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Vektorfelder Lie-Ableitung.pdf

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Wiederholung: Tangentialraum, Vektorfeld<br />

Ist und x∈G , so identifizieren wir den Tangentialraum T x0 mit einer in den Punkt x<br />

verschobenen Kopie des ℝ n<br />

. Geometrisch denken wir uns die Vektoren in T x mit ihrem<br />

Fußpunkt in x angeheftet. Für zwei Punkte x≠ y sind die Tangentialräume T x ,T y disjunkt zu<br />

denken, also T x∩T y=∅ , so daß die Addition von Vektoren aus Tangentialräumen mit<br />

verschiedenen Basispunkten keinen Sinn macht.<br />

Die vom ℝ n geerbte natürliche Basis von T x bezeichnen wir mit e 1 x ,,e n x , so daß ein<br />

beliebiger Vektor X x∈T x eine eindeutige Darstellung X x=∑ X<br />

i=1<br />

i xe i x besitzt mit<br />

Koeffizienten X i x∈ℝ .<br />

Man faßt nun für alle x∈G die Tangentialräume T x zum Gesamt-Tangentialbündel<br />

TG= T x zusammen.<br />

x∈G<br />

Ein Vektorfeld auf G ist eine Abbildung X :G TG , wobei für jedes x∈G gilt: X x∈T x ,<br />

d.h. für jeden Punkt x∈G gibt es einen zugeordneten Vektor X x mit Fußpunkt in x .<br />

Ein Vektorfeld auf G läßt sich offenbar schreiben als X =∑ X<br />

i=1<br />

i ei , wobei die X i<br />

reellwertige<br />

Funktionen auf G sind und die ei „Basisvektorfelder“ . Die punktweise Auswertung des<br />

Vektorfelds ergibt wieder die obige Gleichung X x=∑ i=1<br />

n<br />

n<br />

n<br />

X i xe i x .<br />

Man nennt nun ein Vektorfeld auf G stetig, differenzierbar, etc., wenn die Koeffizientenfunktionen<br />

X i sämtlich stetig, differenzierbar, etc. sind.<br />

<strong>Vektorfelder</strong> auf G kann man in natürlicher Weise addieren und mit reellen Skalaren multiplizieren.<br />

Sie bilden selbst einen Vektorraum. Wir werden uns aus Bequemlichkeitsgründen meist nur mit<br />

dem Unterraum XG der unendlich oft differenzierbaren <strong>Vektorfelder</strong> auf G beschäftigen.<br />

Tangentialvektoren, also Vektoren in einem Tangentialraum T x , operieren in natürlicher Weise<br />

n<br />

als „Richtungsableitungen“. Sei X x=∑ X<br />

i=1<br />

i xe i x∈T x gegeben, sowie eine differenzierbare<br />

Funktion f , die in einer Umgebung von x erklärt ist. Wir setzen einfach<br />

n<br />

X x f :=∑ X<br />

i=1<br />

i ∂ f<br />

x x . Damit wirkt i<br />

∂ x<br />

X x und übrigens jede Richtungsableitung als<br />

Derivation in x . Eine Derivation in x ist ein Operator, der auf einer in einer Umgebung von x<br />

definierten differenzierbaren Funktion mit Summen- und Produktregel operiert, wobei z.B. die<br />

Produktregel für X x so aussieht: X x fg = f x X x g g x X x f .<br />

Damit können wir einem Vektorfeld X ∈XG und einer differenzierbaren Funktion f auf G eine<br />

neue differenzierbare Funktion Xf zuordnen nach der Vorschrift Xf x:= X x f . Die<br />

Produktregel nimmt jetzt die besonders einfache Gestalt X fg= f⋅Xg Xf⋅g an. Bezeichnet<br />

man die Menge der auf G (unendlich oft) differenzierbaren Funktion mit G , so wirkt ein


Vektorfeld X ∈XG als Derivation auf G , d.h. nach der Summenregel<br />

X f g= Xf Xg für ,∈ℝ und obiger Produktregel X fg = f ⋅Xg Xf ⋅g .<br />

Man kann nun auch umgekehrt zeigen, daß jede Derivation in einem Punkt x einem Vektor in T x<br />

und jede Derivation auf G einem Vektorfeld in XG entspricht, d.h. man unterscheidet<br />

überhaupt nicht mehr zwischen <strong>Vektorfelder</strong>n und Derivationen.<br />

Daher schreibt man ein Vektorfeld X ∈XG häufig nicht in der Form X =∑ i=1<br />

n<br />

als X =∑ i=1<br />

implizit mit.<br />

i<br />

X<br />

∂<br />

∂ x i , und denkt sich die Beziehungen<br />

Richtungsvektor in x = Derivation in x bzw.<br />

Vektorfeld auf G = Derivation auf G<br />

n<br />

X i e i , sondern<br />

In der Physik bezeichnet man eine Funktion in G häufig auch als (reelles) Skalarfeld auf G ,<br />

ein Vektorfeld bleibt ein Vektorfeld.<br />

Die obigen Begriffe und Definitionen kann man nun leicht von einem Gebiet auf Gebiete<br />

erweitern, die in k-dimensionalen glatten Flächen im ℝ n bzw. in n-dimensionalen differenzierbaren<br />

Mannigfaltigkeiten liegen. Die Zusatzaufgabe besteht in diesen Fällen natürlich darin, die<br />

<strong>Vektorfelder</strong> bezüglich der dann wechselnden Koordinaten und damit auch der wechselnden Basen<br />

für Tangentialräume und Derivationen auszudrücken.<br />

Kotangentialraum, Kovektorfelder, 1-Formen<br />

Oben haben wir den Tangentialraum T x , x∈G definiert.<br />

*<br />

Entsprechend definieren wir den Kotangentialraum T x:={∣:T<br />

x ℝ linear } als den Dualraum<br />

von T x . Eine Basis dieses Raumes sind e 1 x=1,0 ,,0 ,,e n x=0,,0,1 . Wie vorher<br />

*<br />

faßt man die Kotangentialräume T x zum Kotangentialbündel T * *<br />

G= T x<br />

x∈G<br />

zusammen und<br />

definiert ein Kovektorfeld bzw. eine 1-Form als Abbildung :G T * *<br />

G mit x∈T x<br />

solche Abbildung läßt sich analog zur obigen Vektorfeldsituation in der Basisdarstellung<br />

. Eine<br />

n<br />

=∑ i=1<br />

i e i schreiben und nennt stetig, differenzierbar, etc. wenn sämtliche<br />

Koeffizientenfunktionen i dies sind. Den Raum der (unendlich oft) differenzierbaren<br />

Kovektorfelder auf G bezeichnet man auch mit 1 G .<br />

*<br />

Ein Kovektor x∈T x ist ja definitionsgemäß eine reellwertige Funktion auf T x , wir können<br />

ihn also auf einen Vektor X x∈T x anwenden und erhalten als Wert eine Zahl x X x .<br />

Sind nun ein Kovektorfeld ∈ 1 G und ein Vektorfeld X ∈XG gegeben, so setzen wir<br />

< , X > x:= X x:= x X x und erhalten eine differenzierbare Funktion<br />

< , X >= X ∈ G . Diese Operation, die aus einem Kovektorfeld und einem Vektorfeld<br />

eine Funktion macht, nennt man auch inneres Produkt oder auch Kontraktion .<br />

Demgegenüber haben wir früher das äußere Produkt kennengelernt, welches aus zwei 1-Formen


,∈ 1 G die 2-Form ∧∈ 2 G und allgemeiner aus einer k-Form ∈ k G und<br />

einer l-Form ∈ l G eine (k+l)-Form ∧∈ k l G machte.<br />

Ist f ∈ G eine differenzierbare Funktion, so bilden wir in einem Punkt x∈G die<br />

∂ f ∂ f<br />

<strong>Ableitung</strong>smatrix d f x=<br />

x ,, 1<br />

∂ x ∂ x n x∈T *<br />

x . Da für die Koordinatenfunktionen x i<br />

offenbar gilt d x i x=e i x . Wir können daher schreiben<br />

n<br />

∂ f<br />

d f x=∑<br />

i=1 ∂ x i xd xi x bzw.<br />

n<br />

∂ f<br />

d f =∑ d xi<br />

i<br />

i=1 ∂ x<br />

und schreiben auch eine allgemeine 1-Form statt in der Basisdarstellung =∑ i e<br />

i=1<br />

i<br />

äquivalenten Darstellung =∑ i d x<br />

i=1<br />

i<br />

n<br />

.<br />

n<br />

in der<br />

Der <strong>Ableitung</strong>soperator d macht also aus einer Funktion in G eine 1-Form in 1 G .<br />

Manchmal schreibt man auch 0 G statt G . Damit haben wir die <strong>Ableitung</strong> als Funktion<br />

d : 0 G 1 G .<br />

Für eine k-Form = ∑ i1i d x k<br />

1i1i kn i1∧∧d x ik∈ k G hatten wir definiert<br />

d = ∑ d i1i ∧d x<br />

k<br />

1i1i kn i1∧∧d x ik ∈ k1 G und den <strong>Ableitung</strong>soperator<br />

d : k G k1 G auch äußere <strong>Ableitung</strong> genannt. Wendet man den Operator d zweimal an, so<br />

folgte aus der Vertauschbarkeit der partiellen <strong>Ableitung</strong>en d d =0 .<br />

Die Abbildungskette 0 G 1 G n G mit den Abbildungen d nennt man auch den<br />

de-Rham-Komplex auf G .<br />

Mit Hilfe der äußeren <strong>Ableitung</strong> wird der allgemeine Stokesschen Satz formuliert.<br />

<strong>Lie</strong> <strong>Ableitung</strong><br />

Sind zwei <strong>Vektorfelder</strong> X ,Y ∈XG und eine Funktion f ∈ G gegeben, so bilden wir den<br />

Kommutator [ X ,Y ] f := X Y f −Y X f durch mehrfaches Ableiten in Richtung von X<br />

und Y. A priori könnte man denken, daß dabei zweite <strong>Ableitung</strong>en von f auftreten, die folgende<br />

Rechnung zeigt aber, daß dies nicht der Fall ist:<br />

[ X ,Y ] f := X Y f −Y X f = X ∑ i=1<br />

n<br />

Y i ∂ f<br />

∂ x i−Y ∑ n<br />

i=1<br />

X i ∂ f i = (Produktregel!)<br />

∂ x


n<br />

∑ X<br />

i=1<br />

n<br />

∑<br />

i=1<br />

n<br />

∑<br />

i=1<br />

n<br />

∑<br />

i=1<br />

Y i ∂ f i<br />

f<br />

Y X ∂ i<br />

∂ x ∂ x i −∑ n<br />

Y i=1<br />

∑ n<br />

j=1<br />

∑ n<br />

j=1<br />

∑ n<br />

j=1<br />

∂Y i<br />

X j <br />

∂ x<br />

j ∂ f<br />

∂ x i Y i X j ∂2 f<br />

∂ x j ∂ x i <br />

j ∂Y<br />

X i<br />

∂ x j −Y j ∂ X i<br />

∂ x j <br />

j ∂Y<br />

X i<br />

∂ x j −Y j ∂ X i<br />

∂ x j <br />

∂ f<br />

∂ x i n<br />

∑<br />

i , j=1<br />

∂ f<br />

∂ x i<br />

X i ∂ f i<br />

f<br />

X Y ∂ i<br />

∂ x ∂ x i<br />

−∑<br />

n<br />

i=1<br />

∑ n<br />

j=1<br />

Es ist also ein neues Vektorfeld entstanden: [ X ,Y ]=∑ i=1<br />

=<br />

Y j i<br />

∂ X f<br />

∂ j<br />

∂ x ∂ x i X iY j ∂2 f<br />

∂ x j ∂ x i =<br />

Y i X j ∂ 2 f<br />

∂ x j ∂ x i − n<br />

∑ X<br />

i , j=1<br />

i Y j ∂ 2 f<br />

∂ x j = i<br />

∂ x<br />

n<br />

∑ n<br />

j ∂Y<br />

X<br />

j=1<br />

i<br />

∂ x j −Y j ∂ X i<br />

∂ x j ∂<br />

∂ x i<br />

Man nennt [ X ,Y ] <strong>Lie</strong>-<strong>Ableitung</strong> von X nach Y und schreibt auch L X Y :=L X Y =[ X ,Y ] .<br />

Offenbar gelten für X ,Y , Z ∈XG , ,∈ℝ die folgenden Rechenregeln:<br />

[ X ,Y ]=−[Y , X ]<br />

[ X ,Y Z ]=[ X ,Y ][ X , Z ]<br />

[ X ,[Y , Z ]]=[[ X ,Y ] , Z ][Y ,[ X , Z ]]<br />

Letztere Regel kann man offenbar auch in der Form [ X ,[Y , Z ]][Y ,[Z , X ]][Z.[ X ,Y ]]=0<br />

schreiben, was manche Leute schöner finden. In der ersten Form bleibt aber der Produktregelcharakter<br />

L X [Y , Z ]=[ L X Y , Z ][Y , L X Z ] sichtbar, und die Formel wirkt "natürlicher".<br />

Mit dem Produkt [X,Y] und obigen Rechenregeln ist der Raum der <strong>Vektorfelder</strong> XG eine<br />

sogenannte <strong>Lie</strong>-Algebra.<br />

Beispiele für <strong>Lie</strong>-Algebren sind auch der Raum der nxn-Matrizen mit dem Kommutatorprodukt<br />

[ A , B]=AB−BA oder auch der Raum der antisymmetrischen nxn-Matrizen ( A t =−A ) ,<br />

ebenfalls mit dem Kommutatorprodukt.

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