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Belletristik S c h m ö k e r Der Garten der toten Bäume Jossi Avni Kartoniert, 197 S., 10,00 € Der Roman Der Garten der toten Bäume des israelischen Autors, der selbst lange in Deutschland lebte, erzählt vom schwierigen Leben eines schwulen Mannes in seiner israelischen Heimat – und seinen Fluchtversuchen vor der überprotektiven Mutter und ihren vollen Sabbat-Kochtöpfen nach Deutschland. Aber ob in Berlin, dem legendären Café Anderes Ufer und seinen One-night-Stands oder in der sechs Wochen dauernden glücklichen Liebesbeziehung zum Studenten Andreas in München – der Erzähler muss irgendwann zurück nach Hause, in ein Land der schönen Männer, für die es zwar schwulen Sex, aber niemals schwule Liebe zu geben scheint. Zu stark sind (damals?) die traditionellen, religiösen, familiären Zwänge, und so verschwinden die Freunde und Sexpartner immer wieder im Kibbuz, in der Kaserne, im Büro oder fliehen in eine Ehe. Letztlich bleibt nur der gelegentliche Sex im Garten der toten Bäume … und die Erinnerung an Deutschland: Dieses Land ist schön, und es lässt mir keine Ruhe. Seufz! Brüchige Tage Philippe Besson Taschenbuch, 155 S., 14,00 € Philippe Besson (Sein Bruder, Eine italienische Liebe) hat seinen ersten historischen Roman geschrieben, und der handelt von dem schwulen Dichter, der in der intellektuellen Szene von Paris in den 70er Jahren des 19. Jhdts. grosses Aufsehen erregte: Arthur Rimbaud. Das Buch handelt von den letzten Lebensmonaten des Dichters, der beinamputiert, schwach und verbittert zu Mutter und Schwester aufs Bauerngehöft zurückkehrt, um dort seine letzten Tage zu verbringen. Die Tage werden geschildert anhand der Perspektive des (fiktiven) Tagebuchs seiner Schwester, die, tief religiös, immer mehr konfrontiert wird mit dem grenzensprengenden Vorleben ihres Bruders. Eindringlich inszeniert Besson mit diesem historischen Stoff eine Parabel von Aufbruch, Hybris und Verfall – mit wenig optimistischen Untertönen, aber dafür umso fesselnder. 2 Von Männern und Jungs William J. Mann Kartoniert, 381 S., 19,95 € Jeff O’Briens geordnetes Leben bricht zusammen, als sein Partner, mit dem er seit sieben Jahren zusammen ist, äußert, dass in ihrer Beziehung die Leidenschaft abhanden gekommen ist. Und der drohende Tod seines Ex- Lovers und väterlichen Freundes Javitz sorgt für einen weiteren tiefen Einschnitt. Javitz bittet um einen letzten gemeinsamen Sommer in Provincetown … Der englische Originaltitel The Men from the Boys spielt auf den Lernprozess an, der zwischen Partyhopping und One-nightstands der ersten schwulen Jahre und einem verantwortlichen, sozial verbindlichen erwachsenen Schwulsein stattfinden muss. Auf zwei Zeitebenen, dem Sommer 94 in Provincetown und dem Frühjahr 95 in Boston, entfaltet der Autor eine reichhaltige Geschichte um Liebe und Tod und um das gewisse Etwas, das Männer von Jungs unterscheidet. Wem die deutsche Übersetzung zu holprig ist, kann bei uns gerne das Original in Englisch ordern. Das Evangelium nach Jimmy Didier van Cauwelaert Gebunden, 406 S., 19,90 € Ich heiße Jimmy Wood, bin 32 Jahre alt und repariere Swimmingpools in Connecticut. Drei Abgesandte des Weißen Hauses haben mir soeben mitgeteilt, dass ich der Klon Christi bin. Nun, wen wundert im Zeitalter der Genmanipulation, dass nicht nur Mais und Tomaten, sondern schon auch mal das Grabtuch von Turin als Genpool her halten müssen … Als ein Arzt, ein Priester und ein Jurist aus Washington Jimmy die frohe Botschaft überbringen, ist er zwar noch skeptisch, aber als sich auf wundersame Weise Donuts vermehren, ein Blinder wieder sehend wird und ein Toter aufersteht, emanzipiert sich Jimmy, und die Geschichte (die der amerikanische Präsident längst zur Chefsache erklärt hat) gerät etwas aus der Kontrolle. Letztendlich wollen alle nur das eine: Jimmy ans Kreuz schlagen! Eine köstliche Satire, nicht nur auf die katholische Kirche. Ach ja: und der Präsident ist natürlich schwul. Offen. Haben wir uns doch gedacht, oder?
Belletristik S c h m ö k e r Nansen und Johansen Klaus Rifbjerg Kartoniert, 170 S. , 14,90 € Im Jahre 1895 leitet der Norweger Nansen eine Expedition in das arktische Meer. Ziel soll der von Menschen noch nie erreichte Nordpol sein. Für seinen Großfrachter heuert der Wissenschaftler nur die besten Männer des skandinavischen Militärs an. Unter ihnen befindet sich Johansen, ein sensibler Träumer, dessen Leidenschaft schon immer der Winter und der Schnee waren, und der sich zeitlebens zu etwas Höherem berufen fühlte. Als er von der geplanten Expedition hört, quittiert er seine viel versprechende Karriere beim Militär, läßt alles stehen und liegen und schafft es schließlich, als Heizer auf dem Schiff unterzukommen. Schon nach der ersten Begegnung mit dem berühmten Nansen dämmert es ihm, dass er mehr als nur Bewunderung für den Wissenschaftler empfindet. Als dann das Schiff hunderte von Kilometern vor dem Nordpol im Eismeer strandet und feststeckt, wählt Nansen gerade Johansen aus, um mit ihm alleine per Schlitten und vorgespannten Hunden das anvisierte Ziel in Angriff zu nehmen. Bald befinden sich die beiden für viele Wochen in einer Eiswüste ohne Tageslicht und Bezug zur Realität. Eine schwule Liebe mit Tiefgang und tragischem Ende bahnt sich an … Ein Liebesroman mit einer ganz speziellen Romantik – Brokeback Mountain auf Eis! ›Small g‹ - eine Sommeridylle Patricia Highsmith Gebunden, 463 S., 22,90 € Dieser Roman beginnt mit einem brutalen Mord – bei der Autorin zunächst nicht Clays Ding Blair Mastbaum Kartoniert, 249 S., 14,95 € Sam ist 15, wäre gern ein richtiger Punk, Skateboarden ist sein Lebensinhalt und Sex das Alles bestimmende Thema. Als er den 17jährigen Clay trifft, ist es um ihn geschehen, und er lebt nur noch dafür, ihm zu imponieren. Aber ist ihre Beziehung jetzt Schicksal – oder doch nur jugendliche Geilheit? Vor dem exotischen Hintergrund Hawaiis erzählt Mastbaum die Geschichte vom erwachsen Werden auf bemerkenswert originelle Art. Viel Sex, viel Spannung, jede Menge Turbulenzen und kaum abgegriffenes Coming-Out-Gedöns. Ob das nun die schwule Der Fänger im Roggen- Variante ist, wie John Rechy meint, ist uns wurscht: ein gutes schwules Buch ist‘s allemal! Samoa Friedrich Kröhnke Gebunden, 163 S., 18,00 € Wieder einmal schreibt Kröhnke über die Wünsche und Nöte eines Mannes, der Jungen liebt. Seine Romanfigur bereist die Südsee und begegnet auf der Suche nach dem Grab von Robert Louis Stevenson einem Journalisten, dem er zunehmend rücksichtslos sein Herz ausschüttet … Kurz vor seinem 50. Geburtstag hält Kröhnke Rückschau auf sein Leben und rechnet mit manchem ab, das ihm gegen den Strich geht. Zum einen ist das der Verfall der Linken, deren Zielvorstellungen sein Leben in den siebziger Jahren geprägt haben, insbesondere der unaufhaltsame Tod einer linken Buch- und Verlagskultur, zum anderen ist es die Hexenjagd auf Pädophile. Es ist bezeichnend, dass ein jüngerer Leser heutzutage viele der Namen und Ereignisse noch nie gehört haben wird, auf die Kröhnke sich bezieht, so gründlich sind einige emanzipatorische Bewegungen ausgerottet worden. erstaunlich. Und doch handelt es sich nicht um einen Thriller, sondern in erster Linie um eine Liebesgeschichte. Diese entwickelt sich um das Zürcher Szenelokal ›Small g‹, einen Treffpunkt von Bohèmiens (mit teilweise homosexuellem Klientel) von Leuten, die im weiteren Sinne Künstler- und LebenskünstlerInnen sind. Während eines heißen Sommers dreht sich das Karussell der Sehnsüchte, Flirts und Verliebtheiten zwischen dem Werbegrafiker Ricky, der scheuen Luisa, der besitzergreifenden Kostümschneiderin Renate (die Luisa bei sich aufnimmt und ihr obsessiv nachspioniert), der selbstbewußten Dorrie, dem angehenden Journalisten Teddy … Highsmiths einziger Roman (neben Carol, neu übersetzt: Salz und sein Preis) mit schwul-lesbischem Touch, jetzt von Matthias Jendis neu übersetzt, mit einem Nachwort von Paul Ingendaay. 3
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