28.10.2013 Aufrufe

DAV Panorama 2013

„Was soll das denn sein?“ werden Sie beim Anblick des aktuellen Panorama- Covers vielleicht fragen. Es ist eine im Bau befindliche Pistenraupen- Tankstelle in einem Skigebiet, mit großen Dieseltanks, die in der Erde verschwinden. Warum ein so „hässliches“ Motiv auf dem Titel? Weil es ein anschauliches Beispiel dafür ist, wie Bergwelt für sportlich-touristische Zwecke erschlossen wird. Und um den „Erschließungsfall Alpen“ in vielfacher Form geht es derzeit beim Themenschwerpunkt, den der DAVBundesverband aufgegriffen hat. Den Anfang macht das Panorama-Titelthema „Alpen unter Druck“ (ab S. 20), das Mitte Oktober erscheinende Jahrbuch BERG 2014 vertieft die Thematik; ab November beginnt im Alpinen Museum in München eine dazu passende Veranstaltungsreihe, und im März 2014 wird die dort gezeigte Ausstellung „Alpen unter Druck“ das Projekt auf den Punkt bringen (siehe auch S. 74/75).

„Was soll das denn sein?“ werden Sie beim Anblick des aktuellen Panorama- Covers vielleicht fragen. Es ist eine im Bau befindliche Pistenraupen- Tankstelle in einem Skigebiet, mit großen Dieseltanks, die in der Erde verschwinden. Warum ein so „hässliches“ Motiv auf dem Titel? Weil es ein anschauliches Beispiel dafür ist, wie Bergwelt für sportlich-touristische Zwecke erschlossen wird. Und um den „Erschließungsfall Alpen“ in vielfacher Form geht es derzeit beim Themenschwerpunkt, den der DAVBundesverband aufgegriffen hat. Den Anfang macht das Panorama-Titelthema „Alpen unter Druck“ (ab S. 20), das Mitte Oktober erscheinende Jahrbuch BERG 2014 vertieft die Thematik; ab November beginnt im Alpinen Museum in München eine dazu passende Veranstaltungsreihe, und im März 2014 wird die dort gezeigte Ausstellung „Alpen unter Druck“ das Projekt auf den Punkt bringen (siehe auch S. 74/75).

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ich hatte Luis Trenkers Matterhornfilm gesehen.<br />

Dreimal hintereinander hatte ich ihn mir angeschaut.<br />

Dann wollte ich auch ein solcher Kletterer<br />

werden, der wie ein wilder Teufel die Wände<br />

anspringt. Aber wie wird man ein Kletterer?<br />

„Klettern und jung sein: ein Stück vom<br />

Himmel!“ Aber es kann auch mit 90<br />

noch Spaß machen, findet Karl Lukan.<br />

Am 14. April 1940 bin ich ein Kletterer gewor-<br />

den. Doch das begann für mich mit einer großen<br />

Enttäuschung: Der Leiter der „Bergsteigerschule<br />

1940“ der Alpenvereinssektion Gebirgsverein<br />

schaute ganz und gar nicht so aus wie der Luis<br />

Trenker. „I bin der Hans Schwanda!“, sagte er.<br />

Und er war ein zartes Männlein mit Brille, das<br />

aussah wie ein Buchhalter, dessen höchste<br />

Kraftleistung das Spitzen eines Bleistifts ist.<br />

Freilich: Auch ich sah nicht wie ein zukünftiger<br />

zünftiger Gipfelstürmer aus. Als Lehrling mit we-<br />

10 <strong>DAV</strong> 5/<strong>2013</strong><br />

Karl Lukan<br />

Klettern – ein Stück vom Himmel<br />

Der große Wiener Alpinschriftsteller karl lukan wird in diesem Jahr 90 – und der tyrolia Verlag ehrt<br />

ihn mit einem Auswahlband seiner Berg-Geschichten. Im Vorwort erzählt der „Charly“ von seiner<br />

lebenslangen leidenschaft klettern.<br />

Foto: Karl Lukan<br />

nig Geld war ich in meinem Sonntagsgewand auf<br />

die Hohe Wand gekommen: Sonntags-Knickerbockerhose,<br />

Sakko, weißes Hemd mit Krawatte.<br />

Und obwohl ich die Krempe meines Sonntagshutes<br />

auf „verwegen“ zurechtgebogen hatte,<br />

war er doch nicht zum echten Trenkerhut geworden.<br />

Eine Ersteigung des Baumgartnerturmes<br />

(Schwierigkeitsgrad II) war meine erste<br />

Felskletterei. „Hat es dir nicht gefallen?“, fragte<br />

mich Schwanda auf dem Gipfel. „Klass wars!“<br />

„Warum hast du dann ein Gsicht gmacht, als<br />

wennst am liebsten die Felsen zerbeißen willst?“<br />

Ich hatte nur versucht, verwegen wie der Luis<br />

Trenker dreinzuschauen.<br />

In einem Steigbuch fand ich dieses Sprüchl:<br />

„Jungsein ist schön. Klettern ist schön. Aber<br />

Jungsein und Klettern – das ist ein Stück vom<br />

Himmel!“ Das hab auch ich damals empfunden,<br />

aber auch noch später, als ich immer älter und<br />

älter geworden bin.<br />

1952 ist mein erstes Buch „Kleiner Mensch auf<br />

großen Bergen“ erschienen. Ich hab’s geschrieben,<br />

weil ich allen Leuten erzählen wollte, wie<br />

schön und abenteuerlich das Klettern ist. 1950<br />

wollte ich im Urlaub etwas anderes machen als<br />

nur klettern … einmal auch mein Hirn ein bisserl<br />

spazieren führen. In Rom sind wir erstmals den<br />

Etruskern begegnet. Sie haben meine Frau Fritzerl<br />

und mich fasziniert – aus unseren Reisen<br />

entstanden vier Bücher. Später begann ich in Österreich<br />

alte Kultrelikte zu suchen. Bis heute sind<br />

54 Bücher von mir erschienen, übers Klettern wie<br />

über meine „kulturhistorischen Wanderungen“.<br />

Ich habe ein Leben mit Büchern gelebt. Im Verlag<br />

habe ich Bücher hergestellt, zu Hause habe ich<br />

Bücher geschrieben. In Stress kam ich nie. Als<br />

Sechzigjähriger ging ich in den Ruhestand. Das<br />

feierten Fritzerl und ich mit einer Wanderung<br />

von der Endstation der Wiener Straßenbahn in<br />

Rodaun durch die Alpen bis ans Mittelmeer. Am<br />

1. Mai 1984 gingen wir los, am 6. Oktober kamen<br />

wir in Nizza an – und stellten fest: „Es ist<br />

eigentlich erstaunlich, wohin man von Rodaun<br />

aus zu Fuß überall hinkommt!“<br />

„Ein Stück vom Himmel“ war Klettern für mich<br />

von Jugend an. Ich fand so viele lockende Kletterziele<br />

in den Alpen, dass mich die Weltberge<br />

überhaupt nicht interessierten. Ein besonders<br />

schweres Fünfmeterwandl an den kleinen Fel-<br />

»Ich möcht noch<br />

möglichst lang ein<br />

solcher Narr sein.«<br />

sen am Stadtrand von Wien freute uns ebenso<br />

wie eine Fünfhundertmeterwand. Heute ist das<br />

„Mäuerl“ für mich öfter Salz und Pfeffer bei meinen<br />

Wienerwaldwanderungen, eine aus großen<br />

Steinquadern errichtete Böschungsmauer, die<br />

recht vergnügliches Quergangsklettern erlaubt.<br />

Vor einiger Zeit kletterte ich wieder einmal das<br />

Mäuerl entlang, als zwei Frauen mit ihren Hunderln<br />

daherkamen. „Schau den alten Trottel an!<br />

Da ist ein Gehsteig, da ist eine Straße – und der<br />

kräult (klettert) an der Mauer dahin!“, sagte die<br />

eine. „Geh, gehn wir lieber. Bei solchen Narren<br />

weiß man nie, was ihnen noch einfällt!“, sagte die<br />

andere.<br />

Ich möcht noch möglichst lang ein solcher Narr<br />

sein.<br />

Die Bücher von karl lukan<br />

(* 12.9.1923) begeistern durch<br />

Wiener Schmäh mit Tiefgang.<br />

Seine Klettergeschichten<br />

unter dem Titel „Ein Stück<br />

vom Himmel“ erschienen im<br />

Juli im Tyrolia Verlag.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!