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Balkan - Briefe aus Neum-Bosnien - Ferien vom Krieg

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Heute hatte ich keine besondere Inspiration, und schrieb keine guten Texte, aber diesen Brief<br />

möchte ich mit einen Gedicht von dem Sänger Balasevic beenden:<br />

„Ehemals waren wir wie Brüder,<br />

Dachten dass wir gleiches träumen,<br />

Gott war es auch egal ob wir uns taufen lassen<br />

oder ob wir uns (beim islam. Gebet) verbeugen“<br />

Davorin<br />

Liebe Spender,<br />

Das Projekt in <strong>Neum</strong> gefiel mir sehr. Wir neunzig Jungs und Mädchen <strong>aus</strong> verschiedenen<br />

Städten und Staaten, mit unterschiedlichen Religionen und Nationalitäten, verbrachten eine<br />

schöne Zeit zusammen. Wir aßen zusammen, gingen zum Strand, nahmen an Workshops teil,<br />

hatten Spaß miteinander und wurden Freunde.<br />

Besonders betroffen machte mich der Film über Gornji Vakuf-Uskoplje. . Ein Vergleich<br />

zwischen Gornji Vakuf-Uskoplje und meiner Heimatstadt Vukovar fällt mir schwer, weil die<br />

Lage in Vukovar nicht so schlimm ist. Wir besuchen gemeinsame Schulen, wo der Unterricht<br />

zeitgleich stattfindet, aber unsere Klassenzimmer getrennt sind. Natürlich gibt es Probleme. In<br />

den letzten drei Jahren erlebte ich vier Prügeleien <strong>aus</strong> nationalistischen Gründen. In der Stadt<br />

gibt es getrennte Cafes, aber auch Lokale, wo gemeinsam getrunken und getanzt wird. Es<br />

finden sich immer ein paar Dummköpfe, die eine Schlägerei provozieren und danach gehen<br />

die Leute <strong>aus</strong>einander und schließen sich der eigenen nationalen Gruppe an.<br />

Ich freue mich besonders darüber, dass wir auf der Rückreise alle nach Gornji Vakuf-<br />

Uskoplje fahren und mit unseren T-Shirts durch die Stadt spazieren werden.<br />

Ich möchte mich bei allen Spendern und Koordinatoren für die Bemühungen und das<br />

Engagement für das Projekt bedanken. Ich denke, dass alle das wirklich zu schätzen wissen.<br />

Alexandar<br />

Vukovar<br />

Lieber Spender,<br />

Obwohl der <strong>Krieg</strong> in Ex-Jugoslawien schon seit lange beendet ist, ist nichts wie vorher.<br />

Zerstörte Häuser wurden aufgebaut, aber die Menschen haben sich für immer verändert. Wir<br />

Jugendlichen haben fast keine Erinnerungen an den <strong>Krieg</strong>, aber wir werden von den Medien<br />

oder Verwandten, die Angehörige verloren, dauernd daran erinnert. Deshalb sind unsere<br />

Köpfe voller Hass und Vorurteile gegenüber Jugendlichen anderer Nationalitäten, obwohl<br />

auch sie nichts mit dem <strong>Krieg</strong> zu tun hatten.<br />

Ehemals lebten wir in demselben gemeinsamen Land. Heute hat jede Nationalität ihr eigenes<br />

Land. Aber dieses Land wurde mit Blut erkauft! Am schlimmsten ist das für die Jugendlichen,<br />

die wegen des <strong>Krieg</strong>es früher erwachsen werden mussten.<br />

Deshalb sind die Freizeiten in <strong>Neum</strong> einfach unbezahlbar.<br />

Ich kann kaum beschreiben, was es für mich bedeutet, Freunde zu haben, die einer anderen<br />

Religion angehören und mich einfach als Mensch akzeptieren und schätzen, egal, woher ich<br />

komme.<br />

Das Gefühl, wie mein Herz voll Glück und Liebe ist, weil ich die Leute nach einigen Jahren<br />

auf dem Kamp wiedersah, ist ebenso unbeschreiblich. Wir hatten wunderbare Workshops, die<br />

uns die Augen dafür öffneten, dass wir etwas wert sind und dass wir auf die Erwachsenen, die<br />

bisher unser Leben bestimmten, Einfluss haben können.

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