc, winning the German<br />
Record Critics’ Prize, the Diapason<br />
d’Or, the Prix Caecilia, and Japan’s<br />
Grand Prize of the Academy Awards.<br />
Debut bei Lucerne FestivaL (iMF)<br />
am 23. März 1997 mit Mozarts<br />
Spatzenmesse und Haydns Stabat<br />
mater unter der Leitung von<br />
nikolaus Harnoncourt; zuletzt hier<br />
zu Gast am 21. März <strong>2010</strong> mit<br />
oratorischen Werken von Ludwig<br />
van Beethoven, abermals dirigiert<br />
von Harnoncourt.<br />
Lucerne FestivaL (iMF) debut on<br />
March 23, 1997, singing Mozart’s<br />
Sparrow Mass and Haydn’s Stabat<br />
mater, under the direction of<br />
nikolaus Harnoncourt; most recent<br />
appearance on March 21, <strong>2010</strong>, in<br />
choral works by Ludwig van<br />
Beethoven, conducted once again<br />
by Harnoncourt.<br />
64 65
claudio abbado stammt aus einer<br />
Mailänder Musikerfamilie und studierte<br />
Dirigieren, Klavier und Komposition<br />
am Konservatorium seiner<br />
Heimatstadt. Nach seinem Diplom<br />
setzte er die Ausbildung bei Hans<br />
Swarowsky an der Wiener Musikakademie<br />
fort. 1958 errang er den Koussevitzky-Preis<br />
in Tanglewood, 1963<br />
wurde ihm der Erste Preis beim<br />
Mitropoulos-Wettbewerb in New York<br />
zugesprochen, der ihm eine Assistenz<br />
bei Leonard Bernstein einbrachte.<br />
Herbert von Karajan lud Abbado 1965<br />
zu den Salzburger Festspielen ein, wo<br />
er die Wiener Philharmoniker leitete;<br />
im Jahr darauf debutierte er dann bei<br />
den Berliner Philharmonikern. Von<br />
1968 bis 1986 war Claudio Abbado<br />
Musikdirektor der Mailänder Scala<br />
und profilierte sich dort als Neuerer,<br />
der die zeitgenössische Musik und<br />
das Regietheater förderte und eine<br />
Öffnung des Hauses für breite gesellschaftliche<br />
Schichten bewirkte. Parallel<br />
dazu entfaltete sich Abbados<br />
internationale Karriere: Von 1979 bis<br />
1988 stand er dem London Symphony<br />
Orchestra vor, 1986 wurde er für fünf<br />
Jahre Musikdirektor der Wiener<br />
Staatsoper, 1989 beriefen ihn die Berliner<br />
Philharmoniker an ihre Spitze<br />
und betrauten ihn ab 1994 mit der<br />
Leitung der Osterfestspiele in Salzburg.<br />
Nach seinem Abschied aus Berlin<br />
im Sommer 2002 entstand auf Abbados<br />
Initiative das LUCERNE FESTIVAL<br />
ORCHESTRA, das seit 2003 alljährlich<br />
bei LUCERNE FESTIVAL zu erleben ist.<br />
Die Förderung des musikalischen<br />
Nachwuchses ist ein besonderes Anliegen<br />
von Claudio Abbado: 1978 gehörte<br />
er zu den Begründern des European<br />
Community Youth Orchestra<br />
und wirkte später am Aufbau des<br />
Chamber Orchestra of Europe mit;<br />
1986 rief er das Gustav Mahler Jugendorchester<br />
ins Leben, 2004 folgte die<br />
Gründung des Orchestra Mozart. Zu<br />
den zahlreichen Würdigungen, die<br />
Abbado zuteil wurden, zählen die Verleihung<br />
des Siemens-Musikpreises<br />
(1994) und des «Praemium Imperiale»<br />
(2003).<br />
claudio abbado was born into a<br />
family of musicians in Milan. He<br />
studied piano, conducting, and composition<br />
at the Milan Conservatory.<br />
After completing his degree, he<br />
moved to Vienna, where he studied<br />
under Hans Swarowsky at the Vienna<br />
Music Academy. He won the Koussevitzky<br />
Prize in Tanglewood in 1958<br />
and received the first prize at the Mitropoulos<br />
Competition in New York<br />
in 1963, which earned him the position<br />
of assistant to Leonard Bernstein.<br />
Herbert von Karajan invited<br />
Abbado to the Salzburg Festival in<br />
1965, where he conducted the Vienna<br />
Philharmonic. In the following year,<br />
he made his debut with the Berlin<br />
Philharmonic. From 1968 to 1986,<br />
Abbado was musical director of La<br />
Scala in Milan, where he established<br />
his reputation as an innovator keen<br />
to promote contemporary music and<br />
director’s theater. He is also widely<br />
acclaimed for having opened the<br />
venue to a more-diverse audience.<br />
During his time at La Scala, Abbado’s<br />
international career also flourished.<br />
He was chief conductor of the London<br />
Symphony Orchestra from 1979<br />
to 1988, directed the Vienna State<br />
Opera for five years starting in 1986,<br />
and was appointed by the Berlin Philharmonic<br />
to be its director in 1989. In<br />
1994 the orchestra entrusted Abbado<br />
with leadership of the Salzburg East-<br />
er Festival. After leaving Berlin in<br />
2002, Abbado formed the LUCERNE<br />
FESTIVAL ORCHESTRA, which has<br />
played here every year since 2003.<br />
Encouraging young musical talent is<br />
a cause close to Abbado’s heart. In<br />
1978, he was one of the founders of<br />
the European Community Youth Orchestra<br />
and later helped to set up the<br />
Chamber Orchestra of Europe. In<br />
1986, he launched the Gustav Mahler<br />
Youth Orchestra and, in 2004, the<br />
Orchestra Mozart. Among the distinctions<br />
Abbado has received are<br />
the Siemens Music Prize (1994) and<br />
the Praemium Imperiale (2003).<br />
Debut bei Lucerne FestivaL (iMF)<br />
am 20. <strong>august</strong> 1966 mit dem<br />
schweizerischen Festspielorchester<br />
und Werken von Hindemith,<br />
sibelius und Mendelssohn; zuletzt<br />
leitete abbado am 19. März <strong>2010</strong><br />
die sinfónica de la Juventud<br />
venezolana und dirigierte Werke<br />
von skrjabin, Berg und tschaikowsky.<br />
Lucerne FestivaL (iMF) debut on<br />
<strong>august</strong> 20, 1966, with the swiss<br />
Festival Orchestra, playing pieces<br />
by Hindemith, sibelius, and<br />
Mendelssohn; most recent appearance<br />
on March 19, <strong>2010</strong>, conducting<br />
the sinfónica de la Juventud<br />
venezolana in works of scriabin,<br />
Berg, and tchaikovsky.<br />
66 67
tatjana Gürbaca, die 1973 in Berlin<br />
geboren wurde, studierte Regie an<br />
der Hochschule für Musik «Hanns<br />
Eis ler» in ihrer Heimatstadt. Dabei<br />
belegte sie Kurse bei Ruth Berghaus,<br />
Peter Konwitschny, Willy Decker und<br />
Christine Mielitz. Noch während der<br />
Ausbildung stellte sie sich mit ersten<br />
eigenen Inszenierungen vor: am<br />
Schloss theater Rheinsberg, mit einem<br />
Gastspiel am Berliner Ensemble und<br />
im Saalbau Neukölln. Von 1998 bis<br />
2001 war Tatjana Gürbaca als Regieassistentin<br />
am Opernhaus Graz engagiert<br />
und arbeitete dort u. a. mit Peter<br />
Konwitschny, Martin Kušej, Marc<br />
Günther und Christof Loy zusammen.<br />
Seit 2001 ist sie als freiberufliche Opern-<br />
regisseurin tätig und hat mittlerweile<br />
mehr als dreissig Produktionen auf<br />
die Bühne gebracht. Dabei reicht das<br />
Spektrum von Opern des Barock (Purcells<br />
Dido and Aeneas am Festspielhaus<br />
Baden-Baden) bis zu zeitgenössischen<br />
Musik theaterwerken wie Dallapiccolas<br />
Il prigioniero (Volks oper Wien), Philippe<br />
Hersants Le moine noir (Uraufführung<br />
am Opernhaus Leipzig) und Ligetis Le<br />
Grand Macabre (Bremer Theater). Tatjana<br />
Gürbaca inszenierte an der Deutschen<br />
Oper Berlin (Wagners Der fliegende<br />
Holländer), an der Vlaamse Opera<br />
Antwerpen (Tschaikowskys Mazeppa<br />
und Eugen Onegin), am Staatstheater<br />
Mainz (Donizettis Lucia di Lammermoor,<br />
Massenets Werther und Manon sowie<br />
Smetanas Die verkaufte Braut) und an<br />
der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf<br />
(Strauss’ Salome). Für ihre<br />
Deutung von Puccinis Turandot, die<br />
am Opernhaus Graz entstand, wurde<br />
sie 2001 in der Jahresumfrage des<br />
Magazins Opernwelt als «Beste Nachwuchskünstlerin»<br />
nominiert; ihre Interpretationen<br />
von Così fan tutte am<br />
Luzerner Theater und von Mazeppa am<br />
Berner Theater wurden 2005 bzw.<br />
2006 in der Kategorie «Beste Regie»<br />
vorgeschlagen.<br />
tatjana Gürbaca, who was born in<br />
1973, studied directing at the Hanns<br />
Eisler Music Academy in her native<br />
Berlin. There she took courses with<br />
Ruth Berghaus, Peter Konwitschny,<br />
Willy Decker, and Christine Mielitz.<br />
During her training, she began staging<br />
her own productions at the<br />
Schlosstheater in Rheinsberg and<br />
also directed a guest production at<br />
the Berliner Ensemble and at the<br />
Saalbau Neukölln. From 1998 to 2001,<br />
Tatjana Gürbaca served as directorial<br />
assistant at Graz Opera, where she<br />
collaborated with Peter Konwitschny,<br />
Martin Kušej, Marc Günther, and<br />
Christof Loy, among others. Since<br />
2001 she has been working as a freelance<br />
opera director and has staged<br />
more than 30 productions covering<br />
the operatic spectrum from the baroque<br />
(Purcell’s Dido and Aeneas at the<br />
Festspielhaus in Baden-Baden) to such<br />
contemporary works of music theater<br />
as Dallapiccola’s Il prigioniero (Vienna<br />
Volksoper), Philippe Hersant’s Le<br />
moine noir (world premiere at Leipzig<br />
Opera), and Ligeti’s Le Grand Macabre<br />
(Theater Bremen). Tatjana Gürbaca<br />
has also staged operas for Deutsche<br />
Oper Berlin (Wagner’s Der fliegende<br />
Holländer), Flemish Opera in Antwerp<br />
(Tchaikovsky’s Mazeppa and Eugene<br />
Onegin), the Mainz Staatstheater<br />
(Donizetti’s Lucia di Lammermoor,<br />
Massenet’s Werther and Manon, and<br />
Smetana’s The Bartered Bride), and<br />
Deutsche Oper am Rhein in Düsseldorf<br />
(Strauss’s Salome). Her account of<br />
Puccini’s Turandot, which she staged<br />
at Graz Opera, won her a nomination<br />
as Best New Artist in Opernwelt’s annual<br />
poll; her interpretations of Così<br />
fan tutte at Lucerne Theater and of<br />
Mazeppa at Bern Theater were nominated<br />
for the Best Director category<br />
in 2005 and 2006, respectively.<br />
Mit den Fidelio-aufführungen<br />
debutiert tatjana Gürbaca bei<br />
Lucerne FestivaL.<br />
tatjana Gürbaca makes her<br />
Lucerne FestivaL debut with<br />
the Fidelio performances.<br />
68 69
stefan Heyne, 1965 in Brandenburg/<br />
Havel geboren, studierte Szenografie<br />
an der Kunsthochschule Berlin, zuletzt<br />
als Meisterschüler von Volker Pfüller,<br />
und war Gründungsmitglied der Freien<br />
Kammerspiele Magdeburg, dem ersten<br />
unabhängigen Theater, das in der ehemaligen<br />
DDR nach dem Mauerfall ins<br />
Leben gerufen wurde. Produktionen<br />
mit Dimiter Gotscheff, Karoline Gruber,<br />
Andreas Kriegenburg, Vera Nemirova<br />
und Hermann Schein führten<br />
ihn an die Hamburgische Staatsoper<br />
und das Deutsche Schauspielhaus<br />
Hamburg, das Deutsche Theater, die<br />
Volksbühne und das Maxim Gorki<br />
Theater in Berlin. Das Bühnenbild der<br />
österreichischen Erstaufführung von<br />
Michel Houellebecqs Elementarteilchen<br />
trug Stefan Heyne 2009 eine Nominierung<br />
für den Nestroy-Preis ein. Seit<br />
2006 unterrichtet er im Fachbereich<br />
Bühnenbild an der Technischen Universität<br />
Berlin. Seine fotografischen<br />
Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen<br />
gezeigt und 2008 in dem<br />
Bildband THE NOISE veröffentlicht.<br />
stefan Heyne, who was born in 1965 in<br />
Brandenburg an der Havel, Germany,<br />
studied scenography at the Berlin<br />
Academy of Arts, where he was a student<br />
of Volker Pfüller. He was a founding<br />
member of the Freie Kammerspiele<br />
in Magdeburg, the first independent<br />
theater to emerge in the former GDR<br />
after the fall of the Wall. Through productions<br />
with Dimiter Gotscheff, Karoline<br />
Gruber, Andreas Kriegenburg,<br />
Vera Nemirova, and Hermann Schein,<br />
his work has been seen at the Staatsoper<br />
and the Deutsches Schauspielhaus<br />
in Hamburg and the Deutsches<br />
Theater, the Volksbühne, and the<br />
Maxim Gorki Theater in Berlin. His design<br />
for the Austrian premiere of Michel<br />
Houellebecq’s The Elementary Particles<br />
garnered Heyne a nomination for the<br />
Nestroy Prize in 2009. Since 2006 he<br />
has taught stage design at the Technische<br />
Universität Berlin. His photographic<br />
work has been exhibited in<br />
numerous shows and was published in<br />
2008 in the illustrated book THE NOISE.<br />
reinhard traub wurde zum Graphik-<br />
Designer und zum Berufspiloten ausgebildet,<br />
ehe er als Assistent von<br />
Chenault Spence (1980 bis 1985) zum<br />
Lichtdesign wechselte und anschliessend<br />
zwei Welttourneen mit Sophisticated<br />
Ladies und Carmen Jones gestaltete.<br />
Zur Saison 1992/93 wurde er an die<br />
Bühnen Graz verpflichtet, seit 2006<br />
arbeitet er fest an der Staatsoper<br />
Stuttgart. Als Lichtdesigner war Reinhard<br />
Traub am Opernhaus Zürich, an<br />
der Bayerischen und der Hamburgischen<br />
Staatsoper, am Théâtre Royal de<br />
la Monnaie in Brüssel sowie bei den<br />
Festspielen von Salzburg und Glyndebourne<br />
tätig. Schau spiel pro duk tio nen<br />
führten ihn an das Hamburger Thalia<br />
Theater, an das Wiener Burgtheater<br />
und an die Volksbühne Berlin. Zu seinen<br />
künstlerischen Partnern zählen<br />
Regisseure wie Calixto Bieito, Stephan<br />
Kimmig, Johann Kresnik, Peter Konwitschny,<br />
Martin Kušej und Christof<br />
Loy. Seit Herbst 2001 unterrichtet er<br />
an der Staatlichen Akademie der Bildenden<br />
Künste in Stuttgart.<br />
reinhard traub was trained as a pilot<br />
and a graphic designer before he became<br />
an assistant to Chenault Spence<br />
(1980 to 1985) in the field of lighting<br />
design; he then completed two world<br />
tours with Sophisticated Ladies and Carmen<br />
Jones. In the 1992-93 season he<br />
was engaged by the Graz Theater, and<br />
he has belonged to the permanent<br />
staff of the Staatsoper in Stuttgart<br />
since 2006. Reinhard Traub has been<br />
a lighting designer for Zurich Opera;<br />
for Bavarian and Hamburg Staatsoper;<br />
and for the Théâtre Royal de la<br />
Monnaie in Brussles, as well as at the<br />
Salzburg and Glyndebourne Festivals.<br />
He has been involved in productions<br />
staged by the Thalia Theater in Hamburg,<br />
the Vienna Burgtheater, and the<br />
Volksbühne in Berlin. His artistic partners<br />
have included such directors as<br />
Calixto Bieito, Stephan Kimmig, Johann<br />
Kresnik, Peter Konwitschny,<br />
Martin Kušej, and Christof Loy. Since<br />
fall 2001 he has taught at the Stuttgart<br />
State Academy of Art and Design.<br />
70 71
Der schwedische Bariton Peter Mattei<br />
absolvierte seine Gesangsausbildung<br />
in Stockholm und gab 1990 sein Bühnendebut<br />
am Schlosstheater Drottningholm:<br />
mit der Partie des Nardo in<br />
Mozarts La finta giardiniera. Bald wurde<br />
er an die Königliche Oper Stockholm<br />
verpflichtet, wo er in der Spielzeit<br />
1994/95 erstmals Mozarts Figaro<br />
sang; sein Einstand als Don Giovanni<br />
erfolgte noch in der gleichen Saison<br />
in Göteborg. Mozart und vor allem<br />
die drei Da-Ponte-Opern bilden bis<br />
heute einen Schwerpunkt seiner<br />
künstlerischen Arbeit: Er hat sie u. a.<br />
bei den Festspielen von Aix-en-Provence,<br />
Glyndebourne und Salzburg<br />
interpretiert. Darüber hinaus um-<br />
fasst Matteis Repertoire aber auch<br />
Werke wie Donizettis L’elisir d’amore<br />
(Belcore), Verdis Don Carlo (Posa),<br />
Puccinis La Bohème (Marcello) oder<br />
Tschaikowskys Jeanne d’Arc (Lionel).<br />
An der Mailänder Scala übernahm er<br />
2005 den Wolfram in Wagners Tannhäuser,<br />
bei den Salzburger Festspielen<br />
2007 war er als Tschaikowskys Eugen<br />
Onegin zu erleben. Die Frankfurter<br />
Oper engagierte Peter Mattei in der<br />
darauffolgenden Saison als Titelheld<br />
einer Neuproduktion von Brittens Billy<br />
Budd, die New Yorker Metropolitan<br />
Opera lud ihn zuletzt ein als Rossinis<br />
Barbier und als Šiškov in Janáčeks<br />
Aus einem Totenhaus. Peter Mattei ist<br />
auch ein gefragter Konzertsänger und<br />
arbeitete mit Dirigenten wie Claudio<br />
Abbado, Daniel Barenboim, Riccardo<br />
Chailly, Daniel Harding, Antonio<br />
Pappano, Esa-Pekka Salonen und<br />
Georg Solti zusammen. Aus seiner<br />
Diskographie sei die Einspielung der<br />
Trojaner von Berlioz hervorgehoben,<br />
bei der er als Chorèbe mitwirkte: Die<br />
von Colin Davis dirigierte Aufnahme<br />
erhielt gleich zweimal den «Grammy».<br />
2004 wurde Peter Mattei vom<br />
schwedischen König zum Hofsänger<br />
ernannt.<br />
Swedish baritone Peter Mattei studied<br />
music in Stockholm and made his<br />
stage debut in 1990 at the Drottningholm<br />
Palace Theater singing the role<br />
of Nardo in Mozart’s La finta giardiniera.<br />
He was soon engaged by the<br />
Stockholm Royal Opera, singing his<br />
first Figaro in Mozart’s Nozze in the<br />
1994-95 season; his debut as Don<br />
Giovanni followed at Göteborg during<br />
the same season. Mozart—above<br />
all the three Da Ponte operas—remains<br />
a focus of his artistry to the<br />
present. His interpretations of these<br />
roles have been heard at the Aix-en-<br />
Provence, Glyndebourne, and Salzburg<br />
Festivals, among others. In addition,<br />
Mattei’s repertoire extends to<br />
such works as Donizetti’s L’elisir<br />
d‘amore (Belcore), Verdi’s Don Carlo<br />
(Posa), Puccini’s La Bohème (Marcello),<br />
and Tchaikovsky’s Jeanne d’Arc (Lionel).<br />
At La Scala in Milan, he undertook<br />
Wolfram in Wagner’s Tannhäuser<br />
in 2005, and in 2007 he performed<br />
Tchaikovsky’s Eugene Onegin at the<br />
Salzburg Festival. Frankfurt Opera<br />
engaged Peter Mattei in the ensuing<br />
season as the title hero in a new production<br />
of Britten’s Billy Budd, and<br />
the Metropolitan Opera in New York<br />
recently invited him to appear as<br />
Rossini’s Barber and as Šiškov in<br />
Janáček’s From the House of the Dead.<br />
Peter Mattei is also in demand as a<br />
concert singer and has collaborated<br />
with such conductors as Claudio Abbado,<br />
Daniel Barenboim, Riccardo<br />
Chailly, Daniel Harding, Antonio<br />
Pappano, Esa-Pekka Salonen, and<br />
Georg Solti. His discography includes<br />
an especially notable recording<br />
of Les Troyens of Berlioz, on which<br />
he appears as Chorèbe. Conducted<br />
by Colin Davis, this recording garnered<br />
two Grammy Awards. In 2004<br />
Peter Mattei was named a Swedish<br />
Royal Court Singer.<br />
Mit den Fidelio-aufführungen<br />
debutiert Peter Mattei bei Lucerne<br />
FestivaL.<br />
Peter Mattei makes his Lucerne<br />
FestivaL debut with the Fidelio<br />
performances.<br />
72 73
Falk struckmann, in Heilbronn geboren,<br />
gab sein Operndebut 1985 in<br />
Kiel. Seine zweite Karrierestation<br />
war das Theater Basel, wo er sich wesentliche<br />
Rollen seines Repertoires<br />
erarbeitete. Spätestens seit seinem<br />
Einstand an der Wiener Staatsoper,<br />
der 1991 erfolgte, hat sich Struckmann<br />
als Interpret des dramatischen<br />
Bassbariton-Fachs international etabliert<br />
und ist mit Partien aus deutschen<br />
Opern (Orest, Pizarro, Holländer,<br />
Jochanaan, Telramund, Hans<br />
Sachs oder Wozzeck), aber auch mit<br />
italienischen Werken wie Aida, Otello<br />
und Tosca Gast an den grossen Bühnen<br />
der Welt. Opern- und Konzertengagements<br />
führten ihn an die Staats-<br />
opern von Berlin und München, an<br />
die Mailänder Scala, das Royal Opera<br />
House London, die Chicago Lyric<br />
Opera sowie an die Metropolitan<br />
Opera. New York Die Bayreuther Festspiele<br />
verpflichteten ihn erstmals im<br />
Sommer 1993 als Kurwenal in Tristan<br />
und Isolde. Mit dieser Partie stellte er<br />
sich im Jahr 2000 auch bei den Salzburger<br />
Festspielen vor; dort trat er<br />
zuletzt im Jahr 2008 mit der Titelpartie<br />
in Herzog Blaubarts Burg von Béla<br />
Bartók auf. Als Paraderolle von Falk<br />
Struckmann gilt der Wotan bzw.<br />
Wanderer im Ring des Nibelungen, den<br />
er während der letzten beiden Spielzeiten<br />
bei Neuproduktionen an der<br />
Hamburgischen Staatsoper und der<br />
Opéra National de Paris interpretierte.<br />
Ausserdem war er in jüngster<br />
Zeit als Borromeo in Pfitzners Palestrina<br />
an der Bayerischen Staatsoper<br />
und an der Oper Frankfurt zu erleben.<br />
Zahlreiche seiner Rollenportraits hat<br />
Falk Struckmann auch für die Schallplatte<br />
eingespielt: Hervorgehoben<br />
seien die Aufnahmen der Elektra, des<br />
Lohengrin, des Fidelio, des Fliegenden<br />
Holländers und von Herzog Blaubarts<br />
Burg. Mit den Bayreuther Produktionen<br />
von Tristan, der Götterdämmerung<br />
und Parsifal ist Falk Struckmann auch<br />
auf DVD vertreten. Im Herbst 2007<br />
wurde er zum Österreichischen Kammersänger<br />
ernannt.<br />
Falk struckmann, who was born in<br />
Heilbronn, made his operatic debut<br />
in 1985 in Kiel. The second phase of<br />
his career took him to the Theater<br />
Basel, where he learned the essential<br />
roles of his repertoire. Ever since his<br />
debut at the Vienna Staatsoper in<br />
1991, Struckmann has established an<br />
international reputation for his interpretations<br />
of the dramatic bass-baritone<br />
repertoire. He has appeared on<br />
leading stages around the world not<br />
only in German operatic roles (such<br />
as Orest, Pizarro, the Dutchman, Jochanaan,<br />
Telramund, Hans Sachs,<br />
and Wozzeck), but also in such Italian<br />
operas as Aida, Otello, and Tosca.<br />
His opera and concert engagements<br />
have taken him to the Berlin and the<br />
Munich Staatsoper, La Scala in Milan,<br />
the Royal Opera House in London,<br />
the Chicago Lyric Opera, and the<br />
Metropolitan Opera in New York. The<br />
Bayreuth Festival engaged him for<br />
the first time in the summer of 1993<br />
as Kurwenal in Tristan und Isolde. He<br />
made his Salzburg Festival debut in<br />
2000 with the same role; in 2008 he<br />
appeared there to perform the title<br />
role of Duke Bluebeard’s Castle by Béla<br />
Bartók. One of Falk Struckmann’s<br />
principal roles is that of Wotan/the<br />
Wanderer in Der Ring des Nibelungen,<br />
which he has sung in the last two seasons<br />
in new productions at the Hamburg<br />
Staatsoper and the National<br />
Opera of Paris. In addition, he has recently<br />
appeared as Borromeo in Pfitzner’s<br />
Palestrina at Bavarian Staats oper<br />
and at Frankfurt Opera. Falk Struckmann<br />
has also committed several of<br />
his roles to disc, most notably in recordings<br />
of Elektra, Lohengrin, Fidelio,<br />
Der Fliegende Holländer, and Duke Bluebeard’s<br />
Castle. His appearances in Bayreuth<br />
Festival productions of Tristan,<br />
Götterdämmerung, and Parsifal are likewise<br />
available on DVD. In fall 2007,<br />
Falk Struckmann was named a Kammersänger<br />
of Austria.<br />
Debut bei Lucerne FestivaL am<br />
26. <strong>august</strong> 2004 als Pizarro in einer<br />
konzertanten aufführung des<br />
Fidelio unter Leitung von Daniel<br />
Barenboim; letzter auftritt am<br />
2. <strong>september</strong> 2007 als Wotan im<br />
Rheingold mit den Bamberger<br />
symphonikern und Jonathan nott.<br />
Lucerne FestivaL debut on <strong>august</strong><br />
26, 2004 as Pizarro in a concert<br />
performance of Fidelio under the<br />
baton of Daniel Barenboim; most<br />
recent appearance on <strong>september</strong> 2,<br />
2007 as Wotan in Das Rheingold<br />
with the Bamberg symphony and<br />
Jonathan nott.<br />
74 75
Der gebürtige Münchner Jonas Kaufmann,<br />
der an der Musikhochschule<br />
seiner Heimatstadt ausgebildet wurde<br />
und Meisterkurse bei Hans Hotter,<br />
James King und Josef Metternich<br />
absolvierte, begann seine Laufbahn<br />
1994 am Staatstheater Saarbrücken,<br />
wo er sich zunächst das Repertoire<br />
eines lyrischen Tenors erarbeitete.<br />
Bald wurde er an die grossen Bühnen<br />
verpflichtet: an die Stuttgarter und<br />
die Hamburgische Staatsoper, die<br />
Chicago Lyric Opera, die Opéra National<br />
de Paris und die Salzburger Festspiele.<br />
Seit 2001 ist Jonas Kaufmann<br />
dem Opernhaus Zürich eng verbunden<br />
und gestaltete dort Partien von<br />
Mozart, Schubert (Fierabras) und<br />
Gounod (Faust), aber auch Wagners<br />
Parsifal oder den Florestan in Beethovens<br />
Fidelio. Sein Rollenspektrum<br />
hat Jonas Kaufmann mittlerweile<br />
deutlich erweitert: Er setzt einen<br />
stärkeren Akzent auf das italienische<br />
und französische Fach und widmet<br />
sich auch dramatischen Partien. So<br />
interpretierte er den Alfredo aus Verdis<br />
La traviata u. a. an der Metropolitan<br />
Opera, sang seinen ersten Stolzing<br />
in den Meistersingern beim<br />
Edinburgh Festival, gastierte als Don<br />
José in Carmen am Covent Garden sowie<br />
an der Scala und trat an der Wiener<br />
Staatsoper als Des Grieux in Massenets<br />
Manon auf. Auch die Rollen<br />
des Max im Freischütz, des Cavaradossi<br />
in der Tosca und des Rodolfo in<br />
La Bohème hat er sich erarbeitet; 2009<br />
kamen Massenets Werther und Wagners<br />
Lohengrin hinzu, den Jonas Kaufmann<br />
im Sommer <strong>2010</strong> auch bei den<br />
Bayreuther Festspielen interpretiert.<br />
Aus dem Konzertbereich seien Auftritte<br />
unter Dirigenten wie Claudio<br />
Abbado, Nikolaus Harnoncourt, Simon<br />
Rattle, Christian Thielemann<br />
und Franz Welser-Möst erwähnt. Jonas<br />
Kaufmanns erste Solo-CD mit dem<br />
Titel Romantic Arias (2008) gelangte<br />
auf Anhieb in die Klassikcharts; 2009<br />
folgte eine Einspielung von Schuberts<br />
Schöner Müllerin.<br />
Munich-born Jonas Kaufmann, completed<br />
his formal music studies at his<br />
native city’s School of Music and<br />
then attended master classes with<br />
Hans Hotter, James King, and Josef<br />
Metternich. His career began in 1994<br />
at the Staatstheater in Saarbrücken,<br />
where he went on to learn the lyric<br />
tenor repertoire. Soon he was engaged<br />
by such major venues as the<br />
Stuttgart and Hamburg Staatsoper,<br />
Chicago Lyric Opera, Paris National<br />
Opera, and the Salzburg Festival.<br />
Since 2001 Jonas Kaufmann has had<br />
a close relationship with Zurich Opera,<br />
where he has developed roles by<br />
Mozart, Schubert (Fierabras), and<br />
Gounod (Faust), as well as Wagner’s<br />
Parsifal and Florestan in Beethoven’s<br />
Fidelio. Jonas Kaufmann has meanwhile<br />
expanded his artistic spectrum<br />
considerably, with a strong emphasis<br />
on the Italian and French arena, as<br />
well as a focus on roles for dramatic<br />
tenor. As a result, he has interpreted<br />
Alfredo from Verdi’s La traviata for<br />
the Metropolitan Opera and elsewhere,<br />
sung his first Stolzing in Die<br />
Meistersinger at the Edinburgh Festival,<br />
appeared as Don José in Carmen<br />
at Covent Garden and La Scala, and<br />
performed at the Vienna Staatsoper<br />
as Des Grieux in Massenet’s Manon.<br />
Other roles he has learned include<br />
Max in Der Freischütz, Cavaradossi in<br />
Tosca, and Rodolfo in La Bohème; in<br />
2009 he added Massenet’s Werther<br />
and Wagner’s Lohengrin to his repertoire;<br />
Jonas Kaufmann also sings the<br />
latter this summer at the Bayreuth<br />
Festival. In the concert hall, he has<br />
performed under such conductors as<br />
Claudio Abbado, Nikolaus Harnoncourt,<br />
Simon Rattle, Christian Thielemann,<br />
and Franz Welser-Möst. Jonas<br />
Kaufmann’s first solo CD, titled Romantic<br />
Arias (2008), quickly shot up in<br />
the classical charts; this was followed<br />
in 2009 by a recording of Schubert’s<br />
Die Schöne Müllerin.<br />
Debut bei Lucerne FestivaL am<br />
2. <strong>september</strong> 2004 mit Beethovens<br />
neunter sinfonie; simon rattle<br />
dirigierte die Berliner Philharmoniker;<br />
dasselbe Werk stand auch<br />
bei seinem letzten auftritt am<br />
11. <strong>august</strong> 2007 auf dem Programm,<br />
diesmal mit dem Lucerne FestivaL<br />
OrcHestra unter claudio abbado.<br />
Lucerne FestivaL debut on<br />
<strong>september</strong> 2, 2004 in Beethoven’s<br />
ninth symphony, with simon rattle<br />
conducting the Berlin Philharmonic;<br />
most recent appearance on <strong>august</strong><br />
11, 2007 in the same work, but with<br />
the Lucerne FestivaL OrcHestra<br />
under claudio abbado.<br />
76 77
Die schwedische Sopranistin nina<br />
stemme kam als Chorsängerin mit<br />
der Oper in Kontakt und absolvierte<br />
daraufhin <strong>–</strong> parallel zu ihrem Wirtschaftsstudium<br />
<strong>–</strong> eine Gesangsausbildung<br />
am Opernstudio des Königlichen<br />
Theaters in Stockholm. Ihr<br />
solistisches Debut gab sie als Cherubino<br />
im italienischen Cortona. Nach<br />
Ersten Preisen bei der «Singer of<br />
the World Competition» der BBC und<br />
beim Plácido-Domingo-Wettbewerb<br />
«Operalia» konzertierte sie gemeinsam<br />
mit dem Tenor in Paris und München.<br />
1994 feierte Nina Stemme ihren<br />
Einstand bei den Bayreuther Festspielen<br />
als Freia im Rheingold. Anfangs im<br />
lyrischen Fach beheimatet, erarbei-<br />
tete sie sich nach und nach das dramatischere<br />
Repertoire: So gastierte<br />
sie als Elisabeth im Tannhäuser beim<br />
Savonlinna Festival und war als Senta<br />
im Holländer an der Wiener Staatsoper<br />
und an der Metropolitan Opera zu erleben;<br />
in Lyon gestaltete sie die Marie<br />
im Wozzeck, bei den Salzburger Festspielen<br />
die Nyssia in Zemlinskys Kandaules<br />
und an der Oper Zürich die<br />
Marschallin in Strauss’ Rosenkavalier.<br />
Im Frühjahr 2003 schliesslich übernahm<br />
Nina Stemme beim Glyndebourne<br />
Festival erstmals den Part der<br />
Isolde in Wagners Tristan; daraufhin<br />
wurde sie für diese Rolle auch zu den<br />
Bayreuther Festspielen verpflichtet<br />
(2005/06) und sang die Partie bei<br />
Neuproduktionen in Zürich und am<br />
Londoner Covent Garden. Mit ihren<br />
Rollendebuts als Arabella (Göteborg),<br />
Ariadne (Genf ) und Salome (Barcelona)<br />
erweiterte sie zuletzt ihr Strauss-<br />
Repertoire. Überdies gehört sie als<br />
Sieglinde und Brünnhilde im Siegfried<br />
zum Ensemble der neuen Ring-Produktion<br />
an der Wiener Staatsoper.<br />
Auf CD spielte sie zuletzt den Tristan<br />
unter Leitung von Domingo und die<br />
Vier letzten Lieder von Strauss mit Antonio<br />
Pappano ein. Seit 2006 ist Nina<br />
Stimme Schwedische Hofsängerin;<br />
2008 wurde ihr von König Carl XVI.<br />
Gustaf der Orden «Litteris et Artibus»<br />
verliehen.<br />
Swedish soprano nina stemme<br />
made her entrée into opera as a choral<br />
singer, after which she completed<br />
her vocal training—on a parallel<br />
track with her study of economics—<br />
at the Royal Theater Opera Studio in<br />
Stockholm. She made her debut as<br />
soloist singing Cherubino in Cortona,<br />
Italy. After garnering first prizes<br />
both at the BBC Singer of the World<br />
Competition and at Plácido Domingo’s<br />
Operalia Competition, she partnered<br />
with the renowned tenor in Paris<br />
and Munich. In 1994 Nina Stemme<br />
made her Bayreuth Festival debut as<br />
Freia in Das Rheingold. Originally a<br />
lyric soprano, she gradually built up<br />
her dramatic repertoire and went on<br />
to appear as Elisabeth in Tannhäuser<br />
at the Savonlinna Festival, as Senta in<br />
Der Fliegende Holländer at the Vienna<br />
Staatsoper and at the Metropolitan<br />
Opera, as Marie in Wozzeck at Lyon, at<br />
the Salzburg Festival as Nyssia in<br />
Zemlinsky’s Kandaules, and at Zurich<br />
Opera as the Marschallin in Der<br />
Rosenkavalier. In spring 2003 Nina<br />
Stemme undertook her first Isolde in<br />
Wagner’s Tristan at the Glyndebourne<br />
Festival, after which she was engaged<br />
for the same role at the Bayreuth Festival<br />
(in 2005 and 2006), and she also<br />
sang the part in new productions in<br />
Zurich and at Covent Garden in London.<br />
Her role debuts as Arabella (in<br />
Göteborg), Ariadne (in Geneva), and<br />
Salome (in Barcelona) have recently<br />
expanded her Strauss repertoire.<br />
Moreover, she is part of the Vienna<br />
Staatsoper’s new Ring production, in<br />
which she has sung Sieglinde and the<br />
Siegfried Brünnhilde. She has recorded<br />
Tristan with Domingo and the Four<br />
Last Songs of Strauss under the baton<br />
Antonio Pappano. Since 2006 Nina<br />
Stimme has been a Swedish Royal<br />
Court Singer, and in 2008 King Carl<br />
XVI Gustaf conferred the distinction<br />
of the Royal Medal Litteris et Artibus.<br />
Mit den Fidelio-aufführungen<br />
debutiert nina stemme bei<br />
Lucerne FestivaL.<br />
nina stemme makes her Lucerne<br />
FestivaL debut with the Fidelio<br />
performances.<br />
78 79
Der Bass christof Fischesser, der<br />
aus Wiesbaden stammt, wurde von<br />
Martin Gründler an der Frankfurter<br />
Musikhochschule ausgebildet. Im<br />
Jahr 2000 gewann er den Ersten Preis<br />
beim Bundeswettbewerb für Gesang<br />
in Berlin und wurde sogleich in das<br />
Ensemble des Badischen Staatstheaters<br />
Karlsruhe engagiert. Vier Jahre<br />
später wechselte er dann an die<br />
Deutsche Staatsoper in Berlin. «Unter<br />
den Linden» war Christof Fischesser<br />
seither mit den grossen Partien<br />
seines Fachs zu erleben: als Sarastro<br />
in der Zauberflöte, Escamillo in Carmen<br />
oder Gremin in Eugen Onegin, als Verdis<br />
Banquo und Ramphis und natürlich<br />
als Wagner-Interpret mit König<br />
Marke, Klingsor und dem Landgrafen<br />
im Tannhäuser. 2009 debutierte er an<br />
der Bayerischen Staatsoper, wo er<br />
den König Heinrich in einer Neuproduktion<br />
des Lohengrin gestaltete. An<br />
der Wiener Staatsoper gab er in der<br />
Spielzeit 2009/10 seinen Einstand als<br />
Basilio in Rossinis Barbier, im Juni<br />
<strong>2010</strong> folgte sein erster Auftritt am Royal<br />
Opera House Covent Garden mit<br />
dem Des Grieux in Massenets Manon.<br />
Ausserdem war er bereits als Rocco<br />
in Fidelio am Opernhaus Zürich zu<br />
Gast und sang an den Bühnen von<br />
Rom und Göteborg. Auch als Konzertsänger<br />
ist Christof Fischesser gefragt.<br />
Zu den Höhepunkten seiner<br />
Karriere in diesem Bereich zählt er<br />
drei Beethoven-Projekte: die Neunte<br />
Sinfonie mit Daniel Barenboim und<br />
dem West-Eastern Divan Orchestra,<br />
die Missa Solemnis mit Kent Nagano<br />
und dem Bayerischen Staatsorchester<br />
in München sowie die C-Dur-Messe<br />
mit Fabio Luisi und den Wiener Symphonikern.<br />
Und nicht vergessen sei<br />
natürlich die Aufführung des Mozartschen<br />
Requiems, die Fischesser unter<br />
Leitung von Claudio Abbado mit<br />
dem Mahler Chamber Orchestra bestritten<br />
hat.<br />
Bass christof Fischesser, a native of<br />
Wiesbaden, studied under Martin<br />
Gründler at the Frankfurt Music<br />
School. In 2000 he won first prize in<br />
the National Song Competition in<br />
Berlin and was soon engaged as a<br />
member of the Karslruhe Staatstheater<br />
ensemble. Four years later,<br />
he moved to the Deutsche Staatsoper<br />
in Berlin. Christof Fischesser has<br />
since undertaken the great roles of<br />
his career there, including Sarastro<br />
in Die Zauberflöte, Escamillo in Carmen,<br />
Gremin in Eugene Onegin, Verdi’s<br />
Banquo and Ramfis, and, naturally,<br />
such Wagnerian assignments as King<br />
Marke, Klingsor, and the Landgrave<br />
Herrmann in Tannhäuser. He made his<br />
debut with the Bavarian Staatsoper<br />
in 2009 as King Heinrich in a new<br />
production of Lohengrin. In the 2009-<br />
10 season he made his debut at the<br />
Vienna Staatsoper as Basilio in Rossini’s<br />
Barbiere, followed in June <strong>2010</strong><br />
by his first performance at the Royal<br />
Opera House in Covent Garden as<br />
Des Grieux in Massenet’s Manon. Additionally<br />
he has appeared at the Zurich<br />
Opera as Rocco in Fidelio and has<br />
sung at the opera houses of Rome<br />
and Göteborg. Christof Fischesser is<br />
also in demand as a concert singer.<br />
Career highlights in the concert hall<br />
include three Beethoven projects:<br />
the Ninth Symphony with Daniel<br />
Barenboim and the West-Eastern Di-<br />
van Orchestra, the Missa Solemnis<br />
with Kent Nagano and the Bavarian<br />
State Orchestra in Munich, and the<br />
Mass in C major with Fabio Luisi and<br />
the Vienna Symphony. And not to be<br />
forgotten is the performance of Mozart’s<br />
Requiem in which Fischesser<br />
partnered with the Mahler Chamber<br />
Orchestra under the direction of<br />
Claudio Abbado.<br />
Mit den Fidelio-aufführungen<br />
debutiert christof Fischesser bei<br />
Lucerne FestivaL.<br />
christof Fischesser makes his<br />
Lucerne FestivaL debut with the<br />
Fidelio performances.<br />
80 81
Die Schweizer Sopranistin rachel<br />
Harnisch, die in Brig (Wallis) geboren<br />
wurde, studierte Gesang bei Beata<br />
Heuer-Christen in Freiburg und<br />
ging 1998 aus dem Belvedere-Gesangswettbewerb<br />
in Wien als Preisträgerin<br />
hervor. Erste Engagements<br />
führten sie an das Theater Bern, das<br />
Zürcher Opernhaus und das Grand<br />
Théâtre de Genève. Zu einer Schlüsselrolle<br />
avancierte für sie die Pamina<br />
in der Zauberflöte, mit der sie ihren<br />
Einstand an der Pariser Opéra Bastille,<br />
der Deutschen Oper Berlin und<br />
der Bayerischen Staatsoper feierte;<br />
auch gestaltete sie diese Partie unter<br />
Leitung von Claudio Abbado bei Aufführungen<br />
in Ferrara, Reggio Emilia<br />
und Baden-Baden. Im Jahr 2007 gab<br />
Rachel Harnisch mehrere wichtige<br />
Debuts: So trat sie erstmals beim<br />
Glyndebourne Festival auf (Fiordiligi<br />
in Così fan tutte) und war an der Mailänder<br />
Scala in der Uraufführung von<br />
Fabio Vacchis Teneke zu erleben. In<br />
den letzten beiden Spielzeiten führten<br />
sie Auftritte als Amor in Glucks Orfeo<br />
ed Euridice nach Neapel, als Servilia<br />
(La clemenza di Tito) nach Turin, als<br />
Antonia (Les Contes d’Hoffmann) nach<br />
Genf und als Figaro-Gräfin an die<br />
Semperoper nach Dresden. Im Januar<br />
<strong>2010</strong> sang sie in Bern ihre erste Blanche<br />
in den Dialogues des Carmélites von<br />
Francis Poulenc. Als Konzertsängerin<br />
interpretiert Rachel Harnisch ein<br />
breites Repertoire, das vom Barock<br />
bis zu Luigi Nono reicht; dabei arbeitete<br />
sie mit Claudio Abbado, Nikolaus<br />
Harnoncourt, Philippe Herreweghe,<br />
Christopher Hogwood, Kent<br />
Nagano und Michel Plasson zusammen.<br />
Gemeinsam mit Abbado hat sie<br />
auch zwei CDs eingespielt: Die erste<br />
Aufnahme entstand gemeinsam mit<br />
den Berliner Philharmonikern und<br />
enthält Mozart-Arien, die zweite, erschienen<br />
im Herbst 2009, ist Pergolesis<br />
Stabat mater gewidmet.<br />
Swiss soprano rachel Harnisch was<br />
born in Brig (Wallis) and studied<br />
singing with Beata Heuer-Christen in<br />
Freiburg. In 1998 she emerged as<br />
winner of the Belvedere Song Competition<br />
in Vienna. Initial engagements<br />
brought her to the Theater<br />
Bern, Zurich Opera, and the Grand<br />
Théâtre de Genève. As Pamina in Die<br />
Zauberflöte—one of her key roles—<br />
she made her debut at the Paris<br />
Opéra Bastille, the Deutsche Oper<br />
Berlin, and the Bavarian Staatsoper;<br />
she likewise sang this role under the<br />
baton of Claudio Abbado in performances<br />
in Ferrara, Reggio Emilia, and<br />
Baden-Baden. In 2007 Rachel Harnisch<br />
went on to make several other<br />
important debuts, performing at the<br />
Glyndebourne Festival (as Fiordiligi<br />
in Così fan tutte) and at La Scala in Milan<br />
in the world premiere of Fabio<br />
Vacchi’s Teneke. In the last two seasons,<br />
she has appeared as Amor in<br />
Gluck’s Orfeo ed Euridice in Naples, as<br />
Servilia (La clemenza di Tito) in Turin,<br />
as Antonia (Les Contes d’Hoffmann) in<br />
Geneva, and as the Countess in Figaro<br />
at the Dresden Opera. In Bern in January<br />
<strong>2010</strong> she sang her first Blanche<br />
in Les Dialogues des Carmélites by Francis<br />
Poulenc. As a concert singer, Rachel<br />
Harnisch performs a wide repertoire<br />
ranging from the baroque to Luigi<br />
Nono; she has partnered with Claudio<br />
Abbado, Nikolaus Harnoncourt,<br />
Philippe Herreweghe, Christopher<br />
Hogwood, Kent Nagano, and Michel<br />
Plasson. Under Abbado she has recorded<br />
two CDs. The first is a collection<br />
of Mozart arias with the Berlin<br />
Philharmonic, and the second, which<br />
was released in fall 2009, includes<br />
Pergolesi’s Stabat mater.<br />
Debut bei Lucerne FestivaL am<br />
28. <strong>august</strong> 2003 mit Liedern<br />
von Wolf, Messiaen, schubert und<br />
Holliger. Letzter auftritt am<br />
16. <strong>august</strong> 2006 mit Konzertarien<br />
von Mozart und dem te Deum<br />
von verdi: es spielte das Lucerne<br />
FestivaL OrcHestra, dirigiert<br />
von claudio abbado.<br />
Lucerne FestivaL debut on <strong>august</strong><br />
28, 2003, singing lieder by Wolf,<br />
Messiaen, schubert, and Holliger;<br />
most recent appearance on<br />
<strong>august</strong> 16, 2006, in concert arias<br />
by Mozart and verdi’s te Deum,<br />
with the Lucerne FestivaL<br />
OrcHestra under claudio abbado.<br />
82 83
Der in Lübeck geborene Tenor christoph<br />
strehl lernte das musikalische<br />
Repertoire von Schütz bis Distler als<br />
Knabensopran im Chor des Lübecker<br />
Sing- und Spielkreises kennen. Sein<br />
Gesangsstudium absolvierte er bei<br />
Soto Papoulkas an der Essener Folkwang-Hochschule,<br />
ausserdem nahm<br />
er an Meisterkursen von Norman Shetler<br />
und Josef Metternich teil. Sein<br />
Bühnendebut erfolgte noch während<br />
der Ausbildung an der Kammeroper<br />
Schloss Rheinsberg. Nach ersten Engagements<br />
u. a. am Nationaltheater<br />
Mannheim, wo er sich vor allem das<br />
Mozart-Repertoire erarbeitete, wurde<br />
Strehl 2002 ins Ensemble des Opernhauses<br />
Zürich verpflichtet. Es folgten<br />
Einladungen an die Staatsopern nach<br />
München, Dresden, Hamburg und<br />
Berlin, an die Opéra National de Paris,<br />
das Teatro Malibran in Venedig<br />
und zu den Salzburger Festspielen:<br />
Dort ist Christoph Strehl seit 2003 als<br />
Mozarts Don Ottavio, Belmonte und<br />
Ferrando aufgetreten. Mit der Rolle<br />
des Tamino stellte er sich im Dezember<br />
2006 an der New Yorker Metropolitan<br />
Opera, im September 2007<br />
an der Wiener Staatsoper und im Januar<br />
2008 am Londoner Royal Opera<br />
House vor. Christoph Strehl hat mit<br />
so renommierten Dirigenten wie Claudio<br />
Abbado, William Christie, Nikolaus<br />
Harnoncourt, Marc Minkowski<br />
und Franz Welser-Möst zusammengearbeitet;<br />
als Darsteller prägten ihn<br />
vor allem die Regisseure Jürgen<br />
Flimm, Claus Guth, Stefan Herheim,<br />
Martin Kušej, Nikolaus Lehnhoff und<br />
Christof Loy. Konzertauftritte führten<br />
ihn zur Schubertiade nach Vorarlberg,<br />
zur Styriarte nach Graz, zu den<br />
Wiener Festwochen, nach München,<br />
Madrid und Cleveland. Mit Claudio<br />
Abbados Einspielung der Zauberflöte<br />
ist Christoph Strehl auf dem CD-Markt<br />
präsent; als DVD-Produktionen sind<br />
Mitschnitte von Rameaus Les Indes<br />
galantes, Wagners Meistersingern und<br />
Beethovens Fidelio aus Zürich erschienen.<br />
Tenor christoph strehl was born in<br />
Lübeck, where he first became acquainted<br />
with musical repertoire<br />
from Schütz to Distler as a boy soprano<br />
with the Lübecker Sing- und Spielkreis.<br />
He completed his vocal studies<br />
with Soto Papoulkas at the Folkwang<br />
Academy in Essen, in addition to taking<br />
part in master classes with Norman<br />
Shetler and Josef Metternich. He<br />
made his stage debut while continuing<br />
his education at the Kammeroper<br />
Schloss Rheinsberg. Following initial<br />
engagements at Mannheim’s National<br />
Theater, where above all he learned<br />
the Mozart repertoire, Strehl joined<br />
the Zurich Opera ensemble in 2002.<br />
Invitations to the Munich, Dresden,<br />
Hamburg, and Berlin Staatsoper<br />
houses ensued, as well as to the<br />
National Opera of Paris, the Teatro<br />
Malibran in Venice, and the Salzburg<br />
Festival. Since 2003 Christoph Strehl<br />
has performed at the latter as<br />
Mozart’s Don Ottavio, Belmonte, and<br />
Ferrando. Singing the role of Tamino,<br />
he made his debut at the Metropolitan<br />
Opera in New York in December<br />
2006, at the Vienna Staatsoper in<br />
2007, and at the London Royal Opera<br />
House in January 2008. Christoph<br />
Strehl has partnered with such conductors<br />
as Claudio Abbado, William<br />
Christie, Nikolaus Harnoncourt,<br />
Marc Minkowski, and Franz Welser-<br />
Möst; he has been influenced as a<br />
performer above all by the directors<br />
Jürgen Flimm, Claus Guth, Stefan Herheim,<br />
Martin Kušej, Nikolaus Lehnhoff,<br />
and Christof Loy. His concert<br />
appearances have taken him to the<br />
Schubert Festival in Vorarlberg, the<br />
Styriarte Festival in Graz, and the<br />
Vienna Festwochen, as well as to<br />
Munich, Madrid, and Cleveland.<br />
Christoph Strehl sings on Claudio<br />
Abbado’s recording of Die Zauberflöte<br />
and can be seen on DVD in productions<br />
of Rameau’s Les Indes galantes,<br />
Wagner’s Die Meistersinger and Beethoven’s<br />
Fidelio recorded live at Zurich<br />
Opera.<br />
Mit den Fidelio-aufführungen<br />
debutiert christoph strehl bei<br />
Lucerne FestivaL.<br />
christoph strehl makes his<br />
Lucerne FestivaL debut with the<br />
Fidelio performances.<br />
84 85
Resident Sponsors<br />
Die Erarbeitung inhaltsorientierter Projekte in Zusammenarbeit mit namhaften<br />
Partnern aus der Wirtschaft ist ein besonderes Anliegen von LUCERNE<br />
FESTIVAL. Als «Resident Sponsors» schliessen diese Unternehmen eine längerfristige<br />
Partnerschaft mit dem Festival und unterstützen damit auch die<br />
Entwicklung und Umsetzung individueller künstlerischer Konzepte.<br />
So ermöglicht die Credit Suisse die Orchesterresidenz der Wiener Philharmoniker<br />
in Luzern. Die Credit Suisse Foundation fördert zudem mit zwei alternierend<br />
zu vergebenden Awards den künstlerischen Nachwuchs.<br />
Der ambitionierten Idee eines eigenen Festival-Orchesters hat sich die Nestlé<br />
AG verschrieben und ermöglicht durch ihre Beiträge die jährliche Residenz<br />
des LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA unter Claudio Abbado. Als Tour Sponsor<br />
unterstützt das Unternehmen auch die Auslandsauftritte des Orchesters.<br />
Ein richtungsweisendes Modell der Zusammenarbeit im Bereich Kultursponsoring<br />
ist Roche Commissions: In einer Partnerschaft mit LUCERNE FESTIVAL,<br />
der New Yorker Carnegie Hall und dem Cleveland Orchestra vergibt Roche<br />
regelmässig einen Kompositionsauftrag an einen renommierten zeitgenössischen<br />
Komponisten und ermöglicht die Uraufführung des Werkes <strong>–</strong> im Jahr<br />
<strong>2010</strong> von Toshio Hosokawa <strong>–</strong> in Luzern wie auch dessen Amerika-Premiere in<br />
New York.<br />
Das Engagement der Zürich Versicherungs-Gesellschaft AG konzentriert sich<br />
auf LUCERNE FESTIVAL zu Ostern und im Sommer wie auch auf die Vereinigung<br />
der American Friends of LUCERNE FESTIVAL, welche die Präsenz amerikanischer<br />
Künstler und Orchester in Luzern fördert.<br />
LUCERNE FESTIVAL dankt den «Resident Sponsors» des Sommers <strong>2010</strong> für ihr<br />
aussergewöhnliches Engagement.<br />
Dank_RS_KP_Sommer_<strong>2010</strong>_re.indd 1 20.07.10 11:39
Herausgeber<br />
Stiftung LUCERNE FESTIVAL | Intendant: Michael Haefliger | Hirschmattstrasse 13 |<br />
Postfach | CH-6002 Luzern | t +41 (0)41 226 44 00 | f +41 (0)41 226 44 60 |<br />
www.lucernefestival.ch | info@lucernefestival.ch | © <strong>2010</strong> by LUCERNE FESTIVAL<br />
Redaktion<br />
Inhaltliche Konzeption und Textredaktion: Susanne Stähr | English Language Editor:<br />
Thomas May | Bildredaktion: Annedore Cordes | Redaktionelle Mitarbeit und Lektorat:<br />
Malte Lohmann<br />
Produktion<br />
Produktionsleitung und Koordination: Basil Rogger | Satz: Denise Mattich |<br />
Konzept Corporate Design: Interbrand | Realisation: Kunz Schranz |<br />
Inserate: Inés Maloigne | Druck: UD Print AG<br />
Textnachweise<br />
Die Programmeinführungen von Karl Dietrich Gräwe und Thomas May sind Originalbeiträge<br />
für dieses Programmheft. Susanne Stähr schrieb die Handlung und die Liebesgeschichte.<br />
Bildnachweise<br />
S. 12, 21, 25 und 28: Museo del Prado, Madrid <strong>–</strong> S. 15: National Gallery of Art, Washington <strong>–</strong><br />
S 17 und 21: Wladysław Duleba (Hg.), Beethoven 1770<strong>–</strong>1970 <strong>–</strong> S. 18: Biblioteca Nacional, Madrid <strong>–</strong><br />
S. 20: National Gallery, London <strong>–</strong> S. 22 und 33: Barry Cooper, Das Beethoven-Kompendium,<br />
München 1992 <strong>–</strong> S. 23: Kunsthistorisches Museum, Wien <strong>–</strong> S. 26/27: Harenberg Konzertführer,<br />
Dortmund 1999 | Harry Goldschmidt, Um die Unsterbliche Geliebte, Leipzig 1977 <strong>–</strong><br />
S. 31: Sammlung Hofer, Cambridge (Massachusetts) <strong>–</strong> S. 58: Mahler Chamber Orchestra,<br />
Foto Elisabeth Carecchio <strong>–</strong> S. 64: Arnold Schoenberg Chor, Foto Peter Fischli <strong>–</strong> S. 70: Stefan<br />
Heyne, Foto tatorte.com <strong>–</strong> S. 72: Peter Mattei, Foto Jan-Olav Wedin <strong>–</strong> S. 78: Nina Stemme,<br />
Foto Tanja Niemann <strong>–</strong> S. 80: Christof Fischesser, Foto Mummbächer <strong>–</strong> S. 82: Rachel<br />
Harnisch, Foto Priska Ketterer<br />
Trotz intensiver Recherche ist es uns nicht gelungen, alle Bildrechte abzuklären.<br />
Allfällige Ansprüche sind der Produktionsleitung zu melden.<br />
Official Car Carrier Official Rail Carrier<br />
92<br />
Official Air Carrier<br />
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