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ReTTeT DIe ÖKO-BOHeMe DIe WelT?<br />

Die Megatrends des Modischen am Beispiel der Bekleidung<br />

ZU BegInn<br />

Im folgen<strong>den</strong> Aufsatz soll die entwicklung großer gesellschaftlicher Trends am Beispiel der<br />

Bekleidung der letzten zwanzig Jahre aufgezeigt wer<strong>den</strong>, um dadurch dem Begriff der nach-<br />

haltigkeit und der Frage nach der Bedeutung dieses Begriffes für heutige gestaltung etwas<br />

näher zu kommen.<br />

Bestimmte entwicklungen in der gestaltung und Rezeption von Bekleidung wer<strong>den</strong> im allgemeinen<br />

Sprachgebrauch oft mit dem Begriff der Mode gleichgesetzt. eine Praxis, der ich – der<br />

Verständlichkeit zuliebe – hier folgen werde.<br />

BegRIFFSKläRUng<br />

Die Beschäftigung mit der Frage der „Megatrends“ führt <strong>als</strong> erstes zu zwei Begriffen, die in diesem<br />

Zusammenhang immer wieder fallen und mitunter eine eher unzulässige Allianz eingehen<br />

– Mo<strong>den</strong> und Trends (mitunter eben auch <strong>als</strong> Modetrends umgangssprachlich im gebrauch).<br />

Wen<strong>den</strong> wir uns vorerst <strong>den</strong> Mo<strong>den</strong> zu: ein Begriff, der nicht ohne grund langsam an Bedeutung<br />

verliert. In unschuldigeren – sprich überschaubareren - Zeiten definierte Walter Benjamin<br />

die Mo<strong>den</strong> einmal so: „Die Mode ist die ewige Wiederkehr des neuen.“ (Walter Benjamin, gesammelte<br />

Schriften, Hrsg. Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser, Suhrkamp, Frankfurt<br />

am Main, 1.Aufl.1972-1999, Bd.I/2, „Zentralpark“), wobei die Funktionsweise der Mode,<br />

auf einen einfachen nenner gebracht, <strong>als</strong> die Verneinung des Jüngstvergangenen bezeichnet<br />

wer<strong>den</strong> kann. Mode ist in dieser lesart das Flüchtige, ein Akt schöpferischer Zerstörung, der<br />

im Moment seiner Wirkung wirkungslos wird.<br />

Oder wie norbert Bolz in seinem Aufsatz „Mode oder Trend?“ (norbert Bolz, Mode oder Trend?<br />

Kunstforum 141, Jg.1998, S.196ff) feststellt: „Mode ist der Konformismus der Abweichung.“<br />

Das heißt, die Mode macht gerade in der Anpassung des einzelnen an einen scheinbar allgemeinen<br />

Konsens <strong>den</strong> Unterschied zum gerade Vergangenen oder wie georg Simmel in seinem<br />

Aufsatz „Die Philosophie der Mode“ schon vor hundert Jahren sagte: Die Mode ermöglicht<br />

„einen sozialen gehorsam, der zugleich individuelle Differenzierung ist.“ (georg Simmel, gesamtausgabe<br />

10. Philosophie der Mode 1905, Suhrkamp Verlag, 2006) – Differenzierung zur<br />

eigenen Vergangenheit.<br />

So ist das, was der Mode ihre Stärke im Alltag verleiht, die Stärke des formalen Reizes der<br />

grenze. Die Mode wird <strong>als</strong>o nicht reizvoll durch Substanz, sondern durch die Differenz, dem<br />

erlebnis von grenze und Wechsel. Und eben aus diesem grund steht ihr die gesellschaftlich-<br />

IM FOKUS<br />

Modedesign<br />

1 | 12


intellektuelle Rezeption so skeptisch gegenüber. Anstelle des ungeliebten und diffamierten<br />

Mo<strong>den</strong>-Begriffs ist in <strong>den</strong> letzten fünfzehn Jahren der Begriff des Trends getreten.<br />

Trends kann man – im gegensatz zu Mo<strong>den</strong> - nicht erfin<strong>den</strong>. Man kann sie nur abtasten, verstärken<br />

und ihnen namen geben. Und im gegensatz zu Mo<strong>den</strong> funktionieren sie tatsächlich,<br />

sonst wären es keine Trends. So sind Trendforscher namensgeber – Trendforschung ist eine<br />

echtzeitanalyse. Dynamiken in unseren Kulturen wer<strong>den</strong> gelesen und benannt. Und in dieser<br />

Benennung liegt auch die gefahr der Trendforschung. Im Augenblick der Ankunft des neuen<br />

und dessen Verbreitung beginnt auch dessen Diffusion. Die Innovation der Szene verkommt<br />

zum lifestyle. Der Mega-Trend <strong>als</strong> weit reichende gesellschaftliche Ten<strong>den</strong>z, <strong>als</strong> eine Art Führungsidee<br />

muss immer auch eine lösung anbieten, einen „endgültigkeits-Ton“ anschlagen, um<br />

so einen reellen oder auch nur ersehnten Stabilisierungseffekt zu haben.<br />

Diesen Stabilisierungseffekt braucht er, um einigermaßen universell zu wirken. Richtet die<br />

Trendforschung ihren Blick nun allzu weit in die Zukunft verkommt das Instrumentarium der<br />

Trendforscher zum Kaffeesatz-lesen.<br />

Im Folgen<strong>den</strong> möchte ich nun einen kurzen Überblick über die entwicklung von Bekleidungs-<br />

Trends (und eben nICHT von Mo<strong>den</strong>) in <strong>den</strong> letzten zwanzig Jahren geben. Aktuelle Trends<br />

erkennen sich um vieles leichter mit dem Wissen um die gerade erst vergangenen.<br />

FRAgMenTIeRUng<br />

Ausgehend von einem weitgehend homogenen lebensgefühl der Sechziger und auch noch<br />

der frühen <strong>Sie</strong>bziger kommt es durch die Jugendrevolten und durch die damit verbun<strong>den</strong>en<br />

gesellschaftlichen Umwertungen (Die Jugend wirkt von nun an kulturbestimmend.) zu einer<br />

verstärkten Differenzierung und Abgrenzung von lebensmodellen, Szenen und gesellschaftlichen<br />

gruppen.<br />

Kulturelle Differenz – das Anderssein – bestimmt die Jugendkultur. So entwickeln sich bereits<br />

in <strong>den</strong> Achtzigern nebeneinander existierende, mehr oder weniger einflussreiche Subkulturen.<br />

eine entwicklung - die durch die allgemeine liberalisierung der westlichen gesellschaften noch<br />

verstärkt wird.<br />

In <strong>den</strong> späten Achtzigern und frühen neunzigern fällt dieses gesellschaftliche Setting mit<br />

einer zunehmen<strong>den</strong> Medialisierung unseres alltäglichen lebens zusammen. Das Privatfernsehen<br />

entsteht und das Angebot an Bildern, das es von nun an tagtäglich zu konsumieren gilt,<br />

schnellt nahezu explosionsartig in die Höhe.<br />

Das Musikfernsehen entwickelt sich und mit ihm verändern sich die Sehgewohnheiten rasant.<br />

Seit <strong>den</strong> frühen neunzigern wirkt die fortschreitende Digitalisierung in allen gesellschaftlichen<br />

Bereichen.<br />

neue Kunst- und Musikformen erobern ihren Platz auf der kulturellen Bildfläche. Bilder wer<strong>den</strong><br />

zur beliebig manipulierbaren Massenware. Die Bilder sind der Spiegel unserer ängste, Träume,<br />

Visionen und Wünsche – unserer Vorstellung von uns selbst.<br />

Und so verwundert es auch nicht, wenn nach einem lebensgefühl der 90er befragt, niemand<br />

IM FOKUS<br />

Modedesign<br />

2 | 12


sich so recht festlegen mag oder eben dieser kleinste gemeinsame nenner eben jene vielbe-<br />

schworene Vielseitigkeit und liberalisierung der gesellschaft genannt wird. Das Individuum<br />

feiert sich selbst, betont seine Individualität um je<strong>den</strong> Preis. In dieser angestrengten Betonung<br />

der eigenen Individualität liegt dann auch das Verbin<strong>den</strong>de dieses Jahrzehnts – die Aufsplitterung<br />

der gesellschaft in ihre kleinstmöglichen einheiten, der Mythos von der Selbstverwirklichung.<br />

Für die Mode bedeutet das eine Ausprägung von Subkulturen und Szenen, die vielfältig und<br />

zeitgleich nebeneinander existieren. (Dazwischen die großen Modehäuser, die vorerst versuchten,<br />

so weiterzuwirtschaften wie bisher...). Stark geprägt wer<strong>den</strong> diese modischen Subkulturen<br />

u.a. von dem nebeneinander der unterschiedlichsten musikalischen entwicklungen. Auch<br />

die sexuelle liberalisierung und die entwicklung verschie<strong>den</strong>artigster, neuer lebensmodelle,<br />

wie Patchwork-Familien, der große Anteil von Single-Haushalten an der gesamtbevölkerung,<br />

Verschiebung der geschlechterrollen oder die emanzipation der Homosexuellen wirkte sich<br />

auf die gestaltung und Rezeption von Bekleidung aus.<br />

es entwickelten sich die unterschiedlichsten Bekleidungsstile bis hin zur sozialen Differenz<br />

durch die komplizierten, nur für eingeweihte lesbaren Zeichensysteme der Minimal-Fashion zur<br />

Jahrtausendwende. (Hier entwickelt sich auch der enorme Bedarf an Trendscouts, mit deren<br />

Hilfe die Untiefen dieser immer schwerer fassbaren Märkte umschifft wer<strong>den</strong> sollen.)<br />

BeSCHleUnIgUng<br />

Die bei<strong>den</strong> wichtigsten technischen entwicklungen der neunziger waren mit Sicherheit der<br />

flächendeckende einsatz des Computers in fast allen lebensbereichen und der <strong>Sie</strong>geszug<br />

des Mobiltelefons.<br />

Die Digitalisierung aller gestaltungs- und Produktionsprozesse und weiter Teile des alltäglichen<br />

lebens nahezu aller Menschen der westlichen Industrienationen führten zu einer rasanten<br />

Beschleunigung in diesen Bereichen. Die geschwindigkeit in Produktion und Vertrieb<br />

von Bekleidung (oder auch Mode) wurde atemberaubend. Weltweite logistik und Vernetzung<br />

senkten die Kosten für die Produktion und <strong>den</strong> Transport von Konsumgütern und eben auch<br />

von Bekleidung. Arbeitsintensive Zweige oder gesundheits- und umweltbelastende Produktionsbereiche<br />

wur<strong>den</strong> in Billiglohnländer und Staaten mit weniger restriktiven Umweltbestimmungen<br />

verlegt. Die produzierten Stückzahlen konnten auf diese Art und Weise immer weiter<br />

erhöht wer<strong>den</strong>, was wiederum die Kosten für das einzelne Kleidungsstück senkte. Selbst mit<br />

<strong>den</strong> Vertriebswegen um die halbe erde ist es heute möglich, die Herstellungspreise weit unter<br />

<strong>den</strong>en inländischer oder europäischer Waren zu halten. Diese Art der globalisierten Produktion<br />

und Distribution ist beileibe nicht nur bei Discountern und weltweit agieren<strong>den</strong> Handelsketten<br />

gängige Praxis. <strong>Sie</strong> findet heute in nahezu allen Marktsegmenten der Bekleidungsbranche<br />

statt – vom Billigdiscounter bis zum hochpreisigen Designerlabel.<br />

nun hat die globalisierung nicht allein die Herstellung der Waren strukturell verändert, auch die<br />

Rezeption der Mode ist durch die weltweite mediale Vernetzung um ein Vielfaches beschleu-<br />

IM FOKUS<br />

Modedesign<br />

3 | 12


nigt. Kaum ist der letzte Ton der Musik auf einer der Schauen in Paris verklungen, liegen die<br />

Bilder schon auf <strong>den</strong> Redaktionstischen der Fashion-Mags, der Online-Dienstleister und der<br />

nachrichtenagenturen, wer<strong>den</strong> verwertet und flattern nur Stun<strong>den</strong> später auf <strong>den</strong> heimischen<br />

Rechner. eine Information, an der der Konsument von Mode noch Mitte der neunziger Jahre<br />

nur mit der erheblichen Verzögerung von Wochen teilhaben konnte. Der neuigkeitswert erfährt<br />

heute immer kürzere Halbwertzeiten. Im gegenzug können natürlich auch die Anbieter von<br />

Bekleidung immer schneller auf entstehende Szenen, Mo<strong>den</strong> oder neue Zielgruppen, zeitlich<br />

immer flexibler auf immer neue Kun<strong>den</strong>wünsche reagieren.<br />

Weltweite Konfektionäre wie H & M bringen seit 1998 mindestens 12 Kollektionen im Jahr auf<br />

<strong>den</strong> Markt, heute gibt es bei diesem Unternehmen keine saisonalen Kollektionen mehr, sondern<br />

sich überlappende Mo<strong>den</strong>-Segmente und einen täglichen eingang von neuer Ware.<br />

Für <strong>den</strong> Kun<strong>den</strong> bedeutet das, dass ein bestimmter zeitlicher Wertmaßstab – die Attraktion<br />

des neuartigen - verloren geht. ein Kleidungsstück ist bereits „Schnee von gestern“, wenn es<br />

aufgebügelt im geschäft hängt, <strong>den</strong>n sein nachfolger liegt schon hinten im lager.<br />

Die Zeitspirale der sich abwechseln<strong>den</strong> Mo<strong>den</strong> überdreht sich, die einzelnen Segmente wer<strong>den</strong><br />

immer kürzer, der glanz des neuen verblasst im Moment seines Aufscheinens, bis die Spirale<br />

aus ihrem gewinde springt und sich selbst überholt. es entsteht ein Zustand der Parallelität<br />

von Mo<strong>den</strong> – von neu neben alt neben retro neben retro-retro. „In & OUT“s, „MUST HAVe“s<br />

und eben ausgerufene Fashion Hypes wechseln sich in so schneller Folge ab und wer<strong>den</strong> so<br />

inflationär proklamiert, dass der Rezipient, der Kunde schon längst nicht mehr folgen kann.<br />

Der soziale effekt der Angleichung durch Mode aber auch der Differenz verliert sich.<br />

MeDIAlISIeRUng<br />

Der <strong>Sie</strong>geszug des Computers und dessen weltweite Vernetzung ist auch ein <strong>Sie</strong>geszug der<br />

Bilder in einem vorher nie da gewesenen Ausmaß. Auch das mediale Angebot des Fernsehens<br />

hat sich seit 1984 mit der entstehung der privaten Sender explosionsartig vervielfacht. Aus<br />

<strong>den</strong> ehem<strong>als</strong> zwei öffentlich-rechtlichen Sendern mit ihren regionalen, dritten Programmen<br />

sind in Deutschland inzwischen fünfzig Fernsehsender gewor<strong>den</strong>. Da diese Medien <strong>als</strong> visuelle<br />

Medien vor allem auf der Übermittlung von Informationen durch Bilder aufgebaut sind, ist es<br />

sicher nicht f<strong>als</strong>ch, angesichts dieser Zunahme an ausgesandten Bildern von einer Bilderflut<br />

zu sprechen.<br />

eine nachricht ohne Bild ist heute keine nachricht mehr. Doch sind es nicht die einzelnen Bilder<br />

und deren versunkene Betrachtung, die unser Sehverhalten vollständig verändert haben,<br />

vielmehr sind es die immer schnelleren Bildfolgen, die schnellen Schnitte, Überlagerungen<br />

und der hohe grad der visuellen Verdichtung der Informationen. Die digitale Verarbeitung der<br />

Bilder macht es möglich. Der digitale Boom macht auch vor der Produktion der privaten Bilder<br />

nicht halt. Seit die Digitalfotografie erschwinglich und das Heimvideo - respektive die selbst<br />

geschnittene DVD - technisch auch für <strong>den</strong> laien beherrschbar ist, produzieren wir selbst ein<br />

Vielfaches an Bildern. Zeitgleich boomt auch der Zeitschriften-Markt – hinzu kommen unzäh-<br />

IM FOKUS<br />

Modedesign<br />

4 | 12


lige Blogs und Websites im netz, die die Bilder von der Mode streuen.<br />

Für die Mode bedeutet das auf der einen Seite natürlich eine quantitative erhöhung der An-<br />

zahl der Bilder, die von ihr gemacht und rezipiert wer<strong>den</strong>. Zum Anderen wer<strong>den</strong> aber durch<br />

die Realität der Überlappungen der Mo<strong>den</strong> und die zeitliche Parallelität ihrer Wertigkeiten die<br />

Bilder der Mode immer wichtiger. <strong>Sie</strong> wer<strong>den</strong> das Mittel der Differenz. <strong>Sie</strong> zeigen die formalen<br />

Zeichen der Abgrenzung. Je mehr die realen gegenstände (die Kleidung) diese Zeichen der<br />

Differenz verlieren, <strong>als</strong>o für die soziale Assimilation des Individuums alle „irgendwie richtig“<br />

sind, desto wichtiger wer<strong>den</strong> die Bilder von ihnen.<br />

<strong>Sie</strong> sind emotional aufgela<strong>den</strong>. <strong>Sie</strong> zeigen das Kleidungsstück nur am Rand. Das Material<br />

verschwindet. In <strong>den</strong> Fotostrecken der Fashionmagazine dient das gezeigte Kleidungsstück,<br />

wenn es <strong>den</strong>n überhaupt erkennbar ist, nur <strong>als</strong> Vorwand. An seine Stelle tritt das Bild. Die<br />

Bilder transportieren von nun an – fast unabhängig vom gezeigten Sujet - die verschie<strong>den</strong>en<br />

Stile. Das digitale Foto lässt surreale Welten entstehen, Models wer<strong>den</strong> – wie z.B. bei David<br />

laChapelle - zu Kunstfiguren einer absur<strong>den</strong> Szene. Im gegensatz dazu entsteht in <strong>den</strong> 90er<br />

Jahren in der Modefotografie der superrealistische Stil eines Jürgen Teller oder wer<strong>den</strong> gleich<br />

Künstler wie Wolfgang Tillmanns oder Terry Richardson <strong>als</strong> Modefotografen verpflichtet. Die<br />

dokumentarisch erscheinen<strong>den</strong> Bilder sollen Authentizität vermitteln und <strong>den</strong> Dingen (oder der<br />

Mode), die sie zeigen, ihre glaubwürdigkeit zurückgeben.<br />

Authentizität <strong>als</strong> Wert soll Schutz und Halt bieten in der Unübersichtlichkeit modischer entwicklungen.<br />

Aber es ist eben nicht die Realität – bei allem dokumentarischen gehabe bleiben die<br />

Bilder doch die Bilder. Das Bild hat die Fähigkeit, unsere Wünsche und Vorstellungen zu zeigen,<br />

uns zu berühren, weil es eben seine profane dingliche existenz verlassen kann und assoziativ<br />

wirkt. es verweist auf etwas anderes <strong>als</strong> sich selbst. Das kann das reale Kleidungsstück nicht!.<br />

Die emotion, die es auslöst, macht <strong>den</strong> Unterschied zur Beliebigkeit der Dinge.<br />

1 2 3 4<br />

5 6 7<br />

8<br />

Diese Beispiele zeigen deutlich die emotionalisierung des Konsums. Durch die inflationäre<br />

entstehung und Verbreitung dieser emotional aufgela<strong>den</strong>en Bildinhalte unterliegen diese am<br />

ende <strong>den</strong> gleichen Dynamiken wie die Mo<strong>den</strong> selbst.<br />

IM FOKUS<br />

Modedesign<br />

5 | 12


gleICHZeITIgKeIT<br />

Diese drei wichtigsten entwicklungstrends der Mode - Fragmentierung, Beschleunigung und<br />

Medialisierung – wirken gleichzeitig und bedingen sich gegenseitig. geht man <strong>als</strong>o nun ei-<br />

nerseits von einem in kleinste Marktsegmente, Zielgruppen und Subkulturen fragmentierten<br />

Markt aus, von einer sich selbst überholen<strong>den</strong> Zeitspirale und damit einer tatsächlichen Parallelität<br />

der Mo<strong>den</strong> gepaart mit einer hoch emotionalisierten Bilderflut, dann führt das zu einer<br />

objektiven Beliebigkeit der realen Dinge in Bezug auf ihre herkömmlichen, Mode-immanenten<br />

Werthaftigkeiten. ein zeitlich definierter Wert existiert nicht mehr, weil seine Werkzeuge wie<br />

„In & OUT“, „MUST HAVe“ oder „next fashion-hype“ an Kraft verlieren.<br />

Zur gleichen Zeit verschwindet durch rationalisierte Fertigungsprozesse, die globalisierung<br />

der Produktion - und die damit verbun<strong>den</strong>e Ausbeutung von natur und Mensch in wirtschaftlichen<br />

entwicklungsländern - auch der Wert des Produkts, der sich für <strong>den</strong> Kun<strong>den</strong> in seinem<br />

Preis festmacht. Dieser Preis bestimmt sich durch die Qualität der Ausgangsmaterialien und<br />

deren werthafte Verarbeitung. Wer<strong>den</strong> nun die Dinge beliebig austauschbar, temporär äußerst<br />

begrenzt, so erhöht sich der Preisdruck, <strong>den</strong> der Kunde am Markt ausübt. Hier versuchten die<br />

großen Marken entgegenzusteuern, indem die Marke selbst die Dinge mit Wert auflud.<br />

<strong>Sie</strong> war das Allheilmittel der Marketing-Spezialisten und Werbeleute, der allgemeinen Marktentwicklung<br />

etwas entgegenzusetzen. Immer mehr Marken und Untermarken wur<strong>den</strong> kreiert<br />

und auf <strong>den</strong> Markt geworfen, um nach kürzester Zeit wieder in der Bedeutungslosigkeit zu verschwin<strong>den</strong>.<br />

Am ende gerät die Marke in <strong>den</strong> gleichen Strudel der entwicklung und versagt in<br />

weiten Teilen in ihrem Auftrag, wertstiftend zu sein. Die Dinge sind im klassischen Verständnis<br />

von Mode entwertet.<br />

Da nun die ehem<strong>als</strong> zeitlich bestimmten „Mode-Werte“ nicht mehr greifen, das nebeneinander<br />

der Stile und Mo<strong>den</strong> <strong>den</strong> Konsumenten zusätzlich verwirrt oder gleichgültig macht, auch die<br />

Marke diese lücke nicht mehr zu schließen vermag und zudem der Preis <strong>als</strong> Mittel der Orientierung<br />

entfällt, ist die Sehnsucht nach einer neuen Art der Aufwertung der Dinge, nach einem<br />

verlässlichen Koordinatensystem groß.<br />

nACHHAlTIgKeIT<br />

neue Werte müssen her! Am besten Werte, die der Sehnsucht des Konsumenten nach Vereinfachung<br />

in einer komplexen Welt, nach Vorauswahl und Orientierung und nach „entschleunigung“<br />

(Horx) oder Verlangsamung in einer gesellschaft, in der Zeit in bestimmten Schichten zum luxus<br />

wird, entgegenkommen. Werte – die trotzdem dem gesamtgesellschaftlich proklamierten<br />

Streben nach Individualisierung in allen lebensbereichen Rechnung tragen.<br />

An diese Stelle tritt nun ein Trend mit dem besonderen Heilsversprechen einer hohen menschlichen<br />

Moral, einer die dem einzelnen die Möglichkeit gibt, sich <strong>als</strong> guter Mensch zu fühlen, ohne<br />

einer Organisation beitreten oder seinen alltäglichen Komfort aufgeben zu müssen.<br />

Der lOHAS ist geboren und wird sogleich von der Trendforschung ausgemacht. Der „lifestyle<br />

Of Health And Sustainability“ trägt einer <strong>ganzen</strong> Reihe von Bedürfnissen Rechnung und hat eine<br />

IM FOKUS<br />

Modedesign<br />

6 | 12


solche Kraft, dass sich heute schon ca. 30 % der Verbraucher der Industriestaaten (Quelle:<br />

Zukunftsinstitut – Matthias Horx) dieser „Bewegung“ zugehörig fühlen. ein Prozentsatz, <strong>den</strong><br />

Matthias Horx tagtäglich wachsen sieht. Dieser Trend bietet die Möglichkeit für je<strong>den</strong> einzelnen,<br />

sein Verhalten tatsächlich im Sinne eines guten gewissens zu verändern, ohne auf luxus<br />

und Konsum verzichten zu müssen. nachdem die Politik und auch die klassischen Umweltorganisationen<br />

in die Kritik gekommen sind, ist dieser Rückzug in die Konsumkritik sehr persönlich<br />

und individuell ohne große Festlegung auf Interessengruppen, lobbies oder ähnliches. Die<br />

Ausprägungen des individuellen lebensstils sind sehr verschie<strong>den</strong> und durch kein äußeres<br />

Reglement geregelt. Der Trend der nachhaltigkeit bietet die Chance, Teil einer Bewegung zu<br />

sein, ohne ideologisch vereinnahmt zu wer<strong>den</strong>. Jeder wählt selbst, wie weit sein moralisches<br />

gewissen reicht, wie konsequent er seinen persönlichen Konsum nach <strong>den</strong> Aspekten sozialer<br />

und ökologischer nachhaltigkeit ausrichtet.<br />

Für die Produzenten von Konsumgütern (so auch Bekleidung) ergibt sich hier die Möglichkeit,<br />

die Dinge neben <strong>den</strong> althergebrachten Werten, wie Qualität und Funktion, noch mit einem zusätzlichen<br />

Mehrwert auszustatten und nebenbei tatsächlich gutes zu tun.<br />

Inzwischen beschäftigen sich nicht nur die Trendforschung, sondern auch die Medien ausgiebig<br />

mit dem Phänomen der lOHAS, es existieren eigene Websites (wie www.lohas.de oder<br />

www.lohasguide.de u.v.a.), die grundsätze nachhaltigen lebens proklamieren und große Teile<br />

der Konsumgüterindustrie haben <strong>den</strong> Fuß – mehr oder weniger überzeugt – auf dem Trittbett<br />

des Zuges, der da gerade anrollt. Ökologisches Bewusstsein ist trés chic – man <strong>den</strong>ke nur an<br />

die weltweiten „live earth“-Konzerte Anfang August 2007.<br />

Auch die Modeindustrie hat diese neue Mega-Zielgruppe mehr oder weniger überzeugt für<br />

sich entdeckt. Die „Premium“-Modemesse in Berlin widmete sich auf ihrem parallel zur Messe<br />

stattfin<strong>den</strong><strong>den</strong> Symposium ganze drei Saisons genau diesem Thema und in der gesondert<br />

herausgestellten „green Area“ waren ausschließlich Firmen mit ihren Stän<strong>den</strong> vertreten, die<br />

sich eco-Fashion und green-glamour auf ihre Fahnen geschrieben haben.<br />

Wobei mit dem zweiten Begriff, <strong>den</strong> des „green glamour“, auch schon ein ganz wesentlicher<br />

Unterschied zur Öko-Mode der Vergangenheit greifbar wird. Die eco-Fashion von heute ist<br />

weit vom Strickpulli und Sackleinen-Hose vergangener Tage entfernt, hat nichts mehr zu tun<br />

mit Bekleidungsgestaltung in einer bewusst (kunst-)handwerklichen Anmutung oder der „Backto-the-roots-ästhetik“<br />

der ersten fundamentalen Ökos. Öko-Fashion hieß in <strong>den</strong> Achtzigern<br />

vor allem eins: Verzicht – Verzicht auf Tragekomfort und Verzicht auf die technologischen<br />

errungenschaften der Textilindustrie. Die gestaltung von Öko-Fashion war bewusst eindimensional<br />

und verzichtete auf die Inszenierung des Körpers zugunsten eines politisch-korrekten<br />

Öko-Stils. Damit hat eco-Fashion der heutigen Tage tatsächlich nichts mehr zu tun. Der Kunde,<br />

der Produkte z.B. des glamour-labels „noir“ oder des eco-Jeans-Herstellers „Kuyichi“ erwirbt,<br />

kauft die Kleidungsstücke in erster linie wegen des Designs. Das gute gewissen der<br />

konsequent nachhaltigen Produktion wird <strong>als</strong> willkommener Mehrwert praktisch „nebenbei“<br />

mit erworben.<br />

IM FOKUS<br />

Modedesign<br />

7 | 12


Der Däne Peter Ingwersen kombiniert bei <strong>den</strong> Kleidungsstücken seines labels „noir“ scharfe<br />

Silhouetten, viel Haut und glamour mit ökologischem Bewusstsein, ethisch korrekter Produk-<br />

tion und sozialem engagement und findet so seine lücke auf dem heiß umkämpften Mode-<br />

Markt. Der Managing Director des niederländischen Denim-labels „Kuyichi“ Tony Tonnaer war<br />

einer der Mitbegründer von „Made-By“ einer Organisation, die andere Mode-Unternehmen<br />

dabei unterstützt, ethisch korrekt zu produzieren und <strong>den</strong> Herstellungsprozess für <strong>den</strong> Kun<strong>den</strong><br />

transparent zu machen.<br />

Hierfür erhalten alle Kleidungsstücke der labels, die zur „Made-by“ - Organisation gehören<br />

einen Code. Dieser Code ist auf dem Innenetikett (mit Materialangabe und Waschanleitung)<br />

zu fin<strong>den</strong>. Auf der Website von „Made-by“ (www.made-by.org) kann unter dem Menü „Track<br />

& Trace“ mit Hilfe einer genauen Anleitung dieser Code eingegeben wer<strong>den</strong>. nun wird mit<br />

Hilfe der Software der Amerikanischen Schwesterorganisation „Organic exchange“ der Weg<br />

nachvollzogen, <strong>den</strong> das Kleidungsstück im Prozess seiner entstehung gegangen ist. Dieser<br />

Produktionsweg gibt Auskunft über die Ausgangsmaterialien, die Fabriken in <strong>den</strong>en das Kleidungsstück<br />

genäht wird und die Handelswege, die es genommen hat. Der Produktionsprozess<br />

wird für <strong>den</strong> Kun<strong>den</strong> transparent und er kann sich bewusst für oder gegen einen <strong>Artikel</strong><br />

entschei<strong>den</strong>. Als sichtbares label hat „Made-by“ <strong>den</strong> „Blue Button“ entwickelt. ein sichtbar<br />

am Kleidungsstück angebrachter blauer Knopf gibt so dem eingeweihten Auskunft, dass dieses<br />

Teil nach <strong>den</strong> hohen sozialen Standards und mit einer guten Umwelt- und energiebilanz<br />

hergestellt wurde. Die „Made-by“ - Organisation verlinkt auch zu Produktionsstätten, die nach<br />

nachhaltigen gesichtspunkten produzieren und hat <strong>als</strong> eine der wichtigsten Aufgaben, die<br />

Information des Verbrauchers auf ihre Fahnen geschrieben.<br />

Hinter all diesen Bemühungen steht das Bestreben, zu international anerkannten und verbindlichen<br />

Standards für eine ethisch-ökologische Produktion zu kommen. noch gibt es dieses verbindliche<br />

Reglement nicht, nahezu jede Organisation, die sich der Veränderung der globalen<br />

Produktion zu mehr nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung verschrieben hat, entwickelt<br />

ihre eigenen Standards und Vorgaben. Diese gehen alle in ähnliche Richtungen, sind aber im<br />

Detail dann doch zum Teil sehr verschie<strong>den</strong>.<br />

Beschäftigt man sich nun etwas eingehender mit dem Thema nachhaltigkeit und Mode so<br />

stellt sich bald das gefühl ein, allerorten entstün<strong>den</strong> – vor allem kleinere – Mode-label, die<br />

sich in der Herstellung von Bekleidung ökologischer und sozialer Verantwortung stellen und<br />

dies auch nach außen kommunizieren.<br />

So macht das Amerikanische label „American Apparel“ seit ein paar Jahren mit ihren günstigen<br />

Baumwoll-Shirts und –Basics Furore, die zu einem Teil aus Bio-Baumwolle hergestellt<br />

sind und sämtlich in Kalifornien genäht wer<strong>den</strong>. Damit wurde das label mit seinen lässigenunprätentiösen<br />

Styles lieblingslabel einer jungen, urbanen Käuferschicht, bei der es zum<br />

sportlichen look gern „noch etwas mehr sein“ durfte. Auch dem Schweizer Designer Shauket<br />

Imam gelang mit seinem konsequent ökologischen Jeans-label KOhZO-DenIM international<br />

der Durchbruch.<br />

Diese liste ließe sich an dieser Stelle noch um einiges erweitern. Vor diesem Hintergrund<br />

IM FOKUS<br />

Modedesign<br />

8 | 12


sollte man jedoch nicht vergessen, dass heute noch nicht einmal ganz 2<br />

Prozent der weltweit hergestellten Baumwolle organische Baumwolle ist.<br />

Der Rest von mehr <strong>als</strong> 98 Prozent wird immer noch auf konventionelle Art<br />

erzeugt und verarbeitet. etwa die Hälfte aller Textilien, die weltweit hergestellt<br />

wer<strong>den</strong>, sind aus Baumwolle. Allein für die erzeugung und Pflege<br />

der global benötigten Baumwolle wer<strong>den</strong> im Jahr mehr <strong>als</strong> 40 Millionen<br />

Kilogramm Pestizide und Insektizide eingesetzt.<br />

Um eine wirkliche Trendwende zu erreichen, müssten vor allem die großen,<br />

internationalen Konfektionäre ihre Produktion komplett umstellen und<br />

transparent machen. längst sind große Konfektionsfirmen wie nike, levis,<br />

Mustang, H & M oder auch Victorias Secret auf <strong>den</strong> Öko-Zug aufgesprungen.<br />

In fast jeder Kollektion der weltweiten Marken findet sich ein Ökoeckchen,<br />

mit dem es sich vor allem gut PR machen lässt. Folgt man nun<br />

9<br />

<strong>den</strong> sensationsheischen<strong>den</strong> Pressemeldungen im Detail, dann lässt sich<br />

der vielgepriesene Bio-BH bei Victorias Secret erst nach einigem Hin und<br />

Her fin<strong>den</strong>, bei Mustang sind die mit großem Presserummel angekündigten<br />

Modelle „nebraska“ und „Oregon“ aus 100 % Organic Cotton auf der Website<br />

erst gar nicht zu entdecken.<br />

H & M brachte im März des Jahres 2007 die erste Bio-Kollektion in die<br />

weltweiten geschäfte, die bereits nach wenigen Wochen ausverkauft war.<br />

Inzwischen folgten einige weitere Kollektionen eco-Fashion zu unschlagbar<br />

günstigen Preisen mit mehr oder weniger großem erfolg.<br />

H & M war eine der ersten weltweit agieren<strong>den</strong> Bekleidungsfirmen, die <strong>den</strong><br />

„Code of Conduct“ – einen Verhaltenskodex zur einhaltung grundlegender<br />

sozialer Regeln – für seine Zulieferer zur Bedingung machte. Bereits seit<br />

1996 beschäftigt H & M eigens zur Kontrolle der einhaltung dieses Verhaltenskodex<br />

weltweit insgesamt 50 Auditoren in zwanzig länderbüros und<br />

9+<br />

150 Qualitätskontrolleure vor Ort, die die über 700 Zulieferer von H & M<br />

unangekündigt prüfen.<br />

(Quelle: http://www.hm.com/de/unternehmerischeverantwortung__responsability.nhtml;<br />

H&M-Firmenwebsite). Diese gezielten Bemühungen, unternehmerische Verantwortung auszuüben,<br />

entstan<strong>den</strong> natürlich auch durch <strong>den</strong> gewachsenen gesellschaftlichen Druck und die<br />

sozialen Standards des „Codes of Conduct“ sind natürlich mit sozialen Standards reicher<br />

Industrienationen nicht zu vergleichen.<br />

Kaum, dass die großen Konfektionäre nun zaghaft die eco-Fashion für sich entdecken, regt<br />

sich in der lOHAS-ecke bereits Kritik. Von „green Washing“ wird da gesprochen und das meint<br />

das Bemühen vieler konventioneller Unternehmen, am Bio-Boom teilzuhaben und ihr Image<br />

grün aufzupolieren. Und das ist dann auch der größte Kritikpunkt des aufmerksamen und<br />

kritischen Konsumenten am allseits beschworenen Öko- und nachhaltigkeits-Trend.<br />

es besteht die Angst, dass seitens der Industrie halbherzige Angebote gemacht wer<strong>den</strong>, eco-<br />

Fashion zum eco-Hype verkommt und genauso schnell wieder fallengelassen wird, wie er<br />

entstand.<br />

IM FOKUS<br />

Modedesign<br />

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In der medialen Wahrnehmung hat dann die Präsenz des Themas innerhalb des letzten Jah-<br />

res auch schon deutlich abgenommen. Doch Strategen und Trendforscher sind sich nahezu<br />

einig, dass dieser neue Mega-Trend auf einem grundsätzlichen Bewusstseinswandel basiert.<br />

Konsumkritik – früher eher durch Verzicht zum Ausdruck gebracht – wird in Zukunft in immer<br />

stärkerem Maße durch gezielten Konsum stattfin<strong>den</strong>. Auch für das Design bedeutet das ein<br />

Um<strong>den</strong>ken im Sinne der nachhaltigkeit. es bedeutet nicht nur, ökologische Überlegungen bei<br />

der Auswahl der Materialien oder der Verfahren der Herstellung mit einzubeziehen, der Schlüssel<br />

zu diesen veränderten Bedürfnissen liegt in meinen Augen eindeutig und in der Bedeutung<br />

nicht zu unterschätzen im Design selbst.<br />

10 11<br />

FRAgen<br />

Handelt es sich bei dem Streben nach nachhaltigkeit um einen Fashion-Trend, um einen neuen<br />

Super-Hype oder schlichtweg um existentielle notwendigkeit?<br />

Selbst wenn es sich hier um einen Hype handelt – führt nicht auch der große nachhaltigkeits-<br />

PR-Boom letztendlich doch zu etwas gutem? Bleibt am ende nicht doch die Veränderung des<br />

Bewusstseins bei Konsument und Anbieter? Wie muss sich das Design verändern, um bei<br />

einem kritischen, ökologisch und/oder sozial interessierten aber <strong>den</strong>noch konsumfreudigen<br />

Konsumenten langfristig erfolgreich zu sein?<br />

IM FOKUS<br />

Modedesign<br />

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13<br />

14 15<br />

ein Beitrag von Prof. Antje Osterburg<br />

Fachbereich Modedesign<br />

MeDIADeSIgn HOCHSCHUle<br />

für Design und Informatik<br />

lin<strong>den</strong>strasse 20-25<br />

10969 Berlin<br />

Tel. 030/399 266-0<br />

info-ber@mediadesign-fh.de<br />

www.mediadesign.de<br />

16<br />

17<br />

IM FOKUS<br />

Modedesign<br />

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BIlDnACHWeIS ZU „MeDIAlISIeRUng“:<br />

1. Fotograf: Richard Avedon – Dovima mit elephanten – Abendkleid von Dior<br />

Das Bild ist bereits aus dem Jahr 1955 – steht aber bis heute beispielhaft<br />

für die Fotografien von Richard Avedon – vgl. auch Versace-<br />

Collezioni Donna (1995 – 97)<br />

2. Fotograf: Oliviero Toscani aus: Fotografien für Benetton 1984 – 2000<br />

3. Fotograf: David laChapelle für Xelibri<br />

IM FOKUS<br />

Quellenverweis<br />

4. Fotograf: David laChapelle - „From Heaven to Hell“ - Pieta mit Courtney love<br />

5. Fotografin: elaine Constantine für „Vogue“ 2000<br />

6. Fotograf: Jürgen Teller - „Kristen McMenamy 3“ 1996<br />

7. Fotograf: Francois Halard für „Vogue“ US 1987<br />

8. Fotograf: Sean ellis für „The Face“ März 1998<br />

BIlDnACHWeIS FÜR „nACHHAlTIgKeIT“:<br />

Alle Bildbeispiele zeigen Produkte, die nach Angaben der Hersteller<br />

nach <strong>den</strong> grundsätzen einer nachhaltigen Produktion hergestellt wor<strong>den</strong> sind.<br />

9. (Beide Bilder !) Firma: American Apperel (Kollektion 07)<br />

10. eviromental Justice Foundation „Save the future“ - limited edition von<br />

Katherine Hamnet Model: lily Cole – Foto: Matthew eades<br />

11. Firma: loomstate – Women Spring-Collection 07<br />

12. Firma: Alchemist Fashion Amsterdam – Mitglied von „Made-By“ Organisation<br />

13. Firma: Armed Angels - 1st Social Fashion label – Current Collection 2007<br />

14. Firma: eDUn - founded 2005 from Ali Hewson & Bono – One Charity-Shirt<br />

15. Firma: noir – Illuminati – Spring/Summer 07<br />

16. Firma: noir – Illuminati – Spring/Summer 07<br />

17. Firma: Cotton Couture – Spring/Summer 2007<br />

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