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oberen Milchmolaren beziehungsweise die ersten<br />

Milchmolaren und der erste bleibende Molar (s.<br />

Abb. 8 <strong>bis</strong> 10 und 17). Diese Apparatur erlaubt – im<br />

Gegensatz zur einzementierten Kunststoffplatte –<br />

die Reinigung der Zähne. Zudem akzeptieren die<br />

Patienten diejenige Apparatur am ehesten, die den<br />

Zungenraum möglichst wenig einengt. Die Schraube<br />

wird je nach dem Alter der Patienten und dem<br />

Ausmaß der erforderlichen transversalen Erweiterung<br />

über einen Zeitraum von vier <strong>bis</strong> zwölf Tagen<br />

zwei- <strong>bis</strong> dreimal pro Tag gedreht, wobei der Kiefer<br />

pro Umdrehung um 0,2 mm erweitert wird. Durch<br />

diese rasche Aktivierung wird erreicht, dass die applizierte<br />

Kraft nicht zu einer orthodontischen Knochenresorption<br />

in den Druckzonen der belasteten<br />

Zähne und zu einer Zahnbewegung durch die bukkale<br />

Knochenlamelle hindurch führt. Eine Knochenresorption<br />

kommt erst etwa zwei <strong>bis</strong> drei Wochen<br />

nach Beginn der Kraftapplikation in Gang und <strong>bis</strong><br />

dahin ist die erwünschte Erweiterung der Gaumennaht<br />

schon längst erreicht. Die Kraft wirkt auf die<br />

bei Kindern noch offene Sutura palatina. Sie ist yförmig<br />

und verschließt sich erst im zweiten Lebensjahrzehnt<br />

von nasal und dorsal nach ventral.<br />

Behandlungszeitpunkt<br />

Der Kreuz<strong>bis</strong>s sollte behoben werden, sobald er auftritt.<br />

Dies ist bereits bei kleinen Patienten im Alter<br />

von vier Jahren möglich. In den ersten zwei <strong>bis</strong> drei<br />

Tagen geben die Kinder ein Druckgefühl im Bereich<br />

der Gaumennaht an. Da bei Vier- <strong>bis</strong> Sechsjährigen<br />

alle Knochenstrukturen noch sehr weich sind, leiden<br />

sie weniger unter einer solchen Therapie als ältere<br />

Kinder und Teenager. Bereits nach circa drei Tagen<br />

ist die Gaumennaht offen. Man erkennt dies an<br />

dem größerwerdenden Diastema mediale, das sich<br />

spontan innerhalb von vier Wochen wieder schließt.<br />

Ab diesem Zeitpunkt ist das Drehen an der Dehnschraube<br />

für den Patienten druckfrei möglich. Ziel<br />

dieser Frühbehandlung ist es, den Kreuz<strong>bis</strong>s zu beheben,<br />

damit die erste Wechselge<strong>bis</strong>sphase ungestört<br />

ablaufen kann.<br />

Auswirkungen der Gaumennahterweiterung<br />

Die forcierte Gaumennahterweiterung führt auch<br />

zu einer Bewegung des Oberkiefers nach vorne und<br />

unten. So wird der gesamte Nasenraum über die<br />

Gesamtlänge des Oberkieferkomplexes von der<br />

Apertura piriformis <strong>bis</strong> zur Choane vergrößert und<br />

die Luftpassage durch die Nase wird erheblich verbessert.<br />

Oft sagen die Mütter, dass das Kind nun<br />

nachts nicht mehr schnarcht. Durch die Kippbewe-<br />

Wissenschaft und Fortbildung BZB März 12 53<br />

gung der Molaren kann der Biss frontal vorübergehend<br />

aufgehen. Jedoch schließt sich der frontal offene<br />

Biss, wenn sich der Schluckakt wieder normalisiert<br />

hat. In der Regel stellt sich bei frühem Behandlungsbeginn<br />

bereits nach einer <strong>bis</strong> zwei Wochen<br />

die Unterkiefermittellinie spontan ein. Zudem<br />

kann ein frontaler Kreuz<strong>bis</strong>s durch die Oberkieferschwenkung<br />

verschwinden. Ein großer Vorteil der<br />

Gaumennahterweiterung ist auch der Platzgewinn<br />

im Frontzahnbereich, wodurch eine Extraktionstherapie<br />

vermieden werden kann. Wenn genügend<br />

Platz für die oberen Eckzähne vorhanden ist,<br />

brechen diese von alleine regelrecht durch.<br />

Behandlungsablauf<br />

Um einen optimalen Sitz der Apparatur zu erhalten,<br />

hat sich die Eingliederung der fertigen GNE-Apparatur<br />

am selben Vormittag wie die Anpassung der<br />

Bänder bewährt. Vormittags lassen sich die Kinder<br />

leichter behandeln als am Nachmittag nach dem<br />

Kindergarten. Die Bänder werden ausgesucht und<br />

angepasst. Es erfolgt ein Abdruck über die Bänder,<br />

die in die Abformung reponiert werden, damit<br />

die Apparatur auf dem Modell fertiggestellt<br />

werden kann.<br />

Nach Eingliederung der Apparatur übt die Mutter<br />

das Drehen der Dehnschraube noch in der Praxis<br />

und sie wird über die Anzahl der Umdrehungen<br />

informiert. Nach ein <strong>bis</strong> zwei Kontrollsitzungen<br />

innerhalb von sieben <strong>bis</strong> 14 Tagen ist die Gaumennaht<br />

ausreichend geöffnet. Die Apparatur verbleibt<br />

dann zur Stabilisierung des Behandlungsergebnisses<br />

für neun Monate passiv im Mund.<br />

Danach kann es indiziert sein, logopädische Übungen<br />

zu verordnen. Da die Zunge jetzt viel Platz am<br />

Gaumen hat, haben die Kinder die Möglichkeit,<br />

den somatischen Schluckakt zu trainieren. Besonders<br />

bei Klasse-3-Patienten unterstützt eine Nachbehandlung<br />

mittels Funktionsregler die Erlangung<br />

eines guten Lippenschlusses.<br />

Nach ein <strong>bis</strong> zwei Jahren kann der kleine Patient<br />

entlassen werden. Danach wird der Zahnwechsel<br />

regelmäßig überwacht. Nach Durchbruch aller<br />

bleibenden Zähne kann zur Feineinstellung eine<br />

Multibandapparatur erforderlich werden. Nur bei<br />

Patienten mit einem progenen Wachstumsmuster<br />

sind längere Behandlungsphasen erforderlich. In<br />

diesen Fällen kann die GNE-Apparatur mit einer<br />

Delaire-Maske kombiniert werden. Dabei handelt<br />

es sich um ein extraorales Gerät zur Behandlung<br />

der Progenie bei Kindern. Auf der Stirn und auf<br />

dem Kinn aufliegende Pelotten sind durch kräftige

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