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Heimattreffen am 2. Mai 2004 - Banater Berglanddeutsche

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Richard Wagner wurde 1952 geboren. „Als ich ein Kind war, lebte meine F<strong>am</strong>ilie im rumänischen Banat im Dreiländereck<br />

Rumänien, Jugoslawien, Ungarn“, schreibt er in einem autobiographischen Text. Seit 1987 lebt Wagner in Berlin. Aber das Land,<br />

die Region seiner Herkunft lässt ihn nicht los. Was hier geschehen ist und geschieht, beschäftigt den Schriftsteller bis heute. In<br />

dem 2001 erschienen Roman „Miss Bukarest“ werden die Protagonisten, die als Täter oder Opfer im Netz der Securitate verstrickt<br />

waren, von ihrer Vergangenheit eingeholt. 2003 erregt Wagner mit seinem Buch „Der leere Himmel“ Aufmerks<strong>am</strong>keit. Es<br />

ist eine Reise „Ins Innere des Balkan“, ein Versuch, die jugoslawische Katastrophe zu verstehen. Es ist eine komplizierte, vielschichtige<br />

Materie, mit der sich Wagner, für den Leser gut nachvollziehbar, auseinandersetzt. Das Buch ist im Aufbau-Verlag erschienen<br />

und kann über den Buchhandel bezogen werden.<br />

In der ADZ-Beilage „<strong>Banater</strong> Zeitung“ veröffentlicht Wagner seit einiger Zeit gesellschaftspolitische Betrachtungen, die ihn als<br />

genauen, kritischen Beobachter der Entwicklung im heutigen Rumänien ausweisen. Den folgenden Beitrag haben wir der<br />

„<strong>Banater</strong> Zeitung“ vom 26. November 2003 entnommen. Die Veröffentlichung in unserer Verbandszeitung erfolgt mit freundlicher<br />

Genehmigung des Verfasserss.<br />

Jobs im Ausland sind begehrt. Doch es ist nicht Abenteuerlust,<br />

sondern Not, welche die Menschen in Rumänien veranlasst,<br />

sich als Gastarbeiter zu bewerben. Die Jobs werden aufgrund<br />

bilateraler Abkommen über das Amt für Migration von<br />

Arbeitskräften in Bukarest und über die lokalen Arbeitsämter vermittelt.<br />

In der Presse wird bekannt gegeben, für welche Arbeiten<br />

Leute gebraucht werden. Ein Abkommen mit Deutschland<br />

besteht seit 1991. Seit 1999 können jährlich 6.000 Rumänen neun<br />

Monate lang völlig legal in Deutschland arbeiten. Die Bewerber<br />

müssen ein Berufsdiplom, mindestens zwei Jahre Berufserfahrung<br />

und gute Deutschkenntnisse haben und zwischen 18-40<br />

Jahren alt sein. Anfang Januar wurden Frauen zwischen 20-40<br />

Jahren zum Erdbeerpflücken in Spanien gesucht. Allein in<br />

Bukarest bewarben sich 5.000 Personen. (Vor einem Jahr kritisierte<br />

die ADZ, dass Bewerber aus der Provinz bei der Stellenvergabe<br />

benachteiligt werden.) Wie das Arbeitsministerium kürzlich<br />

mitteilte, sind 2002 und 2003 insges<strong>am</strong>t 20.000 Stellen für<br />

Spanien vermittelt worden. Rund 45 Millionen Euro hätten die<br />

Rumänen dort verdient.<br />

Mihai Pacepa floh 1978 in die USA. Der Geheimdienst-General<br />

wurde nach seiner Flucht in Abwesenheit wegen Hochverrats und<br />

Fahnenflucht zum Tode verurteilt. Sein Vermögen wurde beschlagnahmt.<br />

Das Urteil wurde 1999 aufgehoben. Nun fordert Pacepa,<br />

der unter falschem N<strong>am</strong>en in den USA lebt, über seinen Anwalt<br />

das Vermögen (wertvolle Bilder, eine Waffens<strong>am</strong>mlung, ein Haus<br />

in Bukarest) zurück, ebenso den Rang des Generals und die<br />

Rente, die ihm als General seit 1978 zustehe, insges<strong>am</strong>t 3<br />

Millionen Dollar. Den Anspruch auf Rang und Rente findet<br />

10<br />

Zwei Ereignisse der letzten Zeit, das Referendum über die<br />

Verfassungsänderung in Rumänien mit seiner bedrohlich<br />

geringen Wahlbeteiligung und die aus dem gleichen Grund<br />

zum wiederholten Mal gescheiterten Präsidentenwahl in<br />

Serbien, haben ein Schlaglicht auf ein osteuropäischen<br />

Problem geworfen: Das stetige Abnehmen des Interesses<br />

an der Politik.<br />

Auf den ersten Blick mag dies für den Beobachter verwunderlich<br />

erscheinen, befindet sich Osteuropa doch in einer<br />

historischen Umbruchphase, in der die Weichen für die Zukunft<br />

gestellt werden. Es geht praktisch ums Ganze. Langgehegte<br />

Wünsche der jeweiligen Völker lassen sich nach<br />

dem Rückzug Russlands plötzlich verwirklichen. Die über<br />

Jahrhunderte erträumte Integration der Ost- und Südosteuropäer<br />

in das Projekt des Westens kann sich zum erstenmal<br />

ungestört vollziehen.<br />

Das ist die Oberfläche. Darunter aber liegt eine hässliche<br />

Realität. Die Transformation ist in den meisten Ländern von<br />

großen Verwerfungen begleitet worden. Die Einführung der<br />

Marktwirtschaft und die Wiederherstellung der Eigentumsverhältnisse<br />

haben nicht selten zu einer Polarisierung in der<br />

Gesellschaft geführt. Wenige sind reich geworden, viele dagegen<br />

arm. Die neue rechtliche Verankerung des Privateigentums,<br />

eine unerlässliche Voraussetzung der Marktwirtschaft,<br />

ging paradoxerweise auf Kosten der Freiheit. Wer<br />

nichts hat, kann auch nichts entscheiden.<br />

Freiheit und Armut<br />

Aus dem alten Apparat und den neuen Aufsteigergruppen<br />

bildeten sich räuberische Eliten, die die Gesellschaft zum<br />

Teil sch<strong>am</strong>los ausbeuten und die demokratischen Institutionen<br />

für ihre Machtinteressen missbrauchen. Sie bedienen<br />

sich des demokratischen Diskurses, wie man sich einer<br />

Ideologie bedient. Während die politische Klasse vor allem<br />

durch Korruption und Inkompetenz auffällt, fühlt sich die<br />

Bevölkerung machtlos wie eh und je.<br />

Daraus ziehen viele Bürger einen einfachen Schluss: Sie<br />

gehen nicht zur Wahl. Es ist ein Protest aus der Ohnmacht<br />

heraus. Man will nicht verschiebbare Masse sein. Gerade<br />

aber durch die Verweigerung räumt man das Feld, dass sich<br />

der Bürgergesellschaft 1989, durch das Aufbegehren gegen<br />

den Totalitarismus, geöffnet hat.<br />

Die osteuropäischen Gesellschaften sind nach einem verwirrenden<br />

Jahrzehnt der Transformation weiterhin in einem<br />

ungefestigten Zustand. Ob sich die Grundlagen des<br />

Westens in den jeweiligen Ländern ausreichend verankern<br />

lassen, hängt schließlich von dem Willen und der Kraft der<br />

Bürger ab, sich und ihre Länder gegen die Auswirkungen<br />

der Krise und die Gefahren, die vom Nationalismus und der<br />

organisierten Kriminalität ausgehen, zu verteidigen. Wenn<br />

die noch sehr fragilen demokratischen Institutionen nicht<br />

genutzt werden, profitieren die Populisten und Extremisten.<br />

Von denen aber sollte es Osteuropa, angesichts seiner<br />

historischen Erfahrung, reichen. Richard Wagner<br />

Staatspräsident Iliescu „zumindest selts<strong>am</strong>“. Er werde von<br />

Ceaus¸escu verliehene Grade nicht wieder vergeben, sagte er.<br />

Alles andere sei Sache der Justiz. Pacepa müsse aber zuerst den<br />

rechtmäßigen Erwerb des Vermögens nachweisen. Es sei ja<br />

bekannt, wie in jenen Zeiten manche Vermögen zustande k<strong>am</strong>en.<br />

Zwei Rumänisch-Amerikaner wollen in Rumänien<br />

Staatspräsident werden. Am 28. November <strong>2004</strong> finden<br />

Parl<strong>am</strong>ents- und Präsidentschaftswahlen statt. Zwei Rumänisch-<br />

Amerikaner haben in Bukarest verkündet, dass sie für das höchste<br />

Amt im Staat kandidieren wollen. Lia Roberts, Geschäftsfrau<br />

und Chefin der Republikaner in Nevada, will als unabhängige<br />

Kandidatin antreten. Ihre einzige Partei sei das rumänische Volk,<br />

für das sie eine „radikale Wende“ anstrebe, erklärte sie. Roberts<br />

wird von der Humanistischen Partei (PUR) unterstützt, um die<br />

300.000 Unterschriften zu s<strong>am</strong>meln, die sie für die Hinterlegung<br />

der Kandidatur braucht. Constantin Timoc, der seit 1968 in den<br />

USA lebt und als NASA-Berater tätig ist, will für die Nationale<br />

Christlich-Demokratische Bauernpartei (PNT¸CD) antreten.<br />

Hildegard Puwak wurde zu unrecht verdächtigt. Ehemann<br />

und Sohn der ehemaligen Ministerin für Europäische Integration, die<br />

auch Mitglied des Deutschen Forums ist, hatten für ihre Firmen EU-<br />

Fördergelder bekommen. Die rumänischen Medien witterten Korruption<br />

und setzten die Ministerin unter Druck, bis sie schließlich<br />

von ihrem Amt zurücktrat. Doch weder die rumänische Antikorruptionsbehörde,<br />

noch das Europäische Amt zur Bekämpfung von<br />

Veruntreuungen konnten ihr strafrechtliche Vergehen nachweisen.<br />

Und so wurde die Akte Puwak endgültig geschlossen.

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