Auszeichnungen statt Leistungslöhne - Forschung & Lehre
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4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> STANDPUNKT 225<br />
<strong>Leistungslöhne</strong> werden<br />
heutzutage als Spitze<br />
des Fortschritts angesehen<br />
– und die Universitäten<br />
haben sich dieser<br />
Auffassung angeschlossen.<br />
Sie verhalten sich<br />
wie gewinnorientierte<br />
Firmen. Sie glauben, es<br />
würde nur mehr geleistet,<br />
wenn dafür auch<br />
mehr Einkommen erzielt<br />
wird und Anerken-<br />
Bruno S. Frey<br />
ist Professor für Wirtschaftsnung nur durch Geld<br />
politik und außermarktliche vermittelt wird. „Leis-<br />
Ökonomik an der Universität tung“ wird dabei übli-<br />
Zürich.<br />
cherweise mit Publikationen<br />
gleichgesetzt.<br />
Die schwerwiegenden Nachteile der <strong>Leistungslöhne</strong><br />
sollten allerdings längst bekannt sein. Sie<br />
verursachen eine systematische Verzerrung der<br />
Leistung. Belohnt wird nur, was gemessen wird,<br />
also die Anzahl der Publikationen. Der Einsatz für<br />
die <strong>Lehre</strong> wird verdrängt. Besonders betroffen<br />
sind angehende Wissenschaftler. Wer sich unter<br />
den Bedingungen von <strong>Leistungslöhne</strong>n für die<br />
<strong>Lehre</strong> engagiert, scheitert oder wählt einen anderen<br />
Beruf.<br />
Selbst wenn die Leistung von Wissenschaftlern<br />
an Universitäten umfassender gemessen würde,<br />
bleibt ein anderes gravierendes Problem: <strong>Leistungslöhne</strong><br />
zerstören die intrinsische Motivation.<br />
Die zweckfreie Freude ist jedoch eine notwendige<br />
Voraussetzung insbesondere für originelle <strong>Forschung</strong><br />
und <strong>Lehre</strong>. Wer von <strong>Forschung</strong> an sich be-<br />
<strong>Auszeichnungen</strong><br />
<strong>statt</strong> <strong>Leistungslöhne</strong><br />
geistert ist und zu deren Entwicklung beitragen<br />
möchte, wird eine Universität verlassen, die eine<br />
solche Gesinnung als unnötig oder sogar hinterwäldlerisch<br />
behandelt und nur noch auf monetäre<br />
Anreize, unmittelbare und quantitativ messbare<br />
Erfolge setzt.<br />
Universitäten haben ihren eigenen Charakter<br />
und sollten nicht gewinnorientierte Firmen imitieren.<br />
Vielmehr sollten sie alles daran setzen, die jeweils<br />
besondere inhaltliche Leistung der Forschenden<br />
und <strong>Lehre</strong>nden hervorzuheben. Dazu<br />
eignen sich im besonderen Maße <strong>Auszeichnungen</strong>.<br />
Das Selbstwertgefühl der Ausgezeichneten wird<br />
erhöht und gleichzeitig deren Bedürfnis nach Anerkennung<br />
von Außen befriedigt. Beides schafft<br />
die richtigenVoraussetzungen für eine produktive<br />
und originelle <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong>.<br />
Die Universitäten brauchen nur auf ihre eigene<br />
alte Tradition zurück zu greifen. <strong>Auszeichnungen</strong><br />
wie Ehrendoktorate oder Ehrensenatoren eignen<br />
sich vorzüglich dazu, Personen hervorzuheben,<br />
die sich in der Wissenschaft besonders verdient gemacht<br />
haben. Das ist keineswegs ein alter akademischer<br />
Zopf. In den viel gerühmten amerikanischen<br />
Universitäten wird eine riesige Zahl von<br />
<strong>Auszeichnungen</strong> für alle möglichen Erfolge in <strong>Forschung</strong><br />
und <strong>Lehre</strong> vergeben und zwar für Jung und<br />
Alt. Manch angehende Wissenschaftlerin wurde<br />
durch ein „Best Paper Award“ zu einer Tätigkeit in<br />
der <strong>Forschung</strong> angeregt; manch Wissenschaftler<br />
fühlt sich in seiner Begeisterung für die <strong>Lehre</strong> bestätigt,<br />
wenn er mit einem „Best Teaching Award“<br />
ausgezeichnet wird. Nicht zuletzt deshalb sollten<br />
<strong>Auszeichnungen</strong> auch bei Berufungen entsprechend<br />
gewürdigt werden.
226 INHALT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Inhalt<br />
STANDPUNKT<br />
Bruno S. Frey<br />
225 <strong>Auszeichnungen</strong> <strong>statt</strong> <strong>Leistungslöhne</strong><br />
NACHRICHTEN<br />
228 Bund will <strong>Lehre</strong> an den Hochschulen mit<br />
zwei Milliarden Euro fördern<br />
HOCHSCHULMEDIZIN<br />
Joachim Grifka<br />
232 Wunsch und Wirklichkeit<br />
Warum junge Mediziner deutschen (Universitäts-)Krankenhäusern<br />
zunehmend den Rücken kehren<br />
Reinhard Putz<br />
236 In Einklang bringen<br />
Wandel des Arztbildes in der Hochschulmedizin<br />
Bernhard Marschall<br />
238 Vergabekriterien erweitern?<br />
Über die echten und vermeintlichen Probleme der<br />
medizinischen Ausbildung in Deutschland<br />
Anthony Weetman<br />
240 Kein zweigliedriges System<br />
Die ärztliche Ausbildung in Großbritannien und der<br />
Bologna-Prozess<br />
242 „Die bisher mutigste Reform des Medizinstudiums“<br />
Über den deutschlandweit ersten Reformstudiengang Medizin<br />
244 Regel-, Reform- oder Modellstudiengang?<br />
Alternative Modelle des Medizin-Studiums in Deutschland<br />
Gebhard von Jagow<br />
246 Synergien schaffen, aber wie?<br />
Die Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung<br />
PRÄSENZPFLICHT<br />
Gerd Schwerhoff<br />
248 Willkommen in der Fernuniversität!<br />
Über Präsenzpflicht in den Zeiten der Bologna-Reform<br />
Impressum<br />
17. Jahrgang in Fortführung der Mitteilungen<br />
des Deutschen Hochschulverbandes<br />
(43 Jahrgänge)<br />
Herausgegeben im Auftrage des Präsidiums<br />
des Deutschen Hochschulverbandes<br />
ISSN: 0945-5604; erscheint monatlich<br />
Deutscher Hochschulverband<br />
Präsident:<br />
Bernhard Kempen, Univ.-Professor, Dr.<br />
Vizepräsidenten:<br />
Johanna Hey, Univ.-Professorin, Dr.<br />
Ulrich Schollwöck, Univ.-Professor, Dr.<br />
Präsidiumsmitglieder:<br />
Josef Pfeilschifter, Univ.-Professor, Dr.<br />
Wolfram Ressel, Univ.-Professor, Dr.<br />
Tom Schanz, Univ.-Professor, Dr.<br />
Marion Weissenberger-Eibl, Univ.-<br />
Professorin, Dr.<br />
Ehrenpräsident:<br />
Hartmut Schiedermair, Univ.-Professor, Dr.<br />
Geschäftsführer:<br />
Michael Hartmer, Dr.<br />
Geschäftsstelle des<br />
Deutschen Hochschulverbandes:<br />
Rheinallee 18, 53173 Bonn,<br />
Tel.: (0228) 902 66-66; Fax: (0228) 902 66-80<br />
E-Mail: dhv@hochschulverband.de<br />
Internet: www.hochschulverband.de<br />
<strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong><br />
Kuratorium:<br />
Manfred Erhardt, Professor, Dr.<br />
Wolfgang Frühwald, Univ.-Professor, Dr.<br />
Horst-Albert Glaser, Univ.-Professor, Dr.<br />
Peter Heesen<br />
Max G. Huber, Univ.-Professor, Dr.<br />
Hans Mathias Kepplinger, Univ.-Professor, Dr.,<br />
Steffie Lamers<br />
Franz Letzelter, Dr.<br />
Reinhard Lutz, Dr.<br />
Johannes Neyses, Dr.<br />
Karl-Heinz Reith<br />
Hochschulmedizin<br />
Die Anforderungen an die Hochschulmedizin<br />
in Deutschland sind anspruchsvoller<br />
denn je: Sie soll die Gesundheitsversorgung<br />
der Bevölkerung,<br />
aber auch die Innovationskraft des Landes<br />
sichern. Bei näherer Betrachtung<br />
der medizinischen Ausbildung, der Arbeitsbedingungen<br />
des wissenschaftlichen<br />
Nachwuchses und der Strukturen<br />
scheint dies jedoch kaum noch zu gelingen.<br />
Hochschulmedizin . . . . . . . . . . . . . 232<br />
Präsenzpflicht<br />
Der Versuch, den studentischen „workload“<br />
im Rahmen der Bologna-Reform<br />
genau zu bestimmen und mit Leistungspunkten<br />
zu entlohnen, führte zu einer<br />
durchgängigen Kreditierung der bloßen<br />
Anwesenheit. Eine Phänomenologie<br />
des universitären Alltags.<br />
Willkommen in<br />
der Fernuniversität . . . . . . . . . . . . . 248<br />
Kurt Reumann, Dr.<br />
Joachim Hermann Scharf, Prof. Dr., Dr., Dr. h.c.<br />
Hartmut Schiedermair, Univ.-Professor, Dr.<br />
Andreas Schlüter, Dr.<br />
Joachim Schulz-Hardt, Dr.<br />
Hermann Josef Schuster, Dr.<br />
Werner Siebeck<br />
Margret Wintermantel, Univ.-Professor, Dr.<br />
Redaktion:<br />
Felix Grigat, M. A. (verantwortl. Redakteur)<br />
Michael Hartmer, Dr.<br />
Friederike Invernizzi, M.A.<br />
Ina Lohaus<br />
Vera Müller, M. A.<br />
Foto: picture-alliance Foto: picture-alliance
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> INHALT 227<br />
Kompetenz<br />
Neben „Exzellenz“ ist „Kompetenz“ einer<br />
der aktuell angesagtesten, zugleich<br />
aber unschärfsten Begriffe der Bildungspolitik.<br />
Sein auf politische Korrektheit<br />
bauender Gebrauch versperrt allerdings<br />
den Blick auf die Machtinteressen, die<br />
ihn propagieren.<br />
Zur Kritik des Kompetenz-<br />
Begriffs. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250<br />
(Oster-)Ei<br />
Das Ei ist seit Jahrtausenden ein Symbol<br />
für Kreativität, für die Weltschöpfung.<br />
Religion, Kunst und Kultur haben<br />
dies auf vielfältige Weise widergespiegelt.<br />
Aber auch in der alltäglichen Küchenwirklichkeit<br />
löst das Ei immer wieder<br />
Verwunderung aus. Beiträge zu<br />
einem Alltags- und Kulturphänomen.<br />
Rund ums Ei . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262<br />
Design-Konzept:<br />
Agentur 42, Mainz<br />
Titelbild: picture-alliance<br />
Grafik und Layout:<br />
Robert Welker<br />
Weitere Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />
Dirk Böhmann, Dr., Rechtsanwalt im<br />
Deutschen Hochschulverband<br />
Hubert Detmer, Dr., Rechtsanwalt,<br />
stellv. Geschäftsführer des Deutschen<br />
Hochschulverbandes<br />
Martin Hellfeier, Dr., Rechtsanwalt im<br />
Deutschen Hochschulverband<br />
Foto: picture-alliance<br />
BILDUNG<br />
Felix Grigat<br />
250 Die Nacht, in der alle Kühe schwarz sind<br />
Zur Kritik des Kompetenz-Begriffs und des<br />
Deutschen Qualifikationsrahmens<br />
UNIVERSITÄT<br />
Olaf Jann<br />
254 Fatale Mobilmachung<br />
Die neue Wissenspolitik und die Universitäten<br />
AKADEMISCHES PREKARIAT<br />
256 Exzellente <strong>Lehre</strong> zu Dumpingpreisen<br />
Ein offener Brief der Intelligenzija Potsdam<br />
ZIELVEREINBARUNGEN<br />
Christian Bickenbach<br />
258 Wissenschaftsfreiheit begrenzt Gleichstellungsstandards<br />
(OSTER-)EI<br />
Thomas Vilgis<br />
262 Das Drama des übergarten Eigelbs<br />
Das hat man doch im Gefühl! Fünf Minuten Zeit für<br />
das Frühstücksei<br />
Alois Döring<br />
264 Rund ums Ei<br />
Kulturgeschichtliche Streifzüge<br />
RUBRIKEN<br />
266 <strong>Forschung</strong>: Ergründet und entdeckt<br />
268 Lesen und lesen lassen<br />
269 Zustimmung und Widerspruch<br />
270 Entscheidungen aus der Rechtsprechung<br />
271 Steuerrecht<br />
272 Karriere<br />
281 Akademischer Stellenmarkt<br />
307 Fragebogen II: Zu Ende gedacht – Joachim Winter<br />
308 Exkursion<br />
Birgit Ufermann, Rechtsanwältin<br />
im Deutschen Hochschulverband<br />
Beiträge, die mit Namen oder Initialen des<br />
Verfassers gekennzeichnet sind, stellen<br />
nicht in jedem Falle die Meinung der Redaktion<br />
oder des Herausgebers dar. Für<br />
unverlangt eingesandte Manuskripte kann<br />
keine Haftung übernommen werden.<br />
»Pronuntiatio sermonis in sexu masculino<br />
ad utrumque sexum plerumque porrigitur.«<br />
(Corpus Iuris Civilis Dig. L, 16, 195)<br />
Zitierweise: <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong><br />
Verlag und Redaktion:<br />
Rheinallee 18, 53173 Bonn<br />
Tel.: (02 28) 902 66-15<br />
Fax: (02 28) 902 66-90<br />
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Internet: www.forschung-und-lehre.de<br />
Druck:<br />
Saarländische Druckerei und Verlag GmbH,<br />
66793 Saarwellingen<br />
Bezugsgebühr:<br />
Abonnement 70,00 Euro zzgl. Porto. Für<br />
Mitglieder des DHV durch Zahlung des<br />
Verbandsbeitrages. Einzelpreis 7,00 Euro<br />
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Preisliste Nr. 39 vom 1.1.2010<br />
<strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> wird auf chlorfreiem<br />
Papier gedruckt und ist recyclebar.<br />
Druckauflage:<br />
28.171 Exemplare (IVW 4/2009)<br />
Beilage:<br />
„Monumente Bücherladen“, Deutsche<br />
Stiftung Denkmalschutz
228 NACHRICHTEN <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Nachrichten<br />
Bund will <strong>Lehre</strong> an den Hochschulen mit zwei Milliarden Euro fördern<br />
B undesbildungsministerin<br />
Annette Schavan will<br />
zwei Milliarden Euro für die<br />
Förderung der <strong>Lehre</strong> an den<br />
ZAHL DES MONATS<br />
96 100<br />
Studenten waren im<br />
Wintersemester<br />
2009/2010 an einer<br />
staatlich anerkannten<br />
Hochschule in privater<br />
Trägerschaft eingeschrieben.<br />
Quelle: Statistisches<br />
Bundesamt<br />
deutschen Universitäten bereitstellen.<br />
Mit dem Geld sollen<br />
zusätzliche Mentoren<br />
und Tutoren für die Studenten<br />
sowie Juniorprofessoren<br />
mit einem erhöhten Lehranteil<br />
bezahlt werden, wie die<br />
CDU-Politikerin der Wochenzeitung<br />
Die Zeit sagte.<br />
Die <strong>Lehre</strong> dürfe „nicht länger<br />
als Stiefkind der Hochschulen“<br />
gelten, forderte Schavan.<br />
Mit der Milliardenförderung<br />
reagierte die Ministerin auf<br />
den Bildungsstreik der Studenten<br />
und auf anhaltende<br />
Kritik an den Studienreformen<br />
im Zuge des Bologna-<br />
Prozesses.<br />
An dem Programm, das<br />
über einen Zeitraum von<br />
zehn Jahren laufen soll, können<br />
sich die Bundesländer<br />
mit eigenen Beiträgen beteiligen,<br />
wie Schavan sagte. Nach<br />
den Worten der Ministerin<br />
werden etwa 80 Hochschulen<br />
bei dem Förderprogramm<br />
zum Zug kommen. Auch<br />
Vollprofessoren, die sich verstärkt<br />
der <strong>Lehre</strong> widmen, sollen<br />
die Hochschulen mit dem<br />
neuen Programm finanzieren<br />
können. Für die Hochschul-<br />
rektorenkonferenz (HRK) ist<br />
die Initiative des BMBF allerdings<br />
nur eine „Verhandlungsgrundlage“.<br />
Die HRK<br />
steht einer Meldung des Tagesspiegels<br />
zufolge hinter der<br />
Empfehlung des Wissenschaftsrats,<br />
jährlich 1,1 Milliarden<br />
Euro zusätzlich für die<br />
<strong>Lehre</strong> einzusetzen.<br />
Bundesbildungsministerin<br />
Schavan schließt eine erneute<br />
Grundgesetzänderung<br />
nicht mehr aus, um eine bessere<br />
Zusammenarbeit von<br />
Bund, Ländern und Kommunen<br />
bei der Bildung zu ermöglichen.<br />
In föderalen Systemen<br />
gebe es Bereiche, die<br />
von nationaler Bedeutung<br />
seien. „Wir müssen einen<br />
Weg finden, wie der Bund auf<br />
diesen Feldern tätig werden<br />
kann, ohne in eine Grauzone<br />
zu kommen“, sagte die Ministerin.<br />
Wenn dafür eine<br />
Grundgesetzänderung nötig<br />
Expertenkommission: Bologna-Reform reformieren<br />
Die Bologna-Reform<br />
muss in zentralen<br />
Punkten nachgebessert werden.<br />
Zu diesem Schluss<br />
kommt die Expertenkommission<br />
<strong>Forschung</strong> und Innovation<br />
(EFI) in ihrem Gutachten<br />
2010 für Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel. Wichtige<br />
Ziele des Bologna-Prozesses<br />
seien bisher in vielen Studiengängen<br />
verfehlt worden.<br />
Ein Studium sei für junge<br />
Leute kaum attraktiver geworden,<br />
die Zahl der Studienabbrüche<br />
nicht gesunken.<br />
Der Hochschulzugang bleibe<br />
nach wie vor sozial selektiv.<br />
Auch habe sich die internationale<br />
Mobilität nicht verbessert.<br />
Als Grund für die Probleme<br />
nennt die Kommission<br />
die mangelnde Anpassung<br />
der Lehrinhalte an das neue<br />
Studiensystem und die Einschränkung<br />
der Wahlmöglichkeiten<br />
der Studierenden.<br />
„Bologna“ sei viel zu wenig<br />
für grundlegende inhaltliche<br />
und didaktische Verbesserungen<br />
genutzt worden. Den Dozenten<br />
fehle aufgrund der höheren<br />
Lehrbelastung nicht<br />
nur Zeit für eine individuelle<br />
Beratung von Studierenden,<br />
sondern auch für die <strong>Forschung</strong>.<br />
Um „Bologna“ zu einem<br />
Erfolg zu machen, fordert die<br />
Kommission, den Hochschulen<br />
mehr Freiheiten einzuräumen.<br />
Ein System von Stipendien<br />
und Krediten könne<br />
dazu beitragen, ein Studium<br />
flexibel zu gestalten. Die<br />
Lehrqualität müsse erhöht,<br />
das Studium besser organisiert<br />
werden. Auch sei es notwendig,<br />
die Mobilität in<br />
Europa durch veränderte<br />
sei, dürfe man diese nicht<br />
scheuen.<br />
Vier Jahre nach der Föderalismusreform<br />
sei eine neue<br />
politische Situation entstanden,<br />
die „damals nicht absehbar<br />
war“. Vor allem die Finanzlage<br />
der Kommunen<br />
und Länder sei durch die<br />
Wirtschaftskrise schwieriger<br />
geworden. Deshalb müsse es<br />
dem Bund erlaubt sein, bei<br />
wichtigen Projekten zu helfen.<br />
Die Föderalismusreform<br />
hatte 2006 die Kompetenz<br />
der Länder in Bildungsfragen<br />
gestärkt. Gleichzeitig ist es<br />
dem Bund seitdem verboten,<br />
Finanzhilfen für Bereiche zu<br />
leisten, in denen die Länder<br />
wie etwa bei den Schulen allein<br />
die Gesetzgebungskompetenz<br />
haben (Kooperationsverbot).<br />
Schavan schlägt dagegen<br />
vor, dass der Bund<br />
Schulprojekte der Kommunen<br />
direkt fördern dürfe.<br />
Studien- und Prüfungsordnungen,<br />
finanzielle Förderung<br />
und den Ausbau englischsprachiger<br />
Studiengänge<br />
zu verbessern. Um mehr Studienberechtigte<br />
aus sozial<br />
schwachen Elternhäusern für<br />
ein Studium zu gewinnen,<br />
müssen das BAföG erhöht<br />
und der Kreis der Anspruchsberechtigten<br />
erweitert werden.
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> NACHRICHTEN 229<br />
DFG und DHV kämpfen gegen die Publikationsflut KOMMENTAR<br />
Der Deutsche Hochschulverband<br />
(DHV)<br />
hat an die Universitäten appelliert,<br />
die Angaben über<br />
Publikationen bei Berufungsbewerbungen<br />
zu beschränken.<br />
Die Beurteilung wissenschaftlicher<br />
Leistungen müsse<br />
sich aus der Fixierung auf<br />
numerische Indikatoren lösen.<br />
Nur auf diese Weise könne<br />
der derzeit vorherrschenden<br />
Devise „Publish or Perish“<br />
entgegengewirkt werden.<br />
Für die Qualitätsfeststellung<br />
in Berufungsverfahren<br />
müssten allein die Inhalte<br />
vorgelegter Publikationen<br />
über die Berufbarkeit entscheiden,<br />
nicht ihre Zahl.<br />
„Die DFG-Initiative fordert<br />
die deutsche Wissenschaft<br />
auf, sich darüber Gedanken<br />
zu machen, wie sie einer unnützen<br />
Publikationsflut Ein-<br />
Zweite Exzellenzinitiative ausgeschrieben<br />
Die Deutsche <strong>Forschung</strong>sgemeinschaft<br />
(DFG) und der Wissenschaftsrat<br />
haben die Kriterien<br />
für die Vergabe der Fördermittel<br />
in der zweiten Exzellenzinitiative<br />
veröffentlicht.<br />
Für die bis zum Jahr 2017<br />
laufende Initiative stehen 2,7<br />
Milliarden Euro zur Verfügung.<br />
Das sind 30 Prozent<br />
mehr als bei der vor fünf Jahren<br />
beschlossenen ersten Initiative.<br />
Mit dem Programm<br />
soll die Spitzenforschung an<br />
den Universitäten weiter gestärkt<br />
werden.<br />
Die Hochschulen können<br />
bis zum 1. September Skizzen<br />
für Neuanträge einreichen.<br />
Die endgültige Entscheidung<br />
fällt nach einem<br />
mehrstufigen Begutachtungsund<br />
Auswahlverfahren im<br />
Sommer 2012. Ab sofort<br />
können sich zunächst neue<br />
Projekte um eine Förderung<br />
bewerben, ab Anfang kommenden<br />
Jahres dann auch die<br />
bereis geförderten Einrichtungen.<br />
Die Fördermittel<br />
halt gebieten kann. Andernfalls<br />
wird am Ende stehen,<br />
dass alle schreiben und kaum<br />
noch einer liest. Das ist keine<br />
Wissenschaft mehr“, sagte<br />
der Präsident des DHV,<br />
Bernhard Kempen.<br />
Unter dem Motto „Qualität<br />
<strong>statt</strong> Quantität“ hatte die<br />
Deutsche <strong>Forschung</strong>sgemeinschaft<br />
(DFG) eine neue Initiative<br />
vorgestellt, die Publikationsflut<br />
in der Wissenschaft<br />
zu begrenzen. Sie stellte<br />
neue Regeln für Publikationsangaben<br />
in Förderanträgen<br />
und Abschlussberichten<br />
vor, die vom 1. Juli dieses<br />
Jahres an gelten sollen. Die<br />
Regeln sehen im Kern vor,<br />
dass Wissenschaftler in ihren<br />
Anträgen und Berichten an<br />
die DFG künftig <strong>statt</strong> beliebig<br />
vieler Veröffentlichungen<br />
nur noch wenige, besonders<br />
werden zu 75 Prozent vom<br />
Bund und zu 25 Prozent von<br />
den Ländern getragen.<br />
Bei den Summen für die<br />
beiden ersten Förderlinien<br />
wird es im Vergleich zur ersten<br />
Exzellenzinitiative eine<br />
größere Spannbreite geben.<br />
Graduiertenschulen sollen<br />
mit zwischen 1 Million Euro<br />
und 2,5 Millionen Euro gefördert<br />
werden, <strong>Forschung</strong>sverbünde<br />
mit zwischen 3<br />
Millionen Euro und 8 Millionen<br />
Euro. Bei den Zukunftskonzepten<br />
gibt es keine Vorgaben<br />
der jährlichen Fördersumme.<br />
Angestrebt wird hier<br />
die Förderung von bis zu fünf<br />
Neuanträgen bei einer Gesamtzahl<br />
von maximal zwölf<br />
Zukunftskonzepten.<br />
Die endgültige Förderungsentscheidung<br />
fällt im<br />
Juni 2012 im Bewilligungsausschuss.<br />
Über Förderung<br />
oder Nicht-Förderung entscheiden<br />
nach Angaben von<br />
DFG und Wissenschaftsrat<br />
allein wissenschaftliche Inhalte.<br />
Erstmals würden auch<br />
aussagekräftige Publikationen<br />
als Referenz nennen dürfen.<br />
Die neuen Regeln betreffen<br />
zwei zentrale Stellen in<br />
Förderanträgen und Abschlussberichten:<br />
die Literaturangaben<br />
zum wissenschaftlichen<br />
Lebenslauf der<br />
Antragstellerin oder des Antragstellers<br />
sowie die Literaturangaben,<br />
die einen direkten<br />
Bezug zum beantragten<br />
oder bearbeiteten <strong>Forschung</strong>sprojekt<br />
haben.<br />
Bei ihrem wissenschaftlichen<br />
Lebenslauf dürfen Antragsteller<br />
künftig insgesamt<br />
maximal fünf Veröffentlichungen<br />
anführen, „jene<br />
fünf, die sie selbst für die<br />
wichtigsten ihrer gesamten<br />
wissenschaftlichen Arbeit<br />
halten“.<br />
innovative Konzepte zur forschungsorientierten<br />
<strong>Lehre</strong> in<br />
der Begutachtung der Zukunftskonzepteberücksichtigt<br />
und die allgemeinen Auswirkungen<br />
der Zukunftskonzepte<br />
auf die <strong>Lehre</strong> in die Begutachtung<br />
einbezogen.<br />
Nach einer vorläufigen<br />
Bilanz der Berlin-Brandenburgischen<br />
Akademie der<br />
Wissenschaften (BBAW)<br />
kann der durch die Exzellenzinitiative<br />
eingeleitete<br />
Dauerwettbewerb in Hochschule<br />
und <strong>Forschung</strong> trotz<br />
vielerlei positiver Aspekte<br />
ungewollte Nebenwirkungen<br />
haben. So drohe eine Überspezialisierung<br />
einer ganzen<br />
Generation von Wissenschaftlern.<br />
Vor allem kleinere<br />
Fächer könnten an den Rand<br />
gedrängt werden. Nicht behoben<br />
werde die chronische<br />
Unterfinanzierung der <strong>Lehre</strong>.<br />
Durch die Förderung der<br />
Spitzenforschung könnten<br />
sich die Lehrbedingungen sogar<br />
weiter verschlechtern.<br />
Zeit lassen!<br />
Die Deutsche <strong>Forschung</strong>sgemeinschaft<br />
und der<br />
Deutsche Hochschulverband<br />
wollen die Publikationsflut<br />
in der Wissenschaft<br />
begrenzen. Dies ist<br />
richtig und überfällig. Viel<br />
zu lange waren zu viele<br />
Publikationen vor allem<br />
von numerischem Interesse.<br />
Viel zu lange schon<br />
glaubt die Wissenschaft,<br />
dass das Neue stets das<br />
Bessere sei. Dabei wusste<br />
schon Fichte, dass das Alte<br />
nur notdürftig gelesen<br />
und dabei schon nach<br />
dem Neuen gegriffen wird,<br />
während das Neueste<br />
schon im Blick ist. Nirgends<br />
könnten Wissenschaftler<br />
in diesem rastlosen<br />
Fluge anhalten, um<br />
mit sich selber zu überlegen,<br />
was sie denn eigentlich<br />
läsen, denn ihr Geschäft<br />
sei dringend, und<br />
die Zeit kurz. Qualität von<br />
Gedanken aber ist keine<br />
Frage der Schnelligkeit<br />
oder der Statistik. Sie ist<br />
eine Frage der Gründlichkeit,<br />
die Zeit erfordert.<br />
Deshalb müssen die Initiativen<br />
der Wissenschaftsorganisationenzugleich<br />
als Aufruf für eine<br />
neue Schreib- und Lesekultur<br />
in der Wissenschaft<br />
verstanden werden. Philologie<br />
war einst die Kunst<br />
des langsamen und gründlichen<br />
Lesens. Auch gutes<br />
Schreiben erfordert Zeit<br />
und Sorgfalt. Deshalb<br />
müssen diesen Tugenden<br />
und dem Nachdenken in<br />
der Wissenschaft die gebührenden<br />
ersten Plätze<br />
eingeräumt werden. Ob<br />
die Wissenschaft dazu den<br />
Mut hat? Ein Anfang ist<br />
gemacht.<br />
Felix Grigat
230 NACHRICHTEN <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Minister fordern Studiengebühren für ausländische Studierende<br />
Führende deutsche Bildungspolitiker<br />
haben<br />
höhere Studiengebühren für<br />
ausländische Studenten gefordert.<br />
Der FDP-Wissenschaftsminister<br />
von Nordrhein-Westfalen,<br />
Andreas<br />
Pinkwart, sagte der Wochenzeitung<br />
Die Zeit: „Deutschland<br />
muss umdenken. Wohlhabende<br />
Ausländer sollten<br />
das bezahlen, was ein Studium<br />
hier in einer der angesehenstenWissenschaftsnationen<br />
der Welt wert ist.“<br />
Sein Berliner Kollege,<br />
SPD-Bildungssenator Jürgen<br />
Zöllner, fügte hinzu, international<br />
sei es üblich, dass die<br />
Universitäten sich zu einem<br />
Teil über Studiengebühren<br />
ausländischer Studenten<br />
neue Einnahmequellen für<br />
die bessere Betreuung ihrer<br />
eigenen Studenten erschlössen.<br />
Pinkwart wie Zöllner<br />
machten allerdings zwei Einschränkungen:<br />
Zum einen<br />
kämen nur Studenten aus<br />
Staaten außerhalb der Europäischen<br />
Union (EU) für höhere<br />
Studiengebühren in Frage,<br />
EU-Bürger müssten weiter<br />
wie Deutsche behandelt<br />
werden. Zum anderen dürften<br />
nur Studenten zur Zahlung<br />
herangezogen werden,<br />
die sich dies auch leisten<br />
könnten.<br />
Beide Politiker verwiesen<br />
auf Australien. Dort haben<br />
ausländische Schüler und<br />
Studenten im Jahr 2008 umgerechnet<br />
8,8 Milliarden<br />
Euro Gebühren gezahlt. Bildung<br />
sei mittlerweile die<br />
drittwichtigste Einnahmequelle<br />
für das Land – gleich<br />
MEDIZIN<br />
nach Kohle und Eisenerz,<br />
teilte das australische Statistikamt<br />
mit.<br />
Leichterer Studienzugang<br />
DHV gegen Plagiatsunwesen und Promotionsberater<br />
Der Deutsche Hochschulverband<br />
(DHV) hat erneut<br />
dazu aufgerufen, das<br />
Plagiatsunwesen und die<br />
„Promotionsberatung“ zu bekämpfen.<br />
Durch die Digitalisierung<br />
von Texten sei es<br />
deutlich leichter geworden,<br />
mittels „Copy & Paste“-Befehl<br />
Plagiate zu erstellen und<br />
Texte Dritter als eigene wissenschaftliche<br />
Leistung auszugeben.<br />
„Hochschullehrer<br />
und ihre wissenschaftlichen<br />
Mitarbeiter müssen deshalb<br />
die Kontrollinstrumente der<br />
Plagiat-Software kennen und<br />
nutzen“, erklärte DHV-Präsident<br />
Kempen.<br />
In einer Resolution, die<br />
auf dem 60. DHV-Tag in<br />
Hamburg verabschiedet wurde,<br />
wird darüber hinaus an<br />
alle Fakultäten appelliert,<br />
verbindliche Regelungen für<br />
Fälle eines nachgewiesenen<br />
Plagiats zu treffen und diese<br />
konsequent anzuwenden.<br />
Wegen des Ärztemangels in Deutschland hat der Präsident<br />
der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe,<br />
einen leichteren Zugang zum Studium gefordert. Die<br />
Politik müsse neue Auswahlkriterien für den Zugang zum<br />
Studienfach Medizin entwickeln. Die Abiturnote dürfe<br />
nicht die wesentliche Bedingung bleiben. Die persönliche<br />
Leistungsbereitschaft sei ebenso wichtig wie die Begeisterung<br />
für den Beruf. Nötig seien aber auch gute Studienbedingungen<br />
an den Universitäten. Hoppe forderte die Länder<br />
auf, wieder mehr Mittel in die Hochschulmedizin zu investieren.<br />
Ein Verhaltenskodex mit<br />
Darstellung der Sanktionsfolgen<br />
sei den Studierenden bei<br />
der Immatrikulation zu überreichen.<br />
Den kriminellen Machenschaften<br />
sogenannter „Promotionsberater“<br />
muss nach<br />
Ansicht des DHV ebenfalls<br />
entschieden entgegengetreten<br />
werden. Hochschullehrer seien<br />
verpflichtet, jedem Verdacht<br />
gegenüber Kollegen<br />
und Promovenden nachzuge-<br />
Jenaer Universitätsrat kritisiert Akkreditierung<br />
Der Jenaer Universitätsrat<br />
hat sich in einem<br />
Offenen Brief an den Vorsitzenden<br />
des Akkreditierungsrates<br />
gegen die bisherige<br />
Form der Akkreditierung<br />
ausgesprochen und die Politik<br />
und alle weiteren Beteiligten<br />
zu einem Umdenken in<br />
der Akkreditierungspraxis<br />
aufgefordert. Verantwortlich<br />
für die Qualität einer Hochschule<br />
könne nur die Hochschule<br />
selbst sein. Weltweit<br />
kann man sich nach Ansicht<br />
des Rates davon überzeugen,<br />
dass die Universitäten mit<br />
den größten Gestaltungsfreiheiten<br />
auch diejenigen seien,<br />
die den höchsten Qualitätsstandards<br />
genügten. Dies<br />
könne bei bedeutenden Universitäten,<br />
wie der Universität<br />
Jena, über Jahrhunderte<br />
zurückverfolgt werden.<br />
Notwendig ist nach Überzeugung<br />
des Gremiums ein<br />
Qualitätsmanagement der gesamten<br />
Hochschule, das<br />
nicht nur den Bereich der<br />
Studienangebote, sondern<br />
auch <strong>Forschung</strong> und Administration<br />
einschließe. „Eine<br />
allgemeine Verpflichtung zur<br />
allein lehrbezogenen Programmakkreditierung<br />
ist abzulehnen“,<br />
argumentiert der<br />
Universitätsrat und setzt<br />
<strong>statt</strong>dessen auf eine externe<br />
Evaluation, die das Qualitätsmanagement<br />
der gesamten<br />
Hochschule überprüft. Sei<br />
ein Qualitätssicherungssystem<br />
attestiert, erübrige sich<br />
die Akkreditierung von Stu-<br />
hen und an der Erhärtung<br />
oder auch der Widerlegung<br />
von Zweifeln an der Rechtmäßigkeit<br />
eines Promotionsverfahrens<br />
mitzuwirken.<br />
Der DHV-Präsident erneuerte<br />
zugleich die Forderung<br />
an alle Universitäten,<br />
Doktoranden in einer eides<strong>statt</strong>lichen<br />
Erklärung explizit<br />
versichern zu lassen, keine<br />
Hilfe eines „Promotionsberaters“<br />
in Anspruch genommen<br />
zu haben.<br />
dienprogrammen oder Fächern.<br />
Ein solches Hochschul-Qualitätsmanagement<br />
müsse öffentlich kontrolliert<br />
werden. Wenn dies der Fall<br />
sei, müssten die weiteren<br />
Qualitätssicherungs- und -verbesserungsmaßnahmen<br />
aber<br />
der Autonomie der einzelnen<br />
Hochschule anheim gestellt<br />
werden.
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> FUNDSACHEN 231<br />
Agenten<br />
Fundsachen<br />
„Die zeitgemäße, an den Prinzipien von Bologna orientierte<br />
und dem Streben nach ‘Exzellenz’ gewidmete Universität<br />
verhindert Karrieren, die durch große Bücher gehen – durch<br />
die Auflösung einer akademischen Ethik zugunsten eines<br />
scheinbar offenen Wettbewerbs, in dem sich die Professoren<br />
als freie Agenten von Wissenschaft und nicht als deren Repräsentanten<br />
verhalten müssen, durch die aussschließende<br />
Förderung von großen Arbeitszusammenhängen oder ‘Clusters’<br />
nach dem Modell der Natur- und Ingenieurwissenschaften<br />
und durch die Verschärfung des Wettbewerbs zwischen<br />
allen Teilen der Universität in Gestalt etwa der ‘Leistungsorientierten<br />
Mittelverteilung’ (LOM), die den einzelnen Bewerber<br />
oder Antragsteller dazu zwingt, jede einzelne Publikation<br />
als Mittel in einem akademischen Auswahl- und Verdrängungsprozess<br />
zu behandeln. Denn nur, weil das so ist, muss<br />
jede noch so kleine Konferenz in einen Tagungsband münden.“<br />
Thomas Steinfeld; zitiert nach Süddeutsche Zeitung vom<br />
3. März 2010<br />
Kopierfehler<br />
„Das dreijährige Bachelorstudium ,berufsqualifizierend’ zu<br />
nennen ist grotesk. Es stammt aus Ländern wie den USA<br />
und Großbritannien, die über kein entwickeltes Berufsbildungssystem<br />
verfügen. Die Nachteile, die sich für die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Unternehmen ergeben, sind unter Wissenschaftlern<br />
unumstritten. Dass Deutschland diese Bildungstradition<br />
kopiert hat, war einer der größten bildungspolitischen<br />
Fehler der vergangenen Jahrzehnte. Unter Bachelorabsolventen<br />
aus dem angelsächsischen Raum ist der Spruch<br />
verbreitet: ,Now I have a bachelor degree, but I don’t have<br />
any skills’.“<br />
Professor Felix Rauner, Leiter der <strong>Forschung</strong>sgruppe Berufliche<br />
Bildung an der Universität Bremen; zitiert nach Die Zeit vom<br />
11. März 2010<br />
Unterschied<br />
„An der ETH verwendet der Präsident ungefähr die<br />
Hälfte seiner Zeit um herauszufinden, wo es sehr gute<br />
Leute gibt, die er nach Zürich holen könnte. Die Qualität<br />
einer Universität wird wesentlich durch die Rekrutierung<br />
der Professoren bestimmt. Ein Unipräsident in<br />
Deutschland hat diese Zeit gar nicht.“<br />
Professor Helga Novotny, Präsidentin des Europäischen <strong>Forschung</strong>srates;<br />
zitiert nach Der Tagesspiegel vom 17. März 2010<br />
Nonsens<br />
„Nach zehn Jahren Bologna kann ich sagen: Den europäischen<br />
Hochschulraum gibt es nicht, die Mobilität der<br />
Studierenden ist sogar zurückgegangen, die sogenannte<br />
Vergleichbarkeit ist ein formal bürokratischer Nonsens,<br />
und um das zu erreichen, hat man in Gesamteuropa mit<br />
unglaublichen materiellen und immateriellen Kosten<br />
über Jahrhunderte gewachsene Strukturen zerschlagen.“<br />
Professor Konrad Paul Liessmann, Universität Wien; zitiert<br />
nach tagesschau.de vom 12. März 2010<br />
Präsenz<br />
„...ich überlege mir, wie man die intellektuelle Verbindlichkeit<br />
der <strong>Lehre</strong> erhöhen könnte: Präsenz zum Beispiel ist ja<br />
nicht eine körperliche, sondern eine intellektuelle Kategorie.“<br />
Professor Peter Strohschneider, Vorsitzender des Wissenschaftsrates;<br />
zitiert nach Die Zeit vom 18. März 2010<br />
Rückzug<br />
„Ihr Fazit ist mir völlig unerklärlich: Alles okay, ist nicht so<br />
schlimm mit dem Bachelor. Ich habe auch keine Antwort auf<br />
die Frage, wie meine Universität, die auf 16 000 Studenten<br />
ausgelegt ist, für 40 000 Studenten sorgen soll, die hier studieren,<br />
aber eines kann ich Ihnen sagen: Die Art von Universität,<br />
die Sie noch kannten, gibt es bei uns nur noch im Verborgenen,<br />
in halb öffentlichen Seminaren, die nebenher <strong>statt</strong>finden<br />
und im ständigen Verstoß gegen Studien- und Prüfungsordnungen,<br />
dank bestimmter Professoren, denen die<br />
Universität noch am Herzen liegt. Sie konnten ja dann einfach<br />
wieder gehen, in die Welt ohne Module. Ich muss hier<br />
noch ein paar Semester bleiben.“<br />
Leserzuschrift des Studenten Adrian Renner an die Wochenzeitung<br />
Die Zeit auf einen Beitrag über das heutige Studentenleben; zitiert<br />
nach Die Zeit vom 4. März 2010<br />
Netzwerker<br />
„Wir haben es längst vermutet. Junge Leute leben in ihrer<br />
eigenen Welt. Und diese Welt heißt Internet. Aber die folgenden<br />
Zahlen haben uns dennoch überrascht, ja fast erschreckt:<br />
93 Prozent der 20- bis 24-Jährigen sind bei einem<br />
sozialen Netzwerk angemeldet. Das ergab eine Studie. Eine<br />
beeindruckende Zahl, die die Frage aufwirft: Wer sind die<br />
anderen sieben Prozent? Leben die im Wald? Sind die auf<br />
der Flucht? Haben die keinen Strom?“<br />
Zitiert nach Die Welt vom 2. März 2010
232 HOCHSCHULMEDIZIN <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Wunsch und Wirklichkeit<br />
Warum junge Mediziner deutschen (Universitäts-)Krankenhäusern<br />
den Rücken kehren<br />
| JOACHIM G RIFKA | Der Ernst der Lage wird immer<br />
noch unterschätzt. Der Ärztemangel in Deutschland nimmt immer gravierendere<br />
Formen an.Wenn die Abwärtsspirale nicht noch weiter gehen soll, müssen im<br />
deutschen Gesundheitswesen attraktive Arbeitsplätze für Ärzte in der direkten<br />
Patientenversorgung geschaffen und die Bedürfnisse des ärztlichen Nachwuchses<br />
besser berücksichtigt werden. Die Politik ist gefordert.<br />
In deutschen Krankenhäusern können<br />
aktuell ca. 5 000 Arztstellen<br />
nicht besetzt werden. Die Zahl der<br />
Stellenanzeigen im Deutschen Ärzteblatt<br />
sind über die Jahre kontinuierlich<br />
gestiegen; 2004: 7 242 Stellenanzeigen,<br />
2009: 12 332. Indessen wurde die Zahl<br />
der Studierenden reduziert: Waren es<br />
1993 90 594, studierten 2006 noch<br />
78 106. Entsprechend re-<br />
duzierte sich die Zahl<br />
der Medizinabsolventen<br />
(1993: 10 555; 2006:<br />
8 724). Dabei sinkt der<br />
Anteil derer, die anschließend<br />
im kurativen<br />
oder präventiven Bereich<br />
tätig werden wollen, von Jahr zu<br />
Jahr, und die Zahl der ins Ausland abwandernden<br />
Ärzte steigt jährlich (2007:<br />
2 439; 2008: 3 065).<br />
Als Konsequenz verringert sich der<br />
Anteil der unter 35-jährigen Ärzte an allen<br />
berufstätigen Ärzten kontinuierlich<br />
(1993 waren es 26,6, 2006 15,9 Prozent).<br />
Die Problematik ist multikausal.<br />
Eine einfache Lösung gibt es nicht. Vielmehr<br />
müssen die strukturellen Gründe<br />
analysiert werden, um daraufhin Lösungsansätze<br />
zu entwickeln.<br />
AUTOR<br />
Professor Dr. med. Dr. h.c. Joachim<br />
Grifka ist Lehrstuhlinhaber für Orthopädie,<br />
Universität Regensburg,<br />
und Direktor der Orthopädischen<br />
Klinik des Asklepios-Klinikums<br />
Bad Abbach.<br />
Probleme manifestierten sich<br />
binnen weniger Jahre<br />
Die Gesundheitspolitik stellt uns vor<br />
große Herausforderungen, was die Leistungsfähigkeit<br />
unserer wegen ihrer Effizienz<br />
oft gelobten Krankenhausversorgung<br />
betrifft. Auch die künftige Entwicklung<br />
ist noch unklar und eine Besserung<br />
bislang nicht abzusehen. Die Si-<br />
»Wir lassen die Besten eines Abiturjahrganges<br />
über Numerus clausus zu und<br />
verlieren sie sukzessive, wenn sie die<br />
Berufswirklichkeit kennenlernen.«<br />
tuation der Assistenzärzte ist ein Indikator<br />
für den Wandel der ärztlichen<br />
Versorgung in Deutschland und die wissenschaftlich-medizinische<br />
Aktivität.<br />
Der Medizinklimaindex verdeutlicht<br />
die getrübten Zukunftsaussichten im Bereich<br />
der niedergelassenen Ärzte. Wir<br />
erleben einen kontinuierlichen Anstieg<br />
des Durchschnittsalters der niedergelassenen<br />
wie der Krankenhausärzte – mit<br />
entsprechend hohem Ersatzbedarf. Der<br />
ärztliche Nachwuchs allerdings fehlt in<br />
Deutschland. Gründe für die Unzufriedenheit<br />
der Klinikärzte sind u.a. der hohe<br />
Anteil arztfremder Tätigkeiten und<br />
die übermäßige Arbeitsverdichtung.<br />
Dieser Problematik wird schon der<br />
Medizinstudent während seiner Ausbildung<br />
zunehmend gewahr. Als wichtiges<br />
Motiv für die Berufswahl wird zu Anfang<br />
des Studiums der Wunsch genannt, Menschen<br />
zu helfen. Wir lassen die Besten ei-<br />
nes Abiturjahrganges über Numerus<br />
clausus zu einem anspruchsvollen Studium<br />
zu und verlieren sie sukzessive, wenn<br />
sie die Berufswirklichkeit kennen lernen.<br />
Der ärztliche Berufsalltag desillusioniert.<br />
Das Praktische Jahr (PJ) gibt oft noch<br />
den Ausschlag, nicht im kurativen oder<br />
präventiven Bereich tätig zu werden<br />
(Anteil 1991: ca. 1/6 der Studienabsolventen,<br />
2008: knapp 1/4), sondern zu<br />
emigrieren. Die Chirurgie zählt schon bei<br />
den PJ-Studenten zu den wenig beliebten<br />
Fachrichtungen. Zehn bis zwölf Prozent<br />
der Medizinabsolventen müssen jährlich<br />
die chirurgische Laufbahn einschlagen,<br />
um den Ersatzbedarf zu decken. Tatsächlich<br />
streben dies nur fünf Pro-<br />
zent an. Der Ärztemangel in<br />
Deutschland führt in eine Abwärtsspirale<br />
mit immer mehr Arbeit<br />
auf den Schultern der Verbliebenen<br />
und immer größerem<br />
Abschreckungspotential für Berufsanfänger.<br />
Dabei haben wir<br />
einen steigenden Arztbedarf. Gründe<br />
sind die höhere Lebenserwartung, eine<br />
Zunahme des Morbiditätsspektrums –<br />
wir erleben Krankheiten, die früher nicht<br />
in großer Zahl vertreten waren –, die<br />
Multimorbidität, Innovationen, die Behandlungsmöglichkeiten<br />
erweitern, ein<br />
zunehmendes Leistungsvolumen wegen<br />
größer werdender Anwendungsfelder<br />
und schließlich auch erhöhte Sicherheitsanforderungen.<br />
Dabei haben wir die<br />
spezifischen universitären Aufgabenbereiche<br />
der Evaluation von Diagnose- und<br />
Behandlungsmaßnahmen und den <strong>Forschung</strong>sbedarf<br />
noch nicht berücksichtigt.<br />
Von denjenigen, die in der Patientenversorgung<br />
tätig werden wollen, verlieren<br />
wir jährlich einige Tausend, die bei besseren<br />
Arbeitsbedingungen ins Ausland gehen.<br />
Vor allem Schweiz, Österreich, USA<br />
und Großbritannien dürfen sich über<br />
junge, gut und teuer ausgebildete, leis-
Foto: mauritius-images<br />
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> HOCHSCHULMEDIZIN 233<br />
tungsbereite deutsche Ärzte freuen, die<br />
wir ihnen frei Haus liefern. Wer auswandert,<br />
kommt in aller Regel nicht zurück,<br />
sondern ist im Gastland sozialisiert, oft in<br />
einer Phase der Familiengründung und<br />
vermehrten Ortsständigkeit. Ein Systemwechsel<br />
zurück ist die Ausnahme. Es ist<br />
nicht gelungen, den brain drain zu einem<br />
brain gain zu wandeln.<br />
LÖSUNGSVORSCHLÄGE<br />
Dehumanisierung<br />
Im niedergelassenen wie im Krankenhausbereich<br />
fehlt uns die Finanzierung<br />
für eine leistungsfähige Gesundheitsversorgung.<br />
Die so genannte Ökonomisierung<br />
der Medizin hilft nicht darüber<br />
hinweg, dass die Versorgung von den<br />
politisch Verantwortlichen auch finanziell<br />
sichergestellt werden muss, oder<br />
Umstrukturierung ärztlicher Tätigkeiten<br />
Patientenbezogene, persönliche Arztzuständigkeit durch Teambildung<br />
– Stationsoberarzt mit den Assistenzärzten der Station<br />
– Ambulanzsprechstunde mit Untersuchung<br />
– Stellung OP-Indikation<br />
– OP-Aufklärung<br />
– OP-Planung<br />
– Patientenaufnahme<br />
– Durchführung der OP<br />
– Visiten auf Station<br />
– Entlassungsbrief<br />
– Qualitätssicherungsbogen<br />
Dadurch<br />
– besseres Arzt-Patienten-Verhältnis mit Vertrautheit <strong>statt</strong> Anonymität, ohne<br />
Redundanz und Widersprüchlichkeit<br />
– Vermeidung von Mehrfachdokumentation und Übergabelücken<br />
– klar geregelte Zuständigkeit für Rückfragen durch Versicherungen, Weiterbehandler,<br />
etc.<br />
– Vermeidung stereotyper „Fließbandarbeit“: Eintöniger Tagesarbeit selektierter,<br />
rudimentärer Verrichtungen, wie ganztägiger Aufnahme von Patienten,<br />
die der betreffende Assistenzarzt später nicht weiter betreut<br />
– höhere Arzt- und Patientenzufriedenheit<br />
man muss die Versorgung definieren –<br />
Stichwort Priorisierung. Günter Jonitz,<br />
Präsident der Ärztekammer Berlin, hat<br />
schon 1999 den ärztlichen Hauptkonflikt<br />
zwischen ökonomischen und medizinischen<br />
Zielen geortet. Ökonomisch<br />
betrachtet besteht die Gefahr, Gesundheit<br />
als bloßes Wirtschaftsgut einzuordnen.<br />
Heute hat die Diktion Fuß gefasst,<br />
dass der Patient nur noch „Kunde“ ist.<br />
Gesundheit wird zur Ware. Trotz aller<br />
Kosten-Nutzen-Analysen darf aber kein<br />
Primat der Ökonomie über die Medizin<br />
postuliert werden. Ärzte sind immer in<br />
ökonomischer Verantwortung, haben<br />
aber ihre Entscheidungen stets nach<br />
medizinischer Erfordernis und der Qualität<br />
der Versorgung zu treffen. Die fehlende<br />
Zeit für die Zuwendung des Arztes<br />
zum Patienten wird auch als Dehumanisierung<br />
bezeichnet. Deswegen<br />
muss die politisch gewollte Ökonomisierung<br />
bei den medizinischen Erfordernissen<br />
ihre Grenze haben. Wir brauchen<br />
auch das Commitment der Kostenträger<br />
<strong>statt</strong> die Vergütung paramedizinischer<br />
Aktivitäten auf die medizinische<br />
Versorgung zu fokussieren.<br />
Schließlich muss man die medizinische<br />
Kompetenz beim Krankenhaus-Träger<br />
fordern, damit medizinische Belange<br />
adäquat berücksichtigt werden.<br />
Lösungsansätze – tatsächliche<br />
oder nur vermeintliche?<br />
Die politischen Weichenstellungen haben<br />
uns nicht nur eine sich stetig ver-
234 HOCHSCHULMEDIZIN <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
schlechternde wirtschaftliche Perspektive<br />
des Arztberufes gebracht, sondern<br />
auch die bürokratischen Anforderungen<br />
ständig weiter aufgebläht. Mit der Reduktion<br />
der Studienkapazitäten und der<br />
stillschweigenden In-<br />
kaufnahme der Verschlechterung<br />
der Arbeitsbedingungen<br />
und<br />
Ausdehnung der patientenfernenAufgaben<br />
muss man annehmen, dass die Reduktion<br />
der Arztstellen politisch gewollt<br />
ist. Nur eine vermeintliche Lösung<br />
ist die Übertragung ärztlicher Aufgaben<br />
durch Etablierung von Gemeindeschwestern<br />
(AGnES: Arztentlastende,<br />
Gemeindenahe, E-Healthgestützte, Systemische<br />
Intervention), Praxisassistenten<br />
(EVA: Entlastende Versorgungsassistentin)<br />
oder Assistenzschwestern<br />
(PA: Physician Assistant), die nach dreijähriger<br />
Anlernphase beispielsweise die<br />
Operation bis zur Situseröffnung durchführen.<br />
Wir sollten nicht vergessen, dass<br />
LÖSUNGSVORSCHLÄGE<br />
Delegation nicht-ärztlicher Leistungen<br />
Stationssekretärin:<br />
– Bereitstellen der richtigen Unterlagen, z.B. Anforderung von Befunden<br />
beim Hausarzt oder aus anderen Kliniken<br />
– Bilddokumentation wie Röntgen, Sono, Schnittbildverfahren<br />
– Ambulanzbrief<br />
– Akte des vorherigen Aufenthaltes<br />
– Hilfestellung bei der Dokumentation von Diagnosen und Befunden<br />
– Zusammenfügen und Sicherung von einmal gut dokumentierten Informationen<br />
und Tätigkeiten<br />
– Kopieren und Faxen von Befunden an Weiterbehandler<br />
– Schreiben und Korrigieren der Briefe<br />
Pflege:<br />
– Erfragen und Dokumentation der Medikamente bei Zugängen (ggf. Rücksprache<br />
mit dem Hausarzt)<br />
– Heraussuchen der auf Station verfügbaren Generika<br />
– Routine-Blutentnahme (ggf. durch MTLA)<br />
– Durchführung aufwändiger Verbände, z.B. bei septischen Patienten<br />
– Anfertigen von Gipsverbänden<br />
OP-Pflege:<br />
– Unterstützung beim Lagern von Patienten<br />
– Benachrichtigung des nachfolgenden OP-Teams<br />
Ambulanzhelferin:<br />
– Setzen des Patienten<br />
– Hochfahren der mitgebrachten Bild-CD<br />
– Heraussuchen der Unterlagen zur Vorbehandlung, z.B. letzter Ambulanzbrief,<br />
Befundberichte<br />
– Anfordern erforderlicher Unterlagen vom Vorbehandler<br />
– Unmittelbares Schreiben der Befunde / des Briefes während der Untersuchung<br />
dem Arztberuf eine akademische Ausbildung<br />
zu Grunde liegt und dies kein<br />
Lehrberuf ist, der die Patientenversorgung<br />
auf den Stand der Barbiere bringt.<br />
Schon heute wird durch das gesundheits-<br />
»In der Chirurgie muss besonders<br />
dafür gesorgt werden, dass Ärztinnen<br />
ihren Weg machen können.«<br />
politisch geförderte Beleg- und Konsiliararztprinzip<br />
die operative Versorgung ohne<br />
maßgebliche Weiterbildung von Assistenzärzten<br />
begünstigt, weil der niedergelassene<br />
Arzt seine Patienten grundsätzlich<br />
selbst operiert. So ist es nicht zielführend,<br />
Strategien zur Delegation spezifischer,<br />
ärztlicher Aufgaben zu verfolgen.<br />
Vielmehr müssen wir dafür sorgen, dass<br />
der Arzt Zeit für seine Kernaufgaben hat<br />
und nicht-ärztliche Aufgaben, z. B. der<br />
überbordende Bürokratismus, von medizinischem<br />
Assistenzpersonal übernommen<br />
wird. Wir können unsere Assistenz-<br />
ärzte nicht als Laufboten einsetzen und<br />
durch verschlechterte Arbeitsbedingungen<br />
und Personalmangel frustrieren<br />
(siehe Lösungsvorschläge).<br />
Im chirurgischen Fachbereich muss<br />
besonders dafür gesorgt werden, dass<br />
Ärztinnen ihren Weg machen können<br />
(Anteil der Ärztinnen an allen Ärzten in<br />
Deutschland: 1991: 33,6 Prozent; 2008:<br />
41,5 Prozent; Anteil im Krankenhaus:<br />
2008: 48,1 Prozent; weibliche Medizinabsolventen<br />
2007: 57,9 Prozent; weibliche<br />
Studienanfänger 2007: 70 Prozent).<br />
Dazu brauchen wir familienfreundliche<br />
Arbeitsbedingungen, die der work-lifebalance<br />
auch im Krankenhaus gerecht<br />
werden. In der Praxis bevorzugen Ärztinnen<br />
Großpraxen oder Medizinische<br />
Versorgungszentren (MVZ) mit Teilzeitarbeit,<br />
ohne finanzielle Investition. 35<br />
Prozent der Ärztinnen erreichen keinen<br />
Facharzt-Abschluss. Bei der Kalkulation<br />
des Bedarfs an Ärzten muss man berücksichtigen,<br />
dass für drei Ärztinnen<br />
das Lebensarbeitszeitvolumen von zwei<br />
männlichen Kollegen in Ansatz gebracht<br />
werden muss.<br />
Zur Steigerung der Attraktivität der<br />
Arztstellen müssen Universitätskliniken<br />
den Führungskräften eine berufliche<br />
Perspektive bieten. W2 und W3-Stellen<br />
unterliegen im Wettbewerb und bei alternativen<br />
Angeboten. In allen Bereichen<br />
müssen wir Entlohnungen gewährleisten,<br />
die unseren europäischen<br />
Nachbarstaaten entsprechen.<br />
Weiterbildung darf nicht zur schicken<br />
Worthülse verkommen, sondern dafür<br />
müssen ernsthaft die strukturellen Voraussetzungen<br />
geschaffen werden. Als positives<br />
Beispiel hat sich der Krankenhauskonzern<br />
Sana verpflichtet, Assistenzärzte<br />
bereits wie Fachärzte zu bezahlen, wenn es<br />
zu betriebsbedingten Verzögerungen in<br />
der Weiterbildung gekommen ist.<br />
Es scheint, dass der Ernst der Lage von<br />
vielen Verantwortlichen weit unterschätzt<br />
wird. Wenn die Abwärtsspirale nicht noch<br />
weiter gehen soll, müssen wir im deutschen<br />
Gesundheitswesen attraktive Arbeitsplätze<br />
für Ärzte in der direkten Patientenversorgung<br />
bieten. Die Bedürfnisse<br />
des ärztlichen Nachwuchses müssen besser<br />
berücksichtigt werden. Die „kleinen<br />
Maßnahmen“ zur Konzentration auf ärztliche<br />
Kernbereiche und Entlastung von<br />
nicht-ärztlichen Tätigkeiten können nur<br />
eine begrenzte Hilfe sein. Es bedarf politischer<br />
Entscheidungen, damit unsere gesundheitliche<br />
Versorgung durch eine genügende<br />
Zahl von Ärzten sichergestellt ist.<br />
Eine Fassung mit Literaturverzeichnis kann bei<br />
der Redaktion angefordert werden.
236 HOCHSCHULMEDIZIN <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
In Einklang bringen<br />
Wandel des Arztbildes in der Hochschulmedizin<br />
| REINHARD P UTZ | Von Ärzten werden Wunder erwartet.<br />
Können Mediziner aber die vielen Erwartungen in Wissenschaft und Klinikalltag<br />
meistern und zugleich ein hohes Niveau in <strong>Forschung</strong> und Krankenversorgung<br />
sichern?<br />
Das immer schon vielschichtige<br />
Bild des Arztes in der Hochschulmedizin<br />
hat sich als<br />
Spiegel der Entwicklung unseres Wissenschafts-<br />
und unseres Gesundheitssystems<br />
im Laufe des letzten Jahrzehnts<br />
weiter differenziert, nicht zuletzt getrieben<br />
vom sich ausweitenden molekularmedizinischen<br />
Paradigma. Nach wie<br />
vor geht es aber um die Frage, wie die<br />
persönlichen Voraussetzungen des Arztes<br />
mit den zentralen Aufgaben der universitären<br />
Medizin in Einklang zu bringen<br />
sind. Patientenversorgung, <strong>Forschung</strong><br />
und <strong>Lehre</strong> auf höchstem Niveau<br />
zusammen mit einer sich verschärfenden<br />
wirtschaftlichen Situation und einer<br />
kritischen ethischen wie juristischen<br />
Betrachtungsweise im täglichen Leben<br />
abzustimmen, ist die Herausforderung<br />
heute.<br />
Der Druck auf die Führung der Universitätskliniken,<br />
sich selbst wirtschaftlich<br />
zu tragen, steigt weiterhin in einer<br />
Weise, die die übrigen universitären<br />
Aufgaben zu bedrohen scheint. Der<br />
Einfluss der Exzellenzinitiative und anderer<br />
wissenschaftspolitischer Konzepte<br />
der <strong>Forschung</strong>sförderung ist nicht zu<br />
übersehen, wie auch der damit verbundene<br />
Druck zu Schwerpunktbildung<br />
und institutioneller Überspezialisierung.<br />
Dazu kommt die öffentliche Forderung<br />
AUTOR<br />
Professor Dr. med. Dr. h.c. Reinhard<br />
Putz lehrt Anatomie und ist<br />
Vizepräsident der Ludwig-Maximilians-Universität<br />
in München.<br />
nach Verbesserung der ärztlichen Ausbildung<br />
und Anpassung an internationale<br />
Standards. Nicht zuletzt muss die<br />
Rolle von Leistungsanreizen und Karrierechancen,<br />
natürlich auch die Entwicklung<br />
des Entlohnungssystems für<br />
den Wandel des Arztbildes geprüft werden.<br />
Die klinische Hochschulmedizin hat<br />
Konkurrenz bekommen. Es haben sich<br />
»Klinische und wissenschaftliche<br />
Hochschulmedizin haben<br />
Konkurrenz bekommen.«<br />
private Kliniken etabliert, die sich im<br />
Wissen um eine mögliche Risikoabdeckung<br />
durch die Universitätsklinik Spezialaufgaben<br />
auf hohem Niveau widmen<br />
können. Damit mithalten zu können,<br />
erfordert in vielen Kliniken angesichts<br />
dünner Personaldecken organisatorische<br />
Kraftakte, weil neben diesen<br />
Spezialeinrichtungen übergeordnete<br />
klinische Leistungen und Ausbildungsaufgaben<br />
zu erfüllen sind. Als Zentren<br />
der Vollversorgung und angesichts der<br />
komplexen Verpflichtung zur Weiterbildung<br />
können es sich die Universitätskliniken<br />
aber nicht erlauben, lediglich als<br />
Ansammlungen ebenfalls spezialisierter<br />
klinischer Abteilungen zu agieren. Die<br />
Dynamik des Wandels im Gesundheitssystem<br />
zwingt überdies zu wirtschaftlichen<br />
und administrativen Konsequenzen,<br />
die für die wissenschaftlichen Herausforderungen<br />
und die Verpflichtungen<br />
in der <strong>Lehre</strong> nicht unbedingt förderlich<br />
sind.<br />
Die wissenschaftliche Hochschulmedizin<br />
bekommt ebenfalls weitere<br />
Konkurrenz. Der extreme Anspruch der<br />
Exzellenzinitiative ist innerhalb der Medizin<br />
nur zu erfüllen, wenn ein Bogen<br />
aus der Grundlagenforschung heraus<br />
bis zur Anwendung am Patienten gespannt<br />
werden kann. Die Wissenschaftspolitik<br />
trägt dazu in verschärfender<br />
Weise bei, indem sie außeruniversitäre<br />
anwendungsorientierte <strong>Forschung</strong>seinrichtungen<br />
gezielt fördert,<br />
die sich in Kooperation mit klinischen<br />
Spitzenforschern den wichtigsten gesundheitsrelevanten<br />
Themen widmen<br />
sollen. Derartige Spitzen-<br />
forschung aber kann sich<br />
nur dort etablieren, wo<br />
sich die Aufgeschlossenheit<br />
für Grundlagenforschung<br />
und die Erfahrung<br />
der <strong>Forschung</strong> am Patienten<br />
treffen – möglichst in ein- und derselben<br />
Führungsperson.<br />
In neuer Intensität haben sich die<br />
medizinischen Fakultäten in den letzten<br />
Jahren mit der Ausbildung der Studierenden<br />
auseinanderzusetzen begonnen.<br />
Abgesehen von lokalen curriculären<br />
Modellversuchen ist mit der neuen<br />
ÄAppO unverkennbar eine Welle der<br />
Professionalisierung entstanden. Inzwischen<br />
werden z.T. sogar verpflichtende<br />
hochschuldidaktische Weiterbildungsprogramme<br />
angeboten, eine leistungsorientierte<br />
Mittelverteilung auch in der<br />
<strong>Lehre</strong> ist an manchen Fakultäten bereits<br />
etabliert. Die früher im klinischen<br />
Bereich angesichts des Druckes der Patientenversorgung<br />
häufig etwas zur Seite<br />
geschobene Lehrverpflichtung ist an<br />
vielen Orten zu einer positiv besetzten<br />
Lehraufgabe geworden. Dazu beigetragen<br />
hat ohne Zweifel der Trend, schrittweise<br />
auch für die <strong>Lehre</strong> getrennte Budgets<br />
einzurichten und die große zeitli-
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> HOCHSCHULMEDIZIN 237<br />
che Belastung durch methodische Professionalisierung<br />
aufzufangen.<br />
Noch vor wenigen Jahren stand der<br />
Vorschlag im Raum, die zentralen Aufgaben<br />
der Universitätsmedizin, Patientenversorgung<br />
und Lehraufgabe einerseits<br />
sowie <strong>Forschung</strong>saufgaben andererseits<br />
auf verschiedene Köpfe zu verteilen.<br />
Die oben dargestellte Differenzierung<br />
der Aufgaben der Hochschulmedizin<br />
hat eine derartige Struktur als<br />
neuen Weg erscheinen lassen. Um das<br />
„Tandemmodell“ für die Leitung von<br />
Universitätskliniken, wie es von Wissenschaftsrat<br />
und DFG gefordert worden<br />
war, ist es allerdings inzwischen<br />
wieder still geworden. Nur auf den ersten<br />
Blick überzeugte die Idee, damit die<br />
hoch spezialisierte Leistung des Einzelnen<br />
besser ausschöpfen zu können. Zu<br />
schnell wurden die damit zwangsläufig<br />
verbundenen kommunikativen und organisatorischen<br />
Probleme sichtbar,<br />
ganz zu schweigen von Status- und<br />
Ausbildungsfragen.<br />
Wie man es dreht und wendet, die<br />
Sonderstellung der klinischen Hochschulmedizin<br />
besteht nach wie vor darin,<br />
dass sie in unerlässlicher Weise in<br />
der Person des Arztes Patientenversorgung,<br />
<strong>Forschung</strong> und Lehraufgabe verbinden<br />
muss. Nur aus dieser engen Verzahnung<br />
heraus kann sie ihrer jeweiligen<br />
Aufgabe gerecht werden. Der persönliche<br />
Spielraum freilich, in welchem<br />
Ausmaß die einzelnen Bereiche als persönliche<br />
Schwerpunkte ausgebaut werden,<br />
hat sich ausgeweitet.<br />
Diese Frage muss vor allem in ihren<br />
Auswirkungen auf die Orientierung des<br />
wissenschaftlich-ärztlichen Nachwuchses<br />
diskutiert werden. Um sich in jungen<br />
Jahren auf den steinigen Karriereweg<br />
zu machen, gehört ein zumindest in<br />
Umrissen erkennbares Bild, nach dem<br />
man sich orientieren kann. Die Unschärfe<br />
dieses Bildes und der überhöhte<br />
Anspruch haben ohne Zweifel dazu beigetragen,<br />
dass sich heute zu wenige junge<br />
Menschen auf diesen Weg einer universitären<br />
Laufbahn machen. Nach Jahren<br />
übergroßen Einsatzes kommt bei<br />
»Um das Tandemmodell für die<br />
Leitung von Universitätskliniken<br />
ist es still geworden.«<br />
vielen Nachwuchswissenschaftlern vielleicht<br />
auch die Unsicherheit dazu, wie<br />
die eigenen Karrierechancen zu bewerten<br />
sind.<br />
Foto: picture alliance<br />
Darum scheint es mir in der Frage<br />
des Arztbildes in der Hochschulmedizin<br />
heute zu gehen: Über eine gründliche<br />
postgraduale wissenschaftliche Tätigkeit<br />
muss ein wissenschafts-<br />
orientiertes Denkmuster<br />
für die Entwicklung eigenständigerFragestellungen<br />
und für klinische<br />
<strong>Forschung</strong>saufgaben erworben<br />
werden, das damit<br />
zur Grundlage jeglicher wissenschaftlicher<br />
Kooperation werden kann.<br />
Nur auf diesem Weg kann dem Wandel<br />
zum molekularmedizinischen Paradig-<br />
ma und dem raschen Fortschritt der<br />
biomedizinischen <strong>Forschung</strong> Rechnung<br />
getragen werden. Professionalisierung<br />
in den Aufgaben in Patientenversorgung<br />
und <strong>Lehre</strong> muss dieses notwendigerweise<br />
komplexe Bild ergänzen.<br />
Dass jeder Arzt innerhalb dieses<br />
Gesamtbildes natürlich einen persönlichen<br />
Schwerpunkt entwickeln wird,<br />
ändert nichts daran, dass die Einheit<br />
des Arztbildes weiterhin die unerlässliche<br />
Voraussetzung zur zukunftsorientierten<br />
Gewährleistung des hohen Niveaus<br />
der klinischen Hochschulmedizin<br />
sein wird.
238 HOCHSCHULMEDIZIN <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Vergabekriterien erweitern?<br />
Über die echten und vermeintlichen Probleme der<br />
medizinischen Ausbildung in Deutschland<br />
| BERNHARD M ARSCHALL | Aus der Ärzteschwemme<br />
ist zwischenzeitlich ein Ärztemangel geworden, und die Sorge, dass<br />
Deutschland international zurückfällt, wächst. Damit wächst auch der Druck auf<br />
die Hochschulen und die Kritik an der medizinischen Ausbildung. Muss der Zugang<br />
zur medizinischen Ausbildung, der nach wie vor vom NC, der Wartezeitenregelung<br />
und dem Kapazitätsrecht beherrscht wird, verändert bzw. erweitert<br />
werden? Oder liegen die Probleme tiefer?<br />
Die Anforderungen an die Medizinischen<br />
Fakultäten in der<br />
akademischen <strong>Lehre</strong> sind<br />
vielfältig und anspruchsvoll: Sie sollen<br />
die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung<br />
sicherstellen, indem sie ausreichend<br />
qualifizierte Fachkräfte bereitstellen;<br />
gleichzeitig sollen sie die Innovationskraft<br />
des Landes durch die Gewinnung,<br />
Ausweisung und Förderung<br />
exzellenter Nachwuchswissen-<br />
schaftler sicherstellen.<br />
Obwohl noch nie so viele<br />
Ärzte in Deutschland tätig waren<br />
wie heute, hat die Vision eines<br />
drohenden Ärztemangels den<br />
lange Zeit gängigen Begriff der<br />
„Ärzteschwemme“ aus der öffentlichen<br />
Diskussion verdrängt. Die<br />
Gründe hierfür sind zahlreich: Sowohl<br />
der demographische Wandel der Bevölkerung<br />
als auch das stetig wachsende<br />
Spektrum medizinischer Behandlungsoptionen<br />
bedingen eine steigende<br />
Nachfrage nach ärztlichen Leistungen.<br />
Dem steht zwar eine (noch) gleichbleibende,<br />
ja sogar leicht steigende Zahl an<br />
Ärzten gegenüber. Jedoch bedingen der<br />
Trend zu Arbeitszeitverkürzung – nicht<br />
zuletzt gestärkt durch entsprechende<br />
Urteile des Europäischen Gerichtshofes<br />
– als auch die Feminisierung der ärztlichen<br />
Profession eine Reduktion der pro<br />
Arzt/Ärztin zu erwartenden Lebensarbeitszeit.<br />
Eine Erhöhung der Ausbildungskapazitäten<br />
wäre teuer: Bei einem anzunehmenden<br />
Kostennormwert für einen<br />
Studienplatz der Medizin von rd.<br />
170 000 Euro ist der zusätzliche Bedarf<br />
»Die Diskrepanz zwischen Bewerberandrang<br />
und Ärztemangel wird zu<br />
Unrecht den Hochschulen angelastet.«<br />
kaum finanzierbar. Daher dürfen die<br />
Hochschulen für die temporäre Erhöhung<br />
der Studienanfängerzahlen um<br />
zehn Prozent zur Abfederung der doppelten<br />
Abiturjahrgänge wohl nur mit einem<br />
Bruchteil dieser Summe rechnen.<br />
Die explizite Ausklammerung der Medizin<br />
aus dem Hochschulpakt 2020 – wie<br />
noch bis zur Mitte des Jahres 2009 propagiert<br />
– war angesichts einer Vielzahl<br />
an offenen Arztstellen – ca. 5000 im<br />
vergangenen Jahr - nicht haltbar.<br />
AUTOR<br />
Dr. med. Bernhard Marschall ist Studiendekan und Geschäftsführer des Instituts für<br />
Ausbildung und Studienangelegenheiten der Medizinischen Fakultät und Facharzt<br />
für Chirurgie an der Universität Münster.<br />
Ungebrochene Attraktivität<br />
Vor diesem Hintergrund scheint es fast<br />
paradox, dass die Nachfrage nach einem<br />
Studienplatz der Medizin ungebrochen<br />
ist. In den vergangenen zehn Jahren<br />
stieg die Zahl der Bewerber fast stetig<br />
an, allein zwischen den Wintersemester<br />
2008/09 und 2009/10 um rund<br />
sechs Prozent. Bei nahezu gleichbleibenden<br />
Ausbildungskapazitäten führte<br />
dies zu einer Relation von 4,4 Bewerbern<br />
pro Studienplatz. Unter den ZVS<br />
regulierten Studiengängen ist dies jedoch<br />
bei weitem kein Spitzenwert: In<br />
derselben Statistik wird beispielsweise<br />
für den Studiengang der Psychologie ein<br />
Verhältnis von 11,8:1 ausgewiesen.<br />
Allein die Bedeutung für die Gesundheitsversorgung<br />
der<br />
Bevölkerung fokussiert<br />
das öffentliche Interesse<br />
auf die Engpässe in der<br />
Medizin und den daraus<br />
resultierenden Numerus<br />
clausus Wert. Wer am<br />
Studienstandort Münster<br />
außerhalb der so genannten „Vorab-<br />
Quoten“ einen Studienplatz ergattern<br />
wollte, der musste im Wintersemester<br />
2009/2010 immerhin einen Abiturdurchschnitt<br />
von 1,1 oder mindestens<br />
zehn Semestern Wartezeit nachweisen.<br />
Diese offensichtliche Diskrepanz<br />
zwischen Bewerberandrang und Ärztemangel<br />
wird gelegentlich - zu Unrecht –<br />
den Hochschulen angelastet. Unter<br />
Ignoranz der hinlänglich bekannten<br />
(schlechten) Werte für die prognostische<br />
Valididät und Reliabilität alternativer<br />
Auswahlverfahren sowie der rein<br />
praktischen Limitationen, die sich aus<br />
der Vielzahl der Bewerber ergeben,<br />
steigt der Druck auf die Hochschulen,<br />
das Spektrum der zu berücksichtigenden<br />
Vergabekriterien zu erweitern. Eine<br />
vermeintlich passgenauere Auswahl der
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> HOCHSCHULMEDIZIN 239<br />
Bewerber soll eine höhere Zahl an klinisch<br />
tätig werdenden Absolventen bescheren,<br />
ohne dass hierbei aktuelle Entwicklungen<br />
im Gesundheitssystem als<br />
eigentliche Ursache etwaiger Abwanderungstendenzen<br />
in außerklinische Bereiche<br />
akzeptiert wird.<br />
Explosion des medizinischen<br />
Fachwissens<br />
Gemäß § 1 der Ärztlichen Approbationsordnung<br />
ist „der wissenschaftlich<br />
und praktisch in der Medizin ausgebil-<br />
»Eine der wesentlichen Herausforderungen<br />
beruht in den enormen<br />
Zuwachsraten des medizinischen<br />
Fachwissens.«<br />
dete Arzt, der zur eigenverantwortlichen<br />
und selbständigen ärztlichen Berufsausübung,<br />
zur Weiterbildung und zu<br />
ständiger Fortbildung befähigt ist“, das<br />
Ziel der ärztlichen Ausbildung. Dabei<br />
beruht eine der wesentlichen Herausforderungen<br />
in den enormen Zuwachsraten<br />
des medizinischen Fachwissens.<br />
In fast 30 000 medizinischen Fachjournalen<br />
werden derzeit knapp drei Millionen<br />
neue Artikel pro Jahr publiziert.<br />
Damit sinkt die Halbwertszeit des medizinischen<br />
Fachwissens rapide: Gerade<br />
in dynamischen Fachbereichen mit ei-<br />
ner hohen <strong>Forschung</strong>sleistung wird sie<br />
derzeit bei weniger als fünf Jahren beziffert.<br />
Dem gegenüber beträgt allein die<br />
gemäß § 1 Absatz 2 der Ärztlichen Approbationsordnung<br />
(ÄAppO) festgelegte<br />
Studiendauer sechs Jahre und drei<br />
Monate.<br />
Daher muss dieser sich wandelnden<br />
Bedeutung des kognitiven Faktenwissens<br />
gegenüber der Fähigkeit zu einem<br />
komplexen Wissensmanagement Rechnung<br />
getragen werden. Übergeordnete<br />
Schlüsselkompetenzen wie Abstraktionsfähigkeit,Pro-<br />
blemlösungsexpertise<br />
und die Qualifikation<br />
zur adäquatenInformationsverarbeitung<br />
rücken<br />
gegenüber einem<br />
sich schnell überholenden<br />
fachspezifischen Spezialwissen<br />
immer mehr in den Vordergrund.<br />
Verändertes Autoritätsverständnis<br />
Auch in der öffentlichen Wahrnehmung<br />
verliert das traditionelle Verständnis einer<br />
ärztlichen Handlungsautorität, die<br />
auf einem durch (wenige) repräsentative<br />
Meinungsführer definierten Standard<br />
basierte, zunehmend an Boden.<br />
Vielmehr wird eine Kombination aus<br />
individueller Erfahrung und systematischer<br />
Erforschung der zugänglichen<br />
Wissensbestände (externe Evidenz) erwartet.<br />
Gleichzeitig müssen jedoch gezielt<br />
die kommunikativen und sozialen<br />
Kompetenzen der angehenden Ärzte<br />
und Ärztinnen trainiert werden. Nur so<br />
kann eine zeitgemäße Expertise generiert<br />
werden, die auch zukünftig die nötige<br />
Autorität für Entscheidungsprozesse<br />
im medizinischen Handeln rechtfertigt.<br />
Hierzu ist mehr denn je eine hohe<br />
Ausgangsqualifikation der Bewerber,<br />
aber auch eine Professionalisierung der<br />
<strong>Lehre</strong> sowie eine Bewahrung zumindest<br />
der institutionellen Einheit von <strong>Forschung</strong><br />
und <strong>Lehre</strong> in den ausbildenden<br />
Einheiten dringend erforderlich.<br />
Aktuelle Tendenzen einer zunehmenden<br />
Beteiligung von bis dato außeruniversitären<br />
Einrichtungen der Krankenversorgung<br />
in der medizinischen<br />
<strong>Lehre</strong> mögen unter Umständen eine<br />
quantitative Entlastung auf dem Arbeitsmarkt<br />
befördern. Inwiefern aber allein<br />
ein Partnerschaftsabkommen mit<br />
einer im Ausland beheimateten Universität,<br />
wie z.B. zwischen den Asklepios<br />
Kliniken Hamburg und der Semmelweis<br />
Universität Budapest oder zwischen<br />
dem Klinikum Kassel und der<br />
Universität Southampton, dem qualitativen<br />
Anspruch einer gesamtuniversitären<br />
Ausbildung gerecht werden kann,<br />
muss kritisch hinterfragt werden.<br />
Anzeige
240 HOCHSCHULMEDIZIN <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Kein zweigliedriges System<br />
Die ärztliche Ausbildung in Großbritannien<br />
und der Bologna-Prozess<br />
| ANTHONY W EETMAN | In Großbritannien hat sich<br />
in den letzten 15 Jahren in der Medizin-Ausbildung einiges verändert. Was waren<br />
die Ziele der britischen Reform? Warum lehnt Großbritannien eine zweigliedrige<br />
medizinische Qualifizierung mit einem dreijährigen Bachelor ab? Ein Bericht<br />
zur gegenwärtigen Diskussion im Vereinigten Königreich.<br />
Die Erklärung des Bologna-<br />
Prozesses schlägt für die<br />
Hochschulen ein dreigliedriges<br />
System von Abschlüssen vor, nämlich<br />
den Bachelor, den Master und die<br />
Promotion. Die Mindeststudienzeit für<br />
einen Bachelor-Abschluss wird darin<br />
auf drei Jahre festgelegt. Einige europäische<br />
Länder haben zusätzlich für den<br />
Master-Abschluss zwei weitere und für<br />
die Promotion drei weitere Studienjahre<br />
vorgesehen. Die Erklärung gesteht<br />
einzelnen Ländern zu, ihre Vielfalt zu<br />
bewahren und ihre eigenen Abschlüsse<br />
beizubehalten, obwohl das langfristige<br />
Ziel dieses Prozesses die Harmonisierung<br />
der Studienabschlüsse sein wird. 1<br />
Die Europäische Union hat bereits<br />
in der Richtlinie 2005/36/EG die Anerkennung<br />
der medizinischen Grundausbildung<br />
an die Bedingung eines zumindest<br />
sechsjährigen Medizinstudiums<br />
bzw. 5 500 Stunden theoretischen und<br />
praktischen Unterrichts geknüpft. Im<br />
Vereinigten Königreich werden die Abschlüsse<br />
der medizinischen Grundausbildung<br />
durch die Ärztekammer (General<br />
Medical Council) geregelt, welche<br />
die Mindestanforderungen für Studenten<br />
und die erforderlichen Prüfungsergebnisse<br />
an der Medizinischen Fakultät<br />
festsetzt. Die Ärztekammer ist für die<br />
AUTOR<br />
Anthony Weetman ist Prorektor<br />
und Professor an der Fakultät für<br />
Medizin, Zahnmedizin und Gesundheitswesen<br />
an der Universität<br />
Sheffield, Großbritannien.<br />
Qualitätssicherung verantwortlich und<br />
entscheidet, welche Universitäten Abschlüsse<br />
der medizinischen Grundausbildung<br />
vergeben dürfen.<br />
Besser auf die Praxis<br />
vorbereitet<br />
1993 erstellte die Ärztekammer ein<br />
Grundsatzpapier mit dem Titel Die Ärzte<br />
von morgen (Tomorrow’s Doctors). In<br />
diesem Papier sind die Mindestanforderungen<br />
aller medizinischen Studiengänge<br />
im Vereinigten Königreich festgelegt,<br />
damit Universitäten eine ärztliche<br />
Grundausbildung anbieten und bescheinigen<br />
können. Zwei wesentliche Empfehlungen<br />
des Papiers waren, dass das<br />
»Großbritannien hat sich bereits in<br />
den 1990er Jahren von der traditionellen<br />
Trennung in vorklinische und<br />
klinische Semester verabschiedet.«<br />
Medizinstudium lernerzentriertes Lernen<br />
fördern und Kerninhalte mit einer<br />
im Vergleich zu den heutigen Studiengängen<br />
reduzierten Faktenlast vermitteln<br />
soll. Selbstverständlich müssen die<br />
Studenten während des gesamten Studiums<br />
das einschlägige klinische und<br />
theoretische Wissen erwerben und<br />
nachweisen. Doch es gab noch weitere<br />
Anforderungen einschließlich der Einführung<br />
spezieller Studienmodule, um<br />
den Studenten die Erkundung spezifischer<br />
medizinischer Inhalte zu ermöglichen.<br />
Entscheidend für die aktuelle Dis-<br />
kussion ist, dass diese Empfehlungen<br />
für das Medizinstudium im Vereinigten<br />
Königreich die Abkehr von der traditionellen<br />
Trennung in vorklinische und<br />
klinische Semester bedeuteten. Klinische<br />
Inhalte sollen vom Beginn des Medizinstudiums<br />
an genutzt, klinische Fertigkeiten<br />
von Anfang an gelehrt und der<br />
Kontakt mit dem Patienten über das gesamte<br />
Studium sichergestellt werden.<br />
Dieses Papier hatte enormen Einfluss<br />
auf die Ärzteausbildung im Vereinigten<br />
Königreich und wurde jüngst überarbeitet.<br />
2 Obwohl sich die neueste Fassung<br />
von Die Ärzte von morgen auf die Ergebnisse<br />
konzentriert (also: den Arzt als<br />
Wissenschaftler, den Arzt als Praktizierenden<br />
und den Arzt als Sachverständigen),<br />
wird die Einbeziehung vorklinischer<br />
und klinischer Themen beibehalten,<br />
ja sogar intensiviert.<br />
Die Medizinischen Fakultäten und<br />
die Ärztekammer sind der Auffassung,<br />
dass die heutigen Ab-<br />
solventen eines Medizinstudiums<br />
im Vereinigten<br />
Königreich besser<br />
auf die Praxis vorbereitet<br />
sind als die<br />
früheren: und zwar<br />
durch gründliche klinische<br />
Fertigkeiten wie<br />
auch durch eine solide Grundlage für<br />
die Berufsausübung in einem immer<br />
schneller sich wandelnden Gesundheitssystem.<br />
Der für den Inhalt von Die<br />
Ärzte von morgen verantwortliche Bildungsausschuss<br />
der Ärztekammer hat<br />
vor kurzem Bedenken geäußert, dass<br />
die Annahme des dreigliedrigen Bologna-Modells<br />
die Trennung zwischen vorklinischen<br />
und klinischen Semestern<br />
wieder einführen und damit die Erwartung<br />
nähren würde, nach drei Jahren an<br />
einer britischen Medizinischen Fakultät<br />
einen Bachelor-Abschluss und nach
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> HOCHSCHULMEDIZIN 241<br />
zwei weiteren Jahren den Abschluss der<br />
ärztlichen Grundausbildung zu erhalten.<br />
Dies wiederum könnte die gesunde<br />
Versorgungsvielfalt im<br />
gesamten Vereinigten<br />
Königreich gefährden,<br />
die zu vielen neuen<br />
Entwicklungen bei<br />
den Studieninhalten<br />
und deren Bewertung<br />
geführt hat.<br />
Bachelor ist nicht gleich<br />
Bachelor<br />
Im Vereinigten Königreich ist der Abschluss<br />
des Medizinstudiums traditionell<br />
der Bachelor. An meiner eigenen<br />
Universität qualifizieren sich die Studenten<br />
mit zwei Bachelor-Abschlüssen<br />
(MBChB), die die alte Praxis der Verleihung<br />
von Abschlüssen in Medizin und<br />
Chirurgie widerspiegelt. Allerdings wissen<br />
wir auch, dass Studenten, die das<br />
dreijährige Studium absolviert haben,<br />
lediglich mit dem BMedSci abschließen,<br />
einem so genannten Ausstiegsabschluss<br />
(„exit degree“) für diejenigen, die meinen,<br />
dass das weiterführende Studium<br />
und die Praxis der Medizin für sie nicht<br />
in Frage kommen. Darüber hinaus bieten<br />
die meisten Medizinischen Fakultäten<br />
im Vereinigten Königreich einen erweiterten<br />
BMedSci- oder BSc-Abschluss<br />
an, der nach einem zusätzlichen<br />
Studienjahr verliehen wird, wenn zwei<br />
oder mehr Jahre des Hauptstudiums absolviert<br />
sind. Es handelt sich hierbei um<br />
einen Standard-Bachelor-Abschluss,<br />
der neben dem Abschluss der ärztlichen<br />
Grundausbildung erworben und typischerweise<br />
von denjenigen gewählt<br />
wird, die eine akademische Laufbahn<br />
anstreben.<br />
All dies zeigt, dass Medizinstudiengänge<br />
im Vereinigten Königreich, auch<br />
wenn die Abschlüsse der ärztlichen<br />
Grundausbildung Bachelor heißen, anspruchsvoller<br />
sind als gewöhnliche Bachelorqualifikationen.<br />
Dies wurde von<br />
der Qualitätssicherungsagentur (QAA),<br />
die für die Überprüfung der akademischen<br />
Standards an den Universitäten<br />
des Vereinigten Königreichs zuständig<br />
ist, ausdrücklich anerkannt. Sie kam zu<br />
dem Schluss, dass der Bachelor-Abschluss,<br />
der nach einem fünfjährigen<br />
Medizin-Studium erlangt wird, tatsächlich<br />
einem Master-Abschluss gleichkommt.<br />
3<br />
Kein zweigliedriges System<br />
Diese Lösung weist für die Medizinabschlüsse<br />
im Vereinigten Königreich den<br />
besten Weg, und weder die Ärztekammer<br />
noch die Medizinischen Fakultäten<br />
wollen eine Veränderung der derzeiti-<br />
»Auch dann, wenn der erst nach fünf<br />
Jahren erlangte Abschluss Bachelor<br />
genannt wird, kommt er tatsächlich<br />
einem Master-Abschluss gleich.«<br />
gen integrierten Struktur von Medizinabschlüssen<br />
mit kürzeren Studienzeiten.<br />
Die Ärztekammer hat in diesem<br />
Zusammenhang die zuständigen Minister<br />
der vier das Vereinigte Königreich<br />
konstituierenden Länder um Klarstellung<br />
ersucht. Ihr wurde versichert, dass<br />
der Bologna-Prozess mit der aktuellen<br />
Struktur des Medizinstudiums im Vereinigten<br />
Königreich vereinbar ist.<br />
Ich hoffe, dass diese kurze Erklärung<br />
die heutige Situation im Vereinigten<br />
Königreich skizziert und dass der<br />
Grund deutlich wird, warum wir nicht<br />
den Weg einer zweigliedrigen medizinischen<br />
Qualifizierung mit förmlichen<br />
Bachelor-Abschlüssen nach drei Studienjahren<br />
gehen wollen.<br />
1 (http://www.publications.parliament.uk/pa/<br />
cm200607/cmselect/cmeduski/205/205.pdf.<br />
2 (http://www.gmc-uk.org/education/undergraduate/tomorrows_doctors_2009.asp).<br />
3 (http://www.qaa.ac.uk/academicinfrastructure/FHEQ/EWNI08/FHEQ08.pdf).<br />
Hans-Kilian-Preis für die Erforschung und<br />
Förderung der metakulturellen Humanisation<br />
Internationaler <strong>Forschung</strong>spreis der Köhler-Stiftung für exzellente<br />
Leistungen in den interdisziplinären Wissenschaften vom Menschen<br />
Die Köhler-Stiftung fördert seit 1987 herausragende <strong>Forschung</strong>sprojekte und Publikationsvorhaben.<br />
Der Hans-Kilian-Preis würdigt wissenschaftliche Leistungen von Personen,<br />
die neue Einsichten in die geschichtliche und kulturelle Existenz des Menschen und<br />
seine veränderliche Psyche vermittelt haben.<br />
Der Preis ist dem interdisziplinären Denken von Hans Kilian verpflichtet. In seinem<br />
Konzept von „metakultureller Humanisation“ werden historische, anthropologische, soziologische,<br />
psychologische und psychoanalytische Perspektiven auf drängende Probleme<br />
einer sich rapide wandelnden Gegenwart zusammengeführt.<br />
Die Ausschreibung richtet sich besonders an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler,<br />
die Grenzen zwischen Disziplinen und Kulturen kreativ überschreiten und produktive<br />
Synthesen zwischen bislang isolierten Wissensgebieten schaffen. Der Beachtung historischer<br />
und (inter-/trans-) kultureller Dimensionen wird besondere Bedeutung beigemessen.<br />
Der Hans-Kilian-Preis ist mit 80.000 Euro dotiert.<br />
Anzeige<br />
Der international ausgeschriebene Preis wird erstmalig im Jahr 2011 vergeben, sodann im<br />
Turnus von zwei Jahren. Die Stiftung fordert Universitäten, namhafte kulturelle und wissenschaftliche<br />
Einrichtungen bzw. in diesen Institutionen tätige Wissenschaftlerinnen und<br />
Wissenschaftler sowie renommierte Persönlichkeiten auf, geeignete Kandidatinnen und<br />
Kandidaten zu benennen. Eigenbewerbungen sind möglich.<br />
Vorschläge für die Nominierung und Bewerbungen sind mit den vollständigen Unterlagen<br />
bis spätestens 30. Juni 2010 bei der Koordinationsstelle des Hans-Kilian-Preises einzureichen<br />
(Prof. Dr. Jürgen Straub/ Gala Rebane, Koordinationsstelle Hans-Kilian-Preis, Lehrstuhl<br />
für Sozialtheorie und Sozialpsychologie, Fakultät für Sozialwissenschaft, Ruhr-Universität<br />
Bochum, Universitätsstraße 150, 44780 Bochum, hans-kilian-preis@rub.de).<br />
Die Köhler-Stiftung wird im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft geführt. Informationen<br />
zu Einzelheiten des Bewerbungs- und Auswahlverfahrens sind der Website<br />
www.hans-kilian-preis.de zu entnehmen.
242 HOCHSCHULMEDIZIN <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
„ Die bisher mutigste Reform<br />
des Medizinstudiums“<br />
Über den deutschlandweit ersten Reformstudiengang Medizin<br />
<strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong>: Dieter Scheffner,<br />
der Mitbegründer des Reformstudiengangs<br />
Medizin (RSM), blickte kurz vor<br />
seinem Tod im vergangenen Jahr resigniert<br />
auf das, was von seinem Lebenswerk<br />
übrig geblieben war, zurück. Welche<br />
Gründe hatte er dafür?<br />
Gerhard Gaedicke: Der von Dieter<br />
Scheffner initiierte Reformstudiengang<br />
Medizin (RSM) der Charité zielt ab auf<br />
aktives, selbstbestimmtes und selbstreflektiertes<br />
Lernen, das hineinführt in<br />
den lebenslangen Lernprozess, dem wir<br />
Ärzte verpflichtet sind.<br />
Die Frage, die es zu beantworten<br />
galt, lautete: „Lässt sich dieses Ziel genauso<br />
gut mit dem Reformstudiengang<br />
wie auch mit dem Regelstudiengang erreichen?“<br />
Gerhard Gaedicke ist Professor für<br />
Kinderheilkunde und war bis zur Pensionierung<br />
Direktor der Klinik für Allgemeine<br />
Pädiatrie der Charité. Seither leitet er den<br />
Reformstudiengang Medizin.<br />
Jetzt, zehn Jahre nach dem Start des<br />
RSM, werden nicht die Gleichrangigkeit,<br />
sondern seine Erfolge im Vergleich<br />
zum traditionellen Curriculum immer<br />
deutlicher. Bedauerlicherweise ist die<br />
Mehrheit der Fakultät der Charité nicht<br />
bereit, diesen weitreichenden Weg des<br />
Umdenkens weiter zu beschreiten, u.a.<br />
würde dies große Umstrukturierungen<br />
besonders der Grundlagenfächer erfordern.<br />
Dennoch ist es gelungen, dass die<br />
Fakultät sich auf ein neues, modular<br />
strukturiertes Curriculum geeinigt hat,<br />
den Modellstudiengang. Dieser sieht eine<br />
Mischung traditioneller und innovativer<br />
Lehr-, Lern- und Prüfungsformate<br />
vor und übernimmt erfolgreiche Elemente<br />
des RSM wie Kommunikation/<br />
Interaktion und Problemorientiertes<br />
Lernen (POL) und des Regelstudiengangs<br />
(RSG) wie den Unterricht am<br />
Krankenbett.<br />
90 Prozent der zukünftigen Studenten<br />
der Charité werden gegenüber den<br />
heutigen Studenten des RSG einen<br />
deutlich besseren Unterricht bekommen.<br />
Für die zehn Prozent RSM-Studenten<br />
mag man diese Entwicklung als<br />
Rückschritt gegenüber dem mutigen<br />
Scheffnerschen Ansatz interpretieren.<br />
Der Grund für Dieter Scheffners Resignation<br />
war die Enttäuschung über die<br />
Fakultät, die den RSM nicht aufgegriffen<br />
und weiter entwickelt hat.<br />
F&L: Bei dem Modellprojekt soll es um<br />
eine grundlegende Reform des Medizinstudiums<br />
gehen. Worin besteht das<br />
grundlegend Neue?<br />
Gerhard Gaedicke: Der Modellstudiengang<br />
ist ein Hybrid, das sich auf die positiven<br />
Elemente aus beiden Studiengängen<br />
gründet: einerseits Vorlesungen,<br />
interdisziplinäre Seminare, viele Praktika<br />
im Labor wie am Krankenbett und<br />
andererseits das Curriculum begleitend<br />
fallbasiertes POL, „Kommunikation<br />
und Interaktion“ sowie „Grundlagen<br />
ärztlichen Denkens und Handelns“.<br />
Neu ist die Verankerung von „Blended<br />
learning“, der sinnvollen Verknüpfung<br />
von E-learning und Präsenzlehre.<br />
Im Gegensatz zum RSM mit seinem<br />
studentenzentrierten Lernansatz ist der<br />
Modellstudiengang nicht ausschließlich,<br />
aber stärker auf die <strong>Lehre</strong>nden ausgerichtet<br />
und bietet mehr Fächersystematik<br />
als ein fallbasiertes Curriculum. Dieses<br />
wird vermutlich Auswirkungen auf das<br />
selbstbestimmte und selbstorganisierte<br />
Lernen der Studierenden haben.<br />
F&L: Das Modellprojekt orientiert sich<br />
an anderen internationalen Reformuniversitäten.<br />
Welche Vorbilder standen<br />
hier Pate?<br />
Gerhard Gaedicke: Der Modellstudiengang<br />
übernimmt große Teile aus dem eigenen<br />
Reformstudiengang. Der Reformstudiengang<br />
basiert seinerseits auf Reformen<br />
in den Niederlanden, Großbritannien,<br />
Schweden, Kanada und den<br />
USA. Spricht man mit Studenten aus<br />
Reformstudiengängen darüber, was<br />
man besser machen könnte, ist der Ruf<br />
nach mehr Systematik unüberhörbar.<br />
Dem versuchen verschiedene Hybridmodelle<br />
Rechnung zu tragen. Solche<br />
gibt es an der Harvard Medical School<br />
in Boston und am Karolinska Institut in<br />
Stockholm. Zu beiden Institutionen unterhält<br />
die Charité enge Beziehungen.<br />
Aber auch in Deutschland wie etwa in<br />
Hannover, Heidelberg, München oder<br />
Dresden gibt es bereits Hybridcurricula.<br />
F&L: 2005 hieß es in dem Abschlussbericht<br />
der BLK, der gesamte Unterricht an<br />
der Charité soll im Lauf der nächsten<br />
fünf Jahre „im Sinne des vom RSM beschrittenen<br />
Weges“ umgestellt werden.<br />
Warum ist das bis heute nicht gelungen?
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> HOCHSCHULMEDIZIN 243<br />
Gerhard Gaedicke: Die Frage bedarf einer<br />
Antwort, die die komplexe Situation<br />
berücksichtigt, in der sich die Berliner<br />
Hochschulen seit der politischen Wende<br />
befinden. Die Charité und die Westberliner<br />
Universitätskliniken mit dem Rudolf-<br />
Virchow-Klinikum und dem Benjamin-<br />
Franklin-Klinikum haben in dieser Zeit<br />
drei verschiedene Fusionen hinter sich<br />
bringen müssen. Die Einstellungen der<br />
verschiedenen Universitätsleitungen<br />
zum RSM waren sehr unterschiedlich.<br />
Nach dem Bericht des internationalen<br />
Advisory Board 2005 und dem BLK-Beschluss<br />
geschah zunächst nichts. Erst die<br />
unter dem jetzigen Prodekan für <strong>Lehre</strong><br />
und Studium, Professor Manfred Gross,<br />
gegründete Curriculums-Kommission arbeitete<br />
zunächst an der Weiterentwicklung<br />
des RSM, die jedoch von der Mehrheit<br />
der Fakultät nicht getragen wurde.<br />
In dieser Lage hat die amtierende Dekanin,<br />
Professor Grüters-Kieslich, gemeinsam<br />
mit dem Prodekan eine Kommission<br />
beauftragt, einen Kompromiss für ein<br />
Curriculum zu erarbeiten, der von der<br />
Mehrheit der Fachvertreter akzeptiert<br />
wird. Aus den Vorarbeiten der Curriculums-Kommission<br />
und der inhaltlichen<br />
Zusammenarbeit mit Lehrstuhlinhabern<br />
ist das Konzept des Modellstudiengangs<br />
in seiner jetzigen Form entstanden.<br />
Wenn die Weiterentwicklung des<br />
Reformansatzes bei uns nicht einen solchen<br />
Verlauf genommen hat wie in Holland<br />
oder Großbritannien, dann lag das<br />
hauptsächlich an den hochschulpolitischen<br />
Besonderheiten Berlins. Die damit<br />
verbundenen Schwierigkeiten hat<br />
keiner vorhersehen können, weder der<br />
Senat, noch die Fakultät selbst, noch<br />
das internationale Advisory Board.<br />
F&L: Kritiker behaupten, der Reformstudiengang<br />
sei viel zu aufwendig, um<br />
ihn für alle Studierenden anzubieten.<br />
Ist diese Kritik berechtigt?<br />
Gerhard Gaedicke: Laut geltender EU-<br />
Richtlinie werden die Deputatsstunden<br />
für Studenten in einem Studiengang<br />
durch den Curricularen Normwert<br />
(CNW) festgelegt. Für das Medizinstudium<br />
sind die vorgeschriebenen 5 500<br />
Unterrichtsstunden auf zehn Fachsemester<br />
und ein Praktisches Jahr verteilt.<br />
Daraus errechnet sich ein CNW von<br />
8,2. Modell- und Reformstudiengänge<br />
dürfen einen zehn Prozent höheren<br />
Wert aufweisen. Der Berliner Reformstudiengang<br />
hat einen CNW von 8,29.<br />
Die Kritik ist also unberechtigt.<br />
F&L: Gibt es Vergleiche dazu, welche<br />
Absolventen besser ausgebildet sind: die<br />
vom RSM oder die der Regelstudiengänge?<br />
Gerhard Gaedicke: Im Progress-Test,<br />
den alle Studenten im RSM und RSG<br />
jedes Semester absolvieren müssen, beantworten<br />
die RSM-Studenten zehn bis<br />
15 Prozent der Fragen mehr richtig.<br />
Auch im letzten Teil der Ärztlichen Prüfung<br />
schneiden sie im Vergleich zu ihren<br />
Kollegen im Regelstudiengang besser<br />
ab. Sie sind diesen überlegen in den<br />
praktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />
und in der Kommunikation und Interaktion<br />
mit Patienten. Auch die berufliche<br />
Zufriedenheit ist bei Absolventen<br />
des RSM höher als in der Vergleichsgruppe.<br />
30 Prozent mehr abgeschlossene<br />
Doktorarbeiten zeigen, dass diese<br />
Absolventen gelernt haben, die richtigen<br />
Fragen zu stellen und wissenschaftlich<br />
zu arbeiten.<br />
F&L: In Deutschland sind weitere Reform-<br />
und Modellstudiengänge in der<br />
Medizin entstanden. Hat der RSM vor<br />
diesem Hintergrund weiterhin Modellcharakter<br />
für die medizinische Ausbildung<br />
im 21. Jahrhundert?<br />
Gerhard Gaedicke: Soweit mir bekannt<br />
ist, gibt es in Deutschland neben der<br />
privaten Universität in Witten-Herdecke<br />
und dem Modellstudiengang in Bochum,<br />
den Berliner Reformstudiengang<br />
mit einem fallbasierten, studentenzentrierten,<br />
integrierten, kumulativen Studiengang<br />
über zehn Semester. Ob der<br />
HINTERGRUND<br />
D ie Idee zu einem Reformstudiengang Medizin entstammt einer studentischen<br />
Initiative im Rahmen bundesweiter studentischer Protestmaßnahmen<br />
an der FU Berlin im WS 1988/89. Die Studierenden forderten eine neue<br />
Gewichtung der Lehrinhalte: Der Unterricht sollte praxisbezogener und die Inhalte<br />
durch sinnvolle Verknüpfung theoretischer und klinischer Aspekte anschaulicher<br />
werden. Des Weiteren sollten naturwissenschaftliche Aspekte<br />
nicht isoliert, sondern im Zusammenhang mit den psychischen Bezügen und<br />
ihrer sozialen Bedeutung patientenorientiert vermittelt werden. Zusammen<br />
mit dem damaligen Dekan des Universitätsklinikums Rudolf Virchow der FU<br />
Berlin, Professor Dr. med. Scheffner, entwickelten die Studierenden ein Curriculum<br />
für einen Reformstudiengang Medizin.<br />
Seit dem WS 1999/2000 wird er parallel zum Regelstudiengang an der<br />
Charité für eine begrenzte Anzahl Studierender angeboten, verbindlich für<br />
alle Berliner Medizin-Studierende wurde er jedoch nicht. Statt dessen ist ein<br />
Modellstudiengang geplant, der einen Kompromiss zwischen dem Regelund<br />
dem Scheffnerschen Reformstudiengang darstellt. Fragen zu den Hintergründen<br />
an Gerhard Gaedicke, der den Scheffnerschen Reformstudiengang<br />
von Anfang an begleitet hat.<br />
Wissenserwerb allein auf diesem Weg<br />
erfolgreich verläuft und reibungslos ins<br />
lebenslange Lernen führt, lässt sich<br />
nicht abschließend beurteilen.<br />
Unzweifelhaft ist POL eine überaus<br />
wertvolle Methode, fallbezogen ärztliches<br />
und klinisches Denken einzuüben.<br />
Auch hat der RSM gezeigt, wie wichtig<br />
der klinische Unterricht und praktische<br />
Tätigkeit von Anfang an sind, um gerade<br />
das Grundlagenwissen im medizinischen<br />
Kontext sinnhaft zu erlernen, anzuwenden<br />
und zu behalten. Ärztliches<br />
Denken und Handeln, die Einstellung<br />
dazu, die Kommunikation mit den Patienten<br />
– all das muss von Beginn an gelernt<br />
werden. Kommt es erst beim Eintritt<br />
in den Beruf, dauert es einfach zu<br />
lange, um die einzelnen fachspezifischen<br />
Kontexte zum ärztlichen Handeln<br />
zusammenzuführen. All diese Elemente<br />
sind Bausteine eines Modells aus<br />
dem RSM, das ständig weiterentwickelt<br />
sein will.<br />
Der RSM war die bisher mutigste<br />
Reform des Medizinstudiums auf deutschem<br />
Boden, auch mit internationalen<br />
Auswirkungen, vor allem in<br />
Europa. Im neu gegründeten „Dieter<br />
Scheffner Fachzentrum für medizinische<br />
Hochschullehre und evidenzbasierte<br />
Ausbildungsforschung der Charité“<br />
soll nun Dieter Scheffners Arbeit<br />
fortgesetzt werden und somit sollen<br />
weiterhin von Berlin aus wichtige Impulse<br />
für eine moderne medizinische<br />
Ausbildung und Ausbildungsforschung<br />
gegeben werden.
246 HOCHSCHULMEDIZIN <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Synergien schaffen, aber wie?<br />
Die Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung<br />
| GEBHARD VON J AGOW | Die Regierungsfraktionen<br />
haben im Koalitionsvertrag die Gründung Deutscher Zentren der Gesundheitsforschung<br />
(DZG) vereinbart. Damit soll eine schnellere Umsetzung von <strong>Forschung</strong>sergebnissen<br />
in die klinische Praxis und Versorgung sowie eine bessere<br />
Sichtbarkeit der medizinischen <strong>Forschung</strong> Deutschlands erzielt werden. Ein erfolgversprechendes<br />
Konzept?<br />
Hierfür sind Konsortien der<br />
leistungsfähigsten Wissenschaftlergruppen<br />
– ungeachtet<br />
deren Zugehörigkeit zu den unterschiedlichen<br />
institutionellen Trägern –<br />
vielversprechende Ansätze. Die Ziele<br />
werden von den Wissenschaftsorganisationen<br />
nachdrücklich unterstützt. Gesundheit<br />
ist unser höchstes Gut. Voraussetzung<br />
für die Gewin-<br />
nung von Synergien sind<br />
Strukturen, die eine Gleichberechtigung<br />
der universitären<br />
und außeruniversitären<br />
Partner gewährleisten.<br />
Wie diese nationalen<br />
Konsortien im Einzelnen ausgestaltet<br />
werden, ist nach Aussagen von Bundesministerin<br />
Annette Schavan noch offen.<br />
Eines ist jedoch sicher: Die Ziele der<br />
Gesundheitsforschungsinitiative können<br />
nur gemeinsam mit der von den<br />
Ländern finanzierten Hochschulmedizin<br />
erreicht werden. Schließlich hat die<br />
Hochschulmedizin mit 41 000 wissenschaftlich-ärztlichen<br />
Vollkräften die<br />
Kernkompetenz in der Gesundheitsforschung.<br />
Pro Euro, den die Hochschulmedizin<br />
von den Ländern für <strong>Lehre</strong>,<br />
<strong>Forschung</strong> und damit verbundener<br />
Krankenversorgung erhält, wirbt sie<br />
AUTOR<br />
Professor Dr. Dr. h.c. Gebhard<br />
von Jagow, Universität Frankfurt<br />
am Main, war von 2000 bis<br />
2009 Präsident des Medizinischen<br />
Fakultätentages.<br />
mehr als 40 Cent an Drittmitteln für die<br />
<strong>Forschung</strong> ein. Das ist effizienter Mitteleinsatz<br />
im Dienste der Gesellschaft.<br />
Strukturmodelle<br />
Die Gesundheitsforschungszentren der<br />
Helmholtz-Gemeinschaft (HGF) sind<br />
in dem Kontext bestrebt, sich zu einer<br />
neuen staatlich finanzierten Förderin-<br />
»Voraussetzung sind Strukturen, die eine<br />
Gleichberechtigung der universitären und<br />
außeruniversitären Partner gewährleisten.«<br />
stitution weiterzuentwickeln. Das<br />
BMBF unterstützt diese Zentren hierfür<br />
mit zweistelligen Zuwachsraten. Wie<br />
die Verfahren der intra- und extramuralen<br />
top-down-Förderung transparent<br />
und auf Basis der wissenschaftlichen<br />
Leistungsfähigkeit geregelt werden<br />
könnten, muss jedoch noch erprobt<br />
werden. Zwei neue HGF-<strong>Forschung</strong>szentren<br />
zur Diabetes- und Demenzforschung<br />
wurden bereits auf der grünen<br />
Wiese gegründet. Die im Aufbau befindlichen<br />
asymmetrischen Strukturen sind<br />
in Abbildung 1 graphisch dargestellt.<br />
Mit zusätzlichen institutionellen<br />
Mitteln werden dafür rechtlich unselbständige<br />
HGF-Außenstellen an Universitätsstandorten<br />
etabliert. Diese HGF-<br />
Satelliten übernehmen Personal der<br />
Universitäten, erhalten Bauten der Länder<br />
und nutzen klinische Infrastrukturen<br />
der Universitätsklinika. Die einseitige<br />
institutionelle Förderung mit staatli-<br />
chen Mitteln und der parallelgeschaltete<br />
Aufbau einer neuen Förderinstitution<br />
erschweren jedoch gleichberechtigte<br />
Partnerschaften. Deshalb wird auch ein<br />
etwas dezentraleres Strukturmodell diskutiert.<br />
Danach könnten Konsortien als<br />
multizentrische <strong>Forschung</strong>seinrichtungen<br />
konzipiert werden. Die Finanzierung<br />
und organisatorische Zuordnung<br />
des Personals zu dem jeweiligen Kooperationspartner<br />
würden getrennt bleiben.<br />
Die zusätzlichen öffentlichen Mittel<br />
sollten bei diesem Modell von den Konsortialpartnern<br />
gemeinsam verteilt werden.<br />
Die Abhängkeit der Universitäten<br />
von der HGF soll dabei auf die Administration<br />
begrenzt wer-<br />
den.<br />
Bereits bei der Föderalismusreform<br />
I wurden<br />
die aktuellen Entwicklungen<br />
im Bereich der<br />
außeruniversitären <strong>Forschung</strong>seinrichtungen<br />
prognostiziert. So<br />
wurde auf die Gefahr hingewiesen, dass<br />
die Großforschungseinrichtungen sich<br />
neue Aufgabenfelder suchen, obwohl sie<br />
in diesen neuen <strong>Forschung</strong>sbereichen<br />
nicht erstklassig sind. Während in Frankreich<br />
eine internationale Expertenkommission<br />
unter Vorsitz des früheren NIH-<br />
Präsidenten Elias Zerhouni empfahl, die<br />
dortigen Unité Mixte de Recherche von<br />
INSERM und Universitäten ganz in die<br />
Verantwortung der Hochschulen zu<br />
überführen, gibt es in Deutschland gegenläufige<br />
Tendenzen. Das muss aber<br />
nicht so bleiben, denn Bund und Länder<br />
verfügen über Alternativen, mit denen<br />
auch Einrichtungen mit universitärer Beteiligung<br />
gemeinsam gefördert werden<br />
können:<br />
Institutionelle Förderung<br />
Mit Bund-Länder-Vereinbarungen (Art.<br />
91b GG Abs. 1) können neue Einrich-
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> HOCHSCHULMEDIZIN 247<br />
tungen außerhalb von Hochschulen institutionell<br />
gefördert werden. Bei diesen<br />
Vereinbarungen könnte die Führerschaft<br />
von Konsortien künftig anhand<br />
der internationalen Reputation der<br />
Partner definiert werden. Abbildung 2<br />
stellt eine ausgewogene Bund-Länder-<br />
Förderung dar. In Analogie zur Projektförderung<br />
kann auch bei der institutionellen<br />
Förderung eine zeitliche Befristung<br />
zur Leistungskontrolle erfolgen. So<br />
wurde z.B. die limitierte institutionelle<br />
Förderung des Wissenschaftsrates über<br />
fünf Jahrzehnte verlängert.<br />
Nachhaltige Projektförderung<br />
Wie wichtig für die translationale <strong>Forschung</strong><br />
die frühzeitige Einbindung der<br />
Wirtschaft ist, zeigt die erfolgreiche Entwicklung<br />
des Deutschen <strong>Forschung</strong>szentrums<br />
für Künstliche Intelligenz<br />
(DFKI). Seit über 20 Jahren wird das<br />
Konsortium vom BMBF mit Projektmitteln<br />
gefördert. Auch die auf langfristige<br />
Strukturbildung angelegte Exzellenzinitiative<br />
erlaubt die Förderung neuer Zusammenschlüsse<br />
im Wege der Projektförderung.<br />
Neutrale Organisationen<br />
entscheiden ausschließlich nach Qualitätsgesichtspunkten<br />
über die Förderung.<br />
Programmpauschalen zur Mitfinanzierung<br />
der indirekten Projektkosten sorgen<br />
bei der Exzellenzinitiative dafür,<br />
dass <strong>Forschung</strong> für die Hochschulen<br />
nicht zum Verlustgeschäft wird. Hierzu<br />
macht der Koalitionsvertrag wichtige<br />
Aussagen: „Wir führen die Programmpauschale<br />
im Rahmen des Hochschulpaktes<br />
fort und prüfen ihre Einführung<br />
in die Projektförderung des Bundes.“<br />
institutionelle<br />
Förderung<br />
Abb. 2: Klassische Bund-Länder-Förderung<br />
BUND<br />
LÄNDER<br />
Abb. 1: Deutsche Zentren der Gesundheitsforschung (DZG) der HGF<br />
Während die HGF beim Bund indirekte<br />
Kosten abrechnen kann, bekommen die<br />
»Er<strong>statt</strong>ung der gesamten<br />
Projektkosten ist wichtig.«<br />
Hochschulen lediglich die direkten Projektkosten<br />
er<strong>statt</strong>et. Sie hoffen auf eine<br />
Angleichung der Wettbewerbsbedingungen.<br />
Als Alternative und zur Sicherstellung<br />
der gleichberechtigten Partner-<br />
institutionelle<br />
HGF<br />
Förderung<br />
UNI<br />
Deutsche Zentren der<br />
Gesundheitsforschung<br />
institutionelle<br />
Förderung<br />
HGF<br />
Projektförderung<br />
Projektförderung<br />
BUND<br />
LÄNDER<br />
DZG<br />
bedeutet Mittelfluss<br />
bedeutet Vertragsbeziehung<br />
Projektförderung<br />
UNI<br />
schaft von außeruniversitären und universitären<br />
Einrichtungen wäre auch eine<br />
Vertragslösung zwischen allen<br />
Beteiligten ein geeignetes<br />
Instrument. Ein Zuwendungsvertrag<br />
zwischen Bund und<br />
Ländern auf der einen Seite<br />
und den außeruniversitären<br />
und universitären Partnern auf der anderen<br />
Seite ermöglicht die ausgewogene<br />
Gleichwertigkeit der beteiligten Institutionen.<br />
Vertragsmodelle sind im Übrigen<br />
der Normalfall zur einvernehmlichen<br />
Lösung gemeinsamer Anliegen.<br />
Warum sollte dies hier nicht möglich<br />
sein? Das Zuwendungsrecht jedenfalls<br />
erlaubt diesen Weg. Projektförderungen<br />
können auch langfristig auf der Grundlage<br />
von Verpflichtungsermächtigungen<br />
im Haushalt des Zuwendungsgebers abgesichert<br />
werden.<br />
Es gibt also im Vergleich zur einseitigen<br />
Aufstockung der institutionellen<br />
Mittel für die außeruniversitären Großforschungseinrichtungen<br />
Alternativen,<br />
die geeigneter zur Erreichung der wissenschaftlichen<br />
und patientenorientierten<br />
Ziele der Gesundheitsforschungsinitiative<br />
sind. Es liegt im Ermessen von<br />
Bund und Ländern, ob diese Handlungsoptionen<br />
auch genutzt werden.
244 HOCHSCHULMEDIZIN <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Regelstudiengang<br />
z.B. Universität Marburg<br />
Regel-, Reform- oder<br />
Modellstudiengang?<br />
Alternative Modelle des Medizin-Studiums in Deutschland<br />
Das Medizinstudium (Mindestdauer<br />
6 ¼ Jahre) wird durch die Approbationsordnung<br />
(AppO) von 2003<br />
geregelt und besteht aus den Abschnitten<br />
„Vorklinik“ (vier Semester), „Klinik“<br />
(sechs Semester) und Praktisches Jahr<br />
(PJ).<br />
Die Zulassung über die ZVS richtet<br />
sich nach der Kapazitätsverordnung.<br />
Für die Vorklinik ist das Lehrdeputat<br />
der etatisierten Stellen, für die Klinik<br />
die Zahl der tagesbelegten Betten bzw.<br />
poliklinischen Behandlungsfälle maßgebend.<br />
20 Prozent der Plätze werden<br />
über die Abiturnote, 20 Prozent über<br />
Wartelisten und bis zu 60 Prozent über<br />
Kriterien, die von den Universitäten<br />
festgelegt werden, vergeben.<br />
Der Unterricht erfolgt in Vorlesungen,<br />
Seminaren und praktischen Übungen,<br />
zu denen Praktika, Unterricht am<br />
Krankenbett und Blockpraktika zählen,<br />
deren Mindestmenge und Gruppengröße<br />
teilweise in der AppO festgelegt sind.<br />
Ferner sind Wahlfächer in beiden Abschnitten<br />
vorgeschrieben. Gegenstandsbezogene<br />
Studiengruppen können angeboten<br />
werden. Bis zur ärztlichen Vorprüfung<br />
muss eine Ausbildung in erster<br />
Hilfe und ein dreimonatiges Krankenpflegepraktikum,<br />
bis zum PJ müssen<br />
vier Monate Famulatur abgeleistet werden.<br />
Beide Abschnitte schließen mit einer<br />
Staatsprüfung ab („Physikum“ nach der<br />
Vorklinik, ärztlichen Prüfung („Hammerexamen“)<br />
nach dem PJ). Beide Prüfungen<br />
umfassen einen schriftlichen Teil<br />
mit einem bundeseinheitlichen Fragenkatalog<br />
des Instituts für Medizinische<br />
AUTOR<br />
Prof. Dr. med. Klaus Jochen Klose,<br />
ist Studiendekan am Fachbereich Medizin<br />
der Universität Marburg.<br />
und Pharmazeutische Prüfungsfragen<br />
(IMPP) und eine mündliche Prüfung, in<br />
der sowohl praktische Fertigkeiten als<br />
auch theoretisches Wissen geprüft werden.<br />
Kernfächer der „Vorklinik“ sind<br />
Physik, Chemie, Biologie, Anatomie,<br />
Physiologie, Biochemie/Molekularbiologie,<br />
Medizinische Psychologie und<br />
Medizinische Soziologie.<br />
In der „Klinik“ erfolgt die Ausbildung<br />
in 21 Fächern (von Allgemeinmedizin<br />
bis Urologie), 12 Querschnittsbereichen<br />
(Epidemiologie bis Naturheilverfahren)<br />
und 5 Blockpraktika (Innere<br />
Medizin, Chirurgie, Kinder-, Frauenheilkunde<br />
und Allgemeinmedizin). Für<br />
diese kurrikularen Veranstaltungen<br />
müssen Leistungsnachweise über die regelmäßige<br />
(Anwesenheitspflicht) und<br />
erfolgreiche Teilnahme (schriftliche<br />
oder mündliche Prüfungen) erbracht<br />
werden. Gewichtung (Menge, Intensität)<br />
und deren Prüfung liegen in der<br />
Verantwortung der Universität.<br />
Merkmale, Ziele und Neuerungen<br />
der AppO sind:<br />
– Beibehaltung der beiden Studienabschnitte<br />
– Stärkere Verzahnung beider Abschnitte<br />
durch Seminare mit klinischen<br />
Bezügen/mit Beteiligung von<br />
Klinikern in der Vorklinik<br />
– Stärkere Vernetzung der klinischen<br />
Inhalte durch fächerübergreifenden<br />
Unterricht<br />
und<br />
– stärkere Betonung der klinisch-praktischen<br />
Ausbildung<br />
– Reduktion der Staatsexamina im klinischen<br />
Abschnitt von drei auf eine<br />
Prüfung mit<br />
– Einführung von studienbegleitenden<br />
Leistungsnachweisen in der Klinik.<br />
Reformstudiengang<br />
Universität Greifswald<br />
Die Medizinische Fakultät der Universität<br />
Greifswald hat das Studium<br />
insbesondere nach dem ersten Staatsexamen<br />
von Grund auf reformiert und als<br />
Ausbildungsziel formuliert, dass unter<br />
Berücksichtigung der Schwerpunkte<br />
Community Medicine und Molekulare<br />
Medizin Ärzte ausgebildet werden, die zu<br />
einer ganzheitlichen Betrachtung auf wissenschaftlicher<br />
Basis befähigt sind.<br />
Folgende Überlegungen standen bei<br />
der Reform im Vordergrund:<br />
– Frühzeitiger Patientenkontakt im ersten<br />
Abschnitt des Studiums<br />
– Erstellung von taxonomierten Lernzielkatalogen,<br />
in denen die Kompetenzen<br />
abgebildet werden, die von den<br />
angehenden Ärzten erwartet werden<br />
– Reduktion des Frontalunterrichts um<br />
im Mittel 30 Prozent und Steigerung<br />
des klinisch-praktischen Unterrichts<br />
mit verbesserter Betreuungsrelation<br />
(ideal 1:1 Student/Tutor)<br />
– Einrichtung eines grundsätzlich fächerübergreifenden<br />
und interdisziplinären<br />
Unterrichts über das Angebot<br />
der Querschnittsfächer hinaus<br />
– Ausdehnung der vom Gesetzgeber<br />
vorgegebenen Blockpraktika auf alle<br />
klinischen Fächer mit Integration<br />
wichtiger Themen sowie Querschnittsmodule,<br />
wie fachbezogenes Röntgen,<br />
Tumortherapieentscheidungen etc.<br />
– Volle Integration des Ausbildungskonzeptes<br />
in den klinischen Alltag durch<br />
aktive Beteiligung der Studenten an<br />
klinischen Routineveranstaltungen<br />
AUTOREN<br />
Prof. Dr. med. Claus-Dieter Heidecke ist<br />
Studiendekan der Medizinischen Fakultät<br />
der Universität Greifswald.<br />
Dipl.-<strong>Lehre</strong>rin Petra Meinhardt ist Referentin<br />
im Studiendekanat der Medizinischen<br />
Fakultät der Universität Greifswald
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> HOCHSCHULMEDIZIN 245<br />
– Etablierung eines Lernstudios zum<br />
Üben von praktischen Fertigkeiten<br />
und zur individuellen Vorbereitung<br />
auf Prüfungen<br />
– Schaffung einer Synergie von <strong>Forschung</strong>s-<br />
und Ausbildungsschwerpunkten<br />
Hierzu wurde die klassische Semesterstruktur<br />
im klinischen Abschnitt zugunsten<br />
von Studienjahren aufgegeben.<br />
Innerhalb der Studienjahre wurden zusammenhängende<br />
Freiräume für Famulaturen,<br />
wissenschaftliches Arbeiten,<br />
strukturiertes Selbststudium sowie Auslandsaufenthalte<br />
geschaffen.<br />
Kernpunkt des Greifswalder Lehrkonzepts<br />
ist die auf sich aufbauende<br />
Lehr-Lern-Spirale: von überwiegend<br />
Symptom-orientiert (1. klin. Jahr) zu<br />
Krankheits-orientiert (2. & 3. klin. Jahr)<br />
hin zu Patientenmanagement-orientiert<br />
im praktischen Jahr. Ein wichtiges Kriterium<br />
war die „Famulaturfähigkeit“ am<br />
Ende des ersten klinischen Jahres.<br />
Medizinstudenten, die eine wissenschaftliche<br />
Laufbahn verfolgen wollen,<br />
haben die Möglichkeit eines alternativen<br />
Ausbildungsweges durch Einschub<br />
eines „Wissenschaftsjahres“ am Ende<br />
des ersten klinischen Jahres (insgesamt<br />
15-monatiger Freiraum). Mit einem in<br />
Deutschland einzigartigen Programm<br />
wurde ein Bachelor of Biomedical Sciences<br />
entwickelt, der für hochmotivierte<br />
Studenten die Möglichkeit eines<br />
MD/PhD-Abschlusses während des<br />
Medizinstudiums bietet.<br />
Die Umsetzung eines aufwendigen<br />
Auswahlverfahrens mit Auswahlgesprächen<br />
führt dazu, dass die Bewerber<br />
Greifswald als Studienort bewusst auswählen<br />
und eine hohe „Passfähigkeit“ erreicht<br />
werden kann. Eine schnelle Weiterentwicklung<br />
des Curriculums ist ein<br />
wesentliches Merkmal im Wettbewerb<br />
um Studierende. In enger inhaltlicher Abstimmung<br />
zwischen Fakultät und Klinikum<br />
sollen dadurch die besten Absolventen<br />
für Greifswald gewonnen werden.<br />
Modellstudiengang<br />
Medizinische Hochschule<br />
Hannover<br />
Die MHH hat zum Studienjahr<br />
2005/06 an der Medizinischen<br />
Hochschule Hannover (MHH) einen<br />
neuen Modellstudiengang Humanmedizin<br />
(„Hannibal“) eingeführt. Die Ausbildung<br />
verfolgt zwei wesentliche Ziele:<br />
1. Patienten-orientiertes und praxisnahes<br />
Studium: Im Studium stehen die<br />
Problematik der Patienten und die<br />
strukturierte ärztliche Tätigkeit im Vordergrund.<br />
Bereits in den ersten Wochen<br />
wird der strukturierte Zugang zum Patienten<br />
thematisiert, und es erfolgt eine<br />
Ausbildung entlang (a) der Probleme<br />
des Patienten und (b) der klinischen<br />
Krankheitsbilder (Propädeutikum). Am<br />
Ende des Studiums sollen die Auszubildenden<br />
in der Lage sein, selbständig die<br />
Probleme eines Patienten zu erfassen,<br />
aus der Anamnese und körperlichen<br />
Untersuchung eine Verdachtsdiagnose<br />
zu formulieren, im Rahmen weiterer diagnostischer<br />
Methoden zu einer Diagnose<br />
zu gelangen und durch einen geeigneten<br />
Therapie- und Rehabilitationsplan<br />
versuchen, den Patienten zu heilen.<br />
Die Durchführung und der Erfolg<br />
dieses Teils der Ausbildung wird in Anzahl<br />
der Patientenkontakte, Durchführung<br />
von Untersuchungen sowie der<br />
„Aufarbeitung“ von Patienten gemessen<br />
und durch praktische Prüfungen (OS-<br />
CE) sowie Untersuchungsberichte und<br />
Krankengeschichten (Portfolios) überprüft.<br />
Das strategische Ziel dieses Teils<br />
des Unterrichts ist es, die selbständige,<br />
reflektierte Arbeit am konkreten Patien-<br />
AUTOR<br />
Prof. Dr. med. Hermann Haller ist<br />
Studiendekan für Medizin und die Aufbau-<br />
und Ergänzungsstudiengänge an<br />
der Medizinischen Hochschule Hannover<br />
ten zu fördern und integrierte Lösungsvorschläge<br />
(präventive Maßnahmen,<br />
medikamentöse Therapie, Rehabilitation<br />
etc.) für die jeweiligen Probleme der<br />
Patienten zu erarbeiten. Die strukturierte<br />
Ausbildung schließt auch die ökonomischen<br />
Aspekte der ärztlichen Tätigkeit<br />
ein.<br />
2. Wissenschaftlich und forschungsorientiert:<br />
Die Studenten sollen in molekularer<br />
Medizin ausgebildet und für<br />
die biomedizinische <strong>Forschung</strong> begeistert<br />
werden. Dies bedeutet, dass die<br />
Auszubildenden mit den naturwissenschaftlichen<br />
Grundlagen des Faches<br />
vertraut sein müssen und im Rahmen<br />
des Studiums die molekularen Mechanismen<br />
der Krankheiten verstehen sollen.<br />
Dazu gehört, dass die Studentinnen<br />
und Studenten moderne <strong>Forschung</strong>sansätze<br />
gedanklich durchdringen und diese<br />
für die Patienten nutzbringend anwenden.<br />
Das strategische Ziel dieses<br />
Teils des Unterrichts ist es, möglichst<br />
viel praxisnahe Ausbildung in den <strong>Forschung</strong>slabors<br />
durchzuführen.<br />
Um diese Ziele im Modellstudiengang<br />
verwirklichen zu können, hat die<br />
MHH wesentliche strukturelle Veränderungen<br />
eingeführt. Der Unterricht im<br />
Modellstudiengang findet nicht mehr in<br />
Semestern sondern in Tertialen <strong>statt</strong>.<br />
Diese Tertiale umfassen jeweils zehn<br />
Unterrichtswochen. Ab dem dritten<br />
Studienjahr werden die Tertiale parallel<br />
gelehrt. Dies bedeutet für die <strong>Lehre</strong>nden<br />
an der MHH eine wesentliche Zunahme<br />
der Lehrverpflichtungen und eine<br />
höhere Belastung. Für die Studierenden<br />
bedeutet es, dass die Anzahl der<br />
Studierenden im Studienjahr gedrittelt<br />
werden kann und in einem Tertial somit<br />
nur 90 Studenten unterrichtet werden.<br />
Diese Studentenzahl ermöglicht einen<br />
intensiven Unterricht und verbessert die<br />
persönliche Betreuung im Medizinstudium.
248 PRÄSENZPFLICHT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Willkommen in der<br />
Fernuniversität!<br />
Über Präsenzpflicht in den Zeiten der Bologna-Reform<br />
| GERD S CHWERHOFF | Die Präsenzpflicht für die<br />
Studenten, im Rahmen der Bologna-Reformen eingeführt, bedeutet eine tiefe<br />
Zäsur. Der Versuch, den studentischen „workload“ genau zu bestimmen und mit<br />
Leistungspunkten zu entlohnen, führte zu einer durchgängigen Kreditierung der<br />
bloßen Anwesenheit. Eine Phänomenologie des universitären Alltags.<br />
Seit ihren Ursprüngen ist die<br />
Universität eine Gemeinschaft<br />
von <strong>Lehre</strong>nden und Lernenden,<br />
und das in einem ganz konkreten,<br />
räumlichen Sinne. Auch wenn die Kommunikation<br />
unter Anwesenden durch<br />
Medien (ob Handschrift, ob Druck oder<br />
Internet) unterstützt und durch das<br />
Selbststudium abgesichert wurde, war<br />
sie doch seit dem Mittelalter der Fluchtpunkt<br />
akademischen Lernens. Und das<br />
ist, zumindest in den Geistes- und Sozialwissenschaften,<br />
bis heute so geblieben.<br />
<strong>Lehre</strong>nde wie Lernende wissen um<br />
die dramatischen Qualitätsunterschiede<br />
dieser Art von Wissensvermittlung und<br />
Denkschulung. Im besten Fall kann die<br />
Begeisterung akademischer <strong>Lehre</strong>r(innen)<br />
für „ihr“ Fach ansteckend wirken,<br />
kann es sehr aufschlussreich sein, Dozenten<br />
beim Verfertigen von Gedanken<br />
zuzuschauen, wirken der Dialog und<br />
die kritische Diskussion inspirierend.<br />
Lähmende und lustlose Routine, ellenlange<br />
Referate oder das orientierungslose<br />
Springen von einer Wissens-Insel zur<br />
nächsten sind die Kehrseiten der Medaille,<br />
die nicht verschwiegen werden<br />
sollen – viele von uns kennen das, als<br />
„Täter“ und „Opfer“, aus eigener Anschauung.<br />
Unvermeidlich wurden und werden<br />
AUTOR<br />
Professor Dr. Gerd Schwerhoff<br />
lehrt Geschichte der Frühen<br />
Neuzeit an der Technischen Universität<br />
Dresden.<br />
die universitären Anwesenheitsgesellschaften<br />
von Anwesenheitskonflikten<br />
begleitet. Gründe, sich der Verpflichtung<br />
der Anwesenheit im Seminar oder<br />
der Übung zu entziehen, gab es für die<br />
Studierenden genug: Sie reichen von<br />
den angedeuteten Qualitätsmängeln der<br />
Veranstaltungen über schlechtes Zeitmanagement<br />
der Studierenden bis hin<br />
zu schlichter Bequemlichkeit. Jahrzehntelang,<br />
auch das kennen viele aus eigener<br />
Anschauung, war der akademische<br />
Alltag von rituellen Kämpfen über die<br />
»Unseren Körper könnt ihr<br />
zwingen, unseren Geist nicht!«<br />
Erstellung und die Verbindlichkeit von<br />
Anwesenheitslisten geprägt. Von den<br />
Studierenden bekämpft und oft mit subversiven<br />
Mitteln unterdrückt, wurden<br />
sie von Dozenten meist nachhaltig propagiert,<br />
aber doch selten gewissenhaft<br />
nachgehalten. Eher ging es um die symbolische<br />
Verteidigung der Anwesenheitsverpflichtung,<br />
die höchstens dann<br />
praktisch wurde, wenn der nachträgliche<br />
Blick in die Liste wenigstens einen<br />
guten Grund dafür offenbarte, warum<br />
bei einer Hausarbeit bestimmte, im Seminar<br />
mitgeteilte Regeln nicht eingehalten<br />
oder dort besprochene Literatur<br />
nicht berücksichtigt worden war.<br />
Wie in vielen Bereichen, so brachten<br />
die Bologna–Reformen auch hier eine<br />
tiefe Zäsur. Der Versuch, den studentischen<br />
„workload“ genau zu bestimmen<br />
und mit Leistungspunkten zu entlohnen,<br />
führte zu einer durchgängigen Kre-<br />
ditierung der bloßen Anwesenheit bzw.<br />
präziser: dazu, für den potentiellen<br />
Zeitaufwand des Veranstaltungsbesuchs<br />
entsprechende Punkte vorzusehen.<br />
Wenn man für die Anwesenheit „Credits“<br />
vergibt, so die nachvollziehbare<br />
Logik vieler Universitäten, dann muss<br />
man diese auch genau überprüfen und<br />
nachhalten. Anwesenheitskontrollen<br />
erhielten so eine vollkommen neue, höhere<br />
Wertigkeit. Die Gegenbewegung<br />
blieb nicht lange aus. Zum einen reagierten<br />
viele Studierende mit nachvollziehbarem<br />
Trotz nach dem Motto: „Unseren<br />
Körper könnt ihr zwingen, unseren<br />
Geist nicht!“. Mehr noch als bislang<br />
wurden körperliche Anwesenheit und<br />
aktive intellektuelle Beteiligung voneinander<br />
entkoppelt. Zum anderen trugen<br />
die Studierenden den Protest<br />
gegen die Anwesenheits-<br />
pflicht auf die politische Bühne,<br />
indem er zu einem wichtigen<br />
Element bei den universitären<br />
Streiks des vergangenen Jahres wurde.<br />
In Reaktion auf die Proteste bzw.<br />
auf „stoffliche Überfrachtung, zu hohe<br />
Anwesenheitspflicht und Prüfungsdichte“<br />
(so die KMK am 15. Oktober 2009<br />
zur Weiterentwicklung des Bologna-<br />
Prozesses) in den neuen Studiengängen<br />
wird nun nicht allein eine – sicherlich<br />
oft notwendige – Ausdünnung der Prüfungsleistungen<br />
diskutiert. Vielmehr<br />
wird jetzt die Anwesenheitspflicht<br />
grundsätzlich verworfen. So stellte ein<br />
Brief aus dem Rektorat der TU Dresden<br />
im Oktober 2009 klar, dass „prüfungsrechtlich<br />
die Präsenz in Lehrveranstaltungen<br />
ohne Relevanz“ sei und eine<br />
Prüfungszulassung nicht von der dokumentierten<br />
Anwesenheit dort abhängig<br />
gemacht werden könne. Im Klartext:<br />
Entscheidend ist die Prüfungsleistung,<br />
die Lehrveranstaltung ist nur ein möglicher<br />
und keineswegs ein zwingender
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> PRÄSENZPFLICHT 249<br />
Weg, um das dafür notwendige Wissen<br />
zu erwerben. Diese demonstrative Freistellung<br />
von der Teilnahme erscheint<br />
ebenso wie ihr Gegenteil, der andernorts<br />
herrschende Anwesenheitszwang,<br />
als Ausfluss der bekannten Praxis im<br />
Anschluss an Bologna, alle Studienelemente<br />
bürokratischen Prinzipien zu unterwerfen.<br />
Gegenüber dem Zwang erscheint<br />
aber die Freistellung insofern als<br />
der konsequentere Weg, als sie die bereits<br />
begonnene Entwertung der einzelnen<br />
Lehrveranstaltungen zugunsten<br />
von größeren Modulen und einer nebulösen<br />
Kompetenzorientierung fortschreibt<br />
und die <strong>Lehre</strong>nden vornehmlich<br />
auf ihre Rolle als Prüfungsautomaten<br />
reduziert.<br />
Hier setzen denn auch systemkonforme<br />
Vorschläge für die Verteidigung<br />
der Anwesenheitskommunikation in<br />
der akademischen Praxis ein. Man müsse<br />
eben die Prüfungen so gestalten, dass<br />
sie ohne den Besuch der modulrelevanten<br />
Lehrveranstaltungen nicht erfolgreich<br />
absolviert werden könnten, heißt<br />
es. Zumindest den Geistes- und Sozialwissenschaften,<br />
die ein sehr variantenreiches,<br />
nur begrenzt zu kanonisierendes<br />
Themenspektrum besitzen und die<br />
das Prinzip des exemplarischen Lernens<br />
pflegen, entspricht ein solcher Weg ganz<br />
und gar nicht. Er pervertiert eher das<br />
»Mit der übrig bleibenden ›Koalition<br />
der Willigen‹ gestaltet sich<br />
das Seminar doch viel lebendiger.«<br />
angestrebte Lernziel exemplarischer,<br />
kritischer Reflexion als es zu unterstützen.<br />
Kollegen, die sich im Reformstrudel<br />
einen Rest Idealismus bewahrt haben,<br />
führen dagegen mögliche positive<br />
Effekte ins Feld: Jetzt trenne sich eben<br />
die Spreu vom Weizen, die Mitläufer<br />
von den Motivierten; mit der übrig bleibenden<br />
„Koalition der Willigen“ gestalte<br />
sich das Seminar doch viel lebendiger.<br />
Das mag im Einzelfall durchaus<br />
stimmen, aber prinzipiell führt das Argument<br />
in die Irre. Der gesamte Bolog-<br />
na-Prozess geht doch von der Annahme<br />
aus, dass die Änderung von Strukturen<br />
das Studierverhalten steuern und verändern<br />
kann. So fragwürdig diese Prämisse<br />
oft scheint, hier trifft sie ins Schwarze.<br />
Wer mittels Studien- und Prüfungsordnungen<br />
nachhaltig signalisiert, dass<br />
der direkte intellektuelle<br />
Austausch unter Anwesenden<br />
als Masterformat<br />
der akademischen <strong>Lehre</strong><br />
ausgedient hat, muss sich<br />
über die Folgen nicht<br />
wundern. Bereits jetzt lassen sich Studierende<br />
nur sehr gelegentlich im Seminar<br />
blicken, um dann in einem begrenzten<br />
Kraftakt ihre Prüfungsleistungen zu<br />
absolvieren. Kohärente Themenentwicklung<br />
und spannende, durch Sachkunde<br />
gewürzte Diskussionen ade –<br />
willkommen in der Fernuniversität der<br />
Zukunft!<br />
Nachdruck aus: Frankfurter Allgemeine Zeitung<br />
vom 10. März 2010<br />
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250 BILDUNG <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Die Nacht, in der alle Kühe<br />
schwarz sind<br />
Zur Kritik des Kompetenz-Begriffs und des<br />
Deutschen Qualifikationsrahmens<br />
| FELIX G RIGAT | „Kompetenz“ hat bildungspolitisch<br />
eine erstaunliche Karriere gemacht. Bei der Neugestaltung der Bachelor- und<br />
Masterstudiengänge spielt der Begriff ebenso eine zentrale Rolle wie bei dem<br />
Entwurf eines Deutschen Qualifikationsrahmens. Dabei ist Kompetenz ein in<br />
vieler Hinsicht defizitärer Begriff. Sein politische Korrektheit signalisierender Gebrauch<br />
verschleiert darüber hinaus den Blick auf die Machtinteressen, die ihn<br />
propagieren.<br />
Wer sich auf „Kompetenz“<br />
einlässt, muss intellektuell<br />
mobil sein, denn er<br />
kommt weit herum. Sie zeigt sich auf<br />
den Märkten („Kompetenz in Obst“)<br />
ebenso wie bei den Bauunternehmern<br />
(„Kompetenz – ein Wert, auf den Sie<br />
bauen können“), in der Sprachwissenschaft<br />
wie in den Leitbildern von Kindergärten<br />
(„Kinderkompetenz“). Geradezu<br />
rührend kümmert sich die Hochschulpolitik<br />
in zahllosen Kompetenz-<br />
Zentren um ihren aktuellen Lieblingsbegriff.<br />
Auch international ist „Kompetenz“<br />
gut aufgestellt. Im Englischen gibt es sie<br />
gleich zweimal: „competence“ mit dem<br />
Plural „competences“ und „competency“<br />
mit dem Plural „competencies“. Dabei<br />
sei „competence“ der allgemeinere<br />
Begriff für komplexere und „competency“<br />
derjenige für eingegrenzte Fähigkeiten.<br />
Doch wird nach der Einschätzung<br />
von Kennern der Max-Traeger-Stiftung<br />
die Unterscheidung beider Begriffe<br />
nicht durchgehend klar vollzogen. Dazu<br />
kämen unterschiedliche Sichtweisen<br />
der britischen, der US-amerikanischen<br />
und der australischen Diskussion.<br />
„Down under“ werde z.B. von „compe-<br />
AUTOR<br />
Felix Grigat, M.A., ist verantwortlicher<br />
Redakteur von<br />
<strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong>.<br />
tency standards“ gesprochen, während<br />
in englischen Publikationen von „competence<br />
standards“ die Rede sei. In<br />
Frankreich wie bei der OECD wird der<br />
Begriff wiederum anders gebraucht, so<br />
dass die Sachkundigen resümierend den<br />
Stand der internationalen Diskussion<br />
nur als „unbefriedigend“ bezeichnen<br />
können. Die Begriffsverwendung führe<br />
vielfach zu folgenreichen Missverständnissen,<br />
wenn es um europaweite Kriterien<br />
für den Europäischen und damit<br />
»›Kompetenz‹ ist auf totale<br />
Anschlussfähigkeit ans System<br />
getrimmt.«<br />
den Deutschen Qualifikationsrahmen<br />
(DQR) gehen soll.<br />
War der Kompetenz-Begriff in seinem<br />
Ursprung bei Chomsky und in seiner<br />
Rezeption bei Habermas noch klar<br />
und distinkt, ist davon in den folgenden<br />
Jahren wenig übriggeblieben. Als Fels in<br />
der Brandung der Begriffsunsicherheit<br />
wird immer wieder die Bestimmung von<br />
F. E. Weinert aus dem Jahre 2001 zitiert:<br />
Kompetenzen seien „die bei Individuen<br />
verfügbaren oder durch sie erlernbaren<br />
kognitiven Fähigkeiten und<br />
Fertigkeiten, um bestimmte Probleme<br />
zu lösen, sowie die damit verbundenen<br />
motivationalen, volitionalen und sozialen<br />
Bereitschaften und Fähigkeiten, um<br />
die Problemlösungen in variablen Situationen<br />
erfolgreich und verantwor-<br />
tungsvoll nutzen zu können“. Diese Bestimmung<br />
schafft allerdings mehr Probleme,<br />
als sie löst: Zielte das Konzept<br />
der Qualifizierung mehr auf Fertigkeiten<br />
und Wissen, ohne das Subjekt einzubeziehen,<br />
sollte das Kompetenz-Konzept<br />
das Subjekt, verstanden als „Selbstorganisation“,<br />
einbinden. Beschreibt<br />
„Kompetenz“ also „nichts anderes“ als<br />
„solche Fähigkeiten des Subjekts, die<br />
auch der Bildungsbegriff gemeint und<br />
unterstellt hatte: erworbene, also nicht<br />
von Natur aus gegebene Fähigkeiten“<br />
(Tenorth)? Diese Gleichsetzung führt in<br />
die Irre, weil sie den Bildungsbegriff unterbietet<br />
und dem Kompetenzbegriff zuschreibt,<br />
was er nicht leistet. Das, was<br />
mit Kompetenz gemeint ist, so haben<br />
Kritiker richtig erkannt, werde nicht<br />
vom Individuum bestimmt, sondern<br />
ökonomisch und bildungspolitisch<br />
von den beruflichen Tätig-<br />
keiten oder Anforderungen her.<br />
Damit werde das Individuum<br />
zum „Objekt von Kompetenzentwicklungsprozessen“erklärt,<br />
d.h. unter dem Stichwort<br />
der Kompetenzentwicklung werde der<br />
Erwachsene als „unmündig“ in dem<br />
Sinne betrachtet, dass er die Entwicklung<br />
seiner Kompetenz (und damit seiner<br />
Persönlichkeit) benötige. „Es legen<br />
also „andere“ fest, was kompetent ist,<br />
und an den Folgen einer Handlung wird<br />
gemessen, ob diese Kriterien erfüllt<br />
sind.“ (Vonken) „Kompetenz“ ist also<br />
ein Begriff, der auf totale Anschlussfähigkeit<br />
ans System getrimmt ist. Da es<br />
viele Subsysteme gibt, muss es viele<br />
Kompetenzen geben, die passen. So erreicht<br />
der Kompetenzkraken auch noch<br />
den kleinsten Winkel des kleinsten Systems.<br />
Die Kompetenzen werden nicht aus<br />
einem fundierten und begründeten Verständnis<br />
der „Person“ entwickelt wer-
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> BILDUNG 251<br />
den, sondern werden „vom System her“<br />
als notwendig normativ den Personen<br />
zugeschrieben (Höhne). Dadurch aber<br />
entstehe ein „totale(r) Zugriff auf die<br />
Person“ (Voß). Subjekt und System<br />
würden begrifflich „gleichge-<br />
schaltet“ (Höhne). Ausgeblendet<br />
würden dabei vor allem die Widersprüche<br />
und „Dysfunktionalitäten“,<br />
die biographisch in jedem<br />
Subjekt selbst schon immer angelegt<br />
seien. Man setzt eben<br />
Funktionalität für gesellschaftliche<br />
Zwecke und Subjektivität nicht<br />
mehr einander entgegen, sondern sie<br />
„verschmelzen vielmehr zu einem neuen<br />
Typ (multi)funktionaler bzw. polykontexturaler<br />
Subjektivität“ (Höhne).<br />
Dies aber ist die Nacht, in der alle Kühe<br />
schwarz sind (Hegel). So werde der<br />
vielgenannten Flexibilität z.B. die Fähigkeit<br />
zugeschrieben, auf unterschiedliche<br />
Kontexte adäquat zu reagieren,<br />
ohne die Kontexte selbst zu problematisieren.<br />
Der Homo competens ist also<br />
ein couranter Mensch.<br />
Kompetenz und Bildung<br />
Die Schwierigkeiten, zu denen der<br />
Kompetenzbegriff führt, erstaunen.<br />
Denn er gehört in die Reihe der Äquivalenzbegriffe,<br />
die, einander ablösend, seit<br />
den siebziger Jahren den als antiquiert<br />
kritisierten Bildungsbe-<br />
griff ersetzen sollten.<br />
Misst man heute den<br />
Kompetenz- am Bildungsbegriff,<br />
so wird allerdings<br />
deutlich, dass<br />
„Bildung“ einen Überschuss<br />
an Gehalt, Erklärungs- und Kritikreichweite<br />
hat. Dies aus sechs Gründen:<br />
1. Der Kompetenzbegriff verkürzt<br />
die Anthropologie, weil er das Individuum<br />
ausschließlich als „Kompositum“<br />
(Höhne) der für von außen als notwendig<br />
erachteten Kompetenzen konstruiert.<br />
Jenseits von als gesellschafts- oder<br />
marktrelevant definierten Kompetenzen<br />
existiert es nicht. Mit dem zum Teil<br />
»Der Kompetenzbegriff ist ein<br />
antiaufklärerischer Begriff, weil er<br />
nicht die Mündigkeit, sondern die<br />
Unmündigkeit befördert.«<br />
„bewußtlosen Begriffsgebrauch“ von<br />
Kompetenz finde eine „Verschiebung<br />
und Verfälschung berechtigter Ansprüche<br />
von Menschen als Subjekten, als Individuen“<br />
<strong>statt</strong>. „Ansprüche, die im Namen<br />
von Individualität und Subjektivität<br />
diese verraten ans bloße Funktionieren“<br />
(Drescher/Miller 1995). Dagegen<br />
fordert der Bildungsbegriff als fundamtenal-anthropologische<br />
Kategorie, dass<br />
der als Subjekt in Freiheit gedachte<br />
Mensch zum Ganzen der Welt in ein<br />
Verhältnis treten kann, nicht nur zu einem<br />
Ausschnitt, in dem er ein partikulares<br />
Funktionärsdasein führt. Deshalb<br />
war es folgerichtig, Bildung und Ausbildung<br />
strikt zu unterscheiden.<br />
2. Der Kompetenzbegriff reduziert<br />
die gesellschaftliche Wirklichkeit, weil<br />
»Es ist beliebig, ob man Kompetenzen<br />
an Goethe-Texten oder<br />
Youtube erprobt.«<br />
er sie fast ausschließlich als Marktgeschehen<br />
begreift. Es geht nicht „um Persönlichkeitsentwicklung.<br />
Es geht um<br />
Personalentwicklung für eine konkurrenzfähige<br />
Wirtschaft…Die subjektiven<br />
Potenziale (Kompetenzen) werden vielmehr<br />
entfaltet und gleichzeitig entstellt.<br />
Sie werden auf ihre verwertbaren Anteile<br />
hin reduziert.“ (Geißler/Orthey) Mit<br />
maßgeblicher Unterstützung der Bildungspolitik<br />
und der Bildungsinstitutionen<br />
werde den Subjekten beigebracht,<br />
sich zur Produktivität selbst<br />
anzuleiten. Das führe nicht<br />
zu einer Entwicklung der Besonderheit<br />
und Eigentümlichkeit<br />
des Subjektes, sondern<br />
eher zu dessen „Auslöschung“.<br />
3. Der Kompetenzbegriff reduziert<br />
die geschichtliche und kulturelle Wirklichkeit,<br />
weil er Inhalte und Qualität<br />
ausblendet. Es ist beliebig, ob man<br />
Kompetenzen an Goethe-Texten oder<br />
Youtube erprobt. Tradition, Kultur und<br />
langfristige Zukunftsperspektiven passen<br />
nicht ins Schema. Er bleibt deshalb<br />
hinter der Einsicht Kants zurück, dass<br />
Pädagogik dem Menschen die Möglichkeit<br />
bieten solle, den jeweiligen historischen<br />
Zustand von Staat und Politik auf<br />
einen besseren Zustand hin überschreiten<br />
zu können. „Eltern erziehen gemeiniglich<br />
ihre Kinder nur so, daß sie in die<br />
gegenwärtige Welt, sei sie auch verderbt,<br />
passen. Sie sollten sie aber besser<br />
erziehen, damit ein zukünftiger besserer<br />
Zustand dadurch hervorgebracht werde.“<br />
(Kant)<br />
4. Der Kompetenzbegriff ist ein antiaufklärerischer<br />
Begriff, weil er nicht<br />
die Mündigkeit, sondern die Unmündigkeit<br />
des Menschen befördert. Denn<br />
Mündigkeit heißt, sich seines Verstandes<br />
ohne die Leitung eines Anderen zu<br />
bedienen. Er verwechselt, dass der<br />
Staat oder der Markt nicht der Zweck<br />
des Menschen ist. Der Mensch ist nicht<br />
für den Markt oder den Staat da, sondern<br />
umgekehrt: Markt und Staat sind<br />
für die Zwecke des Menschen und der<br />
Menschheit dar.<br />
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252 BILDUNG <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
5. Der Kompetenzbegriff ist als solcher<br />
irreführend, weil er nicht Kompetenz,<br />
sondern Performanz meint. Dabei<br />
reduziert er zugleich den komplexen<br />
Handlungsbegriff auf das Lösen von<br />
Problemen, die sich nicht das<br />
Subjekt selbst stellt, sondern die<br />
ihm als solche vorgegeben werden.<br />
Die „Intentionalität“ des<br />
Subjekts, seine Freiheit, wird ausgeblendet.<br />
Dagegen wahrt der<br />
Bildungsbegriff die Komplexität<br />
des Phänomens, indem er stets<br />
Rezeptivität und Spontanität zusammendenkt,<br />
ohne sie in diesem spannungsreichen<br />
Bezug zu nivellieren.<br />
6. Der Kompetenzbegriff versagt als<br />
strukturelles Konzept. Deshalb führt er<br />
zur Beliebigkeit der Zahl und Gewichtung<br />
der behaupteten notwendigen<br />
Kompetenzen. In den Kompetenz-Container<br />
werden beliebige menschliche<br />
Fähigkeiten gepackt, ohne dass sie noch<br />
als „unterscheidbare Teile eines Ganzen“<br />
ausgewiesen werden müssen. Es<br />
werde gar nicht mehr versucht, Kompetenz<br />
als innere Struktur eines Wissens,<br />
als Operator des Verstehens oder als<br />
Modus des Handelns zu bestimmen (A.<br />
Gruschka). Daraus folgt: Je mehr Kompetenzen,<br />
desto diffuser das, was man<br />
mit „kompetenter Persönlichkeit“<br />
meint.<br />
Konsequenzen für den Deutschen<br />
Qualifikationsrahmen<br />
Vor diesem Hintergrund überrascht es<br />
nicht, dass Kompetenz als Zentralbegriff<br />
bei der Entwicklung eines DeutschenQualifikationsrah-<br />
mens (DQR) (s. S. 253)<br />
zu großen Problemen<br />
führt. Neben den genannten<br />
grundsätzlichen<br />
Punkten wird der Begriff<br />
hier für eigene Klientelinteressen<br />
und zur Nivellierung des gesamten<br />
Berufsbildungs- und Hochschulsystems<br />
instrumentalisiert. Kritiker<br />
befürchten eine Zersetzung des<br />
deutschen dualen Systems der beruflichen<br />
Bildung. Immer wieder wird kritisiert,<br />
dass es bei der Einführung des<br />
Qualifikationsrahmens um eine reine<br />
an Anforderungen aus der Wirtschaft<br />
orientierte Employability gehe. Auch<br />
gebe es im DQR-Entwurf „ungereimte<br />
Kompromissformeln der beteiligten sozialen<br />
Gruppen“ (Max-Traeger-Stiftung).<br />
Völlig ungeklärt seien die Wirkungen<br />
auf die allgemein bildende<br />
Schule. Bislang würden im vorliegen-<br />
den DQR-Entwurf wesentliche Ergebnisse<br />
der Allgemeinbildung als nicht erfassbar<br />
angesehen. Daraus könne eine<br />
Abwertung allgemeiner Bildung und eine<br />
Aufwertung von ‚employable skill“<br />
»Kompetenz hat sich zu einem<br />
Kraken entwickelt, der alle Bereiche<br />
von Bildung und Hochschule im<br />
Griff hält.«<br />
folgen. Dazu kommt, dass die Hierarchisierung<br />
von Kompetenzen beliebig<br />
ist bzw. je nach Marktbedarf aktuell angepasst<br />
werden kann.<br />
Der Deutsche Hochschulverband<br />
(DHV) fordert Bund und Länder auf,<br />
die Implementierung des Europäischen<br />
Qualifikationsrahmens sowie dessen<br />
Übertragung in nationales Recht zu<br />
stoppen. Es sei ein „Beschäftigungsprogramm<br />
für Technokraten“ und autonomiefeindlich.<br />
Die rechtlichen Folgen einer<br />
Implementierung der DQR-Standards<br />
seien in ihren Ausmaßen bisher<br />
kaum absehbar.<br />
Die Hochschulrektorenkoferenz<br />
(HRK) hat in ihrer aktuellen Stellungnahme<br />
diese Problematik zum Teil erkannt,<br />
wenn sie sagt, dass der DQR aus<br />
Sicht der Hochschulbildung dem eigenen<br />
Anspruch nicht gerecht werde, „bildungsbereichsübergreifendesTransparenzinstrument“<br />
zu sein. Dabei war die<br />
HRK selbst an dem ersten Entwurf des<br />
DQR beteiligt.<br />
Die Begriffsdefinitionen und Graduierungsparameter<br />
sind nach Ansicht<br />
»Der Deutsche Qualifikationsrahmen<br />
ist ein Beschäftigungsprogramm für<br />
Bürokraten.«<br />
der HRK zu unklar für trennscharfe<br />
und plausible Zuordnungen. Dabei gebraucht<br />
auch die HRK die Begriffe<br />
Kompetenzen und Qualifikationen zum<br />
Teil synonym. Nach Ansicht der HRK<br />
orientierte sich die Zuordnung primär<br />
„nicht sachlogisch an den Deskriptoren,<br />
sondern an politischen Zielen, was zu<br />
Bandbreiten von bis zu drei Niveaustufen<br />
in den Vorschlägen der Experten“<br />
führe. Darüber hinaus sei ein „verlässliches<br />
und handhabbares Zuordnungsverfahren“<br />
für spezifische Einzelqualifikationen<br />
angesichts ihrer Vielzahl in<br />
den Bildungsbereichen und der Heterogenität<br />
ihrer Ordnungsmittel nicht ab-<br />
sehbar. Auch seien die fachlichen Arbeitsfelder<br />
(Domänen), auf die die jeweiligen<br />
Kompetenzen bezogen würden,<br />
„völlig unbestimmt“, so dass sehr<br />
breit und sehr eng gefasste Qualifikationen<br />
nicht zu unterscheiden<br />
seien (z.B. Informatikstudi-<br />
um und Weiterbildung in<br />
Datenbanken). Ebenso sei<br />
die spezifische wissenschaftlicheProblemlösungskompetenz<br />
als „Qualifikationsanspruch<br />
auf den höheren<br />
Niveaus zu undeutlich formuliert“.<br />
Aporien<br />
Die Fixierung auf den Kompetenzbegriff<br />
führt in Aporien, die einfacher benannt<br />
als aufgelöst werden können.<br />
Deutlich ist aber, dass Kernelemente<br />
des Bildungsbegriffs wie seine anthropologische<br />
Fundierung in einem Konzept<br />
der Freiheit, sein kritisches Potential<br />
sowie die Betonung der Bedeutung<br />
von Sprache und Tradition nur zum<br />
Schaden des Individuums, der Gesellschaft<br />
und der Bildungsinstitutionen<br />
aufgegeben werden können. Dieser<br />
Rückgang in einmal Gewonnenes steht<br />
zwangsläufig in Spannung zu einem<br />
Verständnis der Bildung als einer „Kontingenzformel“,<br />
die einerseits auf „unbekannte<br />
Räume von Möglichkeiten“ verweist,<br />
andererseits sicherstellen soll,<br />
dass man trotzdem nicht ins Unbestimmte<br />
abtreibt. Die also auf den Verlust<br />
externer Anhaltspunkte für das,<br />
was „der Mensch“ sein bzw. werden<br />
soll, dadurch reagiert, den Menschen<br />
als Person relativ zu seinem Funktionieren<br />
in Organisationen zu verstehen.<br />
Dramatisch und kaum erklärbar<br />
bleibt dabei die Rapidität, mit<br />
der sich seit einigen Jahrzehnten<br />
„Bildungs-Äquivalenz-Konzepte“<br />
ablösen bei gleichzeitig immer<br />
stärkerer Anpassung an die behaupteten<br />
oder auch wirklichen Erfordernisse<br />
des Marktes. Diese Selbstaufgabe<br />
von Bildungspolitik und Erziehungswissenschaft<br />
lässt ratlos zurück.
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> BILDUNG 253<br />
HINTERGRUND<br />
Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR)<br />
Im Oktober 2006 haben sich das Bundesministerium<br />
für Bildung und <strong>Forschung</strong> (BMBF) und die Kultusministerkonferenz<br />
(KMK) darauf verständigt, gemeinsam<br />
einen Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges<br />
Lernen (DQR) zu entwickeln. Mit dem DQR wird<br />
erstmals eine umfassende, bildungsbereichsübergreifende<br />
Matrix zur Einordnung von Qualifikationen vorgelegt,<br />
die die Orientierung im deutschen Bildungssystem<br />
wesentlich erleichtern soll. Dazu beschreibt der DQR auf<br />
acht Niveaustufen fachliche und personale Kompetenzen,<br />
an denen sich die Einordnung der Qualifikationen<br />
orientiert, die in der allgemeinen, der Hochschulbildung<br />
und der beruflichen Bildung erworben werden.<br />
Ausgangspunkt für diese Entscheidung ist die Empfehlung<br />
des Europäischen Parlaments und des Rats zur<br />
Einrichtung des Europäischen Qualifikationsrahmens<br />
(EQR), die am 23. April 2008 in Kraft trat. Sie legt den<br />
Mitgliedstaaten nahe,<br />
– den EQR als Referenzinstrument zum Vergleich der<br />
Qualifikationssysteme zu verwenden<br />
– ihre nationalen Qualifikationssysteme bis 2010 in<br />
Relation zum EQR zu setzen,<br />
– im Einklang mit der nationalen Gesetzgebung und<br />
Praxis ggf. nationale Qualifikationsrahmen zu erarbeiten<br />
und<br />
– bis 2012 ggf. alle neuen Qualifikationsbescheinigungen<br />
mit einem Verweis auf den EQR auszu<strong>statt</strong>en.<br />
Diese Empfehlung haben BMBF und KMK vor allem<br />
mit dem Ziel aufgegriffen, eine angemessene Zuordnung<br />
von in Deutschland erworbenen Qualifikationen in<br />
der EU zu erreichen und dadurch die Chancen für deutsche<br />
Arbeitnehmer auf dem europäischen Arbeitsmarkt<br />
zu verbessern. Sie haben eine gemeinsame „BundLänderKoordinierungsgruppe<br />
Deutscher Qualifikationsrahmen“<br />
(BLKG DQR) eingesetzt, die beauftragt wurde, den<br />
Prozess der Erarbeitung eines DQR zu steuern. An diesem<br />
Prozess sind viele Akteure aus der allgemeinen, der<br />
Hochschulbildung und der beruflichen Bildung, die Sozialpartner<br />
und andere Experten aus Wissenschaft und<br />
Praxis beteiligt, die zusammen mit der BLKG DQR den<br />
„Arbeitskreis Deutscher Qualifikationsrahmen“ (AK<br />
DQR) bilden. Die Arbeitsergebnisse wurden laufend an<br />
die entsendenden Institutionen und Gremien rückgekoppelt.<br />
BLKG und AK haben im Februar 2009 einen ersten<br />
Entwurf für einen DQR vorgelegt, der in einem nächsten<br />
Erarbeitungsschritt durch die beispielhafte Zuordnung<br />
von Qualifikationen auf seine Funktionsfähigkeit geprüft<br />
werden soll. In diesem Schritt sollen auch die Strukturen<br />
der DQR-Matrix überprüft und mögliche Folgerungen<br />
für die Wertigkeit der Beschreibungskategorien gezogen<br />
werden. Ziel sei es, Gleichwertigkeiten und Unterschiede<br />
von Qualifikationen für Bildungseinrichtun-<br />
gen, Unternehmen und Beschäftigte transparenter zu<br />
machen und auf diese Weise Durchlässigkeit zu unterstützen.<br />
Dabei gelte es, durch Qualitätssicherung und<br />
-entwicklung Verlässlichkeit zu erreichen und die Orientierung<br />
der Qualifizierungsprozesse an Lernergebnissen<br />
(„OutcomeOrientierung“) zu fördern.<br />
Als nationale Umsetzung des EQR soll der DQR die<br />
Besonderheiten des deutschen Bildungssystems berücksichtigen<br />
und zur angemessenen Bewertung und<br />
zur Vergleichbarkeit deutscher Qualifikationen in Europa<br />
beitragen. Er soll einen Beitrag leisten zur Förderung<br />
der Mobilität von Lernenden und Beschäftigten zwischen<br />
Deutschland und anderen europäischen Ländern<br />
im Sinne bestmöglicher Chancen. Zugang und Teilnahme<br />
am lebenslangen Lernen und die Nutzung von Qualifikationen<br />
sollen für alle – auch für benachteiligte und<br />
von Arbeitslosigkeit betroffene Menschen – gefördert<br />
und verbessert werden.<br />
Die acht Niveaustufen des DQR-Entwurfs beschreiben<br />
jeweils die Kompetenzen, die für die Erlangung einer<br />
Qualifikation erforderlich sind. Der Kompetenzbegriff,<br />
der im Zentrum des DQR steht, bezeichnet die Fähigkeit<br />
und Bereitschaft, Kenntnisse, Fertigkeiten sowie<br />
persönliche, soziale und methodische Fähigkeiten in Arbeits-<br />
oder Lernsituationen und für die berufliche und<br />
persönliche Entwicklung zu nutzen. Kompetenz wird in<br />
diesem Sinne als Handlungskompetenz verstanden.<br />
Die CDU/CSU Fraktion und die FDP Fraktion haben in<br />
ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, dass sie „die Entwicklung<br />
eines Deutschen Qualifikationsrahmens dazu<br />
nutzen, um Gleichwertigkeit, Mobilität und Durchlässigkeit<br />
im deutschen und europäischen Bildungsraum zu<br />
stärken. Dabei werden wir im europäischen Prozess darauf<br />
achten, dass das deutsche Bildungssystem sein eigenes<br />
Profil wahrt und seine Qualität innerhalb der EU<br />
zur Geltung bringt.“ (Koalitionsvertrag, Kapitel II. ,Bildungsrepublik<br />
Deutschland – durch gute Bildung und<br />
starke <strong>Forschung</strong>’, Abs. 1.9 ‚Lebensbegleitendes Lernen’)<br />
Quelle: „Arbeitskreis Deutscher Qualifikationsrahmen“
254 UNIVERSITÄT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Fatale Mobilmachung<br />
Die neue Wissenspolitik und die Universitäten<br />
| OLAF J ANN | Auf den ersten Blick haben Begriffe wie<br />
„Wissensgesellschaft“ und „Bildungskatastrophe“ wenig gemein. Auf den zweiten<br />
schon. Hintergründige Gedanken zu aktuellen Sprachmustern und deren<br />
Folgen für die Universität.<br />
Wir leben in einer Wissensgesellschaft!<br />
Dieses Diktum<br />
hat zumindest in politischen<br />
und wissenschaftlichen Diskursen<br />
eine zunehmende Popularität<br />
und Autorität erlangt, die nicht zufällig<br />
an den ökonomischen Globalisierungstopos<br />
erinnert. In der Tat scheint der<br />
Begriff denn auch eher als eine, mit demokratischer<br />
Verzierung versehene,<br />
Modernisierungsmetapher zu fungieren,<br />
als ultimative Ressource und Produktivkraft<br />
zukunftsfähiger Ökonomien angesichts<br />
steigender internationaler Verflechtungen<br />
mit hoher Mobilität und extensiver<br />
Kommunikationsdichte. Diskursanalytisch<br />
auffällig ist daher, dass<br />
die Regulierungen der Universität analog<br />
zur Globalisierungsdebatte denselben<br />
Sprachmustern folgen: Einer attestierten<br />
Krise der Hochschulen folgt der<br />
Rekurs auf Effizienzsteigerung, Leistung,<br />
Internationalisierung, Europäisierung,<br />
Elitebildung. Alternativlosigkeiten,<br />
Sachzwänge und Unumkehrbarkeitsrhetoriken<br />
(ideologische Heilslehren<br />
also, die nicht gerade Inbegriff wissenschaftlich<br />
differenzierten Denkens<br />
sind) flankieren diese Reformen als<br />
selbstverständlich und jeder weiteren<br />
Begründung enthoben. Bildung als<br />
Selbstzweck wird als Auslaufmodell angesehen<br />
und arbeitsmarktpolitisch<br />
(jung, schnell, konform, flexibel einsetzbar)<br />
umgedeutet. Jene, die dieser dynamischen,<br />
den unbedingten Schein der<br />
englischsprachigen Internationalität<br />
tragenden, Entwicklung nicht unhinterfragt<br />
folgen wollen, gelten – wie immer<br />
in solchen ökonomisierten Kulturkämpfen<br />
– als hoffnungslos unflexible,<br />
rückständige Modernisierungsverlierer.<br />
Ein in der Regel sozial vernichtendes<br />
Verdikt, aber zugleich eine politische<br />
Praxis, die analog zur globalen Finanz-<br />
»Bildung als Selbstzweck wird als<br />
Auslaufmodell angesehen und<br />
arbeitsmarktpolitisch umgedeutet.«<br />
krise ähnliche katastrophale Störungen<br />
für die Wissenschaft erahnen lässt, handelte<br />
es sich doch auch im Falle des<br />
Versagens finanzkapitalistischer Rationalität<br />
in erster Linie um eine Krise der<br />
Denkungsart ihrer Protagonisten.<br />
„Pathologisches Lernen“<br />
Dabei wäre es angesichts komplexer<br />
Steuerungsprobleme und ideologischer<br />
Wahrheitsansprüche durchaus wünschenswert,<br />
wenn Wissen als eine allseits<br />
geschätzte soziale Kategorie eine<br />
Aufwertung erfahren würde. Aber auch<br />
AUTOR<br />
Dr. Olaf Jann arbeitet am Lehrstuhl für Politische Theorie und Ideengeschichte der<br />
Universität Marburg. Seine <strong>Forschung</strong>sschwerpunkte sind Staats-, Elite- und Demokratietheorien<br />
sowie die Transformation des Hochschulsystems.<br />
wenn mit der Begrifflichkeit „Wissensgesellschaft“<br />
gerade die Bedeutsamkeit<br />
der Kategorie Wissen für Gegenwartsgesellschaften<br />
in den Vordergrund gerückt<br />
wird, scheint es eher vielfältige<br />
Anzeichen dafür zu geben, dass lediglich<br />
das Management von Wissen in<br />
Projekten, Netzwerken und Netzwelten<br />
hier Relevanz beanspruchen darf. Ein<br />
effizienter und beschleunigter Umgang<br />
mit Wissen, der rasche Entscheidungen<br />
und vordergründige Problemlösungen<br />
ermöglicht, ist dabei wesentliches<br />
Merkmal dieser Mobilmachung. Dass<br />
auf diese Weise bloß oberflächliche<br />
Symptome beseitigt, nicht aber komplexe<br />
gesellschaftliche Zusammenhänge<br />
erfasst werden können,<br />
ist möglicherweise nur<br />
auf den ersten Blick ein<br />
Paradoxon der Wissensgesellschaft.<br />
In seinem<br />
Band Dystopia<br />
nennt Helmut Willke<br />
diese, für die Gegenwart vielleicht<br />
exemplarische, Form der Problembewältigung<br />
„pathologisches Lernen“.<br />
Nach der Reform ist vor der Reform.<br />
Management und Massenbildung<br />
Welche Rolle spielen in diesem Prozess<br />
die Universitäten, fragt Konrad Paul<br />
Liessmann und gibt zugleich die Antwort:<br />
„Sie machen mit.“ Aber möglicherweise<br />
ist diese Zuschreibung noch<br />
zu euphemistisch, denn die hochschulpolitische<br />
Zumutung, als Bologna-Reform<br />
bezeichnet, wird flankiert von der<br />
Bereitwilligkeit (manche Beobachter<br />
sprechen auch von Willfährigkeit), mit<br />
der die Betroffenen an den Universitäten<br />
die politischen Regulierungen mal<br />
demütig-pragmatisch, mal freudig-technokratisch,<br />
aber zumeist in einem vorauseilenden<br />
Konsens „defensiver Re-
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> UNIVERSITÄT 255<br />
formbereitschaft“ (Heinz Steinert) umsetzen<br />
und damit ein neues dominantes<br />
Rationalitätsprinzip an den Universitäten<br />
installieren, welches nicht mehr auf<br />
die Logik kreativer und intellektueller<br />
Prozesse zugeschnitten ist, sondern die<br />
Spielräume vernichtet, welche unverzichtbar<br />
für innovative wissenschaftliche<br />
Leistungen jenseits instrumenteller<br />
Qualifikationspraxis sind.<br />
Auch in den sechziger Jahren des<br />
20. Jahrhunderts war die ausgerufene<br />
„Bildungskatastrophe“ (Georg Picht)<br />
Hintergrund einer Universitätsreform:<br />
Der Universität, als mittelalterlicher<br />
Handwerksbetrieb in einer hochindustrialisierten<br />
Gesellschaft, wird vorgeworfen,<br />
dass sie die Studenten mit der<br />
eigenständigen Organisation des Studiums<br />
und den hohen inhaltlichen Ansprüchen<br />
überfordere, auf diese Weise<br />
Orientierungslosigkeit und Unsicherheit<br />
unter den Studierenden produziere,<br />
was zu überlangen Studienzeiten und<br />
hohen Studienabbrecherzahlen führe.<br />
Die Reform sollte demzufolge auf Rationalisierung<br />
und Kostenersparnis, also<br />
quantitative Out-put Orientierung angelegt<br />
sein, die Studiengänge sollten gestrafft,<br />
das Studium insgesamt stärker<br />
reglementiert und einem höheren Leistungsdruck<br />
durch Zwischenprüfungen<br />
unterworfen werden. Die Forderungen<br />
in dieser Zeit sind klar formuliert: Management<br />
und Massenbildung garantieren<br />
Fortschritt, Fortschritt bedeutet den<br />
wirtschaftlichen Wettbewerb bestehen,<br />
die Universität ist den ökonomischen<br />
Erfordernissen anzupassen.<br />
Heute lautet die Dogmatik der Mobilisierung<br />
und Beschleunigung von Bildung<br />
(für immerwährendes Wirtschaftswachstum)<br />
kaum anders, aber zunehmend<br />
apodiktischer: „Mehr Absolventen,<br />
mehr Promotionen und mehr Dritt-<br />
mittel.“ Die neue Wissenspolitik fördert<br />
dabei nicht nur eine egozentrierte Perspektive<br />
der Studierenden, die von den<br />
Universitäten fatalerweise lediglich<br />
noch als Kunden definiert werden, denen<br />
keine Verantwortung für den Ort<br />
ihrer Bildung mehr zugemutet werden<br />
soll, sondern die vormals regulative<br />
Idee der Vermittlung akademischer<br />
Kompetenzen in einem selbstreflexiven<br />
Prozess wird weitgehend durch eine<br />
»Spätestens seit dem sog. ›Öffnungsbeschluss‹<br />
befindet sich die Republik<br />
in einem permanenten politischen<br />
›Bildungsstreik‹.«<br />
Form der Vermittlung von in Power-<br />
Point-Folien komprimiertem, fragmentiertem<br />
und trivialisiertem Wissen ersetzt,<br />
welches dann von den Studierenden<br />
kurzfristig gelernt und technokratisch<br />
idealtypisch in Massen-Multiple-<br />
Choice-E-Exams abgerufen werden soll.<br />
Diese „Infantilisierung des Lernprozesses“<br />
(Dieter Kirchhöfer) ist aber insofern<br />
immanent überzeugend, beruht sie<br />
doch auf der gewollten Vorgabe einer<br />
Massenuniversität mit niedrigen Durchfallquoten<br />
und geringen Kosten; d.h.<br />
mit wenigen Mitteln sollen möglichst<br />
viele akademische Abschlüsse (nicht<br />
Akademiker) produziert werden.<br />
Ungelöste strukturelle<br />
Probleme<br />
In Wahrheit stellt die politische Bologna-Vorgabe<br />
natürlich lediglich einen<br />
Teil der allgemeinen Misere einer deutschen<br />
Universität dar. Ein Grundproblem<br />
ist hier die politisch zu verantwortende,<br />
chronische Unterfinanzierung<br />
der Universitäten, die bereits über Jahr-<br />
zehnte anhält und schon im Ansatz keine<br />
befriedigende Lösung der strukturellen<br />
Defizite erlaubt. Spätestens seit dem<br />
– zwischen Staat und Universitäten vereinbarten<br />
– so genannten „Öffnungsbeschluss“<br />
der späten siebziger Jahre, welcher<br />
eine zeitlich befristete Überlastquote<br />
festgeschrieben hatte, befindet<br />
sich die Republik in einem permanenten<br />
politischen „Bildungsstreik“, der<br />
nun symbolhaft in den Bologna-Reformen<br />
kulminiert. Zu-<br />
gleich hat sich damit<br />
eine skandalöse Personalpolitik<br />
im Bereich<br />
der Wissenschaft etabliert,<br />
die kaum anders<br />
als eine systematische<br />
Ausbeutung universitärer<br />
Leistungsträger bezeichnet werden<br />
kann. Unterhalb der professoralen<br />
Ebene sind prekarisierte sowie (durch<br />
die zynische politische Befristungsobergrenze,<br />
die eine Art Berufsverbot gerade<br />
für qualifizierte Wissenschaftler darstellt)<br />
befristete Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen<br />
die Regel, nicht die<br />
Ausnahme. Da die wenigen Professoren<br />
und fest angestellten Wissenschaftler<br />
hier nicht einmal für einen kurzen Zeitraum<br />
in der Lage wären, den Lehr-, Betreuungs-<br />
und Prüfungsaufwand auch<br />
nur ansatzweise zu gewährleisten, kann<br />
man durchaus davon sprechen, dass ein<br />
Großteil des universitären Lehrbetriebs<br />
von einem (in diesem Sinne systemrelevanten)<br />
Prekariat geleistet wird, welches<br />
paradoxerweise die Führungskräfte<br />
von morgen ausbilden soll.<br />
Eine Langfassung dieses Artikels erscheint<br />
demnächst in C. Hungeling: Anthropologie –<br />
Bildung – Demokratie, Würzburg 2010.<br />
Anzeige
256 AKADEMISCHES PREKARIAT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Exzellente <strong>Lehre</strong><br />
zu Dumpingpreisen<br />
Ein offener Brief der Intelligenzija Potsdam*<br />
Es gibt eine fortschrittliche, westliche<br />
Industrienation, im Herzen<br />
der Europäischen Union<br />
gelegen, deren Regierende immer wieder<br />
betonen, wie wichtig doch gerade<br />
die Bildung für die Zukunft ihres Landes<br />
sei. Die Parole „Gute Arbeit muss<br />
gut bezahlt werden“ geht einher mit der<br />
öffentlich geäußerten Überzeugung „Investitionen<br />
in Bildung sind Investitionen<br />
in die Zukunft!“<br />
In diesem Land gibt es nun Universitäten,<br />
in welchen mithin die klügsten<br />
Köpfe der Nation zu Spitzenkräften<br />
verschiedenster Fachrichtungen ausgebildet<br />
werden sollen. „Exzellenz“ lautet<br />
die Devise. Ein Blick auf die Personalaus<strong>statt</strong>ung<br />
an deutschen Universitäten<br />
lässt erkennen: Die Anzahl der Beschäftigten<br />
in der Personalkategorie „Lehrbeauftragte“<br />
ist seit 1999 laut Statistischem<br />
Bundesamt um fast 50 Prozent<br />
gestiegen, während die Anzahl der Professuren,<br />
bei gleichzeitigem Rückgang<br />
von (Fest-)Anstellungen im sogenannten<br />
„akademischen Mittelbau“, nahezu<br />
stagnierte. Ein Blick auf die Personalaus<strong>statt</strong>ung<br />
in Brandenburg wiederum<br />
bestätigt diesen Trend nicht nur, sondern<br />
geht weit über ihn hinaus: Nachdem<br />
das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg<br />
an Brandenburgs Hochschulen<br />
1999 noch 704 Lehrbeauftragte zählte,<br />
so waren es 2008 mit 1331 fast doppelt<br />
so viele. Die Universität Potsdam, deren<br />
Lehrbeauftragte wir aktuell sind, konnte<br />
1999 noch 253, im vergangenen Jahr<br />
2009 dagegen 344 Lehrbeauftragte verzeichnen.<br />
Das ist nicht gerade ein verschwindend<br />
geringer Anteil, hält man<br />
dieser Zahl die der 219 Professoren entgegen,<br />
die im selben Jahr an der Universität<br />
Potsdam lehrten und forschten.<br />
Für die Exzellenz in der <strong>Lehre</strong> sind<br />
also immer mehr Lehrbeauftragte zuständig,<br />
die in steigendem Maße auch<br />
das Pflichtlehrprogramm der Universitäten<br />
bestreiten. Das für sich genommen<br />
ist noch kein Skandal, auch wenn<br />
die Personalkategorie „Lehrbeauftragte“<br />
ursprünglich dafür vorgesehen war,<br />
das grundständige Lehrangebot dort zu<br />
ergänzen, wo Experten aus der beruflichen<br />
Praxis gefragt sind.<br />
Wir wollen an unserem Beispiel illustrieren,<br />
in welcher Situation wir<br />
Lehrbeauftragten uns heute befinden:<br />
Lehrbeauftragte am Institut für Germanistik<br />
der Universität Potsdam erhalten<br />
für ein Proseminar, in dessen Rahmen<br />
sie sechs Monate lang an der Universität<br />
beschäftigt sind, eine einmalige Zahlung<br />
von 540 Euro. Inoffiziell sind mit<br />
»Der inoffizielle Stundenlohn für<br />
tatsächlich geleistete Arbeit liegt<br />
bei 4,80 Euro pro Arbeitsstunde.«<br />
dieser Einmalzahlung 30 Stunden <strong>Lehre</strong><br />
im Semester, mindestens 15 reguläre<br />
Sprechstunden, Vor- und Nachbereitungszeiten<br />
sowie die Bewertung von<br />
Klausuren, mündlichen Prüfungen oder<br />
Hausarbeiten abgegolten. Offiziell bezahlt<br />
werden ausschließlich die 30<br />
Lehrstunden. Die maximale Teilnehmerzahl<br />
für ein Proseminar sind 60 Studentinnen<br />
und Studenten. In einem<br />
Fach wie der Germanistik ist diese Zahl<br />
die Regel. Der offizielle Stundenlohn<br />
beträgt 18 Euro pro abgehaltene Lehrstunde.<br />
Der inoffizielle Stundenlohn für<br />
die tatsächlich geleistete Arbeit liegt –<br />
mit Minimalaufwand gerechnet – bei<br />
4,80 Euro pro Arbeitsstunde.<br />
Wir Lehrbeauftragten erhalten somit<br />
für die exzellente Ausbildung der<br />
klügsten Köpfe unseres Landes sogar<br />
noch deutlich weniger als den gewerkschaftlich<br />
geforderten Mindestlohn von<br />
7,50 Euro pro Stunde.<br />
Wir sind Menschen mit hervorragenden<br />
Hochschulabschlüssen, ForscherInnen,<br />
WissenschaftlerInnen, viele<br />
von uns sind bereits promoviert. Manche<br />
von uns haben das „Glück“, aus<br />
wohlhabenden, akademisch geprägten<br />
Elternhäusern zu stammen, die die soziale<br />
Absicherung übernehmen; einige<br />
haben gut verdienende Ehepartner, die<br />
uns absichern, oder wir können uns zumindest<br />
für eine gewisse Zeit durch das<br />
ein oder andere Stipendium finanzieren.<br />
Doch: Nicht wenige von uns sind<br />
auf das mickrige „Lehrbeauftragtengehalt“<br />
angewiesen, viele leben von mehreren<br />
Lehraufträgen, um auch nur einigermaßen<br />
überleben zu können. Die<br />
wenigsten von uns haben<br />
Familie. Wie sollten wir die<br />
auch ernähren?<br />
Die meisten von uns<br />
sind höchst qualifizierte<br />
und höchst engagierte heillose<br />
IdealistInnen. Nur deshalb kann<br />
diese Form der Ausbeutung überhaupt<br />
funktionieren. Eines ist sicher: Wir alle<br />
wünschen uns feste Stellen an einer<br />
Universität, um unserem Beruf und unserer<br />
Berufung nachgehen zu können<br />
und dafür adäquat entlohnt und sozial<br />
abgesichert zu werden. Doch die Lage<br />
von uns Lehrbeauftragten an deutschen<br />
Universitäten, in unserem Fall an der<br />
Universität Potsdam, zeigt uns: Die<br />
„Bildungsrepublik“ Deutschland lässt<br />
ihre nachwachsende Intelligenz am ausgestreckten<br />
Arm verhungern. Wir sind<br />
nicht mehr lange gewillt und in der Lage,<br />
die unwürdige Entlohnung unserer<br />
Arbeit zu ertragen.<br />
*Leicht gekürzt. Die Intelligenzija Potsdam ist<br />
eine Initiative zur Verbesserung der Lage von<br />
Doktoranden und Lehrbeauftragten an der Universität<br />
Potsdam. Kontakt mit Sabine Volk und<br />
Michael Bahn unter: intelligenzijapotsdam@<br />
web.de
258 ZIELVEREINBARUNGEN <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Wissenschaftsfreiheit begrenzt<br />
Gleichstellungsstandards<br />
Über die Grenzen von Zielvereinbarungen<br />
| CHRISTIAN B ICKENBACH | Zielvereinbarungen<br />
gehören mittlerweile zum Alltag von Fakultäten und Hochschulleitungen. Auch<br />
die Umsetzung von forschungsorientierten Gleichstellungsstandards soll in dieser<br />
Form erfolgen. Der Beitrag mahnt jedoch im Hinblick auf einzelne Instrumente<br />
zur Vorsicht.<br />
Hochschulen und wissenschaftliche<br />
Organisationen streben<br />
eine größere Beteiligung von<br />
Frauen in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong> an.<br />
Mittlerweile ist ca. die Hälfte der Studenten<br />
weiblich. Bereits im akademischen<br />
Mittelbau sind Frauen jedoch oftmals<br />
nicht entsprechend ihrem Anteil<br />
an den Absolventen repräsentiert. Das<br />
disproportionale Verhältnis setzt sich<br />
bei den Promotionen und erst Recht bei<br />
den Habilitationen und Lebenszeitprofessuren<br />
fort. Daher gibt es seit längerem<br />
Frauenförderpläne und Gleichstellungsbeauftragte.<br />
In jüngster Zeit setzen<br />
Hochschulleitungen auf den Abschluss<br />
von Zielvereinbarungen. Der Anstoß<br />
dazu geht von der Deutschen <strong>Forschung</strong>sgemeinschaft<br />
(DFG) aus, die<br />
strukturelle und personelle Gleichstellungsstandards<br />
verabschiedet und ihre<br />
Einhaltung zu einem relevanten Kriterium<br />
im Rahmen von Bewilligungsverfahren<br />
von <strong>Forschung</strong>sverbünden ihrer<br />
Mitgliedseinrichtungen gemacht hat.<br />
Die Hochschulleitungen streben zur<br />
Umsetzung der Standards den Abschluss<br />
von Zielvereinbarungen mit ihren<br />
Fakultäten an. Zielvereinbarungen<br />
sind Instrumente der indirekten horizontalen<br />
Steuerung, die die direkte hie-<br />
AUTOR<br />
Christian Bickenbach ist Habilitand<br />
am Lehrstuhl für<br />
Öffentliches Recht – Staatsund<br />
Verwaltungsrecht der<br />
Johannes Gutenberg-Universität<br />
Mainz.<br />
rarchische Einflussnahme ergänzen sollen.<br />
Sie müssen aber mit der Wissenschaftsfreiheit<br />
vereinbar sein. Zwei Vorschläge<br />
zum möglichen Inhalt solcher<br />
Zielvereinbarungen sind besonders brisant:<br />
die sanktionsbewehrte Vereinbarung<br />
von Maßnahmen und Zielen sowie<br />
die Einrichtung von Berufungsbeauftragten.<br />
Diese Maßnahmen werfen<br />
rechtliche Probleme auf, weil sie die innere<br />
Organisation der Fakultäten und<br />
die Entscheidung der Professoren über<br />
den Einsatz von Mitteln in <strong>Forschung</strong><br />
und <strong>Lehre</strong> berühren.<br />
»Wissenschaft, <strong>Forschung</strong><br />
und <strong>Lehre</strong> sind frei.«<br />
Wissenschaft, <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong><br />
sind frei. Das Grundgesetz schützt die<br />
auf wissenschaftlicher Eigengesetzlichkeit<br />
beruhenden Entscheidungen, Prozesse<br />
und Verhaltensweisen beim Auffinden<br />
von Erkenntnissen, ihrer Deutung<br />
und ihrer Weitergabe. Jeder nach<br />
Inhalt und Form ernsthafte und planmäßige<br />
Versuch zur Ermittlung der<br />
Wahrheit ist geschützt, soweit er auf einem<br />
methodisch geordneten Verfahren<br />
beruht. Die Eigengesetzlichkeit ist besonders<br />
hervorzuheben. Sie ist zu einem<br />
großen Teil die Freiheit der Wissenschaftsfreiheit.<br />
Sie steht im engen<br />
Zusammenhang zur ebenfalls geschützten<br />
Selbstbestimmung über Gegenstand<br />
und Methode. Selbstbestimmung und<br />
Eigengesetzlichkeit beeinflussen auch<br />
die Organisation von <strong>Forschung</strong> und<br />
<strong>Lehre</strong>. Geschützt sind z.B. die Auswahl<br />
der <strong>Forschung</strong>sgebiete, der -projekte<br />
und die Auswahl des für <strong>Forschung</strong> und<br />
<strong>Lehre</strong> geeigneten Personals. Daneben<br />
schützt die Wissenschaftsfreiheit auch<br />
die akademische Selbstverwaltung und<br />
das Recht zur Entscheidung über genuin<br />
wissenschaftliche Qualifikationen<br />
wie Promotion und Habilitation sowie<br />
die Entscheidung über Berufungsvorschläge.<br />
Personelle Fragen sind auch inhaltliche<br />
Fragen.<br />
Träger der Wissenschaftsfreiheit ist<br />
jede natürliche Person, die selbständig<br />
wissenschaftlich tätig ist oder tätig werden<br />
will. Die Wissenschaftsfreiheit ist<br />
aber nicht nur ein Individualgrundrecht.<br />
Träger der Wissenschaftsfreiheit<br />
sind auch juristische Personen des Privatrechts<br />
und des Öffentlichen Rechts<br />
sowie öffentlich-rechtlich verfasste<br />
Institutionen. Fakultäten und<br />
Fachbereiche können sich daher<br />
auf die (kollektive) Wissenschaftsfreiheit<br />
berufen. Sie sind<br />
die organisatorischen Grundeinheiten<br />
jeder Hochschule. Mit den<br />
Hochschulleitungen und Fakultäten<br />
stehen sich Institutionen gegenüber, die<br />
jeweils öffentlich-rechtlich verfasst und<br />
entsprechend berechtigt und verpflichtet<br />
sind. Auch die Hochschulleitungen<br />
sind daher Adressaten der Wissenschaftsfreiheit.<br />
Die von Zielvereinbarungen ausgehenden<br />
Wirkungen können in die Wissenschaftsfreiheit<br />
eingreifen. Derartige<br />
Vereinbarungen kann man zwar als Teil<br />
der öffentlich-rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
wissenschaftlicher Arbeit<br />
auffassen. Es kommt aber auf ihren Inhalt<br />
an. Die Bestellung von (fakultätsfremden)<br />
Berufungsbeauftragten, die<br />
Berufungsverfahren begleiten sollen,<br />
wäre jedenfalls ein Eingriff in das durch<br />
die Wissenschaftsfreiheit geschützte
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> ZIELVEREINBARUNGEN 259<br />
Auswahlverfahren der Fakultäten. Es<br />
handelt sich nicht mehr um eine bloße<br />
organisatorische Ausgestaltung von Berufungsverfahren,<br />
wenn und weil die<br />
Aufgaben der Berufungsbeauftragten<br />
die Berichter<strong>statt</strong>ung über den Verlauf<br />
der Verfahren und die Verfahrenskontrolle<br />
unter der Maßgabe von strategischen<br />
Zielen der Hochschulleitung sein<br />
sollen. Der Vorteil der Autonomie gegenüber<br />
den fakultätsinternen Frauenbeauftragten<br />
wird oftmals sogar hervorgehoben.<br />
Berufungsbeauftragte sind daher<br />
ein Instrument der Fremdsteuerung,<br />
das weit über eine bloße Verfahrensregelung<br />
hinausgeht. Gerade Organisationsnormen<br />
müssen einen möglichst<br />
breiten Raum für freie wissenschaftliche<br />
Betätigung sichern. Ein Eingriff in die<br />
Wissenschaftsfreiheit wäre auch die<br />
Vereinbarung von Sanktionen bei<br />
Nichterreichung der vereinbarten Ziele,<br />
also z.B. die Mittelkürzung oder Stellenstreichung.<br />
Dagegen lässt sich nicht<br />
einwenden, die Fakultäten hätten die<br />
Vereinbarungen freiwillig abgeschlossen.<br />
Erstens dürften die Dekane unter<br />
ziemlichem Druck der Hochschulleitungen<br />
stehen. Zweitens handelt es sich<br />
um Vereinbarungen zu Lasten Dritter,<br />
weil Mittelkürzungen und Stellenstreichungen<br />
regelmäßig die Professoren individuell<br />
treffen würden.<br />
Eingriffe in die Wissenschaftsfreiheit<br />
können gerechtfertigt sein, soweit sie einem<br />
verfassungsrechtlich legitimen<br />
Zweck dienen und verhältnismäßig<br />
sind. Letzteres ist der Fall, wenn eine<br />
Maßnahme gemessen an ihrem Zweck<br />
geeignet, erforderlich und angemessen<br />
ist. <strong>Forschung</strong>sorientierte Gleichstellungsstandards<br />
sollen dazu beitragen,<br />
die Beteiligung von Frauen in <strong>Forschung</strong><br />
und <strong>Lehre</strong> zu vergrößern. Das<br />
ist legitim, der Staat ist grundgesetzlich<br />
verpflichtet, die tatsächliche Durchsetzung<br />
der Gleichberechtigung von Frau-<br />
en und Männern zu fördern und auf die<br />
Beseitigung bestehender Nachteile hinzuwirken.<br />
Einfachgesetzliche Konkretisierungen<br />
finden sich in den Landesgleichstellungs-<br />
und den Landeshochschulgesetzen.<br />
Auch angesichts der demographischen<br />
Entwicklung und der<br />
Notwendigkeit, die vorhandenen humanen<br />
Ressourcen besser zu nutzen, ist die<br />
Steigerung der teilweise beschämend<br />
geringen Beteiligung von Frauen in der<br />
Wissenschaft ein legitimer Zweck.<br />
»Die Steigerung der teilweise<br />
beschämend geringen Beteiligung<br />
von Frauen in der Wissenschaft ist<br />
ein legitimer Zweck.«<br />
Zielvereinbarungen sind nur dann<br />
ein geeignetes Mittel, die Beteiligung<br />
von Frauen in der Wissenschaft zu steigern,<br />
wenn sie hierzu tauglich sind, also<br />
die Erreichung des Zwecks fördern. In<br />
dieser Hinsicht haben die Hochschulleitungen<br />
keine Einschätzungsprärogative.<br />
Dieses Vorrecht kommt aufgrund seiner<br />
Stellung und Funktion nur dem Gesetzgeber<br />
zu. Die Hochschulleitungen als<br />
Organ der wissenschaftlichen Selbstverwaltung<br />
können es nicht für sich beanspruchen.<br />
Die Geeignetheit ist fraglich, weil<br />
derartige Zielvereinbarungen schon unabhängig<br />
von ihrem konkreten Inhalt<br />
von einem höchst unsicheren Parameter<br />
abhängig sind: die Zahl der qualifizierten<br />
Frauen, die bereit sind, in die<br />
Wissenschaft zu gehen. Inwieweit Frauen<br />
ein Studium aufnehmen, promovieren<br />
oder habilitieren ist eine Entscheidung,<br />
die sie einerseits autonom treffen,<br />
andererseits von einer Vielzahl weiterer<br />
Parameter (Sicherheit im Beruf, Lebensplanung,<br />
konkurrierende Angebote<br />
aus anderen Berufsfeldern, Höhe der<br />
Vergütung, familiäre Situation etc.) abhängig<br />
ist, auf die die Fakultäten nur einen<br />
geringen Einfluss haben. Der eigentliche<br />
Anreiz zu wissenschaftlicher<br />
Tätigkeit sind interessante Fragestellungen<br />
und intrinsische Motive, die sich<br />
nur bedingt beeinflussen lassen. Daher<br />
ist fraglich, ob das von der DFG favorisierte<br />
Kaskadenmodell, d.h. die Zielgröße<br />
für jede Qualifikationsstufe orientiert<br />
sich am Frauenanteil der jeweils darunter<br />
befindlichen Stufe,<br />
geeignet ist. Das Modell<br />
baut auf einer<br />
quantitativen Größe<br />
auf. Wissenschaftsfreiheit<br />
baut jedoch auf<br />
Kreativität, Originalität<br />
und Brillanz, also auf<br />
Qualität, auf.<br />
Im Hinblick auf konkrete Maßnahmen<br />
dürfte die Bestellung von Berufungsbeauftragten<br />
gänzlich ungeeignet<br />
sein, die Beteiligung von Frauen in der<br />
Wissenschaft zu fördern. Ein solches<br />
entfernt an Staatskommissare erinnerndes<br />
Aufsichtsinstrument führt im Zweifel<br />
zu Abwehr- und Verweigerungshaltungen<br />
in den Fakultäten und hilft keiner<br />
Wissenschaftlerin, vor einer Berufungskommission<br />
zu bestehen. Die Bestellung<br />
von Berufungsbeauftragten ist<br />
auch nicht erforderlich. Als milderes,<br />
aber gleichermaßen wirksames Mittel<br />
existiert bereits regelmäßig die Pflicht<br />
der Berufungskommissionen alle Frauen,<br />
die das Anforderungsprofil einer<br />
Stelle erfüllen und sich beworben haben,<br />
zu einem Probevortrag einzuladen.<br />
Auch haben die Frauenbeauftragten der<br />
Fakultäten bereits jetzt ein Anhörungsrecht<br />
und Berichtsmöglichkeiten.<br />
Verfassungsgemäß ist ein Eingriff<br />
schließlich nur dann, wenn die Schwere<br />
der grundrechtlichen Beeinträchtigung<br />
mit der Bedeutung der mit der Maßnah-<br />
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260 ZIELVEREINBARUNGEN <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
me verfolgten Zwecke in einem angemessenen<br />
Verhältnis steht. Die Bestellung<br />
von Berufungsbeauftragten wäre<br />
daher auch unangemessen. Das Recht,<br />
einen Berufungsvorschlag frei von äußerer<br />
Einflussnahme zu erstellen, ist eines<br />
der wichtigsten Schutzgüter der kollektiven<br />
Wissenschaftsfreiheit. Es steht<br />
im engen Zusammenhang mit der inhaltlichen<br />
Ausrichtung einer Fakultät,<br />
die wiederum das Arkanum jedes wissenschaftlichen<br />
Kollektivs ist. Das Ziel,<br />
die Beteiligung von Frauen in der Wissenschaft<br />
zu steigern, wiegt angesichts<br />
der Vielschichtigkeit<br />
der Ursachen für die<br />
Unterrepräsentation<br />
die Schwere dieses<br />
Eingriffs nicht auf.<br />
Sanktionen – ihre<br />
Geeignetheit und Erforderlichkeit<br />
trotz aller<br />
Unsicherheiten einmal<br />
unterstellt – für den Fall der Zielverfehlung<br />
wären ebenfalls unangemessen.<br />
Der Entzug von Ressourcen ist ein<br />
äußerst schwerwiegender Eingriff in die<br />
Wissenschaftsfreiheit nicht nur der Fakultäten,<br />
sondern vor allem der betrof-<br />
fenen Professoren. Stellen und Mittel<br />
sind eine unerlässliche Arbeitsgrundlage.<br />
Außerdem könnten gerade solche<br />
Stellen betroffen sein, die bisher von<br />
qualifizierten Frauen besetzt waren.<br />
Umgekehrt ist es nicht gerade förderlich<br />
für die Motivation von Frauen, wenn<br />
auch nur der Verdacht entstünde, sie<br />
verdankten ihre Förderung weniger ihrer<br />
fachlichen Qualifikation als dem Bestreben,<br />
eine Zielvereinbarung zu erfüllen.<br />
Fazit: Die Eigengesetzlichkeit der<br />
Wissenschaft ist nicht nur bei Maßnah-<br />
»Die Bestellung von Berufungsbeauftragten<br />
ist gänzlich ungeeignet,<br />
die Beteiligung von Frauen<br />
in der Wissenschaft zu fördern.«<br />
men mit direkter rechtlicher Steuerungswirkung<br />
zu beachten. Auch Steuerungsmodelle,<br />
die auf Gleichordnung<br />
und Kooperation setzen, müssen zur<br />
Kenntnis nehmen, dass das Subjekt der<br />
Wissenschaftsfreiheit stets der Forscher<br />
Deutscher Hochschulrechtstag 2010<br />
Mittwoch, 19. Mai 2010 – Schloss Wahn<br />
bleibt. Die Rahmenbedingungen wissenschaftlicher<br />
Arbeit müssen diesem<br />
Umstand Rechnung tragen.<br />
Zielvereinbarungen zur Steigerung<br />
der Beteiligung von Frauen in der Wissenschaft<br />
können je nach Inhalt die individuelle<br />
und kollektive Wissenschaftsfreiheit<br />
stark berühren. Insbesondere<br />
die Bestellung von Berufungsbeauftragten<br />
und die Vereinbarung von<br />
Sanktionen wären Eingriffe in grundrechtlich<br />
geschützte Rechte. Die verfassungsrechtliche<br />
Rechtfertigung ist mehr<br />
als fraglich. Die Bestellung von Berufungsbeauftragten<br />
ist weder geeignet<br />
noch erforderlich noch angemessen. Jedenfalls<br />
unangemessen sind Sanktionen.<br />
Sie würden eher das Gegenteil bewirken.<br />
Fakultäten, die vor dem Abschluss<br />
von Zielvereinbarungen stehen, sollten<br />
sich genau überlegen, welchem Inhalt<br />
sie zustimmen. Förderpläne und Anreizsysteme<br />
können ein wirkungsvolles<br />
Mittel sein, mehr Frauen für die Wissenschaft<br />
zu gewinnen. Gleiches gilt für<br />
Mentoring-Programme, die – soweit ersichtlich<br />
– in der Praxis bisher nur eine<br />
geringe Rolle spielen.<br />
„Neue Leitungsstrukturen an den Hochschulen – Eine Zwischenbilanz“<br />
In den letzten Jahren ist ein bemerkenswerter<br />
Strukturwandel bei den Leitungsorganen<br />
deutscher Hochschulen zu verzeichnen. Unter<br />
dem Einfluss eines immer stärker werdenden<br />
Wettbewerbs- und Effizienzgedankens wurden<br />
die Leitungsstrukturen der Hochschulen<br />
Universität zu Köln<br />
Institut für Deutsches und Europäisches Wissenschaftsrecht<br />
Prof. Dr. Bernhard Kempen<br />
Prof. Dr. Michael Sachs<br />
Prof. Dr. Christian von Coelln<br />
in Kooperation mit<br />
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg<br />
Institut für Staats- und Verwaltungsrecht<br />
<strong>Forschung</strong>sstelle für Wissenschafts- und Hochschulrecht<br />
Prof. Dr. Max-Emanuel Geis<br />
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover<br />
Juristische Fakultät<br />
Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Völker- und Europarecht<br />
Prof. Dr. Volker Epping<br />
grundlegend reformiert. Bedeutsam ist hierbei<br />
namentlich der Wandel von einer grundsätzlich<br />
kollegialen Leitungsstruktur zu monokratischen<br />
Entscheidungsorganen. Als externe<br />
Kontrollorgane wurden Hochschulräte<br />
und Kuratorien etabliert. Haben sich diese<br />
Tagungshinweise<br />
Veränderungen positiv für die jeweiligen<br />
Hochschulen ausgewirkt oder stellen sie eine<br />
Gefahr für die Wissenschaftsfreiheit dar? Diesen<br />
Fragen will der 5. Deutsche Hochschulrechtstag<br />
nachgehen.<br />
Eine Anmeldung ist ab sofort möglich über die Internetseite<br />
www.hochschulrechtstag.de<br />
Möglich ist auch eine Anmeldung per E-Mail<br />
(hochschulrechtstag@uni-koeln.de) oder per Fax (0221 - 470 2948).<br />
Tagungsbeitrag<br />
Der Tagungsbeitrag beträgt 20,– Euro.<br />
Der Hochschulrechtstag wird finanziell unterstützt vom Verein zur<br />
Förderung des Deutschen und Internationalen Wissenschaftsrechts e.V.<br />
Tagungsort<br />
Schloss Wahn | Burgallee 2 | 51147 Köln (Porz-Wahn)<br />
Tel.: 02203 - 600 92 0 | Fax 02203 - 600 92 60<br />
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Neues Seminar<br />
LEBENSBILANZ UND NACHLASSGESTALTUNG<br />
Maritim Parkhotel Mannheim,<br />
Samstag, 12. Juni 2010, 9:30-17:00 Uhr<br />
In diesem DHV-Spezialseminar, das sich zeitlich an<br />
das Seminar „Emeritierung und Pensionierung“<br />
anschließt, wird zunächst thematisiert, wie ein wissenschaftlicher<br />
Nachlass dauerhaft gesichert werden kann<br />
und welche erbrechtlichen Grundsätze bei der Nachlassgestaltung<br />
und Vermögenswidmung zu beachten<br />
sind. Hieran schließt sich ein Block zum Thema<br />
Patientenverfügung an, der auf die neuen gesetzlichen<br />
Nachlassgestaltung<br />
Professor Dr. Anne Röthel, Bucerius Law School,<br />
Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Europäisches und<br />
Internationales Privatrecht<br />
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Professor Dr. Wolfram Höfling, Universität zu Köln,<br />
Institut für Staatsrecht; Sachverständiger im Gesetzgebungsverfahren<br />
des Deutschen Bundestages<br />
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die Teilnehmer Ansätze zu einer persönlich-kognitiven<br />
Bilanzierung der jeweiligen (wissenschaftlichen)<br />
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So gewinnen die Teilnehmer Impulse für die Planung<br />
und Gestaltung ihrer verbleibenden Lebensspanne.<br />
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Deutscher Hochschulverband, Dr. Ulrich Josten, Rheinallee 18, 53173 Bonn<br />
Tel.: 0228/902-6634, Fax: 0228/902-6697, josten@hochschulverband.de<br />
Die ausführlichen Seminarprogramme finden Sie unter www.karriere-und-berufung.de
262 (OSTER-)EI <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Das Drama des<br />
übergarten Eigelbs<br />
Das hat man doch im Gefühl! Fünf Minuten Zeit<br />
für das Frühstücksei<br />
| THOMAS V ILGIS | Es sind die alltäglichen Dinge<br />
oder Verrichtungen, die Denker und Wissenschaftler oft dazu anregen, vom Besonderen<br />
zum Grundsätzlichen zu kommen. Dies wiederum kann den Alltag bereichern<br />
und erhellen.<br />
Wer erinnert sich nicht gern<br />
an Loriots Klassiker um<br />
das Knollennasenpaar<br />
und dessen Drama mit dem Frühstücksei?<br />
Nach endlosem Zwiegespräch um<br />
genaue Kochzeit und Garzustand eskaliert<br />
der Streit nach dem Satz, eine gute<br />
Hausfrau habe es im Gefühl, dass das Ei<br />
nach genau viereinhalb Minuten weich<br />
ist, in der Prophezeiung „…morgen<br />
bringe ich sie um!“. Was soll am Eierkochen<br />
schon schwierig sein? Die Eier<br />
für eine gewisse Zeit in kochendes Wasser<br />
gegeben, ein paar Minuten warten,<br />
und schon liegt das gewünschte Resul-<br />
»Eier sind für Naturwissenschaftler<br />
Modellsysteme für die Zubereitung<br />
von tierischen Lebensmitteln.«<br />
tat vor. Tatsächlich ist diese Angelegenheit<br />
nicht ganz so einfach, denn selbst<br />
profane Eier bergen jede Menge Tücken.<br />
Tatsächlich sind Eier für Naturwissenschaftler<br />
Modellsysteme für die<br />
Zubereitung von tierischen Lebensmitteln,<br />
und offenbaren unter ihrer Schale<br />
eine ganze Reihe von fundamentalen<br />
Zusammenhängen, die bis in die gegenwärtige<br />
Proteinforschung hineinreichen.<br />
AUTOR<br />
Professor Dr. Thomas Vilgis<br />
lehrt Physik an der Universität<br />
Mainz und arbeitet am Max-<br />
Planck-Institut für Polymerforschung<br />
in Mainz.<br />
Kochzeit und Wärmeleitung<br />
Zunächst aber stellt das Ei gleichsam<br />
Physiker und Mathematiker vor eine<br />
schnell formulierte, aber schwierige Rechenaufgabe:<br />
Wie lange ist die Kochzeit,<br />
wenn das Ei aus dem Kühlschrank<br />
ins heiße Wasser gelegt wird, wenn dessen<br />
Dotter weich sein möge? Tatsächlich<br />
aber hängen die üblichen Erfahrungswerte<br />
von dreieinhalb bis fünf Minuten<br />
von weit mehr Faktoren ab, als es<br />
zunächst scheint. Schnell leuchten Größe<br />
und Anfangstemperatur des Eis als<br />
wichtige Parameter ein. Da ist die Eiform:<br />
Die Annahme, das Ei wäre eine<br />
homogene Kugel,<br />
vereinfacht die Sache<br />
zwar und dennoch<br />
landet man<br />
schnell in den Abgründen<br />
der Physik<br />
der Wärmeleitung,<br />
den partiellen Differentialgleichungen.<br />
Auch wenn diese Begriffe Unbehagen<br />
auslösen, lässt sich damit die Kochzeit<br />
mittels komplizierter Formeln berechnen.<br />
Das Gesetz der Wärmeleitung von<br />
J. Fourrier besagt, dass die pro Zeiteinheit<br />
in das Ei strömende Wärmeenergie<br />
vom jeweiligen Temperaturunterschied<br />
zwischen Ei und Kochwasser bestimmt<br />
ist, das Ei erwärmt sich langsam auch<br />
innen, und sobald die gewünschte Temperatur<br />
im Dotter erreicht ist, muss es<br />
aus dem Kochwasser genommen werden.<br />
Beim wachsweichen Ei darf das Eigelb<br />
nicht über 65°C erwärmt werden,<br />
für harte Eier sind 72°C vonnöten und<br />
beim Osterei darf der Dotter auch über<br />
90°C erfahren, damit die Torturen des<br />
Foto: picture-alliance<br />
Osterfests von den Eiern gut überstanden<br />
werden. In Kochzeiten ausgedrückt,<br />
bedeutet dies für Loriots Frühstücksproblem,<br />
weich: 3,5-4 Minuten,<br />
hart: 6-7 Minuten. Aber selbst die präziseste<br />
Vorhersage der Kochzeit und deren<br />
Messung ist nicht viel Wert, wenn<br />
man zum Beispiel das Legedatum und<br />
damit das Alter des Eis nicht kennt,<br />
denn auch davon hängt die Kochzeit ab.<br />
Wie viele Geheimnisse stecken wirklich<br />
im Ei?
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> (OSTER-)EI 263<br />
Eiklar: komplexe Flüssigkeit<br />
mit vielen Bestandteilen<br />
Dabei ist die Annahme, das Ei wäre<br />
eine Kugel das kleinste Problem. Ein<br />
Größeres ist die Tatsache, dass ein Ei<br />
kein homogener Körper ist, der an allen<br />
Stellen die Wärme gleich gut leitet,<br />
wenn wir an die unterschiedlichen Basismaterialien,<br />
Eischale, Eiklar und Eigelb<br />
denken. Aber selbst Eiklar und Eigelb<br />
bestehen aus mehreren Komponenten,<br />
den verschiedenen Proteinen,<br />
die allesamt bei unterschiedlichen Temperaturen<br />
gerinnen. Wenn sich während<br />
ein paar Tagen Lagerung von Eiern<br />
aus der gleichen Serie im Kühl-<br />
schrank die künftige Kochzeit auch<br />
noch verkürzt, dann lässt sich nur erahnen,<br />
was Eier wirklich sind: komplexe<br />
biophysikalische Systeme, deren Innenleben<br />
im Detail noch nicht so recht verstanden<br />
ist.<br />
Das wässrig glibberige Eiklar, das<br />
nach der Schale die Temperaturerhöhung<br />
zunächst erfährt, verhält sich entsprechend<br />
seiner Zusammensetzung<br />
kompliziert. Neben Wasser enthält es<br />
mehrere Proteine, die bei unterschiedlichen<br />
Temperaturen garen. Das Oval-<br />
bumin gerinnt dabei bei 71°C. Das Conalbumin<br />
hingegen bereits bei 62°C. Damit<br />
noch nicht genug, denn das Lyso-<br />
»Dabei ist die Annahme, das Ei<br />
wäre eine Kugel das kleinste<br />
Problem.«<br />
zym gart bei 78°C und das S-Ovalbumin<br />
erst bei 83°C. Die Proteine gerinnen also<br />
bei unterschiedlichen Temperaturen,<br />
was Eierkochen nicht einfacher macht.<br />
Mehr noch, die Garzeiten verändern<br />
sich im Laufe der Zeit. Vor allem senkt<br />
sich die Denaturierungstemperatur des<br />
Conalbumins um ein paar Grad Celsius<br />
während der Lagerzeit, da der pH-Wert<br />
der Eier dann steigt, indem natürlich<br />
eingelagertes Kohlendioxid aus dem Eiklar<br />
entweicht und sich in der Luftbzw.<br />
CO 2 blase ansammelt. Von „der“<br />
Gartemperatur des Eiklars kann daher<br />
gar nicht gesprochen werden. Wie es<br />
auch jeder genau weiß: ein Teil des Eiklars<br />
um Dotter und Hagelschnur bleibt<br />
auch nach vier Minuten noch glibberig.<br />
Übrigens, Ovomucin und Ovomucoid,<br />
ebenfalls im Eiklar vorhandene Proteine,<br />
und für dessen Glibberigkeit verantwortlich,<br />
denaturieren während des Kochens<br />
überhaupt nicht. Sie<br />
bleiben – nicht erschrecken<br />
– unverändert „roh“, geben<br />
aber dadurch dem gegarten<br />
Eiklar eine weiche Konsistenz.<br />
Eigelb: Lipoprotein, Lecithin<br />
und Cremigkeit<br />
Was aber ist mit dem Eigelb? Dessen<br />
Zusammensetzung ist nicht ganz so<br />
breit gestreut. Natürlich enthält es<br />
ebenfalls Proteine, Lecithin und daher<br />
auch Cholesterin (das wir in diesem Zusammenhang<br />
vollkommen außer Acht<br />
lassen). Wichtig ist für das Frühstückseiproblem<br />
lediglich die Gartemperatur<br />
des Eigelbs. Es beginnt bei 65°C zu gerinnen<br />
– und toleriert sogar 70°C ohne<br />
dass sich sein cremiges Mundgefühl dabei<br />
dramatisch ändert. Gerade beim Eigelb<br />
ist dies aber entscheidend, denn<br />
übergart mehlige Ostereierdotter, eine<br />
Folge zu langer Garzeit und zu hoher<br />
Temperatur, sind kulinarisch nicht besonders<br />
erbaulich.<br />
Garphysik, Gartechnik und<br />
Gargefühl<br />
Diese Reichhaltigkeit der Zusammensetzung<br />
und die Vielzahl der Gartemperaturen<br />
ist aber genau das Problem und<br />
Loriots Schlamassel. Lässt sich tatsächlich<br />
eine derartige Spanne unter einen<br />
Hut bringen, die ein perfektes Frühstücksei<br />
liefert? Aber ja, das Garprogramm<br />
ist damit genau festgelegt: Erst<br />
garen wir das Ei im 83°C heißen Wasser<br />
solange, bis die Eiklarschicht um den<br />
Dotter diese Temperatur erreicht. Dann<br />
nehmen wir das Ei heraus, schrecken es<br />
ab. Danach legen wir es für eine Stunde<br />
in ein Wasserbad mit 65°C. Somit sind<br />
Eiklar und Eigelb perfekt gegart. Im Eiklar<br />
bleibt nichts mehr wabbelig, dennoch<br />
wird es nicht hart oder übergart.<br />
Das Eigelb ist erfreulich cremig und<br />
kein bisschen grisselig.<br />
Bleibt nur noch ein Problem zu klären:<br />
Wer steht tatsächlich zwei Stunden<br />
vor dem Frühstück auf, um diese biophysikalisch<br />
korrekte Prozedur durchzuführen?<br />
Der Autor dieser Zeilen hat<br />
dafür, zugegeben, kein gutes Gefühl.<br />
Zum Thema sind vom Autor erschienen: „Geschmack,<br />
Aromen, Flavour – Molekularküche“<br />
im Tre Torri Verlag, Wiesbaden, 2009 und: „Die<br />
Molekül-Küche, Physik&Chemie des feinen Geschmacks“<br />
im Hirzel Verlag, Stuttgart 2005.
264 (OSTER-)EI <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Rund ums Ei<br />
Kulturgeschichtliche Streifzüge<br />
| ALOIS D ÖRING | Seine Natur – aus einem scheinbar<br />
toten Gegenstand erwächst Leben – macht das Ei zum symbolischen Gegenstand:<br />
In vielen Kulturen ist die Vorstellung von der Weltschöpfung aus einem Ei<br />
geläufig. Vom Schöpfungsmythos des „Welteis“ bis zum profanen Osterei – ein<br />
Lauf durch seine Geschichte.<br />
Weil das Ei das Geheimnis<br />
des Werdens und des Lebens<br />
in sich birgt, ist aus<br />
ihm auch die ganze Welt entstanden.<br />
Solche Ursprungsmythen der Welt<br />
(„Weltei-Kosmogonien“) finden sich im<br />
Orient und in Asien, ebenso bei den finno-ugrischen<br />
Völkern. Aber bis in Einzelheiten<br />
hinein haben die griechischen<br />
Orphiker den Schöpfungsmythos vom<br />
„Weltei“ ausgebaut; die erste Erwähnung<br />
dieser <strong>Lehre</strong> findet sich um 600 v.<br />
Chr. bei Epimenides. Für die orphische<br />
Religion beginnt die Weltentstehung<br />
nicht mit einer Gottheit, sondern für sie<br />
ist Gott das letzte Stadium in der Entwicklung<br />
des Lebens aus dem Leblosen.<br />
Ein riesiges Ei zerbirst; aus der unteren<br />
Schale geht die Erde hervor, aus der<br />
oberen bildet sich der Himmel.<br />
Der Schöpfungsmythos im finnischen<br />
Nationalepos „Kalevala“ schildert,<br />
wie die Welt aus dem Ei einer<br />
Tauchente entsteht, die auf dem Knie<br />
der Wassermutter Ilmatar brütet. Aus<br />
dem Nest fallen Eier und zerbersten,<br />
daraus entstehen Erde, Himmel, die<br />
Gestirne und Wolken.<br />
Weit verbreitet sind Mythen, die von<br />
der Entstehung eines Menschen aus<br />
dem Ei berichten. Helena und ihre Brü-<br />
AUTOR<br />
Dr. Alois Döring ist wissenschaftlicher<br />
Referent für Volkskunde<br />
beim Institut für Landeskunde<br />
und Regionalgeschichte<br />
des Landschaftsverbands<br />
Rheinland (LVR).<br />
der Kastor und Pollux beispielsweise<br />
sollen aus einem Ei hervorgegangen<br />
sein, das ihre Mutter Leda gelegt hat.<br />
Das „Ei der Philosophen“<br />
Seit der Antike ist das Ei als bildliches<br />
und symbolhaftes Hilfsmittel alchemistischer<br />
Rituale bezeugt, ebenso die Verwendung<br />
von Eiern als magisch-therapeutische<br />
Requisiten.<br />
»Aus dem eiförmigen Gefäß der<br />
Alchimisten – dem ›Ei der<br />
Philosophen‹, soll sich der Adler<br />
als befreite Seele erheben.«<br />
Naturmystische Spekulationen sehen<br />
im Ei das verschlossene alchemistische<br />
Gefäß und zugleich die prima materia,<br />
die zukünftige Entwicklung keimhaft<br />
in sich bergend. Im Ei ist die Weltseele<br />
eingeschlossen; aus dem eiförmigen<br />
Gefäß der Alchemisten – dem „Ei<br />
der Philosophen“ – soll sich der Adler<br />
als befreite Seele erheben oder auch der<br />
Stein der Weisen hervorgehen.<br />
Bildliche Darstellungen zeigen, wie<br />
der Alchemist den Stein der Weisen zu<br />
gewinnen sucht, indem er das Ei durch<br />
Hitze zerstört: „Die Philosophi aber<br />
zerdrümmern ihr Ey,…, dass es wachsen<br />
möge und neues Leben habe.“<br />
Das Ei gilt auch als Sinnbild der vier<br />
Elemente: die Schale ist die Erde, das<br />
weiße Häutchen die Luft, das Eiweiß<br />
das Wasser, das Eigelb das Feuer. Eine<br />
Pariser Miniatur des „Codex Ovide Moralisé“<br />
(Übersetzung von Ovids „Meta-<br />
morphosen“) zeigt einen Professor, der<br />
den Studenten die Elemente anhand eines<br />
Eies erklärt; hier ist die alles umhüllende<br />
Schale der Himmel und das<br />
Häutchen die Luft, das Eiweiß ist Symbol<br />
für das Wasser und das Eigelb für<br />
die Erde.<br />
Magischer Heilzauber findet sich in<br />
Ovids „Ars amatoria“: „Und es komme<br />
die Alte, die entsühne das Bett und<br />
Wohnraum, und trage vor sich mit zitternder<br />
Hand Schwefel und Eier.“ Es<br />
handelt sich hier um so genannte Lustral-Eier,<br />
die krankhafte körperliche<br />
oder seelische Stoffe an sich ziehen und<br />
danach weggeworfen werden.<br />
Das „Grabei“<br />
Dass den Toten Eier in das<br />
Grab mitgegeben wurden,<br />
reicht wohl schon in die<br />
Vorzeit zurück. Eier als<br />
Grabbeigaben sind bezeugt<br />
zum Beispiel in Telos, Eleusis,<br />
Korinth und in etruskischen Gräbern.<br />
Schon früh finden sich neben echten<br />
Eiern auch künstliche Nachbildungen:<br />
aus Aragonit, Alabaster, Kalkstein,<br />
Marmor und Ton, etwa in ägyptischen,<br />
griechischen, gallo-römischen und<br />
christlichen Gräbern.<br />
Das „Pessachei“<br />
Zentrales Ereignis des Passafestes<br />
(„Pessach“) ist der Sederabend, der aus<br />
verschiedenen, an besondere Ereignisse<br />
und Erlebnisse der jüdischen Vergangenheit<br />
erinnernden Bräuche und Riten<br />
besteht. In der Mitte des Tisches steht<br />
die Sederschüssel. In deren oberem<br />
rechten Teil liegt der Knochen mit etwas<br />
gebratenem Fleisch, der an das Passaopfer<br />
erinnert. Links oben liegt das<br />
hart gekochte Ei, das an das Opfer erinnert,<br />
das an jedem der drei „Wallfahrtsfeste“<br />
(Pessach: Auszug aus Ägypten;
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> (OSTER-)EI 265<br />
Shavuoth: Übergabe der Tora an Mose;<br />
Sukkoth: Laubhüttenfest in Erinnerung<br />
an die Zeit der Wüstenwanderung) dargebracht<br />
wird. Das Ei erfährt vielfältige<br />
Deutungen: Es wird als Symbol für die<br />
Zerstörung des Tempels von Jerusalem<br />
erklärt, denn das Ei ist Symbol der<br />
Trauer und traditionelle Speise der<br />
Trauernden. Für manche repräsentiert<br />
es das Sinnbild für Geburt und Leben,<br />
für andere die Härte des jüdischen Volkes,<br />
das so viel Schreckliches erduldet<br />
hat und daran nicht zerbrochen ist. Seine<br />
Zerbrechlichkeit vergegenwärtigt<br />
aber auch die Wandelbarkeit des<br />
menschlichen Geschicks.<br />
Das „Osterei“<br />
Das Ei ist das Symbol des christlichen<br />
Osterfestes schlechthin. Um das Ei haben<br />
sich im (mittel-)europäischen Raum<br />
Bräuche entwickelt, die letztlich<br />
Kirchenbrauch (Auferstehungssymbolik<br />
und Fastenvorschriften), Rechtsbrauch<br />
(Eierabgabe) sowie Schenkbräuche<br />
(Liebesgabe) zusammenfassen.<br />
Die frühchristliche Symbolsprache<br />
sieht im Ei die Auferstehung und die<br />
Hoffnung auf künftiges Leben verkörpert.<br />
Schon Melito, Bischof von Sardes<br />
(zweites Jahrhundert) spricht vom Ei in<br />
dieser Bedeutung („ovum spes“). Barocke<br />
Predigtsammlungen bieten eine<br />
wahre Fundgrube an Symbolbezügen;<br />
der Jesuit Georg Stengel (1585-1651)<br />
sieht im Ei das Symbol der Menschwerdung<br />
Christi, der Jungfrau Maria und<br />
Christi selbst, des Glaubens, der göttlichen<br />
Liebe, der Nächstenliebe, der<br />
Barmherzigkeit, der Geduld oder auch<br />
der Demut.<br />
Seit dem zwölften Jahrhundert ist<br />
die österliche Eiersegnung belegt. Sie<br />
bezieht sich auf den Brauch, an Hochfesten<br />
gesegnete Speisen zu sich zu nehmen,<br />
aber auch auf das offizielle Ende<br />
der Fastenzeit. Eier gehörten zu den<br />
während der vierzigtägigen vorösterlichen<br />
Bußzeit verbotenen Speisen und<br />
durften erst wieder am Osterfest verzehrt<br />
werden.<br />
Zu den religiösen Überlieferungen<br />
tritt die Eiergabe der Dorfgemeinschaft<br />
– französische Quellen des 12. Jahrhunderts<br />
erwähnen bereits Eierabgaben als<br />
österlichen Naturalzins – und das gegenseitige<br />
Beschenken mit Eiern. Das<br />
Ei, das noch verschlossenes Leben in<br />
sich birgt, erhält auch seine Funktion<br />
als Liebesgabe.<br />
Das Färben von Eiern setzt im 12.<br />
bzw. 13. Jahrhundert ein; die Eier weisen<br />
durch ihre rote Farbe auf den aufer-<br />
Foto: picture-alliance<br />
standenen Christus und das durch ihn<br />
vergossene Blut hin. Dekore durch Bemalen,<br />
Ätzen oder andere Techniken,<br />
wie es in osteuropäischen Ländern,<br />
aber auch in der sorbischen Lausitz und<br />
in der hessischen Schwalm üblich ist,<br />
werden erst in der Neuzeit populär.<br />
Zur profanen Brauchkultur gehören<br />
Verstecken und Suchen von Ostereiern,<br />
die Ostereierspiele sowie das Heischen<br />
um Eier. Dieser Brauch ist schon 1142<br />
für Rom bezeugt, wo während der Fas-<br />
Foto: picture-alliance<br />
Piero della Francesca „La Madonna e Santi con Federico da Montefeltro orante“, um<br />
1470 (Biblioteca di Brera). Das von der Decke herabhängende Ei mag die Menschwerdung<br />
Christi oder auch die Unbefleckte Empfängnis Mariens symbolisieren.<br />
tenzeit Kinder vor den Kirchen und Privathäusern<br />
sangen und dafür mit Eiern<br />
belohnt wurden.<br />
Quellen:<br />
Alois Döring: Rheinische Bräuche durch das<br />
Jahr. 2. Auflage Köln 2007<br />
Israel M. Lau: Wie Juden leben. 6. Auflage Gütersloh<br />
2005<br />
Robert Wildhaber: Zum Symbolgehalt und zur<br />
Ikonographie des Eies, in: Deutsches Jahrbuch<br />
für Volkskunde 6 (1960) S. 77-84
266 FORSCHUNG <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Ergründet<br />
und entdeckt<br />
Reparatur von Gelenkknorpeln<br />
Auf überraschend einfachem<br />
Weg ist es Forschern<br />
von der Universität<br />
Maastricht im Tierversuch gelungen,<br />
Ersatz für geschädigtes<br />
Knorpelgewebe im eigenen<br />
Körper nachwachsen zu lassen.<br />
Sie spritzten dazu lediglich<br />
etwas Agarose-Gel unter<br />
die Knochenhaut am Schienbein<br />
der Tiere. Ohne weiteres<br />
Zutun wuchs in diesem „Bioreaktor“<br />
innerhalb weniger<br />
Deutschlands Konzertund<br />
Opernhäusern<br />
droht schon in naher Zukunft<br />
ein dramatischer Niedergang.<br />
Zu diesem Schluss<br />
kommt der Kulturwissenschaftler<br />
Martin Tröndle von<br />
der Zeppelin Universität<br />
Friedrichshafen. Demnach<br />
wird das Klassik-Publikum in<br />
den nächsten 30 Jahren um<br />
mehr als ein Drittel zurückgehen.<br />
Das Durchschnittsalter<br />
des Klassik-Publikums<br />
ist dem Wissenschaftler zufolge<br />
fast drei Mal so schnell<br />
gestiegen wie das der Gesamtbevölkerung.<br />
Das eigentliche<br />
Problem der Konzert-<br />
und Opernhäuser sei<br />
deshalb der mangelnde<br />
Nachwuchs in jüngeren Altersgruppen;<br />
solchen vor allem,<br />
die eine völlig andere<br />
musikalische Sozialisation<br />
erlebt hätten. Derzeit profitiere<br />
der Kunstmusikbetrieb<br />
noch von der Umkehrung der<br />
Alterspyramide. Das werde<br />
sich aber dramatisch ändern,<br />
wenn die nach 1960 Gebore-<br />
Wochen Knorpel heran, der<br />
dann entnommen und zur Reparatur<br />
von geschädigtem Gelenkknorpel<br />
eingesetzt werden<br />
konnte. Verletzungen und Verschleiß<br />
von Gelenkknorpel gehören<br />
zu den häufigsten orthopädischen<br />
Erkrankungen.<br />
Eine sog. Arthrose tritt vor allem<br />
im Knie- und Hüftgelenk<br />
auf, aber auch Schulter, Ellbogen<br />
und andere Gelenke können<br />
betroffen sein. Bislang ist<br />
Leere Konzert- und Opernhäuser?<br />
Foto: picture-alliance (Kölner Philharmonie)<br />
nen vermehrt zum Zielpublikum<br />
würden. Der Wissenschaftler<br />
kritisiert, dass nur<br />
ca. ein Prozent der öffentlichen<br />
Kulturförderung für die<br />
Entwicklung von neuen Angebotsformen<br />
ausgegeben<br />
wird. Der klassische Konzertbetrieb<br />
habe sich in den letzten<br />
hundert Jahren kaum den<br />
veränderten Rezeptionsbe-<br />
unbekannt, auf welche Weise<br />
das Agarose-Gel die Knorpelbildung<br />
anregt. Die Wissenschaftler<br />
vermuten, dass es für<br />
einen Sauerstoffmangel in<br />
dem Bioreaktor sorgt, der die<br />
Knorpelbildung begünstige.<br />
Außerdem scheine die Umgebung<br />
direkt unter der Knochenhaut<br />
auf die Bildung des<br />
Knorpels Einfluss zu nehmen<br />
(dpa, 15.2.2010; DOI:10.<br />
1073/pnas. 090777 4107).<br />
dingungen angepasst, kritisiert<br />
der Wissenschaftler. Er<br />
plädiert dafür, „die Kunstform<br />
Konzert als ästhetischsoziale<br />
Präsentationsform<br />
zeitgemäß weiterzuentwickeln,<br />
um der Musealisierung<br />
des Konzerts und der steten<br />
Veralterung des Publikums<br />
entgegenzuwirken“ (Zeppelin<br />
University, 2.3.2010).<br />
Bakterieller<br />
Fingerabdruck<br />
Künftig könnten auch<br />
hinterlassene Hautbakterien<br />
zum Täter führen: Dieser<br />
bakterielle Fingerabdruck<br />
kann dort ansetzen, wo keine<br />
genetischen Fingerabdrücke<br />
gefunden werden. Zu diesem<br />
Schluss kommen Wissenschaftler<br />
der University of<br />
Colorado. Sie nahmen Bakterienproben<br />
von neun privaten<br />
Rechnertastaturen und<br />
-mäusen, ebenso von den<br />
Handflächen ihrer Besitzer.<br />
Daraus extrahierten sie das<br />
Erbgut der Bakterien. Für die<br />
Studie entnahmen sie noch<br />
das Erbgut aus Kulturen öffentlicherComputeroberflächen<br />
und nutzten die Daten<br />
von 270 weiteren verschiedenen<br />
Handproben. In allen<br />
neun Fällen konnten die Forscher<br />
den individuellen Bakterienmix<br />
zum jeweiligen Besitzer<br />
zuordnen. Bei gewöhnlicher<br />
Raumtemperatur blieben<br />
die Hauptbakterien den<br />
Wissenschaftlern zufolge bis<br />
zu zwei Wochen unverändert<br />
an Gegenständen haften.<br />
Deshalb eigne sich die Methode<br />
zur gerichtsmedizinischen<br />
Identifikation. Sind<br />
keine Spuren von Speichel,<br />
Blut, Gewebe für eine DNA-<br />
Analyse zu finden, kann der<br />
bakterielle Fingerabdruck<br />
zum Täter führen. Weitere<br />
Untersuchungen zur Genauigkeit<br />
des Verfahrens seien jedoch<br />
nötig (dpa, 22.3.2010;<br />
DOI: 10.1073/ pnas.10001<br />
62107).
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> FORSCHUNG 267<br />
Body-Mass-Index untauglich<br />
Der Body-Mass-Index<br />
spielt keine Rolle für<br />
das Schlaganfall-, Herzinfarkt-<br />
oder Todesrisiko eines<br />
Menschen. Zu diesem<br />
Schluss kommen Mediziner<br />
der Universität München in<br />
einer aktuellen Studie. Demnach<br />
ist nicht die Menge, sondern<br />
die Verteilung des Körperfetts<br />
für Herzkrankheiten<br />
und andere Leiden entscheidend.<br />
Der Speck um den<br />
Bauch kann schädliche Fettsäuren<br />
abgeben und diverse<br />
Botenstoffe in den Körper abgeben,<br />
die Entzündungen fördern.<br />
Das passiert auch und<br />
gerade in den Gefäßen, was<br />
Migräne-Stopper<br />
Mit magnetischen Impulsen<br />
haben US-<br />
Forscher die Schmerzen von<br />
Migräne-Patienten lindern<br />
können. Die Impulse wurden<br />
von handlichen Geräten abgegeben,<br />
mit denen sich die Patienten<br />
selbst behandeln können.<br />
Nebenwirkungen traten<br />
bei der Studie mit insgesamt<br />
267 Teilnehmern nicht auf, berichteten<br />
die Forscher. Bei 39<br />
Prozent der Probanden verschwanden<br />
die Schmerzen.<br />
Die sog. Transkranielle Magnetstimulation<br />
(TMS) ist<br />
schon länger als möglicher<br />
„Adhäsions-Kran“<br />
Nach dem Vorbild klebriger<br />
Käferfüße haben<br />
Forscher von der Cornell University<br />
in Ithaca einen Miniatur-Kran<br />
konstruiert, der seine<br />
Lasten nur mit der Kraft eines<br />
dünnen Flüssigkeitsfilms hebt.<br />
Das Gerät trage bereits ein<br />
Vielfaches des eigenen Gewichts.<br />
Wer die Experimente<br />
im Prinzip nachvollziehen<br />
möchte, kann einfach ein<br />
feuchtes Blatt Papier an eine<br />
Fensterscheibe kleben. Das<br />
Blatt wird dort ohne weiteres<br />
halten, auch wenn die Scheibe<br />
kopfüber gehalten wird. Ursa-<br />
die Ateriosklerose vorantreibt.<br />
Hüft-, Oberschenkelund<br />
Gesäßfett hingegen hätten<br />
nach jüngsten Erkenntnissen<br />
nichts mit dem Risiko<br />
für Herz-Kreislauferkrankungen<br />
zu tun und wirken mitunter<br />
schützend, wie manche<br />
Untersuchungen zeigten. Die<br />
Wissenschaftler empfehlen<br />
daher eine neue Messgröße,<br />
und zwar den Wert WtHR<br />
(aus dem Englischen für<br />
waist-to-height-ratio). Dieser<br />
ergibt sich, wenn man den<br />
Taillenumfang durch die Körpergröße<br />
teilt (Universität<br />
München, März 2010; DOI:<br />
10.1210/jc.2009-1584).<br />
Ansatz gegen Depression, Tinnitus<br />
und Parkinson im Einsatz.<br />
Die Therapie wurde bisher<br />
zwar nur an Patienten mit<br />
Aura erprobt, helfe aber möglicherweise<br />
bei Migräne ohne<br />
Aura. Unter dem Begriff Aura<br />
werden Symptome wie Prickeln<br />
in den Gliedern, Lichtflecken<br />
vor den Augen und<br />
Probleme beim Sprechen zusammengefasst.<br />
Etwa 20 bis<br />
30 Prozent der Migräne-Patienten<br />
leide darunter (dpa,<br />
8.3.2010, DOI 10.1016/S1474-<br />
4422(10)70054-5, DOI:10.10<br />
16/S1474-4422(10)70063-6).<br />
che sind die Adhäsionskräfte,<br />
die der feine Wasserfilm zwischen<br />
dem Glas und den Papierfasern<br />
ausbildet. Die Wissenschaftler<br />
nahmen sich dieses<br />
Prinzip zum Vorbild und<br />
konstruierten unter anderem<br />
mit herkömmlicher Technik<br />
aus der Halbleiter-Industrie<br />
eine rund zwei mal zwei Zentimeter<br />
große Platte mit zahlreichen<br />
mikroskopisch feinen<br />
Löchern darin. Sie wird waagerecht<br />
in eine Halterung gespannt.<br />
Über ein Reservoir<br />
kann eine Miniatur-Pumpe<br />
Wasser in die Löcher pressen<br />
Foto: picture-alliance (Krallenfrosch)<br />
Chemisch kastriert<br />
Eines der am weitesten verbreiteten Unkrautvernichtungsmittel<br />
könnte für den dramatischen Rückgang der<br />
Froschpopulationen weltweit mitverantwortlich sein: In Experimenten<br />
von Forschern der University of California hat das<br />
Spritzmittel Atrazin männliche Krallenfrösche chemisch kastriert.<br />
Zum Teil verwandelte es die Männchen sogar komplett<br />
in Weibchen. Obwohl diese Männchen genetisch männlich<br />
waren, paarten sich diese „Schein-Weibchen“ mit anderen<br />
Männchen und produzierten lebensfähige Eier. Der Nachwuchs<br />
dieser Tiere war naturgemäß komplett männlich. Auch<br />
beim Menschen beeinträchtige die Chemikalie einer Studie<br />
zufolge die Spermiendichte und -qualität und schränke die<br />
Fruchtbarkeit ein. In Deutschland ist Atrazin seit 1991 verboten,<br />
auch auf EU-Ebene gibt es ein Anwendungsverbot. Rückstände<br />
der Chemikalie fänden sich aber auch heutzutage noch<br />
in den Gewässern. In den USA ist die Anwendung des Unkrautvernichtungsmittels<br />
weiterhin erlaubt (dpa, 8.3.2010;<br />
DOI: 10.1073/pnas. 0909519107).<br />
– und zwar gerade so viel,<br />
dass unter jedem Loch ein<br />
winziger, halbrunder Tropfen<br />
hängt. Auf Wunsch zieht die<br />
Pumpe das Wasser wieder zurück,<br />
dann ist nur noch eine<br />
löchrige Platte zu sehen. Um<br />
eine Last zu heben, wird diese<br />
vorsichtig unterhalb der Platte<br />
in Position gebracht. Dann<br />
wird die Pumpe aktiv, das<br />
Wasser wölbt sich nach unten<br />
und benetzt die Last, die haften<br />
bleibt. Dazu, darauf weisen<br />
die Forscher besonders<br />
hin, muss keine zusätzliche<br />
Kraft aufgebracht werden, die<br />
Kapillarkräfte wirken allein.<br />
Bei einem Elektromagneten<br />
hingegen, der eine stählerne<br />
Last hochziehen soll, müsste<br />
die ganze Zeit über ein Strom<br />
fließen. Um das Gewicht wieder<br />
loszuwerden, zieht die<br />
Pumpe das Wasser in sein Reservoir<br />
oberhalb des löchrigen<br />
Chips zurück. Das Verfahren<br />
nennen die Wissenschaftler<br />
„switchable electronically<br />
controlled capillary adhesion<br />
device (SECAD)“ (dpa, 8.3.<br />
2010; DOI: 10.1073/pnas.091<br />
4720107).<br />
Vera Müller
268 BÜCHER <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Lesen und<br />
lesen lassen<br />
Bildungspolitisches<br />
Plädoyer<br />
Seit Josef Kraus 1987 Präsident des<br />
Deutschen <strong>Lehre</strong>rverbandes wurde,<br />
ist er als scharfzüngiger Kritiker von<br />
Fehlentwicklungen der Bildungspolitik<br />
bekannt geworden. Er bezeichnet sein<br />
neuestes Buch im Untertitel zu Recht<br />
als Streitschrift. Die Richtung seiner Argumentation<br />
wird durch die Überschrift<br />
des Einführungskapitels treffend charakterisiert:<br />
Gegen eine Bildungspolitik<br />
mit der Abrissbirne. Über sich selbst<br />
und seine Ziele schreibt Kraus gleich<br />
am Anfang: Der Verfasser hat kein Problem,<br />
sich als Konservativer zu bekennen.<br />
Bildungspolitisch konservativ zu<br />
sein heißt, am Bewährten festhalten,<br />
das Vorhandene behutsam weiterentwickeln<br />
und aus der Tradition des deutschen<br />
Bildungsidealismus heraus auf<br />
das Übernützliche in Erziehung und<br />
Bildung setzen. Und er betont, dass sich<br />
nicht das Bewährte vor dem Neuen,<br />
sondern das Neue vor dem Bewährten<br />
rechtfertigen muss. Für ihn hat Bildung<br />
einen zweifachen Auftrag: Sie hat Nützliches<br />
und Verwendbares zu vermitteln,<br />
und sie hat persönliche und kulturelle<br />
Identität zu fördern. Hart setzt er sich<br />
mit dem Begriff der Bildungsgerechtigkeit<br />
auseinander und sagt: Was hier<br />
aufgelegt wird, mutet wie eine Verschwörungstheorie<br />
an, wo behauptet<br />
wird, das gegliederte Schulsystem habe<br />
den Zweck, eine ständische Gesellschaft<br />
zu erhalten und unliebsame Konkurrenten<br />
aus schwächeren Schichten<br />
abzuschieben. Für ihn geht es in der Bildung<br />
nicht um Chancenverteilung, sondern<br />
um Chancennutzung, wobei die<br />
Motivation, die erforderliche Anstrengung<br />
auf sich zu nehmen, zum Teil eine<br />
Frage der Schichtzugehörigkeit sei. Er<br />
wettert gegen die missbräuchliche<br />
Gleichsetzung von Gerechtigkeit und<br />
Gleichheit und betont, dass nichts so<br />
ungerecht sei wie die Gleichbehandlung<br />
Ungleicher. Kraus sieht zwar den politischen<br />
Ursprung dieser Gleichsetzung in<br />
der linken Ecke, aber inzwischen habe<br />
sich auch die CDU bildungspolitisch<br />
immer mehr abgesetzt und mache eine<br />
Sozialdemokratisierung ohnegleichen<br />
mit. Ich habe in diesem Buch eine große<br />
Fülle an bildungspolitisch relevantem<br />
Material gefunden und meine, dass es<br />
nicht nur denjenigen zu empfehlen ist,<br />
die sich den Argumenten des Autors<br />
vorbehaltlos anschließen können, sondern<br />
allen, die in bildungspolitischen<br />
Fragen kompetent<br />
mitreden wollen.<br />
Josef Kraus: Ist die Bildung<br />
noch zu retten? Eine<br />
Streitschrift. Herbig-<br />
Verlag, München, 2009,<br />
223 Seiten, 16,95 €.<br />
Professor (em.) Dr. Siegfried Wendt,<br />
Hasso-Plattner-Institut Potsdam<br />
Medizingeschichte<br />
Die Medizin ist ein multidisziplinäres<br />
Unterfangen. Erkenntnisse z.B.<br />
der Chemie, Physik, Biologie, Mathematik<br />
oder Technik bedingen den medizinischen<br />
Fortschritt, den Andras Gedeon<br />
anhand von 99 bahnbrechenden Publikationen<br />
nachzeichnet: von Dürers ersten<br />
Versuchen im frühen 16. Jahrhundert,<br />
die Mathematik zur Beschreibung<br />
der Proportionen des menschlichen Körpers<br />
heranzuziehen, bis zur Entwicklung<br />
des transaxialen Positronen-Emissions-<br />
Tomographen durch Michael Phelps im<br />
späten 20. Jahrhundert. Neben einer biographischen<br />
Skizze wird jeweils der Inhalt<br />
der wegweisenden Publikation wiedergegeben<br />
und der Einfluss der Entdeckung<br />
auf spätere Entwicklungen in der<br />
Medizin aufgezeigt. Zahlreiche Fotos<br />
von Originaldokumenten, medizinischen<br />
Geräten und Abbildungen illustrieren<br />
auf beeindruckende Weise die fortschreitenden<br />
Leistungen in der Medizin.<br />
Andras Gedeon: Fortschritte<br />
der Medizin<br />
durch Wissenschaft und<br />
Technik. 99 wegweisende<br />
Veröffentlichungen<br />
aus fünf Jahrhunderten,<br />
Spektrum Akademischer<br />
Verlag, Heidelberg 2010,<br />
551 Seiten, 59,95 €.<br />
Ina Lohaus<br />
BÜCHER ÜBER<br />
WISSENSCHAFT<br />
Detlef Bluhm: Von Autoren,<br />
Büchern und Piraten<br />
Kleine Geschichte der Buchkultur.<br />
Artemis und Winkler Verlag, Düsseldorf<br />
2009, 268 Seiten, 18,- €.<br />
Hans-Jörg Bullinger (Hg.):<br />
Technology Guide<br />
Principles, Applications, Trends.<br />
Springer Verlag, Berlin 2009,<br />
600 Seiten, 79,95 €.<br />
Gordon Cheers (Hg.): Scientifica<br />
Meilensteine aus der Welt der<br />
Wissenschaft. Mathematik, Physik,<br />
Astronomie, Biologie, Chemie,<br />
Geologie, Medizin. Verlag<br />
Ullmann/Tandem, Potsdam 2009,<br />
512 Seiten, 25,- €.<br />
Deutsches Institut für Interne Revision<br />
e. V. Arbeitskreis „Interne<br />
Revision im Krankenhaus“ (Hg.):<br />
Drittmittel in der klinischen<br />
<strong>Forschung</strong><br />
Ein Prüfungsleitfaden – nicht nur<br />
für Krankenhäuser. Erich<br />
Schmidt Verlag, Berlin 2009,<br />
422 Seiten, 69,95 €.<br />
Noyan Dinçkal / Christof Dipper /<br />
Detlef Mares (Hg.): Selbstmobilisierung<br />
der Wissenschaft<br />
Technische Hochschulen im<br />
„Dritten Reich“. Wissenschaftliche<br />
Buchgesellschaft, Darmstadt<br />
2010, 300 Seiten, 49,90 €.<br />
Elisabeth Pernkopf u. Johannes<br />
Rauchenberger (Hg.): Wissenschaften<br />
– Machenschaften<br />
Gespräche zwischen <strong>Forschung</strong><br />
und Öffentlichkeit. Verlag Königshausen<br />
& Neumann, 136 Seiten,<br />
24,- €.<br />
Thomas Wieland: Neue Technik<br />
auf alten Pfaden?<br />
<strong>Forschung</strong>s- und Technologiepolitik<br />
in der Bonner Republik. Eine<br />
Studie zur Pfadabhängigkeit des<br />
technischen Fortschritts. Transcript<br />
Verlag, Bielefeld 2009,<br />
292 Seiten, 29,80 €.
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> LESERFORUM 269<br />
Zustimmung<br />
und Widerspruch<br />
Heft 1: Realität an deutschen<br />
Universitäten<br />
Zukunftsfeld<br />
Hans-Albrecht Koch<br />
bespricht das von Jürgen<br />
Kaube herausgegebene<br />
Bändchen „Die Illusion<br />
der Exzellenz“,<br />
das sich kritisch mit der<br />
Einführung des Bachelor-/Master-Systems<br />
auseinandersetzt<br />
(S. 40). Herr Koch führt dabei ohne direkt<br />
erkennbaren Bezug zum besprochenen<br />
Buch als Beispiel für die „banale<br />
Realität“ den Studiengang „Wasser“ an,<br />
der ohne Chemie auskomme. Da ein Bachelor-Studiengang<br />
„Wasser“ in Deutschland<br />
lediglich an der Universität Duisburg-Essen<br />
angeboten wird, bezieht sich<br />
diese Bemerkung wohl auf diesen Studiengang.<br />
Dieser Studiengang läuft seit<br />
mittlerweile acht Jahren in der Fakultät<br />
für Chemie als eigenständiger Zweig neben<br />
dem Studiengang Chemie. Er ist<br />
höchst erfolgreich mit 80 bis 110 Studienanfängern<br />
pro Jahr. Aufgrund des langen<br />
Bestehens können wir mittlerweile<br />
auch sagen, dass die Absolventen erfolgreich<br />
in Industrie oder Wissenschaft unterkommen.<br />
Wie in allen naturwissenschaftlichen<br />
Studiengängen beobachtet,<br />
streben dabei die meisten Absolventen<br />
einen weiterführenden Master-Abschluss<br />
im konsekutiven Studiengang<br />
oder anderen Masterprogrammen an,<br />
viele im Anschluss auch eine Promotion.<br />
Die Studieninhalte im Bachelor-Studiengang<br />
sind zu mehr als einem Drittel<br />
identisch mit denen des Chemie-Studiengangs<br />
– die Behauptung, der Studiengang<br />
komme ohne Chemie aus, ist also<br />
offensichtlich aus der Luft gegriffen.<br />
Auch die weiteren Studieninhalte mit<br />
Fokus auf Mikrobiologie, Biochemie,<br />
Wasserchemie und Analytik gehören in<br />
kleinerem Umfang zu vielen Chemie-<br />
Curricula. Der Unterschied zum klassischen<br />
Fachstudium ist, dass hier orientiert<br />
am System Wasser disziplinübergreifende<br />
naturwissenschaftliche Kenntnisse<br />
mit Schwerpunkt auf Chemie und<br />
Mikrobiologie vermittelt werden. Dass<br />
auf diese Weise relevante Kenntnisse in<br />
einem der thematisch wichtigsten Zukunftsfelder<br />
erfolgreich vermittelt werden<br />
können, zeigen die zahlreichen überaus<br />
positiven Rückmeldungen zu den vielen<br />
Studierenden, die von der Fakultät gefördert<br />
ihre Abschlussarbeiten im Ausland<br />
durchführen. Auch die Bewertung des<br />
Studiengangs durch die Absolventen und<br />
Absolventinnen selbst ist zum größten<br />
Teil sehr positiv. Zusammenfassend<br />
bleibt für die Kritiker einiger Auswüchse<br />
des Bachelor-/Master-Systems die Bitte,<br />
sich an Fakten zu halten. Andernfalls<br />
dürfen sie sich nicht wundern, wenn ihre<br />
berechtigte Kritik ebenfalls verhallt.<br />
Professor Dr. Torsten C. Schmidt, Universität<br />
Duisburg-Essen<br />
Heft 2: Postmoderne<br />
Wanderjahre<br />
Transaktionskosten<br />
Andreas Wimmel trifft<br />
den Nagel auf den<br />
Kopf, wenn er feststellt,<br />
dass man sich als moderner<br />
Post-Doc zwar<br />
wie ein VIP fühlt, aber<br />
nur ein Getriebener ist.<br />
Nun, ich bin auch so ein Getriebener<br />
gewesen und darf aus der Erfahrung<br />
von überdurchschnittlich vielen Berufungsvorträgen<br />
mitteilen, dass die Auszeichnung<br />
„btA“ („been to America“),<br />
auch wenn ich an einer Ivy League Uni<br />
war, bisher noch kein einziges Mal Eindruck<br />
bei den Kommissionen geschunden<br />
hat. Ganz im Gegenteil, man hat<br />
mich immer gefragt, warum ich in diesen<br />
Jahren nicht besser publiziert hätte<br />
(„Transaktionskosten“). Und die Rufe<br />
sind dann an Kollegen gegangen, die<br />
das einzig Richtige gemacht haben:<br />
Bleibe im Lande und ernähre Dich redlich!<br />
Oder anders ausgedrückt: Die Zugehörigkeit<br />
zu einer „Schule/Seilschaft<br />
/Stallgeruch“ hat meine Auslandserfahrung<br />
immer ausgestochen, ein Bruch im<br />
<strong>Forschung</strong>sgebiet (bei Post-Docs nicht<br />
ungewöhnlich) ist der publikationsmäßige<br />
Selbstmord. Wie soll man außerdem<br />
ordentlich forschen, wenn ein nicht unwesentlicher<br />
Teil der wachen Zeit für die<br />
Suche nach einer Anschlussstelle geopfert<br />
wird? Ganz zu schweigen von den<br />
privaten und finanziellen Kosten eines<br />
transkontinentalen Umzugs auf den jungen<br />
Akademikerhaushalt. Insgesamt war<br />
meine „btA“-Zeit (und noch andere Länder)<br />
zwar erfahrungsreich, hat sich aber<br />
schlicht nicht ausgezahlt.<br />
Professor (Apl.) Dr. rer. nat. Ulrich Hofmann,<br />
Universität Lübeck<br />
Heft 12: Wie lernt der<br />
Mensch<br />
Konditionierung<br />
Es ist erfreulich, dass ein<br />
ganzes Heft dem Thema<br />
Lernen und Bildung gewidmet<br />
ist. Befremdlich<br />
ist nur, dass mehrere<br />
Beiträge mit „Lernen“<br />
das psychologische<br />
Konditionierungskonzept in Verbindung<br />
bringen, das noch dazu als „naturwissenschaftlich<br />
anschlussfähig“ bezeichnet<br />
wird. „Naturwissenschaftlich“ ist es, insofern<br />
es das Lernen von Tier und Mensch<br />
auf ein Konzept von Naturkausalität reduziert.<br />
Schon 1947 hat Jean Piaget in<br />
seiner „Psychologie der Intelligenz“ dieses<br />
kausalistische Missverständnis von<br />
Lernen gründlich kritisiert und alternativ<br />
ein kognitives und semiotisches Lernkonzept<br />
entwickelt. Dieses ist sowohl naturwissenschaftlich<br />
anschlussfähig als<br />
auch gut vereinbar mit dem Bildungsbegriff,<br />
wobei Letzteres von den Modellen<br />
des klassischen und operanten Konditionierens<br />
nun wirklich nicht behauptet<br />
werden kann. Pawlows Tiermodell, der<br />
„gefesselte Hund“, bildet nicht einmal das<br />
Lernen der Tiere ab, wird aber von der<br />
Psychologie als Modell sogar für das<br />
menschliche Lernen verkündet. Gleiches<br />
gilt beim operanten Konditionieren für<br />
die Taube in der Skinner-Box. Diese<br />
pseudowissenschaftlichen Konzepte finden<br />
sich offenbar selbst bei Bildungstheoretikern<br />
wieder. Zu einem Desaster aber<br />
muss ihre Übertragung auf die Pädagogik<br />
führen. Wenn Erziehern und (Hochschul-)<strong>Lehre</strong>rn<br />
erst einmal beigebracht<br />
wurde, ihre Kinder, Schüler und schließlich<br />
auch ihre Studenten zu „konditionieren“,<br />
kann man soviel Bildung fordern<br />
wie man will, die Anlage dazu wird schon<br />
im Keim zerstört.<br />
Proessor. Dr. Dipl.-Psych. Gottfried Fischer,<br />
Universität Köln
270 RECHT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Entscheidungen<br />
Promotionsberatung<br />
Die Antragsteller hatten sich im Wege<br />
der sog. Normenkontrolle dagegen<br />
gewendet, dass nach der aktuellen<br />
Promotionsordnung der Juristischen Fakultät<br />
der Antragsgegnerin (Universität<br />
H.) die Annahme von Bewerbungen von<br />
Promotionen durch jedes promotionsberechtigte<br />
Mitglied des Fachbereichs bei<br />
Inanspruchnahme gewerblicher Promo-<br />
tionsvermittlung oder -beratung ausgeschlossen<br />
sei. Die Antragsteller, beide<br />
Rechtsanwälte, hatten jeweils mit einem<br />
„Institut für Wissenschaftsberatung“ in<br />
den Jahren 2000 und 2002 sog. Promotionsberatungsverträge<br />
abgeschlossen,<br />
nach dem das Institut verpflichtet war,<br />
für die Antragsteller ein geeignetes Promotionsthema<br />
und einen Professor als<br />
Betreuer zu finden.<br />
Der gefundene Betreuer, Professor<br />
an der Juristischen Fakultät der Antragsgegnerin,<br />
wurde gegen Geldzahlung<br />
für das Institut tätig. Die Dissertationen<br />
wurden weitgehend fertiggestellt.<br />
Einige Jahre nach Abschluss der Beratungsverträge<br />
wurden bei dem Betreuer<br />
Unregelmäßigkeiten offenbar. Der Betreuer<br />
wurde schlussendlich des Dienstes<br />
enthoben und wegen Bestechlichkeit<br />
in 68 Fällen zu einer Freiheitsstrafe<br />
von drei Jahren verurteilt. Der Geschäftsführer<br />
des „Instituts“ wurde wegen<br />
Bestechung mit einer dreieinhalbjährigen<br />
Freiheitsstrafe und einer Geldstrafe<br />
von 75 000 Euro belegt. Im November<br />
2004 genehmigte die Antragsgegnerin<br />
eine Promotionsordnung der<br />
Juristischen Fakultät, in der erstmals geregelt<br />
wurde, dass eine Annahme von<br />
Foto: mauritius-images<br />
Bewerbern zur Promotion durch die<br />
promotionsberechtigten Mitglieder der<br />
Fakultät bei Inanspruchnahme gewerblicher<br />
Promotionsvermittlung oder -beratung<br />
ausscheide. Hierzu wurde nach<br />
Maßgabe der Promotionsordnung auch<br />
eine Erklärung der Bewerber gefordert.<br />
Eine Übergangsvorschrift enthielt die<br />
Promotionsordnung von 2004 nicht. Da<br />
die Antragsteller die in der Promotionsordnung<br />
geforderte Erklärung nicht abgeben<br />
konnten, stellten sie den Normenkontrollantrag,<br />
den sie speziell damit<br />
begründeten, die Doktorarbeit selbständig<br />
angefertigt zu haben. Die Neuregelung<br />
der Promotionsordnung sei<br />
nichtig.<br />
Das Oberverwaltungsgericht indes<br />
urteilte, die zulässige Normenkontrolle<br />
sei unbegründet. Die streitgegenständliche<br />
Vorschrift sei mit höherrangigem<br />
Recht vereinbar. Das Promotionsrecht<br />
sei die durch Landesgesetz einer Hochschule<br />
erteilte Befugnis, den Doktorgrad<br />
zu verleihen. Die Verleihung akademischer<br />
Grade, mithin auch das Promotionsverfahren<br />
nebst Erlass von Promotionsordnungen,<br />
gehörten zum Kernbereich<br />
wissenschaftlicher Betätigung. Die<br />
Universitäten seien grundsätzlich berechtigt,<br />
eigenständig und ohne staatliche<br />
Einwirkung die Promotionsvoraussetzungen<br />
allgemein festzulegen und<br />
hierbei die Inhalte ihrer Promotionsordnungen<br />
eigenverantwortlich zu gestalten<br />
sowie bei der Durchführung des Promotionsverfahrens<br />
über die individuelle<br />
Promotionsleistung zu entscheiden.<br />
Freilich sei die so begründete Regelungsbefugnis<br />
der Universitäten im Bereich<br />
des Promotionsrechts nicht<br />
schrankenlos gewährleistet. In dem<br />
Spannungsverhältnis zwischen der Wissenschaftsfreiheit<br />
der Hochschulen und<br />
etwaigen kollidierenden, gleichfalls verfassungsrechtlich<br />
geschützten Rechten<br />
der Promotionswilligen, käme der ersteren<br />
nicht schlechthin Vorrang zu, vielmehr<br />
müssten beide nach Maßgabe der<br />
praktischen Konkordanz in ein ausgewogenes<br />
Verhältnis zueinander gebracht<br />
werden. Der Ausschluss derjenigen<br />
Promotionswilligen, die sich gegen<br />
Entgelt eines gewerblichen Promotionsvermittlers<br />
bedienten, sei jedoch verfas-<br />
sungsgemäß. Weder aus Art. 12 Abs. 1<br />
noch aus Art. 5 Abs. 3 Satz 1 Grundgesetz<br />
ergebe sich ein zwingender und uneingeschränkter<br />
Anspruch auf Zulassung<br />
zum Promotionsverfahren. Ggf.<br />
stelle die streitgegenständliche Vorschrift<br />
eine sog. Berufsausübungsregelung<br />
dar. Allerdings sei der Adressatenkreis<br />
für seine Berufswahl und -ausübung<br />
nicht auf die Erlangung eines<br />
Doktorgrades angewiesen. Die streitbefangene<br />
Regelung wolle hingegen die<br />
Qualität der Promotion sicherstellen<br />
und jedem Anschein von Käuflichkeit<br />
und unlauteren Methoden von vornherein<br />
begegnen. Auch wenn ausweislich<br />
der schriftlichen Promotionsberatungsverträge<br />
die „entscheidende wissenschaftliche<br />
Leistung … in der Verantwortung<br />
des betreuten Promotionswilligen<br />
verbleiben“ solle, sei eine derartige<br />
Vertragsgestaltung in hohem Maße dem<br />
Verdacht der Unredlichkeit ausgesetzt.<br />
Hierfür spreche bereits das krasse und<br />
auffällige Missverhältnis von Leistung<br />
und Gegenleistung (45 000 DM resp.<br />
21 000 Euro). Um den Unwägbarkeiten<br />
des Nachweises strafbarer Tätigkeit zu<br />
begegnen, sei es vom Gestaltungsermessen<br />
der Antragsgegnerin gedeckt, bereits<br />
die gewerbliche Vermittlung eines<br />
Doktorvaters und eines Dissertationsthemas<br />
gegen Entgelt zu sanktionieren.<br />
Auch hielt das OVG eine sog. Übergangsregelung<br />
nicht für nötig. Schutzwürdiges<br />
Vertrauen habe nicht bestanden.<br />
Bereits 1994 habe der Deutsche<br />
Hochschulverband empfohlen, Doktoranden<br />
eine Erklärung abzuverlangen,<br />
dass sie nicht die Hilfe eines Promotionsberaters<br />
in Anspruch genommen<br />
hätten. Schon allein deshalb sei ein etwaiges<br />
Vertrauen der Promotionswilligen<br />
darauf, die Antragsgegnerin werde<br />
die aufgezeigten Missstände weiterhin<br />
tatenlos hinnehmen, nicht schutzwürdig<br />
gewesen.<br />
Niedersächsisches Oberverwaltungsgericht,<br />
Urteil vom 2. Dez. 2009, Az.: 2 KN 906/06<br />
LESERSERVICE<br />
Hubert Detmer<br />
Die Entscheidungen der Rubrik<br />
„Recht“ können in vollem Wortlaut<br />
bestellt werden bei:<br />
<strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong>, Rheinallee 18<br />
53173 Bonn, Fax: 0228/9026680,<br />
E-Mail: infoservice@forschungund-lehre.de
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> STEUERRECHT 271<br />
Steuerrecht<br />
aktuell<br />
Steuergeheimnis<br />
Die Strafverfolgungsbehörde ist verpflichtet,<br />
in Strafverfahren – einschließlich<br />
Steuerstrafverfahren – gegen<br />
Beamte zur Sicherstellung der erforderlichen<br />
dienstrechtlichen Maßnahmen<br />
im Falle der Erhebung der öffentlichen<br />
Klage die Anklageschrift, den Antrag<br />
auf Erlass eines Strafbefehls und die einen<br />
Rechtszug abschließende Entscheidung<br />
mit Begründung der für die<br />
Durchführung dienstrechtlicher Maßnahmen<br />
zuständigen Stelle zu übermitteln,<br />
auch soweit sie Daten enthalten,<br />
die dem Steuergeheimnis unterliegen.<br />
In Verfahren wegen fahrlässig begangener<br />
Straftaten besteht die Übermittlungspflicht<br />
nur bei schweren Verstößen<br />
(z.B. Trunkenheit im Straßenverkehr)<br />
oder in sonstigen Fällen, wenn die<br />
Kenntnis der Daten aufgrund der Umstände<br />
des Einzelfalls erforderlich ist.<br />
Dies gilt auch bei Entscheidungen über<br />
Verfahrenseinstellungen, wobei aber zu<br />
berücksichtigen ist, wie gesichert die zu<br />
übermittelnden Erkenntnisse sind.<br />
Von den Strafverfolgungsbehörden<br />
ist keine vorweggenommene Prüfung<br />
der gebotenen disziplinarrechtlichen<br />
Behandlung des Falles gefordert, sondern<br />
nur die Abwägung, ob die Daten<br />
für eine solche disziplinarrechtliche<br />
Prüfung von Belang sein können und<br />
deshalb für den Dienstherrn des Beamten<br />
von Interesse sind. Ansonsten können<br />
Mitteilungen noch gemacht werden,<br />
wenn ein zwingendes öffentliches<br />
Interesse an der Übermittlung (im Sinne<br />
des § 30 Absatz 4 Nr. 5 AO) besteht.<br />
Das ist der Fall, wenn die mitteilende<br />
Stelle zur Überzeugung gelangt ist, der<br />
Sachverhalt sei geeignet, eine im Disziplinarverfahren<br />
zu verhängende Maßnahme<br />
von Gewicht (d.h. eine Zurückstufung<br />
oder die Entfernung aus dem<br />
Dienst) zu tragen.<br />
Werden außerhalb eines Strafverfahrens<br />
(z.B. im Besteuerungsverfahren<br />
nach § 30 Absatz 4 Nr. 1 AO) Verfehlungen<br />
eines Beamten festgestellt, die<br />
dieser im Zusammenhang mit seiner<br />
dienstlichen Tätigkeit begangen hat<br />
(z.B. Straftaten im Amt), ist die Zulässigkeit<br />
einer Mitteilung zu prüfen.<br />
Bundesfinanzministerium, Schreiben vom<br />
12.3.2010 – IV A 3 – S 0130/08/10006<br />
Haushaltsnahe<br />
Dienstleistungen<br />
Das Bundesfinanzministerium hat<br />
mit Datum vom 15.2.2010 ein An-<br />
Foto: mauritius-images<br />
wendungsschreiben zu haushaltsnahen<br />
Beschäftigungsverhältnissen, geringfügigen<br />
Beschäftigungen und haushaltsnahen<br />
Dienstleistungen im Sinne des<br />
§ 35 a EStG herausgegeben. Es dient<br />
der Klarstellung der Steuerermäßigung<br />
für die Inanspruchnahme von Handwerksleistungen<br />
für Renovierungs-, Erhaltungs-<br />
und Modernisierungsmaßnahmen<br />
(zum 1.1.2009) auf 20 Prozent<br />
von 6 000,- Euro (also 1 200,- Euro).<br />
Anhand von konkreten Beispielen werden<br />
begünstigte und nicht begünstigte<br />
Maßnahmen dargestellt. Das Schreiben<br />
ist unter www.bundesfinanzministerium.de<br />
zu finden.<br />
Bundesfinanzministerium, Schreiben vom<br />
15.2.2010 – IV C 4 –S 2296-b/07/0003<br />
Kinderförderung<br />
Das Bundeszentralamt für Steuern<br />
hat eine Neufassung der Dienstanweisung<br />
zur Durchführung des Familienlastenausgleichs<br />
erlassen. Hier werden<br />
die rechtlichen Änderungen beschrieben<br />
sowie die aktuelle Rechtsprechung<br />
des Bundesfinanzhofes zum Kindergeld<br />
und die Neuregelungen im Einkommensteuergesetz.<br />
Zur Ermittlung<br />
der Bezüge für Einkommensgrenzen bei<br />
volljährigen Kindern wird der Arbeitnehmerpauschbetrag<br />
von bis zu 920,00<br />
Euro ebenso abgezogen wie die Kostenpauschale<br />
von 180,00 Euro. Ab 2010<br />
liegt die schädliche Einkommensgrenze<br />
bei 8 004,00 Euro. Im Rahmen der Einkommensteuererklärung<br />
für 2009 kann<br />
man sich auf diese Bedingungen beziehen.<br />
Bundeszentralamt für Steuern, Schreiben<br />
vom 30.9.2009 – St II 2 – S 2280-170/09<br />
Steuerabgabetermin<br />
Die Einkommensteuererklärung für<br />
2009 sollte bis zum 31.5.2010<br />
beim Wohnsitzfinanzamt eingereicht<br />
werden. Dieser Abgabetermin verlängert<br />
sich bis zum 31.12.2010, wenn die<br />
Erklärung von einem Steuerberater<br />
oder Lohnsteuerhilfeverein erstellt<br />
wird. Auch ohne Steuerberater kann<br />
der Termin auf Antrag des Steuerpflichtigen<br />
verlängert werden, z. B. mit dem<br />
Hinweis auf fehlende Belege. Hier wird<br />
das Finanzamt in gewissen Fällen eine<br />
kürzere Frist festlegen, ansonsten kann<br />
Aufschub bis zum 31.12.2010 gewährt<br />
werden.<br />
Birgit Ufermann
272 KARRIERE-PRAXIS <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Keine<br />
Feuerwehr<br />
mehr spielen<br />
Das „ideale Büro“ besticht<br />
durch Übersichtlichkeit<br />
| SIGLINDE S ONNENHOLZER | Klare<br />
Arbeitsabläufe, ordentliche Ablagesysteme und nicht zuletzt<br />
die Möglichkeit, dass alle Mitarbeiter den Zugriff auf<br />
aktuelle Daten haben, das ist für viele Büros in Universitäten<br />
eher illusorisch. Es lässt sich nicht immer verwirklichen,<br />
was man heute von moderner Büroorganisation erwartet.<br />
Was kann man dagegen tun?<br />
In vielen Universitätsbüros<br />
ist es nicht immer Standard,<br />
dass alle Arbeitsplätze<br />
miteinander vernetzt sind,<br />
das heißt, jeder Mitarbeiter<br />
arbeitet nur auf seiner Festplatte.<br />
Schon aus diesem<br />
Grund ist es für manchen Assistenten<br />
nicht so leicht, reibungslos<br />
alle Unterlagen zusammenzustellen,<br />
die der<br />
Professor benötigt. Der erste<br />
Schritt für ein gut funktionierendes<br />
Büro sollte daher sein,<br />
beim Administrator ein gemeinsames<br />
Laufwerk zu beantragen.<br />
Parallel dazu sollte<br />
das Team – gegebenenfalls<br />
mit externer Hilfe – ein gemeinsames<br />
Ablagesystem erarbeiten.<br />
Ebenso wichtig wie eine<br />
gut funktionierende elektronische<br />
Zusammenarbeit soll-<br />
te auch ein angenehm eingerichteter<br />
Arbeitsplatz sein.<br />
Wir verbringen so viel Lebenszeit<br />
in unseren Büros, da<br />
ist es wichtig, sich auch wohl<br />
zu fühlen. Auch kleine Büros<br />
benötigen einen großen, freien<br />
Arbeitsplatz. Was nicht<br />
bearbeitet wird, hat nichts<br />
auf dem Schreibtisch zu suchen.<br />
Hier sollte für vernünftige<br />
Regeln gesorgt werden,<br />
wo die Unterlagen abgelegt<br />
werden. Eine große Hilfe<br />
sind hierbei Rollmöbel, die<br />
nicht viel Platz brauchen und<br />
mobil dahin „mitgenommen“<br />
werden können, wo die Arbeit<br />
wartet. Aus dem Büro<br />
sollte kein Archiv gemacht,<br />
sondern die Möglichkeit genutzt<br />
werden, nicht mehr benötigte<br />
Akten z.B. in der Bibliothek<br />
unterzubringen.<br />
AUTORIN<br />
Siglinde Sonnenholzer ist Organisationsexpertin und bietet<br />
dazu in München professionelle Hilfe bei allen Fragen<br />
und Problemen an (www.buero-sonne.de).<br />
Arbeitsprozesse<br />
optimieren<br />
Wenn die Äußerlichkeiten<br />
zufriedenstellend geklärt<br />
sind, erkennt man meist, dass<br />
manche Arbeit unnötig, doppelt<br />
oder nicht effektiv verrichtet<br />
wird. An jedem Arbeitsplatz<br />
gibt es ein großes<br />
Potential, um Arbeitsabläufe<br />
(Arbeitsprozesse) zu optimieren.<br />
Durch diese Prozessoptimierung<br />
der Arbeitsabläufe<br />
steigert man die Effizienz<br />
und man kann Geld, Zeit<br />
und Nerven sparen.<br />
Der erste Schritt zur Optimierung<br />
und der daraus resultierendenEffizienzsteigerung<br />
besteht in der Analyse<br />
der Arbeitsabläufe. Alle routinemäßig<br />
ablaufenden Arbeitsprozesse<br />
sollten in regelmäßigen<br />
Abständen immer<br />
wieder unter die Lupe genommen<br />
werden. Wenn es<br />
gelingt, solche Routinetätigkeiten<br />
zu automatisieren<br />
oder zu standardisieren, wird<br />
man sofort eine spürbare Effizienzsteigerung<br />
erfahren. Es<br />
ist meist gar nicht notwendig,<br />
große Innovationen einzuführen<br />
und bewährte Abläufe<br />
umzukrempeln. Häufig steckt<br />
genügend Potential in kleinen,<br />
scheinbar wenig bedeutenden<br />
Maßnahmen.<br />
Zuerst geht es also darum,<br />
die Arbeitsabläufe am<br />
Arbeitsplatz genauer zu betrachten.<br />
Betrachtet werden<br />
sollten wegen des Multiplikationseffekts<br />
in erster Linie<br />
Arbeiten, die besonders häufig<br />
durchgeführt werden.<br />
Die konkrete praktische<br />
Umsetzung<br />
Ein Ablaufplan dient der<br />
Übersicht und Erfolgskontrolle<br />
sowie der regelmäßigen<br />
Spiegelung der durchgeführten<br />
Maßnahmen. An diesem<br />
Ablaufplan orientiert sich die<br />
konkrete Umsetzung der<br />
Maßnahmen. Hier geht es<br />
um die einzelnen Tätigkeiten,<br />
die Schritt für Schritt zu organisierten<br />
Büroabläufen<br />
hinführen. Gemeinsam mit<br />
den Mitarbeitern können die<br />
Aktionen angegangen wer-<br />
den. Es ist wichtig, sich auf<br />
die Fortschritte und die Motivation<br />
zu freuen, die daraus<br />
resultieren und ein nachhaltiges<br />
Ergebnis präsentieren.<br />
Eine effiziente Ordnung<br />
im Büro und am Arbeitsplatz<br />
hat – natürlich – mit der äußeren<br />
Gestaltung des Arbeitsumfeldes<br />
zu tun. Sie hat<br />
aber auch zu tun mit der eigenen<br />
Arbeitszufriedenheit,<br />
die sich mit den Veränderungen<br />
im Büro verbessert.<br />
Die Motivation ist einfach<br />
eine andere, wenn das Büro<br />
aufgeräumt ist, die Arbeitsvorgänge<br />
gut strukturiert sind und<br />
zügiges Arbeiten durch schnellen<br />
Zugriff auf relevante Unterlagen<br />
sichergestellt ist.<br />
Abgesehen davon, dass<br />
sich der Raum und das<br />
Raumgefühl verändern, resultieren<br />
aus einer guten<br />
Ordnung im Büro klare Kostenersparnisse.<br />
Konsequentes<br />
Delegieren<br />
Wenn die Arbeitsprozesse im<br />
Büro überprüft sind, sollte<br />
man sich mit der eigenen Zeit<br />
auseinandersetzen. Hat man<br />
die Zeitplanung im Griff oder<br />
hat die Zeit einen selbst im<br />
Griff? Läuft häufig die Zeit<br />
davon? Läuft man selbst der<br />
Zeit hinterher? Dann muss<br />
man sich dazu entschließen,<br />
mehr von der eigenen Arbeit<br />
abzugeben.<br />
Nur wenige Menschen besitzen<br />
das angeborene Talent,<br />
meisterhaft zu delegieren.<br />
Viele Führungskräfte tappen<br />
in die Delegationsfalle, weil<br />
sie ihren Mitarbeitern oft<br />
nicht zutrauen, dass sie es genauso<br />
gut machen wie sie<br />
selbst. Trotzdem ist das Delegieren<br />
der Königsweg für ein<br />
erfolgreiches Zeitmanagement.<br />
Damit schafft man sich<br />
Freiräume, um den Kopf aus<br />
der Alltagsmühle herauszustecken<br />
und den großen<br />
Überblick zu behalten. Nur so<br />
bekommt man die Gedanken<br />
frei, um mittel- und langfristige<br />
Strategien und Konzepte<br />
zu erarbeiten und konsequent<br />
mit dem Team umzusetzen.
Foto: mauritius-images<br />
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> KARRIERE-PRAXIS 273<br />
Direktoren-Schreibtisch, Bauhaus, Dessau<br />
Folgende drei zweifelnden<br />
Fragen sollten daher aus<br />
dem Kopf verbannt werden,<br />
die am erfolgreichen Delegieren<br />
hindern:<br />
Kann ich es selbst nicht<br />
besser machen? Ja. Vielleicht<br />
schon. Aber Sie können eben<br />
nicht jede Aufgabe übernehmen.<br />
Das frustriert Sie, weil<br />
Sie völlig überlastet sind, und<br />
es frustriert Ihre Mitarbeiter,<br />
weil Sie ihnen nichts zutrauen.<br />
Deshalb: Tragen Sie Herausforderungen<br />
an Ihre Mitarbeiter<br />
heran. Trauen Sie ihnen<br />
etwas zu. Das fördert<br />
insgesamt die Kompetenz in<br />
Ihrem Team und macht es<br />
stärker.<br />
Was passiert, wenn der<br />
Mitarbeiter grobe Fehler<br />
macht? Dann stehen Sie als<br />
Führungskraft dafür gerade,<br />
ja. Aber nur, wenn Sie ein Risiko<br />
eingehen, können Sie<br />
auch gewinnen. Vorbeugen<br />
können Sie, indem Sie je<br />
nach Schwierigkeit der Aufgabe<br />
in zeitlich kurzen oder<br />
längeren Abständen Feedback-Termine<br />
zur Kontrolle<br />
festlegen.<br />
Lohnt sich das Delegieren<br />
wirklich? Ich selbst kann die<br />
Aufgabe viel schneller erledigen!<br />
Kurzfristig lohnt sich<br />
das Delegieren sicher nicht.<br />
Denn wenn Sie den Mitarbeiter<br />
einweisen, wird Sie das<br />
Zeit kosten. Mittel- und langfristig<br />
aber schon. Denn Sie<br />
haben eine Aufgabe komplett<br />
vom Hals.<br />
Wenn Sie delegieren: Beachten<br />
Sie die folgenden<br />
zehn Punkte, die Sie mit dem<br />
Mitarbeiter durchgehen, an<br />
den Sie die Aufgabe delegieren:<br />
1. Wie soll das optimale<br />
Endergebnis aussehen? Legen<br />
Sie einen Rahmen für ein<br />
annehmbares Ergebnis fest.<br />
Beispiel: Prüfen von Studentenunterlagen<br />
auf Vollständigkeit<br />
anhand einer Checkliste.<br />
2. Bis wann brauchen Sie<br />
es? Vereinbaren Sie einen<br />
verbindlichen Termin.<br />
3. Welche Qualifikationen<br />
braucht der Mitarbeiter<br />
für die Umsetzung? Legen<br />
Sie Rahmenbedingungen fest,<br />
die eingehalten werden müs-<br />
sen, z.B. Budget, Weitergabe<br />
von Informationen.<br />
4. Legen Sie – wenn nötig<br />
– Zwischenziele fest.<br />
5. Konzentrieren Sie sich<br />
nur auf das Ergebnis. Das<br />
heißt: Überlassen Sie dem<br />
Mitarbeiter den Weg und die<br />
Methode, wie er dieses Ergebnis<br />
erreichen will.<br />
6. Stellen Sie sicher, dass<br />
die Kommunikation stimmt.<br />
7. Übertragen Sie die entsprechenden<br />
Befugnisse und<br />
sorgen Sie dafür, dass Ihr<br />
Mitarbeiter über alle Ressourcen<br />
verfügt, die er<br />
braucht.<br />
8. Bauen Sie Feedback-<br />
Termine ein. Verfolgen Sie<br />
den Fortgang des Projekts bis<br />
zum Abschluss!<br />
9. Zusätzlich sollten Sie<br />
LITERATURTIPPS:<br />
sich von Ihren Mitarbeitern<br />
bei eingehenden Anrufen<br />
entlasten lassen. Teilen Sie<br />
ihnen also die Anrufer mit,<br />
– für die Sie nicht zu sprechen<br />
sind,<br />
– die zu einem bestimmten<br />
Zeitpunkt anrufen sollen,<br />
– die jederzeit durchgestellt<br />
werden sollen,<br />
– die an jemand anders verwiesen<br />
werden sollen.<br />
10. Abschließend klären<br />
Sie mit ihnen alle Unklarheiten,<br />
sie erinnern Sie an Termine<br />
und ergänzen in Absprache<br />
mit Ihnen Ihren Terminkalender.<br />
Arbeiten Sie darauf<br />
hin, dass Ihre Mitarbeiter so<br />
viel wie möglich selbständig<br />
erledigen. Je besser Sie aufeinander<br />
eingespielt sind, desto<br />
weniger wird auf Ihrem<br />
Schreibtisch liegen bleiben.<br />
Stellen Sie sich vor:<br />
Sie kommen morgens ins Büro<br />
und auf dem Schreibtisch<br />
ist genügend freier Platz, die<br />
notwendigen Unterlagen für<br />
Ihre Aufgaben liegen griffbereit.<br />
Die Stapel von unerledigten<br />
Aufgaben sind übersichtlich<br />
geordnet und erzeugen<br />
kein schlechtes Gewissen<br />
mehr.<br />
Die Zeit, die Sie sonst mit<br />
dem Suchen nach Unterlagen<br />
verbracht haben, können Sie<br />
jetzt in produktive Arbeit investieren.<br />
Sie haben nicht mehr das<br />
Gefühl, Feuerwehr zu spielen,<br />
sondern haben einen<br />
Überblick über die zu erledigenden<br />
Aufgaben.<br />
Nun steht kreativem Arbeiten<br />
in Ihrer Kernkompetenz<br />
nichts mehr im Wege.<br />
Lothar J. Seiwert, Das neue 1x1 des Zeitmanagement:<br />
Zeit im Griff, Ziele in Balance. Kompaktes<br />
Know-how für die Praxis , Gräfe und Unzer Verlag<br />
Dorothea Engel-Ortlieb, Perfekt im Office: Moderne<br />
Büroorganisation für Profis, Redline wirtschaftsverlag<br />
Gudrun Kammerer, Grundwissen Büroorganisation:<br />
Arbeitsprozesse und Arbeitsbereiche, Cornelsen<br />
Verlag Scriptor
274 KARRIERE <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Habilitationen<br />
und Berufungen<br />
Theologie<br />
Dr. theol. habil. Meik Gerhards,<br />
Universität Rostock,<br />
habilitierte sich in dem Fach<br />
Altes Testament.<br />
Dr. Stefan Heuser, Universität<br />
Erlangen-Nürnberg, habilitierte<br />
sich in dem Fach Systematische<br />
Theologie.<br />
Prof. Dr. Thomas Kuhn,<br />
Evangelische FachhochschuleRheinland-Westfalen-Lippe<br />
Bochum/Universität Basel/Schweiz,<br />
hat einen Ruf<br />
an die Universität Greifswald<br />
auf eine W3-Professur<br />
für Kirchengeschichte erhalten.<br />
Prof. Dr. Johann Anselm<br />
Steiger, Universität Hamburg,<br />
hat einen Ruf an die<br />
Universität Greifswald auf<br />
eine W3-Professur für Kirchengeschichte<br />
abgelehnt.<br />
Philosophie und<br />
Geschichte<br />
Apl.-Prof. Dr. Boris Dreyer,<br />
Universität Göttingen, hat<br />
einen Ruf an die Universität<br />
Erlangen-Nürnberg auf eine<br />
W2-Professur für Alte Geschichte<br />
angenommen.<br />
PD Dr. Dominik Geppert,<br />
Freie Universität Berlin, hat<br />
einen Ruf an die Universität<br />
Bonn auf eine W3-Professur<br />
für Neuere und Neueste Geschichte<br />
angenommen.<br />
PD Dr. phil. Frank Nikulka,<br />
Universität Münster, hat<br />
einen Ruf an die Universität<br />
Leipzig auf eine Professur für<br />
Ur- und Frühgeschichte und<br />
einen weiteren Ruf an die<br />
Universität Hamburg auf<br />
eine Professur für Vor- und<br />
Frühgeschichtliche Archäologie<br />
Europas erhalten.<br />
Prof. Dr. Markus Werning,<br />
Universität Düsseldorf, hat<br />
einen Ruf an die Ruhr-Universität<br />
Bochum auf eine<br />
W2-Professur für Philosophie<br />
der Sprache und Kognition<br />
angenommen.<br />
Gesellschaftswissenschaften<br />
Prof. Dr. Holger Arndt, Universität<br />
Erlangen-Nürnberg,<br />
Professur für Didaktik der<br />
Arbeitslehre, Wirtschaft und<br />
Recht, hat einen Ruf an die<br />
Pädagogische Hochschule<br />
Schwäbisch-Gmünd auf eine<br />
W3-Professur abgelehnt.<br />
Dr. Christina Bermeitinger,<br />
Universität des Saarlandes,<br />
hat einen Ruf an die Universität<br />
Koblenz-Landau auf eine<br />
W1-Professur für Allgemeine<br />
Psychologie (Schwerpunkt<br />
Motivation/Emotion)<br />
abgelehnt und einen Ruf an<br />
die Universität Hildesheim<br />
auf eine W1-Professur für<br />
Allgemeine Psychologie (mit<br />
den Schwerpunkten Motivation<br />
und Emotion) angenommen.<br />
Dr. Tanja Betz, Deutsches<br />
Jugendinstitut München, hat<br />
einen Ruf an die Universität<br />
Frankfurt am Main auf eine<br />
Junior-Professur für Professionalisierung<br />
im Elementarund<br />
Primarbereich angenommen.<br />
PD Dr. Peter Bublak, Universität<br />
Jena, hat sich im<br />
Fach Psychologie an der<br />
Universität des Saarlandes<br />
habilitiert, und es wurde ihm<br />
die Lehrbefugnis für das<br />
Fach Psychologie erteilt.<br />
PD Dr. Margit Bussmann,<br />
Universität Konstanz, hat<br />
einen Ruf an die Universität<br />
Greifswald auf eine W3-Professur<br />
für Internationale<br />
Politik und Regionalstudien<br />
angenommen.<br />
Dr. Tim Engartner, Universität<br />
Duisburg-Essen, hat<br />
einen Ruf an die Universität<br />
Potsdam auf eine Junior-Professur<br />
für Ökonomische Bildung<br />
erhalten.<br />
Prof. Dr. Frank Hellmich,<br />
Hochschule Vechta, hat einen<br />
Ruf an die Universität<br />
Paderborn auf eine W3-Professur<br />
für Grundschulpädagogik<br />
angenommen.<br />
Prof. Dr. Monika Jungbauer-<br />
Gans, Universität zu Kiel,<br />
hat einen Ruf an die Universität<br />
Erlangen-Nürnberg auf<br />
eine Professur für Empirische<br />
Wirtschaftssoziologie<br />
erhalten.<br />
Prof. Dr. Holger Lengfeld,<br />
FernUniversität Hagen, hat<br />
einen Ruf an die Universität<br />
Hamburg auf eine W3-Professur<br />
für Soziologie mit dem<br />
Schwerpunkt Politische Soziologie<br />
und einen weiteren<br />
Ruf an die Universität Duisburg-Essen<br />
auf eine W3-<br />
Professur für Soziologie mit<br />
dem Schwerpunkt Empirische<br />
Sozialstrukturanalyse<br />
erhalten.<br />
PD Dr. Tobias Richter, Universität<br />
zu Köln, hat einen<br />
Ruf an die Universität Kassel<br />
auf eine W3-Professur für<br />
Allgemeine Psychologie und<br />
einen weiteren Ruf an die<br />
Universität Göttingen auf<br />
eine W3-Professur für Pädagogische<br />
Psychologie erhalten<br />
sowie einen Ruf an die<br />
Pädagogische Hochschule<br />
Karlsruhe auf eine W3-Professur<br />
für Psychologie abgelehnt.<br />
Dr. Johannes Varwick, Universität<br />
zu Kiel, hat einen<br />
Ruf an die Universität Erlangen-Nürnberg<br />
auf eine W2-<br />
Professur für Politische Wissenschaft<br />
angenommen.<br />
Philologie und<br />
Kulturwissenschaften<br />
Prof. Dr. Tanja An<strong>statt</strong>,<br />
Ruhr-Universität Bochum,<br />
hat einen Ruf an die Universität<br />
Hamburg auf eine W3-<br />
Professur für Slavistische<br />
Linguistik abgelehnt.<br />
PD Dr. Wolf-Dieter Ernst,<br />
Universität München, habilitierte<br />
sich, und es wurde ihm<br />
die Lehrbefugnis für das<br />
Fach Theaterwissenschaft erteilt.<br />
Er hat einen Ruf an die<br />
Universität Bayreuth auf eine<br />
W2-Professur für Theaterwissenschaft<br />
angenommen.<br />
Dr. Albrecht Fuess, Universität<br />
Erfurt, hat einen Ruf an<br />
die Universität Marburg auf<br />
eine W3-Professur für Islamwissenschaften<br />
erhalten.<br />
Prof. Dr. Annette Kern-<br />
Stähler, Universität Duisburg-Essen,<br />
hat einen Ruf an<br />
die Universität Bern/Schweiz<br />
auf ein Ordinariat Medieval<br />
English Studies angenommen.<br />
Prof. Dr. Eva Kimminich,<br />
Universität Freiburg, hat<br />
einen Ruf an die Universität<br />
Potsdam auf eine W2-Professur<br />
für Kulturen Romanischer<br />
Länder angenommen.<br />
PD Dr. Melanie Möller, Universität<br />
Heidelberg, habilitierte<br />
sich, und es wurde ihr<br />
die Lehrbefugnis für das<br />
Fach Klassische Philologie<br />
erteilt.<br />
PD Dr. Signe Rotter-Broman,<br />
Universität zu Kiel, ha-
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> KARRIERE 275<br />
bilitierte sich, und es wurde<br />
ihr die Lehrbefugnis für das<br />
Fach Musikwissenschaft erteilt.<br />
PD Dr. Cornelia Ruhe, Universität<br />
Konstanz, hat einen<br />
Ruf an die Universität Mannheim<br />
auf eine W3-Professur<br />
für Romanische Literaturwissenschaft<br />
angenommen.<br />
PD Dr. Heike Schäfer, Universität<br />
Mannheim, habilitierte<br />
sich, und es wurde ihr<br />
die Lehrbefugnis für das<br />
Fach Literatur- und Kulturwissenschaft<br />
Nordamerikas<br />
erteilt.<br />
PD Dr. phil. Jan Georg<br />
Schneider, Universität<br />
Münster, hat einen Ruf an<br />
die Universität Koblenz-<br />
Landau auf eine W3-Professur<br />
für Deutsche Sprachwissenschaft<br />
angenommen.<br />
Rechtswissenschaft<br />
PD Dr. Jens-Hinrich Binder,<br />
LL.M, Universität Freiburg,<br />
habilitierte sich, und es wurde<br />
ihm die Lehrbefugnis für<br />
die Fächer Bürgerliches<br />
Recht, Handels- und Gesellschaftsrecht,Rechtsvergleichung<br />
und Zivilprozessrecht<br />
erteilt.<br />
Prof. Dr. Jochen Hoffmann,<br />
Universität Hamburg, hat<br />
einen Ruf an die Universität<br />
Erlangen-Nürnberg auf eine<br />
W3-Professur für Wirtschaftsrecht<br />
angenommen.<br />
Prof. Dr. Knut Werner<br />
Lange, Universität Bayreuth,<br />
hat einen Ruf an die Universität<br />
Jena auf eine W3-Professur<br />
für Bürgerliches Recht<br />
und Wirtschaftsrecht sowie<br />
ein weiteres Fach erhalten.<br />
PD Dr. Felix Maultzsch,<br />
LL.M (NYU), Universität<br />
Freiburg, habilitierte sich,<br />
und es wurde ihm die Lehrbefugnis<br />
für die Fächer Bürgerliches<br />
Recht mit Handelsrecht,<br />
Zivilprozessrecht,<br />
Rechtsvergleichung, Internationales<br />
Privatrecht und<br />
Rechtstheorie erteilt.<br />
PD Dr. iur. Eva Inés Obergfell,<br />
Technische Universität<br />
München, habilitierte sich an<br />
der Universität Konstanz<br />
und es wurde ihr die Lehrbefugnis<br />
für die Fächer Bürgerliches<br />
Recht, Gewerblicher<br />
Rechtsschutz und Urheberrecht,<br />
Deutsches und Europäisches<br />
Wirtschaftsrecht,<br />
Internationales Privatrecht<br />
und Rechtsvergleichung erteilt.<br />
Prof. Dr. Kerstin Odendahl,<br />
Universität St. Gallen/<br />
Schweiz, hat einen Ruf an<br />
die Universität zu Kiel auf<br />
eine W3-Professur für Öffentliches<br />
Recht mit Schwerpunkt<br />
Völkerrecht, Europarecht<br />
und allgemeine Staatslehre<br />
erhalten.<br />
Prof. Dr. Stephan Rixen,<br />
Universität Kassel, hat einen<br />
Ruf an die Universität Bayreuth<br />
auf eine W3-Professur<br />
für Öffentliches Recht angenommen.<br />
Wirtschaftswissenschaften<br />
Prof. Dr. Carsten Eckel, Universität<br />
Bamberg, hat Rufe<br />
an die Universität Augsburg<br />
auf einen Lehrstuhl für Internationale<br />
Wirtschaft, an die<br />
Universität St. Gallen/<br />
Schweiz auf eine Professur<br />
für International Economics,<br />
an die University of Nottingham/England<br />
auf einen<br />
Lehrstuhl für International<br />
Economics abgelehnt und<br />
Anzeige
276 KARRIERE <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
einen Ruf an die Universität<br />
München auf einen Lehrstuhl<br />
für Volkswirtschaftslehre<br />
angenommen.<br />
Prof. Dr. Karen Gedenk,<br />
Universität zu Köln, hat<br />
einen Ruf an die Universität<br />
Hamburg auf eine Professur<br />
für Betriebswirtschaftslehre,<br />
insbesondere Marktorientiertes<br />
Medienmanagement, angenommen.<br />
Prof. Dr. Markus Glaser,<br />
Universität Konstanz, hat<br />
einen Ruf an die Brandenburgische<br />
Technische Universität<br />
Cottbus auf eine W3-<br />
Professur für Allgemeine<br />
Betriebswirtschaftslehre, insbesondere<br />
der Unternehmensfinanzierung,<br />
erhalten.<br />
Prof. Dr. Dietmar Grichnik,<br />
WHU - Otto Beisheim<br />
School of Management, Vallendar,<br />
hat einen Ruf an die<br />
Universität St. Gallen/<br />
Schweiz auf eine Professur<br />
für Entrepreneurship und<br />
Technologiemanagement angenommen.<br />
Dr. Beate Jochimsen, Freie<br />
Universität Berlin, hat einen<br />
Ruf an die Hochschule für<br />
Wirtschaft und Recht Berlin<br />
auf eine Professur für Allgemeine<br />
Volkswirtschaftslehre,<br />
insbesondere Finanzwissenschaft,<br />
angenommen<br />
Prof. Dr. rer. pol. Martin<br />
Kolmar, Universität St. Gallen/Schweiz,<br />
hat einen Ruf<br />
an die Universität Rostock<br />
auf eine W3-Professur für<br />
Mikroökonomik mit Schwerpunkt<br />
Demografischer Wandel<br />
erhalten.<br />
PD Dr. rer. pol. habil. Sebastian<br />
Lobe, Universität Regensburg,<br />
habilitierte sich,<br />
und es wurde ihm die Lehrbefugnis<br />
für das Fach Betriebswirtschaftslehre<br />
erteilt.<br />
Dr. Marc Oliver Rieger, Universität<br />
Zürich/Schweiz, hat<br />
einen Ruf an die Universität<br />
Trier auf eine W3-Professur<br />
für Betriebswirtschaftslehre,<br />
insbesondere Kapitalmärkte<br />
und/oder betriebliche Finanzwirtschaft,angenommen.<br />
Prof. Dr. Lars Rüpke, Universität<br />
zu Kiel, hat einen<br />
Ruf an die Universität Mainz<br />
auf eine Professur für Geophysik<br />
erhalten.<br />
Prof. Dr. Katrin Talke, Delft<br />
University of Technologie,<br />
Delft/Niederlande, hat einen<br />
Ruf an die Universität Hamburg<br />
auf eine W3-Professur<br />
für Entrepreneurship und In-<br />
FAQ RECHT<br />
novation angenommen und<br />
einen Ruf an die Universität<br />
Bielefeld auf eine W3-Professur<br />
für Innovations- und<br />
Technologiemanagement abgelehnt.<br />
Mathematik,<br />
Physik und<br />
Informatik<br />
Prof. Dr. Wolfgang Achtziger,<br />
Universität Dortmund,<br />
hat einen Ruf an die Universität<br />
Erlangen-Nürnberg auf<br />
eine W2-Professur für Ange-<br />
Was bedeutet eine Professur auf Probe?<br />
Die Länder Baden-Württemberg und Hessen haben<br />
durch Novellierungen der Landeshochschulgesetze in<br />
den vergangenen beiden Jahren die Möglichkeit der Ernennung<br />
zum Beamten auf Probe bei der ersten Berufung<br />
in ein Professorenamt geschaffen. Das Bayerische Hochschulgesetz<br />
sieht ebenfalls zunächst eine Berufung in ein<br />
Beamtenverhältnis auf Probe vor, wenn Bewerber noch<br />
nicht mindestens drei Jahre hauptberuflich an einer<br />
Hochschule tätig waren. Die Möglichkeit einer Ernennung<br />
auf Probe ersetzt damit die bisher vorgesehene Ernennung<br />
auf Zeit bei einer Erstberufung in ein Professorenamt.<br />
Der große Nachteil einer Ersternennung auf Zeit ist<br />
darin zu sehen, dass nach Ablauf des Ernennungszeitraumes<br />
kein Rechtsanspruch auf Überführung in ein Beamtenverhältnis<br />
auf Lebenszeit besteht. Ein derartiger Anspruch<br />
kann nur ausnahmsweise im Rahmen von Berufungsverhandlungen<br />
durch den Abschluss einer Zielvereinbarung<br />
vereinbart werden, indem die Universität bei<br />
Erreichen unmissverständlich definierter Zielparameter<br />
eine Entfristung zusagt. Demgegenüber besteht bei der<br />
Begründung eines Beamtendienstverhältnisses auf Probe<br />
bei Bewährung des Stelleninhabers ein Rechtsanspruch<br />
auf Überführung in ein Beamtenverhältnis auf Lebenszeit.<br />
Dies ist der signifikante Unterschied zur Ersternennung<br />
im Beamtendienstverhältnis auf Zeit.<br />
Die Probezeit soll unter Berücksichtigung der Arbeitsergebnisse<br />
insbesondere sicherstellen, dass der Beamte<br />
nach Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung<br />
nach Einarbeitung in der Lage ist, die von ihm zu erfordernden<br />
Aufgaben zu erfüllen. Klar definierte normative<br />
Parameter für das erfolgreiche Absolvieren der Probezeit<br />
(„Bewährung“) als Hochschullehrer gibt es aber noch<br />
nicht. Insoweit kommt den Hochschulen ein Beurteilungsspielraum<br />
bei der Frage der Bewährung zu, weil alleine<br />
sie in der Lage sind zu beurteilen, ob der Beamte<br />
die übertragenen Aufgaben erfüllt hat und den normalen<br />
Anforderungen gerecht wird.<br />
Dirk Böhmann<br />
wandte Mathematik angenommen.<br />
Dr. Cornelia Busch, Katholische<br />
Universität Eichstätt-Ingolstadt,<br />
habilitierte sich,<br />
und es wurde ihr die Lehrbefugnis<br />
für das Fach Mathematik<br />
erteilt.<br />
PD Dr. Thomas Franosch,<br />
Universität München, hat<br />
einen Ruf an die Universität<br />
Erlangen-Nürnberg auf eine<br />
W2-Professur für Theoretische<br />
Physik angenommen.<br />
Dr. Mutfried Hartmann,<br />
Universität Erlangen-Nürnberg,<br />
hat einen Ruf an die<br />
Pädagogische Hochschule<br />
Karlsruhe auf eine W3-Professur<br />
für Mathematik und<br />
ihre Didaktik erhalten.<br />
Prof. Dr. Jan Kallsen, Universität<br />
zu Kiel, hat einen<br />
Ruf an die Technische Universität<br />
Wien auf eine Professur<br />
für Stochastische Methoden<br />
erhalten.<br />
Prof. Dr. Karl-Hermann<br />
Neeb, Technische Universität<br />
Darmstadt, hat einen Ruf an<br />
die Universität Erlangen-<br />
Nürnberg auf eine W3-Professur<br />
für Mathematik angenommen.<br />
PD Dr. Stefan Sackmann,<br />
Universität Freiburg i.Br., habilitierte<br />
sich, und es wurde<br />
ihm die Lehrbefugnis für das<br />
Fach Betriebswirtschaftslehre<br />
und Wirtschaftsinformatik<br />
erteilt.<br />
Dr. Thomas Thiemann, Universität<br />
Potsdam, hat einen<br />
Ruf an die Universität Erlangen-Nürnberg<br />
auf eine W3-<br />
Professur für Theoretische<br />
Physik angenommen.<br />
Dr. Henryk Zähle, Technische<br />
Universität Dortmund,<br />
hat einen Ruf an die Universität<br />
des Saarlandes auf eine<br />
Junior-Professur für Stochastik,<br />
Fachrichtung Mathematik,<br />
angenommen.
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> KARRIERE 277<br />
Biologie, Chemie,<br />
Geowissenschaften<br />
und<br />
Pharmazie<br />
Dr. Rainer A. Böckmann,<br />
Universität des Saarlandes,<br />
hat einen Ruf an die Universität<br />
Erlangen-Nürnberg auf<br />
eine W2-Professur für Computational<br />
Biology angenommen.<br />
PD Dr. rer. nat. Bent Brachvogel,<br />
Universität zu Köln,<br />
habilitierte sich, und es wurde<br />
ihm die Lehrbefugnis für<br />
das Fach Biochemie und<br />
Molekularbiologie erteilt.<br />
Prof. Dr. Thomas Brey, Universität<br />
Bremen, hat einen<br />
Ruf an die Universität Rostock<br />
auf eine W3-Professur<br />
für Biologische Meereskunde,<br />
verbunden mit der Leitung<br />
der Sektion Biologische<br />
Meereskunde, erhalten.<br />
Prof. Dr. Michael Bron, Universität<br />
Halle-Wittenberg,<br />
wurde zum W3-Professor für<br />
Technische Chemie ernannt.<br />
PD Dr. Thomas Kenkmann,<br />
Leibnitz-Institut an der<br />
Humboldt-Universität zu<br />
Berlin, hat einen Ruf an die<br />
Universität Freiburg auf eine<br />
W3-Professur für Geologie<br />
mit Leitungsfunktion angenommen.<br />
Dr. rer. nat. Andreas Lechner,<br />
Universität Osnabrück,<br />
hat einen Ruf an die Leibniz<br />
Universität Hannover auf<br />
eine Junior-Professur für Gewässerökologieangenommen.<br />
Dr. habil. Gudrun Massmann,<br />
Freie Universität Berlin,<br />
hat einen Ruf an die Universität<br />
Oldenburg auf eine<br />
W2-Professur für Hydrogeologie<br />
und Landschaftswasserhaushalt<br />
angenommen.<br />
PD Dr. rer. nat. Markus Plomann,<br />
Universität zu Köln,<br />
habilitierte sich, und es wurde<br />
ihm die Lehrbefugnis für<br />
das Fach Biochemie und<br />
Molekularbiologie erteilt.<br />
PD Dr. Annette M. Schmidt,<br />
Universität Düsseldorf, hat<br />
einen Ruf an die Universität<br />
zu Köln auf eine Professur<br />
für Physikalische Chemie angenommen.<br />
Dr. Christian Wegener, Universität<br />
Marburg, habilitierte<br />
sich in dem Fach Zoologie<br />
und Neurobiologie.<br />
PD Dr. rer. nat. Frank Zaucke,<br />
Universität zu Köln, habilitierte<br />
sich, und es wurde<br />
ihm die Lehrbefugnis für das<br />
Fach Biochemie und Molekularbiologie<br />
erteilt.<br />
Ingenieurwissenschaften<br />
Dr. Bernd Haasler, Pädagogische<br />
Hochschule Heidelberg,<br />
hat einen Ruf an die<br />
Pädagogische Hochschule<br />
Weingarten auf eine W3-Professur<br />
für Technikdidaktik<br />
erhalten.<br />
Prof. Dr.-Ing. Christian Hasse,<br />
BMW-Group München,<br />
hat einen Ruf an die TU<br />
Bergakademie Freiberg auf<br />
eine Professur für Numerische<br />
Thermofluiddynamik<br />
angenommen.<br />
Dr. Mohieddine Jelali,<br />
VDEh-Betriebsforschungsinsitut<br />
Düsseldorf, habilitierte<br />
sich an der Universität Duisburg-Essen,<br />
und es wurde<br />
ihm die Lehrbefugnis für das<br />
Fach Automatisierungstechnik<br />
erteilt.<br />
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Stephan<br />
Olbrich, Universität Düsseldorf,<br />
wurde an der Universität<br />
Hamburg zum W3-Professor<br />
für Scientific Visualization<br />
and Parallel Processing<br />
und zugleich zum Direktor<br />
des Regionalen Rechenzentrums<br />
ernannt.<br />
Prof. Dr.-Ing. Gerhard<br />
Schmidt, Harman/Becker<br />
DREI FRAGEN AN:<br />
Professor Heather Cameron<br />
lehrt Integrationspädagogik an der<br />
FU Berlin. Sie ist Hochschullehrerin<br />
des Jahres 2009<br />
Was bedeutet es für Sie, Hochschullehrerin des Jahres<br />
2009 zu sein?<br />
Ich war zunächst sehr überrascht. Ich dachte immer,<br />
solch eine Auszeichnung bekommt man irgendwann am<br />
Ende seiner Laufbahn. Deshalb freue ich mich umso<br />
mehr. Ich denke, dass es ein wichtiges Signal für meine<br />
genau so engagierten Kollegen ist. Denn es gibt viele engagierte<br />
Professoren. Außerdem ist es natürlich wunderbar<br />
für unsere Projekte wie BOXGIRLS. Ich hoffe, dass<br />
wir so noch viel mehr Mädchen und junge Frauen erreichen<br />
und auch neue Unterstützer gewinnen können.<br />
Welches Ziel verfolgt die „Integrationspädagogik“ an der<br />
FU Berlin?<br />
Wir schaffen Wissen über neue Formen der sozialen Integration.<br />
Dazu untersuchen wir erfolgreiche Maßnahmen<br />
von gesellschaftlicher Integration und kreieren innovative<br />
Lehr- und Lernmethoden, die Studentinnen und Studenten<br />
Problemlösungen anhand konkreter Fälle ermöglichen.<br />
Der Fachbereich Integrationspädagogik fördert besonders<br />
den internationalen Austausch über dieses Thema<br />
und trägt so zu einer generellen Internationalisierung der<br />
FU bei. Ein Beispiel dafür ist unsere Partnerschaft mit der<br />
University of Western Cape in Kapstadt. Wir ermutigen so<br />
die Studentinnen und Studenten zu reisen, und unsere<br />
akademische Gemeinschaft wird durch Gastforscher bereichert.<br />
Das unterstützen Berlin und Deutschland mithilfe<br />
der sogenannten International Best Practices, um ihr Bildungs-<br />
und Sozialangebot zu erweitern. Für diese Bereiche<br />
bieten wir auch eigene Programme an, wie etwa Beratung<br />
für Stiftungen und soziale Projekte sowie Evaluationen.<br />
Mit dem Projekt „Boxgirls International“ wollen Sie sozial<br />
benachteiligten Mädchen zu einem selbstbestimmten<br />
Leben verhelfen. Warum haben Sie sich für diese Sportart<br />
– sonst eher eine Männerdomäne – entschieden?<br />
Beim Boxen muss man lernen, mit seinen Grenzen umzugehen.<br />
Es geht nicht nur um körperliche Fitness, sondern<br />
auch um mentale Stärke. Man muss sich selbst vertrauen<br />
und taktisch handeln. Durch Boxen wird man<br />
selbständiger, selbstbewusster und entwickelt Führungsqualitäten.<br />
Es bereitet die Mädchen darauf vor, gesellschaftlich<br />
zu partizipieren und Verantwortung zu übernehmen.<br />
Sie wirken bei Presseterminen, Projektwochen<br />
in benachbarten Schulen, Erste Hilfe-Kursen sowie Kiez-<br />
Events mit und lernen dabei. Einige machen sogar ihren<br />
Trainerschein. BOXGIRLS vermittelt den Mädchen also<br />
eine Vielzahl von Möglichkeiten, sich aktiv in die Gestaltung<br />
ihres Umfeldes einzubringen. www.boxgirls.org,<br />
www.sicher-im-kiez.org, www.urbanhero.org
278 KARRIERE <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Automotive Systems GmbH<br />
und Technische Universität<br />
Darmstadt, hat einen Ruf an<br />
die Universität zu Kiel auf<br />
eine W3-Professur für Digitale<br />
Signalverarbeitung und<br />
Systemtheorie angenommen.<br />
Dr.-Ing. Joachim Seifert,<br />
Technische Universität Dresden,<br />
habilitierte sich in dem<br />
Fach Heizungs- und Raumlufttechnik.<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Uhl,<br />
Technische Universität Dresden,<br />
hat einen Ruf an die<br />
Technische Universität Hamburg-Harburg<br />
auf eine W3-<br />
Professur für Wasserversorgung<br />
und einen weiteren Ruf<br />
an das UNESCO-IHE, Delft/<br />
Niederlande auf eine Professur<br />
für Water Supply Engineering<br />
erhalten.<br />
PD Dr.-Ing. Martin F.-X.<br />
Wagner, Ruhr-Universität<br />
Bochum, hat einen Ruf an<br />
die Technische Universität<br />
Chemnitz auf eine W3-Professur<br />
für Werkstofftechnik<br />
angenommen.<br />
Agrarwissenschaften,Ernährungswissenschaften,<br />
Veterinärmedizin<br />
Dr. Steffi Wiedemann, Technische<br />
Universität München,<br />
hat einen Ruf an die Universität<br />
zu Kiel auf eine Junior-<br />
Professur für Tiergesundheit<br />
angenommen.<br />
Humanmedizin<br />
PD Dr. med. Michael Arzt,<br />
Universität Regensburg, habilitierte<br />
sich, und es wurde<br />
ihm die Lehrbefugnis für das<br />
Fach Innere Medizin erteilt.<br />
Prof. Dr. Ingo Bechmann,<br />
Universität Frankfurt, hat<br />
einen Ruf an die Universität<br />
Erlangen-Nürnberg auf eine<br />
W3-Professur für Anatomie<br />
erhalten.<br />
MuDr., Dr. med. habil. Heike<br />
Benes, Universität Rostock,<br />
wurde die Lehrbefugnis für<br />
das Fach Neurologie erteilt.<br />
Dr. Ada Borkenhagen, Medizinische<br />
Fakultät Leipzig,<br />
hat einen Ruf auf die Dorothea-Erxleben-Gastprofessur<br />
an die Universität Magdeburg<br />
erhalten.<br />
Prof. Dr. Thomas Brabletz,<br />
Universität Freiburg, hat<br />
einen Ruf an die Universität<br />
zu Kiel auf eine W3-Professur<br />
für Experimentelle<br />
Tumorforschung erhalten.<br />
Dr. Hendrik Bracht, Universität<br />
Ulm, wurde die Lehr-<br />
FAQ KARRIERE<br />
befugnis für das Fach Anästhesiologie<br />
erteilt.<br />
Prof. Dr. Claus Cursiefen,<br />
Universität Erlangen-Nürnberg,<br />
hat einen Ruf an der<br />
Universität Erlangen-Nürnberg<br />
auf eine W2-Professur<br />
für Augenheilkunde erhalten.<br />
PD Dr. med. Oliver Fricke,<br />
Universität zu Köln, habilitierte<br />
sich, und es wurde ihm<br />
die Lehrbefugnis für das<br />
Fach Kinder- und Jugendmedizin<br />
erteilt.<br />
Prof. Dr. Helge Frieling, Universität<br />
Erlangen-Nürnberg,<br />
hat einen Ruf an die Medizinische<br />
Hochschule Hanno-<br />
Muss ich meine Pension im Rahmen von<br />
Berufungsverhandlungen errechnen lassen?<br />
Beamte haben Anspruch auf Pension. Diese setzt sich zusammen<br />
aus den als ruhegehaltfähig anerkannten<br />
Dienstzeiten und den ruhegehaltfähigen Dienstbezügen.<br />
Abhängig von der Zahl der ruhegehaltfähigen Dienstzeiten<br />
ergibt sich ein bestimmter Ruhegehaltssatz, der im<br />
Maximum 71,75 Prozent der ruhegehaltfähigen Dienstbezüge<br />
beträgt. Häufig stellt sich im Rahmen von Berufungsverhandlungen<br />
die Frage, ob es notwendig ist, die<br />
ruhegehaltfähigen Dienstzeiten durch die zuständige<br />
Versorgungsbehörde errechnen zu lassen. Rechtlich ist<br />
eine Berechnung der ruhegehaltfähigen Dienstzeiten im<br />
Rahmen von Berufungsverhandlungen nicht zwingend<br />
notwendig, weil die Berechnung der Pension spätestens<br />
mit Eintritt in den Ruhestand vorgenommen werden<br />
muss.<br />
Berechnungen der Pension im Rahmen von Berufungsverhandlungen<br />
bieten sich in bestimmten Fallkonstellationen<br />
wie etwa bei Berufungen aus dem Ausland<br />
oder aus der „freien Wirtschaft“ aber durchaus an, sofern<br />
(auch) die Versorgungssituation Grundlage für die Entscheidung<br />
über die Annahme des Rufes ist. Da im Falle<br />
eines Dienstherrnwechsels etwaige ältere Berechnungen<br />
nicht übertragen werden können, kann auch die Berechnung<br />
der ruhegehaltfähigen Dienstzeiten bei einem<br />
Dienstherrnwechsel notwendig sein. Derartige Berechnungen<br />
stehen jedoch stets unter dem Vorbehalt des<br />
Gleichbleibens der Rechtslage, so dass sie nicht in jeder<br />
Hinsicht Sicherheit für die Zukunft bieten. Falls eine Berechnung<br />
der ruhegehaltfähigen Dienstzeiten im Rahmen<br />
der Berufungsverhandlungen nicht vorgenommen werden<br />
soll, so bietet es sich alternativ an, im Nachgang zur<br />
Ernennung bei der zuständigen Versorgungsbehörde eine<br />
solche Berechnung zu beantragen. Hierauf hat der Beamte<br />
einen „Soll-Anspruch“.<br />
Martin Hellfeier<br />
ver auf eine W2-Professur für<br />
Molekulare Psychiatrie angenommen.<br />
Dr. Michael Gelinsky, Technische<br />
Universität Dresden,<br />
hat einen Ruf an die Medizinische<br />
Fakultät der Technischen<br />
Universität Dresden<br />
auf eine W2-Professur für<br />
Translationale Knochen-,<br />
Gelenk- und Weichgewebeforschung<br />
erhalten.<br />
Dr. med. habil. Christina<br />
Gerth, Universität Rostock,<br />
habilitierte sich in dem Fach<br />
Ophthalmologie.<br />
Dr. Bernd Haslinger, Technische<br />
Universität München,<br />
hat einen Ruf an die Universität<br />
zu Kiel auf eine W2-<br />
Professur für Funktionelle<br />
Bildgebung von Bewegungsstörungen<br />
erhalten.<br />
Dr. med. habil. Heiko Hickstein,<br />
Universität Rostock, habilitierte<br />
sich in dem Fach Innere<br />
Medizin (Nephrologie).<br />
Prof. Dr. med. Andreas<br />
Hochhaus, Universität Heidelberg,<br />
hat einen Ruf an die<br />
Universität Jena auf eine<br />
W3-Professur für Hämatologie<br />
und Onkologie angenommen.<br />
Dr. Sebastian Iben, Universität<br />
Ulm, wurde die Lehrbefugnis<br />
für das Fach Experimentelle<br />
Dermatologie und<br />
Allergologie erteilt.<br />
PD Dr. Andreas Jenke, Universität<br />
Witten-Herdecke, habilitierte<br />
sich, und es wurde<br />
ihm die Lehrbefugnis für das<br />
Fach Pädiatrie erteilt.<br />
PD Dr. Kerstin Junker, Universität<br />
Jena, hat einen Ruf<br />
an die Universität Erlangen-<br />
Nürnberg auf eine W2-Professur<br />
für Molekulare Urologie<br />
erhalten.<br />
Dr. med. habil. Timo Kirschstein,<br />
Universität Rostock,<br />
wurde die Lehrbefugnis für<br />
das Fach Physiologie erteilt.
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> KARRIERE 279<br />
Prof. Dr. Hans-Helmut König,<br />
Universität Leipzig, hat<br />
einen Ruf an das UniversitätsklinikumHamburg-Eppendorf<br />
auf eine W3-Professur<br />
für GesundheitswissenschaftlicheVersorgungsforschung<br />
und Gesundheitsökonomie<br />
angenommen.<br />
PD Dr. Jürgen Kuball, University<br />
Medical Center<br />
Utrecht/Niederlande, hat<br />
einen Ruf an die Universität<br />
Erlangen-Nürnberg auf eine<br />
W2-Professur für Hämatologie<br />
mit dem Schwerpunkt<br />
Zelluläre Immuntherapie<br />
erhalten.<br />
Prof. Dr. Achim Langenbucher,<br />
Universität Erlangen-<br />
Nürnberg, hat einen Ruf an<br />
die Universität des Saarlandes<br />
auf eine W3-Professur<br />
für Experimentelle Ophthalmologie<br />
angenommen.<br />
Univ.-Prof. Dr. med. Holger<br />
Lode, Charité Berlin, hat<br />
einen Ruf an die Universität<br />
Greifswald auf eine Professur<br />
für Pädiatrie angenommen.<br />
Dr. med. habil. Steffen Mitzner,<br />
Universität Rostock, habilitierte<br />
sich in dem Fach<br />
Innere Medizin (Nephrologie,<br />
Intensivmedizin).<br />
PD Dr. Christian Mühlfeld,<br />
Universität Gießen, habilitierte<br />
sich, und es wurde ihm<br />
die Lehrbefugnis für das<br />
Fach Anatomie und Zellbiologie<br />
erteilt.<br />
Dr. Bernd Manfred Mühling,<br />
Universität Ulm, wurde die<br />
Lehrbefugnis für das Fach<br />
Chirurgie erteilt.<br />
PD Dr. Matthias Joachim<br />
Ocker, Universität Erlangen-<br />
Nürnberg, hat einen Ruf an<br />
die Universität Marburg auf<br />
eine W2-Professur für Chirurgische<br />
<strong>Forschung</strong> angenommen.<br />
Dr. Christoph Ostgathe, Universität<br />
zu Köln, hat einen<br />
Ruf an die Universität Erlangen-Nürnberg<br />
auf eine W3-<br />
Professur für Palliativmedizin<br />
erhalten.<br />
Dr. med. habil. Jasmin Ortak,<br />
Universität Rostock,<br />
wurde die Lehrbefugnis für<br />
das Fach Innere Medizin erteilt.<br />
Prof. Dr. med. Friedrich<br />
Paulsen,Universität Halle-<br />
Wittenberg, hat einen Ruf an<br />
die Universität Erlangen-<br />
Nürnberg auf eine W3-Professur<br />
für Anatomie angenommen<br />
und einen Ruf an<br />
die Universität Tübingen auf<br />
eine W3- Professur für Anatomie<br />
abgelehnt.<br />
Dr. Mario Perl, Universität<br />
Ulm, wurde die Lehrbefugnis<br />
für das Fach Unfallchirurgie<br />
und Orthopädie erteilt.<br />
PD Dr. med. Karin Pfister,<br />
Universität Regensburg, habilitierte<br />
sich, und es wurde<br />
ihr die Lehrbefugnis für das<br />
Fach Chirurgie erteilt.<br />
Dr. med. habil. Tim Christopher<br />
Rehders, Universität<br />
Rostock, wurde die Lehrbefugnis<br />
für das Fach Innere<br />
Medizin erteilt.<br />
PD Dr. med. Agnes Renner,<br />
Universität Regensburg, habilitierte<br />
sich, und es wurde<br />
ihr die Lehrbefugnis für das<br />
Fach Augenheilkunde erteilt.<br />
Dr. med. habil. Patrick Roesner,<br />
Universität Rostock, habilitierte<br />
sich in dem Fach<br />
Anästhesiologie.<br />
Prof. Dr. med. Matthias<br />
Schiecker, Klinikum der<br />
Ludwig-Maximilians-Universität<br />
München, hat den Ruf<br />
an die Ludwig-Maximilians-<br />
Universität München auf<br />
eine neue Professur für Regenerative<br />
Medizin mit<br />
Schwerpunkt Stütz- und<br />
Bewegungsapparat angenommen.<br />
PD Dr. Markus Schnare,<br />
Universität Erlangen-Nürnberg,<br />
hat einen Ruf an die<br />
Universität Marburg auf eine<br />
W2-Professur für Molekulare<br />
Immunologie angenommen.<br />
Prof. Dr. Mark Schrader,<br />
Charité Berlin, hat einen Ruf<br />
an die Universität Ulm auf<br />
eine Professur für Urologie<br />
angenommen.<br />
Prof. Dr. Gundula Staatz,<br />
Universität Erlangen-Nürnberg,<br />
hat einen Ruf an die<br />
Universität Mainz auf eine<br />
W2-Professur für Kinderradiologie<br />
angenommen und<br />
einen Ruf auf eine W2-Professur<br />
für Kinderradiologie<br />
an der Charité Berlin abgelehnt.<br />
PD Dr. med. Alexander<br />
Stehr, Universität Regensburg,<br />
habilitierte sich, und es<br />
wurde ihm die Lehrbefugnis<br />
für das Fach Chirurgie erteilt.<br />
Prof. Dr. Tanja Weil, Universität<br />
National University of<br />
Singapore, hat einen Ruf an<br />
die Universität Ulm auf eine<br />
W3-Professur für Organische<br />
und Makromolekulare Chemie<br />
angenommen.<br />
Zahnheilkunde<br />
Prof. Dr. Nicole B. Arweiler,<br />
Universität Freiburg, hat<br />
einen Ruf an die Universität<br />
Marburg auf eine W3-Professur<br />
für Parodontologie angenommen.<br />
PD Dr. med. dent. Ralf Bürgers,<br />
Universität Regensburg,<br />
habilitierte sich, und es wurde<br />
ihm die Lehrbefugnis für<br />
das Fach Zahn-, Mund- und<br />
Kieferheilkunde erteilt.<br />
PD Dr. Dr. Christof Holberg,<br />
Universität München, hat<br />
einen Ruf an die RWTH<br />
Aachen auf eine W3-Professur<br />
für Kieferorthopädie<br />
erhalten.<br />
Prof. Dr. Heike Korbmacher-Steiner,<br />
Universität<br />
Marburg, wurde zur W3-Professorin<br />
für Kieferorthopädie<br />
ernannt.<br />
Ihre Meldung über Habilitationen<br />
und Berufungen<br />
können Sie auch per<br />
E-Mail senden an:<br />
burkhardt@forschungund-lehre.de<br />
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280 KARRIERE <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Anzeige<br />
Marius Reiser<br />
Bologna: Anfang und<br />
Ende der Universität<br />
Aus dem Vorwort:<br />
„Dieser Essay ist aus Vorträgen erwachsen, die ich im<br />
Lauf des vergangenen Jahres gehalten habe. Zur Einarbeitung<br />
in die Thematik sah ich mich gezwungen,<br />
nachdem ich aus Protest gegen den Bologna-Prozess<br />
auf meine Professur verzichtet hatte. So habe ich auf<br />
fast allen Gebieten, die ich berühre, als Dilettant geschrieben.<br />
Da ein solcher Versuch aber gar nicht anders<br />
geschrieben werden kann, hoffe ich auf die Nachsicht<br />
der Leser. Zum Ausgleich für den Dilettantismus habe<br />
ich möglichst viele Autoritäten zitiert, die es besser<br />
wissen als ich. Sie stellen sozusagen eine Wolke von<br />
Zeugen dar. Danken möchte ich den vielen, die mich<br />
mit Zuschriften und Materialien ermutigt und belehrt<br />
haben. Ohne sie hätte ich den Essay gar nicht schreiben<br />
können.“<br />
Herausgegeben vom<br />
Deutschen Hochschulverband, Bonn.<br />
160 Seiten, 14,90 Euro<br />
inkl. Porto (für Mitglieder<br />
des Deutschen Hochschulverbandes<br />
13,90 Euro<br />
inkl. Porto).<br />
ISBN 978-3-924066-92-5<br />
Deutscher Hochschulverband<br />
Rheinallee 18, 53173 Bonn<br />
E-Mail: dhv@hochschulverband.de<br />
Fax: 0228 / 902 66 80<br />
Informationsservice<br />
<strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> will den Lesern weitere Informationsquellen<br />
erschließen und übersendet gegen eine Kostenpauschale<br />
(V-Scheck o. Überweisung auf Kto.-Nr. 0 268 367 200,<br />
BLZ 370 800 40, Dresdner Bank Bonn; angegebener Betrag<br />
incl. Portokosten) folgende Unterlagen:<br />
A 232 | Hochschulrahmengesetz<br />
i.d. Fassung vom 19. Januar<br />
1999, zuletzt geändert<br />
durch Art. 2 des Gesetzes vom<br />
12. April 2007, keine amtl.<br />
Fassung, 19 Seiten, 3,- €.<br />
A 167 | Gesetz zur Reform<br />
der Professorenbesoldung<br />
vom 16. Februar 2002, 7 Seiten,<br />
kostenlos.<br />
A 257 | Gesetz zur Änderung<br />
arbeitsrechtlicher Vorschriften<br />
in der Wissenschaft<br />
(„Wissenschaftszeitvertragsgesetz“)<br />
vom 12. April 2007<br />
und Stellungnahme des<br />
DHV, 8 Seiten, kostenlos.<br />
A 264 | Landeshochschulgesetz<br />
Baden-Württemberg,<br />
88 Seiten, 6,50 €.<br />
A 272 | 2. Gesetz zur Umsetzung<br />
der Föderalismusreform<br />
im Hochschulbereich<br />
vom 3.12.2008, Baden-Württemberg,<br />
28 Seiten, 3,- €.<br />
A 277 | KIT – Zusammenführungsgesetz,<br />
Entwurf (25. März<br />
2009), MWFK Baden-Württemberg,<br />
87 Seiten, 6,50 €.<br />
A 282 | Gesetz zur Verbesserung<br />
des Hochschulzugangs<br />
beruflich Qualifizierter und der<br />
Hochschulzulassung (Entwurf,<br />
Januar 2010) Baden-Württemberg<br />
und Stellungnahme des<br />
DHV, 30 Seiten, 3,- €.<br />
A 274 | Gesetzentwurf zur<br />
Änderung des bayerischen<br />
Hochschulrechts (Januar<br />
2009), Freistaat Bayern, und<br />
Stellungnahme des DHV,<br />
32 Seiten, 4,50 €.<br />
A 281 | Entwurf des 2. Hochschulreformgesetzes<br />
des Landes<br />
Bremen (Stand: 18. November<br />
2009) und Stellungnahme<br />
des DHV, 42 Seiten,<br />
4,50 €.<br />
A 280 | Entwurf Hessisches<br />
Hochschulgesetz und TUD-<br />
Gesetz (Stand: 4. September<br />
2009), sowie Stellungnahme<br />
des DHV, 120 Seiten, 8,- €.<br />
A 270 | Hochschulzulassungsreformgesetz<br />
NRW<br />
(Entwurf) und Stellungnahme<br />
des DHV (August/Oktober<br />
2008), 60 Seiten, 6,50 €.<br />
A 271 | Landesbesoldungsgesetz<br />
NRW (Stand: 4.12.<br />
2008), 6 Seiten, kostenlos.<br />
A 275 | Gesetzentwurf zur<br />
Änderung des rheinlandpfälzischenHochschulgesetzes<br />
und Stellungnahme des<br />
DHV, Stand: April 2009, 148<br />
Seiten, 8,-€.<br />
A 276 | Gesetzentwurf der<br />
Regierung des Saarlands zur<br />
Änderung des Universitätsgesetzes<br />
u.a. und Stellungnahme<br />
des DHV, 52 Seiten, 6,50 €.<br />
A 279 | Entwurf eines Gesetzes<br />
zur Änderung hochschulrechtlicher<br />
Vorschriften<br />
und anderer Gesetze des<br />
Landes Sachsen-Anhalt und<br />
Stellungnahme des DHV,<br />
41 Seiten, 4,50 €.<br />
Bestellungen bitte an:<br />
<strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong>,<br />
Rheinallee 18, 53173 Bonn,<br />
Fax: 0228/9026680<br />
E-Mail: infoservice<br />
@forschung-und-lehre.de
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> AKADEMISCHER STELLENMARKT 281<br />
Stellenmarkt<br />
Veranstaltungen<br />
Stiftungen | Preise<br />
Stellenanzeigen aktuell<br />
Professuren<br />
Geistes- und Sozialwissenschaften<br />
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insb. Internationales<br />
Marketing/Internationales Management<br />
(Technische Hochschule Wildau)............................................................................302<br />
Allgemeine Erwachsenenbildung/Weiterbildung<br />
(Universität Würzburg)...............................................................................................297<br />
Anglistik/Sprachwissenschaft (Universität Siegen) ...................................292<br />
Bürgerliches Recht, Privatrechtsgeschichte und ein<br />
wirtschaftsrechtliches Fach (FernUniversität in Hagen).......................285<br />
Chinese and Commerce (Universität Würzburg) ..........................................283<br />
Englische Philologie (Mediävistik) (Universität Göttingen)..................297<br />
Erziehung und Unterrichtung in der Förderschule<br />
mit dem Schwerpunkt sozialemotionale Entwicklung<br />
(Freie Hochschule Mannheim) .................................................................................298<br />
Germanistische Sprachwissenschaft (Universität Siegen).....................284<br />
Methodik und Didaktik des Klassenlehrers an<br />
Waldorfschulen (Freie Hochschule Mannheim) ..........................................298<br />
Musikwissenschaft (Universität Würzburg) ......................................................292<br />
Neuere deutsche Literaturwissenschaft (Universität Siegen)..............295<br />
Verwaltungsrecht, insb. Wirtschaftsverwaltungsrecht und<br />
ein Grundlagenfach (FernUniversität in Hagen)........................................285<br />
Volkswirtschaftslehre, Angewandte Empirische<br />
Wirtschaftsforschung (Universität Mannheim)..........................................298<br />
Wirtschaftstheorie (Universität Bonn) ...............................................................296<br />
Naturwissenschaften<br />
Adaptive Systeme (Technische Universität München) ...................................288<br />
Anästhesiologie (Charité – Universitätsmedizin Berlin)..................................290<br />
Angewandte Informatik (Universität Bayreuth)............................................294<br />
Angewandte Mathematik/Numerik für<br />
Höchstleistungsrechner (Universität Stuttgart) ........................................284<br />
Angewandte Mathematik – zwei Professuren (Universität zu Köln)..294<br />
Apparatedesign (Technische Universität Darmstadt).......................................293<br />
Bauinformatik und Geoinformationssysteme (RWTH Aachen) .....291<br />
Biochemie (Technische Universität Kaiserslautern) ...........................................285<br />
Computergestützte Modellierung und Simulation<br />
(Technische Universität München)..........................................................................288<br />
Eingebettete Systeme/Echtzeitsysteme (Universität Ulm)...................291<br />
Energiemanagement/Energiespeicherung und effiziente<br />
Energienutzung (Universität Wuppertal) .......................................................300<br />
Energie-Systemtechnik (Technische Universität Wien) ...............................301<br />
Experimentalphysik (Universität Konstanz) ....................................................291<br />
Experimentelle Hämatopoese (Medizinische Hochschule Hannover)..290<br />
Gemeinschaftsorientierte Projektentwicklung<br />
(Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft) ...............................................293<br />
Geophysics (Universität Potsdam) .........................................................................282<br />
Hardware-nahe Algorithmik und Software für<br />
Höchstleistungsrechnen (Technische Universität München)................287<br />
Hochfrequenzsysteme (Universität Linz) ........................................................302<br />
Industrielle Biokatalyse (Technische Universität München)......................289<br />
Informatik, insb. Internet-Technologien (Hochschule Reutlingen)..296<br />
Informatiksysteme für sehgeschädigte Studierende<br />
(Karlsruher Institut für Technologie – KIT)...........................................................303<br />
Informationstechnik mit dem Schwerpunkt<br />
Kommunikationselektronik (Universität Erlangen-Nürnberg)............300<br />
Klinische Pharmakologie – Arzneimittelsicherheit<br />
(Medizinische Hochschule Hannover)....................................................................294<br />
Kontinuumsmechanik mit den Schwerpunkten Modellierung<br />
komplexer Materialien/Stochastische Methoden<br />
(Technische Universität München).........................................................................288<br />
Mechanik auf Höchstleistungsrechnern<br />
(Technische Universität München)..........................................................................288<br />
Molecular Cell Biology (Universität Osnabrück) ..........................................292<br />
Numerische Mathematik (Technische Universität München)...................286<br />
Optimierung (Universität Trier)..............................................................................301<br />
Organische Chemie (TU Bergakademie Freiberg)...........................................285<br />
Pädiatrische Nephrologie und Gastroenterologie<br />
(Medizinische Hochschule Hannover)....................................................................299<br />
Physische Geographie und Geoökologie<br />
(Karlsruher Institut für Technologie – KIT)...........................................................295<br />
Polytronische Systeme (Universität der Bundeswehr München) ...............289<br />
Populationsökologie der Tiere (Universität Bayreuth).............................293<br />
Respiratory Tissue Engineering (Medizinische Hochschule Hannover)..296<br />
Ressourcenoptimiertes Projektmanagement<br />
(Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft) ...............................................293<br />
Störungsökologie (Universität Bayreuth)...........................................................301<br />
Urban Climate and Air Pollution (Technische Universität München) ..286<br />
Wissenschaftliches Rechnen (Technische Universität München)...........288<br />
Wissenschaftliches Rechnen und/oder Numerische<br />
Analysis (Universität Bonn)..................................................................................297<br />
Juniorprofessuren<br />
Geistes- und Sozialwissenschaften<br />
Heilpädagogik in außerschulischen Handlungsfeldern<br />
(Freie Hochschule Mannheim) .................................................................................298<br />
Naturwissenschaften<br />
Geometrie, insb. algorithmische Aspekte (Universität Konstanz)....297<br />
Kognitive Produktionssysteme (Technische Universität München) ......287<br />
Molekularbiologie mikrobieller Konsortien (Universität Hamburg)..299<br />
Neuromorphic Circuits (Universität Bielefeld)..............................................283<br />
Quantitative Agrarökonomik (Humboldt-Universität zu Berlin) ...........295<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiter<br />
4 wissenschaftliche Mitarbeiter/innen<br />
(Hochschule für bildende Künste Hamburg) ........................................................304<br />
Weitere Ausschreibungen<br />
1 Qualifikationsstelle für Postdocs (Universität Zürich)........................306<br />
2 PhD positions in Molecular Imaging (Universität Freiburg BIOSS) ...304<br />
2 Qualifikationsstellen für Doktorierende (Universität Zürich) .......306<br />
3-4 Qualifikationsstellen für Doktorierende bzw. Postdocs<br />
(Universität Zürich).....................................................................................................306<br />
Akademische Rätin/Akademischer Rat (Universität Freiburg) ..........305<br />
Akademische Ratsstelle (Universität Regensburg).............................................302<br />
Assistentin/Assistent (POST-DOC) (Technische Universität Wien) ......304<br />
Dozentin/Dozent für Altes Testament und Hebräisch<br />
(Theologisches Seminar Ewersbach) .......................................................................305
282 AKADEMISCHER STELLENMARKT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Junior Research Group Leader positions (ICCAS –<br />
Innovation Center Computer Assisted Surgery University of Leipzig) .............303<br />
Leading scientist at the GFZ in Potsdam (Universität Potsdam) .....282<br />
Leitung des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen<br />
IIS in Erlangen (Fraunhofer-Gesellschaft).....................................................300<br />
Modellierer für Wasserhaushalt und Nährstoffbilanzen<br />
(Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei)...........................304<br />
Naturwissenschaftliche/r Doktorand/in<br />
(Universitätsklinikum Würzburg) ............................................................................305<br />
Programmierer (Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei) .304<br />
Wissenschaftspreise/ -wettbewerbe<br />
BKK Innovationspreis Gesundheit 2010<br />
(BKK Landesverband Hessen)..................................................................................235<br />
Energie für Ideen – Wettbewerb für Studierende<br />
(Eine Initiative des Ministeriums für Bildung und <strong>Forschung</strong>) ....2. Umschlagseite<br />
Ernst-Otto Czempiel-Preis<br />
(Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung)........................................303<br />
Hans-Kilian-Preis für die Erforschung und Förderung der<br />
metakulturellen Humanisation<br />
(Köhler-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft).................241<br />
Forschen in Deutschland, 3. Runde<br />
(Alexander von Humboldt-Stiftung, die Deutsche Telekom Stiftung und<br />
der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft) ......................4. Umschlagseite<br />
Veranstaltungen<br />
5. Deutscher Hochschulrechtstag 2010 (Universität zu Köln –<br />
Universität Erlangen-Nürnberg – Universität Hannover) ...................................260<br />
Die Zukunft der Universität (Universität Bonn).........................................305<br />
<strong>Forschung</strong>sförderung: Gratwanderung zwischen Ideenschmiede<br />
und Bürokratie? (University Partners)....................................239<br />
Wie kann Qualitätsmanagement zur Entwicklung der<br />
Hochschullehre beitragen?<br />
(IBH, Pädagogische Hochschulen St. Gallen, Vorarlberg, Weingarten)..........259<br />
STELLENANZEIGEN | PREISE<br />
<strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 3 | 2010<br />
Bewerbungsfrist<br />
läuft noch bis:<br />
Akademische Oberrätin/Akademischer Oberrat<br />
(Universität Siegen)...................................................................................08.04.10<br />
Akademische Ratsstelle (Universität Heidelberg).......................22.04.10<br />
Alexander von Humboldt-Professur<br />
(Alexander von Humboldt-Stiftung) .....................................................21.05.10<br />
Allgemeine Sprachwissenschaft (Universität Bonn) ..............23.04.10<br />
Alttestamentliche Literatur und Exegese<br />
(Universität Freiburg) ...............................................................................30.04.10<br />
Angewandte Sprachwissenschaft (Universität Bonn) ...........23.04.10<br />
Biomathematik (Universität Erlangen-Nürnberg)...........................16.04.10<br />
Computer Science (Universität Linz)...............................................20.04.10<br />
Differenzialgleichungen (Universität Paderborn) .......................10.04.10<br />
Flugzeugbau (Universität Stuttgart).....................................................28.05.10<br />
Geographische Fernerkundung (Universität Würzburg).......30.04.10<br />
Lebensmittelprozesstechnologie (Hochschule Niederrhein) ..09.04.10<br />
Mathematik (Universität Bayreuth).....................................................23.04.10<br />
Organic Chemistry for Protein Research<br />
(Universität Salzburg)...............................................................................11.04.10<br />
Software Engineering (Universität Stuttgart)................................07.04.10<br />
Bielefelder Wissenschaftspreis<br />
(Stiftung der Sparkasse Bielefeld)..........................................................30.04.10<br />
Der Innovationspreis des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
(MIWFT NRW)..........................................................................................15.04.10<br />
<strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 2 | 2010<br />
Biochemie (Universität Stuttgart) .........................................................12.04.10<br />
Optik-Design und Simulation (Universität Stuttgart).............06.04.10<br />
Dissertationsauszeichnung 2010<br />
(Alcatel-Lucent Stiftung für Kommunikationsforschung)................23.04.10<br />
<strong>Forschung</strong>spreis Technische Kommunikation 2010<br />
(Alcatel-Lucent Stiftung für Kommunikationsforschung)................23.04.10<br />
<strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 1 | 2010<br />
Förderung von <strong>Forschung</strong>svorhaben<br />
(Alzheimer <strong>Forschung</strong> Initiative e.V.).....................................................12.04.10<br />
Käte Hamburger Kollegs für Geisteswissenschaftliche<br />
<strong>Forschung</strong> (BMBF)...................................................15.04.10<br />
<strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 11 | 2009<br />
Baustatik und Baudynamik (RWTH Aachen) ...........................30.04.10
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> AKADEMISCHER STELLENMARKT 283<br />
So<br />
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<strong>Forschung</strong><br />
& <strong>Lehre</strong><br />
Alles was die Wissenschaft bewegt<br />
Rheinallee 18, 53173 Bonn<br />
Tel.: 0228 / 902 66-23<br />
Fax: 0228 / 902 66-90<br />
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284 AKADEMISCHER STELLENMARKT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Hochschulen<br />
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<strong>Forschung</strong><br />
& <strong>Lehre</strong><br />
Alles was die Wissenschaft bewegt<br />
TU Bergakademie Freiberg
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> AKADEMISCHER STELLENMARKT 285
286 AKADEMISCHER STELLENMARKT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
In der Fakultät für Mathematik der Technischen Universität München ist<br />
zum frühestmöglichen Zeitpunkt ein<br />
Extraordinariat (W2) für<br />
Numerische Mathematik<br />
zu besetzen.<br />
Gesucht wird eine international ausgewiesene Forscherpersönlichkeit<br />
auf dem Gebiet der Numerischen Mathematik. Es wird erwartet, dass<br />
Bewerberinnen/Bewerber über die Fähigkeit zur numerischen Behandlung<br />
aktueller <strong>Forschung</strong>sthemen aus den Ingenieur- und Naturwissenschaften<br />
verfügen. Die Bereitschaft und Fähigkeit zur Zusammenarbeit<br />
mit diesen Disziplinen sollte durch Anwendungsprojekte belegt werden<br />
können.<br />
Zu den Aufgaben der Stelleninhaberin/ des Stelleninhabers gehört die<br />
Vertretung des Fachs in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong>, die Beteiligung an der<br />
Ausbildung in den mathematischen Studiengängen sowie an der Mathematikausbildung<br />
der Studierenden anderer Fakultäten. Insbesondere<br />
wird ein regelmäßiges Engagement in dem Masterstudiengang Mathematics<br />
in Science and Engineering erwartet.<br />
Einstellungsvoraussetzungen sind ein universitärer Hochschulabschluss<br />
oder ein anerkannter Fachhochschulabschluss, pädagogische Eignung,<br />
Promotion und Habilitation oder Nachweis gleichwertiger wissenschaftlicher<br />
Leistungen, die sowohl im Rahmen einer Juniorprofessur als auch<br />
einer Tätigkeit außerhalb des Hochschulbereiches erbracht sein können.<br />
Bewerberinnen oder Bewerber dürfen zum Zeitpunkt der Ernennung<br />
das 52. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Ausnahmen von<br />
der Altersgrenze können in dringenden Fällen zugelassen werden.<br />
Schwerbehinderte Bewerberinnen und Bewerber werden bei ansonsten<br />
im Wesentlichen gleicher Eignung bevorzugt eingestellt.<br />
Die Technische Universität München hat sich in der Exzellenzinitiative<br />
des Bundes und der Länder das strategische Ziel gesetzt, den Anteil<br />
von Frauen in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong> deutlich zu erhöhen. Wissenschaftlerinnen<br />
werden deshalb nachdrücklich um ihre Bewerbung gebeten.<br />
Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen (Lebenslauf, Zeugnisse, Urkunden,<br />
Schriftenverzeichnis) werden bis zum 29.04.2010 erbeten an<br />
den<br />
Dekan der Fakultät für Mathematik<br />
der Technischen Universität München<br />
Boltzmannstr. 3<br />
D-85747 Garching bei München<br />
In der Fakultät Bauingenieur- und Vermessungswesen der Technischen<br />
Universität München ist zum nächstmöglichen Zeitpunkt ein<br />
Lehrstuhl (W3) für<br />
Urban Climate and Air Pollution<br />
erstmals zu besetzen.<br />
Der/die zu Berufende soll die Bereiche Stadtklima und Luftqualität in<br />
<strong>Lehre</strong> und <strong>Forschung</strong> vertreten. Die Bewerberin / der Bewerber soll in<br />
den genannten Feldern durch <strong>Lehre</strong>, <strong>Forschung</strong> oder entsprechende<br />
praktische Tätigkeit ausgewiesen sein. Den Schwerpunkt der <strong>Lehre</strong> bilden<br />
Veranstaltungen für Studierende des B.Sc. Umweltingenieurwesen<br />
bzw. M.Sc. Environmental Engineering.<br />
Geeignete Persönlichkeiten sollen auf einem oder mehreren der nachfolgend<br />
genannten Gebieten ausgewiesen sein, sowie einschlägige Erfahrungen<br />
auch aus anwendungsnahen Tätigkeiten vorweisen können:<br />
Bewertung der Auswirkungen planerischer und organisatorischer Maßnahmen<br />
auf das Stadtklima, die Luftqualität, den thermischen Komfort<br />
im Außenraum, Entwicklung von numerischen oder experimentellen Methoden<br />
zur Stadtklimabewertung, Erforschung von physikalischen Prozessen,<br />
die das Klima im bebauten/städtischen Raum beeinflussen und<br />
Erarbeitung von Maßnahmen zur Verbesserung der klimatischen und<br />
lufthygienischen Situation im bebauten/städtischen Raum.<br />
Einstellungsvoraussetzungen sind ein universitärer Hochschulabschluss,<br />
pädagogische Eignung, Promotion und Habilitation oder Nachweis<br />
gleichwertiger wissenschaftlicher Leistungen, die sowohl im Rahmen<br />
einer Juniorprofessur als auch einer Tätigkeit außerhalb des<br />
Hochschulbereiches erbracht sein können. Bewerberinnen oder Bewerber<br />
dürfen zum Zeitpunkt der Ernennung das 52. Lebensjahr noch nicht<br />
vollendet haben. Ausnahmen von der Altersgrenze können in dringenden<br />
Fällen zugelassen werden.<br />
Schwerbehinderte Bewerberinnen und Bewerber werden bei ansonsten<br />
im Wesentlichen gleicher Eignung bevorzugt eingestellt.<br />
Die Technische Universität München hat sich in der Exzellenzinitiative<br />
des Bundes und der Länder das strategische Ziel gesetzt, den Anteil<br />
von Frauen in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong> deutlich zu erhöhen. Wissenschaftlerinnen<br />
werden deshalb nachdrücklich um ihre Bewerbung gebeten.<br />
Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen (Lebenslauf, Zeugnisse, Urkunden,<br />
Publikationsliste einschließlich ausgewählter Sonderdrucke)<br />
werden bis zum 28. April 2010 erbeten an den<br />
Dekan der Fakultät Bauingenieur- und Vermessungswesen<br />
der Technischen Universität München<br />
Arcisstr. 21<br />
80290 München
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> AKADEMISCHER STELLENMARKT 287<br />
In der Fakultät für Informatik der Technischen Universität München ist<br />
zum nächstmöglichen Zeitpunkt ein<br />
Extraordinariat für Hardware-nahe<br />
Algorithmik und Software für<br />
Höchstleistungsrechnen (Bes.Gr. W 2)<br />
zu besetzen.<br />
Gesucht wird ein hervorragend ausgewiesener Wissenschaftler, der das<br />
Gebiet der Informatik in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong> vertritt und zugleich<br />
Höchstleistungsrechnen als fachübergreifende Aufgabe im Spannungsfeld<br />
von Informatik, Angewandter Mathematik sowie Ingenieur- und Naturwissenschaften<br />
begreift. Erwartet werden dabei umfassende Erfahrung<br />
sowie einschlägige <strong>Forschung</strong>sarbeiten auf mindestens einem der<br />
folgenden Gebiete:<br />
– Hardware-nahe numerische Algorithmik<br />
– Skalierbarkeit großer Simulationscodes aus Ingenieur- oder Naturwissenschaften<br />
– Hardware-nahes Design von Simulationssoftware<br />
– Massive Parallelität auf Mehrkernarchitekturen<br />
– HPC-relevante Aspekte des Software Engineering<br />
Die Mitwirkung in der <strong>Lehre</strong> in den Studiengängen der Fakultät für Informatik<br />
wird vorausgesetzt. Ferner wird eine Beteiligung an dem fachübergreifenden<br />
Master-Studiengang Computational Science and Engineering<br />
und dem bayerischen Elite-Studiengang Bavarian Graduate<br />
School of Computational Engineering sowie dem im Aufbau befindlichen<br />
Bachelor-Studiengang Engineering Sciences erwartet.<br />
Zu den Aufgaben des Extraordinariats zählen die aktive Mitarbeit im<br />
<strong>Forschung</strong>sexzellenzcluster Munich Centre for Advanced Computing<br />
(MAC) sowie die Co-Leitung der institutionenübergreifenden Arbeitsgruppe<br />
HPC Algorithmik und Software, die derzeit unter gemeinsamer<br />
Trägerschaft der TU München, der LMU München sowie dem Leibniz-<br />
Rechenzentrum eingerichtet wird.<br />
Einstellungsvoraussetzungen sind ein universitärer Hochschulabschluss<br />
oder ein anerkannter Fachhochschulabschluss, pädagogische Eignung,<br />
Promotion und Habilitation oder Nachweis gleichwertiger wissenschaftlicher<br />
Leistungen, die sowohl im Rahmen einer Juniorprofessur als auch<br />
einer Tätigkeit außerhalb des Hochschulbereiches erbracht sein können.<br />
Bewerberinnen oder Bewerber dürfen zum Zeitpunkt der Ernennung<br />
das 52. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Ausnahmen von<br />
der Altersgrenze können in dringenden Fällen zugelassen werden.<br />
Schwerbehinderte Bewerberinnen und Bewerber werden bei ansonsten<br />
im Wesentlichen gleicher Eignung bevorzugt eingestellt.<br />
Die Technische Universität München hat sich in der Exzellenzinitiative<br />
des Bundes und der Länder das strategische Ziel gesetzt, den Anteil<br />
von Frauen in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong> deutlich zu erhöhen. Wissenschaftlerinnen<br />
werden deshalb nachdrücklich um ihre Bewerbung gebeten.<br />
Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen (Lebenslauf, Zeugnisse, Urkunden,<br />
Publikationsliste einschließlich ausgewählter Sonderdrucke)<br />
werden bis zum 29.04.2010 erbeten an den<br />
Dekan der Fakultät für Informatik<br />
der Technischen Universität München<br />
Boltzmannstraße 3<br />
85748 Garching bei München<br />
DHV-Newsletter<br />
In der Fakultät für Maschinenwesen der Technischen Universität München<br />
ist am Institut für Produktionstechnik zum nächstmöglichen Zeitpunkt<br />
eine<br />
Juniorprofessur (W1) für<br />
Kognitive Produktionssysteme<br />
erstmals zu besetzen.<br />
Die Juniorprofessur soll eng mit dem Lehrstuhl für Werkzeugmaschinen<br />
und Fertigungstechnik kooperieren, der gemeinsam mit dem Lehrstuhl<br />
für Betriebswissenschaften und Montagetechnik das Institut für Werkzeugmaschinen<br />
und Betriebswissenschaften (www.iwb.tum.de) bildet.<br />
Die Aufgaben umfassen die <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong> auf dem Gebiet der<br />
Nutzung von Kognition in Fabrikumgebungen. Kognition umfasst hierbei<br />
die Fähigkeiten eines technischen Systems zur Wahrnehmung, zum<br />
Schlussfolgern, Planen und Handeln.<br />
Die <strong>Forschung</strong>sarbeiten umfassen die Exploration der Möglichkeiten kognitiver<br />
Systeme sowie deren Realisierung im Bereich des automatischen<br />
Produktionsbetriebs wie auch der Kooperation von Menschen mit<br />
automatischen beziehungsweise teilautomatischen Systemen. Kognition<br />
stützt sich hier unter anderem auf Methoden des maschinellen Lernens,<br />
der Graphentheorie, der Künstlichen Intelligenz, wissensbasierter Systeme,<br />
Computer-Vision und Cognitive Control and Automation. Das <strong>Forschung</strong>sspektrum<br />
der Professur wird durch die Mitwirkung am Exzellenzcluster<br />
Cognition for Technical Systems (www.cotesys.org) erweitert.<br />
Geeignete Persönlichkeiten sollen auf dem Gebiet der Produktionsautomatisierung,<br />
der Elektrotechnik oder der Informatik mit Schwerpunkt Automatisierung,<br />
intelligente Systeme oder künstliche Intelligenz ausgewiesen<br />
sein. Erfahrungen im Bereich kognitiver Systeme sind ebenfalls<br />
von Nutzen. Erfahrung in der Einwerbung und Durchführung von öffentlich<br />
geförderten <strong>Forschung</strong>sprojekten wie auch von Industrieprojekten<br />
ist notwendig.<br />
Einstellungsvoraussetzungen sind ein universitärer Hochschulabschluss<br />
oder ein in einem förmlichen Verfahren anerkannter Fachhochschulabschluss,<br />
pädagogische Eignung, und die besondere Befähigung zu wissenschaftlicher<br />
Arbeit, die in der Regel durch die herausragende Qualifikation<br />
einer Promotion nachgewiesen ist. Weitere wissenschaftliche<br />
Leistungen, die auch in einer Tätigkeit außerhalb des Hochschulbereichs<br />
erbracht sein können, sind erwünscht. Die Juniorprofessur als<br />
Qualifizierungsprofessur setzt keine Habilitation voraus.<br />
Sofern vor oder nach der Promotion eine wissenschaftliche Anstellung<br />
erfolgt ist, sollen Promotions- und Beschäftigungsphase zusammen<br />
nicht mehr als sechs Jahre betragen haben.<br />
Die Stelle ist auf drei Jahre befristet. Bei positiver Evaluierung ist die<br />
Verlängerung bis zu einer Gesamtdauer von sechs Jahren möglich.<br />
Schwerbehinderte Bewerberinnen / Bewerber werden bei ansonsten im<br />
Wesentlichen gleicher Eignung bevorzugt eingestellt.<br />
Die Technische Universität München hat sich in der Exzellenzinitiative<br />
des Bundes und der Länder das strategische Ziel gesetzt, den Anteil<br />
von Frauen in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong> deutlich zu erhöhen. Wissenschaftlerinnen<br />
werden deshalb nachdrücklich um ihre Bewerbung gebeten.<br />
Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen (Lebenslauf, Zeugnisse, Urkunden,<br />
Publikationsliste einschließlich ausgewählter Sonderdrucke)<br />
werden bis zum 29.04.2010 erbeten an den<br />
Dekan der Fakultät für Maschinenwesen<br />
Technische Universität München<br />
85747 Garching<br />
Der DHV-Newsletter, der Mitgliedern und Nichtmitgliedern in gleicher Weise offen steht, erscheint monatlich. Er informiert unter<br />
anderem über Aktuelles aus Hochschulpolitik und Hochschulrecht sowie über Termine und Neuerscheinungen im Internet und auf<br />
dem Buchmarkt.<br />
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newsletter@hochschulverband.de oder ein Eintrag über den Link<br />
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288 AKADEMISCHER STELLENMARKT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Die Technische Universität München richtet zum Wintersemester 2010/11 den fakultätsübergreifenden Studiengang „Ingenieurwissenschaften (Engineering Science)“ in<br />
der neuen MUNICH SCHOOL OF ENGINEERING (MSE) ein. Dazu sind in mehreren Fakultäten die folgenden Professuren zum nächstmöglichen Zeitpunkt zu besetzen:<br />
In der Fakultät für Maschinenwesen das<br />
Extraordinariat (W2) für Kontinuumsmechanik<br />
mit den Schwerpunkten Modellierung<br />
komplexer Materialien / Stochastische Methoden<br />
Die Professur ist unbefristet zu besetzen. Zu den Aufgaben gehört es, das Fachgebiet in <strong>Forschung</strong><br />
und <strong>Lehre</strong> angemessen zu vertreten. Es wird eine Persönlichkeit gesucht, die wissenschaftlich<br />
auf einem der beiden Schwerpunkte hervorragend ausgewiesen ist und bereit<br />
ist, im besten interdisziplinären Sinne mit anderen Arbeitsgruppen der TUM zu kooperieren.<br />
Für den Schwerpunkt „Modellierung komplexer Materialien“ soll der Fokus auf neuen Modellierungsansätzen<br />
(Mehrskalen-, Mehrfeld-) liegen. Als komplexe Materialien kommen sowohl<br />
Festkörper als auch Fluide in Frage, von speziellem Interesse sind beispielsweise Bio-,<br />
Mehrphasen-, Funktions- und Hochtemperaturmaterialien. Für den Schwerpunkt „Stochastische<br />
Methoden“ soll der Fokus der <strong>Forschung</strong> beispielsweise in den Bereichen Uncertainty<br />
Quantification, stochastische Methoden zur Parameteridentifikation, Modellverifikation beziehungsweise<br />
der stochastischen Mechanik für Ingenieuranwendungen liegen.<br />
Eine wesentliche Aufgabe des Extraordinariats wird die Beteiligung am neuen fakultätsübergreifenden<br />
Bachelorstudiengang „Ingenieurwissenschaften (Engineering Science)“ im Rahmen<br />
der MUNICH SCHOOL OF ENGINEERING sein. In diesem Studiengang sind Teile der<br />
<strong>Lehre</strong> zur technischen, Kontinuums- und numerischen Mechanik (in deutscher oder englischer<br />
Sprache) abzudecken. Darüber hinaus können die Themen des Fachgebiets auch in<br />
die Masterstudiengänge der Fakultät für Maschinenwesen eingebracht werden.<br />
Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen (Lebenslauf, Zeugnisse, Urkunden, Publikationsliste<br />
einschließlich ausgewählter Sonderdrucke) werden bis zum 29.04.2010 erbeten an den<br />
Dekan der Fakultät für Maschinenwesen, Technische Universität München, 85747 Garching.<br />
In der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik das<br />
Extraordinariat (W2) für Adaptive Systeme<br />
Gesucht werden Bewerberinnen und Bewerber, die auf dem Gebiet der adaptiven Systeme<br />
wissenschaftlich/technisch ausgewiesen sind. Es wird erwartet, dass die Bewerberin/der Bewerber<br />
<strong>Forschung</strong>skompetenz in einem oder mehreren der folgenden Gebiete besitzt:<br />
– Strukturadaptive Systeme<br />
– Adaptive Regelung<br />
– Hybride Systeme<br />
– Optimierungsverfahren für Adaptive Systeme<br />
– Stochastische Regelung<br />
Erfahrungen im Anwendungsbereich Adaptiver Systeme (z.B. Automatisierungstechnik, Industrielle<br />
Informationstechnik) sowie mit der Einwerbung und Durchführung von Projekten<br />
sind erwünscht.<br />
Zu den Aufgaben gehört die Vertretung des Fachgebiets in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong>. In der <strong>Lehre</strong><br />
steht die Beteiligung am neuen fakultätsübergreifenden Bachelorstudiengang „Ingenieurwissenschaften<br />
(Engineering Science)“ in der MUNICH SCHOOL OF ENGINEERING im<br />
Vordergrund, daneben die Beteiligung an den Lehrangeboten der Fakultät.<br />
Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen (Lebenslauf, Zeugnisse, Urkunden, Publikationsliste<br />
einschließlich ausgewählter Sonderdrucke) werden bis zum 29.04.2010 erbeten an den<br />
Dekan der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik, Technische Universität<br />
München, Arcisstr. 21, 80333 München.<br />
In der Fakultät für Bauingenieur- und Vermessungswesen das<br />
Extraordinariat (W2) für Computergestützte<br />
Modellierung und Simulation<br />
Zu den Aufgaben der Professur gehört die angemessene Vertretung des Fachgebiets in <strong>Forschung</strong><br />
und <strong>Lehre</strong>. Der Schwerpunkt der <strong>Forschung</strong> soll im Bereich der computergestützten<br />
Modellierung von Produkten und Prozessen in den Ingenieurwissenschaften liegen. Gewünscht<br />
ist eine von der geometrischen Modellierung bis zur numerischen Simulation reichende,<br />
disziplinenübergreifende Betrachtungsweise. Es wird eine Persönlichkeit gesucht,<br />
die wissenschaftlich auf diesem Gebiet hervorragend ausgewiesen ist und im besten interdisziplinären<br />
Sinne in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong> mit anderen ingenieur- und naturwissenschaftlichen<br />
Arbeitsgruppen der TUM, insbesondere auch mit den Umweltingenieurwissenschaften in der<br />
Fakultät Bauingenieur- und Vermessungswesen kooperieren wird.<br />
Eine wesentliche Aufgabe der Professur ist die Beteiligung am neuen fakultätsübergreifenden<br />
Bachelorstudiengang „Ingenieurwissenschaften (Engineering Science)“ im Rahmen der<br />
MUNICH SCHOOL OF ENGINEERING. In diesem Studiengang sind Teile der <strong>Lehre</strong> zur<br />
computergestützten Modellierung und numerischen Simulation in deutscher und/oder englischer<br />
Sprache abzudecken. Darüber hinaus wird auch ein Engagement in den Bachelor- und<br />
Masterstudiengängen der Fakultät für Bauingenieur- und Vermessungswesen erwartet.<br />
Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen (Lebenslauf, Zeugnisse, Urkunden, Publikationsliste<br />
einschließlich ausgewählter Sonderdrucke) werden bis zum 29.04.2010 erbeten an den<br />
Dekan der Fakultät für Bauingenieur- und Vermessungswesen, Technische Universität<br />
München, Arcisstr. 21, 80333 München.<br />
In der Fakultät für Maschinenwesen das<br />
Extraordinariat (W2) für<br />
Mechanik auf Höchstleistungsrechnern<br />
Die Professur ist zunächst auf 5 Jahre befristet. Ein Jahr vor Ablauf der Befristung wird die<br />
Professur evaluiert. Bei positiver Evaluierung erfolgt die Umwandlung in eine unbefristete<br />
Professur. Zu den Aufgaben gehört es, das Fachgebiet in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong> angemessen<br />
zu vertreten. Schwerpunkte der <strong>Forschung</strong> sollen die Simulation von mechanischen,<br />
Mehrfeld- und Mehrskalen-Problemen auf Höchstleistungsrechnern entscheidend voranbringen.<br />
Dazu gehören ganz wesentlich Themen der ingenieurmäßigen Modellbildung und der<br />
Methodenentwicklung unter besonderer Berücksichtigung der Anforderungen von modernen<br />
Höchstleistungsrechnern. Die Umsetzung in entsprechende Software und anspruchsvolle<br />
Anwendungen auf derartigen Plattformen sollen integraler Bestandteil der <strong>Forschung</strong>saktivitäten<br />
sein. Es wird eine Persönlichkeit gesucht, die wissenschaftlich auf diesen Gebieten<br />
hervorragend ausgewiesen ist und bereit ist, im besten interdisziplinären Sinne mit anderen<br />
Arbeitsgruppen der TUM zu kooperieren.<br />
Eine wesentliche Aufgabe des Extraordinariats wird die Beteiligung am neuen fakultätsübergreifenden<br />
Bachelorstudiengang „Ingenieurwissenschaften (Engineering Science)“ im Rahmen<br />
der MUNICH SCHOOL OF ENGINEERING sein. In diesem Studiengang sind Teile der<br />
<strong>Lehre</strong> zur technischen, Kontinuums- und numerischen Mechanik (in deutscher oder englischer<br />
Sprache) abzudecken. Darüber hinaus können die Themen des Fachgebiets auch in<br />
die Masterstudiengänge der Fakultät für Maschinenwesen eingebracht werden.<br />
Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen (Lebenslauf, Zeugnisse, Urkunden, Publikationsliste<br />
einschließlich ausgewählter Sonderdrucke) werden bis zum 29.04.2010 erbeten an den<br />
Dekan der Fakultät für Maschinenwesen, Technische Universität München, 85747 Garching.<br />
In der Fakultät für Mathematik das<br />
Extraordinariat (W2) für Wissenschaftliches Rechnen<br />
Gesucht wird eine international ausgewiesene Forscherpersönlichkeit auf dem Gebiet des<br />
Wissenschaftlichen Rechnens. Es wird erwartet, dass Bewerberinnen/Bewerber über Erfahrungen<br />
in der Umsetzung großer mathematischer Modelle aus den Ingenieurwissenschaften<br />
und in der Implementierung leistungsfähiger numerischer Algorithmen zur Simulation auf<br />
Höchstleistungsrechnern verfügen. Die Bereitschaft und Fähigkeit zur Zusammenarbeit mit<br />
den ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen sollte durch ingenieurnahe Anwendungen belegt<br />
werden können.<br />
Zu den Aufgaben der Stelleninhaberin / des Stelleninhabers gehört die Vertretung des Fachs<br />
in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong>, die Beteiligung an der Ausbildung in den mathematischen Studiengängen<br />
sowie an der Mathematikausbildung der Studierenden anderer Fakultäten. Insbesondere<br />
gehört die Lehrtätigkeit im neuen Bachelorstudiengang „Ingenieurwissenschaften (Engineering<br />
Science)“ in der MUNICH SCHOOL OF ENGINEERING zu den Dienstaufgaben.<br />
Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen (Lebenslauf, Zeugnisse, Urkunden, Publikationsliste<br />
einschließlich ausgewählter Sonderdrucke) werden bis zum 29.04.2010 erbeten an den<br />
Dekan der Fakultät für Mathematik, Technische Universität München, Boltzmannstr. 3,<br />
85747 Garching.<br />
Für alle Professuren gilt gleichermaßen:<br />
Einstellungsvoraussetzungen sind ein universitärer Hochschulabschluss oder ein anerkannter<br />
Fachhochschulabschluss, pädagogische Eignung, Promotion und Habilitation oder Nachweis<br />
gleichwertiger wissenschaftlicher Leistungen, die sowohl im Rahmen einer Juniorprofessur<br />
als auch einer Tätigkeit außerhalb des Hochschulbereiches erbracht sein können. Bewerberinnen<br />
/ Bewerber dürfen zum Zeitpunkt der Ernennung das 52. Lebensjahr noch nicht<br />
vollendet haben. Ausnahmen von der Altersgrenze können in dringenden Fällen zugelassen<br />
werden.<br />
Schwerbehinderte Bewerberinnen / Bewerber werden bei ansonsten im Wesentlichen gleicher<br />
Eignung bevorzugt eingestellt. Die Technische Universität München hat sich in der Exzellenzinitiative<br />
des Bundes und der Länder das strategische Ziel gesetzt, den Anteil von<br />
Frauen in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong> deutlich zu erhöhen. Wissenschaftlerinnen werden deshalb<br />
nachdrücklich um ihre Bewerbung gebeten.
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> AKADEMISCHER STELLENMARKT 289<br />
In der Fakultät Chemie der Technischen Universität München ist zum<br />
nächstmöglichen Zeitpunkt ein<br />
Extraordinariat (W 2) für<br />
Industrielle Biokatalyse<br />
erstmals zu besetzen. Bei der Professur handelt es sich um eine Stiftung<br />
der Süd-Chemie AG (München). Die Stiftungsprofessur ist zunächst<br />
auf 5 Jahre befristet.<br />
Die Bewerberin/der Bewerber soll auf einem oder mehreren Gebieten der<br />
Industriellen Biokatalyse (z.B. Enzymdesign, Enzymoptimierung unter<br />
Verwendung von Hochdurchsatz-Screening Methoden, Verbindung biokatalytischer<br />
und chemischer Reaktionsschritte, Aufklärung von Biokatalysemechanismen<br />
und deren technische Anwendung) ausgewiesen sein.<br />
Die Bewerberin/der Bewerber soll sich an der <strong>Lehre</strong> im Bereich Biotechnologie,<br />
Biochemie und Chemie beteiligen. Eine wichtige Aufgabe ist die<br />
Mitwirkung am Aufbau eines neuen, fakultätsübergreifenden Master-<br />
Studiengangs Industrial Biotechnology zum WS 2010/11.<br />
Einstellungsvoraussetzungen sind ein universitärer Hochschulabschluss<br />
oder ein anerkannter Fachhochschulabschluss, pädagogische Eignung,<br />
Promotion und der Nachweis eigenständiger wissenschaftlicher Leistungen,<br />
die auch außerhalb des Hochschulbereiches erbracht sein können.<br />
Schwerbehinderte Bewerberinnen und Bewerber werden bei ansonsten<br />
im Wesentlichen gleicher Eignung bevorzugt eingestellt.<br />
Die Technische Universität München hat sich in der Exzellenzinitiative<br />
des Bundes und der Länder das strategische Ziel gesetzt, den Anteil<br />
von Frauen in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong> deutlich zu erhöhen. Wissenschaftlerinnen<br />
werden deshalb nachdrücklich um ihre Bewerbung gebeten.<br />
Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen (Lebenslauf, Zeugnisse, Urkunden,<br />
Publikationsliste einschließlich ausgewählter Sonderdrucke)<br />
werden in schriftlicher und elektronischer Form bis zum 12. Mai 2010<br />
erbeten an den<br />
Dekan der Fakultät für Chemie der<br />
Technischen Universität München<br />
Lichtenbergstr. 4<br />
85747 Garching<br />
dekanat@ch.tum.de<br />
<strong>Forschung</strong><br />
& <strong>Lehre</strong><br />
Akademischer Stellenmarkt<br />
mm-Preis (2-spaltig): 5,20 €<br />
Farbe: ohne Aufpreis
290 AKADEMISCHER STELLENMARKT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
<strong>Forschung</strong><br />
& <strong>Lehre</strong><br />
Alles was die Wissenschaft bewegt<br />
Akademischer Stellenmarkt –<br />
unter vielen Bewerbern den B esten finden.
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> AKADEMISCHER STELLENMARKT 291<br />
Karriere beginnt bei uns.<br />
Universitätsprofessur<br />
Bauinformatik und Geoinformationssysteme<br />
Fakultät für Bauingenieurwesen<br />
Zum 01.10.2012 wird eine Persönlichkeit gesucht, die dieses Fach in <strong>Forschung</strong> und<br />
<strong>Lehre</strong> vertritt.<br />
Inhalte der <strong>Lehre</strong> in den Bachelorstudiengängen der Fakultät für Bauingenieurwesen<br />
sowie in einer Reihe von fakultätsübergreifenden Studiengängen sind Bauinformatik<br />
(CAD, C/C++), Angewandte Statistik und Vermessungskunde. Zu den Lehrinhalten im<br />
Masterstudium sollen Geoinformationssysteme (GIS) und Photogrammetrie zählen.<br />
Schwerpunkte in der <strong>Forschung</strong> sind GIS-Anwendungen für den Katasterbereich und<br />
Photogrammetrie in Verbindung mit Laserscanning. Eine Ausweitung der<br />
<strong>Forschung</strong>saktivitäten im Bereich der Bauinformatik wird angestrebt.<br />
In der <strong>Forschung</strong> ist eine intensive Zusammenarbeit mit den anderen Professuren und<br />
<strong>Forschung</strong>seinrichtungen der RWTH Aachen ausdrücklich erwünscht.<br />
Voraussetzungen sind ein abgeschlossenes Universitätsstudium, Promotion und<br />
zusätzliche wissenschaftliche Leistungen, die durch eine Habilitation, im Rahmen einer<br />
Juniorprofessur, einer wissenschaftlichen Tätigkeit an einer Hochschule,<br />
<strong>Forschung</strong>seinrichtung, in Wirtschaft, Verwaltung oder einem anderen<br />
gesellschaftlichen Bereich erbracht wurden. Des Weiteren werden theoretische und<br />
möglichst praktische Erfahrungen in den o.g. Gebieten sowie didaktische Fähigkeiten<br />
erwartet.<br />
Den Bewerbungsunterlagen sollen Belege über <strong>Lehre</strong>rfolge beigefügt werden.<br />
Ihre schriftliche Bewerbung richten Sie bitte bis zum 01.07.2010 an den Dekan der<br />
Fakultät für Bauingenieurwesen der RWTH Aachen, Univ.-Prof. Dr.-Ing. Wendler,<br />
Templergraben 55, 52062 Aachen.<br />
Die RWTH Aachen ist für ihre Bemühungen um die Gleichstellung von Mann und Frau<br />
mit dem „Total-E-Quality-Award“ ausgezeichnet worden. Bewerbungen von Frauen<br />
sind ausdrücklich erwünscht. Bei gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung<br />
werden Frauen in den Entgeltgruppen bzw. Laufbahnen, in denen eine<br />
Unterrepräsentanz von Frauen besteht, bevorzugt berücksichtigt, sofern nicht in der<br />
Person eines Mitbewerbers liegende Gründe überwiegen. Auf § 8 Abs. 6<br />
Landesgleichstellungsgesetz NW wird verwiesen.<br />
Die RWTH Aachen ist für ihre Bemühungen um die Ausbildung und Beschäftigung<br />
schwerbehinderter Menschen mit dem „Prädikat behindertenfreundlich“ ausgezeichnet<br />
worden. Bewerbungen geeigneter schwerbehinderter Menschen sind ausdrücklich<br />
erwünscht. Dies gilt auch für Gleichgestellte im Sinne von § 2 SGB IX.<br />
<strong>Forschung</strong><br />
& <strong>Lehre</strong><br />
Alles was die Wissenschaft bewegt<br />
Die nächsten<br />
Erscheinungstermine:<br />
Ausgabe 5/2010 30. April 2010<br />
Ausgabe 6/2010 31. Mai 2010
292 AKADEMISCHER STELLENMARKT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
KONGRESSE<br />
SYMPOSIEN<br />
TAGUNGEN<br />
Damit kein Platz unbesetzt bleibt:<br />
Ihre Veranstaltungsanzeige<br />
in <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong><br />
wird gesehen.<br />
<strong>Forschung</strong><br />
& <strong>Lehre</strong><br />
Alles was die Wissenschaft bewegt
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> AKADEMISCHER STELLENMARKT 293<br />
<strong>Forschung</strong><br />
& <strong>Lehre</strong><br />
Akademischer Stellenmarkt<br />
..ermöglicht eine bessere Stellenbesetzung.<br />
Cartoon: Meissner<br />
www.forschung-und-lehre.de<br />
An der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft besetzt der Fachbereich<br />
Architektur ab 1. September 2010 folgende Lehrgebiete für den<br />
kommenden Masterstudiengang Projektentwicklung und Architektur:<br />
Professur für<br />
gemeinschaftsorientierte Projektentwicklung<br />
Professur für<br />
ressourcenoptimiertes Projektmanagement<br />
Der Fachbereich betreibt den vierjährigen Bachelorstudiengang Architektur<br />
und Stadtraum. Zum Aufbau des zweijährigen, berufsbegleitenden<br />
Masterangebotes verstärkt er nun sein Kollegium. Informationen unter:<br />
http://www.alanus.edu/stellenausschreibungen.html.<br />
Die Anforderungen der Berufung sind gebunden an die Regelvoraussetzungen<br />
nach § 29 Kunst-HG NRW. Die Vergütung ist an eine W2-<br />
Professur angelehnt.<br />
Bewerbungsunterlagen im DIN A4-Format senden Sie bitte bis spätestens<br />
26. April 2010 (Eingangsdatum) an die<br />
Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft<br />
Fachbereich Architektur<br />
Herrn Prof. Nikolaus v. Kaisenberg<br />
Villestraße 3<br />
53347 Alfter
294 AKADEMISCHER STELLENMARKT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> AKADEMISCHER STELLENMARKT 295<br />
<strong>Forschung</strong><br />
& <strong>Lehre</strong><br />
Alles was die Wissenschaft bewegt<br />
Die nächsten<br />
Anzeigenschlusstermine:<br />
Ausgabe 5/2010 21. April 2010<br />
Ausgabe 6/2010 19. Mai 2010<br />
Ausgabe 7/2010 21. Juni 2010
296 AKADEMISCHER STELLENMARKT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Forscher<br />
gesucht<br />
<strong>Forschung</strong><br />
& <strong>Lehre</strong><br />
Akademischer Stellenmarkt<br />
Foto: picture-alliance
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> AKADEMISCHER STELLENMARKT 297<br />
<strong>Forschung</strong><br />
& <strong>Lehre</strong><br />
ALLES WAS DIE WISSENSCHAFT BEWEGT
298 AKADEMISCHER STELLENMARKT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> AKADEMISCHER STELLENMARKT 299<br />
<strong>Forschung</strong><br />
& <strong>Lehre</strong><br />
Alles was die Wissenschaft bewegt<br />
Akademische Stellenanzeigen<br />
Wissenschaftspreise und Stipendien<br />
Symposien und Tagungen<br />
optimale Reichweite<br />
zielgenau Foto: dpa
300 AKADEMISCHER STELLENMARKT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
STANDARDFORMATE<br />
1/6 Seite 1/4 Seite 1/3 Seite 1/2 Seite 1/1 Seite<br />
388,00 € 585,00 € 781,00 € 1.170,00 € 2.204,00 €<br />
Die Veröffentlichung Ihrer Anzeige unter www.academics.de ist im Preis inbegriffen.
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> AKADEMISCHER STELLENMARKT 301<br />
An der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik der Technischen Universität Wien ist die Stelle<br />
einer Universitätsprofessorin / eines Universitätsprofessors für<br />
„Energie-Systemtechnik“<br />
in Form eines unbefristeten vertraglichen Dienstverhältnisses ehest<br />
möglich zu besetzen.<br />
Von der künftigen Planstelleninhaberin / dem künftigen Planstelleninhaber<br />
wird erwartet, dass sie / er das Fach in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong><br />
(Deutsch / Englisch) im Bachelor- und Masterbereich der Elektrotechnik<br />
und Informationstechnik vertritt. Bevorzugte Arbeitsgebiete in Theorie<br />
und Praxis sind:<br />
Kraftwerkstechnik und Energieübertragung<br />
Architektur und numerische Simulation komplexer Energiesysteme<br />
Störungsmanagement und Schutz von Energiesystemen<br />
Gesucht wird eine Persönlichkeit, die zumindest auf einem der oben<br />
genannten Gebiete mehrjährige Erfahrung und hohe wissenschaftliche<br />
Qualifikation nachweisen kann.<br />
Für die Anstellung bestehen folgende gesetzliche Erfordernisse:<br />
Eine der Verwendung entsprechende abgeschlossene inländische<br />
oder gleichwertige ausländische Hochschulbildung<br />
Hervorragende wissenschaftliche Qualifikation in <strong>Forschung</strong> und<br />
<strong>Lehre</strong> für das zu besetzende Fach<br />
Pädagogische und didaktische Eignung<br />
Qualifikation zur Führungskraft<br />
Facheinschlägige Auslandserfahrung sowie facheinschlägige außeruniversitäre<br />
Praxis sind erwünscht.<br />
Die Technische Universität Wien strebt eine Erhöhung des Frauenanteils<br />
insbesondere in Leitungsfunktionen und beim wissenschaftlichen Personal<br />
an und fordert deshalb qualifizierte Frauen ausdrücklich zur Bewerbung<br />
auf. Bewerberinnen, die gleich geeignet sind wie der bestgeeignete<br />
Mitbewerber, werden vorrangig aufgenommen, sofern nicht in der Person<br />
eines Mitbewerbers liegende Gründe überwiegen. Behinderte Menschen<br />
mit entsprechender Qualifikation werden ausdrücklich zur Bewerbung<br />
aufgefordert.<br />
Schriftliche Bewerbungen mit Lebenslauf, wissenschaftlichem und beruflichem<br />
Werdegang, Publikations- und Vortragsliste, einer Darstellung der<br />
wissenschaftlichen Tätigkeit und einem Ausblick auf die künftige Entwicklung<br />
des Gebiets an der TU Wien aus der Sicht der Bewerberin/des Bewerbers<br />
sind bis 18.06.2010 [Datum des Poststempels] zu richten an:<br />
Technische Universität Wien,<br />
für Elektrotechnik und Informationstechnik<br />
Gußhausstraße 25-29<br />
A-1040 Wien.
302 AKADEMISCHER STELLENMARKT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Ohne<br />
<strong>Forschung</strong><br />
kein<br />
Fortschritt<br />
<strong>Forschung</strong><br />
& <strong>Lehre</strong><br />
Akademischer Stellenmarkt<br />
Foto: picture-alliance
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> AKADEMISCHER STELLENMARKT 303
304 AKADEMISCHER STELLENMARKT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
2 PhD positions in Molecular Imaging<br />
Deciphering membrane signaling with single molecules<br />
are available within the new BIOSS group of Dr. Maximilian Ulbrich in the Department of<br />
Medicine at the University of Freiburg.<br />
Research field<br />
The Ulbrich lab investigates the assembly of membrane proteins by the use of novel optical<br />
tools. Special focus lies on dynamics of signaling complexes like GPCRs, immune receptors<br />
and synaptic ion channels.<br />
Specific Methods<br />
We observe proteins on a single molecule level in living cells in order to gain insight into the<br />
structure and dynamics of the receptors that is not accessible by classical ensemble measurements.<br />
This is possible by taking advantage of new probes like photoswitchable fluorescent<br />
proteins and the latest developments of highly sensitive cameras.<br />
Requirements<br />
The candidate should have a physics background and experience in the treatment of biological<br />
questions. Alternatively, a biologist with strong interest in biophysics and cellular processes<br />
should apply. The ability to build optical instrumentation, programming, molecular biology,<br />
diverse microscopy techniques and/or electrophysiology would be an advantage. Diploma,<br />
Masters or equivalent degree is required.<br />
Application<br />
Applications should include a CV with a cover letter, a statement of research interests, a list<br />
of publications and the contact details of at least two references. In the research statement,<br />
you should make clear what your specific research interests in the lab will be and how the<br />
laboratory will benefit from your previously acquired expertise.<br />
Please submit your application via mail or electronically as a pdf file to:<br />
Albert-Ludwigs-University Freiburg<br />
BIOSS – Dr. Maximilian Ulbrich<br />
Habsburgerstr. 49<br />
79104 Freiburg, Germany<br />
max.ulbrich@bioss.uni-freiburg.de<br />
Für das DFG-geförderte <strong>Forschung</strong>sprojekt »Urbane Interventionen«<br />
sind an der Hochschule für bildende Künste Hamburg zum nächstmöglichen<br />
Zeitpunkt Stellen für<br />
4 wissenschaftliche Mitarbeiter/innen<br />
½ E13<br />
zu besetzen. Die Stellen sind auf 2,5 Jahre befristet.<br />
- Kunstwissenschaft/ Kunstgeschichte<br />
- Theaterwissenschaft/Performance Studies/Medienwissenschaft<br />
- Politologie/Soziologie/Geographie<br />
Erforscht werden Interventionen aus Kunst, Design, Theater, Architektur<br />
und politischem/kulturellem Aktivismus und ihre Wirkung auf die Nutzung<br />
und Wahrnehmung urbaner Räume. Neben herausragender<br />
Kenntnis der wissenschaftlichen Methodik der jeweiligen Disziplin wird<br />
von den Bewerbern/innen deshalb großes Interesse an zeitgenössischen<br />
künstlerischen Praktiken und gegenwärtigen Entwicklungen der<br />
Stadtpolitik vorausgesetzt. Künstler mit wissenschaftlichen Qualifikationen<br />
werden ebenfalls zur Bewerbung aufgefordert. Schwerpunkte des<br />
<strong>Forschung</strong>sprojektes sind Hamburg, Berlin, Halle/Leipzig und Belgrad,<br />
die begleitenden Dissertationen sollen sich auf die entsprechenden Orte<br />
fokussieren.<br />
Die Hochschule strebt einen höheren Anteil von Frauen am Personal<br />
an. Deshalb sind Bewerbungen von Frauen besonders willkommen.<br />
Schwerbehinderte werden bei gleicher Eignung bevorzugt berücksichtigt.<br />
Dienstorte sind Berlin und Hamburg. Die Arbeitsplätze befinden sich<br />
in Berlin.<br />
Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen (nur Kopien, die Unterlagen<br />
können nicht zurück gesandt werden) bis zum 30.04.2010 an die Hochschule<br />
für bildende Künste, Prof. Dr. Friedrich von Borries, Lerchenfeld<br />
2, 22081 Hamburg.<br />
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei<br />
Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) ist<br />
ein Institut des <strong>Forschung</strong>sverbundes Berlin e.V. (FVB) und mit allen<br />
drei Berliner Universitäten vernetzt. Der FVB ist Träger von acht außeruniversitären<br />
naturwissenschaftlichen <strong>Forschung</strong>sinstituten in Berlin,<br />
die von der Bundesrepublik Deutschland und der Gemeinschaft der<br />
Länder finanziert werden. Die <strong>Forschung</strong>sinstitute sind Mitglieder der<br />
Leibniz-Gemeinschaft.<br />
Das in der Abteilung Limnologie von Flussseen entwickelte Modell MO-<br />
NERIS berechnet Nährstoffeinträge in Oberflächengewässer auf jährlicher<br />
bzw. monatlicher Basis sowie die dort <strong>statt</strong>findende Nährstoffretention<br />
und die resultierenden Frachten (http://moneris.igb-berlin.de).<br />
Ab Mai 2010 sind auf 3 Jahre befristet mit Option auf Verlängerung folgende<br />
Stellen zu besetzen:<br />
Modellierer für Wasserhaushalt<br />
und Nährstoffbilanzen<br />
Aufgabenbereich: Eigenständige Durchführung von Wasserhaushaltsund<br />
Nährstoffbilanzen mit dem Model MONERIS; Weiterentwicklung<br />
des Modells (insbesondere hydrologische Aspekte und ausgewählte<br />
Pfade); eigenständige Bearbeitung von Projekten zu Nährstoffemissionen<br />
in Flüssen.<br />
Anforderungen: Promotion in Geowissenschaften (z. B. Hydrologie,<br />
Geographie oder Geoökologie); Erfahrung in hydrologischer Modellierung<br />
oder Nährstoffmodellierung; Umgang mit MS Office und geographischen<br />
Informationssystemen (ArcGIS); Erfahrung in Programmierung<br />
von Vorteil; Fähigkeit zu wissenschaftlichem Schreiben und Publizieren;<br />
gute Englischkenntnisse.<br />
Programmierer<br />
Aufgabenbereich: Programmierungsarbeiten im Modellsystem MONE-<br />
RIS; Ausbau und Überarbeitung der Datenbankstruktur.<br />
Anforderungen: Studium der Informatik, Geoinformatik oder verwandte<br />
Studiengänge; sehr gute Kenntnisse in VBA und C#.<br />
Die Stelle wird nach dem öffentlichen Tarifrecht TVöD vergütet. Eine<br />
Teilzeitbeschäftigung ist möglich.<br />
Die Bewerbung von Frauen ist ausdrücklich erwünscht. Bei gleicher<br />
Eignung werden Schwerbehinderte bevorzugt eingestellt.<br />
Bitte senden Sie Ihre schriftliche Bewerbung mit den üblichen Unterlagen<br />
(nur Kopien, ohne Hüllen und Mappen) bis zum 10. April 2010 an:<br />
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei<br />
in <strong>Forschung</strong>sverbund Berlin e.V.<br />
z. H. Dr. Markus Venohr, Müggelseedamm 310, 12587 Berlin<br />
oder per Email an m.venohr@igb-berlin.de<br />
Am Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und Techn. Biowissenschaften<br />
Fachbereich Bioverfahrenstechnik der Technischen Universität<br />
Wien ist voraussichtlich ab 1. Juli 2010 für die Dauer von 4 Jahren eine<br />
Stelle für eine/n<br />
Assistentin / Assistenten (POST-DOC)<br />
zu besetzen.<br />
Aufnahmebedingungen: einschlägiges abgeschlossenes Doktoratsstudium<br />
in Bioverfahrenstechnik, Biotechnologie, Mikrobiologie, Verfahrenstechnik<br />
bzw. eine gleichwertige wissenschaftliche Befähigung.<br />
Sonstige Kenntnisse: Einschlägige Erfahrung in Fermentationstechnik<br />
und Bioprozessentwicklung, Metabolic Engineering, Modellierung und<br />
Quantifizierung von biotechnischen Prozessen, Expression, Analytik und<br />
Aufarbeitung von rekombinanten Proteinen. Kenntnisse in Molekularbiologie<br />
und / oder in On-Line Analytik für Bioprozesse sind von Vorteil.<br />
Kontakt: Univ.Prof. Dr. Christoph Herwig,<br />
christoph.herwig@tuwien.ac.at , Tel +43 1 58801 17230<br />
Link: http://www.vt.tuwien.ac.at/division/wg_info.php?wg_id=24<br />
Bewerbungen richten Sie an die Personalabt. für wiss. Personal der TU<br />
Wien, Karlsplatz 13, 1040 Wien.
4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> AKADEMISCHER STELLENMARKT 305<br />
Am Institut für Verkehrswissenschaft<br />
und Regionalpolitik der<br />
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau<br />
ist eine Stelle als<br />
Akademische Rätin/Akademischer Rat<br />
zu besetzen. Neben den beamtenrechtlichen Voraussetzungen muss<br />
eine Promotion im Bereich der Wirtschaftswissenschaften vorliegen. Die<br />
Möglichkeit zu einer (kumulativen) Habilitation ist gegeben.<br />
Es handelt sich um eine Vollzeitstelle, die auf drei Jahre befristet ist, mit<br />
der Möglichkeit einer Verlängerung um weitere 3 Jahre. Eintrittstermin ist<br />
frühestens zum 1. Juni 2010. Die Vergütung erfolgt nach A13.<br />
Die Schwerpunkte in <strong>Forschung</strong> und <strong>Lehre</strong> unseres Instituts liegen auf<br />
den Gebieten Netzökonomie, (De-)Regulierung, Wettbewerbspolitik, Industrieökonomie<br />
und Sektorstudien in Netzindustrien (z.B. Telekommunikation,<br />
Verkehr, Wasser und Energie). Wir bieten die Möglichkeit, in <strong>Forschung</strong><br />
und <strong>Lehre</strong> ein eigenes Profil zu entwickeln. Mit der Stelle verbunden<br />
ist ein Lehrdeputat von 4 Semesterwochenstunden und die Beteiligung<br />
an der Betreuung von studentischen Abschlussarbeiten.<br />
Wir erwarten vertiefte Kenntnisse in angewandter Mikroökonomie, ausgewiesene<br />
<strong>Forschung</strong>sstärke, starke Motivation für eigenständige <strong>Forschung</strong>saktivitäten<br />
und die Bereitschaft, mit den Mitarbeitern des Instituts<br />
gut zusammenzuarbeiten.<br />
Die Universität strebt eine Erhöhung des Frauenanteils an und fordert<br />
ausdrücklich entsprechend qualifizierte Frauen zur Bewerbung auf. Vollzeitstellen<br />
sind grundsätzlich teilbar, soweit dienstliche oder rechtliche<br />
Gründe nicht entgegenstehen. Schwerbehinderte werden bei gleicher<br />
Eignung bevorzugt eingestellt.<br />
Bitte bewerben Sie sich mit den üblichen Unterlagen bis spätestens<br />
18. April 2010 unter folgender Adresse:<br />
Prof. Dr. Günter Knieps<br />
Institut für Verkehrswissenschaft und Regionalpolitik<br />
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau<br />
D - 79085 Freiburg, Germany<br />
E-Mail: verkehrswissenschaft@vwl.uni-freiburg.de<br />
Im Theologischen Seminar Ewersbach des Bundes Freier evangelischer<br />
Gemeinden in Deutschland KdöR (BFeG) ist die Stelle eines/einer<br />
Dozenten/Dozentin<br />
für Altes Testament und Hebräisch<br />
zum Sommersemester 2011 zu besetzen. Die Stelleninhaberin bzw. der<br />
Stelleninhaber vertritt die Fächer Altes Testament und Hebräisch innerhalb<br />
der Studiengänge des Theologischen Seminars. Zurzeit wird der Antrag<br />
auf Anerkennung als nichtstaatliche Fachhochschule vorbereitet. Die<br />
Vergütung erfolgt im Rahmen der Gehaltsrichtlinien des BFeG.<br />
Die Fächer Altes Testament und Hebräisch bilden den Schwerpunkt der<br />
Lehrtätigkeit. Nach Absprache können andere Lehrveranstaltungen hinzukommen.<br />
Die Vertretung der Fächer Altes Testament und Hebräisch ist in<br />
voller Breite gewünscht. Zugleich wird die Bereitschaft zur Übernahme<br />
von Aufgaben an der Weiterentwicklung von <strong>Lehre</strong>, Curriculum, Betreuung<br />
von Studierenden und <strong>Forschung</strong>sschwerpunkten der Einrichtung gewünscht.<br />
Zum Aufgabenspektrum gehört weiterhin die Zusammenarbeit<br />
mit kirchlichen und außerkirchlichen Kooperations- und Praxispartnern.<br />
Folgende Anforderungen sind zu erfüllen:<br />
wissenschaftliche Qualifikation – in der Regel durch eine entsprechende<br />
Promotion und Veröffentlichungen nachgewiesen – und pädagogische<br />
Eignung,<br />
Teamfähigkeit, Organisationskompetenz und persönliches Engagement<br />
bei der Mitgestaltung des Profils des Theologischen Seminars.<br />
Sprachkenntnisse in Aramäisch und Ugaritisch sind erwünscht.<br />
Die Mitgliedschaft in einer Ortsgemeinde des BFeG bzw. einer evangelischen<br />
Freikirche, Kirche oder Gemeinschaft, Erfahrungen in der <strong>Lehre</strong><br />
und im pastoralen Bereich sowie soziale Kompetenz werden erwartet.<br />
Bewerbungen inklusive tabellarischem Lebenslauf, Liste der Veröffentlichungen<br />
und <strong>Lehre</strong>rfahrungen sowie Vorstellungen zur eigenen <strong>Forschung</strong><br />
und <strong>Lehre</strong> richten Sie bitte bis zum 30.04.2010 an den Rektor<br />
des Theologischen Seminars Ewersbach, Michael Schröder, Jahnstraße<br />
49-53, 35716 Dietzhölztal.
306 AKADEMISCHER STELLENMARKT <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Der Universitäre <strong>Forschung</strong>sschwerpunkt (UFSP) Asien und Europa untersucht<br />
Prozesse der Aneignung und Abgrenzung in Kultur, Recht, Religion<br />
und Gesellschaft, die zwischen Asien und Europa <strong>statt</strong>gefunden haben<br />
und gegenwärtig <strong>statt</strong>finden. Zu seinen Aufgaben gehört die wissenschaftliche<br />
Nachwuchsförderung im Rahmen eines interdisziplinär angelegten<br />
Doktoratsprogramms sowie auf Postdoc-Ebene.<br />
Auf den 1. September 2010 sind<br />
Tendenz:<br />
ivw-geprüfte Verbreitung<br />
28.000<br />
27.000<br />
26.000<br />
25.000<br />
24.000<br />
23.000<br />
22.000<br />
21.000<br />
20.000<br />
3-4 Qualifikationsstellen für<br />
Doktorierende bzw. Postdocs<br />
zu besetzen. Diese Stellen sind den drei <strong>Forschung</strong>sfeldern des UFSP<br />
Asien und Europa „Begriffe und Taxonomien“, „Verflechtungsgeschichten“<br />
und „Normen und Ordnungen“ zugeordnet.<br />
Bewerbungen auf der Grundlage eines <strong>Forschung</strong>sprojekts (Dissertation<br />
bzw. Habilitation oder Postdoc-Projekt; Förderung max. 3 Jahre) zu einer<br />
Fragestellung im Kontext der drei <strong>Forschung</strong>sfelder des UFSP. Doktorierende<br />
promovieren an der Universität Zürich im Rahmen des Doktoratsprogramms<br />
Asien und Europa.<br />
Voraussetzungen: Für Doktorierende: M.A. oder äquivalenter Universitätsabschluss,<br />
der die Bewerberin/den Bewerber zu einer Promotion in<br />
den folgenden Fächern befähigt: Ethnologie, Gender Studies, Geographie,<br />
Geschichte, Indologie, Islamwissenschaft, Japanologie, Kunstgeschichte,<br />
Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft, Religionswissenschaft,<br />
Sinologie, Theologie. Für Post-Docs: Habilitationsfähigkeit in einem<br />
der genannten Fächer.<br />
Wir bieten: eine disziplinär und interdisziplinär anregende und anspruchsvolle<br />
<strong>Forschung</strong>sumgebung (4 Fakultäten, derzeit 12 Disziplinen), interdisziplinäre<br />
Begleitung und vielfältige Möglichkeiten des Austauschs über<br />
die eigene <strong>Forschung</strong>, Freiräume für die Selbstorganisation der Doktorierenden<br />
und Postdocs. Die Veranstaltungen des UFSP finden auf Deutsch<br />
und/oder Englisch <strong>statt</strong>.<br />
Anstellungsbedingungen: Lohnansatz entsprechend einer 50%-Anstellung<br />
als Doktorierende/r bzw. Post-Doc an der Universität Zürich. Es handelt<br />
sich um <strong>Forschung</strong>sstellen, die Mitarbeit bei der Gestaltung der Veranstaltungen<br />
des UFSP, nicht aber <strong>Lehre</strong> oder administrative Aufgaben in<br />
den jeweiligen Fächern beinhalten. Die Promotion erfolgt an der Universität<br />
Zürich. Eine am UFSP Asien und Europa erarbeitete Habilitation wird<br />
in der Regel an der Universität Zürich eingereicht.<br />
Bewerbungsunterlagen sind entsprechend der Wegleitung in elektronischer<br />
Form bis zum 3. Mai 2010 einzureichen bei:<br />
bewerbungen@asienundeuropa.uzh.ch<br />
Für die Wegleitung sowie Informationen zu den genannten <strong>Forschung</strong>sfeldern<br />
konsultieren Sie bitte unsere Website: www.asienundeuropa.uzh.ch<br />
Für Auskünfte steht Ihnen Dr. Inge Ammering, Geschäftsführerin des<br />
UFSP Asien und Europa, zur Verfügung (Tel.: +41 44 634 07 38).<br />
steigend<br />
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
Der Universitäre <strong>Forschung</strong>sschwerpunkt (UFSP) Asien und Europa untersucht<br />
Prozesse der Aneignung und Abgrenzung in Kultur, Recht, Religion<br />
und Gesellschaft, die zwischen Asien und Europa <strong>statt</strong>gefunden haben<br />
und gegenwärtig <strong>statt</strong>finden. Zu seinen Aufgaben gehört die wissenschaftliche<br />
Nachwuchsförderung im Rahmen eines interdisziplinär angelegten<br />
Doktoratsprogramms sowie auf Postdoc-Ebene.<br />
Auf den 1. September 2010 sind<br />
2 Qualifikationsstellen für Doktorierende und<br />
1 Qualifikationsstelle für Postdocs<br />
zu besetzen. Diese Stellen sind dem <strong>Forschung</strong>sfeld 1 „Begriffe und Taxonomien“<br />
zugeordnet.<br />
Bewerbungen auf der Grundlage eines <strong>Forschung</strong>sprojekts (Dissertation<br />
bzw. Habilitation oder Postdoc-Projekt; Förderung max. 3 Jahre) zum<br />
Themenbereich „Philosophie und Religion im 20. Jahrhundert: Prozesse<br />
der taxonomischen Selbstverortung zwischen Asien und Europa“. Doktorierende<br />
promovieren an der Universität Zürich im Rahmen des Doktoratsprogramms<br />
Asien und Europa.<br />
Voraussetzungen: Für Doktorierende: M.A. oder äquivalenter Universitätsabschluss,<br />
der die Bewerberin/den Bewerber zu einer Promotion in<br />
den folgenden Fächern befähigt: Indologie, Islamwissenschaft, Japanologie,<br />
Religionswissenschaft, Sinologie, Theologie. Für Post-Docs: Habilitationsfähigkeit<br />
in einem der genannten Fächer.<br />
Wir bieten: eine disziplinär und interdisziplinär anregende und anspruchsvolle<br />
<strong>Forschung</strong>sumgebung (4 Fakultäten, derzeit 12 Disziplinen),<br />
interdisziplinäre Begleitung und vielfältige Möglichkeiten des Austauschs<br />
über die eigene <strong>Forschung</strong>, Freiräume für die Selbstorganisation<br />
der Doktorierenden und Postdocs. Die Veranstaltungen des UFSP finden<br />
auf Deutsch und/oder Englisch <strong>statt</strong>.<br />
Anstellungsbedingungen: Lohnansatz entsprechend einer 50%-Anstellung<br />
als Doktorierende/r bzw. Postdoc an der Universität Zürich. Es handelt<br />
sich um <strong>Forschung</strong>sstellen, die Mitarbeit bei der Gestaltung der Veranstaltungen<br />
des UFSP, nicht aber <strong>Lehre</strong> oder administrative Aufgaben<br />
in den jeweiligen Fächern beinhalten. Die Promotion erfolgt an der Universität<br />
Zürich. Eine am UFSP Asien und Europa erarbeitete Habilitation<br />
wird in der Regel an der Universität Zürich eingereicht.<br />
Bewerbungsunterlagen sind entsprechend der Wegleitung in elektronischer<br />
Form bis zum 3. Mai 2010 einzureichen bei:<br />
bewerbungen@asienundeuropa.uzh.ch<br />
Für die Wegleitung sowie Informationen zum genannten <strong>Forschung</strong>sfeld<br />
konsultieren Sie bitte unsere Website: www.asienundeuropa.uzh.ch<br />
Für Auskünfte steht Ihnen Dr. Inge Ammering, Geschäftsführerin des<br />
UFSP Asien und Europa, zur Verfügung (Tel.: +41 44 634 07 38).<br />
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4|10 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> ZU ENDE GEDACHT 307<br />
Zu Ende gedacht<br />
Ich beginne meinen Tag…<br />
mit einer Tasse Kaffee.<br />
Meine besten Einfälle habe ich…<br />
womöglich unter der Dusche oder<br />
wenn ich im Zug oder Flugzeug aus<br />
dem Fenster schaue, jedenfalls nicht in<br />
meinem Büro.<br />
Wenn ich einen Rat brauche…<br />
spreche ich mit Freunden.<br />
Am meisten ärgere ich mich...<br />
über Rücksichtslosigkeit.<br />
Das nächste Buch, das ich lesen will...<br />
ist von Martin Walser, Tagebücher<br />
1974-1978.<br />
Wenn ich das Fernsehen anschalte…<br />
läuft noch der Kanal, den ich zuletzt<br />
gesehen habe, und gelegentlich erschrecke<br />
ich dann.<br />
Energie tanke ich…<br />
zu selten.<br />
Wenn ich mehr Zeit hätte…<br />
würde ich mehr Energie tanken.<br />
Mit einer unverhofften Million würde<br />
ich...<br />
mir eine kleine Freude machen und den<br />
Rest für eine große Freude sparen.<br />
Ich frage mich manchmal...<br />
warum ich nicht öfter nein sage.<br />
Die Wahrheit zu finden...<br />
mag das Ziel vieler Wissenschaftler<br />
sein, aber sicher nicht aller.<br />
Das Bewusstsein von der eigenen<br />
Vergänglichkeit...<br />
belastet mich nicht sonderlich – eher<br />
schon das Bewusstsein der Vergänglichkeit<br />
anderer Menschen.<br />
Kreativität entsteht...<br />
wenn Freiräume bestehen.<br />
Freude an meinem Beruf...<br />
entsteht aus der Interaktion mit anderen<br />
Menschen – Studenten, Mitarbeitern<br />
und Kollegen.<br />
Die Zeit meines Studiums...<br />
hätte ich vielleicht effizienter nutzen<br />
können, aber kaum besser.<br />
Wissenschaftler sind Menschen...<br />
wie alle anderen auch.<br />
Wenn ich Wissenschaftsminister<br />
wäre…<br />
müsste ich wohl zwischen vielen Fronten<br />
kämpfen – das liegt mir aber wirklich<br />
nicht.<br />
Der Fortschritt von Wissenschaft und<br />
Technik...<br />
beunruhigt die Menschheit, und doch<br />
treibt er sie an.<br />
STECKBRIEF<br />
Professor Dr. Joachim Winter<br />
Joachim Winter ist 42 Jahre alt.<br />
Er studierte Volkswirtschaftslehre<br />
in Augsburg und an der London<br />
School of Economics, promovierte<br />
und habilitierte in Mannheim<br />
bei Axel Börsch-Supan. Er erforscht<br />
individuelle Entscheidungen<br />
zu Altersvorsorge, Gesundheit<br />
und Versicherungen anhand<br />
von Befragungsdaten und Experimenten<br />
an der LMU-München.<br />
Im Jahr 2008 erhielt er den „Ars<br />
legendi-Preis für exzellente Hochschullehre“<br />
sowie den „Preis für<br />
gute <strong>Lehre</strong>“ des Bayerischen<br />
Staatsministers für Wissenschaft,<br />
<strong>Forschung</strong> und Kunst. Er begeistert<br />
sich für die Berge, Musik<br />
und Bücher.
308 EXKURSION <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> 4|10<br />
Exkursion<br />
Warum Professor Peter Backus<br />
keine Freundin findet<br />
Es ist unwahrscheinlich, dass der<br />
britische Ökonom Peter Backus<br />
von der Universität Warwick (London)<br />
eine Freundin findet. Das jedenfalls legt<br />
seine Rechnung nahe, für die er die<br />
Drake-Formel nutzte. Mit der geben<br />
Forscher an, wie wahrscheinlich eine<br />
Cartoon: Meissner<br />
Kommunikation mit Außerirdischen ist.<br />
Backus, Anfang 30, traf für seine Arbeit<br />
allerlei Vorannahmen, etwa die Zahl<br />
der lebenden Frauen im passenden Alter<br />
in Großbritannien, die Geburtenrate<br />
im Land, dazu sollte die Dame – erstens<br />
– hübsch sein und – zweitens – einen<br />
Universitätsabschluss haben. Ergebnis:<br />
In ganz Großbritannien gibt es ganze<br />
26 Kandidatinnen. Die Wahrscheinlichkeit,<br />
eine davon in einer beliebigen<br />
Londoner Nacht zu treffen, liege, so Backus,<br />
bei 0,00034 Prozent. Dies sei immerhin<br />
100 Mal wahrscheinlicher, als<br />
mit fremden Zivilisationen zu kommunizieren,<br />
erklärt Backus auf seiner<br />
Homepage. „Mach’ daraus [aus diesem<br />
Wissen], was Du willst. Es mag Dich beflügeln<br />
oder deprimieren. Ich denke,<br />
das hängt davon ab, was Du über Deine<br />
Chancen dachtest, bevor Du das hier<br />
gelesen hast“, notiert der Professor am<br />
Ende seiner Ausführungen. Die Drake-<br />
Formel stammt von Frank Drake vom<br />
National Radio Astronomy Observatory<br />
in Green Bank (US-Staat West Virginia).<br />
Sie berücksichtigt etwa die angenommene<br />
Zahl von Sternen, die Leben<br />
unterstützen können, die Zahl bewohnbarer<br />
Planeten und vieles mehr. Auf dieser<br />
Basis kam Drake zu der Einsicht,<br />
dass es in der Milchstraße 10 000 zur<br />
Kommunikation fähige Zivilisationen<br />
geben könnte. Bei angenommenen 300<br />
Millionen Sternen gebe es also eine<br />
Wahrscheinlichkeit von rund 0,000003<br />
Prozent, zufällig einen Stern auszuwählen,<br />
mit dessen Bewohnern man kommunizieren<br />
kann. Aber so aussichtslos<br />
das alles scheine: Immerhin gebe es<br />
überhaupt eine Chance, meint Backus.<br />
Falls jemand Interesse am ersten Schritt<br />
hat, hier seine Homepage: http://dpaq.<br />
de/LNuSH.<br />
dpa-fwt