Gemeindebrief 2 2012 - der evangelischen Kirchengemeinde ...
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<strong>Gemeindebrief</strong> 02/12<br />
Diakonie<br />
„Patienten sind in ihrer vertrauten<br />
Umgebung viel selbstbewusster.“<br />
Ein Besuch in <strong>der</strong> Diakoniestation Gevelsberg<br />
„Vor Ostern ist immer <strong>der</strong> Bär los.“ Mein Gespräch<br />
mit Mario Wolf, Regina Janssen und Jasmin Erlemeyer<br />
wird begleitet vom Klingeln des Telefons. Oft<br />
telefoniert eine(r) und zwei sprechen mit mir über die<br />
Arbeit. Trotzdem keine Spur von Stress. Die Stimmung<br />
ist gut, fröhlich gelassen und das gilt auch für<br />
die an<strong>der</strong>en Kolleginnen und Kollegen nebenan im<br />
Besprechungs- und Gemeinschaftsraum.<br />
Leiter <strong>der</strong> Diakoniestation Mario Wolf mit Regina Jannssen und Jasmin<br />
Erlemeyer.<br />
Foto: Dieter Bieler-Giesen<br />
Wir kennen alles, von <strong>der</strong> Millionärsvilla bis<br />
zum Messie-Haushalt<br />
Regina Janssen, die Dienstälteste, ist seit 20 Jahren<br />
mit Freude dabei. Die Arbeit davor im Altenheim habe<br />
sie krank gemacht. „Ich hatte immer das Gefühl<br />
nicht fertig zu sein und trotzdem weiter zu müssen.<br />
Häusliche Pflege ist an<strong>der</strong>s. Alles was notwendig ist,<br />
kann fertig gemacht werden, und erst dann gehe<br />
ich.“ Ambulante Pflege hat viele, aber interessante<br />
Wechsel: Vom Messi-Haushalt mit Ekelfaktor in die<br />
Blitz-Blank-Wohnung, wo man sich mit Straßenschuhen<br />
kaum rein traut. Von <strong>der</strong> Millionärsvilla in den<br />
Hartz IV-Haushalt, vom nörgeligen Miesepeter zum<br />
Patienten, wo man nach einigen Jahren Pflege<br />
schon fast ein Familienmitglied ist. „Bei einem neuen<br />
Patienten wurde ich freudig begrüßt, weil ich schon<br />
den Onkel und die Schwester gepflegt hatte.“ Regina<br />
Janssen hat bei ihrer Morgentour 15 - 20 Personen<br />
zu betreuen. Ca. ein Drittel davon sind langfristige<br />
Behandlungspflegen, bei denen teilweise auch persönliche<br />
Beziehungen entstehen. Sie trägt schwarz.<br />
Vor dem Gespräch war sie bei <strong>der</strong> Beerdigung eines<br />
Patienten, den sie 6 Jahre gepflegt hat. Ein sehr notwendiger<br />
Termin, <strong>der</strong> nicht als Leistung abgerechnet<br />
werden kann. Die an<strong>der</strong>en Zweidrittel sind kleinere<br />
Dienstleistungen, wie zum Beispiel Kompressions-<br />
strümpfe anziehen, Spritze setzen o<strong>der</strong> Verband<br />
wechseln. Wann die Nachmittagstour zu Ende ist,<br />
weiß sie nie so genau. „Wenn es nötig ist, wird es<br />
auch mal 21 Uhr o<strong>der</strong> später. Mit <strong>der</strong> Stoppuhr können<br />
wir unsere Arbeit nicht machen.“<br />
Wir sind Dienstleister<br />
Jasmin Erlemeyer, die Dienstjüngste, ist seit Anfang<br />
März die stellv. Leiterin <strong>der</strong> Diakoniestation. Bereits<br />
in <strong>der</strong> Krankenpflege-Ausbildung hat sie sich bewusst<br />
für die häusliche Pflege entschieden. Im Krankenhaus<br />
sei <strong>der</strong> Patient ein horizontal liegendes Objekt.<br />
In <strong>der</strong> ambulanten Pflege hat <strong>der</strong> Patient Hausrecht,<br />
ist in seiner vertrauten Umgebung und damit<br />
viel selbstbewusster. Die Pflegekraft habe eine ganz<br />
an<strong>der</strong>e Rolle als Dienstleisterin. Jasmin Erlemeyer,<br />
seit 2005 beim Diakonischen Werk beschäftigt, hat<br />
eine einjährige Weiterbildung zur verantwortlichen<br />
Pflegefachkraft absolviert. Dabei geht es auch um<br />
rechtliche Fragen, Verwaltungsaufgaben und Ablaufplanung.<br />
All das, was für die Leitung einer Diakoniestation<br />
notwendig ist.<br />
Die Diakoniestation muss am Markt bestehen,<br />
doch dürfen menschliche Aspekte dabei<br />
nicht verloren gehen<br />
Mario Wolf, Altenpfleger und Pflegedienst- und<br />
Heimleiter, leitet die Diakoniestation seit 12 Jahren.<br />
Schon von 1994 - 1998 hatte er die stellv. Leitung.<br />
Aktuell studiert er neben <strong>der</strong> Arbeit Management<br />
für Gesundheits- und Sozialwesen. Koordinieren<br />
ist seine Aufgabe. Auf die Frage ‚Wie viel Mitarbeiterinnen‘<br />
muss er erst mal im Computer nachzählen:<br />
30 Personen. Unterschiedliche Berufe und Qualifikationen,<br />
unterschiedliche Wochenarbeitszeiten,<br />
unterschiedlichste Dienstleistungen. Die Arbeit muss<br />
eingeteilt werden bis es passt. Die Touren sollten ohne<br />
lange Fahrtzeiten sein. Die Krankenschwester<br />
wird nicht zur Wohnungsreinigung eingesetzt. Die<br />
Haushaltshilfe darf keine medizinischen Leistungen<br />
erbringen. Wenn die ‚Chemie‘ mit dem Patienten<br />
nicht stimmt, dann wird die Pflegekraft getauscht.<br />
Wenn jemand krank wird, muss sofort umgeplant<br />
werden. „Zur Not muss die Tour ausfallen und auf<br />
die an<strong>der</strong>en verteilt werden. Pflegeleistungen nicht<br />
erbringen, dass geht auf keinen Fall.“ Sein finanzielle<br />
Ziel ist klar: kein Minus machen. „Bei den Pflegesätzen<br />
ist das immer wie<strong>der</strong> ein kleines Kunststück.“