20 Jahre Bauingenieurausbildung an - Fachhochschule Erfurt
20 Jahre Bauingenieurausbildung an - Fachhochschule Erfurt
20 Jahre Bauingenieurausbildung an - Fachhochschule Erfurt
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Festschrift<br />
Festschrift<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Bauingenieurausbildung</strong><br />
<strong>an</strong> der <strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong><br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Bauingenieurausbildung</strong><br />
<strong>an</strong> der <strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong>
Inhalt<br />
Grußwort Leiter der <strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong> 3<br />
Grußwort Dek<strong>an</strong> der Fakultät Bauingenieurwesen und Konservierung/Restaurierung 4<br />
Grußwort Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverb<strong>an</strong>des Hessen-Thüringen e.V. 5<br />
Grußwort Präsident der Ingenieurkammer Thüringen 6<br />
Der Fachbereich Bauingenieurwesen im Jahr 1991/1992 9<br />
Die Fachrichtung Bauingenieurwesen im Jahr <strong>20</strong>11 10<br />
Die Dek<strong>an</strong>e 1991 - <strong>20</strong>11 11<br />
Ehemalige Mitglieder der Fachrichtung Bauingenieurwesen 12<br />
Tradition der <strong>Bauingenieurausbildung</strong> - Es beg<strong>an</strong>n im Herbst 1901 14<br />
Von der Leichtigkeit des schweren Anf<strong>an</strong>gs - Die Gründung des Fachbereichs Bauingenieurwesen<br />
im Herbst 1991 15<br />
Entwicklung der Studierenden- und Absolventenzahlen - Von 0 auf 1000 18<br />
Vom Diplomingenieur zum Bachelor und Master - Wir waren die Vorreiter 22<br />
Struktur der <strong>Bauingenieurausbildung</strong> <strong>20</strong>11 - Qualifiziert und akkreditiert 25<br />
Fachschaftsrat Bauingenieurwesen - Wir können mehr als nur feiern 30<br />
Wie ich Bauingenieur wurde - Ein Professor erinnert sich 32<br />
Labore für Lehre und Forschung - Wichtige Eckpfeiler für eine praxisorientierte Ausbildung 36<br />
Ein Arbeitstag im Labor - Ohne uns geht nichts! 39<br />
Internationaler Workshop CITY & TRAFFIC - Ein „Babylonisches“ Stimmengewirr 41<br />
Indonesien - Kooperation mit dem Institut Tecknologi B<strong>an</strong>dung ITB 43<br />
Indien - Kooperation mit der Jamia Millia Islamia (JMI) in New Delhi 46<br />
Forschungsprojekte, wissenschaftliche Ver<strong>an</strong>staltungen, Dissertationen - Wir sind g<strong>an</strong>z vorne mit dabei 48<br />
Exkursionen - Berichte und Episoden 52<br />
Der Förderpreis - Eine Erfolgsgeschichte 56<br />
Die Kinder-Uni - Wir kümmern uns um den Nachwuchs (I) 58<br />
Der Turmbau zu <strong>Erfurt</strong> - Wir kümmern uns um den Nachwuchs (II) 60<br />
Welches Studium erwartet die Studierenden im Jahr <strong>20</strong><strong>20</strong> <strong>an</strong> der FH <strong>Erfurt</strong>? 62<br />
Institut Bauen und Erhalten <strong>Erfurt</strong> e.V. – Gerade erst geboren 64<br />
2
Grußwort<br />
Leiter der <strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong><br />
Prof. Dr.- Ing. Dr. hc. Heinrich H. Kill<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong> sind auch <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> Bauingenieurwesen<br />
<strong>an</strong> der <strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong>. Meinen Glückwunsch und meinen<br />
D<strong>an</strong>k allen, die zum Erfolg in diesem Zeitraum beigetragen haben<br />
und noch beitragen!<br />
Was in <strong>Erfurt</strong> Anf<strong>an</strong>g des <strong>20</strong>. Jahrhunderts mit der „Königlich-preußischen<br />
Baugewerkschule“ beg<strong>an</strong>n und als „Ingenieurschule für Bauwesen“ seit<br />
1955 fortgeführt wurde, erhielt mit der Gründung der <strong>Fachhochschule</strong> im<br />
Oktober 1991 eine neue Perspektive. Der damals als eigenständiger Fachbereich<br />
eingerichtete Diplom-Studieng<strong>an</strong>g Bauingenieurwesen bildete<br />
mit fünf weiteren den Grundstock unserer Hochschule, die heute gut 30<br />
Studiengänge in 13 Fachrichtungen <strong>an</strong>bietet und org<strong>an</strong>isatorisch in sechs<br />
Fakultäten gegliedert ist. Die Ausbildung von Bauingenieuren war und ist<br />
eine feste, vor allem aber verlässliche und kompetente Größe, wodurch<br />
sie gewissermaßen einen stabilen Grundpfeiler unseres Hauses darstellt.<br />
Mein besonderer D<strong>an</strong>k gilt der Konsequenz, mit der „unsere Bauingenieure“<br />
sich den vielfältigen Herausforderungen der letzten beiden Jahrzehnte<br />
gestellt und auch „in stürmischer See“ ihren zukunftsorientierten<br />
Kurs beibehalten haben. Eine moderne, <strong>an</strong> den Erfordernissen der Praxis<br />
ausgerichtete Ausbildung von Bauingenieuren, die ihr Fach verstehen und<br />
dieses Fach auch fundiert von der Pike auf beherrschen.<br />
Fest auf den Traditionen und Ansprüchen des Berufsst<strong>an</strong>ds ruhend, hat<br />
die Fachrichtung sich als eine der allerersten dem Bologna-Prozess geöffnet<br />
und das gestufte Studiensystem eingeführt. Aufbauend auf einer<br />
Vielzahl von Kontakten mit der Praxis wird eine enge Verbindung zwischen<br />
Lehre und Forschung gelebt. Die hohen Überg<strong>an</strong>gsquoten in <strong>an</strong>spruchsvolle<br />
Berufstätigkeiten sowohl bei den Bachelor- als auch bei den Master-<br />
Absolventen sprechen für sich. Ausgestattet mit modernen Laboren praktizieren<br />
die Angehörigen der Fachrichtung eine <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dte Forschung<br />
und Entwicklung, deren Ergebnisse in vielfältigen Forschungsprojekten<br />
und Aktivitäten dokumentiert sind. Der Freistaat hat in diese Ausstattung<br />
viel Geld investiert, doch ohne die Ideen und das Engagement unserer<br />
Bauingenieure hätte dafür bereits der Ansatz gefehlt.<br />
Was mich besonders freut ist die Tatsache, dass sich seit einigen <strong>Jahre</strong>n<br />
wieder zunehmend junge Menschen für den Beruf des Bauingenieurs interessieren.<br />
Auch die aktuellen Einschreibungszahlen in beiden Abschnitten<br />
des konsekutiven Studieng<strong>an</strong>gs Bauingenieurwesen sind ein guter Beleg<br />
für die in <strong>Erfurt</strong> vorh<strong>an</strong>dene Qualität.<br />
Ich wünsche der Fachrichtung Bauingenieurwesen, ihren Angehörigen<br />
und auch dem Berufsst<strong>an</strong>d weiterhin alles Gute.<br />
Ihr Heinrich H. Kill<br />
3
Grußwort<br />
Dek<strong>an</strong> der Fakultät<br />
Bauingenieurwesen und<br />
Konservierung/Restaurierung<br />
Prof. Dr.- Ing. Ulrich Neuhof<br />
Es ist mir eine besondere Freude, für diese Festschrift<br />
ein Vorwort beisteuern zu dürfen.<br />
Gleichzeitig mit dem <strong>20</strong>-jährigen Jubiläum der Ausbildung<br />
von Bauingenieurinnen und Bauingenieuren <strong>an</strong><br />
der <strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong> endet die auch erste Wahlperiode<br />
des neuen Fakultätsrats und die Erprobung<br />
der damit verbundenen Zusammenarbeit mit der Fachrichtung<br />
Konservierung und Restaurierung.<br />
Die vor 3 <strong>Jahre</strong>n aus den ehemaligen Fachbereichen<br />
neu gegründete Fakultät Bauingenieurwesen und<br />
Konservierung/Restaurierung hat sich zu einer gut<br />
funktionierenden Einheit entwickelt und dabei eine<br />
möglichst große Eigenständigkeit der Fachrichtungen<br />
in fachlicher und verwaltungstechnischer Hinsicht umgesetzt.<br />
Die Fachrichtung Bauingenieurwesen war Vorreiter<br />
bei der Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen<br />
und die ersten Bauingenieurabsolventen mit<br />
einem Bachelorzeugnis einer deutschen Hochschule<br />
kamen aus <strong>Erfurt</strong>.<br />
Die Fachrichtung Bauingenieurwesen ist die erste<br />
Fachrichtung der <strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong>, die ihre Studiengänge<br />
reakkreditiert und erfolgreich auf ein System<br />
mit 7 Semestern Bachelor und 3 Semestern Master<br />
umgestellt hat.<br />
Die hohe Innovationskraft und die richtungsweisende<br />
Gestaltung von Studiengängen hat die Fachrichtung<br />
durch die Einführung einer besonderen Vertiefungsphase<br />
im Bachelorstudieng<strong>an</strong>g und der dazu passenden<br />
Ausprägung des <strong>an</strong>schließenden Masterstudieng<strong>an</strong>ges<br />
unter Beweis gestellt.<br />
4<br />
Mit modernsten Laboreinrichtungen in neu errichteten<br />
Gebäuden und Computerkabinetten auf höchstem Niveau<br />
werden ausgezeichnete Studienbedingungen zur<br />
Verfügung gestellt.<br />
Die enge Zusammenarbeit mit der Bauindustrie, mit<br />
den Ingenieurbüros, mit den verschiedenen Verwaltungen<br />
und mit den Verbänden hat zur Sicherstellung<br />
einer praxisnahen Ausbildung und damit verbunden zu<br />
vielfältigen Angeboten <strong>an</strong> Praktikumsplätzen und zu<br />
interess<strong>an</strong>ten Themen für Abschlussarbeiten geführt.<br />
Die Fachrichtung Bauingenieurwesen hat sich in der<br />
Region einen guten Ruf erarbeitet und ist <strong>an</strong> vielen<br />
Stellen eingebunden.<br />
Ein besonderes Highlight, nicht nur für die Studierenden,<br />
sind die ausgezeichneten Voraussetzungen für die<br />
Integration internationaler Studienphasen. Neben den<br />
Austauschprogrammen mit europäischen Hochschulen<br />
hat die Fachrichtung Bauingenieurwesen Kooperationen<br />
mit Hochschulen in Indien und in Indonesien<br />
aufgebaut. In bis zu zweiwöchigen Kurzaufenthalten<br />
werden internationale Bachelor- und Masterprojekte<br />
durchgeführt und semesterweise k<strong>an</strong>n <strong>an</strong> den Partnerhochschulen<br />
im Austausch studiert werden.<br />
Heute, nach <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n kontinuierlicher Entwicklung,<br />
präsentiert sich die Fachrichtung Bauingenieurwesen<br />
der <strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong> als eine der modernsten<br />
und im Bolongna-Prozess fortgeschrittensten Bildungsstätten<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d. Für alle, die <strong>an</strong> dieser<br />
Entwicklung beteiligt waren und g<strong>an</strong>z besonders auch<br />
für mich als Dek<strong>an</strong>, ist dies ein Grund zur Zufriedenheit<br />
über das gemeinsam Erreichte, aber auch eine<br />
Aufforderung, die Fachrichtung weiter innovativ und<br />
zukunftsfähig zu entwickeln.
Grußwort<br />
Hauptgeschäftsführer des<br />
Bauindustrieverb<strong>an</strong>des<br />
Hessen-Thüringen e.V.<br />
Rechts<strong>an</strong>walt Eckart Drosse<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Bauingenieurausbildung</strong> <strong>an</strong> der <strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong> sind<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> erfolgreiche Kooperation mit der Bauindustrie Hessen-Thüringen und<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> Zusammenarbeit von Hochschule und Bauwirtschaft<br />
mit dem Ziel, gut qualifizierte Mitarbeiter zu bilden, die in der Lage sind, die praktischen Aufgaben<br />
ihres Berufs auf der Basis einer akademischen Ausbildung schnell und erfolgreich zu lösen.<br />
Die Absolventen der <strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong> sind aus<br />
der Praxis des Bauens nicht wegzudenken. Sie finden<br />
sich in zahlreichen unterschiedlichen Rollen in Unternehmen,<br />
Ingenieurbüros und Verwaltungen wieder.<br />
Dabei beweisen sie täglich, dass die Hochschule den<br />
Auftrag der Zusammenführung von Theorie und Praxis<br />
gelöst hat.<br />
Zahlreiche Beispiele belegen dies. Das gibt den Studierenden<br />
Gewissheit, dass sie nicht nur den richtigen<br />
Beruf, sondern auch den richtigen Ausbildungsg<strong>an</strong>g<br />
und – g<strong>an</strong>z sicher – auch die richtige Hochschule gewählt<br />
haben.<br />
Hierzu trägt die Bauwirtschaft in vielen Formen bei:<br />
Seit Bestehen der <strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong> sind Juristen<br />
und Ingenieure der Bauwirtschaft mit Lehraufträgen<br />
zum Bauvertragsrecht tätig und bringen dabei ihre<br />
täglich erlebte Praxis in die Lehre ein. Sieben <strong>Jahre</strong><br />
l<strong>an</strong>g gab es eine Sondervorlesung „Schlüsselfertigbau“,<br />
die von Praktikern gestaltet wurde, als dieses<br />
Thema sich noch im Neul<strong>an</strong>d bewegte.<br />
Mit dem Bildungswerk BAU gab und gibt es die Möglichkeit,<br />
Fertigkeiten in bauh<strong>an</strong>dwerklichen Aufgabenfeldern<br />
zu vermitteln.<br />
Die Vorstellung von Bauunternehmen auf Praktik<strong>an</strong>ten-<br />
und Firmenbörsen hat Kontakte für Studenten<br />
ermöglicht.<br />
Herausragende überregionale Bedeutung hat der duale<br />
Studieng<strong>an</strong>g Bahnbau, der gewerbliche Ausbildung<br />
und akademische Bildung verbindet.<br />
Jährlicher Höhepunkt ist seit nun schon 15 <strong>Jahre</strong>n die<br />
Verleihung des Förderpreises für herausragende wissenschaftliche<br />
Leistungen bei Diplom-, Bachelor- und<br />
Masterarbeiten.<br />
Auch Forschungsprojekte seien erwähnt, beispielsweise<br />
zum Thema Kompaktasphalt mit Prof. Richter und<br />
Fehlerquellen<strong>an</strong>alyse mit Prof. Haenes.<br />
Stets war die Zusammenarbeit geprägt von Vertrauen<br />
und der Überzeugung, dass die <strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong><br />
Gutes leistet für Bildung, Forschung und Lehre.<br />
So soll es bleiben.<br />
Wir gratulieren herzlich.<br />
5
Grußwort<br />
Präsident der Ingenieurkammer<br />
Thüringen<br />
Prof. Dr.- Ing. habil. H<strong>an</strong>s-Ulrich Mönnig<br />
Ingenieure sind keine Gefahr für die<br />
Öffentlichkeit, sie sind Verbraucherschutz<br />
Zw<strong>an</strong>zig <strong>Jahre</strong> erfolgreiche <strong>Bauingenieurausbildung</strong> <strong>an</strong> der FH <strong>Erfurt</strong> haben<br />
sich in Thüringen und über die L<strong>an</strong>desgrenzen hinaus em<strong>an</strong>zipiert.<br />
Sich in der unmittelbaren Nachbarschaft einer renommierten Bauuniversität<br />
zu behaupten, dafür gebührt Anerkennung und Respekt. Ich gratuliere<br />
Ihnen im Namen des Vorst<strong>an</strong>des, der Geschäftsstelle und der Mitglieder<br />
der Ingenieurkammer Thüringen herzlich, verbunden mit der Gewissheit,<br />
dass Sie diesen Weg erfolgreich fortsetzen. Ich d<strong>an</strong>ke Ihnen, dass Sie mit<br />
unterschiedlichsten Projekten das Ingenieurwesen in Thüringen befördert<br />
haben.<br />
Ich darf <strong>an</strong> den Anf<strong>an</strong>g meines Grußwortes einen g<strong>an</strong>z persönlichen Eindruck<br />
stellen. Vor etwas mehr als zw<strong>an</strong>zig <strong>Jahre</strong>n, als alles im Um- und<br />
Aufbruch war, sollte ich vor dem Auditorium der Mitarbeiter in meiner<br />
damaligen Funktion als Rektor der Hochschule für Architektur und Bauwesen<br />
Weimar den Vorschlag einer Fusion der damaligen Ingenieurschule<br />
<strong>Erfurt</strong> mit der Hochschule in Weimar unterbreiten. Diese Idee war ambivalent,<br />
sicherlich auch in der Sorge begründet, bei der Neustrukturierung<br />
der Hochschull<strong>an</strong>dschaft Thüringens nicht berücksichtigt zu werden, aber<br />
auch eine nicht unbegründete Hoffnung, in einer höheren Liga mitspielen<br />
zu können. Dass es dazu nicht gekommen ist, mag m<strong>an</strong> so oder so werten.<br />
Aus heutiger Sicht hatten einige der damaligen Aktivisten nicht auf Platz,<br />
sondern auf Sieg gesetzt und gewonnen.<br />
Es scheint in der deutschen Besonderheit zu liegen, sich neben universitären<br />
Einrichtungen ein dichtes Netzwerk aus <strong>Fachhochschule</strong>n geschaffen<br />
zu haben, das seit seiner Gründung in einem m<strong>an</strong>chmal skurrilen<br />
Wettbewerb für beide Seiten nicht immer vorteilhaft war. Die Debatte um<br />
Bologna mag dafür ein Beleg sein, denn es sind Reibungsverluste vorh<strong>an</strong>den<br />
und erst die Zukunft wird zeigen, ob dieser Prozess für uns Ingenieure<br />
letztendlich nachteilig wirkt. Auf diesen Zug „Bologna“ sind Fahrgäste<br />
mit unterschiedlicher Motivation aufgesprungen, <strong>an</strong>dere haben sich, um<br />
im Bild zu bleiben, vor den Zug geworfen, leider zu spät, weil alles in<br />
Bewegung ist. Einem geordneten System aus primärer, sekundärer und<br />
tertiärer Bildung, auch im h<strong>an</strong>dwerklichen Bereich, darf nicht durch Beliebigkeit<br />
der Qualitätsverlust drohen.<br />
6
Ein über Jahrhunderte im deutschsprachigen Raum<br />
gewachsenes System wird abgelöst. Viele Erfolge werden<br />
deklamiert, ohne dass der inhaltliche Mehrwert<br />
auf Anhieb ersichtlich ist. Wer in dieser Diskussion<br />
das Wort Diplomingenieur in den Mund nimmt, gerät<br />
in den Verdacht, ein Gestriger zu sein. Mit Bachelor<br />
und Master, einer vermeintlich europäischen akademischen<br />
Vereinheitlichung und Austauschbarkeit der<br />
Studiengänge im Angleich <strong>an</strong> das <strong>an</strong>gelsächsische System<br />
wurden, wenn m<strong>an</strong> die Inhalte genau betrachtet,<br />
durchaus Probleme erzeugt, was übrigens auch durch<br />
aktuelle Meinungsäußerungen aus der deutschen<br />
Wirtschaft belegt wird. Es bleibt der Verdacht, dass<br />
über die von der Politik empfohlene Berufseinstiegsebene<br />
des Bachelor die Masse der Studenten in die<br />
Praxis entlassen werden soll und die weitere Qualifizierung<br />
auf privater Basis erfolgt und m<strong>an</strong> sich dadurch<br />
dem allgemeinen Druck der Studiengebührendiskussion<br />
entledigen k<strong>an</strong>n.<br />
Der <strong>an</strong>dere Aspekt, nämlich sich vom Dipl.-Ing (FH)<br />
zu befreien, ist nicht zu übersehen, aber auch mit Bezug<br />
auf die Wettbewerbssituation zwischen FH’s und<br />
Universitäten verständlich. Auf der einen Seite k<strong>an</strong>n<br />
für diese Betrachtungsebene die bek<strong>an</strong>nte bot<strong>an</strong>ische<br />
Regel bemüht werden, dass Pfl<strong>an</strong>zen, die um ihre Existenz<br />
b<strong>an</strong>gen, eine Blütenpracht entfalten, um ihre Art<br />
zu erhalten, wobei auf der <strong>an</strong>deren Seite jedoch nicht<br />
in Schönheit gestorben werden darf. Dem Anschein<br />
nach h<strong>an</strong>delt es sich um ein Dilemma, aber vielleicht<br />
besteht der Ausweg darin, dass Universitäten und<br />
<strong>Fachhochschule</strong>n aufein<strong>an</strong>der zugehen und berücksichtigt<br />
wird, dass die <strong>Fachhochschule</strong>n als praxis-<br />
und <strong>an</strong>wendungsbezogene Alternativen gegenüber<br />
den Universitäten gegründet wurden. In Zeiten zunehmender<br />
fin<strong>an</strong>zieller Reglementierungen werden auch<br />
die öffentlichen Dienstleister für die Hochschulausbildung<br />
nicht umhinkommen, Synergieeffekte zu generieren.<br />
Das ist kein Déjá-vu, sondern die ged<strong>an</strong>kliche<br />
Fortschreibung des eing<strong>an</strong>gs gen<strong>an</strong>nten Fusions-Szenarios<br />
von vor zirka zwei Jahrzehnten.<br />
Das führt mich zum eigentlichen Kern der Diskussion,<br />
dem wir uns, unabhängig vom akademischen Ger<strong>an</strong>gel,<br />
alle verpflichtet fühlen müssen. Dies betrifft die<br />
Qualität der Ausbildung in einem seriösen ingenieurethischen<br />
Klima, das den Ingenieuren den Platz in der<br />
Gesellschaft einräumt, der ihnen als entscheidende<br />
wertschöpfende Triebkraft zusteht. Ich erinnere mich<br />
dabei <strong>an</strong> einen gerne wiederholten Spruch meines verehrten<br />
Lehrers Prof. Hampe, der in solchen Situationen<br />
sagte, „Größe erreicht m<strong>an</strong> nicht durch springen, sondern<br />
durch wachsen“.<br />
In Übertragung auf die Bologna-Thematik entscheidet<br />
letztendlich die Leistungsfähigkeit der Absolventen<br />
über die Arbeitsmarktbefähigung und nicht die formale<br />
Bezeichnung des Bildungsabschlusses.<br />
Sie sind gewachsen und Sie haben eine solide Basis<br />
mit allen Voraussetzungen, die – und jetzt spreche ich<br />
als Präsident der Ingenieurkammer – für eine freiberufliche<br />
Tätigkeit als Ingenieur und hier speziell als<br />
Bauingenieur notwendig sind. Das Thüringer Gesetz<br />
über die Architektenkammer, die Ingenieurkammer<br />
und den Schutz von Berufsbezeichnungen (Thüringer<br />
Architekten- und Ingenieurkammergesetz) schreibt<br />
deshalb vor, dass in die Liste der Beratenden Ingenieure<br />
nur aufgenommen werden k<strong>an</strong>n, wer mindestens<br />
zwei <strong>Jahre</strong> als freiberuflicher Ingenieur tätig war, über<br />
einen Abschluss als Diplomingenieur oder Master<br />
verfügt und dessen wirtschaftliche Verhältnisse seine<br />
unbedingte Objektivität und Interessenneutralität<br />
sichern.<br />
Insofern ist es innerhalb unseres Ingenieurberufes<br />
ein Unterschied, ob m<strong>an</strong> als <strong>an</strong>gestellter Ingenieur in<br />
einem Team und unter der Anleitung eines Erfahrenen<br />
arbeitet oder eigenver<strong>an</strong>twortlich, gewissermaßen<br />
ohne Netz und doppelten Boden und mit der Haftung<br />
des gesamten eigenen Vermögens, Ingenieurleistungen<br />
erbringt.<br />
Die Kammer ist eine berufspolitische Institution, die<br />
auf einigen Gebieten hoheitliche Aufgaben wahrnimmt<br />
und sich darum kümmert, dass von den in der<br />
Kammer in den speziellen dazu vorgehaltenen Listen<br />
eingetragenen Mitgliedern, um es direkt zu sagen,<br />
keine Gefahr für Leib und Leben ausgeht. Die Ingenieurkammer<br />
Thüringen als Körperschaft öffentlichen<br />
Rechts versteht sich insoweit auch als Mittler zwischen<br />
den politischen Forderungen der Regierung und deren<br />
ordnungsgemäßer d. h. qualitätsgerechter Verwirklichung<br />
im Rahmen des ingenieurtechnischen Auftrages<br />
unserer Mitglieder.<br />
Die Impulse der L<strong>an</strong>desregierung betreffen deshalb<br />
unmittelbar unsere Tätigkeit, wie beispielsweise Thüringen<br />
zum grünen Motor Deutschl<strong>an</strong>ds zu entwickeln,<br />
bis <strong>20</strong>23 das l<strong>an</strong>desweite Projekt einer Internationalen<br />
Bauausstellung (IBA) zu etablieren und Beispiele<br />
für alternative Energieerzeugungen, energieeffiziente<br />
Gebäude und Anlagen, einen Ressourcen sparsamen<br />
Aus- bzw. Rückbau der Infrastrukturnetze sowie darauf<br />
bezogene Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen für<br />
Intensivierungen oder Tr<strong>an</strong>sfermodelle zu erarbeiten.<br />
Letzteres findet sich im unlängst beschlossenen Mobilitätspakt<br />
des Thüringer Ministeriums für Bau,<br />
L<strong>an</strong>desentwicklung und Verkehr wieder, dem Wirtschaftsverbände<br />
und die Ingenieurkammer Thüringen<br />
verpflichtet sind.<br />
7
Wir müssen uns darauf einstellen, dass die europäischen<br />
Förderprogramme auslaufen und nach alternativen<br />
fin<strong>an</strong>ziellen Rahmenbedingungen suchen, das<br />
bedeutet auch, über den Tellerr<strong>an</strong>d hinaus zu blicken<br />
und die außenwirtschaftlichen Bel<strong>an</strong>ge zu betonen.<br />
Obwohl es im Bauingenieurbereich keinen akuten<br />
Fachkräftem<strong>an</strong>gel, verglichen mit Maschinenbau<br />
und Elektrotechnik, gibt, wird auch in den nächsten<br />
<strong>Jahre</strong>n, in Auswirkung des demografischen W<strong>an</strong>dels,<br />
der Bedarf <strong>an</strong> Bauingenieuren bleiben. Dabei geht es<br />
insbesondere darum, in der Öffentlichkeit ein allgemeines<br />
Technikdesinteresse abzubauen, das sich mitunter<br />
auch in einer Technikfeindlichkeit äußert. Ingenieure<br />
sind keine Gefahr für die Öffentlichkeit, sie sind<br />
ihr Verbraucherschutz. Dies muss stärker verdeutlicht<br />
werden.<br />
Die von Ihnen mit Erfolg praktizierten Projekte, wie der<br />
Schülerwettbewerb „Türme für <strong>Erfurt</strong>“ oder auch die<br />
Praktikums- und Kontaktbörse mit dem Bauindustrieverb<strong>an</strong>d<br />
und dem Ingenieurnetzwerk „IngNetz“,<br />
einem Gemeinschaftsprojekt mit der IKT, sind dafür<br />
die besten Grundlagen und sollten ausgebaut werden.<br />
Die Kammer wird sich mit Entschiedenheit gegen gesetzliche<br />
Regelungen wenden, wie sie zum Beispiel<br />
Zukunft braucht ein Fundament.<br />
1960: Daimler-Benz Unternehmenszentrale, Stuttgart<br />
<strong>20</strong>06: Porsche Arena, Stuttgart<br />
<strong>20</strong>04: Burda Hochhaus, Offenburg<br />
<strong>20</strong>06: Mercedes-Benz Museum, Stuttgart<br />
Deshalb gratulieren wir der <strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong> aus Anlass Ihres <strong>20</strong>-jährigen<br />
Bestehens 8 zu ihrem renommierten interdisziplinären Fächer<strong>an</strong>gebot. Damit junge<br />
Bau-Enthusiasten weiterhin g<strong>an</strong>zheitlich denken und bauen. Auch in Zukunft.<br />
durch das gegenwärtig in der Diskussion stehende Berufsqualifikationsfeststellungsgesetz,<br />
auch Anerkennungsgesetz<br />
gen<strong>an</strong>nt, vorgeschlagen werden. Der Zug<strong>an</strong>g<br />
zum Ingenieur- oder Architektenberuf ohne jede<br />
Hochschulausbildung darf nicht ermöglicht werden,<br />
denn das ist eindeutig der falsche Weg für eine qualitätsgerechte<br />
ingenieurtechnische Breitenwirksamkeit.<br />
Da ich als Kammerpräsident die Anwenderseite Ihrer<br />
„Produkte“, also Ihre Absolventen vertrete, bitte ich<br />
Sie, sich nicht vom „Pfad der Tugend“ abbringen zu<br />
lassen und auch weiterhin die bei Ihnen praktizierte<br />
<strong>Bauingenieurausbildung</strong> <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nter Spezialisten<br />
fortzusetzen und freue mich, die besten und mutigsten<br />
Ihrer Absolventen als bauvorlageberechtigte oder Beratende<br />
Ingenieure in freiberuflicher Ver<strong>an</strong>twortlichkeit<br />
als unsere Mitglieder begrüßen zu können. Ihr<br />
Professorenkollege Dr. Fischer ist seit <strong>Jahre</strong>n ein engagiertes<br />
Mitglied unserer Kammer. Wir sind bemüht,<br />
ihn in der Zukunft wieder fester bei uns einzubinden.<br />
In diesem Sinne Ihrem Kollegium, den Mitarbeitern,<br />
Dozenten und Professoren und allen Studierenden der<br />
FH <strong>Erfurt</strong> alles Gute und viel Glück für die Zukunft.<br />
<strong>20</strong>11: Deutsche National bibliothek, Leipzig<br />
WOLFF & MÜLLER<br />
Regionalbau GmbH & Co. KG<br />
Zweigniederlassung <strong>Erfurt</strong><br />
Am Urbicher Kreuz 22<br />
99099 <strong>Erfurt</strong><br />
www.wolff-mueller.de
Der Fachbereich Bauingenieurwesen<br />
im Jahr 1991/1992<br />
Werner-Seelenbinder-Straße 14<br />
Professoren<br />
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Reichenbach Gründungsdek<strong>an</strong><br />
Prof. Dr.-Ing. Friedrich Aurisch Massivbau<br />
Prof. Dr.-Ing. Reiner Gatzsch Baustoffkunde / Betontechnologie<br />
Dipl.- Ing. Hartmut Hauschild Vermessungskunde, Bauphysik<br />
Prof. Dr.-Ing. Rainer Matthes Stahlbau / Holzbau<br />
Prof. Dr.-Ing. Christel Nehring Baustoffe, Chemie, Diagnostik, S<strong>an</strong>ierung<br />
Prof. Dr.-Ing. Wilken Reineke Hydromech<strong>an</strong>ik / Wasserbau<br />
Prof. Dipl.- Ing. Siegfried Rinderknecht Statik<br />
Prof. Dr. rer. nat. Dirk Schmidt CAD, Mathematik, EDV<br />
Dipl.- Ing. Peter Triegel Baukonstruktion<br />
Mitarbeiterin<br />
H<strong>an</strong>nelore Tatz Sekretärin<br />
9
Die Fachrichtung Bauingenieurwesen im Jahr <strong>20</strong>11<br />
Campus Altonaer Straße 25<br />
Professoren<br />
Prof. Dr. rer. nat. habil. Sergey Dashkovskiy Mathematik<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Jürgen Fischer Massivbau / Ingenieurbauwerke<br />
Prof. Dr.-Ing. M<strong>an</strong>fred Göttlicher Bauinformatik<br />
Prof. Dr.-Ing. Helmut Haenes Baubetrieb/Baubetriebswirtschaft<br />
Dipl.-Ing. Hartmut Hauschild Vermessungskunde, Bauphysik<br />
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Kaleta Massivbau<br />
Prof. Dr.-Ing. Ralf Lippom<strong>an</strong>n Umwelttechnik – Deponiebau, Altlasten<br />
Prof. Dr.-Ing. Rainer Matthes Stahlbau / Holzbau<br />
Prof. Dr.-Ing. Christel Nehring Baustoffe, Chemie, Diagnostik u. S<strong>an</strong>ierung<br />
Prof. Dr.-Ing. Ulrich Neuhof Baubetrieb, insbesondere Fertigungstechnik<br />
und Baustoffe<br />
Prof. Dr.-Ing. Steffen Riedl Straßenwesen<br />
Prof. Dr.-Ing. Holger Schmidt Stahlbau / Statik<br />
Prof. Dr.-Ing. Volker Spork Wasserbau, Siedlungswasserwirtschaft,<br />
Hydromech<strong>an</strong>ik<br />
Prof. Dr.-Ing. André Spindler Baukonstruktion<br />
Dipl.-Ing. Christi<strong>an</strong> St<strong>an</strong>genberger Baukonstruktion, darstellende Geometrie, CAD<br />
10<br />
Mitarbeiter<br />
Claudia Büttner Sekretärin<br />
Dipl.-Ing. Tatj<strong>an</strong>a Büttner Projektmitarbeiterin<br />
Dipl.-Ing. Simone Fr<strong>an</strong>ke Laboringenieurin<br />
Dipl.-Ing. (FH) Wolfg<strong>an</strong>g Hezel Laboringenieur<br />
Dipl.-Ing. J<strong>an</strong>a Klingner Labor<strong>an</strong>tin<br />
M.sc. Fr<strong>an</strong>k Liedloff Promovend<br />
Dr. rer. nat. Silvia Rödiger EDV-Laboringenieurin<br />
Dipl.-Ing. Heimo Woitek EDV-Laboringenieur<br />
Honorarprofessoren<br />
Prof. Dr. rer. nat. Dr. sc. techn. Wulf Bennert<br />
Ausgewählte Kapitel der Bauwerkssicherung<br />
Prof. RA H<strong>an</strong>s-Rudolf Kehrl<br />
Baurecht, insbesondere Bauvertragswesen
Lehrbeauftragte<br />
Dipl.-Ing. Architekt Steffen Buttstädt Kommunikationstechnik<br />
Dr.-Ing. Wolfg<strong>an</strong>g Dellith Betontechnologie einschließlich Praktika<br />
Dipl.-Ing. Günter Eisenbr<strong>an</strong>dt Grundlagen der Arbeitssicherheit<br />
RA Bettina Haase Bauvertragswesen<br />
RA Dr. Burkhard Siebert Bauvertragswesen<br />
Dr.-Ing. Felicitas Willrich DGM/GIS<br />
Dipl.-Ing. Rolf Zer<strong>an</strong>ski Eisenbahnbetrieb<br />
Die Dek<strong>an</strong>e 1991 - <strong>20</strong>11<br />
Prof. Dr.- Ing. Jürgen Reichenbach<br />
1991 – 1992 (Gründungsdek<strong>an</strong>)<br />
Prof. Dr.- Ing. Reiner Gatzsch<br />
1992 – 1995 (Bild oben, rechts)<br />
Prof. Dipl.-Ing. Siegfried Rinderknecht<br />
1995 – 1999 (Bild oben, links)<br />
Prof. Dr. rer. nat. Dirk Schmidt<br />
1999 – <strong>20</strong>03 (Bild unten, links)<br />
Prof. Dr.- Ing. Ulrich Neuhof<br />
<strong>20</strong>03 – <strong>20</strong>11 (Bild unten, rechts)<br />
11
Ehemalige Mitglieder der Fachrichtung<br />
Bauingenieurwesen<br />
Professoren<br />
Prof. Dr.-Ing. Friedrich Aurisch Massivbau<br />
Dr. rer. nat. Waldemar D<strong>an</strong>owski Bauchemie<br />
Prof. Dr.-Ing. Ulrich Engelm<strong>an</strong>n Statik und Stahlbau<br />
Prof. Dr.-Ing. Volkhard Fr<strong>an</strong>z Baubetrieb, insb. Fertigungstechnik<br />
Prof. Dr.-Ing. Reiner Gatzsch Baustoffkunde / Betontechnologie<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Peter Hofm<strong>an</strong>n Stahlbau / Festigkeitslehre<br />
Prof. Dr.-Ing. Dietrich Koloßa Stahlbeton- und Sp<strong>an</strong>nbetonbau<br />
Dr.-Ing. Wolfg<strong>an</strong>g Maletz Massivbau / Statik<br />
Prof. Dr.-Ing. Hartmut Münch Verkehrswesen, Vermessungskunde<br />
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Reichenbach Gründungsdek<strong>an</strong><br />
Prof. Dr.-Ing. Wilken Reineke Hydromech<strong>an</strong>ik / Wasserbau<br />
Prof. Dr.-Ing. Elk Richter Straßenbau / Verkehrs<strong>an</strong>lagen<br />
Prof. Dipl.-Ing. Siegfried Rinderknecht Statik<br />
Prof. Dr.-Ing. Harald Roscher Siedlungswasserwirtschaft, Abfallwirtschaft<br />
Prof. Dr.-Ing. Dirk Schmidt CAD, Mathematik, EDV<br />
Prof. Dr.-Ing. Erwin Schwing Bodenmech<strong>an</strong>ik, Erd- und Tunnelbau<br />
Dipl.-Ing. Peter Triegel Baukonstruktion<br />
Lehrbeauftragte<br />
Dipl.- Ing. Harald Baumgarten Grundbau<br />
Dr.-Ing. Anja Buchwald Ausgewählte Themen der Baustoffchemie<br />
Dipl.-Ing. Fr<strong>an</strong>k Greßler Straßenpl<strong>an</strong>ung II<br />
Dipl.-Ing. Architekt Dietmar Gummel Konstruktionslehre historischer Bauweisen<br />
Dipl.-Ing. Matthias Herz<br />
Prof. Heribert Jünem<strong>an</strong>n Baukonstruktion<br />
Dipl.-Ing. Ralf Kaiser Bahnbau<br />
Dipl.-Ing. Dipl.- Kfm. Bernd Kaiser Bahnbetriebs<strong>an</strong>lagen<br />
Prof. Dr.- Ing. habil. Leschnik Bauphysik<br />
Dipl.-Ing. Michael Rühling Straßenentwurf mit CARD<br />
Dipl.-Ing. Achim v. Rüsten Grundlagen der Arbeitssicherheit<br />
H<strong>an</strong>s-Jochen Schlosser<br />
Dr.-Ing. Gerhard Setzpf<strong>an</strong>dt Brückenbau<br />
Dipl.-Ing. Fr<strong>an</strong>k Sommer<br />
Dr.-Ing. Amin Tahineh Stadtpl<strong>an</strong>ung/Städtebau<br />
Dr.-Ing. Steffi Schilling Linienführung und Oberbau<br />
Dr. oec. Claus-Dieter Schmädicke Baurecht<br />
Dipl.-Ing. Stef<strong>an</strong> Weber Bahnbetrieb<br />
Dr.- Ing. Worschech Baukonstruktion<br />
Dipl.-Ing. Peter Zer<strong>an</strong>ski<br />
Dipl.-Ing. Rolf Zer<strong>an</strong>ski<br />
12
Mitarbeiter<br />
Dipl.-Ing. (FH) Ines Benkert Projektmitarbeiterin<br />
Dipl.-Inf. M<strong>an</strong>dy Biskup Projektmitarbeiterin<br />
Dipl.-Ing. Maik Bremer<br />
Dipl.-Ing. (FH) Cornelia Carl (Bild 2. v.l.) Projektmitarbeiterin<br />
Dipl.-Ing. (FH) Christoph Cron<br />
Eveline Drechsler Projektmitarbeiterin<br />
Dipl.-Ing. Heike Dreuse Projektmitarbeiterin<br />
Ing.-Ök. Elmar Eck Projektmitarbeiter<br />
Dipl.-Ing. Angela Eckart (Bild 1.v.r.) Projektmitarbeiterin<br />
M.sc. Fr<strong>an</strong>k Gerdesmeier Promovend<br />
Dipl.-Ing. M<strong>an</strong>fred Germ<strong>an</strong>us Projektmitarbeiter<br />
Dipl.-Ing. (FH) Steffen Heyder Projektmitarbeiter<br />
Dr.-Ing. Heike Hopp (jetzt Kirsten) Projektmitarbeiterin<br />
Anke Schröder (jetzt Kehr) Labor<strong>an</strong>tin<br />
Dipl.-Ing. Christina Kettrup Projektmitarbeiterin<br />
Dipl.-Ing. (FH) Annett Kübler Projektmitarbeiterin<br />
Dipl.-Ing. (FH) Olaf Löber<br />
Ines Meyer<br />
Dr. Anke Niem<strong>an</strong>n<br />
Dipl.-Ing. A. Basir Rahmaty<br />
Dipl.-Ing. Andrea Raute-Koeltzsch Projektmitarbeiterin<br />
Dipl.-Rest. Hendrik Romstedt (Bild 2.v.r.) Projektmitarbeiter<br />
D<strong>an</strong>iela Schaaf<br />
Fr<strong>an</strong>ziska Seiring (Bild 3.v.l.) Labor<strong>an</strong>tin<br />
Dipl.-Ing. (FH) Katrin Seyfarth Projektmitarbeiterin<br />
Dipl.-Ing. (FH) Christi<strong>an</strong> Sorge<br />
H<strong>an</strong>nelore Tatz (jetzt Klauer) Sekretärin<br />
Dipl.-Ing. Katalin Volke<br />
Dipl.-Ing. M<strong>an</strong>dy Welsch Projektmitarbeiterin<br />
13
Tradition der <strong>Bauingenieurausbildung</strong> -<br />
Es beg<strong>an</strong>n im Herbst 1901<br />
Dipl.- Ing. Hartmut Hauschild<br />
Die ehemaligen Dozenten der Ingenieurschule für<br />
Bauwesen <strong>Erfurt</strong> W. Haußen und L. Roth haben in<br />
der „Festschrift Ingenieurschule für Bauwesen <strong>an</strong><br />
der FH <strong>Erfurt</strong> 1991“, herausgegeben vom Förderverb<strong>an</strong>d<br />
der Ingenieurschule für Bauwesen <strong>Erfurt</strong><br />
e. V., zu deren Geschichte gründlich recherchiert.<br />
Aus ihrem Beitrag „Von der Baugewerkschule zur<br />
<strong>Fachhochschule</strong>“ wurden die Daten und Fakten für<br />
diesen Text entnommen.<br />
Die Ausbildung mittlerer technischer Fachkräfte für<br />
das Bauwesen in <strong>Erfurt</strong> beg<strong>an</strong>n am 16.10.1901 mit<br />
der Gründung der „Königlichen Baugewerkschule“.<br />
Zunächst erfolgte die Lehre nur in der Fachrichtung<br />
Hochbau, ab 1903 auch im Tiefbau. Allerdings gab es<br />
bereits Vorgängereinrichtungen, so die 1796 urkundlich<br />
erwähnte „Kurfürst-Zeichenschule“, aus der 1804<br />
die „Königliche Provincial-Kunst- und Bauh<strong>an</strong>dwerkschule“<br />
sowie ab 1881 die „Baugewerk-, Zeichen- und<br />
Modellierschule“ hervorgingen.<br />
In den ersten <strong>Jahre</strong>n verfügte o. g. Einrichtung über<br />
kein eigenes Schulgebäude, genutzt wurden die Räume<br />
der Städtischen Barfüsserschule. Das eigene Gebäude<br />
in der Schlüterstraße 1 wurde im Jahr 1903 fertiggestellt.<br />
Nachdem der Lehrbetrieb während des 1.<br />
Weltkrieges nahezu zum Erliegen kam - nur 11 Schüler<br />
erl<strong>an</strong>gten einen Abschluss - erfolgte am 03.01.1919 ein<br />
Neustart als „Staatliche Baugewerkschule“. Weitere<br />
Umbenennungen gab es 1931 in „Höhere Technische<br />
Lehr<strong>an</strong>stalt für Hoch- und Tiefbau“ sowie 1938 in<br />
„Staatsbauschule“. Im selben Jahr erhielten die Absolventen<br />
<strong>an</strong>stelle eines „Reifezeugnisses“ erstmalig<br />
eine „Ingenieur-Urkunde“.<br />
14<br />
Auch der 2. Weltkrieg schränkte die Ausbildung zunehmend<br />
ein und nach schweren Schäden am Schulgebäude<br />
durch Luft<strong>an</strong>griffe und Beschuss durch<br />
amerik<strong>an</strong>ische Artillerie wurde die Staatsbauschule<br />
am 12.04.1945 geschlossen. Die Wiedereröffnung als<br />
„Staatliche Ingenieurschule für Bauwesen <strong>Erfurt</strong>“ erfolgte<br />
am 16.10.1947 in den Fachrichtungen Hoch- und<br />
Tiefbau, ab 1949 auch in der Fachrichtung Eisenbahnbau.<br />
Zu Beginn der 50er <strong>Jahre</strong> gab es d<strong>an</strong>n die Fachrichtungen<br />
Architektur, Ingenieurbau, Bauwirtschaft<br />
und Eisenbahnwesen.<br />
Im Jahr 1969 wurde die <strong>Bauingenieurausbildung</strong> vorübergehend<br />
eingestellt, es existierte nur noch die<br />
1955 installierte Fachrichtung Haustechnik, später<br />
Heizungs-, Lüftungs- und S<strong>an</strong>itärtechnik. Erst zum<br />
WS 1974/75 wurde der Lehrbetrieb in der Fachrichtung<br />
Hochbau wieder aufgenommen.<br />
Bestrebungen in den 80er <strong>Jahre</strong>n, die Ingenieurschule<br />
in die seinerzeitige Hochschule für Architektur und<br />
Bauingenieurwesen Weimar zu integrieren, f<strong>an</strong>den<br />
durch die politische Wende im Herbst 1989 ihr Ende.<br />
Stattdessen erarbeiteten die Dozenten neue Studienpläne,<br />
die sich am FH-Niveau der Bundesrepublik orientierten.<br />
Dabei wurden sie von Professoren der <strong>Fachhochschule</strong>n<br />
Darmstadt und Rheinl<strong>an</strong>d-Pfalz (Mainz)<br />
unterstützt. Ziel war es, eine FH Thüringen zu bilden.<br />
Politisch gewollt war ein <strong>an</strong>derer Weg, der über die<br />
Abwicklung der Ingenieurschulen zur Gründung der<br />
<strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong> im Oktober 1991 führte.
Von der Leichtigkeit des<br />
schweren Anf<strong>an</strong>gs -<br />
Die Gründung des Fachbereichs<br />
Bauingenieurwesen im Herbst 1991<br />
Ein sehr persönlicher, politisch inkorrekter Rückblick<br />
Prof. Dr.- Ing. Reiner Gatzsch<br />
Anf<strong>an</strong>g November 89 - die Mauer war noch nicht gefallen<br />
- initiierten wir die erste Mittelbauversammlung<br />
der Sektion Bauingenieurwesen <strong>an</strong> der Hochschule für<br />
Bauwesen Weimar. Keiner von uns ahnte, was wir gemeinsam<br />
lostraten. Wir wollten bescheidene Selbstbestimmung<br />
und wurden zu Mitgestaltern einer neuen<br />
Hochschull<strong>an</strong>dschaft.<br />
Bereits 1991 - zwei <strong>Jahre</strong> später - st<strong>an</strong>d ich mit meinen<br />
neuen Kollegen auf der Bühne der ehemaligen SED-Bezirksparteischule<br />
<strong>Erfurt</strong> (Bild oben) - im Volksmund das<br />
„Rote Kloster“ gen<strong>an</strong>nt - und bekam vom Ministerpräsidenten<br />
Duchac die Berufungsurkunde zum Professor<br />
<strong>an</strong> der <strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong> überreicht, 1992 war ich<br />
Dek<strong>an</strong>.<br />
„<strong>Fachhochschule</strong>“? - „FH“? was war das eigentlich?<br />
Zeit zum Nachdenken gab es nicht: Mitte Juni 91<br />
Ausschreibung, 9. Juli Probevorlesung, Mitte August<br />
Ruferteilung, Arbeitsbeginn 1. September 1991. Um<br />
nicht völlig blind in das Abenteuer FH zu stolpern, besuchten<br />
meine neue Kollegin Dr. Nehring und ich einige<br />
<strong>Fachhochschule</strong>n in den alten Bundesländern.<br />
Die feierliche Eröffnung! Es war der 2. Oktober 1991,<br />
ein Dienstag. Der Fachbereich Bauingenieurwesen<br />
best<strong>an</strong>d aus dem Gründungsdek<strong>an</strong> Prof. Reichenbach<br />
aus Buxtehude, einer Sekretärin Fräulein Bärnt, den<br />
Professoren - den Unsinn mit dem großen Innen-I gab<br />
es damals noch nicht - Nehring, Aurisch, Matthes,<br />
Reineke, Schmidt und Gatzsch sowie den Ingenieurschuldozenten<br />
Hauschild und Triegel. Von Technischen<br />
Mitarbeitern war weit und breit nichts zu sehen.<br />
Nach der feierlichen Eröffnung gab es einen kleinen<br />
Empf<strong>an</strong>g. Der Gründungsdek<strong>an</strong> kam auf mich zu. Da er<br />
ein Glas Sekt in der H<strong>an</strong>d hielt, nahm ich <strong>an</strong>, er wolle<br />
mir zur Berufung gratulieren. Nein.<br />
Er bat mich, gemeinsam mit Prof. Nehring, bis zum<br />
Montag, dem 7. Oktober, eine Laborkonzeption auszuarbeiten.<br />
Wir holten tief Luft. Am Montag lag die Konzeption auf<br />
dem Tisch. So ging es weiter. Es mussten Studien- und<br />
Prüfungsordnungen etc. erarbeitet werden. Von Anf<strong>an</strong>g<br />
<strong>an</strong> war jeder von uns mit der vollen Stundenzahl<br />
von 18 SWS in zwei Studiengängen engagiert. Berufungsverfahren<br />
waren vorzubereiten und durchzuführen.<br />
Deshalb dauerten die Fachbereichsberatungen<br />
oft bis spät in die Nacht. Zum Beispiel musste die abschließende<br />
Beratung zur Bestellung der Ausrüstungen<br />
für das Betonlabor m<strong>an</strong>gels freier Termine spät abends<br />
zwischen 21:00 und 1:00 in einem Hotel stattfinden. Es<br />
kam schon vor, dass sich unsere Angehörigen Sorgen<br />
machten, wo wir denn blieben und sich gegenseitig<br />
<strong>an</strong>riefen. M<strong>an</strong> könne doch gar nicht so viel arbeiten.<br />
M<strong>an</strong> konnte. Der Gestaltungswille setzte Kräfte frei,<br />
von denen wir nicht wussten, dass wir sie hatten. Alle<br />
zogen <strong>an</strong> einem Str<strong>an</strong>g.<br />
Das größte Problem war die Raumnot. Im „Roten Kloster“<br />
waren drei Fachbereiche der FH und ein komplettes<br />
Ministerium untergebracht. Das Haus hatte<br />
im Keller eine Kegelbahn, Werkstätten, einen Atombunker,<br />
2 Sporträume und eine Waffenkammer. In<br />
diesen Räumen mussten die ersten Labore untergebracht<br />
werden. So wurden z. B. die zwei Hausmeister<br />
als studentische Hilfskräfte eingestellt und bezahlt.<br />
Sie bauten Trennwände im Bunker ein. So entst<strong>an</strong>den<br />
Lagerflächen, die später in keiner Liste auftauchten.<br />
Als der Hausverwalter wechselte, wurde abends auf<br />
alle Kellerraumtüren ein Schild mit der Aufschrift „Betriebsraum<br />
Fachbereich Bauingenieurwesen“ aufgeklebt.<br />
Am nächsten Morgen gehörten sie zu unserem<br />
Fachbereich. So wurden die Flächen für die späteren<br />
Labore org<strong>an</strong>isiert.<br />
15
Die Dozenten Hauschild und Triegel erarbeiteten zum<br />
Teil über Nacht Zeichnungen für die Umw<strong>an</strong>dlung von<br />
Betriebsgaststätte und Garderobe in Laborräume oder<br />
Hörsäle.<br />
Es fehlten nicht nur Räume. Durch die Überlastung<br />
der Telefon<strong>an</strong>lagen war das Telefonieren ein Glücksspiel<br />
und die Faxnachrichten waren zerhackt und nicht<br />
oder schwer lesbar. Mobiliar und Ausrüstung mussten<br />
bestellt werden. Als gelernter, <strong>an</strong> Mängel gewöhnter,<br />
ehemaliger DDR-Bürger hatte ich mir gnauserigen Umg<strong>an</strong>g<br />
mit Ressourcen unbewusst <strong>an</strong>gewöhnt. Ich hatte<br />
z. B. Stühle der einfachsten robusten Bauart für unsere<br />
Seminarräume bestellt. Bei einem Besuch in einer hessischen<br />
<strong>Fachhochschule</strong> sah ich die dortigen Stühle.<br />
So bequem sollten meine Studenten auch sitzen. In<br />
der nächsten Woche ließ ich den Möbelliefer<strong>an</strong>ten<br />
eine Kollektion Stühle im G<strong>an</strong>g aufstellen. Zufällig<br />
vorbeikommende Studentinnen bat ich, die Stühle<br />
auszuwählen, die ihnen am besten zusagten. Ich sah,<br />
so ging es auch. Für eine Prüfmaschine wurden gegen<br />
<strong>Jahre</strong>sende 150.000 DM bereitgestellt. In so kurzer<br />
Zeit konnte eine maßgeschneiderte Maschine nicht<br />
gebaut werden. Also wurde eine bezahlt, die noch gar<br />
nicht existierte. Heute wäre dies ein Straftatsbest<strong>an</strong>d<br />
der Untreue nach § 266 StGB. Vielleicht war es das<br />
schon damals. Es gab einfach keine Zeit, dies zubedenken.<br />
„Augen zu und durch“, hieß das Motto. Die<br />
Zeit der Bedenkenträger kam später.<br />
Ohne die vielen kleinen „Fouls“ wäre ein so ras<strong>an</strong>ter<br />
Start in einen einigermaßen geordneten Hochschulbetrieb<br />
nicht möglich geworden. Wie funktionierte dies<br />
alles eigentlich. Wir hatten extrem flache zielorientierte<br />
Org<strong>an</strong>isations- und Verwaltungsstrukturen.<br />
Am Anf<strong>an</strong>g gab es noch nicht einmal einen K<strong>an</strong>zler. Die<br />
Verwaltung verst<strong>an</strong>d sich als Dienstleister im guten<br />
Sinne. Der FH st<strong>an</strong>d ein Gründungsrektor, Herr Jünem<strong>an</strong>n,<br />
vor. Die nächste Ebene war die Dek<strong>an</strong>erunde.<br />
Einen Senat oder <strong>an</strong>dere Gremien gab es noch nicht.<br />
Im Ministerium saßen <strong>an</strong> den ver<strong>an</strong>twortlichen Stellen<br />
„Brüder im Geiste“. Sie kamen wie ich z. T. aus<br />
der Bürgerbewegung der DDR und halfen wo sie nur<br />
konnten. Sie wussten wie ich noch nicht, was m<strong>an</strong> alles<br />
falsch machen k<strong>an</strong>n und machten doch alles (fast<br />
alles) richtig. Rückblickend k<strong>an</strong>n ich sagen, dass die<br />
<strong>Jahre</strong> 1989 - 1994 zu den arbeitsreichsten, aber beglückendsten<br />
meines Lebens gehörten.<br />
Ich bin mitten drin gewesen.<br />
16
Entwicklung der Studierenden- und Absolventenzahlen<br />
- Von 0 auf 1000<br />
Prof. Dr.- Ing. Jürgen Kaleta<br />
Mit der Gründung der <strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong> im <strong>Jahre</strong><br />
1991 wurde auch der Studieng<strong>an</strong>g Bauingenieurwesen<br />
eingerichtet. Ziel dieses Studieng<strong>an</strong>ges war die<br />
Ausbildung von Fachhochschulingenieuren in einem<br />
8semestrigen Studium mit dem Abschluss Diplom-<br />
Ingenieur (FH).<br />
Der erste Bauingenieurstudieng<strong>an</strong>g wurde vom Wintersemester<br />
1991/92 bis zum Wintersemester 1996/97<br />
(Bild unten) <strong>an</strong>geboten. Dieser Studieng<strong>an</strong>g setzte<br />
sich aus einem 2semestrigen Grundstudium und einem<br />
6semestrigen Hauptstudium zusammen. Im Rahmen<br />
des Hauptstudiums waren ein Grundfachstudium mit<br />
zwei Studiensemestern und einem praktischen Studiensemester<br />
und nachfolgend ein Schwerpunktstudium<br />
mit ebenfalls zwei Studiensemestern und einem zweiten<br />
praktischen Studiensemester zu absolvieren.<br />
Im Schwerpunktstudium konnte zwischen folgenden<br />
Schwerpunktrichtungen gewählt werden:<br />
> Konstruktiver Ingenieurbau;<br />
> Inst<strong>an</strong>dhaltung – Inst<strong>an</strong>dsetzung – Ertüchtigung;<br />
> Verkehr – Wasser – Umwelt;<br />
> Baubetrieb.<br />
Im Rahmen dieses ersten Bauingenieurstudieng<strong>an</strong>ges<br />
wurde auch ein zweisemestriges Zusatzstudium für<br />
18<br />
Entwicklung der Studiengänge<br />
Studieng<strong>an</strong>g<br />
Studienrichtung<br />
Anzahl<br />
der<br />
Semester PrO1991/92 Zusatzstudium BI 2 1991<br />
Dipl.-Ing. (FH) BI 8 1993<br />
Dipl.-Ing. (FH) BI 8 1997<br />
Bachelor BI 6 <strong>20</strong>00<br />
Bachelor BB 6 <strong>20</strong>04<br />
Dipl.-Ing. (FH)* 1<br />
BI 2 <strong>20</strong>00<br />
Master BI 4 <strong>20</strong>03<br />
Bachelor * 2<br />
BI 1+1 <strong>20</strong>08<br />
Bachelor * 2<br />
BB 1+1 <strong>20</strong>08<br />
Bachelor BI 7 <strong>20</strong>08<br />
Bachelor BB 7 <strong>20</strong>08<br />
Master KI 3 <strong>20</strong>08<br />
Master TB 3 <strong>20</strong>08<br />
1992/93<br />
Studiengänge in der Fachrichtung Bauingenieurwesen<br />
1993/94<br />
1994/95<br />
1995/96<br />
1996/97<br />
1997/98<br />
Absolventen des ehemaligen Fachschulstudieng<strong>an</strong>ges<br />
Bauingenieurwesen in Gotha <strong>an</strong>geboten, um den Absolventen<br />
die Möglichkeit zu bieten, nachträglich den<br />
Abschluss Dipl.-Ing. (FH) zu erwerben.<br />
Vom Wintersemester 1997/1998 bis zum Wintersemester<br />
1999/<strong>20</strong>00 wurde ein aktualisierter Studieng<strong>an</strong>g<br />
Bauingenieurwesen <strong>an</strong>geboten. Grund für die Aktualisierung<br />
waren Änderungen im Thüringer Hochschulgesetz,<br />
Änderungen in der Rahmenprüfungsordnung der<br />
FH <strong>Erfurt</strong> und Erfahrungen in der Ausbildung am Fachbereich<br />
Bauingenieurwesen. Die grundlegende Struktur<br />
und die Studienschwerpunkte waren identisch mit<br />
dem ersten Bauingenieurstudieng<strong>an</strong>g.<br />
Mit dem Wintersemester <strong>20</strong>00/01 wurde am Fachbereich<br />
Bauingenieurwesen im Rahmen des Bologna-Prozesses<br />
ein grundlegender Wechsel in der Ausbildung<br />
vollzogen. Die Gründe für den Wechsel sind im Artikel<br />
von Prof. Dr. rer. nat. Dirk Schmidt beschrieben. Mit<br />
der Immatrikulation in einen 6semestrigen Bachelorstudieng<strong>an</strong>g<br />
wurde ein Überg<strong>an</strong>g in die gestuften Bachelor-<br />
und Masterstudiengänge vollzogen.<br />
An den Bachelorstudieng<strong>an</strong>g schloss sich ein 4semestriger<br />
Masterstudieng<strong>an</strong>g Bauingenieurwesen <strong>an</strong>, der<br />
ab dem Wintersemester <strong>20</strong>03/04 bis zum Wintersemester<br />
<strong>20</strong>08/09 <strong>an</strong>geboten wurde.<br />
1998/99<br />
1999/00<br />
<strong>20</strong>00/01<br />
<strong>20</strong>01/02<br />
W S W S W S W S W S W S W S W S W S W S W S W S W S W S W S W S W S W S W S W S W S<br />
Legende: BI Bauingenieurwesen<br />
BB Bahnbau<br />
KI Konstruktiver Ingenieurbau<br />
TB Tiefbau, M<strong>an</strong>agement und urb<strong>an</strong>e Infrastruktur<br />
* 1<br />
Postgradualer Diplomstudieng<strong>an</strong>g<br />
* 2<br />
Überg<strong>an</strong>gssemester im 6semestrigen Bachelorstudieng<strong>an</strong>g<br />
<strong>20</strong>02/03<br />
<strong>20</strong>03/04<br />
<strong>20</strong>04/05<br />
<strong>20</strong>05/06<br />
<strong>20</strong>06/07<br />
<strong>20</strong>07/08<br />
<strong>20</strong>08/09<br />
<strong>20</strong>09/10<br />
<strong>20</strong>10/11<br />
Akkreditierung Reakkreditierung<br />
<strong>20</strong>11/12
<strong>20</strong>0<br />
180<br />
160<br />
140<br />
1<strong>20</strong><br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
<strong>20</strong><br />
0<br />
Studien<strong>an</strong>fänger nach Studiengängen<br />
Vorher erfolgte im Jahr <strong>20</strong>03 die Akkreditierung des<br />
Bachelor- und des Masterstudieng<strong>an</strong>ges durch eine<br />
unabhängige Akkreditierungskommission. Unser<br />
Fachbereich gehörte damit zu den Ersten, die einen<br />
Bachelor- und Masterstudieng<strong>an</strong>g Bauingenieurwesen<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d eingeführt und akkreditiert bekommen<br />
haben.<br />
Als Besonderheit wurde am Fachbereich Bauingenieurwesen<br />
vom Wintersemester <strong>20</strong>03/04 bis zum Wintersemester<br />
<strong>20</strong>08/09 im Rahmen des sogen<strong>an</strong>nten<br />
Y-Modells ein zweisemestriger postgradualer Diplomstudieng<strong>an</strong>g<br />
Bauingenieurwesen <strong>an</strong>geboten. Dadurch<br />
blieb die Möglichkeit, nach Abschluss des Bachelorstudieng<strong>an</strong>ges<br />
den beliebten und allseits <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nten<br />
Abschluss Dipl.-Ing. (FH) zu erreichen.<br />
Der Bachelorstudieng<strong>an</strong>g wurde mit Beginn des Wintersemsters<br />
<strong>20</strong>04/05 um die Studienrichtung Bahnbau,<br />
die parallel zur Studienrichtung Allgemeines Bauingenieurwesen<br />
<strong>an</strong>geboten wurde, erweitert. Diese Studienrichtung<br />
wurde gleichzeitig als dualer Studieng<strong>an</strong>g<br />
<strong>an</strong>geboten. Dadurch best<strong>an</strong>d die Möglichkeit,<br />
nach einer gut einjährigen Facharbeiterausbildung<br />
als Gleisbauer in das erste Semester des Bachelorstudieng<strong>an</strong>ges<br />
zu wechseln. Der Facharbeiterabschluss<br />
erfolge d<strong>an</strong>n in der Sommerpause nach dem ersten<br />
Studienjahr und nach insgesamt 4 <strong>Jahre</strong>n konnte der<br />
Bachelorabschluss erreicht werden. D<strong>an</strong>ach konnte<br />
das Studium noch im Masterstudieng<strong>an</strong>g <strong>an</strong> unserem<br />
Fachbereich oder <strong>an</strong> <strong>an</strong>deren <strong>Fachhochschule</strong>n oder<br />
Universitäten fortgesetzt werden.<br />
Mit Beginn des Wintersemesters <strong>20</strong>08/09 konnten in<br />
Thüringen keine Diplomstudiengänge mehr <strong>an</strong>geboten<br />
werden.<br />
Dadurch gab es für viele Studenten im Bachelorstudieng<strong>an</strong>g<br />
keine Möglichkeit zur Fortsetzung des Studiums,<br />
da die Aufnahmebedingungen für den Master-<br />
Master<br />
Diplom, postgradual<br />
Bachelor<br />
Diplom<br />
Zusatzstudium<br />
studieng<strong>an</strong>g relativ hoch waren. Gleichzeitig war im<br />
Jahr <strong>20</strong>08 eine Reakreditierung unseres Bachelor- und<br />
unseres Masterstudieng<strong>an</strong>ges erforderlich. Das erforderte<br />
eine kritische Analyse der Studiengänge.<br />
Die bisherigen Erfahrungen mit diesen Studiengängen<br />
hatten gezeigt, dass eine Studierbarkeit für viele Studenten<br />
nur eingeschränkt gegeben war. Das war insbesondere<br />
auf die 6 durchgängigen Studiensemester<br />
zurückzuführen. Es gab kein Praxissemester zur Unterbrechung,<br />
da das Ingenieurpraktikum mit dem Ziel der<br />
Studienzeitverkürzung in der Sommerpause nach dem<br />
zweiten Studienjahr <strong>an</strong>geordnet war. Diese Anordnung<br />
hatte gleichzeitig den Nachteil, dass viele wichtige Fächer<br />
der Ingenieurausbildung noch gar nicht bek<strong>an</strong>nt<br />
waren. Im Rahmen der Bachelorausbildung hatte sich<br />
zwischenzeitlich auch der Abschluss des Studiums mit<br />
einer ersten wissenschaftlichen Arbeit, der Bachelorarbeit<br />
durchgesetzt.<br />
Dies und einige <strong>an</strong>dere R<strong>an</strong>dbedingungen und Erfahrungen<br />
führten in der Fachrichtung Bauingenieurwesen<br />
der neuen Fakultät Bauingenieurwesen und<br />
Restaurierung/Konservierung zu der Überlegung und<br />
letztendlich auch Entscheidung, die Studiengänge zu<br />
überarbeiten und zu einem 7semestrigen Bachelorstudieng<strong>an</strong>g<br />
und einem <strong>an</strong>schließenden 3semestrigen<br />
Masterstudieng<strong>an</strong>g zu wechseln.<br />
Der neue 7semestrige Bachelorstudieng<strong>an</strong>g wird seit<br />
dem Wintersemester <strong>20</strong>08/09 <strong>an</strong>geboten. Er umfasst<br />
6 Studiensemester und ein Praxissemester, in dem neben<br />
einem 12wöchigen Ingenieurpraktikum auch eine<br />
Bachelorarbeit in einem Zeitraum von 8 Wochen geschrieben<br />
wird.<br />
Im 6. Semester gibt es in Anlehnung <strong>an</strong> die früheren<br />
Diplomstudiengänge die Möglichkeit, eine Vertiefungsrichtung<br />
zu wählen.<br />
19
Es werden folgende Vertiefungsrichtungen <strong>an</strong>geboten:<br />
> Baubetrieb und Projektm<strong>an</strong>agement (BBP);<br />
> Konstruktiver Ingenieurbau und S<strong>an</strong>ierung (KIS);<br />
> Verkehr, Wasser, Umwelt (VWU).<br />
Der 3semestrige Masterstudieng<strong>an</strong>g umfasst zwei<br />
Studien- und ein Praxissemester, in dem ein semesterübergreifendes<br />
Projekt abgeschlossen wird und die<br />
Master Thesis über einen Zeitraum von 14 Wochen zu<br />
bearbeiten ist.<br />
Der neue Bachelor- und der Masterstudieng<strong>an</strong>g wurden<br />
im Jahr <strong>20</strong>08 erfolgreich reakkreditiert.<br />
Um den Bachelorstudenten, die zum Wintersemester<br />
<strong>20</strong>05/06 und <strong>20</strong>06/07 eine Fortsetzung ihres Studiums<br />
nach dem erfolgreichen Bachelorabschluss zu<br />
ermöglichen, wurde im Sommersemester <strong>20</strong>09 und<br />
<strong>20</strong>10 jeweils ein neu gestaltetes 6. Semester als Überg<strong>an</strong>gssemester<br />
<strong>an</strong>geboten, <strong>an</strong> das sich d<strong>an</strong>n das 7.<br />
Semester entsprechend dem 7semestrigen Bachelorstudieng<strong>an</strong>gs<br />
<strong>an</strong>schloss. Im Überg<strong>an</strong>gssemester wurden<br />
auch schon die gen<strong>an</strong>nten Vertiefungsrichtungen<br />
<strong>an</strong>geboten. Diese Möglichkeit wurde von den Bachelorstudenten<br />
gut <strong>an</strong>genommen. Dadurch konnte der<br />
neue Masterstudieng<strong>an</strong>g bereits ab dem Sommersemester<br />
<strong>20</strong>10 <strong>an</strong>geboten werden. Nach 10 Studenten im<br />
Sommersemester <strong>20</strong>10 konnten im Sommersemester<br />
<strong>20</strong>11 bereits 26 Studenten in den Masterstudieng<strong>an</strong>g<br />
immatrikuliert werden.<br />
Die Anzahl der Studierenden und der Studien<strong>an</strong>fänger<br />
in der Fachrichtung Bauingenieurwesen ist entgegen<br />
der allgemeinen Entwicklung im Bauingenieurwesen<br />
relativ konst<strong>an</strong>t geblieben. Das ist bestimmt auch auf<br />
die aktive, stetige Arbeit <strong>an</strong> der Verbesserung und<br />
Aktualisierung der Studiengänge zurückzuführen. Die<br />
konkreten Zahlen der Studien<strong>an</strong>fänger seit 1991 sind<br />
im Bild auf Seite 19 dargestellt.<br />
<strong>20</strong><br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
<strong>20</strong><br />
10<br />
0<br />
Absolventen nach Studiengängen<br />
Studien<strong>an</strong>fänger nach Studiengängen<br />
Diese Zahlen relativieren sich jedoch, da etwa 15 %<br />
der eingeschriebenen Studien<strong>an</strong>fänger das Studium<br />
tatsächlich nicht aufnehmen und noch einmal <strong>20</strong> %<br />
schon nach wenigen Wochen feststellen, dass das<br />
Studium des Bauingenieurwesens nicht ihren Vorstellungen<br />
entspricht und sie sich deshalb früher oder<br />
später exmatrikulieren lassen. Dagegen ist die Zahl<br />
der Studierenden, die den Fachbereich aufgrund einer<br />
endgültig nicht best<strong>an</strong>denen Prüfung verlassen müssen,<br />
gering und liegt gemessen <strong>an</strong> der Zahl der Studien<strong>an</strong>fänger<br />
über das g<strong>an</strong>ze Studium bei etwa 9 %.<br />
Die Anzahl der Absolventen ist für den Zeitraum Wintersemester<br />
1991/92 bis zum Ende des Sommersemesters<br />
<strong>20</strong>10 im Bild oben dargestellt. Die konkreten Zahlen<br />
der Absolventen in den einzelnen Studiengängen<br />
bis zum Ende des Wintersemesters <strong>20</strong>10/11 sind:<br />
Zusatzstudium (1991 – 1997)<br />
230 Absolventen Dipl.-Ing.(FH)<br />
Diplomstudieng<strong>an</strong>g (1995 – <strong>20</strong>09)<br />
352 Absolventen Dipl.-Ing.(FH)<br />
Bachelorstudieng<strong>an</strong>g (<strong>20</strong>02 – <strong>20</strong>11)<br />
260 Absolventen Bachelor of Engineering<br />
Postgradualer Diplomstudieng<strong>an</strong>g (<strong>20</strong>03 – <strong>20</strong>11)<br />
148 Absolventen Dipl.-Ing.(FH)<br />
Masterstudieng<strong>an</strong>g (<strong>20</strong>03 – <strong>20</strong>11)<br />
45 Absolventen Master of Engineering<br />
Master<br />
Diplom, postgradual<br />
Bachelor<br />
Diplom<br />
Zusatzstudium<br />
Damit k<strong>an</strong>n die Fachrichtung Bauingenieurwesen auf<br />
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21
Vom Diplomingenieur zum Bachelor und Master -<br />
Wir waren die Vorreiter<br />
Prof. Dr. rer. nat. Dirk Schmidt<br />
Der Fachbereich Bauingenieurwesen wurde mit der<br />
Gründung der <strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong> im <strong>Jahre</strong> 1991<br />
eingerichtet. Der Studieng<strong>an</strong>g Bauingenieurwesen<br />
orientierte sich <strong>an</strong> den St<strong>an</strong>dards, die <strong>an</strong> den Fachbereichen<br />
Bauingenieurwesen <strong>an</strong> <strong>Fachhochschule</strong>n<br />
in den alten Bundesländern üblich waren. Dabei entschied<br />
sich der Fachbereich für das Studienmodell mit<br />
sechs Studiensemestern, einem Praktikumsemester<br />
und einem Prüfungssemester, in dem auch die Diplomarbeit<br />
zu schreiben war.<br />
Inhaltlich orientierte sich der Fachbereich <strong>an</strong> der<br />
"Rahmenordnung für die Diplomprüfung im Studieng<strong>an</strong>g<br />
Bauingenieurwesen <strong>an</strong> <strong>Fachhochschule</strong>n",<br />
die zwar erst 1999 durch die Kultusministerkonferenz<br />
beschlossen wurde, aber in den wesentlichen Teilen<br />
schon Anf<strong>an</strong>g der 90er <strong>Jahre</strong> vorlag. Diese Ordnung<br />
gab Vorgaben für das Fächerspektrum, die Studieninhalte<br />
und die Mindestsemesterwochenstunden und<br />
ging davon aus, dass die Studierenden im Studienjahr<br />
46 Wochen mit jeweils 45 Stunden für ihr Studium<br />
aufbringen. Da die Vorlesungszeiten einschließlich<br />
der Prüfungsperioden pro Studienjahr nur etwa 34<br />
Wochen umfassen, müssten die Studierenden pro Studienjahr<br />
außerhalb der Vorlesungs- und Prüfungszeit<br />
540 Stunden eigenver<strong>an</strong>twortlich für das Studium tätig<br />
sein. Diese Stundenzahl war unseren Erfahrungen<br />
nach unrealistisch. Daher stellten sich nach einiger<br />
Zeit am Fachbereich die gleichen Probleme ein, wie <strong>an</strong><br />
<strong>an</strong>deren Fachbereichen Bauingenieurwesen, mit der<br />
Folge einer hohen Studienabbrecherquote und einer<br />
durchschnittlichen Studiendauer, die erheblich über<br />
der Regelstudienzeit lag.<br />
Daraus ergab sich für den Fachbereich die Notwendigkeit,<br />
den Studieng<strong>an</strong>g zu reformieren, zumal durch die<br />
Baupraxis immer stärker auch inhaltliche Änderungen<br />
in der Ausbildung gefordert wurden. Der Hauptverb<strong>an</strong>d<br />
der Deutschen Bauindustrie vertrat die Meinung,<br />
dass der <strong>an</strong> Hochschulen grundständig ausgebildete<br />
22<br />
Bauingenieur ein "Generalist" sein soll, der sowohl<br />
über ein breit <strong>an</strong>gelegtes technisches Fachwissen<br />
als auch über betriebswirtschaftliche und rechtliche<br />
Kenntnisse verfügen soll. D<strong>an</strong>eben muss er in der Lage<br />
sein, komplexe Probleme zu lösen. Dafür sind interdisziplinäres<br />
Denken, Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit,<br />
Methodenwissen sowie Flexibilität und Mobilität<br />
notwendig. Spezialisten sollen <strong>an</strong> Hochschulen in<br />
postgradualen Studiengängen ausgebildet werden.<br />
Mit der Unterzeichnung der Bologna-Erklärung wurde<br />
1999 ein Prozess gestartet, der einen europäischen<br />
Hochschulraum schaffen soll. Es wurde unter <strong>an</strong>derem<br />
vereinbart, ein System von vergleichbaren gestuften<br />
Studiengängen zu schaffen (Bachelor und Master), die<br />
sich durch Tr<strong>an</strong>sparenz der Studieninhalte, die Einhaltung<br />
von Qualitätsst<strong>an</strong>dards und die Förderung der<br />
Mobilität der Studierenden auszeichnen. Diese Ziele<br />
sollen durch Modularisierung der Lehrinhalte, Einführung<br />
eines Kreditpunktsystems und Akkreditierung der<br />
Studiengänge erreicht werden.<br />
Als Mitglied des Senatsausschusses für Studium und<br />
Lehre war ich von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> mit dieser Problematik<br />
beschäftigt und nahm <strong>an</strong> einem Besuch der Partneruniversität<br />
in Newcastle teil, um sich dort mit dem Bachelor-<br />
und Mastersystem vertraut zu machen. Besonders<br />
auffällig war, dass bei den dortigen Studiengängen<br />
weniger die Inhalte als vielmehr das Sammeln von Kreditpunkten<br />
im Vordergrund st<strong>an</strong>den. Ein System der<br />
Qualitätssicherung über Akkreditierungsagenturen<br />
wie in den USA schien es nicht zu geben. Überhaupt<br />
musste m<strong>an</strong> feststellen, dass es den Bachelor und den<br />
Master nicht gibt.<br />
Trotzdem sahen wir in der Einführung gestufter Studiengänge<br />
eine passende Gelegenheit, das Studien<strong>an</strong>gebot<br />
des Fachbereiches Bauingenieurwesen in <strong>Erfurt</strong><br />
zu reformieren. Erklärte Absicht war, mit den gestuf-
<strong>Erfurt</strong>er Y-Modell<br />
ten Studiengängen auch weiterhin praxisorientierte<br />
Studiengänge <strong>an</strong>zubieten, die durch vorwiegend seminaristische<br />
Lehrver<strong>an</strong>staltungen, studienbegleitende<br />
Prüfungen, fachbezogenes Grundlagenstudium<br />
und in das Studium integrierte Praxisphasen charakterisiert<br />
sind. Damit unterscheidet sich die Fachhochschulausbildung<br />
in den gestuften Studiengängen auch<br />
weiterhin von der Ausbildung <strong>an</strong> universitären Einrichtungen.<br />
Der Fachbereich Bauingenieurwesen war der Überzeugung,<br />
dass die neu eingeführten Studiengänge besser<br />
geeignet waren, den Forderungen der Praxis gerecht<br />
zu werden. Zweifel waren jedoch auch vorh<strong>an</strong>den,<br />
insbesondere deshalb, weil sich der Hauptverb<strong>an</strong>d<br />
der Deutschen Bauindustrie e. V. als einziger großer<br />
Industrieverb<strong>an</strong>d innerhalb des Bundes der Deutschen<br />
Industrie zusammen mit <strong>an</strong>deren Verbänden<br />
des Bauwesens zunächst gegen eine Veränderung der<br />
Ausbildungsstruktur ausgesprochen hatte. Es wurde<br />
insbesondere befürchtet, dass sich die Ausbildung<br />
<strong>an</strong> Universitäten und <strong>Fachhochschule</strong>n immer mehr<br />
<strong>an</strong>gleichen, obwohl sich die Unterscheidung in eine<br />
stärker theorieorientierte und eine stärker praxisorientierte<br />
Ausbildung bewährt hat. Später wurde unter<br />
Führung des Hauptverb<strong>an</strong>des der Deutschen Bauindustrie<br />
ein Akkreditierungsverbund gegründet, der im<br />
Bereich des Bauingenieurwesens Mindestst<strong>an</strong>dards<br />
für Bachelor- und Masterstudiengänge vorgab.<br />
Die Entwicklung der neuen Studiengänge nahm der<br />
Fachbereich zügig in Angriff, da vermutet wurde, dass<br />
am Anf<strong>an</strong>g der Entwicklung größere Freiräume zur<br />
Verfügung stehen würden, was sich auch bewahrheitete.<br />
So wurde ein sogen<strong>an</strong>ntes Y-Modell entwickelt,<br />
das als grundständigen Studieng<strong>an</strong>g einen 6semestrigen<br />
Bachelorstudieng<strong>an</strong>g vorsah, auf dem wahlweise<br />
zwei postgraduale Studiengänge aufbauten, ein viersemestriger<br />
Masterstudieng<strong>an</strong>g und ein zweisemestri-<br />
ger Diplomstudieng<strong>an</strong>g, der in Kombination mit dem<br />
Bachelorstudieng<strong>an</strong>g etwa dem bisherigen Diplomstudieng<strong>an</strong>g<br />
entsprach (Bild oben). Andere Hochschulen<br />
hielten erst einmal <strong>an</strong> ihren alten Diplomstudiengängen<br />
fest und führten parallel dazu Bachelor- und Masterstudiengänge<br />
ein.<br />
Während ihres Antrittsbesuches <strong>an</strong> der <strong>Fachhochschule</strong><br />
<strong>Erfurt</strong> hat die Ministerin für Wissenschaft, Forschung<br />
und Kunst, Prof. Dr. Dagmar Schip<strong>an</strong>ski, am<br />
30.03. <strong>20</strong>00 die Genehmigungsurkunde für die Einrichtung<br />
der ersten konsekutiven Bachelor- und Masterstudiengänge<br />
in Thüringen überreicht. Damit war<br />
ein wesentlicher Schritt get<strong>an</strong>, um die Studiengänge<br />
zum Wintersemester <strong>20</strong>00/<strong>20</strong>01 einzuführen. Die Akkreditierung<br />
der Studiengänge durch eine Akkreditierungsagentur<br />
erfolgte erst im Nachhinein, da sie zum<br />
Startzeitpunkt noch nicht arbeitsfähig waren.<br />
Für unsere Studierenden eröffneten sich durch die Einführung<br />
der Studiengänge neue Möglichkeiten, wie<br />
der Wechsel nach dem Bachelorstudieng<strong>an</strong>g in einen<br />
Masterstudieng<strong>an</strong>g einer <strong>an</strong>deren Hochschule. Nach<br />
erfolgreich abgeschlossenem Masterstudium besteht<br />
die Möglichkeit der Promotion, unabhängig davon,<br />
ob der Abschluss <strong>an</strong> einer <strong>Fachhochschule</strong> oder einer<br />
universitären Einrichtung erworben wurde. Außerdem<br />
können unsere Masterabsolventen in den höheren<br />
Dienst übernommen werden.<br />
Inzwischen haben sich die Bachelor- und Masterstudiengänge<br />
<strong>an</strong> allen Hochschulen in den Ingenieurwissenschaften<br />
durchgesetzt. Diplomstudiengänge<br />
werden nicht mehr <strong>an</strong>geboten. Die beschriebenen<br />
Studiengänge <strong>an</strong> der <strong>Fachhochschule</strong> in <strong>Erfurt</strong> wurden<br />
inzwischen aufgrund der l<strong>an</strong>gjährigen Erfahrungen<br />
überarbeitet und reakkreditiert.<br />
23
24<br />
<br />
<br />
<br />
Die TS BAU GMBH entst<strong>an</strong>d <strong>20</strong>01 aus der Fusion der Gesellschaften Pape Bau-Union GmbH & Co. KG<br />
(gegr. 1997), Proterra GmbH (gegr. 1990) sowie Thyssen Schachtbau Rohrtechnik GmbH (gegr. 1994).<br />
Speziell in Jena wurden dabei die bereits seit 1994 bestehenden Geschäftsfelder Straßen- und<br />
Tiefbau mit Deponiebau und Bergbau um die Bausparten Rohrleitungsbau und Gleisbau erweitert.<br />
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Struktur der <strong>Bauingenieurausbildung</strong> <strong>20</strong>11 -<br />
Qualifiziert und akkreditiert<br />
Prof. Dr.- Ing. Steffen Riedl<br />
Berufsfeld des Bauingenieurs<br />
Das Bauingenieurwesen stellt eines der ältesten Ingenieurdisziplinen<br />
dar und bietet mit einer großen<br />
Anzahl <strong>an</strong> unterschiedlichen Fachdisziplinen einen<br />
der vielfältigsten Ingenieurberufe. Neben den rein<br />
technischen und wissenschaftlichen Kompetenzen<br />
sind auch wirtschaftliche und soziale sowie politische<br />
Kenntnisse aus dem Berufsfeld des Bauingenieurs<br />
nicht wegzudenken.<br />
Aus diesen Anforderungsprofilen ergeben sich für die<br />
Absolventen folgende Betätigungsfelder:<br />
> Bauwirtschaft (Projektm<strong>an</strong>agement, Kostenrechnung<br />
usw.),<br />
> Ingenieurbüros (Bauwerkspl<strong>an</strong>ung, Verkehrskonzepte,<br />
Wasserver- und -entsorgung usw.),<br />
> Öffentlicher Dienst (Pl<strong>an</strong>ung und Überwachung),<br />
> Dienstleistungssektor (Immobilienwirtschaft, Facility<br />
M<strong>an</strong>agement usw.).<br />
Um den künftigen Studierenden ein vielseitiges und<br />
interess<strong>an</strong>tes sowie praxisnahes Studium zu ermöglichen<br />
bzw. gleichzeitig der Baupraxis sehr gut ausgebildete<br />
und motivierte Absolventen zu bieten, hat die<br />
<strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong> das Studium des Bauingenieurwesens<br />
<strong>an</strong> die jeweiligen Bedürfnisse <strong>an</strong>gepasst und<br />
strukturiert. Diese nicht zuletzt durch den Bologna-<br />
Prozess stark beeinflusste Struktur wird in den folgenden<br />
Abschnitten erläutert.<br />
Studium des Bauingenieurwesens <strong>an</strong><br />
der FH <strong>Erfurt</strong><br />
Als Zulassungsvoraussetzungen zum Studium des<br />
Bauingenieurwesens <strong>an</strong> der <strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong><br />
gelten:<br />
> die allgemeine Hochschulreife,<br />
> die fachgebundene Hochschulreife sowie<br />
> die Fachhochschulreife.<br />
Die Zulassung zu den Studiengängen des Bauingenieurwesens<br />
ist derzeit nicht beschränkt.<br />
Um den Studierenden den Einstieg in das Studium zu<br />
erleichtern, bietet die Fachrichtung Bauingenieurwesen<br />
bereits vor Studienbeginn mehrere Brückenkurse<br />
(beispielsweise im Fach Mathematik) <strong>an</strong>.<br />
Bachelorstudieng<strong>an</strong>g<br />
Der Bachelorstudieng<strong>an</strong>g stellt die erste Stufe in der<br />
<strong>Bauingenieurausbildung</strong> dar, die 7 Semester dauert,<br />
insgesamt mit 210 Kreditpunkten (ECTS) bewertet<br />
wird und jeweils im Wintersemester (Anf<strong>an</strong>g Oktober)<br />
beginnt. Dieser Studieng<strong>an</strong>g schließt mit dem akademischen<br />
Grad Bachelor of Engineering (B.Eng.) ab,<br />
der einerseits einen berufsqualifizierenden Zug<strong>an</strong>g<br />
zum Arbeitsmarkt und <strong>an</strong>dererseits den Zug<strong>an</strong>g zum<br />
konsekutiven dreisemestrigen Masterstudieng<strong>an</strong>g ermöglicht.<br />
Modulübersicht Bachelorstudieng<strong>an</strong>g<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
Ingenieurmathematik I - Baukonstruktion I - Baustoffkunde I -<br />
Baumech<strong>an</strong>ik I - Recht + Wirtschaft - Wahlpflichtfach 1 – Arbeitssicherheit<br />
Ingenieurmathematik II - Baukonstruktion II - Baustoffkunde II -<br />
Baumech<strong>an</strong>ik II – Informatik - Wahlpflichtfach 2 –<br />
Wahlpflichtfach 3<br />
Massivbau I – Fertigungstechnik – Bauphysik - Baumech<strong>an</strong>ik III –<br />
Bodenmech<strong>an</strong>ik - Straßenwesen I – Fachenglisch - Beleg Bauphysik<br />
Massivbau II - Baubetriebswirtschaft – Stahlbau – Vermessungskunde -<br />
Grundbau I – Hydromech<strong>an</strong>ik - Wahlpflichtfach 4 - Beleg<br />
Baubetriebswirtschaft<br />
Grundbau II / Geotechnik/Umwelttechnik - Stahlbau/Holzbau -<br />
Siedlungswasserwirtschaft - Bauinformatik I - Straßenwesen II -<br />
Baukonstruktion III - Wahlpflichtfach 5 - Beleg Stahlbetonbau<br />
Wasserbau/Wasserwirtschaft I - Bauorg<strong>an</strong>isation/ Bauvertragswesen -<br />
Massivbau III - Straßenwesen III - Bauinformatik II - Vertiefung BBP, KIS<br />
oder VWU<br />
7 Ingenieurpraktikum – Praktikumswoche - Bachelorarbeit<br />
In den 7 Semestern werden die wesentlichen Grundlagen<br />
der <strong>Bauingenieurausbildung</strong> auf breiter Fachbasis<br />
vermittelt.<br />
Gleichzeitig findet während des 6. Semesters eine Spezialisierung<br />
in einzelne Vertiefungsrichtungen statt.<br />
Dadurch sollen den Studierenden in ausgewählten Fächern<br />
vertiefte Kenntnisse vermittelt und gleichzeitig<br />
der Überg<strong>an</strong>g in das Masterstudium erleichtert werden.<br />
25
Weiterhin ermöglicht die Vertiefung eine den individuellen<br />
Neigungen der Studierenden entsprechende<br />
Vorbereitung auf einzelne Ingenieurdisziplinen des<br />
Arbeitsmarktes.<br />
Während des darauf folgenden 7. Semesters wird ein<br />
12wöchiges Ingenieurpraktikum absolviert, auf das<br />
eine achtwöchige Abschlussarbeit (Bachelorarbeit)<br />
folgt. Durch diese sukzessive Vorgehensweise wird<br />
der Kontakt zwischen den Studierenden und der Baupraxis<br />
ermöglicht.<br />
Gleichzeitig bietet sich die Möglichkeit, durch eine<br />
gemeinsam durch Hochschule und Vertreter der Baupraxis<br />
betreute <strong>an</strong>schließende Bachelorarbeit, den<br />
Kontakt zu intensivieren.<br />
Nicht zuletzt wegen dieser Konzeption des Studiums<br />
besitzt der siebensemestrige Bachelorstudieng<strong>an</strong>g<br />
der <strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong> eine hohe Akzept<strong>an</strong>z in der<br />
Baupraxis.<br />
Masterstudiengänge<br />
Der Masterstudieng<strong>an</strong>g stellt die zweite Stufe des<br />
konsekutiven Bauingenieurstudiums <strong>an</strong> der <strong>Fachhochschule</strong><br />
<strong>Erfurt</strong> dar, die 3 Semester dauert, insgesamt<br />
mit 90 Kreditpunkten (ECTS) bewertet wird und jeweils<br />
im Sommersemester (Ende März) beginnt.<br />
Das konsekutive Masterstudium k<strong>an</strong>n aufnehmen,<br />
wer die allgemeinen und besonderen Zug<strong>an</strong>gsvoraussetzungen<br />
erfüllt, d.h. das erste Hochschulstudium<br />
oder das Studium <strong>an</strong> der Berufsakademie mit 210 Kreditpunkten<br />
(ECTS) und mindestens der Gesamtnote<br />
„Gut“ abgeschlossen hat.<br />
Je nach fachlichem Interesse der Studierenden k<strong>an</strong>n<br />
zwischen zwei Studienrichtungen gewählt werden:<br />
> Konstruktiver Ingenieurbau,<br />
> Tiefbau, M<strong>an</strong>agement und urb<strong>an</strong>e Infrastruktur.<br />
Modulübersicht Masterstudieng<strong>an</strong>g<br />
Konstruktiver Ingenieurbau<br />
26<br />
1<br />
2<br />
Grundbau - Ingenieurmathematik - Mech<strong>an</strong>ik - Bauen im Best<strong>an</strong>d I -<br />
Massivbau - Wahlpflichtfach 1 - Wahlpflichtfach 2 - Projekt<br />
Baubetriebswirtschaft - Ingenieurbauwerke - Stahlbau/Stahlverbundbau -<br />
Bauen im Best<strong>an</strong>d II - Angew<strong>an</strong>dte Informatik - Wahlpflichtfach 3 -<br />
Wahlpflichtfach 4 - Wahlpflichtfach 5 - Projekt<br />
3 Projekt - Kommunikationstechnik - Master Thesis mit Kolloquium<br />
Das Masterstudium schließt nach 3 Semestern mit<br />
dem akademischen Grad Master of Engineering<br />
(M. Eng.) ab.<br />
Der Abschluss ermöglicht auf dem Arbeitsmarkt den<br />
Zug<strong>an</strong>g zum höheren öffentlichen Dienst.<br />
Weiterhin besteht nach dem erfolgreichen Abschluss<br />
des Masterstudiums die Möglichkeit, sich im Rahmen<br />
einer Promotion wissenschaftlich zu qualifizieren.<br />
Das Masterstudium zeichnet sich neben dem vertieften<br />
Studium einzelner Ingenieurdisziplinen dadurch<br />
aus, dass im Rahmen von Projektarbeiten sowie der<br />
abschließenden Master Thesis erneut die Möglichkeit<br />
besteht, den bis dahin aufgebauten Kontakt zur Baupraxis<br />
zu intensivieren sowie wissenschaftliche Grundkenntnisse<br />
zu erlernen.<br />
Modulübersicht Masterstudieng<strong>an</strong>g<br />
Tiefbau, M<strong>an</strong>agement und urb<strong>an</strong>e Infrastruktur<br />
1<br />
2<br />
Grundbau - Vermessung DGM und GIS - Bauverfahrenstechnik - Urb<strong>an</strong>er<br />
Wasserbau - Projektm<strong>an</strong>agement - Wahlpflichtfach 1 - Wahlpflichtfach 2 -<br />
Projekt<br />
Baubetriebswirtschaft - Straßenbau und Umwelt - Spezialtiefbau –<br />
Ver- und Entsorgungstechnik - Software im Tiefbau - Wahlpflichtfach 3 -<br />
Wahlpflichtfach 4 - Wahlpflichtfach 5 - Projekt<br />
3 Projekt - Kommunikationstechnik - Master Thesis mit Kolloquium
28<br />
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Absolventen melden sich zu Wort:<br />
Name: Jens Schikowski<br />
Wohnort: Bad Lobenstein<br />
Abschluss: Dipl.- Ing. (FH)<br />
Abschlussjahr: 1998/1999<br />
Tätigkeit nach dem Studium: Statiker<br />
Tätigkeit heute: Statiker<br />
Meine spont<strong>an</strong>e Erinnerung <strong>an</strong> die Studienzeit:<br />
M<strong>an</strong> behält weitestgehend nur die schönen Dinge im<br />
Kopf; spont<strong>an</strong> fällt mir ein Spruch von Prof. Schmidt (Mathe)<br />
ein, über den ich heute herzhaft lachen k<strong>an</strong>n; „Ihr<br />
Problem ist nicht das Verständnis der höheren, sondern<br />
das Verständnis der niederen Mathematik“.<br />
Das hat mir am Studium besonders gut gefallen:<br />
Das „familiäre“ Verhältnis; kleine Seminargruppen, Nähe<br />
zu den Lehrenden, die damals ja teilweise noch im gleichen<br />
Wohnheim wohnten…<br />
Das hat mir am Studium überhaupt nicht gefallen:<br />
Der Druck, welcher zeitweise da war ;-)<br />
Mein Tipp <strong>an</strong> die heutigen Studierenden: Nicht aufgeben!<br />
Nicht alles zu Ernst nehmen! Und immer wieder fragen,<br />
fragen, fragen !<br />
Das wollte ich schon immer mal sagen: Es war eine<br />
schöne Zeit, trotz m<strong>an</strong>chem Stress. Ich bin d<strong>an</strong>kbar für<br />
die erhaltene Ausbildung, auch wenn diese Reflektion<br />
sicher seine Zeit gebraucht hat. Ich wünsche mir, dass<br />
die Lehrenden auch weiterhin zeigen, dass sie Menschen<br />
sind, keine un<strong>an</strong>tastbaren Personen, dass sie Menschen<br />
sind, die Fehler haben (können). Ich wünsche mir weiterhin,<br />
dass diese soziale Nähe ein Aushängeschild der FHE<br />
wird, denn ich bin der festen Überzeugung, dass soziale<br />
Nähe und respektvoller, freundschaftlicher Umg<strong>an</strong>g etwas<br />
ist, was jeder Mensch sucht und braucht, besonders<br />
in einer Gesellschaft, in der soziale Nähe als Schwäche<br />
gilt, in der der Einzelne nur noch isoliert betrachtet und<br />
kalkuliert wird, ohne zu sehen, dass eine Gesellschaft aus<br />
nur Individualisten nicht überleben k<strong>an</strong>n. Auch aus diesem<br />
Grund denke ich, dass die FH (speziell die Bauingenieure)<br />
noch mehr Wert auf die Identifikation der Studierenden<br />
mit der Hochschule legen sollte (warum nicht mal<br />
Merch<strong>an</strong>dising). Lassen Sie die FH und ihre Studierenden<br />
zu einer Art Familie werden, eine Familie auf die alle stolz<br />
sein können.<br />
29
Fachschaftsrat<br />
Bauingenieurwesen -<br />
Wir können mehr<br />
als nur feiern<br />
C<strong>an</strong>d. B.Eng. Georg Thessm<strong>an</strong>n<br />
Auf jeder Ver<strong>an</strong>staltung der <strong>Fachhochschule</strong> laufen sie<br />
herum, die unermüdlichen Arbeiter in schwarzen Poloshirts<br />
mit FH <strong>Erfurt</strong> Logo.<br />
Sie org<strong>an</strong>isieren Fußballturniere, Erstsemesterpartys<br />
(Bild oben) und Straßenfeste (Bild 2.v.o.). Sie streiten<br />
in Gremien für die Bel<strong>an</strong>ge der Fachrichtung und org<strong>an</strong>isieren<br />
Buchbestellungen, damit auch jeder Studierende<br />
rechtzeitig zum Studienbeginn ein Exemplar<br />
des Schneiders (die „Bibel“ des Bauingenieurs) in den<br />
Händen hält. Sie helfen den Professoren bei Projekten<br />
und repräsentieren die Fachrichtung auch auf Ver<strong>an</strong>staltungen,<br />
wie beispielsweise dem Hochschulinfotag<br />
(Bild 2.v.u.). Sie geben ihre erworbenen Kenntnisse mit<br />
Begeisterung <strong>an</strong> die neuen Semester weiter. Sie sind<br />
der Mörtel, der das Mauerwerk der Fachrichtung zusammenhält,<br />
die Schnittstelle zwischen Professoren<br />
und Studentenschaft.<br />
Die Rede ist von den fl eißigen Mitgliedern der Fachschaft<br />
Bauingenieurwesen, die in selbstlosem Eifer - in<br />
m<strong>an</strong>chen Jahrgängen kritisch unterbesetzt, in <strong>an</strong>deren<br />
mit leistungsstarker Mitgliederzahl - den kulturellen<br />
Aktivitäten rund ums Studium Leben einhauchen.<br />
Die Arbeit in der Fachschaft wird nicht vergütet, doch<br />
sie erzeugt synergetische Effekte, die die Atmosphäre<br />
<strong>an</strong> der <strong>Fachhochschule</strong> befruchten und somit den<br />
Studienort <strong>Erfurt</strong> - durch eine vitale Studentenkultur<br />
- noch attraktiver machen.<br />
In den verg<strong>an</strong>genen <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n hat es die Fachschaft<br />
Bauingenieurwesen geschafft, sich in eine fi n<strong>an</strong>ziell<br />
günstige Lage zu bringen und wird auch in Zukunft<br />
bemüht sein, die Bauingenieure - als eine der großen<br />
Fachrichtungen der <strong>Fachhochschule</strong> mit über 300 Studierenden<br />
- würdig zu vertreten.<br />
30
Wie ich Bauingenieur wurde -<br />
Ein Professor erinnert sich<br />
Prof. Dr.- Ing. Rainer Matthes<br />
„Werde Statiker, da k<strong>an</strong>nst du gutes Geld verdienen„<br />
sagte mein Vater. Er musste es wissen, denn von Berufswegen<br />
hatte er die Honorarrechnungen des Hausstatikers<br />
seiner Firma sachlich richtig zu zeichnen.<br />
Es waren Sommerferien und das letzte Schuljahr vor<br />
dem Abitur st<strong>an</strong>d mir bevor. Bis zu dem Zeitpunkt<br />
hatte ich mir noch keine tiefgründigen Ged<strong>an</strong>ken über<br />
meinen zukünftigen Beruf gemacht. Ich war <strong>an</strong> allem<br />
Möglichen interessiert, aber ohne besondere Vorlieben.<br />
Am besten wusste ich, was ich nicht studieren<br />
wollte, z.B. Medizin und <strong>an</strong>dere Gebiete, wo m<strong>an</strong> viel<br />
lernen musste. Also beg<strong>an</strong>n ich, mir ernsthafte Ged<strong>an</strong>ken<br />
über mich und meinen zukünftigen Berufsweg zu<br />
machen. Der Termin für eine Studienplatzbewerbung<br />
rückte immer näher und so war mir auch jeder gut<br />
gemeinte Ratschlag recht. Bis zu diesem Zeitpunkt<br />
wechselten meine Berufsvorstellungen im Wochenrhythmus.<br />
Eine älterer Freund, auf den ich große Stücke hielt,<br />
weil er klug, vielseitig interessiert und auch sonst ein<br />
„originelles Haus“ war, beg<strong>an</strong>n gerade ein Geophysik-<br />
Studium <strong>an</strong> der Uni in Leipzig, zu dem er als besonders<br />
geeignet zugelassen worden war. Die Aussicht auf<br />
spätere Erkundungen von Bodenschätzen in Mosambique<br />
ließ mir diesen Beruf interess<strong>an</strong>t erscheinen. Da<br />
ich aber kein guter Sozialist war (also kein Nomenklatur-Kader),<br />
wäre der Einsatzort Ural wohl wahrscheinlicher<br />
gewesen. Nach den ersten Eindrücken meines<br />
Freundes vom Studium, wo er in Mathe und Physik wenig<br />
bis gar nichts verst<strong>an</strong>d (obwohl besonders geeignet),<br />
ließ mich von dieser Schinderei mit ungewissem<br />
Ausg<strong>an</strong>g Abst<strong>an</strong>d nehmen. Als nächstes erschien mir<br />
der Beruf des Journalisten interess<strong>an</strong>t. Doch nach genauerem<br />
Nachdenken erk<strong>an</strong>nte ich, dass ich dieses Berufsbild<br />
mit den Auftritten von Peter Scholl-Latour im<br />
Westfernsehen verwechselt hatte.<br />
Jetzt beg<strong>an</strong>n ich kritisch über meine Eignungen nachzudenken.<br />
Es sollte schon ein praktischer Beruf sein,<br />
bei dem naturwissenschaftliche Fächer wichtig waren.<br />
Das könnte ein Beruf im Bauwesen sein, wie schon<br />
32<br />
mein Vater meinte. Da denkt m<strong>an</strong> als Laie zuerst <strong>an</strong><br />
Architekt, eigentlich nur <strong>an</strong> Architekt. Der Bauingenieur<br />
ist allgemeinen unbek<strong>an</strong>nt. Mein Vater, der auch<br />
mit Architekten gut bek<strong>an</strong>nt war (siehe Honorar), verhalf<br />
mir zum Besuch einer Architektur-Fakultät. Dort<br />
führte mich ein sehr netter Professor mit Fliege durch<br />
die Räume und erläuterte mir die wesentlichen Fächer.<br />
Den Abschluss bildete d<strong>an</strong>n der Besuch bei zwei Diplom<strong>an</strong>den<br />
in einem kleinen „Kabuff“ unter dem Dach.<br />
Sie waren gerade bei der Fertigstellung ihres ca. 40sten<br />
A0-Pl<strong>an</strong>es (gefertigt mit H<strong>an</strong>d, Ziehfeder und Zeichenmaschine).<br />
Obwohl mir die Aussicht auf eine Fliege<br />
als Berufskennzeichen sehr gefiel, musste ich meine<br />
persönliche Nichteignung <strong>an</strong>erkennen, die auch durch<br />
eine gewisse Ungeduld und Faulheit ergänzt wurde.<br />
So erschien der Hinweis meines Vaters auf ein zu erwartendes<br />
gutes Einkommen als Statiker (also Bauingenieur)<br />
ein ausreichender Grund zu sein, mich für<br />
ein mir bis dahin noch nicht bek<strong>an</strong>ntes Studium zu<br />
entscheiden. Begünstigt wurde die Entscheidung noch<br />
dadurch, dass der Studienort nicht weit von zu Hause<br />
entfernt war. Das hatte Vorteile für meine Verpflegung<br />
und die Beh<strong>an</strong>dlung meiner schmutzigen Wäsche.<br />
Bei der zweitägigen Aufnahmeprüfung muss ich wohl<br />
einen guten Eindruck hinterlassen haben, was die Studierfähigkeit<br />
betraf. Auf die Frage der Kommission,<br />
was ich mir unter dem Beruf Bauingenieur vorstellen<br />
würde, viel mir aber nicht viel ein außer „Brücke und<br />
Statiker“. Dieses M<strong>an</strong>ko konnte durch das Studium ja<br />
beseitigt werden und so durfte ich ein Jahr später sehr<br />
stolz mit dem Bauingenieur-Studium beginnen.<br />
Zu Beginn wurde nicht gleich studiert, sondern erst<br />
einmal vier Wochen in Mecklenburg auf dem Bau gearbeitet.<br />
Wir hatten dort, wo sich Hund und Katz „Gute<br />
Nacht“ sagen, Fundamente für Gebäude, Abwasserleitungen<br />
etc. für die LPG zu bauen. Geleitet wurden<br />
die Arbeiten von einem Bauleiter. Kommilitonen, die<br />
„vom Fach“ waren, ern<strong>an</strong>nten sich zu Hilfsbauleitern.<br />
Alle Anderen ohne Bauberuf, zu denen ich gehörte,<br />
hatten die schweren H<strong>an</strong>dl<strong>an</strong>gerarbeiten zu erledigen.
So war ich <strong>an</strong> m<strong>an</strong>chen Abenden körperlich so erschöpft,<br />
dass ich dem obligatorischen Kneipeng<strong>an</strong>g mit „studentischem<br />
Umtrunk“ entsagen musste. Das wiederholte<br />
sich nochmal zu Beginn des zweiten Studienjahres.<br />
In den darauffolgenden <strong>Jahre</strong>n waren diese vier Wochen<br />
als Ingenieurpraktika <strong>an</strong>gelegt, was mir besser<br />
gefiel.<br />
So beg<strong>an</strong>n mein elfsemestriges Studium, welches ich<br />
erst einmal zügig durchstehen wollte und d<strong>an</strong>ach<br />
konnte m<strong>an</strong> weitersehen. Glücklicherweise waren die<br />
ersten Semester Theorie-Semester. Das war im Grunde<br />
genommen die Fortführung des Unterrichts, wie<br />
ich ihn vom Gymnasium her k<strong>an</strong>nte und damit hatte<br />
ich keine Probleme. Im Hauptstudium mit den Bemessungsfächern<br />
machte sich die fehlende Baupraxis bemerkbar.<br />
Da hatte ich doch einiges nachzuholen. Für<br />
die abschließende Vertiefung wählte ich den Stahlbau<br />
insbesondere deshalb, weil mir das Personal des Lehrstuhls<br />
sympathisch war (zum Ordinarius habe ich noch<br />
heute Kontakt).<br />
Während des Studiums machte ich mir noch keine Ged<strong>an</strong>ken<br />
über meine zukünftige Berufstätigkeit. Vielmehr<br />
genoss eine abwechslungsreiche Studienzeit,<br />
in der das studieren nicht immer im Mittelpunkt des<br />
Tagesablaufs st<strong>an</strong>d.<br />
Und d<strong>an</strong>n war es plötzlich doch soweit. Die Diplomhauptprüfungen<br />
waren abzulegen und gleichzeitig<br />
erfolgte die Absolventenvermittlung. Aber ich wollte<br />
noch nicht in die Praxis und meinen vertrauten, geliebten<br />
Studienort verlassen. Einen Zeitgewinn hätte<br />
ich erreichen können, indem ich als wissenschaftlicher<br />
Assistent <strong>an</strong> einem Lehrstuhl verblieb und vielleicht<br />
sogar promovierte. Durch einen „Fehler vom Amt“<br />
wurde mir d<strong>an</strong>n ein Forschungsstudium <strong>an</strong>geboten.<br />
Dieses Studium sollte eigentlich nur den Nomenklatur-<br />
Kadern vorbehalten bleiben, aber ich nahm den Studienplatz<br />
gern <strong>an</strong>. So hatte ich noch Studentenstatus,<br />
bekam ein kleines Stipendium und konnte konzentriert<br />
forschen und <strong>an</strong> meiner Dissertation arbeiten.<br />
Und d<strong>an</strong>n kam auch meine erste praktische Bewährung.<br />
Kurz vor Weihnachten erschien auf Empfehlung<br />
meines Statik-Dozenten ein Betriebsleiter in meiner<br />
Forschungsstube. Er hätte noch Geld übrig und wollte<br />
dafür noch bis Sylvester eine Kr<strong>an</strong>bahn in seiner Produktionshalle<br />
errichtet haben. Dazu brauchte er von<br />
mir eine Statik und die Ausführungspläne. Andere Pl<strong>an</strong>er<br />
waren nicht bereit, über die Festtage zu arbeiten.<br />
So kam meine Stunde.<br />
33
Während ich über die Festtage die Statik aufstellte<br />
und die Pläne zeichnete, wuchsen mit der Zeit auch<br />
meine Honorarvorstellungen, die d<strong>an</strong>n <strong>an</strong>st<strong>an</strong>dslos<br />
beglichen wurden und meiner Frau und mir eine Weihnachtsüberraschung<br />
in Form einer Stereo-Radio<strong>an</strong>lage<br />
ermöglichte. Nach Neujahr konnte ich das erste von<br />
mir gepl<strong>an</strong>te kleine Ingenieurbauwerk besichtigen. Da<br />
st<strong>an</strong>d nun die Stahlkonstruktion vor mir, wie ich sie<br />
gepl<strong>an</strong>t hatte. Der Zusammenbau hatte geklappt, weil<br />
die Einzelteilzeichnungen stimmten, jede Schraube<br />
k<strong>an</strong>nte ich schon vom Pl<strong>an</strong> und traf sie nun persönlich.<br />
Gedachtes war Realität geworden. D<strong>an</strong>n fuhr der<br />
Brückenkr<strong>an</strong> reibungslos und da stellte sich ein wunderbares<br />
Gefühl ein, eine Mischung aus Überraschung<br />
und d<strong>an</strong>n Genugtuung und auch Stolz.<br />
Es war soweit, jetzt wollte ich in die Praxis.<br />
Leider waren die Zeiten der Freiberufler mit den guten<br />
Honoraren vorüber. Der Sozialismus hatte sie abgeschafft.<br />
So hatte sich meines Vaters Vision vom Statiker-Sohn<br />
im Hinblick auf ein hohes Einkommen leider<br />
nicht mehr erfüllt. Aber Geld ist bek<strong>an</strong>ntlich nicht alles.<br />
Dafür hatte ich einen Beruf mit regelmäßigen unentgeltlichen<br />
Verköstigungen bei diversen Richtfesten,<br />
wo sich immer dieses schöne Gefühl der ersten Kr<strong>an</strong>bahn<br />
einstellte.<br />
34<br />
Wir suchen junge Bauingenieure!!!<br />
Die Schmalkaldener Bau GmbH ist ein leistungsfähiges Bauunternehmen, das auf eine l<strong>an</strong>gjährige Tradition zurückblicken k<strong>an</strong>n und somit über<br />
einen reichen Erfahrungsschatz in nahezu allen Bereichen der Bauhaupt- und Nebengewerke verfügt.<br />
Unsere, am 29. Juni 1990 gegründete Gesellschaft, ging aus dem, seit 1969 bestehenden Kreisbaubetrieb Schmalkalden, hervor. Wir beschäftigen<br />
heute 60 Mitarbeiter und führen Hoch- und Tiefbauleistungen aus.<br />
Im Hochbau konzentrieren wir uns auf den Industrie- und Gewerbebau und den Wohnungsbau, wobei wir bei unseren Leistungsofferten stets die<br />
schlüsselfertige Errichtung bzw. Übergabe <strong>an</strong>bieten. Darüber hinaus sind wir auch im Umbau sowie in der Reparatur und S<strong>an</strong>ierung erfolgreich<br />
tätig.<br />
Unser Leistungsspektrum im Tiefbau erstreckt sich vom allgemeinen sowie spezialisierten Straßenbau, bis hin zur Errichtung und Gestaltung<br />
eindrucksvoller Außen<strong>an</strong>lagen. So sind wir in der Lage, ein vollständiges, komplexes Bauvorhaben mit der Erschließung, der Errichtung und der<br />
abschließenden Gestaltung des Außenbereiches zu realisieren.<br />
Sind Sie <strong>an</strong> einer Stelle in unserem Unternehmen interessiert?<br />
Kontaktieren Sie uns bitte unter:<br />
Schmalkaldener Bau GmbH<br />
Frau Sigrun Kössel<br />
Fr<strong>an</strong>k-Luck-Str. 8<br />
98587 Springstille<br />
Tel.: 036847/430-0<br />
Fax: 036847/430-<strong>20</strong><br />
E-Mail: personal@sm-bau.de<br />
Und eines Tages, nach vielen Berufsjahren hier und<br />
<strong>an</strong>derswo, st<strong>an</strong>d eine große Bautafel neben der Freitreppe<br />
am <strong>Erfurt</strong>er Dom mit meinem Namen als Tragwerkspl<strong>an</strong>er<br />
darauf. Das zu lesen, hätte meinen Vater<br />
sehr gefreut.
Absolventen melden sich zu Wort:<br />
Name: Katrin Döller<br />
Wohnort: Meiningen<br />
Abschluss: Dipl.- Ing. (FH), Schwerpunkt Verkehr-Wasser-<br />
Umwelt<br />
Abschlussjahr: <strong>20</strong>09<br />
Tätigkeit nach dem Studium: <strong>20</strong>09 – <strong>20</strong>11: Pl<strong>an</strong>ungsingenieur<br />
in der Straßen- und Tiefbaupl<strong>an</strong>ung in einem Ingenieurbüro<br />
Tätigkeit heute: Straßenpl<strong>an</strong>er in einem Ingenieurbüro –<br />
dafür habe ich studiert<br />
Meine spont<strong>an</strong>e Erinnerung <strong>an</strong> die Studienzeit:<br />
Das Studium war ein Stück Unbeschwertheit, eine Auszeit<br />
vom Arbeitsleben. Ich erinnere mich <strong>an</strong> Exkursionen und<br />
die vielen Ferien, aber auch <strong>an</strong> zahlreiche Belege, viele<br />
Stunden abendlichen Lernens und Büffeln für Prüfungen.<br />
Das hat mir am Studium besonders gut gefallen:<br />
Während meiner Studienzeit habe ich vielfältige Unterstützung<br />
von vielen meiner Professoren erfahren. Sei es<br />
durch besondere Rücksicht auf meine familiäre Situation<br />
und die tägliche Fahrstrecke von Meiningen nach <strong>Erfurt</strong><br />
oder die sehr gute Betreuung meiner Abschlussarbeiten.<br />
Das hat mir am Studium überhaupt nicht gefallen:<br />
Leider gab es in unserem Jahrg<strong>an</strong>g einen sehr „speziellen“<br />
Professor, der uns Studierenden das Leben extrem<br />
erschwert hat. So habe ich für dieses Fach (Insider wissen,<br />
welches ich meine) unverhältnismäßig viel Zeit aufgewendet.<br />
Einige meiner Kommilitonen erreichten deswegen<br />
das Ziel leider nicht!<br />
Mein Tipp <strong>an</strong> die heutigen Studierenden: Macht Euch<br />
schon während des Studiums Ged<strong>an</strong>ken über Eure späteren<br />
beruflichen Pläne und richtet Euer Studium gezielt<br />
darauf aus. Praktika in entsprechenden Firmen können<br />
„Türöffner“ sein. Ihr könnt Euch interess<strong>an</strong>te Firmen herauspicken<br />
und unverbindlich „unter die Lupe nehmen“.<br />
Diese Ch<strong>an</strong>ce hat m<strong>an</strong> nur als Student. Durch geschickt<br />
gewählte Abschlussarbeiten zeigt Ihr Euer Interesse für<br />
ein bestimmtes Gebiet. Damit könnt Ihr bei Bewerbungen<br />
punkten.<br />
Das wollte ich schon immer mal sagen: Ich hätte es<br />
begrüßt, wenn ich mich bereits im Bachelorstudieng<strong>an</strong>g<br />
für meine Vertiefungsrichtung hätte entscheiden können.<br />
So hätte ich mich noch gezielter auf mein Tätigkeitsfeld<br />
vorbereiten können.<br />
35
Labore für Lehre und Forschung - Wichtige Eckpfeiler<br />
für eine praxisorientierte Ausbildung<br />
Prof. Dr.- Ing. Volker Spork<br />
Im Labor (vom Lateinischen laborare = arbeiten, sich<br />
<strong>an</strong>strengen, sich abmühen, auf etwas brennen, auf etwas<br />
hinarbeiten) soll in Ergänzung zum Hörsaal Praktisches<br />
gelernt werden, um durch Versuche und Tests<br />
den Umg<strong>an</strong>g mit bestimmten Geräten und Software<br />
<strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von beispielhaften Aufgabenstellungen zu<br />
schulen oder einfach nur Sachverhalte zu ver<strong>an</strong>schaulichen.<br />
Seit alters ist dies ein wesentlicher Eckpfeiler in<br />
der ingenieurpraktischen und -wissenschaftlichen Ausbildung.<br />
Auch <strong>an</strong> der Fachrichtung Bauingenieurwesen der <strong>Fachhochschule</strong><br />
<strong>Erfurt</strong> waren vom ersten Semester <strong>an</strong> Laborver<strong>an</strong>staltungen<br />
Best<strong>an</strong>dteil des Curriculums. Dies<br />
geschah zunächst in den Erdgeschoss- bzw. Kellerräumen<br />
im Gebäude der Werner-Seelenbinder-Straße mit<br />
tatkräftiger Unterstützung der seinerzeit m<strong>an</strong>chmal<br />
spöttisch „Kellerkinder“ gen<strong>an</strong>nten Labormitarbeiter<br />
36<br />
und seit <strong>20</strong>08 d<strong>an</strong>n auf dem Campus der Altonaer<br />
Straße.<br />
Der eigentliche Aufbau der Labore in der Werner-Seelenbinder-Straße<br />
beg<strong>an</strong>n 1993 mit dem Bereich der<br />
Bauchemie und wurde bis 1996 mit dem Wasserbaulabor<br />
abgeschlossen. Bereits im Jahr <strong>20</strong>05 konnten<br />
die der Fachrichtung zugewiesenen Räumlichkeiten<br />
der Wolfg<strong>an</strong>g-Storm-Laborhalle (Haus 10) auf dem<br />
Campusgelände bezogen werden. Hierzu gehören<br />
eine Großraumklimakammer und ein Schalungsfeld im<br />
Hallenbereich, das Gipsmörtelarchiv und im Obergeschoss<br />
ein Pl<strong>an</strong>ungslabor für den konstruktiven Ingenieurbau<br />
und die S<strong>an</strong>ierung.<br />
Mit Fertigstellung des neuen Laborgebäudes im Bereich<br />
der Altonaer Straße im Frühjahr <strong>20</strong>08 rückte<br />
endlich der l<strong>an</strong>gersehnte Umzug in greifbare Nähe.
Allerdings sollte zunächst das laufende Semester pl<strong>an</strong>mäßig<br />
beendet werden, so dass die vorlesungsfreie<br />
Sommerpause zum Packen, Umziehen, Auspacken und<br />
zur Wiederinbetriebnahme genutzt wurde.<br />
Dass dies leichter gesagt als get<strong>an</strong> war, zeigt die Umsetzung<br />
der großen Prüfmaschine, für deren Abtr<strong>an</strong>sport<br />
eigens ein W<strong>an</strong>ddurchbruch im Gebäude in der<br />
Werner-Seelenbinder-Straße hergestellt werden musste<br />
(Bild o.l.).<br />
Zu Beginn des Wintersemesters <strong>20</strong>08/<strong>20</strong>09 waren alle<br />
Labore einsatzbereit und der reguläre Lehrbetrieb<br />
konnte <strong>an</strong> neuer Stelle wieder aufgenommen werden.<br />
Dass dies ohne Verzögerungen und Störungen möglich<br />
war, ist der hervorragenden Arbeit aller Labormitarbeiter<br />
zu verd<strong>an</strong>ken.<br />
Im Rahmen des Neubaus des Laborgebäudes konnten<br />
zusätzlich Mittel für die Erstausstattung der neuen<br />
Labore genutzt werden, so dass sich die im Jahr <strong>20</strong>11<br />
vorh<strong>an</strong>dene Infrastruktur wie folgt darstellt.<br />
Im Haus 9, dem neuen Laborgebäude (Bild o.r.) befinden<br />
sich alle klassischen Einrichtungen einschließlich<br />
der Büroräume für die Mitarbeiter unter einem Dach:<br />
Baustofflabor, Betonlabor, Chemielabor, Grundbaulabor,<br />
Mech<strong>an</strong>ische Prüfungen, Messtechniklabor, Mörtellabor,<br />
Straßenbaulabor und Wasserbaulabor.<br />
Computer-Labore gehören im Rahmen der praxisnahen<br />
und modernen Ingenieurausbildung <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von Software<strong>an</strong>wendungen<br />
ebenfalls zum Laborkomplex der<br />
Fachrichtung. Die Mehrzahl dieser sogen<strong>an</strong>nten Pl<strong>an</strong>ungslabore<br />
ist im Stammhaus der Bauingenieure<br />
(Haus 5) untergebracht. Dazu gehören der EDV-Hörsaal<br />
oder auch CAD/FEM-Labor gen<strong>an</strong>nt, das Pl<strong>an</strong>ungslabor<br />
Baubetrieb/Projektm<strong>an</strong>agement und das<br />
Pl<strong>an</strong>ungslabor Verkehr-Wasser-Umwelt. Diese Computer-Labore<br />
sind neben stets aktueller Software jeweils<br />
mit moderner Rechner- und Drucktechnik ausgestattet<br />
und runden so die hervorragende Infrastruktur der<br />
Fachrichtung ab.<br />
Neben der studentischen Ausbildung wurde und wird<br />
auch erfolgreich in den Laboren der Fachrichtung Bauingenieurwesen<br />
geforscht. Hier seien beispielhaft die<br />
Projekte zur Gips-, Mörtel- und Holzforschung, die<br />
Arbeiten im Straßenbau und im Bereich der Rohrleitungss<strong>an</strong>ierung<br />
gen<strong>an</strong>nt.<br />
Dass Labore etwas mit der Wortherkunft zu tun haben<br />
und sowohl Anstrengung als auch Arbeit bedeuten,<br />
hängt nicht nur mit den h<strong>an</strong>dwerklichen Tätigkeiten<br />
und der Messwerterfassung bzw. -auswertung zusammen,<br />
sondern sicherlich auch mit den geistigen Anstrengungen<br />
für den Erkenntnisgewinn im Rahmen der<br />
damit bezweckten Ausbildung. Noch schöner wäre es<br />
natürlich, wenn alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
in den Laboren auch zukünftig davon ausgehen können,<br />
dass alle Studierenden nur so auf die Arbeit im<br />
Labor brennen …<br />
37
Ein Arbeitstag im Labor -<br />
Ohne uns geht nichts!<br />
Dipl.- Ing. Simone Fr<strong>an</strong>ke<br />
Wer ist „uns“? Wir, das sind Frau Dipl.-Ing. J<strong>an</strong>a<br />
Klingner (links), Frau Dipl.-Ing. Simone Fr<strong>an</strong>ke (rechts)<br />
und Herr Dipl.-Ing. (FH) Wolfg<strong>an</strong>g Hezel aus dem Laborbereich<br />
der Fachrichtung Bauingenieurwesen, zu<br />
Zeiten der Werner-Seelenbinder-Straße auch „Kellerkinder“<br />
gen<strong>an</strong>nt.<br />
07.00 Uhr: Alles ist noch dunkel. Doch l<strong>an</strong>gsam kommt<br />
Bewegung in das Laborgebäude. Frau Fr<strong>an</strong>ke kommt<br />
mit ihrem Auto aus Dachwig daher. Auch Herr Hezel<br />
aus Weimar und Frau Klingner mit dem Fahrrad aus<br />
<strong>Erfurt</strong> lassen nicht mehr l<strong>an</strong>ge auf sich warten. Guten<br />
Morgen und wie schaut´s denn heut aus. Was der Tag<br />
uns wohl bringen mag?<br />
Erst einmal Rechner hochfahren und E-Mails checken.<br />
Was steht heute sonst noch so auf dem Programm?<br />
Praktika in Beton, Baustoffen, Chemie, Wasser und<br />
Straße stehen <strong>an</strong>. Der Boden war letztes Semester<br />
schon <strong>an</strong> der Reihe. Und schon klingelt das erste Telefon.<br />
Herr Hezel wird gesucht für Untersuchungen am<br />
Beton und ein Termin für die nächste Woche vereinbart.<br />
08.00 Uhr: Jetzt heißt es, die Praktika vorzubereiten,<br />
Geräte warmlaufen lassen und bereitstellen.<br />
Der Rechner für den Spurbildungsversuch fährt nicht<br />
hoch. Noch einmal starten. Jetzt hat es geklappt, doch<br />
wer hat die Verbindung zum Gerät gekappt? Nach einigem<br />
hin und her k<strong>an</strong>n der Versuch d<strong>an</strong>n doch vorgeheizt<br />
werden. Währenddessen wartet Herr Hezel auf<br />
seine Studenten, die den am Tag vorher hergestellten<br />
Beton ausschalen sollen. Aber so früh, das ist für einen<br />
Studenten schon schwer.<br />
Frau Klingner fährt ihre chemischen Analysengeräte<br />
hoch, damit sie später gemeinsam mit den Studenten<br />
die Baustoffe auf ihre Zusammensetzung untersuchen<br />
k<strong>an</strong>n. Da kommt der erste Masterstudent und braucht<br />
die Thermokamera für seine Thesis. Herr Hezel erklärt<br />
ihm das Gerät und der Student k<strong>an</strong>n losziehen.<br />
Schon wieder klopft ein Student und will seine Bachelorarbeit<br />
los werden. Aber keiner ist da. Frau Büttner,<br />
die Sekretärin, hat Urlaub, Herr Liedloff, der zuständige<br />
Promovend, hat ebenfalls Urlaub und Herr Prof.<br />
Riedl ist zurzeit nicht im Haus. Also nimmt Frau Fr<strong>an</strong>ke<br />
die Arbeit entgegen.<br />
Frau Klingner wird zu einer Besprechung der Gleichstellungsbeauftragten<br />
gerufen.<br />
Die Prüfmaschine für Stahl will die Versuchswerte<br />
nicht ausspucken. Herr Hezel kämpft mit der Technik.<br />
Gleich beginnt das Praktikum, da muss es funktionieren.<br />
Endlich, aber was hatte er jetzt getippt? Ob dieser<br />
Schritt beim nächsten Mal wieder klappt?<br />
10.00 Uhr: Die Studenten warten in kleinen Gruppen<br />
auf den Einlass in die Labore Beton, Baustoffe und<br />
Wasser. Was wird es wohl heute für Überraschungen<br />
geben?<br />
Zuerst werden die Studenten belehrt. Zwei haben ihre<br />
Kittel vergessen. Nur ja nicht so weit nach vorn, sonst<br />
muss m<strong>an</strong> ja mitmachen. Halt! Es sind immer noch<br />
nicht alle vollzählig. Ein Student kommt nicht mehr, er<br />
hat schon aufgegeben.<br />
Jetzt aber los. Frau Fr<strong>an</strong>ke lässt mit ihren Studenten<br />
das Wasser rauschen und das Fließverhalten untersuchen,<br />
Herr Hezel zerdrückt den Beton und Frau<br />
Klingner, mit einer Gruppe, untersucht im Labor neben<strong>an</strong><br />
die betonagressiven Wässer und bauschädlichen<br />
Salze.<br />
11.30 Uhr: Vorlesungspause.<br />
Erneut kommen Studenten und möchten sich Gerätschaften<br />
ausleihen oder haben Fragen zu ihren Projekten.<br />
Bei Frau Fr<strong>an</strong>ke klingelt das Telefon. Herr Prof. Riedl<br />
ist es. Er möchte wissen, ob alles für das Straßenbaupraktikum<br />
um 12.00 Uhr vorbereitet ist.<br />
39
Die Frage k<strong>an</strong>n mit „Ja“ be<strong>an</strong>twortet werden. Gleich<br />
darauf klingelt es erneut. Herr Hezel, noch im Praktikum,<br />
wird gesucht und nicht gefunden und Herr Prof.<br />
Spork möchte von Frau Fr<strong>an</strong>ke wissen, wie es mit den<br />
Vorbereitungen für die Ausstellung zum „Thüringer<br />
Wasserkolloquium“ steht.<br />
12.00 Uhr: Die Praktika gehen weiter. Jetzt wird im<br />
Straßenbaulabor bei Frau Fr<strong>an</strong>ke und Herrn Prof. Riedl<br />
Asphalt hergestellt und Bitumen untersucht. „Hm<br />
riecht das gut.“<br />
Frau Klingner und Frau Prof. Nehring untersuchen weiter<br />
die Baustoffe und Herr Dr. Dellith und Herr Hezel<br />
stellen mit ihren Studenten Beton her.<br />
Einigen Studenten und Mitarbeitern knurrt l<strong>an</strong>gsam<br />
der Magen. Da k<strong>an</strong>n später die Mensa Abhilfe schaffen<br />
oder aber das mitgebrachte Brot.<br />
13.30 Uhr: Endlich Mittag.<br />
Auch beim Mittag können Fragen geklärt werden.<br />
40<br />
Herr Hezel k<strong>an</strong>n Herrn Prof. Schmidt die erfreuliche<br />
Mitteilung machen, dass die Prüfmaschine zum Abdrücken<br />
der „Türme für <strong>Erfurt</strong>“ endlich umgebaut ist<br />
und getestet werden k<strong>an</strong>n.<br />
14.00 Uhr: Das nächste Praktikum beginnt. Herr Hezel<br />
widmet sich erneut dem Beton, Frau Klingner den<br />
betonagressiven Wässern und Salzen und Frau Fr<strong>an</strong>ke<br />
dem Asphalt.<br />
Nebenbei, wenn die Studenten <strong>an</strong> der Reihe sind, wird<br />
noch geklärt, wer zum nächsten „Hochschulinformationstag“<br />
mitmacht, wer die Girls zum Girlsday betreut,<br />
wie die nächste Kinderuni abläuft und was m<strong>an</strong> mit<br />
den Schülern aus Großengottern alles <strong>an</strong>stellen wird.<br />
16.00 Uhr: L<strong>an</strong>gsam verabschieden sich alle und wünschen<br />
einen schönen Feierabend. Doch da kommt noch<br />
Herr Prof. Haenes und möchte gern einen Artikel über<br />
einen Arbeitstag im Labor für die Festzeitschrift haben.<br />
Aber das verschieben wir auf morgen. Bis morgen.<br />
Da ist wieder ein neuer Tag.
Internationaler Workshop CITY & TRAFFIC -<br />
Ein „Babylonisches“ Stimmengewirr<br />
Prof. Dr.- Ing. Hartmut Münch<br />
Im <strong>Jahre</strong> 1996 f<strong>an</strong>d der erste Workshop in <strong>Erfurt</strong> <strong>an</strong><br />
der FH statt, org<strong>an</strong>isiert vom Fachbereich Bauingenieurwesen.<br />
Es sollten bis zum Jahr <strong>20</strong>10 ohne Unterbrechung<br />
noch 14 solcher Workshops folgen – jedes Jahr<br />
<strong>an</strong> einer <strong>an</strong>deren europäischen Universität.<br />
Neben der FH <strong>Erfurt</strong> waren bisher die STU Bratislava,<br />
ISU Györ, TU Maribor, Gediminas Universität Vilnius,<br />
TU Krakau und die BOKU Wien Gastgeber für jeweils<br />
40 bis 45 Studenten und Dozenten.<br />
An dieser einwöchigen Ver<strong>an</strong>staltung nahmen bisher<br />
Studentinnen und Studenten aus den gastgebenden<br />
Universitäten sowie darüber hinaus aus Kroatien,<br />
Belgien, Fr<strong>an</strong>kreich, Sp<strong>an</strong>ien, Engl<strong>an</strong>d, Russl<strong>an</strong>d und<br />
Syrien teil.<br />
In international zusammengesetzten Gruppen wird<br />
im Verlaufe einer Woche eine aktuelle verkehrspl<strong>an</strong>erische<br />
Aufgabe der Gastgeberstadt bearbeitet. Dabei<br />
finden städtebauliche Prämissen besondere Berücksichtigung.<br />
Damit wird erreicht, dass die Hochschulgruppen<br />
nicht unter sich bleiben - die fachliche Ausein<strong>an</strong>dersetzung<br />
wird gefördert und die sprachliche<br />
Verständigung wird erzwungen - in Englisch oder<br />
Deutsch.<br />
Die Kooperation zwischen den Universitäten West- und<br />
Osteuropas wird hier praktiziert, die vom Bologna-Prozeß<br />
initiierte Angleichung der Ausbildungskonzepte<br />
erlebbar und überprüfbar. An m<strong>an</strong>chen Stellen wurden<br />
aber auch noch nicht überbrückbare Differenzen und<br />
Unterschiede sichtbar.<br />
Verkehrspl<strong>an</strong>ung ist inhaltlich untrennbar mit Stadtpl<strong>an</strong>ung,<br />
Freiraumpl<strong>an</strong>ung und <strong>an</strong>deren Fachdisziplinen<br />
verbunden. In den Arbeitsgruppen arbeiten<br />
Studenten der Fachrichtungen Bauingenieurwesen,<br />
Architektur, L<strong>an</strong>dschaftsarchitektur und Verkehrswesen<br />
zusammen. Die Arbeitsgruppen (4 bis 5 Studierende)<br />
sind international zusammengesetzt und auch<br />
der Leiter der Gruppe kommt aus einer jeweils <strong>an</strong>deren<br />
Universität. Damit wird die Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit<br />
unterschiedlichen nationalen Denkweisen und Erfahrungen<br />
sowie dem internationalen Vorschriftenwerk<br />
erzwungen.<br />
Die Ausbildung der Verkehrsingenieure und Verkehrspl<strong>an</strong>er<br />
wird im Rahmen der <strong>Bauingenieurausbildung</strong><br />
sehr stark auf die Zahl und die Formel orientiert.<br />
41
Das Seminar soll besonders die für Verkehrs- und<br />
Stadtpl<strong>an</strong>er wichtige <strong>an</strong>alytische und konzeptionelle<br />
Denkweise fördern. Deshalb sind nicht nur Verkehrspl<strong>an</strong>er<br />
der Bauingenieurgilde im Seminar, sondern<br />
auch <strong>an</strong>dere Fachdisziplinen.<br />
Das Seminar vermittelt über den fachlichen Inhalt<br />
hinaus den Austausch sozialer und kultureller Erfahrungen<br />
zwischen den Studenten. Die allabendlichen<br />
Begegnungen am Biertisch oder in den Weinstuben<br />
leisten einen nachhaltigen Eindruck und verstehen<br />
sich auch (ohne pathetisch zu werden) gewollt oder<br />
ungewollt als einen kleinen Beitrag in der Annäherung<br />
zwischen Ost- und Westeuropa.<br />
Beispiele dazu sind die Abschlussver<strong>an</strong>staltung in<br />
Modra im Weingut, in B<strong>an</strong>ska Stiavnica im Jazzkeller,<br />
beim Heurigen in Klosterneuburg und Tulln der Blumenstadt,<br />
beim ungarischen Wein in Györ oder im<br />
Bierkeller in Vilnius<br />
Die Notwendigkeit von Fremdsprachenkenntnissen<br />
tritt deutlich zutage, um nicht ’peinlich’ zu sagen,<br />
wenn mit Händen und Füßen geredet und gestritten<br />
wird. Nach dem Seminar werden gute Vorsätze wie<br />
zum Neuen Jahr formuliert: „..ich will mehr Fremdsprache<br />
lernen!“ Die persönliche Kontaktaufnahme<br />
zwischen den Dozenten initiiert weitergehende fachliche<br />
Zusammenarbeit. Aus dem Workshop sind vielfältige<br />
Kooperationsbeziehungen entst<strong>an</strong>den, so zum<br />
Beispiel mit Vilnus, Rostow am Don, Györ und Maribor.<br />
Der Ablauf dieses Seminar ist relativ stringent strukturiert:<br />
Sonntag ist Anreise, erstes Zusammentreffen am<br />
Abend als „warming up“-Phase<br />
Montag Offizielle Begrüßung durch die gastgebende<br />
Universität, Einteilung in Arbeitsgruppen, kleiner<br />
Stadtrundg<strong>an</strong>g zum Verständnis der regionalen Besonderheiten,<br />
Besichtigung des Gegenst<strong>an</strong>ds der Aufgabenstellung<br />
vor Ort, kleiner Stadtrundg<strong>an</strong>g, Beginn<br />
der Arbeit in den Gruppen<br />
Dienstag bis Donnerstag: Analysetätigkeit vor Ort:<br />
42<br />
z.B. Verkehrszählungen, Einsichtnahme in Pl<strong>an</strong>unterlagen,<br />
arbeitsteilige Entwurfsbearbeitung, Konsultationen<br />
mit den örtlichen Pl<strong>an</strong>ern und Fachleuten, Dokumentation<br />
der Lösungen in deutsch und englisch,<br />
Freitag: Präsentation der Ergebnisse in deutscher bzw.<br />
englischer Sprache vor den Seminarteilnehmern selbst<br />
und Vertretern der örtlichen Verkehrs- und Stadtpl<strong>an</strong>ung,<br />
Abschlussver<strong>an</strong>staltung<br />
Samstag/Sonntag: Fach- und kulturhistorische Exkursion<br />
in die nähere Umgebung des Ver<strong>an</strong>staltungsortes,<br />
Abreise der Teilnehmer<br />
Dieses Konzept (internationale und interdisziplinäre<br />
Arbeitsgruppen, eine Woche, praktische Aufgaben vor<br />
Ort) hat sich über 15 <strong>Jahre</strong> bewährt. In Tulln (A), Maribor<br />
(SLO) und <strong>Erfurt</strong> (D) sind Lösungsvorschläge in die<br />
Praxis umgesetzt wurden. An der BOKU Wien wurde<br />
dieser Workshop mit dem Intern. Practise Award <strong>20</strong>10<br />
ausgezeichnet, von der STU Bratislava erhielt der Autor<br />
die höchste Auszeichnung der Universität <strong>an</strong>lässlich<br />
deren 70jährigen Bestehens.<br />
Die Fin<strong>an</strong>zierung des Workshops ist sehr vielschichtig<br />
und erfordert l<strong>an</strong>gfristige Pl<strong>an</strong>ungen. In der Regel<br />
übernehmen die gastgebende Hochschule sowie die<br />
zuständigen Hochschulministerien einen Teil der Kosten.<br />
Außerdem gel<strong>an</strong>g es in der Verg<strong>an</strong>genheit bei<br />
allen Workshops die Kommunen, Verkehrsbetriebe sowie<br />
örtliche Betriebe und Institutionen als Sponsoren<br />
zu gewinnen. Für die Ver<strong>an</strong>staltungen in <strong>Erfurt</strong> (1996,<br />
<strong>20</strong>00 und <strong>20</strong>08) hat auch der DAAD einen nicht geringen<br />
Anteil geleistet. So konnte bisher der studentische<br />
Anteil immer auf einem geringen Level gehalten werden<br />
Infolge der Internationalisierung der Ausbildung im<br />
Rahmen des Bologna-Prozesses ergibt sich die Möglichkeit,<br />
dieses Seminar in das Kreditpunktsystem der<br />
Hochschulen aufzunehmen. Die Studierenden erhalten<br />
2 ECTS für die erfolgreiche Teilnahme am Workshop<br />
„City <strong>an</strong>d Traffic“.
Indonesien - Kooperation mit dem<br />
Institut Tecknologi B<strong>an</strong>dung ITB<br />
Prof. Dr.- Ing. Ulrich Neuhof<br />
Selamat dat<strong>an</strong>g – Herzlich Willkommen – so pr<strong>an</strong>gt es<br />
von unzähligen Werbeb<strong>an</strong>nern in den großen indonesischen<br />
Städten und in vielen Geschäften und Restaur<strong>an</strong>ts<br />
wird m<strong>an</strong> so begrüßt.<br />
Nach dem großen Tsunami Ende <strong>20</strong>05, von dem auch<br />
Indonesien sehr stark betroffen war, gab es im Februar<br />
<strong>20</strong>06 einen Tsunami-Workshop am ITB in B<strong>an</strong>dung.<br />
Org<strong>an</strong>isiert und fin<strong>an</strong>ziert vom K<strong>an</strong>zler, sollte sich die<br />
FH <strong>Erfurt</strong> <strong>an</strong> diesem Workshop beteiligen. Jeweils drei<br />
Studierende und ein Professor der Fachbereiche Architektur,<br />
Bauingenieurwesen und L<strong>an</strong>dschaftsarchitektur<br />
wurden für die Teilnahme gesucht. Aufgrund der<br />
sehr kurzfristigen Anfrage des K<strong>an</strong>zlers waren alle im<br />
Ausl<strong>an</strong>dsgeschäft aktiven Kolleginnen und Kollegen<br />
schon zu <strong>an</strong>deren Einsätzen verpl<strong>an</strong>t und ich st<strong>an</strong>d<br />
als Dek<strong>an</strong> vor der Frage, unsere drei Bauingenieurstudenten<br />
allein reisen zu lassen oder selbst am Workshop<br />
teilzunehmen. M<strong>an</strong> hat mich d<strong>an</strong>n überredet<br />
teilzunehmen und meine Zweifel und Bedenken haben<br />
sich in Begeisterung gew<strong>an</strong>delt. Die Freundlichkeit der<br />
Menschen, der Einblick in eine g<strong>an</strong>z neue Kultur und<br />
natürlich auch die fachlichen Aspekte waren für alle<br />
Beteiligten eine Erfahrung, die keiner mehr missen<br />
möchte.<br />
Die Dek<strong>an</strong>in der Bauingenieure vom ITB wurde eingeladen<br />
und kam im November <strong>20</strong>06 <strong>an</strong> die FH <strong>Erfurt</strong>, um<br />
uns kennenzulernen und um über eine weitergehende<br />
Kooperation zu verh<strong>an</strong>deln. Es wurde ein Kooperationsvertrag<br />
abgeschlossen und fachlich drei Kernthemen<br />
festgeschrieben:<br />
(1) Hydraulik und Wasserwirtschaft,<br />
(2) Fertigungstechnik und Baum<strong>an</strong>agement sowie<br />
(3) Betonbau und Konstruktives Ingenieurwesen.<br />
Weiter vereinbarte m<strong>an</strong> zwei Besuche jährlich durchzuführen<br />
(je einen in B<strong>an</strong>dung und in <strong>Erfurt</strong>) und gemeinsame<br />
studentische Projekte zu bearbeiten.<br />
Weitere Möglichkeiten sollten die Anfertigung einer<br />
Bachelorthesis oder einer Masterthesis für indonesische<br />
und deutsche Studierende in englischer Sprache<br />
<strong>an</strong> der jeweils ausländischen Hochschule mit Abschlussprüfung<br />
<strong>an</strong> der eigenen Hochschule und der<br />
Option einer Abschlussprüfung <strong>an</strong> der ausländischen<br />
Hochschule unter Beteiligung des Betreuers der eigenen<br />
Hochschule sein.<br />
Beginnend im September <strong>20</strong>07 wurden die Vereinbarungen<br />
mit gegenseitigen Besuchen von Studentengruppen<br />
und Professoren umgesetzt und mit Prof.<br />
Spork nahm ein zweiter Professor des Fachbereichs<br />
Bauingenieurwesen am Austauschprogramm teil. Die<br />
jährlich stattfindenden Programminhalte wurden verfeinert<br />
und für den Besuch in Indonesien der nachfolgend<br />
dargestellte Rahmen entwickelt:<br />
43
Indien - Kooperation mit der<br />
Jamia Millia Islamia (JMI) in New Delhi<br />
Prof. Dr.- Ing. André Spindler<br />
Incredible India – Diese Überschrift begleitet seit<br />
mehr als 7 <strong>Jahre</strong>n die Hochschulpartnerschaft der<br />
<strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong> mit der Universität Jamia Millia<br />
Islamia (JMI) in New Delhi.<br />
Der Austausch von Dozenten und Studierenden in beiden<br />
Richtungen gehört zu den strategischen Ausl<strong>an</strong>dsbeziehungen,<br />
die die <strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong> pflegt.<br />
In der Fachrichtung Bauingenieurwesen wurden dafür<br />
durch Prof. Aurisch und Herrn Hauschild die maßgeblichen<br />
Grundlagen geschaffen und vor allem durch<br />
persönliches Engagement befördert.<br />
Von <strong>20</strong>07 bis <strong>20</strong>10 erhielt das Projekt eine wichtige<br />
fin<strong>an</strong>zielle Förderung durch den Deutschen Akademischen<br />
Austauschdienst (DAAD), die vor allem den<br />
indischen und deutschen Studierenden die gegenseitigen<br />
Besuche ermöglichten.<br />
Als grundsätzliche Ziele für die Partnerschaft wurden<br />
dabei vom DAAD formuliert:<br />
> Schaffung von Netzwerken zwischen deutschen<br />
Hochschulen und ihren Partnereinrichtungen,<br />
> Qualifizierung der Hochschulen in Entwicklungsländern<br />
in Lehre und Forschung,<br />
> Gewinnung von Partnern für die interkulturelle Verständigung<br />
und den Dialog,<br />
46<br />
> Sensibilisierung der deutschen Hochschulen und<br />
ihrer Angehörigen für entwicklungspolitische Probleme<br />
M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n nach den <strong>Jahre</strong>n einschätzen, dass diese<br />
Ziele erreicht wurden.<br />
Im jährlichen Austausch haben sich mehr als 150 deutsche<br />
und indische Studierende und Professoren während<br />
gemeinsamer Projekte in Indien kennen gelernt.<br />
Dabei wurden die Besuche im halbjährigen Wechsel<br />
org<strong>an</strong>isiert und die Gastgeber wurden jeweils zu Gästen.<br />
Die Kontinuität des Projektes und der Personen<br />
war der Schlüssel für das „Zurechtkommen“ mit der<br />
jeweils <strong>an</strong>deren Kultur.<br />
Inder und Deutsche haben verschiedene historische<br />
Gebäude und Denkmale in New Delhi aufgemessen<br />
und modelliert, ihre Baugeschichte im historischen<br />
Kontext studiert, Schäden <strong>an</strong>alysiert und S<strong>an</strong>ierungsvorschläge<br />
erarbeitet. In jährlichen Kolloquien wurden<br />
die Arbeitsergebnisse verglichen und oft gestaunt, wie<br />
der <strong>an</strong>dere <strong>an</strong> die Problemlösung her<strong>an</strong>ging und welch<br />
unterschiedliche Sichtweisen bestehen.<br />
Mehrere Professoren haben sich mit einem Lehr<strong>an</strong>gebot<br />
für Hörer <strong>an</strong> der JMI New Delhi präsentiert und<br />
damit einen unmittelbaren Wissenstr<strong>an</strong>sfer bewirkt.
Aber auch deutsche Studierende konnten in den Vorlesungen<br />
von Prof. Khalid Moin zum Thema Erdbeben<br />
ihre Kenntnisse qualifizieren.<br />
Incredible India – eine atemberaubende Vielfalt<br />
macht Indien zu einem der facettenreichsten Länder<br />
der Erde. Die Reisen, die Studierende und Professoren<br />
in den Subkontinent unternahmen, wurden jedes Mal<br />
zu einem einzigartigen kulturellen Erlebnis.<br />
Die Hauptstadt New Delhi zeigt sich als scheinbar<br />
chaotische Millionenstadt, die ins Unendliche wächst.<br />
Sie bildete den Ausg<strong>an</strong>gs- und Mittelpunkt des Aufenthaltes<br />
in Indien, einem L<strong>an</strong>d mit weit mehr als einer<br />
Milliarde Menschen aus unterschiedlichsten ethnischen<br />
Gruppierungen.<br />
Allein um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Old<br />
und New Delhis kennen zu lernen, hätte es Wochen<br />
bedurft: Qutb Minar, Humayun´s Tomb, India Gate,<br />
Pur<strong>an</strong>a Qila, Akshardham-Tempel, Safdarj<strong>an</strong>d´s Tomb<br />
oder der Lotus-Tempel – Orte mit Kl<strong>an</strong>g, <strong>an</strong> denen m<strong>an</strong><br />
gewesen sein sollte.<br />
M<strong>an</strong>chmal bildete aber auch der Campus der JMI New<br />
Delhi nicht nur Unterkunft im Studentenwohnheim,<br />
sondern war Rückzugsmöglichkeit, wenn Indi<strong>an</strong> Cuisine<br />
auf europäischen Magen traf.<br />
Incredible India – das ist natürlich auch die „nähere“<br />
Umgebung: das Goldenen Dreieck zwischen Delhi,<br />
Agra mit seinem weltberühmten Taj Mahal und Jaipur<br />
mit dem nicht weniger bek<strong>an</strong>nten Palast der Winde.<br />
Und der Himalaja, der eine magische Anziehung in jedem<br />
Jahr auf deutsche Studierende und Professoren<br />
ausübt, wenngleich niem<strong>an</strong>d bis zu den höchsten Bergen<br />
aufsteigen konnte.<br />
Incredible India – das sind aber auch Poor People und<br />
bettelnde Kinder, Verkehrschaos und Fahrradrikschas,<br />
Schmutz und Lärm und eine wunderbare Farbenfreudigkeit,<br />
die die allerorten <strong>an</strong>zutreffende schreiende<br />
Armut m<strong>an</strong>chmal überdeckt.<br />
Als ich mich vor 3 <strong>Jahre</strong>n auf das Abenteuer Indien einließ,<br />
war mir klar, dass es neben vielen Mühen auch die<br />
Ch<strong>an</strong>ce gibt, ein außergewöhnliches L<strong>an</strong>d kennen zu<br />
lernen und auf Menschen zu treffen, die dem Europäer<br />
eine <strong>an</strong>dere Sichtweise auf diese Welt eröffnen.<br />
Jeden zieht Indien in seinen B<strong>an</strong>n und – wie es immer<br />
heißt – es gibt nur 2 Möglichkeiten: M<strong>an</strong> wird nach<br />
einer Reise Indien hassen oder lieben. Ich gehöre zu<br />
den letzteren …<br />
47
Forschungsprojekte, wissenschaftliche Ver<strong>an</strong>staltungen<br />
und Dissertationen - Wir sind g<strong>an</strong>z vorne mit dabei<br />
Prof. Dr.- Ing. Christel Nehring, Prof. Dr.- Ing. Helmut Haenes<br />
Forschungsprojekte<br />
Kompaktasphalt für bessere Straßen (1995 bis <strong>20</strong>00)<br />
Prof. Dr.-Ing. Elk Richter (Bild u.l.)<br />
Kooperationspartner:<br />
Herm<strong>an</strong>n Kirchner Bauunternehmung GmbH<br />
DBU-Forschungsprojekt<br />
Putzmörtel-Baukasten für Thüringische Objekte<br />
des 18. Jhd. (1996 bis 1999)<br />
Prof. Dr.-Ing. Christel Nehring, Dipl.-Ing. Abdul<br />
Rahmaty, Dipl.-Ing. Ines Meyer<br />
Kooperationspartner:<br />
Bauhaus-Universität Weimar u.a.<br />
BMBF-Forschungsprojekt<br />
Wasserglas im Holzschutz (1999 bis <strong>20</strong>02)<br />
Prof. Dr.- Ing. Christel Nehring, Prof. Dr.- Ing. Rainer<br />
Matthes, Dipl.- Chem. Eveline Drechsler, Fr<strong>an</strong>ziska<br />
Seiring<br />
TMWFK-Forschungsprojekt<br />
Entwicklung eines Verfahrens zur Prognostizierung<br />
der Griffigkeit von Straßenoberflächen<br />
(<strong>20</strong>00 bis <strong>20</strong>03)<br />
Prof. Dr.-Ing. Elk Richter, Dipl.- Ing. (FH) Fr<strong>an</strong>k Liedloff<br />
Kooperationspartner:<br />
Herm<strong>an</strong>n Kirchner Bauunternehmung GmbH, Thüringer<br />
Straßenbauamt u. Autobahnamt Thüringen<br />
48<br />
Unkonventionelle Methoden der Konservierung<br />
von archäologisch freigelegtem assyrischem Lehmsteinmauerwerk<br />
(<strong>20</strong>01 bis <strong>20</strong>04)<br />
Prof. Dr.-Ing. Christel Nehring, M.Sc. Dipl.- Ing. (FH)<br />
Fr<strong>an</strong>k Gerdesmeier (Bild u.r.)<br />
Kooperationspartner:<br />
Bauhaus-Universität Weimar,<br />
Freie Universität Berlin und<br />
Tishreen University of Lattakia<br />
TMWFK-Forschungsprojekt<br />
Nachhaltige Inst<strong>an</strong>dsetzung historischer Bausubst<strong>an</strong>z<br />
(<strong>20</strong>02 bis <strong>20</strong>03)<br />
Prof. Dr.-Ing. Christel Nehring, Dipl.-Ing. Heike Dreuse<br />
Kooperationspartner:<br />
Thüringisches L<strong>an</strong>desamt für Denkmalpflege, Stiftung<br />
Thüringer Schlösser und Gärten u.a.<br />
DVGW-Forschungsauftrag<br />
Vergleich von Bewertungssystemen für Gas- und<br />
Wasserversorgungsnetze (<strong>20</strong>04 bis <strong>20</strong>07)<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Harald Roscher, Dipl.-Ing. (FH)<br />
Christi<strong>an</strong> Sorge<br />
Kooperationspartner:<br />
Deutscher Verein des Gas- u. Wasserfaches DVGW
BMBF-Forschungsprojekt<br />
Wasserglasmodifizierte Verleimung (<strong>20</strong>04 bis <strong>20</strong>06)<br />
Prof. Dr.- Ing. Christel Nehring, Dipl.-Chem. Eveline<br />
Drechsler, Dipl.- Ing. (FH) Wolfg<strong>an</strong>g Dellith<br />
Kooperationspartner:<br />
Verschiedene Hersteller von Holzwerkstoffen<br />
Entwicklung einer Lehm-Blähglasmischung zur Verwendung<br />
als W<strong>an</strong>delement und Füllung zwischen<br />
Deckenbalken (<strong>20</strong>05 bis <strong>20</strong>10)<br />
Prof. Dr.-Ing. Christel Nehring, Dipl.-Ing. (FH)<br />
Christoph Cron<br />
Kooperationspartner:<br />
Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Liapor GmbH<br />
& Co. KG<br />
BMBF Forschungsprojekt<br />
Störungsm<strong>an</strong>agement in Bauunternehmen (<strong>20</strong>06<br />
bis <strong>20</strong>09)<br />
Prof. Dr.- Ing. Helmut Haenes, Dipl.- Ing. (FH) Cornelia<br />
Carl<br />
Kooperationspartner:<br />
Bauindustrieverb<strong>an</strong>d Hessen-Thüringen e.V. und<br />
Herm<strong>an</strong>n Kirchner Hoch- und Ingenieurbau GmbH<br />
BMBF Forschungsprojekt<br />
Untersuchungen und Reduzierung der Treibmineralschäden<br />
<strong>an</strong> gipshaltigen Baudenkmalen<br />
(<strong>20</strong>06 bis <strong>20</strong>09)<br />
Prof. Dr.- Ing. Christel Nehring, Dipl.-Ing. Angela<br />
Eckart, Dipl.-Ing. Heike Dreuse, Dipl.-Rest. Hendrik<br />
Romstedt<br />
Kooperationspartner:<br />
<strong>Fachhochschule</strong> Karlsruhe, <strong>Fachhochschule</strong> Oldenburg<br />
und mehrere Partner aus der Wirtschaft, z.B.<br />
Remmers-Baustofftechnik und Bennert Restaurierungen<br />
GmbH<br />
IFS-Forschungsprojekt<br />
Erfassung der Daten gipshaltiger Mörtel aus Thüringen;<br />
Erstellung und Pflege einer Datenb<strong>an</strong>k (ab <strong>20</strong>05<br />
laufend)<br />
Prof. Dr.-Ing. Christel Nehring, Dipl.-Ing. Angela Eckart<br />
Kooperationspartner:<br />
Thüringer L<strong>an</strong>desamt für Denkmalpflege<br />
Untersuchung der Auswirkungen tr<strong>an</strong>sienter Frosteinwirkung<br />
auf die ungebundenen Schichten von<br />
Verkehrswegebefestigungen (<strong>20</strong>09 – <strong>20</strong>11)<br />
Prof. Dr.-Ing. Steffen Riedl, M. Sc. Fr<strong>an</strong>k Liedloff,<br />
Dipl.-Ing. (FH) Anett Kübler<br />
Teilnahme <strong>an</strong> Messen<br />
H<strong>an</strong>nover Messe <strong>20</strong>.03. – 25.03.<strong>20</strong>00<br />
Exponat:<br />
Kompaktasphalt für bessere Straßen<br />
Prof. Dr.-Ing. Elk Richter<br />
H<strong>an</strong>nover Messe 15.04. – 19.04.<strong>20</strong>02 und<br />
Baufach Leipzig 06.11. – 09.11.<strong>20</strong>03<br />
Exponat:<br />
<strong>Erfurt</strong>er Griffigkeitsprognoseverfahren (EGPV)<br />
Prof. Dr.-Ing. Elk Richter<br />
Baufach Leipzig 01.02. – 04.02.<strong>20</strong>06<br />
Exponat:<br />
Störungsm<strong>an</strong>agement in Bauunternehmen<br />
Prof. Dr.- Ing. Helmut Haenes, Dipl.- Ing. (FH) Cornelia<br />
Carl (Bild u.r.)<br />
49
Wissenschaftliche Kolloquien<br />
THÜRINGER TUNNELBAUSYMPOSIUM<br />
26.-27.01.<strong>20</strong>00<br />
Org<strong>an</strong>isation:<br />
Prof. Dr.-Ing. Helmut Haenes / Dipl.-Ing. M<strong>an</strong>dy Welsch<br />
Vortragsver<strong>an</strong>staltung und Exkursionen auf Thüringer<br />
Tunnelbaustellen<br />
Kooperationspartner:<br />
Hauptverb<strong>an</strong>d der deutschen Bauindustrie,<br />
Bauindustrieverb<strong>an</strong>d Hessen-Thüringen e.V. und<br />
Bildungswerk Ostthüringen e.V.<br />
Internalaler Workshop „CITY <strong>an</strong>d TRAFFIC“<br />
(1996 bis <strong>20</strong>10)<br />
Jährlicher Workshop mit Studierenden und Professoren<br />
aus Vilnius, Prag, Bratislava, Györ, Maribor, Wien,<br />
Krakau und <strong>Erfurt</strong><br />
Gründer und Org<strong>an</strong>isator:<br />
Prof. Dr.-Ing. Hartmut Münch (siehe separater Bericht)<br />
Kooperationspartner:<br />
SWE Stadtwerke <strong>Erfurt</strong>, Amt für Straßenwesen<br />
THÜRINGER WASSERKOLLOQUIUM (1995 bis heute)<br />
Org<strong>an</strong>isation:<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Harald Roscher<br />
(Gründer, Bild Seite 49 u.l.),<br />
Prof. Dr.-Ing. Volker Spork<br />
Jährliche Vortragsreihe mit Fachausstellung<br />
Kooperationspartner:<br />
SWE Stadtwerke <strong>Erfurt</strong>,<br />
DVGW L<strong>an</strong>desgruppe Thüringen und<br />
bdew L<strong>an</strong>desgruppe Mitteldeutschl<strong>an</strong>d<br />
50<br />
Kontakt:<br />
Universal Bau GmbH<br />
Felchtaer L<strong>an</strong>dstraße 1<br />
99974 Mühlhausen<br />
Tel. 03601 4822-0<br />
Fax 03601 482224<br />
info@universalbau-gmbh.de<br />
www.universalbau-gmbh.de<br />
Hochbauleistungen<br />
o Industrie-, Gesellschafts-,<br />
L<strong>an</strong>dwirtschafts- und Wohnungsbau<br />
o Beton-, Stahlbetonbau<br />
o Bauwerksmontagen<br />
o Mauerwerksbau<br />
o GU-Leistungen<br />
o Schlüsselfertiger Bau<br />
Kooperative Promotionen<br />
Dr.-Ing. Wolfg<strong>an</strong>g Dellith (<strong>20</strong>07)<br />
Beitrag zum alternativen Holzschutz durch modifizierte<br />
Alkalisilikatlösungen als Schutzmittel gegenüber<br />
holzzerstörenden Pilzen und Insekten<br />
Betreuer:<br />
Prof. Dr.-Ing. Christel Nehring, FHE<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Jochen Stark, Bauhaus Universität<br />
Weimar, Fakultät Bauingenieurwesen u. a.<br />
Dr.-Ing. H<strong>an</strong>s-Christi<strong>an</strong> Sorge (<strong>20</strong>07)<br />
Technische Zust<strong>an</strong>dsbewertung metallischer Wasserversorgungsleitungen<br />
als Beitrag zur Rehabilitationspl<strong>an</strong>ung<br />
Betreuer:<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Harald Roscher, FHE<br />
Prof. Dr.-Ing. Jörg Londong,Bauhaus Universität<br />
Weimar, Fakultät Bauingenieurwesen u.a.<br />
Dr.-Ing. Heike Kirsten (<strong>20</strong>09)<br />
Herkunft, Eigenschaften und Konservierungsmöglichkeiten<br />
von Lettenkeuper- und Schilfs<strong>an</strong>dsteinen<br />
<strong>an</strong> Baudenkmalen in Thüringen<br />
Betreuer:<br />
Prof. Dr.-Ing. Christel Nehring, FHE<br />
Prof. Dr. rer. nat. habil. Christi<strong>an</strong> Kaps, Bauhaus<br />
Universität Weimar, Fakultät Bauingenieurwesen u.a.<br />
Tiefbauleistungen<br />
o Straßen- und Brückenbau<br />
o Versorgungstrassen aller Art<br />
o K<strong>an</strong>albau und Flussbau<br />
o Be- und Entwässerungs<strong>an</strong>lagen<br />
o Umweltschutzbauten
Absolventen melden sich zu Wort:<br />
Name: Silke Lenhardt, geb. Richter<br />
Wohnort: Nürnberg<br />
Abschluss: Diplom-Bauingenieurin<br />
Abschlussjahr: <strong>20</strong>01<br />
Tätigkeit nach dem Studium: Pl<strong>an</strong>ungs- und Projektingenieurin für<br />
Verkehrswege<br />
Tätigkeit heute: Projektingenieurin (Senior) Schienenverkehrswege<br />
Meine spont<strong>an</strong>e Erinnerung <strong>an</strong> die Studienzeit: starker Jahrg<strong>an</strong>g (1<strong>20</strong><br />
Studierende), chaotische Vorlesung- und Seminarräume aus DDR-Zeiten<br />
in der Werner-Seelenbinder-Straße, ebenso die Wohnheime<br />
Das hat mir am Studium besonders gut gefallen: Nette Studienkollegen,<br />
interess<strong>an</strong>te Fachexkursionen, der internationale Austausch einschließlich<br />
Workshops im Bereich Verkehrswesen, das Engagement einzelner<br />
Professoren (insbesondere der Vertiefung Verkehr-Wasser-Umwelt)<br />
Das hat mir am Studium überhaupt nicht gefallen:<br />
> die räumliche Trennung von den <strong>an</strong>deren Fachbereichen der FH <strong>Erfurt</strong><br />
> kein gemeinsamer Campus<br />
> wenig fachbereichsübergreifende Vorlesungen bzw. Projekte<br />
> schlechtes Klima für Studierende und hohe Exmatrikulationsrate u.a.<br />
bedingt durch den damaligen Dek<strong>an</strong> und die damals noch nicht zusammengewachsene<br />
Mischung von „Ost“ und „West“-Professoren<br />
Mein Tipp <strong>an</strong> die heutigen Studierenden:<br />
> ein möglichst breites Studien<strong>an</strong>gebot nutzen, wenn möglich fachbereichsübergreifend<br />
> sich auch außerhalb des Studiums engagieren und ein Netzwerk von<br />
zukünftig vielleicht interess<strong>an</strong>ten Menschen aufbauen (ich habe als<br />
studentische Hilfskraft in dem Unternehmen gejobt, das mich später<br />
übernommen hat)<br />
> sich immer wieder fragen, was m<strong>an</strong> bereits erreicht hat und noch erreichen<br />
will<br />
> nie das Studium aufgeben, denn gebaut wird immer und dazu werden<br />
gut ausgebildete Bauingenieure gebraucht<br />
Das wollte ich schon immer mal sagen: Ich würde immer wieder Bauingenieurwesen<br />
studieren, aber lieber am neuen <strong>Erfurt</strong>er Campus. Leider<br />
hat es die Bauingenieurin nicht immer leicht, da die Baubr<strong>an</strong>che eher konservativ<br />
ist. Auch bestehen nach wie vor in der Bezahlung zwischen Ost<br />
und West sowie Männern und Frauen große Unterschiede. Aber ich liebe<br />
meinen Beruf und übernehme gern Ver<strong>an</strong>twortung. Außerhalb meines<br />
Jobs engagiere ich mich für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, was<br />
als Bauingenieur nicht immer leicht ist. Was mich nervt, sind die Diskussionen<br />
über die Einordnung des Diplom-Abschlusses im Vergleich zu Bachelor<br />
und Master. Ich bin eine gut ausgebildete Ingenieurin, was mir derzeit<br />
auch als junge Mutter bei der Stellensuche sehr zugute kommt, nicht zuletzt<br />
durch mein Studium <strong>an</strong> der FH <strong>Erfurt</strong> und der FH Coburg.<br />
51
Exkursionen - Berichte und Episoden<br />
Prof. Dr.- Ing. Hartmut Münch, Prof. Dr.- Ing. Helmut Haenes<br />
Es ist sehr früh am Morgen. Eine Gruppe Studierender<br />
schaut zwar noch etwas müde, aber gut gelaunt und<br />
erwartungsvoll die, wie immer etwas zu spät kommenden,<br />
aber ebenfalls gut gelaunten Professoren <strong>an</strong>. Beginnt<br />
hier eine spektakuläre Vorlesung? Nein, es geht<br />
auf große Exkursion!<br />
Exkursionen waren und sind es bis heute, keine Pflichtver<strong>an</strong>staltungen!<br />
Dennoch, oder vielleicht gerade<br />
deshalb, erfreuten sie sich großer Beliebtheit bei den<br />
Studierenden und auch bei den ProfessorInnen und<br />
MitarbeiterInnen. Ausgeh<strong>an</strong>gene Teilnehmerlisten<br />
waren innerhalb von wenigen Minuten mit 25 Teilnehmern<br />
gefüllt. Die max. Teilnehmerzahl von 25 Studierenden<br />
hatte sich im Laufe der <strong>Jahre</strong> als die ideale<br />
Größe erwiesen. Deshalb mussten in m<strong>an</strong>chen <strong>Jahre</strong>n<br />
d<strong>an</strong>n zwei Exkursionen <strong>an</strong>geboten werden.<br />
Neben spektakulären Baumaßnahmen, denen die<br />
Studierenden regelmäßig mit einer großen Portion<br />
Respekt begegneten, wurden natürlich auch g<strong>an</strong>z<br />
„normale“ Baumaßnahmen besichtigt und viele interess<strong>an</strong>te<br />
und aufschlussreiche Gespräche mit den Bau-<br />
Mit dem Rad unterwegs (1994)<br />
Die erste Exkursion f<strong>an</strong>d 1994 mit den ersten Studenten<br />
statt. Sieben StudentInnen und zwei Prof’s fuhren<br />
mit der Bahn bis Flensburg, d<strong>an</strong>n ging’s aufs Rad<br />
bei Oktoberwetter im Norden. Radtechnisch war von<br />
der 21-G<strong>an</strong>g-Schaltung bis gar keine G<strong>an</strong>gschaltung<br />
(ich) alles vertreten. Endmoränenl<strong>an</strong>dschaft schafft<br />
Berge und die Radfahrer - mehr als 70km pro Tag waren<br />
nicht drin.<br />
In Nyborg, letzte Übernachtung vor Gedser, war die<br />
bestellte Jugendherberge dunkel und verschlossen.<br />
Nach ca. einer halben Stunde klopfen, rufen, Steinchen<br />
werfen ließ sich der Herbergsvater blicken, eröffnete<br />
uns aber gleich, die Jugendherberge ist schon<br />
winterfest geschlossen und eine Bestellung liegt schon<br />
gar nicht vor.<br />
52<br />
ingenieuren bei Bauherren, Behörden, Ingenieurbüros<br />
und Bauunternehmen geführt. Oft haben uns die Interviewpartner<br />
ihren eigenen persönlichen Werdeg<strong>an</strong>g<br />
geschildert, aus dem die Studierenden erkennen<br />
konnten, dass auch der Bauleiter einer Großbaustelle<br />
einmal „klein <strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen“ hat und in seine Aufgaben<br />
hineingewachsen ist.<br />
Es muss <strong>an</strong> dieser Stelle auch mal erwähnt werden,<br />
dass eine einwöchige Exkursion zu org<strong>an</strong>isieren eine<br />
mindestens dreimonatige Pl<strong>an</strong>ung erfordert. Da müssen<br />
unzählige Telefonate geführt, Briefe geschrieben,<br />
Termine abgestimmt und Anträge gestellt werden und<br />
immer kommt auch etwas Unvorhergesehenes dazwischen.<br />
Da k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich gut vorstellen, dass auf die<br />
Frage des Dek<strong>an</strong>s: “Wer org<strong>an</strong>isiert im nächsten Jahr<br />
die Große Exkursion?“ sich die Blicke der Kollegen<br />
schlagartig senken. Umso größer ist aber nach einer<br />
gelungenen Exkursion das Erfolgserlebnis, wenn d<strong>an</strong>n<br />
doch alles geklappt hat.<br />
Von wegen alles gekappt. Es ist auch von Zwischenfällen<br />
zu berichten:<br />
Freundlicherweise ließ er uns aber erstmal Quartier<br />
machen. Voller Stolz präsentierte ich jetzt meine Vormerkung<br />
und glaubte mich im Recht.<br />
Jetzt setzte der Herbergsvater ein verschmitztes Lächeln<br />
auf und bot uns <strong>an</strong>, doch in der bestellten Herberge<br />
in Nyborg zu übernachten, die liegt aber 400km<br />
am nördlichsten Zipfel von Dänemark.<br />
Nyborg heißt Neustadt und davon gibt es in Dänemark<br />
mehrere – m<strong>an</strong> sollte eben auch auf die Karte schauen<br />
und die Postleitzahlen vergleichen.
1994 Radwege in Dänemark<br />
Fr<strong>an</strong>z, Münch<br />
Flensburg, Kopenhagen, Brücken- und Tunnelbauten<br />
am Großen Belt (Exkursion per Rad durch Dänemark)<br />
1995 Süddeutschl<strong>an</strong>d-Schweiz<br />
Roscher, Münch<br />
Europaparlament Straßburg, Öffentlicher Verkehr<br />
Karlsruhe, Bodensee-Wasserversorgung,<br />
St.-Gotthardt-Tunnel, Zürich<br />
1996 Norddeutschl<strong>an</strong>d-Niederl<strong>an</strong>de<br />
Roscher, Münch<br />
Rotterdam Hafensicherung, Osterscheldedamm,<br />
Wasserbauten in Amsterdam<br />
1998 Norddeutschl<strong>an</strong>d–Dänemark<br />
D<strong>an</strong>owski, Münch<br />
Straßenbahn Bremen, 4. Elbröhre in Hamburg,<br />
Brücken- und Tunnelbauwerke am Großen Belt<br />
1998 München<br />
Haenes, Matthes<br />
Ingenieurbauwerke A4/A71, Flughafen München,<br />
Erdinger Brauerei, Wasserversorgung München,<br />
Altstadt Nürnberg<br />
1999 Nordrhein-Westfalen<br />
Roscher, Münch<br />
Wuppertaler Schwebebahn, Emscher K<strong>an</strong>al,<br />
Klär<strong>an</strong>lagen Emsch<br />
Das „Gay Hotel“ (1994)<br />
Auf der Exkursion 1994 nach Newcastle (mit privaten<br />
Kfz) wurde in Rotterdam eingeschifft.<br />
Die verbleibende Zeit vor dem Einchecken verbrachten<br />
wir mit einem Stadtbummel und Einkehr in ein ’koffehus’.<br />
Beim Bezahlen wurde keine DM <strong>an</strong>genommen.<br />
Darauf verließen wir das Lokal (ohne Kaffe getrunken<br />
zu haben). Kaum in meinem Auto, wurden wir von Angestellten<br />
des ’koffehus’ mit einem PKW verfolgt. Mit<br />
einer sehr ras<strong>an</strong>ten Fahrt durch das Hafenviertel von<br />
Rotterdam und einem kühnsten Wendem<strong>an</strong>över (vierstreifige<br />
Straße vor einer Ampel Hauptverkehrszeit<br />
im Hafen) konnten wir unsere Verfolger abschütteln.<br />
Schade, dass kein Filmteam diese Verfolgungsjagd gefilmt<br />
hat.<br />
In M<strong>an</strong>chester (gleiche Exkursion) war das <strong>an</strong>gemeldete<br />
Hotel überbucht. Wir bekommen ein Ausweich<strong>an</strong>gebot.<br />
Dort <strong>an</strong>gekommen, steigen alle aus, ich räume<br />
das Auto noch aus und schließe ab. M<strong>an</strong> kommt mir<br />
entgegen und hat das dickste Grinsen im Gesicht. Das<br />
Ausweichquartier ist ein „Gay-Hotel“ und wir haben<br />
eine Studentin mit <strong>an</strong> Bord. Die jungen Männer, nur<br />
mit Turnhosen bekleidet, sind aber sehr freundlich und<br />
nett. Aber Videokamaras <strong>an</strong> der Decke, alles in rosaroter<br />
Beleuchtung, das Interieur ist gewöhnungsbedürftig.<br />
Auf der Rückfahrt abends aus der Stadt zum Hotel zeigen<br />
wir unserem Taxifahrer unsere Hotelkarte und sind<br />
sofort einer besonderen Musterung ausgesetzt.<br />
53
<strong>20</strong>00 Mitteldeutschl<strong>an</strong>d<br />
Haenes, Kaleta / Richter, Roscher, Münch<br />
Flughafen Leipzig, Expo H<strong>an</strong>nover, CargoLifter Werkhalle<br />
in Br<strong>an</strong>dt, Schiffshebewerk Rothensee, Wasserstraßenkreuz<br />
Magdeburg<br />
<strong>20</strong>01 Vilnius-Tallin-St. Petersburg<br />
Richter, Münch<br />
Altstadt Vilnius, Rekonstruktion Trakai, BMW-Filiale<br />
Kaliningrad, Hafen Tallin und Altstadts<strong>an</strong>ierung<br />
<strong>20</strong>01 München und Rom - Rinderknecht<br />
Deutsches Museum München, Ruinen des alten Ostias,<br />
Basilika S<strong>an</strong>ta Maria Maggiore, Vatik<strong>an</strong><br />
<strong>20</strong>02 Würzburg und Nürnberg<br />
BAB A 71, Würzburg, U-Bahn Fürth, Einhausung Goldbach/Hörbach,<br />
ICE Neubaustrecke, Pumpspeicherwerk<br />
Goldisthal<br />
<strong>20</strong>03 Türkei - Aurisch<br />
Ist<strong>an</strong>bul, Troja, Altinoluk, Pergamon, Pamukkale,<br />
Aphrodisias, Kusadasi, Ephesus, Bursa (Bild o.m.)<br />
In jeder Farbe ist ein bisschen Grün (1998)<br />
Rückkehr von einer Busexkursion aus dem Norden. Die g<strong>an</strong>ze Woche fährt<br />
der Busfahrer mit stoischer Gelassenheit genau nach StVO. Bei drängenden<br />
Terminen lässt er nicht mit sich reden- wir kommen hin und wieder<br />
auch ein klein wenig zu spät.<br />
Am letzten Tag (Freitag) überfährt der Busfahrer die rote Ampel, eine Tempo-30-Zone<br />
wird mit knapp 50 km/h ignoriert. D<strong>an</strong>n die zweite Ampel bei<br />
Rot überfahren. Jetzt schau ich doch etwas genauer hin. Immerhin sitzen<br />
hinten <strong>an</strong> die 30 Personen im Bus. Jetzt passiert es noch einmal: die dritte<br />
rote Ampel binnen kurzer Zeit wird überfahren. Mein Einsatz ist gefordert.<br />
Meine Ermahnung wird erklärend gekontert: „In jeder Farbe ist ein bisschen<br />
Grün“... Abends f<strong>an</strong>d ein wichtiges Fußballspiel statt.<br />
54<br />
<strong>20</strong>04 Moskau und Rostow am Don<br />
Münch<br />
Universitäten, Hafen<strong>an</strong>lagen Rostow, Autobahnbau,<br />
Metro-Erweiterung, Tunnelbau, Metrostationen,<br />
Kreml-Moskau (Bild o.r.)<br />
<strong>20</strong>07 Wien und Bratislava<br />
Spork, Münch<br />
Donaustaustufen Wien u. Wasserkraftwerk, Hauptklär<strong>an</strong>lage,<br />
Main-Donau K<strong>an</strong>al, Öffentlicher Verkehr,<br />
Verkehrsbauten, Donaustaustufe Gabrovo<br />
<strong>20</strong>08 Kassel und Hamburg - Haenes<br />
S<strong>an</strong>ierung Herkules in Kassel, Hafen-City Hamburg,<br />
Neubau Elbphilharmonie, Betrieb Elbtunnel, U-Bahnbaustelle<br />
U4, Hafenbauwerke<br />
<strong>20</strong>10 Leipzig und Berlin<br />
Haenes, Matthes<br />
City Tunnel Leipzig (Bild o.l.), Hauptstadtairport BBI<br />
Berlin, Wiederaufbau Neues Museum, Pergamonmuseum,<br />
Regierungsviertel und Reichstag, Hauptbahnhof<br />
Berlin
Erfolg ist Teamwork<br />
Kooperation zum Nutzen aller ist ein wesentlicher Best<strong>an</strong>dteil unserer Unternehmenskultur.<br />
Dazu zählt das vernetzte Zusammenwirken unter schiedlicher<br />
Unternehmensbereiche ebenso wie das partner schaftliche Zusammenarbeiten<br />
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55
Der Förderpreis - Eine Erfolgsgeschichte<br />
Prof. Dr.- Ing. Helmut Haenes<br />
Im Sommer 1997 wurde der Förderpreis aus der Taufe<br />
gehoben. Mit ihm sollte die bereits gut funktionierende<br />
Zusammenarbeit zwischen dem Bauindustrieverb<strong>an</strong>d<br />
Hessen-Thüringen e.V. und dem Fachbereich<br />
Bauingenieurwesen, im Sinne der Förderung einer<br />
praxisorientierten Ausbildung, gekrönt werden. In einer<br />
überaus freundlichen Atmosphäre saßen der damalige<br />
Dek<strong>an</strong> des Fachbereichs Bauingenieurwesen<br />
Prof. Siegfried Rinderknecht und Prof. Dr.-Ing. Helmut<br />
Haenes, sowie seitens des Bauindustrieverb<strong>an</strong>des der<br />
damalige Hauptgeschäftsführer Prof. RA H<strong>an</strong>s-Rudolf<br />
Kehrl und Frau RA Bettina Hasse zusammen und formulierten<br />
die gemeinsame Satzung.<br />
Durch die prämierten Arbeiten sollten wichtige Beiträge<br />
zur Lösung für die Praxis wesentlicher Probleme des<br />
Bauingenieurwesens geleistet worden sein, unter Beachtung<br />
einer kostenoptimalen Pl<strong>an</strong>ung, Konstruktion<br />
oder Bauausführung. Der Förderpreis war nur für Studierende<br />
des Bauingenieurwesens der <strong>Fachhochschule</strong><br />
<strong>Erfurt</strong> vorgesehen.<br />
In jedem Jahr reichten die Kollegen und Kolleginnen<br />
mehrere auszeichnungswürdige Abschlussarbeiten<br />
ein. Die eingesetzte Kommission hatte d<strong>an</strong>n die „Qual<br />
der Wahl“. In der Regel wurden mehrere Förderpreise<br />
und Anerkennungen vergeben. Zur Verleihung des<br />
Förderpreises waren wir Gast des Berufsförderungswerkes<br />
Bau Thüringen e.V., heute BiW Bildungswerk<br />
BAU Hessen-Thüringen e.V. (Bild Seite 57 o.l.). Im Rahmen<br />
einer Feierstunde wurden die ausgezeichneten<br />
Arbeiten prämiert.<br />
Die erste Förderpreisverleihung (Bild Seite 57 u.) f<strong>an</strong>d<br />
im Beisein von Thüringens Minister für Wirtschaft und<br />
Infrastruktur, Dr. Fr<strong>an</strong>z Schuster am 02.12.1997 im Kaisersaal<br />
der Stadt <strong>Erfurt</strong> statt. Zwischenzeitlich waren<br />
wir auch einmal auf Schloss Ettersburg zu Gast.<br />
56<br />
Regelmäßiger Ver<strong>an</strong>staltungsort ist aber das Aus- und<br />
Fortbildungszentrum der Bauindustrie in <strong>Erfurt</strong>. Auch<br />
in diesem Jahr, in dem bereits die 14. Förderpreisverleihung<br />
stattf<strong>an</strong>d.<br />
An dieser Stelle herzlichen D<strong>an</strong>k <strong>an</strong> das BiW Bildungswerk<br />
Bau Hessen-Thüringen e.V. für den exklusiven<br />
Förderpreis für die Fachrichtung Bauingenieurwesen<br />
der <strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong> und die Gastfreundschaft<br />
im Aus- und Fortbildungszentrum der Bauindustrie in<br />
<strong>Erfurt</strong>.<br />
4 <br />
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11<br />
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Termin wird noch<br />
bek<strong>an</strong>nt gegeben<br />
Ort:
Preisträger:<br />
1997 René Kirseck, Michael Roth,<br />
Michael Kirchner, René Roth (Bild unten)<br />
1998 Andreas Becker, Wolfg<strong>an</strong>g Dellith,<br />
Mike Schulze<br />
1999 Jens Schikowski, Thomas Seb<strong>an</strong>,<br />
Nicole Brockel<br />
<strong>20</strong>00 Steffen Meister, Astrid Strutz,<br />
Martin Breternitz, Oliver Stieglitz,<br />
Steffen Taut<br />
<strong>20</strong>01 André Beck, Matthias Klippstein,<br />
N<strong>an</strong>cy Thiel, Stef<strong>an</strong> Wildtner<br />
<strong>20</strong>02 Jörg Richter, Jörg Glinka, Torsten Wenk,<br />
Falko Wettstein<br />
<strong>20</strong>03 Günther Schneider, Carsten Müller,<br />
Reinhard Grosch, Bert Leidenfrost<br />
<strong>20</strong>04 Jörg Stahl, Maik Stark, Holger Nennstiel,<br />
D<strong>an</strong>iel Adamus u. Mirco Würl<br />
<strong>20</strong>05 Tobias Finger, Andreas Volkhardt,<br />
Christoph Cron, Martin Antem<strong>an</strong>n<br />
(Bild o.l.)<br />
<strong>20</strong>06 Steffen Heyder, René Engel,<br />
D<strong>an</strong>iel Urb<strong>an</strong>, Steph<strong>an</strong> Forneck,<br />
Mark Spengler<br />
<strong>20</strong>07 Steph<strong>an</strong> Nimmich, Maik Br<strong>an</strong>dl<br />
<strong>20</strong>08/09 Rene-Carsten Jung, Ines Benkert<br />
<strong>20</strong>10 Katrin Döller, Jens Rottig, Markus W<strong>an</strong>d<br />
<strong>20</strong>11 Cora Wagner, Alex<strong>an</strong>der Fischer<br />
57
Die Kinder-Uni -<br />
Wir kümmern uns um den Nachwuchs (I)<br />
Dipl.- Ing. J<strong>an</strong>a Klingner<br />
Kinder, Kinder……<br />
Neugier wecken <strong>an</strong> naturwissenschaftlichen Phänomänen<br />
und Zusammenhängen von klein auf! Das ist<br />
Kinder-Uni! Die Kinder-Uni als Ver<strong>an</strong>staltungsreihe<br />
gibt es bereits seit 10 <strong>Jahre</strong>n in allen Bundesländern<br />
und seit neun <strong>Jahre</strong>n ist sie <strong>an</strong> der Fachrichtung Bauingenieurwesen<br />
etabliert.<br />
In den zurückliegenden Ver<strong>an</strong>staltungen, über <strong>20</strong><br />
<strong>an</strong> der Zahl, luden Prof. Schmidt, Prof. Roscher, Prof.<br />
58<br />
Spork, Prof. Lippom<strong>an</strong>n, Prof. Haenes und Frau Dipl.-<br />
Ing. Klingner (Bild l.o.) Kinder im Grundschulalter zum<br />
Lernen und Staunen <strong>an</strong> die <strong>Fachhochschule</strong> ein.<br />
<strong>20</strong>04 Mathe macht Spaß?!<br />
<strong>20</strong>04, <strong>20</strong>05 Auf S<strong>an</strong>d gebaut - wie geht das?<br />
<strong>20</strong>06, <strong>20</strong>07,<br />
<strong>20</strong>09, <strong>20</strong>10<br />
Wasser ist nicht nur naß!<br />
<strong>20</strong>07, <strong>20</strong>08, Böden und Gesteine - Wie ist die Welt<br />
<strong>20</strong>10 unter unseren Füßen beschaffen?<br />
<strong>20</strong>07, <strong>20</strong>08,<br />
<strong>20</strong>09, <strong>20</strong>10<br />
Wie wird aus Wasser Licht gemacht?<br />
Wasser, S<strong>an</strong>d, Erde, elektrische Energie und der Umg<strong>an</strong>g<br />
damit; das sind tägliche, unmittelbare Erfahrungen<br />
für Kinder. Doch was haben diese mit den Erwachsenen<br />
und mit Arbeit zu tun?<br />
Anschaulich wurde dargestellt, dass Wasser nicht nur<br />
nass ist und wie es zur Stromgewinnung dient (Bild<br />
l.m.). Die Kinder erfuhren, wie die Erwachsen dafür<br />
sorgen, wie und auf welchem Weg Wasser als Trinkwasser<br />
in die Wohnung gel<strong>an</strong>gt und was Wasser mit<br />
Chemie zu tun hat.<br />
S<strong>an</strong>d ist hervorragend geeignet um „Kleckerburgen“<br />
zu bauen. Aber warum S<strong>an</strong>d „S<strong>an</strong>d“ heißt und dass<br />
es sich eigentlich um g<strong>an</strong>z kleine Steinchen h<strong>an</strong>delt,<br />
darüber gab Prof. Lippom<strong>an</strong>n (Bild l.u.) vor gefüllten<br />
Hörsälen Auskunft. Stets als Assistenten dabei : Gummibärchen<br />
von Harribo. Mit ihrer Hilfe k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich<br />
besser vorstellen, wie unterschiedlich groß S<strong>an</strong>dkörner<br />
sein können.<br />
M<strong>an</strong> sieht die Kinder wachsen, wenn sie ihren Kinderuni-Studentenausweis<br />
in der H<strong>an</strong>d halten und die<br />
Briefumschläge mit Ihren Vorlesungsskripten öffnen.<br />
Das Zischen und Scharren als ablehnende Äußerung<br />
und das herzhafte Klopfen für Begeisterung ist schnell<br />
gelernt. Wenn die Kinder „ Aha!“ sagen und noch eine<br />
und noch eine Frage von Prof. Lippom<strong>an</strong>n be<strong>an</strong>twortet<br />
bekommen möchten, die begleitenden Eltern und Lehrer<br />
sich nach der Ver<strong>an</strong>staltung bed<strong>an</strong>ken, weil ihnen<br />
das normale Wasser wertvoller geworden ist, d<strong>an</strong>n<br />
bleibt Freude <strong>an</strong> der geleisteten „Extra-Vorlesung“<br />
zurück. Die geweckte Neugier wächst und reift, und<br />
sollte gepfl egt werden.
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59
60<br />
Der Turmbau zu <strong>Erfurt</strong> -<br />
Wir kümmern uns um den<br />
Nachwuchs (II)<br />
Prof. Dr.- Ing. Holger Schmidt<br />
Freitag der 18.03.<strong>20</strong>11, Hörsaal 5.E.11, <strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong>:<br />
Millimeter für Millimeter schiebt sich der Druckzylinder der Abdrückmaschine<br />
nach unten. Die zusammengedrückten Türme bestehen lediglich<br />
aus Pappe und Papier und tragen ein Vielfaches ihres Eigengewichtes.<br />
Gesp<strong>an</strong>nt verfolgen die jungen Turmbauer mit ihren Lehrern den Abdrückvorg<strong>an</strong>g,<br />
der durch eine <strong>an</strong> die Tafel projizierte Kraft-Weg-Linie visualisiert<br />
wird. Knickt der Turm und k<strong>an</strong>n somit keine weitere Last aufnehmen, ist<br />
der Versuch beendet. Das Siegermodell <strong>20</strong>11 wiegt 1,553 kg und hielt erstaunlichen<br />
237,57 kg st<strong>an</strong>d.<br />
Zu diesem Wettbewerb hatten die Mitarbeiter der Fachrichtung Bauingenieurwesen<br />
der <strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong> und die Ingenieurkammer Thüringen<br />
Schüler aus Thüringen aufgerufen. Der Wettbewerb möchte Schülerinnen<br />
und Schülern das Bauingenieurwesen näher bringen und durch<br />
eine interaktive Aktion erlebbar machen. Auf spielerische Weise werden<br />
sie so vor bautechnische Fragen gestellt und erkunden ingenieurtechnische<br />
Gesetzmäßigkeiten. Die Aufgabe best<strong>an</strong>d darin, aus Pappe einen<br />
möglichst stabilen und kreativ gestalteten Turm zu bauen, der im Verhältnis<br />
zu seinem Eigengewicht die größtmögliche Last trägt und dies in<br />
schriftlicher Form zu dokumentieren. Dazu wurde von der <strong>Fachhochschule</strong><br />
<strong>Erfurt</strong> neben Pappe und Papier eine „Turm-Box“ zur Verfügung gestellt.<br />
Die Box enthielt sämtliche Lehr- und Baumaterialien, die zur Konstruktion<br />
des Turmes benötigt wurden. Für den Turmbau waren, wie auch bei der<br />
Pl<strong>an</strong>ung von Tragwerken im Berufsleben von Bauingenieuren üblich, Restriktionen<br />
vorgegeben:<br />
> Der Turm darf in seinen Außenmaßen die Abmessungen eines vorgegebenen<br />
Lichtraumprofils nicht überschreiten: b/d/h = 50/50/1<strong>20</strong> cm.<br />
> Die zur Aufstellung des Turmes vorgegebenen Flächen sind einzuhalten.<br />
> Die Turmkopfabmessung muss die Größe eines Bierdeckels haben.<br />
> Die Höhentoler<strong>an</strong>z ist auf ±1,0 cm zu begrenzen.<br />
> Zum Bau des Turmes darf lediglich das zur Verfügung gestellte Material<br />
und Werkzeug verwendet werden.<br />
Für den Wettbewerb wurde in der Werkstatt für wissenschaftlichen Gerätebau<br />
der FH eigens eine Abdrückeinrichtung mit Meßeinrichtung gebaut.<br />
Durch die dynamische Visualisierung mittels Auswertungssoftware<br />
und Beamer war es ein sp<strong>an</strong>nender Wettkampf, der jeden im Hörsaal fesselte.<br />
Eine Jury, zusammengesetzt aus Professoren, Mitarbeitern und Studierenden<br />
der FH <strong>Erfurt</strong> sowie dem Vizepräsidenten der Ingenieurkammer
Thüringen, prüfte die Einhaltung der Vorgaben, überwachte<br />
die Versuche und ermittelte die Gewinner.<br />
Denn neben der Kreativität und Qualität (je 10 %) und<br />
der Dokumentation (10 %) ging das Verhältnis von<br />
Traglast zu Eigengewicht der Konstruktion mit 70 %<br />
in die Bewertung ein. Zusätzlich zu den Siegerpreisen<br />
wurde auch ein Kreativpreis vergeben. Für alle teilnehmenden<br />
Schüler gab es Preise, Urkunden und Blumen.<br />
Das Engagement der Lehrer wurde besonders gewürdigt.<br />
Zum ersten Schülerwettbewerb <strong>20</strong>11 „Türme für <strong>Erfurt</strong>“<br />
hatten sechs Teams aus vier Schulen ihre Model-<br />
Oben: Siegerturm der Schüler vom Käthe-Kollwitz-Gymnasium, Lengenfeld unterm Stein<br />
Unten: Kreativster Turm der Schüler vom Thüringischen Rhöngymnasium, Kaltensundheim<br />
le eingereicht. Im Rahmen einer Einführungsver<strong>an</strong>staltung<br />
erhielten alle gemeldeten Teams ihre „Turm-Box“<br />
und wurden mit einer Statikvorlesung auf die Aufgabe<br />
eingestimmt. Dieser Tag war sehr gut geeignet, den<br />
<strong>an</strong>gehenden Abiturienten die FH vorzustellen. Hierzu<br />
gehörte neben einem durch Bauingenieurstudierende<br />
geführter Rundg<strong>an</strong>g auch ein Mittagessen in der<br />
Mensa und der Besuch verschiedener Labore, in denen<br />
<strong>an</strong>gehende Bauingenieure ausgebildet werden.<br />
Aufgrund der sehr positiven Reson<strong>an</strong>z bei allen Beteiligten<br />
wird es <strong>20</strong>12 wieder einen Turmbauwettbewerb<br />
geben.<br />
61
Welches Studium erwartet die<br />
Studierenden im Jahr <strong>20</strong><strong>20</strong> <strong>an</strong><br />
der FH <strong>Erfurt</strong>?<br />
Prof. Dr.- Ing. habil. Jürgen Fischer<br />
Ohne große Vorrede: Natürlich weiß niem<strong>an</strong>d, wie die Lehre in der <strong>Bauingenieurausbildung</strong> in knapp 10<br />
<strong>Jahre</strong>n aussehen wird, und ebenso ist hier weder Platz noch Zeit für eine tiefschürfende Analyse oder gar<br />
eine wissenschaftliche Ableitung möglicher Szenarien. Aber ein paar, vielleicht auch übertriebene und<br />
zuweilen satirische Überlegungen als Ged<strong>an</strong>ken<strong>an</strong>stoß seien erlaubt.<br />
Zu Beginn ein paar dunkle Betrachtungen, d<strong>an</strong>n k<strong>an</strong>n<br />
der vorliegende Text zu einem positiven Ende kommen:<br />
Im Jahr <strong>20</strong><strong>20</strong> sind alle Lehrver<strong>an</strong>staltungen auf Vorlesungen<br />
umgestellt. Unterricht in Seminargruppenstärke<br />
fi ndet nicht mehr statt, da <strong>an</strong>sonsten alle Lehrenden<br />
ihr Lehrdeputat gnadenlos überschreiten würden und<br />
dadurch fünf bis zehn <strong>Jahre</strong> früher in Pension gehen<br />
dürften. Da die Energiekosten exorbit<strong>an</strong>t <strong>an</strong>gestiegen<br />
sind, aber jedes abgelegene Gehöft über schnelles<br />
Internet verfügt, werden die Vorlesungen zudem, wie<br />
heute schon <strong>an</strong> m<strong>an</strong>chen Hochschulen praktiziert, aufgezeichnet<br />
und als Download zur Verfügung gestellt<br />
(Bild oben) - das spart Reise- sowie Strom- und Heizkosten<br />
<strong>an</strong> der Hochschule. Die Studierenden können sich<br />
so zu jeder Tages- und Nachtzeit im stillen Kämmerlein<br />
die Vorlesung zu Gemüte führen und sie beliebig vor-<br />
und zurückspulen. Die HochschullehrerInnen müssen<br />
nicht immer wieder das Gleiche erzählen, sondern<br />
können ihre Zeit in sinnvolle Verwaltungstätigkeiten,<br />
wie die Wahrnehmung der Aufgabe als Beauftragte für<br />
62<br />
südthüringische Minderheiten, für Wickeltische oder<br />
hochschulinternes Berichtswesen investieren. Auch<br />
zeitraubende Dienstreisen zu Fachtagungen oder zu<br />
Treffen mit Kollegen <strong>an</strong>derer Hochschulen entfallen,<br />
da der Etat der Fakultät seit <strong>20</strong>11 konst<strong>an</strong>t 14% des<br />
<strong>Jahre</strong>s <strong>20</strong>10 beträgt.<br />
Gut, bevor wir nun g<strong>an</strong>z in Depression verfallen: Es<br />
könnte natürlich auch <strong>an</strong>ders aussehen. Der ein oder<br />
<strong>an</strong>dere Entscheidungsträger hat in der vierten Ausgabe<br />
von „Forschung & Lehre“ (<strong>20</strong>11) einen Aufsatz<br />
gelesen, in dem der Neurobiologe Gerald Hüther folgendes<br />
schreibt:<br />
„‚Erfahrungsabhängige Neuroplastizität‘ heißt der<br />
Fachterminus dafür, dass das Gehirn so wird, wie m<strong>an</strong><br />
es mit Begeisterung benutzt. Und begeistern k<strong>an</strong>n<br />
m<strong>an</strong> sich nur sehr vorübergehend, wenn m<strong>an</strong> allein<br />
ist. Genauso wenig k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> allein etwas lernen.<br />
M<strong>an</strong> braucht dazu – zumindest am Anf<strong>an</strong>g – immer<br />
<strong>an</strong>dere Menschen, die bereits etwas gelernt haben<br />
und die sich über etwas begeistern können...“.<br />
So ist die Hochschule im Jahr <strong>20</strong><strong>20</strong> ein Ort, <strong>an</strong> dem<br />
Lernen durch persönliche Begegnung in verbesserter<br />
Form möglich ist.
Dazu gehört, dass Lehrver<strong>an</strong>staltungen vermehrt in<br />
Seminargruppengröße durchgeführt werden und in<br />
die aktivierende und motivierende Lernelemente integriert<br />
sind. Bilder wie das folgende gehören somit der<br />
Verg<strong>an</strong>genheit <strong>an</strong>.<br />
Lehrende und Studierende nehmen ein<strong>an</strong>der bewusst<br />
wahr. Durch die Reduzierung des Frontalunterrichts<br />
werden zusätzlich Zeitfenster für regelmäßige Hausübungen<br />
und -belege geschaffen, die die Studierenden<br />
gemeinsam in den neu und <strong>an</strong>sprechend gestalteten<br />
Arbeitsräumen oder auch konzentriert zu Hause bearbeiten.<br />
Vorbei ist das Herumirren auf der Suche nach<br />
einem zufällig freien Seminarraum oder das Arbeiten<br />
in zugigen und belebten Fluren.<br />
Die Ausarbeitungen der Studierenden werden von<br />
Hilfsassistenten aus höheren Semestern mit Unterstützung<br />
der Lehrenden detailliert korrigiert, was wiederum<br />
auch positive Aspekte für die Hilfsassistenten<br />
mit sich bringt. Zum einen verbessert sich ihr Kenntnisst<strong>an</strong>d<br />
noch einmal deutlich und sie können gleichzeitig<br />
einen Teil ihres Studiums zielorientiert fi n<strong>an</strong>zieren.<br />
Die am Anf<strong>an</strong>g des Jahrhunderts aufwändig produzierten<br />
Podcasts von Lehrver<strong>an</strong>staltungen kennt <strong>20</strong><strong>20</strong><br />
kaum noch jem<strong>an</strong>d, da die Studierenden Lehrver<strong>an</strong>staltungen<br />
viel lieber „live“ erleben. Einschlagenden<br />
Erfolg hat jedoch der für einige Lehrver<strong>an</strong>staltungen<br />
erstellte Prototyp des Lern-Adventure-Spiels „Auf der<br />
Jagd nach dem goldenen Helm“ (Bild oben).<br />
Neben diesen virtuellen Entdeckungsreisen sind Exkursionen<br />
fester Best<strong>an</strong>dteil des Lehrprogramms.<br />
Die „normalen“ Lehrver<strong>an</strong>staltungen sind um aufbauende<br />
und weiterführende Lehrver<strong>an</strong>staltungen<br />
ergänzt worden. In ersteren werden leistungsschwächere<br />
Studierende individuell dabei unterstützt, die<br />
<strong>an</strong>gestrebten Lernziele zu erreichen und in letzteren<br />
werden leistungsstärkere Studierende mit zusätzlichen<br />
Inhalten gefördert. Begleitet wird dieses System durch<br />
ein Mentoren-Programm, in dem jedem Studierenden<br />
sowohl ein Studierender eines höheren Semesters<br />
als auch ein Lehrender zugeordnet ist. In jeweiligen<br />
Einzelgesprächen refl ektieren die Studierenden über<br />
ihr Lernverhalten. Aber auch die Lehrenden erhalten<br />
wichtige Rückmeldungen zu ihrem Lehrverhalten.<br />
Beides sorgt für geringere Durchfallquoten bei gleichzeitig<br />
hohem Niveau.<br />
Da die Absolventen der <strong>Fachhochschule</strong> wegen ihrer<br />
hohen Qualifi kation immer stärker nachgefragt werden,<br />
versuchen Firmen, Behörden und Ingenieurbüros<br />
sich über eine Vielzahl von Exkursions- und Praktikums<strong>an</strong>geboten<br />
sowie Praxisvorträgen schon frühzeitig<br />
eine der begehrten Absolventinnen und Absolventen<br />
zu sichern.<br />
Durch die Schaffung eines kreativitätsfördernden Aufenthaltsraums<br />
mit qualitativ hochwertigem Kaffeeautomaten<br />
erfährt der Austausch der Lehrenden unterein<strong>an</strong>der<br />
fortlaufend neue Anregungen.<br />
Mit der gleichzeitigen Reduzierung<br />
des Lehrdeputats auf einen den<br />
Anforderungen <strong>an</strong>gemessenen<br />
Umf<strong>an</strong>g sind Freiräume entst<strong>an</strong>den,<br />
die durch die Lehrenden<br />
dazu genutzt werden,<br />
ihre Lehrver<strong>an</strong>staltungen<br />
perm<strong>an</strong>ent zu verbessern und<br />
aktuell zu halten. Die kreativen Impulse aus diesem<br />
Qualitätszirkel, von m<strong>an</strong>chem abwertend als Kaffeeklatsch<br />
bezeichnet, sind mit Worten hier gar nicht zu<br />
beschreiben.<br />
Kommen Sie <strong>20</strong><strong>20</strong> einfach einmal vorbei…<br />
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Institut Bauen und Erhalten <strong>Erfurt</strong> e.V.<br />
– Gerade erst geboren<br />
Prof. Dr.- Ing. Christel Nehring<br />
Die Mitarbeiter und Professoren der Fakultät Bauingenieurwesen<br />
und Konservierung/Restaurierung der<br />
<strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong> haben sich nach l<strong>an</strong>gem Ringen<br />
Ende <strong>20</strong>09 entschlossen, den Verein „Institut Bauen<br />
und Erhalten <strong>Erfurt</strong> e.V.“ zu gründen.<br />
Der Verein k<strong>an</strong>n Aufgaben der Hochschule wahrnehmen,<br />
die von dieser nicht in gleicher Weise erfüllt<br />
werden können. Dies betrifft z.B. die Vermittlung von<br />
Praktikumsplätzen, die Lehrtätigkeit durch Lehrbeauftragte,<br />
Forschungstätigkeiten und das Einwerben von<br />
Drittmitteln.<br />
Der Verein hat moment<strong>an</strong> 19 Mitglieder und im Vorst<strong>an</strong>d<br />
des Vereins arbeiten 3 gewählte Professoren<br />
und 2 gewählte Mitarbeiter der Fachrichtung Bauingenieurwesen<br />
sowie Fachrichtung Konservierung / Restaurierung.<br />
Im Dezember <strong>20</strong>09 wurde laut Mitteilung des Amtsgerichts<br />
<strong>Erfurt</strong> der Verein „Institut Bauen und Erhalten<br />
e.V.“ in das Vereinsregister eingetragen und im J<strong>an</strong>uar<br />
<strong>20</strong>10 die Gemeinnützigkeit durch das Fin<strong>an</strong>zamt bestätigt.<br />
Ende <strong>20</strong>10 erfolgte die Anerkennung als An-Institut<br />
von Seiten des Präsidiums. Mitte <strong>20</strong>11 durften wir den<br />
l<strong>an</strong>g ersehnten unterzeichneten Kooperationsvertrag<br />
zwischen dem Verein und der <strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong><br />
d<strong>an</strong>kend entgegennehmen.<br />
In diesem Vertrag sind die Ziele und die Strategien der<br />
Zusammenarbeit erörtert. Der Verein ist bestrebt, der<br />
<strong>Fachhochschule</strong> eine ständige Mitgliedschaft im Verein<br />
einzuräumen.<br />
Selbstverständlich dient die Zusammenarbeit dem beiderseitigen<br />
Nutzen. Die <strong>Fachhochschule</strong> und der Verein<br />
arbeiten in theoretischen und praktischen Fragen<br />
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auf dem Gebiet des Bauens und Erhaltens zusammen.<br />
Der Verein unterstützt die <strong>Fachhochschule</strong> bei der Org<strong>an</strong>isation<br />
von wissenschaftlichen Ver<strong>an</strong>staltungen.<br />
Dies ist in den zurückliegenden <strong>an</strong>derthalb <strong>Jahre</strong>n<br />
schon mehrfach geschehen.<br />
Der Verein verpflichtet sich u.a. zur Förderung des wissenschaftlichen<br />
Nachwuchses und zur Durchführung<br />
gemeinsamer <strong>an</strong>wendungsbezogener Forschungs- und<br />
Entwicklungsaufgaben.<br />
Im Rahmen des Kooperationsvertrages k<strong>an</strong>n der Verein<br />
die Räume und die technische Ausstattung in<br />
den Laboren und Werkstätten der Fakultät BKR für<br />
Foschungsaufgaben Dritter gegen Gebühren nutzen.<br />
Damit ist der Verein in der Lage, auch regionale Strukturen<br />
mit Dienstleistungen und Forschungstätigkeiten<br />
zu unterstützen.<br />
Die Entwicklung und Realisierung von praxisnahen und<br />
zukunftsorientierten Weiterbildungskonzepten ist eine<br />
weitere Aufgabe des Institutes.<br />
Zur effektiven Bearbeitung der Gesamtthematik „Bauen<br />
und Erhalten“ werden im Institut mehrere Arbeitsgruppen<br />
mit unterschiedlichen Kompetenzen und jeweils<br />
einem Arbeitsgruppenleiter gebildet.<br />
Das Institut Bauen und Erhalten <strong>Erfurt</strong> e.V. verfolgt<br />
ausschließlich gemeinnützige Zwecke.<br />
Mitglied k<strong>an</strong>n jeder werden, der die Vereinssatzung<br />
<strong>an</strong>erkennt. Der <strong>Jahre</strong>sbeitrag beträgt 25 €.
Inserentenliste<br />
Bennert GmbH, Hopfgarten 45<br />
Bickhardt Bau AG, Kirchheim 17<br />
Bilfinger & Berger GmbH - ZN Wohnungsbau, Jena 55<br />
Ed. Züblin AG - Bereich Thüringen, Jena 21<br />
EUROVIA VBU GmbH - NL Weimar, Umpferstedt 28<br />
GOLDBECKBAU Ost GmbH, NL Thüringen, Ichtershausen 59<br />
Ingenieurbüro Dr. Krämer GmbH, Weimar 36<br />
Ingenieurbüro Jung, Steinbach-Hallenberg 27<br />
Ingenieurgesellschaft für Wasserwirtschaft mbH, Arnstadt 31<br />
Schmalkaldener Bau GmbH, Springstille 34<br />
TS BAU GmbH, NL Jena 24<br />
Universal Bau GmbH, Mühlhausen 50<br />
Wolff & Müller Regionalbau GmbH & Co. KG, ZN <strong>Erfurt</strong> 8<br />
Bildnachweis<br />
Fotografien: Archiv der Fachrichtung Bauingenieurwesen, FH <strong>Erfurt</strong><br />
außer:<br />
Seite 3, 4, 5, 6 Privat<br />
Seite 14 Archiv der Fachrichtung Gebäude- und Energietechnik, FH <strong>Erfurt</strong><br />
Seite 33, 35, 45, 51 Privat<br />
Seite 62 o.: http://cdn.webshopapp.com/f/zzehf4/bob-de-bouwer-scoop-gaat-lol-trappen-dvd.jpg<br />
Seite 62 m. http://www.imb.rwth-aachen.de/elearning/mb01/v05/<br />
Seite 62 u. Privat<br />
Seite 63 o. http://i.computer-bild.de/imgs/102534916_1361492fe5.jpg<br />
Seite 63 m. Privat<br />
Seite 63 u. http://community.ebay.de/servlet/JiveServlet/download ...<br />
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Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong><br />
Fachrichtung Bauingenieurwesen<br />
Altonaer Straße 25<br />
99085 <strong>Erfurt</strong><br />
Telefon: 0361 6700-901<br />
E-Mail: dek<strong>an</strong>atb@fh-erfurt.de<br />
Web: http://www.fh-erfurt.de/bau<br />
Koordination der Textbeiträge:<br />
Prof. Dr.- Ing. Helmut Haenes<br />
Layout und Gestaltung:<br />
Dr. Silvia Rödiger<br />
Druck:<br />
Druckerei Jäcklein <strong>Erfurt</strong><br />
(c) <strong>20</strong>11 <strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong><br />
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<strong>Fachhochschule</strong> <strong>Erfurt</strong><br />
Fachrichtung Bauingenieurwesen<br />
Altonaer Straße 25<br />
99085 <strong>Erfurt</strong><br />
www.fh-erfurt.de/bau<br />
dek<strong>an</strong>atb@fh-erfurt.de