Dämonen, Hexen und der Böse Blick - AT Verlag
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Glaube an die schützende Kraft geht auf die Vorstellung zurück, wonach zwei<br />
negative Kräfte sich gegenseitig aufheben.<br />
Menschen mit blauen Augen stehen im Verdacht, den <strong>Böse</strong>n <strong>Blick</strong> zu<br />
haben. Dieser Glaube hat nichts mit den Kreuzrittern aus dem Abendland o<strong>der</strong><br />
– im doppelten Sinn des Wortes – mit blauäugigen Touristen aus dem Norden<br />
zu tun, son<strong>der</strong>n er hat seinen Ursprung im Koran. Die Heilige Schrift des Islam<br />
entstand zur Zeit des Kalifen Abu Bakr im Jahre 11 nach islamischer Zeitrechnung<br />
(632 n. Chr.), also lange vor den ersten Kreuzzügen. In <strong>der</strong> Sure Ta Ha<br />
heißt es: »Am Tag, da man die Trompete bläst, an jenem Tage werden wir die<br />
Missetäter – blauäugig – sammeln.« 55 Zu den Missetätern werden nicht nur<br />
Mör<strong>der</strong> <strong>und</strong> Diebe, son<strong>der</strong>n auch Zauberk<strong>und</strong>ige gerechnet, die an<strong>der</strong>e durch<br />
ihre <strong>Blick</strong>e verhexen. Auch das steht im Koran. In <strong>der</strong> Sure al-A`raf for<strong>der</strong>t Mose<br />
die Zauberer auf, ihre Zeichen zu werfen. »Als sie nun geworfen hatten, verzauberten<br />
sie <strong>der</strong> Menschen Augen, versetzten sie in Schrecken <strong>und</strong> boten gewaltiges<br />
Zauberwerk.« 56<br />
Dieser Satz belegt die uns bereits bekannte Vorstellung, wonach die bösen<br />
(wie auch die guten) Absichten eines Menschen nicht nur über die Augen gesendet,<br />
son<strong>der</strong>n auch über diese empfangen werden. In den Redewendungen<br />
des Alltags haben sich diese Ideen erhalten. Einem Menschen, dessen Innerstes<br />
man ergründen möchte, schaut man »tief in die Augen« <strong>und</strong> hofft dabei, das<br />
wirkliche Denken <strong>und</strong> Fühlen des Gegenübers ergründen zu können. Und wer<br />
etwas zu verbergen hat, <strong>der</strong> weicht den <strong>Blick</strong>en an<strong>der</strong>er Menschen aus.<br />
Die Hand <strong>der</strong> Fatima<br />
Das bei uns oft als Ethnoschmuck getragene Schutzzeichen in <strong>der</strong> Form einer<br />
flachen Hand hat im Islam eine apotropäische Bedeutung. Ihr arabischer Name<br />
ist hamsa o<strong>der</strong> chamsa, das heißt »fünf«. Im Orient ist die Fünf eine heilige Zahl.<br />
Sie bezieht sich auf die fünf Personen, die unter dem Schutze Gottes stehen: <strong>der</strong><br />
Prophet Mohammed, seine Tochter Fatima, <strong>der</strong> Schwiegersohn Ali <strong>und</strong> die beiden<br />
Söhne Hassan <strong>und</strong> Hussein. Der Fluch chamsa fi ainek (»fünf in dein Auge«)<br />
wendet daher den <strong>Böse</strong>n <strong>Blick</strong> ab. Ähnlich auch in Griechenland: Griechinnen,<br />
die den <strong>Böse</strong>n <strong>Blick</strong> abwehren wollen, strecken die fünf Finger <strong>der</strong> rechten Hand<br />
aus <strong>und</strong> sagen dazu nà tà pénte! (»fünf in deine Augen«). 57<br />
55 Sure 20, 102.<br />
56 Sure 7, 116.<br />
57 Seligmann, Band 2, Seite 178.<br />
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