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Balkan - Briefe aus Neum-Bosnien - Ferien vom Krieg

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Liebe Spender<br />

Zum Anfang möchte ich mich bei all denjenigen bedanken, die uns ermöglichten, hier im<br />

Friedenscamp „<strong>Ferien</strong> <strong>vom</strong> <strong>Krieg</strong>" zu sein. Ich komme <strong>aus</strong> Sombor und wusste nicht viel über<br />

die Geschichte der Städte, deren Einwohner meine Mitbewohner in diesen Sommerferien<br />

sind. Wir kommen von überall her: <strong>aus</strong> Tuzla, Srebrenica, Gornji Vakuf-Uskoplje, Vukovar<br />

und Sombor. Vor unserer Abreise besuchten wir einen Workshop über die Ereignisse in<br />

Srebrenica und wir waren schockiert und empört Auch was wir hier über Gornji<br />

Vakuf/Uskoplje erfuhren, erschreckt uns. Die Stadt ist förmlich durch eine Trennlinie/eine<br />

Strasse geteilt. Auf einer Seite der Trennlinie befinden sich Bosnier (Muslime) und auf der<br />

anderen Seite leben Kroaten. Im <strong>Krieg</strong> zwischen 1992 und 1995 bekämpften sich die<br />

Einwohner heftig. Obwohl das lange her ist, blieben die Narben und manche Wunden werden<br />

nie verheilen. Im <strong>Krieg</strong> verloren viele ihre Liebsten: die Eltern, nähere oder ferne<br />

Verwandtschaft, Freunde. Vielleicht blieb deshalb die Feindseligkeit zwischen den<br />

Volksgruppen bestehen. Die Muslime geben den Kroaten die Schuld und diese weisen sie an<br />

die Muslime zurück. Das Leben der Jugendlichen <strong>aus</strong> Gornji Vakuf und Uskoplje ist dadurch<br />

beträchtlich eingeschränkt. Sie können nicht in jedes Cafe <strong>aus</strong>gehen und bestimmte Stadtteile<br />

nicht betreten. Ihre Schule ist geteilt, die Bosnier besuchen den Unterricht im oberen und die<br />

Kroaten lernen im unteren Stockwerk. Sie haben unterschiedliche Lehrer und unterschiedliche<br />

Schuldirektoren. Der Gipfel ist, dass sogar die Schultreppe geteilt ist. Keiner von den<br />

Muslimen bzw. Kroaten darf das Stockwerk der „Anderen“ betreten. Die einzigen Orte, die<br />

alle besuchen, sind das Jugendzentrum und der Wochenmarkt. Am meisten leiden die<br />

Jugendlichen, die völlig unschuldig an dieser Situation sind, unter den Gespenstern der<br />

Vergangenheit. Einige Jugendliche engagierten sich für Veränderungen, leider ohne großen<br />

Erfolg. Sie standen vor verschlossenen Türen, jede Seite blockierte, besonders wenn die<br />

Politik sich einmischte. Ich lernte hier die Leute sowohl <strong>aus</strong> einem als auch <strong>aus</strong> dem anderen<br />

Teil der Stadt kennen und es scheint mir, dass alle sich Freiheit und Versöhnung wünschen,<br />

sich aber alleine ohnmächtig fühlen. Deshalb entschied sich unsere Gruppe dafür, ihnen zu<br />

helfen. Wir planen einen kleinen Demonstrationszug durch die beiden Stadtteile mit unserer<br />

ganzen Gruppe und werden die hier im Camp gemalten T-Shirts mit der Aufschrift: „Anders?<br />

Na und!" tragen. Wir wollen den Leuten zeigen, dass ein Zusammenleben möglich ist und ein<br />

Beispiel dafür geben. Sie sollen erleben, wie schön es ist, so frei zu sein. Wir hoffen, dass<br />

unsere Demonstration ein Erfolg wird. Es wäre wirklich schön, in einigen Jahren zu erfahren,<br />

dass die Trennlinie verschwunden ist, und die beiden Seiten sich versöhnt haben.<br />

Aber solche Probleme gibt es nicht nur in Gornji Vakuf/Uskoplje, sondern überall. Schaut<br />

euch um und ihr werdet sehen, dass ständig irgendwelche Unterschiede gemacht werden.<br />

Nach wessen Spielregeln spielen wir eigentlich? Es sind die Regeln verfeindeter<br />

<strong>Krieg</strong>sverbrecher, die von Generation zu Generation übertragen werden. Ich meine, dass wir<br />

<strong>aus</strong> dieser Geschichte nichts Gutes lernen können. Uns bleibt nur, allen zu zeigen, was falsch<br />

ist.<br />

Dajana<br />

Ich heiße Boris und bin siebzehn Jahre alt.<br />

Meine Heimatstadt Sombor liegt in der Vojvodina, im Norden Serbiens, und hat etwa 80.000<br />

Einwohner. Die Stadt ist durch zahlreiche Bäume berühmt und wird deshalb die grüne Stadt<br />

genannt. Manche Männer über vierzig kennen die Stadt, weil sie dort den Militärdienst<br />

abgeleistet hatten. Alles ändert sich und so haben sich in den letzten Jahren sowohl das<br />

Militär als auch das Grüne verändert, weil die Stadt nicht mehr so „grün" ist und das Militär

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