Download - Wachstum im Wandel
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POLICY PAPER NR. 5<br />
Gleichermaßen fragwürdig ist auch die Verwendung wertvoller Ressourcen für den Ausbau der<br />
Verkehrsinfrastruktur (Straßen, Tunnels, Hochgeschwindigkeitsbahnstrecken, Flughäfen, etc.). Aus<br />
Spanien kennt man bereits jetzt das Beispiel des Flughafens von Ciudad Real, der drei Jahre nach<br />
seiner Konstruktion aufgrund mangelnder Auslastung wieder geschlossen wurde.<br />
Dennoch ist auch zu bedenken, dass beispielsweise ein prinzipiell notwendiger, jedoch gleichzeitig<br />
drakonischer, die Wirtschaftstätigkeit quasi erstickender Sparkurs (wie die derzeitige EU<br />
„Abwürgungspolitik“), ganz offensichtlich sozial höchst unverträglich und als Adaptationsprozess<br />
ebenfalls ungeeignet ist. Umso wichtiger scheint daher ein gemeinsamer Umbau, etwa bei den oft<br />
nicht mehr zeitgemäßen oder sogar umweltschädigenden Subventionen und Budgets.<br />
4.6.2 Datenlage zu Rohstoffen verbessern<br />
Nur bei entsprechender Kenntnis über die tatsächlich vorhandenen Rohstoffe, deren Qualität<br />
(einheitliche Klassifizierung!), Standorteigenschaften, etc. ist ein angepasstes Ressourcen-<br />
management möglich. Denn selbst wenn es, entgegen vieler Expertenmeinungen, noch genügend<br />
Rohstoffe gäbe, ist es <strong>im</strong> Sinne von Resilienz zielführend, deren Förderung und Verarbeitung so zu<br />
managen, dass sich zukünftige Generationen ohne strukturelle Brüche und Verwerfungen d.h.<br />
möglichst kontinuierlich und v.a. planbar an ihr Schwinden anpassen können. Die Zeitachse ist in der<br />
Resilienzfrage daher ganz besonders ausschlaggebend und wird <strong>im</strong>mer wieder betont.<br />
Diesen Datensätzen sollten auch Details über die ökologischen und sozialen Kosten der Förderung<br />
beigefügt werden, wie etwa von Bergbau- und Umweltkonflikten. All diese Daten könnten dann dazu<br />
genutzt werden, den Respekt der KonsumentInnen vor Rohstoffen bzw. deren Wertigkeit zu erhöhen<br />
und damit auch zu einem sorgfältigeren Umgang führen. Ohne intelligente Preis- oder Mengenpolitik<br />
wird dies kaum gelingen,<br />
4.6.3 Ressourcen müssen teurer werden - „Den Österreichern geht’s noch zu gut!“<br />
Wie zuvor bereits angemerkt, geht aus der Resilienzforschung deutlich hervor, dass das Management<br />
der Rohstoffe an die jeweiligen Umstände (d.h. deren verfügbare Qualität und Quantität) angepasst<br />
werden sollte.<br />
Angesichts der Tatsache, dass der Ressourcenverbrauch sehr stark vom Ressourcenpreis abhängt<br />
(und damit vom Angebot), wäre es wünschenswert, schon jetzt auf der Preis- oder Mengenebene<br />
einzugreifen. Würde man bereits jetzt sukzessive und sozial behutsam damit beginnen, den Material-<br />
und Energiefluss in einer Ökonomie zu begrenzen, könnte man für den Adaptationsprozess Zeit und<br />
soziales Verständnis gewinnen und schon jetzt die richtigen Signale setzen. Erster Schritt wäre etwa<br />
eine Karbonsteuer auf alle Kohlenwasserstoffe (je nach CO2-Gehalt etc.) oder eine pro-Kopf-<br />
Verbrauchsquote.<br />
Besonders wichtig und interessant wäre dies natürlich <strong>im</strong> internationalen Kontext. Beispielsweise gibt<br />
es Vorschläge bekannter Ökonomen 10 , dass eine Karbonsteuer schon von / oder bei den Ressource-<br />
Produzenten (bzw. Förderern) eingehoben werden könnte, die dann international zweckgebunden für<br />
die Förderung von erneuerbarer Energie bzw. erneuerbaren Rohstoffen eingesetzt werden könnte 11 .<br />
10 Einige davon unterstützen die <strong>im</strong> letzten Jahr ins Leben gerufene „Ressource Cap Coalition“, eine wissenschaftlich fundierte<br />
Lobbygruppe zur Förderung von Rohstoffquoten, wie etwa dem R<strong>im</strong>ini Protokoll (http://www.ceeweb.org/rcc/).<br />
11 Dies wurde auch als Daly-Correa Steuer beschrieben, weil sie vom Ökologischen Ökonomen Herman Daly und vom<br />
Ecuadorianischen Präsidenten Rafael Correa befürwortet wird.<br />
http://www.bloomberg.com/news/2010-12-11/ecuador-asks-opec-to-support-oil-tax-on-<strong>im</strong>porters-update1-.html<br />
WACHSTUM UND MAKROÖKONOMISCHE RESILIENZ 30