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Österreichischer <strong>Buchklub</strong> <strong>der</strong> <strong>Jugend</strong><br />

Autorin : Jutta Kleedorfer © buchklub, kleedorfer


Preisbücher 2005 0<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Karla Schnei<strong>der</strong> / Stefanie Harjes 1<br />

Die Häuser <strong>der</strong> Selma Khnopff<br />

(Bil<strong>der</strong>buchpreis)<br />

Marjaleena Lembcke / Sybille Hein 7<br />

Ein Märchen ist ein Märchen ist ein Märchen<br />

(Kin<strong>der</strong>buchpreis)<br />

Hubert Schirneck / Melanie Kemmler 17<br />

Flaschenpost für Papa<br />

(Kin<strong>der</strong>buchpreis)<br />

Chiara Carrer / Marco Carrara 21<br />

Arifs Schatz<br />

(Kollektion)<br />

Elisabeth Reichart 28<br />

Lauras Plan<br />

(Kollektion)<br />

Andrew Clements 34<br />

Frindel o<strong>der</strong> die Kunst ein Wort neu zu erfinden<br />

(Kollektion)<br />

Uschi Flacke 40<br />

Hannah und <strong>der</strong> Schwarzkünstler Faust<br />

(Kollektion)<br />

Patrice Kindl 49<br />

Verloren im Labyrinth<br />

(Kollektion)<br />

Walter Kohl 57<br />

fuck off Koff<br />

(Kollektion)<br />

Gregor Tessnow 61<br />

Knallhart<br />

(Kollektion)


Preisbücher 2005 1<br />

Karla Schnei<strong>der</strong> / Stefanie Harjes<br />

Die Häuser <strong>der</strong> Selma Khnopff<br />

St. Pölten, Wien, Linz: NP Buchverlag 2004<br />

40S., ISBN3 3-85326-290-2<br />

Inhalt<br />

Die extravagante Schnecke Selma Khnopff beschließt umzuziehen: „Was Besseres<br />

finde ich je<strong>der</strong>zeit.“ Die Suche nach einem neuen Haus wird zur Suche nach neuen<br />

Möglichkeiten ihrer Persönlichkeit. Nacheinan<strong>der</strong> werden Fingerhutblüten-Zelt,<br />

Streichholzschachtel-Hochhaus, eine Walnuss-Schale, ein Erdloch und ein auf dem<br />

Wasser treibendes Seerosenblatt ausprobiert und wie<strong>der</strong> verworfen. Auf ein Neues:<br />

„Nur wer nie was riskiert, macht keine Fehler.“ Selma erlebt nicht nur viel, sie<br />

begegnet auch unterschiedlichen freundlichen wie feindlichen Wesen. Doch ein<br />

Freund ist immer für sie da: Hugo Willumsen, ein hilfsbereiter Käfer, dessen Einsatz<br />

nicht immer gebührend gewürdigt wird. Ob sie sich in seine Schwimmflügel<br />

bewehrten Arme begibt, bleibt letztlich offen. Denn Selmas Motto lautet: Never take<br />

second best!<br />

Eine in kurzen, punktgenauen Sätzen erzählte Geschichte, <strong>der</strong>en Illustrationen in<br />

Collagetechnik wun<strong>der</strong>bar auf die sprachlich dichten Bil<strong>der</strong> abgestimmt sind und sie<br />

assoziativ erweitern.<br />

Selma ist ein sprunghaftes Wesen auf <strong>der</strong> Suche nach örtlicher wie emotionaler<br />

Orientierung und bleibt doch ihrem anspruchsvollen Wesen treu: Kreativität,<br />

Sehnsucht nach besseren Existenzmöglichkeiten, Beharrlichkeit im Denken und<br />

Fühlen, Eitelkeit und königliches Selbstbewusstsein sind nicht nur typisch für Selma,<br />

son<strong>der</strong>n für alle jungen Menschen auf ihrem Weg einer zukünftigen<br />

Lebensgestaltung.<br />

Empfehlung:<br />

Ab 5 (Verlagsangabe), zum Vorlesen, zum Selberlesen ab 3. Schulstufe, geeignet für<br />

alle Altersgruppen<br />

Themenbereiche<br />

• Suche nach Identität, Bestätigung des Selbstbewusstseins<br />

• Entwicklung einer extravaganten Persönlichkeit<br />

• Problemlösen<br />

• Behausungen<br />

• ungleiche Freundschaft<br />

Textprobe<br />

Eines Tages kam Selma Khnopff aus <strong>der</strong> Schule und hatte von ihrem alten Haus die Nase<br />

voll.Ich ziehe um, sagte sie sich. Was Besseres finde ich je<strong>der</strong>zeit. Sie hatte keine festen<br />

Vorstellungen. Was ihr vorschwebte, waren mehr Ideen. Das Fingerhut-Zelt schien die<br />

Erfüllung all ihrer Träume. Es wog so gut wie nichts und wäre auch für obdachlose Elfen gut<br />

genug gewesen. Allein schon diese karminsamtene Außenfarbe! Selbst im Inneren<br />

herrschte rotes Schummerlicht.<br />

Ein zufälliger Regenschauer machte das Glück vollkommen. Denn Selma Khnopff liebe den<br />

Regen. Das heißt, eigentlich liebte sie vor allem die Welt nach dem Regen.<br />

Es prasselte und prasselte. Manche Tropfen waren so schwer und hart wie Eicheln. Im alten<br />

Haus hatte sie davon nie etwas gespürt,Nur wer nie was riskiert, macht keine Fehler, tröstete<br />

sich Selma Khnopff., Und sie warf den welken Lappen, <strong>der</strong> einmal ein rosa Zelt gewesen<br />

war, in den Komposteimer. Das nächste Mal würde sie eben mehr auf feste Wände achten.


Preisbücher 2005 2<br />

Tipps für die Bucharbeit<br />

Teste deinen Wortschatz!<br />

In <strong>der</strong> Textprobe kommen schwierige Wörter vor.<br />

• Ordne die unten stehenden Wörter den Erklärungen zu.<br />

• Schreibe den Buchstaben <strong>der</strong> Erklärung in die Mittelspalte und übertrage in<br />

die die Lösungszeile.<br />

• In die richtige Reihenfolge gebracht ergeben sie den Namen jener Dame, die<br />

auf Seite 27 abgebildet ist.<br />

Beispiel:<br />

1. karminsamtfarben<br />

L scharlachrot L<br />

Frage<br />

Erklärung<br />

1. karminsamtfarben märchenhafte Naturwesen O<br />

2. obdachlos Frucht <strong>der</strong> Eiche I<br />

3. Elfe etwas wagen, aufs Spiel setzen N<br />

4. schummrig kleines Stück Stoff, mit dem<br />

man putzt<br />

B<br />

5. prasseln eine Behausung im Freien aus<br />

Stangen und einem festen Stoff<br />

darüber<br />

A<br />

6. Eicheln Dünger aus Erde und<br />

verrotteten pflanzlichen und<br />

tierischen Abfällen<br />

K<br />

7. riskieren scharlachrot L<br />

8. welk etwas fällt mit lauten, kurzen<br />

Geräuschen irgendwohin T<br />

9. Lappen Rundes Gefäß aus Plastik o<strong>der</strong><br />

Blech für Abfall o<strong>der</strong><br />

Flüssigkeiten<br />

S<br />

10. Zelt ohne Haus E<br />

11. Kompost Einfall, Gedanke T<br />

12. Eimer nicht mehr frisch E<br />

13. Idee sehr schwaches Licht N<br />

Des Rätsels Lösung:<br />

Die strenge Dame heißt<br />

1.<br />

2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13.


Preisbücher 2005 3<br />

Dein Traum-Haus<br />

1. Zeichne dein Traumhaus in die Mitte und beantworte die Fragen<br />

Welche<br />

Farbe hat<br />

es?<br />

Beschreibe<br />

dein<br />

Zimmer!<br />

Wo steht<br />

es?<br />

Zeichne<br />

dein<br />

Traumhaus<br />

!<br />

Wie viele<br />

Räume hat<br />

es?<br />

Wer wohnt<br />

darin?<br />

Aus<br />

welchem<br />

Material ist<br />

es gebaut?<br />

2. Beschreibe anhand <strong>der</strong> Skizze einem/r Partner/in dein Traumhaus<br />

3. Bildet Vierergruppen und zeichnet ein Plakat von eurem gemeinsamen<br />

Traumhaus, in dem jede/r gerne wohnen möchte.<br />

4. Stellt <strong>der</strong> Klasse euer gemeinsames Haus vor !<br />

5. Bewertet die Vorschläge mit Punkten – 3 P.= hervorragend, 2 P. = sehr gut, 1P. =<br />

interessant 0 P.= schlecht und vergebt einen Architektur-Preis!<br />

Gruppe Titel: z.B. Bauernhaus Punktezahl Gesamtwertung<br />

Gruppe 1<br />

Gruppe 2<br />

Gruppe 3<br />

Gruppe 4<br />

Gruppe 5<br />

Gruppe 6


Preisbücher 2005 4<br />

Die vielen Häuser <strong>der</strong> Selma K.<br />

Zündholz-<br />

Schachtel<br />

Haustyp<br />

Schneckenhaus<br />

Fingerhut-Zelt<br />

Streichholz-<br />

Schachtel<br />

Nuss-Schale<br />

Erdhöhle<br />

Seerosenblatt<br />

Hugos Haus<br />

Nuss-<br />

Schale<br />

Fingerhut-<br />

Zelt<br />

Was gefällt Selma daran?<br />

Vorteile?<br />

Erdhöhle<br />

Hugos<br />

Haus?<br />

Seerosen-<br />

Blatt<br />

Was gefällt ihr nicht?<br />

Nachteile?


Preisbücher 2005 5<br />

Das Gute am Fehlermachen<br />

Selma ist überzeugt: “Nur wer nie was riskiert, macht keine Fehler.“<br />

Kleingruppengespräch:<br />

• Was riskiert Selma auf <strong>der</strong> Suche nach neuen Häusern?<br />

• Was gewinnt sie?<br />

• Welche Fehler macht sie?<br />

z.B.<br />

leicht wie ein Zelt<br />

karminsamt schummrig<br />

Fingerhut-Zelt<br />

bietet keinen Schutz vor <strong>der</strong><br />

Witterung<br />

ein Lappen zum Wegwerfen<br />

Erzähle/ schreibe eine Geschichte, in <strong>der</strong> du einen Fehler gemacht hast.<br />

Kennst du ein Beispiel für folgende Fehler:<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

5.<br />

6.<br />

7.<br />

Wortgebrauch „Fehler“<br />

etwas falsch machen<br />

Sie spricht gut Deutsch, sie<br />

macht fast keine Fehler.<br />

Die Ursache des Unglücks war<br />

ein technischer Fehler.<br />

Es war mein Fehler, dich nicht<br />

anzurufen, dich warten zu<br />

lassen ….<br />

Kristallgläser … mit kleinen<br />

Fehlern sind billiger.<br />

Mit Augengläsern können<br />

Sehfehler behoben werden.<br />

Einen Fehler wie<strong>der</strong> gut<br />

machen.<br />

Beispiel dafür


Preisbücher 2005 6<br />

Fragen für kluge Köpfe<br />

• Bildet Kleingruppen und sucht auf folgende Fragen eine Antwort:<br />

1. Wer wohnt in einem IGLU?<br />

2. Was ist ein TIPI?<br />

3. Wann wurden BURGEN gebaut?<br />

4. Was ist ein WOLKENKRATZER?<br />

5. Wo gibt es JURTEN?<br />

6. Was für ein Gebäude ist ein Amphietheater?<br />

7. Wer wohnt in einem NEST?<br />

Tipp: Wörterbücher, Lexika, das Internet helfen bei <strong>der</strong> Beantwortung <strong>der</strong> Fragen.<br />

• Fragen-Antworten-Spiel<br />

Jede Gruppe schreibt drei Fragen auf und gibt sie zur Beantwortung an die<br />

nächste Gruppe weiter.<br />

Beispiel:<br />

Fragen <strong>der</strong> Gruppe A<br />

Wo leben Störche im Winter?<br />

Wo bauen Störche bei uns ihre Nester?<br />

Was finden Zugvögel ihre Flugrouten?<br />

Muster<br />

Fragen <strong>der</strong> Gruppe …<br />

Antworten <strong>der</strong> Gruppe B<br />

Antworten <strong>der</strong> Gruppe …


Preisbücher 2005 7<br />

Marjaleena Lembcke / Sybille Hein<br />

Ein Märchen ist ein Märchen ist ein Märchen<br />

St. Pölten, Wien, Linz: NP Buchverlag 2004<br />

128 S., ISBN 3-85326-285-6<br />

Inhalt<br />

Eine königliche Familie, bestehend aus Vater König, Mutter Königin und Tochter<br />

Prinzessin, ist in Schwierigkeiten. Mitten beim gemütlichen Frühstück weigert sich<br />

Diener Ludwig auch nur eine weitere Bewegung zu machen, denn <strong>der</strong> letzte Satz des<br />

Schriftstellers lautet: „Der treue Diener Ludwig steht vor <strong>der</strong> Tür des<br />

Frühstücksraums“. Der Dichter hat eine Schreibblockade, weshalb die königliche<br />

Familie gezwungen ist, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Der Einstieg aus <strong>der</strong><br />

Märchenwelt in die wirkliche Welt ist schwierig und voller Überraschungen. Niemand<br />

scheint die Sprache <strong>der</strong> drei Märchenfiguren zu verstehen, ob nun die beiden<br />

weiblichen Wesen neue Kleidung kaufen wollen o<strong>der</strong> ob <strong>der</strong> König eine Rede vor<br />

streikenden Arbeitern hält. Erst als ihnen ein etwa 13jähriger Junge zu Hilfe kommt,<br />

<strong>der</strong> ebenso wie sie aus einer unvollendeten Geschichte hervorgegangen ist, sind sie<br />

dem Geheimnis des Schriftstellers auf <strong>der</strong> Spur. Sie machen die Bekanntschaft mit<br />

Graf von Eselsbrücken, <strong>der</strong> behauptet eine <strong>der</strong> größten Bibliotheken <strong>der</strong> Welt zu<br />

besitzen, voll mit abgelegten o<strong>der</strong> weggeworfenen Manuskripten. Diese werden von<br />

einem dreiköpfigen Drachen bewacht, <strong>der</strong> endlich von <strong>der</strong> Märchenschar befreit wird,<br />

da er nichts lieber tut als ganze Geschichten zu lesen. Inzwischen hat sich die<br />

märchenhafte Gruppe um fünf straffällig gewordene <strong>Jugend</strong>liche vergrößert, weiters<br />

um 11 Waisenkin<strong>der</strong>. Mittlerweile findet <strong>der</strong> Schriftsteller durch die Begegnung mit<br />

einem Stadtstreicher und den sich verselbständigten Buchgestalten wie<strong>der</strong> seine<br />

Schaffenskraft, schreibt das begonnene Märchen zu Ende und stellt es allen vor.<br />

Obwohl die einzelnen handelnden Personen Einspruch erheben möchten gegen<br />

Teile <strong>der</strong> vollendeten Geschichte, lässt sich diesmal <strong>der</strong> Schriftsteller nicht beirren.<br />

Er erzählt ein mo<strong>der</strong>nes Märchen vom ständigen Kampf zwischen Gut und Böse,<br />

zwischen Arm und Reich, zwischen Macht und bösem Zauber bis hin zum guten<br />

Ende. Denn die Schlossbewohner schaffen es, die Flammen des Bösen zu löschen.<br />

Ob aber Prinzessin Rosarot nun den neu hinzugekommenen Prinzen heiraten wird<br />

o<strong>der</strong> doch den Jungen Don Quijote, das bleibt offen. Denn: „Der Schriftsteller hat<br />

sich noch nicht entschieden. Wer in diesem Märchen lebt, wird es erleben.“<br />

Empfehlung:<br />

Ab 8 Jahren, geeignet ab 3. bis 12. Schulstufe<br />

Themenbereiche:<br />

• Literarisches Spiel mit Märchenfiguren und Märchenstrukturen<br />

• Vermischung von Fiktion und Realität<br />

• Spiel mit <strong>der</strong> Sprache<br />

• Märchen und ihre vielfältige Bedeutung<br />

• Kraft <strong>der</strong> Phantasie<br />

• Selbstständigkeit, Verantwortung, soziale Kompetenzen<br />

• Lebensweisheiten


Preisbücher 2005 8<br />

Textprobe<br />

„Marie!“, rief <strong>der</strong> König laut. „Marie!“<br />

Marie zuckt nicht einmal mit einer Wimper.<br />

Der König rief nach dem Kammerdiener, <strong>der</strong> vor <strong>der</strong> Tür des Speisesaals stand.<br />

„Ludwig!“, rief er, und als er keine Antwort bekam, rief er noch einmal:<br />

„Ludwig, bist du taub geworden? Ich spreche mit dir!“<br />

„Nein, mein König! Ja, mein König, ich höre Sie, aber ich kann nichts tun. Mir sind<br />

die Hände gebunden.“<br />

„Was soll das heißen? Hat man dich gefangen genommen?“<br />

„Nein, mein König, aber <strong>der</strong> letzte Satz des Schriftstellers lautete: Der treue<br />

Diener Ludwig steht vor <strong>der</strong> Tür des Frühstücksraums. An<strong>der</strong>e Anweisungen<br />

habe ich nicht bekommen.“<br />

Der König seufzte: „Diese Abhängigkeit von <strong>der</strong> Geschichte! Wiegt denn das Wort<br />

des Schriftstellers mehr als das Wort des Königs? – Und du, meine liebe Tochter,<br />

hör auf, deinen Teller anzustarren. Würdest du dir, bitte, ein einziges Mal in<br />

deinem Leben den Marmeladentoast selbst streichen?“<br />

Die Prinzessin warf ihre goldenen Locken in den Nacken, sah ihren Vater mit dem<br />

eisigsten Prinzessinnenblick an und fragte: „Und Marie? Was bleibt ihr dann noch<br />

zu tun, wenn ich meinen Toast selbst mit Butter und Marmelade bestreiche?“<br />

„Das lass mal Maries Sorge sein. Bedienstete haben immer etwas zu tun. Wenn<br />

sie denn was tun wollen.“<br />

Der König schüttelte das königliche Haupt und meinte: „Ich muss mich wohl mehr<br />

um deine Erziehung kümmern, deine Mutter tut es ja nicht.“<br />

„Das ist nicht ihre Schuld“, sagte die Prinzessin. „Sie muss doch tagsüber<br />

schlafen, wenn sie die ganze Nacht wach bleibt.“<br />

In dem Augenblick ging die Tür auf und die Königin erschien. Sie trug einen<br />

malvenfarbenen Morgenrock und Hausschuhe aus <strong>der</strong>selben Farbe. Die Königin<br />

hielt sich die Hand vor den Mund und gähnte ausgiebig.<br />

„Schon wie<strong>der</strong> habe ich kein Auge zutun dürfen. Ich möchte, dass du etwas<br />

dagegen unternimmst, mein Liebster. Ich laufe die ganze Nacht durch das<br />

schlafende Schloss und tagsüber soll ich mich ins Bett legen und das<br />

Dornröschen spielen. Wo ist <strong>der</strong> junge Mann, <strong>der</strong> für dieses Märchen zuständig<br />

ist?“<br />

Seite 8 f.<br />

Tipps für die Bucharbeit<br />

Darstellendes Spiel:<br />

Märchen werden lebendig<br />

• Lest euch die Textprobe gut durch und spielt den Text frei nach.<br />

• Unterstreicht im Text alle Rollen – Erzähler, König, Diener Ludwig,<br />

Prinzessin, Königin - mit unterschiedlichen Farben, lernt den Text<br />

auswendig und spielt die Szene.<br />

• Überlegt euch in Gruppen, wie die Geschichte weitergeht und stellt eure<br />

Fortsetzung <strong>der</strong> Klasse vor. Entwerft eine Handlungsskizze mit<br />

unterschiedlichen Möglichkeiten.


Preisbücher 2005 9<br />

Markenzeichen ® „Märchen“<br />

Stellt zusammen, was alles zu einem richtigen Märchen gehört! Beantwortet die<br />

einzelnen Fragen und schreibt sie stichwortartig in die Kästchen!<br />

Welchen Namen<br />

trägt er/ sie?<br />

…in an<strong>der</strong>en<br />

Märchen<br />

Wo wohnt<br />

er/sie?<br />

Welche Klei<strong>der</strong><br />

trägt er/sie?<br />

Welche<br />

Accessoires<br />

(Schuhe, Wäsche,<br />

Schmuck,..) hat<br />

er/sie?<br />

Woran erkennt<br />

man ihn/sie?<br />

(Zeichen <strong>der</strong> Macht,<br />

<strong>der</strong> Schönheit, des<br />

Reichtums)<br />

Wie bewegt<br />

er/sie sich fort?<br />

(Fortbewegungsmittel)<br />

Was isst und<br />

trinkt er/sie?<br />

Was tut er/sie<br />

den ganzen<br />

Tag?<br />

Wer befindet<br />

sich noch im<br />

Märchen?<br />

KÖNIG<br />

z.B. König<br />

Fragezeichen<br />

KÖNIGIN<br />

PRINZESSIN<br />

PRINZ


Preisbücher 2005 10<br />

Märchen über Märchen<br />

Da ist einiges durcheinan<strong>der</strong> geraten.<br />

Entscheide, ob richtig o<strong>der</strong> falsch, ob die Figur/ <strong>der</strong> Gegenstand zu dem Märchen<br />

gehört o<strong>der</strong> nicht.<br />

Trage die richtigen Buchstaben in <strong>der</strong> Reihenfolge in die Antwortkästchen ein.<br />

Des Rätsels Lösung 1 sind die Menschen, die die schönsten deutschen Volksmärchen<br />

gesammelt und aufgeschrieben haben.<br />

Richtig o<strong>der</strong> falsch?<br />

Märchen<br />

Figur /Gegenstand<br />

richtig falsch<br />

1. Rotkäppchen Einhorn D B<br />

2. Hänsel und Gretel Knusperhäuschen R E<br />

3. Das tapfere Schnei<strong>der</strong>lein Großmutter K U<br />

4. Dornröschen Küchenjunge E O<br />

5. Schneewittchen Zwerge D W<br />

6. Froschkönig Riese S E<br />

7. Prinzessin auf <strong>der</strong> Erbse goldene Kugel T R<br />

8. Der gestiefelte Kater Esel H G<br />

9. Tischlein deck dich Knüppel R F<br />

10. Rumpelstilzchen Müllerstochter I C<br />

11. Der Wolf und die sieben<br />

Geißlein<br />

glühende Kohlen P M<br />

12. Sterntaler Hemdchen M L<br />

Beispiel: richtig falsch<br />

3. Das tapfere Schnei<strong>der</strong>lein Großmutter K U<br />

1.<br />

2. 3.<br />

U<br />

1 Lösung: BRUEDER GRIMM<br />

4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.


Preisbücher 2005 11<br />

Alles hat einen Namen<br />

In Märchen haben die Personen oft keine Eigennamen.<br />

Doch: „Wenn Kin<strong>der</strong> geboren werden, bekommen sie von ihren Eltern einen Namen.<br />

Die Eltern suchen meistens schon lange vor <strong>der</strong> Geburt nach dem schönsten Namen<br />

für ihr Kind, ein Name ist wichtig… (S. 99)<br />

Weißt du, aus welchem Land die Adoptivkin<strong>der</strong> aus aller Welt und <strong>der</strong> Junge „Seite<br />

13“ sind und wie sie heißen?<br />

Suche auf einem Globus o<strong>der</strong> einer Weltkarte die Län<strong>der</strong>!<br />

Biege die beiden äußeren Spalten nach hinten.<br />

Verbinde mit Linealstrichen die Namen mit je einem Land. Wie viele hast du richtig<br />

erraten? Kontrolliere selbst, biege die äußeren Spalten zurück.<br />

1. ALICE Persien (Märchen Sindbad <strong>der</strong> Seefahrer) 3.<br />

2. DON QUIJOTE Tschuktien 5.<br />

3. SINDBAD Finnland 6.<br />

4. IGOR Land <strong>der</strong> Samen (Lappland) 8.<br />

5. GOGOI Japan 9.<br />

6. RUUSU- MARJA Russland 7.<br />

7. ANDREJ England (Alice im Wun<strong>der</strong>land) 1.<br />

8. SANJA Spanien 10.<br />

9. OZAKI-SAN Land <strong>der</strong> Samen (Lappland) 11.<br />

10. JUAN Deutschland/ Österreich 12.<br />

11. MERVI Russland 4.<br />

12. GRETEL Spanien (Ritterroman „Don Quijote) 2.<br />

13. MARYANN Italien 14.<br />

14. MARCO England 13.<br />

15. JOANNE Italien 17.<br />

16. ROSAROT England 15.<br />

17. ITALO ??? 16.<br />

Der Name ist für jeden etwas ganz Beson<strong>der</strong>es. Bei <strong>der</strong> Namensnennung geben die<br />

Eltern ihrem Kind mit dem Namen eine Art „Schutzpatron“ mit. Je<strong>der</strong> sollte lernen,<br />

mit dem Namen <strong>der</strong> Freunde und Mitmenschen liebevoll umzugehen. 2<br />

Je<strong>der</strong> hat eine Menge Namen:<br />

1. Familienname: …….<br />

2. Vorname: ……….<br />

3. Spottname: ist herabsetzend und kränkend, Bezeichnung für körperliche<br />

Beson<strong>der</strong>heiten, Entstellung des Namens<br />

4. Spitzname: weist auf Wohlwollen und Vertrautheit hin,<br />

entsteht in Spiel- und Lerngemeinschaften<br />

5. Kosename: ist gefühlsbetont, familiär, positiv gemeint<br />

Wie lauten deine verschiedenen Namen? Wer nennt dich wie?<br />

2 Vgl. Praxis Deutsch, Heft 122, November 1993


Preisbücher 2005 12<br />

Frage deine Eltern, besprich dich mit Freund/inn/en und gestalte ein Namensplakat!<br />

Familienname<br />

..................<br />

ICH<br />

Spottname Vorname<br />

................. ..............<br />

Spitzname Kosename<br />

................ ................<br />

• Welchen Namen hättest du gerne?<br />

Erzähle, warum!<br />

• Kennst du „Namensgeschichten“, z.B. vom heiligen Leopold, <strong>der</strong> heiligen<br />

Barbara, dem heiligen Petrus, dem heiligen Martin, …..?<br />

• Wer feiert wann seinen Namenstag?<br />

Name<br />

Kalen<strong>der</strong> - Datum<br />

dein Name …………<br />

Josef 19. März<br />

Eva 24. Dezember<br />

Martin 11. November<br />

Barbara<br />

Monika<br />

Peter<br />

Franz<br />

• Wie heißen die Namenspatrone <strong>der</strong> österreichischen Bundeslän<strong>der</strong>, an <strong>der</strong>en<br />

Namenstag die Kin<strong>der</strong> schulfrei haben?<br />

Bundesland Namenspatron Namenstag /Feiertag<br />

Burgenland<br />

Kärnten<br />

Nie<strong>der</strong>österreich<br />

Oberösterreich<br />

Salzburg<br />

Steiermark<br />

Tirol<br />

Vorarlberg<br />

Wien


Preisbücher 2005 13<br />

Gestatten, Graf von Eselsbrücken<br />

Eine Eselsbrücke ist so etwas wie ein kleiner Spruch, oft ein Reim, mit dem<br />

man sich Daten und Fakten besser merken kann.<br />

Einige Beispiele:<br />

Frage: Wann wurde Rom gegründet?<br />

Eselsbrücke: Sieben – fünf – drei –<br />

kroch Rom aus dem Ei!<br />

Frage: Wann steht in einem Wort nie tz o<strong>der</strong> ck?<br />

Eselsbrücke: Nach l, n, r,<br />

das merk dir ja,<br />

steht nie tz und nie ck!<br />

Frage: Wie merkt man sich, ob ein Monat 30 o<strong>der</strong> 31 Tage hat?<br />

Eselsbrücke: Mit beiden Händen eine Faust machen, mit <strong>der</strong> Oberseite<br />

Nebeneinan<strong>der</strong> legen und von links außen mit dem 1. Knöchel<br />

(= Jänner, 31 Tage) beginnen, dann Zwischenraum<br />

(Februar 28/29 Tage), dann 2. Knöchel (= März, 31 Tage),<br />

Zwischenraum (= April, 30 Tage), u.s.w.<br />

Frage: Wie heißen die neun Musen, die Schutzgöttinnen <strong>der</strong> Künste und<br />

Wissenschaften?<br />

Eselsbrücke: KLIO-ME-TER-THAL<br />

EU-ER-UR-PO-KAL!<br />

Klio (Geschichte), Melpomene (Tragödie), Terpsichore (Tanz)<br />

Thalia (Komödie), Euterpe (Flötenspiel und Gesang),<br />

Erato (Lyrik), Urania (Astronomie), Polyhymnia (Musik),<br />

Kalliope (Dichtung und Wissenschaft)<br />

• Nennt selbst Beispiele, die euch helfen, etwas sich zu merken.<br />

• Fragt eure Fachlehrer/innen nach weiteren Beispielen.<br />

Quiz:<br />

Jede/r schreibt je ein Beispiel auf einen Zettel mit einer Frage, auf <strong>der</strong> Rückseite<br />

die „Eselbrücke“. Mischt die Zettel und bildet zwei Gruppen: Zieht <strong>der</strong> Reihe nach<br />

die Fragen. Sieger ist die Gruppe, die die meisten Antwort weiß.<br />

Übrigens:<br />

Jemand eine Eselsbrücke bauen, heißt so viel wie jemandem helfen, etwas leichter<br />

machen.<br />

Erzähle:<br />

Hast du selbst schon jemandem eine Eselsbrücke gebaut o<strong>der</strong> gebaut bekommen?


Preisbücher 2005 14<br />

• Sätze, die zu denken geben<br />

Überlegt die Aussage dieser Sätze und sagt mit eigenen Worten, was damit gemeint<br />

sein könnte. (Zuerst portionsweise in Kleingruppen, dann im Klassenplenum)<br />

• „Brauchen wir Schriftsteller?“ (S. 12)<br />

• „Vielleicht sollten wir lernen, unser Leben selbst in die Hand zu nehmen.“<br />

(S.12)<br />

• „Jede Verän<strong>der</strong>ung sollte mit <strong>der</strong> Frage beginnen: Warum tue ich das, was ich<br />

gerade vorhabe zu tun.“ (S.13)<br />

• „Er ist doch schon öfters weggegangen. Mach dir darüber keine Gedanken.<br />

So etwas nennt man eine schöpferische Pause.“ (S.15)<br />

• „Der Schriftsteller hat uns nicht gerade eine üppige Gar<strong>der</strong>obe zugeschrieben.<br />

… Weil er ein Mann ist! Und auch noch ein Mann ohne Phantasie!“ (S.25)<br />

• „Ich meine, gibt es Sie wirklich o<strong>der</strong> sind Sie erfunden?“ – „Also, ich meine,<br />

dass es mich wirklich gibt. Sind Sie so eine Art Philosoph, <strong>der</strong> nicht glaubt,<br />

was er sieht o<strong>der</strong> spürt? Ich meine, sind Sie so ein Typ, <strong>der</strong> nicht glaubt, dass<br />

die Bank, auf <strong>der</strong> er sitzt, wirklich da ist?“ (S.30)<br />

• „Märchen haben mir was gebracht. Das, was es bringen sollte. Ich war in einer<br />

an<strong>der</strong>en Welt.“ (S.31)<br />

• „Alle können nicht glücklich werden. Nicht einmal in einem Märchen.“ (S. 32)<br />

• „Es gibt keinen Grund sich dafür zu schämen, dass man in einem Märchen<br />

geboren wurde.“<br />

• „Meine allerschönste Prinzessin, möchtest du wirklich leben?“ …Ich flüsterte:<br />

„Jaa!“ „Dann musst du aber auch sterben.“ (S. 34)<br />

• „Es gibt nur zwei Gründe, warum ein Schriftsteller nicht schreiben kann.<br />

Entwe<strong>der</strong> er hat nichts zu sagen o<strong>der</strong> er hat vor etwas zu schreiben, was ihm<br />

schwer fällt.“ (S.41)<br />

• „Was ist schlimmer: gehört, aber nicht verstanden zu werden o<strong>der</strong> gar nicht<br />

gehört werden?“ (S.49)<br />

• „Steigt schnell aus <strong>der</strong> Geschichte aus und fangt an, selber zu denken.“ (S.60)<br />

• „Bei euch weiß man wirklich nicht, wo <strong>der</strong> Kopf und wo <strong>der</strong> Hintern ist!“ (S. 60)<br />

• „Auch Gedanken muss man festhalten, sonst laufen sie einem davon.“ (S. 69)<br />

• „Ein Schriftsteller trägt Verantwortung für seine Figuren. Sie sind wie seine<br />

Kin<strong>der</strong>.“ (S.94)<br />

• „C’est la vie! So ist das Leben!“ (S.117)<br />

Erweiterung:<br />

• Welcher Satz gefällt dir beson<strong>der</strong>s?<br />

• Zu welcher Aussage fällt dir eine eigene Geschichte ein?<br />

• Stelle eine Aussage mit viel Phantasie zeichnerisch dar!<br />

• Nehmt einen Satz und schreibt dazu eine eigene Geschichte.


Preisbücher 2005 15<br />

Drei Möglichkeiten, nach dem Weg zu fragen<br />

1. Der König<br />

Junger Mann, verzeihen Sie, wenn ich Ihnen lästig erscheine. Aber wir sind Fremde<br />

hier und möchten gerne den Weg ins wohl nahe liegende Zentrum erkunden. Können<br />

Sie uns behilflich sein, damit uns Irrweg und eine vergebliche Suche erspart<br />

bleiben?“ (S.21f.)<br />

2. Die Königin<br />

„Meine Dame! Ich will in die Mitte <strong>der</strong> Stadt. Wo liegt sie?“ (S.22)<br />

3. Die Prinzessin<br />

„Verzeihen Sie, vornehmer Herr, dass ich Sie störe, aber meine Eltern und ich sind<br />

ratlos. Es wäre für uns wichtig das Zentrum zu finden, aber wir kennen uns in dieser<br />

Stadt nicht aus. Und nun stehen wir hier in unserer Not und sind auf Ihre Kenntnisse<br />

angewiesen.“ (S.23)<br />

Wie wirkt die Sprache <strong>der</strong> drei Märchenfiguren? Ordne zu:<br />

verschnörkelt umständlich knapp arrogant höflich präzise übertrieben …?<br />

4. Wie würdest du die Frage nach dem Zentrum stellen?<br />

Der Ton macht die Musik<br />

Versuche folgende Sätze in unterschiedlicher Sprechweise auszudrücken :<br />

• Du gibst zu verstehen, dass du dringend auf die Toilette musst.<br />

• Du möchtest Butter für dein Frühstücksbrot.<br />

• Du möchtest mehr Taschengeld haben.<br />

• Du fragst deine/n Freund/in, ob er/sie mit dir ins Kino geht?<br />

• Du erklärst dem Klassenvorstand dein Zuspätkommen.<br />

Schreibt rund um die besten Beispiele einen Sketch, den ihr mit verteilten Rollen<br />

spielt!


Preisbücher 2005 16<br />

Die Rede des Königs<br />

Liebe Untertanen!<br />

Liebe Menschen, liebe Frauen, liebe Kin<strong>der</strong> und liebe Männer!<br />

Zutiefst gerührt danke ich euch allen für das Vertrauen, das ihr meinem<br />

Erscheinungsbild schenkt. Heute seid ihr gekommen, um <strong>der</strong> Krönung eines Königs<br />

beizuwohnen, meiner Krönung. Euch danke ich diese Krone…<br />

Wir sind hier versammelt, um den Beginn einer gemeinsamen Zukunft voller<br />

Hoffnung zu feiern. Ich verbeuge mich vor euch und gelobe euch, ein guter König zu<br />

sein.<br />

Niemand soll in meinem Reich Not leiden, je<strong>der</strong> soll Arbeit haben und jedem soll<br />

seine Arbeit redlich belohnt werden. Wenn einer krank wird, soll er von meinem<br />

Leibarzt behandelt werden, sollte jemand Grund zur Traurigkeit haben, werde ich ihm<br />

persönlich die Tränen trocknen. Reichen die Wohnungen nicht aus für alle, biete ich<br />

euch mein Schloss an. Reichen die Betten des Schlosses nicht aus, gebe ich euch<br />

mein Bett.<br />

Denn jede auch noch so bescheidene Figur ist wichtig für ein Märchen.“<br />

(S. 45ff.)<br />

Diese Rede enthält viel politische Rhetorik.<br />

• Welche Versprechen macht <strong>der</strong> König? Was ist glaubwürdig, was nicht?<br />

Welche Versprechen kann er halten bzw. einlösen?<br />

• Unterstreicht die Redewendungen, die typisch sind für eine politische Rede.<br />

z.B. Wie<strong>der</strong>holungen, persönliche Anrede, Danksagung, etc.<br />

• Welche sprachlichen Mittel werden eingesetzt, um Eindruck zu machen?<br />

• Verän<strong>der</strong>t nach aktuellen Tagesthemen /Wahlkampf einige Begriffe. Tragt<br />

diese politische Rede vor – beachtet die Körperhaltung, die Stimme, die<br />

Gestik, …<br />

• Sammelt Beispiele aus den Medien für politische Reden und analysiert sie!<br />

• Vergleicht den letzten Satz <strong>der</strong> Rede mit <strong>der</strong> Aussage, dass in einem<br />

Wahlkampf z.B. jede Stimme zählt. („Stimmvieh“). Politiker als<br />

Märchenerzähler o<strong>der</strong> Menschen mit Visionen?


Preisbücher 2005 17<br />

Hubert Schirneck / Melanie Kemmler<br />

Flaschenpost für Papa<br />

St. Pölten, Wien, Linz: NP Buchverlag 2004<br />

64 S., ISBN 3-85326-2787-3<br />

Inhalt<br />

Hanna vermisst ihren Papa sehr, <strong>der</strong> als Meeresbiologe drei Monate in <strong>der</strong> Ferne ist.<br />

Sie schickt ihm Briefe mit <strong>der</strong> Flaschenpost, um ihm von ihrem Alltag und seinen<br />

Ungereimtheiten zu erzählen, aber auch um ihn bei seiner ernsten Arbeit<br />

aufzuheitern. Da gibt es den „faulen Mann“ o<strong>der</strong> den Mann mit <strong>der</strong> Lachkrankheit, die<br />

beide Hannas Mutter, die Ärztin, um Hilfe bitten. Dann geht es in <strong>der</strong> Schule um das<br />

geflügelte Wort „Edel sei <strong>der</strong> Menschen“, das Hanna richtig stellt, denn es handelt es<br />

sich genau genommen um „vier geflügelte Wörter“, die aus dem Mund <strong>der</strong> Lehrerin<br />

gleich hinaus aus dem Klassenzimmer fliegen. Ein Bub wird wegen seiner<br />

abstehenden Ohren als Oliver „Segelflieger“ verspottet. Ein Aushilfslehrer führt auf<br />

Wunsch <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> das Lügen als neues Unterrichtsfach ein. Dann gibt Ärger mit den<br />

Nachbarn, die wegen Hannas ungewöhnlichem Haustier die Polizei holen. Doch<br />

dann ist Papa schon zurück und <strong>der</strong> letzte Flaschenpostbrief braucht nicht mehr<br />

abgeschickt zu werden.<br />

Eine Alltagsgeschichte in 7 Briefen, in denen reife Kindheit von heute aus <strong>der</strong> Sicht<br />

eines etwa zehnjährigen Mädchens erfahrbar gemacht wird. Mit großem Ernst wird<br />

Einblick geboten in Denken, Fühlen und Erleben dieser Altersgruppe und wie mit<br />

Phantasie und Einfühlungsvermögen sich Kin<strong>der</strong> die Welt begreifbar machen. Die in<br />

den Texten spürbare Sehnsucht spiegelt sich in den Illustrationen wi<strong>der</strong>, in denen<br />

viel mit Licht und Schatten gespielt wird und die mit ihren ungewöhnlichen<br />

Perspektiven und Absurditäten die dichten Aussagen des Textes verstärken und<br />

veranschaulichen. So gerät die banale Wirklichkeit des Alltags aus den Fugen, wird<br />

Trauriges und Bedenkliches durch Ver-rückungen bewältigbar, wodurch die<br />

unerträgliche Leichtigkeit von Kindsein fassbar wird.<br />

Empfehlung:<br />

Ab 9 (Verlagsangabe), ab 4. -6. Schulstufe<br />

Themenbereiche:<br />

• Sehnsucht nach dem Vater<br />

• Flaschenpost, Briefe<br />

• Schreiben zur Klärung von Gedanken und Gefühlen<br />

• Absurdidäten des Alltags<br />

• Kraft <strong>der</strong> eigenen Gedanken


Preisbücher 2005 18<br />

Textprobe<br />

Lieber Papa!<br />

Das ist die erste Flaschenpost, die ich an dich schreibe. Die hat den Vorteil, dass<br />

man keine Briefmarke braucht und keinen Briefumschlag. Leere Flaschen haben wir<br />

im Keller, und den Korken habe ich von Mama. Außen klebe ich einen Zettel an mit<br />

<strong>der</strong> Adresse.<br />

Was will ich dir heute schreiben? Ich will dir schreiben, dass wir dich alle sehr<br />

vermissen. Auch Karoline vermisst dich. Sie hat es mir gesagt. Ja, da staunst du,<br />

was? Du denkst vielleicht, Giraffen können nicht sprechen, aber das stimmt nicht. Ich<br />

kann sie verstehen, denn ich habe die Giraffensprache gelernt. Ganz ohne<br />

Wörterbuch …<br />

Mama seufzt manchmal, und dann denke ich, dass sie dich bestimmt auch vermisst.<br />

Sonst gibt es eigentlich keinen Grund zum Seufzen hier bei uns. Obwohl, man weiß<br />

ja manchmal wirklich nicht, warum Mütter seufzen. Vielleicht weil das Wetter schlecht<br />

ist o<strong>der</strong> weil sie so viel einkaufen müssen. O<strong>der</strong> weil sie sich Sorgen machen wegen<br />

<strong>der</strong> schlechten Noten <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>. Dabei sind es ja gar nicht ihre eigenen Zensuren.<br />

Aber sie machen sich eben Sorgen, dass aus dem Kind nichts wird. Bei Mama<br />

glaube ich aber wirklich, dass sie nur wegen dir seufzt.<br />

Seite 7ff.<br />

Tipps für die Bucharbeit<br />

Flaschenpost zu Vorlesen<br />

Hanna schreibt 7 Briefe mit <strong>der</strong> Flaschenpost.<br />

• Bildet 7 Gruppen:<br />

• Jede Gruppe wählt einen Brief.<br />

• Lest diesen leise in <strong>der</strong> Gruppe durch.<br />

• Jede/r übernimmt dann einen Teil zum Vorlesen.<br />

• Das gesamte Buch wird von den Gruppen 1-7 in Form einer Lesung gestaltet.<br />

Gestaltung eines Hörbuchs<br />

• Soll <strong>der</strong> ganze Text mit dem Kassettenrekor<strong>der</strong> aufgenommen werden?<br />

• Sollen nur Teile als szenische Lesung geprobt und aufgenommen werden?<br />

• Welche Geräusche passen gut dazu? Wie sind sie herzustellen?<br />

Bastelanleitung für „schattierte Briefe“<br />

• Nimm ein Stück Papier in <strong>der</strong> Größe eines Briefes/ einer Karte<br />

• Biege an beliebigen Stellen oben o<strong>der</strong> unten an den Ecken kleine Dreiecke<br />

um.<br />

• Bemale mit einem weichen Bleistift dick die Umrisse.<br />

• Lege diese Briefvorlage auf ein neues Blatt und verwische mit den<br />

Fingerspitzen die Bleistiftfarbe.<br />

• Ein Schattenbrief ist entstanden.


Preisbücher 2005 19<br />

Empfänger antwortet<br />

Bildet 7 Gruppen und wählt einen Brief aus. Schreibt an Hanna zurück.<br />

Wählt unterschiedliche „Briefformen“:<br />

• „normaler persönlicher Brief“ mit <strong>der</strong> Post geschickt Skizzen !!!!<br />

• e-mail<br />

• SMS<br />

Zur Vorbereitung notiert eure Gedanken auf dem Arbeitsblatt: z.B.<br />

Titel des 1. Briefes<br />

„Meine Giraffe und wir“<br />

Kurze Zusammenfassung des Inhalts:<br />

• Wer schreibt?<br />

• Wo?<br />

• Wann?<br />

• Worüber?<br />

• Warum?<br />

Unterstreicht in den einzelnen Absätzen<br />

die wichtigsten Gedanken und schreibt<br />

sie heraus.<br />

• Vorteil <strong>der</strong> Flaschenpost<br />

• Hanna, Mama und Giraffe<br />

vermissen Papa<br />

• …<br />

• …<br />

• …<br />

• …<br />

•<br />

Welche wichtigen, interessanten<br />

Gedanken enthält <strong>der</strong> Brief?<br />

Welche Antworten sind zu finden?<br />

Findest du eigene Antworten für Hannas<br />

Fragen?


Preisbücher 2005 20<br />

Flaschenpost<br />

Was braucht man dazu?<br />

Wer schreibt eine Flaschenpost?<br />

Was sind die Vorteile gegenüber einem Brief mit <strong>der</strong> Post?<br />

Was sind die Nachteile?<br />

In welcher Situation greift man zur Flaschenpost?<br />

Schwimmende Wörter<br />

Stell dir vor, es kommen einzelne Wörter zu dir geschwommen, und du musst dir den<br />

Satz selber machen: z.B.<br />

Giraffe, kleine, Schule, wollte, nicht, die, in<br />

• Eine kleine Giraffe wollte nicht in die Schule.<br />

• O<strong>der</strong>: Eine kleine Schule wollte nicht in die Giraffe?<br />

Schreibt in Kleingruppen einen Satz auf und zerschneidet ihn dann in Puzzleteile.<br />

Diese werden an die nächste Gruppe zum Zusammensetzen weiter gegeben.<br />

Worterfindungen<br />

Viele Begriffe sind schwierig<br />

Sehnsucht = Beimirundweitweg<br />

Warum-Fragen<br />

• Beantwortet die von Hanna gestellten 6 Fragen auf Seite 32.<br />

• Stellt selbst so knifflige Fragen!<br />

Hänseleien/ Mobbing/ Gedanken sind ein Wasserfall: Wer denkt was?


Preisbücher 2005 21<br />

Marco Carrara Chiara Carrer<br />

Arifs Schatz<br />

Nach einer arabischen Legende<br />

Übersetzung aus dem Italienischen von Alexan<strong>der</strong> Potyxka<br />

Wien: Picus 2004<br />

32S., ISBN 3-85452-877-9<br />

Inhalt<br />

Arif ist ein einfacher Mann aus dem Dorf Penschat, <strong>der</strong> im Traum eine Stimme<br />

vernimmt, die ihn auffor<strong>der</strong>t, einen reichen Schatz zu bergen. Er folgt <strong>der</strong> Stimme<br />

und macht sich auf den Weg nach Dukmareth, <strong>der</strong> Stadt, wo <strong>der</strong> Schatz verborgen<br />

sein soll. Sein Begleiter auf dem gefährlichen Weg durch große Wüsten voll <strong>der</strong><br />

Gefahren ist die kleine Maus Bima. Unterwegs treffen sie auf einen Einsiedler, <strong>der</strong><br />

ihnen den Weg nach Dukmareth weist. Dort angekommen findet Arif – wie<br />

geweissagt – den Palast <strong>der</strong> Acht Türme, doch ein kriegerischer Wächter vertreibt<br />

Arif. Er ist enttäuscht und traurig, dass er am Ziel seines Traumes es nicht geschafft<br />

hat, sein Glück zu finden. Da kommt ihm Bima zu Hilfe, die den strengen Wächter<br />

zart kitzelt, bis er zu lachen beginnt. Arif flüstert ihm seinen Traum ins Ohr, worauf<br />

<strong>der</strong> Wächter lauthals über Arif, den Dummkopf, zu lachen beginnt. Und er erzählt ihm<br />

von seinem eigenen Traum, dass er in einem kleinen Dorf namens Penschat im<br />

Garten eines Mannes mit Namen Arif einen Schatz hätte finden sollen. Auf die Frage<br />

des Wächters, wie er denn hieße, antwortet Arif lächelnd „Joseph“. Dann kehrt er<br />

nach Hause zurück, findet dort seinen Schatz und feiert mit all seinen Freunden und<br />

mit Bima ein großes Fest.<br />

Die Botschaft dieses orientalischen Märchens lautet: Wer sich auf den Weg macht,<br />

um einen schatz zu finden, findet ihn zu Hause bei seinen Freunden. Leuchtend<br />

bunte, collagierte Illustrationen begleiten den in rätselhafter Schnörkelschrift<br />

gesetzten Text. Der Zauber <strong>der</strong> orientalischen Landschaft, die Eigenart und Weisheit<br />

ihrer Menschen, die von 1001 Wohlgerüchen erfüllte Luft eines arabischen Markts<br />

finden sich in <strong>der</strong> Einheit von Text und Bil<strong>der</strong>n wie<strong>der</strong>.<br />

Empfehlung:<br />

Ab 5 Jahren (Verlagsempfehlung), ab 2.-5. Schulstufe, zeitloser Text<br />

Themenbereiche<br />

• arabisches/ orientalisches Märchen<br />

• Schätze, Reichtum<br />

• Abenteuer<br />

• Fabelartige Freundschaft mit einer Maus<br />

• Träume als Wegweiser


Preisbücher 2005 22<br />

Textprobe<br />

Es war einmal ein Dorf<br />

auf einem Hügel<br />

in einem fernen Land.<br />

In diesem Dorf gab es Gässchen.<br />

In einem dieser Gässchen<br />

stand ein Haus.<br />

In diesem weiß gekalkten Haus<br />

wohnte ein Mann.<br />

Er hieß Arif.<br />

Arif, <strong>der</strong> nicht viel sprach,<br />

aber ein Herz aus Gold hatte,<br />

lebte bescheiden in seinem<br />

kleinen Dorf, das Penschat hieß.<br />

Tipps für die Bucharbeit<br />

Eine orientalische Märchenstunde<br />

Stellt euch vor, ihr besucht einen orientalischen Markt, auf dem es auch heute noch<br />

Märchenerzähler gibt, denen die Menschen gerne zuhören.<br />

Szenische Lesung: Spielt dieses arabische Märchen!<br />

Vorbereitung:<br />

• Bildet 12 Gruppen.<br />

• Jede Gruppe bereitet eine Doppelseite zum Vorlesen vor.<br />

Durchführung:<br />

• Arbeitet nach dem Plan.<br />

• Probt mehrmals das vortragende, sinngestaltende Vorlesen.<br />

Arbeitsplan<br />

„Titel“ Rollen/ Vorleser<br />

1. Einleitung 1-3 Stimmen/ LeserInnen<br />

2. Arifs Traum 2 Stimmen<br />

3. Aufbruch 1-3 Stimmen / Sätze<br />

4. Weg durch die Wüste 1-4 Stimmen<br />

5. Fata Morgana 2 Stimmen<br />

6. Begegnung mit dem Einsiedler/ 3-4 Stimmen / Dialogszene<br />

Derwisch<br />

7. Ankunft in <strong>der</strong> Stadt 1-3 Stimmen<br />

8. Erlebnis beim Ostturm 3 Stimmen<br />

9. Markt von Dukmareth 2-3 Stimmen<br />

10. Gespräch mit dem Wächter 3 Stimmen<br />

11. Die Geschichte des Wächters 3 Stimmen/ Dialogszene<br />

12. Heimkehr und Hebung des Schatzes 1-3 Stimmen


Preisbücher 2005 23<br />

Variation: „Schattentheater“<br />

Vorbereitung:<br />

• Kopiert aus dem Buch o<strong>der</strong> zeichnet die einzelnen Figuren nach – Arif, Maus,<br />

Einsiedler, Wächter.<br />

• Vergrößert diese und übertragt sie auf eine starke OH-Folie.<br />

• Bemalt die Figuren mit „Fensterfarben“ (window colours).<br />

• Gestaltet einige Folien für die Landschaften (Dorf, Wüste, Stadt <strong>der</strong> Acht<br />

Türme) und Ausschnitte mit wichtigen Requisiten (Kakteen, Palmen,<br />

Schlangen, Speer, Marktkörbe, Käsestück, etc.)<br />

• Befestigt die ausgeschnittenen und bemalten OH-Folien an dünnen Stäbchen<br />

(Grillspießchen, Eislutscherstiele, Trinkhalme, etc).<br />

• Bespannt einen Holzrahmen mit einem dünnen Stück Leinwand. Stellt<br />

dahinter den OH-Projektor auf, auf dessen Platte ihr die Folien auflegt.<br />

• Wählt für die Übergänge <strong>der</strong> 12 Szenen eine passende orientalische Musik<br />

aus: Ein Kind ist Tonmeister/in.<br />

Durchführung:<br />

• Verdunkelt das Klassenzimmer.<br />

• Jede <strong>der</strong> 12 Szenen hat ihre Sprecher/innen, Vorleser/innen<br />

• Jede <strong>der</strong> 12 Szenen hat ihre Requisiteure, die beim OH-Projektor sitzen und<br />

die passenden „Kulissen-Folien“, Personen und Gegenstände auflegen.<br />

• Schaltet den OH-Projektor ein.<br />

• Legt die Titelblatt-Folie auf<br />

• Das Spiel kann beginnen.<br />

Abschluss:<br />

• Ladet nach <strong>der</strong> Generalprobe eure Parallelklasse, die Schulleitung, eure<br />

Eltern, eure Lehrer/innen ein. Feiert gemeinsam „Arifs Schatz“ mit Getränken,<br />

orientalischen Süßigkeiten, Knabbereien, Musik und Tanz.


Preisbücher 2005 24<br />

Arifs Schatzsuche (ein Brettspiel mit 29 Fel<strong>der</strong>n)<br />

Vorbereitung:<br />

• Die erste Doppelseite wird als Spielplan kopiert (2 x A4)<br />

• Jede Spiel-Gruppe (3-5) erhält einen Spielplan: Die Kin<strong>der</strong> bemalen ihn<br />

selbst.<br />

• Je<strong>der</strong> Spielplan wird nach Möglichkeit laminiert.<br />

• Die Fragenkärtchen (11) werden ausgeschnitten: Auf <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite steht die<br />

Frage, die Mittellinie wird nach hinten gebogen, auf <strong>der</strong> Rückseite steht die<br />

richtige Antwort.<br />

• Fragenkärtchen werden gemischt und auf einen Stapel gelegt.<br />

• Würfel und Spielfiguren werden bereitgestellt.<br />

Lies dir die Spielanleitung durch<br />

• Wer die höchste Augenzahl würfelt, beginnt.<br />

• Wer auf ein Buchstabenfeld kommt, zieht ein Fragekärtchen.<br />

• Er /sie liest die Frage auf <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite vor und beantwortet sie.<br />

• Die Mitspieler/innen kontrollieren auf <strong>der</strong> Rückseite, ob die Antwort richtig ist.<br />

• Wer sie nicht die richtige Antwort weiß, setzt eine Runde aus.<br />

• Sieger ist die Gruppe, die als erste Feld 29, den Schatz, erreicht.<br />

Test: Wenn du alle Fragen richtig beantwortest, kann das Spiel beginnen.<br />

1. Wer beginnt?<br />

2. Was ist auf einem Buchstabenfeld zu<br />

tun?<br />

3. Wer liest das gezogene<br />

Fragekärtchen vor?<br />

4. Wer kontrolliert wo, ob die Antwort<br />

richtig ist?<br />

5. Was ist, wenn man die Antwort nicht<br />

weiß?<br />

6. Welche Gruppe ist Sieger?<br />

Alles klar?<br />

Hurra: Achtung, fertig, los!


Preisbücher 2005 25<br />

Spielplan- Vorlage


Preisbücher 2005 26<br />

Frage-Kärtchen einzeln ausschneiden und in <strong>der</strong> Mitte umknicken!<br />

Frage:<br />

Wie hieß <strong>der</strong> Mann, <strong>der</strong> nicht viel sprach,<br />

aber ein Herz aus Gold hatte.<br />

Frage:<br />

Wie hieß das Dorf in einem fernen Land,<br />

wo Arif wohnte.<br />

Frage:<br />

Wann erfuhr Arif von dem Schatz?<br />

Frage:<br />

In welche Stadt sollte Arif gehen?<br />

Frage:<br />

Wo soll <strong>der</strong> Schatz vergraben sein?<br />

Frage:<br />

Wer begleitet Arif?<br />

Frage:<br />

Welche Gefahren lauern in <strong>der</strong> Wüste?<br />

Frage:<br />

Wie heißt das berühmte Nomadenvolk in<br />

<strong>der</strong> Wüste?<br />

Frage:<br />

Wie nennt man eine grüne Insel in <strong>der</strong><br />

Wüste?<br />

Antwort:<br />

ARIF<br />

Antwort:<br />

PENSCHAT<br />

Antwort:<br />

Im TRAUM<br />

Antwort:<br />

DUKMARETH<br />

Antwort:<br />

UNTER DEN WURZELN EINES ALTEN<br />

BAUMES AM FUSSE DES OSTTURMS<br />

Antwort:<br />

BIMA, die Maus<br />

Antwort:<br />

SCHLANGEN, SKORPIONE<br />

Antwort:<br />

TUAREG<br />

Antwort:<br />

OASE


Preisbücher 2005 27<br />

Frage:<br />

Wie nennt man eine Luftspiegelung in<br />

<strong>der</strong> Wüste?<br />

Frage:<br />

Welche Bäume wachsen in einer Oase?<br />

Frage:<br />

Ein Mensch, <strong>der</strong> in Einsamkeit lebt und<br />

sich dem Gebet und <strong>der</strong> religiösen<br />

Betrachtung (Meditation) widmet.<br />

Frage:<br />

Wo wohnt <strong>der</strong> König in Dukmareth?<br />

Frage:<br />

Wo sucht Arif Einlass in den Palast?<br />

Frage:<br />

Wer verbietet Arif das Betreten des<br />

Palastes?<br />

Frage:<br />

Welchen Namen nennt Arif dem<br />

Wächter?<br />

Frage:<br />

Welchen Rat gibt <strong>der</strong> Wächter?<br />

Frage:<br />

Welchen Schatz hat Maus Bima unter<br />

einem großen Stein gefunden?<br />

Antwort:<br />

FATA MORGANA<br />

Antwort:<br />

PALMEN<br />

Antwort:<br />

EINSIEDLER<br />

Antwort:<br />

im PALAST DER ACHT TÜRME<br />

Antwort:<br />

beim OSTTURM<br />

Antwort:<br />

ein kriegerischer WÄCHTER<br />

Antwort:<br />

JOSEPH<br />

Antwort:<br />

KEHR UM ZU DIR NACH HAUSE UND<br />

VERGISS DEINE TRÄUME!<br />

Antwort:<br />

Ein RIESIGES STÜCK KÄSE,<br />

<strong>der</strong> gar köstlich duftete.


Preisbücher 2005 28<br />

Elisabeth Reichart<br />

Lauras Plan<br />

St. Pölten, Wien, Linz: NP Buchverlag 2004<br />

128 S., ISBN 3-85326-281-3<br />

Inhalt<br />

Nach dem Tod ihrer geliebten Großmutter will die elfjährige Laura den Verkauf des<br />

alten Hauses, das nur mehr „durch Spinnennetze“ zusammengehalten wird,<br />

verhin<strong>der</strong>n. Laura entwickelt dazu einen schlauen Plan, bei dem sie von ihren beiden<br />

Freunden Otti und Eva tatkräftig unterstützt wird. Sie bieten den Eltern,<br />

„Zellenbewohner“ eines Miethauses - wie sie diese verächtlich nennt - an,<br />

Interessenten das Haus zu zeigen. Dass es sich dabei um Inszenierungen von<br />

wahren Abschreckungsmanövern mit Hausgespenstern, Ungeziefer und desolaten<br />

Installationen handelt, ist Lauras pfiffige Absicht. Am Ende erklärt Laura unterstützt<br />

durch den Geist <strong>der</strong> Großmutter das Haus und den verwil<strong>der</strong>ten Garten zu einer<br />

Naturschutzzone, wo sie mit ihren Freunden Frösche, junge Katzen und an<strong>der</strong>es<br />

Getier unterbringt und ein Fest feiert.<br />

Empfehlung<br />

ab 9 Jahren, 3.-5. Schulstufe<br />

Themenbereiche:<br />

• Tod <strong>der</strong> Großmutter<br />

• Geister, Gespenster<br />

• Mietwohnung : eigenes Haus<br />

• Streiche mit Freunden<br />

• Durchsetzungsvermögen, Zivilcourage<br />

Textprobe<br />

In dieser Nacht überlegt Laura, wie sie den Verkauf von Großmutters Haus verhin<strong>der</strong>n<br />

konnte. Dass sie ihn verhin<strong>der</strong>n musste, stand für sie fest. Sie dachte an Eva und Otti, die ihr<br />

bestimmt helfen würden. Dieser Gedanke ließ sie zufrieden schlafen.<br />

Beim Frühstück fragte sie mit <strong>der</strong> unschuldigsten Miene, die jeden stutzig gemacht hätte, nur<br />

nicht ihre Eltern: „Wie verkauft man eigentlich ein Haus?“<br />

„Ich bin froh, dass du so vernünftig bist“, sagte die Mutter.<br />

Und <strong>der</strong> Vater meinte lächelnd: „Ich werde eine Annonce aufgeben, dann melden sich<br />

Interessenten, denen wir das Haus zeigen.“<br />

„Aber du bist doch nie da“, wun<strong>der</strong>te sich Laura.<br />

„Deine Mutter ist da“, erwi<strong>der</strong>te <strong>der</strong> Vater, ohne von seinem Ei aufzusehen, das wie immer<br />

zu hart gekocht war. Doch darüber hatte er sich bereits beschwert.<br />

„Was heißt, ich bin da. Ich bin in <strong>der</strong> Arbeit und muss meine Urlaubstage opfern“, regte sich<br />

die Mutter auf.<br />

„Kann ich es nicht herzeigen?“, fragte Laura…<br />

Der Vater lehnt ihr Angebot ab: „Unsinn, Laura. Niemand nimmt ein Kind ernst.“<br />

„So etwas sagt man nicht vor Kin<strong>der</strong>n“, flüsterte die Mutter ihm zu, aber so laut, dass Laura<br />

es hören konnte.<br />

Lauter fuhr sie fort: „Ich finde deinen Vorschlag großartig, Laura. Du ersparst mir viel Stress.<br />

Außerdem kann man nie früh genug lernen, Verantwortung zu übernehmen. Dafür machen<br />

wir zwei wie<strong>der</strong> einmal einen Stadtbummel.“<br />

(Seite 32 f.)


Preisbücher 2005 29<br />

Tipps für die Bucharbeit<br />

Aus Spiel wird Ernst<br />

• Spielt mit verteilten Rollen die Szene am Frühstückstisch (Textprobe)<br />

• Codename „Spinnennest“ : „Haus zu verkaufen“<br />

Folgende Seiten enthalten Informationen: z.B. S. 45-47, 61-66, 72-76<br />

Entwerft dazu einen Spielplan, etwa so, Kapitel „Das Haus“ S. 45-47 :<br />

ORT /<br />

GERÄUSCHE<br />

Altes Haus<br />

Quietschende<br />

Tür, Knarren<br />

des Fußbodens,<br />

klappernde<br />

Fensterflügel<br />

Poltergeräusche<br />

Tür wird<br />

zugeschlagen.<br />

Straßenlärm.<br />

HANDLUNG / TEXT<br />

Laura, Otti, Eva betreten das Haus.<br />

Otti: „Du, wir haben die besten Chancen. Bessere Chancen<br />

hat noch kein Haus geboten. Der Ofen beheizt Küche und<br />

Zimmer. Ein ideales Kommandozentrum. …“<br />

Eva: „Quatsch nicht solchen unverdaulichen Schmarrn,<br />

Otti! Lass dir lieber was einfallen.“<br />

Laura verkriecht sich unter dem Küchentisch und beobachtet<br />

die Beine <strong>der</strong> beiden. Stößt sich die Stirn an <strong>der</strong> Schublade<br />

an.<br />

Laura: „Großmama!“<br />

Eva : „Hier, hier! Entdeckt unter dem Fleckerlteppich die<br />

Falltür in den Keller.<br />

Laura: „Warum schreist du so?“<br />

(Lauras Stimme beiseite: Was machen die beiden für ein<br />

Getue? War es richtig, die Freunde in den Plan einzuweihen?<br />

Da können nur wirklich weltbewegende Ideen helfen.)<br />

Eva: „Alles kein Problem. Eva hat das Haus im Kopf, und<br />

Eva 2 wird und Problemlösungen vorschlagen. Gehen wir<br />

zu mir.“<br />

Tipp:<br />

Nehmt die Szenen mit einem Kassettenrekor<strong>der</strong> auf!<br />

So entsteht ein Hörspiel!<br />

Dazu braucht ihr neben den Sprecher/innen, noch<br />

• eine/n Techniker/in (bedient Rekor<strong>der</strong>)<br />

• eine/n Regisseur/in (gibt die Sprecheinsätze)<br />

• eine/n Regieassistent/in (liest den Spielplan mit, sagt ein)<br />

• Akustiker/innen (machen die Geräusche)


Preisbücher 2005 30<br />

Wo lässt es sich wohnen?<br />

• Zeichne dein Traumhaus, deine Traumwohnung!<br />

• Mach es dir gemütlich und gestalte dein Haus nach deinem Wünschen!<br />

Beschrifte es!


Preisbücher 2005 31<br />

Deine Traumwohnung: Beschrifte sie und richte sie ein!


Preisbücher 2005 32<br />

Was ist besser: Haus o<strong>der</strong> Wohnung?<br />

• Erarbeitet in Gruppen folgende Übersicht und überlegt euch Argumente<br />

pro/für und kontra/ gegen.<br />

• Besprecht im Klassenplenum eure Ergebnisse<br />

PRO:<br />

Was spricht für eine Wohnung?<br />

PRO:<br />

Was spricht für ein Haus?<br />

KONTRA:<br />

Was spricht gegen eine Wohnung?<br />

KONTRA:<br />

Was spricht gegen ein Haus?


Preisbücher 2005 33<br />

Warum bist du nicht mehr da?<br />

Wenn jemand uns verlässt, weil er/sie in eine an<strong>der</strong>e Stadt zieht o<strong>der</strong> gar stirbt,<br />

macht uns das sehr traurig.<br />

Traurig (o<strong>der</strong>/ und wütend) sind wir auch, wenn Menschen, die wir gern haben, uns<br />

enttäuschen, uns nicht helfen o<strong>der</strong> sich von uns abwenden.<br />

Verzweifelt (o<strong>der</strong>/und böse) macht es uns, wenn Menschen uns nicht so gerne<br />

haben, wie wir es uns wünschen o<strong>der</strong> wenn Menschen uns nicht beachten.<br />

Solche Gefühle sitzen im Kopf, im Herzen und im Bauch ...<br />

Sie wirken sich aber auf unseren ganzen Körper aus: Wir schlafen schlecht, sind<br />

müde, teilnahmslos, wie gelähmt o<strong>der</strong> haben wenig o<strong>der</strong> keinen Appetit.<br />

Wie reagiert Laura auf den Tod ihrer Großmutter?<br />

Finde die richtigen Antworten, die beigefügten Buchstaben ergeben ein häufig<br />

gebrauchtes Trostwort 3 .<br />

Aussagen<br />

stimmt stimmt<br />

nicht<br />

Laura schreit laut vor Kummer und Verzweiflung. DI DA<br />

Sie glaubt an das Versprechen <strong>der</strong> Großmutter, auch als<br />

SL ER<br />

Tote bei ihr zu bleiben.<br />

Großmutter wird sie im „blauen Traum“ besuchen. EB KU<br />

Lauras Eltern nehmen sich Zeit für die Trauerarbeit. MA EN<br />

Großmutter erscheint ihr als Geist. GE RA<br />

Sie sagt: „Im Nirgendwo kann ich nicht sein, kein Haus<br />

nenn’ ich mehr mein, <strong>der</strong> Mensch vergisst, was er nicht<br />

sieht und vor den Geistern je<strong>der</strong> flieht.“<br />

HT BT<br />

Großmutter ist längst bei den Geisterfreunden. GU WE<br />

Großmutter gibt aus dem Jenseits den Rat, das Haus<br />

unter Naturschutz zu stellen.<br />

IT ND<br />

Laura hasst manchmal ihre tote Großmutter. ER AM<br />

Setze die einzelnen Buchstaben in die Kästchen, x bedeutet einen Wortabstand.<br />

Lösungsspruch:<br />

x x x !<br />

3 Lösung: Das Leben geht weiter!


Preisbücher 2005 34<br />

Andrew Clements<br />

Frindel, o<strong>der</strong> die Kunst ein Wort neu zu erfinden<br />

Übersetzung aus dem Amerikanischen von Michael Krieger<br />

Wien: Carl Ueberreuter 2004<br />

110 S., ISBN 3-8000-5048-X<br />

Inhalt<br />

Der clevere Nick hat großen Spaß daran, die Lehrer/innen mit geschickten Fragen<br />

vom Unterricht abzuhalten. Er ist ein Spezialist darin, eine alles hinauszögernde<br />

Frage z.B. gegen Ende <strong>der</strong> Stunde zu stellen, so dass die Hausaufgabe nicht mehr<br />

gestellt wird. Doch Mrs. Granger, die Englischlehrerin auf <strong>der</strong> 5.Schulstufe, lässt ihn<br />

über seine Frage nach <strong>der</strong> Herkunft von Wörtern in <strong>der</strong> nächsten Stunde gleich<br />

referieren. Dabei erfährt er, dass Wörter immer neu entstehen können. Mrs. Granger<br />

bestätigt, dass Menschen einer Sprachgemeinschaft „bestimmen, wie die Dinge<br />

heißen“. Als seine Freundin Janet auf <strong>der</strong> Straße einen Kugelschreiber findet, hebt<br />

ihn Nick auf und bezeichnet ihn als „Frindel!“. Dieses Pseudowort wird von den<br />

Schulkin<strong>der</strong>n begeistert aufgenommen und es beginnt in <strong>der</strong> Schule ein „Krieg <strong>der</strong><br />

Wörter“. Die Medien werden aufmerksam. Bald findet sich auch ein cleverer<br />

Geschäftsmann, <strong>der</strong> „Frindel“ als Marke nicht nur für Kugelschreiber, son<strong>der</strong>n auch<br />

für verschiedene Konsumartikel schützen lässt. Ein Triumph für Nick wie für Mrs.<br />

Granger ist jedoch, dass einige Jahre später das Pseudowort „Frindel“ im<br />

brandneuen Webster-College-Wörterbuch aufgenommen wird. Dies ist <strong>der</strong> krönende<br />

Abschluss einer geistigen Auseinan<strong>der</strong>setzung zwischen einem klugen Schüler und<br />

einer von <strong>der</strong> Macht <strong>der</strong> Sprache überzeugten Lehrerin.<br />

Eine flotte Schulgeschichte, die Anlass gibt, über die Entwicklung, die Bedeutung<br />

und den Wandel <strong>der</strong> Sprache nachzudenken.<br />

Empfehlung:<br />

Ab 10 Jahren, 4.-7. Schulstufe<br />

Themenbereiche:<br />

• Schulgeschichten, Schülerstreiche<br />

• Nachdenken über die Entwicklung von Sprache, über Wortbedeutungen<br />

• Arbeit mit dem Wörterbuch, dem Lexikon<br />

• Wirkung <strong>der</strong> Medien (Tageszeitung, Radio, Fernsehen)<br />

• Vermarktung von Ideen<br />

• Formung durch Erziehung und Unterricht


Preisbücher 2005 35<br />

Textprobe<br />

Alle Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Lincoln-Grundschule wussten, dass am Ende – in <strong>der</strong> fünften Klasse<br />

– Mrs. Granger diejenige sein würde, die ihre Rechtschreib- und Lesetests und, was<br />

am schlimmsten war, ihre Vokabeltests benoten würde. Und zwar Woche für Woche,<br />

Monat für Monat.<br />

Je<strong>der</strong> Sprachlehrerin <strong>der</strong> Welt macht es Spaß, Kin<strong>der</strong> ein Wörterbuch benutzen zu<br />

lassen: „Achtet auf eure Rechtschreibung. Beachtet diese Erklärung. Passt auf die<br />

Silbentrennung auf.“<br />

Doch Mrs. Granger hatte nicht nur Spaß an ihrem Wörterbuch, sie liebte es, ja, sie<br />

verehrte es geradezu. Ihre wöchentliche Wortliste umfasste fünfunddreißig Wörter<br />

und manchmal noch mehr.<br />

Als ob das noch nicht schlimm genug wäre, stand jeden Morgen auch noch „Das<br />

Wort des Tages“ an <strong>der</strong> Tafel. Wenn man einmal einen Tag aussetzte, das Wort<br />

nicht abschrieb und es auch nicht nachschlug und die Erklärung dazu lernte, so<br />

würde Mrs. Granger das früher o<strong>der</strong> später herausbekommen. Und dann würde es,<br />

nur für denjenigen allein, zwei „Wörter des Tages“ geben – und zwar eine ganze<br />

Woche lang.<br />

Im hinteren Teil des Raumes bewahrte Mrs Granger auf einem Regal sage und<br />

schreibe dreißig Wörterbücher auf. Doch ihre Freude und ihr ganzer Stolz war eines<br />

dieser riesigen Wörterbücher, das jedes Wort <strong>der</strong> Welt enthielt, die Art von Buch, für<br />

das man zwei Kin<strong>der</strong> zum Tragen benötigte. Es lag auf einem kleinen Tisch vorne im<br />

Klassenzimmer, wie <strong>der</strong> Altar einer Kirche.<br />

Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> in den vergangenen fünfunddreißig Jahren die Lincoln-Grundschule<br />

besucht hatte, konnte sich daran erinnern, wie er an diesem Tisch gestanden hatte<br />

und Mrs. Grangers Schlachtruf zu hören bekam: „Schlag es nach! Deshalb haben<br />

wird das Wörterbuch doch hier!“<br />

(Buch S. 15f.)


Preisbücher 2005 36<br />

Das Wörterbuch – ein Schatz<br />

• Welches Wörterbuch hast du? Schau es genau durch und beschreibe es mit<br />

Hilfe <strong>der</strong> Skizze! Schreibe alles dazu, was du findest.<br />

• Vergleiche deine Ergebnisse mit einem/r Partner/in.<br />

• Stellt in <strong>der</strong> Klasse gemeinsam fest, was ein Wörterbuch alles kann.<br />

Titel<br />

Inhaltsverzeichnis „Wörtersammlung“<br />

„Anhang“<br />

Ein Brief und viele Informationen<br />

Mrs Granger schickt an alle Eltern folgenden Brief:<br />

„Es wird erwartet, dass je<strong>der</strong> Haushalt ein gutes Wörterbuch besitzt, damit je<strong>der</strong><br />

Schüler und jede Schülerin korrekt seine o<strong>der</strong> ihre Hausaufgaben machen kann.<br />

Die Beherrschung <strong>der</strong> Rechtschreibung und Grammatik sowie ein geschickter<br />

Umgang mit Wörtern sind für jeden Schüler unentbehrlich. Klares Denken setzt die<br />

Beherrschung <strong>der</strong> englischen (deutschen, französischen, …) Sprache voraus; und<br />

das fünfte Schuljahr ist <strong>der</strong> ideale Zeitpunkt für jedes Mädchen und jeden Jungen,<br />

sich einen erweiterten Wortschatz anzulegen.“ (Seite 16)<br />

Fasse die Informationen zusammen, indem du die Fragen beantwortest:<br />

1. Was soll in keinem Haushalt fehlen?<br />

…<br />

2. Wie sollen die Schüler/innen ihre Hausaufgaben machen?<br />

…<br />

3. Was sollen Schüler/innen können?<br />

…<br />

4. Wodurch ist klares Denken möglich?<br />

…<br />

5. Wann ist <strong>der</strong> beste Zeitpunkt für die Erweiterung des Wortschatzes?<br />


Preisbücher 2005 37<br />

Ein Wörterbuch fürs Vorwort<br />

Nicks Eltern kaufen das gewünschte rote Webster- Wörterbuch – in den USA so<br />

bekannt wie bei uns <strong>der</strong> Duden. Doch schon das Vorwort bereitet Nick<br />

Schwierigkeiten.<br />

Versuche die schwierigen Wörter selbst zu erklären, schlagt dann im Wörterbuch<br />

nach und schreibt <strong>der</strong>en Bedeutung heraus!<br />

Schwieriges Wort Bedeutung<br />

profund<br />

etymologisch<br />

Details<br />

lexikografisch<br />

Gelehrtheit<br />

Vorstellungskraft<br />

?<br />

Fasse jetzt in eigenen Worten zusammen, was in dem Vorwort steht:<br />

„Ohne Zweifel stellt dieses mo<strong>der</strong>ne Amerikanische Wörterbuch eines <strong>der</strong><br />

erstaunlichsten umfassenden und profunden Werke dar, die je geschaffen wurden,<br />

da es bisher einmalige etymologische Details beinhaltet und dabei nicht nur eine<br />

meisterhafte lexikografische Gelehrtheit, son<strong>der</strong>n auch die Träume Ausdrucksweise<br />

und Vorstellungskraft von Millionen Menschen über jahrtausende hinweg<br />

wi<strong>der</strong>spiegelt. Denn je<strong>der</strong> einzelne Mensch, <strong>der</strong> jemals Englisch gesprochen o<strong>der</strong><br />

geschrieben hat, hat zu seiner Entstehung beigetragen.“<br />

Spracherfin<strong>der</strong> unter sich<br />

Wenn Nick als Kleinkind Musik hören wollte, schleppte er seinen Kassettenrekor<strong>der</strong><br />

und Musikkassetten herbei, sagte „gwagala“ und je<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Familie wusste, dass er<br />

Musik hören wollte. „Gwagala“ war Nicks Wortschöpfung für „Musik“.<br />

• Welche Wörter hast du als Kleinkind erfunden? Welche Wörter hast du in<br />

deiner eigenen Schreibweise geschrieben? Schreibe sie auf!<br />

• Besprich mit einem/r Partner/in deine „Fundstücke“.<br />

• Stellt in Gruppen eine Wortliste mit Erklärungen zusammen. Was beobachtet<br />

ihr dabei?<br />

• Baut Sätze mit Fantasiewörtern, z.B.<br />

Ich fahre mit <strong>der</strong> BIM in die Schule.<br />

Wir sitzen vor dem GOGO und sehen die Sendung „Zeit im Bild“.


Preisbücher 2005 38<br />

Wort-Feldforscher/innen<br />

• Setze dich mit an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong>n in einer Gruppe zusammen und sammelt<br />

gemeinsam Wörter zum Wortfeld SCHULE. Schreibt dieses Wort in die Mitte.<br />

Nun macht daraus ein Cluster. Schreibt Wörter, die ihr mit dem Wort in <strong>der</strong><br />

Mitte verbindet, wie eine Kette aneinan<strong>der</strong>.<br />

Schule<br />

• Wenn das Cluster fertig ist, dann erzählt jedes Kind anhand einiger Wörter<br />

eine kleine Geschichte zu dem Wort in <strong>der</strong> Mitte.<br />

• Wenn je<strong>der</strong> seine „Schulgeschichte“ nie<strong>der</strong>schreibt, entsteht so eine<br />

Textsammlung. Mach daraus ein Buch mit „Schulgeschichten“.<br />

• Erarbeitet in Kleingruppen das Wortfeld eines beliebigen Wortes, das euch<br />

gefällt.


Preisbücher 2005 39<br />

Kleine Anleitung zum „Buchmachen“<br />

• Die einzelnen Schulgeschichten werden schön auf A4-Blätter geschrieben.<br />

• Entwerft in Gruppen ein Titelblatt. Stellt eure Entwürfe vor und wählt aus, was<br />

euch am besten gefällt! Dieser Cover wird auf ein stärkeres Papier (Deckblatt)<br />

übertragen.<br />

• Überlegt euch die Gestaltung <strong>der</strong> Rückseite (siehe oben)!<br />

• Legt alle Blätter zusammen und nehmt als Verstärkung einen Streifen<br />

stärkeres Papier.<br />

• Heftet die Blätter mit einem starken Faden („Schusterzwirn“) laut Skizze<br />

zusammen.<br />

• O<strong>der</strong>: Kauft eine Klemmschiene und schiebt sie von oben über die Blätter.<br />

• Stellt das Buch in die „Klassen- o<strong>der</strong> Schulbibliothek“.<br />

• Wetten, dass es gerne gelesen wird!


Preisbücher 2005 40<br />

Uschi Flacke<br />

Hannah und <strong>der</strong> Schwarzkünstler Faust<br />

Wien: Carl Ueberreuter 2004<br />

250 S., ISBN 3-8000-5102-8<br />

Inhalt<br />

Während eines Gewitters wird ein Bündel mit einem Kind aus einer schwarzen<br />

Kutsche geworfen. Der Schwarzkünstler Faust, gerade unterwegs nach Gelnhausen,<br />

hebt es auf. Es ist das „Hexenkind“ Hannah, das in Bubenkleidung Faust auf seinen<br />

abenteuerlichen Wegen begleitet. An seiner Seite erlebt sie, wie er fieberhaft den<br />

„Stein <strong>der</strong> Weisen“ sucht, wie sein Drang zu erkennen, „was die Welt im Innersten<br />

zusammenhält“ ihn zum Feind <strong>der</strong> Kirche macht und wie er schließlich zugrunde<br />

geht. Nach seinem Tod wird alles, was von ihm erhalten ist, als Teufelswerk<br />

verbrannt, doch die Aufzeichnungen Hannahs, heimlich geschrieben im Kloster<br />

Maulbronn, geben Nachricht von seinem Wirken und Trachten in einer Zeit des<br />

Aufbruchs vom finsteren Mittelalter in die Neuzeit.<br />

Grundlage dieses Buches sind Originalquellen aus <strong>der</strong> Zeit Fausts von etwa 1480 bis<br />

1540, nicht aber das erst 1587 erschiene Volksbuch, dem bereits eine große<br />

Legendenbildung nachgesagt wird und das Vorlage für Goethes „Faust“ gewesen ist.<br />

Ein eindrucksvoller historischer Roman einer faszinierenden Persönlichkeit mit<br />

prächtig gestaltetem Zeitkolorit.<br />

Empfehlung:<br />

ab 12 Jahren, 7.-12. Schulstufe, in Deutsch fächerübergreifend mit Religion,<br />

Geschichte und Sozialkunde, Geographie und Wirtschaftkunde, Chemie, Physik,<br />

Philosophie, Latein, etc.<br />

Themenbereiche:<br />

• Historische Persönlichkeit und Wirken des Gelehrten Johann Georg Faust<br />

(1480 – 1540)<br />

• ein Mädchen in Bubenkleidung<br />

• Alchemie: Suche nach dem „Stein <strong>der</strong> Weisen“<br />

• Magier, Schwarzkünstler, Astrologen<br />

• Zeitenwende: Mittelalter – frühe Neuzeit<br />

• Ende des Rittertums (Franz von Sickingen)/ Raubrittertum – Bauernkriege<br />

(„Bundschuh“)<br />

• Entdeckung Amerikas, neues Weltbild<br />

• Hexenverbrennungen, Teufelsjäger<br />

• Humanismus, Renaissance (L. da Vinci)<br />

• Macht <strong>der</strong> Kirche : Reformation<br />

• Bedeutung <strong>der</strong> Universitäten (Krakau, Erfurt, Heidelberg)<br />

• Klosterleben (z.B. Maulbronn)<br />

• Alltagsleben in Städten (Stapelrecht), in den Dörfern, auf Burgen


Preisbücher 2005 41<br />

Textprobe<br />

„Ihr seid Doktor Faust?“, fragte Hannah leise.<br />

Faust drehte sich überrascht um. „Du kennst mich?“<br />

„“Natürlich!“ Hannah hielt den Kopf schief und musterte ihn. Ihre schlaksigen<br />

Arme hatte sie über den Bauch verschränkt. „Je<strong>der</strong> redet von Euch. Ihr seid<br />

überall bekannt. Man sagt, Ihr wäret ein Mann des Volkes und würdet Eure<br />

Künste nicht nur Adligen und Reichen zukommen lassen.“<br />

„Ein Mann des Volkes …“, wie<strong>der</strong>holte er. Ein vergnügtes Lächeln huschte über<br />

sein Gesicht. „Dann kann du mir ja auch verraten, woher du dieses Amulett hast.“<br />

Das Mädchen senkte den Blick. Sein schmaler Körper zitterte, die nackten Füße<br />

hatte es schräg gegeneinan<strong>der</strong> gestellt. „Das kann ich nicht. Das habe ich<br />

versprochen!“<br />

„Wie du willst. Dann geh!“ Seine Stimme klang scheinbar gleichgültig und<br />

bestimmt.<br />

„Aber ich könnte euch hilfreich sein“, sagte sie zaghaft, während sie die Hand<br />

gegen die schmerzende Hüfte stemmte.<br />

„Als Mädchen?“ Er lächelte spöttisch. „Willst du mir das Wams waschen? Die<br />

Löcher in den Beinklei<strong>der</strong>n stopfen? Und dir den lieben langen Tag Zöpfe<br />

flechten?“<br />

Einen Moment zögerte sie. Dann hob sie blitzschnell ihre zerschlissene Weste,<br />

zog einen spitzen Dolch aus einem Le<strong>der</strong>band, das ihr um die Hüfte hing, und<br />

stürzte auf Faust zu. Der hob überrascht den Blick, während sie mit festem Griff<br />

ihr Haar umfasste und es mit <strong>der</strong> Klinge bis zum Kinn abschnitt. Lange Locken<br />

fielen auf die Holzdielen.<br />

„Und jetzt?“ Sie stellte sich breitbeinig vor ihn hin und sah ihn herausfor<strong>der</strong>nd an.<br />

„Wie sehe ich jetzt aus? Immer noch wie ein Mädchen?“<br />

„Nicht schlecht!“ Er hatte die Augenbrauen hochgezogen und schmunzelte. „Doch<br />

ich werde mir keine Last ans Bein binden.“<br />

„Aber was ein Junge kann, kann ich schon lange. Außerdem könnte ich Euch bei<br />

den Zaubereien auf dem Jahrmarkt helfen“, bettelte Hannah und fügte leise<br />

hinzu: „Ich kenne mich in manchen Dingen aus.“<br />

(Seite 17f.)


Preisbücher 2005 42<br />

Tipps für die Bucharbeit<br />

Es kam, wie es kommen musste<br />

Vergleiche das Motto des Buches aus dem Thomas-Evangelium mit <strong>der</strong> Einleitung<br />

und beantworte die Fragen:<br />

• Was ist Faust zum Verhängnis geworden?<br />

• Welches Schicksal wird ihm zuteil?<br />

• Aus welcher Sicht sind die Zeilen geschrieben?<br />

Motto: „Wer sich nicht selbst erkannt hat,<br />

hat nichts erkannt.<br />

Wer jedoch sich selbst erkannt hat,<br />

hat auch schon die Erkenntnis über die Tiefe des Alls erlangt.“<br />

Einleitung:<br />

„Es kam wie es kommen musste. Der allmächtige Himmel ist über ihm<br />

zusammengebrochen, die Hölle hat sich aufgetan. Der Teufel hat am Ende ein<br />

irrwitziges Spiel mit ihm getrieben und ihn mit einem gewaltigen Donnerschlag in den<br />

Abgrund gerissen. Sein Wissen vom reinigenden Feuer und vom tosenden Wind,<br />

vom reinsten Wasserquell, vom Wirken <strong>der</strong> Weltenkräfte und von <strong>der</strong> Beschaffenheit<br />

metallener Stoffe, sie haben ihm nichts genutzt. Sein eigenes Horoskop hat ihn zum<br />

Narren gehalten.“ (S. 5)<br />

Die Einleitungszeilen sind bestimmt vom aristotelischen Weltbild 4 , das zur Zeit<br />

Fausts allmählich ins Wanken geriet.<br />

Kosmos<br />

Bewegung<br />

Stoff<br />

abgeschlossen,<br />

ein Prozess,<br />

stetig,<br />

hierarchisch<br />

kein Zustand<br />

nicht atomar<br />

Die Welt des Aristoteles ist <strong>der</strong> Kosmos,<br />

<strong>der</strong> als schöne Ordnung verstanden wird.<br />

Alle Dinge und Körper, die Menschen und die Götter,<br />

sind in eine hierarchische Ordnung eingefügt.<br />

Die himmlische und die irdische Welt sind streng voneinan<strong>der</strong> getrennt.<br />

Die himmlische Welt ist die Welt <strong>der</strong><br />

vollkommenen Ordnung und <strong>der</strong><br />

vollkommenen Harmonie, in <strong>der</strong> alles<br />

ewig und unvergänglich ist.<br />

Die Bewegung <strong>der</strong> Himmelskörper sind<br />

gleichförmige Kreisbewegungen um<br />

einen Mittelpunkt.<br />

Die den Himmel bewohnende Wesen<br />

sind vollkommen, göttliche Geschöpfe.<br />

Die irdische Welt ist gekennzeichnet<br />

durch Verän<strong>der</strong>ung, Entstehen und<br />

Vergehen. Alle Dinge und Menschen<br />

haben ihren natürlichen Platz.<br />

Der Platz <strong>der</strong> den schweren Erdsphären<br />

angehörenden Körper ist unten,<br />

darüber lagert sich die Wassersphäre,<br />

darauf die Luft,<br />

schließlich folgt die Feuersphäre…<br />

Jede Abweichung von dieser Ordnung ist<br />

naturwidrig.<br />

4<br />

Károly Simonyi: Kulturgeschichte <strong>der</strong> Physik von den Anfängen bis 1990. Frankfurt/ Main 1995, 2.<br />

Aufl.,S. 84f.


Preisbücher 2005 43<br />

Warum ist es für Denker, Forscher und Künstler wie Faust, Leonardo da Vinci, Martin<br />

Luther, Kolumbus, Kopernikus etc. so schwierig gewesen, ein <strong>der</strong>artig einheitliches<br />

naturwissenschaftliches Weltbild zu verän<strong>der</strong>n?<br />

• Welche naturwissenschaftlichen Leistungen, welche Entdeckungen und<br />

Erfindungen haben die Verän<strong>der</strong>ung des theozentrischen zum<br />

anthropozentrischen Weltbildes, vom aristotelischen zum kopernikanischen<br />

System ermöglicht?<br />

• Faust möchte erkennen, „was die Welt im Innersten zusammenhält“. (S. 213)<br />

Schreibt die wichtigsten Argumente heraus und diskutiert, ob sie heute noch<br />

gültig sind.<br />

• Bildvergleiche: Welchen Eindruck machen auf dich die Bil<strong>der</strong>? Welche<br />

Unterschiede sind in Aussehen, Kleidung, Mimik zu erkennen?<br />

• Wie ist Faust auf dem Buchcover dargestellt?<br />

- zeitgenössische Darstellung/ Holzschnitt<br />

- Szenenfoto (1957) aus<br />

Faust I mit Will Quadflieg<br />

als Faust und Gustav<br />

Gründgens als Mephisto


Preisbücher 2005 44<br />

Hannahs Lebenslinien<br />

Erarbeitet Hannahs Geschichte anhand ihrer Aufzeichnungen.<br />

Sucht dazu die passenden Textstellen:<br />

• Was erfährt man über die Herkunft Hannahs?<br />

Suche die einzelnen Bruchstücke zusammen, die erst allmählich das Bild<br />

ergeben, warum sie zu einem Findelkind wurde.<br />

• Was hat sie erlebt, bevor sie als Bündel aus <strong>der</strong> Kutsche geworfen wurde?<br />

• Welche Bedeutung haben die Vaganten und die Weissagung Mutter Shipton<br />

für sie?<br />

Schreibe sie heraus (S. 188f.) und belege sie mit den wirklichen Erlebnissen<br />

Hannahs.<br />

• Warum will sie als Junge bei Dr. Faust bleiben?<br />

- Was sind ihre Gründe?<br />

- Was unternimmt sie, damit er sie behält?<br />

- Mit welchen Strategien wird sie mit ihrer schwierigen Situation fertig?<br />

- Warum ist es oft leichter ein Junge zu sein als ein Mädchen?<br />

- Wann ist es besser ein Mädchen zu sein?<br />

• Was für ein Amulett trägt sie?<br />

- Beschreibe es: Material, Form, Zeichen (S. 254)<br />

- Gestaltet ein Mindmap mit euren Assoziationen dazu!<br />

- Welche Amulette werden heute getragen? Zeichnet sie auf!<br />

- Welches trägst du?


Preisbücher 2005 45<br />

Welche Erlebnisse hat sie als Fausts Begleiterin?<br />

- in Gelnhausen (S. 16-53)<br />

- auf dem Handelsweg unterwegs nach Würzburg (S. 53- 91)<br />

- Aufenthalt in Würzburg (S. 91-103)<br />

- unterwegs nach Kreuznach (ab S. 103)<br />

- Aufenthalt auf <strong>der</strong> Ebernburg des Franz von Sickingen (S. 119-130)<br />

- Fachwerkhaus mit Alchimistenküche in Kreuznach (S.130 -194)<br />

- Unterkunft in Heidelberg (S. 206-216)<br />

- Universitätsstadt Erfurt (S. 216- 238)<br />

- Kloster Maulbronn (S. 238-249)<br />

- Hannah in ihrer Apotheke (S. 249)<br />

- Rückkehr nach Maulbronn (S. 251)<br />

- Abschied von Maulbronn (S. 255)<br />

• Was lernt sie von ihm?<br />

- Wie lernt sie die Magie kennen? (S.59ff.)<br />

- Welche drei großen Aufgaben muss sie bewältigen? (S. 60ff.)<br />

- Welche Tricks <strong>der</strong> optischen Täuschung?<br />

• Welche Bedeutung hat <strong>der</strong> Hund Brutus für sie?<br />

Beschreibe ihn!<br />

• Welche schönen Begegnungen und bösen Erfahrungen hat sie in <strong>der</strong><br />

Lateinschule? (S. 138-194)<br />

- Wer besucht die Lateinschule?<br />

- Was wird unterrichtet? In welcher Sprache?<br />

- Welche Bräuche gelten?<br />

- Welche Ähnlichkeiten mit heutigen Schülern sind festzustellen?<br />

- Was für ein Typ ist Maximilian?<br />

- Warum und wann wird er für Hannah zur Gefahr?<br />

• Welche Bedeutung haben Martin und Sebastian in ihrem Leben?<br />

- Was sind Zeichen <strong>der</strong> Freundschaft?<br />

- Was sind Zeichen <strong>der</strong> Liebe?<br />

• Wann ist sie eine Zeitlang wirklich glücklich?<br />

- Was gehört zum Glücklichsein?<br />

• Warum schreibt sie die Aufzeichnungen?<br />

Löst die einzelnen Zwischenabschnitte aus Hannahs Erzählung heraus:<br />

- Was erfährt man über Hannah als Schreiberin?<br />

- Wer hilft ihr?<br />

- Was wi<strong>der</strong>fährt ihr während <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schrift?


Preisbücher 2005 46<br />

Die drei Stände <strong>der</strong> Christenheit: Lehr-, Wehr- und Nährstand<br />

Erarbeitet in drei Gruppen die im Buch beschriebenen Tätigkeiten <strong>der</strong> drei<br />

„gottgewollten“ Stände. Wo setzt Fausts Kritik an?<br />

1. Der Lehrstand, die Kirche<br />

z.B.: Abt Trithemius S.22 z. B. S. 36, 113, 94 (Ablass)<br />

Kloster Maulbronn S. 238 S.70 (Teufelsaustreibung)<br />

Lateinschule S.138, 178 S. 208 (Hexenhammer)<br />

„Aufgaben“, Tätigkeiten Kritik


Preisbücher 2005 47<br />

Der Wehrstand, <strong>der</strong> Adel (Rittertum)<br />

z.B. Franz von Sickingen S. 105,120 z.B. S. 77, 218 (Raubritter)<br />

„Aufgaben“, Tätigkeiten Kritik<br />

2. Der Nährstand, die Bauern<br />

z. B. S. 73f. (Bundschuh), 93f.,159 z.B. S. 106f.<br />

„Aufgaben“, Tätigkeiten Kritik<br />

Gestaltet den Holzschnitt in Farben!


Preisbücher 2005 48<br />

Faust – ein Mensch zwischen den Zeiten<br />

Lexikoneintrag 5 :<br />

Die Lebensdaten Fausts lassen sich aufgrund unzureichen<strong>der</strong> Quellen nur<br />

annähernd rekonstruieren. Er wurde um 1480 geboren, vermutlich in Knittlingen im<br />

Kraichgau (Württemberg). Zeugnisse für sein Leben und Wirken datieren erst aus<br />

seiner Zeit als „fahren<strong>der</strong> Scholast” an deutschen Universitäten. Seine profunden<br />

Kenntnisse <strong>der</strong> Astrologie und angrenzen<strong>der</strong> Parawissenschaften wie Alchimie und<br />

Kabbalistik ließen ihn bald zum gesuchten Experten auf diesen Gebieten werden. Er<br />

wird als eine sehr fragwürdige Figur dargestellt und soll durch seine Tätigkeiten öfter<br />

mit dem Gesetz in Konflikt geraten sein.<br />

Im Jahr 1507 wurde Faust von Franz von Sickingen nach Kreuznach gerufen, um im<br />

Gymnasium die freie Rektorenstelle zu besetzen. Kurz darauf musste er wegen des<br />

Vorwurfs <strong>der</strong> Unzucht fliehen. Faust hielt sich 1509 in Heidelberg auf, promovierte<br />

zum Doktor <strong>der</strong> Theologie und ging 1513 nach Erfurt, wo er griechische Philologie<br />

unterrichtete. Im Jahre 1520 stellt Faust dem Fürstbischof von Bamberg für 10<br />

Gulden das Horoskop, wird 1528 aus Ingolstadt ausgewiesen und 1532 auch aus<br />

Nürnberg. Auch als er in Würzburg behauptete, die Wun<strong>der</strong> Christi öffentlich<br />

wie<strong>der</strong>holen zu können, wurde er <strong>der</strong> Stadt verwiesen.<br />

Die Existenz des Georg Faustus ist durch neun zeitgenössische Dokumente und<br />

zahlreiche Erwähnungen vom "Hörensagen" ohne Zweifel belegt. Martin Luther nennt<br />

ihn in seinen Tischreden erstmals gemeinsam mit dem Teufel und legt so die<br />

Grundlage für das spätere Motiv des Teufelpakts.<br />

Faust verdiente eine Zeit lang seinen Lebensunterhalt mit dem Erstellen von<br />

Horoskopen und trat schließlich als „Goldmacher” in die Dienste des Grafen von<br />

Staufen. Bei einem seiner alchimistischen Experimente ereilte ihn <strong>der</strong> Tod durch eine<br />

Explosion. Die dramatischen Umstände seines Ablebens för<strong>der</strong>ten die bereits zu<br />

seinen Lebzeiten einsetzende Legendenbildung. Sie schienen Gerüchte zu<br />

bestätigen, dass Faust mit höllischen Mächten im Bunde gestanden habe: Heute<br />

noch ist im „Hotel zum Löwen” in Staufen (Breisgau) <strong>der</strong> angebliche Fußabdruck des<br />

Teufels zu besichtigen.<br />

Bereits unter seinen Zeitgenossen war <strong>der</strong> „Schwarzkünstler” also eine populäre wie<br />

umstrittene Gestalt, <strong>der</strong>en Schicksal als warnendes Beispiel für unchristlichen<br />

Lebenswandel diente, wie in den Tischreden Martin Luthers. Als Reaktion auf sein<br />

unrühmliches Ende wurden zahlreiche Dokumente vernichtet, die mit ihm in<br />

Zusammenhang standen, und von seinen eigenen Schriften hat sich nichts erhalten.<br />

Dies trug in <strong>der</strong> Folge umso mehr dazu bei, dass sich biographische Fakten und<br />

Legende fast unentwirrbar vermischten.<br />

• Unterstreiche die Stellen im Lexikoneintrag, die im Buch ausführlich<br />

beschrieben werden.<br />

• Welche Personen, Orte, Taten fehlen im Lexikoneintrag verglichen mit dem<br />

Buch?<br />

• Als Prototyp des Teufelsbündners fand Faust Eingang in die Literatur und<br />

wurde durch Goethes Tragödie (1. Teil: 1808; 2. Teil: 1832) zu einer<br />

Zentralgestalt <strong>der</strong> deutschen und europäischen Dichtung.<br />

Recherchiert in Gruppen das Weiterwirken dieser Gestalt<br />

- als literarischer Mythos<br />

- in Oper, Ballett und Film<br />

5 www.wikipedia.de


Preisbücher 2005 49<br />

Patrice Kindel<br />

Verloren im Labyrinth<br />

Übersetzung aus dem Amerikanischen von Ingrid Weixelbaumer<br />

München: dtv 2004, 208 S., ISBN 3-423-70871-9<br />

Inhalt<br />

Die vierzehnjährige Xenodike erzählt von <strong>der</strong> unheilvollen Ankunft des Theseus, <strong>der</strong><br />

mit Hilfe ihrer Schwester Ariadne sich aus <strong>der</strong> Gefangenschaft des Labyrinths befreit<br />

und mit Unterstützung des Königs Minos den verhassten Prinzen Asterios, bekannt<br />

als „Minotaurus“, tötet. Die Blütezeit Kretas unter dem Matriarchat <strong>der</strong> Königin<br />

Pasiphae neigt sich dem Ende zu: Die Tribute Athens, als Sühne für den Tod ihres<br />

Erstgeborenen Sohnes Androgeos, die sieben Lieblingssöhne und Töchter aus<br />

vornehmsten Adelsstand nach Kreta in die Sklaverei zu schicken, sind beinahe zu<br />

einem traditionellen Brauch geworden, bis eben Theseus sich <strong>der</strong> kretischen<br />

Herrscherin stellt und den Kampf mit dem Stier aufzunehmen wagt. Dieser Frevel<br />

wird mit Gefängnis im Labyrinth bestraft, aus dem ihn Ariadne befreit, die sich in<br />

Theseus verliebt hat und von ihm schwanger geworden ist. Sie verhilft ihm nicht nur<br />

zur Flucht, son<strong>der</strong>n verlässt mit ihm auch Kreta, in <strong>der</strong> Hoffnung, Königin von Athen<br />

zu werden. Doch er lässt sie auf <strong>der</strong> Insel Naxos zurück, wo sie sich verzweifelt das<br />

Leben nimmt. Xenodike selbst büßt für ihren Verrat, den beiden Griechen, Dädaolos<br />

und Ikarus zur Flucht verholfen zu haben. Ihre vertraute Welt ist zerbrochen, sie wird<br />

schließlich eine mächtige Priesterin, die Herrin <strong>der</strong> Tiere, verpflichtet zur<br />

Ehelosigkeit. Rückblickend bereut sie nicht, was immer sie getan und erlebt hat,<br />

doch ihre Verbundenheit mit <strong>der</strong> toten Schwester Ariadne, die vor ihren Augen immer<br />

tiefer zu den Toten hinab gesunken ist, kann und will sie nicht vergessen.<br />

Die Icherzählerin Xenodikes, die Schwester Ariadnes, erzählt den minoischen<br />

Sagenkreis aus weiblicher Sicht und ihr Spiel mit <strong>der</strong> antiken Überlieferung lässt<br />

neue Sicht- und Verstehensweisen zu.<br />

Empfehlung<br />

Ab 12 Jahren, ab 7.-12. Schulstufe, fächerübergreifend mit Religion, Geschichte und<br />

Sozialkunde, Geographie und Wirtschaftkunde, Philosophie<br />

Themenbereiche:<br />

• Minoische Hochkultur<br />

• Sagengestalten König Minos, Ariadne, Theseus- Sagenkreis mit Ägeus, Sinis,<br />

Prokrustes, etc., Dädalos und Ikarus, Amazonenkönigin Hippolyta,<br />

• Zivilisation und Barbarei<br />

• Polytheismus, Kulte (Schlangenkult, Stierkult)<br />

• Matriarchat<br />

• Formen <strong>der</strong> Liebe: Geschwisterliebe, Mutterliebe, Elternliebe, Heimatliebe,<br />

erste Liebe und Sexualität


Preisbücher 2005 50<br />

Textprobe<br />

Letzte Nacht habe ich meine Schwester gesehen, die tot ist. Sie stand am Ende<br />

eines langen Ganges und weinte.<br />

Ich erkannte sie nicht, bis ich dicht vor ihr war. Hier im Labyrinth gibt es einige, die<br />

mir fremd sind. Ich dachte, es sei eine neue Magd, die wegen Ungehorsams<br />

geschlagen worden war. Erst als ich merkte, dass sie sich nicht bewegte, während<br />

ich näher kam, schaute ich sie genauer an.<br />

Ihr schwangerer Leib fing gerade an sich über dem Kind in ihrem Schoß zu runden,<br />

einem Kind, das nie das Licht <strong>der</strong> Welt erblickt hat. Die Schnur, mit <strong>der</strong> sie sich<br />

erhängt hatte, war um ihren Hals geschlungen, aber ihr Gesicht war nicht verzerrt<br />

und bleich, wie es die Gesichter <strong>der</strong> Erhängten sind, und ich konnte klar ihre Züge<br />

erkennen.<br />

„Ariadne, du? Bist du das wirklich? Wie kann es sein, dass du zurückkommst nach all<br />

<strong>der</strong> Zeit?“, flüsterte ich.<br />

Sie antwortete nicht, son<strong>der</strong>n begann langsam durch den Boden zu sinken.“<br />

(Seite 9)<br />

Tipps für die Bucharbeit<br />

Verloren im Labyrinth<br />

• Betrachte das Titelblatt und beschreibe es.<br />

…………………………………………………………..<br />

…………………………………………………………..<br />

• Wenn du nur vom Titelblatt und seinen Motiven ausgehst,<br />

wovon könnte das Buch handeln?<br />

…………………………………………………………………<br />

…………………………………………………………………<br />

• Buchtitel<br />

Schreibe den Titel in die Mitte eines DIN-A3-Blattes.<br />

Zeichne eine Mindmap. Verwende dafür das DIN-A3-Blatt, auf das du den Titel<br />

geschrieben hast. Schreibe deine Assoziationen ( spontane Gedanken) um den<br />

Titel herum.<br />

• Klappentext<br />

Lies dir den Klappentext durch.<br />

Was erfährst du?<br />

Versuche die 5 W-Fragen zu beantworten:<br />

• wer (wer spielt eine Rolle) ……………………………………,<br />

• was (Thema, wovon handelt die Geschichte) ……………………...,<br />

• wo……………………………………………………………….,<br />

• wann…………………………………………………………….,<br />

• warum/wie (wie ist es dazu gekommen) ………………………………….


Preisbücher 2005 51<br />

Aus königlichem Blut<br />

Pasiphae, vermählt mit Minos und die alles beherrschende Königin des minoischen<br />

Reiche, hat viele Kin<strong>der</strong>.<br />

Jedes Kind hat ein beson<strong>der</strong>es Schicksal.<br />

Schreibt stichwortartig dazu, was jedes Königskind erlebt und erleidet.<br />

Tipp: Die Seitenzahlen verweisen auf diesbezügliche Buchstellen<br />

1. Androgeos<br />

2. Akalle<br />

3. Katreus<br />

4. Deukalion<br />

5. Ariadne<br />

6. Xenodike<br />

7. Glaukos<br />

8. Phädra<br />

9. Molos<br />

Königskin<strong>der</strong><br />

10. Asterios, „Minotaurus“<br />

z.B. S. 16, 17, 43<br />

z.B. S. 80f., 190, 196<br />

z.B. S. 28, 163<br />

z.B. S. 28, 163<br />

ab S. 9<br />

ab S. 10<br />

z.B. S. 35ff.<br />

z.B. S. 197<br />

z.B. S. 163<br />

Schicksal<br />

z.B. S.12f., 14, 18, 19, 91ff.


Preisbücher 2005 52<br />

Der Badeplatz <strong>der</strong> Prinzessin<br />

• Unterstreiche auf <strong>der</strong> Landkarte die Orte, von denen Xenodike in <strong>der</strong><br />

Badewanne spricht: Insel Kreta, Athen, Libyen, Bagdad, Ägypten, Griechische<br />

Inseln,…<br />

Buch S. 32f.<br />

„Wir Kreter sind das Volk des Meeres …<br />

Wir leben genau im Mittelpunkt <strong>der</strong> Welt…<br />

• Geht in ein Reisebüro und holt um Reiseprospekte von Griechenland. Was ist<br />

noch von <strong>der</strong> alten minoischen Zeit zu sehen? Wie sehen Kreta, die Inseln,<br />

Athen … heute aus?<br />

• Wie kommt man heute nach Kreta? Mit welcher Fluglinie, von wo aus mit<br />

welcher Fähre, … Tipp: Schaut nach im Internet!<br />

• Wer war schon in Griechenland? Erzählt eure Eindrücke!


Preisbücher 2005 53<br />

Frau sein – Mann sein in <strong>der</strong> Antike<br />

Bildet Gruppen und arbeitet die geschlechtsspezifischen Aufgaben/ Tätigkeiten an<br />

den Beispielen von Ariadne und Theseus, von Xenodike und Ikarus heraus.<br />

Ariadne Theseus<br />

Xenodike Ikarus<br />

Ariadne und Xenodike – zwei ungleiche Frauen,<br />

Theseus und Ikarus – zwei ungleiche Männer<br />

• Welche Gedanken macht sich Xenodike darüber?<br />

Lest die Seiten 184f. genau durch und besprecht, ob eine Ehe zwischen Ariadne<br />

und Theseus, Xenodike und Ikarus glücklich geworden wäre.<br />

• Was sind eurer Meinung nach gute/ schlechte Voraussetzungen für eine<br />

glückliche Partnerschaft von Menschen unterschiedlicher Herkunft?<br />

gut schlecht<br />

z.B. gleiche Sprache sprechen z.B. aus unterschiedlichem Milieu<br />

Was trägt dazu bei, Schwierigkeiten und Probleme zu überwinden?<br />

z.B. Vertrauen haben, Bereitschaft zu …


Preisbücher 2005 54<br />

Die Erzählstruktur<br />

Die Erzählung ist in 13 Kapitel geglie<strong>der</strong>t, umrahmt von einem vorangestellten und<br />

einem nachgestellten Text mit dem gleich lautenden Titel „Ariadne sinkt hinab“.<br />

Schreibt stichwortartig die wichtigsten Ereignisse, Gedanken, Fakten dazu, fasst<br />

dann jedes Kapitel in ganzen Sätzen zusammen.<br />

Kapitel<br />

1. Knossos<br />

2. Ikarus<br />

3. Verloren<br />

4. und zurückgekehrt<br />

5. Die Stierreiterin<br />

6. Die Präsentation<br />

7. Das Fest <strong>der</strong> Stiere<br />

8. Meines Vaters Sohn<br />

9. Theseus<br />

10. In <strong>der</strong> Werkstatt<br />

11. Ein Knäuel Garn<br />

12. Meine zerbrochene<br />

Welt<br />

13. Ikarus steigt empor<br />

Ereignisse


Preisbücher 2005 55<br />

Fakten 6 über das historische Kreta<br />

Der Begriff minoisch ist von Minos abgeleitet, dem Namen eines sagenhaften Königs<br />

von Knossos. Nach <strong>der</strong> griechischen Mythologie ließ er an seinem Herrschersitz von<br />

dem Baumeister Dädalus in Knossos ein Labyrinth errichten, in dem er den<br />

Minotauros gefangen hielt. Mit Hilfe <strong>der</strong> Minos-Tochter Ariadne gelang es schließlich<br />

dem griechischen Helden Theseus, den Minotauros, <strong>der</strong> Jahr für Jahr je sieben junge<br />

Männer und Jungfrauen als Opfer for<strong>der</strong>te, zu töten und nach vollbrachter Tat wie<strong>der</strong><br />

aus dem Labyrinth zu entkommen. In <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Stadt befand sich die Diktaiische<br />

Grotte, wo <strong>der</strong> griechische Gott Zeus geboren sein soll.<br />

Die Minoische Kultur, Kultur <strong>der</strong> Bronzezeit, entstand auf <strong>der</strong> Insel Kreta. Sie wird auf<br />

den Zeitraum von circa 3000 bis 1100 v. Chr. Datiert und erreichte in <strong>der</strong> ersten<br />

Hälfte und Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. in Knossos, Phaistos und Mallia ihren<br />

Höhepunkt. Als 1900 <strong>der</strong> große Palast in Knossos von dem englischen Archäologen<br />

Sir Arthur Evans entdeckt wurde, benannte er die Kultur nach König Minos.<br />

Die Zerstörung des Palastes von Knossos durch ein Erdbeben um 1700 v. Chr.<br />

markierte das Ende <strong>der</strong> Frühgeschichte Kretas, <strong>der</strong> so genannten frühminoischen<br />

Phase. Die nachfolgende Dynastie baute zu Beginn <strong>der</strong> heute als mittelminoischen<br />

Phase bezeichneten Epoche den Palast von Knossos wie<strong>der</strong> auf und vergrößerte<br />

ihn. In den Räumen befanden sich Darstellungen des Minotauros, eines Wesens<br />

halb Mensch halb Tier, und <strong>der</strong> Doppelaxt, die bei <strong>der</strong> Verehrung <strong>der</strong> Muttergöttin<br />

Rhea eine wichtige Rolle spielte. Um 1600 v. Chr. erreichten die Könige von Knossos<br />

den Höhepunkt ihrer Macht: Sie beherrschten die Ägäis und führten einen regen<br />

Handel mit Ägypten. Architektur, Schiffbau und Kunsthandwerk zeugen von einer<br />

hoch entwickelten Technik. Die spätminoische Phase begann mit <strong>der</strong> Zerstörung von<br />

Knossos im 15. Jahrhun<strong>der</strong>t v. Chr. durch Erdbeben o<strong>der</strong> Krieg und <strong>der</strong> Invasion <strong>der</strong><br />

Mykener (siehe Achaier) und dauerte von 1400 bis 1100 v. Chr.<br />

Lest auch dazu das Nachwort <strong>der</strong> Autorin S. 201ff.<br />

Beantwortet folgende Fragen:<br />

Was bedeutet „minoisch“?<br />

Wann gab es die minoische Kultur?<br />

Wer baute das Labyrinth?<br />

Wer tötete Minotaurus?<br />

Welche Königstochter half ihm?<br />

Wer entdeckte den Palast von Knossos?<br />

Welches Kultsymbol wurde verehrt?<br />

Wodurch wurde die minoische Kultur<br />

zerstört?<br />

6 Quelle: Microsoft Encarta 2003


Preisbücher 2005 56<br />

Schauplatz heute:<br />

Der minoische Palast von Knossos<br />

An <strong>der</strong> Nordküste von Kreta, in <strong>der</strong> Nähe<br />

von Iraklion, liegt die Ausgrabungsstätte<br />

des spätminoischen Palastes, <strong>der</strong> von<br />

dem sagenhaften König Minos erbaut<br />

wurde. Im Zentrum des Palastes lag ein<br />

Innenhof, um den sich viele zum Teil<br />

mehrstöckige Gebäudekomplexe mit<br />

Pfeilersälen und Lichthöfen reihten.<br />

Diese waren durch enge Gänge o<strong>der</strong><br />

großartige Treppenaufgänge miteinan<strong>der</strong><br />

verbunden. Warmwasserheizung,<br />

Sitzbadewannen und Klosetts mit<br />

Wasserspülung waren neben den<br />

zahlreichen gut erhaltenen Fresken<br />

die bemerkenswertesten Funde.<br />

Vom ersten Palastbau (2000 v. Chr.)<br />

ausgehend, dehnte sich die minoische<br />

Stadt aus und dürfte in ihrer Blütezeit im<br />

16. Jahrhun<strong>der</strong>t v. Chr. über 50 000<br />

Einwohner gezählt haben.<br />

Die zum Teil restaurierte Anlage ist eine<br />

<strong>der</strong> bedeutendsten archäologischen<br />

Fundstätten Griechenlands.<br />

Teil <strong>der</strong> Geschichte:<br />

Stierspringer-Fresko aus Knossos<br />

Die Fresken <strong>der</strong> kretisch-minoischen Kultur, wie das hier abgebildete sogenannte<br />

Stierspringer-Fresko (um 1600 bis 1400 v. Chr.) aus dem Palast von Knossos auf<br />

Kreta, zeigen häufig Kultszenen mit lebensgroßen Darstellungen von Menschen und<br />

Tieren, die in Bewegung festgehalten sind.<br />

• Lest dazu das Kapitel 7 „Das Fest <strong>der</strong> Stierspringer“


Preisbücher 2005 57<br />

Walter Kohl<br />

fuck off Koff<br />

Hamburg: Friedrich Oetinger 2004<br />

112 S., ISBN3-7891-4017-1<br />

Inhalt<br />

Franz Alfred Koff, abgekürzt Fakoff/ Fuck off!, steht kurz vor dem Abitur. Nach seiner<br />

Selbsteinschätzung ist er ein ganz normaler Typ. Doch er redet kaum mehr mit den<br />

an<strong>der</strong>en: nicht mit seiner Mutter, nicht mit seinem zukünftigen Stiefvater, nicht mit<br />

den Mitschülern. Der Einzige, mit dem er noch redet und ein Bier trinkt, ist sein<br />

Freund Gerd. Und da gibt es noch die 14-jährige Yvonne, kurz Ibbi genannt, die er<br />

auf einem Sommerfest des Elternvereins kennen gelernt und zu <strong>der</strong> er so etwas wie<br />

eine Beziehung aufgebaut hat. Franz macht sich viele Endzeit-Gedanken um Gott<br />

und die Welt, hört und singt die Lie<strong>der</strong> Cobains und fackelt das Auto seines<br />

Stiefvaters aus grundloser Wut und Weltschmerz ab. Er wird vom Unterricht<br />

suspendiert, kapselt sich noch mehr ab und Ibbi befürchtet, dass er Hand an sich<br />

legt, weil alles „ein Irrlicht“ ist. Tatsächlich ist er nahe dran, die Waffe des Stiefvaters<br />

zu gebrauchen, doch es endet als ein Unfall mit glimpflichen Folgen. Beim Besuch im<br />

Krankenhaus kann Ibbi mit Franz wie<strong>der</strong> blödeln und lachen und die beiden geben<br />

dem Morgen eine Chance.<br />

Ein Teufelskreis des Scheiterns führt einen jugendlichen Einzelgänger bis zum<br />

Selbstmordversuch. Aus den parallelen Perspektiven von Franz und Ibbi entwickelt<br />

sich die Geschichte, die von <strong>der</strong> Schwierigkeit menschlicher Kommunikation in allen<br />

Altersstufen erzählt.<br />

Empfehlung:<br />

Ab 13, fächerübergreifend Deutsch, Religion, „Lebenskunde“, Biologie<br />

Themenbereiche<br />

• Kommunikationsprobleme bei Jungen, bei Ehepartnern, bei alten Menschen<br />

• Freundschafts- und Beziehungskrisen<br />

• Pubertät, Spätpubertät<br />

• Sexualität, das „erste Mal“<br />

• Sinnfindung, Lebensorientierung<br />

• Nihilismus, Weltschmerz<br />

• Aggressionen,<br />

• Formen <strong>der</strong> Selbstzerstörung,<br />

• Selbstmord<br />

• zerrüttete Familiensituation, „Scheidungswaisen“<br />

• Altwerden, Altsein, Altersheim


Preisbücher 2005 58<br />

Textprobe<br />

Ich bin Koff. Franz Koff.<br />

Früher schrieb ich das so: Phrantz Koff.<br />

Einfach so. Es gefiel mir eben. Mein voller Name ist Franz Alfred Koff. …<br />

Wenn es etwas zu unterschreiben gibt, dann unterschreibe ich mit F.A. Koff.<br />

Verstehst du? Du musst es in einem durchlesen: Fakoff. Fuck off!<br />

Ich bin ein ganz normaler Typ, glaube ich. Eine Zeit lang dachten meine Alten,<br />

ich sei hochbegabt. Weil ich so still war und so unbeteiligt am Unterricht. Das war,<br />

als ich noch ein doofes Kind war, mit zwölf o<strong>der</strong> so. Ich hatte keine guten Noten,<br />

aber sie dachten, ich sei unterfor<strong>der</strong>t. Denn wenn sie mich unter Druck setzten,<br />

dann hatte ich auf einmal gute Noten. Schrieb drei Fünfen in Folge in Mathe, und<br />

wenn sie was sagten, dann konnte ich zwei Wochen später eine Eins schreiben<br />

o<strong>der</strong> eine zwei. Ganz locker. Das war, als Vater noch bei uns wohnte….<br />

Ich bin aber nicht hochbegabt und unterfor<strong>der</strong>t. Es ödet mich bloß an, was die<br />

in <strong>der</strong> Schule von sich geben, und ich sehe nicht ein, warum ich mir das in meine<br />

Hirnmasse reinziehen soll. Und darum habe ich lieber schlechte Noten.<br />

In dieser Hinsicht bin ich wie gesagt ganz normal. In einer an<strong>der</strong>en Sache<br />

weiß ich aber nicht, ob ich normal bin. Das ist <strong>der</strong> Hass. Mein Hass. Es gibt Tage,<br />

da bin ich so voll Hass und Wut, dass ich alles rund um mich zerschlagen und<br />

zertrampeln möchte. Aber frag mich bloß nicht, wen o<strong>der</strong> was ich da hasse o<strong>der</strong><br />

auf wen ich so wütend bin. Ich weiß es nicht. Es ist je<strong>der</strong> und jede. …<br />

Ob mich die an<strong>der</strong>en an <strong>der</strong> Schule für normal halten, ist mir egal. Ich weiß es<br />

nicht, weil ich mit keinem von denen mehr rede. O<strong>der</strong> fast keinem. Der Einzige,<br />

mit dem ich in <strong>der</strong> Klasse noch rede, wirklich rede, ist Gerd.<br />

Seite 5f.<br />

Tipps für die Bucharbeit<br />

Einstieg:<br />

• Was ist auf dem Titelbild zu sehen? Was für eine Geschichte könnte damit<br />

zusammenhängen?<br />

• Was bedeutet <strong>der</strong> Titel? Schlage im Englischwörterbuch den Begriff „fuck off“<br />

nach und notiere die Erklärung.<br />

• Was erwartest du, wenn die die Kurzbeschreibung auf <strong>der</strong> Rückseite liest:<br />

eine Liebes-, Schul-, Familiengeschichte o<strong>der</strong> gar die tragische Geschichte<br />

eines jugendlichen Selbstmör<strong>der</strong>s?<br />

• Schreibe 5 Minuten in Form des „monotonen Schreibens“, d.h. schreibe<br />

einfach drauflos, ohne auf Satzanfang o<strong>der</strong> Ende, auf Satzzeichen zu achten;<br />

wenn dir nichts einfällt, schreibe einfach blablablabla… und dann geht’s<br />

wie<strong>der</strong> weiter.<br />

Beginne: Ich bin …


Preisbücher 2005 59<br />

Zu den Personen:<br />

Das zentrale Thema dieses Buches ist die Unfähigkeit, miteinan<strong>der</strong> zu<br />

kommunizieren, miteinan<strong>der</strong> richtig zu reden und stabile Beziehungen aufzubauen.<br />

Arbeitet dies anhand <strong>der</strong> einzelnen Personen heraus, schreibt kurze Notizen dazu.<br />

• Sucht passende Textbeispiele dazu: z.B. Franz, S. 7<br />

• Nennt mögliche Gründe für diese unterschiedlichen Formen <strong>der</strong><br />

„Sprachlosigkeit“ bei den einzelnen Personen, z.B. Angst, Trauer,<br />

Verzweiflung, …<br />

Ibbis<br />

Großmutter<br />

Freund<br />

Gerd<br />

Yvonne<br />

„IBBI“<br />

FRANZ<br />

Ibbis<br />

Familie<br />

Mutter<br />

Stiefvater<br />

Der Erzähler – die Erzählerin – die Erzähltechnik<br />

• Wer erzählt diese Geschichte?<br />

• Welche Unterschiede in <strong>der</strong> Erzählweise sind in den<br />

Tagebuchaufzeichnungen von Yvonne B., Ibbi, erkennbar?<br />

• In wie viele Kapitel ist das Buch eingeteilt? Wie viele werden aus <strong>der</strong> Sicht des<br />

Jungen, aus <strong>der</strong> Sicht des Mädchens erzählt? Wer erzählt ausführlicher?<br />

Welche Gründe könnte es dafür geben, dass die Geschichte aus zwei<br />

Perspektiven erzählt wird?<br />

• Was sind die Schauplätze <strong>der</strong> Geschichte? Wie verän<strong>der</strong>t sich Franz’ Leben,<br />

als er nicht mehr zur Schule gehen darf und er nur mehr im Dorf bzw. auf<br />

seinem Zimmer bleibt?


Preisbücher 2005 60<br />

Bildnerisches Gestalten<br />

• Blättert Tageszeitungen, <strong>Jugend</strong>zeitschriften o<strong>der</strong> Magazine durch und<br />

schneidet Berichte über jugendlichen Leichtsinn, Vandalismus, Unfälle, an<br />

denen <strong>Jugend</strong>liche beteiligt sind, etc. heraus. Suche dazu passende Bil<strong>der</strong>,<br />

Fotos.<br />

• Gestaltet mit diesen Materialien eine Collage als ein Spiegelbild zu Franz’<br />

Gratwan<strong>der</strong>ung zwischen Verzweiflung, Wut und Sinnverlust, als ein Abbild<br />

jugendlicher Lebenswelten!<br />

• Gestaltet dazu eine Gegenwelt, in <strong>der</strong> Visionen, Träume und<br />

Zukunftsmöglichkeiten junger Menschen sichtbar werden!<br />

Schriftliches Gestalten<br />

Berichte als Reporter/in über a) das in Brandstecken des Autos b) den „Unfall“:<br />

Tipp 7 :<br />

• in Form eines Tatsachenberichts („fact story“)<br />

Die 6 W-Fragen sind bei <strong>der</strong> Gestaltung wichtig:<br />

WER hat WAS WO WIE WANN WARUM getan?<br />

Die Reihenfolge, in <strong>der</strong> die W-Fragen beantwortet werden, ist nicht zufällig.<br />

Lokalzeitungen beschreiben genau den Ort (Wo?), Boulevardzeitungen beschreiben<br />

gerne die beteiligten Personen (Wer?), Wochenzeitungen/ Zeitschriften erläutern<br />

beson<strong>der</strong>s Wie und Warum.<br />

Unterscheidet auch zwischen<br />

HARD NEWS = harte Nachrichten, hier wird sachlich, nach den Fakten informiert<br />

SOFT NEWS = weiche Nachrichten, hier wird gefühlsbetont formuliert, das<br />

„Publikumsinteresse“ ist wesentlich.<br />

• in Form einer skandalumwitterten Reportage („human touch story“)<br />

Szenische Darstellung<br />

Spielt die „Szenen“ in Form eines Radio- Interviews<br />

Tipps 8 zur Durchführung eines Interviews:<br />

- Verwende das stärkste Zitat deines Interviewpartners als Titel! (Übernimm<br />

wörtliche Zitate aus dem Buch!)<br />

- Stelle zuerst „Aufwärmfragen“ zur Person/ Sache!<br />

- Stelle Ergänzungsfragen (W-Fragen), damit die antworten ausführlicher<br />

werden!<br />

- Verän<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Nachbereitung – schriftlich als Interview, mündlich als<br />

Radioreportage - nicht den Inhalt!<br />

7<br />

Quelle: Vom Lesemuffel zum Zeitungsprofi. Verein ZIS (Hrsg.), Wien, 1996, S. 93f.<br />

8<br />

a.a.O. S. 112


Preisbücher 2005 61<br />

Gregor Tessnow<br />

Knallhart<br />

Wien: Carl Ueberreuter 2004<br />

156 S., ISBN 3-8000-5078-1<br />

Inhalt<br />

Für den 15jährigen Michael Polischka ist die Übersiedlung aus dem Berliner<br />

Nobelviertel Zehlendorf in eine heruntergekommene Mietwohnung in Neukölln wie<br />

eine Vertreibung aus dem Paradies. Seine Mutter hat von ihrem langjährigen<br />

Geliebten den Laufpass bekommen, da sie nicht bereit ist abzunehmen. Michael<br />

kommt es vor, als wäre er im falschen Film gelandet. Auf <strong>der</strong> neuen Schule wird er<br />

von einer <strong>Jugend</strong>bande mit Errol und seinen Rotjacken gleich vor die Wahl gestellt:<br />

Schutzgeld o<strong>der</strong> Terror. Dass es ihnen ernst ist, erlebt er auf dem Nachhauseweg,<br />

als er in einen Hauseingang gezerrt, mit dem Messer bedroht und ausgeplün<strong>der</strong>t<br />

wird. Seine zwei neuen Mitschüler, Crille und Matze, bewähren sich als Helfer, indem<br />

sie Michael kurzfristig Unterschlupf gewähren und beim Einbruch in die ehemalige<br />

Villa mitmachen, damit Michael an das erfor<strong>der</strong>liche Geld kommt. Bei einer<br />

neuerlichen Attacke erscheint wie ein retten<strong>der</strong> Engel <strong>der</strong> arabische Dealer Hamal,<br />

für den Michael als Drogenkurier zu arbeiten beginnt. Anfangs beliefert er nur Coffee-<br />

Shops mit Haschisch, doch dann bekommt er den Auftrag für eine große Lieferung<br />

Kokain. Auf dem Heimweg lauert ihm Errols Band auf, die ihm den Rücksack mit den<br />

Geldscheinbündeln von seinen Schultern reißen und über das Brückengelän<strong>der</strong> auf<br />

eine fahrende S-Bahn werfen. Michael ist damit für Hamal zu einem Problem<br />

geworden, das sofort gelöst wird. Man fährt hinaus aus Berlin und im abgeblendeten<br />

Scheinwerferkegel bekommt Michael einen Revolver in die Hand gedrückt mit dem<br />

Befehl, entwe<strong>der</strong> sich o<strong>der</strong> den in einem Sack verschnürten Errol zu töten. Da setzt<br />

er diesem den Lauf <strong>der</strong> Pistole hinters Ohr und drückt ab. Hamal und seine Begleiter<br />

lassen Michael auf dem Feld zurück. Zu Fuß marschiert er in die Stadt zurück zur<br />

Polizeiwache. Mit Inspektor Gerber geht es zum Lokalaugenschein, dort wo <strong>der</strong><br />

Albtraum ein Ende genommen hat.<br />

Empfehlung:<br />

Ab 13 (Verlagsempfehlung), ab 8. Schulstufe, Deutsch, fächerübergreifend Biologie,<br />

Geographie und Wirtschaftskunde, Lebenskunde<br />

Themenbereiche<br />

• <strong>Jugend</strong>szene<br />

• Gewalt, Erpressung, Schlägereien<br />

• <strong>Jugend</strong>banden, Gangs<br />

• zerrüttete Familien<br />

• Angstzustände, Furcht<br />

• Überlebenskampf<br />

• Pubertät<br />

• Drogen


Preisbücher 2005 62<br />

Textprobe<br />

Drei Tage lang gehe ich auf dem Umweg nach Hause, Crille und Matze begleiten<br />

mich. … Am vierten Tag bin ich allein, denn die beiden sind nicht zur Schule<br />

gekommen. Obwohl die Gang heute nirgendwo zu sehen ist, nehme ich meinen<br />

üblichen Umweg. Ich bin nur noch zwei Ecken von <strong>der</strong> Flughafenstraße entfernt,<br />

als ich von hinten gepackt und in einen Hauseingang gezerrt werden. Ich<br />

stolpere, falle aber nicht. Die Hände, die mich halten, sind beeindruckend stark.<br />

Viel zu stark für meinen Geschmack. Ich schreie nicht, obwohl mir die Angst den<br />

Schweiß aus allen Poren drückt. Ich wehre mich nicht. Ich bin gelähmt.<br />

„Was glaubst du, kleiner Wichser? Glaubst du, du kannst uns aus dem Weg<br />

gehen?“ …<br />

Eddie Murphy lässt ein Messer aufschnappen. Es hat eine schmale Klinge und<br />

sieht unangenehm scharf aus.<br />

„Du bist ein dummes Arschloch. Du kannst nicht vor uns weglaufen. Wir kriegen<br />

dich immer. Wann wir wollen und wo wir wollen. Ist das klar?“<br />

Er legt mir die Klinge auf die Wange und sieht mich fragend an. Ich komme mir<br />

vor wie im Kino, aber was er meint, ist klarer als klar. Ich nicke ängstlich. Er<br />

lächelt zufrieden und sagt:<br />

„Ich habe gehört, du kommst aus Zehlendorf. Reiche Arschlochgegend.“<br />

„Wir sind nicht reich“, sage ich und höre mich dabei weinerlich an.<br />

Sie lachen und machen Bemerkungen über meine Klamotten. Und natürlich<br />

haben sie Recht. Es muss wie ein Witz klingen, dass ich kein Geld habe. Ich<br />

trage sogar Designersocken. Dafür hat Klaus gesorgt. Es wäre ihm peinlich<br />

gewesen, wenn ich mit No-Name-Kleidung aus seinem Haus gekommen wäre.<br />

„Gib mir dein Handy“, sagt Eddie Murphy. „Wenn du ein billiges Handy hast,<br />

glaub ich dir.“<br />

Die an<strong>der</strong>en Jacken nicken, das ist ihnen Beweis genug.<br />

„Ich hab gar kein Handy“, sage ich und wie<strong>der</strong> lachen alle…<br />

In Zehlendorf hatte ich natürlich ein Handy, aber das musste ich Klaus<br />

zurückgeben. Eddie guckt mich an, als hätte ich ihm ins Gesicht gespuckt. Er<br />

packt mich an den Haaren und steckt mir die Messerspitze in mein linkes<br />

Nasenloch.<br />

„Du willst uns verarschen, hä? Du hast gewusst, dass wir dich kriegen. Du blö<strong>der</strong><br />

Wichser.“<br />

Er sticht mir in die Innenseite <strong>der</strong> Nase. Ich weiß nicht wie tief, aber <strong>der</strong> Schmerz<br />

ist unerträglich. Er zieht sich hoch bis zu meinem Auge, das sofort zu tränen<br />

anfängt. Wenn er so weitermacht, wird er jeden Moment mein Gehirn erreichen.<br />

Ich schreie und versuche den Kopf wegzuziehen, doch Eddie hält mich an den<br />

Haaren.<br />

„Morgen bringst du dein Handy mit, klar?“<br />

Ich stoße ein Jaulen aus.<br />

„Außerdem zahlst du fünfzig Euro Strafe, weil du uns verarschen wolltest.<br />

Wie<strong>der</strong> ein Jaulen von mir.<br />

„Das Handy und die Kohle bringst du mir. Wenn ich dich suchen muss, kommen<br />

wir zu dir nach Hause und ficken deine Mutter. Ist das klar?“<br />

Er sticht noch einmal zu, dann zieht er das Messer aus meiner Nase. Jemand tritt<br />

mir in die Kniekehlen, ich schreie und falle rückwärts zu Boden. Auf meinen<br />

Lippen schmecke ich das Blut, das mir aus <strong>der</strong> Nase läuft.<br />

Seite 18ff.


Preisbücher 2005 63<br />

Tipps für die Bucharbeit<br />

Einstieg<br />

Das Buch ist Zoran Drvenkar gewidmet, „ohne den dieses Buch nie ein Ende<br />

gefunden hätte, ohne den es für mein Schreiben keinen Anfang gäbe, ohne den<br />

mein Leben nicht vorstellbar wäre, und Alexandra, die für mich gegen<br />

Windmühlen kämpfte“.<br />

Zoran Drvenkar, ein anerkannter deutscher Schriftsteller, schreibt in seinem<br />

Vorwort über die Bedeutung dieses Buches: „Es gibt <strong>Jugend</strong>liche, die schon in<br />

ähnliche Situationen geraten sind wie <strong>der</strong> Hauptcharakter – damit meine ich nicht<br />

Drogen, Schlägereien und Diebstähle -, damit meine ich Angstzustände und das<br />

Gefühl, dass die Welt einem ihre Samthandschuhe um den Hals legt und<br />

langsam zudrückt. Diese <strong>Jugend</strong>lichen zu verstehen, darum geht es in diesem<br />

Buch.“<br />

Vor <strong>der</strong> Lektüre:<br />

• Welche Informationen bekommst du von <strong>der</strong> Widmung, die dem Buch<br />

vorangestellt ist,<br />

• von dem Vorwort?<br />

• Welche Assoziationen/ Gedanken verbindest du mit dem Titel<br />

„KNALLHART“?<br />

• Wie wirkt das Umschlagbild auf dich? Welche Stimmung wecken die<br />

Farben Dunkelblau/ Schwarz in dir, mit welchen Erlebnissen verbindest du<br />

sie?<br />

Nach <strong>der</strong> Lektüre:<br />

Sprecht über eure Gefühle und Gedanken, die ihr während <strong>der</strong> Lektüre des Buches<br />

hattet, in einer Kleingruppe. Vor dem Klassenplenum braucht ihr über die folgenden<br />

Themen nur zu sprechen, wenn ihr wollt.<br />

• Hast du ähnliche Angstzustände selbst schon erlebt?<br />

• Hast du dich selbst so unter Druck gesetzt gefühlt, dass du bei etwas<br />

mitgemacht hast, ohne es wirklich zu wollen?<br />

• Kennst du Situationen, bei denen man einfach nicht nein sagen kann, obwohl<br />

man es möchte?<br />

• Kannst du ein Erlebnis beschreiben, bei dem du das Gefühl hattest, „dass die<br />

Welt dir ihre Samthandschuhe um den Hals legt und langsam zudrückt?“<br />

Szenische Darstellung<br />

Spielt die 1. Gewaltszene (Textprobe) nach.<br />

Überlegt euch<br />

• wie die Textpartien zu sprechen sind (Michaels Stimme wechselt von cool zu<br />

flehentlich bis zur Sprachlosigkeit; Murphy s Ton ist kalt, enthält Killerphrasen)<br />

• die unterschiedliche Körpersprache (Körperhaltung, Gesten, Mimik) <strong>der</strong><br />

einzelnen Akteure<br />

• die Formen <strong>der</strong> Bewegung


Preisbücher 2005 64<br />

Ein Teufelskreis<br />

Michael gerät in einen Teufelskreis mit tödlichen Folgen.<br />

• Erarbeitet anhand des Organigramms die inhaltliche Struktur des Buches:<br />

Fügt eigene Notizen dazu, so dass die Handlungsführung von Teil 1<br />

(Abschnitte 1-24) und Teil 2 (Abschnitte 25-33) deutlich werde.<br />

Entscheidung<br />

„Errol o<strong>der</strong><br />

du!“<br />

Mord<br />

Erpressung<br />

durch Errols<br />

Bande<br />

Großer Deal<br />

mit Kokain<br />

scheitert<br />

Einbruch<br />

in Villa<br />

Diebstahl<br />

Hamal bietet<br />

Schutz<br />

Preis:<br />

Drogen-<br />

kurier<br />

Weitere<br />

Bedrohung<br />

Kampf<br />

Messer:<br />

Faust<br />

Schluss:<br />

Wie aus dem Vorwort zu erfahren ist, ist <strong>der</strong> vorliegende Schluss das Hauptproblem<br />

dieses <strong>Jugend</strong>romans für sein Erscheinen gewesen.<br />

• Diskutiert, ob <strong>der</strong> Schluss – Michael begeht einen Mord – gerechtfertigt ist.<br />

Überlegt, ob Mord – die absichtliche, bewusste Tötung eines Menschen – zu<br />

rechtfertigen ist.<br />

• Informiert euch über die juridischen Begriffe „Totschlag“ und „Notwehr“.<br />

• Schreibt über das Ende des Buches hinaus. Was erwartet Michael? Welche<br />

Möglichkeiten hat er, „ins normale Leben zurückzufinden“?<br />

• Besprecht in Religion und „Lebenskunde“ (Psychologie/ Philosophie), wie man<br />

mit einer solchen Schuld weiterleben kann.


Preisbücher 2005 65<br />

Die Beziehungen <strong>der</strong> Personen<br />

(Soziogramm)<br />

Polizei<br />

„Stubenwilli“<br />

Polizist<br />

Gerber<br />

Drogendealer<br />

Kreis um<br />

Hamal<br />

Ms. Mutter<br />

und ihre<br />

„Männer“<br />

(Klaus,<br />

Rainer, <strong>der</strong><br />

Tätowierte)<br />

Michael<br />

Schule<br />

Lehrerin<br />

Radke,<br />

Direktor,<br />

Geschichtslehrer<br />

Ms. Freunde<br />

Crille, Matze<br />

Ms.<br />

„Feinde“<br />

Errol und die<br />

rote Bande<br />

• Charakterisiert die wichtigsten Personen.<br />

Alle haben z.B. bestimmte Aussprüche, in denen sich ihre Persönlichkeit<br />

wi<strong>der</strong>spiegelt. Darin ist auch <strong>der</strong>en Beziehung zu Michael erkennen.<br />

Z.B. Michaels Mutter: „Ich bin nicht zum Arbeiten geboren. Das Einzige, was<br />

ich wirklich gut kann, ist Männer um den Finger wickeln… Wär doch gelacht,<br />

wenn ich da nicht bald einen finden würde. (S.124)<br />

• Angst ist das zentrale Thema des Buches. Sie hängt auch damit zusammen,<br />

dass Michael gleich zu Beginn „von einer Vertreibung aus dem Paradies“<br />

spricht und er seitan mit dem „Bösen“ in unterschiedlichen Facetten<br />

konfrontiert wird.<br />

- Arbeitet heraus, was für die einzelnen Personen „das Paradies“<br />

bedeutet.<br />

- Findet heraus, in welchen Formen „das Böse“/ „die Sünde“/ das<br />

Verbrechen etc. sichtbar wird.<br />

- Wer von den Personen macht sich „unschuldig schuldig“, wird<br />

mitschuldig?

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