04_April 2009.pdf - Galifa Contactlinsen AG
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GALIFA<br />
AUGEN<br />
BLICK<br />
<strong>04</strong>/2009<br />
Ausgabe <strong>04</strong>/2009 // 1. <strong>April</strong> 2009<br />
So entsteht eine individuelle Weichlinse.<br />
Das monatliche Update für <strong>Contactlinsen</strong>-Profis<br />
Erhältlich auch als PDF unter www.galifa.ch<br />
<strong>Galifa</strong> <strong>Contactlinsen</strong> <strong>AG</strong><br />
Zürcherstrasse 2<strong>04</strong>e // Postfach 48 // CH-9014 St. Gallen<br />
Telefon +41 71 272 30 00 // Fax +41 71 272 30 10<br />
info@galifa.ch // www.galifa.ch<br />
Katharina Schinkel (*27.03.1985)<br />
Studium im Studiengang Augenoptik/Optometrie<br />
an der Beuth Hochschule für Technik Berlin. Von<br />
Oktober 2008 bis Februar 2009 Praktikum beim <strong>Galifa</strong><br />
Professional Service in St.Gallen.
So entsteht<br />
eine individuelle<br />
Weichlinse.<br />
Text: Katharina Schinkel<br />
In dieser Ausgabe geben wir<br />
Ihnen einen Einblick in die<br />
Produktion bei <strong>Galifa</strong>. Am<br />
Beispiel der Weichlinsen-<br />
Produktion zeigen wir Ihnen<br />
die einzelnen Fabrikationsschritte<br />
auf.<br />
Die Entwicklung der letzten<br />
Jahrzehnte führte zu einer fortlaufenden<br />
Verbesserung<br />
unserer <strong>Contactlinsen</strong>. Durch<br />
die hochtechnischen Drehbänke<br />
und der in unserem<br />
Haus entwickelten Software<br />
und Prozessabläufe wurde es<br />
möglich, <strong>Contactlinsen</strong> nach<br />
Mass herzustellen.<br />
Der bedeutendste Vorteil individueller Linsen - und die<br />
Stärke von <strong>Galifa</strong> - ist die freie Parameterauswahl in<br />
Kombination mit dem besten Rohmaterial. Damit wird<br />
eine optimale <strong>Contactlinsen</strong>-Passform für praktisch jeden<br />
Linsenträger erzielt – ein optimaler Tragekomfort<br />
und Anpassvorgang.<br />
–––<br />
Rahmenbedingungen für die Fertigung<br />
individueller Weichlinsen<br />
Kühle und trockene Luft in der Produktion ist für die<br />
Herstellung weicher <strong>Contactlinsen</strong> entscheidend. Mit einer<br />
Temperatur von 22° C und Luftfeuchtigkeit von unter<br />
40% ist ein optimales Klima für Weichlinsen geschaffen.<br />
Überschreitet die Luftfeuchtigkeit dieses Limit,<br />
lassen sich die Weichlinsen-Blanks (siehe Abb. 1) nicht<br />
mehr einwandfrei bearbeiten. Das Klima in der Fabrikation<br />
wird deshalb ständig überwacht und die Buttons<br />
werden in luftdichten Gläsern gelagert.<br />
Abb–1: Weichlinsen-Buttons aus Benz G3X mit blauem<br />
und weissem Handlingstint.<br />
Die Maschinen werden jeden Morgen kalibriert und regelmässig<br />
Kontrollen durchgeführt, um die Parametergenauigkeit<br />
zu gewährleisten.<br />
Die durchschnittliche Fertigungsdauer für massgefertigte<br />
<strong>Contactlinsen</strong> beträgt rund zwei Tage. Speziallinsen<br />
durchlaufen die Produktion in drei bis fünf Tagen.<br />
Die Stückzahl lag vor zehn Jahren bei circa 300 Linsen<br />
pro Tag. Heute stellt <strong>Galifa</strong> täglich etwa 1000 individuelle<br />
<strong>Contactlinsen</strong> (weiche und formstabile) her. Eigene<br />
Entwicklungsarbeit und technische Fortschritte machten<br />
es möglich.<br />
–––<br />
Sieben Produktionsschritte<br />
Während des Produktionsprozesses durchläuft eine<br />
weiche individuelle Contactlinse sieben Prozesse:<br />
1 Vorbereitung der <strong>Contactlinsen</strong>-Rohlinge<br />
2 Schneiden der Rückfläche<br />
3 Politur der Rückfläche<br />
4 Schneiden der Vorderfläche<br />
5 Politur der Vorderfläche und Gravur<br />
6 Hydratation<br />
7 Qualitätssicherung, Sterilisation und Endkontrolle<br />
–––<br />
1 Vorbereitung der <strong>Contactlinsen</strong>-Rohlinge<br />
Um die Buttons bearbeiten zu können, werden sie auf<br />
einen gereinigten Metallblocker mit heissem Wachs zentrisch<br />
aufgekittet. Vor jedem Produktionsschritt werden<br />
der Code eingescannt und die Daten kontrolliert.
–––<br />
2 Schneiden der Rückfläche<br />
Das Schneiden der Rückfläche ist ein reiner Drehvorgang.<br />
Er erfolgt mit einem Diamantwerkzeug. Während<br />
die ersten Maschinen meist von Hand an Schablonen entlang<br />
geführt und die <strong>Contactlinsen</strong>-Rohlinge mit 4‘000<br />
bis 5‘000 Touren pro Minute bearbeitet wurden, läuft das<br />
Schneiden heute vollautomatisch ab – mit deutlich höherer<br />
Drehzahl.<br />
Zum Einsatz kommen modernste CNC-gesteuerte Schneidegeräte<br />
(siehe Abb. 2). Sie stehen auf einem Luftkissen,<br />
um Vibrationen auszugleichen.<br />
Abb–2: CNC-gesteuerte Drehbank.<br />
Nach dem Einspannen des Blanks wird seine Rückfläche<br />
bearbeitet. Dabei müssen Vorschub, Drehzahl, Schnitttiefe<br />
und die entsprechende Werkzeuggeometrie exakt auf<br />
das jeweilige Linsenmaterial abgestimmt sein. Um die<br />
Präzision der <strong>Galifa</strong> <strong>Contactlinsen</strong> stets zu gewährleisten,<br />
wird in regelmässigen Abständen durch eine Stichprobe<br />
die Scheiteltiefe kontrolliert. Spätestens ab einer Änderung<br />
der Scheiteltiefe von 1/100 mm wird das Gerät neu<br />
kalibriert.<br />
Torische Rückflächen werden in vier aufeinander ablaufenden<br />
Stationen definiert (siehe Abb. 3). Zuerst wird die<br />
sphärische Rückfläche grob vorgeschnitten.<br />
Abb–3: Bearbeitung der Rückfläche.<br />
Der gleiche Diamant bearbeitet direkt nach dem Vorschnitt<br />
den <strong>Contactlinsen</strong>-Durchmesser und reduziert die<br />
Linse im trockenen Zustand auf das benötigte Mass. Im<br />
zweiten Fabrikationsschritt wird die Rückfläche nochmals<br />
überarbeitet – zur Optimierung der Oberflächenqualität.<br />
Dann folgt die Randgestaltung und zum Schluss wird der<br />
Torus hineingeschnitten.<br />
Die computergesteuerte Drehbank ist in der Lage, jede<br />
einzelne Koordinate auf der <strong>Contactlinsen</strong>-Rückfläche zu<br />
erreichen und entsprechend den gewünschten Parametern<br />
zu verändern. Möglich macht das die oszillierende<br />
Fertigungstechnik. Dabei sind das oszillierende Schneidewerkzeug<br />
und die Spindel, auf dem der Rohling aufgekittet<br />
ist, exakt aufeinander abgestimmt.<br />
–––<br />
3 Politur der Rückfläche<br />
Nach dem Schneiden der Rückfläche erfolgt bei den meisten<br />
Weichlinsen-Materialien die Politur. Eine Besonderheit<br />
stellt hier das Definitive TM von Contamac (SH74) dar. Bei<br />
diesem Material wird keine Politur mehr durchgeführt.<br />
Der richtige Politurkopf wird entsprechend der Radien der<br />
bestellten Linse ausgewählt. Die Contactlinse durchläuft<br />
drei Polituren an verschiedenen Stationen (siehe Abb. 4).<br />
Bei jedem Vorgang wird ein anderer Bereich der Linse für<br />
15 Sekunden poliert.<br />
Abb–4: Die drei Polierstationen für die <strong>Contactlinsen</strong>-Rückfläche.<br />
Die kurzen Politurzeiten lassen sich dank deutlich verbesserter<br />
Drehbänke verwirklichen. Ein weiterer Vorteil:<br />
Durch die höheren Drehzahlen und die computerisierte<br />
Steuerung ist die Oberflächengüte direkt nach dem<br />
Schneiden besser als noch vor einigen Jahren.<br />
Nach der Politur wird die Contactlinse im Ultraschallbad<br />
gereinigt, mit Druckluft gesäubert und kontrolliert. Sollten<br />
Bereiche der Linse noch nicht einwandfrei sein, muss die<br />
jeweilige Politur wiederholt werden.<br />
Die Contactlinse wird nun für die Bearbeitung der Vorderfläche<br />
umgeblockt. Sollte die Linse eine vorderprismatische<br />
oder eine vorderprismatisch-torische Geometrie erhalten,<br />
wird beim Umblocken die Grundlage dafür gelegt:<br />
Eine Mitarbeiterin blockt die Linse dezentriert auf und<br />
stellt gleichzeitig die richtige Achslage ein.<br />
–––<br />
4 Schneiden der Vorderfläche<br />
Prinzipiell ist das Schneiden der Vorderfläche der gleiche technische<br />
Vorgang. Der Unterschied besteht in den betreffenden<br />
Parametern und einer modifiziert eingestellten Drehbank.<br />
Bei diesem Prozess entsteht zugleich die Mittendicke. Die<br />
Kontrolle erfolgt stichprobenartig. Die Radien werden nach<br />
dem Vorderflächenschnitt mit einem elektronischen Gerät<br />
(Deflectometer) kontrolliert. Es arbeitet nach dem Moiré-<br />
Prinzip und weist eine Genauigkeit von 1/1000 mm auf. Die<br />
Toleranz manueller Radiuskope beträgt 2/100 mm.<br />
Wegen der Stabilisationsprinzipien erfolgt bei torischen Weichlinsen<br />
eine zusätzliche Randbearbeitung. Durch das Prisma<br />
in 270° entsteht bei der torisch-prismatischen Stabilisierung<br />
eine Kante. Sie wird abgerundet, um den Tragekomfort zu<br />
maximieren. Damit eine Linse dynamisch stabilisiert, wird die<br />
Peripherie superior und inferior verjüngt (siehe Abb. 5).<br />
Abb–5: Fräsen der Stabilisationsbereiche.
–––<br />
5 Politur der Vorderfläche und Gravur<br />
Nachdem die Vorderfläche der Contactlinse gefertigt ist,<br />
wird auch diese Seite poliert. Anschliessend werden alle<br />
Linsen graviert. Jede wird mit einem alpha-numerischen<br />
Code versehen, um sie jederzeit identifizieren zu können.<br />
Bei torisch-prismatischen Linsen setzt <strong>Galifa</strong> den Code an<br />
die Stelle des dünnsten Randes, also superior. Danach<br />
werden die Punkte für die Stabilisierung der Linse in das<br />
Material gefräst (siehe Abb. 6).<br />
Abb–6: Gravieren der Stabilisierungspunkte.<br />
–––<br />
6 Die Hydratation<br />
Die nächsten Schritte erfolgen in einem gesonderten<br />
Raum, der spezielle hygienische Standards erfüllen muss<br />
(siehe Abb. 7).<br />
Die <strong>Contactlinsen</strong> gelangen über eine Schleuse in die<br />
Endkontrolle. Dort herrscht ein leichter Überdruck, damit<br />
keine Keime in den Raum gelangen. Die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter tragen eine spezielle Arbeitskleidung und<br />
müssen die Hygienevorschriften befolgen.<br />
Abb–7: Steriler Raum der Endkontrolle.<br />
Die Hydratation läuft, je nach Material, unterschiedlich<br />
ab. Zunächst werden alle auf den Kunststoffblockern aufgeblockten<br />
<strong>Contactlinsen</strong> Kopf über in einen Flakon gehängt,<br />
der mit Kochsalzlösung gefüllt ist. Die <strong>Contactlinsen</strong><br />
beginnen nun zu hydrieren.<br />
Je nach Material dauert dieser Vorgang eine Stunde bis<br />
einen Tag. Die zu Beginn noch harten Linsen nehmen<br />
Wasser auf. Sie werden dadurch grösser und schwerer,<br />
sinken herab und lösen sich vom Kunststoffblocker (siehe<br />
Abb. 8). Jetzt hat die weiche Contactlinse ihren Namen<br />
verdient.<br />
Abb–8: Hydrierte weiche Contactlinse.<br />
–––<br />
7 Qualitätssicherung, Sterilisation und Endkontrolle<br />
Alle weichen Linsen werden nach der Hydratation mehrmals<br />
mit geeigneten Flüssigkeiten manuell gereinigt, mit<br />
destilliertem Wasser abgespült und in frische Kochsalzlösung<br />
gegeben. Danach folgt eine hundertprozentige Qualitätskontrolle.<br />
Jede Contactlinse wird hinsichtlich Parameter,<br />
Materialdefekte, Oberflächenqualität und Stabilisierung im<br />
«Chiltern» geprüft (siehe Abb. 9 und 10) und danach etikettiert.<br />
Abb–9/links: Kontrolle auf Materialdefekte und Durchmesser.<br />
Abb–10/rechts: Überprüfung von Basiskurve, Mittendicke und<br />
Linsenrand.<br />
Es folgt die Sterilisation. Sämtliche Weichlinsen werden<br />
bei 121° C und 215 kPa im Autoklaven (siehe Abb. 11)<br />
für 20 Minuten sterilisiert. Der gesamte Vorgang wird<br />
bei jeder Linse dokumentiert und über einen Temperaturfühler<br />
überwacht.<br />
Abb–11: <strong>Contactlinsen</strong>-Charge im Autoklaven mit<br />
Temperaturfühler zur Dokumentation.<br />
Zum Schluss erfolgt eine letzte Sichtkontrolle. Jeder<br />
Flakon wird im Durchlicht über ein Mikroskop mit 40<br />
bis 50-facher Vergrösserung betrachtet. Hierbei kontrollieren<br />
geschulte Augen die Linse in der Flüssigkeit.<br />
Befinden sich Contactlinse und Behälter in einwandfreiem<br />
Zustand, wird jede Linse der Autoklavencharge<br />
dokumentiert.<br />
Zu guter Letzt gelangen die <strong>Contactlinsen</strong> in die Versandabteilung.<br />
Die Mitarbeiterinnen überprüfen die Übereinstimmung<br />
von Linsen und Lieferschein und machen die<br />
<strong>Contactlinsen</strong> versandfertig.<br />
–––<br />
Zusammenfassung<br />
Durch die enormen technischen Fortschritte und der<br />
ständig laufenden Prozessoptimierung konnte <strong>Galifa</strong> die<br />
<strong>Contactlinsen</strong>-Produktion in den letzten Jahren stetig optimieren.<br />
CNC-gesteuerte Maschinen erhöhten die Reproduzierbarkeit<br />
massiv.<br />
Alle Faktoren zusammen ermöglichten die Ausweitung des<br />
<strong>Galifa</strong> Sortiments mit neuen Geometrien und die Erhöhung<br />
unserer Produktionskapazität. <strong>Galifa</strong> arbeitet fortlaufend<br />
an der Verbesserung der Produkte und der Produktion, um<br />
Ihnen weiterhin <strong>Contactlinsen</strong> in bestmöglicher Qualität zu<br />
liefern._//