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Balkan - Briefe aus Neum-Bosnien - Ferien vom Krieg

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Früher war ich eher ängstlich, voller Schamgefühle und ohne Selbstvertrauen. Dann erlebte<br />

ich die Zeit im Kamp, und das gab mir Kraft und Persönlichkeit. Nur wenn ein Mensch sich<br />

selber liebt und akzeptiert, kann er andere lieben und akzeptieren. Jetzt fühle ich mich reif und<br />

bereit, die Friedensbotschaft weiter zu verbreiten.<br />

Alles, war wir im Kamp erlebten, wird mir in Erinnerung bleiben:<br />

Die Spiele, bei denen unser Teamgeist gestärkt wurde, die glücklichen Momente, unsere<br />

Aktionen. Am Tag der Jugend fuhren wir nach Tuzla und machten mit einem Stand und<br />

einem Lied auf unsere Friedensaktivität aufmerksam. Ich war erstaunt, wie viel positive<br />

Energie dabei entstand, Daran müssen wir weiterarbeiten, damit unsere Botschaft noch mehr<br />

gehört wird.<br />

Bald muss ich Abschied von meinen neuen Freunden nehmen und dieses wunderschöne Land<br />

(<strong>Bosnien</strong>-Herzegowina), das am stärksten unter dem <strong>Krieg</strong> litt, verlassen. Ich bin fest<br />

entschlossen, anderen Menschen dabei zu helfen, Selbstvertrauen zu gewinnen, sich selbst<br />

und andere zu akzeptieren, damit wir gemeinsam eine friedliche und glückliche Welt für<br />

unsere Kinder aufbauen.<br />

Vielen Dank!<br />

Aneta<br />

Lieber Spender,<br />

Ich denke, die beste Art Ihnen die Bedeutung der Kamps und der Zeit in <strong>Neum</strong> zu zeigen ist,<br />

Ihnen von meinen Erfahrungen zu berichten.<br />

Mein Leben wurde durch die Zeit in <strong>Neum</strong> verändert. Alles, an was ich heimlich immer<br />

geglaubt hatte – dass Serben, Kroaten und Bosnier wieder in normalen Beziehungen leben<br />

können, wenn sie einfach anerkennen, was passiert ist, ihre Fehler zugeben und die schwarzen<br />

Flecke in unserer Vergangenheit bearbeiten – das alles ist hier wahr geworden.<br />

Ich hatte zuerst leichte Zweifel, ob alles so gut ablaufen würde, aber ich wurde eines Besseren<br />

belehrt. Wir Jugendliche <strong>aus</strong> verschiedenen Ländern, verschiedenen Nationalitäten, mit einer<br />

Vergangenheit von Streit und <strong>Krieg</strong>, wir sind Jugendliche <strong>aus</strong> <strong>Neum</strong> geworden, Jugendliche<br />

die Änderungen, Liebe, Verständnis, Freundschaft und Frieden wollen. Nie zuvor hatte ich so<br />

eine Gemeinschaft erlebt wie während dieser 12 Tage. Irgendwie habe ich alle Teilnehmer<br />

<strong>aus</strong> <strong>Neum</strong> lieb, sie sind bessere Freunde geworden als manche Leute, die ich schon seit Jahren<br />

kenne. Das alles hat mich beeindruckt und es hat mir Lebenswillen gegeben, den Glauben,<br />

dass Frieden, Freundschaft und Liebe zwischen uns möglich sind. Es mag seltsam klingen.<br />

aber in <strong>Neum</strong> habe ich Freunde für das ganze Leben kennen gelernt. Wir kommen <strong>aus</strong><br />

verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Lebensgeschichten, aber wir haben dieselben<br />

Wünsche: Wir wollen die Vergangenheit, den Hass und die Tränen hinter uns lassen, unsere<br />

Realität verändern und in Frieden und Freundschaft leben. Der Abschied von diesen Freunden<br />

bricht mir das Herz und jeder Kilometer, der mich von ihnen entfernt, vergrößert den Willen,<br />

sie wieder zu sehen. Es könnte so <strong>aus</strong>sehen, als lägen Vukovar, Tuzla, Srebrenica, Banja<br />

Luka, Gornji Vakuf-Uskoplje und Sombor gar nicht so weit voneinander , aber in<br />

Wirklichkeit sind diese Städte doch weit entfernt. Wir brauchen viel mehr Kraft, um unsere<br />

Ziele zu erreichen, als Leute in einer normalen Welt. Wir kommen <strong>aus</strong> Ländern, die sich noch<br />

entwickeln, wo viele arbeitslos sind, die Arbeiter ganz niedrige Löhne erhalten und es keine<br />

Möglichkeit gibt, uns gegenseitlich zu besuchen. Trotzdem sind wir Freunde für das ganze<br />

Leben, die die Liebe und Gemeinschaft <strong>aus</strong> <strong>Neum</strong> hochhalten. Wir stehen im Kontakt<br />

miteinander, per Internet oder Telephon, wann immer wir dafür Zeit haben. Aber dieser<br />

Kontakt reicht uns nicht. Wir wünschen uns, unsere Freunde wieder zu sehen, zu umarmen,<br />

wieder gemeinsam zu lachen und bis spät in die Nacht zu reden. Diese Wünsche werden jeden<br />

Tag größer und größer.

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