JAHRBUCH DER PSYCHOANALYSE - Frommann-Holzboog
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Jahrb. Psychoanal. 54, S. 147 – 187 © 2007 frommann-holzboog<br />
<strong>JAHRBUCH</strong> <strong>DER</strong> <strong>PSYCHOANALYSE</strong> 54/2007<br />
Angewandte Psychoanalyse<br />
Psychoanalytische Betrachtungen zum 11. September,<br />
Terrorismus und genozidalen Vorurteil –<br />
ihre Wurzeln und Folgen<br />
Léon Wurmser<br />
Zusammenfassung<br />
Die Terrorakte des 11. Septembers und ähnliche auf der ganzen Welt begangene<br />
lassen Abgründe von Haß erblicken und vergrabene, aber virulente Angst in den<br />
Tätern erahnen, die ihren Ursprung in persönlichen, gesellschaftlichen, kulturellen<br />
und historischen Erniedrigungen und Beschämungen, im Verlust von<br />
Selbstachtung und Würde haben. Die entfesselte Aggression äußert sich als<br />
brennendes Ressentiment. Damit stellen sich Fragen, wie den traumatisierten<br />
Individuen, Familien und Gemeinwesen geholfen werden kann, welche Rolle<br />
eventuell militärische und politische Gegenhandlungen spielen und was die<br />
psychodynamischen Auswirkungen überhaupt sind. Wie kämpft man gegen Terror<br />
und verhindert neue Angriffe, ohne damit neue Scham und Ungerechtigkeit<br />
zu erzeugen und so zum Teufelskreis von Demütigung → Ressentiment → Gewalt<br />
→ neuem Unrecht beizutragen? Nach einigen einführenden Bemerkungen,<br />
die den Terrorismus umschreiben, beginnen diese Betrachtungen von der Seite<br />
der Opfer und ihrer Therapeuten her, dann schreiten sie voran zu Studien der<br />
Täter aus einer psychoanalytischen Perspektive, fahren mit breiteren kulturellen<br />
und philosophischen Analysen des 11. Septembers und seines Hintergrunds fort<br />
und schließen mit einigen psychoanalytischen Folgerungen des Autors.<br />
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