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Elektronenmikroskopische Untersuchungen des Polymer/Mineral ...

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<strong>Elektronenmikroskopische</strong> <strong>Untersuchungen</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Polymer</strong>/<strong>Mineral</strong> - Verbundmaterials<br />

Perlmutt<br />

Diplomarbeit<br />

von<br />

Katharina Gries<br />

Begutachtung:<br />

Prof. Dr. Monika Fritz<br />

Prof. Dr. Andreas Rosenauer<br />

Universität Bremen<br />

3. September 2007


Diese Arbeit wurde in den Arbeitsgruppen von Prof. Dr. Monika Fritz und<br />

Prof. Dr. Andreas Rosenauer in den Instituten für Biophysik und Festkörperphysik in<br />

der Universität Bremen angefertigt.<br />

Erklärung gemäß §24 (1), DPO vom 25.04.2001<br />

Ich versichere, dass ich die hier vorliegende Arbeit selbstständig und ohne unerlaubte<br />

Hilfe angefertigt habe. Ich habe keine anderen als die von mir angegebenen Quellen oder<br />

Hilfmittel benutzt. Alle wörtlich oder sinngemäß den Schriften anderer Autoren<br />

übernommenen Textstellen habe ich in entsprechender Weise kenntlich gemacht. Die<br />

Arbeit darf nach Abgabe nicht mehr verändert werden.<br />

Bremen, 3. September 2007<br />

(Katharina Gries)


INHALTSVERZEICHNIS I<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung 1<br />

2 Kristallographische und biologische Grundlagen 5<br />

2.1 Kristallographische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

2.1.1 Das Kristallgitter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

2.1.2 Modifikationen <strong>des</strong> Kalziumkarbonats . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

2.2 Aufbau und Struktur <strong>des</strong> Seeohrs Haliotis . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

2.2.1 Schalenaufbau und -wachstum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

2.2.2 Perlmuttschicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

2.2.3 Aragonitanteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

2.2.4 Organische Matrix . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

3 Grundlagen der experimentellen Methoden 13<br />

3.1 Transmissions-Elektronenmikroskopie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

3.1.1 Elektronen als Welle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

3.1.2 Aufbau eines TEM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

3.1.3 Linsenfehler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

3.1.4 Bildentstehung im TEM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

3.1.4.1 Beugungskontrast . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

3.1.4.2 Phasenkontrast . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

3.1.4.3 Z - Kontrast . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

3.1.5 Experimentelles Vorgehen am TEM . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

3.1.6 Chemische Analytik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

3.1.6.1 Elektronenenergieverlustanalytik . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

3.1.6.2 Energiedispersive Röntgenanalytik EDX . . . . . . . . . . 32<br />

3.1.7 Elektronentomographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

3.1.8 Probenpräparation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

3.1.8.1 Präparation mittels Muldenschleifgerät und PIPS (preci-<br />

sion ion polishing system) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />

3.1.8.2 Präparation mittels FIB (focused ion beam) . . . . . . . . 37<br />

3.1.8.3 Weitere Präparationsmethoden . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

3.2 Raster-Elektronenmikroskopie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

3.3 Wachstumsexperimente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

4 Ergebnisse und Diskussion 41<br />

4.1 Untersuchung der Wachstumsfront . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

4.2 Korrelation übereinanderliegender Aragonitplättchen . . . . . . . . . . . . 45<br />

4.3 Mikrostruktur der Aragonitplättchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54


II INHALTSVERZEICHNIS<br />

4.3.1 <strong>Mineral</strong>brücken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

4.3.1.1 Tomographieuntersuchungen der <strong>Mineral</strong>brücken . . . . . 55<br />

4.3.1.2 HRTEM <strong>Untersuchungen</strong> an <strong>Mineral</strong>brücken . . . . . . . . 58<br />

4.3.2 Resultate der <strong>Untersuchungen</strong> an Nanoporen . . . . . . . . . . . . . 62<br />

4.3.2.1 Resultate der Z - Kontrast <strong>Untersuchungen</strong> . . . . . . . . . 62<br />

4.3.2.2 Resultate der chemischen Analyse . . . . . . . . . . . . . . 63<br />

4.3.2.3 Tomographieuntersuchungen der Nanoporen . . . . . . . . 73<br />

5 Zusammenfassung und Ausblick 83<br />

6 Anhang 87<br />

6.1 Liste der verwendeten Geräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />

6.2 zu Abschnitt 4.2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />

Literatur 89


1 Einleitung<br />

Perlmutt, das Material, aus dem die innere, schimmernde Schicht (siehe Abb. 1) der<br />

Schalen vieler Schnecken und Muscheln aufgebaut ist, entsteht durch Biomineralisations-<br />

prozesse. Unter dem Begriff Biomineralisation versteht man die natürlichen Prozesse, bei<br />

denen lebende Organismen aus bioorganischen und anorganischen, kristallinen Stoffen<br />

Verbundmaterialien bilden, die im Nanometerbereich eine hohe Ordnung aufweisen.<br />

Beispiele für dabei verwendete <strong>Mineral</strong>ien sind Kalziumkarbonat CaCO3, Siliziumdioxid<br />

SiO2 und Hydroxylapatit. Kalziumkarbonat spielt bei der Bildung von Schnecken- und<br />

Muschelschalen und Korallen eine wesentliche Rolle; Siliziumdioxid tritt in Kieselalgen<br />

und einigen Bakterien auf und Hydroxylapatit macht einen großen Anteil <strong>des</strong> anorgani-<br />

schen Materials in Knochen aus.<br />

Durch die Kombination solcher <strong>Mineral</strong>ien mit organischen Stoffen wird ein Verbund-<br />

material gebildet, das sehr viel stabiler und elastischer ist als das Volumenmaterial <strong>des</strong><br />

<strong>Mineral</strong>s. Somit eignet sich ein solches Material vor allem für schützende und stützende<br />

Strukturen.<br />

(a) (b)<br />

Abb. 1: Schale einer Schnecke der Gattung Haliotis laevigata. (a) In der Innenseite der Schale<br />

liegende, schimmernde Perlmuttschicht. (b) Aus Calcit bestehende Außenseite der Schale.<br />

Der mineralische Anteil <strong>des</strong> Verbundmaterials Perlmutt besteht aus dem CaCO3 -<br />

Polymorph Aragonit. Dieses liegt in Form pseudohexagonaler [1] Plättchen (Durchmesser:<br />

(5 - 10)µm, Dicke: 500 nm) vor, die in organisches Material, die organische Matrix, einge-<br />

bettet sind. Der Aufbau <strong>des</strong> Perlmutts ist vergleichbar mit dem einer Ziegelsteinmauer:<br />

Die ” Steine“ bestehen aus Aragonit und der ” Mörtel“ aus organischem Material. Diese<br />

besondere Struktur <strong>des</strong> Perlmutt bestimmt sein mechanisches Verhalten in einem hohen<br />

Maße. Durch den Verbund <strong>des</strong> harten, jedoch brüchigen Aragonits mit dem weichen, aber<br />

elastischen organischen Material besitzt Perlmutt eine etwa drei Größenordnungen höhere<br />

Bruchfestigkeit als purer Aragonit [2]. Sein Elastizitätsmodul liegt zwischen 50 GPa und<br />

70 GPa ([3, 4]). Durch die Komposition von <strong>Mineral</strong> und organischen Schichten ist es der<br />

1


2 1 EINLEITUNG<br />

Natur gelungen ein Material zu erzeugen, das optimal als Schutz für den weichen Schne-<br />

ckenkörper dienen kann.<br />

Der interessante Aufbau <strong>des</strong> Perlmutts und die damit verbundenen besonderen Eigenschaf-<br />

ten <strong>des</strong> Verbundmaterials haben es schon früh zu einem Gegenstand wissenschaftlicher<br />

<strong>Untersuchungen</strong> gemacht.<br />

Ziel aller <strong>Untersuchungen</strong> ist die Gewinnung neuer Erkenntnisse über den Aufbau <strong>des</strong> Ma-<br />

terials und die Mechanismen der Entstehungsprozesse, bei denen so hochgradig geordnete<br />

Materialen wie Perlmutt erzeugt werden. Nur ein tiefer gehen<strong>des</strong> Verständnis von Aufbau<br />

und Wachstum kann eine spätere technische Nachahmung der Materialien hervorbrin-<br />

gen. In den künstlich erstellten Verbundmaterialien würden Vorzüge der Biomineralien<br />

wie Bruchfestigkeit, Ungiftigkeit und Korrosionsbeständigkeit zum Tragen kommen. Im<br />

Gegensatz zu der Fabrikation herkömmlicher Keramiken müssten außerdem keine hohen<br />

Drücke und Temperaturen aufgebracht werden. Die Produktion würde somit einfacher<br />

und kostengünstiger werden. Es existiert eine Vielzahl möglicher Anwendungen. Dazu<br />

zählen Dental- und Knochenimplantate [5], korrosionsresistente Beschichtungen für Ge-<br />

genstände, die langfristig Seewasser ausgesetzt sind, wie zum Beispiel Schiffsrümpfe, sowie<br />

mehrlagige Beschichtungen für Wände, die nach Abtragung der obersten Lage eine sau-<br />

bere Oberfläche hinterlassen.<br />

Des Weiteren könnten <strong>Untersuchungen</strong> der Schalen freilebender Schnecken Aufschluss<br />

über Einflüsse der Umwelt auf das Schalenwachstum liefern. Veränderungen der Schale<br />

könnten als Indikator für Veränderungen <strong>des</strong> Ökosystems dienen.<br />

Bereits 1961 erschien eine umfangreiche Veröffentlichung von Wada [6], in der die mine-<br />

ralischen Bestandteile, die Struktur und das Wachstum der Schale behandelt wurden.<br />

In den letzten zwanzig Jahren kam es dann zu einer raschen Zunahme der<br />

Veröffentlichungen und der Arbeitsgruppen, die sich mit dem Material Perlmutt<br />

beschäftigen:<br />

• Die Publikationen von Currey ([7]), Jackson et al. ([2, 8]), Evans et al. ([4]), Bar-<br />

thelat et al. ([9, 10]) und D. und K. Katti ([3, 11, 12]) behandeln das mechanische<br />

Verhalten von Perlmutt.<br />

• In Perlmutt enthaltene Proteine und die Zusammensetzung der organischen Matrix<br />

wurden unter anderem in den Veröffentlichungen von Weiner ([13]), Blank et al.<br />

([1]) und Weiss et al. ([14]) behandelt.<br />

• Mit der Mikrostruktur <strong>des</strong> Perlmutts und dort speziell mit <strong>Mineral</strong>brücken<br />

beschäftigten sich Velázquez-Castillo et al. ([15, 16]) und Song et al. ([17, 18, 19]).<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wurde die Mikrostruktur <strong>des</strong> Perlmutts der Seeohren Haliotis<br />

laevigata und Haliotis tuberculata untersucht.<br />

Seeohren, auch bekannt unter dem aus dem Englischen stammenden Begriff Abalone, sind<br />

Meeresschnecken, die in fast allen warmen Meeren heimisch sind. Sie gehören dem Stamm<br />

der Mollusca (Weichtiere) und der Klasse der Gastropoda (Schnecken) an. Der weiche


Körper der Molluske wird von der Schale vor Angreifern und Verletzungen geschützt. Sie<br />

ist über einen Muskel mit dem Körper verbunden und besteht aus einer äußeren Calcit-<br />

und der inneren Perlmuttschicht, die sich aus Aragonit und organischen Molekülen zu-<br />

sammensetzt. Die Schale ist ein gutes Beispiel für biogene Verbundmaterialien, bestehend<br />

aus kristallisierten, anorganischen Molekülen, die aus dem Seewasser stammen und orga-<br />

nischem Material, das von der Schnecke sekretiert wird.<br />

Je nach Schneckenart treten die Schalen in vielen verschiedenen Farben und Formen auf.<br />

Ihr prinzipieller Aufbau ist jedoch in allen Fällen sehr ähnlich. Im Fall der untersuchten<br />

Haliotis laevigata hat die Schale eine ovale, abgeflachte Gestalt und eine Länge zwischen<br />

etwa (13 - 17)cm.<br />

Die vorrangige Untersuchungsmethode ist die Transmissions-Elektronenmikrokopie, die<br />

aufgrund <strong>des</strong> hohen Auflösungsvermögens <strong>Untersuchungen</strong> einer Kristallstruktur im<br />

atomaren bzw. molekularen Bereich erlaubt. Die Auswertung mittels Feinbereichsbeu-<br />

gung erstellter Beugungsbilder erlaubt eine Aussage über die Orientierungen kristal-<br />

liner Probenbereiche, wie der Aragonitplättchen. Auf diese Weise kann die Korre-<br />

lation übereinander liegender Plättchen untersucht werden. Eine Analyse der kris-<br />

tallinen Struktur der <strong>Mineral</strong>brücken wird anhand hochauflösender Transmissions-<br />

Elektronenmikroskopie (HRTEM) durchgeführt. Zur Untersuchung der Nanoporen, die<br />

sich innerhalb der Aragonitplättchen befinden, werden verschiedene Methoden angewandt:<br />

Eine Analyse der chemischen Zusammensetzung der Nanoporen wird durch die Aufnah-<br />

me und Auswertung von EDX (energy dispersive X-ray) und EELS (electron energy loss<br />

spectroscopy) Spektren ermöglicht und die Durchführung von elektronentomographischen<br />

Messungen liefert Aufschluss über die Größe und die räumliche Verteilung der Nanoporen.<br />

3


2 Kristallographische und biologische Grundlagen<br />

2.1 Kristallographische Grundlagen<br />

In diesem Abschnitt werden kristallographische Grundlagen, die für das weitere<br />

Verständnis der Arbeit notwendig sind, erläutert. Des Weiteren werden die Kristallstruk-<br />

turen einiger Polymorphe <strong>des</strong> Kalziumkarbonats vorgestellt.<br />

2.1.1 Das Kristallgitter<br />

Die atomaren Bausteine eines Kristalls weisen in alle drei Raumrichtungen eine Fernord-<br />

nung auf. Zusammensetzen lässt sich ein Kristall aus den Elementarzellen. Diese stellen<br />

die kleinste Volumeneinheit dar, aus der durch wiederholtes Aneinanderfügen der gesamte<br />

Kristall erzeugt werden kann. Im Realraum wird die Elementarzelle eines Kristallgitters<br />

von den drei Basisvektoren a, b und c aufgespannt.<br />

Für viele <strong>Untersuchungen</strong> und besonders für das Verständnis der Bedeutung von Beu-<br />

gungsbildern ist es zweckmäßig, das reziproke Gitter einzuführen. Dieses wird durch die<br />

Vektoren a ∗ , b ∗ und c ∗ gegeben, die definiert sind über:<br />

a ∗ = b ×c<br />

a · ( b ×c)<br />

b ∗ =<br />

c ×a<br />

b · (c ×a)<br />

c ∗ = a × b<br />

c · (a × b)<br />

Ein allgemeiner Vektor g <strong>des</strong> reziproken Gitters hat die Form:<br />

5<br />

(1)<br />

(2)<br />

(3)<br />

g = ha ∗ + k b ∗ + lc ∗ . (4)<br />

h, k und l sind die Millerschen Indizes. Sie werden eingeführt um Netzebenen, d.h.<br />

Ebenen im Kristall, die mit Gitterpunkten besetzt sind, zu charakterisieren. Um die<br />

Millerschen Indizes zu erhalten, nimmt man die Kehrwerte der Maßzahlen der Ach-<br />

senabschnitte 1 . Die kleinsten ganzen Zahlen, die im gleichen Verhältnis zueinander<br />

stehen wie diese Kehrwerte, bilden die Millerschen Indizes hkl. Werden sie in eckigen<br />

Klammern dargestellt [hkl] beschreiben sie eine spezifische Richtung, in spitzen Klammer<br />

〈hkl〉 die Gesamtheit aller kristallographisch gleichwertigen Richtungen, in runden<br />

Klammern (hkl) eine spezifische Ebene und in geschweiften Klammern {hkl} die Schar<br />

der kristallographisch gleichwertigen Ebenen.<br />

1 Die Achsenabschnitte werden in Einheiten der Gitterkonstanten angegeben.


6 2 KRISTALLOGRAPHISCHE UND BIOLOGISCHE GRUNDLAGEN<br />

Für den Netzebenenabstand d gilt:<br />

2.1.2 Modifikationen <strong>des</strong> Kalziumkarbonats<br />

d = 1<br />

. (5)<br />

|g|<br />

Da Schneckenschalen hauptsächlich aus Kalziumkarbonaten aufgebaut sind, ist es<br />

unumgänglich, sich mit diesem Material auseinanderzusetzen.<br />

Kalziumkarbonat CaCO3 tritt in einer Vielzahl von Polymorphen auf. Diese besitzen<br />

die gleiche chemische Struktur, jedoch unterschiedliche Anordnungen der Atome im<br />

Kristallgitter. Drei der CaCO3 - Polymorphe existieren in einer wasserfreien, kristallinen<br />

Form: Vaterit, Calcit und Aragonit. Des Weiteren gibt es zwei hydratisierte, kristalline<br />

Polymorphe, sowie eine amorphe Form <strong>des</strong> Kalziumkarbonats, die jedoch nicht weiter<br />

betrachtet werden.<br />

Vaterit besitzt eine hexagonale Einheitszelle [20] (Abb. 2 (2)) und ist von den drei<br />

erstgenannten Polymorphen thermodynamisch am instabilsten. In der Natur kommt<br />

es als geringer Anteil in manchen biomineralisierten Strukturen vor, jedoch nicht in<br />

geologischen Gesteinen [21].<br />

Calcit besitzt ein trigonales Kristallsystem (Abb. 2 (3)), weist eine Dichte von<br />

(2,6 - 2,8)g/cm 3 [22] auf (abhängig vom Grad der Verunreinigung), besitzt eine hohe<br />

Spaltbarkeit entlang der (10¯11)-Ebene 2 und ist thermodynamisch am stabilsten. Der<br />

Kristall besitzt doppelbrechende Eigenschaften. Calcit ist eines der in der Natur am<br />

weitest verbreiteten <strong>Mineral</strong>ien. Es ist der Hauptbestandteil von Kalkstein und Marmor<br />

und eine Komponente von magmatischen und Sediment-Gesteinen [20]. Zudem bestehen<br />

einige Schichten in den Schalen von Meeresschnecken aus Calcit. Ein anderes aus der Bio-<br />

logie stammen<strong>des</strong> Beispiel bilden die Kapseln von Seeigeln, die aus Calcit-Einkristallen<br />

aufgebaut sind.<br />

Aragonit hat ein Vorkommen in vulkanischem Gestein, entsteht als Ausfällung heißer<br />

Quellen oder im Meerwasser bei hohen Temperaturen (z.B. im Roten Meer) und ist<br />

außerdem ein wichtiger Bestandteil der Schalen vieler Muscheln und Schnecken. Es<br />

besitzt eine Dichte von 2.95 g/cm 3 [22], weist keine ausgezeichneten Spaltebenen auf und<br />

wird durch eine orthorhombische Einheitszelle (Abb. 2 (4)) beschrieben. Diese besitzt die<br />

Gitterkonstanten [23]: a = 0,5743 nm, b = 0,4962 nm, c = 0,7969nm.<br />

Die zugehörige Raumgruppe lautet: Pnma 62.<br />

Die Ortskoordinaten der Positionen der in der Einheitszelle von Aragonit enthaltenen<br />

nicht äquivalenten Atome [23] sind in Tabelle 1 aufgelistet.<br />

2 Die Ebene ist in der Miller Bravias Indizierung angegeben, die für hexagonale und trigonale Kris-<br />

tallsysteme Anwendung findet.


2.1 Kristallographische Grundlagen 7<br />

Der Netzebenenabstand lässt sich für ein orthorhombisches Kristallsystem aus<br />

d =<br />

q<br />

1<br />

h2 k2 l2<br />

a2 +<br />

b2 +<br />

c2 berechnen.<br />

Ca C O O<br />

x 0,75985 -0,0823 -0,09453 -0,08725<br />

y 0,25 0,25 0,25 0,47499<br />

z 0,41502 0,7619 0,92238 0,68013<br />

Tabelle 1: Ortskoordinaten der Positionen der nicht äquivalenten Atome in der Einheitszelle<br />

von Aragonit.<br />

Abb. 2: (1) Kristallachsen eines<br />

Bravaisgitters mit den Gitter-<br />

konstanten a, b und c und den<br />

Achsenwinkel α, β und γ.<br />

(2) Hexagonales Kristallsystem:<br />

a = b = c und α = β = 90 ◦ ,<br />

γ = 120 ◦ .<br />

(3) Trigonales Kristallsystem:<br />

a = b = c und α = β = γ = 90 ◦ ,<br />


8 2 KRISTALLOGRAPHISCHE UND BIOLOGISCHE GRUNDLAGEN<br />

Abb. 3: Projektionen der Kristallstruktur von Aragonit für drei unterschiedliche Orientierun-<br />

gen. (a) Kristallstruktur in [100] - Richtung. (b) Kristallstruktur in [010] - Richtung. (c) Kristall-<br />

struktrur in [001] -Richtung.<br />

2.2 Aufbau und Struktur <strong>des</strong> Seeohrs Haliotis<br />

2.2.1 Schalenaufbau und -wachstum<br />

Die Abb. 4 zeigt den schematischen Aufbau einer Schneckenschale. Eine dünne Gewebe-<br />

schicht, das Mantelepithel, kleidet das Innere der Schale aus. Die Epithelzellen sekretieren<br />

die organischen Moleküle, die letztendlich den Prozess <strong>des</strong> Schalenwachstums einleiten und<br />

beeinflussen, in den extrapallialen Raum [24]. Dieser befindet sich zwischen Mantelepithel<br />

und Schale. Der Mantel ist fest mit dem Eingewei<strong>des</strong>ack verbunden und nimmt <strong>des</strong>sen<br />

Gestalt an. Die Form der Schale wird daher letztlich ebenfalls durch den Eingewei<strong>des</strong>ack<br />

bestimmt [26].<br />

Die äußerste Schicht der Schale bildet das Periostracum. Dies ist eine organische,<br />

(100 - 200)nm dünne Schicht [27], die einen Schutz vor der Abnutzung der Schale durch<br />

Erosion, also durch die Abtragung von Schalenmaterial durch Wasserströmungen, dar-<br />

stellt. Die folgende Schicht (Ostracum) besteht aus Calcitkristallen, besitzt eine Dicke<br />

von (0,5 - 3)mm und wird prismatischer Calcit genannt. Die innerste, schimmernde Schicht<br />

(Hypostracum) besteht aus Perlmutt und schließt sich relativ übergangslos an die Cal-<br />

citschicht an. Die Dicke dieser Schicht kann im Laufe <strong>des</strong> Lebens der Schnecke je nach<br />

Gattung bis zu einem Wert von 12 mm zunehmen. In unregelmäßigen Abständen tritt im<br />

Perlmutt außerdem eine aus grünem, organischem Material und Calcit bestehende Hete-<br />

roschicht auf.


2.2 Aufbau und Struktur <strong>des</strong> Seeohrs Haliotis 9<br />

Abb. 4: Schematische Darstellung eines Querschnitts durch Schale und Mantelepitel einer Mee-<br />

resschnecke (adaptiert aus [27]).<br />

Das Schalenwachstum beginnt mit der Sekretion von Proteinen, die die Ablagerung von<br />

Calcit und anschließend von Aragonit vermitteln und findet primär an den Außenrändern<br />

der Schale statt.<br />

2.2.2 Perlmuttschicht<br />

Das Verbundmaterial Perlmutt setzt sich aus Aragonitkristallen und verschiedenen organi-<br />

schen Materialien zusammen. Wie in der Einleitung erwähnt, liegen die Aragonitkristalle<br />

in Form pseudohexagonaler Plättchen vor. Diese besitzen eine Dicke von etwa 500nm und<br />

einen Durchmesser von (5 - 10)µm [27]. Die Plättchen sind lateral in Ebenen und verti-<br />

kal in Stapeln ( ” Münzstapel“) angeordnet (Abb. 5). Die Plättchennormale steht zugleich<br />

senkrecht zu der Schalenoberfläche.<br />

Abb. 5: SEM Aufnahme der<br />

Mikrotomschnittkante eines<br />

Perlmuttstückes, von dem<br />

einige Teile herausgebrochen<br />

sind. Das Perlmutt stammt<br />

aus der Schale der Schnecke<br />

Haliotis laevigata. Es ist<br />

die geschichtete Anordnung<br />

der Aragonitplättchen zu<br />

erkennen. Die Aufnahme<br />

wurde von Jacques Hawecker<br />

im Laboratorium für Elektro-<br />

nenmikroskopie, Karlsruhe<br />

erstellt.


10 2 KRISTALLOGRAPHISCHE UND BIOLOGISCHE GRUNDLAGEN<br />

Die sogenannte organische Matrix umgibt die Plättchen. Zwischen den horizontalen<br />

Aragonitebenen liegt sie als etwa 30 nm dicke, interlamellare Schicht vor. In den lateralen<br />

Grenzbereichen zwischen den Plättchen bildet die organische Matrix wesentlich dünnere<br />

vertikale Wände. Es ist erstaunlich, dass sich Perlmutt aus etwa 95 Gewichtsprozent<br />

Aragonit und nur 5 Gewichtsprozent organischer Moleküle zusammensetzt ([24], [28])<br />

und sich dennoch sowohl die mechanischen als auch die chemischen Eigenschaften stark<br />

von denen <strong>des</strong> puren <strong>Mineral</strong>s Aragonit unterscheiden.<br />

2.2.3 Aragonitanteil<br />

Das Wachstumsprinzip der Aragonitplättchenstapel wird am deutlichsten an der Wachs-<br />

tumsfront erkennbar und ist in Abb. 6 schematisch dargestellt. Die Plättchenschichten<br />

werden dort nicht nacheinander gebildet, sondern es entstehen bereits neue Schichten,<br />

bevor die darunterliegenden Plättchen zu ihrer vollen Größe herangewachsen sind. Die<br />

Plättchen wachsen zuerst besonders in a - Richtung ([100]), bis die Plättchendicke von et-<br />

wa 500 nm erreicht wird, und breiten sich dann in b- und c-Richtung aus. Noch bevor die<br />

endgültige Breite erreicht wird, bilden sich weitere darüberliegende Aragonitplättchen.<br />

Abb. 7 (a) zeigt die Bruchkante einer ” flat pearl“ 3 . Der obere Teil der Abbildung zeigt die<br />

einzelnen, pyramidenförmigen Stapel, in denen die Plättchen zwar in der Höhe, jedoch<br />

noch nicht in der Breite voll ausgebildet sind.<br />

Abb. 6: Prinzip <strong>des</strong> Wachstumsmechanismusses der ” Münzstapel“. Die [100] -Richtung steht<br />

senkrecht auf der Wachstumsfront. In den Bildteilen (a) - (e) ist der zeitliche Ablauf <strong>des</strong> Wachs-<br />

tums dargestellt.<br />

3 Der Ausdruck ” flat pearl“ bedeutet soviel wie flache Perle. Sie besteht aus Perlmutt, das die typische<br />

” Ziegelsteinmauer“ - Struktur aufweist. Ihre Erzeugung wird in Abschnitt 3.3 näher erläutert.


2.2 Aufbau und Struktur <strong>des</strong> Seeohrs Haliotis 11<br />

(a) (b)<br />

Abb. 7: (a) SEM Aufnahme von der Bruchkante einer ” flat pearl“. (b) Aufsicht auf zwei<br />

” Münzstapel“ einer flat pearl“.<br />

”<br />

In dem unteren Teil sind die Aragonitplättchen bereits lateral zusammengewachsen. Dies<br />

wird ebenfalls in Abb. 7 (b), die zwei nah beieinander liegende Stapel zeigt, deutlich.<br />

Es existieren zwei Hypothesen, die versuchen die Biofabrikation <strong>des</strong> Perlmutts zu erklären<br />

und deren Aussagen schematisch in Abb. 8 dargestellt sind. Die Hypothese von Weiner<br />

[13] besagt, dass epitaktisches Wachstum auftritt. Chemie und Abstand der Atome der<br />

organischen Matrix wären demnach verantwortlich für die Nukleation und das Wachstum<br />

der anorganischen Kristalle in einer bestimmten Orientierung.<br />

Die andere von Schäffer et al. [28] aufgestellte Hypothese postuliert kontinuierliches<br />

Wachstum in die a - Richtung von einer Aragonitschicht in die nächste durch Poren in<br />

der interlamellaren, organischen Matrix. Dies ist ein Bereich, der im Rahmen dieser Ar-<br />

beit näher untersucht wird.<br />

Abb. 8: (a) Schematische Darstellung <strong>des</strong> epitaktischen Kristallwachstums auf der organischen<br />

Matrix. (b) Schematische Darstellung <strong>des</strong> Aragonitplättchenwachstums über <strong>Mineral</strong>brücken.


12 2 KRISTALLOGRAPHISCHE UND BIOLOGISCHE GRUNDLAGEN<br />

2.2.4 Organische Matrix<br />

Die organische Matrix, in die die Aragonitplättchen eingebettet sind, besteht aus Polysac-<br />

chariden und Proteinen [29]. Man unterscheidet zwischen wasserlöslicher und -unlöslicher<br />

Matrix, abhängig von ihrer Löslichkeit in Wasser nach Demineralisation der Aragonit-<br />

kristalle. Wechselwirkungen zwischen Proteinen und anorganischen Ionen während <strong>des</strong><br />

Kristallwachstums bestimmen die Morphologie <strong>des</strong> sich bildenden CaCO3 - Kristalls. Stu-<br />

dien zeigen, dass lösliche polyanionische 4 Proteine die kristalline Phase der Schnecken-<br />

schale kontrollieren und einen abrupten Wechsel zwischen Calcit und Aragonit induzieren<br />

können [30].<br />

Nakahara stellte zudem die Behauptung auf, dass die organische Matrix noch vor den<br />

Aragonitplättchen entsteht, sich die Aragonitkristalle im Laufe <strong>des</strong> Wachstums in den<br />

Zwischenräumen der Matrix bilden [31] und somit die Matrix die Form der Plättchen<br />

bestimmt. Die wasserunlösliche Matrix macht den Hauptteil der interlamellaren Teile der<br />

organischen Matrix aus. Sie besteht hauptsächlich aus einer Kernschicht aus β - Chitin<br />

(ein langkettiges Polysaccharid), die von Proteinen umgeben ist [29].<br />

Die wasserlösliche Matrix setzt sich aus wasserlöslichen Proteinen zwischen den Plättchen<br />

zusammen. Diese Proteine sind, verglichen mit den unlöslichen Proteinen, mit sauren und<br />

polaren Aminosäuren angereichert [13]. Einen erheblichen Teil der Proteine der löslichen<br />

Matrix macht eine sich wiederholende Aminosäurensequenz aus, die in hohem Maße As-<br />

paraginsäure enthält [13]. Asparaginsäure besitzt eine freie Carboxylgruppe, die mit Kal-<br />

ziumionen wechselwirken kann. Durch diesen Rest könnten die Proteine einen Effekt auf<br />

die Kristallisation ausüben. Eine Rolle spielen dabei auch die Position und der Abstand<br />

der Carboxylgruppen in den Proteinen [32]. Zu den in der Gattung Haliotis identifizierten<br />

löslichen Proteinen zählen unter anderem Perlucin, Perlustrin und Perlwapin.<br />

4 polyanionisch (gr.): mehrfach negativ geladen


3 Grundlagen der experimentellen Methoden<br />

In den folgenden Abschnitten werden die Grundlagen der verwendeten Charakterisie-<br />

rungsmethoden vorgestellt. Die auf Transmissions-Elektronenmikroskopie basierenden<br />

Untersuchungsmethoden liefern Informationen über die Zusammensetzung und Struk-<br />

tur einer Probe. Sie sind daher geeignet, die Mikro - und Nanostruktur <strong>des</strong> Perlmutts<br />

näher zu erforschen. Zu diesen Methoden 5 zählen insbesondere EDX (energy dispersive<br />

X-ray) und EELS (electron energy loss spectroscopy), die eine Analyse der chemischen<br />

Zusammensetzung ermöglichen, sowie die Elektronentomographie, mit der dreidimensio-<br />

nale Strukturen in der Probe visualisiert werden können. Zur detaillierten Betrachtung<br />

der Wachstumsfront <strong>des</strong> Perlmutts eignet sich die Raster-Elektronenmikroskopie, mit der<br />

Probenoberflächen abgebildet werden können.<br />

Bei allen im Rahmen dieser Arbeit verwendeten Untersuchungsmethoden wurde die Pro-<br />

be mit hochenergetischen Elektronen be- oder durchstrahlt. Dabei wird eine Reihe von<br />

Prozessen erzeugt. Diese sind teilweise in Abb. 9 dargestellt und werden in den jeweiligen<br />

Abschnitten Erwähnung finden.<br />

3.1 Transmissions -Elektronenmikroskopie<br />

Abb. 9: Schematische Darstellung<br />

der durch einfallende Elektronen<br />

erzeugten Prozesse. Im Transmissions-<br />

Elektronenmikroskop finden die<br />

elastisch gestreuten Elektronen und<br />

im Raster - Elektronenmikroskop<br />

die Sekundärelektronen bzw. die<br />

rückgestreuten Elektronen Verwen-<br />

dung. Inelastisch gestreute Elektronen<br />

werden für EELS-Messungen,<br />

Röntgenstrahlung wird für EDX -<br />

<strong>Untersuchungen</strong> benutzt.<br />

Die Transmissions-Elektronenmikroskopie (TEM) ist ein geeignetes Mittel um struktu-<br />

relle <strong>Untersuchungen</strong> an meist kristallinen Proben durchzuführen. Die Funktionsweise<br />

ähnelt der eines Lichtmikroskops. Das Auflösungsvermögen 6 eines Mikroskops ist abhängig<br />

von der Wellenlänge der verwendeten Strahlung [33]. Im TEM werden zur Abbildung<br />

5 Die Methoden werden im STEM (scanning transmission electron microscope)- Modus durchgeführt.<br />

6 Die Auflösung r ist über den Abstand zweier Punkte, die in dem Abbild <strong>des</strong> Objektes noch zu<br />

unterscheiden sind, bestimmt. Es gilt die Abbesche Beziehung r = λ<br />

sin α<br />

[33]. Der Winkel α ist der halbe<br />

Aperturwinkel und λ die Elektronenwellenlänge. Das Auflösungsvermögen wird durch den Einfluss von<br />

Linsenfehlern verringert.


14 3 Grundlagen<br />

stark beschleunigte Elektronen mit einer Wellenlänge 7 im Pikometerbereich verwendet<br />

(siehe Abschnitt 3.1.1). Diese geringe Wellenlänge der Elektronen ermöglicht im Vergleich<br />

zur Lichtmikroskopie ein gesteigertes Auflösungsvermögen und somit <strong>Untersuchungen</strong> der<br />

Kristallstruktur im atomaren Bereich. Zudem können mittels Elektronenbeugung Aussa-<br />

gen über die Orientierung bestimmter Probenbereiche getroffen werden.<br />

Die Elektronen, die eine Probe transmittieren, können entweder elastisch und/oder in-<br />

elastisch gestreut werden. Bei der elastischen Streuung werden die Elektronen an den<br />

Coulombpotentialen der Probenatome gestreut und verändern dabei ihre Richtung, je-<br />

doch nicht den Betrag ihres Impulses. Da die Masse <strong>des</strong> Atomkernes weitaus größer als<br />

die <strong>des</strong> Elektrons ist, wird sich die Lage <strong>des</strong> Kernes bei der Streuung nicht verändern.<br />

Der Streuwinkel der Elektronen ist abhängig von der Kernladungszahl und dem Abstand<br />

zwischen Strahlelektron und Kern. Bei inelastischer Streuung verlieren die einfallenden<br />

Elektronen einen Teil ihrer kinetischen Energie, der an die Probe übertragen wird. Dieser<br />

bewirkt z.B. die Anregung von Phononen oder die Ionisation einzelner Atome [33]. Die<br />

Wirkung inelastischer Streuung spielt im Zusammenhang mit chemischer Analytik (Ab-<br />

schnitt 3.1.6.1) eine wesentliche Rolle.<br />

Damit eine optimale Abbildung erhalten werden kann, muss die untersuchte Probe so dünn<br />

sein, dass die Mehrzahl der transmittierten Elektronen nur einmal gestreut wird. Eine zu<br />

dünne Probe erzeugt ein kontrastarmes Bild, da nur wenige Elektronen <strong>des</strong> Primärstrahls<br />

gebeugt werden. Ist die Probe zu dick, so können einige Elektronen mehrfach gestreut<br />

werden und die Probe unter einem hohen Winkel verlassen. Diese Elektronen werden von<br />

den Blenden abgefangen und tragen daher nicht zur Abbildung bei. Die Intensität der<br />

Abbildung wird folglich gering. Die optimale Probendicke ist von der Art <strong>des</strong> Material,<br />

d.h. von den in ihm enthaltenen Elementen, abhängig.<br />

3.1.1 Elektronen als Welle<br />

Für die Elektronenmikroskopie ist von zentraler Bedeutung, dass die Elektronen nicht nur<br />

als Teilchen, sondern auch als Wellen betrachtet werden können. Da dies eine Grundlage<br />

der folgenden Abschnitte darstellt, wird an dieser Stelle eine kurze Herleitung der Wel-<br />

lenlänge der Elektronen vorgestellt.<br />

Es war Louis de Broglie, der postulierte, dass alle Teilchen, somit auch Elektronen, Wel-<br />

leneigenschaften besitzen und er war es auch, der die Gleichung<br />

λ = h<br />

p<br />

für die Wellenlänge λ aufstellte (p=Impuls <strong>des</strong> Teilchens, h=Plancksche Konstante).<br />

Möchte man einen Ausdruck für die Wellenlänge der Elektronen im TEM erhalten, so<br />

muss beachtet werden, dass sich die Elektronen dort mit der Geschwindigkeit v ≈ 0, 6c<br />

7 In der Quantenmechanik wird der Zustand eines Teilchens (z.B. eines Elektrons) durch eine Wellenfunktion<br />

|ψ〉 beschrieben. Diesem Teilchen können daher Welleneigenschaften (Wellenlänge, Frequenz)<br />

zugeordnet werden.<br />

(6)


3.1 Transmissions-Elektronenmikroskopie 15<br />

fortbewegen. Eine relativistische Korrektur muss daher berücksichtigt werden.<br />

Die von der Kathode emittierten Elektronen werden von der Potentialdifferenz U be-<br />

schleunigt und erhalten die kinetische Energie<br />

Die kinetische Energie ergibt sich außerdem über:<br />

Ekin = U · e. (7)<br />

Ekin = ETotal − ERuhe<br />

⇒ ETotal = Ekin + mc 2<br />

Mit ETotal: Gesamtenergie, ERuhe: Ruheenergie <strong>des</strong> Teilchens, m: Ruhemasse <strong>des</strong> Elek-<br />

trons.<br />

Die relativistische Energie eines Teilchens ergibt sich zu:<br />

(8)<br />

(9)<br />

E 2 Total = p2 c 2 + m 2 c 4 . (10)<br />

Einsetzen von Gl. (6), (7) und (9) in diese Gl. (10) liefert nach Umformung die Wellenlänge<br />

der Elektronen:<br />

λ = <br />

h<br />

2Ume(1 + eU<br />

2mc2) . (11)<br />

Dieser Ausdruck unterscheidet sich von dem relativistisch unkorrigierten nur durch den<br />

Term (1 + eU<br />

2mc 2). Für eine Beschleunigungsspannung U=200 kV besitzen die Elektronen<br />

die Wellenlänge λ ≈ 2,51 pm.<br />

3.1.2 Aufbau eines TEM<br />

Die Abb. 10 zeigt eine schematische Darstellung <strong>des</strong> Aufbaus eines TEM. Das verwendete<br />

TEM CM20 UT arbeitet mit einer LaB6 (Lanthan Hexaborid)-Kathode. Diese wird<br />

durch Anlegen eines elektrischen Stroms auf etwa 2700 K geheizt, wodurch die Energie<br />

der sich im Material befindlichen Elektronen erhöht wird und sie emittiert werden.<br />

Der Wehneltzylinder, der gegenüber der Kathode um etwa 100 V negativ vorgespannt<br />

ist, bündelt die Elektronen am Ort der Anode [33]. Über die zwischen Kathode und<br />

Anode anliegende Spannung werden die Elektronen beschleunigt. Am CM20 UT ist eine<br />

maximale Beschleunigungsspannung von 200 kV einstellbar.<br />

Die Elektronenbahnen werden im weiteren Verlauf durch das Mikroskop von elek-<br />

tromagnetischen Linsen und von Blenden beeinflusst. Eine elektromagnetische Linse<br />

besteht aus einer stromdurchflossenen Spule, umgeben von einem speziell geformten<br />

Polschuh. Dieser wird aus Materialien mit einer hohen magnetischen Permeabilität,<br />

z.B. Weicheisen oder Fe-Co - Legierungen, gefertigt, um die Feldstärke in dem Zentrum<br />

der Spule zu erhöhen [34]. In der Mitte der Spule treten durch eine kleine Öffnung<br />

im Polschuh die magnetischen Feldlinien aus. An dieser Stelle wirkt nun ein lokales,<br />

rotationssymmetrisches, stark inhomogenes Magnetfeld, das für die Ablenkung und


16 3 Grundlagen<br />

Fokussierung <strong>des</strong> Elektronenstrahls genutzt wird. Elektronen, die sich mit der Ladung e<br />

und einer Geschwindigkeit v annähernd parallel zur optischen Achse durch solch ein<br />

Magnetfeld B bewegen, erfahren die Lorentzkraft F = e(v × B). Da diese Kraft senkrecht<br />

zum Geschwindigkeitsvektor der Elektronen wirkt, werden die Elektronen auf einer<br />

Schraubenbahn zur optischen Achse gelenkt [33]. Es kommt daher bei unterschiedlichen<br />

Vergrößerungsstufen, d.h. bei verschiedenen Anregungsstärken der Linsen, zu Drehungen<br />

<strong>des</strong> Bil<strong>des</strong>. Die Inhomogenität <strong>des</strong> Magnetfel<strong>des</strong> der Linsen bewirkt eine Ablenkung<br />

der Elektronen in Richtung der optischen Achse und hat somit einen fokussierenden Effekt.<br />

Abb. 10: Schematischer Aufbau eines Transmissions- Elektronenmikroskops. (a) Abbildungs-<br />

modus für den Fall einer Hellfeldabbildung, (b) Beugungsbildmodus.<br />

Hinter der Anode folgt ein System aus zwei Kondensorlinsen, das zum einen eine Fo-<br />

kussierung <strong>des</strong> divergenten Elektronenstrahls und zum anderen eine Einstellung <strong>des</strong><br />

Strahldurchmessers und somit der Größe <strong>des</strong> ausgeleuchteten Probenbereichs erlaubt. Die<br />

C2 - Blende begrenzt die Trajektorien der Elektronen und beschränkt somit die Anzahl<br />

der die Probe erreichenden und zur Bildentstehung beitragenden Elektronen.<br />

Die Probe befindet sich zwischen der zweiteilig ausgeführten Objektivlinse (daher die


3.1 Transmissions-Elektronenmikroskopie 17<br />

Bezeichnung ” ultra twin“ oder UT), die eine erste Vergrößerung produziert. In der hin-<br />

teren Brennebene der Objektivlinse, die ebenfalls die Ebene <strong>des</strong> Beugungsbil<strong>des</strong> ist, liegt<br />

die Objektivblende. Mit ihr können Reflexe aus dem Beugungsbild zur Abbildung aus-<br />

gewählt werden (siehe Abschnitt 3.1.4.1). Die darauf folgende SAD (selected area diffrac-<br />

tion)-Blende liegt in der hinteren Bildebene der Objektivlinse und lässt eine Auswahl<br />

bestimmter Probenbereiche bzw. der diese Bereiche transmittierenden Elektronen zu. Im<br />

Beugungsmodus kann dann das Beugungsbild <strong>des</strong> selektierten Probengebietes untersucht<br />

werden. Diese Art der Beugung wird Feinbereichsbeugung genannt. Je nach Anregung<br />

der Zwischenlinse befindet sich die hintere Brennebene oder die hintere Bildebene der<br />

Objektivlinse in der Gegenstandsweite der Zwischenlinse. Durch Veränderung dieser An-<br />

regung lässt sich zwischen Beugungsmodus und Abbildungsmodus wechseln. Zudem führt<br />

die Zwischenlinse ebenso wie die im Aufbau noch folgende Projektivlinse zu einer weite-<br />

ren Bildvergrößerung. Das Endbild kann auf einem Fluoreszenzschirm sichtbar gemacht<br />

werden oder je nach Ausstattung <strong>des</strong> TEM auf Fotonegativen oder ” imaging plates“ ge-<br />

speichert oder über eine CCD (charge coupled device)-Kamera aufgenommen werden.<br />

Der gesamte Aufbau befindet sich im Hochvakuum (10 −7 Pa - 10 −10 Pa), um Streuung an<br />

den in der Luft enthaltenen Atomen und Molekülen zu vermeiden.<br />

3.1.3 Linsenfehler<br />

Ebenso wie bei Glaslinsen treten auch bei elektromagnetischen Linsen Linsenfehler auf,<br />

die weitgehend korrigiert bzw. minimiert werden müssen, um optimale Abbildungsbe-<br />

dingungen zu erhalten. Die im TEM einflussreichsten Fehler sind im Folgenden aufgeführt.<br />

Sphärische Aberration<br />

Elektronenstrahlen, die eine Linse in äußeren Zonen durchqueren, werden stärker<br />

gebrochen, besitzen also eine geringere Brennweite als Strahlen, die innere Bereiche der<br />

Linse passieren. Ein Punkt wird folglich als Scheibchen abgebildet, das einen Radius von<br />

r = MCSβ 3 aufweist [34]. M ist die Vergrößerung, β der Winkel zwischen Elektronenbahn<br />

und optischer Achse und CS die sphärische Aberrationskonstante.<br />

Abb. 11: Schematische Darstel-<br />

lung der sphärischen Aberration.<br />

Die Elektronenstrahlen, die die<br />

Linse in äußeren Zonen durch-<br />

queren, werden stärker gebro-<br />

chen als die Strahlen, die innere<br />

Bereiche der Linse passieren.


18 3 Grundlagen<br />

Diese besitzt für die Objektivlinse im CM20 bei einer Beschleunigungsspannung von<br />

200 kV den Wert 0,5 mm. Über das Einfügen von Blenden kann β und somit r ein-<br />

geschränkt werden. Eine weitreichendere Korrektur der sphärischen Aberration ist<br />

am CM20 jedoch nicht möglich. Die Abb. 11 zeigt eine schematische Darstellung <strong>des</strong><br />

Entstehens der sphärischen Aberration.<br />

Astigmatismus<br />

Nicht-rotationssymmetrische Linsen besitzen keinen Brennpunkt, sondern zwei Brenn-<br />

linien, die abhängig von den Richtungen der beiden Hauptkrümmungen der Linse sind.<br />

Dies wird in Abb. 12 verdeutlicht. Bei elektromagnetischen Linsen wird Astigmatismus<br />

durch nicht-rotationssymmetrische Linsenfelder erzeugt. Eine weitere Ursache können<br />

Aufladungen der Polschuhe oder der Probe sein. Eine Korrektur <strong>des</strong> Astigmatismusses<br />

kann im TEM über Oktopollinsen erfolgen.<br />

Abb. 12: Schematische Darstellung<br />

<strong>des</strong> Astigmatismusses. Durch die nicht -<br />

rotationssymmetrische Form der Linse<br />

entstehen zwei Brennlinien, die abhängig<br />

von den Richtungen der beiden Haupt-<br />

krümmungen der Linse sind.<br />

Chromatische Aberration<br />

Linsen besitzen für unterschiedliche Wellenlängen unterschiedliche Brechkraft. Wie in<br />

Abb. 13 dargestellt wird ein Punkt daher als Scheibchen abgebildet. Die Wellenlänge<br />

der Elektronen ist von der angelegten Beschleunigungsspannung abhängig. Unterschied-<br />

liche Wellenlängen können also durch Schwankungen der Beschleunigungsspannung und<br />

<strong>des</strong> Objektivlinsenstromes, sowie durch Energieverluste der transmittierenden Elektro-<br />

nen innerhalb der Probe erzeugt werden. Durch die Verwendung einer Kathode mit einer<br />

möglichst schmalen Energieverteilung der austretenden Elektronen und durch die Verwen-<br />

dung einer dünnen Probe kann der Bereich der auftretenden Wellenlängen eingeschränkt<br />

werden.<br />

Abb. 13: Schematische Darstel-<br />

lung der chromatischen Aberra-<br />

tion. Da Linsen für unterschied-<br />

liche Wellenlängen unterschiedli-<br />

che Brechkraft besitzen, wird ein<br />

Punkt als Scheibchen abgebildet.


3.1 Transmissions-Elektronenmikroskopie 19<br />

Koma<br />

Koma tritt auf, wenn der Elekronenstrahl schräg auf die Linse einfällt und somit schräg<br />

zur optischen Achse steht. Hinter der Linse werden diese Strahlen abseits der optischen<br />

Achse gebündelt. Da der Einfluss der sphärischen Aberration zum Tragen kommt, erfolgt<br />

diese Bündelung jedoch asymmetrisch. Die Bildpunkte werden daher als ” Scheibchen“ mit<br />

einer Art Schweif abgebildet. Abb. 14 stellt den Einfluss der Koma auf den Strahlengang<br />

graphisch dar. Korrigiert werden kann dieser Linsenfehler weitestgehend durch Justierung<br />

<strong>des</strong> Elektronenstrahls auf die optische Achse.<br />

3.1.4 Bildentstehung im TEM<br />

Abb. 14: Schematische Darstel-<br />

lung der Koma. Schräg auf<br />

die Linse einfallende Elektro-<br />

nenstrahlen werden abseits der<br />

optischen Achse asymmetrisch<br />

gebündelt.<br />

Ein TEM kann im Wesentlichen in zwei Grundeinstellungen betrieben werden: zum einen<br />

kann die Probe von einer ebenen Welle transmittiert werden (Abschnitte 3.1.4.1 und<br />

3.1.4.2), zum anderen kann ein konvergenter Elektronenstrahl über die Probe geras-<br />

tert werden (Abschnitt 3.1.4.3). Beiden Möglichkeiten liegt zugrunde, dass den Elektro-<br />

nen Welleneigenschaften und somit eine Wellenlänge zugeordnet werden können. Wie<br />

zu Beginn <strong>des</strong> Abschnitts 3.1 erwähnt, bestimmt die Wellenlänge der Elektronen das<br />

Auflösungsvermögen im TEM. Diese wird jedoch durch den Einfluss der Linsenfehler<br />

beschränkt. Am bedeutensten ist dabei der Einfluss der sphärischen Aberration. In Ab-<br />

schnitt 3.1.4.2 wird dieser Zusammenhang zwischen Auflösungsvermögen und sphärischer<br />

Aberration beschrieben.<br />

In dem vorangehenden Abschnitt 3.1.4.1 wird insbesondere die Entstehung eines Beu-<br />

gungsbil<strong>des</strong>, sowie der Einfluss einer Verkippung der Probe auf dieses Bild erläutert.<br />

Der Abschnitt 3.1.4.3 beschäftigt sich schließlich mit der Z - Kontrast Mikroskopie, bei der<br />

die unter einem großen Winkel gestreuten Elektronen zur Abbildung verwendet werden.<br />

3.1.4.1 Beugungskontrast<br />

Beugungskontrast tritt bei kristallinen Proben auf und kann durch Einfügen der Objek-<br />

tivblende in den Strahlengang produziert werden. Es wird dabei lediglich ein Strahl zur<br />

Abbildung verwendet. Je nach Wahl <strong>des</strong> selektierten Strahls (Primärstrahl oder gebeugter<br />

Strahl) unterscheidet man zwischen Hell- und Dunkelfeldabbildungen. Die experimentelle<br />

Erstellung dieser Abbildungen wird am Ende dieses Abschnitts erläutert. Zuvor wird die<br />

dem zugrunde liegende Elektronenbeugung behandelt.


20 3 Grundlagen<br />

Elektronenbeugung an Kristallen<br />

In diesem Abschnitt wird die Beugung einer ebenen Elektronenwelle an einem perfekten<br />

Kristall in kinematischer Näherung behandelt. Bei dieser Näherung wird angenommen,<br />

dass zum einen alle Streuprozesse elastisch sind und zum anderen keine Sekundärbeugung<br />

der einmal gebeugten Elektronenwellen stattfindet. Für qualitative Aussagen ist diese<br />

Vereinfachung ausreichend, quantitative Aussagen zur Elektronenbeugung können jedoch<br />

nur unter Berücksichtigung der dynamischen Streutheorie getroffen werden. Im Rahmen<br />

der vorliegenden Arbeit ist die Verwendung der kinematischen Näherung ausreichend.<br />

Beugungsbilder stellen im Wesentlichen die Fouriertransformierte <strong>des</strong> Kristallgitters dar.<br />

Eine Auswertung dieser Bilder kann im Falle kristalliner Proben daher Informationen über<br />

Kristallstruktur, Netzebenenabstände und Orientierung der Probe liefern.<br />

Abb. 15: Schematische Darstel-<br />

lung der Braggbeugung. Mit d<br />

ist der Abstand der Netzebenden<br />

bezeichnet. Die Elektronen-<br />

strahlen sind als graue Linien<br />

eingezeichnet.<br />

Die Erzeugung eines Beugungsbil<strong>des</strong> kann anhand der<br />

Braggbedingung, die in Abb. 15 schematisch dargestellt<br />

ist, erläutert werden. Parallele Strahlen, die unter einem<br />

Winkel θ auf eine Netzebenenschar fallen, werden an die-<br />

ser gebeugt. Zu einem sichtbaren Reflex kommt es dann,<br />

wenn zwei an benachbarten Netzebenen (mit dem Net-<br />

zebenenabstand d) reflektierte Strahlen konstruktiv mit-<br />

einander interferieren.<br />

Dies ist erfüllt, wenn der Gangunterschied zwischen den<br />

Strahlen ein ganzzahliges Vielfaches n der Wellenlänge λ<br />

ist. Die Braggbedingung lässt sich wie folgt formulieren:<br />

nλ = 2d sin θ. (12)<br />

Im TEM tragen die Netzebenen zum Beugungsbild bei,<br />

die annähernd parallel zu den einfallenden Elektronen-<br />

strahlen liegen. Für die (001)-Ebenen <strong>des</strong> Aragonits, die<br />

einen Netzebenenabstand von d = 0, 7969 nm aufweisen,<br />

ergibt sich für n = 1 der Beugungswinkel θ001 = 0, 1797 ◦ .<br />

Für kleine Winkel θ gilt sin θ ≈ θ. Gl. (12) vereinfacht<br />

sich zu:<br />

nλ = 2dθ. (13)<br />

Der Winkel θ erscheint ebenfalls in einem anderen Zusammenhang (dargestellt in Abb. 16)<br />

und kann über<br />

tan2θ = R<br />

L<br />

(14)<br />

beschrieben werden. 2θ kennzeichnet den Winkel zwischen gebeugtem und ungebeugtem<br />

Strahl. L ist der Abstand zwischen Probe und Bildspeichermedium, die sogenannte Ka-<br />

meralänge, und R ist der Abstand eines Reflexes zu dem ungebeugten Primärstrahl.


3.1 Transmissions-Elektronenmikroskopie 21<br />

Abb. 16: Vereinfachte Dar-<br />

stellung <strong>des</strong> Strahlenganges<br />

im Elektronenmikroskop zur<br />

Herleitung der Grundformel.<br />

Die Elektronenstrahlen sind<br />

als graue Linien eingezeich-<br />

Die Kameralänge L ist wesentlich größer als der Abstand R. θ nimmt somit kleine Werte<br />

net.<br />

an. Für kleine Winkel θ lässt sich Gl. (14) wiederum vereinfachen zu<br />

2θ = R<br />

. (15)<br />

L<br />

Aus Gl. (13) und Gl. (15) ergibt sich für Beugungsreflexe erster Ordnung (n=1) die<br />

Grundformel<br />

λL = Rd. (16)<br />

Der Term λL wird Kamerakonstante genannt und ist geräteabhängig. Über Gl. (16)<br />

können aus den Positionen der Reflexe im Beugungsbild die zugehörigen Netzebenen-<br />

abstände d errechnet werden.<br />

Die Gl. (16) ist eine Skalargleichung, in der die skalare Wellenlänge anstatt <strong>des</strong> Wellen-<br />

vektors steht. Die Braggbedingung in vektorieller Notation erhält man unter Ausnutzung<br />

der folgenden Zusammenhänge. Eine einfallende und eine gebeugte Welle werden durch<br />

die Wellenvektoren k und k ′ beschrieben. Im Falle elastischer Beugung gilt <br />

|k| = <br />

|k ′ |. Die<br />

Vektorbeziehung zwischen den beiden Wellenvektoren lautet:<br />

k − k ′ = q. (17)<br />

Mit q ist der Streuvektor bezeichnet. Eine geometrische Umsetzung der vektoriellen<br />

Braggbedingung liefert die Ewaldkonstruktion der Beugung.<br />

Ewaldkonstruktion<br />

Die Ewaldkonstruktion wird eingeführt, um die Frage zu klären, welche der unendlich vie-<br />

len Netzebenenscharen <strong>des</strong> Gitters die Braggbedingung erfüllen. Zu diesem Zweck wird in<br />

das reziproke Gitter der Wellenvektor k der einfallenden Welle eingezeichnet. Die Spitze<br />

<strong>des</strong> Vektors zeigt auf einen der reziproken Gitterpunkte. Um den Anfangspunkt von k<br />

wird ein Kreis mit dem Radius <br />

|k ′ | gezogen. Im dreidimensionalen Raum entsteht eine<br />

Kugel, die Ewaldkugel. Die Ebenen, deren reziproke Gitterpunkte von der Ewaldkugel ge-<br />

schnitten werden, erfüllen die vektorielle Braggbedingung (17). Abb. 18 macht deutlich,


22 3 Grundlagen<br />

dass in diesem Fall q = g ist. Der Vektor g wurde in Gleichung (4) definiert und ist ein<br />

reziproker Gittervektor.<br />

Diese Betrachtungen gelten für unendlich ausgedehnte Proben. Im Folgenden wird<br />

berücksichtigt, dass reale Proben eine endliche Ausdehnung besitzen. Das Potential <strong>des</strong><br />

endlichen Kristalls ergibt sich aus dem Produkt <strong>des</strong> Potentials <strong>des</strong> unendlichen Kristalls<br />

und der Kristallfunktion D(r):<br />

Vf(r) = V (r)D(r).<br />

Die Kristallfunktion nimmt innerhalb <strong>des</strong> Kristall den Wert 1 und außerhalb den Wert 0<br />

an. Die Fouriertransformierte <strong>des</strong> Potentials Vf(r) lautet:<br />

Vf(q) = F[V (r)D(r)]. (18)<br />

Das Potential V (r) <strong>des</strong> unendlich ausgedehnten Kristalls besitzt die Periodizität <strong>des</strong> zu-<br />

grunde liegenden Bravaisgitters und kann als diskrete Fourierreihe dargestellt werden [34]:<br />

V (r) = <br />

g<br />

Vge 2πigr .<br />

Die Fouriertransformierte dieses Potentials lautet:<br />

V (q) = <br />

Vgδ(q − g). (19)<br />

g<br />

Sie ist eine diskrete Funktion, die lediglich am Ort der reziproken Gitterpunkte ungleich<br />

Null ist.<br />

Für einen realen, endlich ausgedehnten Kristall, bei dem die Kristallfunktion<br />

berücksichtigt wird, erhält man aus Gl. (18) den Zusammenhang:<br />

Vf(q) =<br />

<br />

= <br />

g<br />

D(r) · <br />

Vg<br />

<br />

g<br />

Vg e 2πigr e −2πiqr dr<br />

D(r)e −2πi(q−g)r dr<br />

= <br />

Vg ˜ D(q − g). (20)<br />

g<br />

Der Unterschied zu Gl. (19) besteht darin, dass die reziproken Gitterpunkte bei Einbe-<br />

ziehung der Kristallfunktion D(r) eine ausgedehnte Form annehmen.<br />

Berücksichtigt man, dass die Dicke z0 der Probe wesentlich kleiner als die laterale Aus-<br />

dehnung ist, so lautet die reziproke Kristallfunktion:<br />

˜D(q − g) =:<br />

=<br />

D(s) ˜<br />

+∞<br />

e<br />

−∞<br />

−2πisxx +∞<br />

dx e<br />

−∞<br />

−2πisyy z<br />

+ 02<br />

dy<br />

− z e<br />

0<br />

2<br />

−2πiszz dz<br />

= z0δ(sx)δ(sy)sinc(πszz0) (21)


3.1 Transmissions-Elektronenmikroskopie 23<br />

Der Vektor s = q − g wird als Anregungsfehler bezeichnet und gibt die Abweichung von<br />

der Braggbedingung an. Abb. 17 zeigt die Auftragung der Kardinalsinusfunktion gegen<br />

die z-Komponente <strong>des</strong> Anregungsfehlers. Diese Funktion beschreibt die Ausdehnung der<br />

reziproken Gitterpunkte entlang der z-Richtung, also der Probennormalen.<br />

Abb. 17: Graphische Auftra-<br />

gung von sinc(πszz0) gegen die<br />

Komponente sz <strong>des</strong> Anregungs-<br />

fehlers s. Für z0 wurde der Wert<br />

20 nm verwendet. Diese Funktion<br />

beschreibt die Ausdehnung der<br />

reziproken Gitterpunkte entlang<br />

der z -Richtung, also der Proben-<br />

normalen.<br />

Die in diesem Fall stabförmigen Strukturen der Gitterpunkte werden reziproke Git-<br />

terstäbe bzw. im englischen ” relrods“ (reciprocal lattice rods) genannt. In Abb. 18 sind<br />

die ” relrods“ als graue Linien eingezeichnet.<br />

Abb. 18: Schematische Darstellung der Ewaldkonstruktion. Tatsächlich besitzt die Ewaldkugel<br />

einen sehr viel größeren Radius und damit eine weitaus geringere Krümmung. Im rechten Bild-<br />

teil ist der links markierte Bereich vergrößert dargestellt. Die ” relrods“ sind als graue Linien<br />

eingezeichnet.<br />

Eine wichtige Konsequenz der Endlichkeit realer Proben und <strong>des</strong> Erscheinens der<br />

” relrods“ ist das Auftreten von Beugung, sogar dann, wenn die Braggbedingung nicht<br />

exakt erfüllt ist. Der Betrag <strong>des</strong> Anregungsfehlers s gibt den Abstand von dem reziproken<br />

Gitterpunkt zur Ewaldkugel entlang der Hauptachse <strong>des</strong> ” relrod“ an. Die Intensität der<br />

Beugungspunkte ist dabei abhängig von diesem Abstand [34].<br />

In Abb. 18 ist zu erkennen, dass das reziproke Gitter aus Ebenen reziproker Gitterpunkte<br />

aufgebaut ist. Aufgrund ihrer Krümmung schneidet die Ewaldkugel mehrere dieser Ebe-<br />

nen, die als Lauezonen nullter, erster, zweiter und höherer Ordnung bezeichnet werden.<br />

Ein Beugungsbild zeigt die Projektion der von der Ewaldkugel geschnittenen ” relrods“.


24 3 Grundlagen<br />

Die Reflexe einer Lauezone liegen im Beugungsbild auf Kreisen, den Lauekreisen. Bei<br />

einer Verkippung der Probe steht k nicht länger senkrecht auf der nullten Lauezone, die<br />

daher von der Ewaldkugel in einem kreisförmigen Bereich geschnitten wird. Die Punkte,<br />

die auf diesem Kreis liegen, werden stark angeregt und erscheinen im Beugungsbild<br />

hell. Das Zentrum dieses Lauekreises markiert den Verkippungswinkel der Probe. Im<br />

Englischen wird der Ausdruck ” centre of laue circle“ verwendet. Daher stammt das<br />

geläufige Akronym COLC, das im Folgenden zur Benennung <strong>des</strong> Zentrums der Lauekreise<br />

genutzt wird.<br />

Abb. 19: Schematische Darstel-<br />

lung der Ewaldkonstruktion für<br />

eine um den Winkel α gekippte<br />

Probe.<br />

Aus der Messung <strong>des</strong> Radius R <strong>des</strong> COLC aus einem Beugungsbild kann die Verkippung<br />

der Probe bezüglich der Zonenachse bestimmt werden, wie in Abb. 19 schematisch dar-<br />

gestellt wird. Der Vektor r befindet sich im reziproken Raum.<br />

Über den Zusammenhang<br />

sinα = |r|<br />

| k|<br />

lässt sich der Verkippungswinkel der Probe bestimmen. Der Betrag <strong>des</strong> Wellenvektors<br />

ergibt sich aus | k| = 1<br />

λ<br />

pungwinkel erhält man schließlich aus:<br />

(22)<br />

R<br />

und der reziproke Vektor ist gegeben durch |r| = . Den Verkip-<br />

λL<br />

α = arcsin R<br />

. (23)<br />

L<br />

Der Wert α gibt lediglich die Gesamtverkippung der Probe an, liefert jedoch keine Aussage<br />

über die Richtung der Verkippung.<br />

Im Falle der Perlmuttquerschnittproben kommt es nicht zu einer Verkippung der gesamten<br />

Probe, sondern die Plättchen sind relativ zu einem genau in Zonenachse orientierten<br />

Referenzplättchen verdreht. Abb. 20 zeigt die unterschiedlichen Kippmöglichkeiten der<br />

Plättchen, aus denen sich die Gesamtverkippung zusammensetzt, und ihren Einfluss auf<br />

die Lage <strong>des</strong> COLC im Beugungsbild. In der Darstellung wurde als Zonenachse 〈001〉<br />

gewählt und das Plättchen um die [100]-, [010]- und [001]-Richtung gekippt. Bei der<br />

Kippung um [100] und [010] treten Lauekreise auf. Eine Drehung <strong>des</strong> Plättchens um<br />

die Zonenachse hat eine Rotation <strong>des</strong> Beugungsbil<strong>des</strong> zur Folge, aus der der zugehörige<br />

Kippwinkel direkt bestimmbar ist.


3.1 Transmissions-Elektronenmikroskopie 25<br />

Abb. 20: Die unterschiedlichen Verkippungsrichtungen der Plättchen und ihr Einfluss auf<br />

das Beugungsbild. Eine Kombination dieser Verkippungsmöglichkeiten ergibt die Gesamtver-<br />

kippung. (a) Unverkipptes Referenzplättchen, (b) um [100] gekipptes Plättchen, (c) um [010]<br />

gekipptes Plättchen, (d) um [001] gekipptes Plättchen.<br />

Hell- und Dunkelfeldabbildung<br />

Eine Auswahl <strong>des</strong> Primärreflexes mit der Objektivblende lässt lediglich alle ungebeugten<br />

Strahlen die Objektivblende passieren (Abb. 21 (a)). Bereiche der Probe, in denen schwa-<br />

che Beugung auftritt, erscheinen in der Abbildung hell, daher stammt der zugehörige<br />

Begriff Hellfeldabbildung. Analog dazu ist die Dunkelfeldabbildung. Dabei wird die Objek-<br />

tivblende verschoben und ein anderer Reflex <strong>des</strong> Beugungsbil<strong>des</strong> selektiert (Abb. 21 (b)).<br />

Auf diese Weise tragen nur die an der entsprechenden Netzebenenschar gebeugten Strah-<br />

len zur Abbildung bei. Probenbereiche, in denen schwache Beugung stattfindet, erschei-<br />

nen nun dunkel. Da ein gebeugter Strahl sehr viel stärker mit der Probe wechselwirkt als<br />

ein ungebeugter, liefert der Dunkelfeldmodus Informationen über bestimmte kristallogra-<br />

phische Orientierungen. Eine andere Methode den Dunkelfeldmodus umzusetzen besteht<br />

darin, den Elektronenstrahl vor dem Auftreffen auf die Probe zu kippen und die Objek-


26 3 Grundlagen<br />

tivblende zu zentrieren (Abb. 21 (c)). Diese Methode hat den Vorteil, dass der gebeugte<br />

Elektronenstrahl sich auch hinter der Probe auf der optischen Achse befindet und die<br />

Auswirkungen der Linsenaberrationen verringert wird. Die Verkippung <strong>des</strong> Strahls kann<br />

durch Magnetspulen realisiert werden.<br />

Abb. 21: Vereinfachte Darstellung <strong>des</strong> Strahlenganges in (a) Hellfeldabbildung, (b) Dunkel-<br />

feldabbildung und (c) zentrierter Dunkelfeldabbildungen.<br />

3.1.4.2 Phasenkontrast<br />

Bei der Erzeugung <strong>des</strong> Phasenkontrastes spielt die Objektivblende keine Rolle. Vielmehr<br />

wird diese möglichst groß gewählt, so dass im Gegensatz zum Beugungskontrast viele<br />

Strahlen zur Abbildung verwendet werden. Bei Proben, die lediglich einige Atomlagen<br />

dünn sind (Probendicke < 5 nm), wird die Amplitude der transmittierenden Elektronen-<br />

welle durch Streuverluste kaum geschwächt. Statt<strong>des</strong>sen überwiegen Phasenverschiebun-<br />

gen, die die Elektronenwellen in dem Objekt erfahren. In der hochauflösenden Elektro-<br />

nenmikroskopie, bei der sehr dünne Probenbereiche verwendet werden, dominiert also der<br />

Phasenkontrast.<br />

Im Folgenden wird der Einfluss <strong>des</strong> Mikroskops auf die Elektronenwellenfunktionen,<br />

während die Elektronen sich durch die Mikroskopsäule bewegen, erläutert. Die Aber-<br />

rationen wirken zum Beispiel auf die Amplitude und Phase der Wellenfunktion der aus<br />

der Linse austretenden Elektronen.<br />

Eine auf die Probe eintreffende, ebene Elektronenwelle Ψ0 erfährt eine Wechselwirkung<br />

mit dem elektrostatischen Potential <strong>des</strong> Objektes. Die Phasenverschiebung η(r) der Welle<br />

wird durch die atomaren Streuzentren der Probe modifiziert. Die austretende Elektronen-<br />

welle Ψe wird folgendermaßen definiert: Ψe = Ψ0e iη(r) .<br />

Im idealen Fall passiert die Welle Ψe die Objektivlinse ohne Abbildungsfehler und wird<br />

anschließend in der hinteren Brennebene zu einem Beugungsbild fokussiert. Das Beu-<br />

gungsbild ist die Fouriertransformierte der Austrittswellenfunktion Ψe. Läuft die Welle<br />

im Anschluss daran wieder auseinander, so erhält man in der Bildebene der Objektivlinse<br />

eine ebene Projektion der Wellenfunktion Ψip, die der inversen Fouriertransformation <strong>des</strong>


3.1 Transmissions-Elektronenmikroskopie 27<br />

Beugungsbil<strong>des</strong> entspricht.<br />

Die Intensität in der Bildebene ist über<br />

Ψip = F −1 [F[Ψe]] = Ψe<br />

I = |Ψe| 2 = ΨeΨ ∗ e = |Ψ0| 2 e iη(r) e −iη(r) = |Ψ0| 2 = konstant<br />

gegeben. Die Intensität ist also in der Bildebene konstant. Dies bedeutet, dass unter den<br />

vorgegebenen Bedingungen keine Informationen im Bild enthalten sind.<br />

In einem realen System müssen die Einflüsse von Aberration und Defokus berücksichtigt<br />

werden. Es wird sich zeigen, dass diese beiden Faktoren notwendig sind, um Informationen<br />

aus einem Bild zu erhalten.<br />

Eine Änderung <strong>des</strong> Stromes durch die Objektivlinse hat eine Änderung der Gegenstands-<br />

ebene um den Wert ∆f zur Folge. Man bezeichnet ∆f als den Defokus. Er gibt die<br />

Abweichung vom Gaußschen Fokus an. Ist ∆f < 0 bzw. > 0 spricht man vom Unter-<br />

bzw. Überfokus. Aufgrund <strong>des</strong> zusätzlichen bzw. fehlenden Durchlaufens der Distanz ∆f<br />

kommt es zu einer Phasenverschiebung<br />

Zudem wird eine Phasenverschiebung<br />

χ∆f(q) = πλ∆fq 2 .<br />

χsph(q) = π<br />

2 CSλ 3 q 4<br />

durch sphärische Aberration verursacht, da zwischen den Wellenfronten einer aberrations-<br />

behafteten und einer idealen Welle ein Wegunterschied herrscht.<br />

Die gesamte Phasenverschiebung ist:<br />

χges(q) = πλ∆fq 2 + π<br />

2 CSλ 3 q 4 .<br />

Die durch Aberration und Defokus erzeugte Phasenverschiebung wird durch Einbinden<br />

der Punktverwaschungsfunktion P(r) berücksichtigt. Die Wellenfunktion in der Bildebene<br />

ist dann definiert als:<br />

(24)<br />

ΨIP(r) = Ψe(r) ⊗ P(r). (25)<br />

Die Einführung von P(r) beschreibt das ” Ausschmieren“ eines Objektpunktes im Bild<br />

durch die Wirkung der Abbildungsfehler 8 . Unter Ausnutzung <strong>des</strong> Multiplikationstheorems<br />

ist Gl. (25) darstellbar als:<br />

ΨIP(r) = F −1 [Ψe(q)P(q)] = F −1 [Ψe(q)e iχ(q) ].<br />

P(q) = e iχ(q) ist die kohärente Übertragungsfunktion und enthält die Phasenverschiebung<br />

χ(q).<br />

8 Für eine ideale Linse reduziert sich die Punktverwaschungsfunktion zu einer Dirac Deltafunktion.<br />

P(q) ist dann gleich Eins und man erhält erneut den Zusammenhang Gl. (24).


28 3 Grundlagen<br />

In Abb. 22 ist der Imaginärteil<br />

(= sin{χ(q)}) der kohärenten Übertra-<br />

gungsfunktion gegen die Raumfrequenz q<br />

aufgetragen. Da der Imaginärteil dieser<br />

Funktion einen Sinus enthält, kommt<br />

es zu einer Oszillation der Funktion.<br />

Dies entspricht wiederum einer Kon-<br />

trastumkehr. Ein möglichst großer<br />

Raumfrequenzbereich mit annähernd<br />

gleichem Kontrast führt zu einer guten<br />

Punktauflösung. Im Scherzer Defokus wird<br />

das breiteste Band von Raumfrequenzen<br />

ohne Vorzeichenwechsel und damit ohne<br />

Kontrastumkehr übertragen. Die Punkt-<br />

auflösung ist in diesem Fall maximal.<br />

HRTEM (high resolution transmission<br />

electron microscopy)-Bilder, die im<br />

Scherzer Defokus aufgenommen wurden,<br />

Abb. 22: Auftragung <strong>des</strong> Imaginärteils der<br />

kohärenten Übertragungsfunktion (= sinχ(q))<br />

für ∆fscherzer = −42,43 nm, CS = 0,5mm und<br />

λ=2,5 pm. Im Scherzer Defokus ∆fscherzer wird<br />

das breiteste Band von Raumfrequenzen q ohne<br />

Vorzeichenwechsel und damit ohne Kontrastum-<br />

kehr übertragen.<br />

sind direkt interpretierbar, da die projizierten Positionen der Atome relativ zueinander<br />

durch kontrastreiche Gebiete wiedergegeben werden. Der Scherzer Defokus ist über<br />

∆fscherzer = −1, 2 √ CSλ gegeben [35].<br />

Im CM20 erhält man den Wert ∆fscherzer = −42, 43 nm bei CS = 0, 5 mm und λ=2,5 pm.<br />

Aus dem inversen Wert der Raumfrequenz an der Stelle <strong>des</strong> Nulldurchganges von sinχ(q)<br />

erhält man das Punktauflösungsvermögen<br />

ρS = 0, 7λ 3<br />

4C 1<br />

4<br />

S<br />

<strong>des</strong> Mikroskops [33]. Für das CM20 ergibt sich der Wert ρS ≈ 2, 08 ˚A.<br />

3.1.4.3 Z-Kontrast<br />

Für Elektronen, die an einem Kern gestreut werden, gilt die Rutherfordsche Streuformel.<br />

Diese besagt, dass der differenzielle Streuquerschnitt ( dσ<br />

dΩ )ϑ (Zahl der in das Raumwinkel-<br />

element dΩ gestreuten Teilchen pro Stromdichte der einfallenden Teilchen) proportional<br />

2 1 zu Z<br />

sin 4 ( ϑ<br />

2<br />

ist [36]. Z ist die Ordnungszahl <strong>des</strong> streuenden Atomkerns und ϑ der Streuwin-<br />

)<br />

) → 1. Die Zahl der unter einem großen Winkel<br />

kel. Für einen Winkel ϑ → 90 ◦ geht sin 4 ( ϑ<br />

2<br />

gestreuten Elektronen ist daher von Z 2 abhängig. Es muss jedoch beachtet werden, dass<br />

die Rutherfordsche Streuformel nur von der elastischen Streuung am Kern und nicht an<br />

einem Atom ausgeht. Laut Kuckuk [36] ist eine Zunahme <strong>des</strong> differentiellen Streuquerschnitts<br />

mit Z 7<br />

4 für unter großem Winkel gestreute Elektronen realistischer.<br />

In der Z - Kontrast Mikroskopie werden diese unter großem Winkel gestreuten Elektro-<br />

nen in einem Raster-Transmissions-Elektronenmikroskop (STEM: scanning transmissi-<br />

on electron microscope) zur Abbildung genutzt. Der Elektronenstrahl wird dabei über


3.1 Transmissions-Elektronenmikroskopie 29<br />

die Objektivlinse auf die Probe fokussiert und darüber gerastert. Anders als in einem<br />

SEM (scanning electron microscope) durchqueren die Elektronen die Probe und wer-<br />

den dahinter detektiert. Zur Signalaufnahme wird ein HAADF (high angle annular dark<br />

field)-Detektor verwendet. Eine schematische Darstellung der Anordnung ist in Abb. 23<br />

gezeigt. Die Intensität <strong>des</strong> detektierten Signals ist wie soeben beschrieben stark von der<br />

Ordnungszahl Z der Probenatome abhängig.<br />

Abb. 23: Schematische Dar-<br />

stellung der Anordnung zur<br />

Erzeugung einer Z -Kontrast<br />

Aufnahme. Im STEM-<br />

Modus wird der konvergente<br />

Elektronenstrahl über die<br />

Probe gerastert. Das Signal<br />

der unter großem Winkel<br />

gestreuten Elektronen wird<br />

mit einem HAADF -Detektor<br />

aufgenommen.<br />

Da die unter großem Winkel gestreuten Elektronen detektiert werden, erscheinen Proben-<br />

bereiche mit massereichen Atomen in der Abbildung heller. Analog erscheinen Bereiche,<br />

die leichte oder keine Atome enthalten dunkler. In [37] wird außerdem erläutert, dass<br />

Streuung unter einem großen Winkel von inkohärenter, thermisch diffuser Streuung domi-<br />

niert wird. Es herrscht daher keine Phasenbeziehung zwischen den inkohärenten Streuwel-<br />

len. Dies bedeutet unter anderem, dass die Streuintensität keine periodische Abhängigkeit<br />

von der Probendicke und dem Defokus besitzt [33]. Es kommt also zu keiner Kontrastum-<br />

kehr. Mit Z - Kontrast erstellte Bilder sind folglich direkter interpretierbar als die auf<br />

Phasenkontrast beruhenden.<br />

3.1.5 Experimentelles Vorgehen am TEM<br />

Für den Großteil der transmissions-elektronenmikroskopischen <strong>Untersuchungen</strong> wurde<br />

ein CM20 UT der Firma Philips verwendet, welches bei einer Beschleunigungsspannung<br />

von 200 kV betrieben wurde. Das Vakuum im Bereich der Probe kann über eine Kühlfalle<br />

verbessert werden. Dafür wurden die außen am Mikroskop zugängigen Kupferdrähte mit<br />

flüssigem Stickstoff gekühlt.<br />

Über eine Variation <strong>des</strong> ” spotsize“ - Wertes lässt sich die Anregung der C1 - Kondensorlinse<br />

regeln. Je höher der “spotsize“ - Wert gewählt wird, <strong>des</strong>to geringer ist die Elektronen-<br />

strahlintensität. Bei den Messungen wurde eine ” spotsize“ von drei oder vier gewählt,<br />

um Strahlschädigungen an den untersuchten Perlmuttproben nach Möglichkeit ein-<br />

zudämmen. Die Objektivblende wurde nur bei Bedarf (Hell-, Dunkelfeldaufnahmen,


30 3 Grundlagen<br />

Fokussieren der Beugungsbilder) in den Strahlengang eingefügt und ihre Größe je nach<br />

Anwendungszweck gewählt. Bei der Aufnahme von Beugungsbildern wurde die kleinste<br />

wählbare SAD - Blende eingesetzt. Vor den eigentlichen <strong>Untersuchungen</strong> der Proben ist<br />

stets eine gründliche Justage <strong>des</strong> Mikroskops notwendig, um einige der Linsenfehler<br />

zu minimieren und eine optimale Auflösung zu erhalten. Die Justage bestand aus<br />

mehreren Schritten, denen eine Sättigung der LaB6 - Kathode voranging. Dem folgte<br />

eine Justage der Elektronenquelle und in manchen Fällen der TEM-Säule. Während<br />

der <strong>Untersuchungen</strong> an der Probe wurde diese oftmals um die Halterachse gekippt.<br />

Um in diesem Fall nicht die betrachtete Probenstelle auf dem Schirm zu verlieren,<br />

war es erforderlich, die Probe auf die euzentrische Höhe zu bringen. Dies geschah per<br />

Hand und musste beim Wechsel der betrachteten Stelle eventuell korrigiert werden.<br />

Die Fokussierung der Probe erfolgte ebenfalls manuell durch Regelung <strong>des</strong> Stromes der<br />

Objektivlinse und musste beim Verschieben oder Verkippen der Probe nachgebessert<br />

werden. Des Weiteren erfolgten einige kleinere Justagen, die z.B. bewirkten, dass der<br />

Elektronenstrahl tatsächlich parallel zu der optischen Achse verlief, um den Einfluss<br />

der Koma zu minimieren. Die Aufnahme von Hochauflösungsbildern konnte nur nach<br />

einer eingehenden Korrektur <strong>des</strong> Astigmatismusses der Objektivlinse erfolgen. Zu diesem<br />

Zweck wurde eine amorphe Probenstelle gesucht. Bei den Perlmuttproben erschien oft<br />

das organische Material zwischen den Aragonitplättchen amorph und konnte für die<br />

Justage verwendet werden. Mittels eines Computerprogramms konnte die Fouriertrans-<br />

formierte <strong>des</strong> amorphen Bereichs <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong>, das Diffraktogramm, dargestellt werden.<br />

Zur Korrektur <strong>des</strong> Objektivlinsenastigmatismusses wurden die Objektivlinsenströme<br />

verändert, bis das Diffraktogramm rotationssymmetrisch 9 wurde.<br />

Als Bildspeichermedien fungieren im Fall <strong>des</strong> CM20 ” imaging plates“. Diese sind mit einer<br />

Schicht aus kleinen Kristallen versehen, die lokal hochenergetische Strahlung speichern<br />

können. Die Kristalle, bestehend aus dotiertem Barium Fluorbromid, werden von den<br />

auftreffenden Elektronen in einen semistabilen Zustand angeregt. Um die Informationen<br />

später wieder auslesen zu können, wird ein spezieller Scanner verwendet. Dieser beleuch-<br />

tet die ” imaging plates“ mit rotem Laserlicht, welches wiederum die Kristalle anregt<br />

und eine Abgabe der gespeicherte Informationen in Form blauer Lumineszenz bewirkt<br />

[38]. Der Anteil <strong>des</strong> blauen Lichtes ist direkt abhängig von der auf das ” imaging plate“<br />

eingefallenen Elektronenanzahl. Nach einer vierzigminütigen Beleuchtung mit weißem<br />

Licht sind alle angeregten Zustände und somit alle Informationen von den ” imaging<br />

plates“ entfernt. Sie können nun erneut zur Bildspeicherung verwendet werden.<br />

9 Da die Raumfrequenzen im amorphen Material mit gleicher Häufigkeit vorkommen.


3.1 Transmissions-Elektronenmikroskopie 31<br />

3.1.6 Chemische Analytik<br />

In diesem Abschnitt werden einige Methoden behandelt, die eine Untersuchung der che-<br />

mischen Zusammensetzung einer Probe ermöglichen. Ebenso wie Z - Kontrast Untersu-<br />

chungen werden diese Messungen im STEM-Modus durchgeführt.<br />

3.1.6.1 Elektronenenergieverlustanalytik<br />

EELS<br />

Eine Möglichkeit, Informationen über die chemische Zusammensetzung einer Probe zu<br />

erhalten, ist die Elektronenenergieverlustspektroskopie (EELS: electron energy loss spec-<br />

troscopy). Sie liefert die Energieverteilung der Elektronen, die mit der Probe wechsel-<br />

gewirkt haben. Die Signalintensität I wird gegen den Energieverlust E aufgetragen. Das<br />

Spektrum zeigt gewöhnlich einen kontinuierlich abfallenden ” Hintergrund“, der von Spek-<br />

trallinien überlagert wird. Bei E =0eV tritt das höchste Maximum <strong>des</strong> Spektrums auf.<br />

Dieses wird ” zero - loss peak“ genannt und beinhaltet ungestreute Elektronen und Elektro-<br />

nen, die zwar mit der Probe wechselgewirkt haben, jedoch ohne signifikanten Energiever-<br />

lust 10 . Der übrige Teil <strong>des</strong> Spektrums umfasst Elektronen, die einen Energieverlust durch<br />

Interaktion (inelastische Streuung) mit der Probe erfahren haben [39]. Die erscheinenden<br />

Spektrallinien sind charakteristisch für den Auftritt bestimmter inelastischer Streuprozes-<br />

se oberhalb einer Energie E, die zu einer Ionisation innerer Schalen der Atome führen.<br />

Diese Ionisationsenergie ist signifikant für die unterschiedlichen Elemente und gibt daher<br />

Auskunft über die Zusammensetzung der Probe.<br />

In einem EELS-Spektrum, das an einer ausreichend dünnen Probenstelle aufgenommen<br />

wurde, entspricht je<strong>des</strong> spektrale Merkmal einem anderen Anregungsprozess [40]. In dicke-<br />

ren Proben wird ein transmittiertes Elektron jedoch mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit<br />

mehr als einmal inelastisch gestreut. Der Energieverlust <strong>des</strong> Elektrons ist damit die Sum-<br />

me der einzelnen Verluste. Da der Anteil der inelastisch gestreuten Elektronen mit der<br />

Probendicke ansteigt, beinhaltet das EELS-Spektrum Informationen über die Dicke t der<br />

Probe [41]. Sie lässt sich bestimmen über<br />

t = λln( IT<br />

). (26)<br />

I0 ist die Intensität unter dem ” zero - loss peak“, IT ist die Gesamtintensität in dem<br />

Spektrum und mit λ ist die mittlere freie Weglänge 11 bezeichnet. Diese gibt die<br />

durchschnittliche Distanz an, die ein Elektron zwischen zwei Wechselwirkungsprozessen<br />

zurücklegt und ist abhängig von der Zusammensetzung der Probe. Für Streuung bei<br />

TEM Spannungen befinden sich die Werte für λ in einer Größenordnung von einigen<br />

10Beispielsweise beträgt der Energieverlust bei Elektron-Phonon- Streuung lediglich 100meV oder<br />

weniger [39].<br />

11 Der Buchstabe λ ist die konventionelle Bezeichnung für die mittlere freie Weglänge und darf nicht<br />

mit der Wellenlänge verwechselt werden.<br />

I0


32 3 Grundlagen<br />

zehn Nanometern.<br />

Energiegefiltertes TEM<br />

Bei der energiegefilterten Transmissions-Elektronenmikroskopie (EFTEM: energy filtered<br />

transmission electron microscopy) werden nur Elektronen einer bestimmten Energie bzw.<br />

eines bestimmten Energieverlustes 12 zur Bildentstehung zugelassen. Wird ein Energiever-<br />

lustbereich gewählt, der der Ionisationsenergie eines Elements entspricht, so kann auf diese<br />

Weise die Verteilung <strong>des</strong> Elementes in der Probe im Bild sichtbar gemacht werden. Es muss<br />

berücksichtigt werden, dass die Ionisationskante von dem kontinuierlich abfallenden, spek-<br />

tralen Hintergrund, der durch andere Energieverluste erzeugt wurde, überlagert wird. Um<br />

ein Bild zu erhalten, in dem tatsächlich nur die charakteristische Verlustintensität darge-<br />

stellt ist, muss der Hintergrund abgezogen werden. Dazu wird zunächst ein EFTEM Bild<br />

bei einem Energieverlust, der kurz vor der Ionisationskante <strong>des</strong> betrachteten Elements<br />

liegt, aufgenommen und anschließend von einem Bild, das mit einem Energiefilter im<br />

Bereich der Ionisationskante erstellt wurde, subtrahiert. Diese Elementverteilungsbilder<br />

(engl. elemental mapping) liefern einen ersten Eindruck über die Verteilung eines Ele-<br />

ments in der Probe. Das Bild kann jedoch zusätzlich durch Beugungskontrast beeinflusst<br />

sein [40]. Dieser entsteht durch das Einfügen von Blenden, welches durch das Abfangen<br />

gebeugter Elektronen eine Veränderung <strong>des</strong> detektierten Anteils elastisch gestreuter Elek-<br />

tronen zur Folge hat. Eine Methode den Beugungskontrast zu minimieren besteht darin,<br />

die Intensität an der Ionisationskante durch eine davor liegende Intensität zu dividieren.<br />

Man erhält dann ein sogenanntes ” jump ratio“ Bild. Dieses liefert ein Intensitätsbild, wel-<br />

ches näherungsweise die Konzentration (Atome pro Volumen) <strong>des</strong> untersuchten Elements<br />

widerspiegelt.<br />

3.1.6.2 Energiedispersive Röntgenanalytik EDX<br />

Ein weiteres Verfahren zur Materialanalyse stellt die energiedispersive Röntgenanalytik<br />

(EDX: energy dispersive X-ray) dar. Die Probe wird mit energiereichen Elektronen<br />

bestrahlt und emittiert charakteristische Röntgenstrahlung. Die einfallenden Elektronen<br />

stoßen Elektronen aus den inneren Schalen der Atome der untersuchten Probe. Diese<br />

entstandenen Lücken werden mit Elektronen aus höher liegenden Schalen aufgefüllt.<br />

Dabei wird Röntgenstrahlung, deren Energie der Energiedifferenz der beteiligten Elektro-<br />

nenschalen entspricht, abgegeben. Diese Strahlung ist charakteristisch für je<strong>des</strong> Element<br />

und kann genutzt werden, um die Elementzusammensetzung der Probe zu bestimmen.<br />

Ein EDX-Spektrum enthält Linien bestimmter Energien, deren Höhe die Zahl der<br />

detektierten Röntgenquanten über die Messzeit angibt. Sie werden nach den Energie-<br />

nivieaus, auf die angeregte Elektronen nach der Abgabe <strong>des</strong> Röntgenquants zurückfallen,<br />

benannt. Abb.24 zeigt in einer schematischen Darstellung die Beziehung zwischen<br />

Elektronenschalen (Energieniveaus) und Spektrallinien.<br />

12 Dies entspricht einem bestimmten Ausschnitt <strong>des</strong> EELS-Spektrums


3.1 Transmissions-Elektronenmikroskopie 33<br />

Abb. 24: Schematische Dar-<br />

stellung der Beziehung zwi-<br />

schen Elektronenschalen und<br />

Spektrallinien<br />

Die Analysemethoden EELS und EDX ergänzen sich in vielen Fällen. Mittels EELS<br />

lassen sich eher leichtere Elemente nachweisen. Der Hauptanwendungsbereich von EDX<br />

befindet sich dagegen im Bereich der Elemente mittlerer und hoher Ordnungszahlen.<br />

Da niederenergetische Röntgenquanten in der Probe und in dem Fenster <strong>des</strong> Detektors<br />

reabsorbiert werden können, können mittels EDX die leichteren Elemente mit einer<br />

geringeren Genauigkeit nachgewiesen werden.<br />

Zur Untersuchung mittels EDX (und auch EELS und Z - Kontrast) wurde dieselbe, ana-<br />

log zu Abschnitt 3.1.8.2 mittels FIB (focused ion beam) präparierte Querschnittsprobe<br />

verwendet. Alle Messungen wurden am IFAM (Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik<br />

und Angewandte Materialforschung) in Bremen durchgeführt. Die Beschleunigungsspan-<br />

nung betrug 200 kV. Die Bilder wurden über eine CCD - Kamera aufgenommen und direkt<br />

digital gespeichert. Im Falle der EDX- und EELS-Messungen konnten am Computerbild-<br />

schirm bestimmte Probenbereiche ausgewählt und das zugehörige Spektrum gespeichert<br />

werden.<br />

3.1.7 Elektronentomographie<br />

Die Abbildungen, die mittels Transmissions-Elektronenmikroskopie erhalten werden, zei-<br />

gen lediglich eine zweidimensionale Projektion der durchstrahlten Probe. Es können nur<br />

schwer Aussagen über die Form und Struktur von Objekten wie z.B. Nanoporen gemacht<br />

werden. Elektronentomographie ermöglicht es, aus zweidimensionalen Aufnahmen dreidi-<br />

mensionale Rekonstruktionen ausgewählter Strukturen zu erstellen. Dazu wird eine Reihe<br />

von Bildern bei jeweils unterschiedlichen Kippwinkeln der Probe im TEM- oder STEM-<br />

Modus aufgenommen. Zur Signalaufnahme wird ein HAADF (high angle annular dark<br />

field)-Detektor verwendet. Je nach Dicke der Probe ist der Verkippungswinkel beschränkt<br />

auf zumeist ±70 ◦ .<br />

Zur Rekonstruktion muss zuerst die gegenseitige Verschiebung 13 der Bilder einer Serie<br />

abgeglichen werden. Dies kann mit einer geeigneten Software oder, wenn die Geometrie<br />

der Proben es erfordert, manuell geschehen. Über eine Rückprojektionsmethode, die in<br />

Abb. 25 und 26 verdeutlicht wird, werden die Bildprojektionen unter Berücksichtigung<br />

13 Die Verschiebung der Bilder entsteht durch Probendrift.


34 3 Grundlagen<br />

<strong>des</strong> eingestellten Winkels in den Objektraum transferiert. Durch die Superposition der<br />

rückprojizierten Bilder bei unterschiedlichen Winkeln erhält man eine gute Vorstellung<br />

von der Form <strong>des</strong> untersuchten Objektes.<br />

Abb. 25: Schematische Darstellung der tomographischen Datenaufzeichnung und Rekonstruk-<br />

tion. (a) Es werden für möglichst viele verschiedene Verkippungswinkel der Probe Projek-<br />

tionen aufgenommen. (b) Die einzelnen Projektionen werden in ein gemeinsames Volumen<br />

rückprojiziert. Adaptiert aus [42].<br />

Abb. 26: Bildprojektionen<br />

werden unter Berücksich-<br />

tigung <strong>des</strong> Kippwinkels der<br />

Probe in den Objektraum<br />

transferiert.<br />

Bei der Rekonstruktion der Tomographiedaten treten zwei Fehlerquellen auf, die im<br />

Folgenden erläutert werden.<br />

Fehlender ” Keil“<br />

Abb. 27 zeigt die schematische Seitenansicht einer von Elektronen durchstrahlten Probe.<br />

Die Probe ist für verschiedene Verkippungswinkel eingezeichnet. Die Beschränkung <strong>des</strong><br />

maximalen Kippwinkels auf ±70 ◦ führt zu einem ” Keil“, der keine Informationen liefert.<br />

Diese Dateneinbuße wird besonders bei Strukturen, die parallel zu der Probennormalen<br />

stehen, bemerkbar. Sie werden nicht oder nur ansatzweise in der Bildrekonstruktion


3.1 Transmissions-Elektronenmikroskopie 35<br />

wiedergegeben. Des Weiteren kann eine streifenförmige Kontrastveränderung in rekon-<br />

struierten Bildern erzeugt werden.<br />

Abb. 27: Seitenansicht einer<br />

von Elektronen durchstrahlten<br />

Probe. Die Probe ist für drei ver-<br />

schiedenen Verkippungen darge-<br />

stellt: 0 ◦ , 30 ◦ und 70 ◦ . Der feh-<br />

lende ” Keil“ wird durch den<br />

maximalen Kippwinkel α be-<br />

stimmt.<br />

Ungleichverteilung der Datenpunkte im Fourierraum<br />

Bei der Rückprojektion tritt ein weiterer Informationsverlust auf. Rekonstruktionen durch<br />

Rückprojektion sind immer mit einer Verstärkung der niedrigen Frequenzen und dem Ver-<br />

lust der feineren Objektdetails verbunden. Dies geht mit der ungleichen Verteilung der<br />

Raumfrequenzen in den Projektionen einher [43]. Abb. 28 macht deutlich, dass die Annah-<br />

me einer gleichmäßigen Verteilung <strong>des</strong> Fourierraumes in jeder Projektion zu einer hohen<br />

Verteilungsdichte der Datenpunkte nahe <strong>des</strong> Zentrums <strong>des</strong> Fourierraumes führt. Es tritt<br />

eine Unterverteilung der höheren Raumfrequenzen <strong>des</strong> Objektes auf. Dieser Einfluss auf<br />

die Rekonstruktion kann durch Einsatz von gewichteten Filtern im Fourierraum minimiert<br />

werden. Diese sind radiale lineare Funktionen, die im Mittelpunkt <strong>des</strong> Fourierraumes Null<br />

und an <strong>des</strong>sen Rand maximal sind. Man führt dann eine gewichtete Rückprojektion durch.<br />

Abb. 28: (a) Verteilung der Da-<br />

tenpunkte im Fourierraum. Es<br />

befinden sich viele Datenpunkte<br />

bei niedrigen Ortfrequenzen. Ho-<br />

he Ortfrequenzen hingegen wei-<br />

sen eine geringere Dichte an Da-<br />

tenpunkten auf. Durch die Un-<br />

terverteilung höherer Frequenzen<br />

kommt es zu einer Unschärfe <strong>des</strong><br />

Bil<strong>des</strong>. (b) Originalbild. (c) Über<br />

die Rückprojektionsmethode re-<br />

konstruiertes Bild von (b). Adap-<br />

tiert aus [43].


36 3 Grundlagen<br />

Da bei Tomographiemessungen die Probe in einem großen Winkel verkippt wird, ist es<br />

unbedingt notwendig, in der FIB (focused ion beam, siehe Abschnitt 3.1.8.2) genügend<br />

Probenmaterial zu entfernen und eine möglichst ausgedehnte Lamelle zu erhalten, damit<br />

die Probe auch bei großen Winkeln noch durchstrahlt werden kann. Um dennoch ei-<br />

ne ausreichende Stabilität der Probe zu gewährleisten, wurde die Lamelle gestuft geätzt.<br />

Schließlich betrug die Breite 100µm, die Tiefe etwa 20µm und die Dicke lag in den dünnen<br />

Bereichen zwischen (50 − 120)nm. Diese Abmessungen ermöglichten eine Kippung von<br />

±70 ◦ . Die Zonenachse der präparierten Querschnittsprobe lautete 〈001〉.<br />

Am IFAM (Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialfor-<br />

schung) wurde die Probe mit einer Suspension, die 10 nm große Goldpartikel enthielt,<br />

behandelt, so dass einige der Partikel an der Probenoberfläche anhafteten. Die Goldparti-<br />

kel markieren zum einen die Probenoberfläche, zum anderen sind sie erforderlich, um die<br />

Bilder einer aufgenommenen Serie aufeinander abzugleichen. Die Tomographiemessungen<br />

wurden an einem Tecnai F20 X-Twin mit einer Beschleunigungsspannung von 200 kV<br />

von Dr. Christian Kübel (IFAM, Bremen) in Eindhoven durchgeführt. Die erhaltenen<br />

Daten konnten mit dem Programm imod ([44]) eingelesen und ausgewählte Bereiche als<br />

dreidimensionale Simulationen dargestellt werden.<br />

3.1.8 Probenpräparation<br />

In diesem Abschnitt werden die unterschiedlichen Methoden vorgestellt, die angewandt<br />

wurden, um Proben für TEM <strong>Untersuchungen</strong> zu präparieren.<br />

Prinzipiell wurden aus der Schneckenschale von Haliotis laevigata drei unterschiedli-<br />

che Proben präpariert: zwei senkrecht zueinander stehende Querschnittsproben ( ” cross-<br />

section“) der Schneckenschale und eine Aufsichtsprobe ( ” plane-view“). Ziel bei der<br />

Präparation war es, Proben zu erhalten, die lediglich einige zehn Nanometer dick sind.<br />

Dies ist eine nötige Vorraussetzung für die Durchstrahlung mit Elektronen.<br />

Die Schalen der Haliotis laevigata stammten von Fred Glasbrenner (Abalone Exports,<br />

Laverton North, Victoria, Australia) und wurden bei 4 ◦ C gelagert.<br />

Die Schneckenschale wurde zuerst mit einer Bürste und Wasser von grobem Schmutz<br />

befreit. Anschließend wurde mit einem Sandstrahler die Calcitschicht entfernt. Mit ei-<br />

nem Hammer wurden einige Teile <strong>des</strong> so präparierten Perlmutts der Schale abgeschlagen,<br />

so dass ein möglichst ebenes, etwa (2×2)cm großes Perlmuttstück erhalten wurde. Mit<br />

einer Diamantdrahtsäge wurden nun daraus mehrere etwa 1cm lange und 2mm breite<br />

Streifen zurechtgesägt. Da diese Streifen aufgrund der Krümmung der Schneckenscha-<br />

le und einiger Einschlüsse, die zu Erhebungen auf der Schaleninnenseite führten, noch<br />

keine glatten Oberflächen besaßen, wurden sie nassgeschliffen. Je nach Art der Probe,<br />

die erhalten werden sollte, wurden Siliziumstreifen mit einem Epoxidkleber auf ( ” cross-<br />

section“) bzw. seitlich an ( ” plane-view“) die Perlmuttstreifen geklebt. Zum Aushärten<br />

<strong>des</strong> Klebers wurden Probe und angeklebte Siliziumstreifen bei 150 ◦ C auf eine Herdplat-<br />

te gelegt. Des Weiteren waren Perlmuttstreifen und Silizium in einen Halter eingespannt,


3.1 Transmissions-Elektronenmikroskopie 37<br />

der die beiden Materialien während <strong>des</strong> Aushärtens <strong>des</strong> Klebers zusammenpresste. Die so-<br />

weit bearbeiteten Silizium-Perlmuttstreifen wurden mit der Diamantdrahtsäge in mehrere<br />

300µm dicke Scheibchen zersägt. Diese Scheibchen wurden einzeln mit einem Wachskleber<br />

auf Tripodhaltern befestigt. Über verstellbare Füße konnte der Tripodhalter waagerecht<br />

zur Schleifebene eingestellt werden. Das Dünnen der Scheibchen erfolgte über ein Nass-<br />

schleifverfahren, bei dem Diamantläppfolien unterschiedlicher, abnehmender Körnungen<br />

verwendet wurden. Für das grobe Herunterschleifen der Probe wurden Körnungen zwi-<br />

schen 30µm und 1µm verwendet. Anschließend erfolgte eine beidseitige Politur mit einer<br />

Körnung von 0,5µm. Die Dicke der Probe wurde über eine digitale Messuhr bestimmt.<br />

Zudem konnte ausgenutzt werden, dass Silizium ab einer Dicke von etwa 20 µm in einem<br />

Durchlichtmikroskop rötlich erscheint. Damit war die ungefähre Dicke ermittelbar, ohne<br />

die empfindliche Probe mechanisch zu beanspruchen.<br />

Im Folgenden werden zwei unterschiedliche Möglichkeiten der weiteren Verarbeitung be-<br />

schrieben.<br />

3.1.8.1 Präparation mittels Muldenschleifgerät und PIPS (precision ion<br />

polishing system)<br />

Auf beide Seiten der geschliffenen Perlmuttscheibchen wurde ein Kupferring mit einer<br />

runden Öffnung (Durchmesser: 1,5 mm) aufgeklebt. Hierzu wurde erneut Epoxidkleber<br />

verwendet und der Verbund auf der Herdplatte bei 150 ◦ C ausgehärtet. Mit einem Mul-<br />

denschleifgerät wurde von beiden Seiten eine sphärische Vertiefung in die Mitte der Probe<br />

geschliffen, so dass die Probendicke dort etwa 20µm betrug. Während <strong>des</strong> Schleifens wur-<br />

den Diamantpasten mit Körnungen zwischen 15µm und 3µm verwendet. Poliert wurde<br />

mit einer Körnung von 0,25µm.<br />

In der PIPS wurde die Mitte der Vertiefung mit Argonionen (Beschleunigungsspannung<br />

5keV) unter Einfallswinkeln von ±5 ◦ beschossen, bis ein kleines Loch entstand. Die Probe<br />

rotierte dabei horizontal ((3 - 6)rpm), um eine möglichst gleichmäßige Ausdünnung zu<br />

gewährleisten.<br />

Die Ränder <strong>des</strong> Loches besaßen eine Dicke von wenigen zehn Nanometern und waren<br />

somit mit Elektronen durchstrahlbar. Der Vorteil dieser Präparationsmethode war, dass<br />

großflächige, dünne Bereich entstanden. Die sehr dünnen (und somit für Hochauflösung<br />

interessanten) Stellen dieser Bereiche waren jedoch im Elektronenstrahl <strong>des</strong> TEM nicht<br />

stabil und brachen, bevor Aufnahmen und die zugehörigen Einstellungen vorgenom-<br />

men werden konnten. Um mechanisch stabilere Proben zu erstellen, wurde eine zweite<br />

Präparationsmethode durchgeführt.<br />

3.1.8.2 Präparation mittels FIB (focused ion beam)<br />

Ein Kupferring mit einem Spalt von (2×1)mm bzw. (2×0,5)mm wurde mit einer Rasier-<br />

klinge halbiert und so mit Epoxidkleber auf das geschliffene Perlmuttscheibchen geklebt,<br />

dass sich in der Mitte das Halbringes eine möglichst ebene Kante der Probe befand.


38 3 Grundlagen<br />

Anschließend wurden Ring und Perlmutt zum Aushärten <strong>des</strong> Klebers bei 150 ◦ C auf die<br />

Herdplatte gelegt. Zur weiteren Präparation wurde ein DualBeam-System verwendet,<br />

bei dem sowohl ein Ionenstrahl (FIB-System) als auch ein Elektronenstrahl (SEM) zum<br />

Einsatz kommen. Das FIB-System arbeitet mit einem stark fokussierten Galliumionen-<br />

strahl. Dieser kann bei niedrigem Strahlfluss zur Abbildung 14 und bei hohem Strahlfluss<br />

zur punktgenauen Abtragung <strong>des</strong> Probenmaterials verwendet werden.<br />

Abb. 29: SEM Aufnahme einer mittels FIB präparierten Lamelle in einer Perlmuttquerschnitts-<br />

probe.<br />

Die letztgenannte Eigenschaft wurde zur Präparation einer etwa 50 nm dünnen Lamelle<br />

(Abb. 29) in der Perlmuttprobe genutzt. Das integrierte SEM (scanning electron micros-<br />

cope) arbeitet mit Sekundärelektronen, die beim Aufprall der auf die Probe einfallenden<br />

Elektronen emittiert werden. Es wurden eine Beschleunigungsspannung von 5 kV und<br />

ein Strom von 0,4 nA eingestellt. Um eine allzu starke Aufladung der Perlmuttprobe zu<br />

vermeiden, wurde sie beidseitig mit einer etwa 5 nm dicken Goldschicht bedampft. Dies<br />

erhöhte die Leitfähigkeit der Probe.<br />

In der evakuierten Kammer <strong>des</strong> DualBeam-Systems stand die Probe parallel zum Elektro-<br />

nenstrahl und in einem Winkel von 52 ◦ zum Ionenstrahl. Nach Einstellung <strong>des</strong> Arbeitsab-<br />

stan<strong>des</strong>, der euzentrischen Höhe, <strong>des</strong> Fokusses und nach Korrektur <strong>des</strong> Astigmatismusses<br />

im SEM-Modus wurde die Probe um 52 ◦ gekippt und stand somit parallel zum Ionen-<br />

strahl (siehe Abb. 30). Dieser wurde bei einer Spannung von 30 kV betrieben. Bei einem<br />

Strom von 10 pA war eine Abbildung mit dem Ionenstrahl möglich, bei der es noch zu<br />

keiner starken Materialabtragung <strong>des</strong> Perlmutts kam. Ebenfalls im DualBeam-System<br />

integriert ist ein Gasinjektionssystem, mit dem es möglich ist, Platin auf der Probe zu<br />

deponieren. Dies geschieht auf dem Probenbereich, der beim Ätzen ausgespart werden soll<br />

14 Eine Abbildung ist immer möglich, jedoch nimmt mit steigendem Strahlfluss die Probenschädigung<br />

durch den Ionenstrahl zu.


3.2 Raster-Elektronenmikroskopie 39<br />

Abb. 30: Schematische<br />

Darstellung der Ionen - und<br />

Elektronenstrahlrichtungen<br />

in dem DualBeam -System.<br />

Die Probe wurde um 52 ◦<br />

verkippt.<br />

und später die Oberkante der zu untersuchenden Lamelle bildet. Die Platinschicht dient<br />

als Schutz und soll verhindern, dass die Lamellenoberkante beim Ätzvorgang beschädigt<br />

wird.<br />

Mit einem hohen Ionenstrahlstrom von 20 nA wurde anschließend großräumig das<br />

überschüssige Probenmaterial abgetragen. Mit geringeren Strömen von 1nA - 3nA wurde<br />

die Lamelle soweit nachgeätzt, bis sie etwa eine Dicke von 50 nm und eine möglichst glatte<br />

Oberfläche aufwies.<br />

3.1.8.3 Weitere Präparationsmethoden<br />

Neben der Präparation einer TEM Probe mittels PIPS und FIB wurden weitere Me-<br />

thoden getestet, die auf einer mechanischen bzw. nasschemischen Behandlung der Probe<br />

basierten.<br />

• Präparation mittels Ultramikrotom:<br />

Die Erzeugung dünner Schnitte mit dem Ultramikrotom misslang, da die Perlmutt-<br />

schnitte zu porös waren und zerbrachen.<br />

• Behandlung mit EDTA:<br />

Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA) ist ein Komplexbildner, der stabile<br />

1:1 - Komplexe mit Kationen, die min<strong>des</strong>tens eine Ladungszahl von +2 besitzen,<br />

erzeugt. EDTA ist somit geeignet, Verbindungen mit den Ca 2+ - Ionen der Arago-<br />

nitplättchen einzugehen und so zu einem Abbau der Plättchen zu führen. Die Be-<br />

handlung einer geschliffenen 20µm dicken Probe mit einer 40 mM EDTA-Lösung<br />

entfernte zwar die Aragonitplättchen, die organische Matrix bleib jedoch bestehen.<br />

Eine Nachbehandlung mit (1,5 - 3,5)%igem Natriumhypochlorid (NaOCl) zur Ent-<br />

fernung <strong>des</strong> organischen Materials führte zur Ablösung <strong>des</strong> gedünnten Probenbe-<br />

reichs. Die Verwendung <strong>des</strong> nasschemischen Ätzverfahrens zur Erzeugung einer TEM<br />

Probe schlug fehl.<br />

3.2 Raster -Elektronenmikroskopie<br />

Ebenso wie in einem TEM werden in einem Raster-Elektronenmikrokop (SEM: scanning<br />

electron microscope) Elektronen an einer Kathode emittiert, beschleunigt und durch ein<br />

System aus elektromagnetischen Linsen fokussiert. Die Beschleunigungsspannung ist mit


40 3 Grundlagen<br />

einem Wert von 5 kV jedoch wesentlich geringer. Die Probe kann eine makroskopische<br />

Dicke aufweisen, da sie im SEM nicht von den Elektronen durchstrahlt wird. Vielmehr<br />

wird über das Linsensystem der Elektronenstrahl auf die Probe fokussiert und über sie<br />

hinweg gerastert. Dabei werden an der Probenoberfläche Elektronen rückgestreut und<br />

in oberflächennahen Schichten Sekundärelektronen erzeugt. Sekundärelektronen entste-<br />

hen, wenn die einfallenden hochenergetischen Elektronen schwach gebundene Elektronen<br />

aus den äußeren Atomhüllen herausschlagen. Bei Proben, die eine geringe Leitfähigkeit<br />

aufweisen, kann es zu Aufladungen kommen, die wiederum zu einer Streuung <strong>des</strong> Elek-<br />

tronenstrahls führen können. Ist die Energie der einfallenden Elektronen zu gering, so<br />

werden nur wenige Sekundärelektronen produziert und die Probe lädt sich stellenweise<br />

negativ auf. Umgekehrt kann es bei einer zu hohen Energie zu einer positiven Aufladung<br />

kommen. Um diese Effekte zu vermindern ist es notwendig, eine dünne Edelmetallschicht<br />

(z.B. Gold) auf die Probe zu dampfen. In dem verwendeten SEM wurden lediglich die<br />

Sekundärelektronen detektiert. Die Anzahl der erzeugten und schließlich detektierten Se-<br />

kundärelektronen ist abhängig von der Beschaffenheit der Probe. Ein Detektor bestimmt<br />

für jeden Punkt auf der Probe aus der Anzahl der emittierten Sekundärelektronen einen<br />

Helligkeitswert, der auf einem Computerbildschirm dargestellt werden kann. So lässt sich<br />

direkt ein Graustufenbild der Probenoberfläche betrachten.<br />

3.3 Wachstumsexperimente<br />

Um das Anfangsstadium <strong>des</strong> Wachstums der Aragonitplättchen <strong>des</strong> Perlmutts untersuchen<br />

zu können, wurden sogenannte ” flat pearls“ erzeugt. Diese weisen im Gegensatz zu den<br />

gelieferten Schneckenschalen eine unbeschädigte Wachstumsfront auf. Zur Herstellung von<br />

” flat pearls“ wurden mit der Diamantdrahtsäge 500 µm dicke Siliziumwafer auf eine Größe<br />

von (0,5×0,5)cm zurecht gesägt. Mit Aceton wurden die Siliziumplättchen gründlich ge-<br />

reinigt und mit einer Pinzette vorsichtig zwischen das Mantelepitel und die Schale der<br />

Meeresschnecken geschoben. Die vier zur Verfügung stehenden Schnecken gehören der<br />

Art Haliotis tuberculata an und leben bei 15 ◦ C in einem Aquarium.<br />

Da die Schnecken das Silizium als Fremdkörper wahrnehmen, der eventuell zu Verletzun-<br />

gen <strong>des</strong> Körpers führen könnte, versuchen sie es entweder durch Muskelkraft abzustoßen<br />

oder es mit einer Calcit- und darauf folgenden Perlmuttschicht zu überwachsen. Analog<br />

zur Entstehung einer gewöhnlichen runden Perle, wird so eine flache Perle, eine sogenann-<br />

te ” flat pearl“ erzeugt.<br />

Nach 2 Wochen wurden die bewachsenen Wafer aus den Schnecken entfernt, mit Millipore<br />

Wasser abgespühlt und anschließend mit Stickstoff trocken geblasen. Eine Lagerung der<br />

” flat pearls“ erfolgte bei 4◦ C in 50 ml sterilfiltriertem Seewasser, das mit 50µl Natriumazit<br />

versetzt war. Das Natriumazit erfüllte die Aufgabe Mikroorganismen zu hemmen.<br />

Zur Untersuchung im SEM wurden die so erzeugten ” flat pearls“ mit Gold bedampft.


4 Ergebnisse und Diskussion<br />

In diesem Abschnitt werden die Ergebnisse der verschiedenen <strong>Untersuchungen</strong> vorgestellt<br />

und diskutiert. Abschnitt 4.1 behandelt die Untersuchung <strong>des</strong> Aufbaus der Wachstums-<br />

front einer ” flat pearl“. Im folgenden Abschnitt 4.2 wird die Korrelation übereinander<br />

liegender Aragonitplättchen untersucht. Die gewonnenen Ergebnisse führen im Rahmen<br />

der Mikrostrukturanalyse von Perlmutt (Abschnitt 4.3) zu der Untersuchung der Mine-<br />

ralbrücken (Abschnitt 4.3.1). Einen weiteren Bestandteil der Mikrostrukturanalyse macht<br />

die Untersuchung der Nanoporen (Abschnitt 4.3.2) aus.<br />

4.1 Untersuchung der Wachstumsfront<br />

Die Abb. 31 (a) zeigt eine SEM Aufnahme der Wachstumsfront einer ” flat pearl“, auf<br />

der die einzelnen Aragonitplättchenstapel deutlich als helle Flecke zu erkennen sind. In<br />

dem Bildteil (b) ist ein Ausschnitt <strong>des</strong> Diffraktogramms <strong>des</strong> gelb umrandeten Bildberei-<br />

ches dargestellt. Die Bildteile (c) und (d) zeigen die Intensitätsverteilungen entlang der<br />

waagerechten und der senkrechten Linie in dem Diffraktogramm.<br />

Abb. 31: (a) SEM Aufnahme der Wachstumsfront einer ” flat pearl“. (b) Diffaktogramm <strong>des</strong><br />

gelb umrandeten Bereiches in (a). (c) Intensitätsverteilungen entlang der in (b) eingezeichneten<br />

Linien.<br />

41


42 4 ERGEBNISSE UND DISKUSSION<br />

Aus dem Abstand der Maxima dieser Verteilungen lässt sich der mittlere Abstand<br />

zwischen den Spitzen der Aragonitplättchenstapel abschätzen. Man erhält aus (c) einen<br />

Abstand von 9,13µm ±0, 5 µm und aus (d) einen Abstand von 8,78µm ±0, 5 µm.<br />

Der Mittelwert dieser beiden Abstände ist 8,96µm ±0, 5 µm. Der Fehler ergibt sich<br />

durch eine geschätzte Ungenauigkeit bei der Bestimmung der Lage der Maxima in<br />

(c) und (d). Im Rahmen dieses Fehlers ist die Verteilung der Plättchenstapel an der<br />

Wachstumsfront isotrop. Der mittlere Abstand der Stapelspitzen entspricht der Breite<br />

der Aragonitplättchen, die somit bei 8,96µm ±0, 5 µm liegt. Dieser Wert befindet sich in<br />

dem in der Literatur ([27]) genannten Bereich von (5 - 10)µm.<br />

Abb.32 zeigt SEM Aufnahmen der Wachstumsfront einer ” flat pearl“ bei höheren Ver-<br />

größerungen. Die annähernd hexagonale Facettierung der Aragonitplättchen ist deutlich<br />

zu erkennen. Viele der Stapel weisen nicht nur eine, sondern zwei Spitzen auf. Zwischen<br />

den Plättchenstapeln ist eine Schicht zu erkennen, die wahrscheinlich aus organischem<br />

Material besteht und in der FIB durch kurzen Beschuss mit Galliumionen aufreißt.<br />

Abb. 32: (a) SEM Aufnahme der Wachstumsfront einer ” flat pearl“. Die Pfeile markieren<br />

einige Aragonitplättchenstapel, auf denen an zwei unterschiedlichen Stellen ein neues Plättchen<br />

entsteht. (b) Vergrößerte Darstellung zweier benachbarter Stapel. Auf dem linken Stapel sind<br />

zwei sich bildende Plättchen erkennbar.


4.1 Untersuchung der Wachstumsfront 43<br />

In Abb. 33 ist ein auf diese Weise entstandenes Loch in der organischen Schicht abgebil-<br />

det, das Einblicke auf die darunter liegenden Aragonitplättchen gewährt.<br />

Abb. 33: (a) und (b) SEM Aufnahmen der Wachstumsfront einer ” flat pearl“. Die hellen Flecken<br />

auf der Probenoberfläche stammen von der Bedampfung mit Gold. Die Löcher in der organischen<br />

Schicht entstanden durch Einwirkung <strong>des</strong> Ionenstrahls in der FIB.<br />

Nakahara et al. zeigte in [45] und [46] anhand von TEM <strong>Untersuchungen</strong> an der Wachs-<br />

tumsfront einer Perlmuttprobe, dass mehrere vorgefertigte Schichten der organischen<br />

Matrix existieren, in die die Aragonitplättchen hineinwachsen. In den durchgeführten<br />

SEM <strong>Untersuchungen</strong> der Wachstumsfront konnten diese Schichten nicht ausgemacht<br />

werden. Es scheint lediglich in einem Abstand von etwa fünf Aragonitplättchen<br />

(= ca. 2,65µm) unter der organischen Schicht eine weitere Schicht zwischen den<br />

Plättchenstapeln aufgespannt zu sein. In [46] sind neben den TEM Aufnahmen ebenfalls<br />

SEM Bilder der Perlmuttwachstumsfront veröffentlicht. Auf diesen ist ebenso wie in<br />

den in Abb. 33 gezeigten Aufnahmen hauptsächlich eine dickere organische Schicht zu<br />

erkennen, jedoch keine vorgefertigte Matrix, deren Schichten zwischen den einzelnen<br />

Aragonitplättchen liegen. Möglicherweise sind die Schichten der Matrix kollabiert und<br />

bilden nun in einem größeren Abstand zueinander liegende, etwas dickere, organische<br />

Schichten.<br />

Da die dargestellten SEM Aufnahmen keine Informationen über die Höhe der sich<br />

bildenden Aragonitplättchenstapel liefern, wurde mit der FIB ein Querschnitt eines<br />

Plättchenstapels an der Wachstumsfront präpariert. Ein solcher Schnitt ist in Abb. 34<br />

gezeigt. Anhand dieser Aufnahme ist zu erkennen, dass die oberen 16 Plättchen <strong>des</strong><br />

Stapels noch nicht vollständig ausgebildet sind.


44 4 ERGEBNISSE UND DISKUSSION<br />

Abb. 34: SEM Aufnahme<br />

eines Querschnitts eines Ara-<br />

gonitplättchenstapels an der<br />

Wachstumsfront.


4.2 Korrelation übereinanderliegender Aragonitplättchen 45<br />

4.2 Korrelation übereinanderliegender Aragonitplättchen<br />

Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit der Frage, wie die Orientierungen<br />

übereinander gewachsener Aragonitplättchen miteinander korreliert sind.<br />

Zu diesem Zweck wurde zunächst die in Abb. 35<br />

gezeigte TEM Aufnahme einer Perlmuttquer-<br />

schnittsprobe erstellt. Dabei wurde eine Objektiv-<br />

blende gewählt, die nur einen Teil der Elektronen<br />

passieren ließ. Auf diese Weise entstand ein Bild,<br />

in dem Probenbereiche, die zonenachsennah orien-<br />

tiert waren, dunkler erschienen. Die unterschied-<br />

lichen Intensitäten der Aragonitplättchen in die-<br />

sem Bild sind also abhängig von der kristallogra-<br />

phischen Orientierung der Probenbereiche. In der<br />

Abb. 35 sind einige der Plättchen dunkler als an-<br />

dere. Die meisten der Aragonitplättchen erschei-<br />

nen in der Aufnahme jedoch in einer ähnlichen<br />

Graustufe. Dies scheint wiederum zu bedeuten,<br />

dass der Großteil der Plättchen ähnlich orientiert<br />

ist und nur einige Plättchen (die dunkleren) ei-<br />

Abb. 35: TEM Aufnahme einer Perl-<br />

muttquerschnittsprobe.<br />

ne stärker abweichende Orientierung aufweisen. Metzler et al. [47] untersuchte mittels<br />

X-PEEM 15 die Schale der Haliotis rufescens (rote Abalone). Dabei wurde deutlich, dass<br />

sich in den Plättchenstapeln Domänen mit relativ gleichbleibender Orientierung befin-<br />

den. Die Orientierung der Aragonitplättchen bleibt dabei im Schnitt lediglich über zehn<br />

und maximal über 40 Plättchenschichten erhalten. Eine quantitative Untersuchung der<br />

Orientierungen innerhalb einer Domäne wurde in der Veröffentlichung jedoch nicht vor-<br />

genommen. Eine Bestimmung der relativen Orientierung der Plättchen eines Stapels ist<br />

mittels Analyse von Feinbereichsbeugungsbildern möglich.<br />

Bestimmung der Plättchenorientierung mittels Feinbereichsbeugung<br />

Die Aufnahme von Beugungsbildern mittels Feinbereichsbeugung ermöglicht die Bestim-<br />

mung der Orientierung bestimmter Probenbereiche, in diesem Fall der Aragonitplättchen.<br />

In der Abb. 36 sind experimentell erstellte und simulierte Beugungsbilder eines Aragonit-<br />

kristalls dargestellt. Für in 〈001〉 - und 〈010〉 - Zonenachse orientierten Aragonit entstehen<br />

Beugungsbilder mit einer rechteckigen Anordnung der Reflexe. Bei einer Orientierung in<br />

〈100〉 - Zonenachse weisen die Reflexe eine nahezu hexagonale Anordnung auf 16 .<br />

Im Folgenden werden die Beugungsbilder zweier Querschnittsproben diskutiert. Es wur-<br />

16 An dieser Stelle sei erneut erwähnt, dass in dieser Arbeit für Aragonit die Raumgruppe Pnma ver-<br />

wendet wird. Die Richtung [100] steht daher parallel zu der Plättchennornalen.


46 4 ERGEBNISSE UND DISKUSSION<br />

Abb. 36: (a) Experimentell erstellte (b) und simulierte Beugungsbilder von Aragonit für ver-<br />

schiedene Zonenachsen mit Indizierung einiger Reflexe (die Indizes befinden sich oberhalb der<br />

zugehörigen Reflexe.)<br />

de jeweils ein Aragonitplättchen in Zonenachse orientiert. Dieses erhält die Bezeichnung<br />

Referenzplättchen. Ohne die Proben weiter zu verkippen, wurden von dem Referenz-<br />

plättchen und den übrigen Plättchen <strong>des</strong> zugehörigen Stapels Beugungsbilder aufgenom-<br />

men. Schließlich ergab sich eine Serie von Beugungsbildern von einem Stapel übereinander


4.2 Korrelation übereinanderliegender Aragonitplättchen 47<br />

Abb. 37: Beugungsbilder verschiedener Aragonitplättchen der Probe QP für (a) : 1,8 ◦ ,<br />

(b) : 0,1 ◦ , (c) : 1,1 ◦ , (d) : 3,4 ◦ . Aus der Lage <strong>des</strong> COLC in den Bildern lassen sich die<br />

Verkippungswinkel der Plättchen relativ zu dem Referenzplättchen bestimmen.<br />

gewachsener Aragonitplättchen. Auf diese Weise wurden bis zu 18 übereinander<br />

liegende Plättchen untersucht. In der Abb. 37 sind einige Beispiele für solche<br />

Abb. 38: Übersicht der hin-<br />

sichtlich ihrer gegenseitigen Ori-<br />

entierung untersuchten Arago-<br />

nitplättchen der Probe QP.<br />

Beugungsbilder und in Abb. 38 der dazugehörige Pro-<br />

benbereich gezeigt. Die Beugungsbilder sind logarith-<br />

misch dargestellt, um auch schwache Reflexe deutlich zu<br />

machen. Allerdings wird dadurch auch die diffuse Hin-<br />

tergrundintensität verstärkt. Die übereinander liegenden<br />

Plättchen sind der Reihe nach durchnummeriert. Im Falle<br />

der in Abb. 38 abgebildeten Probe ist das Referenz-<br />

plättchen das mit der Nummer fünf versehene Plättchen<br />

der Serie. Plättchen Nummer 14 befindet sich außerhalb<br />

<strong>des</strong> in Abb. 38 gezeigten Probenbereiches und ist daher<br />

dort nicht eingezeichnet.<br />

Die Messungen wurden an zwei unterschiedlich<br />

präparierten Perlmuttquerschnittsproben durchgeführt.<br />

Die im Weiteren als QP (Q:Querschnittsprobe, P:PIPS)<br />

bezeichnete Probe wurde mittels PIPS präpariert. Es


48 4 ERGEBNISSE UND DISKUSSION<br />

lagen große (etwa 10 µm lange), ausreichend dünne (


4.2 Korrelation übereinanderliegender Aragonitplättchen 49<br />

Abb. 39: Schematische Darstellung<br />

zweier Aragonitplättchenstapel. Die<br />

grau bzw. weiß unterlegten Plättchen<br />

weisen jeweils eine ähnliche Orientie-<br />

rung auf.<br />

(a) (b)<br />

Abb. 40: (a) Schematische Darstellung eines Aragonitplättchens. Eine Kombination der Verkip-<br />

pung um die Achsen 1 und 2 ist über den Verkippungswinkel gegeben. Der Rotationswinkel be-<br />

schreibt eine Verkippung entlang der Achse 3. Die Durchstrahlungsrichtung liegt parallel zu der<br />

Achse 3. (b) Winkelverteilungen übereinander liegender Plättchen der mittels PIPS präparierten<br />

Querschnittsprobe QP. Das Referenzplättchen trägt die Nummer 5. (i) Verkippungswinkelver-<br />

teilung. (ii) Rotationswinkelverteilung.


50 4 ERGEBNISSE UND DISKUSSION<br />

Abb. 41: Winkelverteilungen<br />

übereinander liegender Plättchen der<br />

mittels FIB präparierten Querschnitts-<br />

probe QF. Das Referenzplättchen trägt<br />

die Nummer 6.<br />

(i) Verkippungswinkelverteilung,<br />

(ii) Rotationswinkelverteilung.<br />

Da die Aragonitplättchen eines Stapels also ineinander verschachtelt auftreten, ist es<br />

möglich, dass bei der Untersuchung einer Stapelsequenz auch Plättchen angrenzender<br />

Plättchenstapel auftreten können. In der Serie der aufgenommenen Beugungsbilder<br />

können somit ein oder mehrere Bilder einer anderen Zonenachse vorgekommen sein.<br />

Die Kippwinkel der übrigen Plättchen bezüglich <strong>des</strong> jeweiligen Referenzplättchens<br />

betrugen maximal 4, 1 ◦ ± 0, 3 ◦ bzw. 4, 2 ◦ ± 0, 3 ◦ und lagen somit für beide untersuchten<br />

Proben im gleichen Wertebereich. In dem Bereich bis zu diesen Maximalwerten scheinen<br />

die Kippwinkel statistisch verteilt zu sein.<br />

Bei der Verteilung der Rotationswinkel <strong>des</strong> Beugungsbil<strong>des</strong> fällt auf, dass für die jeweilige<br />

Probe die Rotation bevorzugt in eine Richtung (z.B. gegen den Uhrzeigersinn) auftritt.<br />

Im Falle der Probe QP erscheinen nur negative Rotationswinkel in einem Bereich von<br />

−3, 4 ◦ bis 0 ◦ , die einer Drehung <strong>des</strong> Beugungsbil<strong>des</strong> gegen den Uhrzeigersinn relativ zum<br />

Beugungsbild <strong>des</strong> Referenzplättchens entsprechen. Für die Probe QF treten Drehungen


4.2 Korrelation übereinanderliegender Aragonitplättchen 51<br />

in beide Richtungen auf, jedoch überwiegt die Rotation <strong>des</strong> Beugungsbil<strong>des</strong> im Uhrzei-<br />

gersinn. Die Winkel variieren hier zwischen −1, 5 ◦ und 7, 7 ◦ . Während der Aufnahmen<br />

wurden keinerlei Einstellungen <strong>des</strong> Mikroskops geändert, welche die auftretende Ungleich-<br />

verteilung der Rotationswinkel erklären könnten. Da lediglich zwei Verkippungsserien<br />

aufgenommen wurden, sind keine statistischen <strong>Untersuchungen</strong> möglich, die die Annahme<br />

stützen könnten, dass die Rotationswinkel eine Vorzugsrichtung aufweisen.<br />

Wie bereits beschrieben, geben die Werte der Kippwinkel nicht die Richtung der Verkip-<br />

pung an. Um die Richtung und die Größenordnung der Verkippungen möglichst deutlich<br />

zu veranschaulichen, wurde die folgende Darstellungsart gewählt. Die COLC-Positionen<br />

der Beugungsbilder und die zugehörigen Lauekreise aufeinander folgender Plättchen<br />

wurden in eine Simulation <strong>des</strong> Beugungsbil<strong>des</strong> <strong>des</strong> jeweiligen Referenzplättchens ein-<br />

gezeichnet (siehe Abb. 42). Zu diesem Zweck wurde ein von Knut Müller verfasstes<br />

MATLAB Programm verwendet. Außerdem wurden zwei bestimmte Reflexe je<strong>des</strong><br />

Beugungsbil<strong>des</strong> mit eingetragen.<br />

(a) Probe QP (b) Probe QF<br />

Abb. 42: Darstellung der Verteilung der Lauekreise und ihrer zugehörigen Zentren für die<br />

Proben QP (a) und QF (b). Zudem sind die simulierten Beugungsbilder der jeweiligen in Zo-<br />

nenachse orientierten Referenzplättchen eingezeichnet. Die Indizes befinden sich unterhalb der<br />

zugehörigen Reflexe.


52 4 ERGEBNISSE UND DISKUSSION<br />

Dies sind für QP (0¯4¯4) und (400) und für QF (040) und (¯80¯4). Die Gesamtheit dieser<br />

Reflexe gibt den Rotationsbereich der Beugungsbilder und damit den Bereich <strong>des</strong><br />

entsprechenden Kippwinkels an. Durch die violetten Linien wird die Ausdehnung <strong>des</strong><br />

Rotationsbereichs verdeutlicht. Um Aussagen über die Kipprichtungen treffen zu können,<br />

wurden in Abb. 42 die COLCs und die Lauekreise der unterschiedlichen Beugungsbilder<br />

für die jeweilige Probe eingezeichnet. Mit steigender Plättchennummer erniedrigt sich<br />

die Graustufe der Lauekreise. So ist direkt aus den Diagrammen ablesbar, wie sich die<br />

Lage der COLCs und damit die Größenordnung und die Richtung der Verkippung von<br />

aufeinanderfolgenden Plättchen ändert. Es zeigt sich, dass die COLCs nicht statistisch<br />

über den reziproken Raum verteilt sind, sondern sich in bestimmten Bereichen befinden.<br />

In Abb. 20 wurde der Zusammenhang zwischen der Position <strong>des</strong> COLC im reziproken<br />

Raum mit der Richtung der Verkippung <strong>des</strong> Plättchens verdeutlicht. COLCs, die entlang<br />

einer Geraden liegen, die durch den Primärreflex verläuft, entsprechen Plättchen, die in<br />

dieselbe Richtung verkippt sind. In der Abb. 42 (a) sind die COLCs bevorzugt entlang<br />

zweier Geraden (blaue, gestrichelte Linien) angeordnet. Dies entspricht zwei bevorzugten<br />

Kipprichtungen der Aragonitplättchen gegeneinander in dem untersuchten Stapel der<br />

Probe QP. In der Abb. 42 (b) ist zudem zu erkennen, dass COLCs einer ähnlichen Grau-<br />

stufe 17 nah der eingezeichneten, blauen Linie positioniert sind. Dies bedeutet, dass in dem<br />

Stapel der Probe QF aufeinanderfolgende Plättchen eine ähnliche Kipprichtung aufweisen.<br />

Zusammenfassung<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mittels der beiden unterschiedlichen Darstel-<br />

lungsarten, zum einen der graphischen Darstellung der COLC-Positionen im Beugungs-<br />

bild und zum anderen der Auftragung der Verkippungs- und Rotationswinkel gegen die<br />

Plättchennummern, Folgen<strong>des</strong> deutlich wird:<br />

• In den vorgestellten <strong>Untersuchungen</strong> wurden Beugungsbilder an 15 (QP) bzw. 18<br />

(QF) gestapelten Aragonitplättchen aufgenommen. In beiden Fällen wurde die<br />

größtmögliche Zahl an Plättchen betrachtet, die die Beschaffenheit der Probe zuließ.<br />

• Für beide Proben beträgt der maximale Kippwinkel zwischen den Aragonitplättchen<br />

lediglich etwas über 4 ◦ .<br />

• Der maximale Rotationswinkel <strong>des</strong> Beugungsbil<strong>des</strong>, der wie in Abb. 20 gezeigt eben-<br />

falls einen Teil der Plättchenverkippung ausmacht, liegt etwa bei 7, 7 ◦ .<br />

• Die Verkippung der Plättchen innerhalb eines Stapels scheint bevorzugt in bestimm-<br />

ten Richtungen zu erfolgen.<br />

17 Eine ähnliche Graustufe bedeutet, dass die zugehörigen Plättchen in dem Stapel nah beieinander<br />

liegen.


4.2 Korrelation übereinanderliegender Aragonitplättchen 53<br />

• Zwischen den Orientierungen übereinander liegender Plättchen liegt somit eine hohe<br />

Korrelation vor.<br />

• Anhand der durchgeführten Messreihen kann nicht festgestellt werden, ob eine weit-<br />

reichende Ordnung der Plättchen vorliegt oder diese wie in [47] beschrieben nach<br />

einigen Plättchenschichten abbricht.


54 4 ERGEBNISSE UND DISKUSSION<br />

4.3 Mikrostruktur der Aragonitplättchen<br />

4.3.1 <strong>Mineral</strong>brücken<br />

Die geringe Verkippung gestapelter Plättchen zueinander und die damit verbundene ge-<br />

ringe Änderung der Orientierung zwischen ihnen, wirft die Frage auf, ob eine Verbindung<br />

zwischen den Plättchen existiert, über die die Orientierung während <strong>des</strong> Wachstums<br />

weitergegeben werden kann.<br />

Am Ende <strong>des</strong> Abschnitts 2.2.3 wurden zwei geläufige Hypothesen zum Wachstum<br />

<strong>des</strong> Perlmutts aufgeführt. In der Hypothese von Weiner [13] wird angenommen, dass<br />

epitaktisches Wachstum auftritt. Die von Schäffer et al. [28] aufgestellte Hypothese<br />

postuliert hingegen ein Wachstum <strong>des</strong> Aragonits in [100]-Richtung durch Poren in der<br />

interlamellaren, organischen Matrix, bei dem sich mineralische Verbindungen zwischen<br />

den Plättchen ausbilden. Ein solches Wachstum könnte die Übermittlung der Orientie-<br />

rung von einem Plättchen zum darüber liegenden erklären. Dieser Abschnitt soll sich<br />

daher mit dieser Hypothese beschäftigen.<br />

(a) (b)<br />

Abb. 43: (a) Transmissions- <strong>Elektronenmikroskopische</strong> Hell - und (b) Dunkelfeldaufnahmen<br />

einer Perlmuttquerschnittsprobe.<br />

Die Abb. 43 zeigt eine TEM Hell- und eine TEM Dunkelfeldaufnahme einer Perlmutt-<br />

querschnittsprobe. Zu erkennen sind Teile der übereinander liegenden etwa 500 nm dicken<br />

Aragonitplättchen. Zwischen den Plättchen befinden sich Strukturen mit einer Breite<br />

zwischen 25 nm und 55 nm, die durch oder zumin<strong>des</strong>t in die interlamellare Matrix reichen.<br />

Diese Strukturen sollen bereits an dieser Stelle der Einfachheit halber <strong>Mineral</strong>brücken<br />

genannt werden. Offen bleibt jedoch zunächst noch die Frage, ob es sich tatsächlich um<br />

durchgehende Brücken oder lediglich um ” Ausstülpungen“ an den Plättchenoberflächen


4.3 Mikrostruktur der Aragonitplättchen 55<br />

handelt, die sich in manchen Fällen zufällig berühren. Wie in Abb. 43 (b) zu sehen ist,<br />

haben sich zudem Verspannungfelder im Bereich dieser Strukturen ausgebildet. Diese<br />

Felder sprechen für starre Verbindungen zwischen den leicht gegeneinander verkippten<br />

Plättchen und somit für die Existenz durchgehender Brücken. Anhand <strong>des</strong> Bildkontrastes<br />

lässt sich zudem vermuten, dass die <strong>Mineral</strong>brücken aus dem gleichen Material wie die<br />

Plättchen, also aus Aragonit bestehen.<br />

TEM Aufnahmen stellen lediglich eine Projektion der Probe dar. Anhand der in<br />

Abb.43 dargestellten Bilder kann daher nicht festgestellt werden, ob sich einige Brücken<br />

tatsächlich berühren oder ob beispielsweise zwei Brücken in Durchstrahlungrichtung hin-<br />

tereinander angeordnet sind. Aus diesem Grund wurden Tomographieuntersuchungen<br />

durchgeführt, die über die Struktur der <strong>Mineral</strong>brücken Aufschluss liefern sollten.<br />

4.3.1.1 Tomographieuntersuchungen der <strong>Mineral</strong>brücken<br />

Die Abb. 44 zeigt einige rekonstruierte Bilder entlang der [001]-Richtung, auf denen<br />

Querschnitte der Probe bei unterschiedlichen Probendicken t dargestellt sind. Die<br />

Gesamtdicke der Proben an der untersuchten Stelle beträgt t=116 nm±5 nm. Abb.44 (d)<br />

zeigt eine schematische Darstellung der mit 2 bezeichneten <strong>Mineral</strong>brücke entlang der<br />

[010]-Richtung. Die senkrechten Linien verdeutlichen die Positionen der in (a)-(c) darge-<br />

stellten Querschnitte. Eine Betrachtung der beiden mit Pfeilen markierten <strong>Mineral</strong>bücken<br />

1 und 2 zeigt, wie sich im Verlauf der aufeinander folgenden Bilder ” Ausstülpungen“<br />

an zwei übereinander liegenden Aragonitplättchen ausbilden, sich schließlich berühren<br />

und eine <strong>Mineral</strong>brücke bilden. Eine weitere Analyse der Struktur der <strong>Mineral</strong>brücken<br />

wird durch die Erzeugung dreidimensionaler Rekonstruktionen aus den Ergebnissen der<br />

Tomographieuntersuchungen ermöglicht. Eine solche Rekonstruktion erhält man, indem<br />

in jedem Querschnittsbild die Kontur der <strong>Mineral</strong>brücken markiert wird. Die Markierung<br />

erfolgt durch manuelles Nachzeichnen am Computer. Anschließend werden die Konturen<br />

aus den hintereinanderliegenden Bildern aneinander gesetzt und durch Interpolation mit<br />

einer Ummantelung versehen. Da die Auflösung und der Kontrast der Bilder niedrig<br />

sind, ist die exakte Grenze zwischen beispielsweise Brückeninnerem und der umgebenden<br />

organischen Matrix oft nur abschätzbar. Es treten daher bei der Kennzeichnung der<br />

Konturen Ungenauigkeiten auf, die sich in den dreidimensionalen Rekonstruktionen<br />

widerspiegeln.<br />

In der Abb. 45 sind die aufgereihten Konturen einer <strong>Mineral</strong>brücke, sowie die Umman-<br />

telung dieser Konturen dargestellt, um die Erzeugung der dreidimensionalen Rekon-<br />

struktionen zu verdeutlichen. Der türkisfarbene Teil der Rekonstruktion repräsentiert die<br />

” Ausstülpung“ an der Oberseite <strong>des</strong> einen, der blaue Teil die ” Ausstülpung“ an der Unterseite<br />

<strong>des</strong> anderen Aragonitplättchens, die zusammen betrachtet eine <strong>Mineral</strong>brücke bilden.


56 4 ERGEBNISSE UND DISKUSSION<br />

Abb. 44: (a) -(c): Aus den Tomographiemessungen rekonstruierte Bilder der Querschnitts-<br />

probe. Die Bilder repräsentieren Abbildungen hintereinander liegender Querschnitte der Pro-<br />

be entlang der [001] -Richtung. (d): Schematische Darstellung einer <strong>Mineral</strong>brücke entlang der<br />

[010] - Richtung, sowie die Positionen der in (a) -(c) abgebildeten Querschnitte.<br />

(a) (b) (c)<br />

Abb. 45: (a) Markierte Kontur einer <strong>Mineral</strong>brücke. (b) Aneinanderreihung der Konturen einer<br />

<strong>Mineral</strong>brücke, die in einer Vielzahl hintereinander liegender Bilder markiert wurden. (c) Um-<br />

mantelte Konturen.<br />

In der Abb. 46 sind Rekonstruktionen der <strong>Mineral</strong>brücken, sowie der beiden ” Aus-<br />

stülpungen“ separat, aus verschiedenen Perspektiven dargestellt. In dieser Form der<br />

Darstellung in den Bildteilen (a) und (b) wird ebenfalls deutlich, dass sich die ” Aus-


4.3 Mikrostruktur der Aragonitplättchen 57<br />

stülpungen“ tatsächlich berühren. Die Rekonstruktionen in (c) und (d) weisen auf eine<br />

annähernd sphärische Grundfläche der <strong>Mineral</strong>brücken hin.<br />

Abb. 46: (a) und (b) Rekonstruktionen der <strong>Mineral</strong>brücke entlang der [001] - und der<br />

[010] -Richtung. (c) Rekonstruktion <strong>des</strong> unteren Brückenteils. (d) Rekonstruktion <strong>des</strong> oberen<br />

Brückenteils.<br />

Eine Betrachtung der in Abb. 47 dargestellten Rekonstruktionen der Oberflächen zweier<br />

übereinander liegender Aragonitplättchen zeigt jedoch, dass sich nicht alle auftretenden<br />

” Ausstülpungen“ berühren. Die Oberflächen der Plättchen, die an die organische Matrix<br />

angrenzen, sind in dieser Abbildung rot, Bereiche, die an den Aragonit grenzen, sind blau.<br />

Neben den Plättchenoberflächen sind weitere, annähernd sphärische Strukturen (blau),<br />

die Nanoporen, visualisiert. Diese werden in dem Abschnitt 4.3.2 näher behandelt. Zudem<br />

sind die sich auf der Probenoberfläche befindlichen Goldpartikel in Gelb dargestellt.<br />

Filme dieser dreidimensionalen Rekonstruktionen der Plättchenoberflächen sind auf<br />

der Internetseite http://tomographie.blog.de veröffentlicht. Die gelben Pfeile markieren<br />

jeweils durchgehende <strong>Mineral</strong>brücken, die grünen Pfeile weisen auf ” Ausstülpungen“<br />

der Plättchenoberfläche, die jedoch keine Brücken bilden. Besonders die Darstellung<br />

in Bildteil (b) zeigt, dass nur wenige der ” Ausstülpungen“ tatsächlich durchgehenden<br />

<strong>Mineral</strong>brücken bilden.


58 4 ERGEBNISSE UND DISKUSSION<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abb. 47: (a) und (b) Mit dem Programm amira resolve RT erstellte Rekonstruktionen der<br />

Plättchenoberflächen, sowie der Nanoporen (diese werden in Abschnitt 4.3.2 behandelt.). Die<br />

an die organische Matrix grenzenden Plättchenoberflächen sind rot, Flächen innerhalb <strong>des</strong> Ara-<br />

gonits sind blau dargestellt. Die gelben Strukturen sind Rekonstruktionen der sich auf der Pro-<br />

benoberfläche befindlichen Goldpartikel.<br />

4.3.1.2 HRTEM <strong>Untersuchungen</strong> an <strong>Mineral</strong>brücken<br />

Da Tomographiedaten keine Informationen über die kristalline Struktur einer Probe lie-<br />

fern, kann anhand dieser Daten keine Aussage über die kristallographische Orientierung<br />

<strong>des</strong> Materials in den <strong>Mineral</strong>brücken getroffen werden. Um die Frage zu klären, ob das<br />

kristalline Material in den <strong>Mineral</strong>brücken eine gleichbleibende Orientierung aufweist<br />

und die Brücken somit durchgängig sind, wurden HRTEM (high resolution transmissi-<br />

on electron microscopy) <strong>Untersuchungen</strong> an der Perlmuttprobe durchgeführt. Dazu war<br />

es unbedingt notwendig, die Probe zu verkippen, bis der zu untersuchende Bereich in<br />

Zonenachse orientiert war. In Abb. 48 ist ein Hochauflösungbild einer <strong>Mineral</strong>brücke für<br />

die Zonenachse 〈001〉 gezeigt. In Bildteil (b) ist eine Vergrößerung <strong>des</strong> in (a) markier-<br />

ten, innerhalb der <strong>Mineral</strong>brücke liegenden Bereiches dargestellt. Aufgrund von Amor-<br />

phisierung und Dickenvariationen der Probe ist diese Aufnahme verrauscht. Es ist daher<br />

zweckmäßig, eine Filterung <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong> vorzunehmen. Dies geschieht mit dem Computer-<br />

programm DALI (digital analysis of lattice images).


4.3 Mikrostruktur der Aragonitplättchen 59<br />

Abb. 48:<br />

(a) Hochauflösungsaufnahme einer <strong>Mineral</strong>brücke.<br />

(b) Vergrößerung <strong>des</strong> markierten Bereichs.<br />

(c) Diffraktogramm <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong> (b).<br />

(d) Gefilterte Darstellung <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong> (b).<br />

(e) Diffraktogramm <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong> (d).


60 4 ERGEBNISSE UND DISKUSSION<br />

Ein Bildbereich, der die Brücke zeigt, wird markiert und fouriertransformiert. Auf das<br />

so entstandene Diffraktogramm wird eine Wienfilterung 18 angewendet, um das Rauschen<br />

in der Aufnahme zu minimieren. Das gefilterte Diffraktogramm wird nun invers fourier-<br />

transformiert und liefert somit ein Bild, in dem die Positionen der CaCO3 - Moleküle<br />

relativ zueinander in den in Zonenachse orientierten Probenbereichen gut zu erkennen<br />

sind (Abb. 48(d)). In diesem Bild ist die Durchgängigkeit der Netzebenen und somit<br />

auch die der <strong>Mineral</strong>brücke deutlich zu sehen. Aus dem Bild wird außerdem ersichtlich,<br />

dass die Brücke tatsächlich aus kristallinem Material besteht. Dass es sich bei diesem<br />

um Aragonit handelt, lässt sich zeigen, wenn die Aufnahme mit einem simulierten 19<br />

Hochauflösungsbild verglichen wird (Abb. 49).<br />

Abb. 49: (a) Stark vergrößerter Bereich der in Abb. 48 gezeigten <strong>Mineral</strong>brücke. (b) Simu-<br />

liertes Hochauflösungsbild für die entsprechende Zonenachse 〈001〉, ∆fscherzer = −42,43 nm,<br />

Cs = 0,5mm und eine Probendicke t = 10 nm<br />

Das simulierte Hochauflösungsbild wurde mittels Blochwellenrechnung für einen Defokus<br />

∆fscherzer = −42, 43 nm und Cs = 0, 5 mm erstellt. Die Dicke der untersuchten Pro-<br />

benstelle ist nicht bekannt. Für das simulierte Bild wurde eine Probendicke t=10 nm<br />

angenommen. Ein Vergleich <strong>des</strong> simulierten und <strong>des</strong> experimentell erstellten Hoch-<br />

auflösungsbil<strong>des</strong> liefert eine Übereinstimmung der hexagonalen Symmetrien in den<br />

Bildern. Die Annahme, dass die <strong>Mineral</strong>brücken im Perlmutt aus Aragonit bestehen,<br />

wird somit gestützt.<br />

Ein Vergleich mit der Literatur zeigt, dass die gemessenen Durchmesser der <strong>Mineral</strong>-<br />

brücken von 25 nm bis 55nm im Wesentlichen mit anderen veröffentlichten Werten<br />

übereinstimmen. In den Publikationen [9], [15] und [18] liegen die Durchmesser der<br />

<strong>Mineral</strong>brücken bei circa 11 nm, 25nm und (36 - 54)nm. Diese Werte sind allerdings<br />

(abgesehen von [18]) nicht explizit in den Texten angegeben, sondern lediglich aus den<br />

publizierten Abbildungen bestimmt worden.<br />

18 Die Funktionsweise der Wienfilterung zur Reduktion <strong>des</strong> Rauschens wird in [48] erläutert.<br />

19 Die Simulation erfolgte mit einem von Knut Müller verfassten MATLAB Programm.


4.3 Mikrostruktur der Aragonitplättchen 61<br />

In [15] ist die Beobachtung schwarzer Punkte in TEM Aufnahmen mit einer Größe<br />

zwischen 3 nm und 5 nm beschrieben. Diese Punkte befanden sich sowohl innerhalb der<br />

Matrix als auch in den Brücken und erwiesen sich laut Velázquez-Castillo et al. [15] als<br />

Aragonitkristalle. In den durchgeführten <strong>Untersuchungen</strong> konnten jedoch keine solchen<br />

Aragonit Nanokristalle beobachtet werden. Vielmehr spricht die in Abb. 48 gezeigte<br />

Hochauflösungsaufnahme gegen die Existenz einzelner, unterschiedlich orientierter<br />

Kristalle innerhalb der <strong>Mineral</strong>brücken, da in dieser Aufnahme deutlich zu erkennen ist,<br />

dass der Aragonit im Bereich der <strong>Mineral</strong>brücke weitestgehend monokristallin ist. Die<br />

von Velázquez-Castillo et al. beobachteten Nanokristalle könnten daher ein Artefakt der<br />

Präparation darstellen.<br />

Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

Tomographie und HRTEM <strong>Untersuchungen</strong> lieferten folgende Ergebnisse:<br />

• Elektronentomographische <strong>Untersuchungen</strong> der <strong>Mineral</strong>brücken zeigen, dass sich<br />

die ” Ausstülpungen“ zweier übereinander liegender Plättchen in einigen Fällen<br />

berührten.<br />

• HRTEM <strong>Untersuchungen</strong> der <strong>Mineral</strong>brücken beweisen zum einen, dass das Ma-<br />

terial in den Brücken kristallin ist und sich zum anderen seine Orientierung nicht<br />

verändert.<br />

• Ein Vergleich zwischen simulierten und experimentell erstellten Hoch-<br />

auflösungsbildern unterstützt die Annahme, dass das kristalline Material in<br />

den <strong>Mineral</strong>brücken Aragonit ist.<br />

• Eine Weitergabe der kristallographischen Orientierung der Aragonitplättchen<br />

könnte über die <strong>Mineral</strong>brücken erfolgen.


62 4 ERGEBNISSE UND DISKUSSION<br />

4.3.2 Resultate der <strong>Untersuchungen</strong> an Nanoporen<br />

Neben den <strong>Mineral</strong>brücken ist in Abb. 43 und Abb. 50 eine weitere prägnante Erscheinung<br />

auffällig: innerhalb der Aragonitplättchen treten facettierte, kontrastreiche Stukturen mit<br />

einer Breite von einigen Nanometern auf.<br />

In der im Dunkelfeldmodus erstellten Ab-<br />

bildung (Abb. 43 (b)) erscheinen diese<br />

Strukturen im Gegensatz zu dem sie um-<br />

gebenden Aragonit dunkel. Dies kann be-<br />

deuten, dass sie Bereiche darstellen, an de-<br />

nen das kristalline Material auf eine Weise<br />

orientiert ist, die eine schwache Beugung<br />

der einfallenden Elektronen bewirkt. Die-<br />

se Elektronen könnten die im Dunkelfeld-<br />

modus eingeschobene Objektivblende nicht<br />

passieren und würden somit auch nicht zur<br />

Abbildung beitragen. Durch Feinbereichs-<br />

beugung an einem Aragonitplättchen er-<br />

haltene Beugungsbilder müssten auf das<br />

Auftreten einer anders orientierten, kris-<br />

tallinen Struktur innerhalb <strong>des</strong> Plättchens<br />

hinweisen. Dies ist jedoch nicht der Fall.<br />

Alle an Perlmuttproben aufgenommenen<br />

Abb. 50: TEM Aufnahme einer Perlmuttquer-<br />

schnittsprobe. Neben den Nanoporen sind auch<br />

hier <strong>Mineral</strong>brücken und Verspannungsfelder zu<br />

erkennen<br />

Beugungsbilder ließen erkennen, dass die Aragonitplättchen monokristallin sind. Es ist<br />

ebenfalls möglich, dass die facettierten Strukturen entweder leer oder mit beispielsweise<br />

organischem Material gefüllt sind. In diesem Fall lägen Nanoporen oder Einschlüsse vor.<br />

Im Folgenden wird zusammenfassend der Begriff Nanopore verwendet. Dabei wird ange-<br />

nommen, dass eventuell vorhandenes organisches Material im Gegensatz zu dem Aragonit<br />

eine wesentlich geringere Dichte aufweist und die facettierten Strukturen daher als Poren<br />

behandelt werden können.<br />

4.3.2.1 Resultate der Z-Kontrast <strong>Untersuchungen</strong><br />

Um in diesem Punkt Klarheit zu schaffen, wurden Z - Kontrast <strong>Untersuchungen</strong> an einer<br />

Perlmuttprobe durchgeführt. Im Falle vollständig aus Aragonit bestehender Plättchen,<br />

würde in den Z - Kontrast Aufnahmen im Bereich der Plättchen durchgehend derselbe<br />

Kontrast vorliegen, da in allen Bereichen die Elektronen gleich stark gestreut werden<br />

würden. In der Abb. 51, in der eine der erhaltenen Z - Kontrast Aufnahmen gezeigt ist,<br />

sind jedoch deutlich die dunkleren facettierten Nanoporen zu erkennen. In Bereichen, die<br />

in Z - Kontrast Aufnahmen dunkler erscheinen, findet nur wenig Streuung der einfallenden<br />

Elektronen unter einem großen Winkel statt. Dies bedeutet, dass sich in diesen Bereichen<br />

entweder gar keine oder hauptsächlich leichte Elemente befinden. Die Nanoporen sind


4.3 Mikrostruktur der Aragonitplättchen 63<br />

Abb. 51: Z -Kontrast Aufnahme ei-<br />

ner Perlmuttquerschnittsprobe. Die<br />

Nanoporen sind als dunklere facet-<br />

tierte Strukturen erkennbar.<br />

folglich nicht mit Aragonit gefüllt. Als möglicher Inhalt der Nanoporen wäre organisches<br />

Material denkbar. Dieses ist überwiegend aus Kohlenstoff zusammengesetzt, der lediglich<br />

eine Ordnungszahl von 6 besitzt. Die einfallenden Elektronen würden daher unter einem<br />

kleinen Winkel gestreut werden und nicht zur Intensität der Z - Kontrast Aufnahme bei-<br />

tragen.<br />

4.3.2.2 Resultate der chemischen Analyse<br />

Zur die Klärung der Frage, ob die Nanoporen organisches Material enthalten, bieten sich<br />

die Methoden EDX, EELS und EFTEM an. Sie ermöglichen eine qualitative Analyse der<br />

chemischen Zusammensetzung der Probe.<br />

EDX<br />

Die EDX-Messungen wurden an Bereichen, in denen sich jeweils eine Nanopore befand<br />

und an Referenzbereichen, die möglichst keine Nanoporen beinhalteten, durchgeführt. Ein<br />

Beispiel einer Probenstelle mit den ausgewählten Bereichen ist in Abb. 52 zusammen mit<br />

den zugehörigen EDX-Spektren gezeigt. In Bildteil (a) ist eine Z - Kontrast Aufnahme <strong>des</strong><br />

untersuchten Probenbereichs zu erkennen. Die Bildteile (b)-(d) zeigen die EDX-Spektren,<br />

die an Bereichen mit Nanoporen gemessen wurden. In den Bildteilen (e) und (f) sind die<br />

EDX-Spektren der Referenzbereiche dargestellt. In allen Spektren treten vier Linien auf:<br />

die Kα - Linie von Kohlenstoff C bei 277 eV, die Kα - Linie von Sauerstoff O bei 525 eV und<br />

die Kα - und Kβ - Linien von Kalzium Ca bei 3,692 keV und 4,013 keV. Weitere ausgeprägte<br />

Spektrallinien sind nicht erkennbar. Im Bereich der Aragonitplättchen sind folglich außer<br />

den genannten Elementen keine weiteren Elemente in detektierbaren Mengen vorhanden.<br />

Bei allen Spektren liegt die Zahl der detektierten Röntgenquanten unter einem Wert von<br />

30. Grund dafür waren die möglichst kurzen Messzeiten 20 und die geringe Dosisrate 21 , die<br />

eine Probenschädigung durch den Elektronenstrahl minimieren sollten.<br />

20 Die Messzeiten lagen in einem Bereich zwischen (15-60)s.<br />

21 Die Dosisrate gibt an, wie viele Elektronen pro Zeiteinheit auf eine Fläche treffen.


Abb. 52: EXD -Spektren und die zugehörigen Probenbereiche (Z -Kontrast Aufnahme). Die Spektren (b) -(d) wurden an Bereichen, die Nanoporen<br />

enthielten, erstellt. Die Spektren (e) und (f) wurden als Referenz an Probenbereichen, die keine Nanoporen enthielten, aufgenommen.<br />

64 4 ERGEBNISSE UND DISKUSSION


4.3 Mikrostruktur der Aragonitplättchen 65<br />

Es ist zu erwarten, dass sich in den Referenzbereichen ein höherer Anteil an Sauerstoff- als<br />

an Kohlenstoffatomen befindet, da CaCO3 eine größere Zahl Sauerstoff- als Kohlenstoff-<br />

atome pro Molekül enthält. In den Spektren sollte daher das Integral über das Messsignal<br />

der Sauerstoff Kα - Linie größer sein. Da die Breiten der C- und O-Linien annähernd<br />

gleich sind, kann man statt <strong>des</strong> Integrals vereinfacht die Höhe <strong>des</strong> Signals betrachten. In<br />

den Referenzspektren (e) und (f) ist tatsächlich das Kohlenstoffmaximum jeweils niedriger<br />

als das <strong>des</strong> Sauerstoffs. In den Spektren (b)-(d), die jeweils eine Nanopore enthalten, ist<br />

die Spektrallinie <strong>des</strong> Kohlenstoffs höher als die <strong>des</strong> Sauerstoffs. Eine genauere Betrachtung<br />

erhält man bei Überlagerung <strong>des</strong> Referenzspektrums (e) mit den Spektren (b) und (c),<br />

die an Nanoporen erstellt wurden. Dies ist in Abb. 53 dargestellt.<br />

Abb. 53:<br />

(A) Überlagerung<br />

der EDX -Spektren<br />

der Probenbereiche<br />

(b) und (e).<br />

(B) Überlagerung<br />

der EDX -Spektren<br />

der Probenbereiche<br />

(c) und (e).


66 4 ERGEBNISSE UND DISKUSSION<br />

Das Spektrum (b) wurde an einem Bereich aufgenommen, der eine große Nanopore mit<br />

einer Breite von (28±2)nm enthielt. Die Nanopore <strong>des</strong> Spektrums (c) wies lediglich eine<br />

Breite von (16±2)nm und damit einen geringeren Volumenanteil auf. Der zugehörige<br />

Bereich enthielt daher einen höheren Aragonitanteil.<br />

• Vergleich der Spektren (e) und (b), Abb. 53 (A):<br />

– Die Kohlenstofflinie von (b) weist eine deutlich höhere Intensität als die <strong>des</strong><br />

Referenzspektrums (e) auf.<br />

– Die Intensitäten der Sauerstoff- und Kalziumlinien von (b) sind jedoch geringer<br />

als im Referenzspektrum (e).<br />

– Im Bereich der großen ((28±2)nm Breite) Nanopore scheinen sich folglich zum<br />

einen weniger Sauerstoff und Kalzium, d.h. weniger Aragonit, und zum anderen<br />

ein erhöhter relativer Anteil an Kohlenstoff zu befinden.<br />

• Vergleich der Spektren (e) und (c), Abb. 53 (B):<br />

– Das Spektrum (c) der Nanopore weist ein höheres Kohlenstoffmaximum und<br />

niedrigere Sauerstoff- und Kalziummaxima auf als das Referenzspektrum (e).<br />

– Die Unterschiede zwischen den Spektren sind jedoch nicht so ausgeprägt wie<br />

in (A). Gründe hierfür könnten sein, dass<br />

(i) die untersuchte Nanopore klein ((16±2)nm Breite) ist und nur einen ge-<br />

ringen Volumenanteil der Probe ausmacht. Sie könnte daher nur einen ge-<br />

ringen Teil Kohlenstoff enthalten, der ein entsprechend niedrigeres Signal<br />

liefern würde.<br />

(ii) aufgrund der geringen Porengröße der Anteil <strong>des</strong> Aragonits in dem un-<br />

tersuchten Bereich zunimmt und analog dazu die Intensität der O- und<br />

Ca - Linien steigt.<br />

Die Nanopore <strong>des</strong> Bereiches (d) ist ebenfalls klein ((16±2)nm Breite). Der Vergleich <strong>des</strong><br />

Spektrums dieses Bereichs mit dem Referenzspektrum ähnelt der in Abb. 53 (B) darge-<br />

stellten Überlagerung und ist aus dem Grund nicht abgebildet.<br />

An einer weiteren Probenstelle wurde zudem ein Spektrum an einer (30±2)nm breiten Na-<br />

nopore aufgenommen. Ein Vergleich dieses Spektrums mit einem Referenzspektrum stützt<br />

das Ergebnis, dass sich innerhalb größerer Nanoporen ein gesteigerter Kohlenstoffanteil<br />

befindet. Dieser erhöhte Anteil kann für das Vorkommen organischen Materials, <strong>des</strong>sen<br />

Hauptkomponente Kohlenstoff ist, in den (größeren) Nanoporen sprechen.<br />

Um dieses Ergebnis zu prüfen, wurden zusätzlich EELS-Messungen vorgenommen.


4.3 Mikrostruktur der Aragonitplättchen 67<br />

EELS<br />

Die Elektronenenergieverlustspektren wurden an denselben Probenbereichen aufgenom-<br />

men wie die EDX-Spektren, so dass ein direkter Vergleich beider Methoden möglich ist.<br />

In Abb. 54 sind der untersuchte Probenbereich und zudem die EELS-Spektren abgebil-<br />

det. Bildteil (a) zeigt eine Z-Kontrast Aufnahme der Perlmuttprobe. Die Probenbereiche,<br />

an denen die EELS-Spektren aufgenommen wurden, sind weiß markiert. Die Bildteile<br />

(b)-(d) zeigen EELS-Spektren, die an Nanoporen aufgenommen wurden. Die Spektren<br />

(e) und (f) wurden als Referenz an Probenbereichen, die keine Nanoporen enthalten, er-<br />

stellt.<br />

In den EELS-Spektren sind für Kohlenstoff eine doppelte Spektrallinie, sowie für Kal-<br />

zium und Sauerstoff jeweils eine Spektrallinie zu erkennen. Die roten Linien markieren<br />

die Werte der Ionisationsenergien der jeweiligen Elemente. Die Positionen der Spektral-<br />

linien weichen um einige Elektronvolt von der Lage dieser Linien ab. Grund dafür ist<br />

eine ungenaue Kalibrierung, die eine Verschiebung der gesamten Spektren, jedoch keine<br />

Veränderung ihrer Struktur zur Folge hat. Ebenso wie in der Auswertung der EDX-Daten<br />

wurde das Referenzspektrum mit den Spektren der Bereiche (b) und (c) überlagert. Dies<br />

ist in der Abb. 55 dargestellt.<br />

• Vergleich der Spektren (e) und (b), Abb. 55 (A):<br />

– Es ist eine signifikante Abweichung der Spektren im Bereich der Kohlenstoff-<br />

linien zu erkennen. Das Spektrum <strong>des</strong> Bereiches (b) weist dort eine deutlich<br />

höhere Intensität auf.<br />

– Die Intensitäten der O- und Ca - Linie <strong>des</strong> Spektrums (b) sind niedriger als die<br />

<strong>des</strong> Referenzspektrums (e).<br />

– Ebenso wie in den EDX Ergebnissen spricht dies für einen erhöhten Kohlen-<br />

stoffanteil innerhalb der Nanopore.<br />

• Vergleich der Spektren (e) und (c), Abb. 55 (B):<br />

– Die überlagerten Spektren weisen im Bereich der Kohlenstofflinie keine Abwei-<br />

chungen voneinander auf. Ein erhöhter Kohlenstoffanteil innerhalb der Nano-<br />

poren kann nicht nachgewiesen werden.<br />

– Die Intensitäten der O- und der Ca - Linie <strong>des</strong> Spektrums (c) sind geringfügig<br />

kleiner als die <strong>des</strong> Referenzspektrums (e), da der Bereich, der die Nanopore<br />

enthält, weniger Aragonit beinhaltet als der Referenzbereich.<br />

Die Ergebnisse der EDX- und der EELS-Spektren sind miteinander vergleichbar. Inner-<br />

halb größerer ((28 - 30)nm Breite)) Nanoporen ist der erhöhte Kohlenstoffanteil nachweis-<br />

bar. Kleinere Poren (ca. 16 nm Breite) enthalten hingegen keinen oder nur einen geringen<br />

Kohlenstoffanteil.


Abb. 54: EELS-Spektren und die zugehörigen Probenbereiche (Z -Kontrast Aufnahme). Die Spektren (b)-(d) wurden an Bereichen, die Nanoporen<br />

enthielten, erstellt. Die Spektren (e) und (f) wurden als Referenz an Probenbereichen, die keine Nanoporen enthielten, aufgenommen.<br />

68 4 ERGEBNISSE UND DISKUSSION


4.3 Mikrostruktur der Aragonitplättchen 69<br />

EFTEM<br />

Abb. 55:<br />

(A) Überlagerung<br />

der EELS-Spektren<br />

der Probenbereiche<br />

(b) und (e).<br />

(B) Überlagerung<br />

der EELS-Spektren<br />

der Probenbereiche<br />

(c) und (e).<br />

In Abb. 56 sind Elementverteilungsbilder der Elemente Kalzium, Sauerstoff und Koh-<br />

lenstoff dargestellt, die an einer Perlmuttquerschnittsprobe aufgenommen wurden. Eine<br />

quantitative Auswertung dieser Bilder ist nicht möglich, da die genaue Dicke der un-<br />

tersuchten Probe nicht bekannt ist. Da die Atome Kalzium und Sauerstoff nur in dem<br />

Kalziumkarbonat der Aragonitplättchen vorhanden sind, erscheinen in den Aufnahmen<br />

die Bereiche der Plättchen und der <strong>Mineral</strong>brücken wesentlich heller als die Bereiche zwi-<br />

schen den Plättchen. Diese letztgenannten Bereiche enthalten die interlamellare Matrix,<br />

die aus organischem Material und somit zu einem Großteil aus Kohlenstoff besteht. Dies


70 4 ERGEBNISSE UND DISKUSSION<br />

Abb. 56: Elementverteilungsbilder einer Perlmuttquerschnittsprobe für Kalzium, Sauerstoff<br />

und Kohlenstoff, sowie eine Aufnahme, die alle drei Elemente enthält.<br />

spiegelt sich in dem Elementverteilungsbild für Kohlenstoff wider, in der die organische<br />

Matrix besonders hell erscheint. Da der Aragonit der Plättchen ebenfalls Kohlenstoff<br />

enthält, sind auch die Plättchen in dem Elementverteilungsbild etwas heller. Bei einem<br />

Vorliegen organischen Materials, also Kohlenstoffs, innerhalb der Nanoporen wäre zu er-<br />

warten, ein erhöhtes Kohlenstoffsignal in den Porenbereichen zu erkennen. Dies ist jedoch<br />

nicht der Fall. Grund dafür ist das niedrige Signal-Rausch-Verhältnis. Es wurden da-<br />

her eine ” jump ratio“ Aufnahme, die mit einer höheren Sensitivität die Verteilung der<br />

Elementkonzentrationen wiedergibt, erstellt. In der Abb. 57 (a) ist die ” jump ratio“ Auf-<br />

nahme der Perlmuttquerschnittsprobe für Kohlenstoff gezeigt. Kontrast und Helligkeit<br />

<strong>des</strong> Bil<strong>des</strong> wurden nachträglich stark verändert. Einige facettierte Strukturen in den Ara-<br />

gonitplättchen erscheinen hell. Dies spricht für einen erhöhten Kohlenstoffanteil in diesen<br />

Bereichen. Ein Vergleich mit der in Abb.57 (b) dargestellten Referenz TEM Aufnahme<br />

zeigt, dass die Positionen der kontrastreichen Strukturen in dem Bildteil (a) mit denen


4.3 Mikrostruktur der Aragonitplättchen 71<br />

(a) (b)<br />

Abb. 57: (a) Kontrastverstärkte ” jump ratio“ Aufnahme einer Perlmuttquerschnittsprobe für<br />

Kohlenstoff. (b) Referenz TEM Aufnahme.<br />

der Nanoporen <strong>des</strong> Bildteils (b) übereinstimmen. Anhand der ” jump ratio“ Aufnahme lie-<br />

ße sich schließen, dass innerhalb der Nanoporen eine höhere Konzentration an Kohlenstoff<br />

vorliegt und sich somit durchaus organisches Material in ihnen befinden könnte. Bei die-<br />

ser Interpretation muss jedoch beachtet werden, dass ein gemessenes Signal in der ” jump<br />

ratio“ Aufnahme von der Probendicke abhängig ist. In einem Bereich der Probendicke<br />

von (0,7 - 0,8)MFP 22 steigt das absolute Elementsignal mit zunehmender Probendicke<br />

an, da die Zahl der inelastisch streuenden Atome zunimmt. Bei höheren Probendicken<br />

hingegen treten Mehrfachstreuprozesse auf, die einen Abfall <strong>des</strong> absoluten Elementsignals<br />

bewirken, da weniger Elektronen <strong>des</strong> für das jeweilige Element charakteristischen Ener-<br />

gieverlustes detektiert werden. Die Abb. 58 verdeutlicht den Effekt der Probendicke auf<br />

das EELS-Spektrum. Eine Division der Intensität an der Ionisationskante mit der vor<br />

der Spektrallinie liegenden Intensität kann bei dünneren Probenstellen zu einem höheren<br />

Wert als bei dickeren Proben führen. Im Bereich der Nanoporen, in dem die Probe effektiv<br />

dünner ist, kann daher in der ” jump ratio“ Aufnahme ein erhöhtes Kohlenstoffsignal auf-<br />

treten, das nicht mit einem erhöhten C-Anteil in den Poren gleichgesetzt werden kann.<br />

Da die Dicke der Probe jedoch nicht bekannt war, ist eine genauere Abschätzung nicht<br />

möglich.<br />

22 MFP steht für mean free path (mittlere freie Weglänge).


72 4 ERGEBNISSE UND DISKUSSION<br />

Abb. 58: Schematische Darstellung der Kohlenstofflinie zweier EELS-Spektren für verschie-<br />

dene Probendicken. Aufgrund <strong>des</strong> geringen Anteils an Mehrfachstreuung ist die Intensität<br />

der C -Spektrallinie im linken Fall erhöht. Das C -Signal in einer zugehörigen ” jump ratio“<br />

Aufnahme ist dann höher als das aus dickeren Probenbereichen stammende Signal, obwohl die<br />

Pore keinen Kohlenstoff enthält.<br />

Zusammenfassung der Ergebnisse der chemischen Analyse<br />

Die Analyse der chemischen Zusammensetzung der Aragonitplättchen lieferte folgende<br />

Resultate:<br />

• Die Z - Kontrast <strong>Untersuchungen</strong> zeigten, dass die Nanoporen kein oder Material<br />

niedriger Ordnungszahl (z.B. organisches Material) enthalten.<br />

• Die EDX-Spektren weisen auf einen erhöhten Kohlenstoffanteil in den größeren<br />

Nanoporen, die eine Breite über (28±2)nm besitzen, hin. Auch für kleinere Nano-<br />

poren mit einer Breite von (16±2)nm kann ein gering erhöhter Kohlenstoffanteil<br />

nachgewiesen werden.<br />

• Anhand der EELS-Spektren kann in größeren Poren ein erhöhter Kohlenstoffanteil<br />

verifiziert werden. Der Vergleich zwischen Referenzspektrum und dem an einer klei-<br />

neren Nanopore aufgenommenen Spektrum zeigte keinen markanten Unterschied.<br />

Innerhalb kleinerer Nanoporen befindet sich daher kein oder aufgrund ihres geringen<br />

Volumens ein niedriger Kohlenstoffanteil, der nur schwer detektiert werden kann.<br />

• In den EFTEM Aufnahmen waren aufgrund <strong>des</strong> niedrigen Signal-Rausch-<br />

Verhältnisses keine kontrastreichen, facettierten Strukturen zu erkennen.<br />

• In der ” jump ratio“ Aufnahme traten an den Positionen der Nanoporen hellere,<br />

facettierte Strukturen auf. Dies kann auf einen erhöhten Kohlenstoffanteil in den<br />

Nanoporen hinweisen.


4.3 Mikrostruktur der Aragonitplättchen 73<br />

4.3.2.3 Tomographieuntersuchungen der Nanoporen<br />

Neben der chemischen Zusammensetzung der Nanoporen ist ebenfalls eine Analyse der<br />

Porenstruktur von Interesse, da es sich bei den Poren auch um präparationsbedingte<br />

Mulden an der Probenoberfläche handeln könnte. Zu diesem Zweck wurden Tomo-<br />

graphieuntersuchungen an einer Perlmuttquerschnittsprobe in der Zonenachse 〈001〉<br />

durchgeführt.<br />

Die Abb. 59 (a)-(e) zeigt eine Auswahl rekonstruierter Bilder entlang der [001]-Richtung,<br />

auf denen Querschnitte der Probe bei unterschiedlichen Probendicken t dargestellt sind.<br />

Die Gesamtdicke der Probe betrug t = (83 ± 3)nm. Abb. 59 (f) zeigt eine schematische<br />

Darstellung einer Nanopore entlang der [010]-Richtung. Die eingezeichneten senkrechten<br />

Linien verdeutlichen die Positionen der in (a)-(e) dargestellten Querschnitte.<br />

Betrachtet man die mit einem Pfeil markierte Nanopore, so ist zu erkennen, wie sie sich<br />

im Verlauf der aufeinander folgenden Bilder bildet und sich dann wieder verkleinert.<br />

In Bild (c) schneidet die Querschnittsfläche durch die Probe die Nanopore etwa in<br />

ihrem Mittelpunkt. Ein Vergleich der Kontur der Nanoporen in diesem Bild mit der<br />

Porenkontur in den Abbildungen (b) und (d) zeigt, dass die Verjüngung der Nanoporen<br />

unsymmetrisch erfolgt. In Bild (b) ist der Querschnitt der Nanoporen weiter nach unten<br />

als nach oben ausgedehnt, in Bild (d) ist das Gegenteil der Fall. An dieser Stelle erhält<br />

man somit bereits eine Information über die Form der Nanoporen, die herkömmliche<br />

Transmissions-Elektronenmikroskopie nicht liefern könnte, da mit dieser Methodik nur<br />

Projektionen der Probe abgebildet werden können.<br />

Eine weitere Darstellungsform der Tomographiedaten ist in Abb. 60 gezeigt. Dort sind<br />

neben der Abbildung eines Querschnitts der Probe in [001]-Richtung ebenfalls die<br />

orthogonalen Querschnitte in [010]- und [100]-Richtung dargestellt. Da die Bildteile (a)<br />

und (c) lediglich aus den Daten der Aufnahmen in [001]-Richtung rekonstruiert wurden,<br />

ist die Auflösung dieser Bildteile wesentlich geringer als die <strong>des</strong> Bildteils (b). Die in der<br />

Darstellung (a) auftretenden linearen Strukturen entstanden durch den Informations-<br />

verlust aufgrund <strong>des</strong> fehlenden ” Keils“ bei den Tomographieuntersuchungen. Die drei<br />

Querschnittsebenen schneiden sich in dem mit einem Kreuz markierten Punkt. Diese<br />

Markierung wurde in der Abb. 60 möglichst genau in den Mittelpunkt einer Nanopore<br />

gelegt. In (b) erscheint die Nanopore in dem Fall symmetrisch. In (c) hingegen ist eine<br />

Asymmetrie zu erkennen. Die obere und die untere Spitze der Nanopore liegen nicht<br />

exakt übereinander, sondern sind gegeneinander versetzt. Die Kontur der Nanopore ent-<br />

lang der [100]-Richtung ist aufgrund der geringen Bildauflösung sehr schwer bestimmbar.


74 4 ERGEBNISSE UND DISKUSSION<br />

Abb. 59: (a) - (e): Aus den Tomographiemessungen rekonstruierte Bilder der Querschnittsprobe.<br />

Die Bilder repräsentieren Abbildungen hintereinander liegender Querschnitte der Probe entlang<br />

der [001] -Richtung. (f): Schematische Darstellung einer Nanopore entlang der [010] - Richtung,<br />

sowie die Positionen der in (a) -(e) abgebildeten Querschnitte.


4.3 Mikrostruktur der Aragonitplättchen 75<br />

Abb. 60: (a) Querschnitt in [100] -Richtung. (b) Querschnitt der Probe in Durchstrahlungsrich-<br />

tung [001] (ebenso wie in Abb.59). (c) Querschnitt in [010] -Richtung. Alle drei Probenschichten<br />

schneiden sich in dem mit einem Kreuz markierten Punkt. Die roten Linien geben die ungefähre<br />

Lage der Probenränder und somit die Probendicke t an.


76 4 ERGEBNISSE UND DISKUSSION<br />

Eine weitere Analyse der Struktur der Nanoporen wird durch die Erzeugung dreidimensio-<br />

naler Rekonstruktionen aus den Ergebnissen der Tomographieuntersuchungen ermöglicht.<br />

In der Abb. 61 ist die Rekonstruktion einer einzelnen Nanopore für drei verschiedene<br />

Perspektiven gezeigt. Entlang der [001]-Richtung besitzt die Projektion der Porenrekon-<br />

struktion die Form eines Rhomboeders. Die Innenwinkel der Nanoporen entlang dieser<br />

Richtung liegen für α zwischen 67 ◦ und 79 ◦ und für β zwischen 98 ◦ und 118 ◦ 23 .<br />

Abb. 61: Mit dem Programm imod wurde eine Nanopore markiert und eine dreidimensionale<br />

Rekonstruktion erstellt. Die Abbildung zeigt diese Rekonstruktion aus drei unterschiedlichen<br />

Perspektiven, sowie ihre idealisierten Konturen.<br />

Die Form der Projektion entlang der [010]-Richtung ähnelt der eines Rhomboids. Dies<br />

wird gestützt von der in Abb. 59 dargestellten ungleichmäßigen Verjüngung der Nano-<br />

poren, sowie der aus Abb. 60 erhaltenen Beobachtung, dass die Spitzen der Nanoporen<br />

entlang der [010]-Richtung nicht genau übereinander liegen. Die Beobachtungen, dass die<br />

idealisierte Kontur der Nanoporen in [001]-Richtung einem Rhomboeder und in [010]-<br />

Richtung einem Rhomboid entspricht, führen zu dem Schluss, dass die Projektion entlang<br />

der [100]-Richtung eine hexagonale Form besitzen könnte. Diese kann ebenfalls bei der<br />

entsprechenden Porenrekonstruktion in Abb. 61 wiedererkannt werden. Wie in Abb. 62 ge-<br />

zeigt ist, stimmen diese idealisierten Formen annähernd mit den Konturen der Nanoporen<br />

überein.<br />

Unter der Berücksichtigung der Winkelbereiche für α und β, der Kontur der Projektionen<br />

und der Abmessungen der Elementarzellen eines Aragonitkristalls lässt sich ein Modell<br />

für die Nanoporen erzeugen. Dabei muss beachtet werden, dass es wahrscheinlich mehrere<br />

Möglichkeiten gibt, ein Modell, das diese Voraussetzungen erfüllt, zu erstellen und dass für<br />

die Konturen stark idealisierte Formen angenommen wurden. Das in Abb. 63 dargestellte<br />

Modell der Poren repräsentiert daher nur ein mögliches Modell, das einen ersten Eindruck<br />

von der Struktur der Nanoporen vermitteln soll.<br />

Wie in Abschnitt 3.1.7 gezeigt, liegen die Vorteile der Tomographie darin, Strukturen<br />

dreidimensional darstellen zu können. Zusätzlich liefern die Tomographiedaten Informa-<br />

23 Die Lage der Winkel α und β ist in Abb. 61 eingezeichnet.


4.3 Mikrostruktur der Aragonitplättchen 77<br />

Abb. 62: Idealisierte Darstellung der Porenkonturen. In [001] - Richtung scheint die Nanopore<br />

eine symmetrische Kontur aufzuweisen. In der [010] - Richtung tritt hingegen eine Asymmetrie<br />

der Kontur auf. Die hexagonale Porenkontur in [100] - Richtung ist sehr schlecht bestimmbar.<br />

Abb. 63: Modell einer Nanopore für unterschiedliche Betrachtungsrichtungen. Die Einheitszel-<br />

len sind mit gepunkteten Linien eingezeichnet.<br />

tionen über die Lage dieser Strukturen innerhalb der Probe. Hinsichtlich der Nanopo-<br />

ren stellt sich die Frage, ob sich diese in der Probe oder lediglich auf deren Oberfläche<br />

befinden. Die letztere Möglichkeit könnte bedeuten, dass die Nanoporen während <strong>des</strong><br />

Präparationsprozesses und dort speziell während <strong>des</strong> Ionenätzens entstandene Artefakte<br />

darstellen und keineswegs als Strukturen <strong>des</strong> Perlmutts selbst angesehen werden können.<br />

Diese Vermutung lässt sich durch eine Analyse der Tomographiedaten widerlegen.<br />

In den Bildteilen (a) und (c) der Abb. 60 sind durch rote Linien die ungefähren Lagen der


78 4 ERGEBNISSE UND DISKUSSION<br />

Probenoberflächen angegeben. Aus dem Abstand dieser Linien ergibt sich eine Probendi-<br />

cke von t=(64±3)nm. Diese Art der Darstellung macht deutlich, dass sich die Nanoporen<br />

nicht nur an der Probenoberfläche, sondern auch im Probeninneren befinden und damit<br />

nicht durch Präparationsprozesse entstanden sind. Eine Übersicht der Lage der Nanopo-<br />

ren in der Probe erhält man bei der Betrachtung einer größeren Anzahl dreidimensionaler<br />

Porenrekonstruktionen. Abb. 64 zeigt solche Rekonstruktionen eines Probenbereichs für<br />

unterschiedliche Perspektiven. Es sind jedoch lediglich die größeren Poren berücksichtigt,<br />

die eine deutliche Facettierung aufweisen.<br />

Abb. 64: Darstellung der mit dem Computerprogramm imod erzeugten, dreidimensionalen<br />

Rekonstruktionen einiger Nanoporen aus drei unterschiedlichen Perspektiven. Die gestrichelten<br />

Linien geben die ungefähre Position der Probenoberflächen an, die im Elektronenmikroskop<br />

orthogonal zu der Einfallsrichtung der Elektronen standen.<br />

Die Darstellung der dreidimensionalen Rekonstruktionen der Nanoporen bestätigt die<br />

Aussage, dass die Poren keine Artefakte der Präparation sind. In den beiden in [010]- und<br />

[100]-Richtung betrachteten Rekonstruktionen sind die Grenzen der Probe, das heißt<br />

ihre Oberflächen, durch gestrichelte Linien verdeutlicht. Während der <strong>Untersuchungen</strong> an<br />

der Probe lagen diese Oberflächen orthogonal zu der Einfallsrichtung der Elektronen. Die<br />

Nanoporen befinden sich innerhalb dieser Grenzen, also innerhalb <strong>des</strong> Probenmaterials.<br />

Eine Erzeugung der Poren im Laufe der Probenpräparation kann damit ausgeschlossen<br />

werden, da sich in diesem Fall vorzugsweise an der Probenoberfläche Strukturen gebildet<br />

hätten. Diese Aussage kann zusätzlich gestützt werden, indem auf unterschiedliche Weise<br />

präparierte Perlmuttproben, sowie geologischer Aragonit mit dem TEM untersucht


4.3 Mikrostruktur der Aragonitplättchen 79<br />

und verglichen werden. Zwei Perlmuttquerschnittsproben wurden mittels PIPS bzw.<br />

FIB gedünnt. Es werden bei den beiden Methoden unterschiedliche Ionen (Argon bzw.<br />

Gallium) verwendet. Zudem findet in der FIB der Ionenbeschuss nur aus einer Richtung<br />

statt und sollte daher eine Vorzugsrichtung möglicher Artefakte zur Folge haben. Der<br />

geologische Aragonit wurde mit der PIPS präpariert.<br />

Abb. 65: (a) TEM Aufnahmen einer FIB präparierten Perlmuttquerschnittsprobe. (b) TEM<br />

Aufnahme einer PIPS präparierten Perlmuttquerschnittsprobe. Obwohl diese Aufnahme defo-<br />

kussiert ist, ist die Ähnlichkeit der Nanoporen in den Bildern (a) und (b) deutlich erkennbar.<br />

(c) TEM Aufnahme einer PIPS präparierten Probe geologischen Aragonits.<br />

Ein Vergleich der TEM Aufnahmen der beiden mit unterschiedlichen Systemen geätzten<br />

Perlmuttproben in Abb. 65 (a) und (b) zeigt keinen auffälligen Unterschied in der Form<br />

der Nanoporen. Ebenso ist bei der mittels FIB präparierten Probe kein Einfluss der Rich-<br />

tung <strong>des</strong> einfallenden Ionenstrahls auf die Nanoporen feststellbar. In den Aufnahmen <strong>des</strong><br />

mittels PIPS geätzten geologischen Aragonits sind hingegen keine Nanoporen zu erkennen<br />

(siehe Abb. 65 (c)). Dies spricht für die Tatsache, dass es sich bei den Nanoporen um Be-<br />

standteile der Aragonitplättchen <strong>des</strong> Perlmutts handelt, die jedoch nicht in geologischem<br />

Aragonit vorkommen und die keine Präparationsartefakte sind.<br />

In einer Veröffentlichung von Velázquez-Castillo et al. [16] wird ebenfalls die Existenz<br />

der Nanoporen dokumentiert. Dort wird jedoch davon ausgegangen, dass die Poren ein<br />

Anzeichen für Elektronenstrahlschädigung an den Aragonitplättchen sind. Elektronen sol-<br />

len dabei die Nanoporen ” graben“, wobei bestimmte kristallographische Ausrichtungen<br />

offengelegt werden. In [39] wird CaCO3 aufgelistet als ein Festkörper, in dem Radioly-<br />

se auftreten kann. Unter dem Begriff Radiolyse versteht man die Trennung chemischer<br />

Bindungen durch den Einfluss einfallender Strahlung. Es kommt dabei beispielsweise zu<br />

Wechselwirkungen zwischen den schnellen, einfallenden Elektronen und den Atomlektro-<br />

nen, die zu einer permanenten Verschiebung der Atome führen können. Die daraus folgen-<br />

de Schädigung wird Ionisationsschädigung genannt. Es ist also möglich, dass zum Beispiel<br />

durch diesen Effekt im Inneren der Probe eine Veränderung <strong>des</strong> Materials auftritt. Ge-<br />

gen die Behauptung, dass die Nanoporen durch Strahlschädigung erzeugt wurden, spricht


80 4 ERGEBNISSE UND DISKUSSION<br />

allerdings, dass während der <strong>Untersuchungen</strong>, also der Bestrahlung mit Elektronen, das<br />

Entstehen der Nanoporen nicht beobachtet werden konnte. Außerdem gibt es keinen er-<br />

sichtlichen Grund, weshalb dieser Prozess in geologischem Aragonit unterdrückt sein soll-<br />

te. Des Weiteren ist das Auftreten einer strahlungsinduzierten Materialschädigung entlang<br />

bestimmter kristallographischer Richtungen in der auftretenden Menge und gleichmäßigen<br />

Verteilung nicht erklärbar. Die Nanoporen scheinen folglich keine Strahlschädigung darzu-<br />

stellen. Sie können jedoch selber durch den Elektronenstrahl geschädigt werden. Im TEM<br />

ließ sich in dünnen (


4.3 Mikrostruktur der Aragonitplättchen 81<br />

Innerhalb <strong>des</strong> untersuchten Volumens befinden sich N=160 Nanoporen, deren Breite zwi-<br />

schen den Werten 2,5 nm und 38,4 nm variiert. Die Abb. 67 zeigt ein Histogramm der<br />

Porenbreiten. Die mittlere Verteilung der Porenbreite liegt etwa zwischen (4±0,5)nm<br />

und (14±0,5)nm. Das Maximum der Verteilung befindet sich bei einer Porenbreite von<br />

b=(5,5±1,0)nm.<br />

Abb. 67: Histogramm der Nanoporenbreite.<br />

Anhand der ermittelten Porenbreite lässt sich eine Abschätzung über das Gesamtvolumen<br />

der Nanoporen in dem untersuchten Probenbereich treffen. Vereinfacht kann man dabei<br />

annehmen, dass die Nanoporen eine sphärische Form aufweisen. Ihr Volumen VNP lässt<br />

sich in dem Fall über<br />

VNP = 4<br />

3 π(b<br />

2 )3N (27)<br />

bestimmen. N ist die Anzahl der Nanoporen und b die Porenbreite, die am Maximum<br />

der Verteilung vorliegt. Für das Gesamtvolumen VNP der Nanoporen ergibt sich der<br />

Wert VNP = (1, 4 · 10 4 ± 0, 6 · 10 4 ) nm 3 . Das Volumen VP <strong>des</strong> untersuchten Probenbe-<br />

reichs lässt sich über<br />

VP = h · l · t (28)<br />

ermitteln. Die Höhe h, die Breite l und die Dicke t <strong>des</strong> Bereiches lassen sich aus den in<br />

Abb. 60 gezeigten Tomographieaufnahmen bestimmen. Die Längen h und l ergeben sich<br />

aus der Höhe und Breite <strong>des</strong> Bildteils Abb. 60 (b) und können daher mit einem kleinen Feh-<br />

ler gemessen werden. Die Dicke t lässt sich aus den rekonstruierten Bildteilen Abb. 60 (a)<br />

und (c) ermitteln. Da die Position der Probenoberflächen jedoch nur abgeschätzt werden


82 4 ERGEBNISSE UND DISKUSSION<br />

können, ergibt sich hier ein größerer Fehler.<br />

Die gemessenen Werte lauten: h=(292,4±0,5)nm, l=(294,2±0,5)nm, t=(83±3)nm.<br />

Für das Probenvolumen ergibt sich somit: VP = (7, 14 · 10 6 ± 0, 24 · 10 6 ) nm 3 .<br />

Das Verhältnis zwischen dem Poren- und dem Probenvolumen ist gegeben als:<br />

VNP<br />

VP<br />

= (1, 95 ± 0, 93) · 10 −3<br />

Das Volumen VNP der Nanoporen nimmt folglich lediglich etwa 0,2% <strong>des</strong> gesamten<br />

Probenvolumens ein.<br />

Mögliche Funktionen der Nanoporen:<br />

• Die Verteilung der Nanoporen in den Aragonitplättchen vermindert die Propagation<br />

von Rissen in der Schale.<br />

• Zur Bildung der Aragonitplättchen muss ein geringerer Teil CaCO3 an der Schale<br />

nukleieren, als es bei Plättchen aus reinem Aragonit der Fall wäre.<br />

• Durch die Bildung der Nanoporen wird das Gewicht der Schale und somit die Be-<br />

lastung der Meeresschnecke minimal verringert.<br />

Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

Im Folgenden werden die Ergebnisse, die aus den elektronentomographischen Untersu-<br />

chungen der Nanoporen erhalten wurden, zusammengefasst:<br />

• Sowohl Tomographieuntersuchungen als auch der Vergleich zwischen Perlmutt und<br />

geologischem Aragonit zeigen, dass die Nanoporen kein Artefakt der Präparation<br />

sind, sondern ein Merkmal <strong>des</strong> Perlmutts darstellen.<br />

• Anhand der Tomographieuntersuchungen kann ein dreidimensionales Modell der fa-<br />

cettierten Nanoporen erstellt werden. Eine Indizierung der Facetten wurde nicht<br />

vorgenommen, da es sich bei dem Modell bisher lediglich um einen Vorschlag han-<br />

delt. Offen bleibt die Frage, wie und weshalb sich Poren einer so komplexen Form<br />

bilden.<br />

• Aus der Gesamtheit der dreidimensionalen Rekonstruktionen der Nanoporen kann<br />

eine Abschätzung über die Verteilung der Porenbreite getroffen werden. Das Maxi-<br />

mum dieser Verteilung tritt bei einer Porenbreite von (5, 5 ± 1, 0)nm auf.<br />

• Das Volumen der Nanoporen in dem untersuchten Probenbereich beträgt etwa 0,2%<br />

<strong>des</strong> Probenvolumens.<br />

(29)


5 Zusammenfassung und Ausblick<br />

Perlmutt, die innere Schicht der Schalen von Meeresschnecken, ist aufgrund ihres Auf-<br />

baus als Verbundwerkstoff und der daraus resultierenden Eigenschaften ein sehr faszi-<br />

nieren<strong>des</strong> Material. Angesichts der vielen Vorzüge wie Bruchfestigkeit, Ungiftigkeit und<br />

Korrosionsbeständigkeit, die dieser Verbundstoff aufweist, ist eine technische Nachahmung<br />

<strong>des</strong> Materials von hohem Interesse. Dieser Nachahmung muss jedoch ein tiefer gehen<strong>des</strong><br />

Verständnis von Aufbau und Wachstum <strong>des</strong> Perlmutts vorangehen.<br />

Diese Arbeit befasst sich daher mit der Untersuchung der Mikro - und Nanostrukturen<br />

<strong>des</strong> Perlmutts. Zu diesem Zweck wurden unterschiedliche Charakterisierungsmethoden<br />

verwendet.<br />

Eine Untersuchung der Wachstumsfront der Schalen der Schnecke Haliotis tuberculata er-<br />

folgte über Raster-Elektronenmikroskopie (SEM). Anhand der erstellten SEM Aufnahmen<br />

wird der gestapelte Aufbau der Aragonitplättchen deutlich. Eine Analyse der Abstände<br />

zwischen den Plättchenstapeln ergab, dass die Stapel annähernd isotrop verteilt sind und<br />

einen mittleren Abstand von 8,96µm ± 0, 5 µm aufweisen. Dieser entspricht zugleich der<br />

Plättchenbreite und befindet sich innerhalb <strong>des</strong> in der Literatur ([27]) genannten Berei-<br />

ches von (5 - 10)µm. Des Weiteren zeigen die SEM Aufnahmen Schichten, die wahrschein-<br />

lich aus organischem Material bestehen und im Abstand von etwa fünf Aragonitplättchen<br />

(= ca. 2,65µm) zwischen den Plättchenstapeln aufgespannt sind. Die oberen 16 Aragonit-<br />

plättchen eines Stapels befinden sich im Wachstum und haben noch nicht ihre endgültige<br />

Breite erlangt.<br />

Metzler et al. beschrieb in einer Veröffentlichung [47], dass sich in den Plättchenstapeln<br />

Domänen mit relativ gleichbleibender Orientierung befinden. Um die Orientierung<br />

der Plättchen einer Domäne quantitativ zu untersuchen, wurden im Transmissions-<br />

Elektronenmikroskop (TEM) mittels Feinbereichsbeugung Beugungsbilder der einzelnen<br />

Plättchen erstellt. Das Perlmutt stammte in dieser und den folgenden <strong>Untersuchungen</strong><br />

von der Schale der Schnecke Haliotis laevigata. Aus der Lage <strong>des</strong> Lauekreises und der<br />

Rotation <strong>des</strong> Beugungsbil<strong>des</strong> können Rückschlüsse auf die Verkippung der Plättchen re-<br />

lativ zueinander gezogen werden. Die ermittelten Verkippungswinkel der beiden unter-<br />

suchten Perlmuttprobenbereiche liegen bei maximal 4, 1 ◦ ± 0, 3 ◦ bzw. 4, 2 ◦ ± 0, 3 ◦ und<br />

scheinen im Bereich bis zu diesen Maximalwerten statistisch verteilt zu sein. Die Rota-<br />

tionswinkel variieren in einem Bereich von −3, 4 ◦ bis 0 ◦ bzw. von −1, 5 ◦ bis 7, 7 ◦ . Die<br />

Aragonitplättchen eines Stapels sind also nur leicht gegeneinander verkippt und weisen<br />

min<strong>des</strong>tens über eine Distanz von 15 bis 18 Plättchen eine sehr ähnliche Orientierung auf.<br />

Eine Betrachtung der Positionen der Lauekreise aller Beugungsbilder einer Serie zeigt<br />

außerdem, dass die Kipprichtungen der Plättchen eines Stapels Vorzugsrichtungen auf-<br />

weisen. Da jedoch nur zwei Messreihen aufgenommen wurden, können keine statistischen<br />

Auswertungen bezüglich <strong>des</strong> Auftretens dieser Vorzugsrichtungen vorgenommen werden.<br />

Für weiterführende <strong>Untersuchungen</strong> wäre es ein interessantes Ziel, die Orientierungen


84 5 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK<br />

der sowohl über- als auch nebeneinander liegender Aragonitplättchen über große Berei-<br />

che (z.B. innerhalb einer (50 × 50)µm großen Querschnittsfläche der Schale) hinweg zu<br />

bestimmen. Dies könnte mittels EBSD (electron backscatter diffraction) <strong>Untersuchungen</strong><br />

realisiert werden. In einem SEM wird dazu die Oberfläche einer Perlmuttquerschnittspro-<br />

be vom Elektronenstrahl mit einer bestimmten Schrittweite abgerastert. Für jeden Punkt<br />

der Probe wird ein Beugungsbild, das von den rückgestreuten Elektronen gebildet wird,<br />

aufgezeichnet. Aus diesem Beugungsbild, dem sogenannten Rückstreu-Kikuchi-Muster<br />

[49], ist die Orientierung <strong>des</strong> jeweiligen untersuchten Probenbereichs bestimmbar.<br />

Die ähnliche Orientierung übereinander liegender Plättchen wirft die Frage auf, ob über<br />

ein Wachstum <strong>des</strong> Aragonits durch Poren in der organischen, interlamellaren Matrix eine<br />

Weitergabe der kristallographischen Orientierung auftritt. Tatsächlich können kristalli-<br />

ne Verbindungen, sogenannte <strong>Mineral</strong>brücken, die sich zwischen den Plättchen inner-<br />

halb der organischen Matrix befinden, beobachtet werden. Mittels TEM erzeugte Hoch-<br />

auflösungsaufnahmen der <strong>Mineral</strong>brücken zeigen eine Durchgängigkeit <strong>des</strong> kristallinen<br />

Materials in den Brücken. Über einen Vergleich eines simulierten und eines experimentell<br />

erstellten Hochauflösungsbil<strong>des</strong> kann die Annahme gestützt werden, dass das Material in<br />

den Brücken Aragonit ist.<br />

Des Weiteren wurden in einem Raster-Transmissions-Elektronenmikroskop (STEM)<br />

elektronentomographische Messungen durchgeführt. Diese ermöglichen eine dreidimensio-<br />

nale Rekonstruktion der Plättchenoberflächen und zeigen, dass nicht alle <strong>Mineral</strong>brücken<br />

durchgängig sind, sondern dass die Plättchenoberfläche zahlreiche ” Ausstülpungen“ auf-<br />

weist, die sich nicht berühren.<br />

Tomographiemessungen an Nanoporen liefern das Resultat, dass sich die Poren innerhalb<br />

der Aragonitplättchen befinden und somit kein Artefakt der Präparation darstellen. Mit-<br />

tels der Tomographiedaten konnte ein Modell der facettierten Nanoporen erstellt werden,<br />

das deren mögliche dreidimensionale Struktur wiedergibt. Eine Auswertung der dreidi-<br />

mensionalen Rekonstruktionen einer hohen Anzahl Nanoporen ergibt eine mittlere Breite<br />

der Poren zwischen (4±0,5)nm und (14±0,5)nm. Das Maximum der Verteilung befin-<br />

det sich bei einer Porenbreite von (5,5±1,0)nm. Unter der vereinfachten Annahme einer<br />

sphärischen Porenform nehmen die Nanoporen ca. 0,2% <strong>des</strong> betrachteten Probenvolumens<br />

ein.<br />

Z - Kontrast <strong>Untersuchungen</strong> führten zu dem Ergebnis, dass die Nanoporen entweder un-<br />

gefüllt sind oder ein leichtes, beispielsweise organisches Material enthalten. Um dies zu<br />

prüfen, wurden EDX (energy dispersive X-ray)- und EELS (electron energy loss spec-<br />

troscopy)-Spektren aufgenommen. Über die Auswertung der Spektren kann ein erhöhter<br />

Kohlenstoffanteil innerhalb der Nanoporen, die eine Breite über (28±2)nm besitzen, nach-<br />

gewiesen werden. Nanoporen einer geringeren Breite enthalten entweder keinen oder auf-<br />

grund ihres geringen Volumens einen niedrigen Kohlenstoffanteil, der nur schwer detektiert<br />

werden kann. Mittels energiegefilterter Transmissions-Elektronenmikroskopie (EFTEM)<br />

erstellte ” jump ratio“ Aufnahmen stützen das Ergebnis, dass sich innerhalb der Nanopo-


en ein erhöhter Kohlenstoffanteil befindet.<br />

Die weitere Erforschung der Struktur und der Entstehungsmechanismen der Nanoporen<br />

könnte Inhalt zukünftiger <strong>Untersuchungen</strong> sein. Beispielsweise könnte die Präparation ei-<br />

ner TEM Probe der Perlmuttwachstumsfront vorgenommen werden. Anhand dieser Pro-<br />

be könnte die Entstehung der Poren an der lateralen Wachstumsfront 24 der sich bilden-<br />

den Aragonitplättchen analysiert werden. Tomographiemessungen entlang der [010]- und<br />

[100]-Richtungen könnten zudem weitere Informationen über die dreidimensionale Struk-<br />

tur der Nanoporen liefern.<br />

Über die Entwicklung einer geeigneten Markierungsmethode könnte organisches Material<br />

in den Aragonitplättchen untersucht werden. Problem einer solchen Behandlung ist es,<br />

einen geeigneten Marker zu finden, der in die Probe diffundiert, an organische Materialien<br />

bindet und mittels TEM oder einer anderen Methode nachgewiesen werden kann. Des Wei-<br />

teren könnte über Sekundärionen-Massenspektroskopie (SIMS) die Elementverteilung in<br />

der Probe untersucht werden.<br />

24 Dies ist die sich in b - und c -Richtung ausbreitende Front der Aragonitplättchen.<br />

85


6 Anhang<br />

6.1 Liste der verwendeten Geräte<br />

• Diamantdrahtsäge (Well, Drahtdicke: 300µm)<br />

• Nassschleifgerät (LaboPol-4 der Firma Struers)<br />

• digitale Messuhr (Mitutoyo, Modell ID-C112B)<br />

• Muldenschleifgerät (Dimple Grinder, Gatan, Modell 656)<br />

• PIPS (Gatan, Modell 691)<br />

• DualBeam-System (FEI Nova 200)<br />

• CM20 UT (Philips)<br />

• Ditabis scanner (Digital Biomedical Imaging Systems AG)<br />

• EM 420 (Philips)<br />

• Tecnai F20 S-Twin (FEI)<br />

• Tecnai F20 X-Twin (FEI)<br />

6.2 zu Abschnitt 4.2<br />

Auflistung der Verkippungs- und Rotationswinkel der untersuchten Aragonitplättchen<br />

der Probe QP:<br />

Plättchennummer Verkippungswinkel[ ◦ ] Rotationswinkel [ ◦ ]<br />

1 2,19 -2,42<br />

2 1,83 0,00<br />

3 2,24 1,78<br />

4 0,12 0,00<br />

5 0,95 -1,35<br />

6 4,07 -0,93<br />

7 0,44 -1,69<br />

8 0,42 -2,50<br />

9 1,07 -1,81<br />

10 0,62 -2,92<br />

11 1,25 -3,42<br />

12 3,39 -0,40<br />

13 3,91 -1,19<br />

87


88 6 ANHANG<br />

Auflistung der Verkippungs- und Rotationswinkel der untersuchten Aragonitplättchen<br />

der Probe QF:<br />

Plättchennummer Verkippungswinkel[ ◦ ] Rotationswinkel [ ◦ ]<br />

1 0,91 +6,45<br />

2 1,17 +5,59<br />

3 3,78 +1,90<br />

4 0,49 -1,17<br />

5 0,57 -0,92<br />

6 0,16 -0,62<br />

7 0,33 0,00<br />

8 1,81 -1,18<br />

9 4,15 -2,07<br />

10 2,71 -1,95<br />

11 3,35 +2,43<br />

12 1,87 +2,55<br />

13 1,63 +2,77<br />

14 2,54 +2,63<br />

15 2,19 +2,48<br />

16 3,48 +5,13<br />

17 2,22 +6,03<br />

18 1,42 +7,06


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Danksagung<br />

An dieser Stelle möchte ich mich bei all den Menschen bedanken, die mich bei der<br />

Erstellung dieser Diplomarbeit unterstützt haben.<br />

An erster Stelle bedanke ich mich bei Prof. Dr. Monika Fritz und Prof. Dr. Andreas<br />

Rosenauer, die mich in ihren Arbeitsgruppen aufnahmen und mir die Möglichkeit gaben,<br />

diese Arbeit zu schreiben, sowie für die gute Betreuung.<br />

Besonders danke ich Dr. Roland Kröger für die intensive Betreuung, die vielen einge-<br />

brachten Ideen, sowie sein großes Interesse an meiner Arbeit.<br />

Dr. Marco Schowalter danke ich für seine Hilfe bei dem Umgang mit MATLAB und<br />

dafür, dass er die in Abb. 65 (c) dargestellte TEM Aufnahme <strong>des</strong> geologischen Aragonits<br />

zur Verfügung stellte.<br />

Knut Müller danke ich für seine Einführung in die Probenpräparation, seine Hilfe bei<br />

MATLAB Problemen und natürlich für seine hervorragende Gesellschaft im Büro.<br />

Oliver Oppermann danke ich für das entspannte Klima im Büro (auch wenn das ewig<br />

klingelnde Telefon nicht unbedingt dazu beigetragen hat).<br />

Dr. Angelika Pretorius danke ich für die Aufmunterungskekse und dafür, dass sie dabei<br />

immer auf meine ” Extrawurst“ Rücksicht nahm (und hoffentlich in Zukunft auch nehmen<br />

wird).<br />

Außerdem danke ich Oliver Walter und Jutta Bonnet für die nette Atmosphäre in der<br />

Arbeitsgruppe.<br />

Den Mitgliedern <strong>des</strong> Instituts für Biophysik danke ebenfalls für die stets angenehme<br />

Atmosphäre.<br />

Dr. Christian Kübel vom IFAM, Bremen danke ich für seine Hilfe bei der Aufnahme<br />

der Z - Kontrast Bilder und der EDX- und EELS-Spektren und außerdem für die<br />

Durchführung der Elektronentomographie, sowie die Visualisierung der Daten mit dem<br />

Programm amira resolve RT.<br />

Gerd Ankele danke ich für die graphische Umsetzung <strong>des</strong> Nanoporenmodells (Abb. 63).

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