JAHRBUCH DER PSYCHOANALYSE - Frommann-Holzboog
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Jahrb. Psychoanal. 54, S. 97 – 126 © 2007 frommann-holzboog<br />
<strong>JAHRBUCH</strong> <strong>DER</strong> <strong>PSYCHOANALYSE</strong> 54/2007<br />
Der Ausschluß des anderen<br />
Ein kasuistischer Beitrag zu einer Objektbeziehungstheorie<br />
zwanghafter Abwehr<br />
Hans Asseyer<br />
Zusammenfassung<br />
Der Autor versucht in einer Reihe theoretischer Überlegungen und einer ausführlichen<br />
Kasuistik, die spezifische Beziehungsstörung zu erfassen, die die<br />
zwanghafte Abwehr kennzeichnet. Er knüpft an den Begriff der Gegenbesetzung<br />
an, um ein zentrales Charakteristikum zu verdeutlichen: Die Kluft zwischen<br />
innerer und äußerer Realität, die durch das von Freud hervorgehobene Berührungstabu<br />
aufrechterhalten wird. Sie ist das Resultat einer vorzeitigen, pathologischen<br />
Autonomieentwicklung mit dem Versuch, die Mutter aus dem psychischen<br />
Binnenraum zu verbannen. Dadurch entsteht eine Aufspaltung zwischen<br />
einer narzißtischen, omnipotenten, nach außen abgeschirmten Innenwelt und<br />
den äußeren Beziehungen, die durch das Bestreben nach Anpassung und Kontrolle<br />
geprägt sind. Es zeigt sich eine Polarisierung zwischen inneren und äußeren<br />
Objekten, die nicht miteinander in Berührung kommen dürfen, um sowohl<br />
regressive Wünsche wie destruktive Tendenzen in Schach zu halten. Die therapeutische<br />
Beziehung ist durch die Angst des Patienten geprägt, daß der Analytiker<br />
in seinen intrapsychischen Raum eindringen könnte. Darum versucht er Einfühlung<br />
und Verständnis zu verhindern. Die Kasuistik zeichnet anhand einzelner<br />
Stunden verschiedene Phasen der Behandlung nach, die die strukturelle Entwicklung<br />
verdeutlichen – ausgehend von einem konkretistischen Niveau wahnhafter<br />
Projektionen über den Versuch, Realität und Phantasie aufzuspalten, bis<br />
zu der sich allmählich abzeichnenden Fähigkeit, Symbolisierung für die innere<br />
Auseinandersetzung zu nutzen.<br />
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