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Bestimmung der Modulationstransferfunktion einer CCD-Kamera ...

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Universität Bremen<br />

Institut für Festkörperphysik<br />

Otto-Hahn-Allee<br />

28359 Bremen<br />

Master-Arbeit<br />

<strong>Bestimmung</strong> <strong>der</strong> <strong>Modulationstransferfunktion</strong><br />

<strong>einer</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> und Kontrasttransfer in <strong>der</strong><br />

Transmissionselektronenmikroskopie<br />

Erstgutachter:<br />

Zweitgutachter:<br />

Betreuer:<br />

Eingereicht von:<br />

Dennis Zillmann<br />

Abgegeben am:<br />

24. Oktober 2011<br />

Prof. Dr. A. Rosenauer<br />

Prof. Dr. R. Bergmann<br />

Dr. K. Müller


Name: Dennis Zillmann<br />

Matrikel-Nr.: 2120502<br />

An den<br />

Master-Prüfungsausschuss<br />

Erklärung gem. § 22 (9) Allgem<strong>einer</strong> Teil <strong>der</strong> MPO vom 13.07.2005<br />

Ich versichere hiermit, dass ich meine Master-Arbeit ohne fremde Hilfe angefertigt habe, und<br />

dass ich keine an<strong>der</strong>en als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe.<br />

Alle Stellen, die wörtlich o<strong>der</strong> sinngemäß aus Veröffentlichungen entnommen sind, habe ich<br />

als solche kenntlich gemacht.<br />

Die Master-Arbeit darf nach Abgabe nicht mehr verän<strong>der</strong>t werden.<br />

Bremen, 24. Oktober 2011<br />

Unterschrift<br />

iii


Inhaltsverzeichnis<br />

Einleitung 1<br />

1 Transmissionselektronenmikroskopie und Elektronenoptik 3<br />

1.1 Aufbau eines Transmissionselektronenmikroskops . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

1.2 Abbildungsmodi im TEM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

1.3 Komponenten des TEM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

1.3.1 Feldemissionsquelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

1.3.2 Objektivlinse und Linsenfehler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

1.3.3 Elektronische Detektoren und ladungsgekoppelte Geräte . . . . . . . . . . 8<br />

1.4 Rauschprozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

1.5 Optisch relevante Ebenen im Transmissionselektronenmikroskop . . . . . . . . . . 11<br />

2 Wechselwirkung hochenergetischer Elektronen mit Kristallen 13<br />

2.1 Auflösungsvermögen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

2.2 Wellenlängen relativistischer Elektronen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

2.3 Beugung im Nah- und Fernfeldbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

2.4 Kristallgitter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

2.5 Kinematische Beugungstheorie und Beugung am idealen Kristall . . . . . . . . . 19<br />

2.5.1 Bragg-Beugung und Ewald-Konstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

2.5.2 Orientierung in Zonenachse und Laue-Zonen . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

2.5.3 Reflexintensität und Strukturfaktor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

2.5.4 Debye-Waller-Faktor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

2.6 Dynamische Beugungstheorie und Elektron-Phonon-Streuung . . . . . . . . . . . 23<br />

2.6.1 Thermisch diffuse Streuung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

2.6.2 Hochenergie-Näherung für Elektronen und die Multislice-Lösung . . . . . 25<br />

2.6.3 Frozen Phonon und Frozen Lattice . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

2.7 Kohärenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

3 Kontrastenstehung und Abbildung 33<br />

3.1 Kontrastdefinition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

3.2 Phasenkontrast . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

3.3 Nichtlineare Abbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

3.3.1 Kohärente Abbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

3.3.2 Inkohärente Abbildung mit Transmissionskreuzkoeffizienten . . . . . . . . 37<br />

3.3.3 Inkohärente Abbildung mit inkohärenter Summierung . . . . . . . . . . . 38<br />

3.4 <strong>Modulationstransferfunktion</strong> bildgeben<strong>der</strong> Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

3.5 Signalabtastung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

3.5.1 Abtasttheorem von Shannon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

3.5.2 Unterabtastung und Aliasing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

v


Inhaltsverzeichnis<br />

4 Messung <strong>der</strong> <strong>Modulationstransferfunktion</strong> <strong>der</strong> eingesetzten <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> 47<br />

4.1 Stand <strong>der</strong> Forschung: Kantenmethode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

4.2 Methode zur MTF-Auswertung nach Thust . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

4.2.1 Prinzip <strong>der</strong> Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

4.2.2 Erstellung eines synthetischen Referenzbilds . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

4.2.3 Normierung des Kantenbilds . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />

4.2.4 Kosinusfensterfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

4.2.5 Berücksichtigung von Aliasing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

4.2.6 Gewichtung und rotatorischer Mittelwert . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

4.2.7 Abschätzung <strong>der</strong> Rauschleistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

4.3 Auswertung mit Beamblanker-Kantenbil<strong>der</strong>n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />

4.3.1 Experimentelle Vorarbeiten und Aufnahmen <strong>der</strong> Kantenbil<strong>der</strong> . . . . . . . 57<br />

4.3.2 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />

4.4 Untersuchung des Aliasings mit alternativen Objekten . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />

4.4.1 Simulationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />

4.4.2 Praktische Umsetzung und Aufnahmen des Dreisegment-Sterns . . . . . . 61<br />

4.4.3 Ergebnisse mit Dreisegment-Siemens-Stern . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />

4.5 Verifizierung <strong>der</strong> Auswertungsmethode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

4.6 Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />

5 Kontrastmessungen an <strong>einer</strong> Gallium-Arsenid-Probe 67<br />

5.1 Mikroskopjustage und Kompensation von Aberrationen . . . . . . . . . . . . . . 67<br />

5.2 Dickenprofil und Probenstellenbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />

5.3 Radien <strong>der</strong> Objektivaperturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73<br />

5.4 <strong>Bestimmung</strong> des Defokus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />

5.5 Ergebnisse und Diskussion <strong>der</strong> experimentellen Kontrastuntersuchungen . . . . . 76<br />

6 Kontrastbestimmung von simulierten Gallium-Arsenid-Proben 79<br />

6.1 Simulationen mit STEMsim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />

6.2 Durchführung und Auswertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

6.3 Ergebnisse und Vergleich mit experimentellen HRTEM-Aufnahmen . . . . . . . . 87<br />

Zusammenfassung 89<br />

A Anhang I<br />

A.1 Grundlagen <strong>der</strong> Fourier-Transformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I<br />

A.2 Datenzusammenstellung des Titan 80-300 und UltraScan1000 <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> . . II<br />

A.3 Aufbau und Implementierung <strong>der</strong> MTF-<strong>Bestimmung</strong>smethode . . . . . . . . . . . III<br />

Literaturverzeichnis V<br />

Danksagung IX<br />

vi


Abkürzungsverzeichnis<br />

As Arsen<br />

BFP Back Focal Plane<br />

<strong>CCD</strong> Charge-Coupled Device, ladungsgekoppeltes Gerät<br />

CTF Contrast transfer function, Kontrasttransferfunktion<br />

EZ Einheitszelle<br />

FEG Field Emission Gun, Feldemissionsquelle<br />

FT Fourier-Transformation<br />

FFT Fast Fourier Transformation<br />

HAADF High Angular Annular Dark Field<br />

HR High Resolution, Hochauflösung<br />

Ga Gallium<br />

GaAs Gallium-Arsenid<br />

IP Imaging Plate, Bildspeicherplatte<br />

MTF <strong>Modulationstransferfunktion</strong><br />

MIS Metal Insulator-Semiconductor<br />

OA Objektivapertur<br />

OAWF Objektaustrittswellenfunktion<br />

PSF Point Spread Function, Punktverwaschungsfunktion<br />

SAD Selected Area Diffraction<br />

SZ Superzelle<br />

SRT speziellen Relativitätstheorie<br />

STEM Scanning TEM, Raster-TEM<br />

TDS Thermal diffuse scattering, thermisch diffuse Streuung<br />

TEM Transmissionselektronenmikroskop<br />

vii


TCC Transmission Cross Coefficent, Transmissionkreuzkoeffizient<br />

WW Wechselwirkung<br />

ZA Zonenachse<br />

viii


Einleitung<br />

Das durch das sichtbare Spektrum des Lichts begrenzte Auflösungsvermögen von Lichtmikroskopen<br />

und das Postulat von De Broglie 1925, einem Elektron könne eine Wellenlänge anhand<br />

seines Impulses zugeordnet werden, führten zu <strong>einer</strong> raschen, technischen Entwicklung des<br />

Transmissionselektronenmikroskops (TEMs) [1]. Bereits 1932 berichteten Knoll und Ruska von<br />

experimentellen Versuchen mit magnetischen Elektronenlinsen in einem Elektronenmikroskop,<br />

dessen Auflösungsvermögen mit <strong>der</strong> De Broglie Wellenlänge <strong>der</strong> Elektronen und <strong>der</strong> Abbe’schen<br />

Theorie abgeschätzt wurde [2]. 1939 arbeitete Ruska bei Siemens und Halske weiter an <strong>der</strong><br />

Entwicklung des ersten serienproduzierten TEM [1]. Bereits 1936 zeigte Scherzer jedoch, dass<br />

bei rotationssymmetrischen Elektronenlinsen ein sphärischer Linsenfehler nicht zu vermeiden<br />

ist [3]. Dieser auflösungsbegrenzende Linsenfehler konnte erst 1998 mit Hilfe eines von Uhlemann<br />

und Hai<strong>der</strong> entwickelten Cs-Korrektors kompensiert werden [4]. 2008 konnte im Rahmen<br />

des TEAM-Projekts mittels eines Doppelkorrektors die Auflösungsgrenze eines TEMs sogar auf<br />

0,5˚A gesenkt werden [5].<br />

Die Einführung <strong>der</strong> Charge-Coupled Device-<strong>Kamera</strong> (<strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong>) in <strong>der</strong> Transmissionselektronenmikroskopie<br />

Ende <strong>der</strong> achtziger Jahre [6, 25] erlaubte den direkten Vergleich von experimentellen<br />

und simulierten, hochauflösenden TEM-Bil<strong>der</strong>n (engl. High Resolution (HR)TEM)<br />

an Computern, ohne vorher z.B. Negativfilme entwickeln und anschließend scannen zu müssen<br />

[39]. Das Bestreben quantitative Rückschlüsse aus den HRTEM-Aufnahmen von Kristallstrukturen<br />

ziehen zu können, führte in den letzten Jahrzehnten aufgrund <strong>der</strong> immer leistungsfähiger<br />

werdenden Rechnern zu <strong>einer</strong> rasanten Implementierung von bereits seit langem vorhandener<br />

Simulationsverfahren [7, 8, 20]. Diese berücksichtigen insbeson<strong>der</strong>e die Wechselwirkung zwischen<br />

Elektronen und Coulomb-Potenzial des Kristalls und die damit einhergehende Mehrfachstreuung,<br />

was die Anwendung <strong>der</strong> dynamischen Beugungstheorie erfor<strong>der</strong>lich macht. Zwei <strong>der</strong> meist<br />

verwendeten Simulationsverfahren sind die Blochwellen- und Multislice-Methode, wobei Letztere<br />

auch für die Simulation von thermisch diffuser Streuung (TDS) benutzt werden kann [8, 20].<br />

Obwohl Auflösungen im Sub-Angström-Bereich prinzipiell möglich und etablierte Simulationsmethoden<br />

verfügbar sind, konnten bislang keine mit den experimentellen Bil<strong>der</strong>n übereinstimmenden<br />

Simulationen erzielt werden. So berichteten M.J. Hytch und W.M. Stobbs 1994 erstmals<br />

bei quantitativen Vergleichen von expermimentellen und simulierten HRTEM-Bil<strong>der</strong>n von einem<br />

stets zwei bis dreimal höheren Kontrast in den simulierten Bil<strong>der</strong>n [7]. Dieser als Stobbs-Faktor<br />

bezeichnete Kontrastunterschied besteht seit jeher und konnte bis heute nur teilweise erklärt<br />

werden [11]. Zurzeit gibt es drei verschiedene Ansatzpunkte in den Simulationen, bei denen die<br />

Ursache des Stobbs-Problems vermutet wird [11, 15, 17, 18]. Dies sind:<br />

1. die Simulation <strong>der</strong> Objektaustrittswellenfunktion (OAWF),<br />

2. die Abbildung <strong>der</strong> Wellenfunktion mit <strong>der</strong> Objektivlinse und<br />

3. <strong>der</strong> Aufzeichnungsprozess <strong>der</strong> detektierenden <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong>.<br />

Viele Simulationsprogramme wie z.B. Bloch4TEM von Müller [14] o<strong>der</strong> das EMS-Paket von<br />

1


Einleitung<br />

Stadelmann [13] berücksichtigen noch immer ausschließlich elastische Streuprozesse für die Berechnung<br />

<strong>der</strong> Objektaustrittswellenfunktion. Einen Hinweis auf den Einfluss von inelastischer<br />

Streuung an Phononen hingegen gibt die Holographie, bei <strong>der</strong> die Interferenzfähigkeit <strong>der</strong> Elektronen<br />

bereits bei Energieverlusten von 10 −15 eV zerstört ist [15, 16]. Lehmann und Lichte zeigten<br />

beispielsweise mit aufgenommenen Hologrammen von Gallium-Arsenid, dass die aus dem Seitenband<br />

rekonstruierte Wellenfunktion einen geringeren Stobbs-Faktor aufwies als die aus dem<br />

Hauptband rekonstruierte [15].<br />

In Abbildungsprozessen wurden zudem die endliche räumliche und temporale Kohärenz <strong>der</strong><br />

Elektronen mit Enveloppen-Funktionen im Spektrum des HRTEM-Bildes berücksichtigt [9, 11,<br />

24]. Die durch die Inkohärenzenveloppen zu hohen Ortsfrequenzen weggedämpften Elektronen<br />

tragen dann nicht mehr zum HRTEM-Bild bei [11, 18]. Im neuesten Ansatz von Van Dyck wird<br />

hingegen über viele Kristallkonfigurationen gemittelt, so dass die Abbildung <strong>der</strong> Objektwellenfunktion<br />

mittels inkohärenter Summierung vorliegt [18]. Die zuvor weggedämpften Elektronen<br />

tragen zwar auch weiterhin nicht zum HRTEM-Muster bei, allerdings liegen diese dann als Hintergrundintensität<br />

im Bild vor, womit <strong>der</strong> Kontrast im HRTEM-Bild modifiziert wird [17, 18].<br />

Zuvor hat Thust in seinen Untersuchungen an dünnen Proben einen von <strong>der</strong> Mikroskopvergrößerung<br />

abhängigen Kontrast beobachtet. Dies ist nur möglich, wenn die Übertragungseigenschaft<br />

<strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> nicht korrekt berücksichtigt wird [11]. Der Einfluss <strong>der</strong> <strong>Kamera</strong>charakteristik<br />

in Form <strong>der</strong> <strong>Modulationstransferfunktion</strong> (MTF) war bereits bekannt, so dass Thust eine<br />

neue Methode zur genaueren <strong>Bestimmung</strong> <strong>der</strong> MTF publizierte [11]. Mit <strong>der</strong> so gemessenen und<br />

korrekt in den Simulationen einbezogenen MTF zeigte Thust einen mit Experimenten übereinstimmenden<br />

Kontrast für dünne Proben von 2, 8 nm [11]. Die geringe Probendicke ließ allerdings<br />

keinen Rückschluss bzgl. <strong>der</strong> TDS zu, da diese erst bei dicken Proben verstärkt entsteht [34].<br />

So lässt sich zunächst nur ein Einfluss <strong>der</strong> TDS auf den Kontrast bei dicken Proben vermuten.<br />

Um also diesen Ansätzen auf den Grund zu gehen, wird zunächst in <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit die<br />

MTF <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> anhand <strong>der</strong> von Thust vorgestellten Methode bestimmt [11]. Der zweite<br />

Teil <strong>der</strong> Arbeit umfasst dann anschließend die Kombination aller Ansätze. Dafür werden neben<br />

den Aufnahmen von HRTEM-Bil<strong>der</strong>n dicker Proben (≥30 nm) auch Simulationen durchgeführt,<br />

die dem Ansatz <strong>der</strong> inkohärenten Summierung nach Van Dyck zugrunde liegen [18].<br />

Die vorliegende Arbeit beginnt in Kap. 1 mit <strong>einer</strong> Einführung in die Funktionsweise des verwendeten<br />

TEM und s<strong>einer</strong> Komponenten. Neben beugungstheoretischen Grundlagen werden in<br />

Kap. 2 Begriffe wie Kohärenz und Auflösungsvermögen erklärt. In Kapitel 3 wird sowohl auf<br />

die Bild- und Kontrastentstehung als auch auf den Aufzeichnungsprozess <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> Bezug<br />

genommen. Beim Letzteren stehen systemtheoretische Grundlagen <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong>, wie<br />

die Signalabtastung, im Vor<strong>der</strong>grund. Kapitel 4 gibt dann den Schwerpunkt <strong>der</strong> Arbeit mit<br />

<strong>der</strong> <strong>Bestimmung</strong> <strong>der</strong> MTF <strong>der</strong> im TEM verwendeten <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> an. Dafür wurde eine von<br />

Thust entwickelte und in Rahmen dieser Arbeit nachimplementierte Methode verwendet [11]. In<br />

Hinblick auf Aliasing-Artefakte wurden optimierte Objekte simuliert und experimentell umgesetzt.<br />

Das sich anschließende Kapitel 5 enthält experimentelle Untersuchungen des Kontrasts in<br />

HRTEM-Aufnahmen <strong>einer</strong> vergleichsweisen dicken Gallium-Arsenid-Probe von mehr als 30 nm,<br />

um den Einfluss <strong>der</strong> TDS genauer zu untersuchen. Kap. 6 präsentiert die mit dem STEMsim-<br />

Programm [30] umgesetzten Simulationen, wobei eine anschließende Berücksichtigung <strong>der</strong> zuvor<br />

bestimmten MTF die Simulation vervollständigt. Ein Vergleich zwischen experimentellen und<br />

simulierten HRTEM-Bil<strong>der</strong>n ist inbegriffen, um den Stobbs-Faktor zu bestimmen. Abschließend<br />

werden die erzielten Ergebnisse in <strong>einer</strong> Zusammenfassung mit Ausblick zusammengetragen.<br />

2


1 Transmissionselektronenmikroskopie und<br />

Elektronenoptik<br />

1.1 Aufbau eines Transmissionselektronenmikroskops<br />

Ein Transmissionselektronenmikroskop (TEM) wird unter Hochvakuum bei Drücken von etwa<br />

10 −10 Torr betrieben. Mit dem in <strong>der</strong> Arbeit vorliegenden Mikroskop Titan 80-300 <strong>der</strong> Firma<br />

Fei kann bei Beschleunigungsspannungen von U = 80 kV bis 300 kV gearbeitet werden. Es<br />

gehört mit <strong>einer</strong> Auflösungsgrenze von 0,8˚A zu den <strong>der</strong>zeit mo<strong>der</strong>nsten Mikroskopen und ist mit<br />

einem Korrektor zur Kompensation <strong>der</strong> sphärischen Aberration <strong>der</strong> Objektivlinse ausgestattet.<br />

heizbares Filament<br />

Emissionsspitze<br />

Extraktoranode<br />

“Gun”-Linse<br />

Beschleunigungsanode<br />

C1-Linse<br />

C1-Blende<br />

C2-Linse<br />

C2-Blende<br />

C3-Linse<br />

Deflektionsspule<br />

Minikondensorlinse<br />

obere Objektivlinse<br />

Probe + Halter<br />

untere Objektivlinse<br />

Objektivblende<br />

Korrektor<br />

“SAD”-Blende<br />

Zwischenlinse<br />

Projektionslinse<br />

HAADF-Detektor<br />

Fluoreszenzschirm<br />

Abbildung 1.1: Der Aufbau und Strahlengang eines TEMs [38]: Links ist <strong>der</strong> Strahlengang des Mikroskops<br />

im Abbildungsmodus, in <strong>der</strong> Mitte im Beugungsmodus und rechts im STEM-Modus zu sehen.<br />

3


1 Transmissionselektronenmikroskopie und Elektronenoptik<br />

Grafik 1.1 zeigt den schematischen Aufbau des Titan, in <strong>der</strong> überdies die Strahlengänge des<br />

Abbildungs-, Beugungs- und des Scanning TEM (STEM)-Modus aufgeführt sind. Die einzelnen<br />

Modi werden im Abschn. 1.2 besprochen. Im Weiteren ist dort ein Überblick über die wesentlichen<br />

Komponenten des Titan und ihre Anordnung im Mikroskop dargelegt. Anhand ihrer<br />

Funktionen lassen sie sich in sechs Abschnitte einordnen [20]:<br />

4<br />

• Emittiert werden die Elektronen aus <strong>der</strong> Spitze <strong>einer</strong> heizbar gelagerten Schottky-Feldemissionsquelle<br />

(Field Emission Gun (FEG)). Sie werden anschließend mit <strong>einer</strong> elektrostatischen<br />

Linse (Gun lens) zu einem Elektronenstrahl gebündelt. Die Elektronen werden<br />

weiter durch eine Anode mit <strong>der</strong> Beschleunigungsspannung U auf die in dieser Arbeit<br />

verwendete Energie von 300 keV gebracht.<br />

• Der Elektronenstrahl wird dann durch die C1-, C2- und C3-Linsen sowie die zwischenliegenden<br />

C1- und C2-Aperturen geleitet und je nach Wahl divergent, parallel o<strong>der</strong> konvergent<br />

ausgerichtet. Bis auf die Gun lens basieren alle weiteren Linsen im TEM auf Magnetfel<strong>der</strong>n<br />

und nutzen daher die Lorentz-Kraft zur Strahlführung aus. Nach <strong>der</strong> Passage durch<br />

das Blenden- und Kondensorsystem gelangen sie durch eine Minikondensorlinse und obere<br />

Objektivlinse. Im STEM-Modus wird zusätzlich mit einem Deflektorspulenpaar über die<br />

nachfolgende Probe abgerastert.<br />

• Nach dem Kondensorsystem und <strong>der</strong> oberen Objektivlinse treffen die Elektronen parallel<br />

(TEM- bzw. Beugungsmodus) o<strong>der</strong> fokussiert (STEM-Modus) auf die Probe. Diese<br />

ist drehbar in einem Doppelkipphalter gelagert. Die Objektivlinse erzeugt die erste Vergrößerung<br />

und weist große Einstrahlwinkel auf. Damit haben die in <strong>der</strong> Objektivlinse<br />

auftretenden Aberrationen einen großen Einfluss (s. Abschn. 1.3.2). Unterhalb <strong>der</strong> Objektivlinse<br />

befindet sich die hintere Brennebene (engl. Back Focal Plane (BFP)), in <strong>der</strong> eine<br />

Objektivapertur (OA) zur Selektierung von Bragg-Reflexen eingeführt werden kann. Eine<br />

Korrektur <strong>der</strong> Linsenfehler findet durch den bereits erwähnten Cs-Korrektor statt, <strong>der</strong> u.a.<br />

die sphärische Aberration <strong>der</strong> Objektivlinse ausgleicht.<br />

• Eine weitere Vergrößerung des Elektronenstrahls erfolgt über eine Zwischen- und eine<br />

Projektionslinse. Mit Ausnahme des STEM-Modus lassen sich optional mit Hilfe <strong>einer</strong><br />

Feinbereichsbeugung (engl. Selected Area Diffraction (SAD)) Beugungsbil<strong>der</strong> expliziter<br />

Probenbereiche untersuchen.<br />

• Abschließend werden die Elektronen auf einen Fluoreszenzschirm geführt, wo das Bild<br />

bzw. Beugungsbild <strong>der</strong> Probe scharf erscheint. Die Abbildung <strong>der</strong> Probe kann alternativ<br />

auf <strong>einer</strong> Bildspeicherplatte (engl. Imaging Plate (IP)) o<strong>der</strong> mit <strong>einer</strong> ladungsgekoppelten<br />

<strong>Kamera</strong> (engl. Charge-Coupled Device (<strong>CCD</strong>)-<strong>Kamera</strong>) aufgezeichnet werden.<br />

• Ferner können Elektronen <strong>einer</strong> bestimmten Energie mit einem Energiefilter selektiert werden.<br />

Die Filterung erfolgt mit einem magnetischen Prisma, das die Elektronen aufgrund<br />

ihrer unterschiedlichen Energien und <strong>der</strong> auf sie wirkenden Lorentz-Kraft auf verschiedene<br />

Trajektorien bringt. Die durch einen schmalen Spalt am Ende des Prismas hindurchtretenden<br />

Elektronen werden mit <strong>einer</strong> weiteren <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> aufgenommen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

können das Energieverlustspektrum o<strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong> Probe bei gewünschten Energieverlusten<br />

betrachtet werden.


1.2 Abbildungsmodi im TEM<br />

1.2 Abbildungsmodi im TEM<br />

In <strong>der</strong> Abbildung 1.1 sind die drei für die Abbildungsmodi typischen Strahlenverläufe gezeigt.<br />

Auf <strong>der</strong> linken Seite wird eine Realraum-Abbildung <strong>der</strong> Probe erreicht. Die Elektronen treten als<br />

ebene Welle parallel in die Probe ein und propagieren durch sie hindurch. Innerhalb <strong>der</strong> Probe<br />

werden sie gebeugt und interferieren miteinan<strong>der</strong>. Da die Objektivlinse eine kleine Brennweite f<br />

von 5 mm hat und somit eine starke Vergrößerung erzeugt, erscheint das so erzeugte Zwischenbild<br />

durch die nachfolgende Zwischen- und Projektionslinse weiter erheblich vergrößert. Auf dem<br />

Schirm o<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> kann das reale und vergrößerte Abbild <strong>der</strong> Probe beobachtet<br />

werden. Dies wird nachfolgend als Abbildungsmodus bezeichnet.<br />

Die mittlere Grafik in Abb. 1.1 gibt den Strahlengang für den Beugungsmodus wie<strong>der</strong>. Nach<br />

Probenpassage werden die nachfolgenden Linsen so geregelt, dass nicht die Bildebene <strong>der</strong> Objektivlinse,<br />

son<strong>der</strong>n ihre hintere Brennebene, in <strong>der</strong> das Beugungsbild entsteht, auf den Schirm<br />

abgebildet wird.<br />

Im dritten Modus fungiert die obere Objektivlinse als Kondensorlinse und fokussiert den Elektronenstrahl<br />

als Punkt mit einem Durchmesser von etwa 1,2˚A auf die Probe [38]. Anschließend<br />

wird mit einem Deflektionsspulenpaar die Probe Punkt für Punkt abgerastert, weswegen dieser<br />

Modus den Namen Raster-TEM o<strong>der</strong> STEM trägt.<br />

Für den High Angular Annular Dark Field (HAADF) STEM-Modus wird ein ringförmiger Detektor<br />

in <strong>der</strong> Brennebene platziert, <strong>der</strong> die zu hohen Winkeln gestreuten Elektronen detektiert.<br />

Das HAADF-Signal zeigt eine starke Abhängigkeit von Probendicke -und Zusammensetzung<br />

sowie Temperatur. Da schwere Elemente stärker streuen als leichte, wird diese Methode auch<br />

Z-Kontrast-Methode genannt [47]. Der HAADF-Detektor registriert je nach <strong>Kamera</strong>länge Streuwinkel<br />

zwischen 33 und 200 mrad (roter Kegel in Abb. 1.1, rechts) und hat in <strong>der</strong> Mitte ein<br />

Loch (hellblauer Kegel) [35]. Schwach bzw. gar nicht gestreute Elektronen durchlaufen hierbei<br />

das zentrale Loch und tragen nicht zum HAADF-Signal bei.<br />

1.3 Komponenten des TEM<br />

Dieser Abschnitt geht aufgrund s<strong>einer</strong> technischen Komplexität nicht auf alle Komponenten des<br />

Titan ein, son<strong>der</strong>n beschränkt sich auf diejenigen, die für die vorliegende Arbeit wichtig sind.<br />

1.3.1 Feldemissionsquelle<br />

Die Spitze <strong>der</strong> Schottky-FEG ist durch ein Filament heizbar und wird bei <strong>einer</strong> Temperatur von<br />

T=1800K betrieben. Im Inneren besteht sie aus einem Wolfram-Einkristall in [0 0 1]-Richtung<br />

und hat eine äußere Zirkonium-Oxid-Beschichtung (ZrO) zur Reduzierung <strong>der</strong> Austrittsarbeit<br />

<strong>der</strong> Wolframspitze auf W = 2, 8 ±0, 2 eV [20, 23, 10]. Der Spitzendurchmesser beträgt nur wenige<br />

Nanometer. Die Besetzung <strong>der</strong> elektronischen Zustände im Material ist quantenmechanisch<br />

durch die Fermi-Dirac-Verteilung gegeben, die in Abb. 1.2(a) vertikal über die Energie-Achse<br />

aufgetragen ist. Für die Emission von Elektronen aus einem Material muss die Austrittsarbeit<br />

überwunden werden, welche über W = EVAC−EF gegeben ist (EF: Fermi-Niveau (Fermi-Kante)<br />

und EVAC: Vakuumenergieniveau) [20]. Bei T=1800 K ist die Fermi-Kante bereits stark aufgeweicht,<br />

so dass Elektronen auch energetisch höhere Zustände im Metall einnehmen können.<br />

Wirkt zudem ein zusätzliches elektrisches Feld E = (0, 0, Ez) parallel zur optischen Achse (in<br />

5


1 Transmissionselektronenmikroskopie und Elektronenoptik<br />

(a) Schema für ZrO/W-Schottky-FEG mit W=2,8 eV<br />

[20]. ∆W gibt die Absenkung <strong>der</strong> Potenzialbarriere an.<br />

(b) Schema für Emissionkegel <strong>der</strong> FEG mit<br />

Radius s und Semikohärenzwinkel α.<br />

Abbildung 1.2: In (a) gibt <strong>der</strong> gestrichelte Verlauf den Feldstärke- und den Coulomb-Term an. φ(z)<br />

ist die durchgezogene Linie. Links ist auf <strong>der</strong> Vertikalen ist die aufgeweichte Fermi-Dirac-Verteilung zu<br />

erkennnen. (b) zeigt den festen Raumwinkel Ω(α), mit dem die Elektronen abgestrahlt werden.<br />

z-Richtung), ist die für die Emission ausschlaggebende Potenzialbarriere φ(z) gegeben durch [20]<br />

φ(z) = W − eEz − e2<br />

. (1.1)<br />

16πε0z<br />

Der letzte (Coulomb-) Term entsteht aufgrund <strong>der</strong> positiv geladenen Spitze nach <strong>der</strong> Emission<br />

<strong>der</strong> Elektronen. Mit zunehmen<strong>der</strong> Feldstärke | E| = E = Ez und konstantem, kleinem Abstand<br />

in z-Richtung, sinkt die Bariere und eine Emission wird wahrscheinlicher (s. Abb. 1.2(a)). Die<br />

Emission mit <strong>der</strong> um ∆W = W − φ(zmax) reduzierten Austrittsarbeit W (mit zmax als Maximumsstelle)<br />

wird als Schottky-Effekt bezeichnet [20].<br />

Die endliche Ausdehnung <strong>der</strong> FEG zeigt Abb. 1.2(b) und liefert eine gekrümmte Wellenfront<br />

<strong>der</strong> Elektronen, da aus verschiedenen Punkten <strong>der</strong> FEG Elektronen emittiert werden. Für eine<br />

ideale, parallele Beleuchtung ist eine Punktquelle erfor<strong>der</strong>lich, <strong>der</strong>en sphärische Wellenfront in<br />

großer Distanz für den betrachteten Bereich als plan angesehen werden kann bzw. die eine parallele<br />

Welle ergibt, wenn sie sich im Brennpunkt <strong>der</strong> Linse befindet. Die sich daraus ergebenden<br />

räumlichen Eigenschaften sind durch die Größe <strong>der</strong> reduzierte Brillianz (reduced Brightness) Br<br />

und dem Semikohärenzwinkel α gekennzeichnet [10, 23].<br />

Br(α) =<br />

I 1<br />

·<br />

A · Ω(α) U<br />

= I<br />

A ·<br />

1 j<br />

=<br />

Uπα2 Uπα2 Dabei steht I für den durch die Elektronen erzeugte Strom, A für die (virtuelle) Emissionsfläche<br />

<strong>der</strong> FEG und Ω ist <strong>der</strong> von α abhängige Raumwinkel. Im dabei entstehenden Kegel werden die in<br />

orange dargestellten Elektronen aus Abb. 1.2(b) abgestrahlt. α charakterisiert die laterale bzw.<br />

6<br />

(1.2)


1.3 Komponenten des TEM<br />

räumliche Inkohärenz und wird daher als Kohärenzwinkel bezeichnet (s. Abschn. 2.7). Für einen<br />

Kegel mit Radius s gilt Ω ≈ πs2<br />

r2 = πα2 für s ≪ r, wobei r die Distanz zur FEG ist. Ein kl<strong>einer</strong><br />

Kohärenzwinkel entspricht demzufolge <strong>einer</strong> hohen Brillianz und damit <strong>einer</strong> hohen lateralen<br />

bzw. räumlichen Kohärenz. Ein typischer Wert für die reduzierte Brillianz <strong>der</strong> Schottky-FEG<br />

ist 107 A [32, 36].<br />

Vm 2 sr<br />

1.3.2 Objektivlinse und Linsenfehler<br />

Die Abbildung erfolgt maßgeblich mit <strong>der</strong> aus zwei magnetischen Dipolen bestehenden Objektivlinse.<br />

Dabei befindet sich zwischen den Dipolen die zu untersuchende Probe. Sie stellt mit<br />

<strong>der</strong> Brennweite f = 5 mm die wichtigste Vergrößerungslinse im Mikroskop dar, da die Einstrahlwinkel<br />

βi <strong>der</strong> Elektronen relativ zur optischen Achse groß sind und somit die Linsenfehler nicht<br />

vernachlässigbar sind (s. links in Abb. 1.3(a)). Die aus <strong>der</strong> Objektivlinse austretenden Elektro-<br />

(a) Ein- und Austrittswinkel <strong>der</strong> Objektivlinse<br />

bei <strong>der</strong> Abbildung eines Punktes.<br />

(b) Links: Darstellung und Vergrößerung <strong>der</strong> Beugungsreflexe<br />

in <strong>der</strong> hinteren Brennebene (BFP). Rechts: Zur<br />

Definition <strong>der</strong> <strong>Kamera</strong>länge [20].<br />

Abbildung 1.3: (a) zeigt die Verkl<strong>einer</strong>ung <strong>der</strong> Austrittswinkel βo aus <strong>der</strong> Objektivlinse gegenüber den<br />

Eintrittswinkel βi <strong>der</strong> Elektronen und die Abbildung des Punkts Pi in <strong>der</strong> Gauss-Bildebene (analog zu [34]).<br />

Der zusätzliche rote Strahlengang veranschaulicht die sphärische Aberration. (b) illustriert die Vergrößerung<br />

des Beugungsbildes anhand <strong>der</strong> <strong>Kamera</strong>länge L (links) und lässt sich mit Hilfe <strong>der</strong> geometrischen<br />

Anordnung (rechts) herleiten (aus [20]).<br />

nen haben relativ zu den Eintrittswinkeln βi verkl<strong>einer</strong>te Winkel βo (s. rechts in Abb. 1.3(a)), so<br />

dass <strong>der</strong>en Aberrationen nicht weiter relevant sind. Die laterale Vergrößerung <strong>der</strong> Objektivlinse<br />

ist mit M = B b<br />

A = a gegeben, wobei A das Objekt und B das Abbild ist. Die Kleinbuchstaben bezeichnen<br />

hierbei die dazugehörenden Weiten. Die Winkelvergrößerung ist mit m = βo<br />

= |M|−1<br />

βi<br />

gegeben und ist damit reziprok zur lateralen Vergrößerung M.<br />

In <strong>der</strong> hinteren Brennebene (engl. Back Focal Plane (BFP)) <strong>der</strong> Objektivlinse befindet sich das<br />

Beugungsbild <strong>der</strong> Probe, das bei Kristallen in Wesentlichen aus Bragg-Reflexen <strong>der</strong> zugehörenden<br />

Netzebenen besteht. Anhand <strong>einer</strong> Objektivapertur (OA) lassen sich dann Reflexe bzw. Bereiche<br />

des Beugungsbilds gezielt ausblenden, so dass das Bild bzw. die Objektaustrittswellenfunktion<br />

(OAWF) entsprechend gefiltert werden kann. In diesem Zusammenhang lässt sich nach Abb.<br />

1.3(b) mit r ≈ 2Lθ, <strong>der</strong> <strong>Kamera</strong>länge L und <strong>der</strong> Bragg-Bedingung 2.13 <strong>der</strong> Abstand r eines<br />

Bragg-Reflexes im Beugungsbild zu<br />

r = λL<br />

d = λL|ghkl| bestimmen [20]. (1.3)<br />

7


1 Transmissionselektronenmikroskopie und Elektronenoptik<br />

Eine weitere Eigenschaft <strong>der</strong> Objektivlinse ist die Modifizierung <strong>der</strong> Objektaustrittswellenfunktion<br />

durch Aberrationen, so dass nicht je<strong>der</strong> von einem Objekt ausgehende Punkt Pi in<br />

einem Punkt Po in <strong>der</strong> Gauß-Bildebene konvergiert. Diese Linsenfehler lassen sich in verschiedene<br />

Kategorien einordnen. Blendenfehler sind unabhängig von <strong>der</strong> Position Pi in <strong>der</strong> Objektebene.<br />

Chromatische Aberrationen sind hingegen unabhängig von <strong>der</strong> Position PL in <strong>der</strong> Linsenebene<br />

[20]. Die wichtigsten Linsenfehler sind dabei:<br />

• Sphärische Aberration:<br />

Die Brennweite f ist vom Eintrittswinkel βi in die Objektivlinse abhängig. Bei zunehmendem<br />

Eintrittswinkel wird die Brennweite kl<strong>einer</strong>, wie <strong>der</strong> rote Strahlengang in Abb. 1.3(a)<br />

veranschaulicht. Deswegen wird er auch als Öffnungsfehler bezeichnet. Bei <strong>der</strong> Abbildung<br />

eines Punktes an <strong>der</strong> Stelle Pi entsteht in <strong>der</strong> Gauß-Bildebene aufgrund <strong>der</strong> sphärischen<br />

Aberration an <strong>der</strong> Stelle Po eine Scheibe mit dem Radius ro. Für den Radius gilt<br />

ro = CsMβ 3 i = CsM 4 β 3 o. (1.4)<br />

Dabei wurde für den Eintrittswinkel βi = Mβo verwendet. Cs ist die sphärische Aberrationskonstante,<br />

<strong>der</strong>en Berechnung in Literatur [20, 33, 34] angegeben wird.<br />

• Chromatische Aberration:<br />

Die Elektronen haben aufgrund <strong>der</strong> Spannungschwankungen ∆U und <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Temperatur<br />

abhängigen Fermi-Verteilung verschiedene Energien mit <strong>einer</strong> Energiestreuung ∆E,<br />

wie anhand von Abb. 1.2 veranschaulicht wurde. Damit liegen verschiedene Wellenlängen λ<br />

vor, die unterschiedlich durch die Objektivlinse gebrochen werden und für die sich folglich<br />

verschiedene Brennebenen ausbilden. Es folgt somit für den Abstand ro in <strong>der</strong> Bildebene<br />

[34]<br />

ro = ǫMβi = ǫM 2 βo mit ǫ = Cc<br />

∆U<br />

U<br />

<br />

2∆I<br />

+ . (1.5)<br />

I<br />

Dies bewirkt letztlich eine Defokussierung ǫ, die zudem durch kleine Schwankungen <strong>der</strong><br />

Linsenströme I verursacht wird. Cc = Kf stellt mit <strong>der</strong> Brennweite f <strong>der</strong> Objektivlinse<br />

und einem Proportionalitätsfaktor K die chromatische Aberrationskonstante dar [34].<br />

• Astigmatismus:<br />

Astigmatismus wird durch asymmetrische Linsen verursacht und zeichnet sich dadurch ab,<br />

dass sich eine sagittale und meridionale Ebene ausprägt. Dadurch entstehen Brennlinien<br />

mit verschiedenen Brennweiten anstatt eines gemeinsamen Brennpunkts. Mit <strong>der</strong> Differenz<br />

fmax −fmin von maximaler und minimaler Brennweite wird die Aberrationskonstante<br />

Ca definiert. Der Astigmatismus kann überdies als eine vom Azimutalwinkel abhängige<br />

Brennweite aufgefasst werden [34, Kap. 2.8].<br />

1.3.3 Elektronische Detektoren und ladungsgekoppelte Geräte<br />

Die im Mikroskop verwendete <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> ist eine UltraScan1000 <strong>der</strong> Firma Gatan [31].<br />

Ihre wichtigsten Bestandteile sind in Abb. 1.4 schematisch aufgeführt. Zunächst treffen die<br />

Elektronen auf die in blau dargestellte Szintillationsschicht. Das Szintillatormaterial besteht aus<br />

einem Phosphor-Pulver [31], dessen Moleküle bei Elektroneneinfall durch Stöße auf höhere Energieniveaus<br />

angeregt werden. Bei Relaxation <strong>der</strong> angeregten Elektronen auf ihr ursprüngliches<br />

8


1.3 Komponenten des TEM<br />

Abbildung 1.4: Skizze <strong>einer</strong> Gatan UltraScan1000 <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong>. Die Elektronen strahlen von oben auf<br />

die <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> ein und gelangen zunächst auf den Szintillator. In diesem werden Photonen erzeugt, die<br />

über die Faseroptik auf die <strong>CCD</strong>-Detektormatrix mit den MIS-Strukturen als Pixel geleitet werden. In <strong>der</strong><br />

<strong>CCD</strong>-Matrix werden dann die Photonen elektrischen Pulsen zur elektronischen Signalweiterverarbeitung<br />

zugeordnet.<br />

Energieniveau wird die Energiedifferenz ∆E als Lichtquanten mit <strong>der</strong> Frequenz ν und dem<br />

Planck’schen Wirkungsquantum h gemäß ∆E = hν emittiert.<br />

Die in Abb. 1.4 in gelb gehaltene Faseroptik leitet das im Szintillator generierte Licht weiter<br />

zu <strong>einer</strong> Halbleiterdetektormatrix, <strong>der</strong> eigentlichen <strong>CCD</strong>. Innerhalb <strong>der</strong> Faseroptik basiert die<br />

Lichtwellenleitung auf Totalreflexion. Bei zu flachem Einfall des eingekoppelten Lichts auf die<br />

Fasern kann es zu Rückreflexionen zurück in den Szintillator kommen. Ebenso ist auch eine<br />

Reflexion <strong>der</strong> Elektronen an <strong>der</strong> Halterung zwischen Szintillator und Faseroptik möglich, so dass<br />

die Elektronen fern von ihrem ursprünglichen Einfallsort wie<strong>der</strong> in den Szintillator gelangen<br />

und dort Photonen erzeugen [21]. Dies ist insbeson<strong>der</strong>e wichtig für Abbildungen bei hohen<br />

Beschleunigungsspannungen, da das Bild dadurch stark verzerrt wird [21]. Dies ist somit eine<br />

maßgebende Abbildungseigenschaft <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong>, die später nochmal aufgegriffen und in<br />

den hier getätigten Untersuchungen berücksichtigt wird.<br />

(a) MIS-Struktur eines Pixels. (b) Zeilenweises Auslesen im <strong>CCD</strong>.<br />

Abbildung 1.5: (a) Bei Belichtung <strong>einer</strong> MIS-Struktur als Pixel entstehen aufgrund des inneren Photoeffekts<br />

Minoritätsträger. Diese werden mit <strong>der</strong> Gate-Spannung in <strong>der</strong> Verarmungszone gebunden. In<br />

(b) werden die so gebundenen Ladungsträger spaltenweise durch die Detektormatrix abgeführt und am<br />

rechten Ende des Detektors in eine zusätzliche Spalte geleitet. Die dort gesammelten Ladungen werden<br />

anschließend über ein Auslesesystem weiterverarbeitet.<br />

Die Halbleiterdetektormatrix setzt sich aus <strong>einer</strong> Vielzahl von aneinan<strong>der</strong> gereihten, quadratischen<br />

Bildelementen (Pixel) zusammen, die wi<strong>der</strong>um aus <strong>einer</strong> sogenannten Metall-Isolator-<br />

9


1 Transmissionselektronenmikroskopie und Elektronenoptik<br />

Halbleiter-Struktur (engl. Metal Insulator-Semiconductor (MIS)) bestehen. Dabei wird häufig<br />

p-dotiertes Silizium als Halbleitermaterial verwendet. Die Detektormatrix selbst ist ebenfalls<br />

quadratisch und enthält 2048 × 2048 Pixel mit jeweils <strong>einer</strong> Kantenlänge von 14µm. Damit<br />

resultiert für den Detektor also eine physikalische Ausdehnung von 29 mm × 29 mm.<br />

Das von <strong>der</strong> Faseroptik auf die MIS-Struktur <strong>der</strong> einzelnen Pixel weitergeleitete Licht hat<br />

eine ausreichend hohe Energie, damit die Ladungsträger die für Silizium charakteristische Energielücke<br />

∆E ≈ 1 eV überwinden können. Die Elektronen des durch den inneren Photoeffekt erzeugten<br />

Elektron-Defektelektron-Paars werden als Minoritätsträger in einem zweidimensionalen<br />

Potenzialtopf gebunden. Das dafür notwendige Potenzial wird durch eine an <strong>der</strong> Gate-Elektrode<br />

(Metallkontakt) anliegenden positiven Spannung U erzeugt. Metallkontakt und Halbleiterregion<br />

sind durch einen Isolator (meist Siliziumdioxid) getrennt, so dass die Minoritätsträger nicht über<br />

die Gate-Elektrode abfließen können (s. Abb. 1.5(a)). Nach ausreichen<strong>der</strong> Belichtung <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<br />

<strong>Kamera</strong> werden die in den Potenzialtöpfen gesammelten Minoritätsträger gemäß Abb. 1.5(b)<br />

zeilenweise ausgelesen und erzeugen am Ende <strong>einer</strong> Zeile nach und nach elektrische Entladungen<br />

(Pulse). Das zeilenweise Auslesen geschieht über die Gate-Elektroden, <strong>der</strong>en Potenziale so geschaltet<br />

werden, dass sie die Ladungsträger von <strong>einer</strong> Zelle zur nächsten sukzessive weitergeben<br />

(s. Abb. 1.5(b)). Ein abgeführter Strompuls ist dann proportional zur eingestrahlten Lichtintensität<br />

des belichteten Pixels [20, 41, 25]).<br />

Generell kann die Szintillatorfläche eine an<strong>der</strong>e Größe haben als die Detektormatrix, d. h. die<br />

Faseroptik leitet z.B. bei <strong>einer</strong> vierfach größeren Szintillatorfläche vier Fasern auf einen Pixel.<br />

Die verwendete UltraScan1000 <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> weist hier jedoch eine 1-1 Abbildung auf. Des<br />

Weiteren kann durch die Beschaffenheit des Szintillatormaterials und durch lokale Unterschiede<br />

im Brechungsindex <strong>der</strong> Faseroptik bei homogener Belichtung <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> jedes Pixel eine<br />

unterschiedliche Intensität detektieren [25]. Diese räumliche Charakteristik <strong>der</strong> Pixel wird daher<br />

als räumlich systematischer Fehler klassifiziert, <strong>der</strong> mittels Referenzbil<strong>der</strong> korrigiert werden kann<br />

[26].<br />

Weitere Komponenten<br />

Um das TEM betreiben zu können, bedarf es des Weiteren ein Hochvakuum, da die mittlere<br />

freie Weglänge für Stöße an Molekülen <strong>der</strong> Elektronen groß sein muss. An<strong>der</strong>nfalls würden die<br />

Elektronen mit den verunreinigenden Gasmolekülen wechselwirken und zu fehlerhaften Abbildungen<br />

führen bzw. den Detektor o<strong>der</strong> die Probe gar nicht erreichen. Ferner würde die hohe<br />

Beschleunigungsspannung diese Moleküle ionisieren und auf hohe Energien beschleunigen. Eine<br />

Folge wäre die Beschädigung <strong>der</strong> FEG, weswegen im FEG-Bereich sogar ein Ultrahochvakuum<br />

erzeugt wird. Demzufolge ist ein Pumpen- und Kammersystem erfor<strong>der</strong>lich, in denen Drücke<br />

von ca. 10 −10 Torr bzw. 10 −7 Pa herrschen. Zum Pumpensystem gehören u. a. eine Kühlfalle<br />

für Restmoleküle, diverse Vorpumpen und eine Turbomolekularpumpe.<br />

Die magnetischen Elektronenlinsen werden mit elektromagnetischen Spulen mit bis zu 300<br />

Windungen pro cm 2 realisiert [20]. Durch die Lorentz-Kraft werden die Elektronen auf eine<br />

Trajektorie gezwungen, welche die Abbildung <strong>der</strong> Linse bestimmt. Insbeson<strong>der</strong>e hat die Objektivlinse<br />

als weitere Bestandteile zwei Polschuhpaare, <strong>der</strong>en Form die genaue Feldlinienführung<br />

vorgibt. Eine detaillierte Funktionsweise <strong>der</strong> Spulen und die genaue Feldlinienform wird an dieser<br />

Stelle nicht behandelt. Für weiterführende Literatur wird auf [20, 33, 34] verwiesen.<br />

10


1.4 Rauschprozesse<br />

1.4 Rauschprozesse<br />

Nach Kenntnis <strong>der</strong> physikalischen Funktionsweise eines Detektors sind die inhärenten Rauschprozesse<br />

<strong>einer</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> von Bedeutung, da sich diese störend auf das zu messende Signal<br />

(Bild) auswirken. Sie glie<strong>der</strong>n sich zunächst in räumlich systematische und zeitlich zufällige<br />

Komponenten.<br />

Die im Szintillator generierten Photonen erzeugen beim Auftreffen auf den Halbleiter Photoelektronen.<br />

Die bei konstanter Bestrahlung entstehende, zeitliche Verteilung <strong>der</strong> ursprünglichen<br />

Elektronen ist maßgebend für die auf die Pixel einfallenden Photonen. Dabei sind die Wahrscheinlichkeiten,<br />

mit <strong>der</strong> die Elektronen auf ein Pixel τ <strong>der</strong> Gatan-<strong>CCD</strong> treffen, unabhängig<br />

voneinan<strong>der</strong>. Da ein Elektron o<strong>der</strong> ein erzeugtes Photon entwe<strong>der</strong> auf ein Pixel trifft o<strong>der</strong> nicht<br />

wird diese Situation auch mit einem Bernoulli-Experiment beschrieben. Dieses wird dann durch<br />

den Einfall von N Elektronen entsprechend oft wie<strong>der</strong>holt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein<br />

Elektron auf das Pixel τ trifft, wird mit pτ bezeichnet und ist wie folgt Poisson-verteilt [26]<br />

pτ(λτ) = λnτ τ<br />

nτ! e−λτ . (1.6)<br />

Es werden dann nτ Elektronen registriert. Die einfallenden Elektronen schwanken um den Mittelwert<br />

λτ und haben die Varianz σ 2 = λτ. Das Produkt von pτ · N = λτ ist dabei zeitlich<br />

konstant. Diese diskrete Aufzeichnung des Messsignals und <strong>der</strong> damit verbundene, statistische<br />

Charakter wird als Poisson-Rauschen bezeichnet.<br />

Ein weiterer Rauschbeitrag wird durch das elektronische Rauschen hervorgerufen [25], was<br />

sowohl systematisch räumliche als auch zeitlich zufällige Komponenten enthält. Es setzt sich u.a.<br />

aus einem Dunkelstrom und einem Verstärkerrauschen zusammen. Die mit <strong>der</strong> Zeit auftretende<br />

Schwankung des Dunkelstromanteils hat seine Ursache in <strong>der</strong> Lichtempfindlichkeit des <strong>CCD</strong>s<br />

und folgt auch <strong>einer</strong> Poisson-Verteilung [26].<br />

Des Weiteren liegt systematisches und räumliches Rauschen vor, was durch Unterschiede in<br />

den einzelnen <strong>CCD</strong>-Pixeln hervorgerufen wird, d.h. jedes Pixel hat bei homogener Belichtung<br />

eine individuelle Charakteristik. Diese räumliche Variation kann jedoch mit Referenzbil<strong>der</strong>n korrigiert<br />

werden [26], wodurch das Rauschen maßgeblich durch die zeitabhängigen Rauschprozesse<br />

charakterisiert wird und damit eine Poisson-verteilte Natur hat [21].<br />

1.5 Optisch relevante Ebenen im Transmissionselektronenmikroskop<br />

Nachdem die wichtigsten Komponenten des TEMs erläutert wurden, wird nun <strong>der</strong> Blick auf<br />

die optisch relevanten Ebenen, die sich zwischen Objekt und Bild befinden, gerichtet und <strong>der</strong>en<br />

mathematische Verknüpfung untereinan<strong>der</strong> betrachtet.<br />

Die Elektronen durchlaufen entlang <strong>der</strong> optischen Achse in z-Richtung diverse Bild- und Brennebenen<br />

im Mikroskop, bevor sie als Bild o<strong>der</strong> Beugungsbild auf dem Schirm o<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<br />

<strong>Kamera</strong> beobachtet werden. In den sukzessiv passierten Ebenen lassen sich verschiedene Bil<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Objektaustrittswellenfunktion ψ(r) beobachten und untersuchen (s. Abb. 1.6). Aus <strong>der</strong> skalaren<br />

Beugungstheorie ist bekannt (s. Abschn. 2.3), dass mit dem Verwenden <strong>einer</strong> Sammellinse<br />

(hier die Objektivlinse) die FT <strong>der</strong> Objektaustrittswellenfunktion F {ψ(r)} in <strong>der</strong> hinteren<br />

Brennebene (Fourier-Ebene) vorliegt (s. Abb. 1.6). Diese erfährt dort aufgrund <strong>der</strong> aus Abschn.<br />

1.3.2 bekannten Aberrationen <strong>der</strong> Objektivlinse eine Phasenverschiebung. Dies geschieht in <strong>der</strong><br />

11


1 Transmissionselektronenmikroskopie und Elektronenoptik<br />

ψ(r)<br />

FT<br />

Objektaustrittsebene<br />

Linsen-<br />

ebene<br />

F{ψim(r)}=<br />

F{ψ(r)}CTF(k) ψim(r)<br />

inv. FT<br />

Fourier-<br />

Ebene<br />

Gauss-<br />

Ebene (<strong>CCD</strong>)<br />

I(k)=|F{ψim(r)}|² I(r)=|ψim(r)|²<br />

FT<br />

optische<br />

Achse<br />

Diffraktogramm<br />

D(q)=F{I(r)}<br />

Abbildung 1.6: Die OAWF ψ(r) in den unterschiedlichen Ebenen (von links nach rechts): In <strong>der</strong> Fourier-<br />

Ebene wird die FT <strong>der</strong> OAWF mit <strong>der</strong> Kontrasttransferfunktion (Contrast transfer function (CTF)) <strong>der</strong><br />

Objektivlinse multipliziert und führt auf die phasenverschobene Bildwellenfunktion F{ψim(r)} in <strong>der</strong><br />

Fourier-Ebene. Dort wird dann mit dem Betragsquadrat I( k) = |F{ψim(r)}| 2 das Beugungsbild betrachtet.<br />

In <strong>der</strong> Bildebene erhält man mit <strong>der</strong> inversen FT die Bildwellenfunktion ψim(r). Das Bild wird dann<br />

anhand des Betragsquadrats mit I(r) = |ψim(r)| 2 berechnet.<br />

Fourier-Ebene mittels Multiplikation <strong>der</strong> FT <strong>der</strong> Objektaustrittswellenfunktion mit <strong>der</strong> Kontrasttransferfunktion<br />

(engl. Contrast transfer function (CTF)) <strong>der</strong> Objektivlinse. Dies ergibt<br />

dann die FT <strong>der</strong> Bildwellenfunktion F{ψim(r)}. Beim Umstellen in den Beugungsmodus lässt<br />

sich damit das Beugungsmuster mit I( k) = |F{ψ(r)}| 2 auf dem Schirm beobachten, wobei beim<br />

Berechnen <strong>der</strong> Intensität mit dem Betragsquadrat die CTF als r<strong>einer</strong> Phasenfaktor wegfällt.<br />

Die inverse FT führt dann zur Bildwellenfunktion ψim(r) = F −1 {F {ψ(r)} · CTF( k)} in <strong>der</strong><br />

Gauß’schen Bildebene. Im Abbildungsmodus wird dann mit dem Betragsquadrat <strong>der</strong> Bildwellenfunktion<br />

gemäß I(r) = |ψim(r)| 2 das Bild des Objekts beobachtet. Bei einem Kristall können<br />

dies die Bil<strong>der</strong> entsprechen<strong>der</strong> Netzebenen sein. Eine darauffolgende FT erzeugt das Diffraktogramm<br />

D(q) = F{I(r)}, welches das Bildspektrum im Frequenzraum q repräsentiert. Im<br />

Diffraktogramm lassen sich folglich die im Bild enthaltenen Raumfrequenzen identifizieren.<br />

Eine vollständige Propagation <strong>der</strong> Wellenfunktion durch das TEM ist äußerst schwierig, so<br />

dass nur für die aufgeführten, ausgezeichneten Ebenen, die <strong>der</strong> Abbildungsgleichung nach Gauß<br />

1 1 1<br />

f = a + b gehorchen, eine mathematische Formulierung mit <strong>der</strong> FT möglich ist [28, 42]. Darauf<br />

wird geson<strong>der</strong>t in Abschn. 2.3 eingegangen.<br />

12


2 Wechselwirkung hochenergetischer<br />

Elektronen mit Kristallen<br />

Im vorangegangenen Kapitel sind die Funktionsweise und wichtige Elemente des TEMs behandelt<br />

worden. Dieses Kapitel geht auf die Voraussetzungen, die an eine Probe gestellt werden,<br />

und auf die Wechselwirkungen <strong>der</strong> Elektronen mit <strong>der</strong> Probe ein. Dabei spielt die Beugung<br />

<strong>der</strong> Elektronen an einem Kristallgitter die zentrale Rolle und wird maßgeblich durch die atomaren<br />

Abstände bzw. Struktur des Kristalls und die De Broglie-Wellenlänge λ <strong>der</strong> Elektronen<br />

bestimmt. Die hohe Beschleunigungsspannung im TEM von 300 kV bringt die Elektronen auf<br />

Geschwindigkeiten von 77% <strong>der</strong> Vakuumlichtgeschwindigkeit 1 c0, was <strong>einer</strong>seits auf kleine Wellenlängen<br />

führt. An<strong>der</strong>erseits erfor<strong>der</strong>n diese hohen Geschwindigkeiten aber auch die relativistische<br />

Korrektur <strong>der</strong> Wellenlänge, die das Auflösungsvermögen des TEMs vorgibt.<br />

2.1 Auflösungsvermögen<br />

Die Auflösungsgrenze stellt ein Kriterium für optische Instrumente dar, das die kleinste noch<br />

auflösbare Struktur angibt. Es ist erreicht, wenn sich zwei benachbarte Punkte im Mindestab-<br />

stand δ noch gerade voneinan<strong>der</strong> unterscheiden lassen. Dabei steht R für den Radius <strong>der</strong> Objek-<br />

mit <strong>der</strong> Brennweite f bedeutend,<br />

tivöffnung. Für Mikroskope ist <strong>der</strong> Öffnungswinkel sin(θ) = R<br />

f<br />

Abbildung 2.1: Zum Auflösungsvermögen nach <strong>der</strong> Abbe’schen Theorie (nach [42, 41]). Links ist δ<br />

als Abstand zwischen beiden Punktquellen gezeigt. Die Objektivlinse überträgt dabei gerade noch die<br />

Beugungsmaxima 0. und 1. Ordnung, so dass nach Abbe noch beide Punkte voneinan<strong>der</strong> zu unterscheiden<br />

und damit noch auflösbar sind.<br />

da die Wellenvektoren k ′ <strong>der</strong> gebeugten Wellen nicht mehr parallel zur optischen Achse durch<br />

1 c0 = 2, 9979 · 10 8 m<br />

s<br />

13


2 Wechselwirkung hochenergetischer Elektronen mit Kristallen<br />

die Objektivlinse hindurchtreten. Die Auflösungsgrenze δ ist nach Abbe gegeben mit<br />

δ =<br />

λ<br />

λ<br />

= . (2.1)<br />

Numerische Apertur sin(θ)<br />

Die Abbe’sche Theorie bezieht das Beugungsmuster bei<strong>der</strong> Objekte mit ein. Tritt nur das primäre<br />

Maximum 0. Ordnung durch die Objektivlinse bzw. Blende, werden die Objekte nicht aufgelöst.<br />

Daher ist wenigstens die zusätzliche Übertragung <strong>der</strong> ersten Nebenmaxima (1. Ordnung) mit<br />

dem Winkel θ erfor<strong>der</strong>lich (s. Abb. 2.1). Dies ist gleichermaßen <strong>der</strong> Öffnungswinkel des von<br />

den beiden Nebenmaxima aufgespannten Kegel, womit sich ein Sehwinkel des Objektivs von 2θ<br />

ergibt [41]. Für den kleinsten Punktabstand δ gilt damit sinθ = λ<br />

δ . Das Auflösungsvermögen ist<br />

als Kehrwert <strong>der</strong> Auflösungsgrenze δ definiert, so dass eine abnehmende Wellenlänge λ zu einem<br />

höheren Auflösungsvermögen führt [42].<br />

2.2 Wellenlängen relativistischer Elektronen<br />

Die Einführung des Auflösungsvermögens hat gezeigt, dass mit kleinen Wellenlängen eine hohe<br />

Auflösung des Mikroskops erzielt werden kann. Nach De Broglie können in <strong>der</strong> Quantenmechanik<br />

Elektronen Welleneigenschaften zugeordnet werden, d.h. mit <strong>der</strong> Planck-Konstante h hat <strong>der</strong><br />

Impuls p eines Elektrons die De Broglie Wellenlänge λ [48]<br />

p = h<br />

λ = hk bzw. vektoriell p = h k. (2.2)<br />

Dabei wurde die Wellenzahl k = 1<br />

λ als Länge des Wellenvektors k <strong>der</strong> Elektronenwelle eingeführt.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> hohen Beschleunigungsspannungen, mit dem das Titan betrieben wird, erreichen<br />

die Elektronen hohe Geschwindigkeiten v die nahe <strong>der</strong> Lichtgeschwindigkeit c sind. Nach <strong>der</strong><br />

speziellen Relativitätstheorie (SRT) muss daher eine relativistische Korrektur <strong>der</strong> elektronischen<br />

Wellenlänge λ und des Impulses p erfolgen.<br />

Die SRT geht auf Einsteins Postulat, die Lichtgeschwindigkeit c = c0<br />

n in einem Medium mit<br />

Brechindex n sei konstant, zurück und führt auf die Lorentzinvarianz mit den Orten r = (x, y, z)<br />

und den Zeiten t:<br />

x ′ 2 + y ′ 2 + z ′ 2 − c 2 t ′ 2 = x 2 + y 2 + z 2 − c 2 t 2 .<br />

Diese folgt beispielsweise aus <strong>der</strong> Begegnung zweier relativ zueinan<strong>der</strong> bewegter Bezugssysteme<br />

S bzw. S ′<br />

, bei <strong>der</strong> eine elektromagnetische Kugelwelle ausgelöst wird und sich radial in beiden<br />

Systemen ausbreitet.<br />

Ein wichtiges Ergebnis aus Einsteins Betrachtungen ist die Äquivalenz von Masse m und<br />

Energie E <strong>der</strong> Elektronen [20], was zur bekannten Gleichung<br />

Eges = γmc 2 = mc 2 + Ekin = mc 2 + eU mit dem Faktor γ =<br />

Weiter folgt als Beziehung zwischen Energie E und Impuls p<br />

14<br />

1<br />

<br />

1 − v2<br />

c2 führt. (2.3)<br />

E 2 ges = m 2 c 4 + p 2 c 2 . (2.4)


2.3 Beugung im Nah- und Fernfeldbereich<br />

Aus den Gleichungen 2.3 und 2.4 lässt sich die relativistische Abhängigkeit des Impulses p von<br />

<strong>der</strong> Beschleunigungsspannung U bestimmen:<br />

p =<br />

<br />

2meU +<br />

2 eU<br />

. Mit Gl. 2.2 folgt λ =<br />

c<br />

<br />

h<br />

2meU + eU<br />

c<br />

2 . (2.5)<br />

Mit <strong>der</strong> Beschleunigungsspannung von U = 300 kV bestimmt sich die Wellenlänge <strong>der</strong> Elektronen<br />

zu λ300kV = 1, 969 pm. Diese Größenordnung wird im TEM verwendet, um die Winkel <strong>der</strong> in die<br />

Objektivlinse eintretenden Elektronen, und die davon abhängigen Linsenfehler, gering zu halten.<br />

2.3 Beugung im Nah- und Fernfeldbereich<br />

Unsere quantenmechanischen Betrachtungen führten mit <strong>der</strong> De Broglie-Wellenlänge auf die<br />

Behandlung <strong>der</strong> Elektronen als Elektronenwelle ψ(r). Es ist bekannt, dass Wellen insbeson<strong>der</strong>e<br />

beim durchtreten kl<strong>einer</strong> Öffnungen bzw. Aperturen gebeugt werden [48]. Daher wird hier auf<br />

die skalare Beugungstheorie eingegangen, die ihren Ursprung in den Maxwell-Gleichungen hat<br />

und die Ausbreitung elektromagnetischer Wellen in einem Medium beschreibt [43]. Der Ausdruck<br />

skalar bezieht sich dabei auf die Vereinfachung, dass das Medium, in dem sich die Welle<br />

fortpflanzt, als isotrop, homogen und nicht-dispersiv angenommen wird. Demzufolge reicht die<br />

Betrachtung <strong>einer</strong> skalaren Feldkomponente, anstatt aller, als repräsentative Lösung <strong>der</strong> Wellengleichungen<br />

[43]. Weiter muss die Durchtrittsgröße <strong>der</strong> beugenden Apertur (x, y) viel größer<br />

sein als die Wellenlänge und damit (x, y)min ≪ λ. Da die Elektronen als Welle aufgefasst werden<br />

können und unter Vakuumbedingungen propagieren, lassen sich diese Annahmen auch auf<br />

die Elektronen übertragen. In Abbildung 2.2(a) wird eine ebene Elektronenwelle am Kristall<br />

(a) Am beugenden Kristall entstehen<br />

die in orange gehaltenen Huygens-<br />

Wellen.<br />

y<br />

Objekt-<br />

ebene<br />

x<br />

r-s<br />

s<br />

L<br />

sy<br />

o<br />

sx<br />

Schirm<br />

z-Achse<br />

(b) Geometrische Betrachtung zu <strong>der</strong> Objekt- bzw.<br />

Bildebene.<br />

Abbildung 2.2: In (a) treten von links ebene Wellen in den Kristall (blau) ein. Bei <strong>der</strong> Propagation durch<br />

den Kristall werden die Wellen gebeugt und es treten Huygens-Elementarwellen aus dem Kristall heraus.<br />

Diese interferieren unmittelbar hinter <strong>der</strong> Austrittsebene im Nahfeld zum Fresnel- (links) bzw. im Fernfeld<br />

(rechts) zum Fraunhofer-Beugungsmuster. (b) zeigt die Geometrie, die für die weiteren Kennzeichnungen<br />

wichtig sind.<br />

gebeugt, wodurch eine Vielzahl von in Abb. 2.2(a) orange dargestellten, Huygens’schen Elementarwellen<br />

in <strong>der</strong> Objektebene r = (x, y, z = 0) entspringen. Die Einhüllende aller überlagern<strong>der</strong><br />

Wellen bildet nach dem Huygens’schen Prinzip eine neue Wellenfront als Objektaustrittswellenfunktion<br />

ψ(r) [42]. Die Superposition <strong>der</strong> Huygens-Wellen kann folglich als Summe bzw. im<br />

15


2 Wechselwirkung hochenergetischer Elektronen mit Kristallen<br />

Grenzfall als Integral über den gesamten Blenden- bzw. Kristallbereich verstanden werden. Das<br />

Huygens’sche Prinzip kann mit Hilfe des Huygens-Fresnel-Integrals [43]<br />

ψ(s) = L<br />

<br />

ψ(r)<br />

iλ<br />

ei2πk|r−s|<br />

|r − s| 2 d2r mit k = 1<br />

formuliert werden. (2.6)<br />

λ<br />

Blende<br />

Der in Abb. 2.2(b) dargelegte Vektor r − s steht für den Abstandvektor zwischen dem in <strong>der</strong><br />

Objektebene befindlichen Punkt Pi mit den Koordinaten r = (x, y,0) und dem in <strong>der</strong> Bildebene<br />

vorliegenden Punkt Po mit den Koordinaten s = (sx, sy, L). Aus dieser in Abb. 2.2(b) dargestellten<br />

Geometrie ergibt sich direkt ein Abtand L zwischen Objekt- und Bildebene entlang <strong>der</strong><br />

optischen Achse (z-Richtung). Die Wellenlänge <strong>der</strong> Elektronen wird weiterhin mit λ bezeichnet.<br />

Für den Abstand |r − s| zwischen den Punkten Pi und Po aus Abb. 2.2(b) ergibt sich<br />

|r − s| = L 2 + (sx − x) 2 + (sy − y) 2 . Bei <strong>der</strong> Betrachtung des Beugungsmusters werden in<br />

Abb. 2.2(a) zwei Grenzfälle unterschieden, die Fernfeld- und Nahfeldnäherung. Im Fernfeld wird<br />

die Fraunhofer- und im Nahfeld die Fresnel-Beugung beobachtet.<br />

Fresnel-Beugung: Für die Distanz |r − s| kann, nachdem L aus <strong>der</strong> Wurzel gezogen wurde,<br />

<strong>der</strong> Ausdruck √ 1 + n ≈ 1 + 1<br />

sx−x<br />

2n + ... für n = L ≪ 1 mit <strong>der</strong> Taylorentwicklung erster<br />

Ordnung folgen<strong>der</strong>maßen genähert werden<br />

<br />

|r − s| ≈ L 1 + 1<br />

2 sx − x<br />

+<br />

2 L<br />

1<br />

<br />

2<br />

sy − y<br />

.<br />

2 L<br />

Der quadratische Abstand |r − s| 2 im Nenner von Gl. 2.6 kann mit L 2 genähert werden, da<br />

die Ausdehnungen von Objekt (x, y)max und Beugungsmuster (sx, sy)max sehr klein gegenüber<br />

dem Abstand L zwischen Objekt- und Bildebene ist. Diese Annahmen führen mit <strong>der</strong> aus dem<br />

Kristall austretenden Objektaustrittswellenfunktion ψ(r) und <strong>der</strong> am Schirm beobachtbaren<br />

Wellenfunktion ψ(s) auf die Nahfeldnäherung<br />

ψ(s) = 1<br />

<br />

iLλ<br />

„<br />

iL2π<br />

1+ λ<br />

ψ(r)e<br />

Blende<br />

1<br />

2( sx−x<br />

L ) 2 + 1<br />

2<br />

=e iL2π<br />

<br />

λ ψ(r)<br />

Blende<br />

1<br />

iLλ <br />

=:P(s−r)<br />

<br />

e iπ<br />

Lλ ((sx−x)2 +(sy−y) 2 )<br />

“ ” «<br />

sy−y 2<br />

L<br />

d 2 r<br />

d 2 r = e i2πL<br />

λ (ψ ⊗ P) (s).<br />

Die Nahfeldpropagation <strong>einer</strong> Elektronenwelle ψ(r) ergibt sich mathematisch mit <strong>der</strong> Faltung<br />

eines quadratischen Phasenfaktors P, <strong>der</strong> im Weiteren als Fresnel-Propagator bezeichnet wird.<br />

Der Phasenfaktor außerhalb des Integrals verschwindet bei <strong>der</strong> Berechnung <strong>der</strong> Intensität I(s).<br />

Werden nun die Klammern von P(s − r) aus Gl. 2.7 ausmultipliziert und s mit q = s<br />

Lλ substi-<br />

tuiert, folgt weiter<br />

16<br />

ψ(q) = e i2πL<br />

λ e iπ(q2 x+q2 <br />

y)<br />

Blende<br />

⎛<br />

=e i2πL<br />

λ e iπLλ(q2 x+q 2 y) · F {ψ(r) · P(r)} .<br />

⎞<br />

⎜<br />

1 iπ<br />

⎝ψ(r) e Lλ<br />

iLλ (x2 +y2 ⎟<br />

) ⎟<br />

⎠<br />

<br />

=:P(r)<br />

· e−i2πq·r d 2 r<br />

(2.7)<br />

(2.8)


2.4 Kristallgitter<br />

Die Gl. 2.8 zeigt, dass die gebeugte und am Ort q vorliegende Welle ψ(q) mit dem Faltungsthoerem<br />

A.4 berechnet werden kann. Dabei entspricht die FT des Produkts von Objektwelle ψ(r)<br />

und Fresnel-Propagator P im Wesentlichen <strong>der</strong> Nahfeldpropagation aus Gl. 2.7. Die zusätzlichen<br />

Phasenfaktoren verschwinden bei Beobachtung des mit dem Faktor 1<br />

Lλ skalierten Beugungsbildes<br />

mit I(q) = |F {ψ(r) · P(r)} | 2 .<br />

Fraunhofer-Beugung: Befindet sich die Objektwellenfunktion im Fernfeld, und gilt für die<br />

Ausdehnung <strong>der</strong> beugenen Apertur k<br />

2 (x2 + y2 )max ≪ z, wird aus dem Fresnel-Propagator von<br />

. Daher resultiert in Fernfeldnäherung<br />

Gl. 2.8 P(x, y,0) ≈ 1<br />

iLλ<br />

ψ(q) = e i2πL<br />

λ<br />

e iπLλ(q2 x +q2 y )<br />

iLλ<br />

<br />

Blende<br />

ψ(r)e −i2πq·r d 2 r = e i2πL<br />

λ<br />

e iπLλ(q2 x +q2 y )<br />

iLλ<br />

F {ψ(r)} . (2.9)<br />

In Fraunhofer- bzw. Fernfeldapproximation ist das Beugungsbild maßgeblich durch die FT <strong>der</strong><br />

Objektaustrittswellenfunktion ψ(r) gegeben. Für das Betragsquadrat ergibt sich dann I(q) =<br />

1<br />

(Lλ) 2 |F {ψ(r)} | 2 . Nach [20] ist die Fraunhofer-Bedingung aufgrund des vergleichsweisen großen<br />

Abstands von Objektivlinse zur Bildebene erfüllt.<br />

Wird eine Sammellinse direkt hinter dem beugenden Objekt platziert, kann bereits in <strong>der</strong> hinteren<br />

Brennebene das Fraunhofer-Beugungsbild des Fernfeldes von Gl. 2.9 betrachtet werden.<br />

Die sphärische Geometrie <strong>der</strong> Linse verän<strong>der</strong>t dabei beim Hindurchtreten <strong>der</strong> Elektronenwelle<br />

ihre Phase um einen Phasenfaktor P ∗ iπ<br />

− (r) = e Lλ (x2 +y2 ) , <strong>der</strong> komplex konjugiert zum Fresnel-<br />

Propagator ist und diesen in Gl. 2.8 kompensiert. Damit fungiert die Objektivlinse im Mikroskop<br />

als zweidimensionaler Fourier-Transformator und rechtfertigt die Annahme aus Abschn. 1.5, die<br />

Wellenpropagation durch das Mikroskop mit Hilfe <strong>der</strong> FT erfassen zu können.<br />

2.4 Kristallgitter<br />

Im vorangegangenen Abschnitt wurde als beugende Apertur ein Kristall verwendet, da dessen<br />

atomare Abstände im Vergleich mit <strong>der</strong> Wellenlänge <strong>der</strong> Elektronenwelle von λ = 1, 969pm<br />

groß sind. Aus diesem Grund werden zunächst allgemeine Kristalleigenschaften und Begriffe<br />

eingeführt.<br />

Ein Kristall lässt sich grundsätzlich durch die Aneinan<strong>der</strong>reihung <strong>einer</strong> sich periodisch fortsetzenden<br />

Einheitszelle (EZ) zusammensetzen. Der folgende Begriff des direkten Gitters ist Synonym<br />

des Kristallgitters und dient nur zur Unterscheidung vom reziproken Gitter. Eine EZ<br />

wird durch Basisvektoren ai des direkten Gitters, die linear unabhängig sind, aufgespannt. Ein<br />

Gittervektor R besteht aus <strong>einer</strong> Kombination ganzzahliger Vielfache ni dieser Basisvektoren,<br />

also<br />

3<br />

R = niai. (2.10)<br />

i=1<br />

Die Verschiebung um einen Gittervektor führt stets auf einen an<strong>der</strong>en Gitterpunkt im Kristall.<br />

Die im Kristall periodisch angeordneten Atome befinden sich in Netzebenen, die durch<br />

die Millerschen Indizes (hkl) charakterisiert werden. Diese Indizes (hkl) lassen sich mit den<br />

Schnittpunkten ( 1 1 1 , , ) von Netzebene und Einheitszelle des direkten Gitters bestimmen [20].<br />

s1 s2 s3<br />

17


2 Wechselwirkung hochenergetischer Elektronen mit Kristallen<br />

Überdies werden reziproke Gittervektoren ghkl definiert, die senkrecht auf den Ebenen (hkl) stehen<br />

und <strong>der</strong>en Beträge gleich den reziproken Abständen dhkl = 1<br />

|ghkl| <strong>der</strong> Netzebenenscharen sind.<br />

Da das Konzept des reziproken Gitters sehr hilfreich bei <strong>der</strong> Beschreibung von Beugungsexperimenten<br />

ist, wird eine kurze Einführung gegeben. Die Definition <strong>der</strong> reziproken Basisvektoren<br />

bi erfolgt anhand <strong>der</strong> direkten Basisvektoren ai mit [20]<br />

ai · bj = δi,j mit bi = aj ×ak<br />

. (2.11)<br />

ai · (aj ×ak)<br />

Damit lässt sich also analog zum direkten Gittervektor R von Gl. 2.10 ein reziproker Gittervektor<br />

ghkl = h b1 + k b2 + l b3 angeben, (2.12)<br />

<strong>der</strong> senkrecht auf <strong>einer</strong> Netzebene (hkl) steht und mit dem direkten Gitter eng verknüpft ist.<br />

Die Millerschen Indizes (hkl) entsprechen den ganzen Zahlen h,k,l des reziproken Gittervektors.<br />

Gallium-Arsenid<br />

In den Untersuchungen wurden Gallium-Arsenid-Proben (GaAs) als binäres Halbleitermaterial<br />

verwendet. Gallium-Arsenid kristallisiert in Zinkblendestruktur, <strong>der</strong>en Einheitszelle in Abb.<br />

2.3(a) gezeigt ist.<br />

(a) Zinkblendestruktur von GaAs. (b) Beugungsmuster in 〈1 00〉-ZA-Orientierung mit<br />

den verbotenen Reflexen markiert als Kreuze zwischen<br />

den Punktreflexen.<br />

Abbildung 2.3: (a) illustriert die EZ von GaAs. Die Atompositionen sind für As (0,0,0), ( 1 1<br />

2 ,0, 2 ),<br />

(0, 1 1 1<br />

1 1<br />

2 , 2 ) bzw. (1<br />

2 , 2 ,0). Die Ga-Atome sind dann um (1<br />

4 , 4 , 4 ) zu den As-Positionen verschoben. (b)<br />

zeigt das Beugungsbild in [100]-ZA-Orientierung. Dabei symbolisieren die Kreuze die verbotenen -und<br />

die Punkte die erlaubten Reflexe (beide Abb. aus [20])<br />

.<br />

Die Zinkblendestruktur ist ein kubisch flächenzentiertes (engl. face-centered cubic) Gitter mit<br />

den Konstanten a = b = c = 0, 5653 nm und α = β = γ = 90◦ [20]. Darüber hinaus hat<br />

, 0) für<br />

es eine zweiatomige Basis mit den Atompositionen (0, 0, 0), ( 1<br />

2<br />

18<br />

, 0, 1<br />

2<br />

), (0, 1<br />

2<br />

, 1<br />

2<br />

) bzw. (1<br />

2<br />

, 1<br />

2


2.5 Kinematische Beugungstheorie und Beugung am idealen Kristall<br />

Arsen und ( 1 1 1 3 3 1 3 1 3<br />

4 , 4 , 4 ), (1<br />

4 , 4 , 4 ), (1<br />

4 , 4 , 4 ) bzw. (3<br />

4 , 4 , 4 ) für Gallium. Aufgrund <strong>der</strong> oben angeführten<br />

Kristallmerkmale war bei den für die Arbeit gemachten TEM-Aufnahmen die Betrachtung<br />

des Beugungsbildes in ZA-Orientierung wichtig. Diese ist in Abb. 2.3(b) für GaAs in [1 0 0]-<br />

Zonenachse illustriert. Dabei repräsentieren die Kreuze zwischen den erlaubten Punktreflexen<br />

verbotene Reflexe. Im Folgeabschnitt wird ausführlicher auf die Bedeutung <strong>der</strong> ZA-Orientierung<br />

eingegangen.<br />

2.5 Kinematische Beugungstheorie und Beugung am idealen Kristall<br />

Ausgangspunkt für die betrachtete Elektronenbeugung ist zunächst ein idealer Kristall ohne Defekte<br />

und Versetzungen. Weiter trete nur Einfachstreuung und elastische Streuung im Kristall<br />

auf, für die | k| = | k ′ | = 1<br />

λ gilt. k ′ bezeichnet dabei den Wellenvektor <strong>der</strong> gestreuten -bzw. k<br />

den <strong>der</strong> in den Kristall eintretenden Elektronenwelle. Dies sind wichtige Aspekte bei <strong>der</strong> Betrachtung<br />

<strong>der</strong> Streuprozesse mit <strong>der</strong> kinematischen Beugungstheorie, die zwar zur Beschreibung<br />

<strong>der</strong> stattfindenden Streuprozesse nicht ausreicht, aber zur Erläuterung grundlegen<strong>der</strong> Begriffe<br />

und als Zugang für die Beugungstheorie von Elektronen geeignet ist. Die Berücksichtigung von<br />

Mehrfachstreuung ist Gegenstand <strong>der</strong> in Abschn. 2.6.1 besprochenen, dynamischen Beugungstheorie.<br />

2.5.1 Bragg-Beugung und Ewald-Konstruktion<br />

Beim Auftreffen <strong>einer</strong> Elektronenwelle mit dem Wellenvektor k auf einem idealen Kristall entsteht<br />

ein Beugungsbild, dessen Punktreflexe <strong>der</strong> Bragg-Bedingung<br />

nλ = 2dhkl sin(ΘB) gehorchen. (2.13)<br />

Dabei muss <strong>der</strong> in Abb. 2.4(a) in rot dargestelle Gangunterschied ∆s zwischen zwei an verschiedenen<br />

Netzebenen reflektierten Elektronenwellen k und k ′ die Bedingung ∆s = nλ genügen.<br />

Das ganzzahlige Vielfache n <strong>der</strong> Wellenlänge λ entspricht hierbei <strong>der</strong> Ordnung des Beugungsmaximums<br />

und <strong>der</strong> Bragg-Winkel ΘB gibt den Winkel für konstruktive Interferenz an. Die<br />

Übertragung hoher Ordnungen durch die Objektivlinse ist überdies für hochauflösende TEM-<br />

Aufnahmen zwingend erfor<strong>der</strong>lich sind (s. Abschn. 2.1).<br />

Nach De Broglie sind Wellenvektor k und Impuls eines Elektrons p gleichgerichtet, d.h. k<br />

entspricht <strong>der</strong> Einfallsrichtung <strong>der</strong> Elektronenwelle. Anhand <strong>der</strong> Wellenvektoren k lässt sich die<br />

Bragg-Bedingung auch in eine für das reziproke Gitter äquivalente Form bringen [20, 33]:<br />

ghkl = k ′<br />

− k = ∆k ⇐⇒ k ′<br />

= k + ghkl. (2.14)<br />

Für einen reziproken Differenzvektor ghkl = ∆k von gestreuter und einfallen<strong>der</strong> Elektronenwelle<br />

treten Beugungsreflexe auf, wenn dieser in einem reziproken Gitterpunkt auf <strong>der</strong> Ewald-Kugel<br />

endet, wie dies in Abb. 2.4(b) für die grün und orange markierten Gitterpunkte dargestellt ist.<br />

Die Ewald-Kugel mit dem Radius | k| wird so konstruiert, dass die Spitze des Wellenvektors k im Ursprung des reziproken Gitters, des Beugungsbildes, steht. Dabei befindet sich die Spitze<br />

des Wellenvektors k ′ <strong>der</strong> elastisch gestreuten Elektronenwelle ebenfalls auf <strong>der</strong> Ewald-Kugel. Die<br />

Äquivalenz bei<strong>der</strong> Formulierungen lässt sich durch die Bildung des Skalarprodukts mit ghkl auf<br />

beiden Seiten von Gl. 2.14 und | k| = 1<br />

λ<br />

schnell nachprüfen. Eine weitere Interpretation von Gl.<br />

2.14 ist <strong>der</strong> Impulsaustausch zwischen den elastisch gestreuten Elektronen und dem Kristallgitter<br />

[20], was mit <strong>der</strong> in Abb. 2.4(b) skizzierten Ewald-Kugel verdeutlicht wird.<br />

19


2 Wechselwirkung hochenergetischer Elektronen mit Kristallen<br />

(a) Bragg-Beugung am direkten Kristallgitter.<br />

(b) Ewald-Konstruktion im reziproken Gitter mit Einstrahlrichtung<br />

k <strong>der</strong> Elektronenwelle und Verkippung um<br />

den Winkel ϑ.<br />

Abbildung 2.4: (a) zeigt die vereinfachte Geometrie, die bei <strong>der</strong> konstruktiven Interferenz für zwei an verschiedenen<br />

Netzebenen reflektierten Elektronenwellen k und k ′ vorliegt und welche die Bragg-Bedingung<br />

erfüllt. Dabei muss für den rot markierten Gangunterschied ∆s = nλ gelten. Die in (b) gezeigte Ewald-<br />

Kugel im reziproken Gitter hat den Radius | k| = 1<br />

λ , wobei <strong>der</strong> Wellenvektor k in einem reziproken Gitterpunkt<br />

endet und damit den Ursprung festlegt. Alle die Ewald-Kugel schneidenden, reziproken Gitterpunkte<br />

können als Reflexe zum Beugungsbild beitragen und geben die Streurichtungen k ′ für konstruktive Interferenz<br />

an (grün markierter Gitterpunkt). Zudem treten aufgrund <strong>der</strong> dünnen Probe in z-Richtung und<br />

des Anregungsfehlers sz weitere Reflexe auf, dessen funktionaler Verlauf schematisch links unten dargestellt<br />

ist. Weiterhin führt die Verkippung um ϑ gegenüber <strong>der</strong> Zonenachse zur Entstehung <strong>der</strong> nullten<br />

Laue-Zone (orange markierter Gitterpunkt).<br />

Um die Ewald-Bedingung für Beugungsreflexe mathematisch zu erfassen, kann eine Ewald-<br />

Kugel mit <strong>einer</strong> Kugelgleichung und dem Radius | k| 2 = k2 = 1<br />

λ2 konstruiert werden. Die<br />

Einführung eines beliebigen, reziproken Gittervektors q führt zu [20]<br />

1<br />

λ 2 = (q + k) 2 = q · q + 2q · k + k 2<br />

<br />

=λ −2<br />

=⇒ q · (q + 2 k) = 0. (2.15)<br />

Je<strong>der</strong> reziproke Vektor q, <strong>der</strong> dieser Ewald-Bedingung folgt, befindet sich somit auf <strong>der</strong> Ewald-<br />

Kugel und kann demnach zu einem Beugungsreflex führen. Wird in Gl. 2.15 q = ghkl = ∆k gesetzt, was <strong>der</strong> Bragg-Bedingung entspricht, folgt ghkl · (( k ′<br />

− k) + 2k) = ghkl · ( k ′<br />

+ k) = 0,<br />

womit ( k + k ′<br />

) in <strong>der</strong> Netzebene liegt.<br />

2.5.2 Orientierung in Zonenachse und Laue-Zonen<br />

Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Ewald-Konstruktion ist für die in dieser Arbeit gemachten TEM-<br />

Aufnahmen die Zonenachsen-Orientierung ein wichtiger Begriff. Die Zonenachse tuvw (ZA) steht<br />

senkrecht zu den reziproken Gittervektoren ghkl zweier o<strong>der</strong> mehrerer Ebenenscharen, z.B. zu den<br />

Gittervektoren g1, g2 und g3 aus Abb. 2.5(a). Mit dem Kreuzprodukt dieser reziproken Vektoren,<br />

z.B. g1 und g2, resultiert die gesuchte ZA zu tuvw ∝ g1 × g2. Diese Relationen definieren dann<br />

20


2.5 Kinematische Beugungstheorie und Beugung am idealen Kristall<br />

(a) (b)<br />

Abbildung 2.5: In (a) definiert die in grün dargestellte Zonenachse tuvw (ZA) eine Zone. Dabei steht<br />

die ZA senkrecht zu den reziproken Gittervektoren g1, g2 und g3 und bildet mit den dazugehörenden<br />

Ebenenscharen gemeinsame Schnittlinien. (b) zeigt für Gallium-Arsenid ein experimentelles Beugungsbild<br />

mit Kikuchi-Bän<strong>der</strong>n in [100]-Zonenachsen-Orientierung.<br />

die Zonen-Gleichung für die nullte Laue-Zone zu<br />

tuvw · ghkl = hu + kv + lw = 0. (2.16)<br />

Alle Ebenen (hkl), die mit <strong>der</strong> ZA eine Schnittlinie bilden und dessen reziproke Gittervektoren<br />

ghkl somit senkrecht zur ZA stehen, geben die Zone an (s. Ebenen in Abb. 2.5(a)). Sind bei<br />

GaAs-Kristallen Probe und Wellenvektor k in [1 0 0]-Zonenachse orientiert und damit nicht<br />

verkippt, werden die Beugungsmuster aus Abbildungen 2.3(b) und 2.5(b) als Tangentialschnitt<br />

des reziproken Raums beobachtet. Bei <strong>einer</strong> verkippten Probe bilden sich sogenannte Laue-Zonen<br />

aus, wenn ein reziproker Gittervektor senkrecht auf <strong>der</strong> ZA steht und sein reziproker Gitterpunkt<br />

die Ewald-Kugel schneidet. Die Ewald-Konstruktion für eine verkippte Probe ist exemplarisch<br />

in Abb. 2.4(b) dargestellt. Dabei steht <strong>der</strong> reziproke Vektor g2 senkrecht auf <strong>der</strong> ZA und endet<br />

im orange unterlegten Gitterpunkt. Es entsteht damit <strong>der</strong> Laue-Kreis für die nullte Laue-Zone,<br />

dessen Zentrum in Grafik 2.4(b) als blauer Punkt markiert ist [20]. Laue-Zonen höherer Ordnung<br />

haben sehr große Radien und sind in <strong>der</strong> Grafik nicht dargestellt. Ferner liegen im Beugungsbild<br />

von Abb. 2.5(b) sogenannte Kikuchi-Bän<strong>der</strong> vor, welche Indikatoren für das Zentrum des Laue-<br />

Kreises sind. Die Kikuchi-Bän<strong>der</strong> entstehen durch Mehrfachstreuung am thermisch ungeordneten<br />

Kristall, bei dem zunächst die Bragg-Bedingung für die Elektronen nicht erfüllt ist. Im Zuge <strong>der</strong><br />

weiteren Propagation durch den Kristall kann jedoch die Bragg-Bedingung für anschließende<br />

Streuungen wie<strong>der</strong> erfüllt sein, so dass sich Kikuchi-Bän<strong>der</strong> im Beugungsbild ausbilden (s. Abb.<br />

2.5(b)).<br />

21


2 Wechselwirkung hochenergetischer Elektronen mit Kristallen<br />

2.5.3 Reflexintensität und Strukturfaktor<br />

Die Bragg-Reflexe entstehen bei näherer Betrachtung durch die Streuung <strong>der</strong> Elektronenwelle<br />

an den Coulomb-Potenzialen, die sich im Kristall an den Atompositionen r = R + rj befinden.<br />

Das Streuvermögen eines einzelnen Atoms j wird mit <strong>der</strong> atomaren Streuamplitude f j ( k ′ − k)<br />

charakterisiert, welche die Wahrscheinlichkeit eines Elektrons mit dem Wellenvektor k angibt,<br />

am Atom j mit dem Potenzial V (rj) in Richtung k ′ gestreut zu werden [20]. Das Streuvermögen<br />

<strong>einer</strong> einzelnen EZ resultiert weiter mit <strong>der</strong> Summe aller atomarer Streuamplituden f j ( k ′ − k)<br />

und wird mit dem Strukturfaktor Fhkl formuliert. Ferner beschreibt die Gitteramplitude G mit<br />

<strong>der</strong> Summe über alle direkten Gittervektoren R den Einfluss des endlich ausgedehnten Kristalls<br />

Ω. Diese Größen ergeben sich aus <strong>der</strong> Fourier-transformierten Amplitude A(q) <strong>der</strong> gestreuten<br />

Elektronenwelle [33]:<br />

A(q) ∝ <br />

f j ( k ′ − k)e −i2π(k ′ −k)·( <br />

R+rj)<br />

= f j ( k ′ − k)e −i2π(k ′ −k)·rj <br />

e −i2π(k ′ −k)· R<br />

.<br />

j∈EZ R∈Ω<br />

j∈EZ<br />

<br />

<br />

:=Fhkl<br />

(2.17)<br />

Die Bragg-Intensität berechnet sich dann mit dem Strukturfaktor und <strong>der</strong> Gitteramplitude zu<br />

R∈Ω<br />

:=G<br />

I(q) = |A(q)| 2 ∝ |Fhkl| 2 |G| 2 . (2.18)<br />

Die Intensität ist damit proportional zum Betragsquadrat des Strukturfaktors. Mit <strong>der</strong> Bragg-<br />

Bedingung 2.13 treten allerdings nur Bragg-Reflexe dort auf, wo die Ewald-Kugel reziproke<br />

Gittervektoren schneidet. Bei strikter Einhaltung dieser Bedingung könnten aber nicht so viele<br />

Reflexe angeregt werden, wie beispielsweise in Abb. 2.5(b) tatsächlich beobachtet werden. Die<br />

dennoch auftretenden Reflexe lassen sich dabei auf die endliche Größe des Kristalls zurückführen.<br />

Daher wird ein Anregungsfehler s eingeführt, so dass die Bragg-Bedingung für den Differenzvektor<br />

aus Gl. 2.14 k ′ − k = g + s aufgeweicht wird [33, 20]. Die Gitteramplitude aus Gl. 2.17<br />

setzt sich aufgrund <strong>der</strong> drei Kristallrichtungen aus <strong>einer</strong> Dreifachsumme zusammen. Für sehr<br />

viele Einheitszellen werden diese im Grenzfall zu einem Dreifachintegral, <strong>der</strong>en Grenzen über<br />

das gesamte Kristallvolumen Ω = LxLyLz mit Li = Miai gehen. Wird nun <strong>der</strong> Anregungsfehler<br />

in die Gitteramplitude von Gl. 2.17 eingesetzt, wird aus Gl. 2.18:<br />

I(q) ∝ |Fhkl| 2 |G| 2 = |Fhkl| 2 sin2 (πsxM1a1)<br />

(πsxa1) 2<br />

sin2 (πsyM2a2)<br />

(πsya2) 2<br />

sin2 (πszM3a3)<br />

(πsza3) 2 . (2.19)<br />

Mi gibt dabei die Anzahl <strong>der</strong> Einheitszellen mit den Komponenten <strong>der</strong> Basisvektoren ai in die<br />

i-te Richtung an [33].<br />

Ist die laterale Ausdehnung des Kristall (x, y)max → ∞ sehr groß, können in x- und y-Richtung<br />

nur noch für sehr kleine Anregungsfehler sx,y ≈ 0 Beugungsreflexe angeregt werden, was <strong>der</strong><br />

Bragg-Bedingung von Gl. 2.13 entspricht. Dieser Sachverhalt ist mit <strong>der</strong> schmalen Sinusfunktion<br />

in Abb. 2.6(a) illustriert. Es ergibt sich hingegen für eine dünne Probe in z-Richtung mit dem<br />

in Abb. 2.6(b) illustrierten, breiten Bereich eine größere Anzahl von angeregten Punktreflexen,<br />

was z.B. dem in Abb. 2.5(b) gezeigten Beugungsbild entspricht [20, 33]. Der Sinusverlauf für<br />

den Anregungsfehler in z-Richtung ist auch in Grafik 2.4(b) links unten skizziert.<br />

2.5.4 Debye-Waller-Faktor<br />

Wegen den stets auftretenden, thermischen Oszillationen <strong>der</strong> Atomrümpfe, die im Kristall in ihrer<br />

Gesamtheit als Phononen beschrieben werden, wird bei <strong>der</strong> Betrachtung des idealen Kristalls<br />

22


|G| 2<br />

−0.3 −0.2 −0.1 0 0.1 0.2 0.3<br />

s x,y (nm −1 )<br />

(a) Verlauf <strong>der</strong> ersten beiden Sinusfaktoren in<br />

x-/y-Richtung mit lateralen Ausdehnung von<br />

56,53nm aus Gl. 2.19.<br />

2.6 Dynamische Beugungstheorie und Elektron-Phonon-Streuung<br />

|G| 2<br />

−0.3 −0.2 −0.1 0 0.1 0.2 0.3<br />

s z (nm −1 )<br />

(b) Verlauf in z-Richtung des letzten Sinusfaktors<br />

von Gl. 2.19 mit 5, 65nm dünner Probe.<br />

Abbildung 2.6: (a) zeigt den schmalen Sinusverlauf <strong>der</strong> Gitteramplitude |G| 2 über die Anregungsfehler<br />

sx,y, mit dem nur sehr kleine von <strong>der</strong> Bragg-Bedingung abweichende Anregungsfehler sx,y zu einem<br />

Beugungsreflex führen können. (b) gibt aufgrund <strong>der</strong> dünnen Probe in z-Richtung eine breitere Kurve<br />

vor, womit bei größeren Fehlern sz noch Reflexe angeregt werden können.<br />

eine Korrektur <strong>der</strong> atomaren Streuamplitude f j vorgenommen [20, 34]. Der atomare Formfaktor<br />

f j ergibt sich mit dem Kristallpotenzial des j-ten Atoms V (rj) und <strong>der</strong> Dirac-Notation zu<br />

f j (ghkl) = 〈e i2π k ′ ·rj |V (rj, t)|e −i2π k·rj 〉. (2.20)<br />

Für den korrigerten atomaren Formfaktor f j (ghkl) ist es zweckmäßig den Erwartungswert <strong>der</strong><br />

zeitabhängigen, atomaren Schwingungen des Potenzials V (rj, t) zu berechnen. Für kleine Schwingamplituden<br />

u(t) um die Ruhelage r0 kann eine Taylor-Näherung vorgenommen werden, in <strong>der</strong><br />

die ungeraden Terme im zeitlichen Mittel verschwinden. Es ergibt sich exemplarisch für die<br />

x-Richtung die Näherung<br />

V (xj + ux(t)) ≈ V |x0 + u2x(t) d<br />

2!<br />

2V dx2 |x0 bzw. 〈V (x)〉t ≈ V |x0 + 〈u2x〉t 2!<br />

d2V |x0 . (2.21)<br />

dx2 Die sich mit dem zeitlich gemittelten Potenzial 〈V 〉t ergebende atomare Streuamplitude ist nach<br />

[20]<br />

〈f j (ghkl)〉t = 〈e i2πk ′ ·r<br />

|〈V (xj)〉t|e −2πk·r −B·(<br />

〉 ≈ e 1<br />

ghkl)<br />

2<br />

2 f j (ghkl). (2.22)<br />

Die Folge ist also eine Gauß-förmige Dämpfung <strong>der</strong> Bragg-Reflexe im Beugungsbild, die vom<br />

Differenzvektor ghkl und dem Debye-Waller-Faktor B = 8π 2 〈u 2 〉t abhängt. Die <strong>Bestimmung</strong><br />

des zudem temperaturabhängigen Debye-Waller-Faktors geschieht z.B. über die Berechnung <strong>der</strong><br />

Phononendispersionen mittels <strong>der</strong> Dichtefunktionaltheorie [19].<br />

2.6 Dynamische Beugungstheorie und Elektron-Phonon-Streuung<br />

Die bisher getroffenen Annahmen <strong>der</strong> kinematischen Theorie bezogen sich alle auf einen idealen<br />

und damit translationsinvaranten Kristall, dessen thermische Schwingungen mit <strong>der</strong> Einführung<br />

des Debye-Waller-Faktors ausreichend berücksichtigt wurden. Auch wurde bislang die Mehrfachstreuung<br />

und damit die Dickenabhängigkeit <strong>der</strong> Bragg-Intensitäten nicht betrachtet.<br />

Geht man zunächst weiter von einem idealen Kristall aus, so können aufgrund <strong>der</strong> Translationsinvarianz<br />

die Intensitäten <strong>der</strong> Bragg-Reflexe mit <strong>der</strong> Blochwellen-Methode simuliert werden<br />

23


2 Wechselwirkung hochenergetischer Elektronen mit Kristallen<br />

[35]. In dieser Methode geht die Mehrfachstreuung ein, und es wird von <strong>der</strong> Mehrelektronenstrahl-<br />

Näherung ausgegangen, wodurch die Beugungsreflexe <strong>der</strong> betreffenden Strahlen als gekoppeltes<br />

System betrachtet werden können [20, 38]. Sieht man insbeson<strong>der</strong>e von Absorptionen durch den<br />

Kristall ab, bleibt die Summe aller Reflexintensitäten im System konstant, so dass nur eine<br />

Umverteilung <strong>der</strong> Intensitäten zwischen den Bragg-Reflexen stattfindet [33, 46].<br />

Im realen Kristall können nun zwei weitere Prozesse auftreten. Abweichend vom idealen Kristall<br />

kann elastische Streuung auch an einem ungeordneten Kristallgitter entstehen, wodurch<br />

weiterhin kein Energieaustausch mit <strong>der</strong> Probe stattfindet. Somit können die Phononen als<br />

zeitabhängig oszillierende Unordnung <strong>der</strong> Kristallpotenziale aufgefasst werden. Ein weiterer Prozess<br />

ist die inelastische Streuung von Elektronen an Phononen, wodurch Phononen angeregt<br />

werden können und folglich ein Energietransfer von den Elektronen zum Kristallgitter vollzogen<br />

wird. Die Phononenenergien liegen dabei in <strong>der</strong> Größenordnung von E ∝ kT, und damit<br />

bei Raumtemperatur bei 3 · 10 −2 eV [16]. Die statistische Physik zeigt ferner, dass die innere<br />

Energie <strong>der</strong> Phononen mit dem harmonischen Oszillator <strong>der</strong> Quantenmechanik und <strong>der</strong> Bose-<br />

Einstein-Verteilung analytisch berechnet werden kann [48, 50]. Ein wichtiges Resultat dieser<br />

Rechnungen ist die stets vorliegende Nullpunktsenergie, auch bei Temperaturen von T → 0K,<br />

d.h. es liegt selbst am absoluten Nullpunkt thermische Unordnung im Kristall vor. Für eine<br />

detaillierte Behandlung <strong>der</strong> Phononen sei auf [49, Kap. 6.4] und [50, Kap. 3.4] verwiesen.<br />

2.6.1 Thermisch diffuse Streuung<br />

Wie bereits angesprochen, bedeuten thermische Atomschwingungen eine zeitabhängige Störung<br />

<strong>der</strong> Translationsinvarianz des Kristalls, die mit Hilfe <strong>der</strong> Phononen beschrieben werden kann.<br />

Das in Abb. 2.7 simulierte und das in Abb. 2.5(b) experimentell aufgenommene Beugungsbild<br />

zeigen im Gegensatz zu den in Abschn. 2.5 ausschließlich vorhergesagten Bragg-Reflexen des<br />

idealen Kristalls überall Intensitäten. Es geht weiter aus dem simulierten Beugungsbild hervor,<br />

dass die Intensität im Beugungsbild zu hohen Streuwinkeln hin überwiegend von <strong>der</strong> diffusen<br />

Hintergrundintensität bestimmt wird. Dabei tragen die Bragg-Reflexe in diesen Bereichen immer<br />

weniger zur Intensität im Beugungsbild bei. Bei <strong>der</strong> Analyse weiterer Probendicken zeigt sich<br />

zudem eine starke Dickenabhängigkeit. Somit dominiert <strong>der</strong> durch die thermischen Schwingungen<br />

verursachte Effekt mit zunehmen<strong>der</strong> Probendicke und zu hohen Streuwinkeln [17]. Aufgrund des<br />

thermischen Ursprungs wird die Elektron-Phonon-Streuung auch als thermisch diffuse Streuung<br />

(engl. Thermal diffuse scattering (TDS)) bezeichnet [49, 17, 18]. In HAADF-STEM-Methoden<br />

wird diese Charakteristik genutzt, um die chemische Zusammensetzung des Materialsystems und<br />

seine Dicke zu bestimmen [35, 52].<br />

Die Verwendung <strong>der</strong> Blochwellen-Methode zur Simulation von TDS ist wegen den oben genannten<br />

Gründen ungeeignet, da diese <strong>einer</strong>seits das Bloch-Theorem [50] und an<strong>der</strong>erseits für<br />

die Fourier-Reihenentwicklung des Kristallpotenzials translationsinvariante Gittervektoren voraussetzt<br />

[8, 35]. Auch kann wie die Simulation aus Grafik 2.7 zeigt, nicht mehr von einem<br />

ausschließlichen Intensitätsaustausch <strong>der</strong> Bragg-Reflexe untereinan<strong>der</strong> ausgegangen werden.<br />

Ein geeignetes Verfahren zur Berechnung von dynamischer Beugung an ungeordneten Kristallen<br />

ist jedoch das Multislice-Verfahren, in dem <strong>der</strong> Kristall in Schichten gleicher o<strong>der</strong> verschiedener<br />

Dicke unterteilt wird [8, 35, 17]. Überdies kann für jede Schicht ein an<strong>der</strong>es Potenzial<br />

mit unterschiedlichen Auslenkungen aus <strong>der</strong> Ruhelage innerhalb <strong>der</strong> Schicht angenommen werden.<br />

Aufgrund s<strong>einer</strong> Anpassungfähigkeit wird im Weiteren nur noch das Multislice-Verfahren<br />

eine Rolle für die vorliegende Arbeit spielen, das aus <strong>der</strong> Hochenergienäherung für Elektronen<br />

24


ky (nm −1 )<br />

−20<br />

−15<br />

−10<br />

−5<br />

0<br />

5<br />

10<br />

15<br />

kx (nm −1 −20 −10 0 10<br />

)<br />

(a) Simuliertes Beugungsbild von GaAs.<br />

2.6 Dynamische Beugungstheorie und Elektron-Phonon-Streuung<br />

ky (nm −1 )<br />

−8<br />

−6<br />

−4<br />

−2<br />

0<br />

2<br />

4<br />

6<br />

8<br />

kx (nm −1 −10 −5 0 5 10<br />

)<br />

(b) Vergrößerung <strong>der</strong> Bragg-Reflexe des nebenstehenden<br />

Beugungsbildes.<br />

Abbildung 2.7: Beide Bil<strong>der</strong> zeigen ein mit STEMsim [30] und mittels <strong>der</strong> Multislice-Methode simuliertes<br />

Beugungsbild <strong>einer</strong> an GaAs elastisch gestreuten Elektronenwelle in 〈100〉-ZA-Orientierung. Die Probendicke<br />

ist 140nm. Die Intensität ist in beiden Aufnahmen logarithmisch aufgetragen, so dass <strong>der</strong> überall<br />

vorliegende TDS-Hintergrund deutlich hervortritt. Zudem zeigen sich im Hintergrund die im Abschn. 2.5.2<br />

erläuterten Kikuchi-Bän<strong>der</strong>.<br />

resultiert.<br />

2.6.2 Hochenergie-Näherung für Elektronen und die Multislice-Lösung<br />

Ein Ansatz, um die Streuung hochenergetischer Elektronen am Kristall zu erfassen, ist das<br />

Multislice-Verfahren. Das Prinzip besteht darin, den Kristall in Schichten (engl. Slices) zu unterteilen<br />

und die Elektronen schrittweise durch diese in Nahfeld-Näherung gemäß Gl. 2.7 propagieren<br />

zu lassen (s. Abschn. 2.3).<br />

Ein Zugang zur mathematischen Beschreibung hochenergetischer Elektronen ist zunächst die<br />

relativistische Energie-Impuls-Beziehung aus Gl. 2.4. Wird dort gemäß des Korrespondenzprinzips<br />

<strong>der</strong> Quantenmechanik die Energie mit E → E + ˆ V (r) und <strong>der</strong> Impuls mit ˆp = −i∇ ersetzt,<br />

gelangt man zur Klein-Gordon-Gleichung, die nach Ferwada et al. gegeben ist mit [40]:<br />

<br />

∆ + 4π 22 k <br />

ψ(r) = −4π 22eE ˆ V (r) + e2Vˆ 2 (r)<br />

h2c2 ψ(r)<br />

= −4π 2 ÛE(r)ψ(r) mit ÛE(r) = 2eE ˆ V (r)<br />

h 2 c 2 . (2.23)<br />

Der Wellenvektor k ist <strong>der</strong> eintretenden Elektronenwelle zugeordnet. E entspricht weiterhin <strong>der</strong><br />

Elektronenenergie und ˆ V (r) dem ortsabhängigen Kristallpotenzial. Der quadratische Term kann<br />

aufgrund <strong>der</strong> erheblich höheren Elektronenenergie gegenüber dem Potenzial mit 2eE ˆ V (r) ≫<br />

e 2 ˆ V 2 (r) vernachlässigt werden [39]. Verwendet man nun als Ansatz eine ebene Welle mit z als<br />

Ausbreitungsrichtung gemäß ψ(r) = ˆ ψ(r)·e i2πk·z und <strong>der</strong> ortsabhängigen Amplitude ˆ ψ(r) erhält<br />

die Klein-Gordon-Gleichung mit <strong>der</strong> Auftrennung des Laplace-Operators in seine lateralen und<br />

25


2 Wechselwirkung hochenergetischer Elektronen mit Kristallen<br />

zur optischen Achse parallele Komponenten ∆r = ∆xy + ∂2<br />

∂z 2 die Form [35]<br />

<br />

∆xy + ∂2 i4π<br />

+<br />

∂z2 λ<br />

∂<br />

∂z + 4π2 ÛE(r)<br />

<br />

ψ(r) = 0. (2.24)<br />

Entlang <strong>der</strong> Propagationsrichtung z än<strong>der</strong>t sich die Amplitude nur geringfügig, und es gilt für<br />

sehr kleine λ = 1, 969 pm die Relation ∂2<br />

∂z2 ≪ 1 ∂<br />

λ ∂z . Für hohe Beschleunigungsspannungen kann<br />

daher nach [8, 35] die zweite Ableitung ∂2<br />

∂z2 vernachlässigt werden, was letztlich zur Hochenergie-<br />

Näherung <strong>der</strong> Elektronen führt [35]:<br />

∂ψ(r)<br />

∂z =<br />

<br />

iλ<br />

4π ∆xy + iπλÛE(r) <br />

ψ(r). (2.25)<br />

Lösung mit Multislice<br />

Die formale Lösung dieser inhomogenen Differentialgleichung erster Ordnung nach z aus Gl. 2.25<br />

ist mit den quantenmechanischen Operatoren ˆ ∆ := iλ<br />

4π ∆xy und Û(r) := iπλÛE(r) wie folgt [8]<br />

⎡<br />

<br />

ψ(x, y, z + δz) = exp ⎣<br />

z+δz<br />

z<br />

⎤<br />

( ˆ ∆ + Û(x, y, z′ )dz ′ ⎦ψ(x, y, z). (2.26)<br />

Die Operatoren in Exponentialform werden auf die Wellenfunktion ψ(r) angewendet, wobei die<br />

Ausführung des Integrals im Exponenten weiterführt zu<br />

ψ(x, y, z + δz) = e [δz· ˆ ∆+ˆvδz(x,y)] · ψ(x, y, z) mit ˆvδz(x, y) =<br />

<br />

z+δz<br />

z<br />

Û(x, y, z ′ )dz ′ . (2.27)<br />

ˆvδz(x, y) stellt den Operator des projizierten und lateral ausgedehnten Potenzials mit den Koordinaten<br />

(x,y) für die Schicht j <strong>der</strong> Dicke δz dar (s. Abb. 2.8(b)). Nach dem Zassenhaus-Theorem<br />

[8, 20] führt die FT mit k 2 = k 2 x + k 2 y auf<br />

<br />

F {ψ(x, y, z + δz)} =F e δz· ˆ <br />

∆ ˆvδz (e ψ(x, y, z))<br />

=e −i·δz·πλk2<br />

<br />

· F e ˆvδz<br />

<br />

ψ(x, y, z) .<br />

Im zweiten Schritt wurde die Reihenentwicklung von exp(δz · ˆ ∆) auf die ebene Welle e −i k·r des<br />

FT-Integrals angewendet [8]. Die gliedweise Differentiation resultiert erneut in eine Exponentialreihe<br />

und damit zu <strong>einer</strong> Exponentialfunktion nach k 2 . Die Multislice-Lösung für jede Schicht<br />

j <strong>der</strong> Dicke δz wird mit <strong>der</strong> inversen FT und dem Faltungstheorem A.4 erreicht [8, Kap. 6.4]:<br />

<br />

−1<br />

ψj+1(x, y,(j + 1) · δz) =F e −i·δz·πλk2<br />

<br />

⊗ e ˆvδz,j<br />

<br />

· ψj(x, y, j · δz)<br />

<br />

=P(x, y, δz) ⊗ e ˆvδz,j<br />

<br />

· ψj(x, y, j · δz) .<br />

(2.28)<br />

In <strong>der</strong> Praxis wird jedoch die Propagation stets im Fourier-Raum realisiert. Dabei wurde nach<br />

<strong>der</strong> inversen FT <strong>der</strong> Fresnel-Propagator P aus Abschn. 2.3 verwendet. Der letzte Term in Gl.<br />

26


2.6 Dynamische Beugungstheorie und Elektron-Phonon-Streuung<br />

2.28, <strong>der</strong> die Anwendung des Potenzialoperators auf ψ(x, y) ausdrückt, verän<strong>der</strong>t nur die Phase<br />

von ψ(r), so dass diese Operation auch als Phase grating bezeichnet wird [35]. Verschwindet das<br />

Potenzial mit Ûj(r) = ˆvδz,j = 0, gibt es nur eine ungestörte, freie Ausbreitung <strong>der</strong> Elektronen mit<br />

dem Fresnel-Propagator P, was <strong>der</strong> Nahfeldausbreitung aus Abschn. 2.3 mit Gl. 2.7 entspricht:<br />

ψ (frei)<br />

j+1 (x, y, z + δz) = P(x, y, δz) ⊗ ψj(x, y, z) mit P(x, y, δz) = 1 iπ<br />

e λ·δz<br />

iλ · δz (x2 +y2 )<br />

. (2.29)<br />

Das Schaubild aus Abb. 2.8(a) skizziert die erhaltene Multislice-Lösung aus Gl. 2.28. In Grafik<br />

2.8(a) wird die eintretende Elektronenwelle als Erstes am projizierten Kristallpotenzial ˆvδz,j<br />

gestreut und propagiert anschließend über die gesamte Schichtdicke δz frei bis zur Schicht j. In<br />

<strong>der</strong> letzten Schicht wird die Zwischenelektronenwelle ψj(r) nur noch zu Anfang am Potenzial<br />

ˆv δz,(j+1) gestreut, die weitere Schichtdicke δz bleibt unberücksichtigt.<br />

Vakuum<br />

bereich<br />

δz<br />

Eintretende<br />

Elektronen<br />

Projizierte<br />

Potenziale<br />

j=1<br />

j=2<br />

z j=n<br />

(a) Seitenansicht <strong>einer</strong> unterteilten<br />

Probe.<br />

(b) Auf die Elektronen wirkendes,<br />

laterales Kristallpotenzial<br />

ˆvδz,j(x, y).<br />

δz/2<br />

z<br />

δz<br />

Eintretende<br />

Elektronen<br />

δz<br />

Projizierte<br />

Potenziale<br />

(c) Verwendetes Multislice-<br />

Verfahren.<br />

Abbildung 2.8: Veranschaulichung <strong>der</strong> Multislice-Methode: (a) gibt die Multislice-Lösung Gl. 2.28 an,<br />

bei <strong>der</strong> die Methode mit <strong>der</strong> Streuung am Potenzial ˆvδz,1(x,y) beginnt. Das Potenzial kann für jede<br />

Schicht unterschiedlich sein. (b) skizziert die laterale Ausdehnung des Potenzials ˆvδz,j(x,y). (c) illustriert<br />

die letztlich verwendete Methode von Gl. 2.31. Es wird zu Anfang und am Ende um δz<br />

2 frei propagiert<br />

und in je<strong>der</strong> Schicht auf halber Strecke am Potenzial ˆvδz,j gestreut.<br />

Um ein genaueres Ergebnis zu bekommen, geschieht die Anwendung des Potenzials ˆvδz,j(x, y)<br />

zentral in <strong>einer</strong> Schicht nach <strong>der</strong> zunächst freien Nahfeldpropagation durch die halbe Schichtdicke<br />

δz<br />

δz<br />

2 (vgl. Abb. 2.8(c)). Im Anschluss wird erneut durch 2 frei propagiert. Es gilt nach [35]<br />

und [8, Kap. 6.11] zunächst<br />

e δz·( ˆ ∆+ˆvδz,j) ≈ e δz<br />

2 ˆ ∆ · e ˆvδz,j · e δz<br />

2 ˆ ∆ . (2.30)<br />

Schlussendlich wird in den später durchgeführten Simulationen für die Objektaustrittswellenfunktion<br />

(OAWF) ψ(x, y, z) = ψ(x, y, nδz) das folgende Schema anhand <strong>der</strong> Gleichungen 2.27<br />

und 2.30 verwendet<br />

ψ(x, y, n · δz) ≈<br />

n<br />

j=1<br />

<br />

e δz<br />

2 ˆ ∆ · e ˆvδz,j · e δz<br />

2 ˆ ∆ <br />

j<br />

ψ(x, y,0). (2.31)<br />

Dabei symbolisiert Π die sukzessive Anwendung des j-ten Operators auf die (j −1)-te Zwischenwellenfunktion<br />

ψj−1(x, y,(j − 1)δz) bis j=n erreicht ist.<br />

27


2 Wechselwirkung hochenergetischer Elektronen mit Kristallen<br />

2.6.3 Frozen Phonon und Frozen Lattice<br />

Da die Elektronen die Proben mit relativistischen Geschwindigkeiten von v = 0, 77c passieren,<br />

erfahren sie nur eine Momentaufnahme des thermisch schwingenden Kristallgitters, wie in Abb.<br />

2.9(b) gezeigt ist. Diese Sichtweise legt nahe, dass auf die Elektronen bei Propagation durch den<br />

Kristall nur ein statisches Potenzial auf sie wirkt. Dies wird mit <strong>der</strong> nachstehenden Rechnung<br />

belegt. Es sei nochmal betont, dass die thermisch ausgelenkten Atome nur im geringen Maße von<br />

ihrer Gleichgewichtslage abweichen, typischerweise unter 10 pm im Mittel bei <strong>einer</strong> Temperatur<br />

von 300 K.<br />

Die Transmissionsdauer durch eine Probe mit <strong>der</strong> Dicke d = 100 nm beträgt etwa ∆t = 0, 4 ·<br />

10 −15 s. Die Frequenz von nie<strong>der</strong>frequenten, akustischen Phononen, welche die TDS verursachen<br />

[49], liegt bei ca. 10 THz, was <strong>einer</strong> Periodendauer von T = 10 −13 s entspricht [35, 49]. Diese<br />

sind also um drei Größenordnungen höher als die Transmissionsdauer <strong>der</strong> Elektronen, also T ≈<br />

10 3 ·∆t. Damit braucht also keine explizite Zeitabhängigkeit <strong>der</strong> thermischen Atomschwingungen,<br />

wie in Abb. 2.9(a) skizziert, berücksichtigt zu werden. Demzufolge werden die Elektronen somit<br />

an quasi-statischen, ungeordneten Kristallen elastisch gestreut (s. Abb. 2.9(b)).<br />

(a) Thermische Oszillationsrichtungen <strong>der</strong><br />

projizierten Potenziale vδz,j <strong>einer</strong> Schicht j.<br />

(b) Eine statische Konfiguration am Beispiel<br />

<strong>einer</strong> Schicht j, in <strong>der</strong> die projizierten Potenziale<br />

vδz,j statisch ausgelenkt sind.<br />

Abbildung 2.9: In (a) sind Richtungen <strong>der</strong> thermischen Schwingungen exemplarisch dargestellt.<br />

Grundsätzlich ist in jede <strong>der</strong> drei Raumrichtungen eine thermische Oszillation möglich. (b) gibt mit den<br />

durchgezogenen Kreisen eine Momentaufnahme des Kristallpotenzials an, und damit eine Konfiguration.<br />

Die gestrichelten Kreise stellen die Gleichgewichtslagen <strong>der</strong> schwingenden Rumpfatome dar. (a) und (b):<br />

In orange ist die Richtung des Wellenvektors <strong>der</strong> Elektronenwelle eingezeichnet.<br />

Im Sinne dieser eingefrorenen Momentanzustände wird zwischen zwei Modellen unterschieden.<br />

Das ist <strong>einer</strong>seits Frozen lattice, wo das Einstein-Modell mit unkorrelierten Atomauslenkungen<br />

angenommen wird, und an<strong>der</strong>erseits Frozen phonon, welches Korrelationen zwischen den Atomen<br />

einbezieht [17, 35]. Letzteres kann anhand von Phononendispersionen abgeleitet werden, die mit<br />

Hilfe <strong>der</strong> Dichtefunktionaltheorie berechenbar sind [19, 50].<br />

Diese Betrachtungen führen zum Begriff <strong>der</strong> Konfiguration, welche den momentanen Zustand<br />

des Kristallpotenzials charakterisiert. In <strong>einer</strong> Konfiguration wird je<strong>der</strong> Schicht j eine zufällige<br />

Atomauslenkung zugeordnet, was in Abb. 2.9(b) mit <strong>der</strong> Verschiebung <strong>der</strong> blauen Punkte als<br />

Rumpfatome angedeutet ist. Schematische Äquipotenziallinien sind mit den durchgezogenen<br />

blauen Kreisen angegeben, wobei die gestrichelten die <strong>der</strong> Gleichgewichtslagen darstellen. Alle<br />

Schichten mit zufallsverteilten Auslenkungen geben dann kollektiv einen Momentanzustand des<br />

28


2.7 Kohärenz<br />

Kristalls und damit eine Konfiguration an. Insgesamt muss also über viele Konfigurationen<br />

gemittelt werden, um eine realistische Wechselwirkung zu simulieren [17].<br />

Im Weiteren richtet sich <strong>der</strong> Fokus nur noch auf den Frozen-Lattice-Ansatz mit unkorrelierten<br />

Atombewegungen. Bei Frozen-Lattice propagieren die Elektronen für jede Konfiguration<br />

kohärent, es tritt kein Energieverlust auf, wodurch die Interferenzfähigkeit mit dem Primärstrahl<br />

erhalten bleibt [17]. In diesem Zusammenhang wird zwar eine dynamische, aber offenbar keine inelastische<br />

Beugung <strong>der</strong> Elektronen am Kristallgitter berücksichtigt, so dass sich die Frage stellt,<br />

inwiefern die Annahme <strong>der</strong> elastischen Streuung gerechtfertigt ist. Dieser Wi<strong>der</strong>spruch wird von<br />

Wang und Van Dyck mit dem Vergleich <strong>einer</strong> quantenmechanischen, inelastischen Rechnung<br />

und Frozen-Lattice aufgelöst, <strong>der</strong> die Äquivalenz bei<strong>der</strong> Methoden aufzeigt, falls über genügend<br />

Konfigurationen gemittelt wird [49, 51, 17]. Damit stellt sich also Frozen-Lattice als adäquates<br />

Simulationsmodell zur Berechnung von elastischer und inelastischer Elektron-Phonon-Streuung,<br />

also von TDS, heraus.<br />

2.7 Kohärenz<br />

Bei Frozen-Lattice wurde <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Kohärenz angeführt, <strong>der</strong> die Voraussetzung für die<br />

Interferenz <strong>der</strong> am Kristall gebeugten Elektronenwelle ist. Interferenz entsteht also nur für<br />

kohärente Elektronenwellen, was nach Abschn. 2.1 die Grundlage für hochauflösende Bil<strong>der</strong><br />

als kohärente Abbildung ist [34]. Im Idealfall wird eine sphärische Elektronenwelle ψ(r) von <strong>einer</strong><br />

Punktquelle im Brennpunkt <strong>einer</strong> Kondensorlinse ausgesandt und trifft als ebene Welle auf<br />

die Probe [20]. Im Allgemeinen wird also unter Kohärenz eine feste Phasendifferenz mit <strong>einer</strong><br />

identischen zeitlichen Abhängigkeit <strong>der</strong> Amplitude <strong>der</strong> interferierenden Wellen ψ(r) verstanden<br />

[42]. Daher gibt es eine räumliche und zeitliche Kohärenz.<br />

Räumliche Kohärenz<br />

In diesem Zusammenhang werden die Emissionseigenschaften <strong>der</strong> im Titan verwendeten Schottky-<br />

FEG aus Abschn. 1.3.1 aufgegriffen. Die endliche Ausdehnung <strong>der</strong> Emissionsfläche führt auf eine<br />

nicht-isoplanare, also eine vom Ort <strong>der</strong> Emission abhängige Einfallsrichtung <strong>der</strong> Elektronenwelle,<br />

und wird mit dem Winkel β erfasst (s. grün farbige Winkel in Abb. 2.10(a)). Daraus ergibt<br />

sich eine zur optischen Achse rotationssymmetrische und winkelabhängige Gauß-Verteilung <strong>der</strong><br />

Wellenvektoren k <strong>der</strong> auf die Probe einfallenden Elektronenwellen, auch dann, wenn eine optimale<br />

Parallelbeleuchtung am Mikroskop eingestellt ist. Diese Gauß-Verteilung wird mit <strong>der</strong><br />

Dichtefunktion ρ (α)<br />

s (|q|) und dem Semikonvergenzwinkel α charakterisiert [32]. Die Umrechnung<br />

von einem Winkel ϑ in einem lateralen, reziproken Vektor |q| ist in Abb. 2.10(b) veranschaulicht.<br />

Daraus ergibt sich mit α eine Standardabweichung von σ = |q|α = 0, 10nm −1 für die Verteilung.<br />

Die räumliche Kohärenz wird auch transversale bzw. laterale Kohärenz genannt, womit eine<br />

transversale Weite Λsc nach [34, Kap.4] definiert werden kann:<br />

Λsc = λ<br />

. (2.32)<br />

2πα<br />

Wird also eine Elektronenwelle ψ(r) an zwei Objekten im Abstand von r < Λsc gestreut, z.B.<br />

an zwei benachbarten Atomen in <strong>einer</strong> Netzebene, überlagern sich ψ1 und ψ2 kohärent zu [20]<br />

I(r) = |ψ1(r) + ψ2(r)| 2 = |ψ1(r)| 2 + |ψ2(r)| 2 + {ψ1(r)ψ ∗ 2(r) + ψ ∗ 1(r)ψ2(r)} (2.33)<br />

29


2 Wechselwirkung hochenergetischer Elektronen mit Kristallen<br />

(a) Nicht-isoplanare Wellenfront (nach<br />

[32]).<br />

Abbildung 2.10: (a) zeigt, dass das Abbild <strong>der</strong> Elektronenquelle erzeugt durch die gun lens nicht in<br />

<strong>der</strong> vor<strong>der</strong>en Brennebene <strong>der</strong> Objektivlinse ist. Dies bedingt nach Passage <strong>der</strong> Objektivlinse eine nichtisoplanare<br />

Elektronenwelle und damit eine nichtparallele Beleuchtung mit den Winkeln β = 0 [32]. Weiter<br />

verursacht die endliche FEG-Ausdehnung in <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>en Brennebene die Fokussierung eines Punktes<br />

auf <strong>der</strong> Probe, die mit dem Semikonvergenzwinkel α charakterisiert wird. (b) skizziert für kleine Winkel<br />

ϑ im mrad-Bereich die Umrechnung in laterale, reziproke Abstände |q| ≈ ϑ| k| vom Ursprung des<br />

Beugungsbildes.<br />

Der letzte Term aus Gl. 2.33 wird als Interferenzterm bezeichnet und verschwindet, falls<br />

r ≫ Λsc gilt. Dann liegt inkohärente Überlagerung vor und es sind keine Interferenzerscheinungen<br />

mehr beobachtbar. Damit ist also <strong>der</strong> Kontrast im HRTEM-Bild abhängig von <strong>der</strong> Winkelverteilung<br />

<strong>der</strong> auf die Probe eingestrahlten Elektronen. Hervorzuheben ist weiterhin, dass es<br />

sich dabei nicht um eine Fehljustage des Elektronenstrahls im Mikroskop handelt, son<strong>der</strong>n um<br />

eine inhärente Eigenschaft <strong>der</strong> FEG.<br />

Aus Kenntnis <strong>der</strong> reduzierten Brillianz aus Abschn. 1.3.1 und an<strong>der</strong>en Größen lässt sich α<br />

grundsätzlich nach Gl. 1.2 berechnen. Nach [32] ist für die Schottky-FEG Br = 10<br />

(b)<br />

7 A<br />

sr·m 2 V und<br />

<strong>der</strong> elektrische Strom I = 10 nA, womit sich ein Semikohärenzwinkel von α = 0, 2mrad ergibt.<br />

Daraus folgt eine laterale Kohärenzweite von Λsc=1,57 nm.<br />

Zeitliche Kohärenz<br />

Neben <strong>der</strong> räumlichen ist auch die temporale Kohärenz für die Untersuchungen am Kontrast von<br />

entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung. Dabei unterliegt die Beschleunigungsspannung U <strong>der</strong> Schottky-FEG<br />

zeitlichen Schwankungen, die zusammen mit <strong>der</strong> in Abschn. 1.3.1 beschriebenen Aufweichung<br />

<strong>der</strong> Fermi-Kante zu unterschiedlichen Energien E <strong>der</strong> emittierten Elektronen führt. Folglich<br />

weisen die Elektronen nach Abschn. 2.2 unterschiedliche Wellenlängen λ auf. Diese Variation<br />

wird mit <strong>der</strong> Energieunschärfe ∆E = σ(E) 2ln(2) ausgedrückt und wird als temporale o<strong>der</strong><br />

longitudinale Kohärenz bezeichnet [20, 33]. Dies und die Schwankung <strong>der</strong> Linsenströme I haben<br />

zur Folge, dass <strong>der</strong> Fokus f schwankt, was mit dem Defokus ǫ beschrieben wird. Im Kontext <strong>der</strong><br />

temporalen Kohärenz wird oft die Größe focal spread ∆ anstatt ∆E verwendet. Ihre Definition<br />

lautet mit <strong>der</strong> chromatischen Aberrationskonstante Cc aus Abschn. 1.3.2:<br />

∆ = Cc<br />

σ 2 (U)<br />

U 2 + 4σ2 (I)<br />

I 2 + σ2 (E)<br />

E 2 . (2.34)<br />

Mit dem focal spread als Standardabweichung wird analog zur räumlichen Inkohärenz eine Gauß-<br />

Verteilung eines schwankenden Defokus ǫ mit <strong>der</strong> Dichtefunktion ρ (∆) (ǫ) angenommen. Es tritt<br />

30


2.7 Kohärenz<br />

für eine Extraktionsspannung von 3,9 kV, unter <strong>der</strong> die Schottky-Emission nach Abschn. 1.3.1<br />

erfolgt, eine Energieschwankung ∆E = 0, 7 eV auf [32, 36]. Dies hat dann weiter zur Folge, dass<br />

sich ein focal spread von 3 nm ergibt [32, 36]. Weiter folgt mit <strong>der</strong> Heisenberg’schen Unschärferelation<br />

∆E∆t > h für die Emissionsdauer von Schottky-Emittern etwa ∆t = 6 · 10 −15 s [20, 33].<br />

Analog zur räumlichen Kohärenzweite Λsc ergibt sich mit <strong>der</strong> relativistischen Elektronengeschwindigkeit<br />

v, die sich aus Gl. 2.3 ableitet, für die temporale Kohärenzlänge [20]<br />

Λtc = ∆t · v = ∆t · c<br />

<br />

1 −<br />

<br />

1 + eU<br />

mc2 −2 . (2.35)<br />

Mit U = 300 kV und v = 0, 77c folgt damit eine longitudinale Kohärenzweite Λtc = 1, 4 µm.<br />

31


2 Wechselwirkung hochenergetischer Elektronen mit Kristallen<br />

32


3 Kontrastenstehung und Abbildung<br />

Der Abbildungsprozess <strong>der</strong> simulierten Objektaustrittswellenfunktion (OAWF) durch die Objektivlinse,<br />

bestimmt durch die vorherrschenden Inkohärenzen, Aberrationen und die Aufnahme<br />

mit <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> ist Thema dieses Kapitels. Dazu wird betrachtet, inwiefern sich diese<br />

Einflüsse auf den Kontrast im HRTEM-Bild auswirken. Zunächst soll aber geklärt werden, was<br />

sich hinter dem Begriff Kontrast verbirgt. Eine Kontrastdefinition wird gegeben und bildet die<br />

Grundlage für die später folgenden Untersuchungen.<br />

3.1 Kontrastdefinition<br />

Unter Kontrast wird die Unterscheidbarkeit <strong>der</strong> hellen und dunklen Bereiche von <strong>der</strong> Grundhelligkeit,<br />

dem Intensitätsmittelwert, in einem Bild verstanden [42]. Ein Extremfall ist die homogene<br />

Beleuchtung, da we<strong>der</strong> dunkle und helle Bereiche vorkommen und damit <strong>der</strong> Kontrast null ist.<br />

Der Kontrast ist daher mit <strong>der</strong> maximalen und minimalen im Bild vorkommenden Intensität<br />

Imin und Imax definiert [42]:<br />

c1 = Imax − Imin<br />

. (3.1)<br />

Imax + Imin<br />

Nach dieser Definition ergibt sich aus <strong>der</strong> nicht-verrauschten, rotfarbigen Sinuskurve in Abb. 3.1<br />

zunächst ein Kontrast von c1 = 1. Diese allgemeine Definition wird hier jedoch nicht verwendet,<br />

Signalintensitaet<br />

4<br />

2<br />

0<br />

−2<br />

0 5 10 15<br />

Pixel<br />

20 25 30<br />

Abbildung 3.1: Skizze eines experimentellen Signals: In rot ist zunächst eine nicht-verrauschte Sinuskurve<br />

als Ursprungssignal dargestellt. Das um die Sinuskurve oszillierende blaue Signal skizziert sein verrauschtes,<br />

experimentelles Abbild. Die blauen Intensitätsausreißer (peaks) entstehen durch im Experiment erzeugtes<br />

Röntgenlicht. Mit Standabweichung σ und Mittelwert 〈I〉 lassen sich dann die maximalen bzw. minimalen<br />

Intensitätswerte I (±σ) = 〈I〉 ± σ berechnen, die als schwarze Horizontalen dargestellt sind.<br />

da in den experimentellen, mit <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> aufgezeichneten HRTEM-Aufnahmen Rauschen<br />

vorliegt, die in Abb. 3.1 als blaue Oszillationen um die rote Sinuskurve dargestellt sind.<br />

33


3 Kontrastenstehung und Abbildung<br />

Zudem führt die Wechselwirkung <strong>der</strong> hochenergetischen Elektronen mit Materie zu Röntgenlicht,<br />

welches starke Bildintensitäten in einzelnen <strong>CCD</strong>-Pixeln verursachen kann (s. blaue, stark<br />

abweichende Intensitäten in Abb. 3.1). Aus diesen Gründen liegen praktisch immer Pixel im Bild<br />

vor, die viel höhere Intensitäten als die tatsächlich vorliegende Maximalintensität aufweisen.<br />

Um diesen Effekten zu begegnen, kann die statistische Standardabweichung σ <strong>der</strong> im Bild enthaltenden<br />

Pixelintensitäten Ii als Schwankungen um ihren Intensitätsmittelwert 〈I〉 herangezogen<br />

werden. Dann lässt sich ein an<strong>der</strong>es Maximum bzw. Minimum mit I (±σ) = 〈I〉 ± σ angeben<br />

[42, Kap. 11.3]. Die Definition von Gl. 3.1 führt mit N 2 Pixeln, bei <strong>der</strong> Gatan UltraScan1000-<br />

<strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> aus Abschn. 1.3.3 ist N = 2048, zu<br />

c2 = I(+σ) − I (−σ)<br />

I (+σ) σ 1<br />

= =<br />

+ I (−σ) 〈I〉 〈I〉<br />

<br />

<br />

N<br />

<br />

<br />

2<br />

<br />

(Ii − 〈I〉)<br />

i=1<br />

2<br />

N2 . (3.2)<br />

− 1<br />

Aus Gl. 3.2 resultiert mit dem oben dargelegten Beispiel ein Kontrast von c2 = 0, 77. Diese<br />

Kontrastdefinition findet in <strong>der</strong> Literatur [11, 24, 21] breite Anwendung. Da die simulierten<br />

HRTEM-Bil<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> gleichen Kontrastdefinition wie die experimentellen berechnet werden<br />

sollen, wird die Kontrastdefinition 3.2 für alle HRTEM-Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit verwendet.<br />

3.2 Phasenkontrast<br />

In den mit TEM aufgenommenen Bil<strong>der</strong>n wird vorwiegend Phasenkontrast gesehen, da bei<br />

Transmission <strong>der</strong> Objektaustrittswellenfunktion ψ(r) durch dünne Proben in erster Näherung<br />

(schwache Phasenobjektnäherung) die Phase, jedoch nicht die Amplitude <strong>der</strong> Elektronenwelle<br />

verän<strong>der</strong>t wird [20]. Weiterhin sind die Übertragungseigenschaften <strong>der</strong> Objektivlinse aus Abschn.<br />

1.3.2 für den Kontrasttransfer entscheidend, da <strong>der</strong> sphärische Linsenfehler mit Cs und <strong>der</strong><br />

Defokus ǫ eine Phasenverän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> FT <strong>der</strong> OAWF bewirken. Diese Phasenverschiebung wird<br />

zunächst mit <strong>der</strong> Phasentransferfunktion beschrieben [20, 33]:<br />

χ( k; ǫ) = π<br />

2 Csλ 3 k 4 + πλǫk 2 . (3.3)<br />

Die Abhängigkeit <strong>der</strong> Phasenverän<strong>der</strong>ung χ von verschiedenen Potenzen des reziproken Gittervektors<br />

k macht deutlich, dass die k-Charakteristik im Beugungsbild verschieden ist. Die<br />

Transfereigenschaften <strong>der</strong> Objektivlinse werden dann mit <strong>der</strong> kohärenten Kontrasttransferfunktion<br />

(engl. Contrast transfer function (CTF))<br />

τ( k) = cos(χ(k, ǫ)) + i sin(χ(k, ǫ)) = e iχ( k;ǫ) beschrieben. (3.4)<br />

Dabei wird dem Kosinusterm die Amplituden -und dem Sinusterm die Phasenän<strong>der</strong>ung zugeordnet<br />

[33]. Wird weiter das schwache Phasenobjekt angenommen, erhält man also eine ideale Übertragung<br />

<strong>der</strong> Ortsfrequenzen für χ = π [33, 20]. Abbildung 3.2 zeigt den exemplarischen Verlauf<br />

2<br />

des Sinusterms <strong>der</strong> CTF mit Cs = −3, 1 µm und dem Scherzer-Defokus ǫscherz = −2, 5 nm. Dort<br />

bildet sich aber offensichtlich für die blaue Kurve nur ein kl<strong>einer</strong> Bereich zwischen 10 nm−1 und<br />

17 nm−1 aus, für den eine ideale Übertragung <strong>der</strong> Ortsfrequenzen stattfindet. Diese Passbän<strong>der</strong><br />

sind dann am breitesten, wenn für den Defokus die Scherzer-Bedingung ǫscherz = − √ Csλ erfüllt<br />

ist [20]. Im Idealfall würde also die CTF für alle Raumfrequenzen den Wert −1 annehmen, so dass<br />

34


pCTF<br />

1.5<br />

1<br />

0.5<br />

0<br />

−0.5<br />

−1<br />

ε scherz ≈ −2.5nm<br />

ε=−15nm<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Frequenz (nm −1 )<br />

3.2 Phasenkontrast<br />

Abbildung 3.2: Phasenkontrasttransferfunktion mit Cs = −3,1µm und den Defoki ǫscherz = −2.5nm<br />

(blaue Kurve) und ǫ = −15nm (grüne Kurve). Beim Scherzer-Defokus ergibt sich ein Passband zwischen<br />

12 und 16 nm −1 . Die grüne Kurve weist ein schmales Passband bei 35 nm −1 auf.<br />

alle reziproken Vektoren vollständig übertragen würden. Folglich ist bei einem Cs-korrigierten<br />

Mikroskop für ǫ = 0 (Probe ist fokussiert) praktisch kein Phasenkontrast mehr festzustellen, da<br />

für Cs ≈ 0 auch sin(χ(k; 0)) = 0 folgt. Die durch die Objektivlinse bedingte Phasenverän<strong>der</strong>ung<br />

wirkt sich dann in <strong>der</strong> hinteren Brennebene mit <strong>der</strong> CTF auf die FT <strong>der</strong> OAWF wie folgt aus<br />

F{ψim(r)} = F {ψ(r)} · τ( k) <br />

−1<br />

=⇒ ψim(r) = F F {ψ(r)} · τ( <br />

k) = ψ ⊗ F −1 {τ( k)}(r). (3.5)<br />

Mit dem Faltungstheorem aus Gl. A.4 kann die phasenverän<strong>der</strong>te Wellenfunktion ψim(r) im Realraum<br />

mit <strong>einer</strong> Faltung von OAWF ψ(r) und Punktverwaschungsfunktion (engl. Point Spread<br />

Function (PSF)) F −1 {τ( k)} berechnet werden.<br />

Ist die vollständige Objektwellenfunktion ψ(r) (Amplitude und Phase) von Interesse, so kann<br />

diese mit Hilfe <strong>einer</strong> Fokusserie [55], d.h. eine Folge von Bil<strong>der</strong>n mit verschiedenen Defoki ǫ,<br />

rekonstruiert werden. Dies lässt sich an Grafik 3.2 verdeutlichen, da sich für jeden Defokus ǫ<br />

eine an<strong>der</strong>e CTF mit an<strong>der</strong>en Passbän<strong>der</strong>n ausbildet (s. grüne und blaue Kurve). Für die sich<br />

sukzessiv verän<strong>der</strong>nden Übertragungsbereiche lässt sich die Wellenfunktion somit in Summe<br />

komplett übertragen und aus allen Bil<strong>der</strong>n rekonstruieren.<br />

Folgende Bedingungen wurden bisher an die kohärente CTF und die Bildentstehung geknüpft:<br />

Der Primärstrahl hat eine signifikant größere Intensität als die gebeugten Strahlen (lineare Abbildung).<br />

Außerdem liegt mit <strong>der</strong> isoplanaren Näherung eine ebene Elektronenwelle vor [20, S.<br />

590], nach <strong>der</strong> insbeson<strong>der</strong>e in Gl. 2.32 α = 0 gilt. Ferner wird mit Gl. 2.34 von ∆ = 0 ausgegangen.<br />

Mit diesen Bedingungen ist folglich stets vollständige räumliche und temporale Kohärenz<br />

aus Abschn. 2.7 gegeben.<br />

In <strong>der</strong> tatsächlichen Bildentstehung sind jedoch die Bildinformationen nicht nur durch die<br />

Interferenz mit dem Primärstrahl gegeben, son<strong>der</strong>n auch mit <strong>der</strong> Interferenz <strong>der</strong> gebeugten<br />

Strahlen untereinan<strong>der</strong> (nichtlineare Abbildung). Hinzu kommt, dass eine nicht-isoplanare Wel-<br />

35


3 Kontrastenstehung und Abbildung<br />

lenfront ψ(r) berücksichtigt werden muss, also α > 0, da die Schottky-FEG keine Punktquelle<br />

ist (s. Abb. 2.10). Nicht zuletzt muss auch die begrenzte, temporale Kohärenz wegen ∆ > 0<br />

betrachtet werden, wie in Abschn. 2.7 erläutert wurde.<br />

3.3 Nichtlineare Abbildung<br />

Ausgehend von <strong>der</strong> OAWF werden alle nichtlinearen, bildentstehenden Einflüsse bis zur Bildebene<br />

untersucht. Die Inkohärenz aus Abschn. 2.7 wird zunächst nicht betrachtet und im zweiten<br />

Teil dieses Abschnitts behandelt.<br />

Hierbei ist wichtig zu bemerken, dass es sich um kleine Winkel im mrad-Bereich und damit um<br />

achsnahe Strahlen handelt. Dadurch nehmen ausschließlich die Aberrationen <strong>der</strong> Objektivlinse<br />

starken Einfluss auf die Bildentstehung, alle an<strong>der</strong>en Linsen werden vernachlässigt (s. Abschn.<br />

1.3.2).<br />

Bei Propagation <strong>der</strong> Wellenfunktion ψ(r) durch die Objektivlinse entsteht das Beugungsmuster<br />

in <strong>der</strong> hinteren Brennebene mit |F{ψim(r)}| 2 . Da die Übertragungseigenschaften <strong>der</strong> Objektivlinse<br />

die Phase von F{ψ(r)} gemäß Gl. 3.5 än<strong>der</strong>n, folgt dann für ein aberrationsbehaftetes<br />

und ggf. durch eine in <strong>der</strong> hinteren Brennebene platzierte Objektivapertur A( k) modifiziertes<br />

Bild<br />

I(r) = |ψim(r)| 2 <br />

−1<br />

= |F F{ψ(r)} · A( k) · τ( <br />

k) | 2 . (3.6)<br />

Dabei gilt für die Aperturfunktion A( k) = 1, wenn die gebeugten Elektronenwellen mit dem<br />

Wellenvektor | k| < r innerhalb <strong>der</strong> Apertur mit dem Radius r liegen, sonst gilt A( k) = 0.<br />

3.3.1 Kohärente Abbildung<br />

Zunächst werden Inkohärenzeffekte vernachlässigt. Zusätzlich wird lediglich die Übertragung <strong>der</strong><br />

Bragg-Reflexe und <strong>der</strong> Übersichtlichkeit halber keine Beiträge aus <strong>der</strong> TDS betrachtet. In <strong>der</strong><br />

hinteren Brennebene liegen dann nur die Bragg-Reflexe vor, die von <strong>der</strong> Objektivapertur mit<br />

<strong>der</strong> Funktion A( k) hindurch gelassen werden. Die Wellenfunktion F {ψim(r)} in <strong>der</strong> Brennebene<br />

lautet<br />

F {ψim(r)} = F {ψ(r)} · A( k) · τ( k). (3.7)<br />

Die Bildintensität ergibt sich aus <strong>der</strong> inversen FT und <strong>der</strong> anschließenden Betragsquadratbildung<br />

[29]:<br />

⎛<br />

I(r) = ⎝ <br />

ψge i2πg·r ⎞ ⎛<br />

· A(g) · τ(g) ⎠ · ⎝ <br />

ψ ∗ e h −i2π ⎞<br />

h·r<br />

· A( ∗<br />

h) · τ ( h) ⎠ (3.8)<br />

g<br />

Das Diffraktogramm lässt sich mit <strong>einer</strong> erneuten FT berechnen [29]:<br />

I(q) = <br />

g<br />

h<br />

h<br />

ψgτ(g)A(g) · ψ ∗ h τ ∗ ( h)A( h)δ( h − g + q) (3.9)<br />

Die zusammengefasste Rechnung zeigt, wie komplex bereits die nichtlineare Abbildung bei<br />

vollständiger Kohärenz ist. Alle Bragg-Reflexe, welche die Bedingung g ′ = g − h erfüllen, und<br />

durch die Objektivapertur A( k) gelangen, bilden einen Reflex g ′ im Diffraktogramm. Im Diffraktogramm<br />

treten dann zusätzliche Reflexe auf, die im Beugungsbild gar nicht von <strong>der</strong> Objektivapertur<br />

übertragen werden, z.B. entsteht durch Interferenz von h = −g und g ein weiterer<br />

Reflex g ′ = 2g.<br />

36


3.3.2 Inkohärente Abbildung mit Transmissionskreuzkoeffizienten<br />

3.3 Nichtlineare Abbildung<br />

Nach Abschn. 3.3.1 gilt für einen Reflex g ′ im Diffraktogramm bei kohärenter Abbildung<br />

I(g ′ ) = <br />

ψh+g ′τ( h + g ′ )ψ ∗ τ h ∗ ( h). (3.10)<br />

h∈A<br />

Für das Einbringen <strong>der</strong> Inkohärenzen aus Abschn. 2.7 werden jeweils Gauß-Verteilungen mit<br />

den Dichtefunktionen ρ (α)<br />

s (|q|) für die räumliche und ρ (∆)<br />

T (ǫ) für die temporale Kohärenz angenommen<br />

[29]. Jede <strong>der</strong> beiden Gauß-Verteilungen wird isoliert von <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en mit <strong>der</strong> CTF<br />

aus Gl. 3.10 multipliziert und anschließend nach |q| bzw. ǫ integriert. Mit dem Resultat <strong>der</strong><br />

Integrationen können sowohl die räumliche als auch die zeitliche Kohärenz mit zusätzlichen En-<br />

veloppenfunktionen E (α)<br />

s , E (∆)<br />

T ausgedrückt und im Diffraktogramm durch Multiplikation mit<br />

<strong>der</strong> kohärenten CTF berücksichtigt werden:<br />

I(g ′ ) = <br />

h∈A<br />

=: <br />

h∈A<br />

ψ h+g ′ψ ∗ h · τ( h + g ′ ) · τ ∗ ( h) · E (α)<br />

s · E (∆)<br />

T<br />

ψ h+g ′ψ ∗ h · T (CC)<br />

h+g ′ , h (ǫ, Cs, α,∆). (3.11)<br />

Dabei wurde zuletzt <strong>der</strong> Transmissionskreuzkoeffizienten (engl. Transmission Cross Coefficent<br />

(TCC)) definiert. Für gewöhnlich stehen die Enveloppen für die entsprechende Inkohärenz, wobei<br />

<strong>der</strong>en mathematische Form in [20, 29] zu finden ist. Grafik 3.3 zeigt den Verlauf <strong>der</strong> räumlichen<br />

Inkohärenzenveloppe und die CTF aus Abb. 3.2 mit den Parametern α = 0, 2 mrad, Cs =<br />

−3, 1 µm und einem Defokus ǫscherz = −2, 5 nm.<br />

pCTF<br />

1.5<br />

1<br />

0.5<br />

0<br />

−0.5<br />

−1<br />

pCTF mit ε scherz ≈ −2.5nm<br />

Gedaempfte pCTF<br />

Raeumliche Inkohaerenzenveloppe<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Frequenz (nm −1 )<br />

Abbildung 3.3: Die blaue CTF gibt den ungedämpften Verlauf für den Scherzer-Defokus ǫscherz =<br />

−2,5nm und für Cs = −3,1µm an. Die schwarz gestrichelte Enveloppe steht für die räumliche Inkohärenz,<br />

vorgegeben durch den Semikonvergenzwinkel α = 0,2mrad. Diese sorgt für eine Dämpfung<br />

<strong>der</strong> CTF in hohen Winkelbereichen bzw. Frequenzen und ist in rot dargestellt.<br />

Im Vergleich zu <strong>der</strong> kohärenten CTF aus Abb. 3.2 werden die in den hohen Winkelbereich<br />

gestreuten Elektronen weggedämpft, d.h. es werden Elektronen vollständig aus <strong>der</strong> Rechnung<br />

37


3 Kontrastenstehung und Abbildung<br />

entfernt. Nach Van Dyck bedeutet dies die Verletzung <strong>der</strong> Teilchenzahlerhaltung, denn die zu<br />

hohen Winkeln gestreuten Elektronen im Beugungsbild tragen zwar nicht zum HRTEM-Muster<br />

bei, dennoch kommen sie als Hintergrundintensität im HRTEM-Bild vor [18].<br />

3.3.3 Inkohärente Abbildung mit inkohärenter Summierung<br />

Ein an<strong>der</strong>es Modell zur nichtlinearen und inkohärenten Abbildung <strong>der</strong> OAWF liefert Van Dyck,<br />

mit dem die Elektronenzahl erhalten bleibt. Dies geschieht über die Mittelung <strong>der</strong> aus Abschn.<br />

2.6.3 eingeführten Konfigurationen, die jeweils kohärent mit <strong>der</strong> CTF <strong>der</strong> Objektivlinse übertragen<br />

werden [18]. Dies bildet die Grundlage für die in <strong>der</strong> Arbeit durchgeführten Simulationen.<br />

Zunächst werden ausreichend viele normalverteilte, thermische Kristallkonfigurationen N festgelegt,<br />

um, wie bereits in Abschn. 2.6.3 angesprochen, eine realistische Simulation <strong>der</strong> Elektron-<br />

Phonon-Streuung zu bekommen. Die durch den Kristall propagierte Elektronenwelle ψ(r) wird<br />

ausschließlich elastisch am ungeordneten Kristallpotenzial gestreut und wird für jede Konfiguration<br />

mit <strong>der</strong> CTF <strong>der</strong> Objektivlinse gemäß Abschn. 3.2 kohärent übertragen und abgebildet<br />

(s. Abschn. 3.3.1).<br />

Die räumliche Inkohärenz wird weiterhin mit <strong>der</strong> Dichtefunktion ρ (α) (q) aus Abschn. 2.7<br />

berücksichtigt. Wegen <strong>der</strong> numerischen Natur <strong>der</strong> Simulation ist die Dichtefunktion nicht kontinuierlich<br />

und wird in M diskrete, laterale Vektoren |qi| mit den dazugehörenden Wahrschein-<br />

lichkeiten ρ (α)<br />

i (|qi|) unterteilt. Jede <strong>der</strong> Konfigurationen wird mit jedem <strong>der</strong> lateralen Vektoren<br />

von <strong>der</strong> Eintrittselektronenwelle ψ(x, y,0) mit dem Wellenvektor k durchstrahlt, so dass sich<br />

P = N × M zu berechnende Kombinationen ergeben.<br />

Abbildung 3.4: Eine schematische Konfiguration <strong>der</strong> projizierten Potenziale vδz(x,y) ist mit den blauen<br />

Punkten dargestellt. Die räumliche Inkohärenz wird mit <strong>der</strong> schräg auf die Probe eintretenden Elektronenwelle<br />

ψ(x,y,0) mit dem Wellenvektor k einbezogen. Der schräge Einfall ist mit dem lateralen q und<br />

dessen Verteilung mit ρ (α)<br />

s (q) aus Abschn. 2.7 gegeben.<br />

Es liegen mit <strong>der</strong> räumlichen Inkohärenz zunächst P Zwischenaustrittswellenfunktionen ψp(r)<br />

vor. Für die weitere Abbildung mit temporaler Inkohärenz wird für jede <strong>der</strong> Austrittswellen-<br />

funktionen ψp(r) <strong>der</strong> Mittelwert 〈Ip〉 gemäß Gl. 3.12 über die Defokusverteilung ρ (∆)<br />

i (ǫi) aus<br />

Abschn. 2.7 bestimmt. Es folgt zunächst für den Mittelwert <strong>einer</strong> Zwischenwellenfunktion [30]:<br />

38<br />

〈Ip〉 = <br />

ρ (∆)<br />

<br />

−1<br />

i (ǫi) · F F {ψp(r)} ( k) · τi( <br />

2<br />

k; ǫi) . (3.12)<br />

i


3.4 <strong>Modulationstransferfunktion</strong> bildgeben<strong>der</strong> Systeme<br />

In <strong>der</strong> Summe wird wie<strong>der</strong>holt mit Gl. 3.6 das Faltungstheorem A.4 ausgenutzt. Anschließend<br />

wird mit <strong>der</strong> diskreten Dichtefunktion ρ (∆)<br />

i (ǫi) die gemittelte Bildintensität 〈Ip〉 für eine Kombination<br />

bestimmt. Dabei ist nochmals hervorzuheben, dass bei <strong>der</strong> Mittelung jede CTF τi( k; ǫi)<br />

mit ǫi variiert und ψp(r) kohärent mit τi( k; ǫi) übertragen wird (s. Abschn 3.2). Außerdem ist<br />

diese Abbildung nach dem Ansatz aus Gl. 3.9 ebenfalls nichtlinear.<br />

Abschließend wird gemäß Gl. 3.13 über alle Kombinationen P gemittelt, um über die Summierung<br />

die inkohärente Abbildung 〈I〉TDS und damit die TDS aus Abschn. 2.6.1 im Bildkontrast<br />

einzubeziehen [30]:<br />

〈I〉TDS = 1<br />

P<br />

〈Ip〉. (3.13)<br />

P<br />

Die schlussendlich resultierende Mittelwertbildung über die große Anzahl von Kombinationen<br />

mittels <strong>der</strong> räumlichen und temporalen Inkohärenz aus Abschn. 2.7 liefert die inkohärente<br />

und nichtlineare Abbildung. Dabei bleibt im Gegensatz zu den zuvor dargelegten Inkohärenzenveloppen<br />

aus Abschn. 3.3.2 die Gesamtintensität im Diffraktogramm erhalten [18].<br />

3.4 <strong>Modulationstransferfunktion</strong> bildgeben<strong>der</strong> Systeme<br />

Nachdem die konkrete Bildentstehung im TEM beleuchtet wurde, steht nun die Aufzeichnung<br />

<strong>der</strong> HR-TEM-Bil<strong>der</strong> im Vor<strong>der</strong>grund. In Allgemeinen werden die Transfereigenschaften eines<br />

aufzeichnenden Systems mit <strong>einer</strong> charakteristischen PSF, die analog zur inversen FT <strong>der</strong> CTF<br />

von Gl. 3.5 ist (s. Abschn. 3.2), beschrieben. Dabei hat die PSF <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong>, T(r), einen<br />

verschmierenden Effekt (engl. spreading) auf die abzubildende und aberrationsbehaftete Intensitätsverteilung<br />

<strong>der</strong> OAWF I(r) = |ψim(r)| 2 , gegeben mit Gl. 3.6. Mathematisch wird die von<br />

<strong>der</strong> <strong>CCD</strong> aufgezeichnete Intensitätsverteilung IE(r) durch eine Faltung <strong>der</strong> Intensität I(r) mit<br />

<strong>der</strong> PSF <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong>, T(r), beschrieben:<br />

IE(r) =<br />

∞<br />

−∞<br />

p=1<br />

I(r ′ ) · T(r − r ′ )d 2 r ′ = (I ⊗ T)(r). (3.14)<br />

In <strong>der</strong> Praxis wird allerdings zur Ausführung des Faltungsintegrals das Faltungstheorem A.4<br />

ausgenutzt, mit dem das Faltungsintegral im Fourier-Raum durch eine einfache Multiplikation<br />

bei<strong>der</strong> FTs berechnet werden kann:<br />

F {IE(r)} = F {(I ⊗ T)(r)} = F {I(r)} · F {T(r)} . (3.15)<br />

<br />

=:MTF( k)<br />

Für die FT <strong>der</strong> PSF von Aufzeichnungsmedien wird üblicherweise <strong>der</strong> Begriff <strong>Modulationstransferfunktion</strong><br />

(MTF) mit <strong>der</strong> Definition MTF( k) := F {T(r)} verwendet. Die MTF kann<br />

als ein Maß für die Qualität <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> aufgefasst werden. Ihr Einfluss auf z.B. ein<br />

scharfkantiges, quadratisches Objekt ist in Abb. 3.5 illustriert. Abbildung 3.5(a) zeigt zunächst<br />

ein scharfkantiges Quadrat, mit abrupten Übergangen von weiße auf schwarze Bereiche. In Abb.<br />

3.5(b) wird das scharfkantige Quadrat durch eine gleiche, quadratische PSF gefaltet, was zu<br />

verschmierten Kanten in Abb. 3.5(b) führt. Je größer die Ausdehnung <strong>der</strong> PSF ist, umso größer<br />

wird die Verwaschung und Verfälschung des abzubildenden Objekts I(r). Die FT-Korrespondenz<br />

zwischen PSF im Realraum und MTF im Frequenzraum bedingt bei breiter PSF eine schmale<br />

39


3 Kontrastenstehung und Abbildung<br />

y (px)<br />

20<br />

40<br />

60<br />

80<br />

100<br />

20 40 60 80 100<br />

x (px)<br />

(a) Scharfkantiges Quadrat als zweidimensionales<br />

Beispielsignal.<br />

y (px)<br />

20<br />

40<br />

60<br />

80<br />

100<br />

20 40 60 80 100<br />

x (px)<br />

(b) Verwaschene Kanten des Beispielsignals.<br />

Abbildung 3.5: Faltung <strong>einer</strong> quadratischen PSF in (a), gegeben mit T(x,y) = rect( x y<br />

a ) · rect( a ), mit<br />

einem abzubildenden Quadrat gleicher Ausdehnung I(x,y) = T(x,y). Das Resultat <strong>der</strong> Faltung drückt<br />

sich mit <strong>der</strong> Verwaschung <strong>der</strong> scharfen Kanten in (b) aus.<br />

MTF. Eine Beispiel-MTF ist in <strong>der</strong> Mitte von Abb. 3.6 dargestellt. Diese fällt bereits bei kleinen<br />

Frequenzen stark ab, was eine starke Dämpfung zu hohen Raumfrequenzen hin bedeutet. Die<br />

Intensitäten f<strong>einer</strong> Strukturen, wie beispielsweise bei Stufen- o<strong>der</strong> Kantenobjekten, werden nicht<br />

mehr übertragen, wie bereits Abb. 3.5 gezeigt hat.<br />

log(abs(I DG )+1)<br />

10<br />

5<br />

0<br />

−10 0 10<br />

k (nm<br />

x −1 )<br />

1<br />

0.5<br />

0<br />

−10 0 10<br />

k (nm<br />

x −1 )<br />

log(abs(I DG )+1)<br />

10<br />

5<br />

0<br />

−10 0 10<br />

k (nm<br />

x −1 )<br />

Abbildung 3.6: Gezeigt ist auf <strong>der</strong> linken Seite ein achsensymmetrisches Beispielspektrum F {I(r)}, das<br />

logarithmisch aufgetragen ist. Dieses wird mit <strong>der</strong> MTF im mittleren Bild multipliziert. Das Ergebnis ist<br />

das rechts in rot dargestellte und modulierte Spektrum F {IE(r)}. Das ursprüngliche Spektrum F {I(r)}<br />

ist zum Vergleich blau gestreift kenntlich gemacht. Das modifizierte (rote) Diffraktogramm zeigt sogar<br />

bei logarithmischer Auftragung deutlich nach außen hin abnehmende Intensitäten.<br />

Die MTF gibt somit an, wie die Bildintensitäten in Abhängigkeit ihrer Raumfrequenz k =<br />

(kx, ky) im Objektspektrum bzw. Diffraktogramm übertragen werden. Eine ideale MTF hat den<br />

konstanten Wert 1 und transferiert demnach alle Frequenzen des Objektspektrums gleich, womit<br />

keine Modifizierung des Bildes einhergeht. Betrachtet man die dazugehörende PSF im Realraum,<br />

entspricht diese <strong>einer</strong> δ-Distribution. Eine solche ideale Objektabbildung im Realraum ist dann<br />

gemäß Gl. 3.14 die Faltung <strong>der</strong> Intensitätsverteilung I(r) <strong>der</strong> aberrationsbehafteten OAWF<br />

ψim(r) mit <strong>einer</strong> δ-Distribution als PSF:<br />

40<br />

IE(r) =<br />

∞<br />

−∞<br />

δ(r ′ ) · I(r − r ′ )d 2 r ′ = I(r). (3.16)


3.4 <strong>Modulationstransferfunktion</strong> bildgeben<strong>der</strong> Systeme<br />

Die durch die <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> abgebildete Intensitätsverteilung IE(r) entspricht dann <strong>der</strong> abzubildenden<br />

Intensitätsverteilung I(r).<br />

Eine reale MTF, wie sie im mittleren Bild von Grafik 3.6 illustriert ist, hat hingegen den<br />

Idealwert 1 nur für die Nullfrequenz k = 0 und sinkt stetig mit steigenden Raumfrequenzen k.<br />

Charakteristisch ist zudem ein starker Abfall bereits bei kleinen Frequenzen (in Abb. 3.6 hat die<br />

MTF bereits für 5nm −1 nur noch den Wert 0, 5), so dass insbeson<strong>der</strong>e die Intensitäten hoher<br />

Frequenzen kaum im aufgezeichnetem Bild auftauchen [21]. Die Dämpfung des Signals ist in<br />

Abb. 3.6 im rechten Bild anhand <strong>der</strong> roten Kurve gegenüber <strong>der</strong> blau gestreiften zu erkennen.<br />

Letztlich werden mit den hochfrequenten Anteilen feine Strukturen des Signals übermittelt. Dies<br />

wirkt sich also auf den Kontrast <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> aufgenommenen TEM-Bil<strong>der</strong> aus [11].<br />

<strong>Modulationstransferfunktion</strong> <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong><br />

Die in Abschn. 1.3.3 vorgestellte <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> besteht aus mehreren Komponenten, womit sich<br />

die zugehörige MTF ebenfalls in mehrere Anteile aufspalten lässt [11, 21, 25]. In <strong>der</strong> Literatur<br />

[11, 21] wird begründet, dass die MTF <strong>einer</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> in Wesentlichen aus einem Szintillatorund<br />

einem elektronischen Detektorteil (eigentliche <strong>CCD</strong>) besteht, also<br />

MTF( k) = MTFs( k) · MTF<strong>CCD</strong>( k). (3.17)<br />

Diese wirken sukzessive auf das Signalspektrum ein [21]. Mathematisch wird schrittweise eine<br />

Faltung gemäß Gl. 3.14 durchgeführt, was durch das Faltungstheorem A.4 im Fourier-Raum zu<br />

<strong>einer</strong> sukzessiven Multiplikation <strong>der</strong> jeweiligen MTF in Gl. 3.17 führt.<br />

Der Kern <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit ist die <strong>Bestimmung</strong> des Szintillatoranteils MTFs, <strong>der</strong> neben<br />

<strong>der</strong> Charakteristik des Phosphormaterials auch die Rückstreuung <strong>der</strong> Photonen an Faseroptik<br />

und Szintillatorhalterung aus Abschn. 1.3.3 enthält. Die in einem Kegel entlang <strong>der</strong> optischen<br />

Achse aus dem Szintillator emittierten Photonen wirken sich als rotationssymmetrische<br />

Szintillator-PSF Ts(r) im Bild aus [12]. Gemäß <strong>der</strong> Rotationssymmetrie weist die korrespondierende<br />

MTF F{Ts(r)} = MTFs( k) ebenfalls diese Eigenschaft auf, die äußerst wichtig zur dessen<br />

<strong>Bestimmung</strong> ist. Die in <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit verwendete <strong>Bestimmung</strong>smethode <strong>der</strong> MTFs<br />

wird eingehend in Kapitel 4 behandelt.<br />

Zunächst wird aber noch auf den nicht weniger wichtigen, zweiten MTF-Anteil, hervorgerufen<br />

durch die <strong>CCD</strong>-Matrix, eingegangen, <strong>der</strong> maßgeblich durch die quadratische Geometrie <strong>der</strong> Pixel<br />

vorgegeben ist. Die Pixel wirken als quadratische Apertur mit <strong>der</strong> Ausdehnung ∆ρ = (∆x,∆y)<br />

und sammeln alle in diesen Bereich eintreffenden Photonen, wie bereits in Abb. 1.5(a) illustriert<br />

ist. Demnach hat die resultierende MTF<strong>CCD</strong> aufgrund <strong>der</strong> FT die Struktur <strong>einer</strong> Spaltfunktion,<br />

die alleinig von <strong>der</strong> quadratischen Ausdehnung <strong>der</strong> Pixel ∆ρ abhängt [11, 25]:<br />

MTF<strong>CCD</strong>( k) = sin(πkx∆x)<br />

πkx∆x<br />

· sin(πky∆y)<br />

πky∆y = sinc(πkx∆x) · sinc(πky∆y) (3.18)<br />

In diskreten Aufzeichnungssystemen wird also die Intensität I(r) eines Signals diskreten Pixeln<br />

zugeordnet. Dies kommt <strong>einer</strong> zweidimensionalen Abtastung <strong>der</strong> Intensitätsverteilung mit einem<br />

abrasternden, quadratischen Detektor gleich. Der optimale Verlauf <strong>der</strong> MTF<strong>CCD</strong> ist in Abb. 3.7<br />

aufgeführt, wobei die maximale Frequenz 10 nm −1 <strong>der</strong> Nyquist-Frequenz kN entspricht. Eine für<br />

die <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> optimale Abtastung geschieht demnach pixelweise, da dies die kleinste, diskrete<br />

Einheit des Systems ist. Sie weicht von <strong>der</strong> idealen Abtastung von Gl. 3.16 für kontinuierliche<br />

Systeme deutlich ab (schwarz-gestrichelte Horizontale in Abb. 3.7), da ein Pixel eine endliche<br />

41


3 Kontrastenstehung und Abbildung<br />

MTF <strong>CCD</strong><br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

−10 −5 0 5 10<br />

Frequenz (nm −1 )<br />

Abbildung 3.7: Die Kurve zeigt die MTF<strong>CCD</strong> aus Gl. 3.18, welche für ein diskretes Aufzeichnungssystem<br />

optimal ist und <strong>einer</strong> Abtastung je Pixel entspricht. In kontinuierlichen Systemen sind mehr Abtastungen<br />

je Pixel denkbar und würden sich <strong>der</strong> Konstanten 1 für alle Frequenzen annähern (schwarz-gestrichelt).<br />

Ausdehnung hat. Die MTF<strong>CCD</strong> nimmt daher bei <strong>der</strong> Nyquist-Frequenz nur noch einen Wert von<br />

0, 63 an [25]. Im Weiteren wird von dieser für die <strong>CCD</strong>-Matrix optimalen Abtastung ausgegangen.<br />

3.5 Signalabtastung<br />

Neben <strong>der</strong> modifizierenden Übertragung des Signals I(r) durch die MTF <strong>der</strong> diskreten <strong>CCD</strong>-<br />

Matrix können darüber hinaus auch Artefakte im Spektrum aufgrund <strong>einer</strong> zu geringen Abtastung<br />

erscheinen (s. dazu Abschn. 3.5.2) [21, 45]. Mit <strong>einer</strong> zu geringen Abtastung wird dann<br />

1<br />

0.5<br />

0<br />

0 50 100 150<br />

position (px)<br />

200 250 300<br />

(a) Mit ks = 1<br />

abgetasteter Rechteckimpuls.<br />

15px<br />

1<br />

0.5<br />

0<br />

0 50 100 150<br />

position (px)<br />

200 250 300<br />

(b) Mit ks = 1<br />

abgetasteter Rechteckimpuls.<br />

5px<br />

Abbildung 3.8: In (a) wird eine 50px breite Rechteckfunktion mit <strong>einer</strong> Frequenzen ks = 1<br />

15px abgetastet.<br />

Die roten Kreuze sind die Abtastwerte in ∆x = 15px-Schritten. Die gestrichelte Kurve gibt dann<br />

das unzureichend, rekonstruierte Signal wie<strong>der</strong>, da das Rechtecksignal als Trapez interpretierbar ist. (b)<br />

zeigt das gleiche Signal bei <strong>einer</strong> Abtastfrequenz ks = 1<br />

5px , was <strong>einer</strong> besseren Wie<strong>der</strong>herstellung des<br />

Ursprungssignals entspricht.<br />

das aufzuzeichnende Bild I(r) nicht mehr vollständig von <strong>der</strong> Detektormatrix wie<strong>der</strong>gegeben.<br />

Eine verlustfreie Rekonstruktion des HRTEM-Bilds kann also nur mit <strong>einer</strong> ausreichend hohen<br />

Abtastfrequenz ks geschehen [44]. Dies ist mit dem Beispiel eines Rechtecksignals in Abb. 3.8<br />

veranschaulicht. Für die Abtastfrequenz mit ks = 1<br />

15px in 3.8(a) kann nicht mehr auf die Stufenform<br />

des Signals geschlossen werden. Die höhere Abtastung mit ks = 1 in 3.8(b) zeigt eine<br />

bessere Wie<strong>der</strong>gabe des Rechteckimpulses .<br />

5px<br />

Wie bereits oben erwähnt ist die bestmögliche Abtastfrequenz des Detektors ks = 1<br />

1px =<br />

42


1<br />

∆x<br />

3.5 Signalabtastung<br />

1 = ∆y , die aufgrund <strong>der</strong> quadratischen Pixelgeometrie gleichermaßen für beide orthogonale<br />

Richtungen x und y gilt. Dabei muss ks größer als das Doppelte <strong>der</strong> im Signal vorkommenden<br />

Höchstfrequenz kmax sein, also ks > 2kmax. Somit ist die Bildaufzeichnung maßgeblich an die<br />

Pixelanzahl N und Pixelgröße ∆x gebunden.<br />

Mit <strong>der</strong> Abtastfrequenz wird überdies die Nyquist-Frequenz anhand <strong>der</strong> Definition kN = ks<br />

2<br />

eingeführt, welche mit dem Kriterium <strong>der</strong> Abtastfrequenz zur Nyquist-Bedingung führt<br />

kmax < kN. (3.19)<br />

Das Abtasttheorem von Shannon ist das maßgebliche Kriterium für eine vollständige Signalrekonstruktion<br />

[44]. Die Nyquist-Bedingung 3.19 gilt damit für beide Dektorrichtungen <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<br />

Matrix gleichermaßen. Aufgrund <strong>der</strong> quadratischen Pixel und <strong>CCD</strong>-Matrix sind die Nyquist-<br />

Frequenzen für beide Richtungen gleich, womit kN,x = kN,y = kN gilt. Alle Spektren werden<br />

künftig in Einheiten <strong>der</strong> Nyquist-Frequenz angegeben, da diese die maximal im Spektrum enthaltene<br />

Frequenz darstellt.<br />

3.5.1 Abtasttheorem von Shannon<br />

Die Eigenschaften des Detektoranteils <strong>der</strong> MTF sind ebenfalls mit dem Abtasttheorem von Shannon<br />

verknüpft, da eine diskrete Abtastung durch diesen MTF-Teil erfolgt. Aufgrund s<strong>einer</strong> Auswirkung,<br />

bedingt durch Unterabtastungseffekten, auf die durchgeführten Untersuchungen wird<br />

dieses Theorem im Folgenden hergeleitet. Der Ausgangspunkt ist zunächst die Fourier-Reihe<br />

<strong>einer</strong> harmonischen Schwingung mit Ortsabhängigkeit f(x) = ei2πk·x in x-Richtung. Die Abtast-<br />

frequenz <strong>der</strong> quadratischen <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> ist ks = 1<br />

∆x<br />

, wobei weiterhin ∆x die Kantenlänge des<br />

Pixels ist. Die Fourier-Reihe von f(x) wird mit <strong>der</strong> Summe über n mit den Abtastwerten n∆x<br />

und den daran geknüpften Fourier-Koeffizienten Cn entwickelt [44]:<br />

f(x) = e i2πk·x ∝<br />

∞<br />

n=−∞<br />

Cn · e i2πk·n∆x =<br />

∞<br />

n=−∞<br />

⎧<br />

⎪⎨ kN<br />

e<br />

⎪⎩<br />

−kN<br />

i2πk·x e −i2πk·n∆x ⎫<br />

⎪⎬<br />

dk e<br />

⎪⎭<br />

<br />

Fourier-Koeffizient: Cn<br />

i2πk·n∆x<br />

(3.20)<br />

Das Integral des Fourier-Koeffizienten Cn kann dann allgemein in Abhängigkeit von n gelöst<br />

werden. Für die Integralgrenzen wurde die Nyquist-Bedingung kN = ks 1<br />

2 = 2∆x verwendet. Für<br />

den Fourier-Koeffizienten aus Gl. 3.20 ergibt sich nach Integration [44]:<br />

Cn = sinc(kN(x − n∆x)). (3.21)<br />

Ist darüber hinaus das Spektrum F{f(x)}(k) bandbegrenzt mit den Grenzen ±kmax < kN gemäß<br />

<strong>der</strong> Nyquist-Bedingung 3.19, dann ist die ortsabhängige Funktion durch die inverse FT gegeben:<br />

f(x) = 1<br />

√ 2π<br />

<br />

+kmax<br />

−kmax<br />

F{f(x)} · e i2πk·x dk. (3.22)<br />

43


3 Kontrastenstehung und Abbildung<br />

Dies führt mit dem Einsetzen von Gl. 3.20 in 3.22 zunächst auf die Abtastung des Signalspektrums<br />

mit <strong>der</strong> Fourier-Reihe [44]:<br />

f(x) = 1<br />

√ 2π<br />

=<br />

=<br />

∞<br />

n=−∞<br />

∞<br />

n=−∞<br />

kmax <br />

−kmax<br />

Cn ·<br />

F{f(x)} ·<br />

1<br />

√ 2π<br />

kmax <br />

−kmax<br />

∞<br />

n=−∞<br />

Cn · e i2πk·n∆x<br />

F{f(x)}e i2πk·n∆x dk<br />

sinc (kN(x − n∆x)) · f(n∆x).<br />

<br />

dk<br />

(3.23)<br />

Dabei wurde vom zweiten auf den dritten Schritt <strong>der</strong> Fourier-Koeffizient aus Gl. 3.21 eingesetzt<br />

und Gl. 3.22 für das Integral verwendet. Die letzte Zeile von Gl. 3.23 ist das Abtasttheorem<br />

von Shannon, mit dem ein abgetastetes Signal bei ausreichend hoher Nyquist-Frequenz<br />

verlustfrei rekonstruiert werden kann [44]. Weiter kann das Abtasttheorem auch als lineare Interpolationsformel<br />

mit den Spaltfunktionen als Basis aufgefasst werden [44].<br />

In diesem Zusammenhang ist die Kammfunktion eine hilfreiche mathematische Beschreibung<br />

für die diskrete Abtastung eines Signals [43]:<br />

K(x) =<br />

∞<br />

n=−∞<br />

δ(x − n∆x). (3.24)<br />

Dabei stellt die Kammfunktion eine periodische Folge von Dirac-Impulsen dar, die im Abtastungsfall<br />

mit dem Signal multipliziert wird [43].<br />

Generell lassen sich die oben aufgeführten Gleichungen problemlos auf den zweidimensionalen<br />

Fall <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> übertragen.<br />

3.5.2 Unterabtastung und Aliasing<br />

Der als Aliasing bezeichnete Effekt beschreibt das Verhalten eines unzureichend abgetasteten<br />

Signals IE(r). Die mathematische Herleitung für das Auftreten von Aliasing geschieht hier für<br />

den eindimensionalen Fall in x-Richtung. Bei <strong>der</strong> Annahme, das abzutastende Bild I(r) wird mit<br />

<strong>der</strong> Kammfunktion K(x) von Gl. 3.24 in Abständen ∆x abgetastet, kann K(x) als periodische<br />

Funktion in <strong>einer</strong> Fourier-Reihe mit den Fourier-Koeffizienten cn entwickelt werden. Es folgt<br />

dann für das abgetastete Signal IE(x) [27]:<br />

IE(x) =K(x) · I(x) =<br />

∞<br />

n=−∞<br />

cn · I(x)e −i2πnks·x mit Fourier-Koeffizienten cn = 1<br />

∆x .<br />

= I(x)<br />

∆x [1 + 2 cos(ks · x) + 2 cos(2ks · x) + 2 cos(3ks · x) + ...].<br />

(3.25)<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Punktsymmetrie des Sinusanteils <strong>der</strong> harmonischen Welle heben sich diese Imaginärteile<br />

<strong>der</strong> ersten Zeile von Gl. 3.25 weg, wodurch nur noch eine reelle Folge von Kosinusfunktionen<br />

in <strong>der</strong> zweiten Zeile vorliegt. Mit dieser wird dann das abzubildende Signal I(x)<br />

44


3.5 Signalabtastung<br />

abgetastet. Die FT des damit abgetasteten Signals IE(x) liefert zunächst für jedes Kosinusglied<br />

n [27]:<br />

<br />

F I (n)<br />

E (x)<br />

<br />

= F {I(x) · cos(nksx)} = F{I(x)} ⊗ F{cos(nksx)}.<br />

Mit <strong>der</strong> FT-Korrespondenz F{cos(nksx)} = 1<br />

2 [δ(k + nks) + δ(k − nks)] und Summation über n<br />

ergibt sich das Gesamtspektrum F{IE(x)} unter Ausnutzung von Gl. 3.16 zu<br />

F{IE(x)} = 1<br />

∆x<br />

∞<br />

n=−∞<br />

F{I(x)}(k − nks). (3.26)<br />

Das resultierende Spektrum F{IE(x)} des aufgezeichneten Bildes IE(x) ist damit eine periodische<br />

Folge des Spektrums F{I(x)} des abzutastenden Signals I(x). Es tritt dann im Fourier-<br />

Raum F{I(x)} wie<strong>der</strong>holt bei ±ks auf, wie in Abb. 3.9(c) illustriert ist.<br />

Der Aliasing-Effekt lässt sich in Abb. 3.9(a) exemplarisch an einem Parallelogramm als abzubildendes<br />

Signal I(r) und mit dessen zu den Detektorachsen x und y schräg gestellte Kante<br />

verdeutlichen. Dabei werden insbeson<strong>der</strong>e die zur Kante senkrechten Frequenzanteile im Spektrum<br />

F{IE(r)} betrachtet (schräge Linien in Abb. 3.9(b)). Bei Unterabtastung wird das sich mit<br />

ks wie<strong>der</strong>holende Signalspektrum F{I(r)} von seinen identischen Nachbarspektren überlagert<br />

(s. die neun Spektren in Abb. 3.9(c)), die mit Gl. 3.26 gegeben sind. Dies machen beson<strong>der</strong>s<br />

die schrägen Frequenzverläufe in Abb. 3.9(b) deutlich, indem sie als Aliasing-Artefakte an den<br />

Rän<strong>der</strong>n des Spektrums F{IE(r)} eintreten und sich weiter am gegenüberliegenden Rand im<br />

Position (px)<br />

250<br />

300<br />

350<br />

400<br />

450<br />

500<br />

550<br />

600<br />

200 300 400<br />

Position (px)<br />

500 600<br />

(a) Parallelogramm als zweidimensionales<br />

Signal I(r).<br />

−1<br />

−0.8<br />

−0.6<br />

−0.4<br />

−0.2<br />

0<br />

0.2<br />

0.4<br />

0.6<br />

0.8<br />

−1 −0.5 0 0.5<br />

Frequenz [Nyquist]<br />

(b) Spektrum F{IE(r)} des abgetasteten<br />

Signals.<br />

−3<br />

−2<br />

−1<br />

0<br />

1<br />

2<br />

−3 −2 −1 0 1 2<br />

Frequenz [Nyquist]<br />

(c) Zentriertes Spektrum F{I(r)}<br />

mit acht identischen Nachbarspektren.<br />

Abbildung 3.9: (a) illustriert das Parallelogramm als abzutastendes Signal I(r), das eine zu den <strong>CCD</strong>-<br />

Achsen schräg gestellte Kante hat. In (b) illustriert die Schräglage <strong>der</strong> Kante, dass schrägverlaufendes<br />

Aliasing und Spektralanteile sich nicht ausschließlich überlagern, son<strong>der</strong>n auch getrennt vorliegen. Das<br />

Aliasing <strong>der</strong> parallelen Kanten überdeckt hingegen die entsprechenden Anteile des Spektrums vollständig,<br />

wodurch keine Separation <strong>der</strong> beiden Signale erfolgen kann. (c) Die hochfrequenten Signalbeiträge <strong>der</strong><br />

Nachbarspektren F{I(r)} erscheinen im Spektrum F{IE(r)} als zusätzliche Frequenzen: Es entsteht das<br />

Aliasing aus (b). Es treten zudem vertikale Frequenzanteile in (b) auf, was durch die geringe Schrägstellung<br />

in (a) verursacht wird und daher stückweise horizontale Kanten vorliegen.<br />

45


3 Kontrastenstehung und Abbildung<br />

Spektrum fortsetzen. Die zu den <strong>CCD</strong>-Achsen parallelen Aliasing-Signale überlagern sich direkt<br />

und können nicht mehr getrennt vom Spektrum betrachtet werden. Das Aliasing führt also<br />

zu zusätzlichen, verfälschenden Beiträgen im Spektrum F{I(r)} des Ursprungsbilds I(r) und<br />

zur dessen nicht vollständig verlustfreien Wie<strong>der</strong>gabe (vgl. eindimensionalen Rechtecksimpuls in<br />

Abb. 3.8).<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

−2 −1 0 1 2<br />

Frequenz (k =px<br />

s −1 )<br />

(a) Spektrum zu Abb. 3.8(a).<br />

10<br />

5<br />

0<br />

−2 −1 0 1 2<br />

Frequenz (k =px<br />

s −1 )<br />

(b) Spektrum zu Abb. 3.8(b).<br />

Abbildung 3.10: (a) zeigt das dazugehörende, rote Spektrum F{IE(x)} <strong>der</strong> mit ks = 1<br />

15px unzureichend<br />

abgetasteten Rechteckfunktion aus Abschn. 3.5. In schwarz ist das Ursprungsspektrum des Rechtecks<br />

F{I(x)} illustriert. Das rote Spektrum zeigt klar, inwiefern das Aliasing <strong>der</strong> Nachbarspektren das Ur-<br />

sprungsspektrum verän<strong>der</strong>t. (b) zeigt das Spektrum des gleichen Rechteckimpulses bei <strong>einer</strong> höheren<br />

Abtastfrequenz von ks = 1<br />

5px . Die Überlagerung des Spektrums mit den Nachbarspektren ist deutlich<br />

geringer, womit das Aliasing deutlich reduziert ist.<br />

Um die Problematik <strong>der</strong> sich direkt überdeckenden Aliasing-Signale weiter zu veranschaulichen,<br />

wird das eindimensionale Signal aus Abb. 3.8 aufgegriffen. Bei unzureichen<strong>der</strong> Abtastung<br />

erscheinen in Abb. 3.10(a)) links und rechts vom schwarzfarbigen Ursprungsspektrum F{I(x)}<br />

Beiträge <strong>der</strong> identischen Nachbarspektren. Diese überlagern einan<strong>der</strong> und können nicht vom<br />

ursprünglichen schwarzen Spektrum F{I(x)} isoliert werden (rotes Spektrum in Abb. 3.10(a)).<br />

Somit enthält das rotfarbige Spektrum F{IE(x)} zusätzlich nie<strong>der</strong>frequente, erhöhende Anteile.<br />

Generell repräsentiert das Aliasing Frequenzen, die höher als die limitierende Nyquist-Frequenz<br />

sind. Durch das Übertreten dieser Frequenzen in das Nachbarspektrum, erscheinen diese zusätzlichen<br />

Frequenzen fälschlicherweise im nie<strong>der</strong>frequenten Bereich des Nachbarspektrums. Im zweidimensionalen<br />

Fall aus Abb. 3.9 können mit Hilfe <strong>einer</strong> schrägen Kante diese Aliasing-Signale<br />

vom Spektrum isoliert betrachtet werden. Auf diese Weise können diese zusätzlichen Beiträge<br />

ggf. ausgeschlossen werden [11, 25].<br />

Aliasing kann grundsätzlich mit <strong>einer</strong> ausreichenden Erhöhung <strong>der</strong> Abtastfrequenz gemäß<br />

Gl. 3.19 vermieden werden, was bei HRTEM-Aufnahmen mit <strong>der</strong> Vergrößerung am Mikroskop<br />

realisiert werden kann. Die maximal verfügbare Abtastfrequenz bei <strong>einer</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> ist ks =<br />

1<br />

1px bzw. die Nyquist-Frequenz kN = 1<br />

2px .<br />

Diese Vorgehensweise ist bei Kantenbil<strong>der</strong>n nicht realisierbar, da für die Abbildung <strong>einer</strong><br />

Kante sehr hohe Frequenzen benötigt werden (theoretisch k → ∞), um diese zu rekonstruieren.<br />

Dies wurde bereits mit <strong>der</strong> Abtastung des in Abb. 3.8 gezeigten Rechtecksignals angedeutet.<br />

Schlussendlich lässt sich dieses Artefakt bei <strong>der</strong> Aufnahme von scharfen Kanten nicht vermeiden,<br />

wobei diese die Grundlage für die zu bestimmende MTF des Szintillators MTFs aus Abschn.<br />

3.4 sein wird.<br />

46


4 Messung <strong>der</strong> <strong>Modulationstransferfunktion</strong> <strong>der</strong><br />

eingesetzten <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong><br />

Die Wichtigkeit <strong>der</strong> <strong>Modulationstransferfunktion</strong> (MTF) bei Betrachtung des Kontrasts in HR-<br />

TEM-Bil<strong>der</strong>n wurde mehrfach betont. Dieses Kapitel beschäftigt sich daher mit <strong>der</strong> <strong>Bestimmung</strong><br />

des Szintillatoranteils MTFs von <strong>der</strong> im Abschn. 1.3.3 eingeführten <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong>, die im Titan<br />

an <strong>der</strong> Universität Bremen für Aufnahmen verwendet wird.<br />

Es wird in Unterkapitel 4.2 die zugrundeliegende <strong>Bestimmung</strong>smethode von Thust vorgestellt<br />

[11], die auf <strong>der</strong> in Abschn. 4.1 beschriebenen Kantenmethode beruht. Die Realisierung <strong>der</strong> Methode<br />

ist mit <strong>der</strong> Matlab TM -Umgebung erfolgt, auf die konkrete Implementierung wird hier<br />

jedoch nicht eingegangen und ist konzeptionell im Anhang A.3 zu finden. Die MTF-<strong>Bestimmung</strong><br />

geschieht zunächst mit den Kantenbil<strong>der</strong>n des im Mikroskop integrierten Beamblankers in Abschn.<br />

4.3. In Abschnitt 4.4 wird sich anschließend mit <strong>der</strong> Untersuchung des durch den Detektor<br />

verursachten Aliasings anhand von optimierten Objektgeometrien befasst und die Ergebnisse<br />

verglichen. Ferner werden die mit Thusts Methode erzielten Ergebnisse mit <strong>einer</strong> weiteren <strong>Bestimmung</strong>smethode<br />

von Van den Broek et al. in Abschn. 4.5 verifiziert [12].<br />

4.1 Stand <strong>der</strong> Forschung: Kantenmethode<br />

Die <strong>der</strong>zeit meist verwendete und genaueste Methode basiert auf <strong>der</strong> Aufnahme eines mit <strong>der</strong><br />

<strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> aufgenommenen Schattenbilds, die scharfe Kanten eines Objekts enthält. Sie wird<br />

daher auch als Knife-edge -o<strong>der</strong> Kantenmethode bezeichnet. Als Objekt für die Kantenmethode<br />

wird i. Allg. <strong>der</strong> im TEM integrierte und in den Strahlengang einfahrbare Beamblanker aus<br />

Abb. 4.1(b) verwendet [11, 12, 21, 25]. Dazu wird <strong>der</strong> Blanker parallel beleuchtet, so dass sein<br />

Parallelillumination<br />

Schattenbereich<br />

<strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong><br />

Blanker<br />

Abbildung 4.1: (a) skizziert die Aufnahme von Kantenbil<strong>der</strong>n mit Parallelbeleuchtung eines opaken<br />

Objekts. Der auf die <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> projizierte Schattenwurf repräsentiert das Schattenbild mit scharfer<br />

Kante. (b) zeigt ein 2K × 2K-Kantenbild eines Beamblankers, aufgenommen mit <strong>der</strong> Gatan Ultra-<br />

Scan1000 <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> bei U = 300kV.<br />

Schattenwurf gemäß Abb. 4.1(a) auf die <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> projiziert wird. Wegen dem im Abschn.<br />

3.4 erläuterten Einflusses <strong>der</strong> MTF wird die Kante, ähnlich wie in Abb. 3.5 gezeigt, nur unscharf<br />

von <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> aufgezeichnet. Aus dem aufgezeichneten Kantenbild wird dann ein Refe-<br />

47


4 Messung <strong>der</strong> <strong>Modulationstransferfunktion</strong> <strong>der</strong> eingesetzten <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong><br />

renzbild des Objekts mit scharfen Kanten generiert, die alle Ortsfrequenzen enthalten. Es stellt<br />

also eine von <strong>der</strong> MTF <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> unbeeinflusste Aufnahme des tatsächlichen Objekts<br />

dar (s. Abschn. 4.2.2). Mit <strong>der</strong> Division bei<strong>der</strong> Spektren nach Gl. 3.15 kann die Charakteristik<br />

<strong>der</strong> MTF extrahiert werden.<br />

4.2 Methode zur MTF-Auswertung nach Thust<br />

Der grundsätzliche Aufbau <strong>der</strong> Auswertungsmethode nach Thust wird in diesem Abschnitt beschrieben,<br />

wobei die enthaltenen, einzelnen Arbeitsschritte zunächst identifiziert werden. Die<br />

konkrete Nachimplementierung geschah auf Basis <strong>der</strong> Entwicklungsumgebung von Matlab und<br />

ist konzeptionell im Anhang A.3 aufgeführt. Zunächst wird ein Überblick über die enthaltenen<br />

Prozessschritte <strong>der</strong> Methode gegeben, die im Anschluss in Unterkapiteln detailliert besprochen<br />

werden.<br />

4.2.1 Prinzip <strong>der</strong> Methode<br />

Die Methode lässt sich grundsätzlich in die in Grafik 4.2 dargestellten Prozessschritte zerlegen,<br />

wobei von einem in Abb. 4.1(b) illustrierten Kantenbild ausgegangen wird. Aus dem aufgenommenen<br />

Kantenbild werden dann zwei Bil<strong>der</strong> erzeugt. Links oben in Abb. 4.2 ist das synthetische<br />

Abbildung 4.2: Der Weg vom aufgenommenen Kantenbild zur MTF des Szintillators: Aus dem gemessenen<br />

Kantenbild werden zwei Bil<strong>der</strong> erzeugt, ein normiertes und ein Referenzbild (links). Im Weiteren<br />

werden beide Bil<strong>der</strong> mit <strong>einer</strong> Kosinusfensterfunktion multipliziert und <strong>der</strong>en Spektren anschließend mittels<br />

FFT berechnet. Das Aliasing in beiden Spektren wird dann mit <strong>einer</strong> Maske ausgeschlossen. Die Gewichtung<br />

einzelner Pixel wird im Spektrum des Referenzbilds bestimmt. Die rotatorische Mittelwertbildung<br />

über die Bildspektren liefert letztlich die MTF.<br />

Referenzbild dargestellt, das, wie in Abschn. 4.1 erläutert wurde, den Detektoranteil <strong>der</strong> MTF<br />

48


4.2 Methode zur MTF-Auswertung nach Thust<br />

aus Abschn. 3.4 enthält. Die detaillierte Erstellung wird in Abschn. 4.2.2 erläutert. Das im<br />

Diagramm darunter befindliche Bild wird mit <strong>einer</strong> an die Hintergrundbeleuchtung angepasste<br />

Ausgleichsebene normiert, um damit die durch den Beleuchtungsspot bedingte, inhomogene<br />

Beleuchtung im Kantenbild IE(r) auszugleichen. Dafür werden alle beleuchteten Bereiche <strong>der</strong><br />

<strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> ohne Blanker verwendet (s. Abschn. 4.2.3).<br />

Beide Bil<strong>der</strong> werden anschließend mit <strong>einer</strong> identischen Kosinusfensterfunktion multipliziert,<br />

so dass die Bildintensitäten zu den Bildrän<strong>der</strong>n hin abfallen und an den Rän<strong>der</strong>n auf den Wert 0<br />

heruntergedämpft sind. Dies ist erfor<strong>der</strong>lich, um scharfe Kanten an den Bildrän<strong>der</strong>n zu vermeiden,<br />

wie dies z.B. für den Beamblanker-Arm in Aufnahme 4.1(b) am rechten Bildrand auftritt.<br />

Die Auswirkungen beim Auslassen dieser Operation sind in Abschn. 4.2.4 im Detail erklärt.<br />

Nach <strong>der</strong> Anwendung des Kosinusfensters wird das Referenzspektrum mit dem Referenzbild<br />

und das Objektspektrum anhand des normierten Kantenbilds mittels <strong>einer</strong> in Matlab implementierten<br />

Fast Fourier Transformation-Routine (FFT) berechnet. Beide Spektren enthalten<br />

dabei die in Abschn. 3.5.2 geschil<strong>der</strong>ten Aliasing-Artefakte. Mit <strong>einer</strong> Maske können dann Regionen<br />

im Spektrum ausgeschlossen werden, die stark von Aliasing und Rauschen betroffen sind<br />

(s. Abschn. 4.2.5). Damit wird eine Reduzierung dieser nach Thust, Kirkland et al. und Ruijter<br />

Szintillator-MTF-verfälschenden Artefakte im Spektrum erreicht [11, 21, 25].<br />

Um die Szintillator-MTF zu berechnen, werden anschließend die Pixel des Referenzspektrums<br />

anhand ihrer spektralen Intensitäten gewichtet (s. Abschn. 4.2.6). Die Gewichtung gibt dabei an,<br />

wie stark ein Pixel und damit ein spektraler Bereich zur MTF beiträgt. Eine hohe Spektralintensität<br />

führt also zu <strong>einer</strong> hohen Gewichtung, und damit zu einem großen MTF-Beitrag. Diese<br />

Gewichtungsverteilung wird dann auf das Verhältnis vom Objektspektrum und Referenzspektrum<br />

angewendet, d.h. auf die Spektren von normiertem Kantenbild und Referenzbild. Aufgrund <strong>der</strong><br />

Rotationssymmetrie <strong>der</strong> Szintillator-MTF aus Abschn. 3.4 wird damit <strong>der</strong> rotatorische Mittelwert<br />

berechnet (s. Abschn. 4.2.6). Das Ergebnis <strong>der</strong> ausgeführten Mittelwertbildung ist dann<br />

die gesuchte MTF des Szintillators.<br />

4.2.2 Erstellung eines synthetischen Referenzbilds<br />

Die Grundlage <strong>der</strong> Methode ist mit dem Referenzbild IR(r) gegeben. Seine Erzeugung besteht<br />

aus mehreren Schritten, die in Abb. 4.3 dargestellt sind, und als Grundlage das aufgenommene<br />

Kantenbild IE(r) haben. Aus Gl. 3.17 wissen wir, dass sich die MTF aus dem <strong>CCD</strong>- und Szintillatorteil<br />

zusammensetzt. Die Form des <strong>CCD</strong>-Anteils ist aus Abschn. 3.4 bekannt, so dass mit<br />

dem Einsetzen von Gl. 3.17 in 3.15<br />

F{IE(r)} = F{I(r)} · MTF( k)<br />

= F{I(r)} · MTF<strong>CCD</strong>( k) · MTFs( k)<br />

= F{IR(r)} · MTFs( k) folgt. (4.1)<br />

Dies bedeutet also, im Referenzbild muss bereits <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-Anteil enthalten sein. Um dies bei<br />

<strong>der</strong> Erstellung des Referenzbildes zu erreichen, wird anhand von Gl. 3.14 die Faltung des abzutastenden<br />

Bildes I(r) mit <strong>der</strong> quadratischen PSF des Pixels berechnet.<br />

Dafür wird zunächst das aufgenommene Bild IE(r) überabgetastet, d.h. es wird mittels bikubischer<br />

Interpolation mit einem Sampling-Faktor M in beide Richtungen die Pixelanzahl erhöht<br />

(vgl. beide vergrößerte Ansichten links von Abb. 4.3). Aufgrund <strong>der</strong> Interpolation liegen insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Kantenbereiche mit Subpixelgenauigkeit vor. In <strong>der</strong> Methode von Thust wird<br />

49


4 Messung <strong>der</strong> <strong>Modulationstransferfunktion</strong> <strong>der</strong> eingesetzten <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong><br />

die Subpixelauflösung hingegen mit <strong>einer</strong> Fourier-Interpolation erreicht [11]. Entgegen <strong>der</strong> Vorgehensweise<br />

von Thust wurde jedoch in <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit eine bikubische Interpolation<br />

verwendet, da z.B. Van den Broek et al. ebenfalls die bikubische Interpolation für ihre Methode<br />

verwenden [12].<br />

Abbildung 4.3: Erzeugung eines synthetischen Referenzbildes: Links wird das aufgenommene Kantenbild<br />

mit einem Sampling-Faktor M bikubisch interpoliert. Die künstlich angehobene Pixelauflösung ermöglicht<br />

die Festlegung <strong>der</strong> Kantenposition im Subpixelbereich anhand eines Schwellwerts. Auf das so erstellte<br />

Binärbild wird anschließend das Down-binning angewendet, was die scharfen Kanten des Binärbildes<br />

verschmiert. Dieses abschließend erhaltene Referenzbild enthält dann den <strong>CCD</strong>-Anteil <strong>der</strong> MTF.<br />

Mit <strong>der</strong> damit künstlich erhöhten Pixelauflösung kann nun die Kantenposition im Subpixelbereich<br />

anhand eines Schwellwerts S festgelegt werden (s. beide vergrößerte Ansichten in <strong>der</strong> Mitte<br />

von Abb. 4.3). Die Kantenposition gibt dabei den Beginn bzw. das Ende des Schattenbereichs<br />

an, wie in Abb. 4.1(a) skizziert. Die so festgelegte, tatsächliche Ausdehnung des Beamblankers<br />

erfolgt somit sehr genau und hängt von <strong>der</strong> Wahl des Schwellwerts S und dem Sampling-Faktor<br />

M ab. Der Schwellwert wurde mit <strong>der</strong> halben, gemittelten Intensität S = 1 〉 des interpolier-<br />

2 〈I(M)<br />

E<br />

ten Bilds I (M)<br />

E (r) ermittelt. Für die Ermittlung eines repräsentativen Mittelwerts 〈I(M)<br />

E 〉 wurde<br />

über einen beleuchteten Eckbereich des interpolierten Bildes ohne Blanker gemittelt, <strong>der</strong> 1% des<br />

Bilds repräsentiert. Unter <strong>der</strong> Schwelle liegende Werte bekamen den Wert 0 (Schatten) und alle<br />

an<strong>der</strong>en den Wert 1 (belichtet) zugeteilt. Damit lag ein überabgetastetes, binäres Bild I (M)<br />

B (r)<br />

vor, welches die scharfen Kanten des Beamblankers aufweist. An dieser Stelle kann nach Thust<br />

eine Fresnel-Beugung <strong>der</strong> Elektronen ausgeschlossen werden [11]. Fresnel-gebeugte Elektronen<br />

würden nämlich in die Schattenbereiche des Blankers fallen und seine tatsächliche Ausdehnung<br />

herabsetzen [42].<br />

Im letzten Schritt wird <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-Anteil <strong>der</strong> MTF in das Referenzbild eingebracht. Dies geschieht<br />

mit dem Down sampling, bei dem die M × M großen Subpixelgruppen zu jeweils einem<br />

50


4.2 Methode zur MTF-Auswertung nach Thust<br />

Pixel mit <strong>der</strong> gemittelten Intensität dieser Subpixelbereiche zusammengefasst werden. Dieses<br />

Vorgehen ist äquivalent mit <strong>der</strong> Faltung des abzutastenden Bildes I(r) mit <strong>der</strong> quadratischen<br />

PSF <strong>der</strong> Pixel aus Abb. 3.5. Der Effekt <strong>der</strong> MTF<strong>CCD</strong> äußert sich dann mit <strong>der</strong> Verschmierung<br />

<strong>der</strong> scharfen Kanten im resultierenden Referenzbild IR(r) (vgl. beide rechte Vergrößerungen<br />

in Abb. 4.3). Das daraus resultierende Referenzbild IR(r) hat nun die gleiche Größe wie das<br />

Kantenbild IE(r) und enthält den wichtigen <strong>CCD</strong>-Anteil <strong>der</strong> MTF nach Gl. 4.1 und Abschn.<br />

3.5.2. Der letzte Schritt ist die Normierung IR(r) auf die größte im Referenzbild vorkommende<br />

Intensität IR,max. Das normierte Referenzbild wird dann mit IS(r) bezeichnet.<br />

4.2.3 Normierung des Kantenbilds<br />

Grundsätzlich wurde das Mikroskop vor <strong>der</strong> Aufnahme <strong>der</strong> Kantenbil<strong>der</strong> so justiert, dass eine<br />

weitest gehend parallele Beleuchtung mit <strong>einer</strong> ebenen Elektronenwelle vorlag. Dennoch lagen<br />

schräge inhomogene Intensitätsverläufe im aufgenommenen Kantenbild IE(r) mit zumeist<br />

kleinen Intensitätsgradienten auf. Verursacht werden diese durch die endliche Ausdehnung <strong>der</strong><br />

Schottky-FEG (s. Abschn. 1.3.1). Um diese zu kompensieren, wurde zunächst <strong>der</strong> Intensitätshintergrund<br />

mit <strong>einer</strong> in Abb. 4.4 dargestellten Ausgleichsebene B(r) berechnet. Dazu wurden die<br />

homogen beleuchteten Bereiche aus dem Kantenbild in 4.4(a) ohne Blanker herangezogen. Die<br />

anschließende Division des aufgenommenen Bildes mit <strong>der</strong> Ausgleichsebene, also Iexp(r) = IE(r)<br />

B(r) ,<br />

führt dann auf das normierte Kantenbild Iexp(r). Die zumeist kleinen Intensitätsgradienten wirk-<br />

y (px)<br />

500<br />

1000<br />

1500<br />

2000<br />

500 1000<br />

x (px)<br />

1500 2000<br />

(a) <strong>CCD</strong>-Aufnahme eines Kantenbilds<br />

des Beamblankers.<br />

y−position (px)<br />

500<br />

1000<br />

1500<br />

2000<br />

500 1000 1500 2000<br />

x−position (px)<br />

8720<br />

8700<br />

8680<br />

8660<br />

8640<br />

Intensity (a.u.)<br />

(b) Aus <strong>der</strong> Hintergrundintensität des<br />

Kantenbilds berechnete Ausgleichsebene.<br />

Abbildung 4.4: (a) zeigt ein typisches Kantenbild des Beamblankers bei <strong>einer</strong> Beschleunigungsspannung<br />

von U = 300kV. Die homogen beleuchteten Bereiche wurden zur <strong>Bestimmung</strong> <strong>einer</strong> Ausgleichsebene verwendet.<br />

(b) zeigt eine Ausgleichsebene, die den unterlegten Intensitätsverlauf angepasst ist. Die Division<br />

des aufgenommenen Kantenbildes mit <strong>der</strong> Ausgleichsebene führt zu s<strong>einer</strong> Normierung. Die gemachten<br />

Aufnahmen hatten allerdings nur geringe Intensitätsgradienten.<br />

ten sich jedoch nicht nennenswert auf die Ergebnisse aus. Große Gradienten hingegen würden<br />

Rampen im Realraum darstellen, die scharfe Kanten an den Bildrän<strong>der</strong>n verursachen würden.<br />

Bei <strong>der</strong> numerischen Berechnung mittels FFT erzeugt <strong>der</strong> FFT-Algorithmus ferner eine künstliche<br />

Periodizität des Bildes, indem an das betreffende Bild identische Kopien angefügt werden [8].<br />

Dadurch treten Artefakte im Spektrum auf, die sich als zu den Bildrän<strong>der</strong>n parallele, horizontale<br />

bzw. vertikale Linien ausdrücken und über das gesamte Spektrum verlaufen (s. z.B. horizontale<br />

Linie in Abb. 4.5(b)). Dies liegt an <strong>der</strong> Fourier-Zerlegung <strong>einer</strong> Stufenfunktion, die nur mit unendlich<br />

vielen Frequenzen rekonstruiert werden kann, also mit dem gesamten Frequenzbereich<br />

51


4 Messung <strong>der</strong> <strong>Modulationstransferfunktion</strong> <strong>der</strong> eingesetzten <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong><br />

| k| → ±∞.<br />

4.2.4 Kosinusfensterfunktion<br />

Ein weitere Ursache für solche spektrale Artefakte ist <strong>der</strong> am rechten Bildrand eingefahrene Blanker,<br />

dessen Halterarm aus dem rechten Bildrand herausgeht (s. Abb. 4.5(a)). Es entsteht damit<br />

eine scharfe Kante, wie bereits in Abschn. 4.2.3 bei <strong>der</strong> Normierung und dem Intensitätgradient<br />

erläutert wurde. Die unendlich scharfe Kante führt im Fall des Blanker-Arms zu einem in Abb.<br />

4.5(b) illustrierten, horizontalen Artefakt im Spektrum, da <strong>der</strong> Blanker in horizontaler Richtung<br />

eine Kante verursacht.<br />

(a) Referenzbild des rechts reinragenden<br />

Beamblankers.<br />

(b) FT des Referenzbildes ohne Fensterfunktion.<br />

Abbildung 4.5: (a) zeigt den Beamblanker, <strong>der</strong> eine scharfe Kante am rechten Bildrand mit den Halterarm<br />

verrusacht. Das führt in (b) zu <strong>einer</strong> dazu senkrechten, horizontal verlaufenden Linie, die durch das<br />

komplette Spektrum geht.<br />

Es war somit zweckmäßig beide Bil<strong>der</strong> IS(r) und Iexp(r) mit <strong>einer</strong> Fensterfunktion F(r) zu<br />

multiplizieren, <strong>der</strong>en stetiger Abfall zu den Bildrän<strong>der</strong>n hin auf 0 führt. Beide Bil<strong>der</strong> IS(r)<br />

52<br />

(a) Mit Kosinusfenster multipliziertes<br />

Referenzbild.<br />

(b) FT des Referenzbildes mit Kosinusfenster.<br />

Abbildung 4.6: In Bild (a) wird mittels des Kosinusfensters eine künstliche Periodizität erreicht. Das<br />

führt in (b) zum Unterdrücken des Fourier-Artefakts (vgl. Abb. 4.5(b)).


4.2 Methode zur MTF-Auswertung nach Thust<br />

und Iexp(r) wurden, wie in Abb. 4.6(a) gezeigt, mit <strong>einer</strong> angehobenen Kosinusfensterfunktion,<br />

kurz Kosinusfenster, F(r) multipliziert. Dabei wurde das Kosinusfenster so gewählt, dass seine<br />

Periodenlänge L <strong>der</strong> Bildkantenlänge entspricht. Das Resultat ist im Spektrum 4.6(b) zu sehen,<br />

in dem kein horizontales Artefakt mehr auftaucht, wie ein Vergleich mit Abb. 4.5(b) zeigt.<br />

Die Multiplikation bedeutet allerdings mit dem Faltungstheorems A.4 eine Faltung des Spektrums<br />

mit <strong>der</strong> FT des Kosinusfensters. So folgt exemplarisch für das Objektspektrum des normierten<br />

Kantenbildes Iexp(r)<br />

F {Iexp(r) · F(r)} = F{Iexp(r)} ⊗ F{F(r)}. (4.2)<br />

Mit Gl. 4.2 wird deutlich, dass die Wahl <strong>der</strong> Fensterfunktion die Bildspektren wesentlich beeinflusst.<br />

Aus dieser Konsequenz heraus wurde sich für die Verwendung eines Kosinusfensters mit<br />

entschieden. Die FT-Korrespondenz ergibt:<br />

F(x) = 1<br />

2 (1 + cos(kminx) und kmin = 1<br />

L<br />

1<br />

2 F{1 + cos(kmin · x)} = 1 1<br />

δ(k) +<br />

2 4 [δ(k + kmin) + δ(k − kmin)]. (4.3)<br />

Im Spektrum des Kosinusfensters bilden sich somit für die kleinste Frequenz kmin zwei hohe<br />

Intensitätsbeiträge (peaks) für jede <strong>der</strong> beiden Raumrichtungen aus. Diese können sich bei <strong>der</strong><br />

Faltung mit den Spektren, z.B. hier mit dem Objektspektrum F{Iexp(r)}, verfälschend auf die<br />

Szintillator-MTF auswirken.<br />

4.2.5 Berücksichtigung von Aliasing<br />

In <strong>der</strong> Literatur [11, 21, 25] wird angeführt, dass sich nicht-ausgeschlossenes Aliasing erhöhend<br />

auf die Szintillator-MTF auswirkt und bei <strong>der</strong> Messung zu unphysikalischen Resultaten führen.<br />

Dies erscheint plausibel, denn das Aliasing benachbarter Spektren (vgl. Abschn. 3.5.2)sorgt für<br />

(a) Randbereich des Referenzspektrums.<br />

Raumfrequenz k y (Nyquist)<br />

−1<br />

−0.5<br />

0<br />

0.5<br />

1<br />

−1 −0.5 0 0.5 1<br />

Raumfrequenz k (Nyquist)<br />

x<br />

(b) Angewendete Aliasing-Maske.<br />

Abbildung 4.7: Die roten Pfeile im Referenzspektrum (a) weisen auf das an den Rän<strong>der</strong>n hereintretende<br />

Aliasing hin. Diese spektralen Bereiche werden in (b) mit <strong>einer</strong> definierten Maske ausgeschlossen.<br />

53


4 Messung <strong>der</strong> <strong>Modulationstransferfunktion</strong> <strong>der</strong> eingesetzten <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong><br />

zusätzliche Signalbeiträge in den auszuwertenden Spektren F{Iexp(r)} und F{IS(r)}. Demzufolge<br />

wird die Teilchenzahlerhaltung verletzt, weil Elektronen in nie<strong>der</strong>frequenten Bereichen<br />

auftreten, die ursprünglich zu Frequenzen oberhalb <strong>der</strong> Nyquist-Grenze gehören.<br />

Im Abschnitt 3.4 wurde überdies deutlich, dass Aliasing-Artefakte durch die Unterabtastung<br />

von scharfen Objektkanten entstehen und für diese die Nyquist-Bedingung kmax ≥ kN nie erfüllt<br />

ist (s. Abschn. 3.5.2), womit das Aliasing unvermeidbar ist. Das Aliasing tritt sowohl im aufgenommenen<br />

Iexp(r) als auch im Referenzbild IS(r) auf, wobei des in Iexp(r) wegen <strong>der</strong> Dämpfung<br />

<strong>der</strong> Szintillator-MTF kaum in Erscheinung tritt. Im Spektrum des Referenzbilds hingegen sind<br />

Aliasing-Signale beobachtbar, wie in Abb. 4.7(a) z.B. anhand <strong>der</strong> Pfeile aufgezeigt wird. Außerdem<br />

ist weiter aus Abschn. 3.5.2 bekannt, dass nur das Aliasing <strong>der</strong> zu den <strong>CCD</strong>-Achsen schräg<br />

verlaufenden Kanten vom Spektrum getrennt betrachtet werden kann. An<strong>der</strong>nfalls überlagern<br />

sich Aliasing und das ursprüngliche Spektrum vollständig, so dass beide Signale nicht voneinan<strong>der</strong><br />

zu unterscheiden sind. Sind die vom Aliasing betroffenen Regionen also vom Spektrum<br />

trennbar, lassen sie sich z.B. mit <strong>einer</strong> in Abb. 4.7(b) definierten Maske ausschließen, womit<br />

sie nicht weiter für die <strong>Bestimmung</strong> <strong>der</strong> MTFs herangezogen werden. Die Aliasing-Maske aus<br />

Abb. 4.7(b) wurde für alle MTF-Auswertungen mit dem Blanker verwendet, da sie die stärksten<br />

Spektralintensitäten des Signals einschließt, welche dem zu den <strong>CCD</strong>-Achsen schräg verlaufenden<br />

Blanker-Arm zugeordnet sind.<br />

Der Nachteil bei Verwendung <strong>einer</strong> Aliasing-Maske besteht jedoch darin, dass, gemessen am<br />

Gesamtspektrum, nur wenige Spektralbereiche explizit für die Auswertung herangezogen werden.<br />

Große Teile des Spektrums werden somit erst gar nicht ausgewertet. Dies gilt v.a. für die<br />

hochfrequenten Spektralbereiche, da dort die Intensitäten <strong>der</strong> Aliasing-Signale am höchsten sind.<br />

Eine weitergehende Untersuchung zum Einfluss von Aliasing findet sich in Abschn. 4.4.<br />

4.2.6 Gewichtung und rotatorischer Mittelwert<br />

Nachdem einige verfäschende Einflüsse und Artefakte im Vorfeld durch verschiedene Methoden<br />

reduziert werden konnten, geht es nun um die konkrete <strong>Bestimmung</strong> <strong>der</strong> Szintillator-MTF. Die<br />

MTFs wird nach Gl. 3.15 aus dem Verhältnis von Objekt- und Referenzspektren erhalten. Mit Gl.<br />

3.17 für die Gesamt-MTF und Gl. 4.1 für das Referenzbild folgt die für die weitere Auswertung<br />

grundlegende Gleichung:<br />

MTFs( k) = F{Iexp(r)}<br />

F{IS(r)} (k) = F{I(r)} · MTFs · MTF<strong>CCD</strong><br />

(<br />

F{I(r)} · MTF<strong>CCD</strong><br />

k) (4.4)<br />

Aus Abschn. 3.4 ist bekannt, dass die MTFs rotationssymmetrisch um den Ursprung des Spektrums<br />

ist. Aus diesem Grund werden im Spektrum Polarkoordinaten ϕ und k eingeführt.<br />

Anhand von Gl. 4.4 kann über die Winkelkoordinate ϕ <strong>der</strong> rotatorische Mittelwert für jede<br />

Raumfrequenz k = | k| gemäß Abb. 4.8 ein MTF-Wert bestimmt werden:<br />

MTFs(k) =<br />

<br />

F{Iexp(r)}<br />

(k, ϕ)<br />

F{IS(r)}<br />

<br />

. (4.5)<br />

ϕ<br />

Dies wird radial durchgeführt, um die Szintillator-MTF in Abhängigkeit <strong>der</strong> Raumfrequenz<br />

k zu erhalten. Für die konkrete Mittelwertbildung ist die Definition von Gewichten w(k, ϕ)<br />

notwendig, die angeben welche Bereiche <strong>der</strong> Spektren wie stark zur Szintillator-MTF beitragen.<br />

Dies geschieht anhand des Referenzspektrums, da dieses ausschließlich vom <strong>CCD</strong>-Anteil <strong>der</strong><br />

MTF beeinflusst ist. Nach Korrespondenz mit Thust orientierte sich die konkrete Definition<br />

54


4.2 Methode zur MTF-Auswertung nach Thust<br />

<strong>der</strong> Gewichte w(ϕ, k) am im Anhang erläuterten und mit Gl. A.5 gegebenen Parseval-Theorem<br />

[22]. Demnach können die Gewichte eines Pixels im Spektrum mit dem Betragsquadrat s<strong>einer</strong><br />

spektralen Intensität |F{IS(r)}(k, ϕ)| 2 festgelegt werden (s. Abb. 4.8). Es folgt also für die<br />

Gewichtung eines Pixels (k,ϕ) im Spektrum:<br />

w(k, ϕ) = |F{IS(r)}(k, ϕ)| 2<br />

<br />

<br />

mit <strong>der</strong> Bedingung w(k, ϕ) = 1. (4.6)<br />

|F{IS(r)}(k, ϕ)| 2<br />

ϕ∈Ω<br />

Es werden somit zunächst alle Betragsquadrate <strong>der</strong> Pixel <strong>einer</strong> Raumfrequenz k im Referenzspektrum<br />

betrachtet und über den gesamten Kreis Ω = [0; 2π] aufsummiert (s. Abb. 4.8). Das<br />

Betragsquadrat <strong>der</strong> spektralen Intensität |F{IS(r)}(k, ϕ)| 2 eines Pixels (k, ϕ) wird dann durch<br />

diese Summe geteilt. Auf diese Weise erhalten die hohen Spektralintensitäten gegenüber den<br />

geringen überproportional hohe Gewichte und bestimmen überwiegend die MTFs.<br />

Nach Thust gibt es nun zwei <strong>Bestimmung</strong>sgleichungen für die MTFs. Die für die Auswertungen<br />

letztlich verwendete ist [11]<br />

MTF (1)<br />

s (k) = <br />

ϕ∈Ω<br />

<br />

F{Iexp(r)}<br />

ℜ (k, ϕ) w(k, ϕ) =<br />

F{IS(r)}<br />

ϕ∈Ω<br />

<br />

F{Iexp(r)}<br />

ℜ (k, ϕ) . (4.7)<br />

F{IS(r)} ϕ<br />

Hier bezeichnet ℜ den Realteil des spektralen Verhältnisses. Mit <strong>der</strong> Projektion auf die reele<br />

Achse wird eine Reduzierung <strong>der</strong> Rauschleistung N2 (k) des komplexen Objektspektrums erreicht,<br />

wodurch diese Größe in <strong>der</strong> Auswertung nicht direkt bekannt sein muss. Die an<strong>der</strong>e<br />

<strong>Bestimmung</strong>sgleichung lautet ferner [11]<br />

<br />

〈|F{Iexp(r)}(k, ϕ)| 2 〉 ϕ − N2 (k)<br />

MTF (2)<br />

s (k) =<br />

〈|F{IS(r)}(k, ϕ)| 2 〉 ϕ<br />

. (4.8)<br />

Bei dieser Auswertungsmethode werden die rotatorischen Mittelwerte 〈·〉ϕ bei<strong>der</strong> Spektren getrennt<br />

vorgenommen. Dafür werden zunächst die Betragsquadrate <strong>der</strong> spektralen Intensitäten<br />

|F{Iexp,S(r)}(k, ϕ)| 2 berechnet, wobei von den spektralen Intensitäten des Objektspektrums<br />

F{Iexp(r)}(k, ϕ) explizit eine von k abhängige Rauschleistung N 2 (k) abgezogen wird. Es muss<br />

damit als Berechnungsgrundlage zunächst eine Rauschleistung N 2 (k) bestimmt werden, bevor<br />

diese Definition verwendet werden kann.<br />

Abbildung 4.8: Der rotatorische Mittelwert wird für jede Raumfrequenz k gebildet, indem zunächst jedem<br />

blauen Pixel auf dem Kreis ein Gewicht zugeordnet wird. Dies wird für alle Frequenzen k ∈ [0; √ 2kN]<br />

radial fortgesetzt. Die Untergrenze des Intervalls k = 0 entspricht dabei dem zentrierten Ursprung des<br />

zweidimensionalen Spektrums und die Obergrenze √ 2kN die Ecken des Spektrums.<br />

55


4 Messung <strong>der</strong> <strong>Modulationstransferfunktion</strong> <strong>der</strong> eingesetzten <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong><br />

4.2.7 Abschätzung <strong>der</strong> Rauschleistung<br />

Für die zweite Auswertungsmethode nach Gl. 4.8 war die konkrete Einbeziehung <strong>der</strong> Rauschleistung<br />

N 2 (k) erfor<strong>der</strong>lich, die, wie die Szintillator-MTF auch, nur vom Betrag <strong>der</strong> Raumfrequenz<br />

k abhängt. Jedes aufgenommene Bild Iexp(r) enthält die in Abschnitt 1.4 aufgezeigten Rauscheigenschaften,<br />

welche insbeson<strong>der</strong>e im Kantenbild als Poisson-verteilt angenommen werden.<br />

Um nun diese Größe im Objektspektrum abzuschätzen, wurde nach Thust als <strong>Bestimmung</strong>skriterium<br />

<strong>der</strong> Rauschleistung N 2 (k) das Referenzspektrum F{IS(r)} betrachtet. Es wurden insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Pixelbereiche aufgesucht, <strong>der</strong>en Spektralintensitäten 0 sind [11]. Diese Pixel, die also<br />

keinen Beitrag zur Szintillator-MTF leisteten, wurden anschließend mit dem gemessenen Objektspektrum<br />

F{Iexp(r)} verglichen. Hatten demnach die gleichen Bereiche (k, ϕ) im Objektspektrum<br />

Spektralintensitäten, wurden diese als Rauschen identifiziert. Wie die Szintillator-MTF<br />

wurde auch die Rauschleistung N 2 (k) rotatorisch gemittelt. Für die Gewichte <strong>der</strong> Rauschleistung<br />

wN(k, ϕ) wurde analog Gl. 4.6 angenommen, wobei nur die Bereiche des Referenzspektrums<br />

ΩN anhand eines Gewichts ausgewertet wurden, für die das obige Kriterium erfüllt war. Alle an<strong>der</strong>en<br />

waren für die Szintillator-MTF relevante Bereiche. Die Rauschleistung berechnete sich<br />

demzufolge mit dem Objektspektrum F{Iexp(r)} zu<br />

N 2 (k) = <br />

ϕ∈ΩN<br />

wN(k, ϕ) · |F{Iexp(r)}(k, ϕ)| 2 . (4.9)<br />

Die praktische Umsetzung dieses Kriteriums war allerdings nicht möglich, da das Referenzspektrum<br />

F{IS(r)} wegen <strong>der</strong> Blanker-Geometrie und dem Aliasing keine verschwindenden Spektralintensitäten<br />

aufwies. Aus diesem Grund wurde ein Schwellwert sN eingeführt, <strong>der</strong> sehr kleine<br />

Spektralintensitäten |F{IS(r)}(k, ϕ)| < sN als Rauschen definiert. Dies kommt <strong>einer</strong> Aufweichung<br />

des obigen Kriteriums gleich.<br />

56<br />

Noise power N 2<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

Noise distribution<br />

Measured noise<br />

0<br />

0 0.5 1 1.5<br />

frequency k (Nyquist)<br />

(a) Frequenzabhängiger Verlauf von N 2 (k)<br />

(Schwellsatz 1%).<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

Modulation Transfer Function<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 1.2 1.4<br />

frequency k (Nyquist)<br />

(b) Resultierende MTF (Schwellsatz 1%).<br />

Abbildung 4.9: Die Abbildungen zeigen das Verhalten für eine Schwelle von 1% des Mittelwertterms<br />

im Referenzspektrum. (a) lässt keinen Rückschluss auf eine Rauschverteilung zu. Zudem liefert dieser<br />

Schwellsatz zu hohes Rauschen, was in (b) mit teilweise auftretenden Nullwerten ab <strong>der</strong> Nyquist-Frequenz<br />

deutlich wird. Bis zur Nyquist-Grenze hingegen zeigt sich eine nur wenig schwankende MTF-Kurve.<br />

Eine Festsetzung des Schwellwertes unterlag keinem Kriterium und war damit willkürlich. Da-


4.3 Auswertung mit Beamblanker-Kantenbil<strong>der</strong>n<br />

her wurde bei <strong>der</strong> Schwellwertvariation das Rauschverhalten und die resultierende MTF-Kurve<br />

nach Gl. 4.8 betrachtet. In den Abbildungen 4.9 ist z.B. das Verhalten für den Schwellwert von<br />

1% des Referenzmaximums (Mitterwertterm im Fourier-Ursprung) mit sN = 1<br />

100 F{IS(r)}max gezeigt.<br />

Die illustrierte MTF-Kurve 4.9(b) lieferte dann ab <strong>der</strong> Nyquist-Frequenz kN stellenweise<br />

Nullwerte, die wegen <strong>der</strong> Wurzel aus Gl. 4.8 von <strong>einer</strong> zu hohen Rauschleistung verursacht wurde.<br />

Das gleiche Rauschverhalten resultierte auch für Schwellsätze bis zu 0, 01%, wobei nur noch<br />

vereinzelt Nullwerte für die MTF-Kurve auftraten. Diese stieg zudem stellenweise wie<strong>der</strong> mit k<br />

an, wie sich dies bereits in Abb. 4.9(b) für Frequenzen von 1, 3kN andeutet. Eine zu hoch gesetzte<br />

Schwelle wie<strong>der</strong>um, führte zur Einbeziehung von für die MTF relevanten Spektralintensitäten<br />

und damit zu <strong>einer</strong> zu hohen Rauschleistung. Es ließ sich damit keine anwendbare Berechnungsgrundlage<br />

für die Rauschleistung N 2 (k) finden, so dass keine verlässlichen MTF-Werte oberhalb<br />

<strong>der</strong> Nyquist-Frequenz mit Gl. 4.8 bestimmt werden konnten. Auch die rotatorisch gemittelte<br />

Rauschleistung aus dem Spektrum <strong>einer</strong> homogen beleuchteten Aufnahme ohne Blanker lieferte<br />

ähnliche Ergebnisse bis zur Nyquist-Grenze. Die Konsequenz dieser Untersuchung war somit<br />

die ausschließliche Verwendung <strong>der</strong> ersten Berechnungsmethode gemäß Gl. 4.7, da diese keine<br />

explizite Kenntnis über die Rauschleistung voraussetzt.<br />

4.3 Auswertung mit Beamblanker-Kantenbil<strong>der</strong>n<br />

Mit Kenntnis <strong>der</strong> Auswertungmethode <strong>der</strong> Szintillator-MTF wurde diese in Matlab nachimplementiert<br />

(s. Aufbau in Anhang A.3). Auf Basis dieses Auswertungsprogramms erfolgte zunächst<br />

die <strong>Bestimmung</strong> <strong>der</strong> Szintillator-MTF <strong>der</strong> Gatan <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> aus Abschn. 1.3.3 anhand von<br />

Kantenbil<strong>der</strong>n des Beamblankers.<br />

4.3.1 Experimentelle Vorarbeiten und Aufnahmen <strong>der</strong> Kantenbil<strong>der</strong><br />

Wie schon in Abschn. 1.4 erläutert, haben die Pixel <strong>der</strong> Detektormatrix verschiedene Systemantworten<br />

bei homogener Beleuchtung, was zu lokalen Intensitätsunterschieden bei den Pixeln führt.<br />

Bevor also die Kantenbil<strong>der</strong> am Mikroskop mit <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> aufgenommen wurden, wurden<br />

zunächst Korrekturbil<strong>der</strong> aufgezeichnet. In diesen wurden ausschließlich homogen beleuchtete<br />

Bereiche ohne Blanker aufgenommen, um die charakteristische Intensitätsverteilung des<br />

<strong>CCD</strong>-Detektors zu messen. Die darauf basierenden Korrekturrechnungen (engl. gain correction)<br />

wurden dann für die anschließenden Aufnahmen <strong>der</strong> Kantenbil<strong>der</strong> automatisiert von <strong>der</strong> Gatan-Software<br />

durchgeführt. Die Belichtungszeiten für die Aufnahmen betrugen stets zwischen<br />

zwei bis zehn Sekunden und wurden so gewählt, dass die Höchstintensitäten etwa zwischen 10 4<br />

und 2 · 10 4 cnts lagen. Auf diese Weise wurde ein gutes Signal-Rausch-Verhältnis (engl. Signalto-noise-ratio<br />

(SNR)) erreicht, ohne dabei die Pixel <strong>einer</strong> zu langen Belichtung auszusetzen.<br />

Auf Grundlage <strong>der</strong> aufgenommenen Kantenbil<strong>der</strong> aus Abb. 4.1 wurden die Kantenpositionen<br />

<strong>der</strong> Referenzbil<strong>der</strong> gemäß Abschn. 4.2.2 mit einem Sampling-Faktor von M = 4 bestimmt,<br />

wobei eine weitere Faktorerhöhung keine abweichenden Ergebnisse lieferte. Des Weiteren wurde<br />

für die Normierung <strong>der</strong> Kantenbil<strong>der</strong> iterativ drei Ausgleichsebenen gemäß Abschn. 4.2.3 an die<br />

Hintergrundintensität angeglichen, um so auch kleinste Intensitätsgradienten auszugleichen.<br />

57


4 Messung <strong>der</strong> <strong>Modulationstransferfunktion</strong> <strong>der</strong> eingesetzten <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong><br />

4.3.2 Ergebnisse<br />

Zunächst wurden die Spektren von 20 Kantenbil<strong>der</strong>n mit <strong>der</strong> in Abb. 4.7(b) gezeigten Aliasing-<br />

Maske ausgewertet und über diese gemittelt, um Schwankungen <strong>der</strong> Einzelmessungen zu reduzieren<br />

(s. Abb. 4.10(a)). Aufgrund dieser definierten Aliasing-Maske, mit <strong>der</strong> die von Rauschen und<br />

Aliasing dominierten Eckbereiche <strong>der</strong> Spektren ausgeschlossen wurden, konnte folglich die MTF<br />

nur bis zur Nyquist-Frequenz kN bestimmt werden. Jedoch war die Kenntnis <strong>der</strong> Szintillator-<br />

MTF bis zu den Ecken des Spektrums (|kN|, |kN|) mit <strong>der</strong> Frequenz k = √ 2kN erfor<strong>der</strong>lich (s.<br />

Abb. 4.8). Daher wurden zudem die Spektren <strong>der</strong> selben Kantenbil<strong>der</strong> ohne Aliasing-Maske ausgewertet,<br />

um diese vollständig zu betrachten und die MTF mit den einbezogenen Aliasing zu<br />

vergleichen (s. Abb. 4.10(b)). Die gemittelte MTF ohne Maske in Abb. 4.10(b) zeigt gegenüber<br />

<strong>der</strong> mit Maske (Abb. 4.10(a)) geringere Schwankungen, wobei eine <strong>Bestimmung</strong> bis zu <strong>einer</strong><br />

Frequenz von √ 2kN möglich war. Allerdings treten starke Oszillationen bei höheren Frequenzen<br />

als 1, 2kN auf, so dass die angepasste MTF-Kurve (rot in Abb. 4.10(b)) bei √ 2kN nahezu auf<br />

Null abfällt.<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

Gemittelte MTF mit Maske<br />

Thust<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

Frequenz k (Nyquist)<br />

(a) Gemittelte MTF (mit Aliasing-Maske).<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

Gemittelte MTF ohne Maske<br />

Angepasste MTF<br />

Thust<br />

0<br />

0 0.5 1<br />

Frequenz k (Nyquist)<br />

(b) Gemittelte MTF (ohne Aliasing-Maske).<br />

Abbildung 4.10: Die gezeigten MTF-Kurven wurden über 20 Kantenbil<strong>der</strong> gemittelt, <strong>der</strong>en Spektren<br />

in (a) mit Aliasing-Maske und in (b) ohne Maske ausgewertet wurden. In (a) konnte daher die MTF<br />

nur bis zur Nyquist-Frequenz kN bestimmt werden. In (b) zeigt die gemittelte MTF ab <strong>einer</strong> Frequenz<br />

von 1,2kN starke Schwankungen, weswegen die angepasste MTF-Kurve in rot bei √ 2kN nahezu auf 0<br />

abfällt. Beide MTF-Kurven weichen bis kN nicht voneinan<strong>der</strong> ab. Im Vergleich: Die von Thust gefundene<br />

Szintillator-MTF (blaue Kurve) ist zwischen 0 und 0,5kN etwas höher und fällt ab ca. 0,5kN stärker ab.<br />

Bis zur Nyquist-Frequenz kN ist in beiden Grafiken aus Abb. 4.10 in blau die von Thust<br />

ermittelte MTF-Kurve dargestellt und ist leicht erhöht im Bereich von 0 bis 0,5kN und fällt ab<br />

etwa 0,5kN etwas stärker ab als die bestimmten MTF-Kurven mit und ohne Aliasing-Maske.<br />

Die Kurvenanpassung für die MTF wurde mit <strong>einer</strong> Überlagerung von Gauß- und Lorentzkurven<br />

realisiert:<br />

NG <br />

MTFfit = ak (ai · e<br />

i=1<br />

<br />

(aj<br />

−(x−bi ) 2<br />

2c2 NL<br />

i + di) +<br />

j=1<br />

b2 j<br />

b2 j + (x − cj) 2 + dj). (4.10)<br />

Der Ansatz für die Kurvenanpassung orientierte sich dabei an Spence [34, S. 279]. Um die<br />

4NG + 4NL + 1 Anpassungskoeffizienten a, b, c, d zu bestimmen, wurde ein bereits in Matlab<br />

58


implementierter Least-square-Algorithmus verwendet.<br />

4.4 Untersuchung des Aliasings mit alternativen Objekten<br />

4.4 Untersuchung des Aliasings mit alternativen Objekten<br />

Die Voraussage und <strong>der</strong> tatsächliche Einfluss von Aliasing steht im Mittelpunkt dieses Abschnitts.<br />

Die bisherigen Ergebnisse anhand des Blankers konnten bis zur Höchstfrequenz √ 2kN<br />

bestimmt werden, jedoch beinhalteten die Messungen auch das Aliasing, was bei hohen Frequenzen<br />

ab 1, 2kN auf unzuverlässige Ergebnisse hindeutete. Um den Einfluss des Aliasings genauer<br />

zu untersuchen und eine optimierte Auswertung <strong>der</strong> Bildspektren zu erreichen, wurden Simulationen<br />

bzgl. an<strong>der</strong>er Objektstrukturen durchgeführt.<br />

4.4.1 Simulationen<br />

Es sollte sich bei alternativen Strukturen um möglichst einfache Geometrien handeln, so dass<br />

<strong>der</strong>en Kanten regelmäßig angeordnet waren. Aus diesen Überlegungen wurde die Form eines<br />

Siemens-Sterns mit regelmäßiger Anordnung s<strong>einer</strong> Segmente eingehend analysiert. Die Segmente<br />

zeigen dabei radial in das Zentrum <strong>der</strong> Sterngeometrie hinein und sind durch einen Außenradius,<br />

in Abb. 4.11(a) z.B. mit 300 px, begrenzt.<br />

y (px)<br />

200<br />

400<br />

600<br />

800<br />

1000<br />

200 400 600<br />

x (px)<br />

800 1000<br />

(a) Form eines Siemens-Sternes. (b) Spektrum des Siemens-Sternes.<br />

Abbildung 4.11: (a) stellt einen simulierten Siemens-Stern mit 32 Segmenten und 16 Kanten dar. Die<br />

Segmente bzw. Kanten haben eine regelmäßige Struktur mit den Winkeln φ = π<br />

16 . Diese spiegelt sich<br />

auch im Objektspektrum in (b) wi<strong>der</strong>. Die Frequenzverläufe laufen radial bis zu den Spektrumrän<strong>der</strong>n bei<br />

Nyquist und überlagern dort mit dem Aliasing benachbarter Spektren (schwarze Pfeile).<br />

Die Analyse beinhaltete zunächst die Simulationen von Siemens-Sternen mit verschiedenen<br />

Segmentanzahlen. Anhand dieser Strukturen konnten die in Abb. 4.11(b) regelmäßig angeordneten<br />

Aliasing-Positionen bestimmt werden. Allerdings zog eine große Segmentanzahl, wie in<br />

Abb. 4.11(a) gezeigt, viele Aliasing-Signale mit sich, die praktisch mit dem kompletten Spektrum<br />

überlagerten (vgl. Abb. 4.11(b)). Infolge dessen wurden Sterne mit wenigen Segmenten<br />

näher untersucht, was schlussendlich auf die Verwendung eines in Abb. 4.12(a) dargestellten<br />

Dreisegment-Sterns führte. Die Aliasing-Artefakte eines Dreisegment-Sterns waren aufgrund <strong>der</strong><br />

59


4 Messung <strong>der</strong> <strong>Modulationstransferfunktion</strong> <strong>der</strong> eingesetzten <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong><br />

y (px)<br />

100<br />

200<br />

300<br />

400<br />

500<br />

600<br />

700<br />

800<br />

900<br />

1000<br />

200 400 600 800 1000<br />

x (px)<br />

(a) Dreisegment-Stern. (b) Spektrum des Siemens-Sternes.<br />

Abbildung 4.12: (a) zeigt einen simulierten Dreisegment-Stern mit drei Kanten, die im entsprechenden<br />

Spektrum (b) auf sechs sich radial ausbreitende Frequenzstränge führt. Das Aliasing verläuft in (b)<br />

hingegen nicht radial und wurde an verschiedenen Stellen mit schwarzen Pfeilen markiert.<br />

schrägen Kantenlagen <strong>der</strong> Segmente nach Abschn. 3.5.2 in Abb. 4.12 leicht zu identifizieren (rote<br />

Pfeile). Ein weiterer wichtiger Punkt waren die starken Signale im Spektrum, die dem tatsächlichen<br />

Objekt- bzw- Referenzspektrum zugeordnet werden konnten. Anhand dieser konnten viele<br />

intensitätshohe, spektrale Bereiche unter Hinzunahme <strong>einer</strong> Aliasing-Maske ausgewertet werden,<br />

wie die Abbildungen 4.13 zeigen. Eine <strong>Bestimmung</strong> <strong>der</strong> MTF oberhalb <strong>einer</strong> Frequenz von kN<br />

war möglich, da die vom Ursprung des Spektrums ausgehenden Frequenzverläufe auch in hochfrequenten<br />

Bereichen vorlagen (s. Grafik 4.13). Für die Anzahl <strong>der</strong> zuverwendenen Segmente<br />

60<br />

−1<br />

−0.8<br />

−0.6<br />

−0.4<br />

−0.2<br />

0<br />

0.2<br />

0.4<br />

0.6<br />

0.8<br />

1<br />

−1 −0.5 0<br />

frequency k (Nyquist)<br />

0.5 1<br />

(a) Aliasing-Maske mit 12 Segmenten.<br />

−1<br />

−0.8<br />

−0.6<br />

−0.4<br />

−0.2<br />

0<br />

0.2<br />

0.4<br />

0.6<br />

0.8<br />

1<br />

−1 −0.5 0<br />

frequency k (Nyquist)<br />

0.5 1<br />

(b) Aliasing-Maske mit 144 Segmenten.<br />

Abbildung 4.13: Die Aliasing-Masken (a) und (b) binden verschiedene Spektralbereiche ein, wobei die<br />

Breite <strong>der</strong> Frequenzkanäle von <strong>der</strong> Segmentanzahl <strong>der</strong> Maske abhängt. Je höher die Segmentanzahl, desto<br />

f<strong>einer</strong> und schmaler <strong>der</strong> betrachtete Spektralbereich, wie in (b) gezeigt.


4.4 Untersuchung des Aliasings mit alternativen Objekten<br />

musste somit ein Kompromiss zwischen vielen und wenigen Segmenten gefunden werden. Viele<br />

Segmente führen auf viele auswertbare Spektralverläufe mit hoher Intensität. Es entstehen dann<br />

jedoch auch viele sich überlagernde Aliasing-Signale, wie Abb. 4.11(b) zeigt, so dass eine geringere<br />

Segmentanzahl zu weniger Aliasing führt. Die Spektren in 4.12(b) und 4.13 dokumentierten<br />

daher eine gute Eignung des Dreisegment-Sterns für weitere Untersuchungen.<br />

4.4.2 Praktische Umsetzung und Aufnahmen des Dreisegment-Sterns<br />

Nachdem die Simulationen neuer Objektstrukturen einen vielversprechenden Ansatz mit dem<br />

Dreisegment-Stern gezeigt haben, ging es nun um die Realisierung. Dafür musste zunächst eine<br />

Möglichkeit gefunden werden, diese Sternstruktur in den Strahlengang des Mikroskops einzuführen.<br />

Dies war für den zuvor verwendeten Beamblanker nicht erfor<strong>der</strong>lich, da dieser bereits<br />

im Mikroskop integriert war. Zu diesem Zweck konnte die in den Strahlengang einfahrbare<br />

(a) Skizzierte Anordnung des IP-Halters am Mikroskop. (b) Präparierter IP-Halter mit zugeschnittenem<br />

Edelstahlblech.<br />

Abbildung 4.14: (a) skizziert die Lage des IP-Halters und <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> im Titan. Mit <strong>der</strong> Sperrung<br />

<strong>der</strong> blauen Druckluftschläuche konnte das Herausfahren des IP-Halters unterbunden werden. (b) zeigt eine<br />

fotografische Aufnahme eines mit <strong>der</strong> Sterngeometrie zugeschnittenden Edelstahlblechs, das in einem IP-<br />

Halter eingesetzt wurde.<br />

Bildspeicherplatten-Halterung verwendet werden, welche die Bildspeicherplatten (engl. Imaging<br />

Plates (IPs)) unterhalb des Fluoreszenzschirms in das Mikroskop einführt (s. Abb. 4.14(a)).<br />

Statt die Halterung mit <strong>einer</strong> dafür vorgesehenen IP zu bestücken, wurde ein in Abb. 4.14(b)<br />

dargestelltes Edelstahlblech mit <strong>der</strong> zugeschnittenen Sternstruktur aus Abschn. 4.4.1 eingesetzt.<br />

Bei <strong>der</strong> Fertigung <strong>der</strong> Sternstruktur aus Abb. 4.14(b) musste die physikalische Ausdehnung <strong>der</strong><br />

<strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> berücksichtigt werden, damit die vollständige Sternform von <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong><br />

erfasst wurde. Zudem wurden im Blech die Halterstege des Sterns parallel zu den Kanten <strong>der</strong><br />

Sternsegmente orientiert, womit keine zusätzlichen Signale im Spektrum vorlagen. Mit <strong>der</strong> Fertigung<br />

des Edelstahlblechs wurde die externe Firma Ferrit-Blechservice aus Bremen beauftragt,<br />

die das Blech mit Wasserstrahltechnik zugeschnitten hat. Dabei mussten verfahrensbedingt<br />

Fertigungstoleranzen von ±0, 2mm in Kauf genommen werden, was bei <strong>der</strong> verwendeten<br />

Pixelauflösung <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> etwa 14 Pixeln entsprach. Diese Fertigungsungenauigkeiten<br />

konnten teilweise mit <strong>der</strong> nachträglich händisch vorgenommenen Entgratung <strong>der</strong> Schnittkanten<br />

mittels Diamantschleifpapier mit Körnungen von wenigen Mikrometern reduziert werden.<br />

Dieses Vorgehen schützte ferner die <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> vor sich von den Kanten ablösenden Metall-<br />

61


4 Messung <strong>der</strong> <strong>Modulationstransferfunktion</strong> <strong>der</strong> eingesetzten <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong><br />

partikeln. Eine anschließende Reinigung mit Azeton und Isopropanol sorgte weiterhin für eine<br />

weitest gehend enfettete Oberfläche, um eine schnelle Evakuierung <strong>der</strong> Projektionskammer zu<br />

gewährleisten.<br />

(a) Verwendete Kugelventile <strong>der</strong> Firma Festo.<br />

(b) <strong>CCD</strong>-Aufnahme <strong>der</strong> Sternstruktur.<br />

Abbildung 4.15: (a) zeigt die Kugelventile, die für die Sperrung <strong>der</strong> Pneumatikschläuche verwendet<br />

wurden. (b) zeigt ein Kantenbild des Dreisegment-Sterns. Die Fertigungstoleranz von umgerechnet 14<br />

Pixeln zeigt sich stellenweise an den Kanten (rote Pfeile), obwohl manuell mit Diamantschleifpapier<br />

nachgeschliffen wurde. Damit ergaben sich experimentell weitere Spektralverläufe.<br />

Im Anschluss konnte <strong>der</strong> in Abb. 4.14(b) präparierte IP-Halter in den IP-Stapel des Mikroskops<br />

eingelegt werden. Nach erfolgter Evakuierung <strong>der</strong> Projektionskammer konnte dann <strong>der</strong><br />

IP-Halter bzw. das Edelstahlblech aus dem IP-Stapel in den Strahlengang des Mikroskops gefahren<br />

werden. Allerdings mussten für eine Aufnahme <strong>der</strong> Sternstruktur mit <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong><br />

sowohl <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> als auch IP-Halter gleichzeitig im Strahlengang sein. Dies wurde jedoch von<br />

<strong>der</strong> Betriebssoftware von Fei und Gatan unterbunden, so dass bei eingeführtem IP-Halter die<br />

<strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> gesperrt wurde. Um also eine Aufnahme <strong>der</strong> Sternstruktur zu realisieren, musste<br />

dieser Schutzmechanismus <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> umgegangen werden. Dazu musste zunächst die<br />

Funktionsweise des Sperrmechanismus bekannt sein. Beim Herausfahren des IP-Halters sendet<br />

die pneumatische Steuereinheit des IP-Stapels ein Signal an die Fei-Software. Erst nach<br />

dessen Registrierung wird die <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> für anschließende Aufnahmen freigegeben. Dieser<br />

Mechanismus konnte auf <strong>der</strong> Rückseite des Titan durch das Sperren <strong>der</strong> Druckluftschläuche<br />

des IP-Stapels mit den in Abb. 4.15(a) illustrierten Kugelventilen realisiert werden (s. auch<br />

blaue Druckluftschläuche in Abb. 4.14(a)). Das Freigabesignal wird beim Öffnen <strong>der</strong> pneumatischen<br />

Ventile von <strong>der</strong> Steuereinheit in jedem Fall gesendet, ungeachtet dessen, ob die Druckluft<br />

tatsächlich ab- bzw. zugeführt wurde. Bei Sperrung <strong>der</strong> Pneumatikschläuche mit den Kugelventilen<br />

verblieb somit die Struktur im Strahlengang, so dass Kantenbil<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Sternstruktur<br />

mit <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> aufgenommen werden konnten (s. Abb. 4.15(b)).<br />

4.4.3 Ergebnisse mit Dreisegment-Siemens-Stern<br />

Nach <strong>der</strong> Fertigung <strong>der</strong> Sternstruktur und dem Einbringen in den Strahlengang wurden mit <strong>der</strong><br />

<strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> 25 Kantenbil<strong>der</strong> <strong>der</strong> in Abb. 4.15(b) gezeigten Sterngeometrie aufgenommen. Bei<br />

62


4.4 Untersuchung des Aliasings mit alternativen Objekten<br />

den Aufnahmen wurde experimentell wie in Abschn. 4.3 vorgegangen.<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

0 0.5<br />

Frequenz k (Nyquist)<br />

1<br />

Gemittelte MTF mit Maske<br />

Angepasste MTF<br />

(a) Auswertung mit Aliasing-Maske.<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

0 0.5<br />

Frequenz k (Nyquist)<br />

1<br />

MTF ohne Maske<br />

Angepasste MTF<br />

(b) Auswertung ohne Aliasing-Maske.<br />

Abbildung 4.16: Ergebnisse <strong>der</strong> MTF-Auswertungen anhand des Dreisegment-Siemens-Sternes (a) mit<br />

und (b) ohne Aliasing-Maske. Beide Auswertungen wurden mit den selben 25 Kantenbil<strong>der</strong>n gemittelt und<br />

weisen nur geringe Schwankungen für Frequenzen oberhalb <strong>der</strong> Nyquist-Frequenz auf (schwarzfarbiger<br />

Verlauf). Die jeweils in rot dargestellten Kurven zeigen die mit Gl. 4.10 angepassten Kurven. Beide<br />

Auswertungsergebnisse unterscheiden sich nur unwesentlich voneinan<strong>der</strong>.<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

MTF mit Maske<br />

MTF ohne Maske<br />

Thust<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 1.2 1.4<br />

Frequenz k (Nyquist)<br />

(a) MTF-Kurven, ausgewertet mit den Spektren des Dreisegment-Sterns.<br />

1<br />

0.95<br />

0.9<br />

0.85<br />

0 0.02 0.04<br />

Frequenz k (Nyquist)<br />

(b) Ausschnitt des nie<strong>der</strong>frequenten<br />

Bereichs von (a).<br />

Abbildung 4.17: Beim Vergleich bei<strong>der</strong> MTF-Kurven, ausgewertet anhand <strong>der</strong> Spektren des Dreisegment-<br />

Sterns mit Aliasing-Maske (schwarz) und ohne (rot), ließen sich keine nennenswerten Unterschiede finden.<br />

Die von Thust ermittelte MTF ist mit schwarzen Strichpunkten aufgetragen und ist gegenüber den<br />

resultierenden MTF-Kurven im nie<strong>der</strong>frequenten Bereich höher und im hochfrequenten Bereich ab ca.<br />

0,5kN nie<strong>der</strong>iger.<br />

Für die <strong>Bestimmung</strong> <strong>der</strong> Kantenposition in den Referenzbil<strong>der</strong>n wurde, abweichend von Abschn.<br />

4.3, eine Subpixelgenauigkeit mit einem Sampling-Faktor von M = 8 angenommen. Die<br />

Auswertung erfolgte sowohl mit als auch ohne Aliasing-Maske. Die verwendete Aliasing-Maske ist<br />

in Abb. 4.13(b) zu sehen. Die ermittelten MTF-Kurven sind in den Abbildungen 4.16 dargestellt.<br />

63


4 Messung <strong>der</strong> <strong>Modulationstransferfunktion</strong> <strong>der</strong> eingesetzten <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong><br />

Grundsätzlich zeigen beide gemittelte MTF-Kurven aus Abb. 4.16 nur geringe Schwankungen,<br />

bis auf Frequenzen zwischen 1, 2kN und √ 2kN. Die dort auftretenden Oszillationen weichen kaum<br />

von einem plausiblen, mittleren Kurvenverlauf ab, wie es hingegen für die MTF des Beamblankers<br />

in Abb. 4.10(b) <strong>der</strong> Fall war. Insgesamt konnte somit auf eine zuverlässige <strong>Bestimmung</strong><br />

<strong>der</strong> MTF geschlossen werden. Die mit Gl. 4.10 angepassten Kurven wichen vernachlässigbar<br />

voneinan<strong>der</strong> ab, was mit Abb. 4.17 dokumentiert wird. Dabei haben die MTF-Kurven bei <strong>der</strong><br />

Nyquist-Frequenz nur einen Wert von ca. 5%, was also <strong>einer</strong> fünf prozentigen Übertragung <strong>der</strong><br />

Ursprungsintensitäten <strong>der</strong> betreffenden Bilddetails entspricht.<br />

Im nie<strong>der</strong>frequenten Bereich, vergrößert in Abb. 4.17(b) dargestellt, unterscheiden sich beide<br />

MTF-Kurven um weniger als 1% voneinan<strong>der</strong>. Dies war auf unterschiedliche Anpassungsparameter<br />

aus Gl. 4.10 zurückzuführen, denn die ausgewerteten MTF-Daten aus den Abbildungen<br />

4.16 zeigen einen nahezu identischen Verlauf. Somit zeigten die Daten eine optimale Anpassung<br />

bei <strong>der</strong> MTF-Kurve, <strong>der</strong>en Auswertung mit <strong>der</strong> Aliasing-Maske erfolgte (schwarze Kurve). Im<br />

Bereich zwischen 0,6 und 1,1kN ist die MTF ohne Aliasing-Maske gegenüber <strong>der</strong> mit um ca.<br />

0,5% leicht erhöht. Insgesamt zeigten sich also keine gravierenden Unterschiede zwischen beiden<br />

Kurven.<br />

4.5 Verifizierung <strong>der</strong> Auswertungsmethode<br />

Die bisher erzielten Ergebnisse standen in guter Überstimmung mit denen von Thust [11]. Da es<br />

sich um die gleiche Auswertungsmethode und die gleiche <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> handelte, wird in diesem<br />

Abschnitt eine alternative, von Van den Broek et al. entwickelte Methode herangezogen [12].<br />

Dieser methodische Vergleich soll die Verlässlichkeit <strong>der</strong> gefundenen Resultate weiter stützen,<br />

so dass eine Fehlerfortführung zu darauf aufbauenden Untersuchungen weitest gehend ausgeschlossen<br />

werden kann. Dabei wurde die Auswertung mit dieser Methode nicht selbst getätigt 1 .<br />

Zunächst wird das grundlegende Prinzip <strong>der</strong> Methode dargelegt und im Anschluss ein Vergleich<br />

zwischen den Ergebnissen angeführt.<br />

Prinzip <strong>der</strong> Methode<br />

Die Methode von Van den Broek et al. nutzt ebenfalls den Ansatz <strong>der</strong> Kantenmethode (vgl.<br />

Abschn. 4.1). Auf Basis eines Kantenbildes IE(r) wird zunächst ein um den Faktor M bikubisch<br />

interpoliertes Binärbild IB(r) mit scharfen Kanten erzeugt. Dies entspricht dem binärem Zwischenbild<br />

aus Abschn. 4.2.2. Mit Hilfe <strong>der</strong> Spektren bei<strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> F{IE(r)} und F{IB(r)} lässt<br />

sich für die Szintillator-MTF ein lineares Gleichungssystem<br />

T · MTFs(k) = F{IE(r)} formulieren. (4.11)<br />

T ist dabei eine Matrixoperation, die sich aus vier nacheinan<strong>der</strong> auszuführenden Matrixmultiplikationen<br />

zusammensetzt:<br />

T = A · F{IB(r)}diag · MTF<strong>CCD</strong>,diag · R. (4.12)<br />

Zuerst wird die gesuchte MTFs mit R zu <strong>einer</strong> rotationssymmetrischen Matrix transformiert.<br />

Der <strong>CCD</strong>-Anteil <strong>der</strong> MTF wird mit <strong>der</strong> Diagonalmatrix MTF<strong>CCD</strong>,diag beschrieben, wobei die<br />

Elemente gemäß Gl. 3.18 berechnet werden. Nach <strong>der</strong> Multiplikation mit <strong>der</strong> Szintillator-MTF<br />

1 Die Auswertung wurde von Dr. W. Van den Broek vom EMAT-Institut <strong>der</strong> Universität Antwerpen durchgeführt.<br />

64


4.5 Verifizierung <strong>der</strong> Auswertungsmethode<br />

liegt die Gesamt-MTF vor, die im Anschluss auf das Spektrum des Binärbilds F{IB(r)}diag<br />

angewendet wird. Die bis zu diesem Punkt ausgeführten Operationen stehen in Analogie zu Gl.<br />

3.17. Die Abtastung mit dem <strong>CCD</strong>-Detektor findet nach Anwendung <strong>der</strong> Gesamt-MTF auf das<br />

Spektrum des Binärbilds statt, womit schlussendlich die Multiplikation mit <strong>der</strong> Matrix A das<br />

Aliasing einbezieht. Dabei werden die vier Quadranten des bis dahin berechneten Bildspektrums<br />

miteinan<strong>der</strong> überlagert [12]. Das Gleichungssystem kann dann mit verschiedenen Methoden wie<br />

<strong>der</strong> Minimierung <strong>der</strong> kleinsten Differenzquadrate gelöst werden.<br />

Es gibt zwei wichtige Unterschiede zwischen <strong>der</strong> Methode von Thust und Van Den Broek et<br />

al. [11, 12]. Bei <strong>der</strong> Methode von Van den Broek et al. ist keine Definition von Gewichten w(k, ϕ)<br />

und keine Aliasing-Maske erfor<strong>der</strong>lich. Damit muss bei <strong>der</strong> Methode von Van den Broek nicht<br />

aktiv in den Auswertungsprozess eingegriffen werden.<br />

Vergleich <strong>der</strong> Methoden<br />

Die Auswertung erfolgte anhand von 16 Kantenbil<strong>der</strong>n des Beamblankers, die am gleichen Mikroskop<br />

mit <strong>der</strong> selben <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> aufgenommen wurden. Abbildung 4.18 zeigt die über 16<br />

Kantenbil<strong>der</strong> gemittelte MTF nach <strong>der</strong> Methode von Van den Broek et al. (magenta farbige<br />

Kurve), die schwarze Kurve zeigt die ermittelte Szintillator-MTF aus Abschn. 4.4 mit Aliasing-<br />

Maske. Die mit dem Siemens-Stern erzielten Ergebnisse aus Abschn. 4.4 weichen von denen<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

0 0.5<br />

Frequenz k (Nyquist)<br />

1<br />

Van den Broek et al.<br />

MTF mit Maske<br />

Abbildung 4.18: Vergleich <strong>der</strong> Ergebnisse für die MTFs aus zwei verschiedenen Methoden: Die magenta<br />

farbige MTF-Kurve zeigt die Originalmessdaten (ohne Kurvenanpassung) über 16 Blanker-Bil<strong>der</strong> nach <strong>der</strong><br />

Methode von Van den Broek et al.. Die Kantenbil<strong>der</strong> wurden mit <strong>der</strong> selben <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> aufgezeichnet.<br />

Die MTF-Kurve nach Van den Broek et al. ist zwischen den Frequenzen 0,5kN und kN um weniger als<br />

1% gegenüber <strong>der</strong> gemessenen MTF aus Dreisegment-Stern mit Aliasing-Maske nach <strong>der</strong> Methode von<br />

Thust erhöht (schwarze Kurve).<br />

dieser Methode im Frequenzbereich von 0, 5kN bis kN um weniger als 1% voneinan<strong>der</strong> ab. Dies<br />

entspricht in etwa dem in Abschn. 4.4 gefundenen Unterschied zwischen <strong>der</strong> MTF-Kurve mit<br />

und ohne Aliasing-Maske. Somit waren insgesamt die gefundenen Abweichungen vernachlässigbar<br />

klein, so dass auch mit dieser Methode ein übereinstimmendes Ergebnis gefunden werden<br />

konnte.<br />

65


4 Messung <strong>der</strong> <strong>Modulationstransferfunktion</strong> <strong>der</strong> eingesetzten <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong><br />

4.6 Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Die ersten MTF-Ergebnisse aus Abschn. 4.3 mit den Kantenbil<strong>der</strong>n des Beamblankers zeigten bis<br />

kN sowohl mit als auch ohne Maske eine gute Übereinstimmung mit <strong>der</strong> von Thust gefundenen<br />

[11]. Dies war zu erwarten, da es sich um eine baugleiche <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> handelt und die gleiche<br />

Auswertungsmethode verwendet wurde. Wie schon aus dem Referenzspektrum 4.7(a) in Abschn.<br />

4.2.5 ersichtlich wurde, bezog die verwendete Aliasing-Maske bereits die Spektralbereiche mit<br />

den höchsten Intensitäten und wenig Aliasing ein. Dies zeigte die Definition an<strong>der</strong>er Masken,<br />

die zusätzliche Bereiche des Objektspektrums o<strong>der</strong> die vollständig an<strong>der</strong>e hochfrequente Spektralbereiche<br />

einschlossen. In beiden Fällen waren die Schwankungen <strong>der</strong> MTF-Kurven deutlich<br />

höher, so dass an<strong>der</strong>e Masken für die Auswertung nicht in Frage kamen. Es traten weiterhin bei<br />

<strong>der</strong> MTF-Auswertung ohne Aliasing-Maske starke Schwankungen ab etwa 1, 2kN auf, so dass<br />

die MTF in diesem Bereich nur unzureichend sicher bestimmt werden konnte. Insgesamt ließen<br />

sich die geringen Diskrepanzen bis zur Nyquist-Frequenz zwischen den ermittelten Kurven<br />

und <strong>der</strong> von Thust mit <strong>der</strong> Herstellung des Szintillators erklären. Dabei besteht <strong>der</strong> Szintillator<br />

hauptsächlich aus einem Phosphormaterial, dessen genaue chemische Zusammensetzung<br />

unbekannt ist.<br />

Die MTF-<strong>Bestimmung</strong> anhand <strong>der</strong> Kantenbil<strong>der</strong> des Dreisegment-Siemens-Sterns in Abschn.<br />

4.4 lieferte darüber hinaus auch im Bereich oberhalb <strong>der</strong> Nyquist-Frequenz eine nur wenig von einem<br />

mittleren Kurvenverlauf abweichende Szintillator-MTF. Beide Auswertungen, mit und ohne<br />

Aliasing-Maske, führten zudem zu vernachlässigbaren Unterschieden bei<strong>der</strong> MTF-Kurven, d.h.<br />

ein Einfluss des Aliasings konnte dabei nicht festgestellt werden. Allerdings wurde wegen ihren<br />

unterschiedlichen Kurvenanpassungsparametern aus Gl. 4.10 die angeglichene MTF-Kurve mit<br />

Aliasing-Maske für die durchgeführten Simulationen verwendet. Die gefundenen MTF-Kurven<br />

weisen bei <strong>der</strong> Nyquist-Frequenz nur noch einen Wert von ca. 5% auf, <strong>der</strong> deutlich unter dem<br />

von Gatan angegebenen Wert von 12% liegt [31]. Dabei wurde nach Angaben von Gatan die<br />

Rauschmethode [24] anstatt <strong>der</strong> Kantenmethode verwendet [31]. Der MTF-Wert bei <strong>der</strong> halben<br />

Nyquist-Frequenz wurde laut Gatan hingegen mit <strong>der</strong> Kantenmethode zu 15% bestimmt,<br />

welcher dem hier ermittelten Wert von ca. 18% gegenüber steht.<br />

Die Tatsache, dass es keine nennenswerten Abweichungen bei <strong>der</strong> unterschiedlichen Behandlung<br />

des Aliasings festgestellt werden konnten, war ein wichtiges Ergebnis, das gegenteiligen Berichten<br />

in <strong>der</strong> Literatur [11, 21, 25] gegenüber steht. Grundsätzlich sollte <strong>der</strong> Einfluss des Aliasing<br />

zu <strong>einer</strong> erhöhten, verfälschten MTF führen [11, 21, 25]. Insbeson<strong>der</strong>e sollten zu den <strong>CCD</strong>-Achsen<br />

parallele Aliasing-Artefakte zum Verschwinden <strong>der</strong> Steigung bei <strong>der</strong> Nyquist-Frequenz führen,<br />

so dass ab dort kein weiterer Abfall <strong>der</strong> Szintillator-MTF verzeichnet würde [22]. Der Grund für<br />

den vernachlässigbaren Unterschied liegt möglicherweise in <strong>der</strong> Geometrie des Siemens-Sterns.<br />

Seine regelmäßige Anordnung führt auf eine Vielzahl von starken und auswertbaren Signalen im<br />

Spektrum. Wegen <strong>der</strong> rotatorischen Mittelwertbildung erhalten diese gleichmäßig angeordneten<br />

Signale eine starke Gewichtung. Das zwischen diesen Signalen, und verstärkt an den Rän<strong>der</strong>n<br />

auftretende Aliasing hat vergleichsweise wenig Intensität, so dass diese nur schwach gewichtet<br />

werden.<br />

Mit <strong>einer</strong> zusätzlichen Verifizierung in Abschn. 4.5 durch die Auswertungsmethode von Van<br />

den Broek et al. ließ sich schließlich das Ergebnis <strong>der</strong> erzielten Szintillator-MTF <strong>der</strong> Gatan<br />

UltraScan1000 <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> weiter festigen. Demzufolge konnte die Szintillator-MTF sehr genau<br />

mit <strong>der</strong> Methode von Thust bestimmt werden und wurde in den durchgeführten HRTEM-<br />

Simulationen einbezogen, wie von Thust gefor<strong>der</strong>t [11].<br />

66


5 Kontrastmessungen an <strong>einer</strong><br />

Gallium-Arsenid-Probe<br />

In diesem Kapitel wird <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> in Abschn. 2.6.1 erläuterten thermisch<br />

diffusen Streuung (TDS) und dem Kontrast in HRTEM-Bil<strong>der</strong>n beleuchtet. Da die TDS<br />

insbeson<strong>der</strong>e bei hohen Streuwinkeln im Beugungsbild überwiegt, wird <strong>der</strong> Kontrast in HRTEM-<br />

Bil<strong>der</strong>n <strong>einer</strong> Gallium-Arsenid (GaAs)-Probe für verschiedene Objektivaperturen (OA) und verschiedene<br />

Dicken bestimmt. Wenn die TDS also den Kontrast beeinflusst, dann muss dieser<br />

Einfluss anhand <strong>der</strong> untersuchten Probendicken von 30 nm, 35 nm und 140 nm nachweisbar<br />

sein.<br />

Mit Hilfe <strong>einer</strong> Mikroskopjustage in Abschn. 5.1 und den Aufnahmen wurden zunächst anhand<br />

verschiedener Methoden die Mikroskopparameter wie <strong>der</strong> Defokus ǫ und die sphärische<br />

Aberrationskonstante Cs sowie die Radien <strong>der</strong> OA in den Abschnitten 5.2 bis 5.4 ermittelt. Die<br />

Messungen wurden an zwei Probenstellen ohne Energiefilterung <strong>der</strong> Elektronen durchgeführt,<br />

wobei die Energiefilterung bei <strong>einer</strong> dritten Probenstelle für den Ausschluss von an Plasmonen<br />

gestreuten Elektronen sorgte. Dies ist beson<strong>der</strong>s mit zunehmen<strong>der</strong> Probendicke von Bedeutung.<br />

Am Kapitelende werden in Abschn. 5.5 die gemessenen Kontraste <strong>der</strong> drei Probenstellen in<br />

Abhängigkeit vom Aperturradius r dargelegt und <strong>der</strong> Kontrast in Hinblick auf die TDS betrachtet.<br />

5.1 Mikroskopjustage und Kompensation von Aberrationen<br />

Um optimale Voraussetzungen für die HR-Aufnahmen zu schaffen, war die Justage des Elektronenstrahls<br />

in <strong>der</strong> Mikroskopsäule und eine aberrationskorrigierte Objektivlinse erfor<strong>der</strong>lich. Die<br />

Korrektur <strong>der</strong> Aberrationen erfolgte mit Hilfe eines Cs-Korrektors, <strong>der</strong> neben <strong>der</strong> sphärischen<br />

Aberration auch an<strong>der</strong>e Linsenfehler wie z.B. Koma ausgleicht. Dies wurde für jede Mikroskopsitzung<br />

erneut durchgeführt. Nachfolgend wird die Justage des Mikroskops, und die Korrektur<br />

<strong>der</strong> Objektivlinsenfehler erläutert.<br />

Justage<br />

Die Ausrichtung des Elektronenstrahls im Mikroskop umfasst drei Einstellungen. Die drei folgenden<br />

Schritte erfolgen iterativ, da die Einstellungen sich gegenseitig beeinflussen können und<br />

erneute Kalibrierungen in <strong>der</strong> Regel notwendig sind.<br />

1. Strahlverschiebung (Beam shift): Die Verschiebung des Elektronenstrahls innerhalb <strong>der</strong><br />

Mikroskopsäule wird mit <strong>einer</strong> Doppeldeflektionsspule bewirkt (s. Abb. 5.1). Die obere Deflektionsspule<br />

kippt den Strahl um einen Winkel γ und die untere Spule kippt anschließend<br />

den Strahl entgegengesetzt um −γ, so dass die Elektronen wie<strong>der</strong> parallel zur optischen<br />

Achse, aber verschoben zu ihrer ursprünglichen Position verlaufen.<br />

67


5 Kontrastmessungen an <strong>einer</strong> Gallium-Arsenid-Probe<br />

2. Pivot-Punkte: Ist die Verkippung des Strahls bei dem unteren Deflektionsspulenpaar<br />

nicht genau <strong>der</strong> Verkippung des oberen Spulenpaars entgegengesetzt, kommt es zu <strong>einer</strong><br />

Strahlneigung, so dass bei wechselnden Kippwinkeln <strong>der</strong> auf den Schirm fokussierte Elektronenstrahl<br />

hin und her wan<strong>der</strong>t. Im Idealfall sollten beide Spulenpaare so aufeinan<strong>der</strong><br />

abgestimmt sein, dass <strong>der</strong> Elektronenstrahl auf den Schirm bei Winkelverän<strong>der</strong>ung stets<br />

auf <strong>der</strong> gleichen Position bleibt (s. Abb. 5.1). Diese Oszillationen finden sowohl in x- als<br />

auch y-Richtung statt und werden mit <strong>der</strong> Regelung <strong>der</strong> Deflektionsspule minimiert.<br />

3. Rotationszentrum: Eine weitere Kalibrierung erfolgt mit <strong>der</strong> Variation des Öffnungswinkels<br />

des Elektronenstrahls über den Objektivlinsenstrom, aus <strong>der</strong> ein divergenter bzw.<br />

konvergenter Strahlkegel resultiert. Dafür wird zunächst eine Probenstelle ausgewählt und<br />

mit wechselndem Aufweiten bzw. Zusammenziehen des Strahls die Vergrößerung <strong>der</strong> Objektivlinse<br />

verän<strong>der</strong>t. Bei Variation des Linsenstroms muss sich die betrachtete Probenstelle<br />

rotationssymmetrisch um die optische Achse vergrößern bzw. verkl<strong>einer</strong>n. Dabei muss<br />

unabhängig vom momentanen Öffnungswinkel <strong>der</strong> Mittelpunkt stets auf <strong>der</strong> gleichen Stelle<br />

bleiben. An<strong>der</strong>falls schwankt <strong>der</strong> Strahl mit variieren<strong>der</strong> Vergrößerung um die optische<br />

Achse.<br />

Kondensorsystem<br />

Doppeldeflektionsspulen<br />

Probe<br />

Strahlverschiebung<br />

Kipppunkt justiert<br />

Kipppunkt dejustiert<br />

Abbildung 5.1: Die aus <strong>der</strong> Strahlverkippung resultierenden Pivot-Punkte sind mit den paarweisen,<br />

durchgezogenen bzw. gepunkteten Pfeilen dargestellt. Die Strahlverschiebung ist mit Hilfe des unteren<br />

Spulenpaars parallel zur optischen Achse ausgrichtet und ist als gepunkteter Einzelpfeil dargestellt [38].<br />

Aberrationen<br />

Das Titan 80-300 ist mit einem Cs-Korrektor ausgestattet [4], mit dem die sphärische Aberration<br />

und alle Linsenfehler bis zur dritten Ordnung, wie z.B. Astigmatismus o<strong>der</strong> Koma<br />

ausgeglichen bzw. auf einen bestimmten Wert eingestellt werden können. Diese Korrektur war<br />

aber nur mit dem Vorliegen <strong>einer</strong> in Grafik 5.2(a) abgebildeten, amorphen Probenstelle und<br />

<strong>der</strong> Betrachtung des zugehörigen Diffraktogramms möglich (Abb. 5.2(b)). Das Auffinden solcher<br />

Stellen war schwierig, da die Probenoberfläche zuvor mit einem nie<strong>der</strong>energetischen Ionenstrahl<br />

von ca. 300 eV bearbeitet und anschließend Sauerstoff-Plasma ausgesetzt wurde, um die Probenoberfläche<br />

zu reinigen. Es konnte für die Justage allerdings die zum Schutze <strong>der</strong> eigentlichen<br />

Probe während <strong>der</strong> Präparation aufgebrachte Platinschicht (Pt-Schicht) verwendet werden (s.<br />

Platinschichten in den Abbildungen 5.5). Problematisch hierbei war, dass <strong>der</strong> amorphe Bereich<br />

sehr dünn sein musste und dass das Platin zum Teil polykristallin vorlag. Daher waren nur<br />

wenige Probenstellen für eine Justage geeignet.<br />

68


(a) Eine amorphe Stelle am oberen Probenrand.<br />

5.1 Mikroskopjustage und Kompensation von Aberrationen<br />

(b) Diffraktogramm <strong>der</strong> amorphen Stelle<br />

mit typischer Ringstruktur.<br />

Abbildung 5.2: Der amorphe Probenbereich (a) hat aufgrund s<strong>einer</strong> nicht-kristallinen Struktur eine<br />

nahezu homogene Frequenzverteilung im Diffraktogramm. Im Diffraktogramm dagegen treten die Übertragungseigenschaften<br />

<strong>der</strong> Objektivlinse als CTF mit einem Ringmuster, wie in Abb. (b) dargestellt, hervor.<br />

(a) Zemlin-Tableau für die Analyse von Aberrationen im Diffraktogramm.<br />

(b) Resultierende Phasenplatte<br />

nach Korrektur <strong>der</strong> Aberrationen.<br />

Abbildung 5.3: (a) zeigt ein erstelltes Zemlin-Tableau, in dem die inneren Diffraktogramme unter einem<br />

Einstrahlwinkel von 9 mrad und die äußeren unter 18 mrad berechnet wurden. Bei Aberrationen folgt eine<br />

starke Abweichung des rotationssymmetrischen Ringmusters im Diffraktogramm. (b) zeigt die aberrationskorrigierte<br />

Phasenplatte mit einem verzerrungsfreien Winkelbereich von 13 mrad (mangenta-farbiger<br />

Kreis). Für größere Winkel lagen weiterhin nicht zu vernachlässigende Aberrationen vor.<br />

69


5 Kontrastmessungen an <strong>einer</strong> Gallium-Arsenid-Probe<br />

Bei <strong>einer</strong> idealen Übertragung <strong>der</strong> Objektivlinse liegen alle Raumfrequenzen homogen im<br />

Spektrum bzw. Diffraktogramm vor. Die homogene Verteilung wird jedoch durch die vorliegende<br />

CTF <strong>der</strong> Objektivlinse dahingehend modifiziert (s. Abschn. 3.2), dass im Diffraktogramm<br />

ihr radialsymmetrischer Verlauf in Form eines in Abb. 5.2(b) illustrierten Ringmusters wie<strong>der</strong>gegeben<br />

wird. Ist eine ausreichende Unterfokussierung eingestellt, zeigen sich viele Ringe im<br />

Diffraktogramm, welche die Oszillationen <strong>der</strong> CTF repräsentieren. Die Aberrationen verursachen<br />

dann eine Verzerrung dieses Ringmusters, weswegen hinreichend viele Ringe vorliegen müssen.<br />

Astigmatismus verzerrt z.B. das Ringmuster im Diffraktogramm elliptisch o<strong>der</strong> hyperbolisch<br />

[33].<br />

Anhand des amorphen Bereichs konnte mit dem Cs-Korrektor ein sogenanntes Zemlin-Tableau<br />

über die Fei-Betriebssoftware automatisiert erstellt werden (s. Abb. 5.3(a)). Dabei werden die<br />

Diffraktogramme des amorphen Bereichs für verschiedene Azimutalwinkel (Rotation um die optische<br />

Achse) mit einem festen Einstrahlwinkel von 18 mrad für die äußeren und 9 mrad für die<br />

inneren Diffraktogramme berechnet. Die verschiedenen Linsenfehler, die eine Verzerrung <strong>der</strong> Diffraktogramme<br />

hervorrufen, wurden durch die wie<strong>der</strong>holte Erstellung eines Zemlin-Tableaus mit<br />

dem Korrektor korrigiert. Dies führte zu einem eingegrenzten Winkelbereich, in dem keine Aberrationen<br />

<strong>der</strong> Objektivlinse mehr auftreten. Dieser Bereich ist in <strong>der</strong> Phasenplatte von Abb. 5.3(b)<br />

mit einem magenta-farbigen Kreis gekennzeichnet. Nach <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> eben erläuterten<br />

Korrekturen ergaben sich für die energiegefilterten Aufnahmen eine Phasenplatte 5.3(b) mit<br />

einem Winkelbereich von 13 mrad und ein Cs-Wert von 15µm. Für die ersten mikroskopischen<br />

Aufnahmen ohne Energiefilterung <strong>der</strong> Elektronen hatte die Phasenplatte einen Winkelbereich<br />

von 18mrad und einen Cs-Wert von −3, 1 µm.<br />

Zonenachsenorientierung<br />

Nach <strong>der</strong> Justage wurde die Probe in [1 0 0]-Zonenachse (ZA) orientiert, so dass das Beugungsmuster<br />

Abb. 2.5(b) gleicht. Dies geschah unter Zuhilfenahme des Hauptreflexes und des nullten<br />

Laue-Kreises (grün markierte Gitterpunkte in Abb. 2.4(b)). Mit <strong>der</strong> schrittweisen Verkippung<br />

<strong>der</strong> Probe wurde nach und nach die Einstrahlrichtung <strong>der</strong> Elektronen k zur Zonenachse parallel<br />

gestellt (Abb. 2.4(b)). Während <strong>der</strong> Variation des Kippwinkels wurde das Beugungsmuster<br />

ohne OA betrachtet. Da die Än<strong>der</strong>ung des Kippwinkels <strong>einer</strong> Verschiebung <strong>der</strong> Ewald-Kugel im<br />

reziproken Gitter entspricht, verringerte sich mit zunehmen<strong>der</strong> Parallelstellung vom Wellenvektor<br />

und ZA <strong>der</strong> Radius des nullten Laue-Kreises bis er vollständig im Hauptreflex verschwand.<br />

Mit <strong>der</strong> zur ZA parallelen Strahlstellung wurde dann das Beugungsmuster in ZA beobachtet.<br />

Eine weitere Hilfestellung zur ZA-Orientierung gaben die Kikuchi-Bän<strong>der</strong>, die die sternartige<br />

Struktur im Beugungsbild aus Abb. 2.5(b) aufweisen, wobei das Zentrum dieses Musters an <strong>der</strong><br />

gleichen Stelle wie <strong>der</strong> (000)-Hauptreflex liegt, wenn die Probe in ZA orientiert ist.<br />

5.2 Dickenprofil und Probenstellenbestimmung<br />

Um eine Kontrastän<strong>der</strong>ung in Abhängigkeit <strong>der</strong> Probendicke zu untersuchen, wurde eine keilförmige<br />

GaAs-Probe verwendet, <strong>der</strong>en schematischer Aufbau in Abb. 5.4(a) gezeigt ist. Eine TEM-<br />

Aufnahme zeigt Grafik 5.4(b). Aufgrund <strong>der</strong> Keilform weist sie ein variierendes Dickenprofil<br />

auf, das im Idealfall von <strong>der</strong> linken Probenkante nach rechts hin linear zunimmt. Dies ist durch<br />

die Farbgebung in Grafik 5.5 kenntlich gemacht, wobei blaue Regionen dünne und rote dicke<br />

Probenbereiche kennzeichnen.<br />

70


5.2 Dickenprofil und Probenstellenbestimmung<br />

(a) Skizze <strong>der</strong> keilförmigen GaAs-Probe. (b) Übersichtsaufnahme GaAs-Probe.<br />

Abbildung 5.4: (a) zeigt eine Skizze <strong>der</strong> Keilprobe. Die Elektronen treten in ZA-Orientierung in die<br />

Probe. (b) zeigt die gesamte GaAs-Probe, wobei <strong>der</strong> untere, linke Kantenbereich untersucht wurde.<br />

Abbildung 5.5: Dicke des untersuchten Probenbereichs, aufgenommen in ZA-Orientierung. Mit Hilfe <strong>der</strong><br />

Abstände si zur linken Kante konnten den Probenstellen Dicken di zugeordnet werden. Die nummerierten<br />

und in weiß gehaltenen Punkte geben die drei nachfolgend untersuchten Stellen mit den Dicken d1 =<br />

30nm, d2 = 140nm und d3 = 35nm an.<br />

71


5 Kontrastmessungen an <strong>einer</strong> Gallium-Arsenid-Probe<br />

Auf die Präparation wird hier nicht weiter eingegangen, da die Probe bereits für vorangegangene<br />

Untersuchungen präpariert wurde und für die hier durchgeführten Messungen somit<br />

zur Verfügung stand. Weiterhin war das Dickenprofil <strong>der</strong> Keilprobe bekannt, was in [1 0 0]-<br />

Zonenachse gemessen wurde 1 . Mittels <strong>der</strong> Keilprobe konnten Messungen an Probenstellen mit<br />

unterschiedlicher Dicke vorgenommen werden, ohne dass dabei mit mehreren Proben im Wechsel<br />

gearbeitet werden musste. Auf das <strong>Bestimmung</strong>sverfahren für die Probendicke wird hier nur<br />

kurz eingegangen. Bei <strong>der</strong> Prozedur wird dem STEM-Signal, d.h. <strong>der</strong> Streuintensität, anhand<br />

<strong>einer</strong> berechneten CT-Matrix eine Dicke zugeordnet. Die CT-Matrix gibt die Streuintensität in<br />

Abhängigkeit von <strong>der</strong> Konzentration (concentration, C) und <strong>der</strong> Dicke (thickness, T) an. Wie<br />

schon in den Abschnitten 1.2 und 2.6.1 erwähnt, ist somit das Signal bei konstanter Konzentration<br />

charakteristisch für die Dicke. Bei <strong>der</strong> Abschätzung <strong>der</strong> Dickenmessgenauigkeit wurde<br />

die Publikation von Rosenauer et al. [52] herangezogen, in <strong>der</strong> für Gallium-Nitrid ein Messfehler<br />

von ±15 nm angegeben wurde [52].<br />

Abbildung 5.6: Die roten Markierungen zeigen die drei untersuchten Probestellen mit den Abständen<br />

s1 = 300nm, s2 = 930nm und s3 = 350nm zur linken Probenkante. Die Aufnahme ist exemplarisch<br />

für die zentrierte Probenstelle 2 dargelegt (rechter Punkt) und führt die an<strong>der</strong>en Stellen zusätzlich auf,<br />

um einen Eindruck von den Probenverlauf zu bekommen. Für jede dieser Stellen wurde eine <strong>der</strong>artige<br />

Übersichtsaufnahme gemacht. Der Kontrast <strong>der</strong> entsprechenden HRTEM-Aufnahme wurde zuvor bei<br />

<strong>einer</strong> Vergrößerung von 3,8·10 5 untersucht.<br />

Darüber hinaus mussten zunächst die Abstände zwischen Probenkante (links in Abb. 5.6)<br />

und den untersuchten Probestellen bestimmt werden. Diese Abstände müssen dann auf das<br />

separat vorliegende Dickenprofil aus Abb. 5.5 übertragen werden. Eine Rotation um wenige<br />

Winkelgrade zwischen den Aufnahmen und dem Dickenprofil vergrößerte mit <strong>der</strong> Übertragung<br />

des Kantenabstands weiter den Dickenfehler (s. Abb. 5.6). Als Folge konnte <strong>der</strong> Abstand nur<br />

mit <strong>einer</strong> Sicherheit von ±15 nm bestimmt werden, was etwa eine weitere Dickenungenauigkeit<br />

von ±2 nm mit sich zog. Insgesamt wurde für die Dickenmessung eine Genauigkeit von ±15 nm<br />

angenommen.<br />

1 Die HAADF-STEM-Messung wurde freundlicherweise von Dr. M. Schowalter zur Verfügung gestellt.<br />

72


5.3 Radien <strong>der</strong> Objektivaperturen<br />

Mit Hilfe des Dickenprofils aus Abb. 5.5 wurden drei Probenstellen mit den Dicken d1 = 30 nm,<br />

d2 = 140 nm und d3 = 35 nm ausgewählt, die in <strong>der</strong> Aufnahme 5.6 nummeriert mit roten Punkten<br />

dargestellt werden.<br />

Anhand des aufgenommenen HRTEM-Bilds konnte zunächst nicht auf die Position <strong>der</strong> untersuchten<br />

Stelle geschlossen werden. Deswegen wurde die Position nach <strong>der</strong> Aufnahme nicht<br />

verän<strong>der</strong>t und anschließend eine Übersichtsaufnahme mit geringerer Vergrößerung gemacht, wie<br />

exemplarisch in Abb. 5.6 gezeigt ist. Die gesuchte Probenstelle befand sich dabei in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong><br />

Aufnahme, womit <strong>der</strong> Abstand zwischen Probenkante und untersuchter Stelle bestimmt werden<br />

konnte. Es wurden insgesamt drei Stellen betrachtet, für die jeweils eine 2, 196 µm × 2, 196 µm<br />

große Übersichtsaufnahme gemacht wurde. Die an<strong>der</strong>en beiden Probenstellen mit den Markierungen<br />

1 und 3 sind <strong>der</strong> Übersichtlichkeit halber auch in Abb. 5.6 dargestellt. Auf diese Weise<br />

lassen sich die Stellen zueinan<strong>der</strong> in Bezug setzen.<br />

5.3 Radien <strong>der</strong> Objektivaperturen<br />

Neben <strong>der</strong> Kontrastbestimmung für verschiedene Dicken steht insbeson<strong>der</strong>e die Abhängigkeit<br />

des Kontrasts vom Radius <strong>der</strong> Objektivapertur r im Mittelpunkt <strong>der</strong> Untersuchungen. Denn die<br />

TDS aus Abschn. 2.6.1 ist beson<strong>der</strong>s zu hohen Streuwinkeln dominant, so dass mit zunehmendem<br />

Aperturradius mehr thermisch diffus gestreute Elektronen als Hintergrundintensität zum<br />

HRTEM-Bild beitragen. Hinsichtlich <strong>der</strong> TDS konnten im Titan drei Aperturen mit verschiedenen<br />

Radien ausgewählt werden, <strong>der</strong>en Radien anhand <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> aufgenommenen<br />

Beugungsbil<strong>der</strong> bestimmt wurden (s. Abb. 5.7). Damit konnte je<strong>der</strong> Objektivapertur ein reziproker<br />

Bereich zugeordnet werden, <strong>der</strong> durch den reziproken Aperturradius r vorgegeben war<br />

und die außerhalb liegenden Bereiche des Beugungsbildes ausblendet. Mit Hilfe des Ausblendens<br />

konnte also untersucht werden, inwiefern sich die TDS im Beugungsbild auf den Kontrast in <strong>der</strong><br />

HRTEM-Aufnahme auswirkt.<br />

(a) r1 = 4, 2 nm −1 . (b) r2 = 7, 1 nm −1 . (c) r3 = 14, 8 nm −1<br />

Abbildung 5.7: Die Beugungsbil<strong>der</strong> von GaAs in [100]-ZA zeigen die drei verwendeten Objektivblenden<br />

mit den reziproken Radien 4,2nm −1 (a), 7,1nm −1 (b) und 14,8nm −1 (c). Bei den Aufnahmen wurde<br />

auf eine kurze Belichtungszeit geachtet, da eine zu starke Intensität <strong>der</strong> Punktreflexe den Szintillator <strong>der</strong><br />

<strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> beschädigt.<br />

Es ergaben sich mit den Aufnahmen 5.7 die Aperturradien r = 4, 2 nm −1 , 7, 1 nm −1 und<br />

14, 8 nm −1 . Der Messfehler ließ sich zu ∆r = ±0,3 nm −1 abschätzen. Diese Messungenauigkeit<br />

konnte für die in Kap. 6 folgenden Simulationen relevant werden, da eine simulierte Apertur<br />

73


5 Kontrastmessungen an <strong>einer</strong> Gallium-Arsenid-Probe<br />

(a) Simulierte Apertur 6, 8nm −1 .(b) Simulierte Apertur 7, 1nm −1 .(c) Simulierte Apertur 7, 4 nm −1 .<br />

Abbildung 5.8: (a), (b) und (c) zeigen die Beugungsbil<strong>der</strong> eines in [100]-ZA orientierten, simulierten<br />

GaAs-Kristalls mit 140 nm Dicke und den Aperturen 6,8nm −1 , 7,1nm −1 und 7,4nm −1 . Diese ergaben<br />

sich aus <strong>der</strong> Fehlerabschätzung ±0,3nm −1 . Die simulierte Apertur von 7,1nm −1 in (b) zeigt, dass mehr<br />

Reflexe als bei <strong>der</strong> gemessenen in Abb. 5.7(b) zum Bild beitragen. (a) stimmte hingegen mit 5.7(b)<br />

überein, so dass diese für die Simulationen angenommen wurde.<br />

von 7, 1 nm −1 mehr Reflexe einbezieht als experimentell im Beugungsbild vorliegen. Dies zeigt<br />

sich in Abb. 5.7(b) für 7, 1 nm −1 , indem sich am rechten, unteren Aperturrand helle Schimmer<br />

<strong>der</strong> benachbarten Reflexe andeuten. Diese Reflexe würden ggf. zu den simulierten Bil<strong>der</strong>n beitragen<br />

und zu fehlerhaften Vergleichen mit <strong>der</strong> HR-Aufnahmen führen. Dies ist exemplarisch<br />

für die Aperturen 7, 1 nm −1 und 7, 4 nm −1 in Abb. 5.8 gezeigt. Daher wurden die ermittelten<br />

und die theoretisch in den Simulationen angenommenen Aperturradien in den Abbildungen 5.8<br />

miteinan<strong>der</strong> verglichen.<br />

Die Betrachtungen <strong>der</strong> simulierten Aperturen 5.8(a) und 5.8(c) mit <strong>der</strong> experimentell gefundenen<br />

aus Abb. 5.7(b) führten zu <strong>der</strong> Verwendung eines Aperturradius von 6, 8 nm −1 statt<br />

7, 1 nm −1 , was aus <strong>der</strong> guten Übereinstimmung von 5.8(a) und 5.7(b) folgte.<br />

Für die Aufnahme <strong>der</strong> Beugungsmuster werden kurze Belichtungszeiten <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong><br />

eingestellt, da sonst aufgrund <strong>der</strong> hellen Punktreflexe die Szintillationsschicht <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong><br />

aus Abschn. 1.3.3 beschädigt wird.<br />

5.4 <strong>Bestimmung</strong> des Defokus<br />

Abschnitt 3.2 hat gezeigt, dass <strong>der</strong> Kontrast in HR-Aufnahmen maßgeblich von <strong>der</strong> CTF <strong>der</strong><br />

Objektivlinse abhängt. Die Abbildung wird also durch den Cs-Wert und den Defokus ǫ bestimmt,<br />

wobei die geringe sphärische Aberration mit Cs = −3, 1µm <strong>der</strong> ersten Probenstelle nur einen<br />

geringen Einfluss hatte. Folglich wird sich in diesem Abschnitt mit <strong>der</strong> genauen <strong>Bestimmung</strong><br />

von ǫ beschäftigt, um mit diesen in Kap. 6 vergleichbare Simulationen durchzuführen. Da <strong>der</strong><br />

Schwerpunkt <strong>der</strong> Arbeit auf die <strong>Bestimmung</strong> <strong>der</strong> MTF aus Kap. 4 gesetzt ist, konnte nur für<br />

die erste Probenstelle aus Abschn. 5.2 <strong>der</strong> Fokus ausreichend genau bestimmt werden.<br />

Zur <strong>Bestimmung</strong> des Defokus wurden mit Hilfe <strong>der</strong> Fei-Betriebssoftware des Titan Fokusserien<br />

automatisiert aufgezeichnet, d.h. eine Serie von HRTEM-Bil<strong>der</strong>n mit abnehmenden Defokus<br />

bei konstanter Schrittweite. Für eine Serie konnte somit die Schrittweite, mit <strong>der</strong> <strong>der</strong> Defokus<br />

von Bild zu Bild heruntergesetzt wird, und die Bildanzahl eingestellt werden. Für die Erstel-<br />

74


Rel. defocus (nm)<br />

20<br />

10<br />

0<br />

−10<br />

X: 19<br />

Y: −16.1<br />

−20<br />

0 5 10 15 20<br />

Image number<br />

(a) Serie für OA r2 = 7, 1nm −1 .<br />

Rel. defocus (nm)<br />

20<br />

10<br />

0<br />

−10<br />

−20<br />

5 10 15 20<br />

Image number<br />

(b) Serie für OA r3 = 14, 8 nm −1 .<br />

Rel. defocus (nm)<br />

5.4 <strong>Bestimmung</strong> des Defokus<br />

20<br />

10<br />

0<br />

−10<br />

−20<br />

0 5 10 15 20<br />

Image number<br />

(c) Serie ohne OA (r3 → ∞).<br />

Abbildung 5.9: Die Diagramme zeigen den Defokus-Verlauf über die einzelnen Serienbil<strong>der</strong> (blaue Punkte).<br />

Der Defokus verringert sich dabei von Bild zu Bild in 2nm-Schritten. Alle drei Serien sind für die<br />

dünne Probenstelle mit 30 nm und die Aperturen 7,1nm −1 , 14,8nm −1 und ohne Apertur erstellt worden.<br />

Die grünen Geraden sind die Ergebnisse <strong>der</strong> Ausgleichsrechnungen.<br />

lung <strong>einer</strong> Serie am Mikroskop wurde zunächst <strong>der</strong> augenscheinlich geringste Phasenkontrast im<br />

HRTEM-Bild gesucht, was dann bei einem kleinen Cs-Wert von −3, 1 µm etwa einem Defokus<br />

ǫ ≈ 0 entspricht und damit dem Fokus f (s. Abschn. 3.2). Eine Serie mit <strong>einer</strong> Defokusschrittwei-<br />

te von −2nm bestand aus 20 HRTEM-Bil<strong>der</strong>n. Weiter wurde für die Fokusserien ein Startdefokus<br />

Bild<br />

von 19 nm gewählt, wie aus Grafik. 5.9 zu entnehmen ist, womit das zentrale Serienbild den zuvor<br />

abgeschätzten Fokus f enthält.<br />

Nach Abschätzung des Fokus f musste für jede Objektivapertur eine Fokusserie aufgenommen<br />

werden. Daher wurden insgesamt drei Fokusserien erstellt, da die Konstrastabhängigkeit<br />

mit den Aperturradien r2 = 7, 1 nm−1 und r3 = 14, 8 nm−1 sowie ohne Apertur r4 → ∞ untersucht<br />

werden sollte2 (s. Abschn. 5.3). Im Anschluss wurden die Fokusserien mit dem TrueImage-<br />

Programm3 <strong>der</strong> Firma Fei ausgewertet [53]. Neben <strong>der</strong> am Mikroskop aufgezeichneten Fokusserien<br />

und an<strong>der</strong>en Parametern wurden dem TrueImage-Programm die Größen Cs = −3, 1 µm<br />

und <strong>der</strong> Semikohärenzwinkel α = 0, 2 mrad übergeben. Dieses Programm wird eigentlich zur<br />

<strong>Bestimmung</strong> <strong>der</strong> OAWF von dünnen Probenstellen verwendet. Dies wird hier nicht versucht,<br />

lediglich die Defoki werden bestimmt, da die Probenstellen für eine Rekonstruktion zu dick sind.<br />

Anhand <strong>der</strong> Rekonstruktionsdaten von TrueImage wurde dann für jede Serie eine Ausgleichsgerade<br />

<strong>der</strong> Defoki in Abhängigkeit <strong>der</strong> Bildnummer berechnet, die in den Abbildungen 5.9 in grün<br />

dargestellt ist. Beim Nulldurchgang <strong>der</strong> Geraden befindet sich dann <strong>der</strong> Fokus f. Mit Hilfe <strong>der</strong><br />

nummerierten Bil<strong>der</strong> und dem Fokus f wurde aus je<strong>der</strong> Serie ein HR-Bild mit dem zu f relativen<br />

Defokus -16nm ausgewählt, was gemäß den Ausgleichsgeraden in Abb. 5.9 dem absoluten<br />

Defokus ǫ = −16 nm entsprach. Dieser Wert wurde somit für die vergleichenden Simulationen<br />

in Kap. 6 für eine Probendicke von 30 nm angenommen.<br />

Grundsätzlich musste am Mikroskop aufgrund <strong>der</strong> z.T. instabilen OA-Positionen und des<br />

Probendrifts schnell gearbeitet werden. Beim Drift wan<strong>der</strong>te die Probe an Stellen mit an<strong>der</strong>er<br />

kristallographischer Orientierung. Diese Effekte machten sich insbeson<strong>der</strong>e beim Arbeiten mit<br />

2 Der Einfluss <strong>der</strong> kleinsten Apertur mit r1 = 4, 2nm −1 wurde nicht weiter untersucht, da diese zu wenige Reflexe<br />

enthält.<br />

3 Auf eine ausführliche Behandlung mit dem Umgang dieses Programms wird an dieser Stelle verzichtet, da seine<br />

Anwendung nur am Rande <strong>der</strong> Arbeit geschah.<br />

X: 20<br />

Y: −19.36<br />

75


5 Kontrastmessungen an <strong>einer</strong> Gallium-Arsenid-Probe<br />

<strong>der</strong> kleinen Objektivapertur aus Abb. 5.7(b) bemerkbar, da nur wenige Reflexe vorlagen. Da die<br />

drei Fokusserien innerhalb einiger Minuten aufgenommen wurden, wurde folglich regelmäßig das<br />

Beugungsbild überprüft. Mit Hilfe <strong>der</strong> Ausgleichsgeraden konnte kontrolliert werden, ob sich außerdem<br />

<strong>der</strong> Defokus im Zeitraum <strong>der</strong> Serienaufnahmen signifikant verän<strong>der</strong>t hatte. Dabei wurden<br />

die Steigungen mi und Ordinatenabschnitte y0,i aus den Ausgleichsrechnungen ausgewertet und<br />

in Tab. 5.1 dargelegt. In <strong>der</strong> zweiten Zeile von Tab. 5.1 fallen die Werte für die Objektivapertur<br />

Aperturradius r (nm −1 ) Steigung m ( nm<br />

Bild ) Ordinatenabschnitt y0 (nm)<br />

7,1 -2,07 22,11<br />

14.8 -1,93 20,59<br />

∞ -2,04 22,08<br />

Tabelle 5.1: Übersicht <strong>der</strong> linearen Ausgleichsrechnungen für die Probenstelle d1 = 30nm und verschiedene<br />

Aperturen r. Die Parameter <strong>der</strong> Ausgleichsgeraden m und y0 geben einen Hinweis auf die zeitliche<br />

Stabilität des Defokus, da die Fokusserien über einige Minuten aufgezeichnet wurden. Grundsätzlich sollte<br />

<strong>der</strong> Defokus für eine Dicke und unabhängig von <strong>der</strong> Apertur konstant für alle drei Fokusserien bleiben.<br />

Der Vergleich <strong>der</strong> Zeilen zeigt, dass dies weitest gehend gewährleistet war.<br />

mit dem Radius r3 = 14, 8 nm −1 auf, da diese etwas stärker von den an<strong>der</strong>en beiden Radien<br />

abweichen. Dies geschah wegen <strong>einer</strong> längeren Pause zwischen dieser und den an<strong>der</strong>en beiden<br />

Fokusserien. Dennoch konnte aus den Ergebnissen auf einen weitest gehend stabilen Defokus<br />

mit geschlossen werden.<br />

Aus Zeitgründen konnten keine zusätzlichen Fokusserien mehr für die zweite Probenstelle<br />

aufgenommen werden. Auch in <strong>der</strong> zweiten Sitzung, in <strong>der</strong> die energiegefilterten Aufnahmen für<br />

die dritte Stelle gemacht wurden, konnte aus Zeitmangel keine Fokusserie erstellt werden. Dies<br />

lag an <strong>der</strong> Justage <strong>der</strong> Objektivlinse und <strong>der</strong> zeitaufwändigen Kalibrierung des Energiefilters.<br />

Da die Defoki für die zweite und dritte Probenstelle unbekannt waren, konnte kein direkter<br />

Vergleich mit den Simulationen in Kap. 6 erfolgen. Dennoch konnte im Weiteren <strong>der</strong> Kontrast<br />

für die verschiedenen Aperturen untersucht und sein experimenteller Verlauf dargelegt werden,<br />

da für jede Probenstelle einzeln <strong>der</strong> Defokus für die drei verwendeten Aperturen jeweils nahezu<br />

konstant blieb, wie für die erste Probenstelle gezeigt werden konnte.<br />

5.5 Ergebnisse und Diskussion <strong>der</strong> experimentellen<br />

Kontrastuntersuchungen<br />

Alle vorangegangenen Abschnitte dieses Kapitels befassten sich mit <strong>der</strong> <strong>Bestimmung</strong> aller relevanten<br />

Größen samt Fehlerabschätzung. Diese waren für die in Kap. 6 durchgeführten Simulationen<br />

notwendig. Dieser Abschnitt enthält die abschließenden Kontrastbestimmungen <strong>der</strong> in<br />

Abb. 5.10 gezeigten HRTEM-Aufnahmen <strong>der</strong> drei in Abschn. 5.2 bestimmten Probenstellen.<br />

Im Mittelpunkt steht dabei die Abhängigkeit des Kontrasts vom Aperturradius r und sein Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> im Beugungsbild vorliegenden TDS aus Abschn. 2.6.1, da diese für große<br />

Streuwinkel gegenüber den Bragg-Reflexen überwiegt.<br />

Die erste Zeile aus Abb. 5.10 repräsentiert die erste Probenstelle mit d1 = 30 nm und den<br />

Aperturradien 5.10(a) 7, 1 nm −1 , 5.10(b) 14, 8 nm −1 bzw. 5.10(c) ohne Apertur. Die zu den<br />

Bil<strong>der</strong>n beitragenden Elektronen wurden nicht energiegefiltert, so dass auch an Plasmonen gestreute<br />

Elektronen enthalten sind. Für kleine Aperturen sind die Strukturen in den Aufnahmen<br />

76


y (nm)<br />

y (nm)<br />

y (nm)<br />

28<br />

28.5<br />

29<br />

29.5<br />

30<br />

30.5<br />

31<br />

31.5<br />

15.5<br />

16<br />

16.5<br />

17<br />

17.5<br />

2<br />

2.5<br />

3<br />

3.5<br />

4<br />

5.5 Ergebnisse und Diskussion <strong>der</strong> experimentellen Kontrastuntersuchungen<br />

26 27 28<br />

x (nm)<br />

(a)<br />

15.5 16 16.5 17<br />

x (nm)<br />

(d)<br />

2 3 4<br />

x (nm)<br />

(g)<br />

y (nm)<br />

y (nm)<br />

y (nm)<br />

31<br />

31.5<br />

32<br />

32.5<br />

33<br />

33.5<br />

34<br />

34.5<br />

15.5<br />

16<br />

16.5<br />

17<br />

17.5<br />

4<br />

4.5<br />

5<br />

5.5<br />

6<br />

28 29 30<br />

x (nm)<br />

(b)<br />

14 14.5 15 15.5<br />

x (nm)<br />

(e)<br />

6.5<br />

3 4 5<br />

x (nm)<br />

(h)<br />

y (nm)<br />

y (nm)<br />

y (nm)<br />

25.5<br />

26<br />

26.5<br />

27<br />

27.5<br />

28<br />

28.5<br />

29<br />

15.5<br />

16<br />

16.5<br />

17<br />

17.5<br />

0.5<br />

1<br />

1.5<br />

2<br />

2.5<br />

25 26 27 28<br />

x (nm)<br />

(c)<br />

16.5 17 17.5 18<br />

x (nm)<br />

(f)<br />

0.5 1 1.5 2 2.5<br />

x (nm)<br />

Abbildung 5.10: HR-Aufnahmen <strong>der</strong> untersuchten Probendicken für die Aperturradien 7,1nm −1 (linke<br />

Spalte mit (a), (d) und (g)) und 14,8nm −1 (mittlere Spalte mit (b), (e) und (h)) sowie in <strong>der</strong> rechten<br />

Spalte mit (c), (f) und (i) komplett ohne Apertur. Die obere Zeile zeigt die Aufnahmen für 30nm dicke<br />

mit mit Defokus −16nm bzw. die mittlere Reihe für Probendicke 140nm mit unbekanntem Defokus<br />

(beide Reihen ohne Energiefilterung). Die untere Zeile repräsentiert die plasmonengefilterten Aufnahmen<br />

bei Probendicke 35nm und ebenfalls unbekanntem Defokus.<br />

deutlicher zu erkennen als für größere Aperturradien, was <strong>der</strong> Reduzierung des Kontrasts nach<br />

Abschn. 3.1 entspricht. Der gleiche Verlauf zeigte sich auch für die Kontraste <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en beiden<br />

Probenstellen. Tabelle 5.2 fasst die Ergebnisse <strong>der</strong> Kontrastberechnungen nach Gl. 3.2 für<br />

alle drei Probenstellen in Abhängigkeit vom Aperturradius r und <strong>der</strong> Probendicke d zusammen.<br />

Aus <strong>der</strong> Auswertung in Tab. 5.2 geht hervor, dass <strong>der</strong> Kontrast c mit steigendem Aperturradius<br />

abnimmt, was sich für alle untersuchten Probenstellen bestätigt hat. Insbeson<strong>der</strong>e sind die be-<br />

(i)<br />

77


5 Kontrastmessungen an <strong>einer</strong> Gallium-Arsenid-Probe<br />

Apertur r (nm −1 ) d1 = 30nm d2 = 140nm d3 = 35nm<br />

7,1 0,18 0,08 0,70<br />

14,8 0,14 0,06 0,37<br />

∞ 0,10 0,04 0,27<br />

Tabelle 5.2: Die Tabelle fasst die Kontraste c für verschiedene Aperturradien r und Dicken d zusammen.<br />

Die ersten beiden Probenstellen wurden mit ungefilterten HR-Aufnahmen und die dritte Probenstelle mit<br />

energiegefilterten Aufnahmen ausgewertet. Der Kontrast <strong>der</strong> dritten Probenstelle hebt sich deutlich von<br />

den an<strong>der</strong>en beiden ab, was auf den Einfluss <strong>der</strong> Plasmonen hindeutet. Insgesamt sinkt <strong>der</strong> Kontrast mit<br />

zunehmendem Aperturradius.<br />

rechneten Kontrastwerte <strong>der</strong> dritten Probenstelle mit 35 nm Dicke, in denen nur energiegefilterte<br />

Elektronen betrachtet wurden, deutlich höher als die <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Probenstellen (s. letzte Spalte<br />

von Tab. 5.2). Dies weist auf einen starken Einfluss <strong>der</strong> Plasmonen hin, auch wenn die drei<br />

Probenstellen aufgrund <strong>der</strong> unbekannten Defoki nicht direkt miteinan<strong>der</strong> vergleichbar waren.<br />

Aus theoretischen Überlegungen heraus, schlagen sich die an Plasmonen gestreuten Elektronen<br />

bei dickeren Probenstellen stärker nie<strong>der</strong>, da eine verstärkte Wechselwirkung <strong>der</strong> Elektronen<br />

mit <strong>der</strong> Probe zu erwarten ist. Die hierbei auftretenden Energieverluste zerstören die Interferenzfähigkeit<br />

<strong>der</strong> eingestrahlten Elektronen so, dass diese nicht mehr zum HRTEM-Muster im<br />

Bild beitragen. Demzufolge sollten künftige Untersuchungen bzgl. thermisch diffus gestreuter<br />

Elektronen mit energiegefilterten Elektronen erfolgen, um diesen Effekt auszuschließen.<br />

Die grundsätzliche Kontrastabnahme mit größer werden<strong>der</strong> Objektivapertur ließ sich mit<br />

<strong>der</strong> immer stärker vor<strong>der</strong>gründig werdenden Hintergrundintensität, verursacht durch die TDS-<br />

Beiträge im Beugungsbild, erklären [17, 18]. Die großen Aperturradien bezogen nach Abschn.<br />

2.6.1 die v.a. bei großen Streuwinkeln auftretenden TDS-Elektronen zunehmend mit ein, so dass<br />

sich die Hintergrundintensität in den HR-Bil<strong>der</strong>n entsprechend erhöht [17, 18]. Damit führte<br />

die Verwendung von kleinen Aperturen zum Ausblenden <strong>der</strong> zu hohen Winkeln thermisch diffus<br />

gestreuten Elektronen, was somit einen höheren Kontrast zur Folge hatte. Dieses Ergebnis untermauert<br />

also die Annahme von Van Dyck, dass eine <strong>der</strong> Ursachen für den Stobbs-Faktor die<br />

TDS ist [17, 18].<br />

Eine Aussage über die Abhängigkeit des Kontrasts von <strong>der</strong> Dicke konnte aus den Ergebnissen<br />

nicht geschlossen werden. Dies könnte nur anhand des bekannten und gleichen Defokus ǫ<br />

geschehen, <strong>der</strong> nach Abschn. 3.2 bei kleinen Cs-Werten wie −3, 1µm o<strong>der</strong> 15µm die Übertragungseigenschaften<br />

<strong>der</strong> Objektivlinse hauptsächlich bestimmt. Um weitere Erkenntnisse über die<br />

Dickenabhängigkeit zu erhalten, ist demnach die Erstellung von Fokusserien an Probenstellen<br />

mit unterschiedlicher Dicke und Aperturen notwendig. Weitere Untersuchungen im Rahmen <strong>der</strong><br />

Arbeit wären daher zu zeitaufwändig gewesen, so dass keine weiteren hierzu analogen Untersuchungen<br />

hinsichtlich des Einflusses <strong>der</strong> Probendicke auf den Kontrast geleistet werden konnten.<br />

78


6 Kontrastbestimmung von simulierten<br />

Gallium-Arsenid-Proben<br />

Dieses Kapitel befasst sich mit <strong>der</strong> Simulation von HRTEM-Bil<strong>der</strong>n unter Bezugnahme <strong>der</strong><br />

Multislice-Methode und dem Frozen-Lattice-Modell aus Abschn. 2.6. Die TDS <strong>der</strong> Elektronen<br />

an den Atomrümpfen aus Abschn. 2.6.1 und ihre Auswirkung auf den Kontrast stehen im Mittelpunkt<br />

dieser Simulationen. Die TDS wird dabei nach <strong>der</strong> Methode von Van Dyck aus Abschn.<br />

3.3.3 simuliert [17, 18]. Im verwendeten Simulationsprogramm STEMsim liegt diese Methode<br />

und das Abbildungsmodell <strong>der</strong> Transmissionskreuzkoeffizienten (TCC) aus Abschn. 3.3.2 für<br />

zusätzliche Simulationen bereits implementiert vor [30].<br />

Der erste Teil des Kapitels 6.1 geht auf das arbeitsgruppeninterne STEMsim-Programm [30]<br />

ein, mit dem die Simulationen realisiert wurden. Eine separate Betrachtung und Berechnung<br />

von Objektaustrittswellenfunktion ψ(r) und <strong>der</strong> anschließenden Abbildung ist dabei möglich. In<br />

Abschn. 6.2 werden die durchgeführten Simulationen ausgewertet, in denen zunächst nicht die<br />

in Kap. 4 bestimmte MTF eingeht. Die Anwendung <strong>der</strong> MTF auf das Diffraktogramm geschieht<br />

im Anschluss, um den Abbildungsprozess zu vervollständigen und die HRTEM-Simulationen<br />

mit bzw. ohne MTF miteinan<strong>der</strong> zu vergleichen. Neben den Ergebnissen <strong>der</strong> Kontrastuntersuchungen<br />

wird im schließenden Unterkapitel 6.3 ein Kontrastvergleich zwischen simulierter und<br />

experimenteller HRTEM-Aufnahme für die Probendicke von 30nm dargelegt. Eine mit <strong>der</strong> TDS<br />

zusammenhängende Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse bildet den Abschluss.<br />

6.1 Simulationen mit STEMsim<br />

Die Simulation <strong>der</strong> HRTEM-Bil<strong>der</strong> von GaAs wurden mit dem in Matlab TM implementierten<br />

STEMsim-Programm durchgeführt, dessen Hauptverwendungszweck die Simulation von STEM<br />

HAADF Z-Kontrastbil<strong>der</strong>n ist [30]. Die Simulation <strong>einer</strong> HRTEM-Aufnahme kann konzeptionell<br />

in zwei Prozesse geglie<strong>der</strong>t werden:<br />

1. Proben- und mikroskopspezifische Berechnung <strong>der</strong> Objektaustrittswellenfunktion.<br />

2. Ausschließlich mikroskopspezifische Berechnung <strong>der</strong> Abbildung.<br />

Je nach Modus (also TEM bzw. STEM) unterscheidet sich zunächst die Geometrie <strong>der</strong> in die<br />

Probe eintretenden Elektronenwelle ψ(x, y,0), wie bereits für STEM und HRTEM in Abschn.<br />

1.2 erklärt wurde. Im Kristall wechselwirkt dann die Elektronenwelle mit den Atomrümpfen und<br />

wird daran gebeugt.<br />

Bei Austritt aus dem Kristall liegt zunächst die Objektaustrittswellenfunktion (OAWF) vor.<br />

Diese wird dann von <strong>der</strong> Objektivlinse gemäß Abschn. 3.2 übertragen, wobei die Inkohärenzen<br />

aus Abschn. 2.7 mit den Abbildungsmodellen aus den Abschnitten 3.3.2 und 3.3.3 eingehen. Die<br />

Aufzeichnung <strong>der</strong> Intensitäten <strong>der</strong> nichtlinearen und inkohärent abgebildeten OAWF geschieht<br />

abschließend mit <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong>.<br />

79


6 Kontrastbestimmung von simulierten Gallium-Arsenid-Proben<br />

Berechnung <strong>der</strong> Objektaustrittswellenfunktion<br />

In STEMsim erfolgt zunächst die Definition <strong>der</strong> GaAs-Probe für STEM und HRTEM gleichermaßen.<br />

Die Simulationen erfolgten alle in [1 0 0]-ZA gemäß den Abschnitten 2.5.2 und 5.1. Alle<br />

für die Simulationen relevanten, kristallographischen Eigenschaften von GaAs sind in Abschn.<br />

2.4 aufgeführt.<br />

Um die Probe weiter zu charakterisieren, mussten die laterale Ausdehnung und Dicke <strong>der</strong><br />

Probe angegeben werden. Die seitliche Ausdehnung <strong>der</strong> Probe in [0 1 0] -und [0 0 1]-Richtung<br />

wird durch die sogenannte Superzelle (SZ) vorgegeben und besteht aus <strong>einer</strong> festen Anzahl von<br />

Einheitszellen (EZ), wie Abb. 6.1 illustriert. Die Superzelle wurde für alle durchgeführten Simulationen<br />

mit 10 EZ in beide laterale Richtungen festgelegt, so dass sie einen Kristall mit insgesamt<br />

100 EZ je Schicht (slice) aufspannt. Ferner wird mit diesem Parameter die Pixelauflösung des<br />

Beugungsbildes bestimmt. Je größer die Superzelle ist, umso f<strong>einer</strong> ist die Auflösung im Beugungsbild.<br />

Des Weiteren gibt die Pixelauflösung <strong>der</strong> Einheitszelle dabei den Detaillierungsgrad<br />

kl<strong>einer</strong> Strukturen an. Sie bekam für alle gemachten Simulationen den Wert 60 px<br />

EZ zugewiesen,<br />

was auf <strong>der</strong> rechten Seite von Abb. 6.1 schematisch dargestellt ist.<br />

Abbildung 6.1: Die laterale Größe <strong>der</strong> simulierten GaAs-Probe ergibt sich durch die Aneinan<strong>der</strong>reihung<br />

von 10 × 10 Einheitszellen, aus denen die Superzelle besteht (links). Rechts ist die EZ in [100]-ZA-<br />

Orientierung gezeigt. Das darüber liegende Raster skizziert die Pixelauflösung von m × m Pixeln je EZ.<br />

Die Ringe geben die nach hinten versetzten und die Kreise die vor<strong>der</strong>en Atome eines Elements an.<br />

Die Definition <strong>der</strong> Kristallgröße bzw. -struktur und die Geometrie <strong>der</strong> eintretenden Elektronenwelle<br />

bilden den ersten Arbeitsschritt STEP1 in STEMsim. Dabei wird für die Berechnung<br />

<strong>der</strong> Objektaustrittswellenfunktion (OAWF) mit dem Multislice-Verfahren aus Abschn. 2.6.2 <strong>der</strong><br />

simulierte Kristall in Schichten unterteilt.<br />

Die projizierten Kristallpotenziale ergaben sich in STEP2 aus dem Frozen Lattice-Ansatz<br />

in Abschn. 2.6.3 und mit <strong>der</strong> Berechnung <strong>der</strong> atomaren Streuamplitude nach Weickenmeier<br />

und Kohl [54]. Für diese war die Angabe <strong>einer</strong> look up-Tabelle erfor<strong>der</strong>lich, in <strong>der</strong> die Stützstellen<br />

für die atomare Streuamplitude angegeben wurden. Ferner musste auch die Anzahl <strong>der</strong><br />

normalverteilten Kristallkonfigurationen festgelegt werden. Im Anschluss wurde in STEP3 das<br />

Phase-Grating bestimmt.<br />

Der letzte Prozessschritt erfolgte in STEP8 mit <strong>der</strong> Anwendung des Phase-Gratings und <strong>der</strong><br />

anschließende Nahfeldpropagation nach Gl. 2.31 auf die einfallende Welle ψ(x, y,0). Bei schrägem<br />

Eintritt <strong>der</strong> Elektronenwelle mit dem Wellenvektor k unter dem Winkel ϑ gemäß Abb. 3.4 wurde<br />

die Nahfeldausbreitung mit dem Fresnel-Propagator aus Gl. 2.28 nach [35] zu<br />

80<br />

F {P(x, y, δz)} = e −iπδzλk2<br />

· e i2πδz(kx tan(ϑx)+ky tan(ϑy)) modifiziert. (6.1)


6.1 Simulationen mit STEMsim<br />

Mit Hilfe dieser Modifizierung konnte die räumliche Inkohärenz mit <strong>der</strong> aus Abschn. 2.7 bekannten<br />

Dichtefunktion ρ (α) (|q|) berücksichtigt werden. Dies wurde in STEMsim mit <strong>der</strong> Option Tilt<br />

beam via propagator realisiert. Dabei wurde die diskrete Dichtefunktion ρ (α)<br />

i (|qi|) auf M = 20<br />

diskrete, laterale Vektoren |qi| aufgeteilt. Die Propagation <strong>der</strong> Elektronenwelle durch jede <strong>der</strong><br />

N = 20 Kristallkonfigurationen wurde für jeden lateralen Vektor |qi| simuliert, so ergab sich eine<br />

Gesamtzahl von P = 400 zu berechnende Kombinationen.<br />

Mit STEP1, STEP2, STEP3 und STEP8 wurde die Objektaustrittswellenfunktion mit allen<br />

probenspezifischen Parametern und <strong>der</strong> räumlichen Inkohärenz berechnet. Die Durchführung<br />

von STEP4 bis STEP7 war für die hier gemachten Simulationen von HRTEM-Aufnahmen nicht<br />

erfor<strong>der</strong>lich, da diese ausschließlich für STEM-Simulationen implementiert wurden. Eine für<br />

die Simulationen <strong>der</strong> Abbildungen notwendige Option war allerdings die Speicherung aller simulierten<br />

P Austrittswellenfunktionen ψp(r) in <strong>einer</strong> STEP8-Datei. Diese wurde mehrmals für<br />

unterschiedliche Abbildungssimulationen mit verschiedenen Defoki, sphärischen Aberrationen<br />

o<strong>der</strong> Abbildungsmodellen in STEP9 aufgerufen.<br />

Abbildung <strong>der</strong> Objektaustrittswellenfunktion<br />

Für die Abbildung <strong>der</strong> Objektaustrittswellenfunktion wurde hauptsächlich das Modell <strong>der</strong> inkohärenten<br />

Summierung aus Abschn. 3.3.3 verwendet, das in STEMsim als Defocus spread per<br />

configuration bezeichnet wird. Daneben erfolgten für die kleinste Apertur von r2 = 6, 8 nm −1<br />

zusätzliche Simulationen mit den Transmissionskreuzkoeffizienten aus Abschn. 3.3.2. Blendenradien<br />

größer als 12 nm −1 beanspruchten dabei zu viel Arbeitsspeicher, so dass ein Vergleich mit<br />

dem Aperturradius r3 = 14, 8 nm −1 nicht stattfinden konnte. Die temporale Inkohärenz wurde in<br />

beiden Modellen mit <strong>der</strong> diskreten Normalverteilung über die Defoki ǫi und <strong>der</strong> Dichtefunktion<br />

ρ (∆)<br />

i (ǫi) aus Abschn. 2.7 berücksichtigt. Dabei schwankte die Defokusverteilung ρ (∆)<br />

i (ǫi) um den<br />

Mittelwert 〈ǫ〉, <strong>der</strong> dem am Mikroskop experimentell gefundene Defokus ǫ entsprach. Für die<br />

simulierte Abbildung wurde, wie in Abschn. 3.3.3 bereits erklärt, über die zuvor berechneten 400<br />

Kombinationen ψp(r) gemittelt, so dass <strong>der</strong> Mittelwert 〈I〉TDS gemäß Gl. 3.13 über die Defokusverteilung<br />

bestimmt wurde. Am Ende dieser Berechnungen lag folglich die Intensitätsverteilung<br />

<strong>der</strong> mit dem Mikroskop inkohärent abgebildeten Objektaustrittswellenfunktion I(r) = 〈I〉TDS<br />

vor. Diese wird dann abschließend von <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> mit <strong>der</strong> in Kap. 4 bestimmten <strong>Modulationstransferfunktion</strong><br />

aufgezeichnet, wie in Abschn. 3.4 erklärt wurde.<br />

Überblick <strong>der</strong> Simulationsparameter<br />

Nachstehend werden nochmal alle für die Simulationen wichtigen Parameter aus diesen und aus<br />

dem vorangegangenen Kapitel 5 aufgelistet:<br />

• Gitterkonstante von GaAs a = 0, 5653 nm und [1 0 0]-Zonenachse.<br />

• Superzelle mit lateraler Ausdehnung von 10×10 Einheitszellen bzw. 5, 653 nm × 5, 653 nm.<br />

• Einheitszelle mit Pixelauflösung 60 px<br />

EZ<br />

bzw. 9, 42 pm<br />

px .<br />

• Variierende Probendicken von 20, 30, 40, 130, 140 und 150 nm.<br />

• Anzahl <strong>der</strong> Kristallkonfigurationen N = 20.<br />

81


6 Kontrastbestimmung von simulierten Gallium-Arsenid-Proben<br />

• Anzahl <strong>der</strong> lateralen, reziproken Gittervektoren M = 20 =⇒ Anzahl <strong>der</strong> Kombinationen<br />

P = 400.<br />

• Semikonvergenzwinkel α = 0, 2 mrad für räumliche Inkohärenz und focal spread ∆ = 3 nm<br />

für temporale Inkohärenz.<br />

• Defoki: ǫ = −16 nm für Probendicken 20 bis 40 nm und ǫ = −20 nm für Probendicken 130<br />

bis 150 nm.<br />

• Variierende Aperturradien: r = 6,8 nm −1 , 7,4 nm −1 , 10, 12, 15, 20, 30, 40, 50, 60 und<br />

90 nm −1 .<br />

• Sphärische Aberrationskonstante Cs = −3, 1 µm für die ersten beiden Probenstellen ohne<br />

energiegefilterte HRTEM-Aufnahmen (s. Abb. 5.6).<br />

Die für die Abbildung wichtigsten Größen waren <strong>einer</strong>seits ǫ, Cs und r, welche die CTF und<br />

damit die kohärente Übertragung <strong>der</strong> Objektaustrittswellenfunktion bestimmten. An<strong>der</strong>erseits<br />

charakterisierten ∆ die temporale und α die räumliche Inkohärenz. Die Angabe dieser Größen<br />

ging auf Handbücher des Mikroskopherstellers Fei und Korrespondenz mit Dr. Peter Tiemeijer<br />

zurück [32, 36].<br />

6.2 Durchführung und Auswertung<br />

Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Auswertung stand die Abhängigkeit des Kontrasts vom Blendenradius r,<br />

um die in Kap. 5 gemachten Beobachtungen nachzustellen. Neben <strong>der</strong> zu Kap. 5.5 analogen<br />

Blendenabhängigkeit sollte außerdem auch in Hinblick auf eine mögliche Dickenabhängigkeit des<br />

Kontrasts betrachtet werden, weswegen Simulationen für sechs verschiedene Dicken durchgeführt<br />

wurden. Ferner konnte nur für die erste Probenstelle aus Kapitel 5 mit <strong>der</strong> Dicke 30 nm ein<br />

direkter Vergleich zwischen experimentellen und simulierten HRTEM-Bil<strong>der</strong>n erfolgen, da nur<br />

für diese mittels <strong>der</strong> in Abschn. 5.4 erstellten Fokusserien <strong>der</strong> Defokus von −16 nm bestimmt<br />

werden konnte.<br />

Ein Ausschnitt <strong>einer</strong> simulierten Superzelle und eine vergrößert dargestellte Einheitszelle sind<br />

exemplarisch für eine Probendicke von 30 nm und ohne Blende in den Abbildungen 6.2 gezeigt.<br />

Eine Simulation ohne Blende lässt sich nur anhand sehr großer Radien annähern, so dass im<br />

eigentlichen Sinne auch bei solchen Simulationen immer eine Apertur vorliegt. In allen Simulationen<br />

wiesen die Superzellen gegenüber dem restlichen Kristall dunkle, verzerrte Rän<strong>der</strong> auf,<br />

wie in Abb. 6.2(a) gezeigt ist. Diese Verzerrungen führten neben <strong>der</strong> reduzierten Intensität insbeson<strong>der</strong>e<br />

zur Störung <strong>der</strong> Translationsinvarianz des simulierten Kristalls. Aus diesem Grund<br />

wurde an den Rän<strong>der</strong>n jeweils eine halbe Einheitzelle von <strong>der</strong> Kontrastbestimmung ausgeschlossen,<br />

so dass nur die inneren Strukturen <strong>der</strong> Superzellen ausgewertet wurden. Die Ursachen für<br />

diese Verzerrungen konnten zum gegebenen Zeitpunkt nicht mehr geklärt werden.<br />

In den in Abb. 6.3 simulierten HRTEM-Bil<strong>der</strong>n sind die Probendicken 30 nm 6.3(a) und<br />

140 nm 6.3(b) für die Aperturen r2 = 6, 8 nm −1 (links) und r3 = 14, 8 nm −1 (mitte) bzw. ohne<br />

Apertur (rechts) illustriert. Die in Kap. 4 bestimmte MTF wurde in den Simulationen aus Abb.<br />

6.3 zunächst noch nicht eingebracht. Bei Betrachtung <strong>der</strong> hellen Strukturen verzeichnet man mit<br />

zunehmen<strong>der</strong> Aperturgröße eine Reduzierung <strong>der</strong> Intensität. Gleichzeitig nehmen die dunklen<br />

Zwischenbereiche an Intensität zu, womit sich nach Abschn. 3.1 eine Min<strong>der</strong>ung des Kontrasts<br />

mit steigen<strong>der</strong> Blendengröße abzeichnete.<br />

82


y (px)<br />

50<br />

100<br />

150<br />

200<br />

50 100 150 200<br />

x (px)<br />

(a) Eckbereich <strong>einer</strong> simulierten Superzelle<br />

von GaAs.<br />

y (px)<br />

6.2 Durchführung und Auswertung<br />

10<br />

20<br />

30<br />

40<br />

50<br />

60<br />

10 20 30<br />

x (px)<br />

40 50 60<br />

(b) Einheitszelle <strong>der</strong> Superzelle.<br />

Abbildung 6.2: Simulierte HRTEM-Bil<strong>der</strong> für GaAs mit <strong>einer</strong> Probendicke 30nm und einem Defokus<br />

−16nm (ohne Apertur). (a) illustriert die linke obere Ecke <strong>einer</strong> 10×10 Einheitszellen großen Superzelle.<br />

Die dargelegten linken und oberen Rän<strong>der</strong> zeigen eine Abdunkelung und Verzerrung <strong>der</strong> Kristallstruktur,<br />

welche die Translationsinvarianz stört. (b) zeigt eine 60px × 60px große Einheitszelle <strong>der</strong> Superzelle.<br />

y (px)<br />

20<br />

40<br />

60<br />

80<br />

100<br />

120<br />

20 40 60<br />

x (px)<br />

80 100 120<br />

y (px)<br />

20<br />

40<br />

60<br />

80<br />

100<br />

120<br />

20 40 60<br />

x (px)<br />

80 100 120<br />

y (px)<br />

20<br />

40<br />

60<br />

80<br />

100<br />

120<br />

20 40 60<br />

x (px)<br />

80 100 120<br />

(a) Probendicke 30 nm mit den Kontrasten von links nach rechts: c = 0, 42, c = 0, 41 und c = 0, 31.<br />

y (px)<br />

20<br />

40<br />

60<br />

80<br />

100<br />

120<br />

20 40 60<br />

x (px)<br />

80 100 120<br />

y (px)<br />

20<br />

40<br />

60<br />

80<br />

100<br />

120<br />

20 40 60<br />

x (px)<br />

80 100 120<br />

y (px)<br />

20<br />

40<br />

60<br />

80<br />

100<br />

120<br />

20 40 60<br />

x (px)<br />

80 100 120<br />

(b) Probendicke 140 nm mit den Kontrasten von links nach rechts: c = 0, 52, c = 0, 34 und c = 0, 15.<br />

Abbildung 6.3: 2 × 2-Einheitszellen <strong>der</strong> abgebildeten und simulierten GaAs-Kristalle mit den Dicken 30<br />

nm (a) und 140 nm (b). Die Abbildungen (a) erfolgten mit ǫ = −16nm und die in (b) mit ǫ = −20nm.<br />

Für beide Abbildungen wurden die Aperturradien 6,8nm −1 (links) und 14,8nm −1 (mitte) sowie ohne<br />

Apertur (rechts) berechnet. Der Kontrast nimmt zu größeren Aperturen hin ab.<br />

83


6 Kontrastbestimmung von simulierten Gallium-Arsenid-Proben<br />

Kontrast c<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

0 20 40 60 80<br />

Apertur (nm −1 )<br />

Sim.: d=20nm<br />

Sim.: d=40nm<br />

Sim.: d=130nm<br />

Sim.: d=140nm<br />

Sim.: d=150nm<br />

Sim.: d=30nm<br />

Exp.: d=30nm<br />

Abbildung 6.4: Der Kontrast ist für verschiedene Dicken simuliert und über den Aperturradius aufgetragen.<br />

Für eine Dicke von 30nm sind insbeson<strong>der</strong>e die experimentellen Kontrastwerte aus Kap. 5 als<br />

magenta farbige Kreuze dargestellt. Der dazugehörende, simulierte Kontrastverlauf ist ebenfalls in magenta<br />

gestrichelt dargestellt. In den Simulationen wurde noch nicht die MTF berücksichtigt. Es zeigt sich<br />

eine große Diskrepanz zwischen Experiment und Simulation. Der Kontrast c ist über den Aperturradius<br />

aufgetragen und zeigt für alle Kurven eine Abnahme mit steigendem Aperturradius. Mit zunehmen<strong>der</strong><br />

Dicke lässt sich nur eine tendenzielle Kontrastabnahme verzeichnen, da dickere Probenstellen teilweise<br />

höhere Kontraste als dünnere aufweisen, wie z.B. für 20nm (schwarz) und 40nm (blau).<br />

Die Berechnung des Kontrasts nach Gl. 3.2 und sein Verlauf mit dem Aperturradius zeigt Grafik<br />

6.4 für sechs simulierte Dicken. Mit zunehmendem Aperturradius, bis hin zur vollständigen<br />

Herausnahme <strong>der</strong> Objektivblende, nimmt <strong>der</strong> Kontrast für alle Dicken stetig ab. Ab etwa einem<br />

Radius von 60 nm −1 ist keine weitere, wesentliche Kontrastreduzierung mehr festzustellen. Bei<br />

näherer Betrachtung kl<strong>einer</strong> Aperturen ist aus <strong>der</strong> Auftragung 6.4 zu entnehmen, dass bei <strong>einer</strong><br />

Radiusän<strong>der</strong>ung von 6, 8 nm −1 auf 7, 4 nm −1 nahezu alle Dicken einen starken Kontrastabfall<br />

erfahren, was für eine Dicke von 30 nm nicht <strong>der</strong> Fall war. Dabei war <strong>der</strong> Kontrast für 30 nm bei<br />

den zwei kleinsten Aperturradien 6, 8 nm −1 und 7, 4 nm −1 geringer als bei allen an<strong>der</strong>en Dicken<br />

(s. Abb. 6.4). Aus Auftragung 6.4 ist weiter zu entnehmen, dass die als magenta farbige Kreuze<br />

markierten, experimentellen Kontrastwerte aus Kap. 5 für die Probendicke von 30 nm gegenüber<br />

den simulierten Bil<strong>der</strong>n um etwa einen Faktor 2 bis 3 niedriger waren. So ergab sich z.B. für eine<br />

Apertur von 6, 8 nm −1 ein Kontrastwert von csim = 0, 42, dem ein experimenteller Kontrastwert<br />

von c = 0, 18 gegenüberstand, was folglich zu einem Stobbs-Faktor von 2,33 führte.<br />

Abbildung mit MTF<br />

Um die hier vorgestellten Simulationen zu vervollständigen, musste die zuvor bestimmte MTF<br />

<strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> aus Kap. 4 einbezogen werden. Die vernachlässigbaren Abweichungen zwischen<br />

den beiden mit Hilfe des Dreisegment-Sterns ermittelten MTF-Kurven aus Abschn. 4.4<br />

schlugen sich dementsprechend nicht in unterschiedlichen Kontrasten nie<strong>der</strong>. Daher wurde im<br />

84


6.2 Durchführung und Auswertung<br />

Weiteren die mit Aliasing-Maske gemessene MTF aus Abb. 6.5 (mitte) für die Simulationen<br />

ausgewählt. Das Einbringen <strong>der</strong> MTF geschieht durch ihre Multiplikation mit den Diffraktogrammen<br />

F {I(r)} <strong>der</strong> simulierten Bil<strong>der</strong> I(r). Dieser Ablauf wird mit den Abbildungen 6.5<br />

illustriert und erläutert. Nach erfolgter Multiplikation <strong>der</strong> MTF auf die Diffraktogramme wurde<br />

k y (nm −1 )<br />

−15<br />

−10<br />

−5<br />

0<br />

5<br />

10<br />

15<br />

k (nm<br />

x −1 −10 0 10<br />

)<br />

k y (nm −1 )<br />

−15<br />

−10<br />

−5<br />

0<br />

5<br />

10<br />

15<br />

k (nm<br />

x −1 −10 0 10<br />

)<br />

k y (nm −1 )<br />

−15<br />

−10<br />

−5<br />

0<br />

5<br />

10<br />

15<br />

k (nm<br />

x −1 −10 0 10<br />

)<br />

(a) Gezeigt sind das Diffraktogramm F {I(r)} (links), die MTF( k) (mitte) und das modulierte Diffraktogramm<br />

F {I(r)} · MTF( k) (rechts). Die Intensitäten <strong>der</strong> Diffraktogramme sind logarithmisch aufgetragen.<br />

log(abs(I DG )+1)<br />

10<br />

5<br />

0<br />

−10 0 10<br />

k (nm<br />

x −1 )<br />

1<br />

0.5<br />

0<br />

−10 0 10<br />

k (nm<br />

x −1 )<br />

log(abs(I DG )+1)<br />

10<br />

5<br />

0<br />

−10 0 10<br />

k (nm<br />

x −1 )<br />

(b) Linienprofile entlang von kx durch die Ursprünge geben die Schnitte <strong>der</strong> obigen Darstellungen an. Die Diffraktogramme<br />

sind logarithmisch dargestellt.<br />

Abbildung 6.5: (a) zeigt links das logarithmierte Diffraktogramm F {I(r)} eines simulierten Bildes I(r)<br />

für eine GaAs-Probe mit 30nm dicke und <strong>einer</strong> Blende von 6,8nm −1 . In <strong>der</strong> Mitte ist die rotationssymmetrische<br />

MTF dargestellt, die auf das Diffraktogramm mit <strong>einer</strong> Multiplikation angewendet wird. Rechts ist<br />

das Ergebnis <strong>der</strong> Multiplikation durch die radial abnehmenden Intensitäten zu finden. Diese Abnahme lässt<br />

sich in (b) anhand <strong>der</strong> entsprechenden Linienprofile besser erkennen. Die Profile sind den dazugehörenden<br />

Diffraktogramme direkt untergeordnet. Die blaue Kurve (links) wird mit <strong>der</strong> roten (mitte) multipliziert.<br />

Das Ergebnis ist die modulierte rote Kurve (rechts), wobei das ursprüngliche Diffraktogramm blau gestreift<br />

dargestellt ist. Die MTF-Dämpfung zeigt sich damit selbst in <strong>der</strong> logarithmischen Auftragung sehr<br />

deutlich.<br />

die inverse FT zur Erlangung <strong>der</strong> modifizierten HRTEM-Bil<strong>der</strong> berechnet. Die Simulationen<br />

sind in Abb. 6.6 für 30 nm Dicke mit den Aperturen 6, 8 nm −1 , 14, 8 nm −1 sowie ohne Apertur<br />

zusammengefasst. Die starke Kontrastsenkung mit <strong>der</strong> MTF zeigt sich klar in den simulierten<br />

HRTEM-Bil<strong>der</strong>n 6.6(a) ohne MTF bzw. 6.6(b) mit MTF. Die Kristallstrukturen mit hoher Intensität<br />

erscheinen mit <strong>der</strong> MTF viel schwächer als zuvor in 6.6(a). Dieser drastische MTF-Effekt<br />

spiegelt sich dementsprechend in <strong>der</strong> Auftragung 6.6(c) wie<strong>der</strong>. Dabei verringerte sich für die<br />

Dicke von 30 nm und bei <strong>einer</strong> Apertur von 6, 8 nm −1 <strong>der</strong> kleinste Stobbs-Faktor, verglichen mit<br />

den vorigen Simulationen ohne MTF, von 2,33 auf 1,44.<br />

Bei <strong>einer</strong> kleinen Apertur von 6, 8 nm −1 wurden zusätzliche Simulationen mit dem Modell <strong>der</strong><br />

Transmissionskreuzkoeffizienten (TCC) durchgeführt. Dabei resultierte aus den TCC-Rechnungen<br />

ohne MTF ein Kontrast von 0,57 und mit MTF 0,31. Zum Vergleich: Nach Van Dyck ergaben<br />

85


6 Kontrastbestimmung von simulierten Gallium-Arsenid-Proben<br />

86<br />

y (px)<br />

y (px)<br />

20<br />

40<br />

60<br />

80<br />

100<br />

120<br />

20<br />

40<br />

60<br />

80<br />

100<br />

120<br />

Kontrast c<br />

20 40 60<br />

x (px)<br />

80 100 120<br />

20 40 60 80 100120<br />

x (px)<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

y (px)<br />

20<br />

40<br />

60<br />

80<br />

100<br />

120<br />

20 40 60<br />

x (px)<br />

80 100 120<br />

y (px)<br />

20<br />

40<br />

60<br />

80<br />

100<br />

120<br />

(a) GaAs-Probe mit Dicke 30nm und ohne MTF.<br />

y (px)<br />

20<br />

40<br />

60<br />

80<br />

100<br />

120<br />

20 40 60 80 100120<br />

x (px)<br />

y (px)<br />

20<br />

40<br />

60<br />

80<br />

100<br />

120<br />

(b) GaAs-Probe mit Dicke 30 nm und mit MTF.<br />

0<br />

0 20 40 60 80<br />

Apertur (nm −1 )<br />

20 40 60<br />

x (px)<br />

80 100 120<br />

20 40 60 80 100120<br />

x (px)<br />

Sim.: d=20nm<br />

Sim.: d=40nm<br />

Sim.: d=130nm<br />

Sim.: d=140nm<br />

Sim.: d=150nm<br />

Sim.: d=30nm<br />

Exp.: d=30nm<br />

(c) Kontrastverlauf für sechs Dicken über den Aperturradius r mit MTF. Der Kontrast<br />

nimmt für alle Dicken mit steigendem Aperturradius ab. Die simulierte Dicke von 30nm<br />

ist als magenta farbige Kurve und die experimentellen Werte als gleichfarbige Kreuze dargestellt.<br />

Es zeigt sich für weiterhin ein Stobbs-Faktor von 1,44 für 6, 8 nm −1 .<br />

Abbildung 6.6: (a) zeigt ohne MTF und (b) mit MTF die Simulation von HRTEM-Bil<strong>der</strong>n eines GaAs-<br />

Kristalls für d = 30nm, ǫ = −16nm mit den Aperturen 6,8nm −1 , 14,8nm −1 sowie ohne Apertur. Der<br />

Kontrast in (b) ist deutlich geringer als in (a). Die Auftragung in (c) legt die mit <strong>der</strong> MTF und mit<br />

steigendem Aperturradius einhergehenden Kontrastmin<strong>der</strong>ung dar.


6.3 Ergebnisse und Vergleich mit experimentellen HRTEM-Aufnahmen<br />

sich ohne MTF 0,41 und 0,26 und war damit deutlich niedriger.<br />

6.3 Ergebnisse und Vergleich mit experimentellen<br />

HRTEM-Aufnahmen<br />

Die Simulationen mit dem Modell <strong>der</strong> inkohärenten Summierung zeigten in den Grafiken 6.4<br />

und 6.6(c) unabhängig von <strong>der</strong> MTF für alle Dicken ein abnehmenden Kontrast mit steigendem<br />

Blendenradius. Wie in Abb. 6.4 und 6.6(c) ersichtlich ist, steigt <strong>der</strong> Kontrast beim Wechsel <strong>der</strong><br />

Apertur von 7, 4 nm −1 auf 6, 8 nm −1 erheblich an, da weitere Bragg-Reflexe von <strong>der</strong> Apertur<br />

ausgeblendet wurden. Dies ergaben die Simulationen für alle Dicken, ausgenommen war die<br />

30 nm dicke Probe. Ein konkrete Dickenabhängigkeit des Kontrasts konnte allerdings nicht mit<br />

den Ergebnissen belegt werden, was mit <strong>der</strong> dynamischen Beugung begründet werden kann.<br />

Hierbei liegt aufgrund <strong>der</strong> Mehrfachstreuung eine Pendellösung für die Intensitäten <strong>der</strong> Bragg-<br />

Reflexe vor, die dickenabhängig sind und bestimmte Reflexe hervorhebt bzw. herunterdämpft<br />

[20], so dass sich diese unterschiedlich auf den Kontrast im HRTEM-Bild auswirken. Dies zeigt<br />

sich beispielsweise in den Grafiken 6.4 und 6.6(c), wo die blaue Kontrastkurve für die Probendicke<br />

40 nm höhere Kontraste aufweist als die dünnere Probenstelle mit 20 nm und 30 nm. Dennoch<br />

geht aus den Grafiken eine tendenzielle Kontrastabnahme mit größer werden<strong>der</strong> Dicke hervor.<br />

Trotz <strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> MTF auf das Diffraktogramm fand sich keine exakte Übereinstimmung<br />

mit den experimentellen Kontrastwerten für die 30 nm dicke Probe. Es sei nochmal betont,<br />

dass diese HRTEM-Bil<strong>der</strong> ohne Energiefilterung aufgenommen wurden, so dass auch an Plasmonen<br />

gestreute Elektronen zum HRTEM-Bild beitrugen. Tabelle 6.1 fasst für diese Probenstelle<br />

die resultierenden Kontrastwerte für die Abbildungsmodelle <strong>der</strong> inkohärenten Summierung und<br />

den Transmissionskreuzkoeffizienten (TCC) zusammen.<br />

Apertur<br />

(nm −1 )<br />

TCC<br />

ohne<br />

MTF<br />

Inkohärente<br />

Summierung<br />

ohne MTF<br />

TCC<br />

(MTF)<br />

Inkohärente<br />

Summierung<br />

(MTF)<br />

Experiment Stobbs-<br />

Faktor<br />

6,8 0,57 0,41 0,31 0,26 0,18 1,44<br />

14,8 - 0,41 - 0,24 0,14 1,71<br />

(keine) - 0,31 - 0,18 0,10 1,80<br />

Tabelle 6.1: Kontrastwerte für die 30nm dicke Probenstelle. Es zeigt sich für die inkohärente Summierung<br />

eine grundsätzliche Kontrastsenkung mit zunehmen<strong>der</strong> Aperturgröße. Aus dem Verhältnis von Simulation<br />

mit einbezogener MTF (3. Spalte von rechts) und dem experimentellen Kontrast (2. Spalte von rechts)<br />

ergeben sich die Stobbs-Faktoren (rechte Spalte). Außerdem zeigen die Rechnungen mit den TCC höhere<br />

Kontraste als die mit <strong>der</strong> inkohärenten Summierung durchgeführten.<br />

Dabei war <strong>der</strong> Kontrast in den simulierten Bil<strong>der</strong>n um einen Stobbs-Faktor von 1,44 (für<br />

die kleinste Apertur) bis 1,80 (ohne Apertur) größer als <strong>der</strong> Kontrast in den experimentellen<br />

Aufnahmen. Da eine experimentelle Dickenungenauigeit von ±15nm vorlag, war <strong>der</strong> geringste<br />

Stobbs-Faktor mit 1,44 demzufolge nur sehr ungenau bestimmt. Für die TCC-Simulation mit <strong>der</strong><br />

kleinsten Apertur wurde hingegen ein größerer Stobbs-Faktor von 1,72 gefunden. Damit blieben<br />

diese Werte unter den bislang berichteten Stobbs-Faktoren von drei bis fünf [7, 11]. Hochmeister<br />

et al. fanden ferner anhand <strong>einer</strong> keilförmigen Siliziumprobe für Dicken von 2,3 bis 20,7 nm<br />

Stobbs-Faktoren zwischen 1,5 und 2,3 [24]. Es wurden dabei energiegefilterte HRTEM-Bil<strong>der</strong><br />

87


6 Kontrastbestimmung von simulierten Gallium-Arsenid-Proben<br />

mit 5 eV Spaltbreite aufgenommen (Zero-Loss-Energiefilterung) und mit Multislice simulierten<br />

HRTEM-Bil<strong>der</strong>n verglichen. Zur Erinnerung: Die Energieverluste <strong>der</strong> Elektronen durch angeregte<br />

Phononen betragen < 1 eV [15]. Weiter wurde in den Simulationen die atomare Streuamplitude<br />

nach Weickenmeier und Kohl [54] berechnet und die thermischen Atomschwingungen mit dem<br />

Debye-Waller-Faktor berücksichtigt. Weiter wurden die räumliche und temporale Inkohärenz anhand<br />

von Enveloppenfunktionen einbezogen [24]. Trotz <strong>der</strong> geringen Probendicken von maximal<br />

20,7 nm, mit denen Hochmeister et al. ihre Vergleiche anstellten, lässt sich daraus schließen,<br />

dass künftige Untersuchungen ausschließlich mit energiegefilterten HRTEM-Aufnahmen im Experiment<br />

und unter Beibehaltung <strong>der</strong> Simulationen mit <strong>der</strong> inkohärenten Summierung nach Van<br />

Dyck erfolgen sollten.<br />

Die Auswirkung <strong>der</strong> Aperturgröße auf den Kontrast ist in den Simulationen deutlich geworden.<br />

In den mit den TCC simulierten HRTEM-Bil<strong>der</strong>n wurden die dämpfenden Inkohärenzenvellopen<br />

mit dem ganzen Diffraktogramm multipliziert, so dass nicht nur die Bragg-Reflexe son<strong>der</strong>n<br />

auch die thermisch diffus gestreuten Elektronen heruntergedämpft wurden. Die zugehörenden<br />

Kontrastwerte von 0,57 (ohne MTF) und 0,31 (mit MTF) waren damit höher als die mit <strong>der</strong><br />

inkohärenten Summierung berechneten (0,31 ohne MTF sowie 0,26 mit MTF). Daher lässt sich<br />

sagen, dass ein realistischeres Ergebnis mit <strong>der</strong> inkohärenten Summierung gefunden wurde. Denn<br />

in den Simulationen mit <strong>der</strong> inkohärenten Summerierung tragen bei großen Aperturradien anteilig<br />

immer mehr thermisch diffus gestreute Elektronen zu den HRTEM-Bil<strong>der</strong>n bei, womit sich<br />

eine höhere Hintergrundintensität und folglich ein abnehmen<strong>der</strong> Kontrast ausbildet [18]. Auf<br />

Basis <strong>der</strong> für die Probendicke von 30 nm gefundenen Resultate ließ sich damit <strong>der</strong> Ansatz von<br />

Van Dyck zur Begründung des Stobbs-Faktors, dass die TDS eine Ursache ist, festigen [18]. Des<br />

Weiteren konnte anhand <strong>der</strong> Ergebnisse ebenfalls <strong>der</strong> starke Einfluss <strong>der</strong> MTF auf den Kontrast<br />

nach Thust bestätigt werden [11], womit diese ein wichtiger Bestandteil in den Simulationen von<br />

HRTEM-Bil<strong>der</strong>n darstellt.<br />

Schlussendlich war eine maßgebliche Voraussetzung für den Vergleich von Simulation und Experiment<br />

eine genaue <strong>Bestimmung</strong> <strong>der</strong> experimentellen Größen aus dem Experiment heraus. Dies<br />

galt insbeson<strong>der</strong>e für den Defokus und die Probendicke, für die nur eine Genauigkeit von ±15 nm<br />

erreicht werden konnte. Obwohl Fokusserien zur <strong>Bestimmung</strong> des Defokus aufgenommen wurden,<br />

zeigten bereits kleine Abweichungen des Defokus von ±2 nm starke Kontrastän<strong>der</strong>ungen.<br />

88


Zusammenfassung<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wurde sich schwerpunktmäßig mit <strong>der</strong> <strong>Bestimmung</strong> <strong>der</strong> Szintillator-<br />

MTF <strong>der</strong> Gatan UltraScan1000 <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> beschäftigt. Der zweite Teil befasste sich mit<br />

dem Einfluss <strong>der</strong> thermisch diffusen Streuung (TDS) auf den Kontrast in HRTEM-Aufnahmen.<br />

In Kap. 4 wurde zunächst die Methode von Thust zur <strong>Bestimmung</strong> <strong>der</strong> Szintillator-MTF<br />

dargelegt [11]. Mit einem darauf basierenden und in Matlab TM selbst implementierten Auswertungsprogramm<br />

konnte die Szintillator-MTF <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> anhand von Kantenbil<strong>der</strong>n<br />

des im Mikroskop integrierten Beamblankers bis zur Nyquist-Frequenz kN bestimmt werden.<br />

Die Verwendung eines Edelstahlblechs, das mit <strong>der</strong> Geometrie eines Dreisegment-Siemens-Sterns<br />

zugeschnitten war, ermöglichte es, alternative Kantenbil<strong>der</strong> aufzunehmen. Dies geschah mittels<br />

eines im Mikroskop eingebauten Bildspeicherplattenstapels, <strong>der</strong> so modifiziert wurde, dass er<br />

mit <strong>der</strong> <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> gleichzeitig in das Mikroskop gefahren werden konnte. Anhand <strong>der</strong> Kantenbil<strong>der</strong><br />

konnte eine verlässliche <strong>Bestimmung</strong> <strong>der</strong> MTF bis zu <strong>einer</strong> Frequenz von √ 2kN erreicht<br />

werden. An <strong>der</strong> Sterngeometrie wurde überdies <strong>der</strong> Einfluss des Aliasings näher untersucht, wobei<br />

sich kein signifikanter Einfluss des Aliasings aus den Ergebnissen ableiten ließ. Dies steht im<br />

Wi<strong>der</strong>spruch zu den Berichten von Kirkland, Ruijter und Thust, nach denen sich das Aliasing<br />

verfälschend auf die MTF auswirkt [11, 21, 25]. Ferner konnten die gefundenen Resultate mit<br />

<strong>einer</strong> alternativen <strong>Bestimmung</strong>smethode von Van den Broek et al. übereinstimmend verifiziert<br />

werden [12]. Schlussendlich stimmten die Ergebnisse auch mit <strong>der</strong> von Thust ermittelten und<br />

vergleichbaren MTF-Kurve gut überein, wobei sich geringe Abweichungen mit <strong>der</strong> individuellen<br />

Beschaffenheit <strong>der</strong> Phosphorszintillatoren und mit Unterschieden in <strong>der</strong> Implementierung<br />

erklären ließen [11].<br />

Kapitel 5 wurde <strong>der</strong> Betrachtung des Kontrasts anhand des Stobbs-Faktors gewidmet [7].<br />

Aus diesem Grund wurde <strong>der</strong> Kontrast aus HRTEM-Aufnahmen <strong>einer</strong> GaAs-Probe mit einem<br />

keilförmigen Dickenprofil bestimmt. Es wurden drei Probenstellen unterschiedlicher Dicke bei<br />

Verwendung verschiedener Objektivaperturen untersucht. Für jede <strong>der</strong> drei Probenstellen führte<br />

ein steigen<strong>der</strong> Aperturradius zu <strong>einer</strong> Kontrastsenkung. Eine Aussage über die Dickenabhängigkeit<br />

des Kontrasts konnte jedoch nicht getroffen werden. Eine <strong>der</strong> untersuchten Stellen wurde<br />

dabei mit energiegefilterten Elektronen aufgenommen, so dass an Plasmonen gestreute Elektronen<br />

ausgeschlossen wurden. Auch wenn sich die experimentell untersuchten Probenstellen<br />

aufgrund <strong>der</strong> teilweise unbekannten Defoki nicht miteinan<strong>der</strong> vergleichen ließen, so ergaben sich<br />

mit den energiegefilterten HRTEM-Aufnahmen deutlich höhere Kontrastwerte von beispielsweise<br />

0,7 für die kleinste Apertur (von 6, 8 nm −1 ) gegenüber den an<strong>der</strong>en beiden Stellen. Dies ließ sich<br />

nicht ausschließlich mit einem siginifikanten Dickenunterschied erklären. Daher sollten künftige<br />

TDS-Untersuchungen mit energiegefilterten Aufnahmen durchgeführt werden. Insgesamt stützten<br />

die Ergebnisse die Annahme von Van Dyck, dass <strong>der</strong> Stobbs-Faktor teilweise auf die im<br />

Beugungsbild enthaltenen, thermisch diffus gestreuten Elektronen zurückzuführen ist [17, 18].<br />

In Kapitel 6 wurden mit den aus Kap. 5 ermittelten Größen HRTEM-Bil<strong>der</strong> von GaAs simuliert.<br />

Die Simulationen erfolgten mit dem STEMsim-Programm [30], in dem <strong>der</strong> Ansatz <strong>der</strong><br />

inkohärenten Summierung von Van Dyck implementiert war [17, 18]. Insgesamt wurden Simu-<br />

89


Zusammenfassung<br />

lationen für sechs Probendicken zwischen 20 nm und 150 nm mit jeweils variierendem Aperturradius<br />

durchgeführt, um analog zu Kap. 5 die Kontrastabhängigkeiten zu untersuchen. Dabei<br />

ging in die Simulationen die in Kap. 4 bestimmte MTF ein. Alle simulierten Dicken ergaben eine<br />

Kontrastabnahme mit steigendem Aperturradius. Ein direkter Kontrastvergleich zwischen Experiment<br />

und Simulation war allerdings nur für die Probendicke von 30 nm möglich und ergab bei<br />

<strong>der</strong> kleinsten Apertur von 6, 8 nm −1 einen Stobbs-Faktor von 1,44 und ohne Apertur 1,80. Verglichen<br />

mit dem Stobbs-Faktor von 1,72 für die kleinste Apertur, bestimmt aus den Simulationen<br />

mit den Inkohärenzenveloppen des Transmissionskreuzkoeffizienten (TCC), resultierten für die<br />

inkohärente Summierung plausiblere Ergebnisse. Dies drückte sich insbeson<strong>der</strong>e im Vergleich <strong>der</strong><br />

absoluten Kontraste, bei TCC ohne/mit MTF 0,57/0,31 und inkohärente Summierung 0,41/0,26,<br />

aus. Damit blieben die mit <strong>der</strong> inkohärenten Summierung gefundenen Stobbs-Faktoren von 1,44<br />

und 1,80 unter den bislang berichteten von drei bis fünf [7, 11], und waren ferner vergleichbar<br />

mit denen von Hochmeister et al. gefundenen zwischen 1,5 bis 2,3 [24]. Eine genauere Untersuchung<br />

kl<strong>einer</strong> Blenden lieferte zudem einen stark blendenabhängigen Kontrast, was mit <strong>der</strong><br />

dynamischen Beugung und <strong>der</strong> Pendellösung bei Mehrfachstreuung zusammenhängt, weil dann<br />

bei <strong>einer</strong> größeren Blende zusätzliche Beugungsreflexe zum HRTEM-Bild beitragen. So führte<br />

ein Blendenwechsel von 6, 8 nm −1 auf 7, 4 nm −1 zu einem drastischen Kontrastverlust von<br />

0,44 auf 0,28. Dieses Verhalten zeigte sich für nahezu alle simulierten Dicken, bis auf die Dicke<br />

von 30 nm. Da Dicken von 20 nm o<strong>der</strong> 40 nm auch diesen starken Kontrastabfall verzeichneten,<br />

konnte <strong>der</strong> kleinste Faktor von 1,44 für 30 nm aufgrund <strong>der</strong> experimentellen Dickenungenauigkeit<br />

von ±15 nm nicht sicher ermittelt werden. Überdies konnte zwar eine tendenzielle, aber<br />

keine grundsätzliche Kontrastabnahme mit zunehmen<strong>der</strong> Probendicke festgestellt werden, da<br />

auch hier die dynamische Beugung weiterhin einen starken Einfluss auf den Kontrast hat.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Berücksichtigung <strong>der</strong> MTF im Diffraktogramm<br />

einen deutlichen Kontrastverlust in den simulierten HRTEM-Bil<strong>der</strong>n hervorruft und daher den<br />

Stobbs-Faktor bei dicken Proben teilweise erklärt. Demzufolge muss die MTF in den Simulationen<br />

von HRTEM-Bil<strong>der</strong>n einbezogen werden [11]. Weiter gaben die experimentellen Kontrastuntersuchungen<br />

und die angeknüpften Simulationen klare Hinweise darauf, dass auch die TDS<br />

eine weitere Ursache für den Stobbs-Faktor in HRTEM-Aufnahmen sein könnte [17, 18]. Eine<br />

stichhaltige Belegung dafür macht allerdings weitere Untersuchungen notwendig. Vergleichende<br />

Kontrastuntersuchungen des Stobbs-Faktors müssen demnach mit energiegefilterten HRTEM-<br />

Aufnahmen durchgeführt werden, die den Einfluss von Plasmonen ausschließen. Auch die Untersuchung<br />

an an<strong>der</strong>en Keilproben, aus beispielsweise Silizium mit amorphen Siliziumdioxid-<br />

Bereichen, ist denkbar [24], wobei die amorphen Bereiche zur <strong>Bestimmung</strong> des Defokus ausgenutzt<br />

werden können [24].<br />

90


A Anhang<br />

A.1 Grundlagen <strong>der</strong> Fourier-Transformation<br />

Dieser Abschnitt befasst sich mit <strong>der</strong> Definition und den für die Arbeit wichtigen Theoremen <strong>der</strong><br />

Fourier-Transformation (FT). Die Koordinaten r = (x, y) stellen die realen Längen bzw. Pixel<br />

im Bild dar (Realraum) und das Koordinatenpaar k = (kx, ky) die zugehörigen Raumfrequenzen<br />

im Spektrum o<strong>der</strong> die reziproken Gitterpunkte im Beugungsbild.<br />

• Die Definition <strong>der</strong> zweidimensionalen FT ist [44]<br />

F {f(r)} = 1<br />

∞<br />

√<br />

2π<br />

Die Rücktransformation erfolgt mit<br />

f(r) = 1<br />

√ 2π<br />

∞<br />

−∞<br />

−∞<br />

f(r) · e −i2π k·r d 2 r. (A.1)<br />

F {f(r)} · e i2π k·r d 2 k. (A.2)<br />

Diese Transformationen können auf ein beliebiges Signal bzw. eine beliebige, nicht periodische<br />

Funktion angewendet werden. Dabei wird angenommen, dass das nicht-periodische<br />

Signal eine unendlich große Periodenlänge besitzt [44]. Im Gegensatz zur diskreten Fourier-<br />

Reihenentwicklung beschreibt diese Integraltransformation eine kontinuierliche Überlagerung<br />

von allen harmonischen Oszillationen mit den Frequenzen k. F {f(r)} kann demnach<br />

als eine spektrale Dichtefunktion <strong>einer</strong> in f(r) vorkommenden, spektralen Verteilung aufgefasst<br />

werden.<br />

• Eine wichtige Rechenregel ist darüber hinaus mit <strong>der</strong> Linearität gegeben [44]:<br />

F {a · f(r) + b · g(r)} = a · F {f(r)} + b · F {g(r)} . (A.3)<br />

• Faltungstheorem [44]:<br />

<br />

F {f(r)} · F {g(r)} = f(r)e −i2π <br />

k·r 2<br />

d r<br />

<br />

=<br />

u= R+r<br />

g( R)e −i2π k· R d 2 R =<br />

f(r)g(u − r)e −i2π k·u d 2 r d 2 u =<br />

<br />

<br />

e −i2π k·u<br />

f(r)g( R)e −i2π k·( R+r) d 2 r d 2 R<br />

<br />

f(r)g(u − r)d 2 <br />

r d<br />

<br />

Faltung=:f⊗g(u)<br />

<br />

2 u<br />

=F {f ⊗ g} , da Gl. A.1 gilt. (A.4)<br />

Das Ergebnis des Faltungstheorems ermöglicht es, numerisch aufwändige Faltungsintegrale<br />

von zwei Funktionen g und f im Realraum r mit <strong>einer</strong> einfachen Multiplikation bei<strong>der</strong> FTs<br />

F {g(r)} bzw. F {f(r)} im Frequenzraum k zu ersetzen. Eine anschließende Rücktransformation<br />

nach Gl. A.2 führt auf das Faltungsergebnis im Realraum r.<br />

I


A Anhang<br />

• Parseval-Theorem [44]:<br />

1<br />

√ 2π<br />

∞<br />

−∞<br />

|F {f(r)} | 2 d 2 k = 1<br />

√2π<br />

∞<br />

−∞<br />

|f(r)| 2 d 2 r (A.5)<br />

Für eine Herleitung wird auf [44] verwiesen. Generell sind f, ˜ f ∈ C und damit komplexwertige<br />

Funktionen, wodurch erst die Betragsquadrate dieser Größen eine physikalische<br />

Interpretation zulassen. Dies lässt sich auch in Analogie zur quantenmechnischen<br />

Wahrscheinlichkeitsdichte ρ(r) = ψ ∗ (r) · ψ(r) = |ψ(r)| 2 sehen. |F {f(r)} | 2 kann dann als<br />

Energiedichtespektrum bzw. |f(r)| 2 als Energiedichte des Signals aufgefasst werden. Demzufolge<br />

bleibt die Gesamtenergie eines Signals bei Transformation vom Realraum in den<br />

Frequenzraum erhalten.<br />

A.2 Datenzusammenstellung des Titan 80-300 und UltraScan1000<br />

<strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong><br />

Die Tabellen A.1 und A.2 fassen die wichtigsten Parameter für das Titan-Mikroskop und die<br />

Gatan <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> zusammen. Sie waren die Grundlage für die in dieser Arbeit durchgeführten<br />

Untersuchungen und Simulationen. Die in den Tabellen A.1 und A.2 aufgeführten Werte<br />

gehen dabei auf E-Mail-Korrespondenzen, insbeson<strong>der</strong>e mit Dr. Peter Tiemeijer von Fei [36],<br />

und Einsichten in Handbücher <strong>der</strong> Hersteller zurück [31, 32].<br />

Parameter Focal<br />

spread<br />

∆ (nm)<br />

Energieunschärfe<br />

1 ∆E<br />

(eV)<br />

Kohärenzwinkel<br />

α<br />

(mrad)<br />

Chromatische<br />

Aberration<br />

Cc (mm)<br />

Wert ≈3 0,7 0,2 1,2 10 7<br />

reduzierte<br />

Brightness 2<br />

βr ( A<br />

sr·Vm 2)<br />

Tabelle A.1: Parameter und Größen des Elektronenmikroskops Fei-Titan 80-300 [32, 36].<br />

Parameter Größe<br />

(px×px)<br />

Pixelkantenlänge<br />

(µm)<br />

Szintillatormaterial<br />

Wert 2048 × 2048 14 Phosphor >12<br />

MTF bei Nyquistfreq.<br />

(%)<br />

Tabelle A.2: Daten <strong>der</strong> UltraScan1000 <strong>CCD</strong>-<strong>Kamera</strong> von Gatan.<br />

1 Bei <strong>einer</strong> Extraktionsspannung von 3,9 kV.<br />

2 Bei einem elektrischen Strom von 10 nA.<br />

II


A.3 Aufbau und Implementierung <strong>der</strong> MTF-<strong>Bestimmung</strong>smethode<br />

A.3 Aufbau und Implementierung <strong>der</strong> MTF-<strong>Bestimmung</strong>smethode<br />

Die Implementierung <strong>der</strong> in Kap. 4 erläuterten <strong>Bestimmung</strong>smethode <strong>der</strong> MTF erfolgte ausschließlich<br />

mit <strong>der</strong> Entwicklungsumgebung von Matlab TM . Die Struktur ist denkbar einfach.<br />

Innerhalb eines Hauptprogramms measure mtf.m werden sequentiell die in Kapitel 4 aufgeführten<br />

Operationen auf das anfangs experimentell gemessene Bild angewendet, so dass <strong>der</strong><br />

Programmablauf <strong>einer</strong> Stapelverarbeitung gleicht. Jede <strong>der</strong> Operationen ist modular in einem<br />

Teilprogramm (Funktion) realisiert worden und bekommt das sukzessiv berechnete Bild und<br />

ggf. zusätzliche Parameter übergeben. Das anschließend modifizierte Bild wird an das Hauptprogramm<br />

zurückgegeben, so dass die Folgeoperation darauf zugreifen kann, bis schließlich die<br />

MTF bestimmt wurde. Ein Überblick über die implementierten Operationen, ihre Funktionen<br />

und Bezeichnungen schlüsselt die folgende Liste in <strong>der</strong> Reihenfolge auf, wie sie im Programm<br />

aufgerufen werden:<br />

• measure mtf.m (Hauptskript):<br />

Innerhalb dieses Skripts werden die Operationen <strong>der</strong> in Kap. 4 beschriebenen Methode<br />

seriell durchlaufen. Es erhält keine Übergabeparameter und lädt lediglich zu Beginn mit<br />

read dm file.m unter Angabe des Dateipfads die im DM3-Format vorliegenden Bil<strong>der</strong><br />

in die Arbeitsumgebung von Matlab. Ist dies geschehen, können die in Teilprogrammen<br />

umgesetzten Operationen auf die geladenen, experimentellen Kantenbil<strong>der</strong> zugreifen.<br />

• [Synthetisches Referenzbild]=create syn img(Kantenbild, Faktor):<br />

Der Funktion wird das in einem zweidmensionalen Array gespeicherte Kantenbild tem img<br />

und <strong>der</strong> Sampling-Faktor M, mit dem die Kantenposition im interpolierten Kantenbild bestimmt<br />

wird, übergeben. Mit diesen Variablen wird ein synthetisches Referenzbild syn img<br />

definiert, indem<br />

1. mit dem angegebenen Sampling-Faktor M das Bild mit <strong>einer</strong> Matlab-Funktion imresize.m<br />

bikubisch interpoliert wird.<br />

2. Danach wird ein homogen ausgeleuchteter Bereich aus <strong>der</strong> Ecke verwendet, um die<br />

gemittelte Maximalintensität 〈I〉 und damit die Kantengrenze beim halben Wert zu<br />

bestimmen. Es liegt dann ein vergrößertes Binärbild mit scharfen Kanten vor.<br />

3. Der letzte Schritt ist die implementierte down bin.m-Funktion, die das Down-Binning<br />

realisiert. Es werden dabei die M × M großen Subpixelzellen des Binärbilds zu einem<br />

gemeinsamen Pixel gemittelt. Die Folge davon sind die sich damit ergebenden<br />

Grauwerte zwischen schwarz und weiß in den Kantenbereichen, so dass das synthetische<br />

Referenzbild syn img eine Verschmierung <strong>der</strong> Kanten im Sinne des <strong>CCD</strong>-Teils<br />

<strong>der</strong> MTF erfährt. Das so erstellte Referenzbild wird abschließend an das Hauptskript<br />

zurückgegeben.<br />

• [Normiertes Kantenbild]=fit illumination(Kantenbild, Faktor):<br />

Aus dem übergebenen Kantenbild tem img wird ausschließlich anhand s<strong>einer</strong> beleuchteten<br />

Bereiche eine Ausgleichsebene (schiefe Ebene) bestimmt. Dazu wird zunächst das Kantenbild<br />

mit <strong>der</strong> down bin.m Routine anhand eines Faktors verkl<strong>einer</strong>t, um Rechenzeit zu<br />

sparen. Im Anschluss wird die Ausgleichsebene bestimmt, die dem Hintergrundverlauf <strong>der</strong><br />

Intensität angeglichen wird. Danach wird die Ebene auf die ursprüngliche Bildgröße bikubisch<br />

interpoliert, bevor das experimentelle Kantenbild tem img dadurch geteilt wird.<br />

III


A Anhang<br />

IV<br />

Am Ende liegt ein normiertes Kantenbild vor, das an das Hauptprogramm zurückgegeben<br />

wird.<br />

• [Modifiziertes Bild]=raised cos win filt(Bild).m:<br />

Nach <strong>der</strong> Erstellung bei<strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> (syn img und tem img) werden diese jeweils anhand<br />

ihrer Bildgröße mit einem angehobenen Kosinus-Fenster multipliziert. Dabei ist zu beachten,<br />

dass zunächst zwei eindimensionale Kosinus-Fenster für die x, y-Richtungen berechnet<br />

werden. Diese bilden mittels Matrixmultiplikation eine nicht-rotationssymmetrische<br />

Matrix, die mit dem übergebenen Bild multipliziert wird. Das Produkt steht dann im<br />

Hauptprogramm zur Verfügung.<br />

• [Spektrum]=fft2(Bild):<br />

Mit Hilfe <strong>der</strong> Matlab-Implementierungen des Fast Fourier Transformation (FFT)-Algorithmus<br />

wurden die Spektren des Referenzbildes (Referenzspektrum) und des Kantenbilds<br />

(Objektspektrum) ft syn bzw. ft tem berechnet.<br />

• [Aliasing-Maske]=<br />

slct siem ft reg(Referenzspektrum, Segmente, Phasenverschiebung, Innenradius,<br />

Faktor):<br />

Anhand <strong>einer</strong> Vielzahl von Parametern werden die Aliasing-Masken <strong>der</strong> Siemens-Sterne<br />

spezifiziert, um so die auszuwertenden Spektralbereiche festzulegen. Dazu ist die Angabe<br />

des Referenzspektrums notwendig, da dieses in <strong>der</strong> Folgeoperation zur <strong>Bestimmung</strong> <strong>der</strong><br />

Gewichte herangezogen wird. Auch die Segmentanzahl ist wesentlich für eine passende<br />

Maske, wobei mit <strong>der</strong> Phasenverschiebung die schräge Lage <strong>der</strong> Segmentkanten zu den<br />

<strong>CCD</strong>-Achsen angepasst werden kann. Zuletzt gibt <strong>der</strong> Innenradius einen Kreisbereich um<br />

den Ursprung des Spektrums an, <strong>der</strong> in die Auswertung einbezogen werden soll. Der zuletzt<br />

aufgeführte Faktor skaliert die Breite <strong>der</strong> Spektralverläufe, die an die Spektrumsgrenzen gehen.<br />

Je höher dieser Faktor ist, desto schmaler werden die ausgewählten Spektralbereiche,<br />

um ggf. eng angrenzende Aliasing-Bereiche zu deselektieren. Das Ergebnis ist ausschließlich<br />

eine Maske, dessen ausgewählten Bereiche auf den Wert 1 und die deselektierten auf<br />

0 gesetzt werden.<br />

• [MTF, Gewichte]=<br />

mtf estimation(Objektspektrum, Referenzspektrum, Aliasing-Maske):<br />

Die zuletzt zu durchlaufende Routine bestimmt zunächst mittels Aliasing-Maske und Referenzspektrum<br />

eine Gewichtsverteilung nach Gl. 4.6, indem die Betragsquadrate des Referenzspektrums<br />

gebildet werden. Alle durch die Aliasing-Maske ausgeschlossenen Bereiche<br />

erhalten von vornherein keine Gewichte, so dass sie keinen Beitrag zur MTF leisten. Für<br />

jede vom Ursprung des Spektrums ausgehende Frequenz (Radius) wird das Betragsquadrat<br />

jedes beitragenden Pixels durch die Summe aller Betragsquadrate geteilt.<br />

Im Anschluss wird nach Gl. 4.7 <strong>der</strong> Realteil des komplexen Quotienten von Objekt- und<br />

Refrenzspektrum berechnet, und auf die Gewichte radial angewendet. So entsteht für die<br />

radial verlaufende Frequenz eine rotationssymmetrische MTF. Die Ausgabegrößen sind<br />

schließlich die gesuchte MTF und die Gewichtungsverteilung.


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Headquarters and North American Sales 5350 NE Dawson Creek Drive Hillsboro, OR 97124-<br />

5793 USA: Fei company<br />

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VIII


Danksagung<br />

Diese Seite widme ich Allen, die mich fachlich aber vor allem auch emotional unterstützt und<br />

ermutigt haben, diese Arbeit anzufertigen und mich über mein Studium hinweg begleitet haben.<br />

Zuerst möchte ich mich herzlichst bei Prof. Dr. Andreas Rosenauer dafür bedanken, dass er mir<br />

die Möglichkeit gegeben hat, meine Abschlussarbeit in s<strong>einer</strong> AG realisieren und an aktuellen<br />

Forschungsthemen arbeiten zu dürfen. Er stand immer für Fragen und anregende Tipps zur<br />

Verfügung, obwohl es oftmals seine Zeit kaum zuzulassen schien.<br />

Prof. Dr. Ralf Bergmann möchte ich für seine sofortige Bereitschaft danken, sich die Mühe<br />

gemacht zuhaben, meine Arbeit als Zweitgutachter zu beurteilen.<br />

Vor allem aber möchte ich Dr. Knut Müller danken, <strong>der</strong> mir mit s<strong>einer</strong> Brotkrumenspur<br />

dazu verhalf, mich im reizvollen Elektronenmikroskopiedschungel zu orientieren und einen Weg<br />

hindurch zu finden. Für mich ist sicher, ohne seine engagierte Betreuung und seine Anregungen<br />

hätte diese Arbeit nie diese Gestalt angenommen. Nicht zuletzt möchte ich aber auch seine<br />

freundschaftliche Art hervorheben, die mir den Einstieg in die Thematik und in die AG leicht<br />

machte. Die erheiternden Wortgeplänkel waren dabei nicht nur ein fester Bestandteil unserer<br />

Kommunikation, son<strong>der</strong>n auch die innerhalb <strong>der</strong> AG.<br />

So möchte ich auch Dr. Marko Schowalter Dank aussprechen, <strong>der</strong> sich u.a. mit seinen STEM-<br />

Messungen, vielen Ratschlägen und s<strong>einer</strong> entspannten Art immer helfend zur Verfügung gestellt<br />

hat. Dies galt ebenfalls für Thorsten Mehrtens, <strong>der</strong> sich zudem Zeit nahm, Teile m<strong>einer</strong> Arbeit<br />

zu lesen und mich mit hilfreichen Anregungen unterstützt hat. Des Weiteren ist natürlich noch<br />

Tim Grieb zu nennen, <strong>der</strong> nicht nur in Rahmen <strong>der</strong> Kaffeerunden mit interessierten Fragen für<br />

weitere Anreize sorgte. Meinen Bürokollegen Stephanie Bley und Alexan<strong>der</strong> Würfel möchte ich<br />

dafür danken, mich tatkräftig mit Nervennahrung (Keksen) versorgt zu haben. Den verbliebenen<br />

AG-Mitglie<strong>der</strong>n, Dr. Katharina Gries, Kristian Frank, Annegret Ebert und Oliver Oppermann,<br />

möchte ich nicht weniger für das angenehme Arbeitsklima danken.<br />

Auch unserem belgischen Gast im Frühjahr diesen Jahres, Dr. Wouter Van den Broek, und<br />

Dr. Andreas Thust vom Forschungszentrum Jülich möchte ich für die persönlichen Gespräche<br />

sowie für den stets angenehmen Schriftverkehr danken. Beide halfen mir sehr dabei, ein besseres<br />

Verständnis für die theoretischen Hintergründe <strong>der</strong> MTF zu entwickeln.<br />

Neben <strong>der</strong> universitären, fachlichen Unterstützung wäre aber wohl ohne den emotionalen Beistand<br />

m<strong>einer</strong> Freunde nur sehr wenig zustande gekommen. Bibi, Daniel, Malcolm und Philipp<br />

wissen wie keine an<strong>der</strong>en, was mir das Physik-Studium und die damit verbundene Abschlussarbeit<br />

bedeutet hat. Sie haben mich maßgeblich in meinem Entschluss bestärkt das Projekt<br />

Zweitstudium anzugehen und gaben mir bis zuletzt den Rückhalt, den ich brauchte, wofür ich<br />

ihnen nicht dankbar genug sein kann! Einen herzlichen Dank gilt aber beson<strong>der</strong>s Bibi, die in<br />

dieser für mich nicht immer einfachen Zeit stets für mich da war.<br />

Schließlich möchte ich mich bei meinen Eltern bedanken, die mir das Vertrauen für meine<br />

Entscheidung, nochmal studieren zu wollen und dies auch zu können, entgegenbrachten.<br />

Danke.<br />

IX

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