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Unternehmenskultur und Pflege - QuePNet - Fachhochschule ...

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• Jedoch liegt auch ein Konflikt aufgr<strong>und</strong> rechtlicher Rahmenbedingungen vor, da die<br />

Entscheidungsbefugnis therapeutischer Handlungen letztendlich beim Arzt liegt <strong>und</strong> demnach sich<br />

die <strong>Pflege</strong> häufig fragt, was zu ihrem originären Arbeitsauftrag gehört <strong>und</strong> wo ihr Arbeit delegiert<br />

wird, die womöglich andere nicht mehr übernehmen wollen.<br />

Professionelle <strong>Pflege</strong> wird heute als Dienstleistungsberuf verstanden mit der damit verb<strong>und</strong>enen<br />

arbeitsvertraglichen Regelung <strong>und</strong> der Honorierung von Mehrleistung (Ablösung der altruistischen<br />

Motivation).<br />

Ein wesentliches Charakteristikum des Dienstleistungsberufes ist die Gestaltung einer<br />

professionellen Beziehung zu Patienten, Angehörigen <strong>und</strong> auch anderen Berufsgruppen im<br />

Krankenhaus, d. h.:<br />

• In Bezug auf den kranken Menschen der Aufbau einer Beziehung, die unabhängig von der Arzt-<br />

Patient-Beziehung zu gestalten ist.<br />

• In Bezug auf die Kooperation mit ärztlichen Mitarbeitern, wo erwartet wird, dass die berufliche<br />

Perspektive der <strong>Pflege</strong> gehört <strong>und</strong> einbezogen wird.<br />

• Diese Wandlungen im beruflichen Selbstverständnis trafen in der frühen Vergangenheit <strong>und</strong> z.T.<br />

heute noch auf Widerstände der ärztlichen Berufsgruppe, da diese berufliche Beziehung auf die<br />

Dominanz ärztlicher Entscheidungen <strong>und</strong> der Ausführung von Anordnungen beruht <strong>und</strong> nicht auf<br />

einen Austausch verschiedener professioneller Sichtweisen (kulturelle Differenzen). Auswirkungen<br />

sind Spannungen, Konflikte, massive Abgrenzungen <strong>und</strong> Konkurrenzsituationen zwischen<br />

<strong>Pflege</strong>personal <strong>und</strong> ärztlichen Personal. Damit verb<strong>und</strong>en sind dysfunktionale Arbeitsvorgänge, die<br />

nicht am Interesse des Patienten <strong>und</strong> des Unternehmens orientiert sind<br />

• Eine weitere kulturelle Differenz zwischen der professionellen <strong>Pflege</strong> <strong>und</strong> dem System Krankenhaus<br />

stellt die Ausrichtung des Krankenhauses auf technikintensive Leistungen dar, wo<br />

kommunikationsintensive Leistungen einen wesentlich geringeren Stellenwert im Unternehmen<br />

eingeräumt werden.<br />

Das heutige Selbstverständnis des <strong>Pflege</strong>berufes legt eine ganzheitliche orientierte <strong>Pflege</strong> mit<br />

dem Patienten <strong>und</strong> seinem Bezugssystem zugr<strong>und</strong>e:<br />

• Ganzheitliche <strong>Pflege</strong> ist gekennzeichnet durch:<br />

1. vollständige <strong>Pflege</strong>aufgaben, also keine Fraktionierung der Tätigkeiten an einem Patienten,<br />

2. weiterhin eine hinreichende Patientenorientierung,<br />

3. <strong>und</strong> die Umsetzung des <strong>Pflege</strong>prozessmodells. d.h. eine auf diagnostische Erhebung<br />

basierende zielorientierte Planung, Durchführung <strong>und</strong> Evaluation von <strong>Pflege</strong>handlungen in<br />

Kooperation mit dem Patienten unter Einbezug wissenschaftlicher Erkenntnisse.<br />

• Ganzheitliche <strong>Pflege</strong> ist kaum in funktionsorientierte <strong>Pflege</strong>systeme umzusetzen, sondern erfordert<br />

ein Bezugspflegesystem, in der eine <strong>Pflege</strong>kraft für mehrere Patienten vollständig verantwortlich ist.<br />

Im Bezugspflegesystem laufen alle Informationen bei der verantwortlichen <strong>Pflege</strong>kraft zusammen,<br />

so das ein zielorientierter Behandlungsprozess mit dem Patienten erst möglich ist.<br />

• Die systemischen <strong>und</strong> personellen Rahmenbedingungen für Bezugspflegesysteme werden<br />

allerdings in den höchst arbeitsteilig <strong>und</strong> funktional orientierten Krankenhaussystemen kaum<br />

umgesetzt.<br />

• Viele Krankenhäuser nehmen in ihren Leitbildern die Patientenorientierung als Kriterium einer<br />

qualitätsorientierten Versorgung auf. Jedoch spiegelt sich hier nicht das Verständnis von<br />

Patientenorientierung wieder, wie es von der größten Berufsgruppe des Krankenhaus verstanden<br />

wird. Für viele <strong>Pflege</strong>nde bedeutet dieser Umstand eine Konfliktsituation, der sich nicht mit ihrem<br />

Berufsverständnis von einer qualitativ hochwertigen Patientenversorgung verträgt. Eine<br />

<strong>Unternehmenskultur</strong>, die solche Widersprüche in sich trägt, wird kaum ihre Identifizierung- <strong>und</strong><br />

Integrationsfunktion erfüllen.<br />

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