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Versuch einer Analyse: Frau Klein - Frommann-Holzboog

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»<strong>Versuch</strong> <strong>einer</strong> <strong>Analyse</strong>: <strong>Frau</strong> <strong>Klein</strong>«<br />

der rechten Ecke ist noch ein Name mit <strong>einer</strong> Adresse vermerkt (die überweisende<br />

Ärztin?), darunter »Tel.«, dann folgt die Abkürzung »Mag. Wlm«, darunter<br />

»Jugendamt III«. Aus der darunterliegenden Tabelle geht hervor, daß die erste<br />

Konsultation am 24. März 1921 stattfand und die Behandlung sich bis zum 9. Juni<br />

erstreckte. Sie erfolgte mit <strong>einer</strong> Frequenz von drei Stunden pro Woche, wobei<br />

vermerkt wird, daß der Patient immer wieder für Tage, einmal auch Wochen weggeblieben<br />

sei.<br />

Dieses – und drei weitere 3 – Ambulanzblätter/Krankenblätter der Berliner<br />

Psychoanalytischen Poliklinik, die ich in den Unterlagen des Melanie <strong>Klein</strong> Trust<br />

in der Wellcome Library for the History and Understanding of Medicine (London)<br />

gefunden habe, gewähren uns einen Einblick in die konkrete Umsetzung<br />

des selbstgesetzten Ziels dieser von Karl Abraham, Max Eitingon und Ernst<br />

Simmel gegründeten Institution, »das psychoanalytische Heilverfahren weiten<br />

Kreisen zugänglich zu machen« (Eitingon, 1922, S. 506). Wir wissen aus Eitingons<br />

erstem Bericht über die Berliner Psychoanalytische Poliklinik (März 1920 – Juni<br />

1922) – und nur diese Frühzeit ist in diesem Rahmen im Fokus des Interesses –,<br />

daß in diesen ersten knapp zweieinhalb Jahren über 600 Hilfe- und Ratsuchende<br />

durch die Poliklinik hindurchgegangen sind und die Zusammensetzung des »Patientenmaterials«<br />

äußerst mannigfaltig in puncto Alter, Geschlecht, Beruf und<br />

sozialer Stellung war: »vom sechsjährigen Kind bis zum siebenundsechzigjährigen<br />

Greis, vom Arbeiter und Dienstmädchen bis zur Generalstochter, zur Nichte<br />

eines Ministerpräsidenten [...] und zu einem sehr einflußreichen Politiker«<br />

(1922, S. 509). Über Tabellen zu Anzahl der Konsultationen und Behandlungen,<br />

Statistiken über Alter, Geschlecht und Beruf sowie Tabellen zu Diagnosen wird<br />

diese Charakterisierung weiter spezifiziert. 4<br />

3 Von den vier Ambulanzblättern des Melanie <strong>Klein</strong> Trust enthält das hier erstmals abgebildete den<br />

ausführlichsten Eintrag unter »Krankengeschichte und Diagnose«. Bei zwei der vorhandenen Krankenblätter<br />

findet sich auf der Rückseite kein Vermerk (allerdings handelt es sich bei einem der beiden<br />

Blätter ganz offensichtlich um eine Fortsetzung – das erste Blatt ist nicht erhalten). Beim dritten<br />

finden sich nur wenige Stichworte (siehe dazu auch Frank, 1999, Kap. 5).<br />

4 Hinsichtlich Einzelheiten zur Berliner Poliklinik sei insbesondere auf Eitingons Berichte von 1922<br />

und 1924 verwiesen, auf den Zehnjahresbericht sowie auf die Beiträge anläßlich der 50-Jahr-Gedenkfeier<br />

des Berliner Psychoanalytischen Instituts. Die jüngste mir bekannte Arbeit zur Berliner<br />

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