9. Leistung im Wechselstrom - schmidt-walter.eit.h-da.d...
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<strong>9.</strong> <strong>Leistung</strong> <strong>im</strong> <strong>Wechselstrom</strong><br />
<strong>9.</strong>1 <strong>Leistung</strong> am ohmschen Widerstand<br />
Die sinusförmige Wechselspannung und -strom am ohmschen Widerstand sind in Phase.<br />
u(t)=Û sin ωt<br />
i(t)=Î sin t<br />
ω<br />
Abb. <strong>9.</strong>1.: Strom und Spannung am ohmschen Widerstand<br />
Die z<strong>eit</strong>abhängige <strong>Leistung</strong> p(t) am ohmschen Widerstand beträgt:<br />
p(t) = u(t) ⋅ i(t) = U sin ωt ⋅ I sin ωt = U ⋅ I ⋅ sin 2 ωt = U ⋅ I ⋅ 1<br />
(1 − cos 2ωt)<br />
2<br />
u<br />
i<br />
p<br />
u(t)<br />
ÛÎ<br />
i(t)<br />
R<br />
t<br />
p=P=U I<br />
Abb. <strong>9.</strong>2.: Z<strong>eit</strong>licher Verlauf von Strom, Spannung und <strong>Leistung</strong> am ohmschen Widerstand<br />
Die Augenblicksleistung pulsiert mit 100Hz <strong>im</strong> 50Hz-Netz. Ihr arithmetischer Mittelwert<br />
beträgt P = U ⋅ I.<br />
Den Mittelwert der <strong>Leistung</strong> <strong>im</strong> <strong>Wechselstrom</strong>netz bezeichnet man als<br />
Wirkleistung.<br />
Die Wirkleistung am ohmschen Widerstand beträgt:<br />
P =<br />
U ⋅ I<br />
2 = U ⋅ I = I 2 2<br />
⋅ R =<br />
U<br />
R<br />
Die <strong>Leistung</strong> <strong>im</strong> <strong>Wechselstrom</strong>netz pulsiert mit doppelter Netzfrequenz<br />
Der Mittelwert der Augenblicksleistung heißt Wirkleistung P<br />
<strong>9.</strong>2 <strong>Leistung</strong> an der Induktivität und an der Kapazität<br />
Die sinusförmige Wechselspannung und -strom an der Induktivität und an der Kapazität sind<br />
um 90° Phasenverschoben.<br />
t<br />
S<strong>eit</strong>e <strong>9.</strong>1<br />
01.10.08<br />
ET1_9
u(t)=Û sin ωt<br />
i(t)=- Î cos t<br />
ω<br />
L<br />
i(t)=Î cos t<br />
ω<br />
u(t)=Û sin ωt C<br />
Abb. <strong>9.</strong>3.: Strom und Spannung an der Induktivität und an der Kapazität<br />
Die z<strong>eit</strong>abhängige <strong>Leistung</strong> p(t) an der Induktivität beträgt:<br />
p(t) = u(t) ⋅ i(t) = U sin ωt ⋅ −I cos ωt = U ⋅ I ⋅ sin ωt ⋅ cos ωt = U ⋅ I ⋅ 1<br />
sin 2ωt 2<br />
Strom, Spannung und <strong>Leistung</strong> an der Induktivität:<br />
u<br />
i<br />
p<br />
u(t)<br />
i(t)<br />
t<br />
t<br />
p=P=0<br />
Abb.<strong>9.</strong>4.: Z<strong>eit</strong>licher Verlauf von Strom, Spannung und <strong>Leistung</strong> an der Induktivität und an der Kapaität<br />
Die Augenblicksleistung pulsiert mit 100Hz <strong>im</strong> 50Hz-Netz. Ihr arithmetischer Mittelwert ist<br />
Null . Es wird <strong>im</strong> Mittel keine <strong>Leistung</strong> an die Induktivität übertragen, obwohl Spannung<br />
anliegt und Strom fließt.<br />
Die Induktivität n<strong>im</strong>mt keine <strong>Leistung</strong> auf. Das Gleiche gilt für die Kapazität. Die 90°<br />
Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung bewirkt, <strong>da</strong>ss die <strong>Leistung</strong> positiv und<br />
negativ wird, d.h. die Induktivität bzw. die Kapazität n<strong>im</strong>mt <strong>Leistung</strong> auf und gibt sie wieder<br />
ab. Diese <strong>Leistung</strong> wird als Blindleistung Q bezeichnet. Die <strong>Leistung</strong> pendelt zwischen<br />
Spannungsquelle und Induktivität bzw. Kapazität. Die Induktivität bzw. die Kapazität<br />
bezeichnet man in diesem Zusammenhang als Blindelement X.<br />
Der Mittelwert der Augenblicksleistung an der reinen Kapazität und der reinen<br />
Induktivität ist Null.<br />
<strong>9.</strong>3 Allgemeine <strong>Leistung</strong>sberechnung <strong>im</strong> <strong>Wechselstrom</strong>netz<br />
U<br />
I<br />
Z<br />
I cosϕ<br />
ϕ<br />
I<br />
U<br />
I sin ϕ<br />
Abb. <strong>9.</strong>5.: Strom und Spannung an der Impe<strong>da</strong>nz Z<br />
S<strong>eit</strong>e <strong>9.</strong>2<br />
01.10.08<br />
ET1_9
An einer allgemeinen <strong>Wechselstrom</strong>last sind die Spannung U und der Strom I<br />
phasenverschoben um den Winkel ϕ. Man kann den Strom in zwei Komponenen <strong>da</strong>rstellen,<br />
nämlich den Teil I cos ϕ in Phase mit U und den Teil I sin ϕ um 90° phasenverschoben von<br />
U. Ebenso könnte man die Spannung in einen Teil in Phase mit U und einen Teil um 90°<br />
phasenverschoben von I zerlegen. Das Produkt U I cos ϕ erzeugt die Wirkleistung an Z, <strong>da</strong>s<br />
Produkt U I sin ϕ die Blindleistung an Z. Das Produkt U I heißt Scheinleistung S (VA).<br />
Allgemein gilt:<br />
Wirkleistung 1 : P = U ⋅ I ⋅ cos ϕ (W)<br />
Blindleistung 2 : Q = U ⋅ I ⋅ sin ϕ (var)<br />
Scheinleistung 3 : S = U ⋅ I (VA)<br />
Zur Unterscheidung werden die verschiedenen <strong>Leistung</strong>en mit unterschiedlichen Einh<strong>eit</strong>en<br />
versehen: Wirkleistung in Watt (W), die Scheinleistung in VoltAmpere (VA) und die<br />
Blindleistung in Volt Ampere reaktiv (var).<br />
Der cos ϕ heißt <strong>Leistung</strong>sfaktor.<br />
P, Q und S bilden <strong>da</strong>s sogenannte <strong>Leistung</strong>sdreieck:<br />
ϕ<br />
S<br />
P<br />
Q<br />
Abb.<strong>9.</strong>6.: Das <strong>Leistung</strong>sdreieck<br />
S 2 = P 2 + Q 2<br />
<strong>9.</strong>4 Messen von Spannung, Strom und <strong>Leistung</strong> <strong>im</strong> <strong>Wechselstrom</strong>netz<br />
Spannungsmesser messen den Effektivwert der Spannung. Sie sollen möglichst wenig Strom<br />
aufnehmen, um die Messgröße nicht zu belasten. Sie sind deswegen sehr hochohmig.<br />
Strommesser messen den Effektivwert des Stromes. Sie sollen einen möglichst kleinen<br />
Spannungsabfall haben, <strong>da</strong>mit sie die Spannung am Messobjekt nicht merklich beeinflussen.<br />
Sie sind deswegen sehr niederohmig.<br />
<strong>Leistung</strong>smesser messen den Mittelwert der <strong>Leistung</strong>, d.h. die Wirkleistung. Sie haben einen<br />
Spannungspfad und einen Strompfad, weil sie Strom und Spannung messen und miteinander<br />
multiplizieren müssen. Der Spannungspfad ist sehr hochohmig, der Strompfad ist sehr<br />
niederohmig.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Wirkleistung: (real) power<br />
Blindleistung: reactive power<br />
Scheinleistung: apparent power<br />
S<strong>eit</strong>e <strong>9.</strong>3<br />
01.10.08<br />
ET1_9
V<br />
Z<br />
A<br />
Z<br />
P<br />
Spannungspfad<br />
Strompfad<br />
Abb. <strong>9.</strong>7.: Messen von Strom, Spannung und <strong>Leistung</strong><br />
Mittels der Strom-, Spannungs- und <strong>Leistung</strong>smessung können alle w<strong>eit</strong>eren Größen<br />
best<strong>im</strong>mt werden:<br />
S = U ⋅ I<br />
<strong>9.</strong>5 Blindstromkompensation<br />
cos ϕ = P<br />
S<br />
Z<br />
= P<br />
U ⋅ I<br />
Q = S ⋅ sin ϕ<br />
Blindleistung ist oft unerwünscht. Sie ist keine Nutzleistung, verursacht jedoch durch ihren<br />
Strom Verluste auf den L<strong>eit</strong>ungen. Industriebetriebe müssen deswegen nicht nur für<br />
Wirkleistung Gebühren an den Energieversorger bezahlen, sondern auch für Blindleistung. In<br />
Industriebetrieben wird deswegen der Blindstrom bzw. die Blindleistung kompensiert.<br />
U<br />
IΝ<br />
I cos ϕ<br />
ϕ<br />
I<br />
Ν<br />
U<br />
U<br />
IΝ I Ic<br />
V<br />
I =<br />
Ν<br />
I<br />
A<br />
I cos ϕ<br />
Abb. <strong>9.</strong>8.: Netzstrom bei der ohmsch-indutiven Last a)ohne und b) mit Blindstromkompensation<br />
Als Wirkleistung wird nur der Teil U ⋅ I cos ϕ übertragen. Demgegenüber fließt aber der<br />
deutlich größere Strom IN durch die Zul<strong>eit</strong>ungen bzw. durch die Netzl<strong>eit</strong>ungen (siehe Abb.<br />
<strong>9.</strong>8a) Die Zul<strong>eit</strong>ungen müssen deswegen für den Scheinleistungsstrom I d<strong>im</strong>ensioniert<br />
werden. Mit einem Trick, der sogenannten Blindstromkompensation kann der<br />
Zul<strong>eit</strong>ungsstrom vermindert werden. Man schaltet der ohmsch-induktiven Last einen<br />
Kondensator parallel. Dadurch wird der Strom IC addiert. Siehe Abb. <strong>9.</strong>8b. Durch die<br />
Zul<strong>eit</strong>ungen fließt nun der verminderte Strom IN = I cos ϕ.<br />
Für eine vollständige Blindstromkompensation muß gelten:<br />
Daraus folgt für C:<br />
Ic = I sin ϕ = U<br />
1/ωC<br />
C =<br />
I sin ϕ<br />
U ⋅ ω<br />
ϕ<br />
P<br />
Ic<br />
U<br />
S<strong>eit</strong>e <strong>9.</strong>4<br />
01.10.08<br />
Z<br />
ET1_9
Die Blindstromkompensation kann auch als Blindleistungskompensation betrachtet und<br />
berechnet werden. Indukive Blindleistung muß durch kapazitive Blindleistung und kapazitive<br />
Blindleistung durch induktive kompesiert werden. Dafür muß für <strong>da</strong>s Beispel in Abb. <strong>9.</strong>8<br />
gelten:<br />
Darus folgt wie oben:<br />
Qind = QC<br />
U ⋅ I ⋅ cos ϕ =<br />
C =<br />
I sin ϕ<br />
U ⋅ ω<br />
U 2<br />
1/ωC<br />
S<strong>eit</strong>e <strong>9.</strong>5<br />
01.10.08<br />
Hinweis:<br />
Es wird üblicherweise keine vollständige Kompensation durchgeführt. Bei kleinen Winkeln ϕ<br />
unterscheiden sich I und I cosϕ nicht wesentlich. Die vollständige Kompensation bringt<br />
gegenüber einer Kompensation auf cos ϕ = 0,9 nicht mehr viel, benötigt aber deutlich mehr<br />
Kompensationskondensatoren bzw. Kompensationsinduktivitäten.<br />
ET1_9