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Die Illusion des absoluten Bewusstseins in der Mediation

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Als ich damit anf<strong>in</strong>g, wusste ich noch nicht e<strong>in</strong>mal, dass es den Begriff „Meditation“ überhaupt<br />

gibt, son<strong>der</strong>n es g<strong>in</strong>g es mir ursprünglich um etwas ganz an<strong>der</strong>es. Ich wollte wissen, wie es ist,<br />

wenn man e<strong>in</strong>schläft. Wenn ich e<strong>in</strong>schlief, dann bekam ich das nie so richtig mit. Und wenn ich<br />

ganz genau aufpasste, damit ich nichts verpasste, dann schlief ich nicht e<strong>in</strong>.<br />

<strong>Die</strong> Grun<strong>der</strong>fahrung unseres <strong>Bewusstse<strong>in</strong>s</strong><br />

Um das Phänomen beschreiben zu können, das dem Gefühl <strong>des</strong> „<strong>absoluten</strong> <strong>Bewusstse<strong>in</strong>s</strong>“<br />

zugrunde liegt, müssen wir zunächst e<strong>in</strong>mal die grundlegende Funktionsweise unseres<br />

<strong>Bewusstse<strong>in</strong>s</strong> betrachten.<br />

Wir nehmen durch unsere S<strong>in</strong>nenorgane etwas wahr und verknüpfen diese Wahrnehmung mit<br />

bestimmten Ideen, Erfahrungen, Begriffen, Kategorien, Vorstellungen, ... Wenn ich z.B. e<strong>in</strong>en<br />

Ball wahrnehme, dann verknüpfe ich diese Wahrnehmung mit dem Wissen, dass e<strong>in</strong> Ball rund<br />

ist, dass man mit ihm spielen kann, dass er zumeist elastisch ist u.v.m.<br />

Es gibt aber <strong>in</strong> diesem Zusammenhang nicht nur e<strong>in</strong>e unmittelbare Wahrnehmung <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge,<br />

son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>direkte Wahrnehmung <strong>der</strong> Wahrnehmung. Wir nehmen wahr, dass wir die<br />

D<strong>in</strong>ge wahrnehmen. <strong>Die</strong>se Wahrnehmung <strong>der</strong> Wahrnehmung ist die eigentliche Po<strong>in</strong>te!<br />

Dadurch gibt es im Normalfall immer e<strong>in</strong>e Polarität von Subjekt und Objekt:<br />

- Wir nehmen e<strong>in</strong>erseits das Objekt wahr, das wir wahrnehmen.<br />

(Das ist die direkte Wahrnehmung.)<br />

- Und wir nehmen uns an<strong>der</strong>erseits als e<strong>in</strong> Subjekt wahr, dass das Objekt wahrnimmt.<br />

(Das ist die Wahrnehmung <strong>der</strong> Wahrnehmung.)<br />

Dabei empf<strong>in</strong>den wir das Objekt als etwas, das von uns getrennt ist bzw. wir empf<strong>in</strong>den uns<br />

selbst als etwas, das vom Objekt getrennt ist. <strong>Die</strong>se Trennung von Subjekt und Objekt ist die<br />

typische Grun<strong>der</strong>fahrung unserer Wahrnehmung.<br />

<strong>Die</strong> verän<strong>der</strong>te Wahrnehmung im Zustand <strong>der</strong> gedankenlosen Wachheit<br />

In <strong>der</strong> Meditation kann nun Folgen<strong>des</strong> passieren:<br />

- Wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>erseits so wach, dass wir alles um uns herum wahrnehmen.<br />

- Wir s<strong>in</strong>d aber an<strong>der</strong>erseits <strong>in</strong>nerlich so ruhig, dass wir uns selbst nicht mehr wahrnehmen.<br />

In diesem Moment gibt es nur noch die Wahrnehmung <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge, aber nicht mehr die<br />

Wahrnehmung <strong>der</strong> Wahrnehmung. Dadurch bricht die Grun<strong>der</strong>fahrung unserer Wahrnehmung<br />

zusammen – die Trennung von Subjekt und Objekt. Wir nehmen nämlich ke<strong>in</strong> Subjekt mehr<br />

wahr, das irgendetwas wahrnimmt. Und so entsteht die <strong>Illusion</strong>, dass man mit dem<br />

Wahrgenommenen verschmelzen würde, weil man sich selbst nicht mehr als etwas Getrenntes<br />

wahrnimmt.<br />

<strong>Die</strong> Polarität von Subjekt und Objekt ist <strong>in</strong> diesem Moment tatsächlich nicht überwunden – man<br />

nimmt nur die e<strong>in</strong>e Seite <strong>der</strong> Polarität nicht mehr wahr. Das ist nicht das Gleiche!<br />

Selbstverständlich ist man <strong>in</strong> dieser Situation noch immer von dem Wahrgenommenen getrennt,<br />

aber man nimmt diese Trennung nicht mehr wahr – e<strong>in</strong>zig und alle<strong>in</strong> <strong>des</strong>halb, weil man sich <strong>in</strong><br />

diesem Moment selbst nicht mehr wahrnimmt.<br />

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