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El Caballero de la Triste Figura

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ist allerdings nicht weiter tragisch, da durch die an<strong>de</strong>ren Funktionssysteme auf ähnliche<br />

Weise interne Adressenkonstruktionen erzeugt wer<strong>de</strong>n, die auf regional fungieren<strong>de</strong><br />

Ontologien hinaus<strong>la</strong>ufen. Es gibt, ließe sich formulieren, nichts einzuwen<strong>de</strong>n, es sei <strong>de</strong>nn:<br />

im Erziehungssystems selbst, das die eben diskutierten Einsichten unter Struktur-, also<br />

unter Latenzschutz stellen muß. 46 Wenn die Adressenkonstruktion <strong>de</strong>s Systems als<br />

Ontologie funktionieren soll, muß die Kontingenz <strong>de</strong>r Konstruktion ausgeblen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n,<br />

o<strong>de</strong>r, wie man gewöhnlich sagt, im blin<strong>de</strong>n Fleck <strong>de</strong>s Systems dauerhaft verschwun<strong>de</strong>n<br />

sein. 47 Das System darf die Konstruktivität seiner Ontologie nicht sehen, es müßte sich<br />

sonst, wenn es das wollte, selbst ver<strong>la</strong>ssen können. 48<br />

Das eigentliche (und dann tragische) Problem ergibt sich, wenn man <strong>de</strong>n Umstand<br />

einbezieht, daß die psychosomatischen Komplexe, die die relevante Umwelt (Mitwelt)<br />

sozialer Systeme darstellen, auf <strong>de</strong>m Wege <strong>de</strong>r strukturellen Koppelung (o<strong>de</strong>r stärker noch:<br />

auf <strong>de</strong>m Wege <strong>de</strong>r konditionierten Koproduktion) das je fungieren<strong>de</strong> Adressenschema<br />

assimilieren bzw. sich ihm akkomodieren. 49 Sie sind – pointiert gesagt – in ihrer<br />

Eigenstruktur, in ihrer Selbstzugänglichkeit Effekt von Adressabilitätsgeschichte(n). 50 Das<br />

heißt: Sie gewinnen ihre ‚Eigen-Gestalt’ im lebens<strong>la</strong>ngen Kontakt mit Kommunikation,<br />

<strong>de</strong>n dazugehörigen Adressabilitätszumutungen und <strong>de</strong>r Sedimentierung interner<br />

Absetzbewegungen. 51 In gewisser Weise ist <strong>de</strong>swegen diese ‚Eigen-Gestalt’ durch und<br />

durch: konventionell, wenn man darunter versteht, daß sie als das Ergebnis zeit- und<br />

differenzierungsgebun<strong>de</strong>ner Adressenkonventionen begriffen wer<strong>de</strong>n kann. 52<br />

Hinsichtlich unseres Themas wür<strong>de</strong> folgen, daß <strong>de</strong>m Adressenformu<strong>la</strong>r <strong>de</strong>r Hochmo<strong>de</strong>rne<br />

eine polykontexturale und heterarche psychosomatische Umwelt entspricht, <strong>de</strong>ren<br />

Prozessoren nicht als selbst-repräsentative Systeme aufzufassen sind, wenn man darunter<br />

Systeme versteht, die ein <strong>El</strong>ement enthalten, das alle an<strong>de</strong>ren <strong>El</strong>emente <strong>de</strong>s Systems<br />

vollständig spiegeln könnte. 53 Gelänge dies, hätte man es mit hierarchisierbaren Systemen<br />

zu tun, die sich monokontextural ordnen ließen, insofern sie eine weiteste Unterscheidung<br />

zur Verfügung hätten, in die alle Binnendifferenzierungen eingeschrieben wären. Wenn es<br />

aber triftig ist, daß es um heterarche Systeme geht, fällt je<strong>de</strong> bin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Selbstbeschreibung<br />

(im Sinne eines cor et punctus 54 ) aus. An<strong>de</strong>rs ausgedrückt: Die Individuen sind dividual. 55<br />

46<br />

Vgl. als Illustrationen <strong>de</strong>s Problems die Studien in Luhmann, N./Fuchs, P., Re<strong>de</strong>n und Schweigen, Frankfurt a.M.<br />

1989.<br />

47<br />

Siehe zum Einsatz <strong>de</strong>r Blind-Spot-Metapher grundlegend James, W., On a Certain Blindness in Human Beings, in<br />

<strong>de</strong>rs., Talks to Teachers and to Stu<strong>de</strong>nts on Some of Life's I<strong>de</strong>als, Neudruck, Cambridge Mass. 1983, S.132-149; vgl.<br />

zum Einsatz <strong>de</strong>r Metapher im Blick auf Problemformulierungen etwa Winograd, T./Flores F., Un<strong>de</strong>rstanding Computers<br />

and Cognition: A New Foundation for Design, Reading Mass. 1986, S.77.<br />

48<br />

Das erklärt etwa die anhalten<strong>de</strong>n Probleme <strong>de</strong>r Erziehungswissenschaft, <strong>de</strong>r Pädagogik etc. mit <strong>de</strong>r Systemtheorie <strong>de</strong>r<br />

Bielefel<strong>de</strong>r Schule.<br />

49<br />

Vgl. zu dieser Figur Piaget, J., Das Erwachen <strong>de</strong>r Intelligenz beim Kin<strong>de</strong>, Stuttgart 1973(2), vor allem S. 333ff.<br />

50<br />

Vgl. Fuchs, P., Der Eigen-Sinn <strong>de</strong>s Bewußtseins, Die Person, die Psyche, die Signatur, Bielefeld 2003.<br />

51<br />

Vgl. Luhmann, N., Die Form "Person", in <strong>de</strong>rs., Soziologische Aufklärung 6, Die Soziologie und <strong>de</strong>r Mensch, Op<strong>la</strong><strong>de</strong>n<br />

1995, S.142-168 (auch in: Soziale Welt 42, 1991, S.166-175).<br />

52<br />

Vielleicht kann man auch mit <strong>de</strong>m Gedanken spielen, daß diese Konventionalität die k<strong>la</strong>ssische Instanz <strong>de</strong>s<br />

Bewußtseins zu einer Exstanz macht. Vgl. zu dieser Wortbildung Bache<strong>la</strong>rd, G., Die Philosophie <strong>de</strong>s Nein, Wiesba<strong>de</strong>n<br />

1978, S.153.<br />

53<br />

Siehe Royce, J., The World and the Individual, First Series, New York 1901 (1959). Vgl. auch einen Aufsatz von John<br />

C. Maraldo, <strong>de</strong>r lei<strong>de</strong>r nur in japanischer Sprache erschienen ist (in: Shizuteru, U., Hrsg., Nishida Tetsugaku e no toi<br />

(Questioning Nishida´s Philosophy), Tokyo 1990, S.85-95) und <strong>de</strong>shalb von mir nach <strong>de</strong>r englischen Manuskriptfassung<br />

zitiert wird: Maraldo, J., Self-Mirroring and Self-Awareness: De<strong>de</strong>kind, Royce and Nishida.<br />

54<br />

Vgl. zu dieser sich auf Europa beziehen<strong>de</strong>n Wendung Wehrli, M., Der Nationalgedanke im <strong>de</strong>utschen und<br />

schweizerischen Humanismus, in: Wiese, B.v./Henß, R. (Hrsg.), Nationalismus in Germanistik und Dichtung,<br />

Dokumentation <strong>de</strong>s Germanistentages in München vom 17.-22. Oktober 1966, Berlin 1967, S.126-144, hier S.129<br />

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