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Versuch einer Analyse: Frau Klein - Frommann-Holzboog

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Das vorliegende Ambulanzblatt gibt uns nun die Möglichkeit, die Geschichte<br />

eines Patienten von der Indikationsstellung an zu verfolgen. Meines Wissens liegen<br />

zu den Ambulanzblättern der Poliklinik bisher keine Veröffentlichungen vor.<br />

Der Verbleib der Krankengeschichten ist unklar – einen Hinweis auf sie findet<br />

sich im Bericht von F. Boehm vom 21. August 1934. Boehm vermerkt hier, daß<br />

Dr. Eitingon gleich nach der Machtergreifung der neuen Regierung mitteilen ließ,<br />

er möchte die Institutsräume nicht mehr betreten, damit, falls er verhaftet werden<br />

würde, dies nicht in diesen Räumen geschehen könne. »Gleichzeitig sah er unsere<br />

Krankengeschichten durch, ob sich in denselben Angaben fänden, welche einzelnen<br />

Patienten von uns gefährlich werden könnten« (Brecht et al., 1985, S. 99). 5<br />

Was wissen wir vom organisatorischen Ablauf? Eitingon schreibt 1922:<br />

Die Sprechstunde für alle neuen zur Poliklinik kommenden Patienten findet<br />

täglich mit Ausnahme des Sonntages und eines Wochentages statt [...].<br />

Abgehalten wurde die Sprechstunde anfangs vom Referenten und Doktor<br />

Simmel gleichzeitig oder abwechselnd. Sehr bald aber erwies es sich als viel<br />

zweckmäßiger, alles durch eine Hand gehen zu lassen, und der Referent<br />

übernahm im vergangenen Jahr die Sprechstunde ganz, so daß nun das gesamte<br />

Material leicht übersehen werden konnte [...]. Hält vertretungsweise<br />

ein Assistent die Sprechstunde ab, so bestellt er nach Aufnahme <strong>einer</strong> eingehenden<br />

Anamnese den Patienten noch einmal für den Leiter, dem die Indikationsstellung<br />

zusteht. In dieser waren wir nur in <strong>einer</strong> Hinsicht streng:<br />

in der Dringlichkeit. [...] (1922, S. 510).<br />

In dem uns vorliegenden Fall hat also Eitingon – wie offensichtlich die Regel –<br />

den neuen Patienten, einen dreizehnjährigen Jungen, als Erster gesehen. Aus den<br />

veröffentlichten Statistiken ist zu entnehmen, daß in dieser ersten Berichtsperi-<br />

Psychoanalytischen Poliklinik von Danto stützt sich im wesentlichen auf die Informationen dieser<br />

Berichte. Nur am Rande sei in diesem Rahmen daran erinnert, daß das Psychoanalytische Institut mit<br />

seinem Ausbildungscurriculum, das es in dieser Zeit entwickelt hat, und der Poliklinik Modellcharakter<br />

für den Aufbau von Instituten in anderen Städten gewann (vgl. auch De Clerck, 1994).<br />

5 Ich danke <strong>Frau</strong> Regine Lockot, Berlin, für diesen Hinweis.<br />

319<br />

Claudia Frank

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