Winkel-sensitive MRT zur nichtinvasiven Analyse belasteter ...
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16 Kapitel 2. Wissenschaftliche Problemanalyse<br />
Beim genaueren Studieren von Publikationen, die sich mit dem Aufbau kollagener<br />
Struktur des Knorpels mit Hilfe der SEM-Untersuchungen beschäftigen, offenbaren sich<br />
zahlreiche Unstimmigkeiten in der Feststellung der lamellenartigen bzw. säulenartigen<br />
Struktur des menschlichen Knorpels. So bestätigen Minns und Steven sowie Nürnberger<br />
et al. Zwar Lamellenaufbau in der tiefen Zone des Knorpels, verweisen jedoch auf eine<br />
vertikal geordnete Orientierung der Kollagenfasern innerhalb der Lamellen [Minns<br />
1997, Nürnberger 2006]. Clark stellt eine säulenartige Kollagenstruktur in zentralen<br />
Regionen und eine teilweise lamellenartige auf der Peripherie fest [Clark 1990], besteht<br />
jedoch auf radial orientiertes Netzwerk in tieferen Zonen des Knorpels [Clark 1991].<br />
Andere Autoren konstatieren dagegen eine absolut ungeordnete Orientierung einzelner<br />
Kollagenfasern innerhalb der Lamellen sowohl in der radialen als auch in den<br />
tangentialen Zonen des menschlichen [Kääb 1998(2), Goodwin 2000] und bovinen (von<br />
lat. Bovinus = „vom Rind“)[Jeffery 1991] Knorpels. Dabei versuchen Hunziker et al.<br />
Von dieser Kompromisslosigkeit ab<strong>zur</strong>aten und schlagen ein Modell vor, in welchem<br />
die radiale Zone des humanen Gelenkknorpels sowohl anisotrope arkadenförmig<br />
geordnete Fasern als auch isotrope Kollagenfibrillen enthalten [Hunziker 1997].<br />
Offensichtlich besteht bislang keine Klarheit darüber, welche Art des Aufbaus für<br />
die Knorpelstruktur humaner Gelenke gelten soll. Zugunsten der leaf-like Struktur<br />
sprechen die richtungsabhängige Anisotropie der biomechanischen Eigenschaften des<br />
Knorpels und die Bildung von lamellenbedingten Spaltrichtungen. Diese Theorie geht<br />
jedoch vor allem mit der winkel-<strong>sensitive</strong>n <strong>MRT</strong>-Darstellung des Knorpelgewebes<br />
auseinander. Aus diesem Grund wird in der vorliegender Arbeit auf dieses Problem<br />
eingegangen und die Konfrontationen experimentell geprüft und diskutiert (s. Kap. 5.3<br />
und Kap. 6.2).<br />
2.1.2.3. BIOMECHANISCHE EIGENSCHAFTEN<br />
Die mechanischen Eigenschaften des artikulären Knorpels sind von der Wechselwirkung<br />
seiner Bestandteile – Proteoglykane und Kollagenfasern – als viskoelastisch<br />
determiniert, da die Kompression in einem nichtlinearen und zeitabhängigen Verhältnis<br />
zu der Belastung steht. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass Kollagenfibrillen<br />
für die elastischen, Proteoglykane hingegen für die viskösen Eigenschaften des<br />
Knorpelgewebes verantwortlich sind [Bader 1994, Woo 1987].<br />
Der arkadenförmige Aufbau der Kollagenstruktur bestimmt das Verhalten von<br />
Kollagenfasern unter Druck. Es wird vermutet, dass die oberflächliche tangentiale Zone<br />
dabei überwiegend den Scherkräften Widerstand leistet und die tiefe radiale Zone dem<br />
Kompressionsdruck entgegen wirkt. Die Übergangszone leitet die Kräfte von der<br />
Tangentialzone in die radiale. Darüber hinaus sind transitionale und radiale Zonen<br />
zusammen für die Druckverteilung in der Tiefe des Knorpels verantwortlich<br />
[Buckwalter 1983].<br />
Offenbar kann sich der Knorpel den Belastungsverhältnissen funktionell anpassen.<br />
So ist die Knorpeldicke ungleichmäßig auf der Gelenkoberfläche verteilt, wobei<br />
Regionen, die höherer mechanischer Belastung ausgesetzt werden, mit einer dickeren<br />
Knorpelschicht überzogen sind [Müller-Gerbl 1987, Eckstein 1992]. Auch die