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Auszeichnungen statt Leistungslöhne - Forschung & Lehre

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4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> STANDPUNKT 225<br />

<strong>Leistungslöhne</strong> werden<br />

heutzutage als Spitze<br />

des Fortschritts angesehen<br />

– und die Universitäten<br />

haben sich dieser<br />

Auffassung angeschlossen.<br />

Sie verhalten sich<br />

wie gewinnorientierte<br />

Firmen. Sie glauben, es<br />

würde nur mehr geleistet,<br />

wenn dafür auch<br />

mehr Einkommen erzielt<br />

wird und Anerken-<br />

Bruno S. Frey<br />

ist Professor für Wirtschaftsnung nur durch Geld<br />

politik und außermarktliche vermittelt wird. „Leis-<br />

Ökonomik an der Universität tung“ wird dabei übli-<br />

Zürich.<br />

cherweise mit Publikationen<br />

gleichgesetzt.<br />

Die schwerwiegenden Nachteile der <strong>Leistungslöhne</strong><br />

sollten allerdings längst bekannt sein. Sie<br />

verursachen eine systematische Verzerrung der<br />

Leistung. Belohnt wird nur, was gemessen wird,<br />

also die Anzahl der Publikationen. Der Einsatz für<br />

die <strong>Lehre</strong> wird verdrängt. Besonders betroffen<br />

sind angehende Wissenschaftler. Wer sich unter<br />

den Bedingungen von <strong>Leistungslöhne</strong>n für die<br />

<strong>Lehre</strong> engagiert, scheitert oder wählt einen anderen<br />

Beruf.<br />

Selbst wenn die Leistung von Wissenschaftlern<br />

an Universitäten umfassender gemessen würde,<br />

bleibt ein anderes gravierendes Problem: <strong>Leistungslöhne</strong><br />

zerstören die intrinsische Motivation.<br />

Die zweckfreie Freude ist jedoch eine notwendige<br />

Voraussetzung insbesondere für originelle <strong>Forschung</strong><br />

und <strong>Lehre</strong>. Wer von <strong>Forschung</strong> an sich be-<br />

<strong>Auszeichnungen</strong><br />

<strong>statt</strong> <strong>Leistungslöhne</strong><br />

geistert ist und zu deren Entwicklung beitragen<br />

möchte, wird eine Universität verlassen, die eine<br />

solche Gesinnung als unnötig oder sogar hinterwäldlerisch<br />

behandelt und nur noch auf monetäre<br />

Anreize, unmittelbare und quantitativ messbare<br />

Erfolge setzt.<br />

Universitäten haben ihren eigenen Charakter<br />

und sollten nicht gewinnorientierte Firmen imitieren.<br />

Vielmehr sollten sie alles daran setzen, die jeweils<br />

besondere inhaltliche Leistung der Forschenden<br />

und <strong>Lehre</strong>nden hervorzuheben. Dazu<br />

eignen sich im besonderen Maße <strong>Auszeichnungen</strong>.<br />

Das Selbstwertgefühl der Ausgezeichneten wird<br />

erhöht und gleichzeitig deren Bedürfnis nach Anerkennung<br />

von Außen befriedigt. Beides schafft<br />

die richtigenVoraussetzungen für eine produktive<br />

und originelle <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong>.<br />

Die Universitäten brauchen nur auf ihre eigene<br />

alte Tradition zurück zu greifen. <strong>Auszeichnungen</strong><br />

wie Ehrendoktorate oder Ehrensenatoren eignen<br />

sich vorzüglich dazu, Personen hervorzuheben,<br />

die sich in der Wissenschaft besonders verdient gemacht<br />

haben. Das ist keineswegs ein alter akademischer<br />

Zopf. In den viel gerühmten amerikanischen<br />

Universitäten wird eine riesige Zahl von<br />

<strong>Auszeichnungen</strong> für alle möglichen Erfolge in <strong>Forschung</strong><br />

und <strong>Lehre</strong> vergeben und zwar für Jung und<br />

Alt. Manch angehende Wissenschaftlerin wurde<br />

durch ein „Best Paper Award“ zu einer Tätigkeit in<br />

der <strong>Forschung</strong> angeregt; manch Wissenschaftler<br />

fühlt sich in seiner Begeisterung für die <strong>Lehre</strong> bestätigt,<br />

wenn er mit einem „Best Teaching Award“<br />

ausgezeichnet wird. Nicht zuletzt deshalb sollten<br />

<strong>Auszeichnungen</strong> auch bei Berufungen entsprechend<br />

gewürdigt werden.


226 INHALT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Inhalt<br />

STANDPUNKT<br />

Bruno S. Frey<br />

225 <strong>Auszeichnungen</strong> <strong>statt</strong> <strong>Leistungslöhne</strong><br />

NACHRICHTEN<br />

228 Bund will <strong>Lehre</strong> an den Hochschulen mit<br />

zwei Milliarden Euro fördern<br />

HOCHSCHULMEDIZIN<br />

Joachim Grifka<br />

232 Wunsch und Wirklichkeit<br />

Warum junge Mediziner deutschen (Universitäts-)Krankenhäusern<br />

zunehmend den Rücken kehren<br />

Reinhard Putz<br />

236 In Einklang bringen<br />

Wandel des Arztbildes in der Hochschulmedizin<br />

Bernhard Marschall<br />

238 Vergabekriterien erweitern?<br />

Über die echten und vermeintlichen Probleme der<br />

medizinischen Ausbildung in Deutschland<br />

Anthony Weetman<br />

240 Kein zweigliedriges System<br />

Die ärztliche Ausbildung in Großbritannien und der<br />

Bologna-Prozess<br />

242 „Die bisher mutigste Reform des Medizinstudiums“<br />

Über den deutschlandweit ersten Reformstudiengang Medizin<br />

244 Regel-, Reform- oder Modellstudiengang?<br />

Alternative Modelle des Medizin-Studiums in Deutschland<br />

Gebhard von Jagow<br />

246 Synergien schaffen, aber wie?<br />

Die Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung<br />

PRÄSENZPFLICHT<br />

Gerd Schwerhoff<br />

248 Willkommen in der Fernuniversität!<br />

Über Präsenzpflicht in den Zeiten der Bologna-Reform<br />

Impressum<br />

17. Jahrgang in Fortführung der Mitteilungen<br />

des Deutschen Hochschulverbandes<br />

(43 Jahrgänge)<br />

Herausgegeben im Auftrage des Präsidiums<br />

des Deutschen Hochschulverbandes<br />

ISSN: 0945-5604; erscheint monatlich<br />

Deutscher Hochschulverband<br />

Präsident:<br />

Bernhard Kempen, Univ.-Professor, Dr.<br />

Vizepräsidenten:<br />

Johanna Hey, Univ.-Professorin, Dr.<br />

Ulrich Schollwöck, Univ.-Professor, Dr.<br />

Präsidiumsmitglieder:<br />

Josef Pfeilschifter, Univ.-Professor, Dr.<br />

Wolfram Ressel, Univ.-Professor, Dr.<br />

Tom Schanz, Univ.-Professor, Dr.<br />

Marion Weissenberger-Eibl, Univ.-<br />

Professorin, Dr.<br />

Ehrenpräsident:<br />

Hartmut Schiedermair, Univ.-Professor, Dr.<br />

Geschäftsführer:<br />

Michael Hartmer, Dr.<br />

Geschäftsstelle des<br />

Deutschen Hochschulverbandes:<br />

Rheinallee 18, 53173 Bonn,<br />

Tel.: (0228) 902 66-66; Fax: (0228) 902 66-80<br />

E-Mail: dhv@hochschulverband.de<br />

Internet: www.hochschulverband.de<br />

<strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong><br />

Kuratorium:<br />

Manfred Erhardt, Professor, Dr.<br />

Wolfgang Frühwald, Univ.-Professor, Dr.<br />

Horst-Albert Glaser, Univ.-Professor, Dr.<br />

Peter Heesen<br />

Max G. Huber, Univ.-Professor, Dr.<br />

Hans Mathias Kepplinger, Univ.-Professor, Dr.,<br />

Steffie Lamers<br />

Franz Letzelter, Dr.<br />

Reinhard Lutz, Dr.<br />

Johannes Neyses, Dr.<br />

Karl-Heinz Reith<br />

Hochschulmedizin<br />

Die Anforderungen an die Hochschulmedizin<br />

in Deutschland sind anspruchsvoller<br />

denn je: Sie soll die Gesundheitsversorgung<br />

der Bevölkerung,<br />

aber auch die Innovationskraft des Landes<br />

sichern. Bei näherer Betrachtung<br />

der medizinischen Ausbildung, der Arbeitsbedingungen<br />

des wissenschaftlichen<br />

Nachwuchses und der Strukturen<br />

scheint dies jedoch kaum noch zu gelingen.<br />

Hochschulmedizin . . . . . . . . . . . . . 232<br />

Präsenzpflicht<br />

Der Versuch, den studentischen „workload“<br />

im Rahmen der Bologna-Reform<br />

genau zu bestimmen und mit Leistungspunkten<br />

zu entlohnen, führte zu einer<br />

durchgängigen Kreditierung der bloßen<br />

Anwesenheit. Eine Phänomenologie<br />

des universitären Alltags.<br />

Willkommen in<br />

der Fernuniversität . . . . . . . . . . . . . 248<br />

Kurt Reumann, Dr.<br />

Joachim Hermann Scharf, Prof. Dr., Dr., Dr. h.c.<br />

Hartmut Schiedermair, Univ.-Professor, Dr.<br />

Andreas Schlüter, Dr.<br />

Joachim Schulz-Hardt, Dr.<br />

Hermann Josef Schuster, Dr.<br />

Werner Siebeck<br />

Margret Wintermantel, Univ.-Professor, Dr.<br />

Redaktion:<br />

Felix Grigat, M. A. (verantwortl. Redakteur)<br />

Michael Hartmer, Dr.<br />

Friederike Invernizzi, M.A.<br />

Ina Lohaus<br />

Vera Müller, M. A.<br />

Foto: picture-alliance Foto: picture-alliance


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> INHALT 227<br />

Kompetenz<br />

Neben „Exzellenz“ ist „Kompetenz“ einer<br />

der aktuell angesagtesten, zugleich<br />

aber unschärfsten Begriffe der Bildungspolitik.<br />

Sein auf politische Korrektheit<br />

bauender Gebrauch versperrt allerdings<br />

den Blick auf die Machtinteressen, die<br />

ihn propagieren.<br />

Zur Kritik des Kompetenz-<br />

Begriffs. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250<br />

(Oster-)Ei<br />

Das Ei ist seit Jahrtausenden ein Symbol<br />

für Kreativität, für die Weltschöpfung.<br />

Religion, Kunst und Kultur haben<br />

dies auf vielfältige Weise widergespiegelt.<br />

Aber auch in der alltäglichen Küchenwirklichkeit<br />

löst das Ei immer wieder<br />

Verwunderung aus. Beiträge zu<br />

einem Alltags- und Kulturphänomen.<br />

Rund ums Ei . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262<br />

Design-Konzept:<br />

Agentur 42, Mainz<br />

Titelbild: picture-alliance<br />

Grafik und Layout:<br />

Robert Welker<br />

Weitere Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Dirk Böhmann, Dr., Rechtsanwalt im<br />

Deutschen Hochschulverband<br />

Hubert Detmer, Dr., Rechtsanwalt,<br />

stellv. Geschäftsführer des Deutschen<br />

Hochschulverbandes<br />

Martin Hellfeier, Dr., Rechtsanwalt im<br />

Deutschen Hochschulverband<br />

Foto: picture-alliance<br />

BILDUNG<br />

Felix Grigat<br />

250 Die Nacht, in der alle Kühe schwarz sind<br />

Zur Kritik des Kompetenz-Begriffs und des<br />

Deutschen Qualifikationsrahmens<br />

UNIVERSITÄT<br />

Olaf Jann<br />

254 Fatale Mobilmachung<br />

Die neue Wissenspolitik und die Universitäten<br />

AKADEMISCHES PREKARIAT<br />

256 Exzellente <strong>Lehre</strong> zu Dumpingpreisen<br />

Ein offener Brief der Intelligenzija Potsdam<br />

ZIELVEREINBARUNGEN<br />

Christian Bickenbach<br />

258 Wissenschaftsfreiheit begrenzt Gleichstellungsstandards<br />

(OSTER-)EI<br />

Thomas Vilgis<br />

262 Das Drama des übergarten Eigelbs<br />

Das hat man doch im Gefühl! Fünf Minuten Zeit für<br />

das Frühstücksei<br />

Alois Döring<br />

264 Rund ums Ei<br />

Kulturgeschichtliche Streifzüge<br />

RUBRIKEN<br />

266 <strong>Forschung</strong>: Ergründet und entdeckt<br />

268 Lesen und lesen lassen<br />

269 Zustimmung und Widerspruch<br />

270 Entscheidungen aus der Rechtsprechung<br />

271 Steuerrecht<br />

272 Karriere<br />

281 Akademischer Stellenmarkt<br />

307 Fragebogen II: Zu Ende gedacht – Joachim Winter<br />

308 Exkursion<br />

Birgit Ufermann, Rechtsanwältin<br />

im Deutschen Hochschulverband<br />

Beiträge, die mit Namen oder Initialen des<br />

Verfassers gekennzeichnet sind, stellen<br />

nicht in jedem Falle die Meinung der Redaktion<br />

oder des Herausgebers dar. Für<br />

unverlangt eingesandte Manuskripte kann<br />

keine Haftung übernommen werden.<br />

»Pronuntiatio sermonis in sexu masculino<br />

ad utrumque sexum plerumque porrigitur.«<br />

(Corpus Iuris Civilis Dig. L, 16, 195)<br />

Zitierweise: <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong><br />

Verlag und Redaktion:<br />

Rheinallee 18, 53173 Bonn<br />

Tel.: (02 28) 902 66-15<br />

Fax: (02 28) 902 66-90<br />

E-Mail: redaktion@forschung-und-lehre.de<br />

Internet: www.forschung-und-lehre.de<br />

Druck:<br />

Saarländische Druckerei und Verlag GmbH,<br />

66793 Saarwellingen<br />

Bezugsgebühr:<br />

Abonnement 70,00 Euro zzgl. Porto. Für<br />

Mitglieder des DHV durch Zahlung des<br />

Verbandsbeitrages. Einzelpreis 7,00 Euro<br />

zzgl. Porto.<br />

Bankverbindung:<br />

Dresdner Bank Bonn<br />

Kto.-Nr. 0 268 367 200 | BLZ 370 800 40<br />

Anzeigenabteilung:<br />

Gabriele Freytag / Angelika Miebach<br />

Rheinallee 18, 53173 Bonn<br />

Tel.: (0228) 902 66-23, Fax: (0228) 902 66-90<br />

E-Mail: anzeigen@forschung-und-lehre.de<br />

Preisliste Nr. 39 vom 1.1.2010<br />

<strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> wird auf chlorfreiem<br />

Papier gedruckt und ist recyclebar.<br />

Druckauflage:<br />

28.171 Exemplare (IVW 4/2009)<br />

Beilage:<br />

„Monumente Bücherladen“, Deutsche<br />

Stiftung Denkmalschutz


228 NACHRICHTEN <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Nachrichten<br />

Bund will <strong>Lehre</strong> an den Hochschulen mit zwei Milliarden Euro fördern<br />

B undesbildungsministerin<br />

Annette Schavan will<br />

zwei Milliarden Euro für die<br />

Förderung der <strong>Lehre</strong> an den<br />

ZAHL DES MONATS<br />

96 100<br />

Studenten waren im<br />

Wintersemester<br />

2009/2010 an einer<br />

staatlich anerkannten<br />

Hochschule in privater<br />

Trägerschaft eingeschrieben.<br />

Quelle: Statistisches<br />

Bundesamt<br />

deutschen Universitäten bereitstellen.<br />

Mit dem Geld sollen<br />

zusätzliche Mentoren<br />

und Tutoren für die Studenten<br />

sowie Juniorprofessoren<br />

mit einem erhöhten Lehranteil<br />

bezahlt werden, wie die<br />

CDU-Politikerin der Wochenzeitung<br />

Die Zeit sagte.<br />

Die <strong>Lehre</strong> dürfe „nicht länger<br />

als Stiefkind der Hochschulen“<br />

gelten, forderte Schavan.<br />

Mit der Milliardenförderung<br />

reagierte die Ministerin auf<br />

den Bildungsstreik der Studenten<br />

und auf anhaltende<br />

Kritik an den Studienreformen<br />

im Zuge des Bologna-<br />

Prozesses.<br />

An dem Programm, das<br />

über einen Zeitraum von<br />

zehn Jahren laufen soll, können<br />

sich die Bundesländer<br />

mit eigenen Beiträgen beteiligen,<br />

wie Schavan sagte. Nach<br />

den Worten der Ministerin<br />

werden etwa 80 Hochschulen<br />

bei dem Förderprogramm<br />

zum Zug kommen. Auch<br />

Vollprofessoren, die sich verstärkt<br />

der <strong>Lehre</strong> widmen, sollen<br />

die Hochschulen mit dem<br />

neuen Programm finanzieren<br />

können. Für die Hochschul-<br />

rektorenkonferenz (HRK) ist<br />

die Initiative des BMBF allerdings<br />

nur eine „Verhandlungsgrundlage“.<br />

Die HRK<br />

steht einer Meldung des Tagesspiegels<br />

zufolge hinter der<br />

Empfehlung des Wissenschaftsrats,<br />

jährlich 1,1 Milliarden<br />

Euro zusätzlich für die<br />

<strong>Lehre</strong> einzusetzen.<br />

Bundesbildungsministerin<br />

Schavan schließt eine erneute<br />

Grundgesetzänderung<br />

nicht mehr aus, um eine bessere<br />

Zusammenarbeit von<br />

Bund, Ländern und Kommunen<br />

bei der Bildung zu ermöglichen.<br />

In föderalen Systemen<br />

gebe es Bereiche, die<br />

von nationaler Bedeutung<br />

seien. „Wir müssen einen<br />

Weg finden, wie der Bund auf<br />

diesen Feldern tätig werden<br />

kann, ohne in eine Grauzone<br />

zu kommen“, sagte die Ministerin.<br />

Wenn dafür eine<br />

Grundgesetzänderung nötig<br />

Expertenkommission: Bologna-Reform reformieren<br />

Die Bologna-Reform<br />

muss in zentralen<br />

Punkten nachgebessert werden.<br />

Zu diesem Schluss<br />

kommt die Expertenkommission<br />

<strong>Forschung</strong> und Innovation<br />

(EFI) in ihrem Gutachten<br />

2010 für Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel. Wichtige<br />

Ziele des Bologna-Prozesses<br />

seien bisher in vielen Studiengängen<br />

verfehlt worden.<br />

Ein Studium sei für junge<br />

Leute kaum attraktiver geworden,<br />

die Zahl der Studienabbrüche<br />

nicht gesunken.<br />

Der Hochschulzugang bleibe<br />

nach wie vor sozial selektiv.<br />

Auch habe sich die internationale<br />

Mobilität nicht verbessert.<br />

Als Grund für die Probleme<br />

nennt die Kommission<br />

die mangelnde Anpassung<br />

der Lehrinhalte an das neue<br />

Studiensystem und die Einschränkung<br />

der Wahlmöglichkeiten<br />

der Studierenden.<br />

„Bologna“ sei viel zu wenig<br />

für grundlegende inhaltliche<br />

und didaktische Verbesserungen<br />

genutzt worden. Den Dozenten<br />

fehle aufgrund der höheren<br />

Lehrbelastung nicht<br />

nur Zeit für eine individuelle<br />

Beratung von Studierenden,<br />

sondern auch für die <strong>Forschung</strong>.<br />

Um „Bologna“ zu einem<br />

Erfolg zu machen, fordert die<br />

Kommission, den Hochschulen<br />

mehr Freiheiten einzuräumen.<br />

Ein System von Stipendien<br />

und Krediten könne<br />

dazu beitragen, ein Studium<br />

flexibel zu gestalten. Die<br />

Lehrqualität müsse erhöht,<br />

das Studium besser organisiert<br />

werden. Auch sei es notwendig,<br />

die Mobilität in<br />

Europa durch veränderte<br />

sei, dürfe man diese nicht<br />

scheuen.<br />

Vier Jahre nach der Föderalismusreform<br />

sei eine neue<br />

politische Situation entstanden,<br />

die „damals nicht absehbar<br />

war“. Vor allem die Finanzlage<br />

der Kommunen<br />

und Länder sei durch die<br />

Wirtschaftskrise schwieriger<br />

geworden. Deshalb müsse es<br />

dem Bund erlaubt sein, bei<br />

wichtigen Projekten zu helfen.<br />

Die Föderalismusreform<br />

hatte 2006 die Kompetenz<br />

der Länder in Bildungsfragen<br />

gestärkt. Gleichzeitig ist es<br />

dem Bund seitdem verboten,<br />

Finanzhilfen für Bereiche zu<br />

leisten, in denen die Länder<br />

wie etwa bei den Schulen allein<br />

die Gesetzgebungskompetenz<br />

haben (Kooperationsverbot).<br />

Schavan schlägt dagegen<br />

vor, dass der Bund<br />

Schulprojekte der Kommunen<br />

direkt fördern dürfe.<br />

Studien- und Prüfungsordnungen,<br />

finanzielle Förderung<br />

und den Ausbau englischsprachiger<br />

Studiengänge<br />

zu verbessern. Um mehr Studienberechtigte<br />

aus sozial<br />

schwachen Elternhäusern für<br />

ein Studium zu gewinnen,<br />

müssen das BAföG erhöht<br />

und der Kreis der Anspruchsberechtigten<br />

erweitert werden.


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> NACHRICHTEN 229<br />

DFG und DHV kämpfen gegen die Publikationsflut KOMMENTAR<br />

Der Deutsche Hochschulverband<br />

(DHV)<br />

hat an die Universitäten appelliert,<br />

die Angaben über<br />

Publikationen bei Berufungsbewerbungen<br />

zu beschränken.<br />

Die Beurteilung wissenschaftlicher<br />

Leistungen müsse<br />

sich aus der Fixierung auf<br />

numerische Indikatoren lösen.<br />

Nur auf diese Weise könne<br />

der derzeit vorherrschenden<br />

Devise „Publish or Perish“<br />

entgegengewirkt werden.<br />

Für die Qualitätsfeststellung<br />

in Berufungsverfahren<br />

müssten allein die Inhalte<br />

vorgelegter Publikationen<br />

über die Berufbarkeit entscheiden,<br />

nicht ihre Zahl.<br />

„Die DFG-Initiative fordert<br />

die deutsche Wissenschaft<br />

auf, sich darüber Gedanken<br />

zu machen, wie sie einer unnützen<br />

Publikationsflut Ein-<br />

Zweite Exzellenzinitiative ausgeschrieben<br />

Die Deutsche <strong>Forschung</strong>sgemeinschaft<br />

(DFG) und der Wissenschaftsrat<br />

haben die Kriterien<br />

für die Vergabe der Fördermittel<br />

in der zweiten Exzellenzinitiative<br />

veröffentlicht.<br />

Für die bis zum Jahr 2017<br />

laufende Initiative stehen 2,7<br />

Milliarden Euro zur Verfügung.<br />

Das sind 30 Prozent<br />

mehr als bei der vor fünf Jahren<br />

beschlossenen ersten Initiative.<br />

Mit dem Programm<br />

soll die Spitzenforschung an<br />

den Universitäten weiter gestärkt<br />

werden.<br />

Die Hochschulen können<br />

bis zum 1. September Skizzen<br />

für Neuanträge einreichen.<br />

Die endgültige Entscheidung<br />

fällt nach einem<br />

mehrstufigen Begutachtungsund<br />

Auswahlverfahren im<br />

Sommer 2012. Ab sofort<br />

können sich zunächst neue<br />

Projekte um eine Förderung<br />

bewerben, ab Anfang kommenden<br />

Jahres dann auch die<br />

bereis geförderten Einrichtungen.<br />

Die Fördermittel<br />

halt gebieten kann. Andernfalls<br />

wird am Ende stehen,<br />

dass alle schreiben und kaum<br />

noch einer liest. Das ist keine<br />

Wissenschaft mehr“, sagte<br />

der Präsident des DHV,<br />

Bernhard Kempen.<br />

Unter dem Motto „Qualität<br />

<strong>statt</strong> Quantität“ hatte die<br />

Deutsche <strong>Forschung</strong>sgemeinschaft<br />

(DFG) eine neue Initiative<br />

vorgestellt, die Publikationsflut<br />

in der Wissenschaft<br />

zu begrenzen. Sie stellte<br />

neue Regeln für Publikationsangaben<br />

in Förderanträgen<br />

und Abschlussberichten<br />

vor, die vom 1. Juli dieses<br />

Jahres an gelten sollen. Die<br />

Regeln sehen im Kern vor,<br />

dass Wissenschaftler in ihren<br />

Anträgen und Berichten an<br />

die DFG künftig <strong>statt</strong> beliebig<br />

vieler Veröffentlichungen<br />

nur noch wenige, besonders<br />

werden zu 75 Prozent vom<br />

Bund und zu 25 Prozent von<br />

den Ländern getragen.<br />

Bei den Summen für die<br />

beiden ersten Förderlinien<br />

wird es im Vergleich zur ersten<br />

Exzellenzinitiative eine<br />

größere Spannbreite geben.<br />

Graduiertenschulen sollen<br />

mit zwischen 1 Million Euro<br />

und 2,5 Millionen Euro gefördert<br />

werden, <strong>Forschung</strong>sverbünde<br />

mit zwischen 3<br />

Millionen Euro und 8 Millionen<br />

Euro. Bei den Zukunftskonzepten<br />

gibt es keine Vorgaben<br />

der jährlichen Fördersumme.<br />

Angestrebt wird hier<br />

die Förderung von bis zu fünf<br />

Neuanträgen bei einer Gesamtzahl<br />

von maximal zwölf<br />

Zukunftskonzepten.<br />

Die endgültige Förderungsentscheidung<br />

fällt im<br />

Juni 2012 im Bewilligungsausschuss.<br />

Über Förderung<br />

oder Nicht-Förderung entscheiden<br />

nach Angaben von<br />

DFG und Wissenschaftsrat<br />

allein wissenschaftliche Inhalte.<br />

Erstmals würden auch<br />

aussagekräftige Publikationen<br />

als Referenz nennen dürfen.<br />

Die neuen Regeln betreffen<br />

zwei zentrale Stellen in<br />

Förderanträgen und Abschlussberichten:<br />

die Literaturangaben<br />

zum wissenschaftlichen<br />

Lebenslauf der<br />

Antragstellerin oder des Antragstellers<br />

sowie die Literaturangaben,<br />

die einen direkten<br />

Bezug zum beantragten<br />

oder bearbeiteten <strong>Forschung</strong>sprojekt<br />

haben.<br />

Bei ihrem wissenschaftlichen<br />

Lebenslauf dürfen Antragsteller<br />

künftig insgesamt<br />

maximal fünf Veröffentlichungen<br />

anführen, „jene<br />

fünf, die sie selbst für die<br />

wichtigsten ihrer gesamten<br />

wissenschaftlichen Arbeit<br />

halten“.<br />

innovative Konzepte zur forschungsorientierten<br />

<strong>Lehre</strong> in<br />

der Begutachtung der Zukunftskonzepteberücksichtigt<br />

und die allgemeinen Auswirkungen<br />

der Zukunftskonzepte<br />

auf die <strong>Lehre</strong> in die Begutachtung<br />

einbezogen.<br />

Nach einer vorläufigen<br />

Bilanz der Berlin-Brandenburgischen<br />

Akademie der<br />

Wissenschaften (BBAW)<br />

kann der durch die Exzellenzinitiative<br />

eingeleitete<br />

Dauerwettbewerb in Hochschule<br />

und <strong>Forschung</strong> trotz<br />

vielerlei positiver Aspekte<br />

ungewollte Nebenwirkungen<br />

haben. So drohe eine Überspezialisierung<br />

einer ganzen<br />

Generation von Wissenschaftlern.<br />

Vor allem kleinere<br />

Fächer könnten an den Rand<br />

gedrängt werden. Nicht behoben<br />

werde die chronische<br />

Unterfinanzierung der <strong>Lehre</strong>.<br />

Durch die Förderung der<br />

Spitzenforschung könnten<br />

sich die Lehrbedingungen sogar<br />

weiter verschlechtern.<br />

Zeit lassen!<br />

Die Deutsche <strong>Forschung</strong>sgemeinschaft<br />

und der<br />

Deutsche Hochschulverband<br />

wollen die Publikationsflut<br />

in der Wissenschaft<br />

begrenzen. Dies ist<br />

richtig und überfällig. Viel<br />

zu lange waren zu viele<br />

Publikationen vor allem<br />

von numerischem Interesse.<br />

Viel zu lange schon<br />

glaubt die Wissenschaft,<br />

dass das Neue stets das<br />

Bessere sei. Dabei wusste<br />

schon Fichte, dass das Alte<br />

nur notdürftig gelesen<br />

und dabei schon nach<br />

dem Neuen gegriffen wird,<br />

während das Neueste<br />

schon im Blick ist. Nirgends<br />

könnten Wissenschaftler<br />

in diesem rastlosen<br />

Fluge anhalten, um<br />

mit sich selber zu überlegen,<br />

was sie denn eigentlich<br />

läsen, denn ihr Geschäft<br />

sei dringend, und<br />

die Zeit kurz. Qualität von<br />

Gedanken aber ist keine<br />

Frage der Schnelligkeit<br />

oder der Statistik. Sie ist<br />

eine Frage der Gründlichkeit,<br />

die Zeit erfordert.<br />

Deshalb müssen die Initiativen<br />

der Wissenschaftsorganisationenzugleich<br />

als Aufruf für eine<br />

neue Schreib- und Lesekultur<br />

in der Wissenschaft<br />

verstanden werden. Philologie<br />

war einst die Kunst<br />

des langsamen und gründlichen<br />

Lesens. Auch gutes<br />

Schreiben erfordert Zeit<br />

und Sorgfalt. Deshalb<br />

müssen diesen Tugenden<br />

und dem Nachdenken in<br />

der Wissenschaft die gebührenden<br />

ersten Plätze<br />

eingeräumt werden. Ob<br />

die Wissenschaft dazu den<br />

Mut hat? Ein Anfang ist<br />

gemacht.<br />

Felix Grigat


230 NACHRICHTEN <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Minister fordern Studiengebühren für ausländische Studierende<br />

Führende deutsche Bildungspolitiker<br />

haben<br />

höhere Studiengebühren für<br />

ausländische Studenten gefordert.<br />

Der FDP-Wissenschaftsminister<br />

von Nordrhein-Westfalen,<br />

Andreas<br />

Pinkwart, sagte der Wochenzeitung<br />

Die Zeit: „Deutschland<br />

muss umdenken. Wohlhabende<br />

Ausländer sollten<br />

das bezahlen, was ein Studium<br />

hier in einer der angesehenstenWissenschaftsnationen<br />

der Welt wert ist.“<br />

Sein Berliner Kollege,<br />

SPD-Bildungssenator Jürgen<br />

Zöllner, fügte hinzu, international<br />

sei es üblich, dass die<br />

Universitäten sich zu einem<br />

Teil über Studiengebühren<br />

ausländischer Studenten<br />

neue Einnahmequellen für<br />

die bessere Betreuung ihrer<br />

eigenen Studenten erschlössen.<br />

Pinkwart wie Zöllner<br />

machten allerdings zwei Einschränkungen:<br />

Zum einen<br />

kämen nur Studenten aus<br />

Staaten außerhalb der Europäischen<br />

Union (EU) für höhere<br />

Studiengebühren in Frage,<br />

EU-Bürger müssten weiter<br />

wie Deutsche behandelt<br />

werden. Zum anderen dürften<br />

nur Studenten zur Zahlung<br />

herangezogen werden,<br />

die sich dies auch leisten<br />

könnten.<br />

Beide Politiker verwiesen<br />

auf Australien. Dort haben<br />

ausländische Schüler und<br />

Studenten im Jahr 2008 umgerechnet<br />

8,8 Milliarden<br />

Euro Gebühren gezahlt. Bildung<br />

sei mittlerweile die<br />

drittwichtigste Einnahmequelle<br />

für das Land – gleich<br />

MEDIZIN<br />

nach Kohle und Eisenerz,<br />

teilte das australische Statistikamt<br />

mit.<br />

Leichterer Studienzugang<br />

DHV gegen Plagiatsunwesen und Promotionsberater<br />

Der Deutsche Hochschulverband<br />

(DHV) hat erneut<br />

dazu aufgerufen, das<br />

Plagiatsunwesen und die<br />

„Promotionsberatung“ zu bekämpfen.<br />

Durch die Digitalisierung<br />

von Texten sei es<br />

deutlich leichter geworden,<br />

mittels „Copy & Paste“-Befehl<br />

Plagiate zu erstellen und<br />

Texte Dritter als eigene wissenschaftliche<br />

Leistung auszugeben.<br />

„Hochschullehrer<br />

und ihre wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiter müssen deshalb<br />

die Kontrollinstrumente der<br />

Plagiat-Software kennen und<br />

nutzen“, erklärte DHV-Präsident<br />

Kempen.<br />

In einer Resolution, die<br />

auf dem 60. DHV-Tag in<br />

Hamburg verabschiedet wurde,<br />

wird darüber hinaus an<br />

alle Fakultäten appelliert,<br />

verbindliche Regelungen für<br />

Fälle eines nachgewiesenen<br />

Plagiats zu treffen und diese<br />

konsequent anzuwenden.<br />

Wegen des Ärztemangels in Deutschland hat der Präsident<br />

der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe,<br />

einen leichteren Zugang zum Studium gefordert. Die<br />

Politik müsse neue Auswahlkriterien für den Zugang zum<br />

Studienfach Medizin entwickeln. Die Abiturnote dürfe<br />

nicht die wesentliche Bedingung bleiben. Die persönliche<br />

Leistungsbereitschaft sei ebenso wichtig wie die Begeisterung<br />

für den Beruf. Nötig seien aber auch gute Studienbedingungen<br />

an den Universitäten. Hoppe forderte die Länder<br />

auf, wieder mehr Mittel in die Hochschulmedizin zu investieren.<br />

Ein Verhaltenskodex mit<br />

Darstellung der Sanktionsfolgen<br />

sei den Studierenden bei<br />

der Immatrikulation zu überreichen.<br />

Den kriminellen Machenschaften<br />

sogenannter „Promotionsberater“<br />

muss nach<br />

Ansicht des DHV ebenfalls<br />

entschieden entgegengetreten<br />

werden. Hochschullehrer seien<br />

verpflichtet, jedem Verdacht<br />

gegenüber Kollegen<br />

und Promovenden nachzuge-<br />

Jenaer Universitätsrat kritisiert Akkreditierung<br />

Der Jenaer Universitätsrat<br />

hat sich in einem<br />

Offenen Brief an den Vorsitzenden<br />

des Akkreditierungsrates<br />

gegen die bisherige<br />

Form der Akkreditierung<br />

ausgesprochen und die Politik<br />

und alle weiteren Beteiligten<br />

zu einem Umdenken in<br />

der Akkreditierungspraxis<br />

aufgefordert. Verantwortlich<br />

für die Qualität einer Hochschule<br />

könne nur die Hochschule<br />

selbst sein. Weltweit<br />

kann man sich nach Ansicht<br />

des Rates davon überzeugen,<br />

dass die Universitäten mit<br />

den größten Gestaltungsfreiheiten<br />

auch diejenigen seien,<br />

die den höchsten Qualitätsstandards<br />

genügten. Dies<br />

könne bei bedeutenden Universitäten,<br />

wie der Universität<br />

Jena, über Jahrhunderte<br />

zurückverfolgt werden.<br />

Notwendig ist nach Überzeugung<br />

des Gremiums ein<br />

Qualitätsmanagement der gesamten<br />

Hochschule, das<br />

nicht nur den Bereich der<br />

Studienangebote, sondern<br />

auch <strong>Forschung</strong> und Administration<br />

einschließe. „Eine<br />

allgemeine Verpflichtung zur<br />

allein lehrbezogenen Programmakkreditierung<br />

ist abzulehnen“,<br />

argumentiert der<br />

Universitätsrat und setzt<br />

<strong>statt</strong>dessen auf eine externe<br />

Evaluation, die das Qualitätsmanagement<br />

der gesamten<br />

Hochschule überprüft. Sei<br />

ein Qualitätssicherungssystem<br />

attestiert, erübrige sich<br />

die Akkreditierung von Stu-<br />

hen und an der Erhärtung<br />

oder auch der Widerlegung<br />

von Zweifeln an der Rechtmäßigkeit<br />

eines Promotionsverfahrens<br />

mitzuwirken.<br />

Der DHV-Präsident erneuerte<br />

zugleich die Forderung<br />

an alle Universitäten,<br />

Doktoranden in einer eides<strong>statt</strong>lichen<br />

Erklärung explizit<br />

versichern zu lassen, keine<br />

Hilfe eines „Promotionsberaters“<br />

in Anspruch genommen<br />

zu haben.<br />

dienprogrammen oder Fächern.<br />

Ein solches Hochschul-Qualitätsmanagement<br />

müsse öffentlich kontrolliert<br />

werden. Wenn dies der Fall<br />

sei, müssten die weiteren<br />

Qualitätssicherungs- und -verbesserungsmaßnahmen<br />

aber<br />

der Autonomie der einzelnen<br />

Hochschule anheim gestellt<br />

werden.


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> FUNDSACHEN 231<br />

Agenten<br />

Fundsachen<br />

„Die zeitgemäße, an den Prinzipien von Bologna orientierte<br />

und dem Streben nach ‘Exzellenz’ gewidmete Universität<br />

verhindert Karrieren, die durch große Bücher gehen – durch<br />

die Auflösung einer akademischen Ethik zugunsten eines<br />

scheinbar offenen Wettbewerbs, in dem sich die Professoren<br />

als freie Agenten von Wissenschaft und nicht als deren Repräsentanten<br />

verhalten müssen, durch die aussschließende<br />

Förderung von großen Arbeitszusammenhängen oder ‘Clusters’<br />

nach dem Modell der Natur- und Ingenieurwissenschaften<br />

und durch die Verschärfung des Wettbewerbs zwischen<br />

allen Teilen der Universität in Gestalt etwa der ‘Leistungsorientierten<br />

Mittelverteilung’ (LOM), die den einzelnen Bewerber<br />

oder Antragsteller dazu zwingt, jede einzelne Publikation<br />

als Mittel in einem akademischen Auswahl- und Verdrängungsprozess<br />

zu behandeln. Denn nur, weil das so ist, muss<br />

jede noch so kleine Konferenz in einen Tagungsband münden.“<br />

Thomas Steinfeld; zitiert nach Süddeutsche Zeitung vom<br />

3. März 2010<br />

Kopierfehler<br />

„Das dreijährige Bachelorstudium ,berufsqualifizierend’ zu<br />

nennen ist grotesk. Es stammt aus Ländern wie den USA<br />

und Großbritannien, die über kein entwickeltes Berufsbildungssystem<br />

verfügen. Die Nachteile, die sich für die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Unternehmen ergeben, sind unter Wissenschaftlern<br />

unumstritten. Dass Deutschland diese Bildungstradition<br />

kopiert hat, war einer der größten bildungspolitischen<br />

Fehler der vergangenen Jahrzehnte. Unter Bachelorabsolventen<br />

aus dem angelsächsischen Raum ist der Spruch<br />

verbreitet: ,Now I have a bachelor degree, but I don’t have<br />

any skills’.“<br />

Professor Felix Rauner, Leiter der <strong>Forschung</strong>sgruppe Berufliche<br />

Bildung an der Universität Bremen; zitiert nach Die Zeit vom<br />

11. März 2010<br />

Unterschied<br />

„An der ETH verwendet der Präsident ungefähr die<br />

Hälfte seiner Zeit um herauszufinden, wo es sehr gute<br />

Leute gibt, die er nach Zürich holen könnte. Die Qualität<br />

einer Universität wird wesentlich durch die Rekrutierung<br />

der Professoren bestimmt. Ein Unipräsident in<br />

Deutschland hat diese Zeit gar nicht.“<br />

Professor Helga Novotny, Präsidentin des Europäischen <strong>Forschung</strong>srates;<br />

zitiert nach Der Tagesspiegel vom 17. März 2010<br />

Nonsens<br />

„Nach zehn Jahren Bologna kann ich sagen: Den europäischen<br />

Hochschulraum gibt es nicht, die Mobilität der<br />

Studierenden ist sogar zurückgegangen, die sogenannte<br />

Vergleichbarkeit ist ein formal bürokratischer Nonsens,<br />

und um das zu erreichen, hat man in Gesamteuropa mit<br />

unglaublichen materiellen und immateriellen Kosten<br />

über Jahrhunderte gewachsene Strukturen zerschlagen.“<br />

Professor Konrad Paul Liessmann, Universität Wien; zitiert<br />

nach tagesschau.de vom 12. März 2010<br />

Präsenz<br />

„...ich überlege mir, wie man die intellektuelle Verbindlichkeit<br />

der <strong>Lehre</strong> erhöhen könnte: Präsenz zum Beispiel ist ja<br />

nicht eine körperliche, sondern eine intellektuelle Kategorie.“<br />

Professor Peter Strohschneider, Vorsitzender des Wissenschaftsrates;<br />

zitiert nach Die Zeit vom 18. März 2010<br />

Rückzug<br />

„Ihr Fazit ist mir völlig unerklärlich: Alles okay, ist nicht so<br />

schlimm mit dem Bachelor. Ich habe auch keine Antwort auf<br />

die Frage, wie meine Universität, die auf 16 000 Studenten<br />

ausgelegt ist, für 40 000 Studenten sorgen soll, die hier studieren,<br />

aber eines kann ich Ihnen sagen: Die Art von Universität,<br />

die Sie noch kannten, gibt es bei uns nur noch im Verborgenen,<br />

in halb öffentlichen Seminaren, die nebenher <strong>statt</strong>finden<br />

und im ständigen Verstoß gegen Studien- und Prüfungsordnungen,<br />

dank bestimmter Professoren, denen die<br />

Universität noch am Herzen liegt. Sie konnten ja dann einfach<br />

wieder gehen, in die Welt ohne Module. Ich muss hier<br />

noch ein paar Semester bleiben.“<br />

Leserzuschrift des Studenten Adrian Renner an die Wochenzeitung<br />

Die Zeit auf einen Beitrag über das heutige Studentenleben; zitiert<br />

nach Die Zeit vom 4. März 2010<br />

Netzwerker<br />

„Wir haben es längst vermutet. Junge Leute leben in ihrer<br />

eigenen Welt. Und diese Welt heißt Internet. Aber die folgenden<br />

Zahlen haben uns dennoch überrascht, ja fast erschreckt:<br />

93 Prozent der 20- bis 24-Jährigen sind bei einem<br />

sozialen Netzwerk angemeldet. Das ergab eine Studie. Eine<br />

beeindruckende Zahl, die die Frage aufwirft: Wer sind die<br />

anderen sieben Prozent? Leben die im Wald? Sind die auf<br />

der Flucht? Haben die keinen Strom?“<br />

Zitiert nach Die Welt vom 2. März 2010


232 HOCHSCHULMEDIZIN <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Wunsch und Wirklichkeit<br />

Warum junge Mediziner deutschen (Universitäts-)Krankenhäusern<br />

den Rücken kehren<br />

| JOACHIM G RIFKA | Der Ernst der Lage wird immer<br />

noch unterschätzt. Der Ärztemangel in Deutschland nimmt immer gravierendere<br />

Formen an.Wenn die Abwärtsspirale nicht noch weiter gehen soll, müssen im<br />

deutschen Gesundheitswesen attraktive Arbeitsplätze für Ärzte in der direkten<br />

Patientenversorgung geschaffen und die Bedürfnisse des ärztlichen Nachwuchses<br />

besser berücksichtigt werden. Die Politik ist gefordert.<br />

In deutschen Krankenhäusern können<br />

aktuell ca. 5 000 Arztstellen<br />

nicht besetzt werden. Die Zahl der<br />

Stellenanzeigen im Deutschen Ärzteblatt<br />

sind über die Jahre kontinuierlich<br />

gestiegen; 2004: 7 242 Stellenanzeigen,<br />

2009: 12 332. Indessen wurde die Zahl<br />

der Studierenden reduziert: Waren es<br />

1993 90 594, studierten 2006 noch<br />

78 106. Entsprechend re-<br />

duzierte sich die Zahl<br />

der Medizinabsolventen<br />

(1993: 10 555; 2006:<br />

8 724). Dabei sinkt der<br />

Anteil derer, die anschließend<br />

im kurativen<br />

oder präventiven Bereich<br />

tätig werden wollen, von Jahr zu<br />

Jahr, und die Zahl der ins Ausland abwandernden<br />

Ärzte steigt jährlich (2007:<br />

2 439; 2008: 3 065).<br />

Als Konsequenz verringert sich der<br />

Anteil der unter 35-jährigen Ärzte an allen<br />

berufstätigen Ärzten kontinuierlich<br />

(1993 waren es 26,6, 2006 15,9 Prozent).<br />

Die Problematik ist multikausal.<br />

Eine einfache Lösung gibt es nicht. Vielmehr<br />

müssen die strukturellen Gründe<br />

analysiert werden, um daraufhin Lösungsansätze<br />

zu entwickeln.<br />

AUTOR<br />

Professor Dr. med. Dr. h.c. Joachim<br />

Grifka ist Lehrstuhlinhaber für Orthopädie,<br />

Universität Regensburg,<br />

und Direktor der Orthopädischen<br />

Klinik des Asklepios-Klinikums<br />

Bad Abbach.<br />

Probleme manifestierten sich<br />

binnen weniger Jahre<br />

Die Gesundheitspolitik stellt uns vor<br />

große Herausforderungen, was die Leistungsfähigkeit<br />

unserer wegen ihrer Effizienz<br />

oft gelobten Krankenhausversorgung<br />

betrifft. Auch die künftige Entwicklung<br />

ist noch unklar und eine Besserung<br />

bislang nicht abzusehen. Die Si-<br />

»Wir lassen die Besten eines Abiturjahrganges<br />

über Numerus clausus zu und<br />

verlieren sie sukzessive, wenn sie die<br />

Berufswirklichkeit kennenlernen.«<br />

tuation der Assistenzärzte ist ein Indikator<br />

für den Wandel der ärztlichen<br />

Versorgung in Deutschland und die wissenschaftlich-medizinische<br />

Aktivität.<br />

Der Medizinklimaindex verdeutlicht<br />

die getrübten Zukunftsaussichten im Bereich<br />

der niedergelassenen Ärzte. Wir<br />

erleben einen kontinuierlichen Anstieg<br />

des Durchschnittsalters der niedergelassenen<br />

wie der Krankenhausärzte – mit<br />

entsprechend hohem Ersatzbedarf. Der<br />

ärztliche Nachwuchs allerdings fehlt in<br />

Deutschland. Gründe für die Unzufriedenheit<br />

der Klinikärzte sind u.a. der hohe<br />

Anteil arztfremder Tätigkeiten und<br />

die übermäßige Arbeitsverdichtung.<br />

Dieser Problematik wird schon der<br />

Medizinstudent während seiner Ausbildung<br />

zunehmend gewahr. Als wichtiges<br />

Motiv für die Berufswahl wird zu Anfang<br />

des Studiums der Wunsch genannt, Menschen<br />

zu helfen. Wir lassen die Besten ei-<br />

nes Abiturjahrganges über Numerus<br />

clausus zu einem anspruchsvollen Studium<br />

zu und verlieren sie sukzessive, wenn<br />

sie die Berufswirklichkeit kennen lernen.<br />

Der ärztliche Berufsalltag desillusioniert.<br />

Das Praktische Jahr (PJ) gibt oft noch<br />

den Ausschlag, nicht im kurativen oder<br />

präventiven Bereich tätig zu werden<br />

(Anteil 1991: ca. 1/6 der Studienabsolventen,<br />

2008: knapp 1/4), sondern zu<br />

emigrieren. Die Chirurgie zählt schon bei<br />

den PJ-Studenten zu den wenig beliebten<br />

Fachrichtungen. Zehn bis zwölf Prozent<br />

der Medizinabsolventen müssen jährlich<br />

die chirurgische Laufbahn einschlagen,<br />

um den Ersatzbedarf zu decken. Tatsächlich<br />

streben dies nur fünf Pro-<br />

zent an. Der Ärztemangel in<br />

Deutschland führt in eine Abwärtsspirale<br />

mit immer mehr Arbeit<br />

auf den Schultern der Verbliebenen<br />

und immer größerem<br />

Abschreckungspotential für Berufsanfänger.<br />

Dabei haben wir<br />

einen steigenden Arztbedarf. Gründe<br />

sind die höhere Lebenserwartung, eine<br />

Zunahme des Morbiditätsspektrums –<br />

wir erleben Krankheiten, die früher nicht<br />

in großer Zahl vertreten waren –, die<br />

Multimorbidität, Innovationen, die Behandlungsmöglichkeiten<br />

erweitern, ein<br />

zunehmendes Leistungsvolumen wegen<br />

größer werdender Anwendungsfelder<br />

und schließlich auch erhöhte Sicherheitsanforderungen.<br />

Dabei haben wir die<br />

spezifischen universitären Aufgabenbereiche<br />

der Evaluation von Diagnose- und<br />

Behandlungsmaßnahmen und den <strong>Forschung</strong>sbedarf<br />

noch nicht berücksichtigt.<br />

Von denjenigen, die in der Patientenversorgung<br />

tätig werden wollen, verlieren<br />

wir jährlich einige Tausend, die bei besseren<br />

Arbeitsbedingungen ins Ausland gehen.<br />

Vor allem Schweiz, Österreich, USA<br />

und Großbritannien dürfen sich über<br />

junge, gut und teuer ausgebildete, leis-


Foto: mauritius-images<br />

4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> HOCHSCHULMEDIZIN 233<br />

tungsbereite deutsche Ärzte freuen, die<br />

wir ihnen frei Haus liefern. Wer auswandert,<br />

kommt in aller Regel nicht zurück,<br />

sondern ist im Gastland sozialisiert, oft in<br />

einer Phase der Familiengründung und<br />

vermehrten Ortsständigkeit. Ein Systemwechsel<br />

zurück ist die Ausnahme. Es ist<br />

nicht gelungen, den brain drain zu einem<br />

brain gain zu wandeln.<br />

LÖSUNGSVORSCHLÄGE<br />

Dehumanisierung<br />

Im niedergelassenen wie im Krankenhausbereich<br />

fehlt uns die Finanzierung<br />

für eine leistungsfähige Gesundheitsversorgung.<br />

Die so genannte Ökonomisierung<br />

der Medizin hilft nicht darüber<br />

hinweg, dass die Versorgung von den<br />

politisch Verantwortlichen auch finanziell<br />

sichergestellt werden muss, oder<br />

Umstrukturierung ärztlicher Tätigkeiten<br />

Patientenbezogene, persönliche Arztzuständigkeit durch Teambildung<br />

– Stationsoberarzt mit den Assistenzärzten der Station<br />

– Ambulanzsprechstunde mit Untersuchung<br />

– Stellung OP-Indikation<br />

– OP-Aufklärung<br />

– OP-Planung<br />

– Patientenaufnahme<br />

– Durchführung der OP<br />

– Visiten auf Station<br />

– Entlassungsbrief<br />

– Qualitätssicherungsbogen<br />

Dadurch<br />

– besseres Arzt-Patienten-Verhältnis mit Vertrautheit <strong>statt</strong> Anonymität, ohne<br />

Redundanz und Widersprüchlichkeit<br />

– Vermeidung von Mehrfachdokumentation und Übergabelücken<br />

– klar geregelte Zuständigkeit für Rückfragen durch Versicherungen, Weiterbehandler,<br />

etc.<br />

– Vermeidung stereotyper „Fließbandarbeit“: Eintöniger Tagesarbeit selektierter,<br />

rudimentärer Verrichtungen, wie ganztägiger Aufnahme von Patienten,<br />

die der betreffende Assistenzarzt später nicht weiter betreut<br />

– höhere Arzt- und Patientenzufriedenheit<br />

man muss die Versorgung definieren –<br />

Stichwort Priorisierung. Günter Jonitz,<br />

Präsident der Ärztekammer Berlin, hat<br />

schon 1999 den ärztlichen Hauptkonflikt<br />

zwischen ökonomischen und medizinischen<br />

Zielen geortet. Ökonomisch<br />

betrachtet besteht die Gefahr, Gesundheit<br />

als bloßes Wirtschaftsgut einzuordnen.<br />

Heute hat die Diktion Fuß gefasst,<br />

dass der Patient nur noch „Kunde“ ist.<br />

Gesundheit wird zur Ware. Trotz aller<br />

Kosten-Nutzen-Analysen darf aber kein<br />

Primat der Ökonomie über die Medizin<br />

postuliert werden. Ärzte sind immer in<br />

ökonomischer Verantwortung, haben<br />

aber ihre Entscheidungen stets nach<br />

medizinischer Erfordernis und der Qualität<br />

der Versorgung zu treffen. Die fehlende<br />

Zeit für die Zuwendung des Arztes<br />

zum Patienten wird auch als Dehumanisierung<br />

bezeichnet. Deswegen<br />

muss die politisch gewollte Ökonomisierung<br />

bei den medizinischen Erfordernissen<br />

ihre Grenze haben. Wir brauchen<br />

auch das Commitment der Kostenträger<br />

<strong>statt</strong> die Vergütung paramedizinischer<br />

Aktivitäten auf die medizinische<br />

Versorgung zu fokussieren.<br />

Schließlich muss man die medizinische<br />

Kompetenz beim Krankenhaus-Träger<br />

fordern, damit medizinische Belange<br />

adäquat berücksichtigt werden.<br />

Lösungsansätze – tatsächliche<br />

oder nur vermeintliche?<br />

Die politischen Weichenstellungen haben<br />

uns nicht nur eine sich stetig ver-


234 HOCHSCHULMEDIZIN <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

schlechternde wirtschaftliche Perspektive<br />

des Arztberufes gebracht, sondern<br />

auch die bürokratischen Anforderungen<br />

ständig weiter aufgebläht. Mit der Reduktion<br />

der Studienkapazitäten und der<br />

stillschweigenden In-<br />

kaufnahme der Verschlechterung<br />

der Arbeitsbedingungen<br />

und<br />

Ausdehnung der patientenfernenAufgaben<br />

muss man annehmen, dass die Reduktion<br />

der Arztstellen politisch gewollt<br />

ist. Nur eine vermeintliche Lösung<br />

ist die Übertragung ärztlicher Aufgaben<br />

durch Etablierung von Gemeindeschwestern<br />

(AGnES: Arztentlastende,<br />

Gemeindenahe, E-Healthgestützte, Systemische<br />

Intervention), Praxisassistenten<br />

(EVA: Entlastende Versorgungsassistentin)<br />

oder Assistenzschwestern<br />

(PA: Physician Assistant), die nach dreijähriger<br />

Anlernphase beispielsweise die<br />

Operation bis zur Situseröffnung durchführen.<br />

Wir sollten nicht vergessen, dass<br />

LÖSUNGSVORSCHLÄGE<br />

Delegation nicht-ärztlicher Leistungen<br />

Stationssekretärin:<br />

– Bereitstellen der richtigen Unterlagen, z.B. Anforderung von Befunden<br />

beim Hausarzt oder aus anderen Kliniken<br />

– Bilddokumentation wie Röntgen, Sono, Schnittbildverfahren<br />

– Ambulanzbrief<br />

– Akte des vorherigen Aufenthaltes<br />

– Hilfestellung bei der Dokumentation von Diagnosen und Befunden<br />

– Zusammenfügen und Sicherung von einmal gut dokumentierten Informationen<br />

und Tätigkeiten<br />

– Kopieren und Faxen von Befunden an Weiterbehandler<br />

– Schreiben und Korrigieren der Briefe<br />

Pflege:<br />

– Erfragen und Dokumentation der Medikamente bei Zugängen (ggf. Rücksprache<br />

mit dem Hausarzt)<br />

– Heraussuchen der auf Station verfügbaren Generika<br />

– Routine-Blutentnahme (ggf. durch MTLA)<br />

– Durchführung aufwändiger Verbände, z.B. bei septischen Patienten<br />

– Anfertigen von Gipsverbänden<br />

OP-Pflege:<br />

– Unterstützung beim Lagern von Patienten<br />

– Benachrichtigung des nachfolgenden OP-Teams<br />

Ambulanzhelferin:<br />

– Setzen des Patienten<br />

– Hochfahren der mitgebrachten Bild-CD<br />

– Heraussuchen der Unterlagen zur Vorbehandlung, z.B. letzter Ambulanzbrief,<br />

Befundberichte<br />

– Anfordern erforderlicher Unterlagen vom Vorbehandler<br />

– Unmittelbares Schreiben der Befunde / des Briefes während der Untersuchung<br />

dem Arztberuf eine akademische Ausbildung<br />

zu Grunde liegt und dies kein<br />

Lehrberuf ist, der die Patientenversorgung<br />

auf den Stand der Barbiere bringt.<br />

Schon heute wird durch das gesundheits-<br />

»In der Chirurgie muss besonders<br />

dafür gesorgt werden, dass Ärztinnen<br />

ihren Weg machen können.«<br />

politisch geförderte Beleg- und Konsiliararztprinzip<br />

die operative Versorgung ohne<br />

maßgebliche Weiterbildung von Assistenzärzten<br />

begünstigt, weil der niedergelassene<br />

Arzt seine Patienten grundsätzlich<br />

selbst operiert. So ist es nicht zielführend,<br />

Strategien zur Delegation spezifischer,<br />

ärztlicher Aufgaben zu verfolgen.<br />

Vielmehr müssen wir dafür sorgen, dass<br />

der Arzt Zeit für seine Kernaufgaben hat<br />

und nicht-ärztliche Aufgaben, z. B. der<br />

überbordende Bürokratismus, von medizinischem<br />

Assistenzpersonal übernommen<br />

wird. Wir können unsere Assistenz-<br />

ärzte nicht als Laufboten einsetzen und<br />

durch verschlechterte Arbeitsbedingungen<br />

und Personalmangel frustrieren<br />

(siehe Lösungsvorschläge).<br />

Im chirurgischen Fachbereich muss<br />

besonders dafür gesorgt werden, dass<br />

Ärztinnen ihren Weg machen können<br />

(Anteil der Ärztinnen an allen Ärzten in<br />

Deutschland: 1991: 33,6 Prozent; 2008:<br />

41,5 Prozent; Anteil im Krankenhaus:<br />

2008: 48,1 Prozent; weibliche Medizinabsolventen<br />

2007: 57,9 Prozent; weibliche<br />

Studienanfänger 2007: 70 Prozent).<br />

Dazu brauchen wir familienfreundliche<br />

Arbeitsbedingungen, die der work-lifebalance<br />

auch im Krankenhaus gerecht<br />

werden. In der Praxis bevorzugen Ärztinnen<br />

Großpraxen oder Medizinische<br />

Versorgungszentren (MVZ) mit Teilzeitarbeit,<br />

ohne finanzielle Investition. 35<br />

Prozent der Ärztinnen erreichen keinen<br />

Facharzt-Abschluss. Bei der Kalkulation<br />

des Bedarfs an Ärzten muss man berücksichtigen,<br />

dass für drei Ärztinnen<br />

das Lebensarbeitszeitvolumen von zwei<br />

männlichen Kollegen in Ansatz gebracht<br />

werden muss.<br />

Zur Steigerung der Attraktivität der<br />

Arztstellen müssen Universitätskliniken<br />

den Führungskräften eine berufliche<br />

Perspektive bieten. W2 und W3-Stellen<br />

unterliegen im Wettbewerb und bei alternativen<br />

Angeboten. In allen Bereichen<br />

müssen wir Entlohnungen gewährleisten,<br />

die unseren europäischen<br />

Nachbarstaaten entsprechen.<br />

Weiterbildung darf nicht zur schicken<br />

Worthülse verkommen, sondern dafür<br />

müssen ernsthaft die strukturellen Voraussetzungen<br />

geschaffen werden. Als positives<br />

Beispiel hat sich der Krankenhauskonzern<br />

Sana verpflichtet, Assistenzärzte<br />

bereits wie Fachärzte zu bezahlen, wenn es<br />

zu betriebsbedingten Verzögerungen in<br />

der Weiterbildung gekommen ist.<br />

Es scheint, dass der Ernst der Lage von<br />

vielen Verantwortlichen weit unterschätzt<br />

wird. Wenn die Abwärtsspirale nicht noch<br />

weiter gehen soll, müssen wir im deutschen<br />

Gesundheitswesen attraktive Arbeitsplätze<br />

für Ärzte in der direkten Patientenversorgung<br />

bieten. Die Bedürfnisse<br />

des ärztlichen Nachwuchses müssen besser<br />

berücksichtigt werden. Die „kleinen<br />

Maßnahmen“ zur Konzentration auf ärztliche<br />

Kernbereiche und Entlastung von<br />

nicht-ärztlichen Tätigkeiten können nur<br />

eine begrenzte Hilfe sein. Es bedarf politischer<br />

Entscheidungen, damit unsere gesundheitliche<br />

Versorgung durch eine genügende<br />

Zahl von Ärzten sichergestellt ist.<br />

Eine Fassung mit Literaturverzeichnis kann bei<br />

der Redaktion angefordert werden.


236 HOCHSCHULMEDIZIN <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

In Einklang bringen<br />

Wandel des Arztbildes in der Hochschulmedizin<br />

| REINHARD P UTZ | Von Ärzten werden Wunder erwartet.<br />

Können Mediziner aber die vielen Erwartungen in Wissenschaft und Klinikalltag<br />

meistern und zugleich ein hohes Niveau in <strong>Forschung</strong> und Krankenversorgung<br />

sichern?<br />

Das immer schon vielschichtige<br />

Bild des Arztes in der Hochschulmedizin<br />

hat sich als<br />

Spiegel der Entwicklung unseres Wissenschafts-<br />

und unseres Gesundheitssystems<br />

im Laufe des letzten Jahrzehnts<br />

weiter differenziert, nicht zuletzt getrieben<br />

vom sich ausweitenden molekularmedizinischen<br />

Paradigma. Nach wie<br />

vor geht es aber um die Frage, wie die<br />

persönlichen Voraussetzungen des Arztes<br />

mit den zentralen Aufgaben der universitären<br />

Medizin in Einklang zu bringen<br />

sind. Patientenversorgung, <strong>Forschung</strong><br />

und <strong>Lehre</strong> auf höchstem Niveau<br />

zusammen mit einer sich verschärfenden<br />

wirtschaftlichen Situation und einer<br />

kritischen ethischen wie juristischen<br />

Betrachtungsweise im täglichen Leben<br />

abzustimmen, ist die Herausforderung<br />

heute.<br />

Der Druck auf die Führung der Universitätskliniken,<br />

sich selbst wirtschaftlich<br />

zu tragen, steigt weiterhin in einer<br />

Weise, die die übrigen universitären<br />

Aufgaben zu bedrohen scheint. Der<br />

Einfluss der Exzellenzinitiative und anderer<br />

wissenschaftspolitischer Konzepte<br />

der <strong>Forschung</strong>sförderung ist nicht zu<br />

übersehen, wie auch der damit verbundene<br />

Druck zu Schwerpunktbildung<br />

und institutioneller Überspezialisierung.<br />

Dazu kommt die öffentliche Forderung<br />

AUTOR<br />

Professor Dr. med. Dr. h.c. Reinhard<br />

Putz lehrt Anatomie und ist<br />

Vizepräsident der Ludwig-Maximilians-Universität<br />

in München.<br />

nach Verbesserung der ärztlichen Ausbildung<br />

und Anpassung an internationale<br />

Standards. Nicht zuletzt muss die<br />

Rolle von Leistungsanreizen und Karrierechancen,<br />

natürlich auch die Entwicklung<br />

des Entlohnungssystems für<br />

den Wandel des Arztbildes geprüft werden.<br />

Die klinische Hochschulmedizin hat<br />

Konkurrenz bekommen. Es haben sich<br />

»Klinische und wissenschaftliche<br />

Hochschulmedizin haben<br />

Konkurrenz bekommen.«<br />

private Kliniken etabliert, die sich im<br />

Wissen um eine mögliche Risikoabdeckung<br />

durch die Universitätsklinik Spezialaufgaben<br />

auf hohem Niveau widmen<br />

können. Damit mithalten zu können,<br />

erfordert in vielen Kliniken angesichts<br />

dünner Personaldecken organisatorische<br />

Kraftakte, weil neben diesen<br />

Spezialeinrichtungen übergeordnete<br />

klinische Leistungen und Ausbildungsaufgaben<br />

zu erfüllen sind. Als Zentren<br />

der Vollversorgung und angesichts der<br />

komplexen Verpflichtung zur Weiterbildung<br />

können es sich die Universitätskliniken<br />

aber nicht erlauben, lediglich als<br />

Ansammlungen ebenfalls spezialisierter<br />

klinischer Abteilungen zu agieren. Die<br />

Dynamik des Wandels im Gesundheitssystem<br />

zwingt überdies zu wirtschaftlichen<br />

und administrativen Konsequenzen,<br />

die für die wissenschaftlichen Herausforderungen<br />

und die Verpflichtungen<br />

in der <strong>Lehre</strong> nicht unbedingt förderlich<br />

sind.<br />

Die wissenschaftliche Hochschulmedizin<br />

bekommt ebenfalls weitere<br />

Konkurrenz. Der extreme Anspruch der<br />

Exzellenzinitiative ist innerhalb der Medizin<br />

nur zu erfüllen, wenn ein Bogen<br />

aus der Grundlagenforschung heraus<br />

bis zur Anwendung am Patienten gespannt<br />

werden kann. Die Wissenschaftspolitik<br />

trägt dazu in verschärfender<br />

Weise bei, indem sie außeruniversitäre<br />

anwendungsorientierte <strong>Forschung</strong>seinrichtungen<br />

gezielt fördert,<br />

die sich in Kooperation mit klinischen<br />

Spitzenforschern den wichtigsten gesundheitsrelevanten<br />

Themen widmen<br />

sollen. Derartige Spitzen-<br />

forschung aber kann sich<br />

nur dort etablieren, wo<br />

sich die Aufgeschlossenheit<br />

für Grundlagenforschung<br />

und die Erfahrung<br />

der <strong>Forschung</strong> am Patienten<br />

treffen – möglichst in ein- und derselben<br />

Führungsperson.<br />

In neuer Intensität haben sich die<br />

medizinischen Fakultäten in den letzten<br />

Jahren mit der Ausbildung der Studierenden<br />

auseinanderzusetzen begonnen.<br />

Abgesehen von lokalen curriculären<br />

Modellversuchen ist mit der neuen<br />

ÄAppO unverkennbar eine Welle der<br />

Professionalisierung entstanden. Inzwischen<br />

werden z.T. sogar verpflichtende<br />

hochschuldidaktische Weiterbildungsprogramme<br />

angeboten, eine leistungsorientierte<br />

Mittelverteilung auch in der<br />

<strong>Lehre</strong> ist an manchen Fakultäten bereits<br />

etabliert. Die früher im klinischen<br />

Bereich angesichts des Druckes der Patientenversorgung<br />

häufig etwas zur Seite<br />

geschobene Lehrverpflichtung ist an<br />

vielen Orten zu einer positiv besetzten<br />

Lehraufgabe geworden. Dazu beigetragen<br />

hat ohne Zweifel der Trend, schrittweise<br />

auch für die <strong>Lehre</strong> getrennte Budgets<br />

einzurichten und die große zeitli-


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> HOCHSCHULMEDIZIN 237<br />

che Belastung durch methodische Professionalisierung<br />

aufzufangen.<br />

Noch vor wenigen Jahren stand der<br />

Vorschlag im Raum, die zentralen Aufgaben<br />

der Universitätsmedizin, Patientenversorgung<br />

und Lehraufgabe einerseits<br />

sowie <strong>Forschung</strong>saufgaben andererseits<br />

auf verschiedene Köpfe zu verteilen.<br />

Die oben dargestellte Differenzierung<br />

der Aufgaben der Hochschulmedizin<br />

hat eine derartige Struktur als<br />

neuen Weg erscheinen lassen. Um das<br />

„Tandemmodell“ für die Leitung von<br />

Universitätskliniken, wie es von Wissenschaftsrat<br />

und DFG gefordert worden<br />

war, ist es allerdings inzwischen<br />

wieder still geworden. Nur auf den ersten<br />

Blick überzeugte die Idee, damit die<br />

hoch spezialisierte Leistung des Einzelnen<br />

besser ausschöpfen zu können. Zu<br />

schnell wurden die damit zwangsläufig<br />

verbundenen kommunikativen und organisatorischen<br />

Probleme sichtbar,<br />

ganz zu schweigen von Status- und<br />

Ausbildungsfragen.<br />

Wie man es dreht und wendet, die<br />

Sonderstellung der klinischen Hochschulmedizin<br />

besteht nach wie vor darin,<br />

dass sie in unerlässlicher Weise in<br />

der Person des Arztes Patientenversorgung,<br />

<strong>Forschung</strong> und Lehraufgabe verbinden<br />

muss. Nur aus dieser engen Verzahnung<br />

heraus kann sie ihrer jeweiligen<br />

Aufgabe gerecht werden. Der persönliche<br />

Spielraum freilich, in welchem<br />

Ausmaß die einzelnen Bereiche als persönliche<br />

Schwerpunkte ausgebaut werden,<br />

hat sich ausgeweitet.<br />

Diese Frage muss vor allem in ihren<br />

Auswirkungen auf die Orientierung des<br />

wissenschaftlich-ärztlichen Nachwuchses<br />

diskutiert werden. Um sich in jungen<br />

Jahren auf den steinigen Karriereweg<br />

zu machen, gehört ein zumindest in<br />

Umrissen erkennbares Bild, nach dem<br />

man sich orientieren kann. Die Unschärfe<br />

dieses Bildes und der überhöhte<br />

Anspruch haben ohne Zweifel dazu beigetragen,<br />

dass sich heute zu wenige junge<br />

Menschen auf diesen Weg einer universitären<br />

Laufbahn machen. Nach Jahren<br />

übergroßen Einsatzes kommt bei<br />

»Um das Tandemmodell für die<br />

Leitung von Universitätskliniken<br />

ist es still geworden.«<br />

vielen Nachwuchswissenschaftlern vielleicht<br />

auch die Unsicherheit dazu, wie<br />

die eigenen Karrierechancen zu bewerten<br />

sind.<br />

Foto: picture alliance<br />

Darum scheint es mir in der Frage<br />

des Arztbildes in der Hochschulmedizin<br />

heute zu gehen: Über eine gründliche<br />

postgraduale wissenschaftliche Tätigkeit<br />

muss ein wissenschafts-<br />

orientiertes Denkmuster<br />

für die Entwicklung eigenständigerFragestellungen<br />

und für klinische<br />

<strong>Forschung</strong>saufgaben erworben<br />

werden, das damit<br />

zur Grundlage jeglicher wissenschaftlicher<br />

Kooperation werden kann.<br />

Nur auf diesem Weg kann dem Wandel<br />

zum molekularmedizinischen Paradig-<br />

ma und dem raschen Fortschritt der<br />

biomedizinischen <strong>Forschung</strong> Rechnung<br />

getragen werden. Professionalisierung<br />

in den Aufgaben in Patientenversorgung<br />

und <strong>Lehre</strong> muss dieses notwendigerweise<br />

komplexe Bild ergänzen.<br />

Dass jeder Arzt innerhalb dieses<br />

Gesamtbildes natürlich einen persönlichen<br />

Schwerpunkt entwickeln wird,<br />

ändert nichts daran, dass die Einheit<br />

des Arztbildes weiterhin die unerlässliche<br />

Voraussetzung zur zukunftsorientierten<br />

Gewährleistung des hohen Niveaus<br />

der klinischen Hochschulmedizin<br />

sein wird.


238 HOCHSCHULMEDIZIN <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Vergabekriterien erweitern?<br />

Über die echten und vermeintlichen Probleme der<br />

medizinischen Ausbildung in Deutschland<br />

| BERNHARD M ARSCHALL | Aus der Ärzteschwemme<br />

ist zwischenzeitlich ein Ärztemangel geworden, und die Sorge, dass<br />

Deutschland international zurückfällt, wächst. Damit wächst auch der Druck auf<br />

die Hochschulen und die Kritik an der medizinischen Ausbildung. Muss der Zugang<br />

zur medizinischen Ausbildung, der nach wie vor vom NC, der Wartezeitenregelung<br />

und dem Kapazitätsrecht beherrscht wird, verändert bzw. erweitert<br />

werden? Oder liegen die Probleme tiefer?<br />

Die Anforderungen an die Medizinischen<br />

Fakultäten in der<br />

akademischen <strong>Lehre</strong> sind<br />

vielfältig und anspruchsvoll: Sie sollen<br />

die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung<br />

sicherstellen, indem sie ausreichend<br />

qualifizierte Fachkräfte bereitstellen;<br />

gleichzeitig sollen sie die Innovationskraft<br />

des Landes durch die Gewinnung,<br />

Ausweisung und Förderung<br />

exzellenter Nachwuchswissen-<br />

schaftler sicherstellen.<br />

Obwohl noch nie so viele<br />

Ärzte in Deutschland tätig waren<br />

wie heute, hat die Vision eines<br />

drohenden Ärztemangels den<br />

lange Zeit gängigen Begriff der<br />

„Ärzteschwemme“ aus der öffentlichen<br />

Diskussion verdrängt. Die<br />

Gründe hierfür sind zahlreich: Sowohl<br />

der demographische Wandel der Bevölkerung<br />

als auch das stetig wachsende<br />

Spektrum medizinischer Behandlungsoptionen<br />

bedingen eine steigende<br />

Nachfrage nach ärztlichen Leistungen.<br />

Dem steht zwar eine (noch) gleichbleibende,<br />

ja sogar leicht steigende Zahl an<br />

Ärzten gegenüber. Jedoch bedingen der<br />

Trend zu Arbeitszeitverkürzung – nicht<br />

zuletzt gestärkt durch entsprechende<br />

Urteile des Europäischen Gerichtshofes<br />

– als auch die Feminisierung der ärztlichen<br />

Profession eine Reduktion der pro<br />

Arzt/Ärztin zu erwartenden Lebensarbeitszeit.<br />

Eine Erhöhung der Ausbildungskapazitäten<br />

wäre teuer: Bei einem anzunehmenden<br />

Kostennormwert für einen<br />

Studienplatz der Medizin von rd.<br />

170 000 Euro ist der zusätzliche Bedarf<br />

»Die Diskrepanz zwischen Bewerberandrang<br />

und Ärztemangel wird zu<br />

Unrecht den Hochschulen angelastet.«<br />

kaum finanzierbar. Daher dürfen die<br />

Hochschulen für die temporäre Erhöhung<br />

der Studienanfängerzahlen um<br />

zehn Prozent zur Abfederung der doppelten<br />

Abiturjahrgänge wohl nur mit einem<br />

Bruchteil dieser Summe rechnen.<br />

Die explizite Ausklammerung der Medizin<br />

aus dem Hochschulpakt 2020 – wie<br />

noch bis zur Mitte des Jahres 2009 propagiert<br />

– war angesichts einer Vielzahl<br />

an offenen Arztstellen – ca. 5000 im<br />

vergangenen Jahr - nicht haltbar.<br />

AUTOR<br />

Dr. med. Bernhard Marschall ist Studiendekan und Geschäftsführer des Instituts für<br />

Ausbildung und Studienangelegenheiten der Medizinischen Fakultät und Facharzt<br />

für Chirurgie an der Universität Münster.<br />

Ungebrochene Attraktivität<br />

Vor diesem Hintergrund scheint es fast<br />

paradox, dass die Nachfrage nach einem<br />

Studienplatz der Medizin ungebrochen<br />

ist. In den vergangenen zehn Jahren<br />

stieg die Zahl der Bewerber fast stetig<br />

an, allein zwischen den Wintersemester<br />

2008/09 und 2009/10 um rund<br />

sechs Prozent. Bei nahezu gleichbleibenden<br />

Ausbildungskapazitäten führte<br />

dies zu einer Relation von 4,4 Bewerbern<br />

pro Studienplatz. Unter den ZVS<br />

regulierten Studiengängen ist dies jedoch<br />

bei weitem kein Spitzenwert: In<br />

derselben Statistik wird beispielsweise<br />

für den Studiengang der Psychologie ein<br />

Verhältnis von 11,8:1 ausgewiesen.<br />

Allein die Bedeutung für die Gesundheitsversorgung<br />

der<br />

Bevölkerung fokussiert<br />

das öffentliche Interesse<br />

auf die Engpässe in der<br />

Medizin und den daraus<br />

resultierenden Numerus<br />

clausus Wert. Wer am<br />

Studienstandort Münster<br />

außerhalb der so genannten „Vorab-<br />

Quoten“ einen Studienplatz ergattern<br />

wollte, der musste im Wintersemester<br />

2009/2010 immerhin einen Abiturdurchschnitt<br />

von 1,1 oder mindestens<br />

zehn Semestern Wartezeit nachweisen.<br />

Diese offensichtliche Diskrepanz<br />

zwischen Bewerberandrang und Ärztemangel<br />

wird gelegentlich - zu Unrecht –<br />

den Hochschulen angelastet. Unter<br />

Ignoranz der hinlänglich bekannten<br />

(schlechten) Werte für die prognostische<br />

Valididät und Reliabilität alternativer<br />

Auswahlverfahren sowie der rein<br />

praktischen Limitationen, die sich aus<br />

der Vielzahl der Bewerber ergeben,<br />

steigt der Druck auf die Hochschulen,<br />

das Spektrum der zu berücksichtigenden<br />

Vergabekriterien zu erweitern. Eine<br />

vermeintlich passgenauere Auswahl der


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> HOCHSCHULMEDIZIN 239<br />

Bewerber soll eine höhere Zahl an klinisch<br />

tätig werdenden Absolventen bescheren,<br />

ohne dass hierbei aktuelle Entwicklungen<br />

im Gesundheitssystem als<br />

eigentliche Ursache etwaiger Abwanderungstendenzen<br />

in außerklinische Bereiche<br />

akzeptiert wird.<br />

Explosion des medizinischen<br />

Fachwissens<br />

Gemäß § 1 der Ärztlichen Approbationsordnung<br />

ist „der wissenschaftlich<br />

und praktisch in der Medizin ausgebil-<br />

»Eine der wesentlichen Herausforderungen<br />

beruht in den enormen<br />

Zuwachsraten des medizinischen<br />

Fachwissens.«<br />

dete Arzt, der zur eigenverantwortlichen<br />

und selbständigen ärztlichen Berufsausübung,<br />

zur Weiterbildung und zu<br />

ständiger Fortbildung befähigt ist“, das<br />

Ziel der ärztlichen Ausbildung. Dabei<br />

beruht eine der wesentlichen Herausforderungen<br />

in den enormen Zuwachsraten<br />

des medizinischen Fachwissens.<br />

In fast 30 000 medizinischen Fachjournalen<br />

werden derzeit knapp drei Millionen<br />

neue Artikel pro Jahr publiziert.<br />

Damit sinkt die Halbwertszeit des medizinischen<br />

Fachwissens rapide: Gerade<br />

in dynamischen Fachbereichen mit ei-<br />

ner hohen <strong>Forschung</strong>sleistung wird sie<br />

derzeit bei weniger als fünf Jahren beziffert.<br />

Dem gegenüber beträgt allein die<br />

gemäß § 1 Absatz 2 der Ärztlichen Approbationsordnung<br />

(ÄAppO) festgelegte<br />

Studiendauer sechs Jahre und drei<br />

Monate.<br />

Daher muss dieser sich wandelnden<br />

Bedeutung des kognitiven Faktenwissens<br />

gegenüber der Fähigkeit zu einem<br />

komplexen Wissensmanagement Rechnung<br />

getragen werden. Übergeordnete<br />

Schlüsselkompetenzen wie Abstraktionsfähigkeit,Pro-<br />

blemlösungsexpertise<br />

und die Qualifikation<br />

zur adäquatenInformationsverarbeitung<br />

rücken<br />

gegenüber einem<br />

sich schnell überholenden<br />

fachspezifischen Spezialwissen<br />

immer mehr in den Vordergrund.<br />

Verändertes Autoritätsverständnis<br />

Auch in der öffentlichen Wahrnehmung<br />

verliert das traditionelle Verständnis einer<br />

ärztlichen Handlungsautorität, die<br />

auf einem durch (wenige) repräsentative<br />

Meinungsführer definierten Standard<br />

basierte, zunehmend an Boden.<br />

Vielmehr wird eine Kombination aus<br />

individueller Erfahrung und systematischer<br />

Erforschung der zugänglichen<br />

Wissensbestände (externe Evidenz) erwartet.<br />

Gleichzeitig müssen jedoch gezielt<br />

die kommunikativen und sozialen<br />

Kompetenzen der angehenden Ärzte<br />

und Ärztinnen trainiert werden. Nur so<br />

kann eine zeitgemäße Expertise generiert<br />

werden, die auch zukünftig die nötige<br />

Autorität für Entscheidungsprozesse<br />

im medizinischen Handeln rechtfertigt.<br />

Hierzu ist mehr denn je eine hohe<br />

Ausgangsqualifikation der Bewerber,<br />

aber auch eine Professionalisierung der<br />

<strong>Lehre</strong> sowie eine Bewahrung zumindest<br />

der institutionellen Einheit von <strong>Forschung</strong><br />

und <strong>Lehre</strong> in den ausbildenden<br />

Einheiten dringend erforderlich.<br />

Aktuelle Tendenzen einer zunehmenden<br />

Beteiligung von bis dato außeruniversitären<br />

Einrichtungen der Krankenversorgung<br />

in der medizinischen<br />

<strong>Lehre</strong> mögen unter Umständen eine<br />

quantitative Entlastung auf dem Arbeitsmarkt<br />

befördern. Inwiefern aber allein<br />

ein Partnerschaftsabkommen mit<br />

einer im Ausland beheimateten Universität,<br />

wie z.B. zwischen den Asklepios<br />

Kliniken Hamburg und der Semmelweis<br />

Universität Budapest oder zwischen<br />

dem Klinikum Kassel und der<br />

Universität Southampton, dem qualitativen<br />

Anspruch einer gesamtuniversitären<br />

Ausbildung gerecht werden kann,<br />

muss kritisch hinterfragt werden.<br />

Anzeige


240 HOCHSCHULMEDIZIN <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Kein zweigliedriges System<br />

Die ärztliche Ausbildung in Großbritannien<br />

und der Bologna-Prozess<br />

| ANTHONY W EETMAN | In Großbritannien hat sich<br />

in den letzten 15 Jahren in der Medizin-Ausbildung einiges verändert. Was waren<br />

die Ziele der britischen Reform? Warum lehnt Großbritannien eine zweigliedrige<br />

medizinische Qualifizierung mit einem dreijährigen Bachelor ab? Ein Bericht<br />

zur gegenwärtigen Diskussion im Vereinigten Königreich.<br />

Die Erklärung des Bologna-<br />

Prozesses schlägt für die<br />

Hochschulen ein dreigliedriges<br />

System von Abschlüssen vor, nämlich<br />

den Bachelor, den Master und die<br />

Promotion. Die Mindeststudienzeit für<br />

einen Bachelor-Abschluss wird darin<br />

auf drei Jahre festgelegt. Einige europäische<br />

Länder haben zusätzlich für den<br />

Master-Abschluss zwei weitere und für<br />

die Promotion drei weitere Studienjahre<br />

vorgesehen. Die Erklärung gesteht<br />

einzelnen Ländern zu, ihre Vielfalt zu<br />

bewahren und ihre eigenen Abschlüsse<br />

beizubehalten, obwohl das langfristige<br />

Ziel dieses Prozesses die Harmonisierung<br />

der Studienabschlüsse sein wird. 1<br />

Die Europäische Union hat bereits<br />

in der Richtlinie 2005/36/EG die Anerkennung<br />

der medizinischen Grundausbildung<br />

an die Bedingung eines zumindest<br />

sechsjährigen Medizinstudiums<br />

bzw. 5 500 Stunden theoretischen und<br />

praktischen Unterrichts geknüpft. Im<br />

Vereinigten Königreich werden die Abschlüsse<br />

der medizinischen Grundausbildung<br />

durch die Ärztekammer (General<br />

Medical Council) geregelt, welche<br />

die Mindestanforderungen für Studenten<br />

und die erforderlichen Prüfungsergebnisse<br />

an der Medizinischen Fakultät<br />

festsetzt. Die Ärztekammer ist für die<br />

AUTOR<br />

Anthony Weetman ist Prorektor<br />

und Professor an der Fakultät für<br />

Medizin, Zahnmedizin und Gesundheitswesen<br />

an der Universität<br />

Sheffield, Großbritannien.<br />

Qualitätssicherung verantwortlich und<br />

entscheidet, welche Universitäten Abschlüsse<br />

der medizinischen Grundausbildung<br />

vergeben dürfen.<br />

Besser auf die Praxis<br />

vorbereitet<br />

1993 erstellte die Ärztekammer ein<br />

Grundsatzpapier mit dem Titel Die Ärzte<br />

von morgen (Tomorrow’s Doctors). In<br />

diesem Papier sind die Mindestanforderungen<br />

aller medizinischen Studiengänge<br />

im Vereinigten Königreich festgelegt,<br />

damit Universitäten eine ärztliche<br />

Grundausbildung anbieten und bescheinigen<br />

können. Zwei wesentliche Empfehlungen<br />

des Papiers waren, dass das<br />

»Großbritannien hat sich bereits in<br />

den 1990er Jahren von der traditionellen<br />

Trennung in vorklinische und<br />

klinische Semester verabschiedet.«<br />

Medizinstudium lernerzentriertes Lernen<br />

fördern und Kerninhalte mit einer<br />

im Vergleich zu den heutigen Studiengängen<br />

reduzierten Faktenlast vermitteln<br />

soll. Selbstverständlich müssen die<br />

Studenten während des gesamten Studiums<br />

das einschlägige klinische und<br />

theoretische Wissen erwerben und<br />

nachweisen. Doch es gab noch weitere<br />

Anforderungen einschließlich der Einführung<br />

spezieller Studienmodule, um<br />

den Studenten die Erkundung spezifischer<br />

medizinischer Inhalte zu ermöglichen.<br />

Entscheidend für die aktuelle Dis-<br />

kussion ist, dass diese Empfehlungen<br />

für das Medizinstudium im Vereinigten<br />

Königreich die Abkehr von der traditionellen<br />

Trennung in vorklinische und<br />

klinische Semester bedeuteten. Klinische<br />

Inhalte sollen vom Beginn des Medizinstudiums<br />

an genutzt, klinische Fertigkeiten<br />

von Anfang an gelehrt und der<br />

Kontakt mit dem Patienten über das gesamte<br />

Studium sichergestellt werden.<br />

Dieses Papier hatte enormen Einfluss<br />

auf die Ärzteausbildung im Vereinigten<br />

Königreich und wurde jüngst überarbeitet.<br />

2 Obwohl sich die neueste Fassung<br />

von Die Ärzte von morgen auf die Ergebnisse<br />

konzentriert (also: den Arzt als<br />

Wissenschaftler, den Arzt als Praktizierenden<br />

und den Arzt als Sachverständigen),<br />

wird die Einbeziehung vorklinischer<br />

und klinischer Themen beibehalten,<br />

ja sogar intensiviert.<br />

Die Medizinischen Fakultäten und<br />

die Ärztekammer sind der Auffassung,<br />

dass die heutigen Ab-<br />

solventen eines Medizinstudiums<br />

im Vereinigten<br />

Königreich besser<br />

auf die Praxis vorbereitet<br />

sind als die<br />

früheren: und zwar<br />

durch gründliche klinische<br />

Fertigkeiten wie<br />

auch durch eine solide Grundlage für<br />

die Berufsausübung in einem immer<br />

schneller sich wandelnden Gesundheitssystem.<br />

Der für den Inhalt von Die<br />

Ärzte von morgen verantwortliche Bildungsausschuss<br />

der Ärztekammer hat<br />

vor kurzem Bedenken geäußert, dass<br />

die Annahme des dreigliedrigen Bologna-Modells<br />

die Trennung zwischen vorklinischen<br />

und klinischen Semestern<br />

wieder einführen und damit die Erwartung<br />

nähren würde, nach drei Jahren an<br />

einer britischen Medizinischen Fakultät<br />

einen Bachelor-Abschluss und nach


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> HOCHSCHULMEDIZIN 241<br />

zwei weiteren Jahren den Abschluss der<br />

ärztlichen Grundausbildung zu erhalten.<br />

Dies wiederum könnte die gesunde<br />

Versorgungsvielfalt im<br />

gesamten Vereinigten<br />

Königreich gefährden,<br />

die zu vielen neuen<br />

Entwicklungen bei<br />

den Studieninhalten<br />

und deren Bewertung<br />

geführt hat.<br />

Bachelor ist nicht gleich<br />

Bachelor<br />

Im Vereinigten Königreich ist der Abschluss<br />

des Medizinstudiums traditionell<br />

der Bachelor. An meiner eigenen<br />

Universität qualifizieren sich die Studenten<br />

mit zwei Bachelor-Abschlüssen<br />

(MBChB), die die alte Praxis der Verleihung<br />

von Abschlüssen in Medizin und<br />

Chirurgie widerspiegelt. Allerdings wissen<br />

wir auch, dass Studenten, die das<br />

dreijährige Studium absolviert haben,<br />

lediglich mit dem BMedSci abschließen,<br />

einem so genannten Ausstiegsabschluss<br />

(„exit degree“) für diejenigen, die meinen,<br />

dass das weiterführende Studium<br />

und die Praxis der Medizin für sie nicht<br />

in Frage kommen. Darüber hinaus bieten<br />

die meisten Medizinischen Fakultäten<br />

im Vereinigten Königreich einen erweiterten<br />

BMedSci- oder BSc-Abschluss<br />

an, der nach einem zusätzlichen<br />

Studienjahr verliehen wird, wenn zwei<br />

oder mehr Jahre des Hauptstudiums absolviert<br />

sind. Es handelt sich hierbei um<br />

einen Standard-Bachelor-Abschluss,<br />

der neben dem Abschluss der ärztlichen<br />

Grundausbildung erworben und typischerweise<br />

von denjenigen gewählt<br />

wird, die eine akademische Laufbahn<br />

anstreben.<br />

All dies zeigt, dass Medizinstudiengänge<br />

im Vereinigten Königreich, auch<br />

wenn die Abschlüsse der ärztlichen<br />

Grundausbildung Bachelor heißen, anspruchsvoller<br />

sind als gewöhnliche Bachelorqualifikationen.<br />

Dies wurde von<br />

der Qualitätssicherungsagentur (QAA),<br />

die für die Überprüfung der akademischen<br />

Standards an den Universitäten<br />

des Vereinigten Königreichs zuständig<br />

ist, ausdrücklich anerkannt. Sie kam zu<br />

dem Schluss, dass der Bachelor-Abschluss,<br />

der nach einem fünfjährigen<br />

Medizin-Studium erlangt wird, tatsächlich<br />

einem Master-Abschluss gleichkommt.<br />

3<br />

Kein zweigliedriges System<br />

Diese Lösung weist für die Medizinabschlüsse<br />

im Vereinigten Königreich den<br />

besten Weg, und weder die Ärztekammer<br />

noch die Medizinischen Fakultäten<br />

wollen eine Veränderung der derzeiti-<br />

»Auch dann, wenn der erst nach fünf<br />

Jahren erlangte Abschluss Bachelor<br />

genannt wird, kommt er tatsächlich<br />

einem Master-Abschluss gleich.«<br />

gen integrierten Struktur von Medizinabschlüssen<br />

mit kürzeren Studienzeiten.<br />

Die Ärztekammer hat in diesem<br />

Zusammenhang die zuständigen Minister<br />

der vier das Vereinigte Königreich<br />

konstituierenden Länder um Klarstellung<br />

ersucht. Ihr wurde versichert, dass<br />

der Bologna-Prozess mit der aktuellen<br />

Struktur des Medizinstudiums im Vereinigten<br />

Königreich vereinbar ist.<br />

Ich hoffe, dass diese kurze Erklärung<br />

die heutige Situation im Vereinigten<br />

Königreich skizziert und dass der<br />

Grund deutlich wird, warum wir nicht<br />

den Weg einer zweigliedrigen medizinischen<br />

Qualifizierung mit förmlichen<br />

Bachelor-Abschlüssen nach drei Studienjahren<br />

gehen wollen.<br />

1 (http://www.publications.parliament.uk/pa/<br />

cm200607/cmselect/cmeduski/205/205.pdf.<br />

2 (http://www.gmc-uk.org/education/undergraduate/tomorrows_doctors_2009.asp).<br />

3 (http://www.qaa.ac.uk/academicinfrastructure/FHEQ/EWNI08/FHEQ08.pdf).<br />

Hans-Kilian-Preis für die Erforschung und<br />

Förderung der metakulturellen Humanisation<br />

Internationaler <strong>Forschung</strong>spreis der Köhler-Stiftung für exzellente<br />

Leistungen in den interdisziplinären Wissenschaften vom Menschen<br />

Die Köhler-Stiftung fördert seit 1987 herausragende <strong>Forschung</strong>sprojekte und Publikationsvorhaben.<br />

Der Hans-Kilian-Preis würdigt wissenschaftliche Leistungen von Personen,<br />

die neue Einsichten in die geschichtliche und kulturelle Existenz des Menschen und<br />

seine veränderliche Psyche vermittelt haben.<br />

Der Preis ist dem interdisziplinären Denken von Hans Kilian verpflichtet. In seinem<br />

Konzept von „metakultureller Humanisation“ werden historische, anthropologische, soziologische,<br />

psychologische und psychoanalytische Perspektiven auf drängende Probleme<br />

einer sich rapide wandelnden Gegenwart zusammengeführt.<br />

Die Ausschreibung richtet sich besonders an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler,<br />

die Grenzen zwischen Disziplinen und Kulturen kreativ überschreiten und produktive<br />

Synthesen zwischen bislang isolierten Wissensgebieten schaffen. Der Beachtung historischer<br />

und (inter-/trans-) kultureller Dimensionen wird besondere Bedeutung beigemessen.<br />

Der Hans-Kilian-Preis ist mit 80.000 Euro dotiert.<br />

Anzeige<br />

Der international ausgeschriebene Preis wird erstmalig im Jahr 2011 vergeben, sodann im<br />

Turnus von zwei Jahren. Die Stiftung fordert Universitäten, namhafte kulturelle und wissenschaftliche<br />

Einrichtungen bzw. in diesen Institutionen tätige Wissenschaftlerinnen und<br />

Wissenschaftler sowie renommierte Persönlichkeiten auf, geeignete Kandidatinnen und<br />

Kandidaten zu benennen. Eigenbewerbungen sind möglich.<br />

Vorschläge für die Nominierung und Bewerbungen sind mit den vollständigen Unterlagen<br />

bis spätestens 30. Juni 2010 bei der Koordinationsstelle des Hans-Kilian-Preises einzureichen<br />

(Prof. Dr. Jürgen Straub/ Gala Rebane, Koordinationsstelle Hans-Kilian-Preis, Lehrstuhl<br />

für Sozialtheorie und Sozialpsychologie, Fakultät für Sozialwissenschaft, Ruhr-Universität<br />

Bochum, Universitätsstraße 150, 44780 Bochum, hans-kilian-preis@rub.de).<br />

Die Köhler-Stiftung wird im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft geführt. Informationen<br />

zu Einzelheiten des Bewerbungs- und Auswahlverfahrens sind der Website<br />

www.hans-kilian-preis.de zu entnehmen.


242 HOCHSCHULMEDIZIN <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

„ Die bisher mutigste Reform<br />

des Medizinstudiums“<br />

Über den deutschlandweit ersten Reformstudiengang Medizin<br />

<strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong>: Dieter Scheffner,<br />

der Mitbegründer des Reformstudiengangs<br />

Medizin (RSM), blickte kurz vor<br />

seinem Tod im vergangenen Jahr resigniert<br />

auf das, was von seinem Lebenswerk<br />

übrig geblieben war, zurück. Welche<br />

Gründe hatte er dafür?<br />

Gerhard Gaedicke: Der von Dieter<br />

Scheffner initiierte Reformstudiengang<br />

Medizin (RSM) der Charité zielt ab auf<br />

aktives, selbstbestimmtes und selbstreflektiertes<br />

Lernen, das hineinführt in<br />

den lebenslangen Lernprozess, dem wir<br />

Ärzte verpflichtet sind.<br />

Die Frage, die es zu beantworten<br />

galt, lautete: „Lässt sich dieses Ziel genauso<br />

gut mit dem Reformstudiengang<br />

wie auch mit dem Regelstudiengang erreichen?“<br />

Gerhard Gaedicke ist Professor für<br />

Kinderheilkunde und war bis zur Pensionierung<br />

Direktor der Klinik für Allgemeine<br />

Pädiatrie der Charité. Seither leitet er den<br />

Reformstudiengang Medizin.<br />

Jetzt, zehn Jahre nach dem Start des<br />

RSM, werden nicht die Gleichrangigkeit,<br />

sondern seine Erfolge im Vergleich<br />

zum traditionellen Curriculum immer<br />

deutlicher. Bedauerlicherweise ist die<br />

Mehrheit der Fakultät der Charité nicht<br />

bereit, diesen weitreichenden Weg des<br />

Umdenkens weiter zu beschreiten, u.a.<br />

würde dies große Umstrukturierungen<br />

besonders der Grundlagenfächer erfordern.<br />

Dennoch ist es gelungen, dass die<br />

Fakultät sich auf ein neues, modular<br />

strukturiertes Curriculum geeinigt hat,<br />

den Modellstudiengang. Dieser sieht eine<br />

Mischung traditioneller und innovativer<br />

Lehr-, Lern- und Prüfungsformate<br />

vor und übernimmt erfolgreiche Elemente<br />

des RSM wie Kommunikation/<br />

Interaktion und Problemorientiertes<br />

Lernen (POL) und des Regelstudiengangs<br />

(RSG) wie den Unterricht am<br />

Krankenbett.<br />

90 Prozent der zukünftigen Studenten<br />

der Charité werden gegenüber den<br />

heutigen Studenten des RSG einen<br />

deutlich besseren Unterricht bekommen.<br />

Für die zehn Prozent RSM-Studenten<br />

mag man diese Entwicklung als<br />

Rückschritt gegenüber dem mutigen<br />

Scheffnerschen Ansatz interpretieren.<br />

Der Grund für Dieter Scheffners Resignation<br />

war die Enttäuschung über die<br />

Fakultät, die den RSM nicht aufgegriffen<br />

und weiter entwickelt hat.<br />

F&L: Bei dem Modellprojekt soll es um<br />

eine grundlegende Reform des Medizinstudiums<br />

gehen. Worin besteht das<br />

grundlegend Neue?<br />

Gerhard Gaedicke: Der Modellstudiengang<br />

ist ein Hybrid, das sich auf die positiven<br />

Elemente aus beiden Studiengängen<br />

gründet: einerseits Vorlesungen,<br />

interdisziplinäre Seminare, viele Praktika<br />

im Labor wie am Krankenbett und<br />

andererseits das Curriculum begleitend<br />

fallbasiertes POL, „Kommunikation<br />

und Interaktion“ sowie „Grundlagen<br />

ärztlichen Denkens und Handelns“.<br />

Neu ist die Verankerung von „Blended<br />

learning“, der sinnvollen Verknüpfung<br />

von E-learning und Präsenzlehre.<br />

Im Gegensatz zum RSM mit seinem<br />

studentenzentrierten Lernansatz ist der<br />

Modellstudiengang nicht ausschließlich,<br />

aber stärker auf die <strong>Lehre</strong>nden ausgerichtet<br />

und bietet mehr Fächersystematik<br />

als ein fallbasiertes Curriculum. Dieses<br />

wird vermutlich Auswirkungen auf das<br />

selbstbestimmte und selbstorganisierte<br />

Lernen der Studierenden haben.<br />

F&L: Das Modellprojekt orientiert sich<br />

an anderen internationalen Reformuniversitäten.<br />

Welche Vorbilder standen<br />

hier Pate?<br />

Gerhard Gaedicke: Der Modellstudiengang<br />

übernimmt große Teile aus dem eigenen<br />

Reformstudiengang. Der Reformstudiengang<br />

basiert seinerseits auf Reformen<br />

in den Niederlanden, Großbritannien,<br />

Schweden, Kanada und den<br />

USA. Spricht man mit Studenten aus<br />

Reformstudiengängen darüber, was<br />

man besser machen könnte, ist der Ruf<br />

nach mehr Systematik unüberhörbar.<br />

Dem versuchen verschiedene Hybridmodelle<br />

Rechnung zu tragen. Solche<br />

gibt es an der Harvard Medical School<br />

in Boston und am Karolinska Institut in<br />

Stockholm. Zu beiden Institutionen unterhält<br />

die Charité enge Beziehungen.<br />

Aber auch in Deutschland wie etwa in<br />

Hannover, Heidelberg, München oder<br />

Dresden gibt es bereits Hybridcurricula.<br />

F&L: 2005 hieß es in dem Abschlussbericht<br />

der BLK, der gesamte Unterricht an<br />

der Charité soll im Lauf der nächsten<br />

fünf Jahre „im Sinne des vom RSM beschrittenen<br />

Weges“ umgestellt werden.<br />

Warum ist das bis heute nicht gelungen?


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> HOCHSCHULMEDIZIN 243<br />

Gerhard Gaedicke: Die Frage bedarf einer<br />

Antwort, die die komplexe Situation<br />

berücksichtigt, in der sich die Berliner<br />

Hochschulen seit der politischen Wende<br />

befinden. Die Charité und die Westberliner<br />

Universitätskliniken mit dem Rudolf-<br />

Virchow-Klinikum und dem Benjamin-<br />

Franklin-Klinikum haben in dieser Zeit<br />

drei verschiedene Fusionen hinter sich<br />

bringen müssen. Die Einstellungen der<br />

verschiedenen Universitätsleitungen<br />

zum RSM waren sehr unterschiedlich.<br />

Nach dem Bericht des internationalen<br />

Advisory Board 2005 und dem BLK-Beschluss<br />

geschah zunächst nichts. Erst die<br />

unter dem jetzigen Prodekan für <strong>Lehre</strong><br />

und Studium, Professor Manfred Gross,<br />

gegründete Curriculums-Kommission arbeitete<br />

zunächst an der Weiterentwicklung<br />

des RSM, die jedoch von der Mehrheit<br />

der Fakultät nicht getragen wurde.<br />

In dieser Lage hat die amtierende Dekanin,<br />

Professor Grüters-Kieslich, gemeinsam<br />

mit dem Prodekan eine Kommission<br />

beauftragt, einen Kompromiss für ein<br />

Curriculum zu erarbeiten, der von der<br />

Mehrheit der Fachvertreter akzeptiert<br />

wird. Aus den Vorarbeiten der Curriculums-Kommission<br />

und der inhaltlichen<br />

Zusammenarbeit mit Lehrstuhlinhabern<br />

ist das Konzept des Modellstudiengangs<br />

in seiner jetzigen Form entstanden.<br />

Wenn die Weiterentwicklung des<br />

Reformansatzes bei uns nicht einen solchen<br />

Verlauf genommen hat wie in Holland<br />

oder Großbritannien, dann lag das<br />

hauptsächlich an den hochschulpolitischen<br />

Besonderheiten Berlins. Die damit<br />

verbundenen Schwierigkeiten hat<br />

keiner vorhersehen können, weder der<br />

Senat, noch die Fakultät selbst, noch<br />

das internationale Advisory Board.<br />

F&L: Kritiker behaupten, der Reformstudiengang<br />

sei viel zu aufwendig, um<br />

ihn für alle Studierenden anzubieten.<br />

Ist diese Kritik berechtigt?<br />

Gerhard Gaedicke: Laut geltender EU-<br />

Richtlinie werden die Deputatsstunden<br />

für Studenten in einem Studiengang<br />

durch den Curricularen Normwert<br />

(CNW) festgelegt. Für das Medizinstudium<br />

sind die vorgeschriebenen 5 500<br />

Unterrichtsstunden auf zehn Fachsemester<br />

und ein Praktisches Jahr verteilt.<br />

Daraus errechnet sich ein CNW von<br />

8,2. Modell- und Reformstudiengänge<br />

dürfen einen zehn Prozent höheren<br />

Wert aufweisen. Der Berliner Reformstudiengang<br />

hat einen CNW von 8,29.<br />

Die Kritik ist also unberechtigt.<br />

F&L: Gibt es Vergleiche dazu, welche<br />

Absolventen besser ausgebildet sind: die<br />

vom RSM oder die der Regelstudiengänge?<br />

Gerhard Gaedicke: Im Progress-Test,<br />

den alle Studenten im RSM und RSG<br />

jedes Semester absolvieren müssen, beantworten<br />

die RSM-Studenten zehn bis<br />

15 Prozent der Fragen mehr richtig.<br />

Auch im letzten Teil der Ärztlichen Prüfung<br />

schneiden sie im Vergleich zu ihren<br />

Kollegen im Regelstudiengang besser<br />

ab. Sie sind diesen überlegen in den<br />

praktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

und in der Kommunikation und Interaktion<br />

mit Patienten. Auch die berufliche<br />

Zufriedenheit ist bei Absolventen<br />

des RSM höher als in der Vergleichsgruppe.<br />

30 Prozent mehr abgeschlossene<br />

Doktorarbeiten zeigen, dass diese<br />

Absolventen gelernt haben, die richtigen<br />

Fragen zu stellen und wissenschaftlich<br />

zu arbeiten.<br />

F&L: In Deutschland sind weitere Reform-<br />

und Modellstudiengänge in der<br />

Medizin entstanden. Hat der RSM vor<br />

diesem Hintergrund weiterhin Modellcharakter<br />

für die medizinische Ausbildung<br />

im 21. Jahrhundert?<br />

Gerhard Gaedicke: Soweit mir bekannt<br />

ist, gibt es in Deutschland neben der<br />

privaten Universität in Witten-Herdecke<br />

und dem Modellstudiengang in Bochum,<br />

den Berliner Reformstudiengang<br />

mit einem fallbasierten, studentenzentrierten,<br />

integrierten, kumulativen Studiengang<br />

über zehn Semester. Ob der<br />

HINTERGRUND<br />

D ie Idee zu einem Reformstudiengang Medizin entstammt einer studentischen<br />

Initiative im Rahmen bundesweiter studentischer Protestmaßnahmen<br />

an der FU Berlin im WS 1988/89. Die Studierenden forderten eine neue<br />

Gewichtung der Lehrinhalte: Der Unterricht sollte praxisbezogener und die Inhalte<br />

durch sinnvolle Verknüpfung theoretischer und klinischer Aspekte anschaulicher<br />

werden. Des Weiteren sollten naturwissenschaftliche Aspekte<br />

nicht isoliert, sondern im Zusammenhang mit den psychischen Bezügen und<br />

ihrer sozialen Bedeutung patientenorientiert vermittelt werden. Zusammen<br />

mit dem damaligen Dekan des Universitätsklinikums Rudolf Virchow der FU<br />

Berlin, Professor Dr. med. Scheffner, entwickelten die Studierenden ein Curriculum<br />

für einen Reformstudiengang Medizin.<br />

Seit dem WS 1999/2000 wird er parallel zum Regelstudiengang an der<br />

Charité für eine begrenzte Anzahl Studierender angeboten, verbindlich für<br />

alle Berliner Medizin-Studierende wurde er jedoch nicht. Statt dessen ist ein<br />

Modellstudiengang geplant, der einen Kompromiss zwischen dem Regelund<br />

dem Scheffnerschen Reformstudiengang darstellt. Fragen zu den Hintergründen<br />

an Gerhard Gaedicke, der den Scheffnerschen Reformstudiengang<br />

von Anfang an begleitet hat.<br />

Wissenserwerb allein auf diesem Weg<br />

erfolgreich verläuft und reibungslos ins<br />

lebenslange Lernen führt, lässt sich<br />

nicht abschließend beurteilen.<br />

Unzweifelhaft ist POL eine überaus<br />

wertvolle Methode, fallbezogen ärztliches<br />

und klinisches Denken einzuüben.<br />

Auch hat der RSM gezeigt, wie wichtig<br />

der klinische Unterricht und praktische<br />

Tätigkeit von Anfang an sind, um gerade<br />

das Grundlagenwissen im medizinischen<br />

Kontext sinnhaft zu erlernen, anzuwenden<br />

und zu behalten. Ärztliches<br />

Denken und Handeln, die Einstellung<br />

dazu, die Kommunikation mit den Patienten<br />

– all das muss von Beginn an gelernt<br />

werden. Kommt es erst beim Eintritt<br />

in den Beruf, dauert es einfach zu<br />

lange, um die einzelnen fachspezifischen<br />

Kontexte zum ärztlichen Handeln<br />

zusammenzuführen. All diese Elemente<br />

sind Bausteine eines Modells aus<br />

dem RSM, das ständig weiterentwickelt<br />

sein will.<br />

Der RSM war die bisher mutigste<br />

Reform des Medizinstudiums auf deutschem<br />

Boden, auch mit internationalen<br />

Auswirkungen, vor allem in<br />

Europa. Im neu gegründeten „Dieter<br />

Scheffner Fachzentrum für medizinische<br />

Hochschullehre und evidenzbasierte<br />

Ausbildungsforschung der Charité“<br />

soll nun Dieter Scheffners Arbeit<br />

fortgesetzt werden und somit sollen<br />

weiterhin von Berlin aus wichtige Impulse<br />

für eine moderne medizinische<br />

Ausbildung und Ausbildungsforschung<br />

gegeben werden.


246 HOCHSCHULMEDIZIN <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Synergien schaffen, aber wie?<br />

Die Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung<br />

| GEBHARD VON J AGOW | Die Regierungsfraktionen<br />

haben im Koalitionsvertrag die Gründung Deutscher Zentren der Gesundheitsforschung<br />

(DZG) vereinbart. Damit soll eine schnellere Umsetzung von <strong>Forschung</strong>sergebnissen<br />

in die klinische Praxis und Versorgung sowie eine bessere<br />

Sichtbarkeit der medizinischen <strong>Forschung</strong> Deutschlands erzielt werden. Ein erfolgversprechendes<br />

Konzept?<br />

Hierfür sind Konsortien der<br />

leistungsfähigsten Wissenschaftlergruppen<br />

– ungeachtet<br />

deren Zugehörigkeit zu den unterschiedlichen<br />

institutionellen Trägern –<br />

vielversprechende Ansätze. Die Ziele<br />

werden von den Wissenschaftsorganisationen<br />

nachdrücklich unterstützt. Gesundheit<br />

ist unser höchstes Gut. Voraussetzung<br />

für die Gewin-<br />

nung von Synergien sind<br />

Strukturen, die eine Gleichberechtigung<br />

der universitären<br />

und außeruniversitären<br />

Partner gewährleisten.<br />

Wie diese nationalen<br />

Konsortien im Einzelnen ausgestaltet<br />

werden, ist nach Aussagen von Bundesministerin<br />

Annette Schavan noch offen.<br />

Eines ist jedoch sicher: Die Ziele der<br />

Gesundheitsforschungsinitiative können<br />

nur gemeinsam mit der von den<br />

Ländern finanzierten Hochschulmedizin<br />

erreicht werden. Schließlich hat die<br />

Hochschulmedizin mit 41 000 wissenschaftlich-ärztlichen<br />

Vollkräften die<br />

Kernkompetenz in der Gesundheitsforschung.<br />

Pro Euro, den die Hochschulmedizin<br />

von den Ländern für <strong>Lehre</strong>,<br />

<strong>Forschung</strong> und damit verbundener<br />

Krankenversorgung erhält, wirbt sie<br />

AUTOR<br />

Professor Dr. Dr. h.c. Gebhard<br />

von Jagow, Universität Frankfurt<br />

am Main, war von 2000 bis<br />

2009 Präsident des Medizinischen<br />

Fakultätentages.<br />

mehr als 40 Cent an Drittmitteln für die<br />

<strong>Forschung</strong> ein. Das ist effizienter Mitteleinsatz<br />

im Dienste der Gesellschaft.<br />

Strukturmodelle<br />

Die Gesundheitsforschungszentren der<br />

Helmholtz-Gemeinschaft (HGF) sind<br />

in dem Kontext bestrebt, sich zu einer<br />

neuen staatlich finanzierten Förderin-<br />

»Voraussetzung sind Strukturen, die eine<br />

Gleichberechtigung der universitären und<br />

außeruniversitären Partner gewährleisten.«<br />

stitution weiterzuentwickeln. Das<br />

BMBF unterstützt diese Zentren hierfür<br />

mit zweistelligen Zuwachsraten. Wie<br />

die Verfahren der intra- und extramuralen<br />

top-down-Förderung transparent<br />

und auf Basis der wissenschaftlichen<br />

Leistungsfähigkeit geregelt werden<br />

könnten, muss jedoch noch erprobt<br />

werden. Zwei neue HGF-<strong>Forschung</strong>szentren<br />

zur Diabetes- und Demenzforschung<br />

wurden bereits auf der grünen<br />

Wiese gegründet. Die im Aufbau befindlichen<br />

asymmetrischen Strukturen sind<br />

in Abbildung 1 graphisch dargestellt.<br />

Mit zusätzlichen institutionellen<br />

Mitteln werden dafür rechtlich unselbständige<br />

HGF-Außenstellen an Universitätsstandorten<br />

etabliert. Diese HGF-<br />

Satelliten übernehmen Personal der<br />

Universitäten, erhalten Bauten der Länder<br />

und nutzen klinische Infrastrukturen<br />

der Universitätsklinika. Die einseitige<br />

institutionelle Förderung mit staatli-<br />

chen Mitteln und der parallelgeschaltete<br />

Aufbau einer neuen Förderinstitution<br />

erschweren jedoch gleichberechtigte<br />

Partnerschaften. Deshalb wird auch ein<br />

etwas dezentraleres Strukturmodell diskutiert.<br />

Danach könnten Konsortien als<br />

multizentrische <strong>Forschung</strong>seinrichtungen<br />

konzipiert werden. Die Finanzierung<br />

und organisatorische Zuordnung<br />

des Personals zu dem jeweiligen Kooperationspartner<br />

würden getrennt bleiben.<br />

Die zusätzlichen öffentlichen Mittel<br />

sollten bei diesem Modell von den Konsortialpartnern<br />

gemeinsam verteilt werden.<br />

Die Abhängkeit der Universitäten<br />

von der HGF soll dabei auf die Administration<br />

begrenzt wer-<br />

den.<br />

Bereits bei der Föderalismusreform<br />

I wurden<br />

die aktuellen Entwicklungen<br />

im Bereich der<br />

außeruniversitären <strong>Forschung</strong>seinrichtungen<br />

prognostiziert. So<br />

wurde auf die Gefahr hingewiesen, dass<br />

die Großforschungseinrichtungen sich<br />

neue Aufgabenfelder suchen, obwohl sie<br />

in diesen neuen <strong>Forschung</strong>sbereichen<br />

nicht erstklassig sind. Während in Frankreich<br />

eine internationale Expertenkommission<br />

unter Vorsitz des früheren NIH-<br />

Präsidenten Elias Zerhouni empfahl, die<br />

dortigen Unité Mixte de Recherche von<br />

INSERM und Universitäten ganz in die<br />

Verantwortung der Hochschulen zu<br />

überführen, gibt es in Deutschland gegenläufige<br />

Tendenzen. Das muss aber<br />

nicht so bleiben, denn Bund und Länder<br />

verfügen über Alternativen, mit denen<br />

auch Einrichtungen mit universitärer Beteiligung<br />

gemeinsam gefördert werden<br />

können:<br />

Institutionelle Förderung<br />

Mit Bund-Länder-Vereinbarungen (Art.<br />

91b GG Abs. 1) können neue Einrich-


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> HOCHSCHULMEDIZIN 247<br />

tungen außerhalb von Hochschulen institutionell<br />

gefördert werden. Bei diesen<br />

Vereinbarungen könnte die Führerschaft<br />

von Konsortien künftig anhand<br />

der internationalen Reputation der<br />

Partner definiert werden. Abbildung 2<br />

stellt eine ausgewogene Bund-Länder-<br />

Förderung dar. In Analogie zur Projektförderung<br />

kann auch bei der institutionellen<br />

Förderung eine zeitliche Befristung<br />

zur Leistungskontrolle erfolgen. So<br />

wurde z.B. die limitierte institutionelle<br />

Förderung des Wissenschaftsrates über<br />

fünf Jahrzehnte verlängert.<br />

Nachhaltige Projektförderung<br />

Wie wichtig für die translationale <strong>Forschung</strong><br />

die frühzeitige Einbindung der<br />

Wirtschaft ist, zeigt die erfolgreiche Entwicklung<br />

des Deutschen <strong>Forschung</strong>szentrums<br />

für Künstliche Intelligenz<br />

(DFKI). Seit über 20 Jahren wird das<br />

Konsortium vom BMBF mit Projektmitteln<br />

gefördert. Auch die auf langfristige<br />

Strukturbildung angelegte Exzellenzinitiative<br />

erlaubt die Förderung neuer Zusammenschlüsse<br />

im Wege der Projektförderung.<br />

Neutrale Organisationen<br />

entscheiden ausschließlich nach Qualitätsgesichtspunkten<br />

über die Förderung.<br />

Programmpauschalen zur Mitfinanzierung<br />

der indirekten Projektkosten sorgen<br />

bei der Exzellenzinitiative dafür,<br />

dass <strong>Forschung</strong> für die Hochschulen<br />

nicht zum Verlustgeschäft wird. Hierzu<br />

macht der Koalitionsvertrag wichtige<br />

Aussagen: „Wir führen die Programmpauschale<br />

im Rahmen des Hochschulpaktes<br />

fort und prüfen ihre Einführung<br />

in die Projektförderung des Bundes.“<br />

institutionelle<br />

Förderung<br />

Abb. 2: Klassische Bund-Länder-Förderung<br />

BUND<br />

LÄNDER<br />

Abb. 1: Deutsche Zentren der Gesundheitsforschung (DZG) der HGF<br />

Während die HGF beim Bund indirekte<br />

Kosten abrechnen kann, bekommen die<br />

»Er<strong>statt</strong>ung der gesamten<br />

Projektkosten ist wichtig.«<br />

Hochschulen lediglich die direkten Projektkosten<br />

er<strong>statt</strong>et. Sie hoffen auf eine<br />

Angleichung der Wettbewerbsbedingungen.<br />

Als Alternative und zur Sicherstellung<br />

der gleichberechtigten Partner-<br />

institutionelle<br />

HGF<br />

Förderung<br />

UNI<br />

Deutsche Zentren der<br />

Gesundheitsforschung<br />

institutionelle<br />

Förderung<br />

HGF<br />

Projektförderung<br />

Projektförderung<br />

BUND<br />

LÄNDER<br />

DZG<br />

bedeutet Mittelfluss<br />

bedeutet Vertragsbeziehung<br />

Projektförderung<br />

UNI<br />

schaft von außeruniversitären und universitären<br />

Einrichtungen wäre auch eine<br />

Vertragslösung zwischen allen<br />

Beteiligten ein geeignetes<br />

Instrument. Ein Zuwendungsvertrag<br />

zwischen Bund und<br />

Ländern auf der einen Seite<br />

und den außeruniversitären<br />

und universitären Partnern auf der anderen<br />

Seite ermöglicht die ausgewogene<br />

Gleichwertigkeit der beteiligten Institutionen.<br />

Vertragsmodelle sind im Übrigen<br />

der Normalfall zur einvernehmlichen<br />

Lösung gemeinsamer Anliegen.<br />

Warum sollte dies hier nicht möglich<br />

sein? Das Zuwendungsrecht jedenfalls<br />

erlaubt diesen Weg. Projektförderungen<br />

können auch langfristig auf der Grundlage<br />

von Verpflichtungsermächtigungen<br />

im Haushalt des Zuwendungsgebers abgesichert<br />

werden.<br />

Es gibt also im Vergleich zur einseitigen<br />

Aufstockung der institutionellen<br />

Mittel für die außeruniversitären Großforschungseinrichtungen<br />

Alternativen,<br />

die geeigneter zur Erreichung der wissenschaftlichen<br />

und patientenorientierten<br />

Ziele der Gesundheitsforschungsinitiative<br />

sind. Es liegt im Ermessen von<br />

Bund und Ländern, ob diese Handlungsoptionen<br />

auch genutzt werden.


244 HOCHSCHULMEDIZIN <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Regelstudiengang<br />

z.B. Universität Marburg<br />

Regel-, Reform- oder<br />

Modellstudiengang?<br />

Alternative Modelle des Medizin-Studiums in Deutschland<br />

Das Medizinstudium (Mindestdauer<br />

6 ¼ Jahre) wird durch die Approbationsordnung<br />

(AppO) von 2003<br />

geregelt und besteht aus den Abschnitten<br />

„Vorklinik“ (vier Semester), „Klinik“<br />

(sechs Semester) und Praktisches Jahr<br />

(PJ).<br />

Die Zulassung über die ZVS richtet<br />

sich nach der Kapazitätsverordnung.<br />

Für die Vorklinik ist das Lehrdeputat<br />

der etatisierten Stellen, für die Klinik<br />

die Zahl der tagesbelegten Betten bzw.<br />

poliklinischen Behandlungsfälle maßgebend.<br />

20 Prozent der Plätze werden<br />

über die Abiturnote, 20 Prozent über<br />

Wartelisten und bis zu 60 Prozent über<br />

Kriterien, die von den Universitäten<br />

festgelegt werden, vergeben.<br />

Der Unterricht erfolgt in Vorlesungen,<br />

Seminaren und praktischen Übungen,<br />

zu denen Praktika, Unterricht am<br />

Krankenbett und Blockpraktika zählen,<br />

deren Mindestmenge und Gruppengröße<br />

teilweise in der AppO festgelegt sind.<br />

Ferner sind Wahlfächer in beiden Abschnitten<br />

vorgeschrieben. Gegenstandsbezogene<br />

Studiengruppen können angeboten<br />

werden. Bis zur ärztlichen Vorprüfung<br />

muss eine Ausbildung in erster<br />

Hilfe und ein dreimonatiges Krankenpflegepraktikum,<br />

bis zum PJ müssen<br />

vier Monate Famulatur abgeleistet werden.<br />

Beide Abschnitte schließen mit einer<br />

Staatsprüfung ab („Physikum“ nach der<br />

Vorklinik, ärztlichen Prüfung („Hammerexamen“)<br />

nach dem PJ). Beide Prüfungen<br />

umfassen einen schriftlichen Teil<br />

mit einem bundeseinheitlichen Fragenkatalog<br />

des Instituts für Medizinische<br />

AUTOR<br />

Prof. Dr. med. Klaus Jochen Klose,<br />

ist Studiendekan am Fachbereich Medizin<br />

der Universität Marburg.<br />

und Pharmazeutische Prüfungsfragen<br />

(IMPP) und eine mündliche Prüfung, in<br />

der sowohl praktische Fertigkeiten als<br />

auch theoretisches Wissen geprüft werden.<br />

Kernfächer der „Vorklinik“ sind<br />

Physik, Chemie, Biologie, Anatomie,<br />

Physiologie, Biochemie/Molekularbiologie,<br />

Medizinische Psychologie und<br />

Medizinische Soziologie.<br />

In der „Klinik“ erfolgt die Ausbildung<br />

in 21 Fächern (von Allgemeinmedizin<br />

bis Urologie), 12 Querschnittsbereichen<br />

(Epidemiologie bis Naturheilverfahren)<br />

und 5 Blockpraktika (Innere<br />

Medizin, Chirurgie, Kinder-, Frauenheilkunde<br />

und Allgemeinmedizin). Für<br />

diese kurrikularen Veranstaltungen<br />

müssen Leistungsnachweise über die regelmäßige<br />

(Anwesenheitspflicht) und<br />

erfolgreiche Teilnahme (schriftliche<br />

oder mündliche Prüfungen) erbracht<br />

werden. Gewichtung (Menge, Intensität)<br />

und deren Prüfung liegen in der<br />

Verantwortung der Universität.<br />

Merkmale, Ziele und Neuerungen<br />

der AppO sind:<br />

– Beibehaltung der beiden Studienabschnitte<br />

– Stärkere Verzahnung beider Abschnitte<br />

durch Seminare mit klinischen<br />

Bezügen/mit Beteiligung von<br />

Klinikern in der Vorklinik<br />

– Stärkere Vernetzung der klinischen<br />

Inhalte durch fächerübergreifenden<br />

Unterricht<br />

und<br />

– stärkere Betonung der klinisch-praktischen<br />

Ausbildung<br />

– Reduktion der Staatsexamina im klinischen<br />

Abschnitt von drei auf eine<br />

Prüfung mit<br />

– Einführung von studienbegleitenden<br />

Leistungsnachweisen in der Klinik.<br />

Reformstudiengang<br />

Universität Greifswald<br />

Die Medizinische Fakultät der Universität<br />

Greifswald hat das Studium<br />

insbesondere nach dem ersten Staatsexamen<br />

von Grund auf reformiert und als<br />

Ausbildungsziel formuliert, dass unter<br />

Berücksichtigung der Schwerpunkte<br />

Community Medicine und Molekulare<br />

Medizin Ärzte ausgebildet werden, die zu<br />

einer ganzheitlichen Betrachtung auf wissenschaftlicher<br />

Basis befähigt sind.<br />

Folgende Überlegungen standen bei<br />

der Reform im Vordergrund:<br />

– Frühzeitiger Patientenkontakt im ersten<br />

Abschnitt des Studiums<br />

– Erstellung von taxonomierten Lernzielkatalogen,<br />

in denen die Kompetenzen<br />

abgebildet werden, die von den<br />

angehenden Ärzten erwartet werden<br />

– Reduktion des Frontalunterrichts um<br />

im Mittel 30 Prozent und Steigerung<br />

des klinisch-praktischen Unterrichts<br />

mit verbesserter Betreuungsrelation<br />

(ideal 1:1 Student/Tutor)<br />

– Einrichtung eines grundsätzlich fächerübergreifenden<br />

und interdisziplinären<br />

Unterrichts über das Angebot<br />

der Querschnittsfächer hinaus<br />

– Ausdehnung der vom Gesetzgeber<br />

vorgegebenen Blockpraktika auf alle<br />

klinischen Fächer mit Integration<br />

wichtiger Themen sowie Querschnittsmodule,<br />

wie fachbezogenes Röntgen,<br />

Tumortherapieentscheidungen etc.<br />

– Volle Integration des Ausbildungskonzeptes<br />

in den klinischen Alltag durch<br />

aktive Beteiligung der Studenten an<br />

klinischen Routineveranstaltungen<br />

AUTOREN<br />

Prof. Dr. med. Claus-Dieter Heidecke ist<br />

Studiendekan der Medizinischen Fakultät<br />

der Universität Greifswald.<br />

Dipl.-<strong>Lehre</strong>rin Petra Meinhardt ist Referentin<br />

im Studiendekanat der Medizinischen<br />

Fakultät der Universität Greifswald


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> HOCHSCHULMEDIZIN 245<br />

– Etablierung eines Lernstudios zum<br />

Üben von praktischen Fertigkeiten<br />

und zur individuellen Vorbereitung<br />

auf Prüfungen<br />

– Schaffung einer Synergie von <strong>Forschung</strong>s-<br />

und Ausbildungsschwerpunkten<br />

Hierzu wurde die klassische Semesterstruktur<br />

im klinischen Abschnitt zugunsten<br />

von Studienjahren aufgegeben.<br />

Innerhalb der Studienjahre wurden zusammenhängende<br />

Freiräume für Famulaturen,<br />

wissenschaftliches Arbeiten,<br />

strukturiertes Selbststudium sowie Auslandsaufenthalte<br />

geschaffen.<br />

Kernpunkt des Greifswalder Lehrkonzepts<br />

ist die auf sich aufbauende<br />

Lehr-Lern-Spirale: von überwiegend<br />

Symptom-orientiert (1. klin. Jahr) zu<br />

Krankheits-orientiert (2. & 3. klin. Jahr)<br />

hin zu Patientenmanagement-orientiert<br />

im praktischen Jahr. Ein wichtiges Kriterium<br />

war die „Famulaturfähigkeit“ am<br />

Ende des ersten klinischen Jahres.<br />

Medizinstudenten, die eine wissenschaftliche<br />

Laufbahn verfolgen wollen,<br />

haben die Möglichkeit eines alternativen<br />

Ausbildungsweges durch Einschub<br />

eines „Wissenschaftsjahres“ am Ende<br />

des ersten klinischen Jahres (insgesamt<br />

15-monatiger Freiraum). Mit einem in<br />

Deutschland einzigartigen Programm<br />

wurde ein Bachelor of Biomedical Sciences<br />

entwickelt, der für hochmotivierte<br />

Studenten die Möglichkeit eines<br />

MD/PhD-Abschlusses während des<br />

Medizinstudiums bietet.<br />

Die Umsetzung eines aufwendigen<br />

Auswahlverfahrens mit Auswahlgesprächen<br />

führt dazu, dass die Bewerber<br />

Greifswald als Studienort bewusst auswählen<br />

und eine hohe „Passfähigkeit“ erreicht<br />

werden kann. Eine schnelle Weiterentwicklung<br />

des Curriculums ist ein<br />

wesentliches Merkmal im Wettbewerb<br />

um Studierende. In enger inhaltlicher Abstimmung<br />

zwischen Fakultät und Klinikum<br />

sollen dadurch die besten Absolventen<br />

für Greifswald gewonnen werden.<br />

Modellstudiengang<br />

Medizinische Hochschule<br />

Hannover<br />

Die MHH hat zum Studienjahr<br />

2005/06 an der Medizinischen<br />

Hochschule Hannover (MHH) einen<br />

neuen Modellstudiengang Humanmedizin<br />

(„Hannibal“) eingeführt. Die Ausbildung<br />

verfolgt zwei wesentliche Ziele:<br />

1. Patienten-orientiertes und praxisnahes<br />

Studium: Im Studium stehen die<br />

Problematik der Patienten und die<br />

strukturierte ärztliche Tätigkeit im Vordergrund.<br />

Bereits in den ersten Wochen<br />

wird der strukturierte Zugang zum Patienten<br />

thematisiert, und es erfolgt eine<br />

Ausbildung entlang (a) der Probleme<br />

des Patienten und (b) der klinischen<br />

Krankheitsbilder (Propädeutikum). Am<br />

Ende des Studiums sollen die Auszubildenden<br />

in der Lage sein, selbständig die<br />

Probleme eines Patienten zu erfassen,<br />

aus der Anamnese und körperlichen<br />

Untersuchung eine Verdachtsdiagnose<br />

zu formulieren, im Rahmen weiterer diagnostischer<br />

Methoden zu einer Diagnose<br />

zu gelangen und durch einen geeigneten<br />

Therapie- und Rehabilitationsplan<br />

versuchen, den Patienten zu heilen.<br />

Die Durchführung und der Erfolg<br />

dieses Teils der Ausbildung wird in Anzahl<br />

der Patientenkontakte, Durchführung<br />

von Untersuchungen sowie der<br />

„Aufarbeitung“ von Patienten gemessen<br />

und durch praktische Prüfungen (OS-<br />

CE) sowie Untersuchungsberichte und<br />

Krankengeschichten (Portfolios) überprüft.<br />

Das strategische Ziel dieses Teils<br />

des Unterrichts ist es, die selbständige,<br />

reflektierte Arbeit am konkreten Patien-<br />

AUTOR<br />

Prof. Dr. med. Hermann Haller ist<br />

Studiendekan für Medizin und die Aufbau-<br />

und Ergänzungsstudiengänge an<br />

der Medizinischen Hochschule Hannover<br />

ten zu fördern und integrierte Lösungsvorschläge<br />

(präventive Maßnahmen,<br />

medikamentöse Therapie, Rehabilitation<br />

etc.) für die jeweiligen Probleme der<br />

Patienten zu erarbeiten. Die strukturierte<br />

Ausbildung schließt auch die ökonomischen<br />

Aspekte der ärztlichen Tätigkeit<br />

ein.<br />

2. Wissenschaftlich und forschungsorientiert:<br />

Die Studenten sollen in molekularer<br />

Medizin ausgebildet und für<br />

die biomedizinische <strong>Forschung</strong> begeistert<br />

werden. Dies bedeutet, dass die<br />

Auszubildenden mit den naturwissenschaftlichen<br />

Grundlagen des Faches<br />

vertraut sein müssen und im Rahmen<br />

des Studiums die molekularen Mechanismen<br />

der Krankheiten verstehen sollen.<br />

Dazu gehört, dass die Studentinnen<br />

und Studenten moderne <strong>Forschung</strong>sansätze<br />

gedanklich durchdringen und diese<br />

für die Patienten nutzbringend anwenden.<br />

Das strategische Ziel dieses<br />

Teils des Unterrichts ist es, möglichst<br />

viel praxisnahe Ausbildung in den <strong>Forschung</strong>slabors<br />

durchzuführen.<br />

Um diese Ziele im Modellstudiengang<br />

verwirklichen zu können, hat die<br />

MHH wesentliche strukturelle Veränderungen<br />

eingeführt. Der Unterricht im<br />

Modellstudiengang findet nicht mehr in<br />

Semestern sondern in Tertialen <strong>statt</strong>.<br />

Diese Tertiale umfassen jeweils zehn<br />

Unterrichtswochen. Ab dem dritten<br />

Studienjahr werden die Tertiale parallel<br />

gelehrt. Dies bedeutet für die <strong>Lehre</strong>nden<br />

an der MHH eine wesentliche Zunahme<br />

der Lehrverpflichtungen und eine<br />

höhere Belastung. Für die Studierenden<br />

bedeutet es, dass die Anzahl der<br />

Studierenden im Studienjahr gedrittelt<br />

werden kann und in einem Tertial somit<br />

nur 90 Studenten unterrichtet werden.<br />

Diese Studentenzahl ermöglicht einen<br />

intensiven Unterricht und verbessert die<br />

persönliche Betreuung im Medizinstudium.


248 PRÄSENZPFLICHT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Willkommen in der<br />

Fernuniversität!<br />

Über Präsenzpflicht in den Zeiten der Bologna-Reform<br />

| GERD S CHWERHOFF | Die Präsenzpflicht für die<br />

Studenten, im Rahmen der Bologna-Reformen eingeführt, bedeutet eine tiefe<br />

Zäsur. Der Versuch, den studentischen „workload“ genau zu bestimmen und mit<br />

Leistungspunkten zu entlohnen, führte zu einer durchgängigen Kreditierung der<br />

bloßen Anwesenheit. Eine Phänomenologie des universitären Alltags.<br />

Seit ihren Ursprüngen ist die<br />

Universität eine Gemeinschaft<br />

von <strong>Lehre</strong>nden und Lernenden,<br />

und das in einem ganz konkreten,<br />

räumlichen Sinne. Auch wenn die Kommunikation<br />

unter Anwesenden durch<br />

Medien (ob Handschrift, ob Druck oder<br />

Internet) unterstützt und durch das<br />

Selbststudium abgesichert wurde, war<br />

sie doch seit dem Mittelalter der Fluchtpunkt<br />

akademischen Lernens. Und das<br />

ist, zumindest in den Geistes- und Sozialwissenschaften,<br />

bis heute so geblieben.<br />

<strong>Lehre</strong>nde wie Lernende wissen um<br />

die dramatischen Qualitätsunterschiede<br />

dieser Art von Wissensvermittlung und<br />

Denkschulung. Im besten Fall kann die<br />

Begeisterung akademischer <strong>Lehre</strong>r(innen)<br />

für „ihr“ Fach ansteckend wirken,<br />

kann es sehr aufschlussreich sein, Dozenten<br />

beim Verfertigen von Gedanken<br />

zuzuschauen, wirken der Dialog und<br />

die kritische Diskussion inspirierend.<br />

Lähmende und lustlose Routine, ellenlange<br />

Referate oder das orientierungslose<br />

Springen von einer Wissens-Insel zur<br />

nächsten sind die Kehrseiten der Medaille,<br />

die nicht verschwiegen werden<br />

sollen – viele von uns kennen das, als<br />

„Täter“ und „Opfer“, aus eigener Anschauung.<br />

Unvermeidlich wurden und werden<br />

AUTOR<br />

Professor Dr. Gerd Schwerhoff<br />

lehrt Geschichte der Frühen<br />

Neuzeit an der Technischen Universität<br />

Dresden.<br />

die universitären Anwesenheitsgesellschaften<br />

von Anwesenheitskonflikten<br />

begleitet. Gründe, sich der Verpflichtung<br />

der Anwesenheit im Seminar oder<br />

der Übung zu entziehen, gab es für die<br />

Studierenden genug: Sie reichen von<br />

den angedeuteten Qualitätsmängeln der<br />

Veranstaltungen über schlechtes Zeitmanagement<br />

der Studierenden bis hin<br />

zu schlichter Bequemlichkeit. Jahrzehntelang,<br />

auch das kennen viele aus eigener<br />

Anschauung, war der akademische<br />

Alltag von rituellen Kämpfen über die<br />

»Unseren Körper könnt ihr<br />

zwingen, unseren Geist nicht!«<br />

Erstellung und die Verbindlichkeit von<br />

Anwesenheitslisten geprägt. Von den<br />

Studierenden bekämpft und oft mit subversiven<br />

Mitteln unterdrückt, wurden<br />

sie von Dozenten meist nachhaltig propagiert,<br />

aber doch selten gewissenhaft<br />

nachgehalten. Eher ging es um die symbolische<br />

Verteidigung der Anwesenheitsverpflichtung,<br />

die höchstens dann<br />

praktisch wurde, wenn der nachträgliche<br />

Blick in die Liste wenigstens einen<br />

guten Grund dafür offenbarte, warum<br />

bei einer Hausarbeit bestimmte, im Seminar<br />

mitgeteilte Regeln nicht eingehalten<br />

oder dort besprochene Literatur<br />

nicht berücksichtigt worden war.<br />

Wie in vielen Bereichen, so brachten<br />

die Bologna–Reformen auch hier eine<br />

tiefe Zäsur. Der Versuch, den studentischen<br />

„workload“ genau zu bestimmen<br />

und mit Leistungspunkten zu entlohnen,<br />

führte zu einer durchgängigen Kre-<br />

ditierung der bloßen Anwesenheit bzw.<br />

präziser: dazu, für den potentiellen<br />

Zeitaufwand des Veranstaltungsbesuchs<br />

entsprechende Punkte vorzusehen.<br />

Wenn man für die Anwesenheit „Credits“<br />

vergibt, so die nachvollziehbare<br />

Logik vieler Universitäten, dann muss<br />

man diese auch genau überprüfen und<br />

nachhalten. Anwesenheitskontrollen<br />

erhielten so eine vollkommen neue, höhere<br />

Wertigkeit. Die Gegenbewegung<br />

blieb nicht lange aus. Zum einen reagierten<br />

viele Studierende mit nachvollziehbarem<br />

Trotz nach dem Motto: „Unseren<br />

Körper könnt ihr zwingen, unseren<br />

Geist nicht!“. Mehr noch als bislang<br />

wurden körperliche Anwesenheit und<br />

aktive intellektuelle Beteiligung voneinander<br />

entkoppelt. Zum anderen trugen<br />

die Studierenden den Protest<br />

gegen die Anwesenheits-<br />

pflicht auf die politische Bühne,<br />

indem er zu einem wichtigen<br />

Element bei den universitären<br />

Streiks des vergangenen Jahres wurde.<br />

In Reaktion auf die Proteste bzw.<br />

auf „stoffliche Überfrachtung, zu hohe<br />

Anwesenheitspflicht und Prüfungsdichte“<br />

(so die KMK am 15. Oktober 2009<br />

zur Weiterentwicklung des Bologna-<br />

Prozesses) in den neuen Studiengängen<br />

wird nun nicht allein eine – sicherlich<br />

oft notwendige – Ausdünnung der Prüfungsleistungen<br />

diskutiert. Vielmehr<br />

wird jetzt die Anwesenheitspflicht<br />

grundsätzlich verworfen. So stellte ein<br />

Brief aus dem Rektorat der TU Dresden<br />

im Oktober 2009 klar, dass „prüfungsrechtlich<br />

die Präsenz in Lehrveranstaltungen<br />

ohne Relevanz“ sei und eine<br />

Prüfungszulassung nicht von der dokumentierten<br />

Anwesenheit dort abhängig<br />

gemacht werden könne. Im Klartext:<br />

Entscheidend ist die Prüfungsleistung,<br />

die Lehrveranstaltung ist nur ein möglicher<br />

und keineswegs ein zwingender


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> PRÄSENZPFLICHT 249<br />

Weg, um das dafür notwendige Wissen<br />

zu erwerben. Diese demonstrative Freistellung<br />

von der Teilnahme erscheint<br />

ebenso wie ihr Gegenteil, der andernorts<br />

herrschende Anwesenheitszwang,<br />

als Ausfluss der bekannten Praxis im<br />

Anschluss an Bologna, alle Studienelemente<br />

bürokratischen Prinzipien zu unterwerfen.<br />

Gegenüber dem Zwang erscheint<br />

aber die Freistellung insofern als<br />

der konsequentere Weg, als sie die bereits<br />

begonnene Entwertung der einzelnen<br />

Lehrveranstaltungen zugunsten<br />

von größeren Modulen und einer nebulösen<br />

Kompetenzorientierung fortschreibt<br />

und die <strong>Lehre</strong>nden vornehmlich<br />

auf ihre Rolle als Prüfungsautomaten<br />

reduziert.<br />

Hier setzen denn auch systemkonforme<br />

Vorschläge für die Verteidigung<br />

der Anwesenheitskommunikation in<br />

der akademischen Praxis ein. Man müsse<br />

eben die Prüfungen so gestalten, dass<br />

sie ohne den Besuch der modulrelevanten<br />

Lehrveranstaltungen nicht erfolgreich<br />

absolviert werden könnten, heißt<br />

es. Zumindest den Geistes- und Sozialwissenschaften,<br />

die ein sehr variantenreiches,<br />

nur begrenzt zu kanonisierendes<br />

Themenspektrum besitzen und die<br />

das Prinzip des exemplarischen Lernens<br />

pflegen, entspricht ein solcher Weg ganz<br />

und gar nicht. Er pervertiert eher das<br />

»Mit der übrig bleibenden ›Koalition<br />

der Willigen‹ gestaltet sich<br />

das Seminar doch viel lebendiger.«<br />

angestrebte Lernziel exemplarischer,<br />

kritischer Reflexion als es zu unterstützen.<br />

Kollegen, die sich im Reformstrudel<br />

einen Rest Idealismus bewahrt haben,<br />

führen dagegen mögliche positive<br />

Effekte ins Feld: Jetzt trenne sich eben<br />

die Spreu vom Weizen, die Mitläufer<br />

von den Motivierten; mit der übrig bleibenden<br />

„Koalition der Willigen“ gestalte<br />

sich das Seminar doch viel lebendiger.<br />

Das mag im Einzelfall durchaus<br />

stimmen, aber prinzipiell führt das Argument<br />

in die Irre. Der gesamte Bolog-<br />

na-Prozess geht doch von der Annahme<br />

aus, dass die Änderung von Strukturen<br />

das Studierverhalten steuern und verändern<br />

kann. So fragwürdig diese Prämisse<br />

oft scheint, hier trifft sie ins Schwarze.<br />

Wer mittels Studien- und Prüfungsordnungen<br />

nachhaltig signalisiert, dass<br />

der direkte intellektuelle<br />

Austausch unter Anwesenden<br />

als Masterformat<br />

der akademischen <strong>Lehre</strong><br />

ausgedient hat, muss sich<br />

über die Folgen nicht<br />

wundern. Bereits jetzt lassen sich Studierende<br />

nur sehr gelegentlich im Seminar<br />

blicken, um dann in einem begrenzten<br />

Kraftakt ihre Prüfungsleistungen zu<br />

absolvieren. Kohärente Themenentwicklung<br />

und spannende, durch Sachkunde<br />

gewürzte Diskussionen ade –<br />

willkommen in der Fernuniversität der<br />

Zukunft!<br />

Nachdruck aus: Frankfurter Allgemeine Zeitung<br />

vom 10. März 2010<br />

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250 BILDUNG <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Die Nacht, in der alle Kühe<br />

schwarz sind<br />

Zur Kritik des Kompetenz-Begriffs und des<br />

Deutschen Qualifikationsrahmens<br />

| FELIX G RIGAT | „Kompetenz“ hat bildungspolitisch<br />

eine erstaunliche Karriere gemacht. Bei der Neugestaltung der Bachelor- und<br />

Masterstudiengänge spielt der Begriff ebenso eine zentrale Rolle wie bei dem<br />

Entwurf eines Deutschen Qualifikationsrahmens. Dabei ist Kompetenz ein in<br />

vieler Hinsicht defizitärer Begriff. Sein politische Korrektheit signalisierender Gebrauch<br />

verschleiert darüber hinaus den Blick auf die Machtinteressen, die ihn<br />

propagieren.<br />

Wer sich auf „Kompetenz“<br />

einlässt, muss intellektuell<br />

mobil sein, denn er<br />

kommt weit herum. Sie zeigt sich auf<br />

den Märkten („Kompetenz in Obst“)<br />

ebenso wie bei den Bauunternehmern<br />

(„Kompetenz – ein Wert, auf den Sie<br />

bauen können“), in der Sprachwissenschaft<br />

wie in den Leitbildern von Kindergärten<br />

(„Kinderkompetenz“). Geradezu<br />

rührend kümmert sich die Hochschulpolitik<br />

in zahllosen Kompetenz-<br />

Zentren um ihren aktuellen Lieblingsbegriff.<br />

Auch international ist „Kompetenz“<br />

gut aufgestellt. Im Englischen gibt es sie<br />

gleich zweimal: „competence“ mit dem<br />

Plural „competences“ und „competency“<br />

mit dem Plural „competencies“. Dabei<br />

sei „competence“ der allgemeinere<br />

Begriff für komplexere und „competency“<br />

derjenige für eingegrenzte Fähigkeiten.<br />

Doch wird nach der Einschätzung<br />

von Kennern der Max-Traeger-Stiftung<br />

die Unterscheidung beider Begriffe<br />

nicht durchgehend klar vollzogen. Dazu<br />

kämen unterschiedliche Sichtweisen<br />

der britischen, der US-amerikanischen<br />

und der australischen Diskussion.<br />

„Down under“ werde z.B. von „compe-<br />

AUTOR<br />

Felix Grigat, M.A., ist verantwortlicher<br />

Redakteur von<br />

<strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong>.<br />

tency standards“ gesprochen, während<br />

in englischen Publikationen von „competence<br />

standards“ die Rede sei. In<br />

Frankreich wie bei der OECD wird der<br />

Begriff wiederum anders gebraucht, so<br />

dass die Sachkundigen resümierend den<br />

Stand der internationalen Diskussion<br />

nur als „unbefriedigend“ bezeichnen<br />

können. Die Begriffsverwendung führe<br />

vielfach zu folgenreichen Missverständnissen,<br />

wenn es um europaweite Kriterien<br />

für den Europäischen und damit<br />

»›Kompetenz‹ ist auf totale<br />

Anschlussfähigkeit ans System<br />

getrimmt.«<br />

den Deutschen Qualifikationsrahmen<br />

(DQR) gehen soll.<br />

War der Kompetenz-Begriff in seinem<br />

Ursprung bei Chomsky und in seiner<br />

Rezeption bei Habermas noch klar<br />

und distinkt, ist davon in den folgenden<br />

Jahren wenig übriggeblieben. Als Fels in<br />

der Brandung der Begriffsunsicherheit<br />

wird immer wieder die Bestimmung von<br />

F. E. Weinert aus dem Jahre 2001 zitiert:<br />

Kompetenzen seien „die bei Individuen<br />

verfügbaren oder durch sie erlernbaren<br />

kognitiven Fähigkeiten und<br />

Fertigkeiten, um bestimmte Probleme<br />

zu lösen, sowie die damit verbundenen<br />

motivationalen, volitionalen und sozialen<br />

Bereitschaften und Fähigkeiten, um<br />

die Problemlösungen in variablen Situationen<br />

erfolgreich und verantwor-<br />

tungsvoll nutzen zu können“. Diese Bestimmung<br />

schafft allerdings mehr Probleme,<br />

als sie löst: Zielte das Konzept<br />

der Qualifizierung mehr auf Fertigkeiten<br />

und Wissen, ohne das Subjekt einzubeziehen,<br />

sollte das Kompetenz-Konzept<br />

das Subjekt, verstanden als „Selbstorganisation“,<br />

einbinden. Beschreibt<br />

„Kompetenz“ also „nichts anderes“ als<br />

„solche Fähigkeiten des Subjekts, die<br />

auch der Bildungsbegriff gemeint und<br />

unterstellt hatte: erworbene, also nicht<br />

von Natur aus gegebene Fähigkeiten“<br />

(Tenorth)? Diese Gleichsetzung führt in<br />

die Irre, weil sie den Bildungsbegriff unterbietet<br />

und dem Kompetenzbegriff zuschreibt,<br />

was er nicht leistet. Das, was<br />

mit Kompetenz gemeint ist, so haben<br />

Kritiker richtig erkannt, werde nicht<br />

vom Individuum bestimmt, sondern<br />

ökonomisch und bildungspolitisch<br />

von den beruflichen Tätig-<br />

keiten oder Anforderungen her.<br />

Damit werde das Individuum<br />

zum „Objekt von Kompetenzentwicklungsprozessen“erklärt,<br />

d.h. unter dem Stichwort<br />

der Kompetenzentwicklung werde der<br />

Erwachsene als „unmündig“ in dem<br />

Sinne betrachtet, dass er die Entwicklung<br />

seiner Kompetenz (und damit seiner<br />

Persönlichkeit) benötige. „Es legen<br />

also „andere“ fest, was kompetent ist,<br />

und an den Folgen einer Handlung wird<br />

gemessen, ob diese Kriterien erfüllt<br />

sind.“ (Vonken) „Kompetenz“ ist also<br />

ein Begriff, der auf totale Anschlussfähigkeit<br />

ans System getrimmt ist. Da es<br />

viele Subsysteme gibt, muss es viele<br />

Kompetenzen geben, die passen. So erreicht<br />

der Kompetenzkraken auch noch<br />

den kleinsten Winkel des kleinsten Systems.<br />

Die Kompetenzen werden nicht aus<br />

einem fundierten und begründeten Verständnis<br />

der „Person“ entwickelt wer-


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> BILDUNG 251<br />

den, sondern werden „vom System her“<br />

als notwendig normativ den Personen<br />

zugeschrieben (Höhne). Dadurch aber<br />

entstehe ein „totale(r) Zugriff auf die<br />

Person“ (Voß). Subjekt und System<br />

würden begrifflich „gleichge-<br />

schaltet“ (Höhne). Ausgeblendet<br />

würden dabei vor allem die Widersprüche<br />

und „Dysfunktionalitäten“,<br />

die biographisch in jedem<br />

Subjekt selbst schon immer angelegt<br />

seien. Man setzt eben<br />

Funktionalität für gesellschaftliche<br />

Zwecke und Subjektivität nicht<br />

mehr einander entgegen, sondern sie<br />

„verschmelzen vielmehr zu einem neuen<br />

Typ (multi)funktionaler bzw. polykontexturaler<br />

Subjektivität“ (Höhne).<br />

Dies aber ist die Nacht, in der alle Kühe<br />

schwarz sind (Hegel). So werde der<br />

vielgenannten Flexibilität z.B. die Fähigkeit<br />

zugeschrieben, auf unterschiedliche<br />

Kontexte adäquat zu reagieren,<br />

ohne die Kontexte selbst zu problematisieren.<br />

Der Homo competens ist also<br />

ein couranter Mensch.<br />

Kompetenz und Bildung<br />

Die Schwierigkeiten, zu denen der<br />

Kompetenzbegriff führt, erstaunen.<br />

Denn er gehört in die Reihe der Äquivalenzbegriffe,<br />

die, einander ablösend, seit<br />

den siebziger Jahren den als antiquiert<br />

kritisierten Bildungsbe-<br />

griff ersetzen sollten.<br />

Misst man heute den<br />

Kompetenz- am Bildungsbegriff,<br />

so wird allerdings<br />

deutlich, dass<br />

„Bildung“ einen Überschuss<br />

an Gehalt, Erklärungs- und Kritikreichweite<br />

hat. Dies aus sechs Gründen:<br />

1. Der Kompetenzbegriff verkürzt<br />

die Anthropologie, weil er das Individuum<br />

ausschließlich als „Kompositum“<br />

(Höhne) der für von außen als notwendig<br />

erachteten Kompetenzen konstruiert.<br />

Jenseits von als gesellschafts- oder<br />

marktrelevant definierten Kompetenzen<br />

existiert es nicht. Mit dem zum Teil<br />

»Der Kompetenzbegriff ist ein<br />

antiaufklärerischer Begriff, weil er<br />

nicht die Mündigkeit, sondern die<br />

Unmündigkeit befördert.«<br />

„bewußtlosen Begriffsgebrauch“ von<br />

Kompetenz finde eine „Verschiebung<br />

und Verfälschung berechtigter Ansprüche<br />

von Menschen als Subjekten, als Individuen“<br />

<strong>statt</strong>. „Ansprüche, die im Namen<br />

von Individualität und Subjektivität<br />

diese verraten ans bloße Funktionieren“<br />

(Drescher/Miller 1995). Dagegen<br />

fordert der Bildungsbegriff als fundamtenal-anthropologische<br />

Kategorie, dass<br />

der als Subjekt in Freiheit gedachte<br />

Mensch zum Ganzen der Welt in ein<br />

Verhältnis treten kann, nicht nur zu einem<br />

Ausschnitt, in dem er ein partikulares<br />

Funktionärsdasein führt. Deshalb<br />

war es folgerichtig, Bildung und Ausbildung<br />

strikt zu unterscheiden.<br />

2. Der Kompetenzbegriff reduziert<br />

die gesellschaftliche Wirklichkeit, weil<br />

»Es ist beliebig, ob man Kompetenzen<br />

an Goethe-Texten oder<br />

Youtube erprobt.«<br />

er sie fast ausschließlich als Marktgeschehen<br />

begreift. Es geht nicht „um Persönlichkeitsentwicklung.<br />

Es geht um<br />

Personalentwicklung für eine konkurrenzfähige<br />

Wirtschaft…Die subjektiven<br />

Potenziale (Kompetenzen) werden vielmehr<br />

entfaltet und gleichzeitig entstellt.<br />

Sie werden auf ihre verwertbaren Anteile<br />

hin reduziert.“ (Geißler/Orthey) Mit<br />

maßgeblicher Unterstützung der Bildungspolitik<br />

und der Bildungsinstitutionen<br />

werde den Subjekten beigebracht,<br />

sich zur Produktivität selbst<br />

anzuleiten. Das führe nicht<br />

zu einer Entwicklung der Besonderheit<br />

und Eigentümlichkeit<br />

des Subjektes, sondern<br />

eher zu dessen „Auslöschung“.<br />

3. Der Kompetenzbegriff reduziert<br />

die geschichtliche und kulturelle Wirklichkeit,<br />

weil er Inhalte und Qualität<br />

ausblendet. Es ist beliebig, ob man<br />

Kompetenzen an Goethe-Texten oder<br />

Youtube erprobt. Tradition, Kultur und<br />

langfristige Zukunftsperspektiven passen<br />

nicht ins Schema. Er bleibt deshalb<br />

hinter der Einsicht Kants zurück, dass<br />

Pädagogik dem Menschen die Möglichkeit<br />

bieten solle, den jeweiligen historischen<br />

Zustand von Staat und Politik auf<br />

einen besseren Zustand hin überschreiten<br />

zu können. „Eltern erziehen gemeiniglich<br />

ihre Kinder nur so, daß sie in die<br />

gegenwärtige Welt, sei sie auch verderbt,<br />

passen. Sie sollten sie aber besser<br />

erziehen, damit ein zukünftiger besserer<br />

Zustand dadurch hervorgebracht werde.“<br />

(Kant)<br />

4. Der Kompetenzbegriff ist ein antiaufklärerischer<br />

Begriff, weil er nicht<br />

die Mündigkeit, sondern die Unmündigkeit<br />

des Menschen befördert. Denn<br />

Mündigkeit heißt, sich seines Verstandes<br />

ohne die Leitung eines Anderen zu<br />

bedienen. Er verwechselt, dass der<br />

Staat oder der Markt nicht der Zweck<br />

des Menschen ist. Der Mensch ist nicht<br />

für den Markt oder den Staat da, sondern<br />

umgekehrt: Markt und Staat sind<br />

für die Zwecke des Menschen und der<br />

Menschheit dar.<br />

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252 BILDUNG <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

5. Der Kompetenzbegriff ist als solcher<br />

irreführend, weil er nicht Kompetenz,<br />

sondern Performanz meint. Dabei<br />

reduziert er zugleich den komplexen<br />

Handlungsbegriff auf das Lösen von<br />

Problemen, die sich nicht das<br />

Subjekt selbst stellt, sondern die<br />

ihm als solche vorgegeben werden.<br />

Die „Intentionalität“ des<br />

Subjekts, seine Freiheit, wird ausgeblendet.<br />

Dagegen wahrt der<br />

Bildungsbegriff die Komplexität<br />

des Phänomens, indem er stets<br />

Rezeptivität und Spontanität zusammendenkt,<br />

ohne sie in diesem spannungsreichen<br />

Bezug zu nivellieren.<br />

6. Der Kompetenzbegriff versagt als<br />

strukturelles Konzept. Deshalb führt er<br />

zur Beliebigkeit der Zahl und Gewichtung<br />

der behaupteten notwendigen<br />

Kompetenzen. In den Kompetenz-Container<br />

werden beliebige menschliche<br />

Fähigkeiten gepackt, ohne dass sie noch<br />

als „unterscheidbare Teile eines Ganzen“<br />

ausgewiesen werden müssen. Es<br />

werde gar nicht mehr versucht, Kompetenz<br />

als innere Struktur eines Wissens,<br />

als Operator des Verstehens oder als<br />

Modus des Handelns zu bestimmen (A.<br />

Gruschka). Daraus folgt: Je mehr Kompetenzen,<br />

desto diffuser das, was man<br />

mit „kompetenter Persönlichkeit“<br />

meint.<br />

Konsequenzen für den Deutschen<br />

Qualifikationsrahmen<br />

Vor diesem Hintergrund überrascht es<br />

nicht, dass Kompetenz als Zentralbegriff<br />

bei der Entwicklung eines DeutschenQualifikationsrah-<br />

mens (DQR) (s. S. 253)<br />

zu großen Problemen<br />

führt. Neben den genannten<br />

grundsätzlichen<br />

Punkten wird der Begriff<br />

hier für eigene Klientelinteressen<br />

und zur Nivellierung des gesamten<br />

Berufsbildungs- und Hochschulsystems<br />

instrumentalisiert. Kritiker<br />

befürchten eine Zersetzung des<br />

deutschen dualen Systems der beruflichen<br />

Bildung. Immer wieder wird kritisiert,<br />

dass es bei der Einführung des<br />

Qualifikationsrahmens um eine reine<br />

an Anforderungen aus der Wirtschaft<br />

orientierte Employability gehe. Auch<br />

gebe es im DQR-Entwurf „ungereimte<br />

Kompromissformeln der beteiligten sozialen<br />

Gruppen“ (Max-Traeger-Stiftung).<br />

Völlig ungeklärt seien die Wirkungen<br />

auf die allgemein bildende<br />

Schule. Bislang würden im vorliegen-<br />

den DQR-Entwurf wesentliche Ergebnisse<br />

der Allgemeinbildung als nicht erfassbar<br />

angesehen. Daraus könne eine<br />

Abwertung allgemeiner Bildung und eine<br />

Aufwertung von ‚employable skill“<br />

»Kompetenz hat sich zu einem<br />

Kraken entwickelt, der alle Bereiche<br />

von Bildung und Hochschule im<br />

Griff hält.«<br />

folgen. Dazu kommt, dass die Hierarchisierung<br />

von Kompetenzen beliebig<br />

ist bzw. je nach Marktbedarf aktuell angepasst<br />

werden kann.<br />

Der Deutsche Hochschulverband<br />

(DHV) fordert Bund und Länder auf,<br />

die Implementierung des Europäischen<br />

Qualifikationsrahmens sowie dessen<br />

Übertragung in nationales Recht zu<br />

stoppen. Es sei ein „Beschäftigungsprogramm<br />

für Technokraten“ und autonomiefeindlich.<br />

Die rechtlichen Folgen einer<br />

Implementierung der DQR-Standards<br />

seien in ihren Ausmaßen bisher<br />

kaum absehbar.<br />

Die Hochschulrektorenkoferenz<br />

(HRK) hat in ihrer aktuellen Stellungnahme<br />

diese Problematik zum Teil erkannt,<br />

wenn sie sagt, dass der DQR aus<br />

Sicht der Hochschulbildung dem eigenen<br />

Anspruch nicht gerecht werde, „bildungsbereichsübergreifendesTransparenzinstrument“<br />

zu sein. Dabei war die<br />

HRK selbst an dem ersten Entwurf des<br />

DQR beteiligt.<br />

Die Begriffsdefinitionen und Graduierungsparameter<br />

sind nach Ansicht<br />

»Der Deutsche Qualifikationsrahmen<br />

ist ein Beschäftigungsprogramm für<br />

Bürokraten.«<br />

der HRK zu unklar für trennscharfe<br />

und plausible Zuordnungen. Dabei gebraucht<br />

auch die HRK die Begriffe<br />

Kompetenzen und Qualifikationen zum<br />

Teil synonym. Nach Ansicht der HRK<br />

orientierte sich die Zuordnung primär<br />

„nicht sachlogisch an den Deskriptoren,<br />

sondern an politischen Zielen, was zu<br />

Bandbreiten von bis zu drei Niveaustufen<br />

in den Vorschlägen der Experten“<br />

führe. Darüber hinaus sei ein „verlässliches<br />

und handhabbares Zuordnungsverfahren“<br />

für spezifische Einzelqualifikationen<br />

angesichts ihrer Vielzahl in<br />

den Bildungsbereichen und der Heterogenität<br />

ihrer Ordnungsmittel nicht ab-<br />

sehbar. Auch seien die fachlichen Arbeitsfelder<br />

(Domänen), auf die die jeweiligen<br />

Kompetenzen bezogen würden,<br />

„völlig unbestimmt“, so dass sehr<br />

breit und sehr eng gefasste Qualifikationen<br />

nicht zu unterscheiden<br />

seien (z.B. Informatikstudi-<br />

um und Weiterbildung in<br />

Datenbanken). Ebenso sei<br />

die spezifische wissenschaftlicheProblemlösungskompetenz<br />

als „Qualifikationsanspruch<br />

auf den höheren<br />

Niveaus zu undeutlich formuliert“.<br />

Aporien<br />

Die Fixierung auf den Kompetenzbegriff<br />

führt in Aporien, die einfacher benannt<br />

als aufgelöst werden können.<br />

Deutlich ist aber, dass Kernelemente<br />

des Bildungsbegriffs wie seine anthropologische<br />

Fundierung in einem Konzept<br />

der Freiheit, sein kritisches Potential<br />

sowie die Betonung der Bedeutung<br />

von Sprache und Tradition nur zum<br />

Schaden des Individuums, der Gesellschaft<br />

und der Bildungsinstitutionen<br />

aufgegeben werden können. Dieser<br />

Rückgang in einmal Gewonnenes steht<br />

zwangsläufig in Spannung zu einem<br />

Verständnis der Bildung als einer „Kontingenzformel“,<br />

die einerseits auf „unbekannte<br />

Räume von Möglichkeiten“ verweist,<br />

andererseits sicherstellen soll,<br />

dass man trotzdem nicht ins Unbestimmte<br />

abtreibt. Die also auf den Verlust<br />

externer Anhaltspunkte für das,<br />

was „der Mensch“ sein bzw. werden<br />

soll, dadurch reagiert, den Menschen<br />

als Person relativ zu seinem Funktionieren<br />

in Organisationen zu verstehen.<br />

Dramatisch und kaum erklärbar<br />

bleibt dabei die Rapidität, mit<br />

der sich seit einigen Jahrzehnten<br />

„Bildungs-Äquivalenz-Konzepte“<br />

ablösen bei gleichzeitig immer<br />

stärkerer Anpassung an die behaupteten<br />

oder auch wirklichen Erfordernisse<br />

des Marktes. Diese Selbstaufgabe<br />

von Bildungspolitik und Erziehungswissenschaft<br />

lässt ratlos zurück.


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> BILDUNG 253<br />

HINTERGRUND<br />

Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR)<br />

Im Oktober 2006 haben sich das Bundesministerium<br />

für Bildung und <strong>Forschung</strong> (BMBF) und die Kultusministerkonferenz<br />

(KMK) darauf verständigt, gemeinsam<br />

einen Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges<br />

Lernen (DQR) zu entwickeln. Mit dem DQR wird<br />

erstmals eine umfassende, bildungsbereichsübergreifende<br />

Matrix zur Einordnung von Qualifikationen vorgelegt,<br />

die die Orientierung im deutschen Bildungssystem<br />

wesentlich erleichtern soll. Dazu beschreibt der DQR auf<br />

acht Niveaustufen fachliche und personale Kompetenzen,<br />

an denen sich die Einordnung der Qualifikationen<br />

orientiert, die in der allgemeinen, der Hochschulbildung<br />

und der beruflichen Bildung erworben werden.<br />

Ausgangspunkt für diese Entscheidung ist die Empfehlung<br />

des Europäischen Parlaments und des Rats zur<br />

Einrichtung des Europäischen Qualifikationsrahmens<br />

(EQR), die am 23. April 2008 in Kraft trat. Sie legt den<br />

Mitgliedstaaten nahe,<br />

– den EQR als Referenzinstrument zum Vergleich der<br />

Qualifikationssysteme zu verwenden<br />

– ihre nationalen Qualifikationssysteme bis 2010 in<br />

Relation zum EQR zu setzen,<br />

– im Einklang mit der nationalen Gesetzgebung und<br />

Praxis ggf. nationale Qualifikationsrahmen zu erarbeiten<br />

und<br />

– bis 2012 ggf. alle neuen Qualifikationsbescheinigungen<br />

mit einem Verweis auf den EQR auszu<strong>statt</strong>en.<br />

Diese Empfehlung haben BMBF und KMK vor allem<br />

mit dem Ziel aufgegriffen, eine angemessene Zuordnung<br />

von in Deutschland erworbenen Qualifikationen in<br />

der EU zu erreichen und dadurch die Chancen für deutsche<br />

Arbeitnehmer auf dem europäischen Arbeitsmarkt<br />

zu verbessern. Sie haben eine gemeinsame „BundLänderKoordinierungsgruppe<br />

Deutscher Qualifikationsrahmen“<br />

(BLKG DQR) eingesetzt, die beauftragt wurde, den<br />

Prozess der Erarbeitung eines DQR zu steuern. An diesem<br />

Prozess sind viele Akteure aus der allgemeinen, der<br />

Hochschulbildung und der beruflichen Bildung, die Sozialpartner<br />

und andere Experten aus Wissenschaft und<br />

Praxis beteiligt, die zusammen mit der BLKG DQR den<br />

„Arbeitskreis Deutscher Qualifikationsrahmen“ (AK<br />

DQR) bilden. Die Arbeitsergebnisse wurden laufend an<br />

die entsendenden Institutionen und Gremien rückgekoppelt.<br />

BLKG und AK haben im Februar 2009 einen ersten<br />

Entwurf für einen DQR vorgelegt, der in einem nächsten<br />

Erarbeitungsschritt durch die beispielhafte Zuordnung<br />

von Qualifikationen auf seine Funktionsfähigkeit geprüft<br />

werden soll. In diesem Schritt sollen auch die Strukturen<br />

der DQR-Matrix überprüft und mögliche Folgerungen<br />

für die Wertigkeit der Beschreibungskategorien gezogen<br />

werden. Ziel sei es, Gleichwertigkeiten und Unterschiede<br />

von Qualifikationen für Bildungseinrichtun-<br />

gen, Unternehmen und Beschäftigte transparenter zu<br />

machen und auf diese Weise Durchlässigkeit zu unterstützen.<br />

Dabei gelte es, durch Qualitätssicherung und<br />

-entwicklung Verlässlichkeit zu erreichen und die Orientierung<br />

der Qualifizierungsprozesse an Lernergebnissen<br />

(„OutcomeOrientierung“) zu fördern.<br />

Als nationale Umsetzung des EQR soll der DQR die<br />

Besonderheiten des deutschen Bildungssystems berücksichtigen<br />

und zur angemessenen Bewertung und<br />

zur Vergleichbarkeit deutscher Qualifikationen in Europa<br />

beitragen. Er soll einen Beitrag leisten zur Förderung<br />

der Mobilität von Lernenden und Beschäftigten zwischen<br />

Deutschland und anderen europäischen Ländern<br />

im Sinne bestmöglicher Chancen. Zugang und Teilnahme<br />

am lebenslangen Lernen und die Nutzung von Qualifikationen<br />

sollen für alle – auch für benachteiligte und<br />

von Arbeitslosigkeit betroffene Menschen – gefördert<br />

und verbessert werden.<br />

Die acht Niveaustufen des DQR-Entwurfs beschreiben<br />

jeweils die Kompetenzen, die für die Erlangung einer<br />

Qualifikation erforderlich sind. Der Kompetenzbegriff,<br />

der im Zentrum des DQR steht, bezeichnet die Fähigkeit<br />

und Bereitschaft, Kenntnisse, Fertigkeiten sowie<br />

persönliche, soziale und methodische Fähigkeiten in Arbeits-<br />

oder Lernsituationen und für die berufliche und<br />

persönliche Entwicklung zu nutzen. Kompetenz wird in<br />

diesem Sinne als Handlungskompetenz verstanden.<br />

Die CDU/CSU Fraktion und die FDP Fraktion haben in<br />

ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, dass sie „die Entwicklung<br />

eines Deutschen Qualifikationsrahmens dazu<br />

nutzen, um Gleichwertigkeit, Mobilität und Durchlässigkeit<br />

im deutschen und europäischen Bildungsraum zu<br />

stärken. Dabei werden wir im europäischen Prozess darauf<br />

achten, dass das deutsche Bildungssystem sein eigenes<br />

Profil wahrt und seine Qualität innerhalb der EU<br />

zur Geltung bringt.“ (Koalitionsvertrag, Kapitel II. ,Bildungsrepublik<br />

Deutschland – durch gute Bildung und<br />

starke <strong>Forschung</strong>’, Abs. 1.9 ‚Lebensbegleitendes Lernen’)<br />

Quelle: „Arbeitskreis Deutscher Qualifikationsrahmen“


254 UNIVERSITÄT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Fatale Mobilmachung<br />

Die neue Wissenspolitik und die Universitäten<br />

| OLAF J ANN | Auf den ersten Blick haben Begriffe wie<br />

„Wissensgesellschaft“ und „Bildungskatastrophe“ wenig gemein. Auf den zweiten<br />

schon. Hintergründige Gedanken zu aktuellen Sprachmustern und deren<br />

Folgen für die Universität.<br />

Wir leben in einer Wissensgesellschaft!<br />

Dieses Diktum<br />

hat zumindest in politischen<br />

und wissenschaftlichen Diskursen<br />

eine zunehmende Popularität<br />

und Autorität erlangt, die nicht zufällig<br />

an den ökonomischen Globalisierungstopos<br />

erinnert. In der Tat scheint der<br />

Begriff denn auch eher als eine, mit demokratischer<br />

Verzierung versehene,<br />

Modernisierungsmetapher zu fungieren,<br />

als ultimative Ressource und Produktivkraft<br />

zukunftsfähiger Ökonomien angesichts<br />

steigender internationaler Verflechtungen<br />

mit hoher Mobilität und extensiver<br />

Kommunikationsdichte. Diskursanalytisch<br />

auffällig ist daher, dass<br />

die Regulierungen der Universität analog<br />

zur Globalisierungsdebatte denselben<br />

Sprachmustern folgen: Einer attestierten<br />

Krise der Hochschulen folgt der<br />

Rekurs auf Effizienzsteigerung, Leistung,<br />

Internationalisierung, Europäisierung,<br />

Elitebildung. Alternativlosigkeiten,<br />

Sachzwänge und Unumkehrbarkeitsrhetoriken<br />

(ideologische Heilslehren<br />

also, die nicht gerade Inbegriff wissenschaftlich<br />

differenzierten Denkens<br />

sind) flankieren diese Reformen als<br />

selbstverständlich und jeder weiteren<br />

Begründung enthoben. Bildung als<br />

Selbstzweck wird als Auslaufmodell angesehen<br />

und arbeitsmarktpolitisch<br />

(jung, schnell, konform, flexibel einsetzbar)<br />

umgedeutet. Jene, die dieser dynamischen,<br />

den unbedingten Schein der<br />

englischsprachigen Internationalität<br />

tragenden, Entwicklung nicht unhinterfragt<br />

folgen wollen, gelten – wie immer<br />

in solchen ökonomisierten Kulturkämpfen<br />

– als hoffnungslos unflexible,<br />

rückständige Modernisierungsverlierer.<br />

Ein in der Regel sozial vernichtendes<br />

Verdikt, aber zugleich eine politische<br />

Praxis, die analog zur globalen Finanz-<br />

»Bildung als Selbstzweck wird als<br />

Auslaufmodell angesehen und<br />

arbeitsmarktpolitisch umgedeutet.«<br />

krise ähnliche katastrophale Störungen<br />

für die Wissenschaft erahnen lässt, handelte<br />

es sich doch auch im Falle des<br />

Versagens finanzkapitalistischer Rationalität<br />

in erster Linie um eine Krise der<br />

Denkungsart ihrer Protagonisten.<br />

„Pathologisches Lernen“<br />

Dabei wäre es angesichts komplexer<br />

Steuerungsprobleme und ideologischer<br />

Wahrheitsansprüche durchaus wünschenswert,<br />

wenn Wissen als eine allseits<br />

geschätzte soziale Kategorie eine<br />

Aufwertung erfahren würde. Aber auch<br />

AUTOR<br />

Dr. Olaf Jann arbeitet am Lehrstuhl für Politische Theorie und Ideengeschichte der<br />

Universität Marburg. Seine <strong>Forschung</strong>sschwerpunkte sind Staats-, Elite- und Demokratietheorien<br />

sowie die Transformation des Hochschulsystems.<br />

wenn mit der Begrifflichkeit „Wissensgesellschaft“<br />

gerade die Bedeutsamkeit<br />

der Kategorie Wissen für Gegenwartsgesellschaften<br />

in den Vordergrund gerückt<br />

wird, scheint es eher vielfältige<br />

Anzeichen dafür zu geben, dass lediglich<br />

das Management von Wissen in<br />

Projekten, Netzwerken und Netzwelten<br />

hier Relevanz beanspruchen darf. Ein<br />

effizienter und beschleunigter Umgang<br />

mit Wissen, der rasche Entscheidungen<br />

und vordergründige Problemlösungen<br />

ermöglicht, ist dabei wesentliches<br />

Merkmal dieser Mobilmachung. Dass<br />

auf diese Weise bloß oberflächliche<br />

Symptome beseitigt, nicht aber komplexe<br />

gesellschaftliche Zusammenhänge<br />

erfasst werden können,<br />

ist möglicherweise nur<br />

auf den ersten Blick ein<br />

Paradoxon der Wissensgesellschaft.<br />

In seinem<br />

Band Dystopia<br />

nennt Helmut Willke<br />

diese, für die Gegenwart vielleicht<br />

exemplarische, Form der Problembewältigung<br />

„pathologisches Lernen“.<br />

Nach der Reform ist vor der Reform.<br />

Management und Massenbildung<br />

Welche Rolle spielen in diesem Prozess<br />

die Universitäten, fragt Konrad Paul<br />

Liessmann und gibt zugleich die Antwort:<br />

„Sie machen mit.“ Aber möglicherweise<br />

ist diese Zuschreibung noch<br />

zu euphemistisch, denn die hochschulpolitische<br />

Zumutung, als Bologna-Reform<br />

bezeichnet, wird flankiert von der<br />

Bereitwilligkeit (manche Beobachter<br />

sprechen auch von Willfährigkeit), mit<br />

der die Betroffenen an den Universitäten<br />

die politischen Regulierungen mal<br />

demütig-pragmatisch, mal freudig-technokratisch,<br />

aber zumeist in einem vorauseilenden<br />

Konsens „defensiver Re-


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> UNIVERSITÄT 255<br />

formbereitschaft“ (Heinz Steinert) umsetzen<br />

und damit ein neues dominantes<br />

Rationalitätsprinzip an den Universitäten<br />

installieren, welches nicht mehr auf<br />

die Logik kreativer und intellektueller<br />

Prozesse zugeschnitten ist, sondern die<br />

Spielräume vernichtet, welche unverzichtbar<br />

für innovative wissenschaftliche<br />

Leistungen jenseits instrumenteller<br />

Qualifikationspraxis sind.<br />

Auch in den sechziger Jahren des<br />

20. Jahrhunderts war die ausgerufene<br />

„Bildungskatastrophe“ (Georg Picht)<br />

Hintergrund einer Universitätsreform:<br />

Der Universität, als mittelalterlicher<br />

Handwerksbetrieb in einer hochindustrialisierten<br />

Gesellschaft, wird vorgeworfen,<br />

dass sie die Studenten mit der<br />

eigenständigen Organisation des Studiums<br />

und den hohen inhaltlichen Ansprüchen<br />

überfordere, auf diese Weise<br />

Orientierungslosigkeit und Unsicherheit<br />

unter den Studierenden produziere,<br />

was zu überlangen Studienzeiten und<br />

hohen Studienabbrecherzahlen führe.<br />

Die Reform sollte demzufolge auf Rationalisierung<br />

und Kostenersparnis, also<br />

quantitative Out-put Orientierung angelegt<br />

sein, die Studiengänge sollten gestrafft,<br />

das Studium insgesamt stärker<br />

reglementiert und einem höheren Leistungsdruck<br />

durch Zwischenprüfungen<br />

unterworfen werden. Die Forderungen<br />

in dieser Zeit sind klar formuliert: Management<br />

und Massenbildung garantieren<br />

Fortschritt, Fortschritt bedeutet den<br />

wirtschaftlichen Wettbewerb bestehen,<br />

die Universität ist den ökonomischen<br />

Erfordernissen anzupassen.<br />

Heute lautet die Dogmatik der Mobilisierung<br />

und Beschleunigung von Bildung<br />

(für immerwährendes Wirtschaftswachstum)<br />

kaum anders, aber zunehmend<br />

apodiktischer: „Mehr Absolventen,<br />

mehr Promotionen und mehr Dritt-<br />

mittel.“ Die neue Wissenspolitik fördert<br />

dabei nicht nur eine egozentrierte Perspektive<br />

der Studierenden, die von den<br />

Universitäten fatalerweise lediglich<br />

noch als Kunden definiert werden, denen<br />

keine Verantwortung für den Ort<br />

ihrer Bildung mehr zugemutet werden<br />

soll, sondern die vormals regulative<br />

Idee der Vermittlung akademischer<br />

Kompetenzen in einem selbstreflexiven<br />

Prozess wird weitgehend durch eine<br />

»Spätestens seit dem sog. ›Öffnungsbeschluss‹<br />

befindet sich die Republik<br />

in einem permanenten politischen<br />

›Bildungsstreik‹.«<br />

Form der Vermittlung von in Power-<br />

Point-Folien komprimiertem, fragmentiertem<br />

und trivialisiertem Wissen ersetzt,<br />

welches dann von den Studierenden<br />

kurzfristig gelernt und technokratisch<br />

idealtypisch in Massen-Multiple-<br />

Choice-E-Exams abgerufen werden soll.<br />

Diese „Infantilisierung des Lernprozesses“<br />

(Dieter Kirchhöfer) ist aber insofern<br />

immanent überzeugend, beruht sie<br />

doch auf der gewollten Vorgabe einer<br />

Massenuniversität mit niedrigen Durchfallquoten<br />

und geringen Kosten; d.h.<br />

mit wenigen Mitteln sollen möglichst<br />

viele akademische Abschlüsse (nicht<br />

Akademiker) produziert werden.<br />

Ungelöste strukturelle<br />

Probleme<br />

In Wahrheit stellt die politische Bologna-Vorgabe<br />

natürlich lediglich einen<br />

Teil der allgemeinen Misere einer deutschen<br />

Universität dar. Ein Grundproblem<br />

ist hier die politisch zu verantwortende,<br />

chronische Unterfinanzierung<br />

der Universitäten, die bereits über Jahr-<br />

zehnte anhält und schon im Ansatz keine<br />

befriedigende Lösung der strukturellen<br />

Defizite erlaubt. Spätestens seit dem<br />

– zwischen Staat und Universitäten vereinbarten<br />

– so genannten „Öffnungsbeschluss“<br />

der späten siebziger Jahre, welcher<br />

eine zeitlich befristete Überlastquote<br />

festgeschrieben hatte, befindet<br />

sich die Republik in einem permanenten<br />

politischen „Bildungsstreik“, der<br />

nun symbolhaft in den Bologna-Reformen<br />

kulminiert. Zu-<br />

gleich hat sich damit<br />

eine skandalöse Personalpolitik<br />

im Bereich<br />

der Wissenschaft etabliert,<br />

die kaum anders<br />

als eine systematische<br />

Ausbeutung universitärer<br />

Leistungsträger bezeichnet werden<br />

kann. Unterhalb der professoralen<br />

Ebene sind prekarisierte sowie (durch<br />

die zynische politische Befristungsobergrenze,<br />

die eine Art Berufsverbot gerade<br />

für qualifizierte Wissenschaftler darstellt)<br />

befristete Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen<br />

die Regel, nicht die<br />

Ausnahme. Da die wenigen Professoren<br />

und fest angestellten Wissenschaftler<br />

hier nicht einmal für einen kurzen Zeitraum<br />

in der Lage wären, den Lehr-, Betreuungs-<br />

und Prüfungsaufwand auch<br />

nur ansatzweise zu gewährleisten, kann<br />

man durchaus davon sprechen, dass ein<br />

Großteil des universitären Lehrbetriebs<br />

von einem (in diesem Sinne systemrelevanten)<br />

Prekariat geleistet wird, welches<br />

paradoxerweise die Führungskräfte<br />

von morgen ausbilden soll.<br />

Eine Langfassung dieses Artikels erscheint<br />

demnächst in C. Hungeling: Anthropologie –<br />

Bildung – Demokratie, Würzburg 2010.<br />

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256 AKADEMISCHES PREKARIAT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Exzellente <strong>Lehre</strong><br />

zu Dumpingpreisen<br />

Ein offener Brief der Intelligenzija Potsdam*<br />

Es gibt eine fortschrittliche, westliche<br />

Industrienation, im Herzen<br />

der Europäischen Union<br />

gelegen, deren Regierende immer wieder<br />

betonen, wie wichtig doch gerade<br />

die Bildung für die Zukunft ihres Landes<br />

sei. Die Parole „Gute Arbeit muss<br />

gut bezahlt werden“ geht einher mit der<br />

öffentlich geäußerten Überzeugung „Investitionen<br />

in Bildung sind Investitionen<br />

in die Zukunft!“<br />

In diesem Land gibt es nun Universitäten,<br />

in welchen mithin die klügsten<br />

Köpfe der Nation zu Spitzenkräften<br />

verschiedenster Fachrichtungen ausgebildet<br />

werden sollen. „Exzellenz“ lautet<br />

die Devise. Ein Blick auf die Personalaus<strong>statt</strong>ung<br />

an deutschen Universitäten<br />

lässt erkennen: Die Anzahl der Beschäftigten<br />

in der Personalkategorie „Lehrbeauftragte“<br />

ist seit 1999 laut Statistischem<br />

Bundesamt um fast 50 Prozent<br />

gestiegen, während die Anzahl der Professuren,<br />

bei gleichzeitigem Rückgang<br />

von (Fest-)Anstellungen im sogenannten<br />

„akademischen Mittelbau“, nahezu<br />

stagnierte. Ein Blick auf die Personalaus<strong>statt</strong>ung<br />

in Brandenburg wiederum<br />

bestätigt diesen Trend nicht nur, sondern<br />

geht weit über ihn hinaus: Nachdem<br />

das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg<br />

an Brandenburgs Hochschulen<br />

1999 noch 704 Lehrbeauftragte zählte,<br />

so waren es 2008 mit 1331 fast doppelt<br />

so viele. Die Universität Potsdam, deren<br />

Lehrbeauftragte wir aktuell sind, konnte<br />

1999 noch 253, im vergangenen Jahr<br />

2009 dagegen 344 Lehrbeauftragte verzeichnen.<br />

Das ist nicht gerade ein verschwindend<br />

geringer Anteil, hält man<br />

dieser Zahl die der 219 Professoren entgegen,<br />

die im selben Jahr an der Universität<br />

Potsdam lehrten und forschten.<br />

Für die Exzellenz in der <strong>Lehre</strong> sind<br />

also immer mehr Lehrbeauftragte zuständig,<br />

die in steigendem Maße auch<br />

das Pflichtlehrprogramm der Universitäten<br />

bestreiten. Das für sich genommen<br />

ist noch kein Skandal, auch wenn<br />

die Personalkategorie „Lehrbeauftragte“<br />

ursprünglich dafür vorgesehen war,<br />

das grundständige Lehrangebot dort zu<br />

ergänzen, wo Experten aus der beruflichen<br />

Praxis gefragt sind.<br />

Wir wollen an unserem Beispiel illustrieren,<br />

in welcher Situation wir<br />

Lehrbeauftragten uns heute befinden:<br />

Lehrbeauftragte am Institut für Germanistik<br />

der Universität Potsdam erhalten<br />

für ein Proseminar, in dessen Rahmen<br />

sie sechs Monate lang an der Universität<br />

beschäftigt sind, eine einmalige Zahlung<br />

von 540 Euro. Inoffiziell sind mit<br />

»Der inoffizielle Stundenlohn für<br />

tatsächlich geleistete Arbeit liegt<br />

bei 4,80 Euro pro Arbeitsstunde.«<br />

dieser Einmalzahlung 30 Stunden <strong>Lehre</strong><br />

im Semester, mindestens 15 reguläre<br />

Sprechstunden, Vor- und Nachbereitungszeiten<br />

sowie die Bewertung von<br />

Klausuren, mündlichen Prüfungen oder<br />

Hausarbeiten abgegolten. Offiziell bezahlt<br />

werden ausschließlich die 30<br />

Lehrstunden. Die maximale Teilnehmerzahl<br />

für ein Proseminar sind 60 Studentinnen<br />

und Studenten. In einem<br />

Fach wie der Germanistik ist diese Zahl<br />

die Regel. Der offizielle Stundenlohn<br />

beträgt 18 Euro pro abgehaltene Lehrstunde.<br />

Der inoffizielle Stundenlohn für<br />

die tatsächlich geleistete Arbeit liegt –<br />

mit Minimalaufwand gerechnet – bei<br />

4,80 Euro pro Arbeitsstunde.<br />

Wir Lehrbeauftragten erhalten somit<br />

für die exzellente Ausbildung der<br />

klügsten Köpfe unseres Landes sogar<br />

noch deutlich weniger als den gewerkschaftlich<br />

geforderten Mindestlohn von<br />

7,50 Euro pro Stunde.<br />

Wir sind Menschen mit hervorragenden<br />

Hochschulabschlüssen, ForscherInnen,<br />

WissenschaftlerInnen, viele<br />

von uns sind bereits promoviert. Manche<br />

von uns haben das „Glück“, aus<br />

wohlhabenden, akademisch geprägten<br />

Elternhäusern zu stammen, die die soziale<br />

Absicherung übernehmen; einige<br />

haben gut verdienende Ehepartner, die<br />

uns absichern, oder wir können uns zumindest<br />

für eine gewisse Zeit durch das<br />

ein oder andere Stipendium finanzieren.<br />

Doch: Nicht wenige von uns sind<br />

auf das mickrige „Lehrbeauftragtengehalt“<br />

angewiesen, viele leben von mehreren<br />

Lehraufträgen, um auch nur einigermaßen<br />

überleben zu können. Die<br />

wenigsten von uns haben<br />

Familie. Wie sollten wir die<br />

auch ernähren?<br />

Die meisten von uns<br />

sind höchst qualifizierte<br />

und höchst engagierte heillose<br />

IdealistInnen. Nur deshalb kann<br />

diese Form der Ausbeutung überhaupt<br />

funktionieren. Eines ist sicher: Wir alle<br />

wünschen uns feste Stellen an einer<br />

Universität, um unserem Beruf und unserer<br />

Berufung nachgehen zu können<br />

und dafür adäquat entlohnt und sozial<br />

abgesichert zu werden. Doch die Lage<br />

von uns Lehrbeauftragten an deutschen<br />

Universitäten, in unserem Fall an der<br />

Universität Potsdam, zeigt uns: Die<br />

„Bildungsrepublik“ Deutschland lässt<br />

ihre nachwachsende Intelligenz am ausgestreckten<br />

Arm verhungern. Wir sind<br />

nicht mehr lange gewillt und in der Lage,<br />

die unwürdige Entlohnung unserer<br />

Arbeit zu ertragen.<br />

*Leicht gekürzt. Die Intelligenzija Potsdam ist<br />

eine Initiative zur Verbesserung der Lage von<br />

Doktoranden und Lehrbeauftragten an der Universität<br />

Potsdam. Kontakt mit Sabine Volk und<br />

Michael Bahn unter: intelligenzijapotsdam@<br />

web.de


258 ZIELVEREINBARUNGEN <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Wissenschaftsfreiheit begrenzt<br />

Gleichstellungsstandards<br />

Über die Grenzen von Zielvereinbarungen<br />

| CHRISTIAN B ICKENBACH | Zielvereinbarungen<br />

gehören mittlerweile zum Alltag von Fakultäten und Hochschulleitungen. Auch<br />

die Umsetzung von forschungsorientierten Gleichstellungsstandards soll in dieser<br />

Form erfolgen. Der Beitrag mahnt jedoch im Hinblick auf einzelne Instrumente<br />

zur Vorsicht.<br />

Hochschulen und wissenschaftliche<br />

Organisationen streben<br />

eine größere Beteiligung von<br />

Frauen in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong> an.<br />

Mittlerweile ist ca. die Hälfte der Studenten<br />

weiblich. Bereits im akademischen<br />

Mittelbau sind Frauen jedoch oftmals<br />

nicht entsprechend ihrem Anteil<br />

an den Absolventen repräsentiert. Das<br />

disproportionale Verhältnis setzt sich<br />

bei den Promotionen und erst Recht bei<br />

den Habilitationen und Lebenszeitprofessuren<br />

fort. Daher gibt es seit längerem<br />

Frauenförderpläne und Gleichstellungsbeauftragte.<br />

In jüngster Zeit setzen<br />

Hochschulleitungen auf den Abschluss<br />

von Zielvereinbarungen. Der Anstoß<br />

dazu geht von der Deutschen <strong>Forschung</strong>sgemeinschaft<br />

(DFG) aus, die<br />

strukturelle und personelle Gleichstellungsstandards<br />

verabschiedet und ihre<br />

Einhaltung zu einem relevanten Kriterium<br />

im Rahmen von Bewilligungsverfahren<br />

von <strong>Forschung</strong>sverbünden ihrer<br />

Mitgliedseinrichtungen gemacht hat.<br />

Die Hochschulleitungen streben zur<br />

Umsetzung der Standards den Abschluss<br />

von Zielvereinbarungen mit ihren<br />

Fakultäten an. Zielvereinbarungen<br />

sind Instrumente der indirekten horizontalen<br />

Steuerung, die die direkte hie-<br />

AUTOR<br />

Christian Bickenbach ist Habilitand<br />

am Lehrstuhl für<br />

Öffentliches Recht – Staatsund<br />

Verwaltungsrecht der<br />

Johannes Gutenberg-Universität<br />

Mainz.<br />

rarchische Einflussnahme ergänzen sollen.<br />

Sie müssen aber mit der Wissenschaftsfreiheit<br />

vereinbar sein. Zwei Vorschläge<br />

zum möglichen Inhalt solcher<br />

Zielvereinbarungen sind besonders brisant:<br />

die sanktionsbewehrte Vereinbarung<br />

von Maßnahmen und Zielen sowie<br />

die Einrichtung von Berufungsbeauftragten.<br />

Diese Maßnahmen werfen<br />

rechtliche Probleme auf, weil sie die innere<br />

Organisation der Fakultäten und<br />

die Entscheidung der Professoren über<br />

den Einsatz von Mitteln in <strong>Forschung</strong><br />

und <strong>Lehre</strong> berühren.<br />

»Wissenschaft, <strong>Forschung</strong><br />

und <strong>Lehre</strong> sind frei.«<br />

Wissenschaft, <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong><br />

sind frei. Das Grundgesetz schützt die<br />

auf wissenschaftlicher Eigengesetzlichkeit<br />

beruhenden Entscheidungen, Prozesse<br />

und Verhaltensweisen beim Auffinden<br />

von Erkenntnissen, ihrer Deutung<br />

und ihrer Weitergabe. Jeder nach<br />

Inhalt und Form ernsthafte und planmäßige<br />

Versuch zur Ermittlung der<br />

Wahrheit ist geschützt, soweit er auf einem<br />

methodisch geordneten Verfahren<br />

beruht. Die Eigengesetzlichkeit ist besonders<br />

hervorzuheben. Sie ist zu einem<br />

großen Teil die Freiheit der Wissenschaftsfreiheit.<br />

Sie steht im engen<br />

Zusammenhang zur ebenfalls geschützten<br />

Selbstbestimmung über Gegenstand<br />

und Methode. Selbstbestimmung und<br />

Eigengesetzlichkeit beeinflussen auch<br />

die Organisation von <strong>Forschung</strong> und<br />

<strong>Lehre</strong>. Geschützt sind z.B. die Auswahl<br />

der <strong>Forschung</strong>sgebiete, der -projekte<br />

und die Auswahl des für <strong>Forschung</strong> und<br />

<strong>Lehre</strong> geeigneten Personals. Daneben<br />

schützt die Wissenschaftsfreiheit auch<br />

die akademische Selbstverwaltung und<br />

das Recht zur Entscheidung über genuin<br />

wissenschaftliche Qualifikationen<br />

wie Promotion und Habilitation sowie<br />

die Entscheidung über Berufungsvorschläge.<br />

Personelle Fragen sind auch inhaltliche<br />

Fragen.<br />

Träger der Wissenschaftsfreiheit ist<br />

jede natürliche Person, die selbständig<br />

wissenschaftlich tätig ist oder tätig werden<br />

will. Die Wissenschaftsfreiheit ist<br />

aber nicht nur ein Individualgrundrecht.<br />

Träger der Wissenschaftsfreiheit<br />

sind auch juristische Personen des Privatrechts<br />

und des Öffentlichen Rechts<br />

sowie öffentlich-rechtlich verfasste<br />

Institutionen. Fakultäten und<br />

Fachbereiche können sich daher<br />

auf die (kollektive) Wissenschaftsfreiheit<br />

berufen. Sie sind<br />

die organisatorischen Grundeinheiten<br />

jeder Hochschule. Mit den<br />

Hochschulleitungen und Fakultäten<br />

stehen sich Institutionen gegenüber, die<br />

jeweils öffentlich-rechtlich verfasst und<br />

entsprechend berechtigt und verpflichtet<br />

sind. Auch die Hochschulleitungen<br />

sind daher Adressaten der Wissenschaftsfreiheit.<br />

Die von Zielvereinbarungen ausgehenden<br />

Wirkungen können in die Wissenschaftsfreiheit<br />

eingreifen. Derartige<br />

Vereinbarungen kann man zwar als Teil<br />

der öffentlich-rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

wissenschaftlicher Arbeit<br />

auffassen. Es kommt aber auf ihren Inhalt<br />

an. Die Bestellung von (fakultätsfremden)<br />

Berufungsbeauftragten, die<br />

Berufungsverfahren begleiten sollen,<br />

wäre jedenfalls ein Eingriff in das durch<br />

die Wissenschaftsfreiheit geschützte


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> ZIELVEREINBARUNGEN 259<br />

Auswahlverfahren der Fakultäten. Es<br />

handelt sich nicht mehr um eine bloße<br />

organisatorische Ausgestaltung von Berufungsverfahren,<br />

wenn und weil die<br />

Aufgaben der Berufungsbeauftragten<br />

die Berichter<strong>statt</strong>ung über den Verlauf<br />

der Verfahren und die Verfahrenskontrolle<br />

unter der Maßgabe von strategischen<br />

Zielen der Hochschulleitung sein<br />

sollen. Der Vorteil der Autonomie gegenüber<br />

den fakultätsinternen Frauenbeauftragten<br />

wird oftmals sogar hervorgehoben.<br />

Berufungsbeauftragte sind daher<br />

ein Instrument der Fremdsteuerung,<br />

das weit über eine bloße Verfahrensregelung<br />

hinausgeht. Gerade Organisationsnormen<br />

müssen einen möglichst<br />

breiten Raum für freie wissenschaftliche<br />

Betätigung sichern. Ein Eingriff in die<br />

Wissenschaftsfreiheit wäre auch die<br />

Vereinbarung von Sanktionen bei<br />

Nichterreichung der vereinbarten Ziele,<br />

also z.B. die Mittelkürzung oder Stellenstreichung.<br />

Dagegen lässt sich nicht<br />

einwenden, die Fakultäten hätten die<br />

Vereinbarungen freiwillig abgeschlossen.<br />

Erstens dürften die Dekane unter<br />

ziemlichem Druck der Hochschulleitungen<br />

stehen. Zweitens handelt es sich<br />

um Vereinbarungen zu Lasten Dritter,<br />

weil Mittelkürzungen und Stellenstreichungen<br />

regelmäßig die Professoren individuell<br />

treffen würden.<br />

Eingriffe in die Wissenschaftsfreiheit<br />

können gerechtfertigt sein, soweit sie einem<br />

verfassungsrechtlich legitimen<br />

Zweck dienen und verhältnismäßig<br />

sind. Letzteres ist der Fall, wenn eine<br />

Maßnahme gemessen an ihrem Zweck<br />

geeignet, erforderlich und angemessen<br />

ist. <strong>Forschung</strong>sorientierte Gleichstellungsstandards<br />

sollen dazu beitragen,<br />

die Beteiligung von Frauen in <strong>Forschung</strong><br />

und <strong>Lehre</strong> zu vergrößern. Das<br />

ist legitim, der Staat ist grundgesetzlich<br />

verpflichtet, die tatsächliche Durchsetzung<br />

der Gleichberechtigung von Frau-<br />

en und Männern zu fördern und auf die<br />

Beseitigung bestehender Nachteile hinzuwirken.<br />

Einfachgesetzliche Konkretisierungen<br />

finden sich in den Landesgleichstellungs-<br />

und den Landeshochschulgesetzen.<br />

Auch angesichts der demographischen<br />

Entwicklung und der<br />

Notwendigkeit, die vorhandenen humanen<br />

Ressourcen besser zu nutzen, ist die<br />

Steigerung der teilweise beschämend<br />

geringen Beteiligung von Frauen in der<br />

Wissenschaft ein legitimer Zweck.<br />

»Die Steigerung der teilweise<br />

beschämend geringen Beteiligung<br />

von Frauen in der Wissenschaft ist<br />

ein legitimer Zweck.«<br />

Zielvereinbarungen sind nur dann<br />

ein geeignetes Mittel, die Beteiligung<br />

von Frauen in der Wissenschaft zu steigern,<br />

wenn sie hierzu tauglich sind, also<br />

die Erreichung des Zwecks fördern. In<br />

dieser Hinsicht haben die Hochschulleitungen<br />

keine Einschätzungsprärogative.<br />

Dieses Vorrecht kommt aufgrund seiner<br />

Stellung und Funktion nur dem Gesetzgeber<br />

zu. Die Hochschulleitungen als<br />

Organ der wissenschaftlichen Selbstverwaltung<br />

können es nicht für sich beanspruchen.<br />

Die Geeignetheit ist fraglich, weil<br />

derartige Zielvereinbarungen schon unabhängig<br />

von ihrem konkreten Inhalt<br />

von einem höchst unsicheren Parameter<br />

abhängig sind: die Zahl der qualifizierten<br />

Frauen, die bereit sind, in die<br />

Wissenschaft zu gehen. Inwieweit Frauen<br />

ein Studium aufnehmen, promovieren<br />

oder habilitieren ist eine Entscheidung,<br />

die sie einerseits autonom treffen,<br />

andererseits von einer Vielzahl weiterer<br />

Parameter (Sicherheit im Beruf, Lebensplanung,<br />

konkurrierende Angebote<br />

aus anderen Berufsfeldern, Höhe der<br />

Vergütung, familiäre Situation etc.) abhängig<br />

ist, auf die die Fakultäten nur einen<br />

geringen Einfluss haben. Der eigentliche<br />

Anreiz zu wissenschaftlicher<br />

Tätigkeit sind interessante Fragestellungen<br />

und intrinsische Motive, die sich<br />

nur bedingt beeinflussen lassen. Daher<br />

ist fraglich, ob das von der DFG favorisierte<br />

Kaskadenmodell, d.h. die Zielgröße<br />

für jede Qualifikationsstufe orientiert<br />

sich am Frauenanteil der jeweils darunter<br />

befindlichen Stufe,<br />

geeignet ist. Das Modell<br />

baut auf einer<br />

quantitativen Größe<br />

auf. Wissenschaftsfreiheit<br />

baut jedoch auf<br />

Kreativität, Originalität<br />

und Brillanz, also auf<br />

Qualität, auf.<br />

Im Hinblick auf konkrete Maßnahmen<br />

dürfte die Bestellung von Berufungsbeauftragten<br />

gänzlich ungeeignet<br />

sein, die Beteiligung von Frauen in der<br />

Wissenschaft zu fördern. Ein solches<br />

entfernt an Staatskommissare erinnerndes<br />

Aufsichtsinstrument führt im Zweifel<br />

zu Abwehr- und Verweigerungshaltungen<br />

in den Fakultäten und hilft keiner<br />

Wissenschaftlerin, vor einer Berufungskommission<br />

zu bestehen. Die Bestellung<br />

von Berufungsbeauftragten ist<br />

auch nicht erforderlich. Als milderes,<br />

aber gleichermaßen wirksames Mittel<br />

existiert bereits regelmäßig die Pflicht<br />

der Berufungskommissionen alle Frauen,<br />

die das Anforderungsprofil einer<br />

Stelle erfüllen und sich beworben haben,<br />

zu einem Probevortrag einzuladen.<br />

Auch haben die Frauenbeauftragten der<br />

Fakultäten bereits jetzt ein Anhörungsrecht<br />

und Berichtsmöglichkeiten.<br />

Verfassungsgemäß ist ein Eingriff<br />

schließlich nur dann, wenn die Schwere<br />

der grundrechtlichen Beeinträchtigung<br />

mit der Bedeutung der mit der Maßnah-<br />

Anzeige


260 ZIELVEREINBARUNGEN <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

me verfolgten Zwecke in einem angemessenen<br />

Verhältnis steht. Die Bestellung<br />

von Berufungsbeauftragten wäre<br />

daher auch unangemessen. Das Recht,<br />

einen Berufungsvorschlag frei von äußerer<br />

Einflussnahme zu erstellen, ist eines<br />

der wichtigsten Schutzgüter der kollektiven<br />

Wissenschaftsfreiheit. Es steht<br />

im engen Zusammenhang mit der inhaltlichen<br />

Ausrichtung einer Fakultät,<br />

die wiederum das Arkanum jedes wissenschaftlichen<br />

Kollektivs ist. Das Ziel,<br />

die Beteiligung von Frauen in der Wissenschaft<br />

zu steigern, wiegt angesichts<br />

der Vielschichtigkeit<br />

der Ursachen für die<br />

Unterrepräsentation<br />

die Schwere dieses<br />

Eingriffs nicht auf.<br />

Sanktionen – ihre<br />

Geeignetheit und Erforderlichkeit<br />

trotz aller<br />

Unsicherheiten einmal<br />

unterstellt – für den Fall der Zielverfehlung<br />

wären ebenfalls unangemessen.<br />

Der Entzug von Ressourcen ist ein<br />

äußerst schwerwiegender Eingriff in die<br />

Wissenschaftsfreiheit nicht nur der Fakultäten,<br />

sondern vor allem der betrof-<br />

fenen Professoren. Stellen und Mittel<br />

sind eine unerlässliche Arbeitsgrundlage.<br />

Außerdem könnten gerade solche<br />

Stellen betroffen sein, die bisher von<br />

qualifizierten Frauen besetzt waren.<br />

Umgekehrt ist es nicht gerade förderlich<br />

für die Motivation von Frauen, wenn<br />

auch nur der Verdacht entstünde, sie<br />

verdankten ihre Förderung weniger ihrer<br />

fachlichen Qualifikation als dem Bestreben,<br />

eine Zielvereinbarung zu erfüllen.<br />

Fazit: Die Eigengesetzlichkeit der<br />

Wissenschaft ist nicht nur bei Maßnah-<br />

»Die Bestellung von Berufungsbeauftragten<br />

ist gänzlich ungeeignet,<br />

die Beteiligung von Frauen<br />

in der Wissenschaft zu fördern.«<br />

men mit direkter rechtlicher Steuerungswirkung<br />

zu beachten. Auch Steuerungsmodelle,<br />

die auf Gleichordnung<br />

und Kooperation setzen, müssen zur<br />

Kenntnis nehmen, dass das Subjekt der<br />

Wissenschaftsfreiheit stets der Forscher<br />

Deutscher Hochschulrechtstag 2010<br />

Mittwoch, 19. Mai 2010 – Schloss Wahn<br />

bleibt. Die Rahmenbedingungen wissenschaftlicher<br />

Arbeit müssen diesem<br />

Umstand Rechnung tragen.<br />

Zielvereinbarungen zur Steigerung<br />

der Beteiligung von Frauen in der Wissenschaft<br />

können je nach Inhalt die individuelle<br />

und kollektive Wissenschaftsfreiheit<br />

stark berühren. Insbesondere<br />

die Bestellung von Berufungsbeauftragten<br />

und die Vereinbarung von<br />

Sanktionen wären Eingriffe in grundrechtlich<br />

geschützte Rechte. Die verfassungsrechtliche<br />

Rechtfertigung ist mehr<br />

als fraglich. Die Bestellung von Berufungsbeauftragten<br />

ist weder geeignet<br />

noch erforderlich noch angemessen. Jedenfalls<br />

unangemessen sind Sanktionen.<br />

Sie würden eher das Gegenteil bewirken.<br />

Fakultäten, die vor dem Abschluss<br />

von Zielvereinbarungen stehen, sollten<br />

sich genau überlegen, welchem Inhalt<br />

sie zustimmen. Förderpläne und Anreizsysteme<br />

können ein wirkungsvolles<br />

Mittel sein, mehr Frauen für die Wissenschaft<br />

zu gewinnen. Gleiches gilt für<br />

Mentoring-Programme, die – soweit ersichtlich<br />

– in der Praxis bisher nur eine<br />

geringe Rolle spielen.<br />

„Neue Leitungsstrukturen an den Hochschulen – Eine Zwischenbilanz“<br />

In den letzten Jahren ist ein bemerkenswerter<br />

Strukturwandel bei den Leitungsorganen<br />

deutscher Hochschulen zu verzeichnen. Unter<br />

dem Einfluss eines immer stärker werdenden<br />

Wettbewerbs- und Effizienzgedankens wurden<br />

die Leitungsstrukturen der Hochschulen<br />

Universität zu Köln<br />

Institut für Deutsches und Europäisches Wissenschaftsrecht<br />

Prof. Dr. Bernhard Kempen<br />

Prof. Dr. Michael Sachs<br />

Prof. Dr. Christian von Coelln<br />

in Kooperation mit<br />

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg<br />

Institut für Staats- und Verwaltungsrecht<br />

<strong>Forschung</strong>sstelle für Wissenschafts- und Hochschulrecht<br />

Prof. Dr. Max-Emanuel Geis<br />

Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover<br />

Juristische Fakultät<br />

Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Völker- und Europarecht<br />

Prof. Dr. Volker Epping<br />

grundlegend reformiert. Bedeutsam ist hierbei<br />

namentlich der Wandel von einer grundsätzlich<br />

kollegialen Leitungsstruktur zu monokratischen<br />

Entscheidungsorganen. Als externe<br />

Kontrollorgane wurden Hochschulräte<br />

und Kuratorien etabliert. Haben sich diese<br />

Tagungshinweise<br />

Veränderungen positiv für die jeweiligen<br />

Hochschulen ausgewirkt oder stellen sie eine<br />

Gefahr für die Wissenschaftsfreiheit dar? Diesen<br />

Fragen will der 5. Deutsche Hochschulrechtstag<br />

nachgehen.<br />

Eine Anmeldung ist ab sofort möglich über die Internetseite<br />

www.hochschulrechtstag.de<br />

Möglich ist auch eine Anmeldung per E-Mail<br />

(hochschulrechtstag@uni-koeln.de) oder per Fax (0221 - 470 2948).<br />

Tagungsbeitrag<br />

Der Tagungsbeitrag beträgt 20,– Euro.<br />

Der Hochschulrechtstag wird finanziell unterstützt vom Verein zur<br />

Förderung des Deutschen und Internationalen Wissenschaftsrechts e.V.<br />

Tagungsort<br />

Schloss Wahn | Burgallee 2 | 51147 Köln (Porz-Wahn)<br />

Tel.: 02203 - 600 92 0 | Fax 02203 - 600 92 60<br />

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Neues Seminar<br />

LEBENSBILANZ UND NACHLASSGESTALTUNG<br />

Maritim Parkhotel Mannheim,<br />

Samstag, 12. Juni 2010, 9:30-17:00 Uhr<br />

In diesem DHV-Spezialseminar, das sich zeitlich an<br />

das Seminar „Emeritierung und Pensionierung“<br />

anschließt, wird zunächst thematisiert, wie ein wissenschaftlicher<br />

Nachlass dauerhaft gesichert werden kann<br />

und welche erbrechtlichen Grundsätze bei der Nachlassgestaltung<br />

und Vermögenswidmung zu beachten<br />

sind. Hieran schließt sich ein Block zum Thema<br />

Patientenverfügung an, der auf die neuen gesetzlichen<br />

Nachlassgestaltung<br />

Professor Dr. Anne Röthel, Bucerius Law School,<br />

Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Europäisches und<br />

Internationales Privatrecht<br />

Patientenverfügung<br />

Professor Dr. Wolfram Höfling, Universität zu Köln,<br />

Institut für Staatsrecht; Sachverständiger im Gesetzgebungsverfahren<br />

des Deutschen Bundestages<br />

Lebensbilanzen<br />

Clemens Neck, Geschäftsführer der Bergmoser +<br />

Höller Agentur für Kommunikationsberatung und<br />

Sozialmarketing, Aachen<br />

Rahmenbedingungen Bezug nimmt — aus juristischer<br />

und aus medizinischer Perspektive. Abschließend erarbeiten<br />

die Teilnehmer Ansätze zu einer persönlich-kognitiven<br />

Bilanzierung der jeweiligen (wissenschaftlichen)<br />

Lebensleistung. Es werden Rahmenbedingungen für<br />

weiterführende Regelungen und Planungen aufgezeigt.<br />

So gewinnen die Teilnehmer Impulse für die Planung<br />

und Gestaltung ihrer verbleibenden Lebensspanne.<br />

• Grundlagen des Erbrechts<br />

Mittel der Nachlassgestaltung (insbes. Erbeinsetzung,<br />

Stiftungserrichtung oder -begünstigung)<br />

Gestaltung des wissenschaftlichen Nachlasses (geistiges<br />

Eigentum, Bibliotheken)<br />

Rechtliche Ausgangslage und Umsetzung in die Praxis<br />

Was passiert, wenn nichts geregelt ist?<br />

Regelungsoptionen und Empfehlungen<br />

Vorsorgevollmacht<br />

Lebensleistung I: Soll und Haben im Vergleich<br />

Lebensleistung II: Meilensteine und Zahlen einer<br />

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Konsequenzen für die verbleibende Lebensspanne<br />

Konsequenzen für die Zeit danach (z.B. Nachruf-<br />

Kommunikation)<br />

Teilnahmegebühr:<br />

EUR 299,- / EUR 329,- (für Nichtmitglieder des Deutschen Hochschulverbandes)<br />

Darin enthalten: Übernachtung (11.-12. Juni 2010), Mittagessen, Seminarunterlagen und Tagungsgetränke<br />

Höchstteilnehmerzahl: 15<br />

Informationen und Anmeldung:<br />

Deutscher Hochschulverband, Dr. Ulrich Josten, Rheinallee 18, 53173 Bonn<br />

Tel.: 0228/902-6634, Fax: 0228/902-6697, josten@hochschulverband.de<br />

Die ausführlichen Seminarprogramme finden Sie unter www.karriere-und-berufung.de


262 (OSTER-)EI <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Das Drama des<br />

übergarten Eigelbs<br />

Das hat man doch im Gefühl! Fünf Minuten Zeit<br />

für das Frühstücksei<br />

| THOMAS V ILGIS | Es sind die alltäglichen Dinge<br />

oder Verrichtungen, die Denker und Wissenschaftler oft dazu anregen, vom Besonderen<br />

zum Grundsätzlichen zu kommen. Dies wiederum kann den Alltag bereichern<br />

und erhellen.<br />

Wer erinnert sich nicht gern<br />

an Loriots Klassiker um<br />

das Knollennasenpaar<br />

und dessen Drama mit dem Frühstücksei?<br />

Nach endlosem Zwiegespräch um<br />

genaue Kochzeit und Garzustand eskaliert<br />

der Streit nach dem Satz, eine gute<br />

Hausfrau habe es im Gefühl, dass das Ei<br />

nach genau viereinhalb Minuten weich<br />

ist, in der Prophezeiung „…morgen<br />

bringe ich sie um!“. Was soll am Eierkochen<br />

schon schwierig sein? Die Eier<br />

für eine gewisse Zeit in kochendes Wasser<br />

gegeben, ein paar Minuten warten,<br />

und schon liegt das gewünschte Resul-<br />

»Eier sind für Naturwissenschaftler<br />

Modellsysteme für die Zubereitung<br />

von tierischen Lebensmitteln.«<br />

tat vor. Tatsächlich ist diese Angelegenheit<br />

nicht ganz so einfach, denn selbst<br />

profane Eier bergen jede Menge Tücken.<br />

Tatsächlich sind Eier für Naturwissenschaftler<br />

Modellsysteme für die<br />

Zubereitung von tierischen Lebensmitteln,<br />

und offenbaren unter ihrer Schale<br />

eine ganze Reihe von fundamentalen<br />

Zusammenhängen, die bis in die gegenwärtige<br />

Proteinforschung hineinreichen.<br />

AUTOR<br />

Professor Dr. Thomas Vilgis<br />

lehrt Physik an der Universität<br />

Mainz und arbeitet am Max-<br />

Planck-Institut für Polymerforschung<br />

in Mainz.<br />

Kochzeit und Wärmeleitung<br />

Zunächst aber stellt das Ei gleichsam<br />

Physiker und Mathematiker vor eine<br />

schnell formulierte, aber schwierige Rechenaufgabe:<br />

Wie lange ist die Kochzeit,<br />

wenn das Ei aus dem Kühlschrank<br />

ins heiße Wasser gelegt wird, wenn dessen<br />

Dotter weich sein möge? Tatsächlich<br />

aber hängen die üblichen Erfahrungswerte<br />

von dreieinhalb bis fünf Minuten<br />

von weit mehr Faktoren ab, als es<br />

zunächst scheint. Schnell leuchten Größe<br />

und Anfangstemperatur des Eis als<br />

wichtige Parameter ein. Da ist die Eiform:<br />

Die Annahme, das Ei wäre eine<br />

homogene Kugel,<br />

vereinfacht die Sache<br />

zwar und dennoch<br />

landet man<br />

schnell in den Abgründen<br />

der Physik<br />

der Wärmeleitung,<br />

den partiellen Differentialgleichungen.<br />

Auch wenn diese Begriffe Unbehagen<br />

auslösen, lässt sich damit die Kochzeit<br />

mittels komplizierter Formeln berechnen.<br />

Das Gesetz der Wärmeleitung von<br />

J. Fourrier besagt, dass die pro Zeiteinheit<br />

in das Ei strömende Wärmeenergie<br />

vom jeweiligen Temperaturunterschied<br />

zwischen Ei und Kochwasser bestimmt<br />

ist, das Ei erwärmt sich langsam auch<br />

innen, und sobald die gewünschte Temperatur<br />

im Dotter erreicht ist, muss es<br />

aus dem Kochwasser genommen werden.<br />

Beim wachsweichen Ei darf das Eigelb<br />

nicht über 65°C erwärmt werden,<br />

für harte Eier sind 72°C vonnöten und<br />

beim Osterei darf der Dotter auch über<br />

90°C erfahren, damit die Torturen des<br />

Foto: picture-alliance<br />

Osterfests von den Eiern gut überstanden<br />

werden. In Kochzeiten ausgedrückt,<br />

bedeutet dies für Loriots Frühstücksproblem,<br />

weich: 3,5-4 Minuten,<br />

hart: 6-7 Minuten. Aber selbst die präziseste<br />

Vorhersage der Kochzeit und deren<br />

Messung ist nicht viel Wert, wenn<br />

man zum Beispiel das Legedatum und<br />

damit das Alter des Eis nicht kennt,<br />

denn auch davon hängt die Kochzeit ab.<br />

Wie viele Geheimnisse stecken wirklich<br />

im Ei?


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> (OSTER-)EI 263<br />

Eiklar: komplexe Flüssigkeit<br />

mit vielen Bestandteilen<br />

Dabei ist die Annahme, das Ei wäre<br />

eine Kugel das kleinste Problem. Ein<br />

Größeres ist die Tatsache, dass ein Ei<br />

kein homogener Körper ist, der an allen<br />

Stellen die Wärme gleich gut leitet,<br />

wenn wir an die unterschiedlichen Basismaterialien,<br />

Eischale, Eiklar und Eigelb<br />

denken. Aber selbst Eiklar und Eigelb<br />

bestehen aus mehreren Komponenten,<br />

den verschiedenen Proteinen,<br />

die allesamt bei unterschiedlichen Temperaturen<br />

gerinnen. Wenn sich während<br />

ein paar Tagen Lagerung von Eiern<br />

aus der gleichen Serie im Kühl-<br />

schrank die künftige Kochzeit auch<br />

noch verkürzt, dann lässt sich nur erahnen,<br />

was Eier wirklich sind: komplexe<br />

biophysikalische Systeme, deren Innenleben<br />

im Detail noch nicht so recht verstanden<br />

ist.<br />

Das wässrig glibberige Eiklar, das<br />

nach der Schale die Temperaturerhöhung<br />

zunächst erfährt, verhält sich entsprechend<br />

seiner Zusammensetzung<br />

kompliziert. Neben Wasser enthält es<br />

mehrere Proteine, die bei unterschiedlichen<br />

Temperaturen garen. Das Oval-<br />

bumin gerinnt dabei bei 71°C. Das Conalbumin<br />

hingegen bereits bei 62°C. Damit<br />

noch nicht genug, denn das Lyso-<br />

»Dabei ist die Annahme, das Ei<br />

wäre eine Kugel das kleinste<br />

Problem.«<br />

zym gart bei 78°C und das S-Ovalbumin<br />

erst bei 83°C. Die Proteine gerinnen also<br />

bei unterschiedlichen Temperaturen,<br />

was Eierkochen nicht einfacher macht.<br />

Mehr noch, die Garzeiten verändern<br />

sich im Laufe der Zeit. Vor allem senkt<br />

sich die Denaturierungstemperatur des<br />

Conalbumins um ein paar Grad Celsius<br />

während der Lagerzeit, da der pH-Wert<br />

der Eier dann steigt, indem natürlich<br />

eingelagertes Kohlendioxid aus dem Eiklar<br />

entweicht und sich in der Luftbzw.<br />

CO 2 blase ansammelt. Von „der“<br />

Gartemperatur des Eiklars kann daher<br />

gar nicht gesprochen werden. Wie es<br />

auch jeder genau weiß: ein Teil des Eiklars<br />

um Dotter und Hagelschnur bleibt<br />

auch nach vier Minuten noch glibberig.<br />

Übrigens, Ovomucin und Ovomucoid,<br />

ebenfalls im Eiklar vorhandene Proteine,<br />

und für dessen Glibberigkeit verantwortlich,<br />

denaturieren während des Kochens<br />

überhaupt nicht. Sie<br />

bleiben – nicht erschrecken<br />

– unverändert „roh“, geben<br />

aber dadurch dem gegarten<br />

Eiklar eine weiche Konsistenz.<br />

Eigelb: Lipoprotein, Lecithin<br />

und Cremigkeit<br />

Was aber ist mit dem Eigelb? Dessen<br />

Zusammensetzung ist nicht ganz so<br />

breit gestreut. Natürlich enthält es<br />

ebenfalls Proteine, Lecithin und daher<br />

auch Cholesterin (das wir in diesem Zusammenhang<br />

vollkommen außer Acht<br />

lassen). Wichtig ist für das Frühstückseiproblem<br />

lediglich die Gartemperatur<br />

des Eigelbs. Es beginnt bei 65°C zu gerinnen<br />

– und toleriert sogar 70°C ohne<br />

dass sich sein cremiges Mundgefühl dabei<br />

dramatisch ändert. Gerade beim Eigelb<br />

ist dies aber entscheidend, denn<br />

übergart mehlige Ostereierdotter, eine<br />

Folge zu langer Garzeit und zu hoher<br />

Temperatur, sind kulinarisch nicht besonders<br />

erbaulich.<br />

Garphysik, Gartechnik und<br />

Gargefühl<br />

Diese Reichhaltigkeit der Zusammensetzung<br />

und die Vielzahl der Gartemperaturen<br />

ist aber genau das Problem und<br />

Loriots Schlamassel. Lässt sich tatsächlich<br />

eine derartige Spanne unter einen<br />

Hut bringen, die ein perfektes Frühstücksei<br />

liefert? Aber ja, das Garprogramm<br />

ist damit genau festgelegt: Erst<br />

garen wir das Ei im 83°C heißen Wasser<br />

solange, bis die Eiklarschicht um den<br />

Dotter diese Temperatur erreicht. Dann<br />

nehmen wir das Ei heraus, schrecken es<br />

ab. Danach legen wir es für eine Stunde<br />

in ein Wasserbad mit 65°C. Somit sind<br />

Eiklar und Eigelb perfekt gegart. Im Eiklar<br />

bleibt nichts mehr wabbelig, dennoch<br />

wird es nicht hart oder übergart.<br />

Das Eigelb ist erfreulich cremig und<br />

kein bisschen grisselig.<br />

Bleibt nur noch ein Problem zu klären:<br />

Wer steht tatsächlich zwei Stunden<br />

vor dem Frühstück auf, um diese biophysikalisch<br />

korrekte Prozedur durchzuführen?<br />

Der Autor dieser Zeilen hat<br />

dafür, zugegeben, kein gutes Gefühl.<br />

Zum Thema sind vom Autor erschienen: „Geschmack,<br />

Aromen, Flavour – Molekularküche“<br />

im Tre Torri Verlag, Wiesbaden, 2009 und: „Die<br />

Molekül-Küche, Physik&Chemie des feinen Geschmacks“<br />

im Hirzel Verlag, Stuttgart 2005.


264 (OSTER-)EI <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Rund ums Ei<br />

Kulturgeschichtliche Streifzüge<br />

| ALOIS D ÖRING | Seine Natur – aus einem scheinbar<br />

toten Gegenstand erwächst Leben – macht das Ei zum symbolischen Gegenstand:<br />

In vielen Kulturen ist die Vorstellung von der Weltschöpfung aus einem Ei<br />

geläufig. Vom Schöpfungsmythos des „Welteis“ bis zum profanen Osterei – ein<br />

Lauf durch seine Geschichte.<br />

Weil das Ei das Geheimnis<br />

des Werdens und des Lebens<br />

in sich birgt, ist aus<br />

ihm auch die ganze Welt entstanden.<br />

Solche Ursprungsmythen der Welt<br />

(„Weltei-Kosmogonien“) finden sich im<br />

Orient und in Asien, ebenso bei den finno-ugrischen<br />

Völkern. Aber bis in Einzelheiten<br />

hinein haben die griechischen<br />

Orphiker den Schöpfungsmythos vom<br />

„Weltei“ ausgebaut; die erste Erwähnung<br />

dieser <strong>Lehre</strong> findet sich um 600 v.<br />

Chr. bei Epimenides. Für die orphische<br />

Religion beginnt die Weltentstehung<br />

nicht mit einer Gottheit, sondern für sie<br />

ist Gott das letzte Stadium in der Entwicklung<br />

des Lebens aus dem Leblosen.<br />

Ein riesiges Ei zerbirst; aus der unteren<br />

Schale geht die Erde hervor, aus der<br />

oberen bildet sich der Himmel.<br />

Der Schöpfungsmythos im finnischen<br />

Nationalepos „Kalevala“ schildert,<br />

wie die Welt aus dem Ei einer<br />

Tauchente entsteht, die auf dem Knie<br />

der Wassermutter Ilmatar brütet. Aus<br />

dem Nest fallen Eier und zerbersten,<br />

daraus entstehen Erde, Himmel, die<br />

Gestirne und Wolken.<br />

Weit verbreitet sind Mythen, die von<br />

der Entstehung eines Menschen aus<br />

dem Ei berichten. Helena und ihre Brü-<br />

AUTOR<br />

Dr. Alois Döring ist wissenschaftlicher<br />

Referent für Volkskunde<br />

beim Institut für Landeskunde<br />

und Regionalgeschichte<br />

des Landschaftsverbands<br />

Rheinland (LVR).<br />

der Kastor und Pollux beispielsweise<br />

sollen aus einem Ei hervorgegangen<br />

sein, das ihre Mutter Leda gelegt hat.<br />

Das „Ei der Philosophen“<br />

Seit der Antike ist das Ei als bildliches<br />

und symbolhaftes Hilfsmittel alchemistischer<br />

Rituale bezeugt, ebenso die Verwendung<br />

von Eiern als magisch-therapeutische<br />

Requisiten.<br />

»Aus dem eiförmigen Gefäß der<br />

Alchimisten – dem ›Ei der<br />

Philosophen‹, soll sich der Adler<br />

als befreite Seele erheben.«<br />

Naturmystische Spekulationen sehen<br />

im Ei das verschlossene alchemistische<br />

Gefäß und zugleich die prima materia,<br />

die zukünftige Entwicklung keimhaft<br />

in sich bergend. Im Ei ist die Weltseele<br />

eingeschlossen; aus dem eiförmigen<br />

Gefäß der Alchemisten – dem „Ei<br />

der Philosophen“ – soll sich der Adler<br />

als befreite Seele erheben oder auch der<br />

Stein der Weisen hervorgehen.<br />

Bildliche Darstellungen zeigen, wie<br />

der Alchemist den Stein der Weisen zu<br />

gewinnen sucht, indem er das Ei durch<br />

Hitze zerstört: „Die Philosophi aber<br />

zerdrümmern ihr Ey,…, dass es wachsen<br />

möge und neues Leben habe.“<br />

Das Ei gilt auch als Sinnbild der vier<br />

Elemente: die Schale ist die Erde, das<br />

weiße Häutchen die Luft, das Eiweiß<br />

das Wasser, das Eigelb das Feuer. Eine<br />

Pariser Miniatur des „Codex Ovide Moralisé“<br />

(Übersetzung von Ovids „Meta-<br />

morphosen“) zeigt einen Professor, der<br />

den Studenten die Elemente anhand eines<br />

Eies erklärt; hier ist die alles umhüllende<br />

Schale der Himmel und das<br />

Häutchen die Luft, das Eiweiß ist Symbol<br />

für das Wasser und das Eigelb für<br />

die Erde.<br />

Magischer Heilzauber findet sich in<br />

Ovids „Ars amatoria“: „Und es komme<br />

die Alte, die entsühne das Bett und<br />

Wohnraum, und trage vor sich mit zitternder<br />

Hand Schwefel und Eier.“ Es<br />

handelt sich hier um so genannte Lustral-Eier,<br />

die krankhafte körperliche<br />

oder seelische Stoffe an sich ziehen und<br />

danach weggeworfen werden.<br />

Das „Grabei“<br />

Dass den Toten Eier in das<br />

Grab mitgegeben wurden,<br />

reicht wohl schon in die<br />

Vorzeit zurück. Eier als<br />

Grabbeigaben sind bezeugt<br />

zum Beispiel in Telos, Eleusis,<br />

Korinth und in etruskischen Gräbern.<br />

Schon früh finden sich neben echten<br />

Eiern auch künstliche Nachbildungen:<br />

aus Aragonit, Alabaster, Kalkstein,<br />

Marmor und Ton, etwa in ägyptischen,<br />

griechischen, gallo-römischen und<br />

christlichen Gräbern.<br />

Das „Pessachei“<br />

Zentrales Ereignis des Passafestes<br />

(„Pessach“) ist der Sederabend, der aus<br />

verschiedenen, an besondere Ereignisse<br />

und Erlebnisse der jüdischen Vergangenheit<br />

erinnernden Bräuche und Riten<br />

besteht. In der Mitte des Tisches steht<br />

die Sederschüssel. In deren oberem<br />

rechten Teil liegt der Knochen mit etwas<br />

gebratenem Fleisch, der an das Passaopfer<br />

erinnert. Links oben liegt das<br />

hart gekochte Ei, das an das Opfer erinnert,<br />

das an jedem der drei „Wallfahrtsfeste“<br />

(Pessach: Auszug aus Ägypten;


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> (OSTER-)EI 265<br />

Shavuoth: Übergabe der Tora an Mose;<br />

Sukkoth: Laubhüttenfest in Erinnerung<br />

an die Zeit der Wüstenwanderung) dargebracht<br />

wird. Das Ei erfährt vielfältige<br />

Deutungen: Es wird als Symbol für die<br />

Zerstörung des Tempels von Jerusalem<br />

erklärt, denn das Ei ist Symbol der<br />

Trauer und traditionelle Speise der<br />

Trauernden. Für manche repräsentiert<br />

es das Sinnbild für Geburt und Leben,<br />

für andere die Härte des jüdischen Volkes,<br />

das so viel Schreckliches erduldet<br />

hat und daran nicht zerbrochen ist. Seine<br />

Zerbrechlichkeit vergegenwärtigt<br />

aber auch die Wandelbarkeit des<br />

menschlichen Geschicks.<br />

Das „Osterei“<br />

Das Ei ist das Symbol des christlichen<br />

Osterfestes schlechthin. Um das Ei haben<br />

sich im (mittel-)europäischen Raum<br />

Bräuche entwickelt, die letztlich<br />

Kirchenbrauch (Auferstehungssymbolik<br />

und Fastenvorschriften), Rechtsbrauch<br />

(Eierabgabe) sowie Schenkbräuche<br />

(Liebesgabe) zusammenfassen.<br />

Die frühchristliche Symbolsprache<br />

sieht im Ei die Auferstehung und die<br />

Hoffnung auf künftiges Leben verkörpert.<br />

Schon Melito, Bischof von Sardes<br />

(zweites Jahrhundert) spricht vom Ei in<br />

dieser Bedeutung („ovum spes“). Barocke<br />

Predigtsammlungen bieten eine<br />

wahre Fundgrube an Symbolbezügen;<br />

der Jesuit Georg Stengel (1585-1651)<br />

sieht im Ei das Symbol der Menschwerdung<br />

Christi, der Jungfrau Maria und<br />

Christi selbst, des Glaubens, der göttlichen<br />

Liebe, der Nächstenliebe, der<br />

Barmherzigkeit, der Geduld oder auch<br />

der Demut.<br />

Seit dem zwölften Jahrhundert ist<br />

die österliche Eiersegnung belegt. Sie<br />

bezieht sich auf den Brauch, an Hochfesten<br />

gesegnete Speisen zu sich zu nehmen,<br />

aber auch auf das offizielle Ende<br />

der Fastenzeit. Eier gehörten zu den<br />

während der vierzigtägigen vorösterlichen<br />

Bußzeit verbotenen Speisen und<br />

durften erst wieder am Osterfest verzehrt<br />

werden.<br />

Zu den religiösen Überlieferungen<br />

tritt die Eiergabe der Dorfgemeinschaft<br />

– französische Quellen des 12. Jahrhunderts<br />

erwähnen bereits Eierabgaben als<br />

österlichen Naturalzins – und das gegenseitige<br />

Beschenken mit Eiern. Das<br />

Ei, das noch verschlossenes Leben in<br />

sich birgt, erhält auch seine Funktion<br />

als Liebesgabe.<br />

Das Färben von Eiern setzt im 12.<br />

bzw. 13. Jahrhundert ein; die Eier weisen<br />

durch ihre rote Farbe auf den aufer-<br />

Foto: picture-alliance<br />

standenen Christus und das durch ihn<br />

vergossene Blut hin. Dekore durch Bemalen,<br />

Ätzen oder andere Techniken,<br />

wie es in osteuropäischen Ländern,<br />

aber auch in der sorbischen Lausitz und<br />

in der hessischen Schwalm üblich ist,<br />

werden erst in der Neuzeit populär.<br />

Zur profanen Brauchkultur gehören<br />

Verstecken und Suchen von Ostereiern,<br />

die Ostereierspiele sowie das Heischen<br />

um Eier. Dieser Brauch ist schon 1142<br />

für Rom bezeugt, wo während der Fas-<br />

Foto: picture-alliance<br />

Piero della Francesca „La Madonna e Santi con Federico da Montefeltro orante“, um<br />

1470 (Biblioteca di Brera). Das von der Decke herabhängende Ei mag die Menschwerdung<br />

Christi oder auch die Unbefleckte Empfängnis Mariens symbolisieren.<br />

tenzeit Kinder vor den Kirchen und Privathäusern<br />

sangen und dafür mit Eiern<br />

belohnt wurden.<br />

Quellen:<br />

Alois Döring: Rheinische Bräuche durch das<br />

Jahr. 2. Auflage Köln 2007<br />

Israel M. Lau: Wie Juden leben. 6. Auflage Gütersloh<br />

2005<br />

Robert Wildhaber: Zum Symbolgehalt und zur<br />

Ikonographie des Eies, in: Deutsches Jahrbuch<br />

für Volkskunde 6 (1960) S. 77-84


266 FORSCHUNG <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Ergründet<br />

und entdeckt<br />

Reparatur von Gelenkknorpeln<br />

Auf überraschend einfachem<br />

Weg ist es Forschern<br />

von der Universität<br />

Maastricht im Tierversuch gelungen,<br />

Ersatz für geschädigtes<br />

Knorpelgewebe im eigenen<br />

Körper nachwachsen zu lassen.<br />

Sie spritzten dazu lediglich<br />

etwas Agarose-Gel unter<br />

die Knochenhaut am Schienbein<br />

der Tiere. Ohne weiteres<br />

Zutun wuchs in diesem „Bioreaktor“<br />

innerhalb weniger<br />

Deutschlands Konzertund<br />

Opernhäusern<br />

droht schon in naher Zukunft<br />

ein dramatischer Niedergang.<br />

Zu diesem Schluss<br />

kommt der Kulturwissenschaftler<br />

Martin Tröndle von<br />

der Zeppelin Universität<br />

Friedrichshafen. Demnach<br />

wird das Klassik-Publikum in<br />

den nächsten 30 Jahren um<br />

mehr als ein Drittel zurückgehen.<br />

Das Durchschnittsalter<br />

des Klassik-Publikums<br />

ist dem Wissenschaftler zufolge<br />

fast drei Mal so schnell<br />

gestiegen wie das der Gesamtbevölkerung.<br />

Das eigentliche<br />

Problem der Konzert-<br />

und Opernhäuser sei<br />

deshalb der mangelnde<br />

Nachwuchs in jüngeren Altersgruppen;<br />

solchen vor allem,<br />

die eine völlig andere<br />

musikalische Sozialisation<br />

erlebt hätten. Derzeit profitiere<br />

der Kunstmusikbetrieb<br />

noch von der Umkehrung der<br />

Alterspyramide. Das werde<br />

sich aber dramatisch ändern,<br />

wenn die nach 1960 Gebore-<br />

Wochen Knorpel heran, der<br />

dann entnommen und zur Reparatur<br />

von geschädigtem Gelenkknorpel<br />

eingesetzt werden<br />

konnte. Verletzungen und Verschleiß<br />

von Gelenkknorpel gehören<br />

zu den häufigsten orthopädischen<br />

Erkrankungen.<br />

Eine sog. Arthrose tritt vor allem<br />

im Knie- und Hüftgelenk<br />

auf, aber auch Schulter, Ellbogen<br />

und andere Gelenke können<br />

betroffen sein. Bislang ist<br />

Leere Konzert- und Opernhäuser?<br />

Foto: picture-alliance (Kölner Philharmonie)<br />

nen vermehrt zum Zielpublikum<br />

würden. Der Wissenschaftler<br />

kritisiert, dass nur<br />

ca. ein Prozent der öffentlichen<br />

Kulturförderung für die<br />

Entwicklung von neuen Angebotsformen<br />

ausgegeben<br />

wird. Der klassische Konzertbetrieb<br />

habe sich in den letzten<br />

hundert Jahren kaum den<br />

veränderten Rezeptionsbe-<br />

unbekannt, auf welche Weise<br />

das Agarose-Gel die Knorpelbildung<br />

anregt. Die Wissenschaftler<br />

vermuten, dass es für<br />

einen Sauerstoffmangel in<br />

dem Bioreaktor sorgt, der die<br />

Knorpelbildung begünstige.<br />

Außerdem scheine die Umgebung<br />

direkt unter der Knochenhaut<br />

auf die Bildung des<br />

Knorpels Einfluss zu nehmen<br />

(dpa, 15.2.2010; DOI:10.<br />

1073/pnas. 090777 4107).<br />

dingungen angepasst, kritisiert<br />

der Wissenschaftler. Er<br />

plädiert dafür, „die Kunstform<br />

Konzert als ästhetischsoziale<br />

Präsentationsform<br />

zeitgemäß weiterzuentwickeln,<br />

um der Musealisierung<br />

des Konzerts und der steten<br />

Veralterung des Publikums<br />

entgegenzuwirken“ (Zeppelin<br />

University, 2.3.2010).<br />

Bakterieller<br />

Fingerabdruck<br />

Künftig könnten auch<br />

hinterlassene Hautbakterien<br />

zum Täter führen: Dieser<br />

bakterielle Fingerabdruck<br />

kann dort ansetzen, wo keine<br />

genetischen Fingerabdrücke<br />

gefunden werden. Zu diesem<br />

Schluss kommen Wissenschaftler<br />

der University of<br />

Colorado. Sie nahmen Bakterienproben<br />

von neun privaten<br />

Rechnertastaturen und<br />

-mäusen, ebenso von den<br />

Handflächen ihrer Besitzer.<br />

Daraus extrahierten sie das<br />

Erbgut der Bakterien. Für die<br />

Studie entnahmen sie noch<br />

das Erbgut aus Kulturen öffentlicherComputeroberflächen<br />

und nutzten die Daten<br />

von 270 weiteren verschiedenen<br />

Handproben. In allen<br />

neun Fällen konnten die Forscher<br />

den individuellen Bakterienmix<br />

zum jeweiligen Besitzer<br />

zuordnen. Bei gewöhnlicher<br />

Raumtemperatur blieben<br />

die Hauptbakterien den<br />

Wissenschaftlern zufolge bis<br />

zu zwei Wochen unverändert<br />

an Gegenständen haften.<br />

Deshalb eigne sich die Methode<br />

zur gerichtsmedizinischen<br />

Identifikation. Sind<br />

keine Spuren von Speichel,<br />

Blut, Gewebe für eine DNA-<br />

Analyse zu finden, kann der<br />

bakterielle Fingerabdruck<br />

zum Täter führen. Weitere<br />

Untersuchungen zur Genauigkeit<br />

des Verfahrens seien jedoch<br />

nötig (dpa, 22.3.2010;<br />

DOI: 10.1073/ pnas.10001<br />

62107).


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> FORSCHUNG 267<br />

Body-Mass-Index untauglich<br />

Der Body-Mass-Index<br />

spielt keine Rolle für<br />

das Schlaganfall-, Herzinfarkt-<br />

oder Todesrisiko eines<br />

Menschen. Zu diesem<br />

Schluss kommen Mediziner<br />

der Universität München in<br />

einer aktuellen Studie. Demnach<br />

ist nicht die Menge, sondern<br />

die Verteilung des Körperfetts<br />

für Herzkrankheiten<br />

und andere Leiden entscheidend.<br />

Der Speck um den<br />

Bauch kann schädliche Fettsäuren<br />

abgeben und diverse<br />

Botenstoffe in den Körper abgeben,<br />

die Entzündungen fördern.<br />

Das passiert auch und<br />

gerade in den Gefäßen, was<br />

Migräne-Stopper<br />

Mit magnetischen Impulsen<br />

haben US-<br />

Forscher die Schmerzen von<br />

Migräne-Patienten lindern<br />

können. Die Impulse wurden<br />

von handlichen Geräten abgegeben,<br />

mit denen sich die Patienten<br />

selbst behandeln können.<br />

Nebenwirkungen traten<br />

bei der Studie mit insgesamt<br />

267 Teilnehmern nicht auf, berichteten<br />

die Forscher. Bei 39<br />

Prozent der Probanden verschwanden<br />

die Schmerzen.<br />

Die sog. Transkranielle Magnetstimulation<br />

(TMS) ist<br />

schon länger als möglicher<br />

„Adhäsions-Kran“<br />

Nach dem Vorbild klebriger<br />

Käferfüße haben<br />

Forscher von der Cornell University<br />

in Ithaca einen Miniatur-Kran<br />

konstruiert, der seine<br />

Lasten nur mit der Kraft eines<br />

dünnen Flüssigkeitsfilms hebt.<br />

Das Gerät trage bereits ein<br />

Vielfaches des eigenen Gewichts.<br />

Wer die Experimente<br />

im Prinzip nachvollziehen<br />

möchte, kann einfach ein<br />

feuchtes Blatt Papier an eine<br />

Fensterscheibe kleben. Das<br />

Blatt wird dort ohne weiteres<br />

halten, auch wenn die Scheibe<br />

kopfüber gehalten wird. Ursa-<br />

die Ateriosklerose vorantreibt.<br />

Hüft-, Oberschenkelund<br />

Gesäßfett hingegen hätten<br />

nach jüngsten Erkenntnissen<br />

nichts mit dem Risiko<br />

für Herz-Kreislauferkrankungen<br />

zu tun und wirken mitunter<br />

schützend, wie manche<br />

Untersuchungen zeigten. Die<br />

Wissenschaftler empfehlen<br />

daher eine neue Messgröße,<br />

und zwar den Wert WtHR<br />

(aus dem Englischen für<br />

waist-to-height-ratio). Dieser<br />

ergibt sich, wenn man den<br />

Taillenumfang durch die Körpergröße<br />

teilt (Universität<br />

München, März 2010; DOI:<br />

10.1210/jc.2009-1584).<br />

Ansatz gegen Depression, Tinnitus<br />

und Parkinson im Einsatz.<br />

Die Therapie wurde bisher<br />

zwar nur an Patienten mit<br />

Aura erprobt, helfe aber möglicherweise<br />

bei Migräne ohne<br />

Aura. Unter dem Begriff Aura<br />

werden Symptome wie Prickeln<br />

in den Gliedern, Lichtflecken<br />

vor den Augen und<br />

Probleme beim Sprechen zusammengefasst.<br />

Etwa 20 bis<br />

30 Prozent der Migräne-Patienten<br />

leide darunter (dpa,<br />

8.3.2010, DOI 10.1016/S1474-<br />

4422(10)70054-5, DOI:10.10<br />

16/S1474-4422(10)70063-6).<br />

che sind die Adhäsionskräfte,<br />

die der feine Wasserfilm zwischen<br />

dem Glas und den Papierfasern<br />

ausbildet. Die Wissenschaftler<br />

nahmen sich dieses<br />

Prinzip zum Vorbild und<br />

konstruierten unter anderem<br />

mit herkömmlicher Technik<br />

aus der Halbleiter-Industrie<br />

eine rund zwei mal zwei Zentimeter<br />

große Platte mit zahlreichen<br />

mikroskopisch feinen<br />

Löchern darin. Sie wird waagerecht<br />

in eine Halterung gespannt.<br />

Über ein Reservoir<br />

kann eine Miniatur-Pumpe<br />

Wasser in die Löcher pressen<br />

Foto: picture-alliance (Krallenfrosch)<br />

Chemisch kastriert<br />

Eines der am weitesten verbreiteten Unkrautvernichtungsmittel<br />

könnte für den dramatischen Rückgang der<br />

Froschpopulationen weltweit mitverantwortlich sein: In Experimenten<br />

von Forschern der University of California hat das<br />

Spritzmittel Atrazin männliche Krallenfrösche chemisch kastriert.<br />

Zum Teil verwandelte es die Männchen sogar komplett<br />

in Weibchen. Obwohl diese Männchen genetisch männlich<br />

waren, paarten sich diese „Schein-Weibchen“ mit anderen<br />

Männchen und produzierten lebensfähige Eier. Der Nachwuchs<br />

dieser Tiere war naturgemäß komplett männlich. Auch<br />

beim Menschen beeinträchtige die Chemikalie einer Studie<br />

zufolge die Spermiendichte und -qualität und schränke die<br />

Fruchtbarkeit ein. In Deutschland ist Atrazin seit 1991 verboten,<br />

auch auf EU-Ebene gibt es ein Anwendungsverbot. Rückstände<br />

der Chemikalie fänden sich aber auch heutzutage noch<br />

in den Gewässern. In den USA ist die Anwendung des Unkrautvernichtungsmittels<br />

weiterhin erlaubt (dpa, 8.3.2010;<br />

DOI: 10.1073/pnas. 0909519107).<br />

– und zwar gerade so viel,<br />

dass unter jedem Loch ein<br />

winziger, halbrunder Tropfen<br />

hängt. Auf Wunsch zieht die<br />

Pumpe das Wasser wieder zurück,<br />

dann ist nur noch eine<br />

löchrige Platte zu sehen. Um<br />

eine Last zu heben, wird diese<br />

vorsichtig unterhalb der Platte<br />

in Position gebracht. Dann<br />

wird die Pumpe aktiv, das<br />

Wasser wölbt sich nach unten<br />

und benetzt die Last, die haften<br />

bleibt. Dazu, darauf weisen<br />

die Forscher besonders<br />

hin, muss keine zusätzliche<br />

Kraft aufgebracht werden, die<br />

Kapillarkräfte wirken allein.<br />

Bei einem Elektromagneten<br />

hingegen, der eine stählerne<br />

Last hochziehen soll, müsste<br />

die ganze Zeit über ein Strom<br />

fließen. Um das Gewicht wieder<br />

loszuwerden, zieht die<br />

Pumpe das Wasser in sein Reservoir<br />

oberhalb des löchrigen<br />

Chips zurück. Das Verfahren<br />

nennen die Wissenschaftler<br />

„switchable electronically<br />

controlled capillary adhesion<br />

device (SECAD)“ (dpa, 8.3.<br />

2010; DOI: 10.1073/pnas.091<br />

4720107).<br />

Vera Müller


268 BÜCHER <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Lesen und<br />

lesen lassen<br />

Bildungspolitisches<br />

Plädoyer<br />

Seit Josef Kraus 1987 Präsident des<br />

Deutschen <strong>Lehre</strong>rverbandes wurde,<br />

ist er als scharfzüngiger Kritiker von<br />

Fehlentwicklungen der Bildungspolitik<br />

bekannt geworden. Er bezeichnet sein<br />

neuestes Buch im Untertitel zu Recht<br />

als Streitschrift. Die Richtung seiner Argumentation<br />

wird durch die Überschrift<br />

des Einführungskapitels treffend charakterisiert:<br />

Gegen eine Bildungspolitik<br />

mit der Abrissbirne. Über sich selbst<br />

und seine Ziele schreibt Kraus gleich<br />

am Anfang: Der Verfasser hat kein Problem,<br />

sich als Konservativer zu bekennen.<br />

Bildungspolitisch konservativ zu<br />

sein heißt, am Bewährten festhalten,<br />

das Vorhandene behutsam weiterentwickeln<br />

und aus der Tradition des deutschen<br />

Bildungsidealismus heraus auf<br />

das Übernützliche in Erziehung und<br />

Bildung setzen. Und er betont, dass sich<br />

nicht das Bewährte vor dem Neuen,<br />

sondern das Neue vor dem Bewährten<br />

rechtfertigen muss. Für ihn hat Bildung<br />

einen zweifachen Auftrag: Sie hat Nützliches<br />

und Verwendbares zu vermitteln,<br />

und sie hat persönliche und kulturelle<br />

Identität zu fördern. Hart setzt er sich<br />

mit dem Begriff der Bildungsgerechtigkeit<br />

auseinander und sagt: Was hier<br />

aufgelegt wird, mutet wie eine Verschwörungstheorie<br />

an, wo behauptet<br />

wird, das gegliederte Schulsystem habe<br />

den Zweck, eine ständische Gesellschaft<br />

zu erhalten und unliebsame Konkurrenten<br />

aus schwächeren Schichten<br />

abzuschieben. Für ihn geht es in der Bildung<br />

nicht um Chancenverteilung, sondern<br />

um Chancennutzung, wobei die<br />

Motivation, die erforderliche Anstrengung<br />

auf sich zu nehmen, zum Teil eine<br />

Frage der Schichtzugehörigkeit sei. Er<br />

wettert gegen die missbräuchliche<br />

Gleichsetzung von Gerechtigkeit und<br />

Gleichheit und betont, dass nichts so<br />

ungerecht sei wie die Gleichbehandlung<br />

Ungleicher. Kraus sieht zwar den politischen<br />

Ursprung dieser Gleichsetzung in<br />

der linken Ecke, aber inzwischen habe<br />

sich auch die CDU bildungspolitisch<br />

immer mehr abgesetzt und mache eine<br />

Sozialdemokratisierung ohnegleichen<br />

mit. Ich habe in diesem Buch eine große<br />

Fülle an bildungspolitisch relevantem<br />

Material gefunden und meine, dass es<br />

nicht nur denjenigen zu empfehlen ist,<br />

die sich den Argumenten des Autors<br />

vorbehaltlos anschließen können, sondern<br />

allen, die in bildungspolitischen<br />

Fragen kompetent<br />

mitreden wollen.<br />

Josef Kraus: Ist die Bildung<br />

noch zu retten? Eine<br />

Streitschrift. Herbig-<br />

Verlag, München, 2009,<br />

223 Seiten, 16,95 €.<br />

Professor (em.) Dr. Siegfried Wendt,<br />

Hasso-Plattner-Institut Potsdam<br />

Medizingeschichte<br />

Die Medizin ist ein multidisziplinäres<br />

Unterfangen. Erkenntnisse z.B.<br />

der Chemie, Physik, Biologie, Mathematik<br />

oder Technik bedingen den medizinischen<br />

Fortschritt, den Andras Gedeon<br />

anhand von 99 bahnbrechenden Publikationen<br />

nachzeichnet: von Dürers ersten<br />

Versuchen im frühen 16. Jahrhundert,<br />

die Mathematik zur Beschreibung<br />

der Proportionen des menschlichen Körpers<br />

heranzuziehen, bis zur Entwicklung<br />

des transaxialen Positronen-Emissions-<br />

Tomographen durch Michael Phelps im<br />

späten 20. Jahrhundert. Neben einer biographischen<br />

Skizze wird jeweils der Inhalt<br />

der wegweisenden Publikation wiedergegeben<br />

und der Einfluss der Entdeckung<br />

auf spätere Entwicklungen in der<br />

Medizin aufgezeigt. Zahlreiche Fotos<br />

von Originaldokumenten, medizinischen<br />

Geräten und Abbildungen illustrieren<br />

auf beeindruckende Weise die fortschreitenden<br />

Leistungen in der Medizin.<br />

Andras Gedeon: Fortschritte<br />

der Medizin<br />

durch Wissenschaft und<br />

Technik. 99 wegweisende<br />

Veröffentlichungen<br />

aus fünf Jahrhunderten,<br />

Spektrum Akademischer<br />

Verlag, Heidelberg 2010,<br />

551 Seiten, 59,95 €.<br />

Ina Lohaus<br />

BÜCHER ÜBER<br />

WISSENSCHAFT<br />

Detlef Bluhm: Von Autoren,<br />

Büchern und Piraten<br />

Kleine Geschichte der Buchkultur.<br />

Artemis und Winkler Verlag, Düsseldorf<br />

2009, 268 Seiten, 18,- €.<br />

Hans-Jörg Bullinger (Hg.):<br />

Technology Guide<br />

Principles, Applications, Trends.<br />

Springer Verlag, Berlin 2009,<br />

600 Seiten, 79,95 €.<br />

Gordon Cheers (Hg.): Scientifica<br />

Meilensteine aus der Welt der<br />

Wissenschaft. Mathematik, Physik,<br />

Astronomie, Biologie, Chemie,<br />

Geologie, Medizin. Verlag<br />

Ullmann/Tandem, Potsdam 2009,<br />

512 Seiten, 25,- €.<br />

Deutsches Institut für Interne Revision<br />

e. V. Arbeitskreis „Interne<br />

Revision im Krankenhaus“ (Hg.):<br />

Drittmittel in der klinischen<br />

<strong>Forschung</strong><br />

Ein Prüfungsleitfaden – nicht nur<br />

für Krankenhäuser. Erich<br />

Schmidt Verlag, Berlin 2009,<br />

422 Seiten, 69,95 €.<br />

Noyan Dinçkal / Christof Dipper /<br />

Detlef Mares (Hg.): Selbstmobilisierung<br />

der Wissenschaft<br />

Technische Hochschulen im<br />

„Dritten Reich“. Wissenschaftliche<br />

Buchgesellschaft, Darmstadt<br />

2010, 300 Seiten, 49,90 €.<br />

Elisabeth Pernkopf u. Johannes<br />

Rauchenberger (Hg.): Wissenschaften<br />

– Machenschaften<br />

Gespräche zwischen <strong>Forschung</strong><br />

und Öffentlichkeit. Verlag Königshausen<br />

& Neumann, 136 Seiten,<br />

24,- €.<br />

Thomas Wieland: Neue Technik<br />

auf alten Pfaden?<br />

<strong>Forschung</strong>s- und Technologiepolitik<br />

in der Bonner Republik. Eine<br />

Studie zur Pfadabhängigkeit des<br />

technischen Fortschritts. Transcript<br />

Verlag, Bielefeld 2009,<br />

292 Seiten, 29,80 €.


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> LESERFORUM 269<br />

Zustimmung<br />

und Widerspruch<br />

Heft 1: Realität an deutschen<br />

Universitäten<br />

Zukunftsfeld<br />

Hans-Albrecht Koch<br />

bespricht das von Jürgen<br />

Kaube herausgegebene<br />

Bändchen „Die Illusion<br />

der Exzellenz“,<br />

das sich kritisch mit der<br />

Einführung des Bachelor-/Master-Systems<br />

auseinandersetzt<br />

(S. 40). Herr Koch führt dabei ohne direkt<br />

erkennbaren Bezug zum besprochenen<br />

Buch als Beispiel für die „banale<br />

Realität“ den Studiengang „Wasser“ an,<br />

der ohne Chemie auskomme. Da ein Bachelor-Studiengang<br />

„Wasser“ in Deutschland<br />

lediglich an der Universität Duisburg-Essen<br />

angeboten wird, bezieht sich<br />

diese Bemerkung wohl auf diesen Studiengang.<br />

Dieser Studiengang läuft seit<br />

mittlerweile acht Jahren in der Fakultät<br />

für Chemie als eigenständiger Zweig neben<br />

dem Studiengang Chemie. Er ist<br />

höchst erfolgreich mit 80 bis 110 Studienanfängern<br />

pro Jahr. Aufgrund des langen<br />

Bestehens können wir mittlerweile<br />

auch sagen, dass die Absolventen erfolgreich<br />

in Industrie oder Wissenschaft unterkommen.<br />

Wie in allen naturwissenschaftlichen<br />

Studiengängen beobachtet,<br />

streben dabei die meisten Absolventen<br />

einen weiterführenden Master-Abschluss<br />

im konsekutiven Studiengang<br />

oder anderen Masterprogrammen an,<br />

viele im Anschluss auch eine Promotion.<br />

Die Studieninhalte im Bachelor-Studiengang<br />

sind zu mehr als einem Drittel<br />

identisch mit denen des Chemie-Studiengangs<br />

– die Behauptung, der Studiengang<br />

komme ohne Chemie aus, ist also<br />

offensichtlich aus der Luft gegriffen.<br />

Auch die weiteren Studieninhalte mit<br />

Fokus auf Mikrobiologie, Biochemie,<br />

Wasserchemie und Analytik gehören in<br />

kleinerem Umfang zu vielen Chemie-<br />

Curricula. Der Unterschied zum klassischen<br />

Fachstudium ist, dass hier orientiert<br />

am System Wasser disziplinübergreifende<br />

naturwissenschaftliche Kenntnisse<br />

mit Schwerpunkt auf Chemie und<br />

Mikrobiologie vermittelt werden. Dass<br />

auf diese Weise relevante Kenntnisse in<br />

einem der thematisch wichtigsten Zukunftsfelder<br />

erfolgreich vermittelt werden<br />

können, zeigen die zahlreichen überaus<br />

positiven Rückmeldungen zu den vielen<br />

Studierenden, die von der Fakultät gefördert<br />

ihre Abschlussarbeiten im Ausland<br />

durchführen. Auch die Bewertung des<br />

Studiengangs durch die Absolventen und<br />

Absolventinnen selbst ist zum größten<br />

Teil sehr positiv. Zusammenfassend<br />

bleibt für die Kritiker einiger Auswüchse<br />

des Bachelor-/Master-Systems die Bitte,<br />

sich an Fakten zu halten. Andernfalls<br />

dürfen sie sich nicht wundern, wenn ihre<br />

berechtigte Kritik ebenfalls verhallt.<br />

Professor Dr. Torsten C. Schmidt, Universität<br />

Duisburg-Essen<br />

Heft 2: Postmoderne<br />

Wanderjahre<br />

Transaktionskosten<br />

Andreas Wimmel trifft<br />

den Nagel auf den<br />

Kopf, wenn er feststellt,<br />

dass man sich als moderner<br />

Post-Doc zwar<br />

wie ein VIP fühlt, aber<br />

nur ein Getriebener ist.<br />

Nun, ich bin auch so ein Getriebener<br />

gewesen und darf aus der Erfahrung<br />

von überdurchschnittlich vielen Berufungsvorträgen<br />

mitteilen, dass die Auszeichnung<br />

„btA“ („been to America“),<br />

auch wenn ich an einer Ivy League Uni<br />

war, bisher noch kein einziges Mal Eindruck<br />

bei den Kommissionen geschunden<br />

hat. Ganz im Gegenteil, man hat<br />

mich immer gefragt, warum ich in diesen<br />

Jahren nicht besser publiziert hätte<br />

(„Transaktionskosten“). Und die Rufe<br />

sind dann an Kollegen gegangen, die<br />

das einzig Richtige gemacht haben:<br />

Bleibe im Lande und ernähre Dich redlich!<br />

Oder anders ausgedrückt: Die Zugehörigkeit<br />

zu einer „Schule/Seilschaft<br />

/Stallgeruch“ hat meine Auslandserfahrung<br />

immer ausgestochen, ein Bruch im<br />

<strong>Forschung</strong>sgebiet (bei Post-Docs nicht<br />

ungewöhnlich) ist der publikationsmäßige<br />

Selbstmord. Wie soll man außerdem<br />

ordentlich forschen, wenn ein nicht unwesentlicher<br />

Teil der wachen Zeit für die<br />

Suche nach einer Anschlussstelle geopfert<br />

wird? Ganz zu schweigen von den<br />

privaten und finanziellen Kosten eines<br />

transkontinentalen Umzugs auf den jungen<br />

Akademikerhaushalt. Insgesamt war<br />

meine „btA“-Zeit (und noch andere Länder)<br />

zwar erfahrungsreich, hat sich aber<br />

schlicht nicht ausgezahlt.<br />

Professor (Apl.) Dr. rer. nat. Ulrich Hofmann,<br />

Universität Lübeck<br />

Heft 12: Wie lernt der<br />

Mensch<br />

Konditionierung<br />

Es ist erfreulich, dass ein<br />

ganzes Heft dem Thema<br />

Lernen und Bildung gewidmet<br />

ist. Befremdlich<br />

ist nur, dass mehrere<br />

Beiträge mit „Lernen“<br />

das psychologische<br />

Konditionierungskonzept in Verbindung<br />

bringen, das noch dazu als „naturwissenschaftlich<br />

anschlussfähig“ bezeichnet<br />

wird. „Naturwissenschaftlich“ ist es, insofern<br />

es das Lernen von Tier und Mensch<br />

auf ein Konzept von Naturkausalität reduziert.<br />

Schon 1947 hat Jean Piaget in<br />

seiner „Psychologie der Intelligenz“ dieses<br />

kausalistische Missverständnis von<br />

Lernen gründlich kritisiert und alternativ<br />

ein kognitives und semiotisches Lernkonzept<br />

entwickelt. Dieses ist sowohl naturwissenschaftlich<br />

anschlussfähig als<br />

auch gut vereinbar mit dem Bildungsbegriff,<br />

wobei Letzteres von den Modellen<br />

des klassischen und operanten Konditionierens<br />

nun wirklich nicht behauptet<br />

werden kann. Pawlows Tiermodell, der<br />

„gefesselte Hund“, bildet nicht einmal das<br />

Lernen der Tiere ab, wird aber von der<br />

Psychologie als Modell sogar für das<br />

menschliche Lernen verkündet. Gleiches<br />

gilt beim operanten Konditionieren für<br />

die Taube in der Skinner-Box. Diese<br />

pseudowissenschaftlichen Konzepte finden<br />

sich offenbar selbst bei Bildungstheoretikern<br />

wieder. Zu einem Desaster aber<br />

muss ihre Übertragung auf die Pädagogik<br />

führen. Wenn Erziehern und (Hochschul-)<strong>Lehre</strong>rn<br />

erst einmal beigebracht<br />

wurde, ihre Kinder, Schüler und schließlich<br />

auch ihre Studenten zu „konditionieren“,<br />

kann man soviel Bildung fordern<br />

wie man will, die Anlage dazu wird schon<br />

im Keim zerstört.<br />

Proessor. Dr. Dipl.-Psych. Gottfried Fischer,<br />

Universität Köln


270 RECHT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Entscheidungen<br />

Promotionsberatung<br />

Die Antragsteller hatten sich im Wege<br />

der sog. Normenkontrolle dagegen<br />

gewendet, dass nach der aktuellen<br />

Promotionsordnung der Juristischen Fakultät<br />

der Antragsgegnerin (Universität<br />

H.) die Annahme von Bewerbungen von<br />

Promotionen durch jedes promotionsberechtigte<br />

Mitglied des Fachbereichs bei<br />

Inanspruchnahme gewerblicher Promo-<br />

tionsvermittlung oder -beratung ausgeschlossen<br />

sei. Die Antragsteller, beide<br />

Rechtsanwälte, hatten jeweils mit einem<br />

„Institut für Wissenschaftsberatung“ in<br />

den Jahren 2000 und 2002 sog. Promotionsberatungsverträge<br />

abgeschlossen,<br />

nach dem das Institut verpflichtet war,<br />

für die Antragsteller ein geeignetes Promotionsthema<br />

und einen Professor als<br />

Betreuer zu finden.<br />

Der gefundene Betreuer, Professor<br />

an der Juristischen Fakultät der Antragsgegnerin,<br />

wurde gegen Geldzahlung<br />

für das Institut tätig. Die Dissertationen<br />

wurden weitgehend fertiggestellt.<br />

Einige Jahre nach Abschluss der Beratungsverträge<br />

wurden bei dem Betreuer<br />

Unregelmäßigkeiten offenbar. Der Betreuer<br />

wurde schlussendlich des Dienstes<br />

enthoben und wegen Bestechlichkeit<br />

in 68 Fällen zu einer Freiheitsstrafe<br />

von drei Jahren verurteilt. Der Geschäftsführer<br />

des „Instituts“ wurde wegen<br />

Bestechung mit einer dreieinhalbjährigen<br />

Freiheitsstrafe und einer Geldstrafe<br />

von 75 000 Euro belegt. Im November<br />

2004 genehmigte die Antragsgegnerin<br />

eine Promotionsordnung der<br />

Juristischen Fakultät, in der erstmals geregelt<br />

wurde, dass eine Annahme von<br />

Foto: mauritius-images<br />

Bewerbern zur Promotion durch die<br />

promotionsberechtigten Mitglieder der<br />

Fakultät bei Inanspruchnahme gewerblicher<br />

Promotionsvermittlung oder -beratung<br />

ausscheide. Hierzu wurde nach<br />

Maßgabe der Promotionsordnung auch<br />

eine Erklärung der Bewerber gefordert.<br />

Eine Übergangsvorschrift enthielt die<br />

Promotionsordnung von 2004 nicht. Da<br />

die Antragsteller die in der Promotionsordnung<br />

geforderte Erklärung nicht abgeben<br />

konnten, stellten sie den Normenkontrollantrag,<br />

den sie speziell damit<br />

begründeten, die Doktorarbeit selbständig<br />

angefertigt zu haben. Die Neuregelung<br />

der Promotionsordnung sei<br />

nichtig.<br />

Das Oberverwaltungsgericht indes<br />

urteilte, die zulässige Normenkontrolle<br />

sei unbegründet. Die streitgegenständliche<br />

Vorschrift sei mit höherrangigem<br />

Recht vereinbar. Das Promotionsrecht<br />

sei die durch Landesgesetz einer Hochschule<br />

erteilte Befugnis, den Doktorgrad<br />

zu verleihen. Die Verleihung akademischer<br />

Grade, mithin auch das Promotionsverfahren<br />

nebst Erlass von Promotionsordnungen,<br />

gehörten zum Kernbereich<br />

wissenschaftlicher Betätigung. Die<br />

Universitäten seien grundsätzlich berechtigt,<br />

eigenständig und ohne staatliche<br />

Einwirkung die Promotionsvoraussetzungen<br />

allgemein festzulegen und<br />

hierbei die Inhalte ihrer Promotionsordnungen<br />

eigenverantwortlich zu gestalten<br />

sowie bei der Durchführung des Promotionsverfahrens<br />

über die individuelle<br />

Promotionsleistung zu entscheiden.<br />

Freilich sei die so begründete Regelungsbefugnis<br />

der Universitäten im Bereich<br />

des Promotionsrechts nicht<br />

schrankenlos gewährleistet. In dem<br />

Spannungsverhältnis zwischen der Wissenschaftsfreiheit<br />

der Hochschulen und<br />

etwaigen kollidierenden, gleichfalls verfassungsrechtlich<br />

geschützten Rechten<br />

der Promotionswilligen, käme der ersteren<br />

nicht schlechthin Vorrang zu, vielmehr<br />

müssten beide nach Maßgabe der<br />

praktischen Konkordanz in ein ausgewogenes<br />

Verhältnis zueinander gebracht<br />

werden. Der Ausschluss derjenigen<br />

Promotionswilligen, die sich gegen<br />

Entgelt eines gewerblichen Promotionsvermittlers<br />

bedienten, sei jedoch verfas-<br />

sungsgemäß. Weder aus Art. 12 Abs. 1<br />

noch aus Art. 5 Abs. 3 Satz 1 Grundgesetz<br />

ergebe sich ein zwingender und uneingeschränkter<br />

Anspruch auf Zulassung<br />

zum Promotionsverfahren. Ggf.<br />

stelle die streitgegenständliche Vorschrift<br />

eine sog. Berufsausübungsregelung<br />

dar. Allerdings sei der Adressatenkreis<br />

für seine Berufswahl und -ausübung<br />

nicht auf die Erlangung eines<br />

Doktorgrades angewiesen. Die streitbefangene<br />

Regelung wolle hingegen die<br />

Qualität der Promotion sicherstellen<br />

und jedem Anschein von Käuflichkeit<br />

und unlauteren Methoden von vornherein<br />

begegnen. Auch wenn ausweislich<br />

der schriftlichen Promotionsberatungsverträge<br />

die „entscheidende wissenschaftliche<br />

Leistung … in der Verantwortung<br />

des betreuten Promotionswilligen<br />

verbleiben“ solle, sei eine derartige<br />

Vertragsgestaltung in hohem Maße dem<br />

Verdacht der Unredlichkeit ausgesetzt.<br />

Hierfür spreche bereits das krasse und<br />

auffällige Missverhältnis von Leistung<br />

und Gegenleistung (45 000 DM resp.<br />

21 000 Euro). Um den Unwägbarkeiten<br />

des Nachweises strafbarer Tätigkeit zu<br />

begegnen, sei es vom Gestaltungsermessen<br />

der Antragsgegnerin gedeckt, bereits<br />

die gewerbliche Vermittlung eines<br />

Doktorvaters und eines Dissertationsthemas<br />

gegen Entgelt zu sanktionieren.<br />

Auch hielt das OVG eine sog. Übergangsregelung<br />

nicht für nötig. Schutzwürdiges<br />

Vertrauen habe nicht bestanden.<br />

Bereits 1994 habe der Deutsche<br />

Hochschulverband empfohlen, Doktoranden<br />

eine Erklärung abzuverlangen,<br />

dass sie nicht die Hilfe eines Promotionsberaters<br />

in Anspruch genommen<br />

hätten. Schon allein deshalb sei ein etwaiges<br />

Vertrauen der Promotionswilligen<br />

darauf, die Antragsgegnerin werde<br />

die aufgezeigten Missstände weiterhin<br />

tatenlos hinnehmen, nicht schutzwürdig<br />

gewesen.<br />

Niedersächsisches Oberverwaltungsgericht,<br />

Urteil vom 2. Dez. 2009, Az.: 2 KN 906/06<br />

LESERSERVICE<br />

Hubert Detmer<br />

Die Entscheidungen der Rubrik<br />

„Recht“ können in vollem Wortlaut<br />

bestellt werden bei:<br />

<strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong>, Rheinallee 18<br />

53173 Bonn, Fax: 0228/9026680,<br />

E-Mail: infoservice@forschungund-lehre.de


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> STEUERRECHT 271<br />

Steuerrecht<br />

aktuell<br />

Steuergeheimnis<br />

Die Strafverfolgungsbehörde ist verpflichtet,<br />

in Strafverfahren – einschließlich<br />

Steuerstrafverfahren – gegen<br />

Beamte zur Sicherstellung der erforderlichen<br />

dienstrechtlichen Maßnahmen<br />

im Falle der Erhebung der öffentlichen<br />

Klage die Anklageschrift, den Antrag<br />

auf Erlass eines Strafbefehls und die einen<br />

Rechtszug abschließende Entscheidung<br />

mit Begründung der für die<br />

Durchführung dienstrechtlicher Maßnahmen<br />

zuständigen Stelle zu übermitteln,<br />

auch soweit sie Daten enthalten,<br />

die dem Steuergeheimnis unterliegen.<br />

In Verfahren wegen fahrlässig begangener<br />

Straftaten besteht die Übermittlungspflicht<br />

nur bei schweren Verstößen<br />

(z.B. Trunkenheit im Straßenverkehr)<br />

oder in sonstigen Fällen, wenn die<br />

Kenntnis der Daten aufgrund der Umstände<br />

des Einzelfalls erforderlich ist.<br />

Dies gilt auch bei Entscheidungen über<br />

Verfahrenseinstellungen, wobei aber zu<br />

berücksichtigen ist, wie gesichert die zu<br />

übermittelnden Erkenntnisse sind.<br />

Von den Strafverfolgungsbehörden<br />

ist keine vorweggenommene Prüfung<br />

der gebotenen disziplinarrechtlichen<br />

Behandlung des Falles gefordert, sondern<br />

nur die Abwägung, ob die Daten<br />

für eine solche disziplinarrechtliche<br />

Prüfung von Belang sein können und<br />

deshalb für den Dienstherrn des Beamten<br />

von Interesse sind. Ansonsten können<br />

Mitteilungen noch gemacht werden,<br />

wenn ein zwingendes öffentliches<br />

Interesse an der Übermittlung (im Sinne<br />

des § 30 Absatz 4 Nr. 5 AO) besteht.<br />

Das ist der Fall, wenn die mitteilende<br />

Stelle zur Überzeugung gelangt ist, der<br />

Sachverhalt sei geeignet, eine im Disziplinarverfahren<br />

zu verhängende Maßnahme<br />

von Gewicht (d.h. eine Zurückstufung<br />

oder die Entfernung aus dem<br />

Dienst) zu tragen.<br />

Werden außerhalb eines Strafverfahrens<br />

(z.B. im Besteuerungsverfahren<br />

nach § 30 Absatz 4 Nr. 1 AO) Verfehlungen<br />

eines Beamten festgestellt, die<br />

dieser im Zusammenhang mit seiner<br />

dienstlichen Tätigkeit begangen hat<br />

(z.B. Straftaten im Amt), ist die Zulässigkeit<br />

einer Mitteilung zu prüfen.<br />

Bundesfinanzministerium, Schreiben vom<br />

12.3.2010 – IV A 3 – S 0130/08/10006<br />

Haushaltsnahe<br />

Dienstleistungen<br />

Das Bundesfinanzministerium hat<br />

mit Datum vom 15.2.2010 ein An-<br />

Foto: mauritius-images<br />

wendungsschreiben zu haushaltsnahen<br />

Beschäftigungsverhältnissen, geringfügigen<br />

Beschäftigungen und haushaltsnahen<br />

Dienstleistungen im Sinne des<br />

§ 35 a EStG herausgegeben. Es dient<br />

der Klarstellung der Steuerermäßigung<br />

für die Inanspruchnahme von Handwerksleistungen<br />

für Renovierungs-, Erhaltungs-<br />

und Modernisierungsmaßnahmen<br />

(zum 1.1.2009) auf 20 Prozent<br />

von 6 000,- Euro (also 1 200,- Euro).<br />

Anhand von konkreten Beispielen werden<br />

begünstigte und nicht begünstigte<br />

Maßnahmen dargestellt. Das Schreiben<br />

ist unter www.bundesfinanzministerium.de<br />

zu finden.<br />

Bundesfinanzministerium, Schreiben vom<br />

15.2.2010 – IV C 4 –S 2296-b/07/0003<br />

Kinderförderung<br />

Das Bundeszentralamt für Steuern<br />

hat eine Neufassung der Dienstanweisung<br />

zur Durchführung des Familienlastenausgleichs<br />

erlassen. Hier werden<br />

die rechtlichen Änderungen beschrieben<br />

sowie die aktuelle Rechtsprechung<br />

des Bundesfinanzhofes zum Kindergeld<br />

und die Neuregelungen im Einkommensteuergesetz.<br />

Zur Ermittlung<br />

der Bezüge für Einkommensgrenzen bei<br />

volljährigen Kindern wird der Arbeitnehmerpauschbetrag<br />

von bis zu 920,00<br />

Euro ebenso abgezogen wie die Kostenpauschale<br />

von 180,00 Euro. Ab 2010<br />

liegt die schädliche Einkommensgrenze<br />

bei 8 004,00 Euro. Im Rahmen der Einkommensteuererklärung<br />

für 2009 kann<br />

man sich auf diese Bedingungen beziehen.<br />

Bundeszentralamt für Steuern, Schreiben<br />

vom 30.9.2009 – St II 2 – S 2280-170/09<br />

Steuerabgabetermin<br />

Die Einkommensteuererklärung für<br />

2009 sollte bis zum 31.5.2010<br />

beim Wohnsitzfinanzamt eingereicht<br />

werden. Dieser Abgabetermin verlängert<br />

sich bis zum 31.12.2010, wenn die<br />

Erklärung von einem Steuerberater<br />

oder Lohnsteuerhilfeverein erstellt<br />

wird. Auch ohne Steuerberater kann<br />

der Termin auf Antrag des Steuerpflichtigen<br />

verlängert werden, z. B. mit dem<br />

Hinweis auf fehlende Belege. Hier wird<br />

das Finanzamt in gewissen Fällen eine<br />

kürzere Frist festlegen, ansonsten kann<br />

Aufschub bis zum 31.12.2010 gewährt<br />

werden.<br />

Birgit Ufermann


272 KARRIERE-PRAXIS <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Keine<br />

Feuerwehr<br />

mehr spielen<br />

Das „ideale Büro“ besticht<br />

durch Übersichtlichkeit<br />

| SIGLINDE S ONNENHOLZER | Klare<br />

Arbeitsabläufe, ordentliche Ablagesysteme und nicht zuletzt<br />

die Möglichkeit, dass alle Mitarbeiter den Zugriff auf<br />

aktuelle Daten haben, das ist für viele Büros in Universitäten<br />

eher illusorisch. Es lässt sich nicht immer verwirklichen,<br />

was man heute von moderner Büroorganisation erwartet.<br />

Was kann man dagegen tun?<br />

In vielen Universitätsbüros<br />

ist es nicht immer Standard,<br />

dass alle Arbeitsplätze<br />

miteinander vernetzt sind,<br />

das heißt, jeder Mitarbeiter<br />

arbeitet nur auf seiner Festplatte.<br />

Schon aus diesem<br />

Grund ist es für manchen Assistenten<br />

nicht so leicht, reibungslos<br />

alle Unterlagen zusammenzustellen,<br />

die der<br />

Professor benötigt. Der erste<br />

Schritt für ein gut funktionierendes<br />

Büro sollte daher sein,<br />

beim Administrator ein gemeinsames<br />

Laufwerk zu beantragen.<br />

Parallel dazu sollte<br />

das Team – gegebenenfalls<br />

mit externer Hilfe – ein gemeinsames<br />

Ablagesystem erarbeiten.<br />

Ebenso wichtig wie eine<br />

gut funktionierende elektronische<br />

Zusammenarbeit soll-<br />

te auch ein angenehm eingerichteter<br />

Arbeitsplatz sein.<br />

Wir verbringen so viel Lebenszeit<br />

in unseren Büros, da<br />

ist es wichtig, sich auch wohl<br />

zu fühlen. Auch kleine Büros<br />

benötigen einen großen, freien<br />

Arbeitsplatz. Was nicht<br />

bearbeitet wird, hat nichts<br />

auf dem Schreibtisch zu suchen.<br />

Hier sollte für vernünftige<br />

Regeln gesorgt werden,<br />

wo die Unterlagen abgelegt<br />

werden. Eine große Hilfe<br />

sind hierbei Rollmöbel, die<br />

nicht viel Platz brauchen und<br />

mobil dahin „mitgenommen“<br />

werden können, wo die Arbeit<br />

wartet. Aus dem Büro<br />

sollte kein Archiv gemacht,<br />

sondern die Möglichkeit genutzt<br />

werden, nicht mehr benötigte<br />

Akten z.B. in der Bibliothek<br />

unterzubringen.<br />

AUTORIN<br />

Siglinde Sonnenholzer ist Organisationsexpertin und bietet<br />

dazu in München professionelle Hilfe bei allen Fragen<br />

und Problemen an (www.buero-sonne.de).<br />

Arbeitsprozesse<br />

optimieren<br />

Wenn die Äußerlichkeiten<br />

zufriedenstellend geklärt<br />

sind, erkennt man meist, dass<br />

manche Arbeit unnötig, doppelt<br />

oder nicht effektiv verrichtet<br />

wird. An jedem Arbeitsplatz<br />

gibt es ein großes<br />

Potential, um Arbeitsabläufe<br />

(Arbeitsprozesse) zu optimieren.<br />

Durch diese Prozessoptimierung<br />

der Arbeitsabläufe<br />

steigert man die Effizienz<br />

und man kann Geld, Zeit<br />

und Nerven sparen.<br />

Der erste Schritt zur Optimierung<br />

und der daraus resultierendenEffizienzsteigerung<br />

besteht in der Analyse<br />

der Arbeitsabläufe. Alle routinemäßig<br />

ablaufenden Arbeitsprozesse<br />

sollten in regelmäßigen<br />

Abständen immer<br />

wieder unter die Lupe genommen<br />

werden. Wenn es<br />

gelingt, solche Routinetätigkeiten<br />

zu automatisieren<br />

oder zu standardisieren, wird<br />

man sofort eine spürbare Effizienzsteigerung<br />

erfahren. Es<br />

ist meist gar nicht notwendig,<br />

große Innovationen einzuführen<br />

und bewährte Abläufe<br />

umzukrempeln. Häufig steckt<br />

genügend Potential in kleinen,<br />

scheinbar wenig bedeutenden<br />

Maßnahmen.<br />

Zuerst geht es also darum,<br />

die Arbeitsabläufe am<br />

Arbeitsplatz genauer zu betrachten.<br />

Betrachtet werden<br />

sollten wegen des Multiplikationseffekts<br />

in erster Linie<br />

Arbeiten, die besonders häufig<br />

durchgeführt werden.<br />

Die konkrete praktische<br />

Umsetzung<br />

Ein Ablaufplan dient der<br />

Übersicht und Erfolgskontrolle<br />

sowie der regelmäßigen<br />

Spiegelung der durchgeführten<br />

Maßnahmen. An diesem<br />

Ablaufplan orientiert sich die<br />

konkrete Umsetzung der<br />

Maßnahmen. Hier geht es<br />

um die einzelnen Tätigkeiten,<br />

die Schritt für Schritt zu organisierten<br />

Büroabläufen<br />

hinführen. Gemeinsam mit<br />

den Mitarbeitern können die<br />

Aktionen angegangen wer-<br />

den. Es ist wichtig, sich auf<br />

die Fortschritte und die Motivation<br />

zu freuen, die daraus<br />

resultieren und ein nachhaltiges<br />

Ergebnis präsentieren.<br />

Eine effiziente Ordnung<br />

im Büro und am Arbeitsplatz<br />

hat – natürlich – mit der äußeren<br />

Gestaltung des Arbeitsumfeldes<br />

zu tun. Sie hat<br />

aber auch zu tun mit der eigenen<br />

Arbeitszufriedenheit,<br />

die sich mit den Veränderungen<br />

im Büro verbessert.<br />

Die Motivation ist einfach<br />

eine andere, wenn das Büro<br />

aufgeräumt ist, die Arbeitsvorgänge<br />

gut strukturiert sind und<br />

zügiges Arbeiten durch schnellen<br />

Zugriff auf relevante Unterlagen<br />

sichergestellt ist.<br />

Abgesehen davon, dass<br />

sich der Raum und das<br />

Raumgefühl verändern, resultieren<br />

aus einer guten<br />

Ordnung im Büro klare Kostenersparnisse.<br />

Konsequentes<br />

Delegieren<br />

Wenn die Arbeitsprozesse im<br />

Büro überprüft sind, sollte<br />

man sich mit der eigenen Zeit<br />

auseinandersetzen. Hat man<br />

die Zeitplanung im Griff oder<br />

hat die Zeit einen selbst im<br />

Griff? Läuft häufig die Zeit<br />

davon? Läuft man selbst der<br />

Zeit hinterher? Dann muss<br />

man sich dazu entschließen,<br />

mehr von der eigenen Arbeit<br />

abzugeben.<br />

Nur wenige Menschen besitzen<br />

das angeborene Talent,<br />

meisterhaft zu delegieren.<br />

Viele Führungskräfte tappen<br />

in die Delegationsfalle, weil<br />

sie ihren Mitarbeitern oft<br />

nicht zutrauen, dass sie es genauso<br />

gut machen wie sie<br />

selbst. Trotzdem ist das Delegieren<br />

der Königsweg für ein<br />

erfolgreiches Zeitmanagement.<br />

Damit schafft man sich<br />

Freiräume, um den Kopf aus<br />

der Alltagsmühle herauszustecken<br />

und den großen<br />

Überblick zu behalten. Nur so<br />

bekommt man die Gedanken<br />

frei, um mittel- und langfristige<br />

Strategien und Konzepte<br />

zu erarbeiten und konsequent<br />

mit dem Team umzusetzen.


Foto: mauritius-images<br />

4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> KARRIERE-PRAXIS 273<br />

Direktoren-Schreibtisch, Bauhaus, Dessau<br />

Folgende drei zweifelnden<br />

Fragen sollten daher aus<br />

dem Kopf verbannt werden,<br />

die am erfolgreichen Delegieren<br />

hindern:<br />

Kann ich es selbst nicht<br />

besser machen? Ja. Vielleicht<br />

schon. Aber Sie können eben<br />

nicht jede Aufgabe übernehmen.<br />

Das frustriert Sie, weil<br />

Sie völlig überlastet sind, und<br />

es frustriert Ihre Mitarbeiter,<br />

weil Sie ihnen nichts zutrauen.<br />

Deshalb: Tragen Sie Herausforderungen<br />

an Ihre Mitarbeiter<br />

heran. Trauen Sie ihnen<br />

etwas zu. Das fördert<br />

insgesamt die Kompetenz in<br />

Ihrem Team und macht es<br />

stärker.<br />

Was passiert, wenn der<br />

Mitarbeiter grobe Fehler<br />

macht? Dann stehen Sie als<br />

Führungskraft dafür gerade,<br />

ja. Aber nur, wenn Sie ein Risiko<br />

eingehen, können Sie<br />

auch gewinnen. Vorbeugen<br />

können Sie, indem Sie je<br />

nach Schwierigkeit der Aufgabe<br />

in zeitlich kurzen oder<br />

längeren Abständen Feedback-Termine<br />

zur Kontrolle<br />

festlegen.<br />

Lohnt sich das Delegieren<br />

wirklich? Ich selbst kann die<br />

Aufgabe viel schneller erledigen!<br />

Kurzfristig lohnt sich<br />

das Delegieren sicher nicht.<br />

Denn wenn Sie den Mitarbeiter<br />

einweisen, wird Sie das<br />

Zeit kosten. Mittel- und langfristig<br />

aber schon. Denn Sie<br />

haben eine Aufgabe komplett<br />

vom Hals.<br />

Wenn Sie delegieren: Beachten<br />

Sie die folgenden<br />

zehn Punkte, die Sie mit dem<br />

Mitarbeiter durchgehen, an<br />

den Sie die Aufgabe delegieren:<br />

1. Wie soll das optimale<br />

Endergebnis aussehen? Legen<br />

Sie einen Rahmen für ein<br />

annehmbares Ergebnis fest.<br />

Beispiel: Prüfen von Studentenunterlagen<br />

auf Vollständigkeit<br />

anhand einer Checkliste.<br />

2. Bis wann brauchen Sie<br />

es? Vereinbaren Sie einen<br />

verbindlichen Termin.<br />

3. Welche Qualifikationen<br />

braucht der Mitarbeiter<br />

für die Umsetzung? Legen<br />

Sie Rahmenbedingungen fest,<br />

die eingehalten werden müs-<br />

sen, z.B. Budget, Weitergabe<br />

von Informationen.<br />

4. Legen Sie – wenn nötig<br />

– Zwischenziele fest.<br />

5. Konzentrieren Sie sich<br />

nur auf das Ergebnis. Das<br />

heißt: Überlassen Sie dem<br />

Mitarbeiter den Weg und die<br />

Methode, wie er dieses Ergebnis<br />

erreichen will.<br />

6. Stellen Sie sicher, dass<br />

die Kommunikation stimmt.<br />

7. Übertragen Sie die entsprechenden<br />

Befugnisse und<br />

sorgen Sie dafür, dass Ihr<br />

Mitarbeiter über alle Ressourcen<br />

verfügt, die er<br />

braucht.<br />

8. Bauen Sie Feedback-<br />

Termine ein. Verfolgen Sie<br />

den Fortgang des Projekts bis<br />

zum Abschluss!<br />

9. Zusätzlich sollten Sie<br />

LITERATURTIPPS:<br />

sich von Ihren Mitarbeitern<br />

bei eingehenden Anrufen<br />

entlasten lassen. Teilen Sie<br />

ihnen also die Anrufer mit,<br />

– für die Sie nicht zu sprechen<br />

sind,<br />

– die zu einem bestimmten<br />

Zeitpunkt anrufen sollen,<br />

– die jederzeit durchgestellt<br />

werden sollen,<br />

– die an jemand anders verwiesen<br />

werden sollen.<br />

10. Abschließend klären<br />

Sie mit ihnen alle Unklarheiten,<br />

sie erinnern Sie an Termine<br />

und ergänzen in Absprache<br />

mit Ihnen Ihren Terminkalender.<br />

Arbeiten Sie darauf<br />

hin, dass Ihre Mitarbeiter so<br />

viel wie möglich selbständig<br />

erledigen. Je besser Sie aufeinander<br />

eingespielt sind, desto<br />

weniger wird auf Ihrem<br />

Schreibtisch liegen bleiben.<br />

Stellen Sie sich vor:<br />

Sie kommen morgens ins Büro<br />

und auf dem Schreibtisch<br />

ist genügend freier Platz, die<br />

notwendigen Unterlagen für<br />

Ihre Aufgaben liegen griffbereit.<br />

Die Stapel von unerledigten<br />

Aufgaben sind übersichtlich<br />

geordnet und erzeugen<br />

kein schlechtes Gewissen<br />

mehr.<br />

Die Zeit, die Sie sonst mit<br />

dem Suchen nach Unterlagen<br />

verbracht haben, können Sie<br />

jetzt in produktive Arbeit investieren.<br />

Sie haben nicht mehr das<br />

Gefühl, Feuerwehr zu spielen,<br />

sondern haben einen<br />

Überblick über die zu erledigenden<br />

Aufgaben.<br />

Nun steht kreativem Arbeiten<br />

in Ihrer Kernkompetenz<br />

nichts mehr im Wege.<br />

Lothar J. Seiwert, Das neue 1x1 des Zeitmanagement:<br />

Zeit im Griff, Ziele in Balance. Kompaktes<br />

Know-how für die Praxis , Gräfe und Unzer Verlag<br />

Dorothea Engel-Ortlieb, Perfekt im Office: Moderne<br />

Büroorganisation für Profis, Redline wirtschaftsverlag<br />

Gudrun Kammerer, Grundwissen Büroorganisation:<br />

Arbeitsprozesse und Arbeitsbereiche, Cornelsen<br />

Verlag Scriptor


274 KARRIERE <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Habilitationen<br />

und Berufungen<br />

Theologie<br />

Dr. theol. habil. Meik Gerhards,<br />

Universität Rostock,<br />

habilitierte sich in dem Fach<br />

Altes Testament.<br />

Dr. Stefan Heuser, Universität<br />

Erlangen-Nürnberg, habilitierte<br />

sich in dem Fach Systematische<br />

Theologie.<br />

Prof. Dr. Thomas Kuhn,<br />

Evangelische FachhochschuleRheinland-Westfalen-Lippe<br />

Bochum/Universität Basel/Schweiz,<br />

hat einen Ruf<br />

an die Universität Greifswald<br />

auf eine W3-Professur<br />

für Kirchengeschichte erhalten.<br />

Prof. Dr. Johann Anselm<br />

Steiger, Universität Hamburg,<br />

hat einen Ruf an die<br />

Universität Greifswald auf<br />

eine W3-Professur für Kirchengeschichte<br />

abgelehnt.<br />

Philosophie und<br />

Geschichte<br />

Apl.-Prof. Dr. Boris Dreyer,<br />

Universität Göttingen, hat<br />

einen Ruf an die Universität<br />

Erlangen-Nürnberg auf eine<br />

W2-Professur für Alte Geschichte<br />

angenommen.<br />

PD Dr. Dominik Geppert,<br />

Freie Universität Berlin, hat<br />

einen Ruf an die Universität<br />

Bonn auf eine W3-Professur<br />

für Neuere und Neueste Geschichte<br />

angenommen.<br />

PD Dr. phil. Frank Nikulka,<br />

Universität Münster, hat<br />

einen Ruf an die Universität<br />

Leipzig auf eine Professur für<br />

Ur- und Frühgeschichte und<br />

einen weiteren Ruf an die<br />

Universität Hamburg auf<br />

eine Professur für Vor- und<br />

Frühgeschichtliche Archäologie<br />

Europas erhalten.<br />

Prof. Dr. Markus Werning,<br />

Universität Düsseldorf, hat<br />

einen Ruf an die Ruhr-Universität<br />

Bochum auf eine<br />

W2-Professur für Philosophie<br />

der Sprache und Kognition<br />

angenommen.<br />

Gesellschaftswissenschaften<br />

Prof. Dr. Holger Arndt, Universität<br />

Erlangen-Nürnberg,<br />

Professur für Didaktik der<br />

Arbeitslehre, Wirtschaft und<br />

Recht, hat einen Ruf an die<br />

Pädagogische Hochschule<br />

Schwäbisch-Gmünd auf eine<br />

W3-Professur abgelehnt.<br />

Dr. Christina Bermeitinger,<br />

Universität des Saarlandes,<br />

hat einen Ruf an die Universität<br />

Koblenz-Landau auf eine<br />

W1-Professur für Allgemeine<br />

Psychologie (Schwerpunkt<br />

Motivation/Emotion)<br />

abgelehnt und einen Ruf an<br />

die Universität Hildesheim<br />

auf eine W1-Professur für<br />

Allgemeine Psychologie (mit<br />

den Schwerpunkten Motivation<br />

und Emotion) angenommen.<br />

Dr. Tanja Betz, Deutsches<br />

Jugendinstitut München, hat<br />

einen Ruf an die Universität<br />

Frankfurt am Main auf eine<br />

Junior-Professur für Professionalisierung<br />

im Elementarund<br />

Primarbereich angenommen.<br />

PD Dr. Peter Bublak, Universität<br />

Jena, hat sich im<br />

Fach Psychologie an der<br />

Universität des Saarlandes<br />

habilitiert, und es wurde ihm<br />

die Lehrbefugnis für das<br />

Fach Psychologie erteilt.<br />

PD Dr. Margit Bussmann,<br />

Universität Konstanz, hat<br />

einen Ruf an die Universität<br />

Greifswald auf eine W3-Professur<br />

für Internationale<br />

Politik und Regionalstudien<br />

angenommen.<br />

Dr. Tim Engartner, Universität<br />

Duisburg-Essen, hat<br />

einen Ruf an die Universität<br />

Potsdam auf eine Junior-Professur<br />

für Ökonomische Bildung<br />

erhalten.<br />

Prof. Dr. Frank Hellmich,<br />

Hochschule Vechta, hat einen<br />

Ruf an die Universität<br />

Paderborn auf eine W3-Professur<br />

für Grundschulpädagogik<br />

angenommen.<br />

Prof. Dr. Monika Jungbauer-<br />

Gans, Universität zu Kiel,<br />

hat einen Ruf an die Universität<br />

Erlangen-Nürnberg auf<br />

eine Professur für Empirische<br />

Wirtschaftssoziologie<br />

erhalten.<br />

Prof. Dr. Holger Lengfeld,<br />

FernUniversität Hagen, hat<br />

einen Ruf an die Universität<br />

Hamburg auf eine W3-Professur<br />

für Soziologie mit dem<br />

Schwerpunkt Politische Soziologie<br />

und einen weiteren<br />

Ruf an die Universität Duisburg-Essen<br />

auf eine W3-<br />

Professur für Soziologie mit<br />

dem Schwerpunkt Empirische<br />

Sozialstrukturanalyse<br />

erhalten.<br />

PD Dr. Tobias Richter, Universität<br />

zu Köln, hat einen<br />

Ruf an die Universität Kassel<br />

auf eine W3-Professur für<br />

Allgemeine Psychologie und<br />

einen weiteren Ruf an die<br />

Universität Göttingen auf<br />

eine W3-Professur für Pädagogische<br />

Psychologie erhalten<br />

sowie einen Ruf an die<br />

Pädagogische Hochschule<br />

Karlsruhe auf eine W3-Professur<br />

für Psychologie abgelehnt.<br />

Dr. Johannes Varwick, Universität<br />

zu Kiel, hat einen<br />

Ruf an die Universität Erlangen-Nürnberg<br />

auf eine W2-<br />

Professur für Politische Wissenschaft<br />

angenommen.<br />

Philologie und<br />

Kulturwissenschaften<br />

Prof. Dr. Tanja An<strong>statt</strong>,<br />

Ruhr-Universität Bochum,<br />

hat einen Ruf an die Universität<br />

Hamburg auf eine W3-<br />

Professur für Slavistische<br />

Linguistik abgelehnt.<br />

PD Dr. Wolf-Dieter Ernst,<br />

Universität München, habilitierte<br />

sich, und es wurde ihm<br />

die Lehrbefugnis für das<br />

Fach Theaterwissenschaft erteilt.<br />

Er hat einen Ruf an die<br />

Universität Bayreuth auf eine<br />

W2-Professur für Theaterwissenschaft<br />

angenommen.<br />

Dr. Albrecht Fuess, Universität<br />

Erfurt, hat einen Ruf an<br />

die Universität Marburg auf<br />

eine W3-Professur für Islamwissenschaften<br />

erhalten.<br />

Prof. Dr. Annette Kern-<br />

Stähler, Universität Duisburg-Essen,<br />

hat einen Ruf an<br />

die Universität Bern/Schweiz<br />

auf ein Ordinariat Medieval<br />

English Studies angenommen.<br />

Prof. Dr. Eva Kimminich,<br />

Universität Freiburg, hat<br />

einen Ruf an die Universität<br />

Potsdam auf eine W2-Professur<br />

für Kulturen Romanischer<br />

Länder angenommen.<br />

PD Dr. Melanie Möller, Universität<br />

Heidelberg, habilitierte<br />

sich, und es wurde ihr<br />

die Lehrbefugnis für das<br />

Fach Klassische Philologie<br />

erteilt.<br />

PD Dr. Signe Rotter-Broman,<br />

Universität zu Kiel, ha-


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> KARRIERE 275<br />

bilitierte sich, und es wurde<br />

ihr die Lehrbefugnis für das<br />

Fach Musikwissenschaft erteilt.<br />

PD Dr. Cornelia Ruhe, Universität<br />

Konstanz, hat einen<br />

Ruf an die Universität Mannheim<br />

auf eine W3-Professur<br />

für Romanische Literaturwissenschaft<br />

angenommen.<br />

PD Dr. Heike Schäfer, Universität<br />

Mannheim, habilitierte<br />

sich, und es wurde ihr<br />

die Lehrbefugnis für das<br />

Fach Literatur- und Kulturwissenschaft<br />

Nordamerikas<br />

erteilt.<br />

PD Dr. phil. Jan Georg<br />

Schneider, Universität<br />

Münster, hat einen Ruf an<br />

die Universität Koblenz-<br />

Landau auf eine W3-Professur<br />

für Deutsche Sprachwissenschaft<br />

angenommen.<br />

Rechtswissenschaft<br />

PD Dr. Jens-Hinrich Binder,<br />

LL.M, Universität Freiburg,<br />

habilitierte sich, und es wurde<br />

ihm die Lehrbefugnis für<br />

die Fächer Bürgerliches<br />

Recht, Handels- und Gesellschaftsrecht,Rechtsvergleichung<br />

und Zivilprozessrecht<br />

erteilt.<br />

Prof. Dr. Jochen Hoffmann,<br />

Universität Hamburg, hat<br />

einen Ruf an die Universität<br />

Erlangen-Nürnberg auf eine<br />

W3-Professur für Wirtschaftsrecht<br />

angenommen.<br />

Prof. Dr. Knut Werner<br />

Lange, Universität Bayreuth,<br />

hat einen Ruf an die Universität<br />

Jena auf eine W3-Professur<br />

für Bürgerliches Recht<br />

und Wirtschaftsrecht sowie<br />

ein weiteres Fach erhalten.<br />

PD Dr. Felix Maultzsch,<br />

LL.M (NYU), Universität<br />

Freiburg, habilitierte sich,<br />

und es wurde ihm die Lehrbefugnis<br />

für die Fächer Bürgerliches<br />

Recht mit Handelsrecht,<br />

Zivilprozessrecht,<br />

Rechtsvergleichung, Internationales<br />

Privatrecht und<br />

Rechtstheorie erteilt.<br />

PD Dr. iur. Eva Inés Obergfell,<br />

Technische Universität<br />

München, habilitierte sich an<br />

der Universität Konstanz<br />

und es wurde ihr die Lehrbefugnis<br />

für die Fächer Bürgerliches<br />

Recht, Gewerblicher<br />

Rechtsschutz und Urheberrecht,<br />

Deutsches und Europäisches<br />

Wirtschaftsrecht,<br />

Internationales Privatrecht<br />

und Rechtsvergleichung erteilt.<br />

Prof. Dr. Kerstin Odendahl,<br />

Universität St. Gallen/<br />

Schweiz, hat einen Ruf an<br />

die Universität zu Kiel auf<br />

eine W3-Professur für Öffentliches<br />

Recht mit Schwerpunkt<br />

Völkerrecht, Europarecht<br />

und allgemeine Staatslehre<br />

erhalten.<br />

Prof. Dr. Stephan Rixen,<br />

Universität Kassel, hat einen<br />

Ruf an die Universität Bayreuth<br />

auf eine W3-Professur<br />

für Öffentliches Recht angenommen.<br />

Wirtschaftswissenschaften<br />

Prof. Dr. Carsten Eckel, Universität<br />

Bamberg, hat Rufe<br />

an die Universität Augsburg<br />

auf einen Lehrstuhl für Internationale<br />

Wirtschaft, an die<br />

Universität St. Gallen/<br />

Schweiz auf eine Professur<br />

für International Economics,<br />

an die University of Nottingham/England<br />

auf einen<br />

Lehrstuhl für International<br />

Economics abgelehnt und<br />

Anzeige


276 KARRIERE <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

einen Ruf an die Universität<br />

München auf einen Lehrstuhl<br />

für Volkswirtschaftslehre<br />

angenommen.<br />

Prof. Dr. Karen Gedenk,<br />

Universität zu Köln, hat<br />

einen Ruf an die Universität<br />

Hamburg auf eine Professur<br />

für Betriebswirtschaftslehre,<br />

insbesondere Marktorientiertes<br />

Medienmanagement, angenommen.<br />

Prof. Dr. Markus Glaser,<br />

Universität Konstanz, hat<br />

einen Ruf an die Brandenburgische<br />

Technische Universität<br />

Cottbus auf eine W3-<br />

Professur für Allgemeine<br />

Betriebswirtschaftslehre, insbesondere<br />

der Unternehmensfinanzierung,<br />

erhalten.<br />

Prof. Dr. Dietmar Grichnik,<br />

WHU - Otto Beisheim<br />

School of Management, Vallendar,<br />

hat einen Ruf an die<br />

Universität St. Gallen/<br />

Schweiz auf eine Professur<br />

für Entrepreneurship und<br />

Technologiemanagement angenommen.<br />

Dr. Beate Jochimsen, Freie<br />

Universität Berlin, hat einen<br />

Ruf an die Hochschule für<br />

Wirtschaft und Recht Berlin<br />

auf eine Professur für Allgemeine<br />

Volkswirtschaftslehre,<br />

insbesondere Finanzwissenschaft,<br />

angenommen<br />

Prof. Dr. rer. pol. Martin<br />

Kolmar, Universität St. Gallen/Schweiz,<br />

hat einen Ruf<br />

an die Universität Rostock<br />

auf eine W3-Professur für<br />

Mikroökonomik mit Schwerpunkt<br />

Demografischer Wandel<br />

erhalten.<br />

PD Dr. rer. pol. habil. Sebastian<br />

Lobe, Universität Regensburg,<br />

habilitierte sich,<br />

und es wurde ihm die Lehrbefugnis<br />

für das Fach Betriebswirtschaftslehre<br />

erteilt.<br />

Dr. Marc Oliver Rieger, Universität<br />

Zürich/Schweiz, hat<br />

einen Ruf an die Universität<br />

Trier auf eine W3-Professur<br />

für Betriebswirtschaftslehre,<br />

insbesondere Kapitalmärkte<br />

und/oder betriebliche Finanzwirtschaft,angenommen.<br />

Prof. Dr. Lars Rüpke, Universität<br />

zu Kiel, hat einen<br />

Ruf an die Universität Mainz<br />

auf eine Professur für Geophysik<br />

erhalten.<br />

Prof. Dr. Katrin Talke, Delft<br />

University of Technologie,<br />

Delft/Niederlande, hat einen<br />

Ruf an die Universität Hamburg<br />

auf eine W3-Professur<br />

für Entrepreneurship und In-<br />

FAQ RECHT<br />

novation angenommen und<br />

einen Ruf an die Universität<br />

Bielefeld auf eine W3-Professur<br />

für Innovations- und<br />

Technologiemanagement abgelehnt.<br />

Mathematik,<br />

Physik und<br />

Informatik<br />

Prof. Dr. Wolfgang Achtziger,<br />

Universität Dortmund,<br />

hat einen Ruf an die Universität<br />

Erlangen-Nürnberg auf<br />

eine W2-Professur für Ange-<br />

Was bedeutet eine Professur auf Probe?<br />

Die Länder Baden-Württemberg und Hessen haben<br />

durch Novellierungen der Landeshochschulgesetze in<br />

den vergangenen beiden Jahren die Möglichkeit der Ernennung<br />

zum Beamten auf Probe bei der ersten Berufung<br />

in ein Professorenamt geschaffen. Das Bayerische Hochschulgesetz<br />

sieht ebenfalls zunächst eine Berufung in ein<br />

Beamtenverhältnis auf Probe vor, wenn Bewerber noch<br />

nicht mindestens drei Jahre hauptberuflich an einer<br />

Hochschule tätig waren. Die Möglichkeit einer Ernennung<br />

auf Probe ersetzt damit die bisher vorgesehene Ernennung<br />

auf Zeit bei einer Erstberufung in ein Professorenamt.<br />

Der große Nachteil einer Ersternennung auf Zeit ist<br />

darin zu sehen, dass nach Ablauf des Ernennungszeitraumes<br />

kein Rechtsanspruch auf Überführung in ein Beamtenverhältnis<br />

auf Lebenszeit besteht. Ein derartiger Anspruch<br />

kann nur ausnahmsweise im Rahmen von Berufungsverhandlungen<br />

durch den Abschluss einer Zielvereinbarung<br />

vereinbart werden, indem die Universität bei<br />

Erreichen unmissverständlich definierter Zielparameter<br />

eine Entfristung zusagt. Demgegenüber besteht bei der<br />

Begründung eines Beamtendienstverhältnisses auf Probe<br />

bei Bewährung des Stelleninhabers ein Rechtsanspruch<br />

auf Überführung in ein Beamtenverhältnis auf Lebenszeit.<br />

Dies ist der signifikante Unterschied zur Ersternennung<br />

im Beamtendienstverhältnis auf Zeit.<br />

Die Probezeit soll unter Berücksichtigung der Arbeitsergebnisse<br />

insbesondere sicherstellen, dass der Beamte<br />

nach Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung<br />

nach Einarbeitung in der Lage ist, die von ihm zu erfordernden<br />

Aufgaben zu erfüllen. Klar definierte normative<br />

Parameter für das erfolgreiche Absolvieren der Probezeit<br />

(„Bewährung“) als Hochschullehrer gibt es aber noch<br />

nicht. Insoweit kommt den Hochschulen ein Beurteilungsspielraum<br />

bei der Frage der Bewährung zu, weil alleine<br />

sie in der Lage sind zu beurteilen, ob der Beamte<br />

die übertragenen Aufgaben erfüllt hat und den normalen<br />

Anforderungen gerecht wird.<br />

Dirk Böhmann<br />

wandte Mathematik angenommen.<br />

Dr. Cornelia Busch, Katholische<br />

Universität Eichstätt-Ingolstadt,<br />

habilitierte sich,<br />

und es wurde ihr die Lehrbefugnis<br />

für das Fach Mathematik<br />

erteilt.<br />

PD Dr. Thomas Franosch,<br />

Universität München, hat<br />

einen Ruf an die Universität<br />

Erlangen-Nürnberg auf eine<br />

W2-Professur für Theoretische<br />

Physik angenommen.<br />

Dr. Mutfried Hartmann,<br />

Universität Erlangen-Nürnberg,<br />

hat einen Ruf an die<br />

Pädagogische Hochschule<br />

Karlsruhe auf eine W3-Professur<br />

für Mathematik und<br />

ihre Didaktik erhalten.<br />

Prof. Dr. Jan Kallsen, Universität<br />

zu Kiel, hat einen<br />

Ruf an die Technische Universität<br />

Wien auf eine Professur<br />

für Stochastische Methoden<br />

erhalten.<br />

Prof. Dr. Karl-Hermann<br />

Neeb, Technische Universität<br />

Darmstadt, hat einen Ruf an<br />

die Universität Erlangen-<br />

Nürnberg auf eine W3-Professur<br />

für Mathematik angenommen.<br />

PD Dr. Stefan Sackmann,<br />

Universität Freiburg i.Br., habilitierte<br />

sich, und es wurde<br />

ihm die Lehrbefugnis für das<br />

Fach Betriebswirtschaftslehre<br />

und Wirtschaftsinformatik<br />

erteilt.<br />

Dr. Thomas Thiemann, Universität<br />

Potsdam, hat einen<br />

Ruf an die Universität Erlangen-Nürnberg<br />

auf eine W3-<br />

Professur für Theoretische<br />

Physik angenommen.<br />

Dr. Henryk Zähle, Technische<br />

Universität Dortmund,<br />

hat einen Ruf an die Universität<br />

des Saarlandes auf eine<br />

Junior-Professur für Stochastik,<br />

Fachrichtung Mathematik,<br />

angenommen.


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> KARRIERE 277<br />

Biologie, Chemie,<br />

Geowissenschaften<br />

und<br />

Pharmazie<br />

Dr. Rainer A. Böckmann,<br />

Universität des Saarlandes,<br />

hat einen Ruf an die Universität<br />

Erlangen-Nürnberg auf<br />

eine W2-Professur für Computational<br />

Biology angenommen.<br />

PD Dr. rer. nat. Bent Brachvogel,<br />

Universität zu Köln,<br />

habilitierte sich, und es wurde<br />

ihm die Lehrbefugnis für<br />

das Fach Biochemie und<br />

Molekularbiologie erteilt.<br />

Prof. Dr. Thomas Brey, Universität<br />

Bremen, hat einen<br />

Ruf an die Universität Rostock<br />

auf eine W3-Professur<br />

für Biologische Meereskunde,<br />

verbunden mit der Leitung<br />

der Sektion Biologische<br />

Meereskunde, erhalten.<br />

Prof. Dr. Michael Bron, Universität<br />

Halle-Wittenberg,<br />

wurde zum W3-Professor für<br />

Technische Chemie ernannt.<br />

PD Dr. Thomas Kenkmann,<br />

Leibnitz-Institut an der<br />

Humboldt-Universität zu<br />

Berlin, hat einen Ruf an die<br />

Universität Freiburg auf eine<br />

W3-Professur für Geologie<br />

mit Leitungsfunktion angenommen.<br />

Dr. rer. nat. Andreas Lechner,<br />

Universität Osnabrück,<br />

hat einen Ruf an die Leibniz<br />

Universität Hannover auf<br />

eine Junior-Professur für Gewässerökologieangenommen.<br />

Dr. habil. Gudrun Massmann,<br />

Freie Universität Berlin,<br />

hat einen Ruf an die Universität<br />

Oldenburg auf eine<br />

W2-Professur für Hydrogeologie<br />

und Landschaftswasserhaushalt<br />

angenommen.<br />

PD Dr. rer. nat. Markus Plomann,<br />

Universität zu Köln,<br />

habilitierte sich, und es wurde<br />

ihm die Lehrbefugnis für<br />

das Fach Biochemie und<br />

Molekularbiologie erteilt.<br />

PD Dr. Annette M. Schmidt,<br />

Universität Düsseldorf, hat<br />

einen Ruf an die Universität<br />

zu Köln auf eine Professur<br />

für Physikalische Chemie angenommen.<br />

Dr. Christian Wegener, Universität<br />

Marburg, habilitierte<br />

sich in dem Fach Zoologie<br />

und Neurobiologie.<br />

PD Dr. rer. nat. Frank Zaucke,<br />

Universität zu Köln, habilitierte<br />

sich, und es wurde<br />

ihm die Lehrbefugnis für das<br />

Fach Biochemie und Molekularbiologie<br />

erteilt.<br />

Ingenieurwissenschaften<br />

Dr. Bernd Haasler, Pädagogische<br />

Hochschule Heidelberg,<br />

hat einen Ruf an die<br />

Pädagogische Hochschule<br />

Weingarten auf eine W3-Professur<br />

für Technikdidaktik<br />

erhalten.<br />

Prof. Dr.-Ing. Christian Hasse,<br />

BMW-Group München,<br />

hat einen Ruf an die TU<br />

Bergakademie Freiberg auf<br />

eine Professur für Numerische<br />

Thermofluiddynamik<br />

angenommen.<br />

Dr. Mohieddine Jelali,<br />

VDEh-Betriebsforschungsinsitut<br />

Düsseldorf, habilitierte<br />

sich an der Universität Duisburg-Essen,<br />

und es wurde<br />

ihm die Lehrbefugnis für das<br />

Fach Automatisierungstechnik<br />

erteilt.<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Stephan<br />

Olbrich, Universität Düsseldorf,<br />

wurde an der Universität<br />

Hamburg zum W3-Professor<br />

für Scientific Visualization<br />

and Parallel Processing<br />

und zugleich zum Direktor<br />

des Regionalen Rechenzentrums<br />

ernannt.<br />

Prof. Dr.-Ing. Gerhard<br />

Schmidt, Harman/Becker<br />

DREI FRAGEN AN:<br />

Professor Heather Cameron<br />

lehrt Integrationspädagogik an der<br />

FU Berlin. Sie ist Hochschullehrerin<br />

des Jahres 2009<br />

Was bedeutet es für Sie, Hochschullehrerin des Jahres<br />

2009 zu sein?<br />

Ich war zunächst sehr überrascht. Ich dachte immer,<br />

solch eine Auszeichnung bekommt man irgendwann am<br />

Ende seiner Laufbahn. Deshalb freue ich mich umso<br />

mehr. Ich denke, dass es ein wichtiges Signal für meine<br />

genau so engagierten Kollegen ist. Denn es gibt viele engagierte<br />

Professoren. Außerdem ist es natürlich wunderbar<br />

für unsere Projekte wie BOXGIRLS. Ich hoffe, dass<br />

wir so noch viel mehr Mädchen und junge Frauen erreichen<br />

und auch neue Unterstützer gewinnen können.<br />

Welches Ziel verfolgt die „Integrationspädagogik“ an der<br />

FU Berlin?<br />

Wir schaffen Wissen über neue Formen der sozialen Integration.<br />

Dazu untersuchen wir erfolgreiche Maßnahmen<br />

von gesellschaftlicher Integration und kreieren innovative<br />

Lehr- und Lernmethoden, die Studentinnen und Studenten<br />

Problemlösungen anhand konkreter Fälle ermöglichen.<br />

Der Fachbereich Integrationspädagogik fördert besonders<br />

den internationalen Austausch über dieses Thema<br />

und trägt so zu einer generellen Internationalisierung der<br />

FU bei. Ein Beispiel dafür ist unsere Partnerschaft mit der<br />

University of Western Cape in Kapstadt. Wir ermutigen so<br />

die Studentinnen und Studenten zu reisen, und unsere<br />

akademische Gemeinschaft wird durch Gastforscher bereichert.<br />

Das unterstützen Berlin und Deutschland mithilfe<br />

der sogenannten International Best Practices, um ihr Bildungs-<br />

und Sozialangebot zu erweitern. Für diese Bereiche<br />

bieten wir auch eigene Programme an, wie etwa Beratung<br />

für Stiftungen und soziale Projekte sowie Evaluationen.<br />

Mit dem Projekt „Boxgirls International“ wollen Sie sozial<br />

benachteiligten Mädchen zu einem selbstbestimmten<br />

Leben verhelfen. Warum haben Sie sich für diese Sportart<br />

– sonst eher eine Männerdomäne – entschieden?<br />

Beim Boxen muss man lernen, mit seinen Grenzen umzugehen.<br />

Es geht nicht nur um körperliche Fitness, sondern<br />

auch um mentale Stärke. Man muss sich selbst vertrauen<br />

und taktisch handeln. Durch Boxen wird man<br />

selbständiger, selbstbewusster und entwickelt Führungsqualitäten.<br />

Es bereitet die Mädchen darauf vor, gesellschaftlich<br />

zu partizipieren und Verantwortung zu übernehmen.<br />

Sie wirken bei Presseterminen, Projektwochen<br />

in benachbarten Schulen, Erste Hilfe-Kursen sowie Kiez-<br />

Events mit und lernen dabei. Einige machen sogar ihren<br />

Trainerschein. BOXGIRLS vermittelt den Mädchen also<br />

eine Vielzahl von Möglichkeiten, sich aktiv in die Gestaltung<br />

ihres Umfeldes einzubringen. www.boxgirls.org,<br />

www.sicher-im-kiez.org, www.urbanhero.org


278 KARRIERE <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Automotive Systems GmbH<br />

und Technische Universität<br />

Darmstadt, hat einen Ruf an<br />

die Universität zu Kiel auf<br />

eine W3-Professur für Digitale<br />

Signalverarbeitung und<br />

Systemtheorie angenommen.<br />

Dr.-Ing. Joachim Seifert,<br />

Technische Universität Dresden,<br />

habilitierte sich in dem<br />

Fach Heizungs- und Raumlufttechnik.<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Uhl,<br />

Technische Universität Dresden,<br />

hat einen Ruf an die<br />

Technische Universität Hamburg-Harburg<br />

auf eine W3-<br />

Professur für Wasserversorgung<br />

und einen weiteren Ruf<br />

an das UNESCO-IHE, Delft/<br />

Niederlande auf eine Professur<br />

für Water Supply Engineering<br />

erhalten.<br />

PD Dr.-Ing. Martin F.-X.<br />

Wagner, Ruhr-Universität<br />

Bochum, hat einen Ruf an<br />

die Technische Universität<br />

Chemnitz auf eine W3-Professur<br />

für Werkstofftechnik<br />

angenommen.<br />

Agrarwissenschaften,Ernährungswissenschaften,<br />

Veterinärmedizin<br />

Dr. Steffi Wiedemann, Technische<br />

Universität München,<br />

hat einen Ruf an die Universität<br />

zu Kiel auf eine Junior-<br />

Professur für Tiergesundheit<br />

angenommen.<br />

Humanmedizin<br />

PD Dr. med. Michael Arzt,<br />

Universität Regensburg, habilitierte<br />

sich, und es wurde<br />

ihm die Lehrbefugnis für das<br />

Fach Innere Medizin erteilt.<br />

Prof. Dr. Ingo Bechmann,<br />

Universität Frankfurt, hat<br />

einen Ruf an die Universität<br />

Erlangen-Nürnberg auf eine<br />

W3-Professur für Anatomie<br />

erhalten.<br />

MuDr., Dr. med. habil. Heike<br />

Benes, Universität Rostock,<br />

wurde die Lehrbefugnis für<br />

das Fach Neurologie erteilt.<br />

Dr. Ada Borkenhagen, Medizinische<br />

Fakultät Leipzig,<br />

hat einen Ruf auf die Dorothea-Erxleben-Gastprofessur<br />

an die Universität Magdeburg<br />

erhalten.<br />

Prof. Dr. Thomas Brabletz,<br />

Universität Freiburg, hat<br />

einen Ruf an die Universität<br />

zu Kiel auf eine W3-Professur<br />

für Experimentelle<br />

Tumorforschung erhalten.<br />

Dr. Hendrik Bracht, Universität<br />

Ulm, wurde die Lehr-<br />

FAQ KARRIERE<br />

befugnis für das Fach Anästhesiologie<br />

erteilt.<br />

Prof. Dr. Claus Cursiefen,<br />

Universität Erlangen-Nürnberg,<br />

hat einen Ruf an der<br />

Universität Erlangen-Nürnberg<br />

auf eine W2-Professur<br />

für Augenheilkunde erhalten.<br />

PD Dr. med. Oliver Fricke,<br />

Universität zu Köln, habilitierte<br />

sich, und es wurde ihm<br />

die Lehrbefugnis für das<br />

Fach Kinder- und Jugendmedizin<br />

erteilt.<br />

Prof. Dr. Helge Frieling, Universität<br />

Erlangen-Nürnberg,<br />

hat einen Ruf an die Medizinische<br />

Hochschule Hanno-<br />

Muss ich meine Pension im Rahmen von<br />

Berufungsverhandlungen errechnen lassen?<br />

Beamte haben Anspruch auf Pension. Diese setzt sich zusammen<br />

aus den als ruhegehaltfähig anerkannten<br />

Dienstzeiten und den ruhegehaltfähigen Dienstbezügen.<br />

Abhängig von der Zahl der ruhegehaltfähigen Dienstzeiten<br />

ergibt sich ein bestimmter Ruhegehaltssatz, der im<br />

Maximum 71,75 Prozent der ruhegehaltfähigen Dienstbezüge<br />

beträgt. Häufig stellt sich im Rahmen von Berufungsverhandlungen<br />

die Frage, ob es notwendig ist, die<br />

ruhegehaltfähigen Dienstzeiten durch die zuständige<br />

Versorgungsbehörde errechnen zu lassen. Rechtlich ist<br />

eine Berechnung der ruhegehaltfähigen Dienstzeiten im<br />

Rahmen von Berufungsverhandlungen nicht zwingend<br />

notwendig, weil die Berechnung der Pension spätestens<br />

mit Eintritt in den Ruhestand vorgenommen werden<br />

muss.<br />

Berechnungen der Pension im Rahmen von Berufungsverhandlungen<br />

bieten sich in bestimmten Fallkonstellationen<br />

wie etwa bei Berufungen aus dem Ausland<br />

oder aus der „freien Wirtschaft“ aber durchaus an, sofern<br />

(auch) die Versorgungssituation Grundlage für die Entscheidung<br />

über die Annahme des Rufes ist. Da im Falle<br />

eines Dienstherrnwechsels etwaige ältere Berechnungen<br />

nicht übertragen werden können, kann auch die Berechnung<br />

der ruhegehaltfähigen Dienstzeiten bei einem<br />

Dienstherrnwechsel notwendig sein. Derartige Berechnungen<br />

stehen jedoch stets unter dem Vorbehalt des<br />

Gleichbleibens der Rechtslage, so dass sie nicht in jeder<br />

Hinsicht Sicherheit für die Zukunft bieten. Falls eine Berechnung<br />

der ruhegehaltfähigen Dienstzeiten im Rahmen<br />

der Berufungsverhandlungen nicht vorgenommen werden<br />

soll, so bietet es sich alternativ an, im Nachgang zur<br />

Ernennung bei der zuständigen Versorgungsbehörde eine<br />

solche Berechnung zu beantragen. Hierauf hat der Beamte<br />

einen „Soll-Anspruch“.<br />

Martin Hellfeier<br />

ver auf eine W2-Professur für<br />

Molekulare Psychiatrie angenommen.<br />

Dr. Michael Gelinsky, Technische<br />

Universität Dresden,<br />

hat einen Ruf an die Medizinische<br />

Fakultät der Technischen<br />

Universität Dresden<br />

auf eine W2-Professur für<br />

Translationale Knochen-,<br />

Gelenk- und Weichgewebeforschung<br />

erhalten.<br />

Dr. med. habil. Christina<br />

Gerth, Universität Rostock,<br />

habilitierte sich in dem Fach<br />

Ophthalmologie.<br />

Dr. Bernd Haslinger, Technische<br />

Universität München,<br />

hat einen Ruf an die Universität<br />

zu Kiel auf eine W2-<br />

Professur für Funktionelle<br />

Bildgebung von Bewegungsstörungen<br />

erhalten.<br />

Dr. med. habil. Heiko Hickstein,<br />

Universität Rostock, habilitierte<br />

sich in dem Fach Innere<br />

Medizin (Nephrologie).<br />

Prof. Dr. med. Andreas<br />

Hochhaus, Universität Heidelberg,<br />

hat einen Ruf an die<br />

Universität Jena auf eine<br />

W3-Professur für Hämatologie<br />

und Onkologie angenommen.<br />

Dr. Sebastian Iben, Universität<br />

Ulm, wurde die Lehrbefugnis<br />

für das Fach Experimentelle<br />

Dermatologie und<br />

Allergologie erteilt.<br />

PD Dr. Andreas Jenke, Universität<br />

Witten-Herdecke, habilitierte<br />

sich, und es wurde<br />

ihm die Lehrbefugnis für das<br />

Fach Pädiatrie erteilt.<br />

PD Dr. Kerstin Junker, Universität<br />

Jena, hat einen Ruf<br />

an die Universität Erlangen-<br />

Nürnberg auf eine W2-Professur<br />

für Molekulare Urologie<br />

erhalten.<br />

Dr. med. habil. Timo Kirschstein,<br />

Universität Rostock,<br />

wurde die Lehrbefugnis für<br />

das Fach Physiologie erteilt.


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> KARRIERE 279<br />

Prof. Dr. Hans-Helmut König,<br />

Universität Leipzig, hat<br />

einen Ruf an das UniversitätsklinikumHamburg-Eppendorf<br />

auf eine W3-Professur<br />

für GesundheitswissenschaftlicheVersorgungsforschung<br />

und Gesundheitsökonomie<br />

angenommen.<br />

PD Dr. Jürgen Kuball, University<br />

Medical Center<br />

Utrecht/Niederlande, hat<br />

einen Ruf an die Universität<br />

Erlangen-Nürnberg auf eine<br />

W2-Professur für Hämatologie<br />

mit dem Schwerpunkt<br />

Zelluläre Immuntherapie<br />

erhalten.<br />

Prof. Dr. Achim Langenbucher,<br />

Universität Erlangen-<br />

Nürnberg, hat einen Ruf an<br />

die Universität des Saarlandes<br />

auf eine W3-Professur<br />

für Experimentelle Ophthalmologie<br />

angenommen.<br />

Univ.-Prof. Dr. med. Holger<br />

Lode, Charité Berlin, hat<br />

einen Ruf an die Universität<br />

Greifswald auf eine Professur<br />

für Pädiatrie angenommen.<br />

Dr. med. habil. Steffen Mitzner,<br />

Universität Rostock, habilitierte<br />

sich in dem Fach<br />

Innere Medizin (Nephrologie,<br />

Intensivmedizin).<br />

PD Dr. Christian Mühlfeld,<br />

Universität Gießen, habilitierte<br />

sich, und es wurde ihm<br />

die Lehrbefugnis für das<br />

Fach Anatomie und Zellbiologie<br />

erteilt.<br />

Dr. Bernd Manfred Mühling,<br />

Universität Ulm, wurde die<br />

Lehrbefugnis für das Fach<br />

Chirurgie erteilt.<br />

PD Dr. Matthias Joachim<br />

Ocker, Universität Erlangen-<br />

Nürnberg, hat einen Ruf an<br />

die Universität Marburg auf<br />

eine W2-Professur für Chirurgische<br />

<strong>Forschung</strong> angenommen.<br />

Dr. Christoph Ostgathe, Universität<br />

zu Köln, hat einen<br />

Ruf an die Universität Erlangen-Nürnberg<br />

auf eine W3-<br />

Professur für Palliativmedizin<br />

erhalten.<br />

Dr. med. habil. Jasmin Ortak,<br />

Universität Rostock,<br />

wurde die Lehrbefugnis für<br />

das Fach Innere Medizin erteilt.<br />

Prof. Dr. med. Friedrich<br />

Paulsen,Universität Halle-<br />

Wittenberg, hat einen Ruf an<br />

die Universität Erlangen-<br />

Nürnberg auf eine W3-Professur<br />

für Anatomie angenommen<br />

und einen Ruf an<br />

die Universität Tübingen auf<br />

eine W3- Professur für Anatomie<br />

abgelehnt.<br />

Dr. Mario Perl, Universität<br />

Ulm, wurde die Lehrbefugnis<br />

für das Fach Unfallchirurgie<br />

und Orthopädie erteilt.<br />

PD Dr. med. Karin Pfister,<br />

Universität Regensburg, habilitierte<br />

sich, und es wurde<br />

ihr die Lehrbefugnis für das<br />

Fach Chirurgie erteilt.<br />

Dr. med. habil. Tim Christopher<br />

Rehders, Universität<br />

Rostock, wurde die Lehrbefugnis<br />

für das Fach Innere<br />

Medizin erteilt.<br />

PD Dr. med. Agnes Renner,<br />

Universität Regensburg, habilitierte<br />

sich, und es wurde<br />

ihr die Lehrbefugnis für das<br />

Fach Augenheilkunde erteilt.<br />

Dr. med. habil. Patrick Roesner,<br />

Universität Rostock, habilitierte<br />

sich in dem Fach<br />

Anästhesiologie.<br />

Prof. Dr. med. Matthias<br />

Schiecker, Klinikum der<br />

Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München, hat den Ruf<br />

an die Ludwig-Maximilians-<br />

Universität München auf<br />

eine neue Professur für Regenerative<br />

Medizin mit<br />

Schwerpunkt Stütz- und<br />

Bewegungsapparat angenommen.<br />

PD Dr. Markus Schnare,<br />

Universität Erlangen-Nürnberg,<br />

hat einen Ruf an die<br />

Universität Marburg auf eine<br />

W2-Professur für Molekulare<br />

Immunologie angenommen.<br />

Prof. Dr. Mark Schrader,<br />

Charité Berlin, hat einen Ruf<br />

an die Universität Ulm auf<br />

eine Professur für Urologie<br />

angenommen.<br />

Prof. Dr. Gundula Staatz,<br />

Universität Erlangen-Nürnberg,<br />

hat einen Ruf an die<br />

Universität Mainz auf eine<br />

W2-Professur für Kinderradiologie<br />

angenommen und<br />

einen Ruf auf eine W2-Professur<br />

für Kinderradiologie<br />

an der Charité Berlin abgelehnt.<br />

PD Dr. med. Alexander<br />

Stehr, Universität Regensburg,<br />

habilitierte sich, und es<br />

wurde ihm die Lehrbefugnis<br />

für das Fach Chirurgie erteilt.<br />

Prof. Dr. Tanja Weil, Universität<br />

National University of<br />

Singapore, hat einen Ruf an<br />

die Universität Ulm auf eine<br />

W3-Professur für Organische<br />

und Makromolekulare Chemie<br />

angenommen.<br />

Zahnheilkunde<br />

Prof. Dr. Nicole B. Arweiler,<br />

Universität Freiburg, hat<br />

einen Ruf an die Universität<br />

Marburg auf eine W3-Professur<br />

für Parodontologie angenommen.<br />

PD Dr. med. dent. Ralf Bürgers,<br />

Universität Regensburg,<br />

habilitierte sich, und es wurde<br />

ihm die Lehrbefugnis für<br />

das Fach Zahn-, Mund- und<br />

Kieferheilkunde erteilt.<br />

PD Dr. Dr. Christof Holberg,<br />

Universität München, hat<br />

einen Ruf an die RWTH<br />

Aachen auf eine W3-Professur<br />

für Kieferorthopädie<br />

erhalten.<br />

Prof. Dr. Heike Korbmacher-Steiner,<br />

Universität<br />

Marburg, wurde zur W3-Professorin<br />

für Kieferorthopädie<br />

ernannt.<br />

Ihre Meldung über Habilitationen<br />

und Berufungen<br />

können Sie auch per<br />

E-Mail senden an:<br />

burkhardt@forschungund-lehre.de<br />

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280 KARRIERE <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Anzeige<br />

Marius Reiser<br />

Bologna: Anfang und<br />

Ende der Universität<br />

Aus dem Vorwort:<br />

„Dieser Essay ist aus Vorträgen erwachsen, die ich im<br />

Lauf des vergangenen Jahres gehalten habe. Zur Einarbeitung<br />

in die Thematik sah ich mich gezwungen,<br />

nachdem ich aus Protest gegen den Bologna-Prozess<br />

auf meine Professur verzichtet hatte. So habe ich auf<br />

fast allen Gebieten, die ich berühre, als Dilettant geschrieben.<br />

Da ein solcher Versuch aber gar nicht anders<br />

geschrieben werden kann, hoffe ich auf die Nachsicht<br />

der Leser. Zum Ausgleich für den Dilettantismus habe<br />

ich möglichst viele Autoritäten zitiert, die es besser<br />

wissen als ich. Sie stellen sozusagen eine Wolke von<br />

Zeugen dar. Danken möchte ich den vielen, die mich<br />

mit Zuschriften und Materialien ermutigt und belehrt<br />

haben. Ohne sie hätte ich den Essay gar nicht schreiben<br />

können.“<br />

Herausgegeben vom<br />

Deutschen Hochschulverband, Bonn.<br />

160 Seiten, 14,90 Euro<br />

inkl. Porto (für Mitglieder<br />

des Deutschen Hochschulverbandes<br />

13,90 Euro<br />

inkl. Porto).<br />

ISBN 978-3-924066-92-5<br />

Deutscher Hochschulverband<br />

Rheinallee 18, 53173 Bonn<br />

E-Mail: dhv@hochschulverband.de<br />

Fax: 0228 / 902 66 80<br />

Informationsservice<br />

<strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> will den Lesern weitere Informationsquellen<br />

erschließen und übersendet gegen eine Kostenpauschale<br />

(V-Scheck o. Überweisung auf Kto.-Nr. 0 268 367 200,<br />

BLZ 370 800 40, Dresdner Bank Bonn; angegebener Betrag<br />

incl. Portokosten) folgende Unterlagen:<br />

A 232 | Hochschulrahmengesetz<br />

i.d. Fassung vom 19. Januar<br />

1999, zuletzt geändert<br />

durch Art. 2 des Gesetzes vom<br />

12. April 2007, keine amtl.<br />

Fassung, 19 Seiten, 3,- €.<br />

A 167 | Gesetz zur Reform<br />

der Professorenbesoldung<br />

vom 16. Februar 2002, 7 Seiten,<br />

kostenlos.<br />

A 257 | Gesetz zur Änderung<br />

arbeitsrechtlicher Vorschriften<br />

in der Wissenschaft<br />

(„Wissenschaftszeitvertragsgesetz“)<br />

vom 12. April 2007<br />

und Stellungnahme des<br />

DHV, 8 Seiten, kostenlos.<br />

A 264 | Landeshochschulgesetz<br />

Baden-Württemberg,<br />

88 Seiten, 6,50 €.<br />

A 272 | 2. Gesetz zur Umsetzung<br />

der Föderalismusreform<br />

im Hochschulbereich<br />

vom 3.12.2008, Baden-Württemberg,<br />

28 Seiten, 3,- €.<br />

A 277 | KIT – Zusammenführungsgesetz,<br />

Entwurf (25. März<br />

2009), MWFK Baden-Württemberg,<br />

87 Seiten, 6,50 €.<br />

A 282 | Gesetz zur Verbesserung<br />

des Hochschulzugangs<br />

beruflich Qualifizierter und der<br />

Hochschulzulassung (Entwurf,<br />

Januar 2010) Baden-Württemberg<br />

und Stellungnahme des<br />

DHV, 30 Seiten, 3,- €.<br />

A 274 | Gesetzentwurf zur<br />

Änderung des bayerischen<br />

Hochschulrechts (Januar<br />

2009), Freistaat Bayern, und<br />

Stellungnahme des DHV,<br />

32 Seiten, 4,50 €.<br />

A 281 | Entwurf des 2. Hochschulreformgesetzes<br />

des Landes<br />

Bremen (Stand: 18. November<br />

2009) und Stellungnahme<br />

des DHV, 42 Seiten,<br />

4,50 €.<br />

A 280 | Entwurf Hessisches<br />

Hochschulgesetz und TUD-<br />

Gesetz (Stand: 4. September<br />

2009), sowie Stellungnahme<br />

des DHV, 120 Seiten, 8,- €.<br />

A 270 | Hochschulzulassungsreformgesetz<br />

NRW<br />

(Entwurf) und Stellungnahme<br />

des DHV (August/Oktober<br />

2008), 60 Seiten, 6,50 €.<br />

A 271 | Landesbesoldungsgesetz<br />

NRW (Stand: 4.12.<br />

2008), 6 Seiten, kostenlos.<br />

A 275 | Gesetzentwurf zur<br />

Änderung des rheinlandpfälzischenHochschulgesetzes<br />

und Stellungnahme des<br />

DHV, Stand: April 2009, 148<br />

Seiten, 8,-€.<br />

A 276 | Gesetzentwurf der<br />

Regierung des Saarlands zur<br />

Änderung des Universitätsgesetzes<br />

u.a. und Stellungnahme<br />

des DHV, 52 Seiten, 6,50 €.<br />

A 279 | Entwurf eines Gesetzes<br />

zur Änderung hochschulrechtlicher<br />

Vorschriften<br />

und anderer Gesetze des<br />

Landes Sachsen-Anhalt und<br />

Stellungnahme des DHV,<br />

41 Seiten, 4,50 €.<br />

Bestellungen bitte an:<br />

<strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong>,<br />

Rheinallee 18, 53173 Bonn,<br />

Fax: 0228/9026680<br />

E-Mail: infoservice<br />

@forschung-und-lehre.de


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> AKADEMISCHER STELLENMARKT 281<br />

Stellenmarkt<br />

Veranstaltungen<br />

Stiftungen | Preise<br />

Stellenanzeigen aktuell<br />

Professuren<br />

Geistes- und Sozialwissenschaften<br />

Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insb. Internationales<br />

Marketing/Internationales Management<br />

(Technische Hochschule Wildau)............................................................................302<br />

Allgemeine Erwachsenenbildung/Weiterbildung<br />

(Universität Würzburg)...............................................................................................297<br />

Anglistik/Sprachwissenschaft (Universität Siegen) ...................................292<br />

Bürgerliches Recht, Privatrechtsgeschichte und ein<br />

wirtschaftsrechtliches Fach (FernUniversität in Hagen).......................285<br />

Chinese and Commerce (Universität Würzburg) ..........................................283<br />

Englische Philologie (Mediävistik) (Universität Göttingen)..................297<br />

Erziehung und Unterrichtung in der Förderschule<br />

mit dem Schwerpunkt sozialemotionale Entwicklung<br />

(Freie Hochschule Mannheim) .................................................................................298<br />

Germanistische Sprachwissenschaft (Universität Siegen).....................284<br />

Methodik und Didaktik des Klassenlehrers an<br />

Waldorfschulen (Freie Hochschule Mannheim) ..........................................298<br />

Musikwissenschaft (Universität Würzburg) ......................................................292<br />

Neuere deutsche Literaturwissenschaft (Universität Siegen)..............295<br />

Verwaltungsrecht, insb. Wirtschaftsverwaltungsrecht und<br />

ein Grundlagenfach (FernUniversität in Hagen)........................................285<br />

Volkswirtschaftslehre, Angewandte Empirische<br />

Wirtschaftsforschung (Universität Mannheim)..........................................298<br />

Wirtschaftstheorie (Universität Bonn) ...............................................................296<br />

Naturwissenschaften<br />

Adaptive Systeme (Technische Universität München) ...................................288<br />

Anästhesiologie (Charité – Universitätsmedizin Berlin)..................................290<br />

Angewandte Informatik (Universität Bayreuth)............................................294<br />

Angewandte Mathematik/Numerik für<br />

Höchstleistungsrechner (Universität Stuttgart) ........................................284<br />

Angewandte Mathematik – zwei Professuren (Universität zu Köln)..294<br />

Apparatedesign (Technische Universität Darmstadt).......................................293<br />

Bauinformatik und Geoinformationssysteme (RWTH Aachen) .....291<br />

Biochemie (Technische Universität Kaiserslautern) ...........................................285<br />

Computergestützte Modellierung und Simulation<br />

(Technische Universität München)..........................................................................288<br />

Eingebettete Systeme/Echtzeitsysteme (Universität Ulm)...................291<br />

Energiemanagement/Energiespeicherung und effiziente<br />

Energienutzung (Universität Wuppertal) .......................................................300<br />

Energie-Systemtechnik (Technische Universität Wien) ...............................301<br />

Experimentalphysik (Universität Konstanz) ....................................................291<br />

Experimentelle Hämatopoese (Medizinische Hochschule Hannover)..290<br />

Gemeinschaftsorientierte Projektentwicklung<br />

(Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft) ...............................................293<br />

Geophysics (Universität Potsdam) .........................................................................282<br />

Hardware-nahe Algorithmik und Software für<br />

Höchstleistungsrechnen (Technische Universität München)................287<br />

Hochfrequenzsysteme (Universität Linz) ........................................................302<br />

Industrielle Biokatalyse (Technische Universität München)......................289<br />

Informatik, insb. Internet-Technologien (Hochschule Reutlingen)..296<br />

Informatiksysteme für sehgeschädigte Studierende<br />

(Karlsruher Institut für Technologie – KIT)...........................................................303<br />

Informationstechnik mit dem Schwerpunkt<br />

Kommunikationselektronik (Universität Erlangen-Nürnberg)............300<br />

Klinische Pharmakologie – Arzneimittelsicherheit<br />

(Medizinische Hochschule Hannover)....................................................................294<br />

Kontinuumsmechanik mit den Schwerpunkten Modellierung<br />

komplexer Materialien/Stochastische Methoden<br />

(Technische Universität München).........................................................................288<br />

Mechanik auf Höchstleistungsrechnern<br />

(Technische Universität München)..........................................................................288<br />

Molecular Cell Biology (Universität Osnabrück) ..........................................292<br />

Numerische Mathematik (Technische Universität München)...................286<br />

Optimierung (Universität Trier)..............................................................................301<br />

Organische Chemie (TU Bergakademie Freiberg)...........................................285<br />

Pädiatrische Nephrologie und Gastroenterologie<br />

(Medizinische Hochschule Hannover)....................................................................299<br />

Physische Geographie und Geoökologie<br />

(Karlsruher Institut für Technologie – KIT)...........................................................295<br />

Polytronische Systeme (Universität der Bundeswehr München) ...............289<br />

Populationsökologie der Tiere (Universität Bayreuth).............................293<br />

Respiratory Tissue Engineering (Medizinische Hochschule Hannover)..296<br />

Ressourcenoptimiertes Projektmanagement<br />

(Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft) ...............................................293<br />

Störungsökologie (Universität Bayreuth)...........................................................301<br />

Urban Climate and Air Pollution (Technische Universität München) ..286<br />

Wissenschaftliches Rechnen (Technische Universität München)...........288<br />

Wissenschaftliches Rechnen und/oder Numerische<br />

Analysis (Universität Bonn)..................................................................................297<br />

Juniorprofessuren<br />

Geistes- und Sozialwissenschaften<br />

Heilpädagogik in außerschulischen Handlungsfeldern<br />

(Freie Hochschule Mannheim) .................................................................................298<br />

Naturwissenschaften<br />

Geometrie, insb. algorithmische Aspekte (Universität Konstanz)....297<br />

Kognitive Produktionssysteme (Technische Universität München) ......287<br />

Molekularbiologie mikrobieller Konsortien (Universität Hamburg)..299<br />

Neuromorphic Circuits (Universität Bielefeld)..............................................283<br />

Quantitative Agrarökonomik (Humboldt-Universität zu Berlin) ...........295<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiter<br />

4 wissenschaftliche Mitarbeiter/innen<br />

(Hochschule für bildende Künste Hamburg) ........................................................304<br />

Weitere Ausschreibungen<br />

1 Qualifikationsstelle für Postdocs (Universität Zürich)........................306<br />

2 PhD positions in Molecular Imaging (Universität Freiburg BIOSS) ...304<br />

2 Qualifikationsstellen für Doktorierende (Universität Zürich) .......306<br />

3-4 Qualifikationsstellen für Doktorierende bzw. Postdocs<br />

(Universität Zürich).....................................................................................................306<br />

Akademische Rätin/Akademischer Rat (Universität Freiburg) ..........305<br />

Akademische Ratsstelle (Universität Regensburg).............................................302<br />

Assistentin/Assistent (POST-DOC) (Technische Universität Wien) ......304<br />

Dozentin/Dozent für Altes Testament und Hebräisch<br />

(Theologisches Seminar Ewersbach) .......................................................................305


282 AKADEMISCHER STELLENMARKT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Junior Research Group Leader positions (ICCAS –<br />

Innovation Center Computer Assisted Surgery University of Leipzig) .............303<br />

Leading scientist at the GFZ in Potsdam (Universität Potsdam) .....282<br />

Leitung des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen<br />

IIS in Erlangen (Fraunhofer-Gesellschaft).....................................................300<br />

Modellierer für Wasserhaushalt und Nährstoffbilanzen<br />

(Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei)...........................304<br />

Naturwissenschaftliche/r Doktorand/in<br />

(Universitätsklinikum Würzburg) ............................................................................305<br />

Programmierer (Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei) .304<br />

Wissenschaftspreise/ -wettbewerbe<br />

BKK Innovationspreis Gesundheit 2010<br />

(BKK Landesverband Hessen)..................................................................................235<br />

Energie für Ideen – Wettbewerb für Studierende<br />

(Eine Initiative des Ministeriums für Bildung und <strong>Forschung</strong>) ....2. Umschlagseite<br />

Ernst-Otto Czempiel-Preis<br />

(Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung)........................................303<br />

Hans-Kilian-Preis für die Erforschung und Förderung der<br />

metakulturellen Humanisation<br />

(Köhler-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft).................241<br />

Forschen in Deutschland, 3. Runde<br />

(Alexander von Humboldt-Stiftung, die Deutsche Telekom Stiftung und<br />

der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft) ......................4. Umschlagseite<br />

Veranstaltungen<br />

5. Deutscher Hochschulrechtstag 2010 (Universität zu Köln –<br />

Universität Erlangen-Nürnberg – Universität Hannover) ...................................260<br />

Die Zukunft der Universität (Universität Bonn).........................................305<br />

<strong>Forschung</strong>sförderung: Gratwanderung zwischen Ideenschmiede<br />

und Bürokratie? (University Partners)....................................239<br />

Wie kann Qualitätsmanagement zur Entwicklung der<br />

Hochschullehre beitragen?<br />

(IBH, Pädagogische Hochschulen St. Gallen, Vorarlberg, Weingarten)..........259<br />

STELLENANZEIGEN | PREISE<br />

<strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 3 | 2010<br />

Bewerbungsfrist<br />

läuft noch bis:<br />

Akademische Oberrätin/Akademischer Oberrat<br />

(Universität Siegen)...................................................................................08.04.10<br />

Akademische Ratsstelle (Universität Heidelberg).......................22.04.10<br />

Alexander von Humboldt-Professur<br />

(Alexander von Humboldt-Stiftung) .....................................................21.05.10<br />

Allgemeine Sprachwissenschaft (Universität Bonn) ..............23.04.10<br />

Alttestamentliche Literatur und Exegese<br />

(Universität Freiburg) ...............................................................................30.04.10<br />

Angewandte Sprachwissenschaft (Universität Bonn) ...........23.04.10<br />

Biomathematik (Universität Erlangen-Nürnberg)...........................16.04.10<br />

Computer Science (Universität Linz)...............................................20.04.10<br />

Differenzialgleichungen (Universität Paderborn) .......................10.04.10<br />

Flugzeugbau (Universität Stuttgart).....................................................28.05.10<br />

Geographische Fernerkundung (Universität Würzburg).......30.04.10<br />

Lebensmittelprozesstechnologie (Hochschule Niederrhein) ..09.04.10<br />

Mathematik (Universität Bayreuth).....................................................23.04.10<br />

Organic Chemistry for Protein Research<br />

(Universität Salzburg)...............................................................................11.04.10<br />

Software Engineering (Universität Stuttgart)................................07.04.10<br />

Bielefelder Wissenschaftspreis<br />

(Stiftung der Sparkasse Bielefeld)..........................................................30.04.10<br />

Der Innovationspreis des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

(MIWFT NRW)..........................................................................................15.04.10<br />

<strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 2 | 2010<br />

Biochemie (Universität Stuttgart) .........................................................12.04.10<br />

Optik-Design und Simulation (Universität Stuttgart).............06.04.10<br />

Dissertationsauszeichnung 2010<br />

(Alcatel-Lucent Stiftung für Kommunikationsforschung)................23.04.10<br />

<strong>Forschung</strong>spreis Technische Kommunikation 2010<br />

(Alcatel-Lucent Stiftung für Kommunikationsforschung)................23.04.10<br />

<strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 1 | 2010<br />

Förderung von <strong>Forschung</strong>svorhaben<br />

(Alzheimer <strong>Forschung</strong> Initiative e.V.).....................................................12.04.10<br />

Käte Hamburger Kollegs für Geisteswissenschaftliche<br />

<strong>Forschung</strong> (BMBF)...................................................15.04.10<br />

<strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 11 | 2009<br />

Baustatik und Baudynamik (RWTH Aachen) ...........................30.04.10


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> AKADEMISCHER STELLENMARKT 283<br />

So<br />

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<strong>Forschung</strong><br />

& <strong>Lehre</strong><br />

Alles was die Wissenschaft bewegt<br />

Rheinallee 18, 53173 Bonn<br />

Tel.: 0228 / 902 66-23<br />

Fax: 0228 / 902 66-90<br />

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284 AKADEMISCHER STELLENMARKT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Hochschulen<br />

im<br />

Blick<br />

<strong>Forschung</strong><br />

& <strong>Lehre</strong><br />

Alles was die Wissenschaft bewegt<br />

TU Bergakademie Freiberg


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> AKADEMISCHER STELLENMARKT 285


286 AKADEMISCHER STELLENMARKT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

In der Fakultät für Mathematik der Technischen Universität München ist<br />

zum frühestmöglichen Zeitpunkt ein<br />

Extraordinariat (W2) für<br />

Numerische Mathematik<br />

zu besetzen.<br />

Gesucht wird eine international ausgewiesene Forscherpersönlichkeit<br />

auf dem Gebiet der Numerischen Mathematik. Es wird erwartet, dass<br />

Bewerberinnen/Bewerber über die Fähigkeit zur numerischen Behandlung<br />

aktueller <strong>Forschung</strong>sthemen aus den Ingenieur- und Naturwissenschaften<br />

verfügen. Die Bereitschaft und Fähigkeit zur Zusammenarbeit<br />

mit diesen Disziplinen sollte durch Anwendungsprojekte belegt werden<br />

können.<br />

Zu den Aufgaben der Stelleninhaberin/ des Stelleninhabers gehört die<br />

Vertretung des Fachs in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong>, die Beteiligung an der<br />

Ausbildung in den mathematischen Studiengängen sowie an der Mathematikausbildung<br />

der Studierenden anderer Fakultäten. Insbesondere<br />

wird ein regelmäßiges Engagement in dem Masterstudiengang Mathematics<br />

in Science and Engineering erwartet.<br />

Einstellungsvoraussetzungen sind ein universitärer Hochschulabschluss<br />

oder ein anerkannter Fachhochschulabschluss, pädagogische Eignung,<br />

Promotion und Habilitation oder Nachweis gleichwertiger wissenschaftlicher<br />

Leistungen, die sowohl im Rahmen einer Juniorprofessur als auch<br />

einer Tätigkeit außerhalb des Hochschulbereiches erbracht sein können.<br />

Bewerberinnen oder Bewerber dürfen zum Zeitpunkt der Ernennung<br />

das 52. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Ausnahmen von<br />

der Altersgrenze können in dringenden Fällen zugelassen werden.<br />

Schwerbehinderte Bewerberinnen und Bewerber werden bei ansonsten<br />

im Wesentlichen gleicher Eignung bevorzugt eingestellt.<br />

Die Technische Universität München hat sich in der Exzellenzinitiative<br />

des Bundes und der Länder das strategische Ziel gesetzt, den Anteil<br />

von Frauen in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong> deutlich zu erhöhen. Wissenschaftlerinnen<br />

werden deshalb nachdrücklich um ihre Bewerbung gebeten.<br />

Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen (Lebenslauf, Zeugnisse, Urkunden,<br />

Schriftenverzeichnis) werden bis zum 29.04.2010 erbeten an<br />

den<br />

Dekan der Fakultät für Mathematik<br />

der Technischen Universität München<br />

Boltzmannstr. 3<br />

D-85747 Garching bei München<br />

In der Fakultät Bauingenieur- und Vermessungswesen der Technischen<br />

Universität München ist zum nächstmöglichen Zeitpunkt ein<br />

Lehrstuhl (W3) für<br />

Urban Climate and Air Pollution<br />

erstmals zu besetzen.<br />

Der/die zu Berufende soll die Bereiche Stadtklima und Luftqualität in<br />

<strong>Lehre</strong> und <strong>Forschung</strong> vertreten. Die Bewerberin / der Bewerber soll in<br />

den genannten Feldern durch <strong>Lehre</strong>, <strong>Forschung</strong> oder entsprechende<br />

praktische Tätigkeit ausgewiesen sein. Den Schwerpunkt der <strong>Lehre</strong> bilden<br />

Veranstaltungen für Studierende des B.Sc. Umweltingenieurwesen<br />

bzw. M.Sc. Environmental Engineering.<br />

Geeignete Persönlichkeiten sollen auf einem oder mehreren der nachfolgend<br />

genannten Gebieten ausgewiesen sein, sowie einschlägige Erfahrungen<br />

auch aus anwendungsnahen Tätigkeiten vorweisen können:<br />

Bewertung der Auswirkungen planerischer und organisatorischer Maßnahmen<br />

auf das Stadtklima, die Luftqualität, den thermischen Komfort<br />

im Außenraum, Entwicklung von numerischen oder experimentellen Methoden<br />

zur Stadtklimabewertung, Erforschung von physikalischen Prozessen,<br />

die das Klima im bebauten/städtischen Raum beeinflussen und<br />

Erarbeitung von Maßnahmen zur Verbesserung der klimatischen und<br />

lufthygienischen Situation im bebauten/städtischen Raum.<br />

Einstellungsvoraussetzungen sind ein universitärer Hochschulabschluss,<br />

pädagogische Eignung, Promotion und Habilitation oder Nachweis<br />

gleichwertiger wissenschaftlicher Leistungen, die sowohl im Rahmen<br />

einer Juniorprofessur als auch einer Tätigkeit außerhalb des<br />

Hochschulbereiches erbracht sein können. Bewerberinnen oder Bewerber<br />

dürfen zum Zeitpunkt der Ernennung das 52. Lebensjahr noch nicht<br />

vollendet haben. Ausnahmen von der Altersgrenze können in dringenden<br />

Fällen zugelassen werden.<br />

Schwerbehinderte Bewerberinnen und Bewerber werden bei ansonsten<br />

im Wesentlichen gleicher Eignung bevorzugt eingestellt.<br />

Die Technische Universität München hat sich in der Exzellenzinitiative<br />

des Bundes und der Länder das strategische Ziel gesetzt, den Anteil<br />

von Frauen in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong> deutlich zu erhöhen. Wissenschaftlerinnen<br />

werden deshalb nachdrücklich um ihre Bewerbung gebeten.<br />

Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen (Lebenslauf, Zeugnisse, Urkunden,<br />

Publikationsliste einschließlich ausgewählter Sonderdrucke)<br />

werden bis zum 28. April 2010 erbeten an den<br />

Dekan der Fakultät Bauingenieur- und Vermessungswesen<br />

der Technischen Universität München<br />

Arcisstr. 21<br />

80290 München


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> AKADEMISCHER STELLENMARKT 287<br />

In der Fakultät für Informatik der Technischen Universität München ist<br />

zum nächstmöglichen Zeitpunkt ein<br />

Extraordinariat für Hardware-nahe<br />

Algorithmik und Software für<br />

Höchstleistungsrechnen (Bes.Gr. W 2)<br />

zu besetzen.<br />

Gesucht wird ein hervorragend ausgewiesener Wissenschaftler, der das<br />

Gebiet der Informatik in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong> vertritt und zugleich<br />

Höchstleistungsrechnen als fachübergreifende Aufgabe im Spannungsfeld<br />

von Informatik, Angewandter Mathematik sowie Ingenieur- und Naturwissenschaften<br />

begreift. Erwartet werden dabei umfassende Erfahrung<br />

sowie einschlägige <strong>Forschung</strong>sarbeiten auf mindestens einem der<br />

folgenden Gebiete:<br />

– Hardware-nahe numerische Algorithmik<br />

– Skalierbarkeit großer Simulationscodes aus Ingenieur- oder Naturwissenschaften<br />

– Hardware-nahes Design von Simulationssoftware<br />

– Massive Parallelität auf Mehrkernarchitekturen<br />

– HPC-relevante Aspekte des Software Engineering<br />

Die Mitwirkung in der <strong>Lehre</strong> in den Studiengängen der Fakultät für Informatik<br />

wird vorausgesetzt. Ferner wird eine Beteiligung an dem fachübergreifenden<br />

Master-Studiengang Computational Science and Engineering<br />

und dem bayerischen Elite-Studiengang Bavarian Graduate<br />

School of Computational Engineering sowie dem im Aufbau befindlichen<br />

Bachelor-Studiengang Engineering Sciences erwartet.<br />

Zu den Aufgaben des Extraordinariats zählen die aktive Mitarbeit im<br />

<strong>Forschung</strong>sexzellenzcluster Munich Centre for Advanced Computing<br />

(MAC) sowie die Co-Leitung der institutionenübergreifenden Arbeitsgruppe<br />

HPC Algorithmik und Software, die derzeit unter gemeinsamer<br />

Trägerschaft der TU München, der LMU München sowie dem Leibniz-<br />

Rechenzentrum eingerichtet wird.<br />

Einstellungsvoraussetzungen sind ein universitärer Hochschulabschluss<br />

oder ein anerkannter Fachhochschulabschluss, pädagogische Eignung,<br />

Promotion und Habilitation oder Nachweis gleichwertiger wissenschaftlicher<br />

Leistungen, die sowohl im Rahmen einer Juniorprofessur als auch<br />

einer Tätigkeit außerhalb des Hochschulbereiches erbracht sein können.<br />

Bewerberinnen oder Bewerber dürfen zum Zeitpunkt der Ernennung<br />

das 52. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Ausnahmen von<br />

der Altersgrenze können in dringenden Fällen zugelassen werden.<br />

Schwerbehinderte Bewerberinnen und Bewerber werden bei ansonsten<br />

im Wesentlichen gleicher Eignung bevorzugt eingestellt.<br />

Die Technische Universität München hat sich in der Exzellenzinitiative<br />

des Bundes und der Länder das strategische Ziel gesetzt, den Anteil<br />

von Frauen in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong> deutlich zu erhöhen. Wissenschaftlerinnen<br />

werden deshalb nachdrücklich um ihre Bewerbung gebeten.<br />

Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen (Lebenslauf, Zeugnisse, Urkunden,<br />

Publikationsliste einschließlich ausgewählter Sonderdrucke)<br />

werden bis zum 29.04.2010 erbeten an den<br />

Dekan der Fakultät für Informatik<br />

der Technischen Universität München<br />

Boltzmannstraße 3<br />

85748 Garching bei München<br />

DHV-Newsletter<br />

In der Fakultät für Maschinenwesen der Technischen Universität München<br />

ist am Institut für Produktionstechnik zum nächstmöglichen Zeitpunkt<br />

eine<br />

Juniorprofessur (W1) für<br />

Kognitive Produktionssysteme<br />

erstmals zu besetzen.<br />

Die Juniorprofessur soll eng mit dem Lehrstuhl für Werkzeugmaschinen<br />

und Fertigungstechnik kooperieren, der gemeinsam mit dem Lehrstuhl<br />

für Betriebswissenschaften und Montagetechnik das Institut für Werkzeugmaschinen<br />

und Betriebswissenschaften (www.iwb.tum.de) bildet.<br />

Die Aufgaben umfassen die <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong> auf dem Gebiet der<br />

Nutzung von Kognition in Fabrikumgebungen. Kognition umfasst hierbei<br />

die Fähigkeiten eines technischen Systems zur Wahrnehmung, zum<br />

Schlussfolgern, Planen und Handeln.<br />

Die <strong>Forschung</strong>sarbeiten umfassen die Exploration der Möglichkeiten kognitiver<br />

Systeme sowie deren Realisierung im Bereich des automatischen<br />

Produktionsbetriebs wie auch der Kooperation von Menschen mit<br />

automatischen beziehungsweise teilautomatischen Systemen. Kognition<br />

stützt sich hier unter anderem auf Methoden des maschinellen Lernens,<br />

der Graphentheorie, der Künstlichen Intelligenz, wissensbasierter Systeme,<br />

Computer-Vision und Cognitive Control and Automation. Das <strong>Forschung</strong>sspektrum<br />

der Professur wird durch die Mitwirkung am Exzellenzcluster<br />

Cognition for Technical Systems (www.cotesys.org) erweitert.<br />

Geeignete Persönlichkeiten sollen auf dem Gebiet der Produktionsautomatisierung,<br />

der Elektrotechnik oder der Informatik mit Schwerpunkt Automatisierung,<br />

intelligente Systeme oder künstliche Intelligenz ausgewiesen<br />

sein. Erfahrungen im Bereich kognitiver Systeme sind ebenfalls<br />

von Nutzen. Erfahrung in der Einwerbung und Durchführung von öffentlich<br />

geförderten <strong>Forschung</strong>sprojekten wie auch von Industrieprojekten<br />

ist notwendig.<br />

Einstellungsvoraussetzungen sind ein universitärer Hochschulabschluss<br />

oder ein in einem förmlichen Verfahren anerkannter Fachhochschulabschluss,<br />

pädagogische Eignung, und die besondere Befähigung zu wissenschaftlicher<br />

Arbeit, die in der Regel durch die herausragende Qualifikation<br />

einer Promotion nachgewiesen ist. Weitere wissenschaftliche<br />

Leistungen, die auch in einer Tätigkeit außerhalb des Hochschulbereichs<br />

erbracht sein können, sind erwünscht. Die Juniorprofessur als<br />

Qualifizierungsprofessur setzt keine Habilitation voraus.<br />

Sofern vor oder nach der Promotion eine wissenschaftliche Anstellung<br />

erfolgt ist, sollen Promotions- und Beschäftigungsphase zusammen<br />

nicht mehr als sechs Jahre betragen haben.<br />

Die Stelle ist auf drei Jahre befristet. Bei positiver Evaluierung ist die<br />

Verlängerung bis zu einer Gesamtdauer von sechs Jahren möglich.<br />

Schwerbehinderte Bewerberinnen / Bewerber werden bei ansonsten im<br />

Wesentlichen gleicher Eignung bevorzugt eingestellt.<br />

Die Technische Universität München hat sich in der Exzellenzinitiative<br />

des Bundes und der Länder das strategische Ziel gesetzt, den Anteil<br />

von Frauen in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong> deutlich zu erhöhen. Wissenschaftlerinnen<br />

werden deshalb nachdrücklich um ihre Bewerbung gebeten.<br />

Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen (Lebenslauf, Zeugnisse, Urkunden,<br />

Publikationsliste einschließlich ausgewählter Sonderdrucke)<br />

werden bis zum 29.04.2010 erbeten an den<br />

Dekan der Fakultät für Maschinenwesen<br />

Technische Universität München<br />

85747 Garching<br />

Der DHV-Newsletter, der Mitgliedern und Nichtmitgliedern in gleicher Weise offen steht, erscheint monatlich. Er informiert unter<br />

anderem über Aktuelles aus Hochschulpolitik und Hochschulrecht sowie über Termine und Neuerscheinungen im Internet und auf<br />

dem Buchmarkt.<br />

Das Abonnement des DHV-Newsletters ist kostenlos. Voraussetzung ist, dass der Geschäftsstelle Ihre E-Mail-Adresse bekannt ist.<br />

Zur Bestellung genügt eine formlose E-Mail mit dem Stichwort „Bestellung“ an:<br />

newsletter@hochschulverband.de oder ein Eintrag über den Link<br />

http://www.hochschulverband.de/newsletter


288 AKADEMISCHER STELLENMARKT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Die Technische Universität München richtet zum Wintersemester 2010/11 den fakultätsübergreifenden Studiengang „Ingenieurwissenschaften (Engineering Science)“ in<br />

der neuen MUNICH SCHOOL OF ENGINEERING (MSE) ein. Dazu sind in mehreren Fakultäten die folgenden Professuren zum nächstmöglichen Zeitpunkt zu besetzen:<br />

In der Fakultät für Maschinenwesen das<br />

Extraordinariat (W2) für Kontinuumsmechanik<br />

mit den Schwerpunkten Modellierung<br />

komplexer Materialien / Stochastische Methoden<br />

Die Professur ist unbefristet zu besetzen. Zu den Aufgaben gehört es, das Fachgebiet in <strong>Forschung</strong><br />

und <strong>Lehre</strong> angemessen zu vertreten. Es wird eine Persönlichkeit gesucht, die wissenschaftlich<br />

auf einem der beiden Schwerpunkte hervorragend ausgewiesen ist und bereit<br />

ist, im besten interdisziplinären Sinne mit anderen Arbeitsgruppen der TUM zu kooperieren.<br />

Für den Schwerpunkt „Modellierung komplexer Materialien“ soll der Fokus auf neuen Modellierungsansätzen<br />

(Mehrskalen-, Mehrfeld-) liegen. Als komplexe Materialien kommen sowohl<br />

Festkörper als auch Fluide in Frage, von speziellem Interesse sind beispielsweise Bio-,<br />

Mehrphasen-, Funktions- und Hochtemperaturmaterialien. Für den Schwerpunkt „Stochastische<br />

Methoden“ soll der Fokus der <strong>Forschung</strong> beispielsweise in den Bereichen Uncertainty<br />

Quantification, stochastische Methoden zur Parameteridentifikation, Modellverifikation beziehungsweise<br />

der stochastischen Mechanik für Ingenieuranwendungen liegen.<br />

Eine wesentliche Aufgabe des Extraordinariats wird die Beteiligung am neuen fakultätsübergreifenden<br />

Bachelorstudiengang „Ingenieurwissenschaften (Engineering Science)“ im Rahmen<br />

der MUNICH SCHOOL OF ENGINEERING sein. In diesem Studiengang sind Teile der<br />

<strong>Lehre</strong> zur technischen, Kontinuums- und numerischen Mechanik (in deutscher oder englischer<br />

Sprache) abzudecken. Darüber hinaus können die Themen des Fachgebiets auch in<br />

die Masterstudiengänge der Fakultät für Maschinenwesen eingebracht werden.<br />

Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen (Lebenslauf, Zeugnisse, Urkunden, Publikationsliste<br />

einschließlich ausgewählter Sonderdrucke) werden bis zum 29.04.2010 erbeten an den<br />

Dekan der Fakultät für Maschinenwesen, Technische Universität München, 85747 Garching.<br />

In der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik das<br />

Extraordinariat (W2) für Adaptive Systeme<br />

Gesucht werden Bewerberinnen und Bewerber, die auf dem Gebiet der adaptiven Systeme<br />

wissenschaftlich/technisch ausgewiesen sind. Es wird erwartet, dass die Bewerberin/der Bewerber<br />

<strong>Forschung</strong>skompetenz in einem oder mehreren der folgenden Gebiete besitzt:<br />

– Strukturadaptive Systeme<br />

– Adaptive Regelung<br />

– Hybride Systeme<br />

– Optimierungsverfahren für Adaptive Systeme<br />

– Stochastische Regelung<br />

Erfahrungen im Anwendungsbereich Adaptiver Systeme (z.B. Automatisierungstechnik, Industrielle<br />

Informationstechnik) sowie mit der Einwerbung und Durchführung von Projekten<br />

sind erwünscht.<br />

Zu den Aufgaben gehört die Vertretung des Fachgebiets in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong>. In der <strong>Lehre</strong><br />

steht die Beteiligung am neuen fakultätsübergreifenden Bachelorstudiengang „Ingenieurwissenschaften<br />

(Engineering Science)“ in der MUNICH SCHOOL OF ENGINEERING im<br />

Vordergrund, daneben die Beteiligung an den Lehrangeboten der Fakultät.<br />

Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen (Lebenslauf, Zeugnisse, Urkunden, Publikationsliste<br />

einschließlich ausgewählter Sonderdrucke) werden bis zum 29.04.2010 erbeten an den<br />

Dekan der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik, Technische Universität<br />

München, Arcisstr. 21, 80333 München.<br />

In der Fakultät für Bauingenieur- und Vermessungswesen das<br />

Extraordinariat (W2) für Computergestützte<br />

Modellierung und Simulation<br />

Zu den Aufgaben der Professur gehört die angemessene Vertretung des Fachgebiets in <strong>Forschung</strong><br />

und <strong>Lehre</strong>. Der Schwerpunkt der <strong>Forschung</strong> soll im Bereich der computergestützten<br />

Modellierung von Produkten und Prozessen in den Ingenieurwissenschaften liegen. Gewünscht<br />

ist eine von der geometrischen Modellierung bis zur numerischen Simulation reichende,<br />

disziplinenübergreifende Betrachtungsweise. Es wird eine Persönlichkeit gesucht,<br />

die wissenschaftlich auf diesem Gebiet hervorragend ausgewiesen ist und im besten interdisziplinären<br />

Sinne in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong> mit anderen ingenieur- und naturwissenschaftlichen<br />

Arbeitsgruppen der TUM, insbesondere auch mit den Umweltingenieurwissenschaften in der<br />

Fakultät Bauingenieur- und Vermessungswesen kooperieren wird.<br />

Eine wesentliche Aufgabe der Professur ist die Beteiligung am neuen fakultätsübergreifenden<br />

Bachelorstudiengang „Ingenieurwissenschaften (Engineering Science)“ im Rahmen der<br />

MUNICH SCHOOL OF ENGINEERING. In diesem Studiengang sind Teile der <strong>Lehre</strong> zur<br />

computergestützten Modellierung und numerischen Simulation in deutscher und/oder englischer<br />

Sprache abzudecken. Darüber hinaus wird auch ein Engagement in den Bachelor- und<br />

Masterstudiengängen der Fakultät für Bauingenieur- und Vermessungswesen erwartet.<br />

Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen (Lebenslauf, Zeugnisse, Urkunden, Publikationsliste<br />

einschließlich ausgewählter Sonderdrucke) werden bis zum 29.04.2010 erbeten an den<br />

Dekan der Fakultät für Bauingenieur- und Vermessungswesen, Technische Universität<br />

München, Arcisstr. 21, 80333 München.<br />

In der Fakultät für Maschinenwesen das<br />

Extraordinariat (W2) für<br />

Mechanik auf Höchstleistungsrechnern<br />

Die Professur ist zunächst auf 5 Jahre befristet. Ein Jahr vor Ablauf der Befristung wird die<br />

Professur evaluiert. Bei positiver Evaluierung erfolgt die Umwandlung in eine unbefristete<br />

Professur. Zu den Aufgaben gehört es, das Fachgebiet in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong> angemessen<br />

zu vertreten. Schwerpunkte der <strong>Forschung</strong> sollen die Simulation von mechanischen,<br />

Mehrfeld- und Mehrskalen-Problemen auf Höchstleistungsrechnern entscheidend voranbringen.<br />

Dazu gehören ganz wesentlich Themen der ingenieurmäßigen Modellbildung und der<br />

Methodenentwicklung unter besonderer Berücksichtigung der Anforderungen von modernen<br />

Höchstleistungsrechnern. Die Umsetzung in entsprechende Software und anspruchsvolle<br />

Anwendungen auf derartigen Plattformen sollen integraler Bestandteil der <strong>Forschung</strong>saktivitäten<br />

sein. Es wird eine Persönlichkeit gesucht, die wissenschaftlich auf diesen Gebieten<br />

hervorragend ausgewiesen ist und bereit ist, im besten interdisziplinären Sinne mit anderen<br />

Arbeitsgruppen der TUM zu kooperieren.<br />

Eine wesentliche Aufgabe des Extraordinariats wird die Beteiligung am neuen fakultätsübergreifenden<br />

Bachelorstudiengang „Ingenieurwissenschaften (Engineering Science)“ im Rahmen<br />

der MUNICH SCHOOL OF ENGINEERING sein. In diesem Studiengang sind Teile der<br />

<strong>Lehre</strong> zur technischen, Kontinuums- und numerischen Mechanik (in deutscher oder englischer<br />

Sprache) abzudecken. Darüber hinaus können die Themen des Fachgebiets auch in<br />

die Masterstudiengänge der Fakultät für Maschinenwesen eingebracht werden.<br />

Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen (Lebenslauf, Zeugnisse, Urkunden, Publikationsliste<br />

einschließlich ausgewählter Sonderdrucke) werden bis zum 29.04.2010 erbeten an den<br />

Dekan der Fakultät für Maschinenwesen, Technische Universität München, 85747 Garching.<br />

In der Fakultät für Mathematik das<br />

Extraordinariat (W2) für Wissenschaftliches Rechnen<br />

Gesucht wird eine international ausgewiesene Forscherpersönlichkeit auf dem Gebiet des<br />

Wissenschaftlichen Rechnens. Es wird erwartet, dass Bewerberinnen/Bewerber über Erfahrungen<br />

in der Umsetzung großer mathematischer Modelle aus den Ingenieurwissenschaften<br />

und in der Implementierung leistungsfähiger numerischer Algorithmen zur Simulation auf<br />

Höchstleistungsrechnern verfügen. Die Bereitschaft und Fähigkeit zur Zusammenarbeit mit<br />

den ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen sollte durch ingenieurnahe Anwendungen belegt<br />

werden können.<br />

Zu den Aufgaben der Stelleninhaberin / des Stelleninhabers gehört die Vertretung des Fachs<br />

in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong>, die Beteiligung an der Ausbildung in den mathematischen Studiengängen<br />

sowie an der Mathematikausbildung der Studierenden anderer Fakultäten. Insbesondere<br />

gehört die Lehrtätigkeit im neuen Bachelorstudiengang „Ingenieurwissenschaften (Engineering<br />

Science)“ in der MUNICH SCHOOL OF ENGINEERING zu den Dienstaufgaben.<br />

Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen (Lebenslauf, Zeugnisse, Urkunden, Publikationsliste<br />

einschließlich ausgewählter Sonderdrucke) werden bis zum 29.04.2010 erbeten an den<br />

Dekan der Fakultät für Mathematik, Technische Universität München, Boltzmannstr. 3,<br />

85747 Garching.<br />

Für alle Professuren gilt gleichermaßen:<br />

Einstellungsvoraussetzungen sind ein universitärer Hochschulabschluss oder ein anerkannter<br />

Fachhochschulabschluss, pädagogische Eignung, Promotion und Habilitation oder Nachweis<br />

gleichwertiger wissenschaftlicher Leistungen, die sowohl im Rahmen einer Juniorprofessur<br />

als auch einer Tätigkeit außerhalb des Hochschulbereiches erbracht sein können. Bewerberinnen<br />

/ Bewerber dürfen zum Zeitpunkt der Ernennung das 52. Lebensjahr noch nicht<br />

vollendet haben. Ausnahmen von der Altersgrenze können in dringenden Fällen zugelassen<br />

werden.<br />

Schwerbehinderte Bewerberinnen / Bewerber werden bei ansonsten im Wesentlichen gleicher<br />

Eignung bevorzugt eingestellt. Die Technische Universität München hat sich in der Exzellenzinitiative<br />

des Bundes und der Länder das strategische Ziel gesetzt, den Anteil von<br />

Frauen in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong> deutlich zu erhöhen. Wissenschaftlerinnen werden deshalb<br />

nachdrücklich um ihre Bewerbung gebeten.


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> AKADEMISCHER STELLENMARKT 289<br />

In der Fakultät Chemie der Technischen Universität München ist zum<br />

nächstmöglichen Zeitpunkt ein<br />

Extraordinariat (W 2) für<br />

Industrielle Biokatalyse<br />

erstmals zu besetzen. Bei der Professur handelt es sich um eine Stiftung<br />

der Süd-Chemie AG (München). Die Stiftungsprofessur ist zunächst<br />

auf 5 Jahre befristet.<br />

Die Bewerberin/der Bewerber soll auf einem oder mehreren Gebieten der<br />

Industriellen Biokatalyse (z.B. Enzymdesign, Enzymoptimierung unter<br />

Verwendung von Hochdurchsatz-Screening Methoden, Verbindung biokatalytischer<br />

und chemischer Reaktionsschritte, Aufklärung von Biokatalysemechanismen<br />

und deren technische Anwendung) ausgewiesen sein.<br />

Die Bewerberin/der Bewerber soll sich an der <strong>Lehre</strong> im Bereich Biotechnologie,<br />

Biochemie und Chemie beteiligen. Eine wichtige Aufgabe ist die<br />

Mitwirkung am Aufbau eines neuen, fakultätsübergreifenden Master-<br />

Studiengangs Industrial Biotechnology zum WS 2010/11.<br />

Einstellungsvoraussetzungen sind ein universitärer Hochschulabschluss<br />

oder ein anerkannter Fachhochschulabschluss, pädagogische Eignung,<br />

Promotion und der Nachweis eigenständiger wissenschaftlicher Leistungen,<br />

die auch außerhalb des Hochschulbereiches erbracht sein können.<br />

Schwerbehinderte Bewerberinnen und Bewerber werden bei ansonsten<br />

im Wesentlichen gleicher Eignung bevorzugt eingestellt.<br />

Die Technische Universität München hat sich in der Exzellenzinitiative<br />

des Bundes und der Länder das strategische Ziel gesetzt, den Anteil<br />

von Frauen in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong> deutlich zu erhöhen. Wissenschaftlerinnen<br />

werden deshalb nachdrücklich um ihre Bewerbung gebeten.<br />

Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen (Lebenslauf, Zeugnisse, Urkunden,<br />

Publikationsliste einschließlich ausgewählter Sonderdrucke)<br />

werden in schriftlicher und elektronischer Form bis zum 12. Mai 2010<br />

erbeten an den<br />

Dekan der Fakultät für Chemie der<br />

Technischen Universität München<br />

Lichtenbergstr. 4<br />

85747 Garching<br />

dekanat@ch.tum.de<br />

<strong>Forschung</strong><br />

& <strong>Lehre</strong><br />

Akademischer Stellenmarkt<br />

mm-Preis (2-spaltig): 5,20 €<br />

Farbe: ohne Aufpreis


290 AKADEMISCHER STELLENMARKT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

<strong>Forschung</strong><br />

& <strong>Lehre</strong><br />

Alles was die Wissenschaft bewegt<br />

Akademischer Stellenmarkt –<br />

unter vielen Bewerbern den B esten finden.


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> AKADEMISCHER STELLENMARKT 291<br />

Karriere beginnt bei uns.<br />

Universitätsprofessur<br />

Bauinformatik und Geoinformationssysteme<br />

Fakultät für Bauingenieurwesen<br />

Zum 01.10.2012 wird eine Persönlichkeit gesucht, die dieses Fach in <strong>Forschung</strong> und<br />

<strong>Lehre</strong> vertritt.<br />

Inhalte der <strong>Lehre</strong> in den Bachelorstudiengängen der Fakultät für Bauingenieurwesen<br />

sowie in einer Reihe von fakultätsübergreifenden Studiengängen sind Bauinformatik<br />

(CAD, C/C++), Angewandte Statistik und Vermessungskunde. Zu den Lehrinhalten im<br />

Masterstudium sollen Geoinformationssysteme (GIS) und Photogrammetrie zählen.<br />

Schwerpunkte in der <strong>Forschung</strong> sind GIS-Anwendungen für den Katasterbereich und<br />

Photogrammetrie in Verbindung mit Laserscanning. Eine Ausweitung der<br />

<strong>Forschung</strong>saktivitäten im Bereich der Bauinformatik wird angestrebt.<br />

In der <strong>Forschung</strong> ist eine intensive Zusammenarbeit mit den anderen Professuren und<br />

<strong>Forschung</strong>seinrichtungen der RWTH Aachen ausdrücklich erwünscht.<br />

Voraussetzungen sind ein abgeschlossenes Universitätsstudium, Promotion und<br />

zusätzliche wissenschaftliche Leistungen, die durch eine Habilitation, im Rahmen einer<br />

Juniorprofessur, einer wissenschaftlichen Tätigkeit an einer Hochschule,<br />

<strong>Forschung</strong>seinrichtung, in Wirtschaft, Verwaltung oder einem anderen<br />

gesellschaftlichen Bereich erbracht wurden. Des Weiteren werden theoretische und<br />

möglichst praktische Erfahrungen in den o.g. Gebieten sowie didaktische Fähigkeiten<br />

erwartet.<br />

Den Bewerbungsunterlagen sollen Belege über <strong>Lehre</strong>rfolge beigefügt werden.<br />

Ihre schriftliche Bewerbung richten Sie bitte bis zum 01.07.2010 an den Dekan der<br />

Fakultät für Bauingenieurwesen der RWTH Aachen, Univ.-Prof. Dr.-Ing. Wendler,<br />

Templergraben 55, 52062 Aachen.<br />

Die RWTH Aachen ist für ihre Bemühungen um die Gleichstellung von Mann und Frau<br />

mit dem „Total-E-Quality-Award“ ausgezeichnet worden. Bewerbungen von Frauen<br />

sind ausdrücklich erwünscht. Bei gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung<br />

werden Frauen in den Entgeltgruppen bzw. Laufbahnen, in denen eine<br />

Unterrepräsentanz von Frauen besteht, bevorzugt berücksichtigt, sofern nicht in der<br />

Person eines Mitbewerbers liegende Gründe überwiegen. Auf § 8 Abs. 6<br />

Landesgleichstellungsgesetz NW wird verwiesen.<br />

Die RWTH Aachen ist für ihre Bemühungen um die Ausbildung und Beschäftigung<br />

schwerbehinderter Menschen mit dem „Prädikat behindertenfreundlich“ ausgezeichnet<br />

worden. Bewerbungen geeigneter schwerbehinderter Menschen sind ausdrücklich<br />

erwünscht. Dies gilt auch für Gleichgestellte im Sinne von § 2 SGB IX.<br />

<strong>Forschung</strong><br />

& <strong>Lehre</strong><br />

Alles was die Wissenschaft bewegt<br />

Die nächsten<br />

Erscheinungstermine:<br />

Ausgabe 5/2010 30. April 2010<br />

Ausgabe 6/2010 31. Mai 2010


292 AKADEMISCHER STELLENMARKT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

KONGRESSE<br />

SYMPOSIEN<br />

TAGUNGEN<br />

Damit kein Platz unbesetzt bleibt:<br />

Ihre Veranstaltungsanzeige<br />

in <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong><br />

wird gesehen.<br />

<strong>Forschung</strong><br />

& <strong>Lehre</strong><br />

Alles was die Wissenschaft bewegt


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> AKADEMISCHER STELLENMARKT 293<br />

<strong>Forschung</strong><br />

& <strong>Lehre</strong><br />

Akademischer Stellenmarkt<br />

..ermöglicht eine bessere Stellenbesetzung.<br />

Cartoon: Meissner<br />

www.forschung-und-lehre.de<br />

An der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft besetzt der Fachbereich<br />

Architektur ab 1. September 2010 folgende Lehrgebiete für den<br />

kommenden Masterstudiengang Projektentwicklung und Architektur:<br />

Professur für<br />

gemeinschaftsorientierte Projektentwicklung<br />

Professur für<br />

ressourcenoptimiertes Projektmanagement<br />

Der Fachbereich betreibt den vierjährigen Bachelorstudiengang Architektur<br />

und Stadtraum. Zum Aufbau des zweijährigen, berufsbegleitenden<br />

Masterangebotes verstärkt er nun sein Kollegium. Informationen unter:<br />

http://www.alanus.edu/stellenausschreibungen.html.<br />

Die Anforderungen der Berufung sind gebunden an die Regelvoraussetzungen<br />

nach § 29 Kunst-HG NRW. Die Vergütung ist an eine W2-<br />

Professur angelehnt.<br />

Bewerbungsunterlagen im DIN A4-Format senden Sie bitte bis spätestens<br />

26. April 2010 (Eingangsdatum) an die<br />

Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft<br />

Fachbereich Architektur<br />

Herrn Prof. Nikolaus v. Kaisenberg<br />

Villestraße 3<br />

53347 Alfter


294 AKADEMISCHER STELLENMARKT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> AKADEMISCHER STELLENMARKT 295<br />

<strong>Forschung</strong><br />

& <strong>Lehre</strong><br />

Alles was die Wissenschaft bewegt<br />

Die nächsten<br />

Anzeigenschlusstermine:<br />

Ausgabe 5/2010 21. April 2010<br />

Ausgabe 6/2010 19. Mai 2010<br />

Ausgabe 7/2010 21. Juni 2010


296 AKADEMISCHER STELLENMARKT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Forscher<br />

gesucht<br />

<strong>Forschung</strong><br />

& <strong>Lehre</strong><br />

Akademischer Stellenmarkt<br />

Foto: picture-alliance


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> AKADEMISCHER STELLENMARKT 297<br />

<strong>Forschung</strong><br />

& <strong>Lehre</strong><br />

ALLES WAS DIE WISSENSCHAFT BEWEGT


298 AKADEMISCHER STELLENMARKT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> AKADEMISCHER STELLENMARKT 299<br />

<strong>Forschung</strong><br />

& <strong>Lehre</strong><br />

Alles was die Wissenschaft bewegt<br />

Akademische Stellenanzeigen<br />

Wissenschaftspreise und Stipendien<br />

Symposien und Tagungen<br />

optimale Reichweite<br />

zielgenau Foto: dpa


300 AKADEMISCHER STELLENMARKT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

STANDARDFORMATE<br />

1/6 Seite 1/4 Seite 1/3 Seite 1/2 Seite 1/1 Seite<br />

388,00 € 585,00 € 781,00 € 1.170,00 € 2.204,00 €<br />

Die Veröffentlichung Ihrer Anzeige unter www.academics.de ist im Preis inbegriffen.


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> AKADEMISCHER STELLENMARKT 301<br />

An der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik der Technischen Universität Wien ist die Stelle<br />

einer Universitätsprofessorin / eines Universitätsprofessors für<br />

„Energie-Systemtechnik“<br />

in Form eines unbefristeten vertraglichen Dienstverhältnisses ehest<br />

möglich zu besetzen.<br />

Von der künftigen Planstelleninhaberin / dem künftigen Planstelleninhaber<br />

wird erwartet, dass sie / er das Fach in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong><br />

(Deutsch / Englisch) im Bachelor- und Masterbereich der Elektrotechnik<br />

und Informationstechnik vertritt. Bevorzugte Arbeitsgebiete in Theorie<br />

und Praxis sind:<br />

Kraftwerkstechnik und Energieübertragung<br />

Architektur und numerische Simulation komplexer Energiesysteme<br />

Störungsmanagement und Schutz von Energiesystemen<br />

Gesucht wird eine Persönlichkeit, die zumindest auf einem der oben<br />

genannten Gebiete mehrjährige Erfahrung und hohe wissenschaftliche<br />

Qualifikation nachweisen kann.<br />

Für die Anstellung bestehen folgende gesetzliche Erfordernisse:<br />

Eine der Verwendung entsprechende abgeschlossene inländische<br />

oder gleichwertige ausländische Hochschulbildung<br />

Hervorragende wissenschaftliche Qualifikation in <strong>Forschung</strong> und<br />

<strong>Lehre</strong> für das zu besetzende Fach<br />

Pädagogische und didaktische Eignung<br />

Qualifikation zur Führungskraft<br />

Facheinschlägige Auslandserfahrung sowie facheinschlägige außeruniversitäre<br />

Praxis sind erwünscht.<br />

Die Technische Universität Wien strebt eine Erhöhung des Frauenanteils<br />

insbesondere in Leitungsfunktionen und beim wissenschaftlichen Personal<br />

an und fordert deshalb qualifizierte Frauen ausdrücklich zur Bewerbung<br />

auf. Bewerberinnen, die gleich geeignet sind wie der bestgeeignete<br />

Mitbewerber, werden vorrangig aufgenommen, sofern nicht in der Person<br />

eines Mitbewerbers liegende Gründe überwiegen. Behinderte Menschen<br />

mit entsprechender Qualifikation werden ausdrücklich zur Bewerbung<br />

aufgefordert.<br />

Schriftliche Bewerbungen mit Lebenslauf, wissenschaftlichem und beruflichem<br />

Werdegang, Publikations- und Vortragsliste, einer Darstellung der<br />

wissenschaftlichen Tätigkeit und einem Ausblick auf die künftige Entwicklung<br />

des Gebiets an der TU Wien aus der Sicht der Bewerberin/des Bewerbers<br />

sind bis 18.06.2010 [Datum des Poststempels] zu richten an:<br />

Technische Universität Wien,<br />

für Elektrotechnik und Informationstechnik<br />

Gußhausstraße 25-29<br />

A-1040 Wien.


302 AKADEMISCHER STELLENMARKT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Ohne<br />

<strong>Forschung</strong><br />

kein<br />

Fortschritt<br />

<strong>Forschung</strong><br />

& <strong>Lehre</strong><br />

Akademischer Stellenmarkt<br />

Foto: picture-alliance


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> AKADEMISCHER STELLENMARKT 303


304 AKADEMISCHER STELLENMARKT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

2 PhD positions in Molecular Imaging<br />

Deciphering membrane signaling with single molecules<br />

are available within the new BIOSS group of Dr. Maximilian Ulbrich in the Department of<br />

Medicine at the University of Freiburg.<br />

Research field<br />

The Ulbrich lab investigates the assembly of membrane proteins by the use of novel optical<br />

tools. Special focus lies on dynamics of signaling complexes like GPCRs, immune receptors<br />

and synaptic ion channels.<br />

Specific Methods<br />

We observe proteins on a single molecule level in living cells in order to gain insight into the<br />

structure and dynamics of the receptors that is not accessible by classical ensemble measurements.<br />

This is possible by taking advantage of new probes like photoswitchable fluorescent<br />

proteins and the latest developments of highly sensitive cameras.<br />

Requirements<br />

The candidate should have a physics background and experience in the treatment of biological<br />

questions. Alternatively, a biologist with strong interest in biophysics and cellular processes<br />

should apply. The ability to build optical instrumentation, programming, molecular biology,<br />

diverse microscopy techniques and/or electrophysiology would be an advantage. Diploma,<br />

Masters or equivalent degree is required.<br />

Application<br />

Applications should include a CV with a cover letter, a statement of research interests, a list<br />

of publications and the contact details of at least two references. In the research statement,<br />

you should make clear what your specific research interests in the lab will be and how the<br />

laboratory will benefit from your previously acquired expertise.<br />

Please submit your application via mail or electronically as a pdf file to:<br />

Albert-Ludwigs-University Freiburg<br />

BIOSS – Dr. Maximilian Ulbrich<br />

Habsburgerstr. 49<br />

79104 Freiburg, Germany<br />

max.ulbrich@bioss.uni-freiburg.de<br />

Für das DFG-geförderte <strong>Forschung</strong>sprojekt »Urbane Interventionen«<br />

sind an der Hochschule für bildende Künste Hamburg zum nächstmöglichen<br />

Zeitpunkt Stellen für<br />

4 wissenschaftliche Mitarbeiter/innen<br />

½ E13<br />

zu besetzen. Die Stellen sind auf 2,5 Jahre befristet.<br />

- Kunstwissenschaft/ Kunstgeschichte<br />

- Theaterwissenschaft/Performance Studies/Medienwissenschaft<br />

- Politologie/Soziologie/Geographie<br />

Erforscht werden Interventionen aus Kunst, Design, Theater, Architektur<br />

und politischem/kulturellem Aktivismus und ihre Wirkung auf die Nutzung<br />

und Wahrnehmung urbaner Räume. Neben herausragender<br />

Kenntnis der wissenschaftlichen Methodik der jeweiligen Disziplin wird<br />

von den Bewerbern/innen deshalb großes Interesse an zeitgenössischen<br />

künstlerischen Praktiken und gegenwärtigen Entwicklungen der<br />

Stadtpolitik vorausgesetzt. Künstler mit wissenschaftlichen Qualifikationen<br />

werden ebenfalls zur Bewerbung aufgefordert. Schwerpunkte des<br />

<strong>Forschung</strong>sprojektes sind Hamburg, Berlin, Halle/Leipzig und Belgrad,<br />

die begleitenden Dissertationen sollen sich auf die entsprechenden Orte<br />

fokussieren.<br />

Die Hochschule strebt einen höheren Anteil von Frauen am Personal<br />

an. Deshalb sind Bewerbungen von Frauen besonders willkommen.<br />

Schwerbehinderte werden bei gleicher Eignung bevorzugt berücksichtigt.<br />

Dienstorte sind Berlin und Hamburg. Die Arbeitsplätze befinden sich<br />

in Berlin.<br />

Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen (nur Kopien, die Unterlagen<br />

können nicht zurück gesandt werden) bis zum 30.04.2010 an die Hochschule<br />

für bildende Künste, Prof. Dr. Friedrich von Borries, Lerchenfeld<br />

2, 22081 Hamburg.<br />

Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei<br />

Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) ist<br />

ein Institut des <strong>Forschung</strong>sverbundes Berlin e.V. (FVB) und mit allen<br />

drei Berliner Universitäten vernetzt. Der FVB ist Träger von acht außeruniversitären<br />

naturwissenschaftlichen <strong>Forschung</strong>sinstituten in Berlin,<br />

die von der Bundesrepublik Deutschland und der Gemeinschaft der<br />

Länder finanziert werden. Die <strong>Forschung</strong>sinstitute sind Mitglieder der<br />

Leibniz-Gemeinschaft.<br />

Das in der Abteilung Limnologie von Flussseen entwickelte Modell MO-<br />

NERIS berechnet Nährstoffeinträge in Oberflächengewässer auf jährlicher<br />

bzw. monatlicher Basis sowie die dort <strong>statt</strong>findende Nährstoffretention<br />

und die resultierenden Frachten (http://moneris.igb-berlin.de).<br />

Ab Mai 2010 sind auf 3 Jahre befristet mit Option auf Verlängerung folgende<br />

Stellen zu besetzen:<br />

Modellierer für Wasserhaushalt<br />

und Nährstoffbilanzen<br />

Aufgabenbereich: Eigenständige Durchführung von Wasserhaushaltsund<br />

Nährstoffbilanzen mit dem Model MONERIS; Weiterentwicklung<br />

des Modells (insbesondere hydrologische Aspekte und ausgewählte<br />

Pfade); eigenständige Bearbeitung von Projekten zu Nährstoffemissionen<br />

in Flüssen.<br />

Anforderungen: Promotion in Geowissenschaften (z. B. Hydrologie,<br />

Geographie oder Geoökologie); Erfahrung in hydrologischer Modellierung<br />

oder Nährstoffmodellierung; Umgang mit MS Office und geographischen<br />

Informationssystemen (ArcGIS); Erfahrung in Programmierung<br />

von Vorteil; Fähigkeit zu wissenschaftlichem Schreiben und Publizieren;<br />

gute Englischkenntnisse.<br />

Programmierer<br />

Aufgabenbereich: Programmierungsarbeiten im Modellsystem MONE-<br />

RIS; Ausbau und Überarbeitung der Datenbankstruktur.<br />

Anforderungen: Studium der Informatik, Geoinformatik oder verwandte<br />

Studiengänge; sehr gute Kenntnisse in VBA und C#.<br />

Die Stelle wird nach dem öffentlichen Tarifrecht TVöD vergütet. Eine<br />

Teilzeitbeschäftigung ist möglich.<br />

Die Bewerbung von Frauen ist ausdrücklich erwünscht. Bei gleicher<br />

Eignung werden Schwerbehinderte bevorzugt eingestellt.<br />

Bitte senden Sie Ihre schriftliche Bewerbung mit den üblichen Unterlagen<br />

(nur Kopien, ohne Hüllen und Mappen) bis zum 10. April 2010 an:<br />

Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei<br />

in <strong>Forschung</strong>sverbund Berlin e.V.<br />

z. H. Dr. Markus Venohr, Müggelseedamm 310, 12587 Berlin<br />

oder per Email an m.venohr@igb-berlin.de<br />

Am Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und Techn. Biowissenschaften<br />

Fachbereich Bioverfahrenstechnik der Technischen Universität<br />

Wien ist voraussichtlich ab 1. Juli 2010 für die Dauer von 4 Jahren eine<br />

Stelle für eine/n<br />

Assistentin / Assistenten (POST-DOC)<br />

zu besetzen.<br />

Aufnahmebedingungen: einschlägiges abgeschlossenes Doktoratsstudium<br />

in Bioverfahrenstechnik, Biotechnologie, Mikrobiologie, Verfahrenstechnik<br />

bzw. eine gleichwertige wissenschaftliche Befähigung.<br />

Sonstige Kenntnisse: Einschlägige Erfahrung in Fermentationstechnik<br />

und Bioprozessentwicklung, Metabolic Engineering, Modellierung und<br />

Quantifizierung von biotechnischen Prozessen, Expression, Analytik und<br />

Aufarbeitung von rekombinanten Proteinen. Kenntnisse in Molekularbiologie<br />

und / oder in On-Line Analytik für Bioprozesse sind von Vorteil.<br />

Kontakt: Univ.Prof. Dr. Christoph Herwig,<br />

christoph.herwig@tuwien.ac.at , Tel +43 1 58801 17230<br />

Link: http://www.vt.tuwien.ac.at/division/wg_info.php?wg_id=24<br />

Bewerbungen richten Sie an die Personalabt. für wiss. Personal der TU<br />

Wien, Karlsplatz 13, 1040 Wien.


4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> AKADEMISCHER STELLENMARKT 305<br />

Am Institut für Verkehrswissenschaft<br />

und Regionalpolitik der<br />

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau<br />

ist eine Stelle als<br />

Akademische Rätin/Akademischer Rat<br />

zu besetzen. Neben den beamtenrechtlichen Voraussetzungen muss<br />

eine Promotion im Bereich der Wirtschaftswissenschaften vorliegen. Die<br />

Möglichkeit zu einer (kumulativen) Habilitation ist gegeben.<br />

Es handelt sich um eine Vollzeitstelle, die auf drei Jahre befristet ist, mit<br />

der Möglichkeit einer Verlängerung um weitere 3 Jahre. Eintrittstermin ist<br />

frühestens zum 1. Juni 2010. Die Vergütung erfolgt nach A13.<br />

Die Schwerpunkte in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong> unseres Instituts liegen auf<br />

den Gebieten Netzökonomie, (De-)Regulierung, Wettbewerbspolitik, Industrieökonomie<br />

und Sektorstudien in Netzindustrien (z.B. Telekommunikation,<br />

Verkehr, Wasser und Energie). Wir bieten die Möglichkeit, in <strong>Forschung</strong><br />

und <strong>Lehre</strong> ein eigenes Profil zu entwickeln. Mit der Stelle verbunden<br />

ist ein Lehrdeputat von 4 Semesterwochenstunden und die Beteiligung<br />

an der Betreuung von studentischen Abschlussarbeiten.<br />

Wir erwarten vertiefte Kenntnisse in angewandter Mikroökonomie, ausgewiesene<br />

<strong>Forschung</strong>sstärke, starke Motivation für eigenständige <strong>Forschung</strong>saktivitäten<br />

und die Bereitschaft, mit den Mitarbeitern des Instituts<br />

gut zusammenzuarbeiten.<br />

Die Universität strebt eine Erhöhung des Frauenanteils an und fordert<br />

ausdrücklich entsprechend qualifizierte Frauen zur Bewerbung auf. Vollzeitstellen<br />

sind grundsätzlich teilbar, soweit dienstliche oder rechtliche<br />

Gründe nicht entgegenstehen. Schwerbehinderte werden bei gleicher<br />

Eignung bevorzugt eingestellt.<br />

Bitte bewerben Sie sich mit den üblichen Unterlagen bis spätestens<br />

18. April 2010 unter folgender Adresse:<br />

Prof. Dr. Günter Knieps<br />

Institut für Verkehrswissenschaft und Regionalpolitik<br />

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau<br />

D - 79085 Freiburg, Germany<br />

E-Mail: verkehrswissenschaft@vwl.uni-freiburg.de<br />

Im Theologischen Seminar Ewersbach des Bundes Freier evangelischer<br />

Gemeinden in Deutschland KdöR (BFeG) ist die Stelle eines/einer<br />

Dozenten/Dozentin<br />

für Altes Testament und Hebräisch<br />

zum Sommersemester 2011 zu besetzen. Die Stelleninhaberin bzw. der<br />

Stelleninhaber vertritt die Fächer Altes Testament und Hebräisch innerhalb<br />

der Studiengänge des Theologischen Seminars. Zurzeit wird der Antrag<br />

auf Anerkennung als nichtstaatliche Fachhochschule vorbereitet. Die<br />

Vergütung erfolgt im Rahmen der Gehaltsrichtlinien des BFeG.<br />

Die Fächer Altes Testament und Hebräisch bilden den Schwerpunkt der<br />

Lehrtätigkeit. Nach Absprache können andere Lehrveranstaltungen hinzukommen.<br />

Die Vertretung der Fächer Altes Testament und Hebräisch ist in<br />

voller Breite gewünscht. Zugleich wird die Bereitschaft zur Übernahme<br />

von Aufgaben an der Weiterentwicklung von <strong>Lehre</strong>, Curriculum, Betreuung<br />

von Studierenden und <strong>Forschung</strong>sschwerpunkten der Einrichtung gewünscht.<br />

Zum Aufgabenspektrum gehört weiterhin die Zusammenarbeit<br />

mit kirchlichen und außerkirchlichen Kooperations- und Praxispartnern.<br />

Folgende Anforderungen sind zu erfüllen:<br />

wissenschaftliche Qualifikation – in der Regel durch eine entsprechende<br />

Promotion und Veröffentlichungen nachgewiesen – und pädagogische<br />

Eignung,<br />

Teamfähigkeit, Organisationskompetenz und persönliches Engagement<br />

bei der Mitgestaltung des Profils des Theologischen Seminars.<br />

Sprachkenntnisse in Aramäisch und Ugaritisch sind erwünscht.<br />

Die Mitgliedschaft in einer Ortsgemeinde des BFeG bzw. einer evangelischen<br />

Freikirche, Kirche oder Gemeinschaft, Erfahrungen in der <strong>Lehre</strong><br />

und im pastoralen Bereich sowie soziale Kompetenz werden erwartet.<br />

Bewerbungen inklusive tabellarischem Lebenslauf, Liste der Veröffentlichungen<br />

und <strong>Lehre</strong>rfahrungen sowie Vorstellungen zur eigenen <strong>Forschung</strong><br />

und <strong>Lehre</strong> richten Sie bitte bis zum 30.04.2010 an den Rektor<br />

des Theologischen Seminars Ewersbach, Michael Schröder, Jahnstraße<br />

49-53, 35716 Dietzhölztal.


306 AKADEMISCHER STELLENMARKT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Der Universitäre <strong>Forschung</strong>sschwerpunkt (UFSP) Asien und Europa untersucht<br />

Prozesse der Aneignung und Abgrenzung in Kultur, Recht, Religion<br />

und Gesellschaft, die zwischen Asien und Europa <strong>statt</strong>gefunden haben<br />

und gegenwärtig <strong>statt</strong>finden. Zu seinen Aufgaben gehört die wissenschaftliche<br />

Nachwuchsförderung im Rahmen eines interdisziplinär angelegten<br />

Doktoratsprogramms sowie auf Postdoc-Ebene.<br />

Auf den 1. September 2010 sind<br />

Tendenz:<br />

ivw-geprüfte Verbreitung<br />

28.000<br />

27.000<br />

26.000<br />

25.000<br />

24.000<br />

23.000<br />

22.000<br />

21.000<br />

20.000<br />

3-4 Qualifikationsstellen für<br />

Doktorierende bzw. Postdocs<br />

zu besetzen. Diese Stellen sind den drei <strong>Forschung</strong>sfeldern des UFSP<br />

Asien und Europa „Begriffe und Taxonomien“, „Verflechtungsgeschichten“<br />

und „Normen und Ordnungen“ zugeordnet.<br />

Bewerbungen auf der Grundlage eines <strong>Forschung</strong>sprojekts (Dissertation<br />

bzw. Habilitation oder Postdoc-Projekt; Förderung max. 3 Jahre) zu einer<br />

Fragestellung im Kontext der drei <strong>Forschung</strong>sfelder des UFSP. Doktorierende<br />

promovieren an der Universität Zürich im Rahmen des Doktoratsprogramms<br />

Asien und Europa.<br />

Voraussetzungen: Für Doktorierende: M.A. oder äquivalenter Universitätsabschluss,<br />

der die Bewerberin/den Bewerber zu einer Promotion in<br />

den folgenden Fächern befähigt: Ethnologie, Gender Studies, Geographie,<br />

Geschichte, Indologie, Islamwissenschaft, Japanologie, Kunstgeschichte,<br />

Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft, Religionswissenschaft,<br />

Sinologie, Theologie. Für Post-Docs: Habilitationsfähigkeit in einem<br />

der genannten Fächer.<br />

Wir bieten: eine disziplinär und interdisziplinär anregende und anspruchsvolle<br />

<strong>Forschung</strong>sumgebung (4 Fakultäten, derzeit 12 Disziplinen), interdisziplinäre<br />

Begleitung und vielfältige Möglichkeiten des Austauschs über<br />

die eigene <strong>Forschung</strong>, Freiräume für die Selbstorganisation der Doktorierenden<br />

und Postdocs. Die Veranstaltungen des UFSP finden auf Deutsch<br />

und/oder Englisch <strong>statt</strong>.<br />

Anstellungsbedingungen: Lohnansatz entsprechend einer 50%-Anstellung<br />

als Doktorierende/r bzw. Post-Doc an der Universität Zürich. Es handelt<br />

sich um <strong>Forschung</strong>sstellen, die Mitarbeit bei der Gestaltung der Veranstaltungen<br />

des UFSP, nicht aber <strong>Lehre</strong> oder administrative Aufgaben in<br />

den jeweiligen Fächern beinhalten. Die Promotion erfolgt an der Universität<br />

Zürich. Eine am UFSP Asien und Europa erarbeitete Habilitation wird<br />

in der Regel an der Universität Zürich eingereicht.<br />

Bewerbungsunterlagen sind entsprechend der Wegleitung in elektronischer<br />

Form bis zum 3. Mai 2010 einzureichen bei:<br />

bewerbungen@asienundeuropa.uzh.ch<br />

Für die Wegleitung sowie Informationen zu den genannten <strong>Forschung</strong>sfeldern<br />

konsultieren Sie bitte unsere Website: www.asienundeuropa.uzh.ch<br />

Für Auskünfte steht Ihnen Dr. Inge Ammering, Geschäftsführerin des<br />

UFSP Asien und Europa, zur Verfügung (Tel.: +41 44 634 07 38).<br />

steigend<br />

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Der Universitäre <strong>Forschung</strong>sschwerpunkt (UFSP) Asien und Europa untersucht<br />

Prozesse der Aneignung und Abgrenzung in Kultur, Recht, Religion<br />

und Gesellschaft, die zwischen Asien und Europa <strong>statt</strong>gefunden haben<br />

und gegenwärtig <strong>statt</strong>finden. Zu seinen Aufgaben gehört die wissenschaftliche<br />

Nachwuchsförderung im Rahmen eines interdisziplinär angelegten<br />

Doktoratsprogramms sowie auf Postdoc-Ebene.<br />

Auf den 1. September 2010 sind<br />

2 Qualifikationsstellen für Doktorierende und<br />

1 Qualifikationsstelle für Postdocs<br />

zu besetzen. Diese Stellen sind dem <strong>Forschung</strong>sfeld 1 „Begriffe und Taxonomien“<br />

zugeordnet.<br />

Bewerbungen auf der Grundlage eines <strong>Forschung</strong>sprojekts (Dissertation<br />

bzw. Habilitation oder Postdoc-Projekt; Förderung max. 3 Jahre) zum<br />

Themenbereich „Philosophie und Religion im 20. Jahrhundert: Prozesse<br />

der taxonomischen Selbstverortung zwischen Asien und Europa“. Doktorierende<br />

promovieren an der Universität Zürich im Rahmen des Doktoratsprogramms<br />

Asien und Europa.<br />

Voraussetzungen: Für Doktorierende: M.A. oder äquivalenter Universitätsabschluss,<br />

der die Bewerberin/den Bewerber zu einer Promotion in<br />

den folgenden Fächern befähigt: Indologie, Islamwissenschaft, Japanologie,<br />

Religionswissenschaft, Sinologie, Theologie. Für Post-Docs: Habilitationsfähigkeit<br />

in einem der genannten Fächer.<br />

Wir bieten: eine disziplinär und interdisziplinär anregende und anspruchsvolle<br />

<strong>Forschung</strong>sumgebung (4 Fakultäten, derzeit 12 Disziplinen),<br />

interdisziplinäre Begleitung und vielfältige Möglichkeiten des Austauschs<br />

über die eigene <strong>Forschung</strong>, Freiräume für die Selbstorganisation<br />

der Doktorierenden und Postdocs. Die Veranstaltungen des UFSP finden<br />

auf Deutsch und/oder Englisch <strong>statt</strong>.<br />

Anstellungsbedingungen: Lohnansatz entsprechend einer 50%-Anstellung<br />

als Doktorierende/r bzw. Postdoc an der Universität Zürich. Es handelt<br />

sich um <strong>Forschung</strong>sstellen, die Mitarbeit bei der Gestaltung der Veranstaltungen<br />

des UFSP, nicht aber <strong>Lehre</strong> oder administrative Aufgaben<br />

in den jeweiligen Fächern beinhalten. Die Promotion erfolgt an der Universität<br />

Zürich. Eine am UFSP Asien und Europa erarbeitete Habilitation<br />

wird in der Regel an der Universität Zürich eingereicht.<br />

Bewerbungsunterlagen sind entsprechend der Wegleitung in elektronischer<br />

Form bis zum 3. Mai 2010 einzureichen bei:<br />

bewerbungen@asienundeuropa.uzh.ch<br />

Für die Wegleitung sowie Informationen zum genannten <strong>Forschung</strong>sfeld<br />

konsultieren Sie bitte unsere Website: www.asienundeuropa.uzh.ch<br />

Für Auskünfte steht Ihnen Dr. Inge Ammering, Geschäftsführerin des<br />

UFSP Asien und Europa, zur Verfügung (Tel.: +41 44 634 07 38).<br />

<strong>Forschung</strong><br />

& <strong>Lehre</strong><br />

Akademischer Stellenmarkt<br />

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wissenschaftspolitische Zeitschrift<br />

Deutschlands<br />

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4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> ZU ENDE GEDACHT 307<br />

Zu Ende gedacht<br />

Ich beginne meinen Tag…<br />

mit einer Tasse Kaffee.<br />

Meine besten Einfälle habe ich…<br />

womöglich unter der Dusche oder<br />

wenn ich im Zug oder Flugzeug aus<br />

dem Fenster schaue, jedenfalls nicht in<br />

meinem Büro.<br />

Wenn ich einen Rat brauche…<br />

spreche ich mit Freunden.<br />

Am meisten ärgere ich mich...<br />

über Rücksichtslosigkeit.<br />

Das nächste Buch, das ich lesen will...<br />

ist von Martin Walser, Tagebücher<br />

1974-1978.<br />

Wenn ich das Fernsehen anschalte…<br />

läuft noch der Kanal, den ich zuletzt<br />

gesehen habe, und gelegentlich erschrecke<br />

ich dann.<br />

Energie tanke ich…<br />

zu selten.<br />

Wenn ich mehr Zeit hätte…<br />

würde ich mehr Energie tanken.<br />

Mit einer unverhofften Million würde<br />

ich...<br />

mir eine kleine Freude machen und den<br />

Rest für eine große Freude sparen.<br />

Ich frage mich manchmal...<br />

warum ich nicht öfter nein sage.<br />

Die Wahrheit zu finden...<br />

mag das Ziel vieler Wissenschaftler<br />

sein, aber sicher nicht aller.<br />

Das Bewusstsein von der eigenen<br />

Vergänglichkeit...<br />

belastet mich nicht sonderlich – eher<br />

schon das Bewusstsein der Vergänglichkeit<br />

anderer Menschen.<br />

Kreativität entsteht...<br />

wenn Freiräume bestehen.<br />

Freude an meinem Beruf...<br />

entsteht aus der Interaktion mit anderen<br />

Menschen – Studenten, Mitarbeitern<br />

und Kollegen.<br />

Die Zeit meines Studiums...<br />

hätte ich vielleicht effizienter nutzen<br />

können, aber kaum besser.<br />

Wissenschaftler sind Menschen...<br />

wie alle anderen auch.<br />

Wenn ich Wissenschaftsminister<br />

wäre…<br />

müsste ich wohl zwischen vielen Fronten<br />

kämpfen – das liegt mir aber wirklich<br />

nicht.<br />

Der Fortschritt von Wissenschaft und<br />

Technik...<br />

beunruhigt die Menschheit, und doch<br />

treibt er sie an.<br />

STECKBRIEF<br />

Professor Dr. Joachim Winter<br />

Joachim Winter ist 42 Jahre alt.<br />

Er studierte Volkswirtschaftslehre<br />

in Augsburg und an der London<br />

School of Economics, promovierte<br />

und habilitierte in Mannheim<br />

bei Axel Börsch-Supan. Er erforscht<br />

individuelle Entscheidungen<br />

zu Altersvorsorge, Gesundheit<br />

und Versicherungen anhand<br />

von Befragungsdaten und Experimenten<br />

an der LMU-München.<br />

Im Jahr 2008 erhielt er den „Ars<br />

legendi-Preis für exzellente Hochschullehre“<br />

sowie den „Preis für<br />

gute <strong>Lehre</strong>“ des Bayerischen<br />

Staatsministers für Wissenschaft,<br />

<strong>Forschung</strong> und Kunst. Er begeistert<br />

sich für die Berge, Musik<br />

und Bücher.


308 EXKURSION <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />

Exkursion<br />

Warum Professor Peter Backus<br />

keine Freundin findet<br />

Es ist unwahrscheinlich, dass der<br />

britische Ökonom Peter Backus<br />

von der Universität Warwick (London)<br />

eine Freundin findet. Das jedenfalls legt<br />

seine Rechnung nahe, für die er die<br />

Drake-Formel nutzte. Mit der geben<br />

Forscher an, wie wahrscheinlich eine<br />

Cartoon: Meissner<br />

Kommunikation mit Außerirdischen ist.<br />

Backus, Anfang 30, traf für seine Arbeit<br />

allerlei Vorannahmen, etwa die Zahl<br />

der lebenden Frauen im passenden Alter<br />

in Großbritannien, die Geburtenrate<br />

im Land, dazu sollte die Dame – erstens<br />

– hübsch sein und – zweitens – einen<br />

Universitätsabschluss haben. Ergebnis:<br />

In ganz Großbritannien gibt es ganze<br />

26 Kandidatinnen. Die Wahrscheinlichkeit,<br />

eine davon in einer beliebigen<br />

Londoner Nacht zu treffen, liege, so Backus,<br />

bei 0,00034 Prozent. Dies sei immerhin<br />

100 Mal wahrscheinlicher, als<br />

mit fremden Zivilisationen zu kommunizieren,<br />

erklärt Backus auf seiner<br />

Homepage. „Mach’ daraus [aus diesem<br />

Wissen], was Du willst. Es mag Dich beflügeln<br />

oder deprimieren. Ich denke,<br />

das hängt davon ab, was Du über Deine<br />

Chancen dachtest, bevor Du das hier<br />

gelesen hast“, notiert der Professor am<br />

Ende seiner Ausführungen. Die Drake-<br />

Formel stammt von Frank Drake vom<br />

National Radio Astronomy Observatory<br />

in Green Bank (US-Staat West Virginia).<br />

Sie berücksichtigt etwa die angenommene<br />

Zahl von Sternen, die Leben<br />

unterstützen können, die Zahl bewohnbarer<br />

Planeten und vieles mehr. Auf dieser<br />

Basis kam Drake zu der Einsicht,<br />

dass es in der Milchstraße 10 000 zur<br />

Kommunikation fähige Zivilisationen<br />

geben könnte. Bei angenommenen 300<br />

Millionen Sternen gebe es also eine<br />

Wahrscheinlichkeit von rund 0,000003<br />

Prozent, zufällig einen Stern auszuwählen,<br />

mit dessen Bewohnern man kommunizieren<br />

kann. Aber so aussichtslos<br />

das alles scheine: Immerhin gebe es<br />

überhaupt eine Chance, meint Backus.<br />

Falls jemand Interesse am ersten Schritt<br />

hat, hier seine Homepage: http://dpaq.<br />

de/LNuSH.<br />

dpa-fwt

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