Winkel-sensitive MRT zur nichtinvasiven Analyse belasteter ...
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20 Kapitel 2. Wissenschaftliche Problemanalyse<br />
Im fortgeschrittenen Stadium IV beobachtet man gravierende Veränderungen an<br />
der Knorpeloberfläche, gekennzeichnet durch starke Aufrauungen, Zerstörung der<br />
fibrillären Kollagenstruktur, Ablagerung von Abfallprodukten sowie das Auftreten von<br />
Entzündungszellen, was auf einen enzymatischen Angriff auf Grund der im Laufe der<br />
Arthrose entwickelten Synovialitis hindeutet. In der Knorpeltiefe findet man neben<br />
syntheseaktiven auch nekrotische Chondrozyten. Die Reduzierung und Zerstörung der<br />
intrazellulären Matrix weisen auf irreversible Schäden im Inneren des Knorpels hin.<br />
Die die Arthrose begleitenden Entzündungsprozesse tragen <strong>zur</strong> Knorpelschädigung<br />
weiter bei, denn es werden Enzyme freigesetzt, die nicht nur Kollagensynthese<br />
reduzieren sondern auch Kollagenabbau stimulieren [Hesse 1990].<br />
Im weiteren Verlauf der Arthrose kommt es <strong>zur</strong> Fragmentierung des Knorpels. Es<br />
bilden sich tiefen Spalten, wodurch die Eingriffsfläche für Enzyme erheblich erhöht<br />
wird. Durch äußere tangentiale Scherkräfte wird der Knorpel soweit abgerieben, dass<br />
der Kalkknorpel freigelegt wird. Als Letztes wird der Knorpel vollständig abgetragen.<br />
Dieses Stadium bezeichnet man als „Knochenglatze“.<br />
Aus dem dargestellten Verlauf ist erkennbar, dass es nur in sehr frühen Stadien<br />
möglich ist, die Degradation des Knorpels aufzuhalten. Darum besteht ein enormer<br />
Bedarf an der Entwicklung diagnostischer Verfahren <strong>zur</strong> Erfassung der initialen<br />
degenerativen Veränderungen im Knorpel.<br />
Gegenwärtig sind nur destruktive diagnostische Methoden (Biochemie,<br />
Mikroskopie, Histologie) fähig frühe arthrotische Änderungen festzustellen (Abb. 2.15).<br />
Nichtinvasive Verfahren wie Röntgenaufnahmen zeigen erst Knorpelverlust oder<br />
Veränderungen des Knochens an (s. Kap. 2.1.). Einen interessanten<br />
Untersuchungsbereich stellt die Labordiagnostik dar, bei der sich in Körperflüssigkeiten<br />
(Urin, Serum, Synovialflüssigkeit) die von degenerativen Prozessen verursachten<br />
Abbauprodukte nachweisen lassen [Mollenhauer 1990, Lorenz 2006]. Jedoch wird den<br />
MR-Techniken auf Grund gegebener Möglichkeiten <strong>zur</strong> <strong>nichtinvasiven</strong> Erfassung der<br />
im Arthroseverlauf sehr früh auftretenden lokalen strukturellen und funktionellen<br />
Veränderungen eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Inhomogene<br />
Intensitätsverteilung und Veränderungen von Wassergehalt und PG-Konzentration bei<br />
ersten degradierenden Erscheinungen im Knorpel können mit Hilfe von speziellen<br />
Sequenzen (z.B. T2-gewichtete <strong>MRT</strong>-Aufnahmen) detektiert werden [Glückert 1990,<br />
Vahlensieck 1994, Loeuille 1998, Wheaton 2005].<br />
Viele Arbeiten berichten über die signifikanten Veränderungen von<br />
biomechanischen Eigenschaften des hyalinen Knorpels, die durch Zerstörung der<br />
oberflächlichen kollagenen Matrix verursacht sind. Vor allem wurde der verringerte<br />
Elastizitäts-, Aggregat- und Schermodul sowie die erhöhte Permeabilität (und als Folge<br />
des ansteigenden Wassergehalts) im arthrotischen Knorpel festgestellt [Lane 1979,<br />
Altman 1984, Arokoski 1994, Guilak 1994, Setton 1994, Sah 1997, Appleyard 1999,<br />
Rivers 2000, Kerin 2002, Appleyard 2003, Alexopoulos 2005, Knecht 2006]. Allerdings<br />
ist es gegenwärtig unbekannt, inwieweit frühe degenerative Veränderungen in der<br />
tangentialen Zone das Verhalten von druckbelasteten Kollagenfasern in der Tiefe des<br />
Knorpels beeinträchtigen.