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Königliche Kunst

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KK-<strong>Königliche</strong> <strong>Kunst</strong><br />

<strong>Königliche</strong> <strong>Kunst</strong><br />

Begriffserklärung „königlich“<br />

Im Deutschen Wörterbuch der älteren deutschen Rechtssprache (Forschungsstelle der<br />

Heidelberger Akademie der Wissenschaften), finden wir folgende Erklärung: königlich; Wortklasse:<br />

Adjektiv; Erklärung: einem König zugeordnet.<br />

Im Bertelsmann Universallexikon wird erläutert: König, althochdeutsch kuning, von kunni,<br />

"Geschlecht", der Träger der höchsten monarchischen Würde nächst dem Kaiser, in manchen<br />

Völkerschaften auch der oberste Priester. Wie bei den altgriechischen Stadtstaaten und im römischen<br />

Staat der Frühzeit gab es auch bei den germanischen Völkern Könige.<br />

Im Zusammenhang mit dem Wort "König" fällt häufig der Begriff "Königsweg" als "beste<br />

Möglichkeit", als "bester Weg".<br />

Als Ableitung daraus entstand die „Bestenherrschaft“, die Aristokratie oder der Adel als geistige<br />

Elite gebildeter Personen. In diesem Sinn ist Elite ein Synonym für "die Besten" (griechisch: aristoi)<br />

und bildet daher eine Herrschaft der Besten mit all ihren Schattenseiten. Auch wenn derartige<br />

Eliten als Ziel die eigene Vervollkommnung anstrebten, so ist dieses Endziel ein imaginäres und nie<br />

erreichbar. Vielen ist dies nicht bewusst oder sie wollen es nicht wahrhaben. Wahren Eliten, die<br />

denken wie Sokrates, ich weiß, dass ich nichts weiß, war und ist der Weg das Ziel, denn sie wissen<br />

um ihre eigene Unzulänglichkeit.<br />

Zur Erklärung des Begriffs "König" darf der Bereich der Bibel nicht unberücksichtigt gelassen<br />

werden.<br />

Im Calwer Bibellexikon (sechste Auflage 1989, Spalte 748) finden wir folgende Zuordnung:<br />

Die Vorstellung, daß Gott selbst König sei, scheint in Israel erst seit der Staatenbildung und dem<br />

Aufkommen des israelischen und judäischen Königtums betont worden zu sein 1. Samuel 12,12.<br />

In älterer Zeit hatte man genug andere Ehrennamen für Gott, als daß man diesen schillernden,<br />

kanaanäisch gefärbten und halbmythischen Begriff verwandte. Das älteste prophetische Zeugnis für die<br />

Anwendung des Königstitels auf Gott finden wir Jesaja 6,5.<br />

Die Bezeichnung häuft sich bei Jeremia 46,18; 48,15; 51,57 und in den Psalmen 5,3; 44,5; 84,4; 98,6;<br />

145,1.<br />

Der Königstitel für Gott dürfte demnach besonders im Jerusalemer Tempelkult gebraucht worden sein.<br />

Von der Königsherrschaft Jahwes redet, wie erwähnt, erst die nachexilische Chronik 1. Chronik 17,14;<br />

28,5.<br />

Das Bild vom sakralen König ist dann übertragen worden auf den kommenden König der Heilszeit<br />

Jeremia 30,9; Hesekiel 37,24; Sacharja 9,9. Wie im Alten Testament, so wird im Neuen Testament Gott<br />

und nun Jesus Christus selten als König bezeichnet 1. Timotheus 1, 17; Johannes 18,37. Dagegen wird<br />

häufig auch die neue Gemeinschaft, die durch Jesus entsteht, als Königsherrschaft Gottes bezeichnet.<br />

Begriffserklärung „<strong>Kunst</strong>“<br />

Der Begriff "<strong>Kunst</strong>" bezeichnet im weiteren Sinn die Anwendung angeborener oder erworbener<br />

Fähigkeiten in hochentwickelter, spezialisierter Form als "Können" oder <strong>Kunst</strong>fertigkeit und das<br />

Resultat dieser Betätigung als <strong>Kunst</strong>werk, sofern es durchschnittliche Leistungen übersteigt, was<br />

uns wieder zu den Begriffen Elite und Selbstvervollkommnung führt.<br />

In der Antike wird der Begriff ‚<strong>Kunst</strong>’ etwas anders dargelegt 1 . Man kannte sieben "freie Künste"<br />

(lat. artes liberales), die häufig durch eine siebensprossige Leiter symbolisiert werden. Sie<br />

1 Siehe auch Platons Euthydemos<br />

© Manuel Moja manuelmoja@sokraton.at 1


KK-<strong>Königliche</strong> <strong>Kunst</strong><br />

beschrieben Kenntnisse und Fertigkeiten, die zur Unterrichtung eines ‚freien Mannes’, der nicht<br />

auf materiellen Broterwerb angewiesen war, für wichtig angesehen wurden.<br />

Das Tätigkeitsfeld der Sklaven wurde im Gegensatz dazu als „unfreie Künste“ (artes illiberalis)<br />

bezeichnet. Die mit körperlicher Arbeit verbundenen „mechanischen“ bzw. „schmutzigen Künste“<br />

(artes mechanicae, artes sordidae) aber auch als "Handwerkskünste" (griech. technai banausoi),<br />

die auch von Unfreien ausgeübt werden durften. Im Mittelalter zählten zu den artes mechanicae<br />

auch die Bildende <strong>Kunst</strong>, die Baukunst und die Angewandte <strong>Kunst</strong>.<br />

Im Mittelalter wurden die Freien Künste in Klöstern gelehrt.<br />

Man unterschied das Grundstudium (Trivium) und das weiterführende Quadrivium.<br />

1. Zum Trivium gehörten die sprachlichen Fächer: Grammatik (mit Literatur), Dialektik oder<br />

Logik, Rhetorik (mit Recht und Ethik).<br />

2. Zum Quadrivium gehörten die mathematischen Fächer: Arithmetik, Geometrie (mit<br />

Geographie und Naturgeschichte), Astronomie (mit Astrologie), Musik, insbesondere<br />

Kirchenmusik.<br />

Nach Abschluss des Quadriviums erhielt der Schüler an den Universitäten des späteren<br />

Mittelalters den akademischen Grad eines Magisters der Künste.<br />

Alchimie und die königliche <strong>Kunst</strong><br />

Man hat die praktische Alchimie eine königliche <strong>Kunst</strong> genannt. Wobei der Versuch aus unedlem<br />

Metall Gold zu machen nur ein Symbol ist für die Vervollkommnung des eigenen Charakters.<br />

Die Arbeit der Alchimie galt der allgemeinen Umwandlung aller Dinge in eine göttliche und<br />

unvergängliche Substanz. Gemäß ihrem Urgedanken ist die Alchimie nichts weiter, als der<br />

klägliche Versuch, wieder aus dem Männlichen und dem Weiblichen eine Einheit zu bilden,<br />

nämlich eine Gottheit. So symbolisiert ursprünglich Sulfur das Menstruationsblut (das Weibliche)<br />

und Mercurius die Samenflüssigkeit (das Männliche). Zurück zu Gott, zum göttlichen, was man<br />

den Menschen nahm.<br />

Aber die Erinnerung an dieses Göttliche ist geblieben. Je weiter die Jahrhunderte jedoch<br />

verstrichen und sich die Menschen immer mehr dem Gold zuwandten und dies an Gottes statt<br />

erhoben, so wandelte sich der Urgedanke, da sich das Ziel wandelte. Der Mammon verdrängte<br />

Gott.<br />

Die Alchimie ist die geistige Tochter Altägyptens, gegründet durch Hermes.<br />

Alchimie und der „Stein der Weisen“ 2 sind nur eine Allegorie.<br />

So steht es in der „Fama Fraternitatis“: Weg mit dem Gold, wenn es nicht das grenzenlose Gold ist.<br />

Denn der, für den sich die ganze Natur erschließt, freut sich ... darüber, daß er die Himmel sich öffnen<br />

sieht und die Engel Gottes emporsteigen und herabkommen und daß sein Name ins Buch des Lebens<br />

geschrieben ist.<br />

Die <strong>Königliche</strong> <strong>Kunst</strong> entspringt aus unwandelbarer Kenntnis des wahrhaft Guten, Schönen und<br />

Gerechten.<br />

Freimaurerei und die königliche <strong>Kunst</strong><br />

Lennhoff/Posner führen im Internationalen Freimaurerlexikon aus: <strong>Kunst</strong>, <strong>Königliche</strong> (engl. Royal<br />

Art, Frz. Art royal). Die Freimaurer nennen ihre <strong>Kunst</strong> die königliche.<br />

2 Der Phönix ist in der Alchimie ein Symbol für den „Stein der Weisen“<br />

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Anderson ist 1723 diese Wortverbindung bereits derart geläufig, daß er an mehreren Stellen<br />

seiner historischen Einleitung von der "Royal Art" spricht.<br />

Er berichtet: Am Tigris und Euphrat gab es so viel gelehrte Priester und Mathematiker, die unter dem<br />

Namen Chaldäer und Magier bekannt waren, welche die gute Wissenschaft (good science) Geometrie<br />

bewahrten, ebenso wie Könige und große Männer die <strong>Königliche</strong> <strong>Kunst</strong> (K.K.) aufmunterten." Weiter<br />

erzählt er, die K.K. sei durch Mizraim, den zweiten Sohn Hams, nach Ägypten gebracht worden. Später<br />

wird erwähnt, die Heiden hätten sich wohl alle Mühe gegeben, die K. K. zu pflegen, wären aber nicht<br />

weiter gekommen, bis Gott seinem auserwählten Volke den Auftrag gab, sein Haus zu bauen.<br />

Das Wort von der K.K. erscheint dann wieder in der Beschreibung der Fortpflanzung der Freimaurerei<br />

durch Könige, Potentaten und Prinzen, die sogar bis nach Indien die K. K. verpflanzten. Im Laufe des<br />

Textes kommt das Wort noch wiederholt vor, bis schließlich die Geschichte der Andersonschen<br />

Constitutions mit einem Hochgesange auf die K. K. schließt: "The Royal Art duly cultivated and the<br />

Cement of the Brotherhood preserv'd, so that the whole Body resembles a well built Arch.<br />

Die Behauptung, die Bezeichnung sei erst zu Zeiten König Williams III. aufgekommen, der sich als<br />

Bauherr besondere Verdienste erwarb, ist damit hinfällig. Ebenso die Erklärungsversuche, den<br />

Begriff "königlich" mit angeblichen stuartistischen Bestrebungen der alten englischen Freimaurerei<br />

in Zusammenhang zu bringen. Viel wahrscheinlicher ist es, daß die Bezeichnung auf den Bau des<br />

salomonischen Tempels Bezug nehmen will, bei dem Hiram seine Baukunst zum Besten gab.<br />

Die Baumeister und Steinmetze standen bei großen Werken, die im Auftrag der herrschenden<br />

Klasse erfolgten, unter königlichem Schutz und nahmen mit ihren Privilegien eine Sonderstellung<br />

ein.<br />

Zu Recht nahm die Werkmaurerei dieses Anrecht für sich in Anspruch. Die spekulative Maurerei,<br />

die sich geistig betätigte entlieh diese Wortwahl für sich, in Anlehnung an die antike Bedeutung.<br />

In der Loge, die als Lehrstätte für die Anhänger ihrer Lehre diente, wurden maurerische Symbole<br />

zu einem freimaurerischen Lehrgebäude verwendet. Es wurde den Schülern die <strong>Kunst</strong> der Selbsterkenntnis,<br />

der Selbstkritik und der Selbsterziehung nähergebracht, eine Lebenskunst, die<br />

strengste Disziplin erforderte. Als Ziel galt die eigene Seele so zu erbauen, damit sie im<br />

Gemeinschaftsbau der Humanität dem Ewigen eine Wohnstatt böte.<br />

Nach Johann Christian Gädike besteht die <strong>Königliche</strong> <strong>Kunst</strong> darin, Menschen zum Guten zu<br />

verleiten und vom Bösen abzuhalten – ohne vor Gericht Zuflucht suchen zu müssen.<br />

Die ‚<strong>Königliche</strong> <strong>Kunst</strong>’ wird getragen von der Selbstdisziplin, sich auf einem moralisch-ethischen<br />

Weg zur Selbstvervollkommnung zu bewegen und nach eingehender Selbsterkenntnis, von der<br />

freien Einsicht über die Notwendigkeit, diesen Weg einzuschlagen.<br />

Die ‚<strong>Königliche</strong> <strong>Kunst</strong>’ ist also die <strong>Kunst</strong> die eigene Charakterverfeinerung zielstrebig zu<br />

betreiben. Ohne Frage ist es eine <strong>Kunst</strong> einen derart steinigen und schwierigen Weg standhaft<br />

und ernsthaft zu durchlaufen. Die Vervollkommnung des Selbst umfasst die ‚99 Stufen zur<br />

Harmonie’, die im salomonischen Tempel symbolisiert werden. Deshalb arbeitet der seriöse<br />

Freimaurer fiktiv am Bau des ‚Tempels der Humanität’, deren Steine die Menschen sind, während<br />

Menschenliebe, Toleranz und Brüderlichkeit Zutaten des bindenden Mörtels sind. Die drei<br />

tragenden Säulen des ‚Tempels’ stehen sinnbildlich für Weisheit, Stärke und Schönheit 3 .<br />

Neunundneunzig Stufen bedeuten neunundneunzig Tugenden, deren letzte die bedingungslose<br />

Liebe ist. Sie dienen als Lehrstufen der geistigen und charakterlichen Vervollkommnung.<br />

3 Hegels Ästhetik sieht in der <strong>Kunst</strong> die Erscheinung des Absoluten in Form der Anschauung, ihre Schönheit stehe dabei zwischen<br />

dem Sinnlichen als solchem und dem reinen Gedanken. Durch eben diese Schönheit werde nach Friedrich Schiller der sinnliche Mensch<br />

zur Form und zum Denken geleitet und der geistige Mensch zur Materie zurückgeführt und der Sinnenwelt wiedergegeben.<br />

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Ihre Kriterien lassen sich in etwa in der „Goldenen Regel“ (regula aurea) zusammenfassen, die<br />

ethischer Bestandteil zahlreicher Religionen und Philosophen ist.<br />

Konfuzianismus<br />

Tue anderen nicht, was du nicht möchtest, das sie dir tun. (Analekte 15, 23)<br />

Taoismus<br />

Betrachte den Gewinn deines Nachbarn als deinen Gewinn und seinen Verlust als deinen Verlust. (T'aishang<br />

Kang-ying P'ien)<br />

Buddhismus<br />

Verletze nicht andere auf Wegen, die Dir selbst als verletzend erscheinen. (Udana-Varga 5, 18; Ein<br />

Zustand, der nicht angenehm oder erfreulich für mich ist, soll es auch nicht für ihn sein; und ein Zustand,<br />

der nicht angenehm oder erfreulich für mich ist, wie kann ich ihn einem anderen zumuten? (Samyutta<br />

Nikaya V, 353.35 - 354.2)<br />

Wer sich zum Vorbild gemacht hat, soll weder schlagen noch Anlaß zu Schlägen geben. (Dhammapada,<br />

10, 129-130)<br />

Hinduismus und Brahmanismus<br />

Man soll sich nicht auf eine Weise gegen andere betragen, die einem selbst zuwider ist. Dies ist der Kern<br />

aller Moral. Alles andere entspringt selbstsüchtiger Begierde. (Mahabharata, Anusasana Parva 113, 8;<br />

Mencius VII, A, 4)<br />

Dies ist die Summe aller Pflicht: Tue anderen nichts, das dir Schmerz verursachte, würde es dir getan.<br />

(Mahabharata V, 1517)<br />

Man soll sich nicht auf eine Weise gegen andere betragen, die einem selbst zuwider ist. Dies ist der Kern<br />

aller Moral. Alles andere entspringt selbstsüchtiger Begierde. (Mahabharata, 114, 8)<br />

Jainismus<br />

Daher übt er (der Weise) keine Gewalt gegen andere, noch heißt er andere so tun. (Acarangasutra 5,<br />

101-102)<br />

Gleichgültig gegenüber weltlichen Dingen sollte der Mensch wandeln und alle Geschöpfe in der Welt<br />

behandeln, wie er selbst behandelt sein möchte. (Sutrakritanga I. 11.33)<br />

Zoroastrismus<br />

Was alles dir zuwider ist, das tue auch nicht anderen an. (Shayast-na-Shayast 13, 29)<br />

Tut keinem etwas an, was für Euch selbst nicht gut erschienen wäre. (Shayast-na-shayast, XIII, 29)<br />

[...] dass die (menschliche) Natur nur gut ist, wenn sie nicht anderen antut, was ihr nicht selbst bekommt.<br />

(Dadistan-i-Dinik 94, 5)<br />

Judentum<br />

Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. (Die Bibel, Altes Testament, Buch Levitikus 19, 18)<br />

Was du nicht leiden magst, das tue niemandem an. (Die Bibel, Altes Testament, Buch Tobit 4, 15)<br />

Was dir selbst verhasst ist, das tue nicht deinem Nächsten an. Dies ist das Gesetz, alles andere ist<br />

Kommentar. (Talmud, Shabbat 31a)<br />

Christentum<br />

Alles, was ihr für euch von den Menschen erwartet, das tut ihnen auch." (Die Bibel, Neues Testament,<br />

Matthäus 7, 12)<br />

Seid zu den Leuten genauso, wie ihr auch von ihnen behandelt werden wollt. (Die Bibel, Neues<br />

Testament, Lukas 6, 31)<br />

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Was der Mensch sät, das wird er ernten. (Die Bibel, Neues Testament, Galater, 6,7b)<br />

Islam<br />

Niemand von Euch ist ein Gläubiger, bevor er nicht für seinen Bruder wünscht, was er für sich selbst<br />

begehrt. (Yahia bin Sharaful-Deen An-Nawawi: 40 Hadithe (13))<br />

Bahá'í<br />

Bürdet keiner Seele eine Last auf, die ihr selber nicht tragen wollt, und wünscht niemandem, was ihr euch<br />

selbst nicht wünscht. (Baha'u'llah)<br />

Klassisches Griechenland<br />

Was immer du deinem Nächsten verübelst, das tue ihm nicht selbst. (Pittakos von Mytilene, einer der<br />

griechischen Sieben Weisen)<br />

Antwort auf die Frage, was denn die gerechteste Lebensführung sei: "Wenn wir selbst nicht tun, was wir<br />

anderen übel nehmen." (Thales von Milet)<br />

Tue anderen nicht an, was dich ärgern würde, wenn andere es dir täten." (Sokrates)<br />

Soll ich mich andern gegenüber nicht so verhalten, wie ich möchte, dass sie sich mir gegenüber verhalten?<br />

(Platon)<br />

Was du selbst zu erleiden vermeidest, suche nicht anderen anzutun. (Epiktet)<br />

Die <strong>Königliche</strong> <strong>Kunst</strong> spiegelt sich idealer Weise im PHORBUS- Verhaltenskodex wider:<br />

1. Achte deinen Nächsten und respektiere ihn so wie du auch die Natur respektieren<br />

sollst, aber meide die Rattenfänger und falschen Propheten, die dir Versprechungen<br />

machen und dir eine Scheinwelt vorgaukeln, in der Macht und Materialismus das Maß<br />

aller Dinge sind.<br />

2. Meide auch die Heuchler, Hassprediger, Hochmütigen, die Energieräuber, Neider,<br />

Dogmatiker und Fanatiker, die Oberflächlichen, Lauten und Streitsüchtigen. Und hüte<br />

dich davor selbst so zu werden.<br />

3. Suche deine Freunde nur unter tugendhaften Menschen, die sich durch Toleranz,<br />

Gleichheit, Freiheit, Gerechtigkeit, Vernunft, Treue und Menschenliebe hervortun und<br />

strebe selbst nach diesen Werten. Denk immer daran, dass die wahren Werte im<br />

Inneren des Menschen liegen und nicht in Äußerlichkeiten.<br />

4. Liebe die Friedfertigen, die die Menschenrechte achten. Aber toleriere keine<br />

Intoleranz.<br />

5. Sei in deinen Absichten, Gefühlen und Äußerungen aufrichtig, spiele nicht mit den<br />

Gefühlen und dem Vertrauen anderer und heuchle keine Liebe vor.<br />

6. Wenn du Kritik übst, taste die Würde des anderen nicht an. Kritik soll immer positiv<br />

sein aber niemals verletzend und destruktiv.<br />

7. Das, was du zu sagen hast, sprich ruhig und klar aus und rede nicht im Zorn oder mit<br />

übler Nachrede. Verspotte und beleidige deine Mitmenschen nicht, noch mache dich<br />

über sie lustig. Und hänsele niemanden wegen seiner Gebrechen oder seines<br />

naturgegebenen Aussehens.<br />

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.<br />

8. Lerne zuzuhören. Aber gehe behutsam mit dem um, was du hörst und sei kritisch mit<br />

dem Gesagten, denn viele Reden kommen zu den Menschen, gute und schlechte. Höre<br />

auf dein Inneres und nicht auf andere, denn nur du bist für dein Tun verantwortlich.<br />

9. Sei zurückhaltend und höflich, dränge dich niemandem auf. Sei aus freien Stücken<br />

hilfsbereit und tue es nicht, weil du eine Gegenleistung erhoffst.<br />

10. Verkaufe nicht dein Selbst und deine Überzeugung, um etwas zu erreichen. Bleibe Du<br />

selbst. Bestehe vor dir selbst und lass Dich nicht von „Größen“ beraten, deren<br />

Horizont die eigene Stirn ist.<br />

11. Werde Herr über Deine Begierden, halte Maß in allen Dingen und nimm Abstand von<br />

Süchten aller Art. Lass dich nicht gehen aber fall nicht gleich ins Gegenteil, indem du<br />

dich in freudlose Enthaltsamkeit ergibst.<br />

12. Gib nicht an noch protze und schau nicht neidvoll auf Geld oder Besitz anderer.<br />

13. Sei nicht nachtragend, sondern lerne zu verzeihen. Hass zerstört dich nur selbst.<br />

14. Sei milde und barmherzig, aber wäge ab gegenüber wem du dich so erweist, denn nicht<br />

jeder hat sich dies verdient.<br />

15. Genieße den Tag und schaffe Balance zwischen ausgelassener Freude und<br />

Ernsthaftigkeit. Sei nicht mürrisch, weil du vielleicht etwas noch nicht erreicht hast. Du<br />

kannst nichts erzwingen.<br />

16. Bemühe dich ständig an deiner Vollkommenheit zu arbeiten und stehe anderen auf<br />

diesem Wege bei. Jeder kann sich ändern, wann immer er nur will.<br />

17. Halte jeden Abend Rückschau und beurteile die Geschehnisse und dein Handeln.<br />

18. Höre freundlich auf den Ratschlag des Alters und verzichte mit Anmut auf Dinge der<br />

Jugend.<br />

19. Versuche immer, mit gutem Beispiel voranzugehen und bemühe dich gerecht zu sein in<br />

Wort und Tat und zeige Verantwortung für dein Handeln. Sei besonnen und vollrichte<br />

dein Werk mit gesundem Menschenverstand.<br />

20. Akzeptiere dein Schicksal aber lerne die Zeichen zu deuten, die dir das tägliche Leben<br />

gibt und handle danach<br />

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Die Balance im Zumuten und Erwarten ist also der Kern der in ihr, der Goldenen Regel,<br />

enthaltenen Ethik. Die Goldene Regel steht dabei im Zentrum der Ethik des Naturrechts 4 .<br />

Balance kann daher, rein pragmatisch gesehen, aus reinem Selbstzweck sowie Vernunftdenken<br />

resultieren. Sie kann sich in einem ausgewogenen Geben und Nehmen darstellen, in einer<br />

gleichermaßen Beachtung von Rechten und Pflichten.<br />

Balance gibt also wenig Aufschluss darüber, ob ein Mensch wirklich glücklich ist. Entsteht aber aus<br />

dieser Lebensweise Harmonie, dann wird sie mit dem Herzen geführt und übertrifft die<br />

pragmatische Balance. Voraussetzung zur Durchführung der „Goldenen Regel“ ist, dass jeder sie<br />

beachtet, um eine rein subjektive Auslegung zu vermeiden. Vermieden wird dies durch<br />

gegenseitigen Respekt, Achtung und Anerkennung. Wir sehen also, ohne die neunundneunzig<br />

Lehrstufen kommen wir nicht aus, denn sie lehren uns, die Dinge von zwei Seiten zu sehen und<br />

nicht nur aus der Ich-Perspektive.<br />

Vorbild sein, ist besser als bloße Belehrung (Manuel Moja)<br />

4 Samuel Pufendorf (1632-1694); "De Jure Naturae et Gentium Libri octo" von 1672,<br />

Christian Thomasius (1655-1728); "Institutiones Jurisprudentiae Divinae" von 1688,<br />

Johann Balthasar Wernher (1675-1742); Pufendorf-Kommentar von 1721.<br />

Ab 1749 bezieht sich Gottfried Achenwall (1719-1772) in seinen Vorlesungen zum Naturrecht auf den Pufendorf-Kommentar,<br />

zwischen 1767 und 1788 stützt sich Kant wiederum auf Achenwall in seinen Vorlesungen ab. Kant formulierte "Handle so, daß die<br />

Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne".<br />

Den kategorischen Imperativ als Prinzip der Ethik entwickelte Kant 1785 in der "Grundlegung zur Metaphysik der Sitten". Im<br />

kategorischen Imperativ ist u. a. als Element der Goldenen Regel das Prinzip der Gleichheit enthalten, denn es soll Grundlage eines<br />

allgemeinen Gesetzes sein, das für alle gilt. Allerdings ist der kategorische Imperativ in seiner Formulierung nicht so eingängig wie<br />

die Goldene Regel.<br />

© Manuel Moja manuelmoja@sokraton.at 7

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