Paul C. Martin Ein System, das funktioniert - 1. Teil - - Das ...
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DEBITISMUS<br />
36<br />
»Die Zinspflichtigkeit von Kreditnehmern ... bleibt die entscheidende ... Grundlage der Geldwirtschaft.«<br />
Die Bremer Revolutionäre fordern ganz konsequent, nicht der »Geldschleier« müsse beseitigt werden, sondern<br />
der »Tausch-Schleier«.<br />
Genau!<br />
Nicht <strong>das</strong> »Geld« verhüllt die »eigentliche« Wirtschaft. Sondern die »reale Wirtschaft« verstellt die Tatsache,<br />
<strong>das</strong>s alles Wirtschaften nichts anderes ist als der permanente verzweifelte Versuch der Kapitalisten, die einmal<br />
gemachten Schulden wieder einzufangen. Nicht nur der »Tausch« verschleiert den wahren Sachverhalt, sondern<br />
alles, was mit der realen Wirtschaft zu tun hat: Produktion, Beschäftigung, Investitionen, Wachstum.<br />
Alles Mumpitz!<br />
Wir müssen den Produktionsschleier beseitigen, den Beschäftigungs-, Investitions- und Wachstumsschleier.<br />
<strong>Das</strong> alles hat nur vordergründig etwas mit Wirtschaft zu tun. In Wirklichkeit ist Wirtschaft immer nur <strong>das</strong> zugrundeliegende<br />
Schuldverhältnis.<br />
Wenn <strong>das</strong> nicht fristgemäß erfüllt oder aufgelöst wird, ist alles andere ohne jede Bedeutung: ob produziert<br />
und investiert wird, ob es Arbeitslose gibt oder ob die Wirtschaft »wächst«.<br />
Der Sinn der Wirtschaft, <strong>das</strong> Ziel allen Planens, Rechnens, rastlosen Tätig seins, der Zweck der Maloche<br />
schlechthin ist nicht die Güterwelt, nicht der »Bedarf«, nicht der »Konsum«, <strong>das</strong> »bessere Leben«, und wie die<br />
schönen Sprüche aus den Sonntagsreden alle lauten.<br />
Der einzige Sinn des Wirtschaftens ist die Vermeidung des permanent und unerbittlich drohenden Untergangs.<br />
20<br />
Wir wirtschaften nur, um nicht unterzugehen.<br />
<strong>Das</strong> ist der Kapitalismus.<br />
Denn <strong>das</strong> ist der Debitismus.<br />
Den debitistischen Kapitalismus hatten wir oben bereits als <strong>das</strong> Wirtschaftssystem definiert, in dem alte<br />
Schuldner in rastloser Suche nach neuen Schuldnern sind. Finden sie diese nicht, ist es vorbei.<br />
Alles, was die Kapitalisten produzieren, stellen sie nicht vorne ins Regal, preisen sie nicht in ganzseitigen Vierfarbanzeigen<br />
an, um den »Bedarf« der »Konsumenten« zu »befriedigen«.<br />
<strong>Das</strong> ist den Kapitalisten völlig wurscht.<br />
Es ist ihnen ganz egal, wer was »haben will« oder »sich wünscht«.<br />
Der Kapitalist verfolgt mit seiner Produktion nur eines: Er muss jemanden finden, der sich zum Zwecke des<br />
Kaufs dieser »Produkte« seinerseits verschuldet!<br />
Es geht im Kapitalismus niemals darum, »Abnehmer« zu finden. <strong>Das</strong> wäre ja kinderleicht. Denn die Abnehmer<br />
haben ja »genug Geld«, um sich <strong>das</strong> Angebotene auch zu kaufen.<br />
Es geht im Kapitalismus schon gar nicht ums »Tauschen«. So etwas sollten wir getrost jenen überlassen, die<br />
<strong>das</strong> bestens beherrschen, den Kindern.<br />
Die wirkliche Wirtschaft aber ist kein Kindergarten. In ihr wird nicht »getauscht«, sondern gekauft.<br />
Kaufen heißt immer: <strong>Das</strong> Geld ausgeben, <strong>das</strong> andere durch ihre eigene Vorverschuldung in Umlauf gebracht<br />
haben plus <strong>das</strong> Geld, <strong>das</strong> der Käufer selbst durch Verschuldung in Umlauf bringt. Wobei seine Verschuldung so<br />
hoch sein muss wie die Kosten (und/oder Gewinnerwartungen) der Vorverschuldeten, alias der Verkäufer.<br />
Die ganze kapitalistische Wirtschaft zielt nur auf eines ab: andere zum Schuldenmachen zu überreden.<br />
Und die Produkte des Kapitalismus sind nur deshalb so schön und so »begehrenswert«, weil sie einen selbst<br />
zum Schuldenmachen zwingen wollen, und nicht zum albernen Tauschen.<br />
Wer am Kapitalismus teilnimmt, wer also etwas kauft, muss dabei immer die eigene Existenz riskieren. Und<br />
wenn <strong>das</strong> einige nicht tun (weil sie halt »niemals« Schulden machen), dann müssen anderen umso riskanter<br />
leben. Denn auf die Summe kommt es an.<br />
Der amerikanische Werbe-Fachmann und Psychologe Vance Packard prägte vor einer Generation den Begriff<br />
von den »geheimen Verführern«. Er meinte damit die Trickser in den Chefetagen der Großkonzerne, die <strong>das</strong><br />
ahnungslose Publikum mit allerlei Mätzchen übertölpeln, damit sie nur ja Cola trinken oder Camel schmöken.<br />
Die Vorstellung aber, es würde im Kapitalismus jemand zum »Konsum« verführt, ist albern. Denn da würde<br />
schließlich auch kein Mensch übervorteilt. Im Packardschen »Kapitalismus«, einer Welt, in der auch alle anderen<br />
linken Weltverbesserer hausen, gilt bekanntlich <strong>das</strong> »Tausch«-Prinzip. Letztlich tauscht jeder Ware gegen<br />
Ware oder Ware gegen eine andere Leistung, wie den <strong>Ein</strong>satz seiner Arbeitskraft.<br />
In der Welt des Tauschens gibt es aber keine »Verführung«. Im Gegenteil!<br />
20 <strong>Das</strong> erste Mal, <strong>das</strong>s dieses »Wesen« des Kapitalismus enthüllt wurde, war in Heinsohn/Steigers Aufsatz: »Geld, Produktivität<br />
und Unsicherheit in Kapitalismus und Sozialismus«, in: Leviathan, 2, 198<strong>1.</strong> Dieser Aufsatz ist ein Meilenstein der<br />
Wirtschaftswissenschaften!