Wir bauen den Tempel der Humanität-webfassung
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<strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Humanität</strong><br />
<strong>Wir</strong> <strong>bauen</strong> <strong>den</strong> <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Humanität</strong><br />
Im Ritual <strong>der</strong> AFAM heißt es: „<strong>Wir</strong> <strong>bauen</strong> <strong>den</strong> <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Humanität</strong>“ und weiter „<strong>der</strong> Steine,<br />
<strong>der</strong> wir bedürfen, sind die Menschen“.<br />
Dies impliziert die Frage: Was ist <strong>der</strong> <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Humanität</strong> und wie baut man ihn ?<br />
Was ist <strong>der</strong> <strong>Tempel</strong>?<br />
An<strong>der</strong>s als im sonstigen Sprachgebrauch kann mit <strong>Tempel</strong> hier nicht <strong>der</strong> Körper gemeint sein, <strong>der</strong><br />
als <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> Seele gilt, <strong>den</strong>n die Bausteine sind die Menschen. Das Ziel ist zwangsläufig eine<br />
verbun<strong>den</strong>e Gemeinschaft und nicht das Individuum selbst. Der individuelle Charakter passt sich<br />
dem angestrebten Charakterbild einer humanitären Gesellschaft an, auch wenn jedes<br />
Einzelelement dabei seine Authentizität nicht aufgibt o<strong>der</strong> aufgeben muss, aber sehr wohl seine<br />
Individualität verän<strong>der</strong>t, verän<strong>der</strong>t zum Wohle eines gemeinsamen Zieles und gemeinsamer<br />
Ideale. So verän<strong>der</strong>t, dass <strong>der</strong> eigene Stein harmonisch in die Gemeinschaft eingefügt wer<strong>den</strong><br />
kann. An ihm wird das Winkelmass angelegt, um seine Passgenauigkeit zu prüfen. Es ist die<br />
Gemeinschaft, die diese Prüfung eines je<strong>den</strong> Bausteines vornimmt. Den Winkel selbst anzulegen<br />
vermag er nur im Spiegel <strong>der</strong> Gemeinschaft. Erst recht nicht kann er seine eigenen Taten objektiv<br />
beurteilen. Das Gesamtbild ist ausschlaggebend.<br />
Mit diesen Bausteinen wer<strong>den</strong> dann Mauern errichtet, die eine klare Trennung zwischen innen<br />
und außen schaffen. Nur das Innere entspräche dann nach diesem Sinnbild dem Zustand <strong>der</strong><br />
<strong>Humanität</strong>. So wie die Seele vom Körper gefangen ist, würde die <strong>Humanität</strong> von <strong>den</strong><br />
<strong>Tempel</strong>mauern begrenzt. Es wäre also lediglich eine <strong>Humanität</strong> unter Brü<strong>der</strong>n. Das Ziel wäre<br />
auch demzufolge nicht eine <strong>Humanität</strong> unter allen Menschen, <strong>den</strong>n diejenigen, die außen vor<br />
bleiben müssen, wür<strong>den</strong> nicht <strong>den</strong> freimaurerischen Maßstäben <strong>der</strong> <strong>Humanität</strong> entsprechen und<br />
gelten weiterhin als profan.<br />
Dies erscheint mir doch reichlich überheblich und entspräche bei genauerer Untersuchung auch<br />
einem Trugschluss, <strong>den</strong>n außerhalb dieser Mauern wer<strong>den</strong> weit mehr humanitäre Taten<br />
vollbracht als innerhalb. Wie in vielen ähnlichen heiligen Gemäuern würde es eklatante<br />
Unterschiede zwischen <strong>den</strong> elitären „Priestern“ drinnen und <strong>der</strong> profanen Welt draußen geben.<br />
Aber das ist doch bloß ein Symbol, könnte man sagen. Ja gerade deswegen, müsste man nach<br />
reiflicher Überlegung antworten, <strong>den</strong>n wie sollte dieses Symbol an<strong>der</strong>s zu deuten sein, wenn man<br />
Mauern hochzieht? Wovor sollen sie abgrenzen o<strong>der</strong> schützen, vor allem wenn das als Endziel<br />
propagiert wird?<br />
Doch gehen wir einmal davon aus, dass die ganze Menschheit zu diesem Bauwerk gehören würde,<br />
dann herrschte idealer Weise grenzenlose Harmonie - die aber keiner Mauern, also keiner<br />
Grenzen bedürfte. Wie man das Sinnbild auch drehen und wen<strong>den</strong> mag - es hinkt, <strong>den</strong>n Mauern<br />
grenzen ein.<br />
Nehmen wird dies aber einfach mal so hin und wen<strong>den</strong> uns dem Bau an sich zu.<br />
©Manuel Moja � manuelmoja@sokraton.at<br />
1
<strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Humanität</strong><br />
Wie beginnt man einen Bau?<br />
Gemäß einer wertgebun<strong>den</strong>en Bauidee sucht man einen geeigneten Untergrund, hebt eine Grube<br />
aus und bereitet dort das Fundament, auf das später <strong>der</strong> Bau errichtet wer<strong>den</strong> soll.<br />
Übertragen bedeutet dies, man bereitet <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> indem man mit einem Lehrgebäude Interesse<br />
weckt und sucht geeignete Menschen, die willens sind, an diesem Bau mitzuwirken. Gemeinsam<br />
schafft man dann die nötigen Grundlagen - die Basis zu diesem Vorhaben.<br />
Man zeichnet einen Bauriss, um mit diesem das Vorhaben klar zu definieren und vorzubereiten.<br />
Dieser Bauplan zeichnet <strong>den</strong> Weg bis zur vollkommenen Erstellung des Gebäudes auf.<br />
Da es sich dabei um <strong>den</strong> salomonischen <strong>Tempel</strong> handelt, <strong>der</strong> für uns Freimaurer durch und durch<br />
voller Symbole und Allegorien steckt, hat das selbstre<strong>den</strong>d einen tieferen Sinn.<br />
Die mächtigen Säulen und Mauern bedürfen eines starken Fundamentes, eines Fundamentes, dass<br />
nicht in weichem Sand, son<strong>der</strong>n in festem Untergrund eingelassen wer<strong>den</strong> muss. Das Fundament<br />
selbst hat dann selbst so dick und stark zu sein, dass es jeglichen Erdbeben, Gegenstürmen und<br />
Überschwemmungen standhalten kann- nur so macht es wirklich Sinn.<br />
Ein Konstrukt auf tönernen Füßen bricht leicht zusammen. Daher muss mit charakterfesten,<br />
weitblicken<strong>den</strong> und erkenntnisorientierten Menschen ein Lehrgebäude o<strong>der</strong> eine Philosophie<br />
erarbeitet wer<strong>den</strong>, die als Grundlage <strong>der</strong> freimaurerischen Idee über Jahrhun<strong>der</strong>te Bestand hat.<br />
Die „Freimaurerische Ordnung“ o<strong>der</strong> die „Alten Pflichten“ 1 sind dies sicherlich nicht, son<strong>der</strong>n nur<br />
ein kleiner, eher unbedeuten<strong>der</strong> Teil davon. Nicht zuletzt aus dem Grunde, weil die „Alten<br />
Pflichten“ von An<strong>der</strong>son auf frühere Werke 2 zurückzuführen sind, wie<br />
- Die alten Pflichten <strong>der</strong> sogenannten Yorker Constitution, aus <strong>der</strong> Zeit von 946 bis 1547<br />
- Die alte Pflichten nach einer vom König Wilhelm III. von England im Jahr 1694 angeordneten<br />
Redaction<br />
- Sowie die Grundgesetze <strong>der</strong> Freimaurerei nach einer von Halliwell mitgetheilten, in <strong>der</strong> königl.<br />
Bibliothek von London gefun<strong>den</strong>en Handschrift, das als Regium Poem von 1390 bekannt wurde.<br />
Sie können zwar als Richtschnur, als Anleitung dienen, aber niemals als Fundament.<br />
1 „Alte Pflichten“ von James An<strong>der</strong>son aus dem Jahr 1723<br />
2 Aus Mysterien <strong>der</strong> Freimaurer; Friedrich Albert Fallou, Leipzig 1859, sowie www.muellerscience.com<br />
©Manuel Moja � manuelmoja@sokraton.at<br />
2
<strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Humanität</strong><br />
Die Rituale sind unser Fundament<br />
Das, was uns <strong>den</strong> Weg weist, das eigentliche Fundament, sind die Rituale, in <strong>den</strong>en so viel<br />
Weisheit steckt, dass wir uns ihnen vorrangig widmen sollten. Sie geben uns Symbole anhand, die<br />
uns als Werkzeug dienen.<br />
Da uns die Rituale ja vorliegen, wäre doch eigentlich alles geklärt, das Fundament erstellt und wir<br />
könnten mit dem Mauerwerk beginnen. Eigentlich - sofern je<strong>der</strong> das in <strong>den</strong> Ritualen lesen<br />
würde, was sie uns vermitteln wollen.<br />
Ein großer Fehler war und ist aber, dass im Laufe <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>te die Rituale immer wie<strong>der</strong><br />
umgeschrieben wur<strong>den</strong>, wie bei <strong>der</strong> Bibel, die von sogenannte Correktores seit dem Konzil von<br />
Nicäa im Jahre 325 n. Chr. ständig <strong>der</strong> aktuellen Staatsmeinung anpasst wurde.<br />
Bei uns waren und sind es einzelne Brü<strong>der</strong> wie Fessler und Schrö<strong>der</strong> o<strong>der</strong> die Ritualkommission,<br />
die Hand anlegten an archaische Texte, die ihren Ursprung im Alten Ägypten fan<strong>den</strong>. Bru<strong>der</strong><br />
Alfried Lehner, selbst früher in <strong>der</strong> Ritualkommission tätig, beklagt und bedauert dies zutiefst,<br />
<strong>den</strong>n durch solche Korrekturen drohe <strong>der</strong> eigentliche tiefe Sinn <strong>der</strong> Rituale zu verwässern, wenn<br />
nicht gar vollständig zu verschwin<strong>den</strong>.<br />
Zu unterschiedlich sind die Ansichten über <strong>den</strong> Ritualgehalt, zu unbekannt ihre wahre Botschaft.<br />
Zu abweichend die Aussagen, was <strong>der</strong> Sinn und Zweck <strong>der</strong> Freimaurerei sei, obwohl dies<br />
eigentlich nicht sein kann, <strong>den</strong>n mit ihrem Anspruch auf bestimmte Werte, wie sie uns in <strong>den</strong><br />
Ritualen mitgeteilt wer<strong>den</strong>, definiert sich die Freimaurerei selbst.<br />
Für ein Fundament benötigt man viel Zement, guten Zement, <strong>der</strong> die losen Kiesel zusammenfügt<br />
und nahezu unlösbar zusammenkittet. Unsere Kiesel sind viel zu locker und verlaufen sich im Sand<br />
und sind damit für ein wirkliches Fundament noch ungeeignet.<br />
Man muss unweigerlich zu dem Schluss kommen, dass das Fundament als solches überhaupt noch<br />
nicht existiert, obwohl das Material zum Guss vorhan<strong>den</strong> wäre.<br />
Denn wenn dieses Fundament <strong>der</strong> Freimaurer bereits gegossen wäre, würde unsere Gruppierung<br />
auf soli<strong>den</strong> und mächtigen Füßen stehen. Tut sie aber nicht, zumindest nicht in Deutschland. <strong>Wir</strong><br />
befin<strong>den</strong> uns in einer Arbeitspause und gehen stempeln, uns feiern und streiten.<br />
Die Bausteine sind die Menschen<br />
Nehmen wir aber mal an, das Fundament sei gelegt, dann zeigt sich das nächste Hin<strong>der</strong>nis in <strong>der</strong><br />
Beschaffenheit <strong>der</strong> Bausteine, die ja die Menschen sein sollen.<br />
Viele Brü<strong>der</strong> meinen, es sei damit getan, wenn man ausschließlich an seinem eigenen Rauhen Stein<br />
arbeite. Weit gefehlt, <strong>den</strong>n wer seinen eigenen Stein nur im Geheimen bearbeitet und sich nicht<br />
in <strong>der</strong> Gemeinschaft reibt und anpasst, seine Ecken und Kanten abfeilt, <strong>der</strong> befindet sich erst in<br />
<strong>der</strong> Grundphase von Selbstgestaltung und Persönlichkeitsentwicklung.<br />
Die Schweizer Großloge Alpina schreibt dazu: Diese Arbeit an seinem Ich vollzieht <strong>der</strong> Freimaurer<br />
aber nicht als Ich- AG.<br />
Und weiter: … darum versteht sich je<strong>der</strong> Freimaurer als einen „rauen Stein“, dessen „Ecken und<br />
Kanten“ er selbst unter Mithilfe seiner Brü<strong>der</strong> mit dem „Spitzhammer“ bearbeiten muss, damit er sich<br />
dann als „Kubischer Stein“ in das große Bauwerk einfügen kann.<br />
©Manuel Moja � manuelmoja@sokraton.at<br />
3
<strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Humanität</strong><br />
Je<strong>der</strong> Lehrling – wir sind Lehrlinge auf Lebenszeit - benötigt einen Kapo, <strong>der</strong> seine Arbeit<br />
beurteilt, <strong>der</strong> ihm seine Fehler aufzeigt und Än<strong>der</strong>ungsmöglichkeiten erwägt und anbietet. Dieser<br />
Kapo ist aber nicht <strong>der</strong> Meister, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong> als solcher.<br />
Um ein Stein zu wer<strong>den</strong>, <strong>der</strong> ins Mauerwerk nicht nur hineinpasst, son<strong>der</strong>n es mit an<strong>der</strong>en zu<br />
einer Einheit, einer starken Trutzburg wer<strong>den</strong> lässt, muss sich <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong> Freimaurer in <strong>der</strong><br />
Gemeinschaft bewähren, Hin<strong>der</strong>nisse überbrücken, Opfer bringen, sich konstruktiver Kritik<br />
annehmen und seinen Pflichten nachkommen.<br />
Um diese schwere Aufgabe, die wir daher „Königliche Kunst“ nennen, zu bewältigen, fehlen uns<br />
weitgehend die Grundlagen, wie sie in Zen-Klöstern über Jahre antrainiert wer<strong>den</strong>, bevor <strong>der</strong><br />
Aspirant seinen weiteren Weg zur Meisterschaft in Angriff nehmen kann. Wobei dort wie in <strong>der</strong><br />
Freimaurerei mit Meisterschaft die Überwindung des eigenen Ego gemeint ist.<br />
Deshalb funktioniert die Freimaurerei in <strong>der</strong> Form, wie wir sie weltweit praktizieren nur<br />
unzureichend, <strong>der</strong> eigentliche Bau hält keiner statischen Prüfung stand, noch schützt er seine<br />
Bausteine gegen Verwitterung, saure Luft und an<strong>der</strong>e negative Einflüsse.<br />
Nur ein durch und durch starkes Gebäude auf unverwüstlichem Fundament kann <strong>den</strong> Gefahren<br />
einer materialistisch geprägten Scheinwelt und <strong>der</strong>en Auswüchsen trotzen.<br />
Wenn die Steine nur vereinzelt herumliegen und über ihr Selbst nicht hinauskommen, dann bleibt<br />
<strong>der</strong> <strong>Tempel</strong> eine Illusion, <strong>den</strong>n die Zusammenführung aller einzelnen Kräfte zu einem<br />
gemeinsamen Bauwerk, in dem sich die Kräfte bündeln und verstärken, unterbleibt. Die bloße<br />
Aneinan<strong>der</strong>reihung individueller Steine, ohne einen gemeinsamen Konsens, ohne gemeinsame<br />
Ziele als Richtschnur, ohne verbin<strong>den</strong>de Ideen und Visionen, liegen nur lose im Verbund und<br />
bieten dem einzelnen keinen Schutz.<br />
Zu einer Bru<strong>der</strong>schaft gehört mehr, mehr Einigkeit, mehr Gemeinschaftssinn, mehr Engagement,<br />
mehr Mut, mehr Rückgrat, mehr Streben nach Persönlichkeitsentwicklung, mehr Demokratie,<br />
mehr Vernunft, mehr Schutz und weniger Festivitäten, gesellige Run<strong>den</strong>, Selbstbeweihräucherungen,<br />
Formalismus, Überheblichkeiten, Neid, Machtallüren und Dogmatismus.<br />
Menschenliebe, Toleranz und Brü<strong>der</strong>lichkeit sind <strong>der</strong> Mörtel<br />
<strong>Wir</strong> behaupten zwar alle, uns auf dem gleichen Nenner zu treffen, re<strong>den</strong> von Menschenliebe,<br />
Toleranz und Brü<strong>der</strong>lichkeit als Mörtel. Deren Bedeutung aber definiert nicht je<strong>der</strong> Bru<strong>der</strong><br />
gleichermaßen.<br />
Fakt ist: Sind die Meinungen über die eben genannten Begriffe zu unterschiedlich, wird <strong>der</strong> Mörtel<br />
nicht fest, als hätte man am härten<strong>den</strong> Zement gespart, zugunsten von reichlich Kalk, <strong>der</strong> zwar<br />
alles sehr geschmeidig, biegsam und weiß macht, aber <strong>den</strong> Mörtel auf Dauer brüchig wer<strong>den</strong> und<br />
die Wi<strong>der</strong>standskraft lei<strong>den</strong> lässt. Wie in einem Businessplan, <strong>der</strong> Erfolg verspricht, müssen klare<br />
Linien und Strategien erarbeitet wer<strong>den</strong>. <strong>Wir</strong> aber reichen bereits zur Bauvoranfrage ständig<br />
Än<strong>der</strong>ungen nach.<br />
Zu <strong>den</strong> Begriffen Menschenliebe, Toleranz und Brü<strong>der</strong>lichkeit seht bitte www.lightways.de/3.html<br />
damit ich mir hier meine Auslegung ersparen kann.<br />
©Manuel Moja � manuelmoja@sokraton.at<br />
4
<strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Humanität</strong><br />
Wo steht die Freimaurerei jetzt?<br />
Wo stehen wir als Freimaurer, was tun wir für unsere Ziele, sofern wir uns damit überhaupt<br />
i<strong>den</strong>tifizieren können und wie viel Zivilcourage zeigen wir?<br />
O<strong>der</strong> stecken gleich wie<strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> <strong>den</strong> Kopf in <strong>den</strong> Sand, wenn Gefahren drohen, sie Farbe<br />
bekennen sollen?<br />
O<strong>der</strong> empören sich, wenn z.B. engagierte Brü<strong>der</strong> eine Freimaurer Enzyklopädie online stellen, ja<br />
versuchen dies sogar zu verhin<strong>der</strong>n, zu verbieten.<br />
Sind das unsere Steine? Lässt sich mit solchen Steinen Großes <strong>bauen</strong>, wie <strong>den</strong> <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Humanität</strong>? Wo bleibt da die <strong>Humanität</strong> unter Brü<strong>der</strong>n, die Toleranz, die Menschenliebe?<br />
Bru<strong>der</strong> Wolfgang M. sieht dies ähnlich: Der Bau <strong>der</strong> <strong>Humanität</strong> ist eine schöne Absicht, die für je<strong>den</strong><br />
Bru<strong>der</strong> Freimaurer bei <strong>der</strong> Bearbeitung seines rauhen Steines als Motivation gelten sollte. Wenn Du <strong>den</strong><br />
Bau <strong>der</strong> <strong>Humanität</strong> rein fiktiv als ein zu erstellendes Bauwerk siehst, <strong>den</strong>ken wir jedoch immer noch vage<br />
über das Fundament nach.<br />
Hier kommt manchem Bru<strong>der</strong> schnell <strong>der</strong> Einwand: Der Weg ist das Ziel.<br />
Ein Satz, <strong>der</strong> einerseits stimmt aber von dem einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en gerne als Entschuldigung für zu<br />
weitgesteckte Ziele o<strong>der</strong> eigenes Unvermögen herangezogen wird.<br />
Hart aber wahr, <strong>den</strong>n nur <strong>der</strong> vollendete <strong>Tempel</strong> birgt die Chance die Welt zu verbessern, an<strong>der</strong>s<br />
als <strong>der</strong> immer wie<strong>der</strong> scheiternde Sisyphos – mit <strong>der</strong> Hoffnung auf Gelingen und auf <strong>der</strong> festen<br />
Grundlage eines positiv-optimistischen Menschenbildes 3 .<br />
Es dreht sich keineswegs nur um das Individuum, son<strong>der</strong>n um die Menschheit. So schreibt es auch<br />
die Doppelloge „Friedrich-Wilhelm-Pythagoras“ i.O. Berlin: Mit diesem <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Humanität</strong>, von<br />
wertgeprägten Menschen, ist die gesamte Menschheit gemeint. In Zukunft soll diese zu einer guten,<br />
besseren Gesellschaft wer<strong>den</strong>.<br />
Bru<strong>der</strong> Helmut Reinalter 4 bezeichnet <strong>den</strong> <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Humanität</strong> daher als ein Laboratorium,<br />
indem <strong>der</strong> Mensch durch Arbeit die Kräfte <strong>der</strong> Natur im Humanen zur <strong>Wir</strong>kung bringen möchte.<br />
Doch was bedeutet <strong>Humanität</strong> und human?<br />
Im Magazin Alpina 4/2011, <strong>der</strong> Schweizerischen Großloge Alpina schreibt Adrian Bayard:<br />
<strong>Humanität</strong> bedeutet aus dem Lateinischen übersetzt Menschlichkeit. Im freimaurerischen Sinne bedeutet<br />
<strong>Humanität</strong> gemäß dem Internationalen Freimaurer-Lexikon ’die Lehre vom Menschen und seiner Würde’.<br />
Dies wie<strong>der</strong>um bedeutet die Achtung des Menschen, unabhängig von Herkunft, Religion und Stand sowie<br />
die Anerkennung <strong>der</strong> Menschenrechte und <strong>der</strong> Meinungsfreiheit.<br />
Der Bau am <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Humanität</strong>, zu dem wir uns verpflichtet haben, ist mehr als nur eine Worthülse.<br />
Er bedeutet: Agieren statt bloß reagieren!<br />
Nach Cicero bedeutet ‚humanitas’ zunächst das, was <strong>den</strong> Menschen vom (wil<strong>den</strong>) Tier<br />
unterscheidet. Diese Unterscheidung manifestiert sich in Bildung, die dazu führen soll, alle im<br />
Menschen angelegten Möglichkeiten durch Selbsterziehung zu einem edleren Menschen zu<br />
entfalten, um eine höchstmögliche ethische Stufe zu erreichen.<br />
3 Großloge Alpina<br />
4 Professor an <strong>der</strong> Uni Innsbruck, er arbeit am Netzwerk Freimaurerforschung mit<br />
©Manuel Moja � manuelmoja@sokraton.at<br />
5
<strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Humanität</strong><br />
So zielt humanitas auf vervollkommnete Menschlichkeit und gebildete Vernunft (ratio) bestimmt<br />
das eigentliche Wesen des Menschen. 5<br />
Bru<strong>der</strong> Hans E. F., Alt-Stuhl-Meister hat dies in seinen Überlegungen wohl übernommen: <strong>Humanität</strong>, lat.<br />
humanitas, bedeutet vervollkommnete Menschlichkeit und impliziert, die eigene Persönlichkeit im Dienst<br />
<strong>der</strong> <strong>Humanität</strong> zu entwickeln. <strong>Humanität</strong> nach meinem Verständnis beinhaltet aber auch die Achtung vor allen<br />
Kreaturen, seien es Menschen, Tiere o<strong>der</strong> Pflanzen.<br />
Wie können wir unser Vorhaben, <strong>den</strong> <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Humanität</strong> zu <strong>bauen</strong>, umsetzen<br />
Hans E. Fischer: «Toto corde, tota anima, tota virtute» («Von ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit<br />
ganzer Kraft»)<br />
Bru<strong>der</strong> Helmut Reinalter, österreichische Historiker formuliert in seinem Buch „Die Freimaurer“:<br />
<strong>Humanität</strong>, Menschlichkeit, Mitgefühl und Mitleid sind daher für <strong>den</strong> Freimaurer nicht bloße Worte, die<br />
während <strong>der</strong> rituellen Arbeit formelhaft nachgesprochen wer<strong>den</strong>, son<strong>der</strong>n vor allem konkrete Praxis.<br />
<strong>Humanität</strong> ist demnach eine veredelnde menschliche Praxis. Die menschlichen Qualitäten erfährt und<br />
erlebt er dadurch, dass er sich in symbolisch-rituellen Handlungen die erwähnten Qualitäten<br />
versinnbildlicht…<br />
Die großen Bauvorgaben <strong>der</strong> Freimaurerei – <strong>Humanität</strong>, Brü<strong>der</strong>lichkeit, Gerechtigkeit, Frie<strong>den</strong>sliebe und<br />
Toleranz – treten nur dadurch aus <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Schlagworte heraus, indem sich je<strong>der</strong> einzelne Bru<strong>der</strong><br />
um ihre Konkretisierung bemüht. Wer helfen will, eine humane Welt zu errichten, muss sich ein<br />
realitätsnahes, <strong>den</strong> Dunstkreisen <strong>der</strong> Stammtische fernes Bild <strong>der</strong> <strong>Wir</strong>klichkeit verschaffen und mit<br />
an<strong>der</strong>en Menschen guten Willens um Erkenntnis dessen ringen, was eine humane Welt angesichts<br />
menschenfeindlicher Ten<strong>den</strong>zen heutzutage bedeuten kann und wie eine solche Welt wenigstens<br />
ansatzweise zu erreichen wäre. 6<br />
Es nützt auch wenig ständig in <strong>der</strong> Vergangenheit zu leben, <strong>den</strong> alten freimaurerischen Größen zu<br />
huldigen und selbst in <strong>der</strong> Versenkung ein passives Dasein zu fristen ohne öffentlich zu wagen,<br />
seine Meinung zu sagen.<br />
Es kommt auf das Engagement eines je<strong>den</strong> Einzelnen an. Machen wir davon regen Gebrauch wie viele<br />
praktizierende Freimaurer vor uns 7 .<br />
Dies setzt Wissen, Bildung und Erkenntnis voraus, <strong>den</strong>n das Bauwerk stürzt schnell in sich<br />
zusammen, wenn es durch Ignoranz, Vereinsmeierei und dogmatische Regeln durchwoben ist, die<br />
wie Mauerfraß die Steine zerstören.<br />
Der Humanist, Arzt und Freimaurer Bunovic schreibt 8 : Die Freimaurerei ist eine „Philosophie des<br />
Bauens und nicht des Zerstörens, sie ist und bleibt ein ‚Werkbund’, die Loge ist eine ‚Werkstatt’.<br />
Alle Arbeit des Freimaurers ist Arbeit an <strong>der</strong> Harmonisierung <strong>der</strong> Person und <strong>der</strong> Gemeinschaft,<br />
in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Freimaurer lebt, also <strong>der</strong> Familie, <strong>der</strong> Loge, des Volkes, <strong>der</strong> Menschheit. Diese Aufgabe<br />
kann undankbar sein, beson<strong>der</strong>s wenn man die Menschen auf Pflichten aufmerksam machen muss.<br />
5 Prof. Dr. Hermann Wiegand am 12. Mai 2006<br />
6 Loge VER SACRUM i.O. Köln<br />
7 Br. Hans E. Fischer – St. Johann am Rhein, Schaffhausen<br />
8 „Wesen und Ziele <strong>der</strong> Freimaurerei“; Bunovic<br />
©Manuel Moja � manuelmoja@sokraton.at<br />
6
<strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Humanität</strong><br />
Ein überzeugter Freimauer ist ein Kämpfer für die Gleichberechtigung <strong>der</strong> Menschen und für die<br />
Freiheit des Gewissens.<br />
Bunovic beschreibt die Freimaurerei als eine „Schule zur Persönlichkeitsbildung“ auf psychoanalytischem<br />
Sachverstand.<br />
Die ganze Menschennatur zu einem harmonischen Lebensganzen zusammenzuführen entspricht<br />
dem eigentlichen Gedanken, aus dem später <strong>der</strong> <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Humanität</strong> wurde.<br />
Bru<strong>der</strong> Karl Christian Friedrich Krause, Dres<strong>den</strong> 1808, schreibt:<br />
Die fünf Thesen des ehemaligen Großredners, Bru<strong>der</strong> Günter L.<br />
Die folgen<strong>den</strong> fünf Thesen nach einem Vortrag bei <strong>der</strong> VGLD, die unsere Aufgaben als Freimaurer<br />
im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t betreffen 9 möchte ich nahezu ungekürzt wie<strong>der</strong>geben.<br />
1. <strong>Wir</strong> müssen politischer wer<strong>den</strong><br />
Unser selbst gewählter Auftrag ist <strong>der</strong> Bau am <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Humanität</strong>. Das heißt: <strong>Wir</strong> arbeiten an <strong>der</strong><br />
Verwirklichung von <strong>Humanität</strong> im Hier und Jetzt. <strong>Wir</strong> streben nach einer Gesellschaft, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Mensch<br />
im Mittelpunkt steht und das Maß allen Handelns ist. Das ist eindeutig ein politischer Auftrag. Politisch im<br />
klassisch-griechischen Sinn: ein Auftrag, <strong>der</strong> die Öffentlichkeit angeht, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Öffentlichkeit ausgeführt<br />
wer<strong>den</strong> muss, nicht in <strong>der</strong> Privatheit.<br />
"Nach Ihren Handlungen wird man Sie werten" heißt es im Ritual bei <strong>der</strong> zweiten Reise, nicht nach Ihren<br />
guten Absichten o<strong>der</strong> vornehmen Gedanken. Alles was wir tun erhält erst dadurch seinen Wert, dass es<br />
letztendlich in <strong>der</strong> Öffentlichkeit sichtbar und wirksam wird. Gegebenenfalls eben auch durch<br />
parteipolitisches Engagement.<br />
Ist es <strong>den</strong>n wirklich so, dass Freimaurer sich viel lieber mit sich selbst beschäftigen als mit <strong>der</strong> Welt, in <strong>der</strong><br />
sie leben? Dass unsere Hauptsorge formalen Dingen gilt wie etwa Basic Principles, Arkandisziplin 10 ,<br />
9 Vortrag „Drei Wünsche zum neuen Jahrhun<strong>der</strong>t“; <strong>Humanität</strong> Heft 2/2001<br />
10 Anmerkung: Die Arkandisziplin beschränkt sich lediglich auf Zeichen, Wort und Griff sowie auf persönliche Belange von<br />
Brü<strong>der</strong>n.<br />
©Manuel Moja � manuelmoja@sokraton.at<br />
7
<strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Humanität</strong><br />
Anerkennungsfragen, Regularität, Besuchsregeln und <strong>den</strong> daraus abgeleiteten Konsequenzen? Diese<br />
Regeln und Vereinbarungen sind vor langer Zeit, <strong>den</strong> damaligen Umstän<strong>den</strong> angemessen, aus bestimmten<br />
Grün<strong>den</strong> und zu bestimmten Zwecken so formuliert wor<strong>den</strong>. Es handelt sich nicht um Offenbarungen und<br />
heilige Gesetze. Sie sind verän<strong>der</strong>bar, wenn sich die Umstände geän<strong>der</strong>t haben.<br />
2: <strong>Wir</strong> müssen nach innen spiritueller wer<strong>den</strong><br />
<strong>Wir</strong> sind nicht nur ein säkularer ethischer Bund und üben uns nicht nur in tugendhaftem Verhalten. <strong>Wir</strong><br />
sind auch eine Initiationsgemeinschaft und sind damit in <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> klassischen Mysterienbünde auf<br />
einem spirituellen Weg zur Selbsterkenntnis. Unsere Rituale leiten uns nicht nur zum kognitiven Erkennen<br />
an, son<strong>der</strong>n ebenso zum intuitiven Erfahren. Sie führen nicht nur, in gut aufklärerischer Tradition, <strong>der</strong><br />
erkennen<strong>den</strong> Vernunft die erstrebten Weisheiten und Tugen<strong>den</strong> in Worten und Taten vor Augen, damit<br />
wir uns kraft unserer Einsicht nach ihnen richten. Sie führen auch, jenseits aller Tugend und Moral, <strong>den</strong><br />
Menschen zur Harmonie mit sich selbst und mit seiner Umwelt und zu <strong>den</strong> Quellen seines Seins. Unsere<br />
Rituale sind Gesamtkunstwerke, welche <strong>den</strong> Menschen als ganzheitliches körperlich-geistig-seelisches<br />
Wesen ansprechen und auf ihn eine mächtige, verän<strong>der</strong>nde Kraft ausüben können. In je<strong>der</strong> <strong>Tempel</strong>arbeit<br />
breitet das Ritual vor unseren Augen und Ohren die Fülle seiner symbolischen Werkzeuge aus und for<strong>der</strong>t<br />
uns auf, jedes mal neu, uns anregen zu lassen, zuzugreifen zu dem, was uns anspricht und damit weiter<br />
zu arbeiten auf dem Weg zu uns selbst.<br />
Damit das Ritual seine verän<strong>der</strong>nde <strong>Wir</strong>kung entfalten kann, damit es uns als innerlich Gewandelte und<br />
Befreite hinaus in die Welt entlässt, damit wir uns dort als Freimaurer bewähren können - dazu genügt es<br />
freilich nicht, je<strong>den</strong> Monat einmal einer <strong>Tempel</strong>arbeit passiv beizuwohnen. Es wird auch ohne Anleitung<br />
nur wenigen gelingen, <strong>den</strong> Inhalt <strong>der</strong> Rituale für sich ganz auszuschöpfen. <strong>Wir</strong> müssten also Instruktionen<br />
entwickeln, Anleitungen zur persönlichen Arbeit auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Rituale und müssten diese Anleitungen<br />
zum Beispiel in Wochenendseminaren an unsere Brü<strong>der</strong> weitergeben.<br />
3. <strong>Wir</strong> müssen eine Elite wer<strong>den</strong><br />
Zu unseren Idealen gehört die Gleichheit. Daraus leiten wir gern die Vorstellung ab, dass die Loge in ihrer<br />
Mitglie<strong>der</strong>struktur ein getreues Abbild <strong>der</strong> Gesellschaft sein müsse, und dass sie sich absolut nicht als eine<br />
Auslese (Elite) aus <strong>der</strong> Gesellschaft verstehen dürfe. Nichts ist für uns destruktiver als dieses<br />
Missverständnis. Das aufklärerische Postulat <strong>der</strong> Gleichheit bezieht sich auf die Gleichheit aller im<br />
Anspruch auf die Freiheit, auf die Gleichheit im Hinblick auf die Lebenschancen und die Gleichheit vor<br />
dem Gesetz. Die Aufklärung hat die Eliten nicht beseitigt, sie hat nur die Zugangskriterien verän<strong>der</strong>t: an<br />
die Stelle ererbter Vorrechte ist die Auslese aufgrund persönlicher Leistung und Fähigkeit getreten. <strong>Wir</strong><br />
müssen in diesem Sinne entschlossen darangehen, uns zur Elite zu entwickeln.<br />
Unsere Logen sollen durchaus Mitglie<strong>der</strong> aus allen gesellschaftlichen Gruppen und Schichten als Mitglie<strong>der</strong><br />
werben. Aber wir müssen uns jeweils um die führen<strong>den</strong> Köpfe bemühen. Und dieses Werben geht wohl<br />
nur von Person zu Person, nicht durch läppische "Öffentlichkeitsarbeit". Interessante Männer wer<strong>den</strong><br />
durch interessante Männer angezogen - wo Tauben sind, da fliegen Tauben hin.<br />
Weshalb ist es so interessant, Rotarier zu wer<strong>den</strong>? Weil man im Rotaryclub interessante Männer findet,<br />
und weil man aus <strong>der</strong> Einladung zur Mitgliedschaft erkennt, dass diese Männer einen selbst ebenfalls für<br />
interessant halten. Also lasst uns darangehen, uns wie<strong>der</strong> als Elite zu verstehen und daran zu arbeiten,<br />
dass wir es auch wer<strong>den</strong>. Wenn das kein Thema für die Großlogen ist, dann sollten wenigstens einzelne<br />
Logen <strong>den</strong> Mut haben, sich zu Elitelogen zu entwickeln. Wenn sie erfolgreich sind, wer<strong>den</strong> sie Nachahmer<br />
fin<strong>den</strong>.<br />
©Manuel Moja � manuelmoja@sokraton.at<br />
8
<strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Humanität</strong><br />
4: <strong>Wir</strong> müssen unsere Mitglie<strong>der</strong> beruflich för<strong>der</strong>n<br />
Während <strong>der</strong> Aufnahme, bereits nach <strong>den</strong> drei Reisen, wenn fast alles schon gelaufen ist, bekommt <strong>der</strong><br />
Neophyt eine allerletzte Gelegenheit, sich die Sache doch noch einmal zu überlegen, mit <strong>der</strong> offenbar<br />
alles entschei<strong>den</strong><strong>den</strong> Mitteilung: "<strong>Wir</strong> warnen Sie ehrlich und freundschaftlich, sich einer Gemeinschaft<br />
anzuschließen, die Ihnen keinerlei materielle Vorteile verheißen kann". Wenn wir das sagen, fühlen wir<br />
uns wohl als moralisch beson<strong>der</strong>s hoch über <strong>den</strong> Nie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> profanen Welt Stehende. Mich erinnert<br />
das eher an die Geschichte vom Fuchs und <strong>den</strong> sauren Trauben: wir machen da aus unserem offenbaren<br />
Unvermögen eine Tugend. Was braucht <strong>den</strong>n ein junger Mensch dringen<strong>der</strong> als eine Gruppe o<strong>der</strong> ein<br />
Netzwerk von Älteren, Erfahrenen, Einflussreichen, die ihm auch im materiellen Leben <strong>den</strong> Rücken<br />
stärken und <strong>den</strong> Weg zeigen können? Und war <strong>den</strong>n die mittelalterliche Bru<strong>der</strong>schaft <strong>der</strong> Steinmetze und<br />
Baumeister etwas an<strong>der</strong>es, als eine Organisation zur beruflichen För<strong>der</strong>ung und materiellen Sicherung<br />
ihrer Mitglie<strong>der</strong>?<br />
Vor kurzem hat mir ein Bru<strong>der</strong> erzählt, dass es ihm nicht gelungen sei, bei seinen bei<strong>den</strong> Söhnen für die<br />
Freimaurerei mehr als ein müdes Lächeln zu wecken. Wohl aber sei einer <strong>der</strong> hoffnungsvollen Sprösslinge<br />
mit Begeisterung in eine schlagende Verbindung eingetreten. Auf die Frage, was ihn <strong>den</strong>n dort so anziehe,<br />
sei <strong>der</strong> Hinweis auf die Alten Herren gefolgt, die genau dort in einflussreichen Positionen säßen, wo <strong>der</strong><br />
Junior sich seine berufliche Zukunft vorstellte. Eben. Im Übrigen: Neben einer gewissen beruflichen<br />
För<strong>der</strong>ung bemühen sich die Stu<strong>den</strong>tenverbindungen durchaus, ihren Mitglie<strong>der</strong>n auch positive<br />
immaterielle Werte sowie Umgangsformen zu vermitteln - wie die Logen ja auch. Weshalb tun wir es<br />
ihnen nicht auch auf <strong>der</strong> beruflichen Ebene gleich? <strong>Wir</strong> möchten in <strong>der</strong> Welt doch etwas bewegen.<br />
Weshalb sorgen wir dann nicht dafür, dass unsere Mitglie<strong>der</strong> auch an solche berufliche Positionen<br />
gelangen, wo sie etwas bewegen können? Wenn wir für tüchtige junge Leute attraktiv wer<strong>den</strong> wollen,<br />
dann müssen wir die berufliche Qualifizierung und Positionierung unserer Mitglie<strong>der</strong> zu einem zentralen<br />
Teil unserer Arbeit am rauen Stein machen. Nicht nur die einfache Stellenvermittlung, son<strong>der</strong>n auch die<br />
Qualifizierung vorher. Etwa so, wie es die französischen Compagnons mit Erfolg tun, nur in an<strong>der</strong>en<br />
Berufsfel<strong>der</strong>n.<br />
5: <strong>Wir</strong> müssen unser Verhältnis zu <strong>den</strong> Frauen än<strong>der</strong>n<br />
Die Aufklärung - und damit die Freimaurer - wollten und wollen noch immer <strong>den</strong> Ausgang des Menschen<br />
aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Der "Mensch", das war natürlich in aller Unschuld nur <strong>der</strong><br />
Mann. Auch bei uns: "Männer, die Maurer gewor<strong>den</strong> sind, müssen frei geboren sein, von gereiftem Alter<br />
und gutem Ruf, körperlich und geistig gesund, ohne Gebrechen o<strong>der</strong> Verstümmelung zur Zeit ihrer<br />
Aufnahme, we<strong>der</strong> Weib noch Eunuch". So steht's beim alten An<strong>der</strong>son und sein Wort ist uns heilig. Und<br />
wir haben uns dran gehalten: Zur Emanzipation <strong>der</strong> weiblichen Hälfte <strong>der</strong> Menschheit haben wir nicht<br />
das Geringste beigetragen. Es ist erst hun<strong>der</strong>t Jahre her, dass unsere Wissenschaft aufgehört hat, vom<br />
"physiologischen Schwachsinn des Weibes" zu faseln und dass Frauen z. B. zum Medizinstudium<br />
zugelassen wur<strong>den</strong>.<br />
Für uns gilt dieser Schwachsinn immer noch und so kann man heute noch von Brü<strong>der</strong>n die Meinung<br />
hören, unsere Rituale seien "männlich" und daher für Frauen nicht geeignet, o<strong>der</strong> sogar, Frauen seien<br />
nicht in unserem Sinne initiationsfähig. Es mag ja so sein, aber sollten wir das Urteil darüber nicht <strong>den</strong><br />
Frauen selbst überlassen? Die Frauen haben sich ja inzwischen auch in dieser Hinsicht ihrer männlichen<br />
Vormün<strong>der</strong> entledigt und ihre Emanzipation selbst in die Hand genommen. Dabei haben sie auch die<br />
Freimaurerei für sich entdeckt und praktizieren sie mit großem Ernst und respektablem Erfolg.<br />
Aber wir pflegen unsere Berührungsängste. Wie oft habe ich schon die Befürchtung gehört, da könnte sich<br />
ja – Gott-sei-bei-uns - etwas Erotik in <strong>den</strong> <strong>Tempel</strong> schleichen. Vor kurzem ist mir in <strong>der</strong> internen<br />
Freimaurer-Liste im Internet etwas in diesem Zusammenhang Charakteristisches begegnet. Die Zulassung<br />
zu dieser Liste erfolgt in einem automatisierten Verfahren. Zunächst erscheint jede Anmeldung in <strong>der</strong> Liste<br />
und je<strong>der</strong> Teilnehmer kann sie lesen, dann erst entscheidet <strong>der</strong> listmaster über die Zulassung, die in<br />
diesem Fall nur erfolgt, wenn man einer "regulären" Loge angehört. Es erschien also die Anmeldung des<br />
Stuhlmeisters einer gemischten Loge. Sofort, noch ehe <strong>der</strong> listmaster überhaupt reagieren konnte, schrieb<br />
©Manuel Moja � manuelmoja@sokraton.at<br />
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<strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Humanität</strong><br />
ein Bru<strong>der</strong>, dass er mit sofortiger <strong>Wir</strong>kung seine Mitgliedschaft in <strong>der</strong> Liste kündige. Er habe bei seiner<br />
Aufnahme geschworen, nie maurerischen Verkehr mit Frauen zu haben, und diesen Schwur ge<strong>den</strong>ke er<br />
zu halten.<br />
In welch eine Haltung gegenüber Frauen lassen wir uns da treiben? Welche Ängste verbergen sich<br />
eigentlich hinter unserer strikten Distanzierung von <strong>der</strong> femininen Maurerei, selbst im Cyberspace? Gibt es<br />
da vielleicht eine archaische Angst vor <strong>der</strong> starken Frau, gekoppelt mit <strong>der</strong> Vorstellung von ihrer kultischen<br />
Unreinheit, durch die <strong>der</strong> Mann beschmutzt wird, worauf dann sein steinzeitlicher Jagdzauber nicht mehr<br />
funktioniert? Mir scheint, da haben wir Männer noch ein gutes Stück Aufklärung nötig. Es geht nicht<br />
darum, nun in die Männerlogen partout Frauen aufzunehmen, aber die freimaurerisch arbeiten<strong>den</strong><br />
Frauen haben es verdient, endlich als unsere Schwestern und gleichwertigen Gefährtinnen auf dem<br />
maurerischen initiatischen Weg anerkannt zu wer<strong>den</strong>.<br />
Conclusio<br />
In <strong>der</strong> schon genannten Nr. 2 <strong>der</strong> "<strong>Humanität</strong>" vom März/April 2001 findet man auch einen Artikel von<br />
Br. Joachim Wörner über "Die Mitglie<strong>der</strong>entwicklung in <strong>den</strong> Freimauerlogen". In geradezu umwerfen<strong>der</strong><br />
Klarheit ist dort tabellarisch festgehalten, dass sich <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>bestand <strong>der</strong> Freimaurerlogen in <strong>der</strong><br />
gesamten englisch sprechen<strong>den</strong> Welt von 5,028 Millionen im Jahr 1970 auf 2,502 Millionen im Jahr<br />
2000 verringert hat, also auf weniger als die Hälfte. Der Verlust ist in <strong>den</strong> betrachteten Län<strong>der</strong>n in<br />
Australien mit -72 % am höchsten und in England mit -45% am geringsten. Ein so ausgeprägter Prozess<br />
ist wohl nicht mehr umkehrbar, er ist die Krankheit zum Tode. Er signalisiert unzweideutig: Die klassische<br />
Dampfmaschinen-Maurerei ist ein Auslaufmodell.<br />
Man kann aber auch ganz entgegengesetzte Vorgänge beobachten, vor allem bei <strong>den</strong> "irregulären" und<br />
"nicht anerkannten" Logen. Unsere deutsche Frauen-Großloge "Zur <strong>Humanität</strong>" etwa wächst langsam<br />
und stetig. Sie hat in <strong>der</strong> jüngeren Vergangenheit jährlich eine neue Loge installiert. O<strong>der</strong> blicken wir nach<br />
Frankreich: dort verzeichnen alle Obödienzen, zuletzt auch die reguläre GLNF, seit Jahren steigende<br />
Zuwächse. Aus Österreich hört man weit weniger Klagen über <strong>den</strong> Zustand <strong>der</strong> Maurerei als aus<br />
Deutschland. Woran könnte das liegen? Nun, ich <strong>den</strong>ke es liegt daran, dass in diesen Logen einige <strong>der</strong><br />
von mir als "Thesen" bezeichneten Äcker wesentlich besser bestellt sind. Was würde daraus für uns<br />
folgen? Ein radikales Um<strong>den</strong>ken, ein entschlossener Neuanfang und ein Bruch mit allerlei lieb und heilig<br />
gewor<strong>den</strong>en Traditionen und Gepflogenheiten, Mut zum Aufbruch in eine ungewisse Zukunft. Wer<strong>den</strong> wir<br />
dazu im Stande sein? Wenn ich mich so im Kreise unserer deutschen Freimaurerei umsehe: nein. Bleibt<br />
nur die Konsequenz: Die Freimaurerei muss nicht untergehen - aber wir wer<strong>den</strong> nicht zu <strong>den</strong><br />
Überleben<strong>den</strong> gehören.<br />
Diesen Thesen sowie <strong>der</strong> Schlussfolgerung möchte ich nichts hinzufügen!<br />
©Manuel Moja � manuelmoja@sokraton.at<br />
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