Volvo FH 16 660 - firmenflotte.at
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Der stärkste europäische Serien-Motor einer S<strong>at</strong>telzugmaschine auf der längsten österreichischen Test-Tour. Ein Tag<br />
der Superl<strong>at</strong>ive, könnte man meinen. Wenn da nicht die vielen Baustellen und wieder einmal eine nach Unfall gesperrte<br />
Autobahn wären. So wie bei einer SafetyCar-Phase im Grand Prix neutralisieren sich in solchen Fällen sogar einige<br />
Hundert PS. Auch die Speed-Limits (wie in der Boxenstraße) beschränken die Möglichkeiten der Formel <strong>FH</strong><strong>16</strong>. Alleine<br />
das Gefühl „wenn man dürfte wie man wollte“ lässt Freude aufkommen.<br />
Gleich beim Anfahren<br />
setzt die Kraftentfaltung<br />
sehr direkt und wie von<br />
selbst ein. 90% des Drehmoments<br />
innerhalb von<br />
etwa zwei Sekunden abrufbereit.<br />
Beim Berganfahren<br />
hilft die „Hill Start Aid“: Die<br />
betätigte Bremse wird erst<br />
dann wieder gelöst, wenn der<br />
Motor genug Drehmoment<br />
bereitstellt. Vereinfacht ausgedrückt,<br />
wird das Lösen der<br />
Bremse über das Gaspedal gesteuert.<br />
Das oft recht schwierige<br />
Anfahren am Berg wird<br />
so zum Kinderspiel.<br />
Das hohe Drehmoment kann<br />
sich besonders bei den bergigen<br />
Straßenstücken – wie<br />
Wechsel, Kremstal und<br />
Strengberg – gehörig austoben.<br />
Bei einem Drehmoment<br />
von 3.100 Nm überrascht es<br />
auch nicht, dass ein ruhiges<br />
50-km/h-Gleiten durch Ortsgebiete<br />
mit dem 11. oder sogar<br />
12. Gang möglich ist. Oftmals<br />
nur knapp über der Leerlauf-Drehzahl.<br />
Erstaunlich ist<br />
aber am Ortsende, dass mit<br />
etwas Gefühl am Gaspedal ein<br />
zügiges, ruckfreies Beschleunigen<br />
aus dieser niedrigen<br />
Drehzahl möglich ist. Die <strong>660</strong><br />
Pferde holen eben die Kraft<br />
auch aus dem Keller.<br />
Ö-TEST Europameister<br />
Tempobegrenzung<br />
Abgesehen vom gesetzlichen<br />
Tempolimit gibt es unerwünschte<br />
aber wirksame Umstände<br />
zur Begrenzung der<br />
Möglichkeiten eines <strong>660</strong>-PS-<br />
Gerätes. Denn vom Straßenverlauf<br />
her sind es nur wenige<br />
Stellen, wo die Motorleistung<br />
nicht zum Erreichen der Geschwindigkeits-Beschränkungen<br />
ausreicht. Was hilft<br />
die enorme Leistung, wenn<br />
ein Moped-Auto vor einem<br />
„hergurkt“, ein Straßendienst-<br />
Fahrzeug die Baustelle verlässt<br />
und zu einer scharfen<br />
Bremsung zwingt (ging übrigens<br />
problemlos auch auf rutschigem<br />
Untergrund). Ein<br />
Schwertransport im Plabutschtunnel,<br />
auf 5 km eine 50er-<br />
Beschränkung auf der A9 und<br />
Großer Stauraum außen<br />
einiges mehr h<strong>at</strong>ten sich gegen<br />
den Schweden-Riesen<br />
verschworen. (Über die größte<br />
und zum Teil vermeidbare<br />
Behinderung siehe den Kasten<br />
„Test-Geflüster“).<br />
Die gewollte Tempobegrenzung<br />
beim Bergabfahren hingegen<br />
funktioniert bestens.<br />
Beim aktivierten Tempom<strong>at</strong><br />
kann der Überziehungsbereich<br />
zwischen +3 und +15 km/h<br />
eingestellt werden. Bei der<br />
Variante mit kurzer Betätigung<br />
des Bremspedals wird<br />
das derzeitige exakt gehalten.<br />
Gebremst wird dabei über den<br />
Motor und mit der Dauerbremse.<br />
In beiden Fällen erforderlichenfalls<br />
mit Zurückschalten.<br />
Die Tempoanpassung<br />
bergab kann n<strong>at</strong>ürlich<br />
auch vom Lenker selbst erfolgen.<br />
Die Motorbremse VEB+<br />
ist 3-stufig einzusetzen: Stufe<br />
7–8/2007 TrakTuell 17
FAHrzEUGE<br />
schwere klasse<br />
das schlichte volvo-design gepaart mit dem markanten <strong>660</strong>er Schriftzug verleihen dem Gespann coolness<br />
1, Stufe 2, Stufe 3 = 1 + 2. In<br />
der stärksten Kombin<strong>at</strong>ion<br />
kommt die Dauerbremse mit<br />
einer Bremsleistung bis zu<br />
425 kW (578 PS) sehr gut<br />
mit den Gefällestrecken zurecht.<br />
Merkwürdig ist das<br />
deutlich hörbare Schwellgeräusch<br />
bei aktivierter Motorbremse.<br />
Ist wahrscheinlich im<br />
unterschiedlich aufgebauten<br />
Druck der Kompressionsbremse<br />
begründet.<br />
i-shift mit E-roll<br />
Durch das über einen weiten<br />
Bereich verfügbare hohe<br />
Drehmoment und das sehr gut<br />
abgestufte Getriebe ist bei<br />
mittlerem Tempobereich eine<br />
große Überlappung von 2 oder<br />
3 Gängen gegeben. Die 12-<br />
Gang-I-Shift Getriebeautom<strong>at</strong>ik<br />
wählt aus diesem Angebot<br />
die effizienteste Gangstufe<br />
aus. Ein manueller Eingriff<br />
ist aus fahrtechnischer Sicht<br />
StreckenverLauf<br />
sTRECkE DisTanz zEiT TEMpo vERbRauCh<br />
autobahn a – Freiland+ortsdurchfahrten Fo km h:min Ø km/h Ø l/100 km<br />
A1 Großram – A1 – A21 – Kreuz Vösendorf A 44 0:34 77 34,0<br />
A2 Ausfahrt Edlitz A 63 0:49 77 34,7<br />
B54 Wechsel – Auffahrt Friedberg FO 32 0:29 65 57,7<br />
A2 Autobahn-Kreuz Graz A 88 1:10 75 27,5<br />
A9 Liezen – Ausf. Windischgarsten A 140 1:49 76 33,9<br />
B138 Auffahrt Inzersdorf FO 36 0:34 63 31,6<br />
A9 A1 – Linz – Ausf. St. Valentin A 62 0:47 78 24,8<br />
B1 Strengberg – Auffahrt Oed FO 22 0:20 65 58,1<br />
A1 Großram A 104 1:19 78 31,7<br />
strecke autobahn a 500 6:27 77 31,5<br />
strecke Freiland+ortsdurchfahrten Fo 90 1:26 64 48,0<br />
strecke Gesamt 590 7:53 75 34,1<br />
anmerkungen: Ad-Blue wertberichtigt berücksichtigt. Wetter: 18 – 29°C, Klimaanlage auf etwa 500 km eingeschaltet.<br />
30 km leichter Regen. Viele lange Baustellen. Stillstand nach Unfall auf A1 berücksichtigt.<br />
überhaupt nicht erforderlich.<br />
Wenn sich für das Getriebe<br />
eine überraschende Änderung<br />
des Straßenverlaufes ergibt, so<br />
genügt eine leichte Korrektur<br />
am Gaspedal und alles ist wieder<br />
im „Grünen Bereich“. Der<br />
starke Motor minimiert die<br />
Schaltvorgänge, aber wenn es<br />
notwendig ist erfolgt<br />
die Gangänderung<br />
blitzartig<br />
und fast ruckfrei.<br />
Sofort zieht der <strong>FH</strong> <strong>16</strong>-<strong>660</strong><br />
wieder voll durch. EcoRoll<br />
kommt zum Eins<strong>at</strong>z, wenn weder<br />
Motorleistung noch Motorbremsung<br />
benötigt werden,<br />
z.B. bei erwünschter sanfter<br />
Temporeduzierung (auf ein<br />
von Weitem erkennbares Hindernis)<br />
und um im leichten<br />
Gefälle das Tempo zu<br />
halten.<br />
Der Fahrer im Mittelpunkt<br />
Erste Eindrücke: Der Lenker-<br />
Sitz ist durch eine Reihe von<br />
elektrisch zu bedienenden Varianten<br />
durchaus exakt auf die<br />
richtige Sitzposition einzustellen.<br />
Der Sitzbezug ist gut<br />
wärmeleitend. Und es steht<br />
viel Pl<strong>at</strong>z im Fußraum zur<br />
Verfügung. Die farblich abgestimmte<br />
Innenausst<strong>at</strong>tung in<br />
Hellgrau und Ziegelrot erzeugt<br />
ein positives Ambiente.<br />
Das Arm<strong>at</strong>urenbrett ist sanft<br />
abgerundet, alle Bedienelemente<br />
sind in angenehmer<br />
Reichweite angeordnet. Das<br />
Kombi-Display ist übersichtlich,<br />
einfache Menü-Führung<br />
und bietet viel Inform<strong>at</strong>ion:<br />
Durchschnitte an Verbrauch<br />
Übersichtlicher Lenkerarbeitspl<strong>at</strong>z<br />
teStGeSchwindiGkeit<br />
MEsspunkT TEMpo<br />
A21 Hochstraß 75<br />
A21 Gießhübl 70<br />
B54 Wechsel 57<br />
A2 Arnwiesen 73<br />
A9 Bosruck 78<br />
B138 St. Pankraz 54<br />
B1 Strengberg 50<br />
Zufahrt A1 Oed 48<br />
Durchschnitt 63,2<br />
18 TrakTuell 7–8/2007
und Geschwindigkeit, Fahrzeit,<br />
Füllstände, etc. Bei eingeschalteter<br />
Abstandsregelung<br />
ACC wird auf dem Display<br />
die eigene Geschwindigkeit<br />
mit einem grünen Strich, das<br />
Tempo des voraus fahrenden<br />
Fahrzeuges mit einem gelben<br />
Strich angezeigt. Könnte die<br />
Verzögerung mit dem ACC-<br />
System nicht erzielt werden,<br />
fordern ein schriller Warnton<br />
und rote Leuchtdioden zu<br />
einem Bremsen durch den<br />
Lenker oder auch ein Ausweichmanöver<br />
auf. Dies geschieht<br />
auf jeden Fall, wenn<br />
innerhalb einer Entfernung<br />
von 30 m vor dem Truck ein<br />
größeres Objekt auftaucht.<br />
Die Aktivierung von Tempom<strong>at</strong>,<br />
Abstandregler, Eco-Roll<br />
und Tempotoleranz erfolgt<br />
über Handhebeln rechts und<br />
links der Lenksäule. Ist am<br />
Anfang etwas kompliziert,<br />
aber gut in der Betriebsanleitung<br />
beschrieben (beziehungsweise<br />
bei der Testfahrt gut<br />
vom Werksbegleiter erklärt).<br />
komfort-plus bei hitze<br />
Ein weiteres Plus für den<br />
Lenker ist die Klimaanlage,<br />
die sich durch Leistungsstärke<br />
und Lärmarmut auszeichnet.<br />
Start bei 18°C noch mit<br />
Zuluft und etwas lautem Gebläse.<br />
Am Nachmittag kletterte<br />
die Temper<strong>at</strong>ur immerhin<br />
auf 29°C, was die Klimaanlage<br />
dank der Präzisionssteuerung<br />
auch auf leiser Gebläsestufe<br />
locker bewältigt.<br />
Jede Menge Stauraum: Neu<br />
bzw. ausgeweitet sind die fünf<br />
Staufächer, Dokumententaschen<br />
und rutschsicheren<br />
Kleinablagen. Die größeren<br />
Staufächer verfügen jetzt über<br />
eine Innenbeleuchtung. Zwischen<br />
den Sitzen befinden<br />
sich eine Schublade und der<br />
Kühlschrank.<br />
Das Lenken des <strong>FH</strong><strong>16</strong> macht<br />
also nicht nur wegen seiner<br />
<strong>660</strong> PS Freude! P. Smirz<br />
<strong>660</strong> PS = driving Progress<br />
Sitzanpassung elektrisch einstellbar<br />
Staufächer beleuchtet<br />
nützliche, rutschsichere<br />
kleinablagen<br />
Mikrowelle und kühlschrank<br />
techniSche d<strong>at</strong>en<br />
<strong>Volvo</strong> <strong>FH</strong><strong>16</strong> <strong>660</strong><br />
(Die technischen D<strong>at</strong>en sind Werksangaben.)<br />
MoToR<br />
Type: D<strong>16</strong>E<strong>660</strong>, EURO 4 – SCR<br />
Hubraum: <strong>16</strong>.100 ccm<br />
Zylinder / Ventile: 6 / 4<br />
Bohrung / Hub: 144 x <strong>16</strong>5 mm<br />
Leistung: 485 kW / <strong>660</strong> PS von 1.500 – 1.800 U/min<br />
Max. Drehmoment:<br />
GETRiEbE<br />
3.100 Nm, 1.000 – 1.450 U/min<br />
Type / Art: ATO3112HT, I-Shift Overdrive<br />
Gangzahl: 12 vorwärts; 1 : 11,73 bis 0,78 : 1<br />
+ Übersetzung:<br />
FahRGEsTELL<br />
4 retour; 1 : 13,73 bis 1 : 2,48<br />
Radstand: 3.600 mm<br />
Räder: 9.00 – 22,5<br />
Reifen Vorne: 315/70R22.5L Mich XZA2-E<br />
Hinten: 315/70R22.5L Mich XDA2-E<br />
Federung: vorne Parabel, hinten Luft<br />
Hinterachse: RS 1370HV, Achslast 13 t<br />
Übersetzung 3.61 : 1<br />
Wendekreis: Radius 7.250 mm (Zugmaschine)<br />
Kabine:<br />
bREMsEn<br />
L2H3 XL<br />
Betriebsbremse: Scheiben, EBS-gesteuert<br />
Motorbremse:<br />
GEWiChTE<br />
VEB+ , 425 kW / 578 PS bei 2.200 U/min;<br />
Eigengewicht: SZM 7.285 kg<br />
Höchstzul. Gesamtgewicht: SZM 18.000 kg;<br />
SKfz. 44.000 kg (Technisch 70 t)<br />
T<strong>at</strong>s. Ges. Gew.:<br />
abMEssunGEn<br />
S<strong>at</strong>telkraftfahrzeug 39.900 kg<br />
Länge: SZM 5.785 mm; SKfz <strong>16</strong>.500 mm<br />
Breite: SZM 2.495 mm; Auflieger 2.600 mm<br />
Höhe: SZM 3.299 mm; Auflieger 4.000 mm<br />
teSt-GefLÜSter<br />
Leider sehr häufige Situ<strong>at</strong>ion: Unfall<br />
im Baustellenbereich der A1 mit Stillstand<br />
zwischen Oed und Amstetten.<br />
Parallel zur A1 verläuft die B1, auf<br />
der aber ein Lkw-Fahrverbot wegen<br />
Mautflucht besteht. Die Polizei erlaubt<br />
nicht die B1 straffrei zu benutzen.<br />
Wenn aber etwa 500 Lkw bei<br />
Hitze im Stau stehen, Motor und Klimaanlage<br />
laufen, alle paar Minuten<br />
um einige Meter aufgerückt wird, ein<br />
Zeitverlust von 1 Stunde entsteht,<br />
dann ist die Sinnhaftigkeit dieser<br />
Regelung und Glaubwürdigkeit des<br />
Umweltschutzes stark zu bezweifeln.<br />
Auf der SOLL-Seite schlagen 500 Ar-<br />
beitsstunden,Lenkzeit-Überschreitungen, Stress, Sicherheit und Tonnen<br />
von Kohlendioxid zu Buche. Die<br />
Asfinag hingegen möchte die Einnahmen<br />
aus der Lkw-Maut HABEN.<br />
Der Saldo ist ein enormes Defizit an<br />
Kosten und Lebensqualität. Im Verkehrsfunk<br />
wird zwar der Stau berichtet,<br />
die Polizei sieht sich nur bei einer<br />
Total-Blockade veranlasst, die<br />
ankommenden Lenker umzuleiten.<br />
Es würde genügen, auf Umleitungsmöglichkeiten<br />
hinzuweisen. Rechtzeitig<br />
bei der vor dem Stau-Ende liegenden<br />
Ausfahrt, versteht sich. Dann<br />
wäre das Problem gelindert.<br />
7–8/2007 TrakTuell 19