Unternehmenskultur und Pflege - QuePNet - Fachhochschule ...
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Einleitung<br />
<strong>Unternehmenskultur</strong> im Krankenhaus<br />
mit Blick auf die professionelle <strong>Pflege</strong><br />
Ein Referat von Andrea Lamers<br />
Was bedeutet idealerweise <strong>Unternehmenskultur</strong>:<br />
• Die Mitglieder einer Organisation verwenden kollektiv geprägte Kulturmuster, um Situationen zu<br />
deuten, zu erklären <strong>und</strong> zu gestalten<br />
• Sie gehen von einer gemeinsamen Erfahrenswelt <strong>und</strong> einem kollektiv geteilten Wertesystem aus.<br />
Jedoch lässt sich schwerlich behaupten, dass die einzelnen Mitglieder in einem Krankenhaus Ihr<br />
Denken <strong>und</strong> Handeln nach einem Kulturmuster ausrichten, der die Gr<strong>und</strong>lage bildet für:<br />
1. Konsensbildungen in Gr<strong>und</strong>satzfragen oder Konfliktfällen<br />
2. leitend für Kooperation- <strong>und</strong> Koordinationsprozesse ist,<br />
3. <strong>und</strong> ein Wir-Gefühl herstellt.<br />
Die Bezeichnung, das Krankenhaus als Expertenorganisation, macht deutlich, dass in einem<br />
Krankenhaus die <strong>Unternehmenskultur</strong> bestimmt wird:<br />
• durch das Eigenleben der verschiedenen Berufsgruppen,<br />
• der verschiedenen Fachdisziplinen <strong>und</strong> Abteilungen,<br />
• <strong>und</strong> der daraus resultierenden berufsständigen <strong>und</strong> abteilungsspezifischen Interessen.<br />
Betrachtet man diesen Umstand, so sind im Krankenhaus viele Subsysteme vorfindbar, die u. a. nach<br />
Funktionsbereichen, Hierarchiestrukturen <strong>und</strong> Professionen aufzuteilen sind.<br />
Eine große Berufsgruppe, die solch ein Subsystem im Unternehmen Krankenhaus bildet, ist die<br />
professionelle <strong>Pflege</strong>.<br />
Sie bildet gleichzeitig ein Teil der Hauptkultur. Inwieweit der einzelne Berufsangehörige sich mit dem<br />
Unternehmen 'Krankenhaus' oder eher der eigenen Profession identifiziert (Grad der Identifikation <strong>und</strong><br />
Integration) kann sich sprachlich dahingehend ausdrücken, ob ein Angehöriger der Profession sagt:<br />
Ich arbeite in der Uniklinik MS - hier wird die Zugehörigkeit <strong>und</strong> Identifikation mit dem<br />
Unternehmen deutlich.<br />
oder<br />
Ich bin Krankenschwester / Fachkrankenschwester für Intensivpflege - hier wird die<br />
Zugehörigkeit zur Profession deutlicher<br />
M. E. wird man in den meisten Fällen die letzte Äußerung hören. Und zwar die Berufsbezeichnung<br />
zumeist gekoppelt mit der Fachdisziplin, in der der Einzelne arbeitet. Z.B. <strong>Pflege</strong>kraft in der Chirurgie,<br />
Innere Medizin, Psychiatrie, Intensivpflege, Anästhesie, etc. Damit spreche ich den Umstand an, dass<br />
innerhalb des professionellen Subsystems nochmals unterteilt werden kann in weitere Subsysteme,<br />
deren Wertvorstellungen sich nochmals von der professionellen Kultur differenzieren.<br />
Hauptteil<br />
Die Profession <strong>Pflege</strong> hat ihr eigenes kulturelles Werte- <strong>und</strong> Orientierungsmuster, entwickelt aus<br />
historischen Zusammenhängen, Berufssozialisation <strong>und</strong> derzeitigen Professionalisierungsströmungen.<br />
1
Für eine kurze Darstellung des kulturellen Subsystems kann ich mich nur auf einige Aspekte<br />
beschränken, die m. E. wesentlich sind.<br />
Ich möchte die berufliche Sozialisation des <strong>Pflege</strong>berufes im Krankenhaus beleuchten, um ein<br />
Verstehen zu erreichen, aus welchem kulturellen Hintergr<strong>und</strong> heraus die <strong>Pflege</strong> handelt <strong>und</strong> welchen<br />
Anteil sie an der Gestaltung der Subkultur <strong>und</strong> Hauptkultur des Krankenhauses hat.<br />
Dabei bleibe ich vorerst auf einer abstrakten Ebene <strong>und</strong> kann bei Interesse diese mit Beispiele n aus<br />
meiner Berufserfahrung anschaulicher darstellen. Und zwar aus meinem Erfahrungshintergr<strong>und</strong> als<br />
Krankenpflegeschülerin in einer kath. Krankenpflegeschule angeb<strong>und</strong>en an ein Ordens- <strong>und</strong> Mutterhaus<br />
<strong>und</strong> aus meiner Tätigkeit in der Intensivpflege einer Uniklinik, wo ich Wertewandlungen miterlebt habe<br />
Die Bildung der Profession Krankenpflege in Deutschland ist auf den Hintergr<strong>und</strong> der<br />
gesellschaftlich zugeschriebenen Frauenrolle des 19 Jhd. entstanden <strong>und</strong> unweigerlich mit der<br />
Entwicklung der Industriegesellschaft, der Medizin <strong>und</strong> des Krankenhauses verknüpft.<br />
Kurzer historischer Rückblick / Deutschland:<br />
• moderner Frauenberuf: die Krankenpflege - ein Produkt der europäischen Industriegesellschaften<br />
des 19. Jrh.;<br />
• Entwicklung des Berufes auf dem Hintergr<strong>und</strong> der gesellschaftlich zugeschriebenen Frauenrolle des<br />
19. Jrh.;<br />
• Entwicklung der Medizin - mehr Bedarf an Krankenpflegekräfte im Krankenhaus (19. Jrh.);<br />
• Entwicklung der freiberuflichen Krankenpflege (Anfang 20. Jrh.).<br />
Allgemein bekannt ist vermutlich, dass bis zur 2. Hälfte des 19. Jrh. die <strong>Pflege</strong> von Kranken von der<br />
Familie als religiöse Tätigkeit ausgeübt wurde - üblicherweise von Frauen. Mit Eintritt vieler Frauen in<br />
die Industriearbeit konnte diese nicht weiter ausübt werden. Die Entstehung von Hospitälern, zu Anfang<br />
eher die Armenhäuser, <strong>und</strong> der zunehmenden Akzeptanz des Bürgertums, das Krankenhaus als<br />
Heilstätte zu betrachten, gab es seitens der Mediziner einen hohen Bedarf an qualifizierten<br />
<strong>Pflege</strong>personal, das ärztliche Anordnungen gewissenhaft ausführte. Krankenpflege als öffentlich<br />
organisierte Tätigkeit musste geschaffen werden. Sie konnte aber nur gesellschaftlich akzeptabel<br />
durchgesetzt werden, indem die Tätigkeit als eine religiös motivierte, aufopfernde <strong>und</strong> familiäre Arbeit<br />
dargestellt <strong>und</strong> als weibliche Liebestätigkeit aufgewertet wurde, sowie keine entwürdigende Bezahlung<br />
unterlag. Krankenpflege wurde nicht als Erwerbstätigkeit, sondern in kirchliche oder weltliche Verbände<br />
im Mutterhaussystem organisiert. Freiberufliche Krankenpflege entwickelte sich gegen den erheblichen<br />
Widerstand der Muttterhausverbände um die Jrd.-wende (Agnes Karll 1868 - 1927). Die in diesem<br />
Zusammenhang geforderte Ausbildungsregelung kam aber erst 1921 in zweijähriger Form <strong>und</strong> erst<br />
nach dem 2. Weltkrieg in der dreijährigen Fo rm durch. Das Heiratsverbot wurde erst 1928 aufgehoben.<br />
Die ungleiche Bezahlung von Männern <strong>und</strong> Frauen erst 1954.<br />
Im Gegensatz zur deutschen Entwicklung wurde bereits 1907 der erste Lehrstuhl für Krankenpflege<br />
eingerichtet (Columbia-Universität in New York) <strong>und</strong> 1910 ein fünfjähriges Studium der Krankenpflege<br />
(Universität Minnesota).<br />
Warum gebe ich diesen historischen Rückblick?<br />
Er enthält wesentliche kulturelle Wurzeln der deutschen Krankenpflege, die heute noch das<br />
pflegerische Denken <strong>und</strong> Handeln in Krankenhäusern mitbestimmen:<br />
• Die Krankenpflege ist bis heute ein Frauenberuf, es sind 85% Frauen darin berufstätig.<br />
• Die Ausübung des Berufes ist weiterhin mit weiblichen Sozialverhalten assoziiert:<br />
1. Ein provozierendes Musterbeispiel ist die Fernsehserie 'Schwester Stefanie' (allzeit bereit,<br />
omnipotent, fürsorglich, gehorsam gegenüber Vorgesetzten <strong>und</strong> Weisungsbefugten)<br />
2
2. Sprachlich: die Anrede 'Schwester' + Vorname impliziert einen pseudofamiliären Charakter.<br />
Krankenpflege ist die fast einzige Berufsgruppe im Krankenhaus, die sich von allen anderen<br />
Berufsgruppen <strong>und</strong> Patienten / Angehörige mit Vornamen anreden lässt (eigene Erfahrungen<br />
mit Änderung der Anrede ! - Irritation ausgelöst <strong>und</strong> das Gefühl, dass Informationen mit einer<br />
anderen Haltung weitergegeben wurden)<br />
• Krankenpflege gilt überwiegend noch als der verlängerte Arm der Medizin (gesellschaftlich,<br />
rechtlich, ärztliche MA, z.T. intraprofessionel):<br />
1. Sie nimmt einen Hilfsarbeiter-Status gegenüber den Ärzten ein.<br />
2. Unterstützt wird dieser Status noch durch das überwiegend praktizierte <strong>Pflege</strong>system, der<br />
funktionalen <strong>Pflege</strong>. Die Funktionspflege beruht auf eine bürokratisch hierarchische<br />
Organisationsform <strong>und</strong> die auf Zerlegung von vollständigen Aufgaben (Bettenr<strong>und</strong>e,<br />
Blutdruckmessung-R<strong>und</strong>e, Thermometerr<strong>und</strong>e), alle Informationen fließen nur bei der<br />
Stationsleitung zusammen (Hierarchisierung, Machtmonopol).<br />
3. Weisungsbefugnis hat der Arzt, es gibt keinen selbständig rechtlichen Aufgabenbereich der<br />
<strong>Pflege</strong>, für den sie sich verantworten muss. Sie handelt im Sinne der Fremdverantwortung <strong>und</strong><br />
hat gar keinen oder nur einen geringen Einfluss auf die Art <strong>und</strong> Weise der Aufgabenerfüllung,<br />
muss diese Entscheidungen aber häufig mittragen z.B. lebensverlängernde Maßnahmen bei<br />
infauster ärztlicher Diagnose. Das Modell der Fremdverantwortung wirkt nicht förderlich auf die<br />
Identifikation mit der Aufgabenerfüllung <strong>und</strong> kann zu Verhaltenswiderständen führen (- hat sich<br />
in vielen arbeitsorganisatorischen Zusammenhängen als unzweckmäßig erwiesen).<br />
4. Zu guter Letzt fällt es immer noch einem Großteil der <strong>Pflege</strong>gruppe schwer, die Anerkennung<br />
ihrer Tätigkeit aus dem eigenen Berufsverständnis heraus zu schöpfen. Anerkennung wird oft<br />
von den ärztlichen Mitarbeitern erwartet <strong>und</strong> zumeist nicht erfüllt, woraus dann Enttäuschung<br />
resultiert. Dieses hat ganz konkrete Auswirkungen auf das aktive Einbringen einer eigenen<br />
pflegerischen Perspektive in den Behandlungsverlauf , z.B. verhalten sich <strong>Pflege</strong>kräfte bei<br />
ärztlichen Visiten zurückhaltend <strong>und</strong> antworten nur auf Fragen.<br />
• Der langzeitige Widerstand der Mutterhäuser, Krankenpflege als Ausbildungsberuf zu etablieren,<br />
zeigt heute noch Auswirkungen in Bezug auf Etablierung von zeitgemäßen Ausbildungsstrukturen<br />
<strong>und</strong> -inhalten (vertikale <strong>und</strong> horizontale Durchlässigkeit der Ausbildung):<br />
1. Die Krankenpflegeausbildung ist bis heute nicht in das öffentlich-rechtliche System der<br />
Berufsausbildung eingeb<strong>und</strong>en wird (Sonderschulen)<br />
2. Eine Akademisierung fand erst in den letzten Jahren statt (<strong>Pflege</strong>wissenschaft, Pädagogik <strong>und</strong><br />
Management, weiterhin Schwierigkeiten mit der gr<strong>und</strong>ständigen Hochschulausbildung, wie es in<br />
vielen europäischen Ländern mittlerweile der Fall ist)<br />
• Der Einfluss der Mutterhäuser verhinderte die berufspolitische Organisation der <strong>Pflege</strong>berufe (1995:<br />
Mitglieder in Gewerkschaften 22% , in Berufsverbänden 23%) - Resultat ist eine gering<br />
einzuschätzende politische Durchsetzungsfähigkeit, was unweigerlich dazu führt, dass berufliche<br />
Interessen individuelle durchgesetzt werden müssen, was sich wiederum schwierig gestaltet im<br />
Hinblick auf die Hierarchiestrukturen des Krankenhauses.<br />
Trotz dieser historischen Wurzeln <strong>und</strong> deren Auswirkungen auf das berufliche Handeln der<br />
<strong>Pflege</strong>, halten Emanzipations- <strong>und</strong> Professionalisierungstendenzen Einzug in den Berufsalltag,<br />
wenn auch zögerlich <strong>und</strong> unter erschwerten systemischen Bedingungen.<br />
Der Berufsethos der <strong>Pflege</strong> (ICN-Ethikkodex) enthält vier gr<strong>und</strong>legende Aufgaben:<br />
• Ges<strong>und</strong>heit zu fördern, Krankheit zu verhüten, Ges<strong>und</strong>heit wiederherzustellen, Leiden zu lindern<br />
<strong>und</strong> ist untrennbar mit der Achtung der Menschenrechte, des Rechts auf Leben, auf Würde <strong>und</strong><br />
respektvolle Behandlung verb<strong>und</strong>en.<br />
• Hier hat er eine große Ähnlichkeit zu dem Berufsethos des ärztlichen Personals.<br />
3
• Jedoch liegt auch ein Konflikt aufgr<strong>und</strong> rechtlicher Rahmenbedingungen vor, da die<br />
Entscheidungsbefugnis therapeutischer Handlungen letztendlich beim Arzt liegt <strong>und</strong> demnach sich<br />
die <strong>Pflege</strong> häufig fragt, was zu ihrem originären Arbeitsauftrag gehört <strong>und</strong> wo ihr Arbeit delegiert<br />
wird, die womöglich andere nicht mehr übernehmen wollen.<br />
Professionelle <strong>Pflege</strong> wird heute als Dienstleistungsberuf verstanden mit der damit verb<strong>und</strong>enen<br />
arbeitsvertraglichen Regelung <strong>und</strong> der Honorierung von Mehrleistung (Ablösung der altruistischen<br />
Motivation).<br />
Ein wesentliches Charakteristikum des Dienstleistungsberufes ist die Gestaltung einer<br />
professionellen Beziehung zu Patienten, Angehörigen <strong>und</strong> auch anderen Berufsgruppen im<br />
Krankenhaus, d. h.:<br />
• In Bezug auf den kranken Menschen der Aufbau einer Beziehung, die unabhängig von der Arzt-<br />
Patient-Beziehung zu gestalten ist.<br />
• In Bezug auf die Kooperation mit ärztlichen Mitarbeitern, wo erwartet wird, dass die berufliche<br />
Perspektive der <strong>Pflege</strong> gehört <strong>und</strong> einbezogen wird.<br />
• Diese Wandlungen im beruflichen Selbstverständnis trafen in der frühen Vergangenheit <strong>und</strong> z.T.<br />
heute noch auf Widerstände der ärztlichen Berufsgruppe, da diese berufliche Beziehung auf die<br />
Dominanz ärztlicher Entscheidungen <strong>und</strong> der Ausführung von Anordnungen beruht <strong>und</strong> nicht auf<br />
einen Austausch verschiedener professioneller Sichtweisen (kulturelle Differenzen). Auswirkungen<br />
sind Spannungen, Konflikte, massive Abgrenzungen <strong>und</strong> Konkurrenzsituationen zwischen<br />
<strong>Pflege</strong>personal <strong>und</strong> ärztlichen Personal. Damit verb<strong>und</strong>en sind dysfunktionale Arbeitsvorgänge, die<br />
nicht am Interesse des Patienten <strong>und</strong> des Unternehmens orientiert sind<br />
• Eine weitere kulturelle Differenz zwischen der professionellen <strong>Pflege</strong> <strong>und</strong> dem System Krankenhaus<br />
stellt die Ausrichtung des Krankenhauses auf technikintensive Leistungen dar, wo<br />
kommunikationsintensive Leistungen einen wesentlich geringeren Stellenwert im Unternehmen<br />
eingeräumt werden.<br />
Das heutige Selbstverständnis des <strong>Pflege</strong>berufes legt eine ganzheitliche orientierte <strong>Pflege</strong> mit<br />
dem Patienten <strong>und</strong> seinem Bezugssystem zugr<strong>und</strong>e:<br />
• Ganzheitliche <strong>Pflege</strong> ist gekennzeichnet durch:<br />
1. vollständige <strong>Pflege</strong>aufgaben, also keine Fraktionierung der Tätigkeiten an einem Patienten,<br />
2. weiterhin eine hinreichende Patientenorientierung,<br />
3. <strong>und</strong> die Umsetzung des <strong>Pflege</strong>prozessmodells. d.h. eine auf diagnostische Erhebung<br />
basierende zielorientierte Planung, Durchführung <strong>und</strong> Evaluation von <strong>Pflege</strong>handlungen in<br />
Kooperation mit dem Patienten unter Einbezug wissenschaftlicher Erkenntnisse.<br />
• Ganzheitliche <strong>Pflege</strong> ist kaum in funktionsorientierte <strong>Pflege</strong>systeme umzusetzen, sondern erfordert<br />
ein Bezugspflegesystem, in der eine <strong>Pflege</strong>kraft für mehrere Patienten vollständig verantwortlich ist.<br />
Im Bezugspflegesystem laufen alle Informationen bei der verantwortlichen <strong>Pflege</strong>kraft zusammen,<br />
so das ein zielorientierter Behandlungsprozess mit dem Patienten erst möglich ist.<br />
• Die systemischen <strong>und</strong> personellen Rahmenbedingungen für Bezugspflegesysteme werden<br />
allerdings in den höchst arbeitsteilig <strong>und</strong> funktional orientierten Krankenhaussystemen kaum<br />
umgesetzt.<br />
• Viele Krankenhäuser nehmen in ihren Leitbildern die Patientenorientierung als Kriterium einer<br />
qualitätsorientierten Versorgung auf. Jedoch spiegelt sich hier nicht das Verständnis von<br />
Patientenorientierung wieder, wie es von der größten Berufsgruppe des Krankenhaus verstanden<br />
wird. Für viele <strong>Pflege</strong>nde bedeutet dieser Umstand eine Konfliktsituation, der sich nicht mit ihrem<br />
Berufsverständnis von einer qualitativ hochwertigen Patientenversorgung verträgt. Eine<br />
<strong>Unternehmenskultur</strong>, die solche Widersprüche in sich trägt, wird kaum ihre Identifizierung- <strong>und</strong><br />
Integrationsfunktion erfüllen.<br />
4
Die Veränderungen im beruflichen Selbstverständnis <strong>und</strong> somit in den Werthaltungen<br />
bestimmen demnach zunehmend berufliches Handeln, wie z.B.:<br />
• Die Formulierung von eigenen Zielen <strong>und</strong> pflegerischen Behandlungskonzepten sowie die<br />
Anwendung von Bewertungskriterien basierend auf ein ganzheitlich ausgerichtetes<br />
Ges<strong>und</strong>heitskonzept.<br />
• Dies hat wiederum Auswirkungen auf die organisatorische Gestaltung verb<strong>und</strong>en mit der Forderung<br />
nach einem Handlungsspielraum, der nicht durch ärztliche Anordnungen dominiert wird, sondern<br />
eine innerprofessionelle Kooperation verlangt, in der Behandlungsziele <strong>und</strong> -konzepte aller<br />
beteiligten Berufsgruppen <strong>und</strong> die des Patienten in Übereinstimmung gebracht werden müssen.<br />
• Und bei Verfolgung des beruflichen Auftrages die Notwendigkeit, einen Handlungs- <strong>und</strong><br />
Gestaltungsspielraum für technische <strong>und</strong> interaktionistische Leistungen auszuhandeln, um:<br />
1. Beratung, Anleitung <strong>und</strong> Schulung mit Patienten <strong>und</strong> Angehörigen durchführen zu können<br />
2. sowie die als notwendig erachtete Kooperationen mit anderen Berufsgruppen gelebt werden<br />
kann.<br />
Schluss:<br />
Veränderungen <strong>und</strong> Entwicklungen des subkulturellen Systems der <strong>Pflege</strong> haben unweigerlich Einfluss<br />
auf alle anderen Subkulturen im Krankenhaus sowie auf die gesamte <strong>Unternehmenskultur</strong>.<br />
Akzeptiert man die Differenzierung der Subkulturen als Bestandteile des gesamten Unternehmens- <strong>und</strong><br />
Organisationskultur, dann ist es wünschenswert, wenn diese komplementär <strong>und</strong> verstärkend auf die<br />
Hauptkultur wirken. Bislang eingesetzte Problemlösungsstrategien müssen dahingehend angeschaut<br />
werden, ob sie adäquat erscheinen oder dysfunktional wirken hinsichtlich einer gemeinsamen<br />
Hauptkultur. Dysfunktionale Strategien der einzelnen Subsysteme müssen bearbeitet werden.<br />
Dazu ist es notwendig, den Schnittstellen der Professionen besondere Aufmerksamkeit zu widmen.<br />
Wünschenswert wäre eine positiv gestaltete <strong>Unternehmenskultur</strong> im Krankenhaus, in denen die<br />
einzelnen Subkulturen verstärkend wirken, um im Sinne von gemeinsamen Strategien <strong>und</strong> einem<br />
gemeinsamen Konsens den Versorgungsauftrag des Krankenhauses zu erfüllen.<br />
Wie kann eine gemeinsame, berufsgruppenübergreifende Identität geschaffen werden? Dies<br />
geht m. E. nur darüber, dass man:<br />
• die Entwicklungs- <strong>und</strong> Aufbaulogik des jeweiligen Subkulturen reflektiert,<br />
• die Werte <strong>und</strong> Einstellungen, die das Denken, Verhalten <strong>und</strong> die Handlungen der Professionen<br />
kennzeichnen, verstehen lernt <strong>und</strong> sich vor diesem Hintergr<strong>und</strong> innerprofessionell auseinandersetzt<br />
• begreift, dass Tradition <strong>und</strong> Gegenwart der Subkulturen zukünftige Innovationen mitbestimmen,<br />
aber auch, dass Veränderungen in der einen Subkultur Wechselwirkungen haben auf andere<br />
Subkulturen <strong>und</strong> letztendlich auf die <strong>Unternehmenskultur</strong><br />
• <strong>und</strong> bislang eingesetzte Problemlösungsstrategien dahingehend angeschaut werden, ob sie<br />
adäquat erscheinen oder dysfunktional wirken hinsichtlich einer gemeinsamen Hauptkultur.<br />
Literatur:<br />
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Führung <strong>und</strong> Management im Krankenhaus, S. 99-110. Göttingen: Hogrefe.<br />
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Rosenstiel. v.L. (1992): Gr<strong>und</strong>lagen der Organisationspsychologie (S. 353-359). Stuttgart: Schäffer-<br />
Poeschel.<br />
Schreyögs, Georg (1999): Organisation. Gr<strong>und</strong>lagen moderner Organisationsgestaltung (S. 435-471).<br />
Wiesbaden: Gabler.<br />
Kontakt:<br />
Andrea Lamers<br />
Email: andres.lamers@fh-bielefeld.de<br />
Andrea Lamers ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der <strong>Fachhochschule</strong> Bielefeld. Sie arbeitet dort im<br />
Rahmen des internationalen Leonardo-Projekts mit an der Modulentwicklung für die <strong>Pflege</strong>ausbildung<br />
(http://www.pflegemodule.de). Andrea Lamers ist Fachkrankenschwester für Intensivpflege <strong>und</strong><br />
Anästhesie <strong>und</strong> Berufspädagogin. Das vorliegende Referat hat sie im Rahmen ihres derzeitigen<br />
Studiums der Ges<strong>und</strong>heitswissenschaften an der Universität Bielefeld gehalten.<br />
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