Dampfseitiges Oxidationsverhalten austenitischer Kesselrohre
Dampfseitiges Oxidationsverhalten austenitischer Kesselrohre
Dampfseitiges Oxidationsverhalten austenitischer Kesselrohre
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
G. Lüdenbach et al. <strong>Dampfseitiges</strong> <strong>Oxidationsverhalten</strong> <strong>austenitischer</strong> <strong>Kesselrohre</strong><br />
1.1 <strong>Dampfseitiges</strong> Oxidschichtwachstum<br />
Eisen und Eisenlegierungen bilden auf der mit Heißdampf beaufschlagten Oberfläche<br />
geschlossene Oxidschichten, die in der Regel eine sehr gute Haftfestigkeit aufweisen und<br />
aufgrund der eingeschränkten Diffusionsmöglichkeit für Sauerstoff- und Eisenatomen die weitere<br />
Oxidation mit zunehmender Schichtdicke stark reduzieren. Das <strong>Oxidationsverhalten</strong> von ferritisch-<br />
martensitischen Stählen gegenüber dem von austenitischen Stählen unterscheidet sich nicht<br />
wesentlich. Grundsätzlich kommt es zunächst zur Adsorbtion von Sauerstoffionen an der Bauteil-<br />
oberfläche. Über spezielle Gitterfehlstellen sind die Sauerstoffionen in der Lage, in das<br />
oberflächennahe Werkstoffvolumen einzudringen und dort mit Eisen und bestimmten Legierungs-<br />
elementen Eisen- bzw. Metalloxid zu bilden. Gleichzeitig diffundieren aber auch Eisenionen und<br />
bestimmte Metallionen aus dem oberflächennahen Werkstoffvolumen an die Bauteiloberfläche und<br />
reagieren dort mit Sauerstoff zu Eisenoxid [Magnetit (Fe3O4)] bzw. Metalloxid. Ausgehend von der<br />
ehemaligen Werkstoffoberfläche wächst also die Oxidschicht sowohl in den Werkstoff als auch in<br />
die Dampfphase (Bild 1).<br />
Bild 1: Schematische Darstellung des Oxidschichtwachstums auf Stahloberflächen im Heißdampf<br />
sowie metallografischer Längsschliff durch ein mit Heißdampf beaufschlagtes Kesselrohr<br />
Hierbei wird die in den Werkstoff eingewachsene Schicht als topotaktische Teiloxidschicht und die<br />
auf die Werkstoffoberfläche aufgewachsene Schicht als epitaktische Teiloxidschicht bezeichnet.<br />
Charakteristisch für chromlegierte Stähle ist das Phänomen, dass Chrom sich ausschließlich<br />
innerhalb der topotaktischen Schicht befindet und dort mit dem Eisen ein Eisen-Chrom-Spinell der<br />
Form [(Fe,Cr)3O4] bildet, während es sich bei der epitaktischen Schicht um eine reine<br />
Magnetitschicht (Fe3O4) handelt. Meist befindet sich auf der dampfberührten Oberfläche der<br />
epitaktischen Magnetitschicht noch ein mehr oder weniger geschlossene Schicht aus Hämatit<br />
(Fe2O3). Auch strukturell unterscheiden sich beide Schichten sehr stark. Die topotaktische Schicht<br />
3