Dr. Frank Achermann - Bayer Diabetes Care Schweiz
Dr. Frank Achermann - Bayer Diabetes Care Schweiz
Dr. Frank Achermann - Bayer Diabetes Care Schweiz
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
28 29<br />
KoHLenHyDRATe<br />
Das Gleichgewicht finden<br />
Kohlenhydrate auf der einen, Insulin auf der anderen Seite. <strong>Dr</strong>. <strong>Frank</strong> <strong>Achermann</strong> sagt, warum<br />
Diabetiker diese beiden Gegenspieler ins Gleichgewicht bringen müssen.<br />
Kohlenhydrate sind der Oberbegriff für verschiedene<br />
Zuckerarten, die vom Menschen<br />
gut oder weniger gut verdaut werden können.<br />
Als rascher Energielieferant aus dieser Gruppe<br />
ist die Glucose – im Volksmund besser als<br />
Traubenzucker bekannt – wichtig. Der Körper<br />
kann sie in der Leber selber herstellen,<br />
braucht lediglich Eiweiss und Fett dazu. Von<br />
aussen müsste man dem Körper also keine<br />
Glucose zuführen.<br />
Warum verzichten wir denn nicht einfach auf<br />
das Essen von Kohlenhydraten? <strong>Dr</strong>. <strong>Frank</strong><br />
<strong>Achermann</strong>, Endokrinologe und Diabetologe<br />
mit eigener Praxis in Luzern: «Als der Mensch<br />
sesshaft wurde, begann er, Felder zu bestellen<br />
und Getreide – also reine kohlenhydratreiche<br />
Nahrungsmittel – anzupflanzen. Getreide<br />
hatte den Vorteil, dass man es sehr gut lagern<br />
und sich nach der Ernte das ganze Jahr<br />
damit ernähren konnte. Die Menschen arbeiteten<br />
hart und führten von aussen immer<br />
mehr von dieser rasch verfügbaren Energie<br />
zu. Das war bequem.»<br />
Um Kohlenhydratenergie in den Muskel<br />
transportieren zu können, muss der Körper<br />
Insulin ausschütten. <strong>Dr</strong>. <strong>Achermann</strong>: «Bei<br />
gesunden Menschen reguliert die Bauchspeicheldrüse<br />
die Insulinabgabe vollautomatisch.<br />
Bei Diabetikern hingegen ist anfänglich<br />
vor allem die frühe Phase der Insulinsekretion<br />
gestört. Es bedeutet, dass gleich nach<br />
dem Essen zu wenig oder gar kein Insulin<br />
ausgeschüttet wird, sodass der im Blut zur<br />
Verfügung gestellte Traubenzucker von den<br />
Muskelzellen nicht aufgenommen werden<br />
kann. Die bekannte Folge: Der Blutzuckerspiegel<br />
schiesst über das normale Mass hinaus.»<br />
Was können Diabetiker also tun? <strong>Dr</strong>. <strong>Achermann</strong>:<br />
«Sie können Kohlenhydrate mit einem<br />
niedrigen glykämischen Index zu sich nehmen.<br />
Das sind solche, die erst langsam vom<br />
Körper aufgespalten und verdaut werden<br />
müssen, bis sie als Zucker ins Blut gelangen.<br />
Auf diese Weise steigt der Blutzuckerspiegel<br />
nicht so steil an und er bleibt<br />
länger auf dem mittleren Niveau.<br />
Es entsteht kein<br />
steiles Auf und Ab der<br />
Werte. Die medikamentöse<br />
Korrektur kann<br />
moderater erfolgen.»<br />
Trotzdem müssen Diabetiker<br />
in jedem Fall abschätzen,<br />
welche Menge an<br />
Kohlenhydraten sie zu sich neh-<br />
www.bayerdiabetes.ch<br />
men, damit sie die zur Verstoffwechselung<br />
dieser Kohlenhydrate richtige Menge Insulin<br />
spritzen können. <strong>Dr</strong>. <strong>Achermann</strong>: «Genau,<br />
der Blutzuckerspiegel im Körper muss im<br />
Gleichgewicht sein. Natürlich nur in einer<br />
gewissen Bandbreite, aber die sollte man<br />
wirklich einhalten. Was der Körper von gesunden<br />
Menschen automatisch erledigt,<br />
muss der Diabetiker eben von aus sen steuern.»<br />
Zwischen 3,5 und 7,8 mmol pro Liter ist<br />
die Blutzuckerkonzentration beim Gesunden.<br />
Das gilt als normaler Bereich. Je früher der<br />
<strong>Diabetes</strong> entdeckt wird, desto eher müssen<br />
die Blutzuckerspiegel den normalen Werten<br />
angepasst sein. Hyper- und Hypoglykämien<br />
sind zu vermeiden. Das Gleiche macht der<br />
gesunde Körper ja auch. Schäden an den<br />
Gefässen werden so verhindert. «Um die<br />
Grenzen richtig auszuloten, empfehle ich<br />
meinen Patienten, eine Stunde nach dem<br />
Essen zu messen, denn dann ist der Wert<br />
naturgemäss am höchsten.»<br />
Die <strong>Diabetes</strong>-Therapie bzw. das <strong>Diabetes</strong>-<br />
Management bedarf einer gehörigen Portion<br />
an Disziplin und Einsicht. Das Perfide am<br />
<strong>Diabetes</strong> ist, dass er nicht wehtut und unmittelbar<br />
keine Schäden verursacht. Erst auf die<br />
lange Dauer greift er die Gefässe, zum Beispiel<br />
jene der Augen, an. Die Schäden sind<br />
dann nicht mehr rückgängig zu machen.<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Achermann</strong> weiss: «Wer schon einmal<br />
eine Komplikation durchmachen musste,<br />
wie Herzinfarkt, Augenoperation oder Nierenversagen,<br />
nimmt seinen <strong>Diabetes</strong> viel<br />
ernster. Solche Patienten wissen, worum es<br />
geht, und stellen ihren Blutzucker sehr gut,<br />
ein. Es braucht häufig solch ein Stolpern,<br />
Mit der Waage veranschaulicht <strong>Dr</strong>. <strong>Frank</strong> <strong>Achermann</strong> seinen Patienten die Beziehung von Kohlenhydraten zu Insulin.<br />
www.bayerdiabetes.ch