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El Caballero de la Triste Figura

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Da wäre zunächst forcierte Trivialisierung. Das System eskamotiert seine<br />

Enttrivialisierungs-Interessen und damit seine Anthropo-Ontologie. Die Edukan<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n zugeschnitten auf Vergleichbarkeit (nicht: auf Einzigartigkeit). Die Erziehung stellt<br />

sich auf die Priorität <strong>de</strong>r meßbaren (nachvollziehbaren) Leistungen um. Es läßt sich, wie<br />

man auch sagen könnte, auf Anfor<strong>de</strong>rungsprofile ein, die es nicht selbst erzeugt hat. Es<br />

operiert, wenn man so formulieren darf, im Blick auf sich selbst <strong>de</strong>-autonomisierend und<br />

arbeitet in dieser drohen<strong>de</strong>n Entdifferenzierungs-Situation gewissermaßen im Modus <strong>de</strong>r<br />

‚Unüberzeugtheit.’ Das Methodisch-Technische <strong>de</strong>r Wissensvermittlung wird zentral, und<br />

eben<strong>de</strong>shalb kann ein Co<strong>de</strong> wie vermittelbar/nicht-vermittelbar plötzlich: einleuchten. 58<br />

In einer etwas an<strong>de</strong>ren Wendung: Das System ‚verf<strong>la</strong>cht’ seine sozialen Adressen, in<strong>de</strong>m<br />

es sie mehr und mehr um <strong>de</strong>n Eintrag <strong>de</strong>r nicht-trivialen Selbstreferenz entkernt. Das<br />

symbolisch generalisierte Kommunikationsmedium hätte dann, wie oben diskutiert, die<br />

Form <strong>de</strong>s Testierens. Und im Duktus <strong>de</strong>r De-Autonomisierung kann sogar, wie es scheint,<br />

auf Medien an<strong>de</strong>rer Systeme als interne Motivationsverstärker zugegriffen wer<strong>de</strong>n: auf<br />

Macht, auf Geld, auf Recht.<br />

Jener Modus <strong>de</strong>r Unüberzeugtheit kann dann das Erziehungspersonal, das ja seinen Job<br />

machen muß, in die (wohl sattsam bekannte) öffentliche o<strong>de</strong>r privat gepflegte Larmoyanz<br />

treiben, die – wenn sie sich zu Taten aufrafft – zu einer Appellkultur führt, zu einer Art<br />

Medium <strong>de</strong>r Appel<strong>la</strong>tivität, das auf Enttäuschbarkeit ausgelegt ist. Diese Kultur führt,<br />

wenn man so will, die Machtlosigkeit <strong>de</strong>s Systems vor Augen: von Appell zu Appell. Rien<br />

ne va plus – dann bleibt nur noch das Beschwören via Appell an Affekte, an die Vernunft<br />

und an die mögliche Enttäuschung <strong>de</strong>r Erzieher mit <strong>de</strong>r Hoffnung auf korrespondieren<strong>de</strong><br />

Scham beim Edukan<strong>de</strong>n. Kurz: Das System gönnt sich zunehmend Sentimentalität, und<br />

wenn dies wahrgenommen wird durch die weitaus weniger sentimentale Öffentlichkeit,<br />

stellt sich <strong>de</strong>r Eindruck <strong>de</strong>s Närrischen ein. Der Erzieher wird zum <strong>Caballero</strong> <strong>de</strong> <strong>la</strong> triste<br />

figura.<br />

Die Funktion <strong>de</strong>r Kommunikation dieser Lächerlichkeit ist die Implementation eines<br />

durchgängig wirksamen Inzitamentes, einer spezifischen Irritation, einer mittlerweile<br />

nachgera<strong>de</strong> institutionalisierten Dauerkrise, die sich aus <strong>de</strong>r Fremdbeobachtung <strong>de</strong>s<br />

Systems speist, das im Blick auf sein primäres Personal eine Adressen-Demontage<br />

registrieren muß, die es zwingt o<strong>de</strong>r die es zwingen müßte, Reflexionspotential aufzubieten<br />

für <strong>de</strong>n Kontakt mit einer Mo<strong>de</strong>rne, die gera<strong>de</strong> nicht das ist, was das System erwartet:<br />

unter <strong>de</strong>n alten Formen noch irgendwie zur Fertigkeit, zur humanen Perfektion erziehbar.<br />

Jene Lächerlichkeit ist, müßte man dann sagen, für das System alles an<strong>de</strong>re als –<br />

lächerlich.<br />

58 Ka<strong>de</strong>, J., Vermittelbar/nicht-vermittelbar: Vermitteln: Aneignen im Prozeß <strong>de</strong>r Systembildung <strong>de</strong>s Pädagogischen, in:<br />

Lenzen, D./Luhmann, N. (Hrsg.), Bildung und Weiterbildung im Erziehungssystem: Lebens<strong>la</strong>uf und Humanontogenese<br />

als Medium und Form. Frankfurt a.M. 1999, S. 30-70.<br />

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