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Dampfseitiges Oxidationsverhalten austenitischer Kesselrohre

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G. Lüdenbach et al. <strong>Dampfseitiges</strong> <strong>Oxidationsverhalten</strong> <strong>austenitischer</strong> <strong>Kesselrohre</strong><br />

1 Einleitung<br />

In Deutschland wurden bereits Ende der 1950er Jahre beheizte <strong>Kesselrohre</strong> aus austenitischen<br />

Chrom-Nickel Stählen verwendet, insbesondere in Kraftwerken der chemischen Industrie. Hierbei<br />

handelte es sich um Kraftwerke, die mit fossilen Brennstoffen befeuert wurden und deren Frisch-<br />

dampfparameter 600°C und 300 bar betrugen [1-8]. In den Kraftwerken der Energiewirtschaft<br />

etablierten sich im gleichen Zeitraum für die thermisch hoch beanspruchten Überhitzer und<br />

Zwischenüberhitzer der warmfeste martensitische 12%-Chromstahl X20CrMoV12-1 sowie der<br />

ferritisch-bainitische 2,5%-Chromstahl 10CrMo9-10. Da beide Systeme meist die gleiche<br />

Dampftemperatur produzieren unterliegen auch die beiden Werkstoffe einer vergleichbaren<br />

thermischen Belastung, so dass aufgrund des niedrigeren Chromgehaltes der 10CrMo9-10 nach<br />

der gleichen Betriebszeit deutlich dickere Oxidschichten aufweist der X20. Das Abplatzen von<br />

dampfseitig gewachsenen Oxidschichten wird viel häufiger bei Zwischenüberhitzerrohren aus dem<br />

Werkstoff 10CrMo9-10 beobachtet. Dies hängt einerseits ab von den deutlichen dickeren<br />

Oxidschichten aber auch von der Dimension der Rohre. Während Überhitzerrohre kleine<br />

Durchmesser und große Wanddicken aufweisen, sind die Durchmesser der Zwischenüberhitzer-<br />

rohre eher groß und die Wanddicken etwas geringer. Dies bedeutet, dass die Dehnung in der<br />

Grenze zwischen Oxidschicht und Metall als Folge einer Biegebeanspruchung, wie sie z.B. durch<br />

häufiges An- und Abfahren des Kessels hervorgerufen wird, in Zwischenüberhitzerrohren größer<br />

ist. Grundsätzlich kommt es in Anlagen verstärkt zu Problemen durch Magnetitpartikel, die häufiger<br />

an- und abgefahren werden bzw. häufigen Lastwechseln unterliegen. Die Oxidpartikel finden sich<br />

z.B. in den Entwässerungsleitungen speziell in den Entwässerungsventilen aber auch in den<br />

Turbinenventilen wieder und beeinträchtigen dort die Funktion der Ventile bzw. können zu<br />

abrasivem Materialabtrag führen. Mit der Verwendung <strong>austenitischer</strong> Chrom-Nickel Stähle für<br />

Überhitzer- und Zwischenüberhitzer der „neuen“ Kraftwerksgeneration ist das dampfseitige<br />

<strong>Oxidationsverhalten</strong> bzw. Abplatzverhalten dieser Oxidschichten in den Fokus des Interesses<br />

gerückt. Aufgrund des deutlich höheren thermischen Ausdehnungskoeffizienten der Austenite (18<br />

x 10 -6 K -1 ) gegenüber dem der ferritisch-martensitischen Stähle (12 x 10 -6 K -1 ) entstehen in der<br />

Grenzschicht zwischen Werkstoff und Oxidschicht bzw. innerhalb der Oxidschichten selbst<br />

Scherspannungen, die zur Delamination bzw. zum Abplatzen der Oxidschicht bzw. Teilen der<br />

Oxidschicht führen. Neben den bereits erwähnten Problemen, die in den nachgeschalteten<br />

Systemen des Dampferzeugers auftreten, ist das Problem der Verstopfung von <strong>Kesselrohre</strong>n<br />

durch die abgeplatzten Magnetitschollen besonders hervorzuheben. Platzen erhebliche Mengen<br />

der Oxidschicht relativ zeitgleich ab und können diese konstruktionsbedingt nicht mit der<br />

Dampfströmung aus der Heizfläche abtransportiert werden, kann es zu zahlreichen Verstopfungen<br />

und als Folge dessen zur thermischen Überbeanspruchung der Rohre und zu Rohrreißern<br />

kommen.<br />

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