Paul C. Martin Ein System, das funktioniert - 1. Teil - - Das ...
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SCHULDEN + ZEIT = KAPITALISMUS<br />
Die Unternehmer sind also tollkühn, um nicht zu sagen: Sie sind verrückt. Sie wollen Geld kassieren, <strong>das</strong> es<br />
gar nicht gibt! Sie haben Zinsen und Gewinne kalkuliert, die sich niemals rechnen lassen. Die es vielleicht hinterm<br />
Mond gibt, aber nicht real hier auf Erden.<br />
Die Kapitalisten können nicht rechnen. <strong>Das</strong> ist die ganze Wahrheit des Kapitalismus.<br />
Die Kapitalisten können nur hoffen. Hoffen und beten, <strong>das</strong>s irgendjemand kommt.<br />
Jemand, der die Summen, die sie ihrerseits nicht in den Kreislauf abgegeben haben, dort hineintut.<br />
Dies kann der große Unbekannte aber nur machen, indem er sich seinerseits auch wieder verschuldet.<br />
Mit anderen Worten:<br />
Der <strong>Teil</strong> der Kosten, der nicht vorfinanziert, wohl aber kalkuliert wurde, kann nur dargestellt werden, indem<br />
ein anderer auftritt, der sich seinerseits verschuldet, um <strong>das</strong> zu kaufen, was dort angeboten wird.<br />
Die zusätzliche Verschuldung des neuen Schuldners muss immer so hoch sein wie die kalkulierten Kosten des<br />
alten Schuldners abzüglich des Betrages, den der alte Schuldner bereits vorfinanziert hat.<br />
Der Kapitalismus ist enthüllt:<br />
Der Kapitalismus kann nur existieren, wenn sich immer wieder neue Schuldner finden, die den alten Schuldnern<br />
aus ihrer Not helfen, die dadurch entstanden ist, <strong>das</strong>s die alten Schuldner mehr vom Markt zurückerwarten,<br />
als sie an ihn ausgezahlt haben.<br />
Diese Not der Kapitalisten ist ehern und ewig. Sie kann durch keinen, wie auch immer gearteten Trick aus der<br />
Welt geschafft werden. Durch keine Ausbeuterei, durch keine Sparsamkeit, durch keine Schlemmerei, durch<br />
keinen Geiz. Und vor allem nicht durch irgendeine »Wirtschaftspolitik«.<br />
Die Not des Kapitalisten ist die Schuld, die er auf sich nimmt, indem er produziert.<br />
Diese Schuld beginnt spätestens in dem Augenblick zu laufen, da die Produktion gestartet wird und Kosten<br />
entstehen, also Geld <strong>das</strong> Unternehmen verlässt.<br />
Bis dieses Geld zurückkehrt, vergeht Zeit.<br />
Und diese Zeit kostet Geld. <strong>Das</strong> Geld, <strong>das</strong> der Kapitalist nicht an den Markt abgegeben hat, <strong>das</strong> er aber dennoch<br />
dringend braucht, um auf seine Kosten zu kommen, wie man so schön sagt. Auf seine kalkulierten Kosten.<br />
<strong>Ein</strong>en <strong>Ein</strong>wand wollen wir hier gleich töten. Den mit dem Geld, <strong>das</strong> »nichts« kostet.<br />
Auf diesen Unfug ist, wie wir gesehen haben, schon Karl Marx hereingefallen. <strong>Das</strong> ist die Story mit seiner Truhe,<br />
die die Kapitalisten im Keller haben. Wo immer Geld liegt, Geld, <strong>das</strong> einfach immer da ist. Geld, <strong>das</strong> ergo<br />
nichts kostet.<br />
Kann die ganze Welt nicht doch so konstruiert sein?<br />
Marx hat zu dem Gag mit dem unendlich vorhandenen Geld, <strong>das</strong> nichts kostet, nur gegriffen, weil er sonst<br />
Kapitalisten hätte vorführen müssen, die eine Passivseite haben, die also unter Schuldendruck (Tilgung! Zinsen!)<br />
geraten, sobald sie produzieren. Dann hätte sich Marx dem Zins-Phänomen widmen müssen, über <strong>das</strong> er<br />
an anderer Stelle wohl Brillantes vorträgt 10 , aber eben nicht im Zusammenhang mit dem Kapitalismus und speziell<br />
der elenden Frage: Was, wenn die Kapitalisten Produktion und Mehrwert nicht aus der Truhe vorfinanzieren<br />
können, sondern wenn sie sich <strong>das</strong> alles pumpen müssen?<br />
Geld liegt aber nicht in der Truhe, weil jeder, der es dort schlummern ließe, auf Geld verzichtet, auf Geld, <strong>das</strong><br />
er kassieren könnte, sobald er es verleiht. Der Betriebswirtschaftler Professor Horst Albach hat die Idee mit der<br />
Truhe schon vor Jahren der Lächerlichkeit preisgegeben und resümiert: 11<br />
10 Dazu der dritte Band des »Kapitals«, von Engels 1894 herausgegeben, speziell Seite 377 ff. über <strong>das</strong> »zinstragende Kapital«.<br />
Angesichts des Zinseszins-Effekts gerät Marx ins schwärmerische Schleudern (»<strong>Das</strong> Geld hat jetzt Lieb im Leibe«), vgl.<br />
<strong>Paul</strong> C. <strong>Martin</strong>, Cash - Strategie gegen den Crash, München 1985, Seite 118 ff.<br />
11 Horst Albach, Investition und Liquidität – Die Planung des optimalen Investitionsbudgets, Wiesbaden 1962, bes. Seite<br />
48 ff. Ganz so intelligent, wie es den Anschein hat, ist der Herr Professor AIbach aber auch nicht. Denn was ist <strong>das</strong> eigentlich:<br />
»Liquidität«? <strong>Das</strong> kann sein ein täglich fälliges Konto bei einer Bank. Die Bank hält den Betrag nun aber nicht etwa<br />
»abrufbereit«, in Form von Bargeld also, da liegen, bis die Firma ihren Chauffeur mit dem Lieferwagen schickt. Sondern die<br />
Bank verleiht <strong>das</strong> »Geld« ihrerseits an andere Banken zum Tagesgeldsatz. Liquidität kostet also Zins, nur <strong>das</strong>s man den Zins<br />
nicht gleich sieht. Hält die Firma ihre Liquidität in Form von Bargeld in der Firmenkasse, ist damit auch der Zins nicht weggezaubert,<br />
wiewohl die Firma für <strong>das</strong> bei ihr liegende Bargeld keinen Zins kassiert. Bargeld ist nämlich, wie wir wissen, eine<br />
Forderung an die Notenbank, und wenn wir flugs auf die Aktivseite der Notenbank-Bilanz schauen, sehen wir, was bei der<br />
Ausgabe von Bargeld gleichzeitig als Hereinnahme, als Aktivum gebucht wurde: zum Beispiel ein Wechsel. Für den ist der<br />
Diskontsatz zu bezahlen, also auch ein Zins; oder ein Staatspapier, <strong>das</strong> steht da zum Lombardsatz beliehen.<br />
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