Programmheft als PDF - Staatskapelle Dresden
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tigsten Schriften über das Musizieren im 18. Jahrhundert, und <strong>als</strong> Komponist übertraf<br />
er zu Lebzeiten bei weitem den Ruf seines Vaters, dem allein er seine Fertigkeiten<br />
verdankte: »In der Composition und im Clavierspielen habe ich nie einen anderen Lehrmeister<br />
gehabt <strong>als</strong> meinen Vater«, bekannte Carl Philipp Emanuel.<br />
Am preußischen Hof befand sich der junge Bach in bester Gesellschaft, auch der aus<br />
<strong>Dresden</strong> abgeworbene Johann Joachim Quantz, Franz Benda und die Graun-Brüder standen<br />
auf der Gehaltsliste Friedrichs II. Das Flötenkonzert in G-Dur Wq 169 entstammt den<br />
1750er Jahren, eine Einrichtung für Cembalo und Streicher hat sich ebenfalls erhalten.<br />
Der packende Orchesterbeginn im langen ersten Satz ist von symphonischem Glanz und<br />
hätte den »Mannheimern« alle Ehre gemacht, der Solopart fordert vom Flötisten höchste<br />
Virtuosität. Melancholisch, verhalten dramatisch gibt sich der langsame Satz, in dem die<br />
Flöte, oft in tiefer Lage, in die abwärtsstrebenden Motive der Orchesterstimmen eingebettet<br />
ist. Mit einem brillanten, lebendigen Finale schließt das Konzert.<br />
Besetzung: Flöte solo, Streicher, Basso continuo // Dauer: ca. 25 Minuten<br />
Die »Tragische«<br />
Franz Schuberts Symphonie Nr. 4<br />
Dass auch die Symphonie zu den Gattungen gehörte, die Franz Schubert das gesamte<br />
Schaffen hindurch beschäftigten, geriet bei aller Wertschätzung, die man seit jeher dem<br />
»Liederfürsten« entgegenbrachte, nicht selten aus dem Blick. Für einen ambitionierten<br />
»Tonkünstler« seiner Epoche aber war die Symphonie kaum zu umgehen. Die »grosse,<br />
vollstimmige Orchestersinfonie«, resümierte 1806 ein Zeitungsartikel, vermutlich von<br />
E.T.A. Hoffmann, müsse <strong>als</strong> »der höchste und glänzendste Gipfel der neuern Instrumentalmusik«<br />
angesehen werden. Mindestens 13 Symphonie-Projekte listet Schuberts<br />
Werkverzeichnis auf, zu Ende geführt wurden allerdings nur sieben: die sechs frühen<br />
Symphonien, die Schubert in fast gleichmäßigen Abständen zwischen 1813 und 1818<br />
komponierte, sowie die »Große« C-Dur-Symphonie von 1825/1826.<br />
Ist jede von Schuberts frühen Symphonien auf ihre Weise ein Experiment des noch<br />
auf der Suche befindlichen Komponisten, so gilt dies für die 1816 geschriebene Vierte in<br />
besonderem Maße, stellte sie doch seine erste Symphonie in Moll dar. Schuberts Wahl war<br />
auf eine Tonart gefallen, die es sprichwörtlich in sich hatte: c-Moll, die Tonart von Beethovens<br />
schicksalhafter Fünfter und von dessen düsterem dritten Klavierkonzert. »Liebe,<br />
Zärtlichkeit, Schmeicheley, Traurigkeit« verheißt diese Tonart, schrieb Johann Joachim<br />
Quantz, aber auch eine »wütende Gemüthsbewegung« oder »Verwegenheit, Raserey und<br />
Verzweifelung«. Diese Umschreibungen dürften erklären, warum Schubert seiner Vierten<br />
den Beinamen »Tragische« gab. Tatsächlich ist die Symphonie gerade an ihrem Beginn<br />
von einem ausgesprochen ernsten, leidenschaftlichen Ton durchzogen, der dritte Satz stellt<br />
weniger ein traditionelles Menuett dar <strong>als</strong> ein Scherzo Beethoven’scher Prägung, und das<br />
Finale arbeitet sich erst allmählich aus seiner gespannten Unruhe in festliche Sphären vor.<br />
Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner,<br />
2 Trompeten, Pauken, Streicher // Dauer: ca. 32 Minuten<br />
torsten blaIch