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Elektrische Maschinen<br />

Prof. Dr.-Ing. Heinz Schmidt-Walter<br />

Elektrische Maschinen 1 sind elektromechanische Wandler. Man unterscheidet elektrische<br />

Motoren und elektrische Generatoren. Erstere wandeln elektrische in mechanische Leistung,<br />

letztere mechanische in elektrische. Neben den elektromechanischen Wandlern zählt man die<br />

Transformatoren zu den elektrischen Maschinen. Sie werden als {em\ ruhende} elektrische<br />

Maschinen bezeichnet. Der Grund liegt in der ähnlichen Technik. Sie bestehen, wie die<br />

elektrischen Maschinen, aus einem Blechpaket mit Wicklungen und ihre physikalische<br />

Grundlage ist <strong>da</strong>s magnetische Feld.<br />

<strong>Grundlagen</strong> des magnetischen Feldes<br />

Die folgenden Anmerkungen zum magnetischen Feld sollen <strong>da</strong>s Verständnis für die<br />

elektrischen Maschinen erleichtern. Sie beschränken sich auf einige wenige Eigenschaften<br />

des magnetischen Feldes.<br />

Erzeugung eines magnetischen Feldes<br />

1. Ein stromdurchflossener L<strong>eit</strong>er bildet ein magnetisches Feld.<br />

Ein stromdurchflossener L<strong>eit</strong>er in einem homogenen Medium wird tangential von der<br />

magnetischen Flussdichte B umschlossen (Abb.1.1a). Die Flussdichte B ist ein Vektor, ihre<br />

Einh<strong>eit</strong> ist Tesla Vs<br />

1T 1 . Die magnetische Flussdichtelinien (Feldlinien) sind in sich<br />

m 2 <br />

geschlossen, sie haben keinen Anfang und kein Ende. Die Summe aller Flussdichtelinien<br />

bezeichnet man als magnetischen Fluss Vs<br />

B dA<br />

A<br />

B<br />

<br />

a<br />

I<br />

<br />

b<br />

I<br />

N<br />

Abb.1.1: a stromdurchflossener L<strong>eit</strong>er mit Magnetfeld; b Spule<br />

Wickelt man mehrere Windungen eines stromdurchflossenen L<strong>eit</strong>ers zu einer Spule, so<br />

addieren sich die jeweiligen Einzelmagnetfelder zu einem axialen Magnetfeld innerhalb der<br />

Wicklung (Abb1.1b).<br />

1<br />

Elektrische Antriebe: electrical drives<br />

S<strong>eit</strong>e 1.1


Elektrische Maschinen<br />

Prof. Dr.-Ing. Heinz Schmidt-Walter<br />

2. Erzeugung eines magnetischen Feldes mittels Permanentmagneten<br />

Permanentmagneten bestehen aus hartmagnetischen Werkstoffen, die durch Remanenz ihr<br />

Magnetfeld erhalten (siehe die Abschnitte 2.3.8.1 und 2.3.11).<br />

N<br />

B<br />

Abb. 1.2: permanent erregtes Magnetfeld<br />

S<br />

Motorprinzip<br />

Ein stromdurchflossener L<strong>eit</strong>er im Magnetfeld erfährt eine Kraft (Motorprinzip, siehe Abb.<br />

1.3).<br />

.<br />

Erregerstrom<br />

F<br />

N<br />

I<br />

S<br />

l<br />

B<br />

F<br />

N<br />

I<br />

r<br />

I<br />

S<br />

B<br />

F<br />

a<br />

b<br />

Abb. 1.3: Ein stromdurchflossener L<strong>eit</strong>er im Magnetfeld erfährt eine Kraft (Motorprinzip)<br />

Sie beträgt: F I l B <br />

. Wenn alle Größen senkrecht aufeinander stehen beträgt sie<br />

(Abb.1.3a):<br />

F I l B<br />

In elektrischen Motoren wird der stromführende L<strong>eit</strong>er N-mal axial um den zylinderförmigen<br />

Rotor gewickelt, so<strong>da</strong>ss die Kraft F NI l B beträgt. Diese Kraft tritt einmal je Pol auf,<br />

d.h. in Abb. 1.3b zweimal. Das resultierende Drehmoment beträgt:<br />

M 2 NI l B r<br />

S<strong>eit</strong>e 1.2


Elektrische Maschinen<br />

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Generatorprinzip<br />

In einem bewegten L<strong>eit</strong>er im Magnetfeld wird eine Spannung induziert (Generatorprinzip,<br />

siehe Abb. 1.4).<br />

Erregerstrom<br />

v<br />

N<br />

l<br />

B<br />

u q<br />

N<br />

<br />

r<br />

B<br />

u q<br />

S<br />

S<br />

a<br />

Abb. 1.4: In einem bewegten L<strong>eit</strong>er im Magnetfeld wird eine Spannung induziert (Generatorprinzip)<br />

Sie beträgt: u q l v B <br />

. Wenn alle Größen senkrecht aufeinander stehen beträgt sie<br />

(Abb1.4a):<br />

u q l v B<br />

In elektrischen Generatoren ist der bewegte L<strong>eit</strong>er N-mal axial um den rotierenden Rotor<br />

gewickelt, so<strong>da</strong>ss die induzierte Spannung u q Nl v B beträgt. Diese Spannung tritt einmal<br />

je Pol auf, d.h. in Abb 1.4b zweimal. Mit der Winkelgeschwindigk<strong>eit</strong> beträgt die<br />

resultierende Spannung:<br />

b<br />

u q 2 Nl r B<br />

Allgemeines Induktionsgesetz<br />

Die induzierte Spannung u q in einer L<strong>eit</strong>erschleife ist proportional der Änderung des<br />

magnetischen Flusses, der die L<strong>eit</strong>erschleife durchtritt (Abb. 1.5a):<br />

u q N d<br />

dt<br />

bzw.<br />

1 N u q dt Konst.<br />

Dabei ist es gleichgültig, ob sich die magnetische Flussdichte z<strong>eit</strong>lich ändert, oder ob sich die<br />

Fläche des umfassten Flusses z<strong>eit</strong>lich ändert (siehe auch Kap. 2.3.13).<br />

u q N d<br />

dt<br />

N <br />

dB A<br />

dt<br />

N A dB<br />

dt N B dA<br />

dt<br />

S<strong>eit</strong>e 1.3


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(t)<br />

<br />

u q<br />

t<br />

u q<br />

a<br />

u q<br />

b<br />

N <br />

Abb. 1.5: a u q<br />

und allgemein; b bei sinusförmigen Größen<br />

t<br />

Bei sinusförmiger Spannung u q ergibt sich ein um 90° nacheilender, sinusförmiger<br />

magnetischer Fluss (Abb. 1.5b):<br />

1 N u q dt 1 N <br />

U sin t dt <br />

1<br />

cos t<br />

N<br />

Hinweis: Auf die Angabe einer Integrationskonstanten wurde verzichtet, weil sich im<br />

stationären Zustand in jedem Fall ein mittlere magnetische Fluss gleich Null einstellt.<br />

Umgekehrt wird in einer L<strong>eit</strong>erschleife, die einen z<strong>eit</strong>lich veränderlichen Fluss umfasst, eine<br />

Spannung induziert:<br />

u q N d d sin t<br />

N N cos t<br />

dt dt<br />

Hinweis: Der magnetische Fluss ist nur abhängig von dem z<strong>eit</strong>lichen Verlauf der Spannung<br />

und der Windungszahl. Er wird durch <strong>da</strong>s Eisen nicht beeinflusst. Der Eisenkreis wird<br />

benutzt, um den Fluss zum Luftspalt zu l<strong>eit</strong>en (siehe Abb.1.5.b).<br />

Ferromagnetische Werkstoffe<br />

Der wichtigste ferromagnetische Werkstoff für elektrische Maschinen ist Eisen. Eisen<br />

bündelt <strong>da</strong>s magnetische Feld. Diese Eigenschaft wird mittels der relativen Permeabilität r<br />

quantifiziert. Der Wert von r<br />

liegt bei Eisen bei einigen tausend bis zehntausend.<br />

Anschaulich kann man sagen, <strong>da</strong>ss Eisen den magnetischen Fluss um den Faktor r<br />

besser<br />

l<strong>eit</strong>et als Luft. Mittels Eisen kann der magnetische Fluss in der elektrischen Maschine<br />

dorthin gelenkt werden, wo er gebraucht wird. Dies ist in der Regel der Luftspalt zwischen<br />

Stator und Rotor, denn dort befindet sich die stromdurchflossene Wicklung, die im Betrieb<br />

des Motors die momentenbildende Kraft erfährt. Der magnetische Fluss fließt in einem<br />

geschlossenen Umlauf. Der Eisenweg muss <strong>da</strong>her ebenfalls einen geschlossenen Umlauf<br />

bilden. Man bezeichnet den Weg des magnetischen Flusses deswegen als Eisenkreis. In<br />

Abb. 1.6.b verläuft der Eisenkreis vom Nordpol über den oberen Luftspalt, durch den Rotor,<br />

über den unteren Luftspalt, durch den Südpol und durch den Eisenrückschluss zurück zum<br />

Nordpol.<br />

S<strong>eit</strong>e 1.4


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Erregerstrom<br />

<br />

Eisenrückschluss<br />

N<br />

I<br />

N<br />

Pole<br />

Rotor<br />

<br />

Luftspalt<br />

S<br />

S<br />

a<br />

Abb. 1.6: a Eisenkreis mit Luftspalt; b Eisenkreis eines Motors<br />

b<br />

Eisen behält jedoch nur bis zu seiner Sättigungsgrenze die guten magnetfeldl<strong>eit</strong>enden<br />

Eigenschaften. Oberhalb der Sättigungsgrenze verliert es zunehmend diese Eigenschaft, bis<br />

es sich bei sehr hohen magnetischen Flussdichten wie Luft verhält. Deswegen kann man<br />

Eisen zur L<strong>eit</strong>ung des magnetischen Flusses nur unterhalb seiner Sättigungsgrenze nutzen.<br />

Die Sättigungsgrenze liegt üblicherweise zwischen 0,3 T (Ferrit) und 2T ( warmgewalzte<br />

Elektrobleche). Da der magnetische Fluss <strong>da</strong>s Flächenintegral über die Flussdichte B ist,<br />

benötigt man zur L<strong>eit</strong>ung eines bestimmten Flusses einen bestimmten Eisenquerschnitt.<br />

D.h. die Menge des benötigten Eisens hängt von der Größe des magnetischen Flusses ab.<br />

Streuung<br />

Das magnetische Feld verläuft nicht vollständig in dem gewünschten, durch <strong>da</strong>s Eisen<br />

vorgegebenen Weg. Ein Teil der Feldlinien schließt sich über die Luft. Dieser Effekt ist umso<br />

stärker, je stärker <strong>da</strong>s Eisen in die Sättigung gefahren wird. Die Summe dieser<br />

unerwünschten Feldlinien nennt man Streuung 2 oder Streufeld.<br />

I<br />

Streufeld<br />

Abb. 1.8: Streuung<br />

Eisenverluste<br />

Eisen wird bei einer Wechseldurchflutung warm, d.h. es entstehen Verluste. Diese setzen sich<br />

aus den Hystereseverlusten und den Wirbelstromverlusten zusammen.<br />

Hystereseverluste<br />

Sie entstehen bei dem Durchlaufen der Magnetisierungskurve (Hysteresekurve). Die in Abb.<br />

1.8a umschlossene Fläche hat die Dimension Wattsekunde pro Kubikmeter<br />

2<br />

Streuung: leakage<br />

S<strong>eit</strong>e 1.5


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( B H Vs A ). Diese Fläche ist proportional zum Quadrat der Aussteuerung B. Die<br />

m 2 m Ws <br />

m 3<br />

entstehende Verlustleistung ist außerdem proportional zur Frequenz.<br />

Daraus ergibt sich für die Hystereseverluste:<br />

P Hysteresis f B 2<br />

Wirbelstromverluste<br />

Ein magnetischer Wechselfluss erzeugt im Eisen nach dem Induktionsgesetz Spannungen<br />

( u ). Diese verursachen innerhalb des Eisens einen Strom. Dieser Strom wird als 3<br />

q d f B<br />

dt<br />

bezeichnet (Abb. 1.8b). Er verursacht Verluste, die proportional zu seinem Quadrat sind. Zur<br />

Reduzierung dieser Ströme wird <strong>da</strong>s Eisen geblecht. Je höher die Frequenz des<br />

Wechselflusses ist, desto feiner wird <strong>da</strong>s Eisen geblecht, wobei die Bleche gegeneinander<br />

isoliert sind. Für Hochfrequenzanwendungen wird <strong>da</strong>s Eisen aus einem Pulver<br />

zusammengepresst, <strong>da</strong>ss durch seinen Kleber in sich isoliert ist (Eisenpulverkerne, Ferrite).<br />

Für die Wirbelstromverluste folgt aus diesen Betrachtungen:<br />

P Wirbelstrom f 2 B 2<br />

.<br />

B<br />

(t)<br />

H<br />

u , i q<br />

a<br />

Abb. 1.8: a Hysteresekurve; b Wirbelstrom<br />

b<br />

Drehmoment, mechanische Leistung und Beschleunigung<br />

Elektrische Maschinen wandeln elektrische in mechanische Leistung und umgekehrt<br />

(Abb.1.9).<br />

Pv<br />

U<br />

I<br />

<br />

M<br />

Abb. 1.9: Leistungsbilanz eines elektrischen Motors<br />

Ein elektrischer Motor nimmt die elektrische Leistung P el U I auf und gibt die<br />

mechanische Leistung P mech M ab. Ein Generator nimmt die mechanische Leistung<br />

3<br />

Wirbelstrom: eddy current<br />

S<strong>eit</strong>e 1.6


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P mech M auf und gibt die elektrische Leistung P el U I ab. In beiden Fällen geht bei der<br />

Wandlung die Verlustleistung P v<br />

als Wärmeleistung verloren.<br />

Es gilt für den Motor:<br />

und für den Generator:<br />

P mech M P el P v U I P v<br />

P el U I P mech P v M P v<br />

Der Wirkungsgrad der Leistungswandlung ist <strong>da</strong>nn<br />

für den Motor:<br />

Mot P mech<br />

M <br />

P el U I<br />

und für den Generator: Gen P el<br />

U I<br />

P mech M <br />

Statt der Winkelgeschwindigk<strong>eit</strong> s 1 wird bei elektrischen Maschinen die Drehzahl 4<br />

n in Umdrehungen pro Minute (min -1 ) angegeben. Die mechanische Leistung beträgt<br />

<strong>da</strong>nn:<br />

P mech M M 2 f M 2<br />

n<br />

60 s<br />

min<br />

HINWEIS:<br />

Zur eindeutigen Handhabung der Winkelgeschwindigk<strong>eit</strong> und der Frequenz f wird stets<br />

in s -1 und f in Hz angegeben (obwohl s -1 statt Hz physikalisch ebenso richtig wäre).<br />

Typenschil<strong>da</strong>ngaben<br />

Die Typenschil<strong>da</strong>ngaben eines Motors beschreiben den Motor in einem Betriebspunkt, dem<br />

sogenannten Bezugspunkt oder Nennpunkt. Dieser Punkt wird mittels der Eingangsgrößen<br />

Spannung U N<br />

und Strom I N<br />

und der mechanischen Ausgangsgrößen Drehzahl n N<br />

und der<br />

mechanischen Leistung an der Welle P N<br />

angegeben. Dazu kommen ggf. w<strong>eit</strong>ere, für den<br />

Bezugspunkt notwendige Angaben, wie beispielsweise der Erregerstrom oder der cos bei<br />

Wechselstrommotoren.<br />

Die Leistungsangabe eines Motors betrifft immer die mechanische Wellenleistung<br />

Ist <strong>da</strong>s prinzipielle Drehzahldrehmomentverhalten des Motors (z.B. Reihenschluss-,<br />

Nebenschlussverhalten) bekannt, so kann mittels der Typenschil<strong>da</strong>ngaben näherungsweise<br />

auf alle anderen Betriebspunkte geschlossen werden.<br />

Baugröße, Drehmoment, Leistung<br />

Nach dem Motorprinzip gilt: M l B I . Geht man <strong>da</strong>von aus, <strong>da</strong>ss die Flußdichte im<br />

Nennbetrieb knapp unter der Sättigungsgrenze gefahren wird und der Strom durch die Dicke<br />

des Kupferdrahtes begrenzt ist, so muß zur Drehmomenterhöhung die Länge l des Motors,<br />

d.h. die Länge des Blechpaketes, wachsen. Eine Verdopplung des Drehmomentes 5 erfordert<br />

somit näherungsweise eine Verdopplung des Motorgewichtes.<br />

4<br />

5<br />

Die Baugröße eines Motors wächst näherungsweise mit dem Drehmoment.<br />

Drehzahl: speed (of rotation)<br />

Drehmoment: torque<br />

S<strong>eit</strong>e 1.7


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Die Leistung eines Motors beträgt P M Bei einer bestimmten Baugröße wächst die<br />

abgegebene Leistung mit der Drehzahl. Natürlich muß mit einer Leistungserhöhung auch der<br />

zugeführte Strom wachsen, d. h. die Wicklung muß einen größeren Kupferquerschnitt<br />

bekommen und die Belüftung des Motors muß verbessert werden, <strong>da</strong>mit die erhöhte<br />

Verlustleistung abgeführt werden kann. Dennoch gilt näherungsweise:<br />

Die Leistung des Motors wächst näherungsweise mit der Drehzahl<br />

Wünscht man eine bestimmte Antriebsleistung, so wählt man gerne eine hohe Drehzahl bei<br />

kleinem Drehmoment. Das führt zu einer kleinen Baugröße, geringem Gewicht und <strong>da</strong>mit zu<br />

einer kostengünstigen Antriebslösung. Oft ist es günstiger, einen hochdrehenden Motor mit<br />

vorgesetztem Getriebe einzusetzen, als einen langsam drehenden Motor ohne Getriebe<br />

(Beispiel: Heimwerkerbohrmaschinen, Scheibenwischermotoren). Ein wesentlicher Nachteil<br />

bei hochdrehenden Antrieben ist der hohe Geräuschpregel.<br />

Rechtslauf/Linkslauf<br />

Als Rechtslauf einer elektrischen Maschine bezeichnet man die Drehrichtung auf die Welle<br />

gesehen im Uhrzeigersinn.<br />

Drehzahl-Drehmoment-Arb<strong>eit</strong>spunkt<br />

Ein Antrieb besteht aus Motor und Last. Das Antriebsmoment M Mot<br />

eines Motors wird durch<br />

die anzutreibende Last mit dem Lastmoment M Last<br />

belastet. Als stabiler Arb<strong>eit</strong>spunkt stellt<br />

sich genau die Drehzahl n 1<br />

ein, in der <strong>da</strong>s Lastmoment gleich dem Antriebsmoment ist und<br />

die Lastkennlinie im Arb<strong>eit</strong>spunkt eine größere Steigung als <strong>da</strong>s Antriebsmoment hat<br />

(Abb.1.10). Verhalten sich die Steigungen anderes herum, so ist der Arb<strong>eit</strong>spunkt instabil.<br />

M<br />

Antriebsmoment MMot<br />

(Motorkennlinie)<br />

Lastmoment M Last<br />

(Lastkennlinie)<br />

Arb<strong>eit</strong>spunkt<br />

n 1<br />

n<br />

M<br />

M<br />

stabil<br />

instabil<br />

M Last<br />

MMot<br />

n<br />

M<br />

Mot<br />

M Last<br />

n<br />

Abb. 1.10: Arb<strong>eit</strong>spunkt zwischen Motor und Last<br />

Beschleunigung und Hochlaufz<strong>eit</strong>en<br />

Während des Hochlaufs eines Antriebs ist <strong>da</strong>s Antriebsmoment M Mot<br />

größer als <strong>da</strong>s stationäre<br />

Lastmoment M Last<br />

. Die Differenz M Mot<br />

- M Last<br />

treibt den Antrieb an, bis er seinen stabilen<br />

Arb<strong>eit</strong>spunkt erreicht hat. Für die Beschleunigung 6 einer Drehmasse gilt allgemein:<br />

M J d<br />

dt<br />

J: Massenträgh<strong>eit</strong>smoment 7 , : Winkelgeschwindigk<strong>eit</strong>.<br />

6<br />

7<br />

Beschleunigung: acceleration; Verzögerung: deceleration<br />

Massenträgh<strong>eit</strong>smoment: mass moment of inertia<br />

S<strong>eit</strong>e 1.8


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Für den Antrieb wird <strong>da</strong>raus: M Mot M Last J d , wobei J <strong>da</strong>s gesamte<br />

dt<br />

Massenträgh<strong>eit</strong>smoment des Antriebs ist (Motor und Last). Rechnet man die<br />

Winkelgeschwindigk<strong>eit</strong> in die Drehzahl n um, ergibt sich:<br />

M Mot M Last J d<br />

dt J<br />

2<br />

60 s<br />

min<br />

d n<br />

d t<br />

M<br />

Antriebsmoment M<br />

Mot<br />

M Mot -MLast<br />

Lastmoment M Last<br />

Arb<strong>eit</strong>spunkt<br />

n 1<br />

n<br />

Abb. 1.11: Darstellung des resultierenden Beschleunigungsmomentes M Mot<br />

-M Last<br />

Beschleunigung<br />

Die Beschleunigung beträgt:<br />

d<br />

dt M Mot M Last<br />

J<br />

bzw.<br />

d n<br />

d t M Mot M Last<br />

J<br />

60 s<br />

min<br />

2<br />

Hochlaufz<strong>eit</strong><br />

Aus M Mot M Last J<br />

2<br />

60 s<br />

min<br />

d n<br />

d t<br />

folgt die Hochlaufz<strong>eit</strong>:<br />

t Hoch J <br />

2<br />

60 s<br />

min<br />

n 1<br />

<br />

1<br />

<br />

d n<br />

M<br />

0 Mot M Last<br />

Theoretisch erreicht der Antrieb natürlich nie seinen Arb<strong>eit</strong>spunkt, weil <strong>da</strong>s antreibende<br />

Drehmoment umso kleiner wird, je näher die Drehzahl an den Arb<strong>eit</strong>spunkt kommt. Sofern<br />

die Motor- und Lastkennlinie analytisch vorliegen, kann man bis 1 oder 2% an den<br />

Arb<strong>eit</strong>spunkt heranrechnen, um ein endliches Ergebnis zu erhalten. In der Praxis liegen die<br />

Motor- und Lastkennlinie in der Regel nicht analytisch vor, sondern als gemessene Graphen.<br />

Dann kann man die Hochlaufz<strong>eit</strong> abschnittsweise bestimmen, indem man den Hochlauf in i<br />

Abschnitte unterteilt und für jeden Abschnitt die Abschnittshochlaufz<strong>eit</strong> t m<br />

mittels des<br />

Differenzenquotienten berechnet (Abb. 1.12):<br />

M J<br />

2<br />

60 s<br />

min<br />

d n<br />

d t J<br />

2<br />

60 s<br />

min<br />

n<br />

t<br />

Daraus folgt für jeden Abschnitt:<br />

S<strong>eit</strong>e 1.9


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M m J<br />

2 n m<br />

60 s t<br />

t m J 2 n m<br />

m 60 s M<br />

min<br />

min m<br />

m: Zähler für die Berechnungsabschnitte<br />

Die Hochlaufz<strong>eit</strong> beträgt <strong>da</strong>nn:<br />

t Hoch t m<br />

M<br />

Antriebsmoment<br />

M<br />

M<br />

M<br />

M<br />

Lastmoment<br />

Arb<strong>eit</strong>spunkt<br />

n<br />

n n n<br />

n1 n2 n3 n4<br />

n<br />

Abb. 1.12: Zur abschnittsweisen Berechnung der Hochlaufz<strong>eit</strong><br />

Die abschnittsweise Berechnung der Hochlaufz<strong>eit</strong> führt ber<strong>eit</strong>s bei sehr grober<br />

Abschnittswahl zu sehr kleinen Fehlern, insbesondere <strong>da</strong>nn, wenn für den letzten Abschnitt<br />

ein kleines Drehzahlintervall gewählt wird.<br />

Beschleunigungsweg<br />

Der Hochlauf eines Antriebes führt zu einem Beschleunigungsweg bzw. bei negativer<br />

Beschleunigung zu einem Bremsweg. Bei rotierenden Systemen beschreibt man den<br />

Beschleunigungsweg zweckmäßigerweise durch den zurückgelegten Winkel oder durch die<br />

Angabe der Umdrehungen, die der Antrieb während der Beschleunigungsphase ausgeführt<br />

hat.<br />

Der zurückgelegte Winkel während der Beschleunigung von einer beliebigen Drehzahl n 1<br />

zur Drehzahl n 2<br />

kann mittels der Beschleunigungsz<strong>eit</strong>en berechnet werden.<br />

Allgemein gilt:<br />

d<br />

dt<br />

und<br />

t 2<br />

1,2 t dt<br />

t 1<br />

Mit d gilt für die Winkeländerung im Z<strong>eit</strong>intervall t näherungsweise t.<br />

dt<br />

Für die Winkelgeschwindigk<strong>eit</strong> wird die mittlere Winkelgeschwindigk<strong>eit</strong> des jeweiligen<br />

Z<strong>eit</strong>inkrements (Berechnungsabschnitts) eingesetzt.<br />

Setzt man anstatt der Winkelgeschwindigk<strong>eit</strong> die Drehzahl n (min -1 ) ein, so berechnet sich <br />

zu:<br />

m m t m n m n m1<br />

2<br />

<br />

2 <br />

60 s t m<br />

min<br />

; m im Bogenmaß<br />

S<strong>eit</strong>e 1.10


Elektrische Maschinen<br />

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Der während der Beschleunigung zurückgelegte Winkel ist gleich der Summe der<br />

Einzelwinkel m<br />

:<br />

m<br />

Die Anzahl der Umdrehungen Z im Z<strong>eit</strong>inkrement t berechnen sich:<br />

Z m m<br />

2 n m n m1 t<br />

m<br />

2 60 s<br />

min<br />

Die während der Beschleunigung zurückgelegten Umdrehungen Z betragen <strong>da</strong>nn:<br />

Z Z m<br />

BEISPIEL<br />

entsprechend Abb. 1.12:<br />

Hochlaufz<strong>eit</strong> t hoch<br />

:<br />

J<br />

M 1<br />

1<br />

J<br />

M 2<br />

2<br />

J<br />

M 3<br />

3<br />

J<br />

M 4<br />

4<br />

J 2 <br />

M 1<br />

n<br />

60 s 1<br />

min<br />

J 2 <br />

M 2<br />

n<br />

60 s 2<br />

min<br />

J 2 <br />

M 3<br />

n<br />

60 s 3<br />

min<br />

J 2 <br />

M 4<br />

n<br />

60 s 4<br />

min<br />

J 2 <br />

M 1<br />

<br />

60 s<br />

min<br />

n 1 t 1<br />

J 2 <br />

M 2<br />

<br />

60 s<br />

min<br />

n 2 n 1 t 2<br />

J 2 <br />

M 3<br />

<br />

60 s<br />

min<br />

n 3 n 2 t 3<br />

J 2 <br />

M 4<br />

n<br />

60 s 4 n 3 t 4<br />

min<br />

Hochlaufz<strong>eit</strong>: t 1 t 2 t 3 t 4<br />

t hoch<br />

Beschleunigungswinkel und Anzahl der Umdrehungen Z:<br />

1 t 1 n 1<br />

2 <br />

2 60 s/ min<br />

1 1<br />

2 t 2 n 2n 1 2 <br />

2 60 s/ min<br />

2 2<br />

3 t 3 n 3n 2 2 <br />

2 60 s/ min<br />

3 3<br />

4 t 4 n 4n 3 2 <br />

2 60 s/ min<br />

4 4<br />

Beschleunigungswinkel 1 2 3 4<br />

:<br />

Anzahl der Umdrehungen:<br />

<br />

<br />

2 <br />

Z<br />

S<strong>eit</strong>e 1.11

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