Poetry Slam – Neue Poeten braucht das Land - FOS BOS Weiden
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<strong>Poetry</strong> <strong>Slam</strong> <strong>–</strong> <strong>Neue</strong> <strong>Poeten</strong> <strong>braucht</strong> <strong>das</strong> <strong>Land</strong><br />
„Machst Du auch mit beim <strong>Poetry</strong>-<strong>Slam</strong>-Workshop?“<br />
<strong>–</strong> „Wie? <strong>Poetry</strong> <strong>Slam</strong>? Was soll <strong>das</strong> denn sein?“ Diese<br />
Frage haben sich einige Schüler gestellt, als an der<br />
<strong>FOS</strong>/<strong>BOS</strong> <strong>Weiden</strong> ein solcher Workshop angekündigt<br />
wurde. Grund genug, sich einmal genauer mit der<br />
Thematik zu beschäftigen. Was verbirgt sich<br />
eigentlich hinter dem Begriff „<strong>Poetry</strong> <strong>Slam</strong>“? Ein<br />
<strong>Poetry</strong> <strong>Slam</strong> (zu Deutsch: Dichterwettstreit) ist ein<br />
literarischer Vortragswettbewerb, in dem selbstgeschriebene Texte innerhalb einer bestimmten Zeit einem<br />
Publikum vorgetragen werden.<br />
Das Publikum ist dabei aber keinesfalls nur Zuhörer und Zuschauer, sondern es ist zugleich die Jury. Es<br />
entscheidet z. B. durch die Lautstärke des Applauses, welches Gedicht siegt. Dabei ist der Wettbewerb für<br />
junge Dichter nicht nur eine Chance, die eigenen Texte einem Publikum zu präsentieren. Viele <strong>Poeten</strong><br />
nutzen ihn auch als Gelegenheit, Kontakte mit Gleichgesinnten zu knüpfen und ein unmittelbares Feedback<br />
zu bekommen. Im Vordergrund stehen der Spaß an der Sache und die Freude am Spiel mit der Sprache. Ziel<br />
ist es vor allem, die Zuschauer zu begeistern. So versucht der Dichter beispielsweise durch Schreien,<br />
Flüstern, Jaulen, Keuchen oder rhythmischen Vortrag, seinen<br />
Auftritt lebendig zu gestalten und <strong>das</strong> Publikum zu überraschen<br />
und <strong>–</strong> wenn möglich <strong>–</strong> auch mit einzubeziehen. Dabei ist an<br />
sprachlichen Mitteln fast alles erlaubt. Verboten sind lediglich<br />
Requisiten, Musikbegleitung und andere Hilfsmittel. Es gibt nicht<br />
nur Einzelwettbewerbe, sondern es können auch Gruppen von<br />
zwei bis fünf <strong>Poeten</strong> mit ihren Texten an <strong>Slam</strong>s teilnehmen.<br />
Seinen Ursprung hat der <strong>Poetry</strong> <strong>Slam</strong> im Jahr 1986 in Chicago,<br />
USA. Der Erfinder, Marc Kelly Smith, hielt traditionelle Lesungen<br />
für fade und erfand diese Form des Dichterwettbewerbs.<br />
Inzwischen gibt es solche Veranstaltungen in aller Welt und auch<br />
in unserem <strong>Land</strong> gewinnt diese Form des Vortragens immer<br />
mehr an Beliebtheit. Gerade in Deutschland ist die Szene<br />
inzwischen stark angewachsen und nach den USA die<br />
zweitgrößte weltweit.<br />
Das Interesse wurde geweckt? Der nächste größere<br />
Dichterwettkampf findet während der <strong>Weiden</strong>er Literaturtage<br />
19.04.2013 statt.<br />
(Quellen: http://de.wikipedia.org/wiki/<strong>Poetry</strong>_<strong>Slam</strong>, http://www.myslam.net/de)<br />
Alina Zimmermann, Anna Zeitler (F11Wa1)
<strong>Poetry</strong>-<strong>Slam</strong>-Workshop an der <strong>FOS</strong>/<strong>BOS</strong> <strong>Weiden</strong><br />
Unmittelbar nach den Weihnachtsferien, frisch und<br />
erholt, trafen sich in der ersten Schulwoche des<br />
neuen Jahres zweimal rund 20 Schüler aus<br />
verschiedenen Klassen der <strong>FOS</strong>/<strong>BOS</strong> <strong>Weiden</strong> zum<br />
diesjährigen <strong>Poetry</strong>-<strong>Slam</strong>-Workshop. Gestaltet<br />
wurde dieser von der jungen <strong>Slam</strong>merin Pauline Füg,<br />
die seit dem Abschluss ihres Psychologie-Studiums<br />
mit den <strong>Poetry</strong>-<strong>Slam</strong>-Wettbewerben, die mehrmals<br />
im Jahr stattfinden, und Workshops an Schulen ihr<br />
Geld verdient.<br />
Zu Beginn der Veranstaltung stellte uns Pauline eines ihrer bekanntesten und besten Gedichte vor. Es trägt<br />
den Titel „Justus Jonas“ und ist einer Figur aus der bekannten Hörspielreihe „Die drei ???“ gewidmet. Wie<br />
sie selbst sagt, saß sie an diesem Gedicht ein halbes Jahr, bis sie mit dem Ergebnis so zufrieden war, <strong>das</strong>s<br />
sie es auf einem Wettbewerb vortrug, wo sie sehr positives Feedback bekam. Auch wir Schüler waren<br />
begeistert von dem lebendigen Vortrag und Paulines witzigen Einfällen, mit denen sie ihrer Liebe zum<br />
Meisterdetektiv Justus Jonas poetisch Ausdruck verlieh.<br />
In den darauffolgenden 30 Minuten zeigte uns<br />
Pauline einige Filmausschnitte über bekannte<br />
<strong>Poetry</strong>-<strong>Slam</strong>mer wie Bas Boettcher, den ersten<br />
Gewinner einer deutschen <strong>Poetry</strong>-<strong>Slam</strong>-<br />
Meisterschaft. Zudem erfuhren wir viel über die<br />
Anfänge der Bewegung und über Regeln und Ablauf<br />
von <strong>Poetry</strong> <strong>Slam</strong>s.<br />
Beim „<strong>Slam</strong>men“ geht es darum, Gefühle oder ein<br />
Thema, <strong>das</strong> den Dichter gerade bewegt, aufzugreifen<br />
und darüber ein Gedicht zu verfassen. Dieses muss<br />
sich nicht unbedingt reimen, denn in erster Linie ist es wichtig, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Publikum unterhalten wird, da<br />
dieses in der Regel am Ende eines Wettbewerbs den Sieger kürt.<br />
Nachdem wir so viel zum Thema gehört und gesehen hatten, bekamen wir die Möglichkeit, uns selbst<br />
einmal an einem Gedicht zu versuchen. Tatsächlich stellte sich bei den anschließenden Vorträgen unserer<br />
ersten Gehversuche in der Lyrik heraus, <strong>das</strong>s einige<br />
Schüler durchaus Talent zum <strong>Slam</strong>men haben.<br />
Zum Abschluss zeigte uns Pauline in einem Stehkreis<br />
verschiedene Übungen für sicheres Auftreten und<br />
deutliches Sprechen. Da es sich dabei unter anderem<br />
um witzige Zungenbrecherübungen handelte, kam<br />
auch hier der Spaß nicht zu kurz. Der amüsante,<br />
lehrreiche und kreative Workshop mit Pauline hat<br />
bei vielen Teilnehmern definitiv <strong>das</strong> Interesse für<br />
diese moderne Form des Dichtens geweckt. Jetzt<br />
kann der <strong>Poetry</strong> <strong>Slam</strong> auch in diesem Jahr wieder an<br />
unsere Schule kommen!<br />
Andreas Höfler (B11W)
<strong>Poetry</strong> <strong>Slam</strong> <strong>–</strong> die etwas andere Art, mit Literatur umzugehen<br />
Am Donnerstag, 10.01.2013 hatten rund 40 Schülerinnen und Schüler der <strong>FOS</strong>/<strong>BOS</strong> <strong>Weiden</strong> die einmalige<br />
Gelegenheit, die mittlerweile deutschlandweit bekannte <strong>Poetry</strong> <strong>Slam</strong>merin und E.ON-Kulturpreisträgerin<br />
Pauline Füg einmal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.<br />
Pauline wurde 1983 in Leipzig geboren und wuchs<br />
im Großraum Nürnberg auf. Heute lebt sie in<br />
Eichstätt und Hannover und ist aufgrund ihres<br />
Berufes viel unterwegs. Sie hat ihr Studium der<br />
Psychologie abgeschlossen und arbeitet als<br />
Psychologin vor allem als Team-Trainerin und mit<br />
dem Projekt „DemenzPoesie“ in Alten- und<br />
Pflegeheimen. Zugleich tritt sie immer wieder als<br />
<strong>Poetry</strong> <strong>Slam</strong>merin auf, veranstaltet Workshops an<br />
Schulen und nutzt ihre Gabe auch dazu, bei<br />
Demenzkranken längst vergessen geglaubte<br />
Erinnerungen wieder wachzurufen. Weiterhin spielt Pauline Füg Theater. So war sie beispielsweise im<br />
letzten Jahr an der Spoken-Word-Performance zu dem Roman „Der Schatten des Körpers der Kutschers“<br />
von Peter Weiss beteiligt.<br />
Kürzlich veranstaltete die Dichterin einen beeindruckenden Workshop an der Gustav-von-Schlör-Schule,<br />
nach dem sie einigen Schülerinnen und Schülern in einem Interview Rede und Antwort gestanden hat:<br />
Pauline, wie sind Sie eigentlich zum <strong>Poetry</strong> <strong>Slam</strong><br />
gekommen?<br />
Pauline Füg: Ich habe als 15-Jährige davon in der<br />
Zeitung gelesen. Damals waren diese<br />
Veranstaltungen allerdings noch nicht sehr bekannt.<br />
An meinem ersten eigenen <strong>Poetry</strong>-<strong>Slam</strong>-<br />
Wettbewerb habe ich dann zum ersten Mal 2003 in<br />
Ansbach teilgenommen. Ich habe mich immer schon<br />
für Sprache interessiert und wollte auch gerne selbst<br />
Texte schreiben. Besonders wichtig war es mir auch, diese Texte nicht in meiner Schublade versauern zu<br />
lassen. Wortspiele haben mir ebenfalls schon immer sehr viel Spaß gemacht, im Großen und Ganzen, ist<br />
<strong>das</strong> ist alles irgendwie von selbst passiert. Um ein Beispiel zu geben: „Du hast ein Orientierungslos<br />
gezogen, aber ein ganz großes!“<br />
Was arbeiten Sie? Oder machen Sie <strong>das</strong> mit dem <strong>Poetry</strong> <strong>Slam</strong> hauptberuflich?<br />
Pauline Füg: Also eigentlich habe ich Psychologie studiert und dieses Studium auch abgeschlossen. Ich habe<br />
während meines Studiums und danach noch bis 2011 im Hochseilgarten gearbeitet, heute mache ich<br />
nebenbei noch Teamtrainings im Outdoorbereich.<br />
Worum geht es in Ihren Texten?<br />
Pauline Füg: Zwischenmenschliches, Stimmungen und bestimmte Situationen. Außerdem habe ich mit<br />
Tobias Heyel <strong>das</strong> <strong>Poetry</strong>-<strong>Slam</strong>-Team „Großraumdichten“ gegründet. Dort geht es viel um Politisches.
Die Mitteldeutsche Zeitung schreibt dazu: „Dem Duo „Großraumdichten“ zuzuhören, ist ein bisschen wie<br />
barfuß gehen auf unbekanntem Boden. Mal schmeichelt feiner Sand den Füßen, wenn der Text trägt wie ein<br />
dichter Klangteppich. Dann geht es plötzlich spitze Steine, wenn Sätze voller Wut und Energie ins Ohr<br />
dringen. Rhythmus ist alles.“ (Mitteldeutsche Zeitung, 07.07.08)<br />
Wie funktioniert so ein <strong>Poetry</strong>-<strong>Slam</strong>-Team?<br />
Pauline Füg: Wir schreiben die Texte zusammen und tragen sie auch gemeinsam vor. Weil wir die Texte<br />
auswendig vortragen, entsteht eine sehr schöne Dynamik.<br />
Wie werden diese Texte dann von Ihnen performt?<br />
Pauline Füg: Wir sprechen die Texte entweder<br />
synchron oder zeitversetzt. Die Texte werden von<br />
uns vorher geschrieben, wir üben diese dann<br />
zusammen ein. Es dauert aber immer ein Weilchen,<br />
bis wir beide mit dem Text zufrieden sind. Die<br />
Stimmen werden erst dann von uns verteilt und es<br />
wird ausgeknobelt, wer welchen Part spricht.<br />
Meistens sitzen wir an einem neuen Text zwei bis<br />
drei Monate.<br />
Verwenden Sie diese Texte dann öfter?<br />
Pauline Füg: Ja, diese Texte sind für uns wie eine „Hit-Single“. Wir touren immer mit zwei Texten durch<br />
Deutschland und im nächsten Jahr schreiben wir dann wieder neue.<br />
Wie funktioniert ein <strong>Poetry</strong> <strong>Slam</strong>, also ein moderner Dichterwettkampf, und was ist für Sie als Vorträgerin<br />
dabei am wichtigsten?<br />
Pauline Füg: Ein <strong>Poetry</strong>-<strong>Slam</strong>-Wettbewerb funktioniert so, <strong>das</strong>s ca. zehn Dichter mit ihren selbst<br />
geschriebenen Texten auftreten und <strong>das</strong> Publikum stimmt mit Applaus ab, wer der beste Dichter des<br />
Abends war. Dies ist jedoch häufig nicht besonders objektiv, denn jeder hat seinen persönlichen<br />
Geschmack. Ein ernster Text kann mit einem lustigen schwer verglichen werden. Es soll um den Spaß an<br />
der Sprache gehen. Der Wettbewerb ist ein Gimmick fürs Publikum.<br />
Was bedeutet <strong>Poetry</strong> <strong>Slam</strong> oder die Texte an sich für Sie persönlich?<br />
Pauline Füg: Es geht beim <strong>Slam</strong> darum, Poesie unter<br />
die Menschen zu bringen, Spaß zu haben, selber<br />
Texte vorzutragen, sich wohl zu fühlen auf der<br />
Bühne, einen schönen Abend zu gestalten. Literatur<br />
soll dabei wieder in einen anderen Kontext rücken<br />
und auf eine andere und neue Art und Weise<br />
konsumierbar gemacht werden. Ich möchte Texte<br />
schreiben, die einen gewissen literarischen Anspruch haben. Mein aktuellster Text heißt „Von<br />
Weggabelungen“. In ihm geht es um die Schwierigkeit, Entscheidungen zu treffen.<br />
Was genau ist der Unterschied zwischen <strong>Poetry</strong> <strong>Slam</strong> und Hip Hop?<br />
Pauline Füg: Es gibt keinen essenziellen Unterschied, diese Genres vermischen sich. Es gibt Rapper, die auf<br />
<strong>Poetry</strong>-<strong>Slam</strong>-Bühnen auftreten. Es geht hierbei vor allem darum, <strong>das</strong> Medium der eigenen Sprache für den
Vortrag zu nutzen. Ein Unterschied zum Rap ist jedoch, <strong>das</strong>s beim <strong>Slam</strong>men nicht gedisst wird. Außerdem<br />
ist der Hip Hop mit Beat, während beim <strong>Poetry</strong> <strong>Slam</strong> nur ein Beatboxer erlaubt wäre, wenn er überhaupt<br />
zum Einsatz kommt.<br />
Wer Pauline Füg nun auch einmal persönlich treffen und sich von ihrem Können überzeugen will, kann dies<br />
in diesem Jahr in <strong>Weiden</strong> tun. Sie wird im Frühjahr neben weiteren <strong>Slam</strong>-Größen wie Christian Ritter und<br />
Felix Römer beim Tiefgaragen-<strong>Slam</strong> der <strong>Weiden</strong>er Literaturtage am 19. April 2013 auftreten. Ein Ereignis,<br />
<strong>das</strong> sich Literaturinteressierte und solche, die es noch werden wollen, auf keinen Fall entgehen lassen<br />
sollten.<br />
Katharina Wegmann, Anna Gleißner (B11WS1), Reinhard Planek (B11T)