Paul C. Martin Ein System, das funktioniert - 1. Teil - - Das ...
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Auf Lohnhöhe und Arbeitslosigkeit kommen wir noch zu sprechen.<br />
DEFINITIONEN<br />
3.4.7. Freier Markt und freie Preise<br />
Nach landläufiger Meinung müsse nur »freie Marktwirtschaft« herrschen, um dem Wohlstand der Nationen<br />
auf die Sprünge zu helfen. Diese Vorstellung steckt hinter den bekannten »Wirtschaftstheorien« von Adam<br />
Smith über Mises und Eucken bis Hayek, Friedman und den Neuen Klassikern. Diese Vorstellung ist ganz naiv,<br />
und sie wird weiter unten noch ausführlicher zurechtgerückt.<br />
Der freie Markt mit freiem Marktzugang und allseits freien Preisen ist eine durchaus notwendige, aber keinesfalls<br />
eine hinreichende Bedingung für den wirtschaftlichen Fortschritt, für Wohlstand und hohe Wachstumsraten.<br />
Der Kapitalismus entwickelt sich nicht, weil er sich »frei« entwickeln darf. Sondern er entwickelt sich, weil<br />
verschuldete Eigentümer, alias Kapitalisten, den Markt brauchen, um dort die verauslagten Produktionskosten<br />
wieder einzufangen – und um die anderen Marktteilnehmer (»Käufer«) zu just jener zusätzlichen Verschuldung<br />
zu animieren , ohne welche die verschuldeten Kapitalisten ausnahmslos untergehen müssten.<br />
Die freie Marktwirtschaft ist eine Veranstaltung, um den »Kapitalismus« definierenden Prozess möglichst optimal,<br />
d.h. letztlich zeitsparend, ablaufen zu lassen. Wir können also sagen: Je besser, d. h. freier die Marktwirtschaft,<br />
umso schneller, weil ungehinderter, kann der Kapitalist seine Kosten wieder einfangen und die zur <strong>System</strong>erhaltung<br />
notwendige Neuverschuldung auf den Weg bringen. Was die Neuverschuldung wiederum senkt.<br />
Weil wir Marx oben mit Bildern von Dagobert Duck und König Laurin geärgert haben, können wir den Kapitalisten<br />
auf dem freien Markt wie folgt beschreiben: Er läuft da herum wie ein junger englischer Lord mit einem<br />
Schmetterlingsnetz. <strong>Das</strong> Netz dient ihm dazu, seine Produktionskosten wieder einzufangen, die irgendwo auf<br />
dem Markt, alias auf der bunten Wiese, herum schwirren. Dabei muss der junge Lord durch feine Manieren und<br />
in besten Tweed gewandet so sehr auffallen, <strong>das</strong>s sich mehr Schmetterlinge auf ihm niederlassen, als eigentlich<br />
zunächst auf der Wiese vorhanden gewesen sind.<br />
3.4.8. Risiko und Gewinn<br />
Es versteht sich von selbst, <strong>das</strong>s auch <strong>das</strong> Risiko im Kapitalismus in Wirklichkeit etwas ganz anderes ist, als<br />
immer wieder dargestellt. In den Köpfen der traditionellen Wirtschafts-»Theoretiker« besteht <strong>das</strong> Risiko der<br />
Kapitalisten darin, <strong>das</strong>s sie einen geringeren Anteil an der von ihnen in den Kreislauf als Produktionskosten<br />
abgegebenen und »im Markt« also herumschwirrenden »Nachfrage« zurückbekommen, als sie – sozusagen<br />
anteilig – verausgabt haben.<br />
Auch diese Vorstellung ist kindlich. Da gibt es also 100 Unternehmer, jeder hat 100 Kosteneinheiten abgegeben,<br />
macht 10 000 <strong>Ein</strong>heiten Nachfrage. Die »besseren« 50 Unternehmer kriegen davon je 110 zurück. Die<br />
schlechteren 50 nur 90, und wenn sie nicht bald besser werden, scheiden sie aus dem »Wettbewerb« aus.<br />
<strong>Das</strong> ist ganz falsch.<br />
Wahr ist vielmehr, <strong>das</strong>s 10 000 <strong>Ein</strong>heiten Nachfrage von den 100 Kapitalisten geschaffen wurden, <strong>das</strong>s sie<br />
aber insgesamt 11 000 zurück haben müssen (die 1000 seien Zins, Gewinn). Macht pro Kapitalisten 110. Die 50<br />
besseren schaffen <strong>das</strong> mit Müh‘ und Not. Die 50 schlechteren müssen sich in die verbleibenden 4500 teilen<br />
(wenn wir die zusätzliche debitistische Verschuldung nicht haben), und sind mit je 90 schlicht pleite. Von den<br />
verbleibenden 50, die insgesamt 5500 bringen müssten, die aber – im Beispiel unserer Wirtschaftstheoretiker,<br />
die den Debitismus nicht kennen – nur 5000 bringen, scheidet auch sofort wieder die Hälfte aus usw. Kurzum:<br />
Der Kapitalismus wäre längst zu Ende, wenn es so etwas wie <strong>das</strong> Wirtschaftssystem der »freien Marktwirtschaft«<br />
mit »Bestenauslese« tatsächlich gäbe.<br />
Tatsächlich liegt <strong>das</strong> Risiko der Kapitalisten nicht darin, die verauslagten Produktionskosten nicht wiederzusehen,<br />
sondern darin, keinen Nachfolge-Schuldner zu finden.<br />
Insofern ist der viel geschmähte »Profit« eine Petitesse, ist Kleckerleskram und überhaupt nicht die Aufregung<br />
wert, die allenthalben darum gemacht wird.<br />
Der Profit (Gewinn) ist nicht etwa eine Prämie fürs Wiedererwischen der verauslagten Kosten, wie es die bürgerlichen<br />
Ökonomen bis heute lehren. Er ist auch kein Ausbeutungs-Vehikel, wie die Linken faseln, weil es Ausbeutung<br />
(Wert minus Preis, alias Lohn für »gute« Arbeit) überhaupt nicht geben kann. Sondern der Profit ist<br />
eine echte Risiko-Prämie, die sich alle Kapitalisten ehrlich verdienen. Denn ihr Risiko besteht darin, die Anschlussverschuldung<br />
nicht auf den Weg zu bringen, keine späteren Schuldner (mehr) zu finden und ergo allesamt<br />
elendiglich unterzugehen.<br />
3.4.9. <strong>Das</strong> Gleichgewicht und der Staat<br />
Seit dem 19. Jahrhundert gilt <strong>das</strong> wirtschaftliche »Gleichgewicht« als etwas höchst Erstrebenswertes, ein Zustand,<br />
in dem sozusagen »alles gut« ist. Alle haben, was sie wollen, alle sind beschäftigt, es steigen weder Preise<br />
noch Zinsen, der Außenhandel ist im Gleichgewicht, die Währung ist stabil und so weiter.<br />
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