Frauenstudien/Genderstudies Wintersemester 2010/2011
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Prof. Dr. Wilfried Stroh<br />
37<br />
Lehrveranstaltungen<br />
Fakultät für Sprach- und<br />
Literaturwissenschaften<br />
Colloquium Latinum: Iacobus Balde: Antagathyrsus<br />
(Preis der Fettleibigkeit)<br />
Kolloquium<br />
Nur wenige wissen, dass Jacobus Balde, zu seiner Zeit<br />
Deutschlands berühmtester Dichter, ein Vorläufer des<br />
erst im neunzehnten Jahrhundert ausbrechenden<br />
Schlankheitskults gewesen ist. Sein Münchener Magerkeitsverein<br />
(Congregatio Macilentorum), dem vornehmste<br />
Bürger angehörten, veranstaltete Schlankheitskuren;<br />
ja Balde, der selbst spindeldürr war, plante<br />
im Scherz sogar die Gründung eines ausschließlich der<br />
Bauchreduktion gewidmeten religiösen Magerkeitsordens.<br />
Die ideologische Grundlage lieferte das Lied<br />
Agathyrsus (1638), ein Schmähgedicht auf die Fettwänste,<br />
das auch in mehreren Variationen ins Deutsche<br />
übersetzt wurde (Agathyrsus Teutsch, 1647).<br />
Noch weniger Literaturkenner aber wissen, dass Balde<br />
als gelernter Rhetoriker, sich besonders auch auf die<br />
Kunst des in utramque partem disserere (Pro und<br />
Contra Argumentieren) verstand, d. h. in diesem Fall,<br />
dass er dem Agathyrsus in einem späteren Gedicht<br />
eine Verteidigung der Dickbäuche folgen ließ, den<br />
Antagathyrus (1658). Mit dieser kaum bekannten,<br />
aber höchst originellen hexametrischen Satire wollen<br />
wir uns im kommenden Semester befassen.<br />
Eingeladen sind alle (auch besonders Studienanfänger/<br />
innen), die Lust haben, Dichtung weltliterarischen<br />
Niveaus auf eigene Faust, ohne viel Sekundärliteratur<br />
zu studieren. Niemand wird zum Übersetzen genötigt.<br />
Texte werden gegen Ende der vorlesungsfreien Zeit<br />
zur Verfügung gestellt. Dicke wie dünne Damen und<br />
Herren sind willkommen.<br />
Literatur: Jacobus Balde, Opera poetica omnia, 8<br />
Bde., München 1729 (ND 1990), dort: Antagathyrsus<br />
in Bd. 4, 299-366; Georg Westermayer, Jacobus<br />
Balde, sein Leben und seine Werke, München 1868<br />
(ND 1998); Wilfried Stroh, Baldeana, München<br />
2004, dort S. 209-240: „Iß dich schlank mit Pater<br />
Balde“; Gérard Freyburger / Eckard Lefèvre, (Hg.):<br />
Balde und die römische Satire, Tübingen 2005;<br />
Thorsten Burkard u.a. (Hg.), Jacob Balde im<br />
kulturellen Kontext seiner Epoche, Regensburg 2006.<br />
Ausführliche Bibliographie: http://www.lrzmuenchen.de/~stroh/main7.html<br />
Department II<br />
Griechische u.<br />
Lateinische,<br />
Romanische,<br />
Italienische und<br />
Slavische<br />
Philologie,<br />
Sprachen und<br />
Kommunikation<br />
Schellingstr. 3<br />
Wann?<br />
Mo 18 – 20 Uhr<br />
Wo?<br />
M 003, HGB<br />
Beginn<br />
18.10.<strong>2010</strong>