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Transfusionsmedizin - Fortbildung - UniversitätsSpital Zürich

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<strong>Transfusionsmedizin</strong><br />

Urs Schanz<br />

Klinik für Hämatologie<br />

<strong>UniversitätsSpital</strong> <strong>Zürich</strong>


Inhalt der <strong>Transfusionsmedizin</strong><br />

• Herstellung, Lagerung, Bereitstellung<br />

und Verabreichung von Blutprodukten<br />

• Erkennung und Behandlung der<br />

Nebenwirkungen von Transfusionen<br />

• Durchführung von therapeutischen<br />

Apheresen


Vollblutspende<br />

• Einem gesunden Blutspender/<br />

Blutspenderin werden mittels<br />

einarmiger Venenpunktion 450ml<br />

Vollblut entnommen,<br />

• nach Weiterverarbeitung und<br />

• nach Bestimmung der<br />

Infektparameter (HBV, HCV, HIV,<br />

Lues) und Blutgruppenbestimmung<br />

• zur Transfusion freigegeben.


Vollblutspende 2<br />

• Vollblut kann als ganzes (nach<br />

Deleukozytierung aber sonst ohne<br />

weitere Aufbereitung)<br />

• oder nach Auftrennung in die<br />

einzelnen Komponenten<br />

Erythrozyten<br />

Thrombozyten<br />

Plasma<br />

transfundiert werden


212.50 sFr.


1334.30 sFr.


146.50 sFr.


Apheresespende<br />

• Einem gesunden Blutspender/Blutspenderin<br />

wird mittels eines Zellseparators,<br />

• selektiv eine Blutkomponente (i.d.R.<br />

Thrombozyten oder Plasma) entnommen,<br />

• nach Bestimmung der Infektparameter und<br />

Blutgruppenbestimmung<br />

• zur Transfusion freigegeben.


Apheresespende


Blut und Infektübertragung<br />

• Durch Blut oder Blutkomponenten<br />

können verschiedene infektiöse<br />

Agentien vom Spender auf den<br />

Empfänger übertragen werden<br />

• Viren (z.B. Hepatitis B und C, HIV, CMV<br />

Parvovirus B19, WNV etc.)<br />

• Bakterien (z.B. Staphylokokken etc.)


Blut und Infektübertragung 2<br />

• Protozoen (Malaria, Toxoplamose<br />

etc.)<br />

• Prionen????<br />

• Neue zur Zeit noch nicht<br />

identifizierte infektiöse Agentien


Blut und Infektübertragung 3<br />

• Auf folgende Viren muss getestet werden:<br />

Hepatitis B und C (HBs-Ag und HBV-PCR,<br />

HCV-AK und HCV-RNA, HIV 1+2 AK, HIV-<br />

PCR)<br />

• Problem: Fensterspenden, d.h. Blut wird zu<br />

einem Zeitpunkt gespendet in dem zwar eine<br />

Infektion bereits stattgefunden hat, aber mit<br />

den uns zur Verfügung stehenden Mitteln<br />

noch nicht nachgewiesen werden kann.


Bakt. Kontamination


Intercept® Pathogen Reduktion / Inaktivierung


Lagerung von Blutprodukten<br />

• Erythrozytenkontzentrate müssen bei +2 bis<br />

+6°C gelagert werden, Dauer max. 42 Tage<br />

• Thrombozyten müssen bei + 20 bis +24°C<br />

gelagert werden, Dauer max. 5 Tage<br />

• Frisch gefrorenes Plasma muss bei<br />


Bereitstellung von Blutprodukten<br />

• Vor jeder Verabreichung von<br />

Blutprodukten muss die<br />

Verträglichkeit des Spenderblutes<br />

mit dem Empfängerblut sicher<br />

gestellt werden.<br />

→ Blutgruppenserologie


Blutgruppensysteme


Blutgruppen<br />

• Blutgruppen sind<br />

Erythrozytenmembranbestandteile<br />

(Antigene), d.h.<br />

Kohlehydrate, Proteine, Glykolipide<br />

oder Glykoproteine<br />

• die zur Antikörperbildung bei Individuen<br />

führen können, die das entsprechende<br />

Antigen nicht aufweisen


Blutgruppen


Das ABO Blutgruppensystem<br />

• Zuerst entdecktes Blutgruppensystem<br />

• Das wichtigste System bei der Bluttransfusion<br />

• Neben dem Rhesussystem das<br />

Blutgruppensystem das man kennen<br />

muss


ABO Blutgruppen<br />

• Jeder Mensch besitzt eines der 4<br />

ABO Blutgruppenmerkmale<br />

A<br />

B<br />

AB<br />

O


ABO Blutgruppen 2<br />

• Jeder Mensch besitzt Antikörper<br />

(Ak) gegen die Blutgrupenmerkmale,<br />

die er selbst nicht<br />

besitzt<br />

A → anti-B Ak<br />

B → anti-A Ak<br />

O → anti-A und -B Ak<br />

AB → keine Ak


ABO Blutgruppen 3<br />

• Die anti-A oder anti-B Antikörper<br />

kommen im Serum jedes Menschen<br />

ohne vorgängige Immunisierung durch<br />

eine Transfusion vor, deshalb spricht<br />

man von sog.<br />

regulären oder natürlichen<br />

Antikörpern


ABO Blutgruppen 4<br />

• Die ABO Blutgruppen Antikörper<br />

gehören der IgG (= immune AK) und<br />

der IgM (= nicht immune AK) Klasse an<br />

• Antikörper die Eryhtrozyten in vitro<br />

agglutinieren heissen Isoagglutinine,<br />

solche die Erythrozyten in vitro<br />

hämolysieren heissen Hämolysine.


ABO Blutgruppe


Das Rhesus Blutgruppen System<br />

• Peptid- bzw. Protein Antigene<br />

• 5 Hauptantigene<br />

D → Rhesus positiv<br />

∅ D → Rhesus negativ<br />

C und c<br />

E und e<br />

• Im Rhesus System gibt es keine<br />

natürlich vorkommenden Antikörper


Rhesus Antigene


Das Rhesus Blutgruppen System 2<br />

• Rhesus negative (15%) die mit<br />

Rhesus (D) positivem (85%) Blut<br />

transfundiert werden, können<br />

Antikörper gegen das Antigen D<br />

(anti-D Antikörper) entwickeln, die<br />

zum beschleunigten Abbau<br />

(Hämolyse) des transfundierten<br />

Blutes führen


Der Coombs Test<br />

• Synonym: direkter Antihumanglobulin<br />

Test = DAT<br />

• dient zum Nachweis einer Beladung von<br />

Erythrozyten durch nicht agglutinierende,<br />

inkomplette Antikörper<br />

• durch die Verwendung eines 2.<br />

Antikörpers der gegen das Fc Fragment<br />

gerichtet ist und so zu einer sichtbaren<br />

Agglutination führt.


Der Coombstest


Der Coombstest


Der Coombstest


Mit<br />

Coombs<br />

Serum<br />

Ohne<br />

Coombs<br />

Serum<br />

4+ 3+ 2+ 1+ (1+) neg


Die Verabreichung von Blutprodukten


Die Verabreichung von Blutprodukten 2<br />

• Blutprodukte (Erythrozyten, Plasma,<br />

Thrombozyten) sollen nur verabreicht<br />

werden, wenn der Nutzen der Transfusion<br />

die möglichen Risiken übersteigt. D.h. die<br />

Indikation muss stimmen!<br />

• Eindeutige Verbesserung der<br />

Sauertofftransportkapazität durch<br />

Erythrozyten Transfusionen


Die Verabreichung von Blutprodukten 3<br />

• Verbesserung einer deutlich gestörten,<br />

lebensgefährlich veränderten<br />

Blutgerinnung durch die Verabreichung<br />

von Plasma oder Thrombozyten.


Die Verabreichung von Blutprodukten 4<br />

• Blutprodukte dürfen nur nach vorgängiger<br />

korrekter Austestung transfundiert werden<br />

• Neben der medizinischen Indikation ist bei<br />

jeder Transfusion zu berücksichtigen, daß<br />

– die Blutressourcen beschränkt sind<br />

– Blutprodukte teuer sind


Nebenwirkungen von Transfusionen<br />

• Übertragung von Infekten<br />

• Bildung von Alloantikörpern, d.h. ein<br />

Empfänger dem ein bestimmtes<br />

Blutgruppenantigen fehlt erhält eine<br />

Transfusion von einem Spender der dieses<br />

Blutgruppenantigen aufweist und bildet<br />

dagegen Antikörper. Folgende Transfusionen<br />

werden erschwert, weil Blut gefunden werden<br />

muss, das dieses Antigen nicht aufweist.<br />

Sonst entsteht eine hämolytische<br />

Transfusionsreaktion.


Nebenwirkungen von Transfusionen 2<br />

• Hämolytische Transfusionsreaktion:<br />

Ein Empfänger besitzt Antikörper gegen ein<br />

Blutgruppenmerkmal, welches das<br />

Spenderblut aufweist.<br />

• Es kommt zur Antigen-Antikörper-Reaktion,<br />

die zu einem beschleunigten Abbau der<br />

transfundierten Erythrozyten (Hämolyse)<br />

führt.<br />

• Die Hämolyse kann intravasal oder<br />

extravasal (im RES) geschehen.


Nebenwirkungen von Transfusionen 3<br />

Diagnose der hämolytischen<br />

Transfusionsreaktion:<br />

• Temperaturanstieg mit Frösteln oder<br />

Schüttelfrost<br />

• allgemeines Unwohlsein<br />

• Blutdruckabfall<br />

• Oligurie bis Anurie


Nebenwirkungen von Transfusionen 4<br />

Massnahmen bei Verdacht auf eine<br />

hämolytische Transfusionsreaktion:<br />

• Transfusion sofort stoppen, Abklären ob<br />

Blut wirklich kompatibel ist<br />

• Labortest<br />

• Blutdruckstabilisierung<br />

• gute Hydrierung


Nebenwirkungen von Transfusionen 5<br />

Die febrile, nicht hämolytische Transfusions-reaktion:<br />

• Zytokine die bei der Herstellung oder Lagerung von<br />

Blutprodukten entstehen führen zu einer<br />

• Erhöhung der Körpertemperatur (>1°C)<br />

• Diese Reaktionen sind harmlos, die Transfusion kann<br />

fortgesetzt werden, wenn sicher ist, daß keine<br />

hämolytische Transfusionsreaktion vorliegt.


Nebenwirkungen von Transfusionen 6<br />

Transfusionsurtikaria:<br />

• Minuten bis wenige Stunden nach<br />

Beginn der Tranfusion entsteht eine Urtikaria,<br />

die im Extremfall den ganzen Körper befallen<br />

kann<br />

• Wahrscheinlich durch Plasmaproteinunverträglichkeiten<br />

bedingt. Ist harmlos.<br />

• Therapie mit Antihistaminika, in schweren<br />

Fällen mit Steroiden.


Nebenwirkungen von Transfusionen 7<br />

Schwere allergische Transfusionsreaktionen:<br />

• Glottisödem<br />

• Bronchospasmus<br />

• Schock (Anaphylaxie)<br />

• Transfusion stoppen, Notfallmassnahmen<br />

ergreifen, Ursache zu eruieren versuchen.


Nebenwirkungen von Transfusionen 8<br />

Andere Transfusionsreaktionen:<br />

• TRALI = transfusion associated acute<br />

lung injury = ARDS<br />

• Immunmodulation<br />

• Eisenüberladung<br />

• Bildung von HLA Antikörpern<br />

• posttransfusionelle GvH


0 - 6 h

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