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<strong>Wolfgang</strong> <strong>Steinitz</strong> – aus <strong>de</strong>m Nachlaß dargestellt<br />

Annette Leos Monographie<br />

Obwohl <strong>Wolfgang</strong> <strong>Steinitz</strong> (1905–1967) zu <strong>de</strong>n bekannten Persönlichkeiten in <strong>de</strong>r<br />

DDR zählte und er auf verschie<strong>de</strong>nen Gebieten, wissenschaftlich, politisch und kulturpolitisch,<br />

tätig war und sich auch im sowjetischen und schwedischen Exil hergetan<br />

hatte, obwohl die Liste seiner wissenschaftlichen Veröffentlichung lang ist und<br />

ein umfangreicher Nachlaß existiert, gab es bisher keine größere monographische<br />

Darstellung. Eine gedrängte biographische Skizze immerhin hatte sein Neffe, Jan<br />

Peters, 1989 in <strong>de</strong>r Briefedition Zweimal Stockholm – Berlin 1946. Briefe nach <strong>de</strong>r Rückkehr:<br />

Jürgen Peters und <strong>Wolfgang</strong> <strong>Steinitz</strong> veröffentlicht. 1 Dieses Kapitel ist nach wie vor<br />

lesenswert, gibt es doch einen konzisen und auf das Wesentliche konzentrierten<br />

Überblick über <strong>Steinitz</strong>’ Lebensgang und seine Aktivitäten und Publikationen. Freilich<br />

wer<strong>de</strong>n einige Aspekte nur gestreift, so frühere politische Implikationen im Zusammenhang<br />

mit KPD und KPdSU sowie spätere Konflikte mit <strong>de</strong>r SED. 2<br />

Vom enormen Umfang seiner wissenschaftlichen und kulturpolitischen Tätigkeit gibt<br />

die tabellarische Aufstellung Peters’ ein eindrucksvolles Bild. Im Januar 1946 war<br />

<strong>Steinitz</strong> aus Schwe<strong>de</strong>n nach Deutschland zurückgekehrt, in <strong>de</strong>n sowjetischen Sektor<br />

Berlins. Ich zitiere jene Stelle gekürzt, auch um anzu<strong>de</strong>uten, daß solche komprimierten<br />

Textpassagen, wie eine übersichtliche biographische Skizze bzw. eine Chronik, in<br />

Annette Leos Buch fehlen.<br />

Peters’ Blick gilt vor allem <strong>de</strong>m Forscherinteresse <strong>Steinitz</strong>’ und seinem Einfluß auf<br />

Wissenschafts- und Hochschulentwicklung in Ost<strong>de</strong>utschland. „Hier die wichtigsten<br />

Angaben zu seiner Arbeit nach 1946:<br />

– Sekretär <strong>de</strong>r Kommission für <strong>de</strong>n Russisch-Unterricht 1946,<br />

– Professor mit vollem Lehrauftrag an <strong>de</strong>r Humboldt-Universität, Inhaber <strong>de</strong>s Lehrstuhls<br />

für Finnougristik [...],<br />

– Berliner Bezirksvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Gesellschaft zum Studium <strong>de</strong>r Kultur <strong>de</strong>r Sowjetunion<br />

[...],<br />

– Stu<strong>de</strong>nten<strong>de</strong>kan, Dekan <strong>de</strong>r Philosophischen Fakultät [...],<br />

– Mitglied <strong>de</strong>r Deutschen Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften und Direktor <strong>de</strong>s Instituts<br />

für Volkskun<strong>de</strong> [...],<br />

– Mitglied <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED 1954 bis 1958,<br />

1 Mit Nach-Fragen an Robert Rompe und Jürgen Kuczynski. Herausgegeben von Jan Peters. Leipzig: Reclam<br />

1989, S. 90 ff. („Zum Verständnis <strong>de</strong>s Briefwechsels“).<br />

2 Zu Recht sagt Annette Leo (S. 16): „In seiner Kurzbiographie konnte Peters die Ausweisung von<br />

<strong>Steinitz</strong> aus <strong>de</strong>r Sowjetunion als Folge einer politischen Denunziation erstmalig erwähnen [...]. Dennoch:<br />

Die wesentlichen Tabus blieben bis zum Oktober 1989 bestehen.“


– Vizepräsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie für <strong>de</strong>n gesellschaftswissenschaftlichen Bereich [...],<br />

– Initiator und Mitglied zahlreicher Kommissionen und Unternehmen <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie<br />

(Marx-Engels-Wörterbuch, Kommission für mathematische Linguistik und automatische<br />

Übersetzung, Arbeitsstelle Strukturelle Grammatik, Alexan<strong>de</strong>r-Humboldt-<br />

Kommission u. a.),<br />

– Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Deutsche Sprache <strong>de</strong>r Gegenwart [...],<br />

– Herausgebertätigkeit: Neue Russische Bibliothek [...]; Sowjetwissenschaft [...];<br />

Volksmärchen [...]; Demos, volkskundliche Informationen [...]; Wörterbuch <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Gegenwartssprache [...]; Dialektologisches und etymologisches Wörterbuch<br />

<strong>de</strong>r ostjakischen Sprache [...].“ 3<br />

Manches erfährt man hier, was Leo ausläßt o<strong>de</strong>r nur streift. Zugrun<strong>de</strong>zulegen ist<br />

auch <strong>de</strong>r biographische Eintrag in <strong>de</strong>m Kompendium Wer war wer in <strong>de</strong>r DDR? 4 , einschlägig<br />

gleichfalls das entsprechen<strong>de</strong> Stichwort im International Biographical Dictionary<br />

of Central European Emigrés 1933–1945. 5<br />

Ebenso muß man zu <strong>Steinitz</strong>’ Be<strong>de</strong>utung als Linguistik <strong>de</strong>n instruktiven Beitrag von<br />

Utz Maas nachlesen: Die vom Faschismus verdrängten Sprachwissenschaftler – Repräsentanten<br />

einer an<strong>de</strong>ren Sprachwissenschaft? 6 Desgleichen bleibt <strong>Steinitz</strong>’ Rolle für das seinerzeit<br />

innovative und wichtige Wörterbuch <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Gegenwartssprache, das ab<br />

1964 in sechs Bän<strong>de</strong>n erschien und das er mit Ruth Klappenbach herausgab, bei Leo<br />

ganz im Dunkeln und wird lediglich an zwei Stellen (S. 328, 342) flüchtig genannt.<br />

Hierzu ist die Darstellung <strong>de</strong>r Bearbeiterin und Schwester <strong>de</strong>r Herausgeberin Helene<br />

Malige-Klappenbach unerläßlich: Das „Wörterbuch <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Gegenwartssprache“.<br />

Bericht, Dokumentation und Diskussion. 7 Malige-Klappenbach erinnert daran, daß <strong>Steinitz</strong><br />

in einem Aka<strong>de</strong>mievortrag 1952 die Konzeption dieses epochemachen<strong>de</strong>n Lexikon<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Sprache vorgelegt hatte, und sie zitiert ihn (S: 5): „Ich verstehe<br />

unter ‚<strong>de</strong>utscher Sprache <strong>de</strong>r Gegenwart’ die <strong>de</strong>utsche Sprache <strong>de</strong>r bildungstragen<strong>de</strong>n<br />

Schicht von heute, in ihrer schriftlichen und mündlichen Form. [...] Die bildungstragen<strong>de</strong><br />

Schicht sind nicht etwa nur die in Wissenschaft und Kunst tätigen Menschen,<br />

son<strong>de</strong>rn selbstverständlich in gleichem Gra<strong>de</strong> die in Technik, Wirtschaft und<br />

Verwaltung tätigen Menschen ... / Die <strong>de</strong>utsche Sprache <strong>de</strong>r Gegenwart ist also die<br />

3 Peters, a. a. O., S. 92.<br />

4 Helmut Müller-Enbergs/Jan Wieglohs/Dieter Hoffmann, Hrsg.: Wer war wer in <strong>de</strong>r DDR? Ein biogra-<br />

phisches Lexikon. Berlin: Christoph Links Verlag 2000, S. 822.<br />

5 Vol II: The Arts, Sciences, and Literature. Hrsg. von Herbert A. Strauss u. Werner Rö<strong>de</strong>r. (München/<br />

New York/London/Paris 1983).<br />

6 In: Die Künste und die Wissenschaften im Exil 1933–1945. Hrsg. von Edith Böhne und <strong>Wolfgang</strong> Motzkau-Valeton.<br />

Gerlingen: Lambert Schnei<strong>de</strong>r 1992, S. 445 ff.<br />

7 Hrsg. von Franz Josef Hausmann. Tübingen: Max Niemeyer Verlag 1986 (= Lexicographica. Series<br />

Maior, 12).<br />

2


gemeinsame Sprache <strong>de</strong>r ganzen <strong>de</strong>utschen Nation; die einzelnen gesellschaftlichen Klassen<br />

haben in einem relativ geringen Umfang beson<strong>de</strong>re Wörter und Ausdrücke o<strong>de</strong>r<br />

beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utungen bei gemeinsamen Wörtern geschaffen.“ Die Hervorhebung<br />

betrifft einen wichtigen Aspekt <strong>de</strong>r Konzeption; sie wur<strong>de</strong> später, nach <strong>Steinitz</strong>’ Tod,<br />

ab <strong>de</strong>m 4. Band <strong>de</strong>s Wörterbuchs zugunsten einer „marxistisch-leninistischen“ Sicht<br />

und Revision im Sinne <strong>de</strong>r seinerzeitigen SED-Doktrin geän<strong>de</strong>rt. 8<br />

Will man konkrete Hinweise zu <strong>Steinitz</strong>’ kulturpolitischer und publizistischer Tätigkeit<br />

im schwedischen Exil erfahren, so muß man noch <strong>de</strong>n Band 5 <strong>de</strong>r Reihe Kunst<br />

und Kultur im antifaschistischen Exil 1933–1945 (Leipzig 1980) konsultieren 9 : Dort gewinnt<br />

man (weitere) Informationen zu <strong>Steinitz</strong>’ Aktivitäten im Zusammenhang mit<br />

<strong>de</strong>r „Hochschule für freie <strong>de</strong>utsche Forschung“, mit <strong>de</strong>m „Heinrich-Mann-Kreis“,<br />

mit <strong>de</strong>r Zeitschrift Politische Information, mit <strong>de</strong>r Schwedischen Vereinigung für freie<br />

<strong>de</strong>utsche Kultur und <strong>de</strong>m Freun<strong>de</strong>skreis Freie Bühne. Dort (S. 448) fand ich auch <strong>de</strong>n<br />

Vermerk, daß <strong>Steinitz</strong> 1945 bei Bermann Fischer in <strong>de</strong>r Reihe „Bücher zur Weltpolitik“<br />

diese Veröffentlichung herausgegeben hatte: Stalin spricht. Die Kriegsre<strong>de</strong>n vom<br />

3. Juli 1941 bis zum 9. Mai 1945. Tatsächlich weist <strong>de</strong>r Katalog <strong>de</strong>r Deutschen Bücherei<br />

in Leipzig diesen Titel aus: J. V. Stalin Reci – Re<strong>de</strong>n. Ausgewählt und für <strong>de</strong>n Unterricht<br />

bearbeitet von <strong>Wolfgang</strong> <strong>Steinitz</strong>: Berlin: Volk u. Wissen 1946, auch 1953 (=<br />

Neue russische Bibliothek, H. 2). Hierbei scheint es sich um eine Folgeveröffentlichung<br />

han<strong>de</strong>ln. (Auf die Art von Leos bibliographischen Angaben ist noch zurückzukommen.)<br />

Und daß <strong>Steinitz</strong> im Dezember 1951 auf einer Präsidiumssitzung <strong>de</strong>s<br />

Nationalrats <strong>de</strong>r Nationalen Front zu <strong>de</strong>n „nationalen Interessen <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Volkes“<br />

und <strong>de</strong>n Pariser Abmachungen A<strong>de</strong>nauers gesprochen hat, liest man in <strong>de</strong>r Geschichte<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Arbeiterbewegung Ulbrichtscher Observanz. 10<br />

8 Hierzu hat sich Helene Malige-Klappenbach geäußert, so wie<strong>de</strong>rholt in <strong>de</strong>r Zeitschrift Muttersprache,<br />

siehe beson<strong>de</strong>rs Die bei<strong>de</strong>n Konzeptionen <strong>de</strong>s „Wörterbuchs <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Gegenwartssprache“ im Licht <strong>de</strong>r<br />

Perestroika (1988, S. 267 ff.), Staatliche Bevormundung <strong>de</strong>r Wörterbucharbeit in <strong>de</strong>r DDR <strong>de</strong>r siebziger Jahre<br />

(1990, S. 14 ff.) und Nachbemerkung (1991, S. 65 f.). Diese Nachbemerkung galt Werner Neumann, <strong>de</strong>m<br />

damaligen Institutsleiter bei <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften <strong>de</strong>r DDR, <strong>de</strong>r die Neuausrichtung<br />

dieses Wörterbuchs im politisch genehmen Sinne durchsetzte. Bei Leo taucht auf S. 12 ein „Professor<br />

Neumann von <strong>de</strong>r Institutsleitung“ auf, ohne daß Näheres ermittelt wor<strong>de</strong>n wäre, und das Register<br />

unterdrückt <strong>de</strong>nn auch diesen Personennamen. Es han<strong>de</strong>lt sich eben um Werner Neumann, von <strong>de</strong>m<br />

in <strong>de</strong>r Muttersprache eine Replik zu einem <strong>de</strong>r Beiträge Helene Malige-Klappenbachs veröffentlicht<br />

wur<strong>de</strong> (1991, S. 63 f.).<br />

9 Exil in <strong>de</strong>r Tschechoslowakei, in Großbritannien, Skandinavien und Palästina. Reclam, verfaßt von Ludwig<br />

Hoffmann, Rudolf Hirsch u. a., 1981 vom Rö<strong>de</strong>rberg-Verlag in Frankfurt am Main nachgedruckt. –<br />

Der analoge Band Exil in <strong>de</strong>r UdSSR (1979) nennt <strong>Steinitz</strong> allerdings nicht!<br />

10 Hrsg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK <strong>de</strong>r SED. Chronik. Teil III: Von 1945–1963.<br />

Berlin: Dietz-Verlag 1967, S. 307.<br />

3


Diese Stellen <strong>de</strong>r Sekundärliteratur – und es gibt gewiß noch viele an<strong>de</strong>re – sucht<br />

man in Leos Untersuchung vergebens, nur Peters taucht in <strong>de</strong>n Fußnoten gelegentlich<br />

auf, außer<strong>de</strong>m Alfred Kantorowicz’ Deutsches Tagebuch.<br />

Diese Bemerkungen mögen an<strong>de</strong>uten, daß und warum mir Leos Biographie problematisch<br />

erscheint. Sie stellt <strong>Steinitz</strong> aus <strong>de</strong>m reichhaltigen Nachlaß vor („eine riesige<br />

Sammlung von Papieren, [...] Manuskripte, Re<strong>de</strong>dispositionen, Fahrkarten, Fotos,<br />

Zeitungsausschnitte, Briefe, Tagebücher, Postkarten, Konzertprogramme“, S. 7) sowie<br />

aus archivalischen Dokumenten, und dies ausführlich und gründlich. Darin liegt<br />

<strong>de</strong>r Wert ihrer Untersuchung. (Immer wie<strong>de</strong>r aber gerät <strong>de</strong>r Gang <strong>de</strong>r Darlegung<br />

unübersichtlich und verliert sich die um Konkretion bemühte Autorin dabei in leere<br />

Einzelheiten, etwa wenn sie erwähnt, daß „Renate <strong>Steinitz</strong>, eine sportlich wirken<strong>de</strong><br />

Frau En<strong>de</strong> sechzig“, beim Besuch ihr „für <strong>de</strong>n schwarzen Tee eine Pfefferminzpflanze<br />

aus ihrem Kräutergarten“ bringt; S. 249.)<br />

Leos Fragestellung gilt <strong>de</strong>r Person <strong>Wolfgang</strong> <strong>Steinitz</strong> und vor allem seinem Verhältnis<br />

zum Kommunismus. Der Haupttitel <strong>de</strong>s Buches zeigt es an: „Leben als Balance-Akt“,<br />

und die Überschrift <strong>de</strong>s einleiten<strong>de</strong>n Kapitels sekundiert: „Annäherung an<br />

eine Lebensgeschichte“. Ihr Motiv, die „Lebensgeschichte eines kommunistischen<br />

Wissenschaftlers zu schreiben, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Führungsschicht <strong>de</strong>r DDR angehörte und Privilegien<br />

genoss, <strong>de</strong>r im Großen und Ganzen gegenüber Staat und Partei loyal blieb“<br />

(S. 17), faßt die Autorin in diese Fragen (S. 19): „Wie hat <strong>Wolfgang</strong> <strong>Steinitz</strong> sich an<br />

<strong>de</strong>n unterschiedlichen Wen<strong>de</strong>punkten und Zäsuren verhalten? Welche Konflikte hat<br />

er durchlebt, welche Wandlungen und Entwicklungen vollzogen? Hat er letztlich<br />

resigniert o<strong>de</strong>r sich die Wirklichkeit zurechtgebogen?“ So wird sichtbar, scheint mir,<br />

daß Annette Leos Interesse nicht einer umfassen<strong>de</strong>n Monographie <strong>de</strong>s kommunistisch<br />

inspirierten Wissenschaftlers und Politikers <strong>Wolfgang</strong> <strong>Steinitz</strong> im Auge hatte,<br />

son<strong>de</strong>rn eine primär lebensgeschichtliche Studie – und dies aus aktueller Sicht –, zu<br />

<strong>de</strong>r sie <strong>de</strong>n Nachlaß durchspürte und für die sie viele Zeitzeugen befragte. Hier ließ<br />

sie alle Mühe walten, machte Reisen (sogar bis nach Rom). Auch dies sei herausgestellt.<br />

Allerdings ist es, so scheint mir, ihr nicht gelungen, sozusagen von <strong>de</strong>r Graswurzelebene<br />

zu abstrahieren und eine umfassen<strong>de</strong> Monographie <strong>de</strong>s Portraitierten<br />

zu schreiben. Hierzu fehlt die gründliche Interpretation seiner Schriften, darum vermißt<br />

man auf Schritt und Tritt Verweise auf die Sekundärliteratur, und darum enthält<br />

das Buch vermutlich auch keine Bibliographie; man ist genötigt, bei über 350<br />

Seiten Text ständig in <strong>de</strong>n Fußnoten zu suchen (und dies betrifft auch die Publikationen<br />

von <strong>Steinitz</strong> selbst). Dies min<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n Wert dieser Publikation beträchtlich. Das<br />

Personenregister (das überdies nicht sehr zuverlässig ist 11 ) ersetzt eine – wie bei diesem<br />

Thema unumgänglich und in <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Literatur auch allgemein<br />

11 So fehlen, von Werner Neumann (s. o.) abgesehen, z. B. Peter Nötzold (S. 17, 301) o<strong>de</strong>r Heinz Vater<br />

(S. 303).<br />

4


üblich – nach Quellen, Primär- und Sekundärliteratur geglie<strong>de</strong>rte Bibliographie keineswegs.<br />

Darum halte ich es für angemessen, einige bibliographische Notate hier einzuflechten,<br />

vor allem zu selbständigen Veröffentlichungen, um <strong>de</strong>njenigen, die sich mit<br />

<strong>Steinitz</strong> näher befassen wollen, <strong>de</strong>n Weg etwas zu ebnen. Die Stalin-Re<strong>de</strong>n und das<br />

Wörterbuch <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Gegenwartssprache wur<strong>de</strong>n schon zitiert. Ich stütze mich dabei<br />

auf <strong>de</strong>n Katalog <strong>de</strong>r Deutschen Bücherei, Leipzig, <strong>de</strong>r ca. 100 Einträge enthält,<br />

und auf Ewald Langs 12 Untersuchung Über die Wechselwirkung von Philologie und<br />

(R)-Emigration. Portrait <strong>Wolfgang</strong> <strong>Steinitz</strong> (1905–1967), die für die Zeitschrift Historiographica<br />

Linguistica, 32, 1–2/2005 vorgesehen war (siehe <strong>www</strong>.uni-leipzig.<strong>de</strong>/<br />

~kontrast/reports/lang_wechselwirkung.pdf, Stand: Mai 2005, mit ausführlichem Literaturverzeichnis):<br />

Der Parallelismus in <strong>de</strong>r finnisch-karelischen Volksdichtung. Helsinki: Aca<strong>de</strong>mia Scientiarum<br />

Fennica 1934;<br />

Ostjakische Volksdichtung und Erzählungen aus zwei Dialekten. Tartu 1941; Reprint Berlin/Budapest/The<br />

Hague 1975;<br />

Geschichte <strong>de</strong>s finno-ugrischen Vokalismus. Stockholm 1944;<br />

Russisches Lehrbuch. Stockholm: Neuer Verlag 1945; weitere Auflagen; Russisch in<br />

26 Lektionen [Sprachkursus zum Selbststudium], Neuausgabe: München: Verlag Lebendiges<br />

Wissen 1971;<br />

Novij pesennik. Neues russisches Lie<strong>de</strong>rbuch. Ausgewählt und bearbeitet von Helger<br />

Vogt und W. <strong>Steinitz</strong>. Berlin/Leipzig: Volk u. Wissen 1950 (= Neue russische Bibliothek,<br />

H. 19); schon 1947 unter <strong>de</strong>m Titel Pesennik;<br />

Deutsche Volkslie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>mokratischen Charakters aus sechs Jahrhun<strong>de</strong>rten. Berlin: Aka<strong>de</strong>mie-Verlag,<br />

Band 1: 1955, Band 2: 1962. Berlin: Aka<strong>de</strong>mie-Verlag; weitere Auflagen;<br />

Reprint, Frankfurt am Main: Zweitausen<strong>de</strong>ins 1979;<br />

Ostjakische Grammatik und Chrestomathie. Leipzig: Harrassowitz 1950;<br />

Geschichte <strong>de</strong>s finnisch-ugrischen Vokalismus. Berlin: Aka<strong>de</strong>mie-Verlag 1950; 2. Aufl.<br />

1964 (= Finnisch-ugrische Studien, 4); die 1. Aufl. erschien 1943 im Verlag Lu<strong>de</strong>quistska<br />

Bokh., Uppsala;<br />

12 Lang, ein Verwandter <strong>Steinitz</strong>’, ist Leo freilich nicht unbekannt; sie erwähnt ihn in ihrer Monographie<br />

mehrfach. Kennzeichnend beson<strong>de</strong>rs diese Stelle (S. 143): „Nach seinem [= <strong>Steinitz</strong>’] Tod schließlich<br />

brachten die Mitarbeiter <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften <strong>de</strong>r DDR, Gerd Sauer, Renate <strong>Steinitz</strong><br />

und Ewald Lang und an<strong>de</strong>re, das ostjakologische Werk von <strong>Wolfgang</strong> <strong>Steinitz</strong> zum Abschluss. Zwischen<br />

1975 und 1980 gaben sie in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m sprachwissenschaftlichen Institut <strong>de</strong>r<br />

Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften Budapest vier Bän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r ‚Ostjakologischen Arbeiten’ heraus.“<br />

5


Deutschland. Jürgen Kuczynski/<strong>Wolfgang</strong> <strong>Steinitz</strong>. Unter Mitwirkung <strong>de</strong>s Amtes für<br />

Literatur und Verlagswesen. Berlin: Verlag Kultur und Fortschritt 1953 (= Große Sowjet-Enzyklopädie,<br />

1);<br />

Über die <strong>de</strong>utsche Volksdichtung. Leipzig/Jena: Urania-Verlag 1954;<br />

Die volkskundliche Arbeit in <strong>de</strong>r Deutschen Demokratischen Republik. Vortrag, 2. Aufl.<br />

Leipzig 1955 (= Kleine Beiträge zur Volkskunstforschung, H. 1);<br />

Geschichte <strong>de</strong>s wogulischen Vokalismus. Berlin: Aka<strong>de</strong>mie-Verlag 1955 (= Finnischugrische<br />

Studien, 2);<br />

Russische Lautlehre. 3. durchges. Aufl. Berlin: Aka<strong>de</strong>mie-Verlag 1961 – weitere Auflagen<br />

folgten;<br />

Grimm zur 100. Wie<strong>de</strong>rkehr seines To<strong>de</strong>stages. Festschrift <strong>de</strong>s Instituts für Deutsche Volkskun<strong>de</strong>.<br />

Hrsg. durch Wilhelm Fraenger und <strong>Wolfgang</strong> <strong>Steinitz</strong>. Berlin: Aka<strong>de</strong>mie-<br />

Verlag 1963 (= Veröffentlichungen <strong>de</strong>s Instituts für Deutsche Volkskun<strong>de</strong>, Bd. 32);<br />

Arbeiterlied und Volkslied. Vortrag. Berlin : Aka<strong>de</strong>mie-Verlag 1965 (= Sitzungsberichte<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften zu Berlin, Klasse für Sprachen, Literatur<br />

und Kunst, Jg. 1965, H. 8);<br />

Dialektologisches und etymologisches Wörterbuch <strong>de</strong>r ostjakischen Sprache = Dialektologiceskij<br />

i etimologiceskij slovar' chantyjskogo jazyka. Berlin: Aka<strong>de</strong>mie-Verlag; Lfg. 1–3 als<br />

Abhandlungen <strong>de</strong>r Deutschen Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften zu Berlin. Klasse für<br />

Sprachen, Literatur u. Kunst: Jg. 1966, Nr. 3/Jg. 1967, Nr. 2/Jg. 1968, Nr. 1;<br />

Beiträge zur Sprachwissenschaft, Volkskun<strong>de</strong> und Literaturforschung. <strong>Wolfgang</strong> <strong>Steinitz</strong><br />

zum 60. Geburtstag am 28. Febr. 1965 dargebracht. Hrsg. von A. V. Isacenko, W. Wissmann<br />

und H. Strobach. Berlin: Aka<strong>de</strong>mie-Verlag 1965 (= Veröffentlichungen <strong>de</strong>r<br />

Sprachwissenschaftlichen Kommission, 5);<br />

Ost und West in <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>s Denkens und <strong>de</strong>r kulturellen Beziehungen. Festschrift<br />

für Eduard Winter zum 70. Geburtstag. Hrsg. von W. <strong>Steinitz</strong> u. a. Berlin: Aka<strong>de</strong>mie-<br />

Verlag 1966 (= Quellen und Studien zur Geschichte Osteuropas, Bd. 15);<br />

Kalevala. Das Nationalepos d. Finnen. Aus <strong>de</strong>m Finnischen. Nach <strong>de</strong>r dt. Übertragung<br />

von Anton Schiefner u. Martin Buber. Neubearb. von <strong>Wolfgang</strong> <strong>Steinitz</strong>. Rostock:<br />

Hinstorff 1968; auch Leipzig: Reclam 1984;<br />

<strong>Wolfgang</strong> <strong>Steinitz</strong> und die Erforschung <strong>de</strong>r Volkskultur <strong>de</strong>r finnisch-ugrischen Völker.<br />

Kolloquium aus Anlaß <strong>de</strong>s 80. Geburtstages von <strong>Wolfgang</strong> <strong>Steinitz</strong>. Humboldt-<br />

Univ. zu Berlin 1985.<br />

Bei Lang fin<strong>de</strong>t sich auch <strong>de</strong>r Beleg für das Gesamtverzeichnis <strong>de</strong>r Schriften von <strong>Steinitz</strong>,<br />

erschienen 1980 in Band IV <strong>de</strong>r Ostjakologischen Arbeiten: Beiträge zur Sprachwissenschaft<br />

und Ethnographie, Berlin/Budapest/The Hague, S. 463–493.<br />

Man verzeihe mir diese unfreundliche und sperrige Rezension – die ich gewiß so gar<br />

nicht beabsichtigt hatte, doch beim Durcharbeiten <strong>de</strong>s Stoffes ergab sich diese Glie<strong>de</strong>rung<br />

und Konzeption.<br />

6


Annette Leos Motiv, diese biographische Untersuchung zu schreiben, ist schon erwähnt<br />

wor<strong>de</strong>n. Wie beantwortet sie am En<strong>de</strong> ihre Fragen? <strong>Wolfgang</strong> <strong>Steinitz</strong>’ Verhältnis<br />

zur kommunistischen Bewegung bleibt ein „Rätsel“. Leo resümiert auf <strong>de</strong>r<br />

letzten Seite ihrer Abhandlung (S. 354): „Vielleicht war es das Rätsel, das er selbst<br />

nicht lösen wollte, eine Frage, die offen bleiben musste, weil er keine Antwort darauf<br />

zuließ. [...] Seinem Schwiegersohn Jochen Schädlich soll er geraten haben, nie in diese<br />

Partei [SED] einzutreten, eine Äußerung, die immerhin <strong>de</strong>utlich ist. Er selbst aber<br />

vollführte bis zum Schluss seinen Balance-Akt zwischen Geist und Macht, zwischen<br />

Gläubigkeit und intellektueller Autonomie, zwischen I<strong>de</strong>al und Wirklichkeit.“<br />

Mag sein, daß die Autorin mit diesen fast sentimental geratenen und in die Diktion<br />

<strong>de</strong>r Nach-Wen<strong>de</strong>-Zeiten passen<strong>de</strong>n Zeilen ein wesentliches Moment trifft. Informativer<br />

und konkreter ist ihre Schil<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Vita <strong>Steinitz</strong>’, ausgehend von Kindheit<br />

und Jugend in Breslau, seinem Studium in Berlin, seiner Berührung mit <strong>de</strong>r Jugendbewegung<br />

und seinem frühen Interesse für Finnland. In <strong>de</strong>n zwanziger Jahren geht<br />

er auf die kommunistische Seite über, 1928 ist er Assistent am Ungarischen Institut in<br />

Berlin. Erwähnt wird ein geheimer kommunistischer Auftrag (S. 66 f.). 1929 ist er als<br />

Agitpropleiter für Thälmann aktiv, wird nach <strong>de</strong>m „Blutmai“ verhaftet. Ab 1929 reist<br />

er nach Finnland, Tallinn, Riga, übersetzt. Seine Dissertation erscheint 1934 in Finnland.<br />

1933/1934 leistet <strong>Steinitz</strong> illegale Arbeit für die KPD, En<strong>de</strong> 1934 gelangt er, mit<br />

Erlaubnis <strong>de</strong>r Berliner Parteileitung, nach Leningrad. Leo vermutet Aufträge für einen<br />

sowjetischen „Geheimdienst“ (S. 110, 114), um welchen es sich han<strong>de</strong>lt, konnte<br />

nicht geklärt wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Sowjetunion konnte er über drei Jahre auch wissenschaftlich<br />

arbeiten, und mit Glück konnte er sie im November 1937 über Estland<br />

Richtung Schwe<strong>de</strong>n verlassen. Das Kapitel „Die schwedischen Jahre (1937–1945)“ ist,<br />

ohne daß dies auf <strong>de</strong>r Titelseite o<strong>de</strong>r im Impressum vermerkt wird, von Michael F.<br />

Scholz verfaßt. Auch Scholz weist auf geheime kommunistische Aufträge hin, Konkretes<br />

läßt bzw. ließ sich nicht sagen (S. 154, 172). Immerhin wur<strong>de</strong> <strong>Steinitz</strong> zur Last<br />

gelegt, sowjetischer Spion zu sein. Aktiv war er nicht nur in <strong>de</strong>r KPD-<br />

Auslandsorganisation, son<strong>de</strong>rn auch in <strong>de</strong>r Emigrantenselbsthilfe, in <strong>de</strong>r schriftstellerisch-kulturellen<br />

Bewegung und für das Nationalkomitee Freies Deutschland. Allgemein<br />

wird er von Scholz als „unermüdliche[r] Sowjetpropagandist“ (S. 177) charakterisiert.<br />

Seinem Antrag auf Remigration wur<strong>de</strong> vom sowjetischen Gesandten und<br />

von <strong>de</strong>r KPD-Leitung stattgegeben. Im Januar 1946 kommt <strong>Steinitz</strong> nach Berlin<br />

(S. 214 ff.). Er wird zum Professor ernannt und entfaltet eine reiche und fruchtbare<br />

Tätigkeit – dazu ist schon oben einiges angemerkt wor<strong>de</strong>n. Chruschtschows sog. Geheimre<strong>de</strong><br />

versetzte ihm einen Schlag, tagelang war er krank (S. 283: „Mein Mann war<br />

von diesem Moment an ein sehr kritischer Mensch“). Konflikte mit <strong>de</strong>r SED-Führung<br />

– er hatte auch Kontakte z. B. mit Bloch und Havemann – lassen ihn einen „Kniefall<br />

vor <strong>de</strong>m Politbüro“ vollziehen (S. 299 f.). Zu solchen zentralen Punkten <strong>de</strong>r Darstellung<br />

wür<strong>de</strong> man gern authentische Texte von <strong>Steinitz</strong> lesen, zumin<strong>de</strong>st längere und<br />

konsistente Auszüge aus Re<strong>de</strong>n, Vorträgen, Briefen o<strong>de</strong>r Notizen.<br />

7


Schließen wir hier mit einem Zitat aus <strong>de</strong>r Trauerre<strong>de</strong> von Jürgen Kuczynski, einem<br />

Professorenkollegen an <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie. Die Integrität und persönliche Lauterkeit<br />

<strong>Wolfgang</strong> <strong>Steinitz</strong>’, <strong>de</strong>r bei Genossen als „Kümmerer“ und „Entleidiger“ galt, wur<strong>de</strong><br />

auch von an<strong>de</strong>ren bestätigt (S. 9 ff.):<br />

„Ein guter, treuer Genosse, ein be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r Wissenschaftler war <strong>Wolfgang</strong> <strong>Steinitz</strong><br />

[...]. Aber <strong>Wolfgang</strong> war weit mehr – er war ein großer Mensch. Und das verlieh <strong>de</strong>m<br />

Genossen und Wissenschaftler, das gab <strong>Wolfgang</strong>, wann immer und wo immer man<br />

ihn traf, seine beson<strong>de</strong>re Qualität. [...] Er war mutig vor <strong>de</strong>m Feind und mutig vor<br />

<strong>de</strong>m Freund und das letztere ist das schwierigere. Einsichtig beugte er sich vor <strong>de</strong>r<br />

Autorität, doch niemals vor Macht o<strong>de</strong>r Amt. Der Talisman seines Lebens war seine<br />

Lauterkeit, die <strong>de</strong>n Übelwollen<strong>de</strong>n lähmte, <strong>de</strong>n zunächst Gleichgültigen bewegte<br />

und <strong>de</strong>n ihm Gutgesinnten erhob und mitriß.“ Stilisierte Worte gewiß, und <strong>de</strong>utlicher<br />

konnte Kuczynski damals nicht wer<strong>de</strong>n. „Angehörige und Kollegen sagen, <strong>Steinitz</strong><br />

habe vor <strong>de</strong>r höchsten Instanz im DDR-Staat, vor <strong>de</strong>r Partei, ja selbst vor Walter<br />

Ulbricht unerschrocken seine Meinung geäußert.“<br />

_______________<br />

1 Mit Nach-Fragen an Robert Rompe und Jürgen Kuczyinski. Herausgegeben von Jan Peters.<br />

Leipzig: Reclam 1989, S. 90 ff. („Zum Verständnis <strong>de</strong>s Briefwechsels“).<br />

2 Helmut Müller-Enbergs/Jan Wieglohs/Dieter Hoffmann, Hrsg. Wer war wer in <strong>de</strong>r<br />

DDR? Ein biographisches Lexikon. Berlin: Christoph Links Verlag 2000, S. 822.<br />

3 Vol II: The Arts, Sciences, and Literature. Hrsg. von Herbert A. Strauss u. Werner Rö<strong>de</strong>r.<br />

(München/New York/London/Paris 1983).<br />

4 In: Die Künste und die Wissenschaften im Exil 1933–1945. Hrsg. von Edith Böhne und<br />

<strong>Wolfgang</strong> Motzkau-Valeton. Gerlingen: Lambert Schnei<strong>de</strong>r 1992, S. 445 ff.<br />

5 Hrsg. von Franz Josef Hausmann. Tübingen: Max Niemeyer Verlag 1986 (= Lexico-<br />

graphica. Series Maior, 12).<br />

6 Hierzu hat sich Helene Malige-Klappenbach geäußert, so wie<strong>de</strong>rholt in <strong>de</strong>r Zeitschrift<br />

Muttersprache, siehe beson<strong>de</strong>rs Die bei<strong>de</strong>n Konzeptionen <strong>de</strong>s „Wörterbuchs <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utschen Gegenwartssprache“ im Licht <strong>de</strong>r Perestroika (1988, S. 267 ff.), Staatliche Bevormundung<br />

<strong>de</strong>r Wörterbucharbeit in <strong>de</strong>r DDR <strong>de</strong>r siebziger Jahre (1990, S. 14 ff.) und Nachbemerkung<br />

(1991, S. 65 f.). Diese Nachbemerkung galt Werner Neumann, <strong>de</strong>m damaligen<br />

Institutsleiter bei <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften <strong>de</strong>r DDR, <strong>de</strong>r die Neuausrichtung<br />

dieses Wörterbuchs im politischen genehmen Sinne durchsetzte. Bei Leo<br />

8


taucht auf S. 12 ein „Professor Neumann von <strong>de</strong>r Institutsleitung“ auf, ohne daß Näheres<br />

ermittelt wor<strong>de</strong>n wäre, und das Register unterdrückt <strong>de</strong>nn auch diesen Personennamen.<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich eben um Werner Neumann, von <strong>de</strong>m in <strong>de</strong>r Muttersprache<br />

eine Replik zu einem <strong>de</strong>r Beiträge Helene Malige-Klappenbachs veröffentlicht wur<strong>de</strong><br />

(1991, S. 63 f.).<br />

7 Exil in <strong>de</strong>r Tschechoslowakei, in Großbritannien, Skandinavien und Palästina. Reclam,<br />

verfaßt von Ludwig Hoffmann, Rudolf Hirsch u. a., 1981 vom Rö<strong>de</strong>rberg-Verlag in<br />

Frankfurt am Main nachgedruckt.<br />

Annette Leo<br />

Leben als Balance-Akt<br />

<strong>Wolfgang</strong> <strong>Steinitz</strong>. Kommunist, Ju<strong>de</strong>, Wissenschaftler<br />

Berlin: Metropol Verlag 2005<br />

363 Seiten, brosch., mit zahlreichen Fotos, ISBN 3-936411-49-2<br />

© Gerhard Müller. Zuerst erschienen in Exil, Heft 1/2005.<br />

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