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Mi. 10:15-13:30, PC-Raum 029 Dozent: Prof. Dr. Andreas Klocke ...

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Lehrveranstaltung im WS 2004/05<br />

Zeit: <strong>Mi</strong>. <strong>10</strong>:<strong>15</strong>-<strong>13</strong>:<strong>30</strong>, <strong>PC</strong>-<strong>Raum</strong> <strong>029</strong><br />

<strong>Dozent</strong>: <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Andreas</strong> <strong>Klocke</strong><br />

Sprechstunde: Do. 14:00 - <strong>15</strong>:00, <strong>Raum</strong> 316<br />

TS 2: Grundzüge einer modernen Sozialstrukturanalyse<br />

In der Veranstaltung soll eine Einführung in die Entwicklung und Analyse der Sozialstruktur der<br />

Bundesrepublik Deutschland erfolgen. Es werden die zentralen Elemente der Analyse der<br />

Sozialstruktur theoretisch bestimmt und ein Gesamtbild der Sozialstruktur der Bundesrepublik<br />

erstellt. Insbesondere sollen neuere Konzepte der <strong>Mi</strong>lieu- und Lebensstilforschung sowie die<br />

Ansätze der Netzwerkforschung und das Konzept des sozialen Kapitals berücksichtigt werden, da<br />

sie zum Verständnis der Wirkungen sozialer Ungleichheiten entscheidend beitragen und damit<br />

die Sozialstruktur moderner Gesellschaften maßgeblich beeinflussen.<br />

Die Veranstaltung ist in Form einer Projektarbeit organisiert und gliedert sich in zwei Teile. Im<br />

ersten Teil (vier Veranstaltungen) wird in einer einleitenden Vorlesung und Diskussion in<br />

Grundzüge und klassische Konzepte der Sozialstrukturanalyse eingeführt (1. Block). Zugleich<br />

besteht im 2. Block freie Zeit für die Projektgruppen, ihre Themen auf Basis der angegebenen<br />

Literatur vorzubereiten. Die Themen sind so ausgewählt, dass sie aktuelle Diskussionen und<br />

Konzepte der Sozialstrukturanalyse abbilden. Im zweiten Teil des Semesters (5 Veranstaltungen)<br />

erarbeiten die Projektgruppen ihre Themen und erstellen ein Kapitel für einen gemeinsamen<br />

Bericht über moderne Sozialstrukturanalyse. Die erarbeiteten Materialien werden in einer<br />

Powerpoint-Präsentation dem Plenum zur Diskussion gestellt (2 Sitzungen). Daran anschließend<br />

werden Anregungen und Kritiken eingearbeitet und lay-out Arbeiten durchgeführt (3<br />

Veranstaltungen). Der gemeinsame Abschlußbericht wird – wenn gewünscht – ins Internet<br />

gestellt.<br />

Leistungsnachweis:<br />

Regelmäßige Teilnahme. <strong>Mi</strong>tarbeit in einer Projektgruppe. Die Projektgruppe vefaßt ein Kapitel<br />

über einen Ansatz der Sozialstrukturanalyse (ca. 20-<strong>30</strong> Seiten je Gruppe). Es bearbeiten mehrere<br />

Personen gemeinsam ein Thema.


Definitionen des Begriffs „Sozialstruktur“<br />

1. „Der erkennbare, relativ kontinuierliche<br />

Wirkungszusammenhang in der Gesellschaft ist ihre<br />

Sozialstruktur.“(Friedrich Fürstenberg 1966)<br />

2. „Die Sozialstruktur bezeichnet den durch das Netzwerk<br />

der Beziehungen zwischen den sozialen Elementen<br />

vermittelten bzw. bewirkten Zusammenhang des<br />

gesellschaftlichen Ganzen.“(Renate Mayntz 1966)<br />

3. „Sozialstruktur ist die Gesamtheit der relativ<br />

dauerhafteren Grundlagen und Wirkungszusammenhänge<br />

der sozialen Beziehungen und der sozialen Gebilde<br />

(Gruppen, Institutionen, Organisationen) in einer<br />

Gesellschaft.“(Bernhard Schäfers 1986)<br />

4. „Unter Sozialstruktur verstehen wir die demographische<br />

Grundgliederung der Bevölkerung, die Verteilung zentraler<br />

Ressourcen wie Bildung, Einkommen und Beruf, die<br />

Gliederung nach Klassen und Schichten, Sozialmilieus<br />

und Lebensstilen, aber auch die soziale Prägung des<br />

Lebenslaufs in der Abfolge der Generationen.“(Wolfgang Zapf<br />

1989)


Eine Definition des Begriffs „Soziale Ungleichheit“<br />

„Als ´soziale Ungleichheit` bezeichnet man (1) wertvolle, (2) nicht<br />

absolut gleich und (3) systematische verteilte, vorteilhafte und<br />

nachteilige Lebensbedingungen von Menschen, die ihnen aufgrund ihrer<br />

Position im gesellschaftlichen Beziehungsgefüge zukommen.“<br />

Strukturebenen sozialer Ungleichheit<br />

• Ursachen sozialer Ungleichheit: Bestimmungsgründe und<br />

Mechanismen, die Strukturen und Gefüge sozialer Ungleichheit<br />

entstehen lassen (z.B. ökonomische Ausbeutung, gesellschaftliche<br />

Funktionserfordernisse, soziale Vorurteile)<br />

• Determinanten sozialer Ungleichheit: Kriterien, Positionen und Wege,<br />

die Menschen mit großer Wahrscheinlichkeit in Vor- oder Nachteile<br />

führen, selbst aber nicht unbedingt Vor- oder Nachteile darstellen<br />

(z.B. Beruf, Geschlecht, Alter, Wohnort)<br />

• Dimensionen sozialer Ungleichheit: die wichtigsten Arten sozialer<br />

Vor- und Nachteile, die in einer bestimmten Gesellschaft vorkommen<br />

(als „klassische“ Dimension: Besitz/Einkommen, Macht,<br />

Ansehen/Prestige; als „neuer“ Dimension: Bildung, Freizeit-, Wohn-,<br />

Umwelt-, Arbeits- oder Gesundheitsbedingungen, soziale Sicherheit<br />

etc.)<br />

• Auswirkungen sozialer Ungleichheit: zum einen als „äußere<br />

Lebensbedingungen“ (z.B. Luxus oder Kargheit, Reichtum oder<br />

Armut, Haushaltsausstattung, Reisemöglichkeiten u.a.m.), zum<br />

anderen als Mentalitäten, Werthaltungen, alltägliche<br />

Verhaltensweisen (Optimismus oder Pessimismus, Aktivität oder<br />

Lethargie, Kontaktfähigkeit oder Isolation, Zukunfts- oder<br />

Gegenwartsbezogenheit, sprachliche Fertigkeiten oder Defizite,<br />

„kulturelle Kompetenzen“, ein spezifischer „Habitus“ etc.)


Das Klassenkonzept von Karl Marx<br />

Kapital Arbeit<br />

ökonomische Formbestimmung Besitz von Produktionsmitteln Nichtbesitz von Produktionsmitteln<br />

(Klasse an sich) Mehrwertaneignung Mehrwertproduktion<br />

Kapitalakkumulation Reproduktion der Arbeitskraft<br />

ökonomische Lage ökonomische, kulturelle Machtlosigkeit<br />

und politische Macht<br />

Reichtum Verelendung<br />

soziale Lebensform Interesse am status quo revelutionäres Interesse<br />

(Klasse für sich) schrumpfende Bourgeoisie wachsendes Proletariat<br />

bourgeoises Klassenbewußtsein proletarisches Klassenbewußtsein<br />

politische Aktion Klassenorganisation<br />

Klassenkampf<br />

Revolution


Das Klassenkonzept von Max Weber<br />

Positiv Privilegiert Negativ Privilegiert<br />

Unternehmer Arbeiter<br />

Erwerbsklassen Händler Un- und angelernte<br />

"Chancen der Marktverwertung" Bankiers Beamte<br />

z.T.: freie Berufe (<strong>Mi</strong>ttelklassen)<br />

(Facharbeiter)<br />

Bodenrentner Unfreie, Deklassierte<br />

Besitzklassen Anlagenrentner Verschuldete, Arme<br />

"Besitzunterschiede" Gläubiger<br />

(Reichtum)<br />

Soziale Klassen Arbeiterschaft<br />

"Gesamtheit (von) Klassenlagen" Kleinbürgertum<br />

Besitzlose Intelligenz und Fachgeschulthiet<br />

Klassen der Besitzenden<br />

durch Bildung privilegierte


Das Klassenkonzept von Max Weber<br />

Ständische Lage durch: Lebensführungsart<br />

formale Erziehungsweise<br />

Besitz der entsprechenden Lebensformen<br />

connubium = Ehe<br />

Kommensalität = finanzielle Unterstützung<br />

Appropriation privilegierter Erwerbschancen<br />

Perhorreszierung (Verabscheuung) bestimmter Erwerbsarten


Soziale Schichten<br />

Schicht: eine Bevölkerung lässt sich in verschiedene Gruppen untergliedern, die<br />

sich in ähnlichen Soziallagen befinden. Dazu zählen „Schichtdeterminanten“<br />

(Geiger), wie: i) ähnliche Besitz- bzw. Einkommensverhältnisse, ii) ähnliche<br />

Bildungsabschlüsse und iii) ähnliches Ansehen (Berufsprestige).<br />

Es werden gewichtete und ungewichtete Schicht-Indices unterschieden. Gewichtete<br />

Indices messen den drei Schichtdeterminanten unterschiedliche Bedeuutung zu<br />

(bspw. wird das Einkommen wichtiger als die Bildung angesehen). Ungewichtete<br />

Indices behandeln alle drei Schichtdeterminanten gleich.<br />

Beispiel:<br />

Schichtdeterminante Einkommen:<br />

Die Einkommensverteilung in Deutschland wird in fünf Gruppen unterteilt.<br />

Niedrigste Einkommensgruppe: 1<br />

zweite Einkommensgruppe: 2<br />

dritte Einkommensgruppe: 3<br />

vierte Einkommensgruppe: 4<br />

höchste Einkommensgruppe: 5<br />

Schichtdeterminante Bildung:<br />

Die allgemeinen Bildungsabschlüsse in Deutschland werden in fünf Gruppen<br />

unterteilt.<br />

Niedrigste Bildungsgruppe: 1<br />

zweite Bildungsgruppe: 2<br />

dritte Bildungsgruppe: 3<br />

vierte Bildungsgruppe: 4<br />

höchste Bildungsgruppe: 5<br />

Schichtdeterminante Berufsprestige:<br />

Die Berufe in Deutschland werden an Hand der Magnitudeprestigewerte<br />

(Treimann) in fünf Gruppen unterteilt.<br />

Niedrigste Berufsprestigewerte: 1<br />

zweite Berufsprestigewerte: 2<br />

dritte Berufsprestigewerte: 3<br />

vierte Berufsprestigewerte: 4


Problem: Wie können die drei Schichtdeterminanten jeweils in fünf Gruppen eingeteilt werden.<br />

Lösung: Die aktuelle Verteilung der drei Determinanten auf Basis repräsentativer Erhebungen<br />

(z.B. ALLBUS; SOEP Daten) zur Grundlage nehmen und Quintilschnitte legen.<br />

Berechnung des Schichtindex:<br />

Einkommen + Bildung + Prestige = Schichtzugehörigkeit<br />

minimale Punktzahl = 3<br />

maximale Punktzahl = <strong>15</strong><br />

Unterschicht = 3-4<br />

untere <strong>Mi</strong>ttelschicht = 5-7<br />

<strong>Mi</strong>ttelschicht = 8-<strong>10</strong><br />

obere <strong>Mi</strong>ttelschicht = 11-<strong>13</strong><br />

Oberschicht = 14-<strong>15</strong>

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